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Solidarität, die trägt

In einer Gemeinschaftsleistung von Partnern aus Leme/Brasilien, Spendern aus Deutschland und weiteren Sponsoren konnten die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (SMMP) im vergangenen Jahr ihr fünftes Sozialzentrum an einem der Stadtränder von Leme/Brasilien errichten. Es liegt im Stadtrandviertel Alto da Glória und wurde am 31. Januar 2021 von Bischof José Roberto Palau eingeweiht. Er ist Bischof der Diözese Limeira, zu der auch die Stadt Leme gehört. Der Bischof hatte den Schwestern das Grundstück für 100 Jahre auf Erbpacht überlassen. Im Mai 2020 haben unsere Schwestern mit dem Bau begonnen. Künftig sollen in diesem Zentrum 80 Schülerinnen und Schüler von der sechsten bis zur neunten Klasse unterrichtet werden. Und zwar Schülerinnen und Schüler aus den ärmsten Familien Lemes, die sonst keinerlei Zugang zu Bildung und Ausbildung hätten. Die integrierte Ganztagsschule ist eine Zweigstelle der bestehenden Schule im Zentrum von Leme (der ehemaligen Creche, von Sr. Maria Ludwigis Bilo gegründet).

Die sozialen Zentren sind unsere Reaktion auf die Anonymität sowie die Armut an den Stadträndern. Es sind zwar von der Kommune große Neubaugebiete mit kleinen, einfachen Häusern geschaffen worden, aber ohne jede soziale Infrastruktur. Das fördert Anonymität, Gewalt, Drogenkonsum sowie verdeckte soziale Armut. Auch ein Anwachsen der Bandenkriminalität ist zu beobachten und bereitet uns große Sorgen. In unseren Sozialzentren werden außerhalb von Corona-Zeiten Kurse zur beruflichen Bildung, Kleidung und Essen zum Mitnehmen für arme Familien sowie Sozialberatungen angeboten. Diese Angebote sollen weiter kontinuierlich ausgebaut werden. Eine wichtige Säule ist dabei die starke Einbeziehung von Ehrenamtlichen. Insgesamt konnten wir im Jahr 2020 für die Förderung und den Aufbau von Sozialzentren 95.880 Euro aus Spendengeldern zur Verfügung stellen.

Hinzu kommen die Soforthilfen aus dem Sozialbüro am Provinzhaus. Hier wirkt weiterhin Schwester Maria Ludwigis Bilo unermüdlich für die Armen der Stadt. Sie gewährt Soforthilfen für Menschen in akuter Not, die am Rande des Existenzminimums leben. Es werden zum Beispiel Essenskörbe verteilt und dringend notwendige Medikamente finanziert.

Brasilien: Schule ist die beste Investition in die Zukunft dieser Kinder.

Leider ist die Not im Jahr 2020 dramatisch gestiegen. Deshalb haben wir unser Nothilfeprogramm für das Sozialbüro deutlich erhöht. Die Ausgaben lagen im Jahr 2020 bei 35.480 Euro. Und trotz dieser großen Summe waren die Hilfen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Berichte von Schwester Maria Ludwigis sind erschütternd und zeigen, dass ihr Sozialbüro als Anlaufstelle ein wichtiger Ort ist für die Menschen, die einfach nicht mehr weiterwissen.

Ein anderes schönes Beispiel der Solidarität und des Zusammenwirkens verschiedener Akteure sind unsere Wasserprojekte im afrikanischen Mosambik. Hier gibt es eine enge Zusammenarbeit von Förderern aus Deutschland, den Menschen in Mosambik und unseren Schwestern: An den vier Standorten, an denen unsere Schwestern dort tätig sind, ist die Trockenheit erschreckend und das mit steigender Tendenz. In den anhaltenden Trockenzeiten sehen unsere Schwestern die Folgen des Klimawandels. Unser Regionalhaus in Metarica und unsere dortige Schule haben dank mehrerer Wasserreservoire heute ausreichend Wasser. Der Bau der Reservoire erfolgte mithilfe von Spendengeldern aus Deutschland, insbesondere durch die großzügige Unterstützung der Bernhard-Bosch-Stiftung aus Gronau im Münsterland. Ein Wasserreservoir wurde ferner aus dem Erlös des Solidaritätsmarsches des Berufskollegs Placidahaus in Xanten finanziert.

Mosambik: Wasser ist das universale Lebensmittel. Es stillt den Durst und sorgt für eine gute Ernte. Mosambik: Frauen an einem der zu unserem Wasserprojekt gehörenden neuen Brunnen.

Um die Familien im Umkreis von Metarica noch besser mit Wasser zu versorgen, ist der Bau von Brunnen, deren Wartung und Instandhaltung leichter garantiert werden können, vorgesehen. Ein Tiefbrunnen wurde im Herbst 2020 auf dem Gelände der Kommu-

nität in der Provinzhauptstadt Nampula gebohrt. Die Schwestern hatten monatelang buchstäblich auf dem Trockenen gesessen. Ende Dezember wurde der Bau eines 200.000 Liter Regenwasser fassenden Reservoirs in Nametória, Provinz Nampula, fertig. Die vorbereitenden Arbeiten hatten Dorfbewohner übernommen. Für sie bedeutete der Einsatz einen zusätzlichen Verdienst, für den sie die Arbeit gerne übernahmen, und für unsere Schwestern war es eine große Unterstützung. Im Jahr 2020 haben wir 35.000 Euro aus Spendengeldern in diese Wasserprojekte in Mosambik investiert. „Wasser ist Leben“ – dieses afrikanische Sprichwort hat sich durch den Bau der Brunnen und der Reservoire bewahrheitet.

Als drittes Beispiel möchten wir von der „Solidaritätsaktion der Liebe“ in Oruro/Bolivien berichten. In dieser Bergarbeiterstadt auf 3.700 Metern Höhe, wo wir eine große Schule betreiben, hat unsere Schwester Mónica Cárdenas im Juni 2020 zusammen mit einem Steyler Missionar und dem Pfarrer in Oruro eine Hilfsaktion ins Leben gerufen, an der sich bis heute viele Freiwillige beteiligen. Sie baten in einem Aufruf um Spenden von unverderblichen, trockenen Lebensmitteln. Und es wurde reichlich gespendet. Eine Keksfabrik brachte z. B. säckeweise Mehl, Zucker und Trockenmilch. Das Straßenverkehrsamt stellte Konserven und Salz zur Verfügung. Die Regierung spendete Obst. Alles wurde dann in den Räumen der Kathedrale von Oruro gesammelt und in zahlreiche kleine Pakete gepackt. Diese enthielten auch Reis, Nudeln und Öl. Unter den unter der Corona-Krise leidenden Menschen sprach sich die Aktion schnell herum. Da die Menschen wegen der strengen Quarantänebestimmungen höchstens einmal pro Woche Gelegenheit hatten, an der Kathedrale vorbeizukommen, schlug der Gouverneur der Stadt vor, notleidende Familien sollten eine weiße Fahne an ihre Haustür hängen. Dann könnte man einen Bringdienst organisieren. Über die sozialen Medien wurde dies sehr erfolgreich kommuniziert. Polizisten und die Feuerwehr begleiteten die Schwestern und ihre vielen freiwilligen Helfer bei ihren Rundfahrten durch die Stadt zur Verteilung der Hilfspakete. Selbst Spielzeug für Kinder wurde gespendet und konnte verteilt werden. Wir haben diese Solidaritätsaktion mit 1.000 Euro aus Spendengeldern unterstützt.

Bolivien: Für die „Solidaritätsaktion der Liebe“ während des Lockdowns ins Oruro werden Hilfspakete gepackt.

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