Fokus Energiestandort Schweiz

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E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A

#FOKUSENERGIESTANDORTSCHWEIZ

LOGBAU • BRANDREPORT 19

Der erste CO2-neutrale Beton ist in der Schweiz erhältlich Der Baustoffhersteller Logbau bringt den ersten nachweislich komplett CO2-neutralen Beton der Schweiz auf den Markt. Das neue Verfahren wurde in intensiver Forschung gemeinsam mit der Ostschweizer Fachhochschule OST entwickelt. Der neue Klimabeton wird unter dem Produktnamen Klark in der Südostschweiz bereits erfolgreich in der Praxis eingesetzt.

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Ein Gramm Pflanzenkohle weist eine innere Oberfläche von mehr als 400 m2 auf (18 Gramm entsprechen der Fläche eines Fussballfeldes) und kann ein fünffaches des Eigengewichts an Wasser speichern.

eton ist nach wie vor der vielseitigste und meistgenutzte Baustoff der Schweiz. Er ist äusserst flexibel, einfach zu verbauen und kann einzigartige Designakzente setzen. Aufgrund der CO2Bilanz steht Beton auf der Liste nachhaltiger Baumaterialien aber relativ weit unten. Mit einer Anpassung der Rezeptur wurde nun eine effiziente und zukunftsträchtige Lösung für diese Problematik erarbeitet. Das bereits in der achten Generation geführte Familienunternehmen Zindel United aus Maienfeld hat sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften nachhaltige und innovative Lösungen für die kommenden Generationen zu erarbeiten. Zusammen mit den Tochtergesellschaften Logbau und Inega wurde ein klimaneutraler Beton entwickelt, der problemlos im Hochbau eingesetzt werden kann. Der Aufwand hat sich gelohnt, mit Klark ist der erste wirklich CO2-neutrale Beton der Schweiz entstanden.

Beeindruckende CO2-Bilanz Dank der Verwendung von hochwertiger Pflanzenkohle als Zusatzstoff wird der Beton in eine dauerhafte CO2-Senke verwandelt. Das Basisprinzip ist einfach: Holz lagert auf natürliche Weise eine beträchtliche Menge an CO2 ein, welches durch ein speziell entwickeltes Pyrolyseverfahren in der Pflanzenkohle gebunden wird. Diese Pflanzenkohle wird dem Beton beigemischt. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Beton können so mehr als 200 Kilogramm CO2 pro Kubikmeter Beton permanent gespeichert und somit der ökologische Fussabdruck vom restlichen Beton kompensiert werden. Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit ungefähr 120 Kubikmeter Beton entspricht dies 24 Tonnen Kohlendioxid – dies ist in etwa gleich viel, wie ein durchschnittliches Auto in der Schweiz während zehn Jahren ausstösst. Ein CO2-negativer Beton mit über zwei Dritteln Sekundärrohstoffen ist in naher Zukunft ebenfalls möglich. Bei einem Jahresbedarf von ca. 15,5 Millionen Kubikmeter Beton in der Schweiz liegt damit das Reduktionspotenzial bei ca. 2,7 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Das ist so viel Kohlendioxid wie alle Einwohner der Städte Zürich und Genf pro Jahr ausstossen. Gemeinsam mit Ostschweizer Fachhochschule entwickelt Intensive Forschung und zahlreiche Versuche haben zum Erfolg geführt. Spezialistinnen und Spezialisten der Ostschweizer Fachhochschule OST in Rapperswil haben die Entwicklung des Klimabetons von Anfang an begleitet, die Grundlagenforschung beigesteuert und regelmässige Tests durchgeführt, um die ideale Rezeptur zu ermitteln. Das Endprodukt verfügt über gleichwertige Eigenschaften wie herkömmlicher Beton, ist aber komplett CO2-neutral und je nach Rezeptur sogar CO2-negativ, und somit praktisch eine permanente CO2-Senke. Zudem ist der Klimabeton vollständig rezyklierbar. Erste Tests und Studien haben zudem ergeben, dass Klark potenziell noch weitere Vorteile bietet, wie

Praxistests erfolgreich abgeschlossen Der neue Klimabeton erfüllt die Anforderungen der gängigen Beton-Norm SN EN 206 und kann im Hochbau problemlos eingesetzt werden. Für Logbau-Verkaufsleiter Christian Wengi ist genau dies der Erfolgspunkt: «Durch die einzigartige Komposition und Leistungsfähigkeit ist ein Hightech-Baustoff aus natürlichen Ressourcen entstanden, der die Baubranche im Klimaschutz auf eine neue Ebene hebt. Architekten, Ingenieure und Baumeister müssen weder in der Planung noch beim Einbau Einschränkungen in Kauf nehmen.» Der Beweis dafür sind die ersten Wände der neuen Inkoh-Produktionshalle in Maienfeld, welche problemlos mit dem neuen Baustoff betoniert werden konnten.

reduzierte Schwindrisse, eine effizientere Wärmedämmung sowie einen besseren Schallschutz. Weiterführende Untersuchungen sind in Planung. Das Patent für den Klimabeton ist bereits angemeldet. Wie entsteht die Pflanzenkohle? Die in Klark enthaltene Inkoh-Pflanzenkohle entsteht ausschliesslich aus unbehandeltem FSC-zertifiziertem Restholz aus regionaler Forstwirtschaft und wird in einem eigens entwickelten Pyrolyseverfahren von Inega im Maienfeld hergestellt. Seit Jahren forscht das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Hochschulen rund um das Thema Pflanzenkohle. Diese wird nach den höchsten European Biochar Certification (EBC)

Standards hergestellt und kann je nach Produktionsverfahren in der Biolandwirtschaft, als Tierfutterzusatz, im Gartenbau oder in der Wasserreinigung eingesetzt werden. Die gemessene CO2-Senkenleistung ist zudem von First Climate verifiziert. Das Bundesamt für Landwirtschaft hat in einer im Jahr 2021 erstellten Studie zusammen mit der Forschungsanstalt Agroscope aufgezeigt, dass Pflanzenkohle bedeutende Vorteile für Klima und Ökosystem bringt. Der Hauptgrund dafür ist die immense Fähigkeit zur Abscheidung und Speicherung von CO2, auch bekannt unter dem Begriff «Carbon Capture and Storage». Die physikalischen Eigenschaften sind eindrücklich:

Während der ganzen Entwicklung wurden regelmässig Proben ans Geo-Bau-Labor in Chur geliefert, um die Leistungsfähigkeit von Klark zu messen und weiterzuentwickeln. Alle aktuellen Messresultate weisen darauf hin, dass der Klimabeton in Bezug auf statische Eigenschaften und Dauerhaftigkeit mit herkömmlichem Beton mithalten kann. Weil Pflanzenkohle noch nicht als Zusatzstoff von Beton in der Norm integriert ist, muss der Beton aktuell nach Zusammensetzung und nicht nach Eigenschaften ausgeschrieben werden. Ab sofort in der Südostschweiz und bald schweizweit erhältlich Der neue Klimabeton ist marktreif. «Wir sind bereits mit interessierten Bauherrschaften und Planern in Kontakt und bauen parallel die industrielle Produktionskette auf», erklärt Christian Wengi. Aktuell kann Logbau Klark in Graubünden, St. Gallen und im Fürstentum Liechtenstein liefern. Mittelfristig soll der Klimabeton durch Partnerschaften und neue Inkoh-Produktionsanlagen in der ganzen Schweiz hergestellt und vertrieben werden. Innovation, Wertschöpfung und Umweltschutz müssen sich nicht ausschliessen: Im März 2022 wurde Klark lanciert und der Öffentlichkeit sowie mehr als 50 geladenen Gäste vor Ort in Maienfeld vorgestellt. Bilder zindelunited/mattiasnutt


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