Fokus Moderne Frau

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E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A

#FOKUSWOMEN

BUNDESVERWALTUNG • BRANDREPORT 15

«Wir brauchen weibliche Vorbilder in MINT-Berufen» Im Interview sprechen Montserrat Bolaños, wissenschaftliche Projektleiterin Sensorik bei armasuisse, und Ruzica Golubovic, Leiterin Technik und Unterhalt in der Sektion Radio Monitoring beim Bundesamt für Kommunikation (BAKOM), über die Faszination ihrer Arbeit und welchen Beitrag sie damit für die Schweiz leisten.

Montserrat Bolaños

wissenschaftliche Projektleiterin Sensorik armasuisse

Ruzica Golubovic

Leiterin Technik & Unterhalt Sektion Radio Monitoring BAKOM

Frau Montserrat Bolaños, Frau Ruzica Golubovic, Sie arbeiten im Mathematik-, Informatik-, Naturwissenschaft- und Technik-Bereich. Was finden Sie an Ihrer Arbeit besonders bereichernd? Bolaños: Der MINT-Bereich interessiert mich und es begeistert mich, mein Fachwissen im technischen Bereich einsetzen zu können. Dank meiner analytischen Denkweise löse ich gerne Probleme. Meine Ingenieurfähigkeiten helfen mir im Arbeitsalltag, verschiedene Aspekte zu berücksichtigen und darauf basierend Entscheidungen zu treffen. Golubovic: Ich schätze sehr, dass meine Arbeit so interdisziplinär ist. Mein Team ist für die Weiterentwicklung und den Unterhalt der Gesamtmessinfrastruktur und Messtechnik für die Sektion Radio Monitoring zuständig. Damit können Störungen im Frequenzspektrum in der Schweiz identifiziert und geortet werden. Mit meinem Team verfolge ich die neusten technologischen Entwicklungen aktiv, berücksichtige die

aktuellen Normen und die stetig steigende Frequenznutzung. Wir arbeiten eng mit Rechts- und Finanzspezialistinnen und anderen Bundesämtern zusammen.

zwischen privatem und beruflichem Leben zu ermöglichen. Homeoffice und flexible Arbeitszeiten gestatten mir eine gute Work-Life-Balance.

Was hat Sie bewogen, in den MINT-Bereich zu gehen? Bolaños: Ich habe in Spanien mit dem Studium angefangen und meinen Master an der EPFL (École Polytechnique Fédérale de Lausanne) absolviert. Danach bot sich mir die einmalige Gelegenheit, in Mikrotechnik und Mikrosystemtechnik zu doktorieren. So gab ich meine Stelle als stellvertretende Leiterin eines Labors an der EPFL auf und schloss mich bei armasuisse im Bereich Wissenschaft und Technologie der Radarabteilung an, um aus meiner Komfortzone herauszukommen.

Inwiefern leistet Ihre Arbeit einen Beitrag an die Schweiz? Bolaños: Zurzeit arbeite ich an einem Projekt namens Florako. Dieses beinhaltet unter anderem ein Radarsystem, welches für die Überwachung des Schweizer Luftraums zuständig und von nationaler Bedeutung ist. Momentan arbeiten wir an der Erneuerung von bestimmten Bestandteilen des Systems. Seit 18 Jahren bin ich in der Schweiz – und für das Land und den Schutz der Bevölkerung arbeiten zu dürfen, macht mich sehr stolz.

Golubovic: Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Mathematik und Physik. Dies hat mich zu einem Studium im Bereich Elektrotechnik mit Fachrichtung Telekommunikation bewogen. Die Idee, Informationen über eine nicht sichtbare Weise zu übertragen, faszinierte mich. Meine neugierige und lernfreudige Natur hat mich zu einer Doktorarbeit in diesem Bereich motiviert.

Golubovic: Das BAKOM hat unter anderem den Auftrag, einen störungsfreien Funkverkehr sicherzustellen. Dies kommt der ganzen Schweizer Bevölkerung zugute. Ich bin sehr dankbar, hier einen Beitrag leisten zu können.

Wie empfinden Sie das Gleichgewicht von Arbeit und Freizeit in Ihrem Beruf? Bolaños: Bei armasuisse habe ich gute Arbeitskonditionen. Ich kann meinen Terminkalender selbst gestalten. Meine flexiblen Arbeitszeiten wie auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, geben mir Zeit für meine Kinder. Da ich und mein Mann je 100 Prozent arbeiten, können wir so das Familienleben gut bewältigen.

Wie erleben Sie es, sich als Frau in einer Führungsposition in der MINTBranche zu positionieren? Bolaños: Seit der Universität bin ich mit einer männlichen Mehrheit konfrontiert. Schon in meinem Jugendsport Judo war dies so. In all meinen Berufstätigkeiten habe ich mich immer sehr willkommen und geschätzt gefühlt und pflegte einen guten Kontakt zu meinen Arbeitskollegen. Dies ist auch bei armasuisse der Fall, einzig die Sprache ist mit den vielen militärischen Begriffen nicht immer einfach zu verstehen. Dies ist jedoch eine willkommene Herausforderung.

Golubovic: Es ist eine wichtige Aufgabe, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Die Bundesverwaltung engagiert sich in diesem Punkt sehr, um mit Teilzeitarbeit, Jobsharing oder verschiedenen Arbeitszeitmodellen eine Balance

Golubovic: Es ist eine Tatsache, dass es im MINTBereich mehr Männer als Frauen gibt. Dass es weniger Frauen in Führungspositionen gibt als Männer, ist jedoch auch in anderen Bereichen der Fall. Ich fühle mich in meiner Führungsposition in der

MINT-Branche wohl und hatte nie Probleme, in einer männerdominierenden Arbeitsumgebung tätig zu sein. Vielfalt im Team finde ich sehr bereichernd und wichtig, nicht nur in Bezug auf Geschlecht, sondern auch bezüglich Ausbildungen, Erfahrungen und Werdegängen. Dank verschiedener Sichtweisen gelingen neue und innovative Lösungen. Die MINT-Branche wird vorwiegend von Männern dominiert. Wie könnte man andere Frauen dazu motivieren, sich für diese Branche zu entscheiden? Bolaños: Man muss an seine eigenen Fähigkeiten glauben und sich trauen, einen Schritt nach vorne zu machen. Wir selbst wissen, was das Beste für uns ist. Mädchen brauchen weibliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Die Schule spielt eine wichtige Rolle, wenn es um die Motivation und die Stärkung ihres Selbstbewusstseins geht. Golubovic: Ich bin davon überzeugt, dass unsere Interessen und nicht unser Geschlecht entscheidend sein sollten bei der Berufswahl. Junge Frauen mit einer Freude an Technik, Wissenschaft oder Mathematik sollten keine Angst vor einer Ausbildung im MINTBereich haben. Es ist wichtig, weibliche Vorbilder in diesem Bereich zu fördern, um zu zeigen, dass MINTBerufe nicht nur Männern vorbehalten sind, sondern auch Frauen dort ihren Platz finden können. www.stelle.admin.ch

Interview Vanessa Bulliard

POSTFINANCE AG • BRANDREPORT

«Der Erfolg liegt im ganzheitlichen Vorgehen» Gabriela Länger, Chief Transformation Officer und Mitglied der Geschäftsleitung bei PostFinance, zum Einfluss von Transformationsprozessen auf die Unternehmenskultur, aber auch den Mindset und Diversity-Fragen. Gabriela Länger, PostFinance ist schon sehr weit, was die Transformation anbelangt. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Kürzlich hat ein Verwaltungsrat von PostFinance das Management explizit dafür gelobt, wie konsequent wir unsere Strategie umsetzen. Das hat mich sehr gefreut, weil diese Konsequenz die Voraussetzung für eine gelungene Transformation ist. Letztlich ist eine Transformation ja der Weg vom Ist-Zustand zum definierten angestrebten Soll-Zustand. Dabei ist es gerade bei grossen Transformationen wichtig auseinanderzuhalten, was man erreichen will und wie man den Weg dorthin gestaltet. Es ist zwar kein Geheimnis aber definitiv Teil unseres Erfolgs, dass wir diesen Weg, das «Wie», technisch gut vorbereitet haben und gleichzeitig die Menschen, die ihn beschreiten, gut begleiten. Zu diesem Zweck haben wir über die ganzen vier Jahre der Strategieperiode sauber konzipiert und geplant, wir haben Must-Win-Battles definiert und teilen unsere Ressourcen entsprechend ein. Zudem messen wir den Fortschritt vierteljährlich, prüfen und optimieren das weitere Vorgehen laufend. Gleichzeitig investieren wir viel in die Kommunikation, die Mobilisierung und die Befähigung unserer Mitarbeitenden. In dieser ganzheitlichen Vorgehensweise liegt meines Erachtens der Schlüssel zum Erfolg. Welchen Stellenwert hat die Kultur in der Transformation? Kultur ist ein wesentlicher Aspekt jeder Transformation, der adressiert und je nachdem auch gezielt verändert werden muss. Dabei hilft es, sich am Thema sprachfähig zu machen, Modelle und Begriffe einzuführen, mittels derer Kultur greifbar wird. Wenn Kultur «etwas Wolkiges» ist oder ihre Bedeutung unterschätzt, wird kommt man in Transformationen nur mühevoll voran. Auch hier muss der Soll-Zustand klar sein: Was will das Unternehmen aus kultureller Sicht erreichen? Welche kulturellen Leuchttürme steuert man an? Und es ist wesentlich, dass die kulturelle Transformation von ganz oben offen und ehrlich vorgelebt wird. Kultur ist zwar ein «soft factor», aber die Arbeit an ihr ist etwas

vom härtesten beziehungsweise schwierigsten. Deshalb ist es oft entscheidend, dass auch ganz konkrete Dinge angepackt und mit Blick auf die Zielkultur verändert werden, wie z.B. die finanziellen Entscheidungskompetenzen oder die Fähigkeit, Daten zu lesen und klug zu interpretieren. Grundsätzlich haben in Transformationen jene Unternehmen einen Vorteil, die über eine kulturelle Offenheit verfügen und bei denen Lernen und Neues entdecken zu wollen, Teil ihrer Kultur ist. Die PostFinance unterliegt teils strengen staatlichen Regelungen/Vorgaben. Ist dies eher ein Fluch oder ein Segen? Der politische Prozess hinsichtlich Hypothekar- und Kreditvergabeverbot liegt nicht in unserer Hand. Wir

konzentrieren uns deshalb auf Dinge, die wir in den Händen haben und sorgen dafür, dass wir im Rahmen der Einschränkungen auch in Zukunft relevant und eigenwirtschaftlich sind. Dabei kann es sinnvoll sein, aus der Not eine Tugend zu machen, wie wir es mit unserem Plattform Valuu gemacht haben. Oder noch mehr auf eigene Stärken zu setzen, wie etwa in unserem Anlagegeschäft oder mit der Finanz-App Yuh. Inwiefern spielt Diversität in den Teams eine Rolle für Sie? Als Unternehmen müssen wir Antworten liefern auf Herausforderungen, die der Markt, unsere Kundinnen und Kunden und unser Umfeld an uns stellen. Und dies in einer Welt, die volatil, unsicher, komplex

und oft mehrdeutig ist. Das schaffen wir nur, wenn wir sensibel sind für Veränderungen, schnell lernen und uns immer wieder auf das Neue ausrichten. Die Fähigkeiten, die es dazu braucht, lassen sich in heterogenen Teams einfacher aufbauen. Homogene Teams tendieren dazu, dieselben Denkweisen zu wiederholen. Heterogene Teams sind zwar häufig kritischer, finden aber kreativere und nachhaltigere Antworten auf anspruchsvolle Fragestellungen. Und wenn wir von Heterogenität sprechen, sind die verschiedenen Geschlechter ein wichtiger Aspekt. Unterschiedliche sprachliche und kulturelle Backgrounds gehören aber ebenso dazu. Gäbe es weniger Krieg auf der Welt, wenn mehr Frauen an der (politischen) Macht wären? Pauschal zu sagen, Frauen seien friedlicher als Männer wäre klischeehaft und unzulässig. Es gibt genügend Beispiele aus der Geschichte, wo Herrscherinnen unnötige kriegerische Auseinandersetzungen angezettelt haben. Was wir aber auch wissen, und was wissenschaftlich bewiesen ist, ist, dass in Ländern mit ausgeglichener Geschlechtervertretung in der Regierung weniger innenpolitische Konflikte entstehen. Es ist naheliegend, dass dafür die Gleichstellung der Geschlechter in der Gesellschaft eine wesentliche Voraussetzung ist. Der Wert von Vielfalt ist sowohl ökonomisch als auch politisch längst bestätigt. In der Folge scheint es mir wichtig, wegzukommen von «entweder oder» Betrachtungen. Es geht hier nicht um «besser oder schlechter». Es geht um «sowohl als auch». Weitere Informationen: www.postfinance.ch


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