Seder Ma'ariw LeTisha beAv

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‫סדר מעריב לט'באב‬ Erew Tischa be Aw


Tischa be Aw Source Sheet by Dr. Annette M. Boeckler

Gittin 55b "Wegen Kamtza und Bar Kamtza ist Jerusalem zerstört worden. Einst veranstaltete ein Mensch, dessen Freund Kamtza und dessen Fein Bar Kamtza war, ein Festmahl und beau ragte seinen Diener, Kamtza einzuladen. Dieser aber ging und lud den Bar Kamtza ein. Als jener kam und diesen sitzen sah, sprach er zu ihm: 'Du bist ja mein Feind, was willst du hier!? Auf, geh hinaus.' Dieser erwiderte: 'Da ich nun einmal gekommen bin, so lass mich; ich will dir bezahlen, was ich essen und trinken werde.'

Gittin 56a Jener erwiderte: 'Nein.' – 'Ich will dir die Häl e des Festmahles bezahlen!' - Jener erwiderte: 'Nein.' – 'Ich will dir das ganze Festmahl bezahlen!' - Jener erwiderte: 'Nein.' Dann nahm er ihn bei der Hand, hiess ihn aufstehen und führte ihn hinaus. Da sprach dieser: 'Da die Gelehrten, die hier anwesend sind, ihn daran nicht gehindert haben, so ist ihnen dies wahrscheinlich recht; ich will nun gehen und sie bei der Regierung anzeigen.' Hierauf ging er zum römischen Kaiser und sprach zu

‫גיטין נ״ה ב‬ ‫אקמצא ובר קמצא חרוב ירושלים דההוא‬ ‫גברא דרחמיה קמצא ובעל דבביה בר‬ ‫קמצא עבד סעודתא אמר ליה לשמעיה זיל‬ ‫אייתי לי קמצא אזל אייתי ליה בר קמצא‬ ‫אתא אשכחיה דהוה יתיב אמר ליה מכדי‬ ‫ההוא גברא בעל דבבא דההוא גברא הוא‬ ‫מאי בעית הכא קום פוק אמר ליה הואיל‬ ‫ואתאי שבקן ויהיבנא לך דמי מה דאכילנא‬ ‫ושתינא‬ ‫גיטין נ״ו א‬ ‫אמר ליה לא אמר ליה יהיבנא לך דמי‬ ‫פלגא דסעודתיך אמר ליה לא אמר ליה‬ ‫יהיבנא לך דמי כולה סעודתיך א"ל לא‬ ‫נקטיה בידיה ואוקמיה ואפקיה אמר הואיל‬ ‫והוו יתבי רבנן ולא מחו ביה ש"מ קא ניחא‬ ‫להו איזיל איכול בהו קורצא בי מלכא אזל‬ ‫אמר ליה לקיסר מרדו בך יהודאי‬

ihm: 'Die Juden haben sich gegen dich empört.'".

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Tischa b’Aw Abend

1. Eröffnung:

An den Strömen Babels, da sassen wir und weinten, als wir an Zion dachten. -Psalms 137,1

Wir denken an die Menschen, die Verfolgung und Gefangenschaft erleiden, die über Meer und Land umherirren, möge Gott barmherzig sein und sie von Bedrängnis zu Erleichterung, von Finsternis zu Licht, von Unterwerfung zur Erlösung führen,

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-Wochentagsgebet

Habe Acht auf Jerusalem, deine Stadt. Lass deine Gegenwart in ihr wohnen und lass es bald und noch in unseren Tagen eine Stadt sein, in der deine Gerechtigkeit wohnt. Möge sie ein Zentrum des Gebets -Wochentagsaminda sein für alle Völker.

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2. Maariw - Abendgebet

Nach Kaddisch Schalem setzen wir uns auf den Boden zur Lesung von Megillat Echa. Am Samstag abend Hawadala nur mit Licht: :W¥̀ d̈ ixF`§ ¥ n `xFA ¥ ,ml̈Frd̈

3. Megillat Echa (Buch der Klagelieder)

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4. Kinot - Wir singen Eli Tsion und lesen weitere Klagelieder und Texte. Wenn ich dich vergesse, Jerusalem, soll meine Rechte verdorren. Meine Zunge soll an meinem Gaumen klegen, wenn ich deiner nicht mehr gedenke, wenn ich Jerusalem nicht erhebe über die höchste meiner Freuden. -Psalm 137,5-6

Ich halte mit ganzem Vertrauen daran fest, dass die messianische Zeit kommen wird. Wenn es sich auch hinauszögert, ich sehne mich nach ihr jeden Tag.

5. Abschluss von Maariw

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Lamentations 1

1 Ach, wie liegt sie einsam da, (Alef) die Stadt, einst reich an Volk, nun einer Witwe gleich! Eine Grosse unter den Nationen, eine Fürstin unter den Provinzen, nun in Fronarbeit! 2 Bitter weint sie in der Nacht, (Bet) und ihre Tränen sind auf ihren Wangen, keinen hat sie, der tröstet, unter all denen, die sie geliebt haben; all ihre Freunde haben treulos an ihr gehandelt, sind nun ihre Feinde. 3 Juda ist in die Verbannung gegangen (Gimel) seines Elends und der harten Arbeit wegen; unter den Nationen weilt es, es findet keine Ruhe, alle seine Verfolger haben es eingeholt mitten in den Bedrängnissen. 4 Die Wege nach Zion trauern, (Dalet) denn da ist keiner, der zum Fest kommt, alle ihre Tore sind verwüstet,

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ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sind voller Kummer, und sie selbst ist voll von Bitterkeit. 5 Ihre Gegner haben die Oberhand gewonnen, (He) ihre Feinde sind zufrieden, denn der Ewige hat Jerusalem in Kummer gestürzt, ihrer vielen Vergehen wegen. Gefangen mussten ihre Jüngsten vor dem Gegner hinziehen. 6 Und all ihre Pracht ist aus der Tochter Zion fortgezogen, (Waw) ihre Fürsten sind wie Hirsche geworden, die keine Weide finden, und ohne Kraft sind sie weggelaufen vor ihren Verfolgern. 7 Jerusalem erinnert sich (Sajin) in den Tagen ihres Elends und ihrer Heimatlosigkeit all ihrer Kostbarkeiten aus den Tagen vor der Zeit, da ihr Volk in die Hand des Gegners fiel und keiner da war, der ihr half. Die Gegner sahen sie, lachten darüber, dass es zu Ende war mit ihr. 8 Schwer hat Jerusalem gesündigt, (Chet) darum ist sie zum Gespött geworden. All ihre Verehrer verachten sie, denn sie haben ihre Blösse

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gesehen. Sie selbst seufzt und hat sich abgewendet. 9 Ihre Unreinheit klebt an ihren Säumen, (Tet) sie hat nicht bedacht, wie es mit ihr enden könnte, und ist entsetzlich heruntergekommen; da ist keiner, der sie tröstet. Sieh dir, Ewiger, mein Elend an, der Feind tut sich gross! 10 Der Gegner hat seine Hand ausgestreckt (Yod) nach all ihren Kostbarkeiten. Sie musste mitansehen, wie Nationen in ihr Heiligtum kamen, denen du geboten hattest, nicht in deine Versammlung zu kommen! 11 Ihr ganzes Volk seufzt, sie suchen Brot, (Kaf) ihre Kostbarkeiten haben sie für Nahrung hergegeben, um wieder zu Kräften zu kommen. Sieh, Ewiger, und schau doch, wie verachtet ich nun bin! 12 Euch bedeutet es nichts, (Lamed) euch allen, die ihr vorüberzieht auf dem Weg. Schaut her und seht, ob es einen Schmerz gibt wie den Schmerz, der mir zugefügt worden ist, mit dem der Ewige mich in Kummer gestürzt hat am Tag seines glühenden Zorns. 13 Aus der Höhe sandte er Feuer in meine

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Gebeine, (Mem) und dann zertrat er sie. Meinen Füssen hat er ein Netz gelegt, er hat mich zurückgedrängt, mich entsetzlich zugerichtet, er hat mich krank gemacht für alle Zeit. 14 Das Joch meiner Vergehen lässt mir keine Ruhe, (Nun) zusammengefügt von seiner Hand. Man hat es auf meinen Nacken gelegt, das hat meine Kraft gebrochen. Der Ewige hat mich jenen in die Hände gegeben, denen ich nicht standhalten kann. 15 Wertlos machte der Ewige alle meine Starken in meiner Mitte, (Samech) eine Festversammlung hat er gegen mich einberufen, um meine jungen Männer zu brechen. Der Ewige trat die Kelter: die Jungfrau Tochter Juda! 16 Darüber weine ich, (Ajin) mein Auge, mein Auge zerfliesst von Wasser, denn fern von mir ist, wer trösten könnte, mich wieder zu Kräften brächte. Entsetzlich sind meine Kinder zugerichtet worden, denn der Feind war überlegen! 17 Zion hat ihre Hände ausgestreckt, (Pe) da ist keiner, der sie tröstet. Gegen Jakob hat

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der Ewige ringsum dessen Gegner aufgeboten. Unter ihnen ist Jerusalem unrein geworden. 18 Gerecht ist er, der Ewige, (Zade) ich aber war widerspenstig gegen sein Wort. Hört doch, all ihr Völker, und seht meinen Schmerz! Meine jungen Frauen und meine jungen Männer mussten in die Gefangenschaft! 19 Ich rief nach denen, die mich geliebt haben, (Qof) sie haben mich im Stich gelassen, meine Priester und meine Ältesten sind umgekommen in der Stadt - sie hatten sich Nahrung gesucht, um wieder zu Kräften zu kommen. 20 Sieh, Ewiger, dass ich in Not bin, (Resch) mein Inneres steht in Flammen, mein Herz dreht sich mir, denn ich war so widerspenstig! Draussen raubt das Schwert die Kinder, im Haus ist es wie tot. 21 Man hörte mich seufzen, (Schin) da war keiner, der mich tröstete. Alle meine Feinde haben von meinem Unglück gehört, sie haben sich gefreut, dass du es warst, der es getan hat! Bringst du den Tag, den du ausgerufen hast, wird es ihnen ergehen wie mir!

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22 All ihre Bosheit soll vor dich kommen, (Taw) dann verfahre mit ihnen wie du mit mir verfahren bist all meiner Vergehen wegen! Denn zahlreich sind meine Seufzer, und mein Herz ist krank.

Lamentations 2

2 1 Ach, wie taucht in seinem Zorn der Herr (Alef) ins Wolkenschwarz die Tochter Zion. Vom Himmel zur Erde gestürzt hat er die Zierde Israels, und des Schemels seiner Füsse hat er nicht gedacht am Tag seines Zorns. 2 Verschlungen hat der Herr ohne Mitleid - (Bet) alle Weideplätze Jakobs, niedergerissen hat er in seiner Wut die befestigten Städte der Tochter Juda, er hat sie zu Boden geschleudert. Das Königreich hat er entweiht und dessen Fürsten. 3 Abgeschlagen hat er in glühendem Zorn (Gimel) jedes Horn Israels, seine rechte Hand hat er zurückgezogen, im Angesicht des Feindes. Und in Jakob hat er gebrannt wie das Feuer einer Flamme, die ringsum gefressen hat.

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4 Wie ein Feind hat er seinen Bogen gespannt, (Dalet) wie ein Gegner hat er sich aufgestellt mit seiner erhobenen Rechten, und alles hat er umgebracht, was dem Auge kostbar war. Im Zelt der Tochter Zion hat er seinen Zorn ausgegossen wie Feuer. 5 Der Herr war wie ein Feind, Israel hat er verschlungen, (He) all ihre Paläste hat er verschlungen, seine befestigten Städte hat er zerstört, und in der Tochter Juda hat er Traurigkeit und Trauer gross gemacht. 6 Und seine Hütte hat er verwüstet wie einen Garten, (Waw) seine Festversammlung hat er vernichtet. Vergessen machte der HERR in Zion Fest und Sabbat, und in seinem wütenden Zorn hat er König und Priester verschmäht. 7 Seinen Altar hat der Herr verstossen, (Sajin) sein Heiligtum hat er verworfen; die Mauern ihrer Paläste hat er preisgegeben der Hand des Feindes. Im Haus des Ewige hat man gelärmt wie am Tag des Fests. 8 Der Ewige hat geplant, (Chet) die Mauer der

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Tochter Zion zu zerstören. Er hat die Messschnur angelegt, hat seine Hand nicht davon abgehalten, wegzureissen. Und Heer und Mauer hat er in Trauer gestürzt, zusammen sind sie dahingeschwunden. 9 In die Erde eingesunken sind ihre Tore, (Tet) ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Nationen. Es gibt keine Weisung! Auch haben ihre Propheten keine Schauung empfangen vom Ewigen. 10 Die Ältesten der Tochter Zion sitzen auf der Erde, sie schweigen, (Yod) auf ihr Haupt haben sie Staub gestreut, Trauergewänder haben sie umgürtet. Die Jungfrauen von Jerusalem haben ihr Haupt zur Erde gesenkt. 11 In Tränen sind meine Augen erloschen, (Kaf) mein Inneres steht in Flammen, meine Leber hat sich auf die Erde ergossen denn die Tochter meines Volks ist zusammengebrochen, als Kind und Säugling verschmachteten auf den Plätzen der Stadt. 12 Zu ihren Müttern sagen sie: (Lamed) Wo sind Getreide und Wein?, während sie wie Verwundete verschmachten auf

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den Plätzen der Stadt, während sich ihr Leben verflüchtigt im Schoss ihrer Mütter. 13 Was soll ich dir bezeugen, womit dich vergleichen, (Mem) Tochter Jerusalem, wem dich gleichstellen, um dich zu trösten, Jungfrau, Tochter Zion? Denn gewaltig wie das Meer ist dein Zusammenbruch! Wer könnte dich heilen? 14 Deine Propheten haben für dich (Nun) Lüge und Tünche geschaut. Deine Schuld aber haben sie nicht aufgedeckt, so dass sie dein Geschick hätten wenden können. Und sie schauten für dich Aussprüche, die verlogen waren und zur Verstossung führten. 15 Alle, die des Wegs ziehen, (Samech) schlagen die Hände zusammen über dich, sie zischen und schütteln ihren Kopf über die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, von der man sagt: Vollkommene Schönheit! Eine Wonne für die ganze Welt! 16 Alle deine Feinde haben ihr Maul aufgerissen über dich, (Pe) sie haben gezischt und mit den Zähnen geknirscht, sie sagten: Wir haben verschlungen! Ja, dies ist der

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Tag, auf den wir gehofft haben, wir haben ihn erlebt, wir haben es gesehen! 17 Der Ewige hat ausgeführt, was er geplant hat, (Ajin) sein Wort hat er erfüllt, was er angeordnet hat seit den Tagen der Vorzeit: Er hat niedergerissen, und er hatte kein Mitleid! Und den Feind hat er sich freuen lassen über dich, das Horn deiner Gegner hat er erhöht. 18 Ihr Herz schrie zum Herrn! (Zade) Du, Mauer der Tochter Zion, lass deine Tränen fliessen wie einen Fluss bei Tag und in der Nacht, gönne dir keine Ruhe, dein Augapfel stehe nicht still. 19 Auf, wimmere in der Nacht, (Qof) zu Beginn der Nachtwachen, schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht des Herrn. Zu ihm erhebe deine Hände um des Lebens deiner Jüngsten willen, die vor Hunger verschmachten an allen Strassenenden. 20 Schau, Ewiger, und sieh doch, (Resch) mit wem du so verfahren bist! Sollen denn Frauen ihre Leibesfrucht essen, die gesund geborenen Jüngsten? Sollen denn Priester und Prophet umgebracht

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werden im Heiligtum des Herrn? 21 Auf dem Boden, auf den Strassen liegen Junge und Alte, (Schin) meine jungen Frauen und Männer sind gefallen durch das Schwert! Du hast sie umgebracht am Tag deiner Wut, hast sie abgeschlachtet, ohne Mitleid! 22 Wie am Festtag hast du von ringsum herbeigerufen, (Taw) wovor mir graute, und es gab keinen Geretteten und keinen Entkommenen am Tag des Zorns des Ewigen. Die ich gesund geboren und grossgezogen habe, ihnen hat mein Feind ein Ende bereitet!

Lamentations 3

3 1 Ich bin der Mann, der das Elend gesehen hat, (Alef) das Werk des Stocks seines Zorns. 2 Mich hat er vertrieben und fortgeführt (Alef) in die Finsternis und nicht ins Licht. 3 Ja, gegen mich wendet er wieder und wieder seine Hand, (Alef) jeden Tag. 4 Mein Fleisch und meine Haut hat er schwinden lassen, (Bet) meine Knochen

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hat er zerbrochen. 5 Gegen mich hat er gebaut, und mich hat er eingeschlossen (Bet) mit Gift und mit Mühsal. 6 In tiefster Finsternis hat er mich wohnen lassen, (Bet) wie jene, die lange schon tot sind. 7 Er hat mich eingemauert, und ich komme nicht heraus, (Gimel) mit bronzenen Ketten hat er mich beschwert. 8 Auch wenn ich schreie und um Hilfe rufe - (Gimel) er hat sich meinem Gebet verschlossen. 9 Meinen Weg hat er mit Quadersteinen vermauert, (Gimel) meine Pfade hat er verdreht. 10 Ein lauernder Bär ist er für mich, (Dalet) ein Löwe im Verborgenen. 11 Meine Wege hat er mit Dornen versperrt, (Dalet) und er hat mich zerrissen, übel hat er mich zugerichtet! 12 Er spannte seinen Bogen und stellte mich auf (Dalet) wie die Zielscheibe für den Pfeil. 13 In meine Nieren liess er eindringen (He) die Söhne seines Köchers. 14 Für mein ganzes Volk bin ich zum Hohn geworden, (He) ihr Spottlied

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für jeden Tag. 15 Mit bitteren Kräutern hat er mich gesättigt, (He) mit Wermut hat er meinen Durst gestillt. 16 Und auf Kies liess er meine Zähne sich zerreiben, (Waw) in den Staub trat er mich nieder. 17 Und aus dem Frieden hast du mich verstossen, (Waw) was Glück ist, habe ich vergessen! 18 Und ich sagte: Verloren ist mein Ruhm (Waw) und meine Hoffnung auf den Ewigen. 19 An mein Elend und meine Heimatlosigkeit denken (Sajin) ist Wermut und Gift. 20 Ständig denke ich daran, (Sajin) und tief bin ich gebeugt! 21 Dies werde ich zurückbringen in mein Herz, (Sajin) darum werde ich hoffen: 22 Es sind die Gnadenerweise des Ewigen, (Chet) dass es nicht ganz und gar zu Ende ist mit uns, denn sein Erbarmen hat sich nicht erschöpft. 23 An jedem Morgen ist es neu. (Chet) Deine Treue ist gross! 24 Mein Anteil ist der Ewige!, habe ich gesagt. (Chet) Darum werde ich auf ihn hoffen.

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25 Der Ewige ist gut zu dem, der auf ihn hofft, (Tet) zu dem, der nach ihm fragt. 26 Gut ist es, schweigend zu warten (Tet) auf die Rettung durch den Ewigen. 27 Gut ist es für den Mann, (Tet) wenn er das Joch in seiner Jugend trägt. 28 Allein soll er sitzen, und er soll schweigen, (Yod) wenn er es ihm auferlegt. 29 Er tue seinen Mund in den Staub, (Yod) vielleicht gibt es Hoffnung! 30 Er halte dem die Wange hin, der ihn schlägt, (Yod) der sich sättigt an der Schmach. 31 Denn er verstösst nicht für immer, (Kaf) der Herr. 32 Vielmehr: Hat er in Kummer gestürzt, dann erbarmt er sich, (Kaf) wie es der grossen Zahl seiner Gnadenerweise entspricht. 33 Denn nicht von Herzen hat er erniedrigt (Kaf) und die Menschen in Kummer gestürzt. 34 Dass man unter seinen Füssen (Lamed) alle Gefangenen des Landes zertritt, 35 dass man das Recht eines Mannes beugt (Lamed) vor dem Angesicht des Höchsten, 36 dass man einen Menschen behindert bei seinem

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Rechtsstreit (Lamed) - das sollte der Herr nicht sehen? 37 Wer sollte das sein, der sprach und es geschah, (Mem) ohne dass der Herr es geboten hätte? 38 Kommt nicht aus dem Mund des Höchsten (Mem) das Schlimme und das Gute? 39 Was beklagt sich der Mensch, der lebt, (Mem) was beklagt sich ein Mann über seine Sünden? 40 Lasst uns unsere Wege prüfen und erforschen, (Nun) und lasst uns zurückkehren zum Ewigen! 41 Wir erheben unser Herz und unsere Hände (Nun) zu Gott im Himmel. 42 Wir, wir haben uns vergangen und waren widerspenstig, (Nun) du, du hast es nicht verziehen. 43 Du hast dich in Zorn gehüllt und hast uns verfolgt, (Samech) du hast uns umgebracht, ohne Mitleid. 44 In eine Wolke hast du dich gehüllt, (Samech) so dass kein Gebet hindurchdrang. 45 Zu Kehricht und Unrat hast du uns gemacht (Samech) inmitten der Völker. 46 Alle unsere

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Feinde (Pe) haben ihr Maul gegen uns aufgerissen. 47 Grauen und Grube sind uns zuteil geworden, (Pe) Verheerung und Zusammenbruch. 48 Bäche stürzen aus meinem Auge (Pe) über den Zusammenbruch der Tochter meines Volks. 49 Mein Auge ergiesst sich und findet keine Ruhe, (Ajin) es hört und hört nicht auf, 50 bis der Ewige vom Himmel (Ajin) herabblickt und hinsieht. 51 Mein Auge schmerzt mich (Ajin) all der Töchter meiner Stadt wegen. 52 Gejagt, gejagt wie einen Vogel haben mich (Zade) meine Feinde, ohne Grund! 53 In der Grube wollten sie mein Leben zum Schweigen bringen, (Zade) und Steine haben sie auf mich geworfen. 54 Wasser flutete über mein Haupt, (Zade) ich sagte: Ich bin vom Leben abgeschnitten! 55 Ich rief deinen Namen, Ewiger, (Qof) von tief unten aus der Grube. 56 Du hast meine Stimme gehört, (Qof) verschliesse nicht dein Ohr, zu meiner

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Erleichterung, zu meiner Rettung! 57 Am Tag, da ich dich rief, hast du dich genaht, (Qof) du sprachst: Fürchte dich nicht. 58 Du, Herr, hast um mich die Rechtsstreite geführt, (Resch) hast mein Leben erlöst. 59 Ewiger, du hast gesehen, wie man mir das Recht beugt, (Resch) verschaffe du mir mein Recht! 60 Du hast all ihre Rachegelüste gesehen, (Resch) all ihre Pläne gegen mich. 61 Ihr Schmähen hast du vernommen, Ewiger, (Schin) all ihre Pläne gegen mich, 62 das Reden jener, die sich gegen mich erheben, und ihr Gerede (Schin) gegen mich, jeden Tag. 63 Ob sie sitzen oder sich erheben - schau hin: (Schin) Ich bin ihr Spottlied! 64 Zahle es ihnen heim, Ewiger, (Taw) wie es dem Tun ihrer Hände entspricht. 65 Gib ihnen Verblendung ins Herz. (Taw) Dein Fluch über sie! 66 Verfolge sie voller Zorn und zerschmettere sie (Taw) unter dem Himmel des Ewigen!

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Lamentations 4

4 1 Ach, wie färbt das Gold sich schwarz, (Alef) wie verändert sich das Feingold! Die Steine des Heiligtums liegen herum an allen Strassenenden. 2 Die kostbaren Kinder Zions, (Bet) wertvoll wie reines Gold, ach, sie werden geachtet wie Krüge aus Ton, wie ein Werk von Töpferhänden! 3 Selbst Schakale reichen die Brust, (Gimel) säugen ihre Jungen! Die Tochter meines Volks aber ist grausam geworden wie die Strausse in der Wüste. 4 Die Zunge des Säuglings haftet (Dalet) an seinem Gaumen vor Durst. Die Jüngsten haben nach Brot gefragt, da ist keiner, der es ihnen bricht. 5 Die Leckerbissen verzehrten, (He) sind auf den Strassen zugrunde gegangen; die auf Karmesin getragen wurden, klammern sich an Abfallhaufen. 6 Und die Schuld der Tochter meines Volks war grösser (Waw) als die Sünde Sodoms, das umgestürzt wurde wie aus dem Nichts, ohne dass

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sich darin Hände gerührt hätten. 7 Ihre Geweihten waren reiner als Schnee, (Sajin) strahlten heller als Milch, ihr Leib war röter als Korallenperlen, ihre Gestalt war Saphir. 8 Dunkler als Schwärze ist nun ihr Aussehen, (Chet) auf den Strassen erkennt man sie nicht, ihre Haut hat sich zusammengezogen auf ihren Knochen, ist trocken geworden wie Holz. 9 Die vom Schwert Dahingerafften hatten es besser (Tet) als die vom Hunger Dahingerafften, die dahinsiechend verenden, ohne die Erträge des Feldes. 10 Die Hände barmherziger Frauen (Yod) haben die eigenen Kinder gekocht; sie dienten ihnen als Speise beim Zusammenbruch der Tochter meines Volks. 11 Der Ewige hat sein Zornwerk vollendet, (Kaf) seinen glühenden Zorn hat er ausgegossen und ein Feuer in Zion entzündet, und es hat seine Grundmauern gefressen. 12 Die Könige der Erde glaubten es nicht, (Lamed) und keiner der Bewohner des

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Erdkreises glaubte es, dass Gegner und Feind eindringen würden in die Tore von Jerusalem 13 der Sünden ihrer Propheten, (Mem) der Verschuldungen ihrer Priester wegen, die in ihrer Mittedas Blut von Gerechten vergossen. 14 Blind wankten sie auf den Strassen, (Nun) mit Blut waren sie befleckt, was sie nicht anrühren dürfen, berührten sie mit ihren Kleidern. 15 Weg von hier! Unrein!, rief man ihnen zu. (Samech) Weg von hier, weg von hier, berührt es nicht. Ja, sie sind geflohen, mussten umherirren. Unter den Nationen hat man gesagt: Sie dürfen nicht länger bleiben! 16 Das Angesicht des Ewigen hat sie zerstreut, (Pe) er sieht sie nicht länger an. Das Angesicht der Priester hat man nicht erhoben, den Ältesten war man nicht gnädig. 17 Noch verzehren sich unsere Augen (Ajin) auf der Suche nach Hilfe für uns - vergeblich! Auf unserer Warte hielten wir Ausschau nach einer Nation die nicht helfen kann. 18 Auf unsere Schritte hat man Jagd gemacht, (Zade) so dass wir auf unseren Plätzen nicht

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gehen konnten, unser Ende ist nahe, unsere Tage sind abgelaufen, ja, unser Ende ist gekommen. 19 Unsere Verfolger waren schneller (Qof) als Adler am Himmel, auf den Bergen haben sie uns verfolgt mit Feuereifer, in der Wüste haben sie uns aufgelauert. 20 Unser Lebensatem - der Gesalbte des Ewigen - (Resch) ist in ihren Gruben gefangen, er, von dem wir gesagt haben: In seinem Schatten werden wir leben unter den Nationen! 21 Sei fröhlich und freue dich, Tochter Edom, (Sin) die du wohnst im Lande Uz! Auch zu dir wird der Kelch kommen, du wirst dich betrinken und dich entblössen. 22 Tochter Zion, deine Schuld ist getilgt, (Taw) nicht länger lässt er dich in der Verbannung! Tochter Edom, deine Schuld sucht er heim, deine Sünden hat er aufgedeckt!

Lamentations 5

5 1 Erinnere dich, Ewiger, was mit uns geschehen ist, schau her und sieh unsere Schande!

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2 Unser Erbbesitz ist Fremden zugefallen, unsere Häuser gehören den anderen. 3 Wir sind Waisen geworden, da ist kein Vater, Witwen gleich sind unsere Mütter. 4 Gegen Silber dürfen wir von unserem Wasser trinken, gegen Bezahlung kommt unser Holz. 5 Die uns verfolgen, sitzen uns im Nacken, wir sind erschöpft, keine Ruhe wird uns zuteil. 6 Ägypten haben wir die Hand gereicht, Assur, um genug Brot zu haben. 7 Unsere Vorfahren haben gesündigt und sind nicht mehr, ihre Verschuldungen tragen wir! 8 Knechte herrschen über uns, da ist keiner, der uns ihrer Hand entreisst. 9 Unter Einsatz unseres Lebens holen wir unser Brot in der Wüste im Angesicht des Schwerts. 10 Glühend wie ein Ofen ist unsere Haut geworden, der Hungerqualen wegen. 11 In Zion hat man Frauen Gewalt angetan, Jungfrauen in den Städten von Juda. 12 Fürsten sind erhängt worden von ihrer Hand, den Ältesten hat man die Ehre verweigert. 13 Junge Männer hat man

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genommen, damit sie die Handmühle bedienen, und unter der Last des Holzes sind Knaben gestrauchelt. 14 Die Ältesten bleiben dem Tor fern, die jungen Männer dem Saitenspiel. 15 Die Freude unseres Herzens hat aufgehört, in Trauer hat sich unser Reigentanz verwandelt. 16 Unsere Krone ist vom Kopf gefallen. Wehe uns, wir haben gesündigt! 17 Darum ist unser Herz krank geworden, deshalb sind unsere Augen verdüstert: 18 wegen des Bergs Zion, der verödet ist; Schakale streunen auf ihm. 19 Du, Ewiger, bleibst in Ewigkeit, dein Thron bleibt von Generation zu Generation. 20 Warum willst du uns für immer vergessen, uns verlassen für alle Zeit? 21 Bring uns zurück, Ewiger, zu dir, wir wollen umkehren. Mach unsere Tage neu, wie sie einst waren. 22 Oder hast du uns ganz und gar verworfen, bist du über alle Massen zornig auf uns? 21 Bring uns zurück, Ewiger, zu dir, wir wollen umkehren.

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Mach unsere Tage neu, wie sie einst waren.

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Eli Tsion

oFi¦v i¦l`¡

This Kinah (elegy) is sung after the reading of Eicha. Let Zion and her cities lament like a woman in the pangs of birth, and like a young woman girded with sackcloth (in mourning) for the husband of her youth.

,d̈ixi¦ ¤ va§ dẄ¦` Fn§M ,d̈ixr̈§ ¤ e oFi¦v i¦l` ¡ .d̈ixEr§ ¤ p l©rA© Îl©r ,wUÎz © xEb£ © g dl̈Ez§ak¦ e§

For the Palace that is forsaken through the guilt of her flocks, and for the entry of the blasphemers of God within her innermost Sanctuary.

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For the Exile of God’s ministers who intoned the melody of her hymns, and for the blood that was shed (thick) as the waters of her rivers.

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For the resounding music of her dances that are now silenced in her cities, and for the Meeting Place that is desolate, and the dissolution of her Sanhedrin.

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For the Daily-Offerings, and the ceremonies of the redemption of her first-born sons, and for the desecration of the Temple vessels and for the Altars of incense.

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For the children of her kings, the sons of David, her noble princes, and for their beauty that grew dim when her crowns were removed from her.

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For the glory (of God) that departed at the time of the destruction of her Mercy-seat, and for the oppression of the persecutor, who forced her to make sackcloth her loin coverings.

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For the wound and rain of blows with which her princes were smitten, and for the dashing against the rocks of her babes and her youths.

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For the rejoicing of her enemies who laughed at her destruction, and for the affliction of her freeborn sons, so noble, (and) so pure.

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For the transgression wherewith she perverted her steps from the straight highway, and for the hosts of her assemblies, her swarthy ones, (and) those scorched by the sun.

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For the voices of those who abused her when her corpses fell thick and fast, and for the tumult of her revilers within the courtyards of her Tabernacle.

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For Your name, (O God,) that was profaned in the mouth of the enemy that besieged her, and for the supplication wherewith they cry aloud to You, O listen and hearken to her utterances.

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Let Zion and her cities lament like a woman in the pangs of birth, and like a young woman girded with sackcloth (in mourning) for the husband of her youth.

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Eli Tsiyon ‫אֱ לִי צִ יּוֹן‬ Eli Tsiyon v'areha, k'mo isha b'tzireha, v'chivtulah chagurat sak, al ba'al n'ureha. Alei armon asher nutash, b'ashmat tson adareha, v'al biat m'charfei El, b'toch mikdash Khadareha. Alei galut m'shartei El, ni'imei shir z'mareha, v'al damam asher shupach, k'mo meimi y'oreha. Alei hegyon m'choleha, asher damam b'areha, v'al va'ad asher shamam, uvitul sanhedreha. Alei zivchei t'mideha, ufidyonei b'choreha, v'al chilul k'li heichal, umizbach k'toreha. Alei tapei m'lachaeha, b'nei david g'vireha, v'al yofyam asher khashach, b'et saru k'tareha. Alei chavod asher galah, b'et chorban d'vireha v'al lochatz asher lachatz v'sam sakim khagoreha. Alei machatz v'rov makot asher huku n'zireha, v'al niputz eilei sela, avileha n'areha. Alei Simchat m'san'eha, b'sichkam al sh'vareha, v'al inui b'nei chorin n'diveha t'horeha.

‫ וְ כִ בְ תוּלָה‬, ָ‫יריה‬ ֽ ֶ ִ‫ כְּ מוֹ ִאשָּׁ ה בְּ צ‬, ָ‫אֱ לִי צִ יּוֹן וְ עָ ֶ ֽריה‬ ָ‫ְעוּריה‬ ֽ ֶ ‫ עַ ל ַ ֽבּעַ ל נ‬,‫שַׂ ק‬-‫וּרת‬ ַ ֽ‫חֲ ג‬ , ָ‫ בְּ ַא ְשׁמַ ת צ ֹאן עֲדָ ֶ ֽריה‬,‫ֲעלֵי ַא ְרמוֹן אֲ שֶׁ ר נֻטַּ שׁ‬ . ָ‫ בְּ תוֹ ִמ ְקדַּ שׁ חֲ דָ ֶ ֽריה‬,‫יאת ְמחָ ְרפֵי ֵאל‬ ַ ִ‫וְ עַ ל בּ‬ , ָ‫ נְעִ ימֵ י ִשׁיר זְ מָ ֶ ֽריה‬,‫ֲעלֵי גָלוּת ְמ ָ ֽשׁ ְר ֵתי ֵאל‬ . ָ‫ְאוֹריה‬ ֽ ֶ ‫וְ עַ ל דָּ מָ ם אֲ שֶׁ ר שֻׁ ַפּ כְּ מוֹ מֵ ימֵ י י‬ , ָ‫ אֲ שֶׁ ר דָּ מַ ם בְּ עָ ֶ ֽריה‬, ָ‫חוֹליה‬ ֽ ֶ ‫ֲעלֵי הֶ גְ יוֹן ְמ‬ . ָ‫וְ עַ ל וַ ֽעַ ד אֲ שֶׁ ר שָׁ מַ ם וּבִ טּוּל סַ נְהֶ ְד ֶ ֽריה‬ , ָ‫כוֹריה‬ ֽ ֶ ְ‫ידיהָ וּפִ ְדיוֹנֵי בּ‬ ֽ ֶ ‫ֲעלֵי זִ בְ חֵ י ְת ִמ‬ . ָ‫טוֹריה‬ ֽ ֶ ‫וּמזְ ֵ ֽבּחַ ְק‬ ִ ‫וְ עַ ל ִחלּוּל כְּ לֵי הֵ יכָל‬ , ָ‫יריה‬ ֽ ֶ ִ‫ֲעלֵי טַ פֵּי ְמל ֶ ָֽכיהָ בְּ נֵי דָ וִ ד גְּ ב‬ . ָ‫וְ עַ ל יׇפְ יָם אֲ שֶׁ ר חָ שַׁ בְּ עֵ ת ָ ֽסרוּ כְּ ָת ֶ ֽריה‬ , ָ‫יריה‬ ֽ ֶ ִ‫ֲעלֵי כָבוֹד אֲ שֶׁ ר ָגּלָה בְּ עֵ ת חׇ ְרבַּ ן ְדּב‬ . ָ‫גוֹריה‬ ֽ ֶ ֲ‫וְ עַ ל לוֹחֵ ץ אֲ שֶׁ ר לָחַ ץ וְ שָׂ ם שַׂ ִקּים ח‬ , ָ‫יריה‬ ֽ ֶ ִ‫ֲעלֵי ַ ֽמחַ ץ וְ רֹב מַ כּוֹת אֲ שֶׁ ר הֻ כּוּ נְז‬ . ָ‫יליהָ נְעָ ֶ ֽריה‬ ֽ ֶ ִ‫וְ עַ ל נִפּוּץ אֱ לֵי ֶ ֽסלַע עֲו‬ , ָ‫ֲעלֵי ִשׂ ְמחַ ת ְמשַׂ נ ֶ ְֽאיהָ בְּ שׇׂ ְח ָקם עַ ל ְשׁבָ ֶ ֽריה‬ . ָ‫הוֹריה‬ ֽ ֶ ‫יביהָ ְט‬ ֽ ֶ ‫חוֹרין נ ְִד‬ ִ ‫וְ עַ ל עִ נּוּי בְּ נֵי‬ , ָ‫שׁוּריה‬ ֽ ֶ ֲ‫ֲעלֵי ֶ ֽפשַׁ ע אֲ שֶׁ ר ָעֽוְ ָתה ְסלוֹל ֶ ֽדּ ֶר א‬ . ָ‫חוֹריה‬ ֽ ֶ ‫זוּפיהָ ְשׁ‬ ֽ ֶ ‫וְ עַ ל צִ בְ אוֹת ְקהָ ֶ ֽליהָ ְשׁ‬ , ָ‫ֲעלֵי קוֹלוֹת ְמחׇ ְר ֶ ֽפיהָ בְּ עֵ ת ַ ֽרבּוּ פְ ג ֶ ָֽריה‬ . ָ‫וְ עַ ל ִרגְ שַׁ ת ְמג ְַד ֶ ֽפיהָ בְּ תוֹ ִמ ְשׁכַּן חֲ צֵ ֶ ֽריה‬ , ָ‫ֲעלֵי ִשׁ ְמ אֲ שֶׁ ר חֻ לַּל בְּ פִ י ָקמֵ י ְמצֵ ֶ ֽריה‬ . ָ‫וּשׁמַ ע אֲ מָ ֶ ֽריה‬ ְ ‫וְ עַ ל ַ ֽתּחַ ן יְצַ וְּ חוּ ָל ְקשׁוֹב‬

Alei pesha asher a'vta, s'lol derech ashureha, v'al tsiv'ot k'haleha, sh'zufeha sh'choreha. Alei kolot m'charfeha b'et rabu f'gareha, v'al rigshat m'gadfeha b'toch mishkan chatzareha. Alei shimcha asher chulal, b'fi kamai m'tzareha, v'al tachan y'tzav'chu lach, k'shov ushma amareha.

Translation: Mourn Zion and her cities, like a woman in her birth pains, And like a maiden wrapped in sack-cloth for the husband of her youth [‫ ]א‬Mourn the palace that was abandoned in the sheep’s negligence of its flock, [‫ ]ב‬and for the coming of the revulsion of God within the Temple’s rooms. [‫ ]ג‬For the exile of the servants of God, who sing her songs, [‫ ]ד‬and for their blood that was spilled like the waters of her rivers.

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[‫ ]ה‬For the chatter of her dancers which was silenced in her cities, [‫ ]ו‬and for the gathering that destroyed and canceled her Sanhedrin. [‫ ]ז‬For the periodic sacrifices and redemption of her firstborns, [‫ ]ח‬and for the desecration of the vessels of Temple and the altar of her incense.

[‫ ]ט‬For the children of her kings, sons of David her hero, [‫ ]י‬and for their beauty that was darkened at the time of the removal of her crowns. [‫ ]כ‬For the glory that was bared at the destruction of her holiest places, [‫ ]ל‬and for the pressure that was caused and placed sackcloths around her bodies. [‫ ]מ‬For the striking and many blows by which her ascetics were struck, [‫ ]נ‬and for the clubbing on the rock of her young children. [{‫ ]ש}ס‬For the joy of her haters in their laughter on her breaking, [‫ ]ע‬And for the affliction of her freemen and her pure princes.

[‫ ]פ‬For the sins that she committed, making the ways of the wealthy lewd, [‫ ]צ‬And for the hosts of her congregations, her blackened and tarnished ones. [‫ ]ק‬For the voices of her scorners at the time of her increasing dead bodies, [‫ ]ר‬And for the noise of her cursers within the sanctuary of her courtyards. [‫ ]ש‬For Your name which was desecrated in the mouths of those who stood up against her distressed ones, [‫ ]ת‬and for the supplication they will cry out to you, give attention and hear her speech. Translation by Joel Goldstein

Information: Unknown author. One of the most well-known of the kinot (liturgical poems for Tisha b'av), Eli Tsiyon is an alphabetical acrostic describing the destruction of Jerusalem. It is recited towards the conclusion of kinot, due to the hopeful note in the comparison of Zion to a woman about to give birth, thought by many to be a messianic reference. Printed from the Zemirot Database

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Josephus: Die Zerstörung des Tempels (Bellum Judaicum VI) (Übers. v. Philipp Kohout, Linz 1901)

220 (1.) Als die für den Tempel bestimmten Belagerungsdämme von den betreffenden zwei Legionen zu Ende geführt waren, befahl Titus am achten des Monates Lous die Widder gegen die westliche und nördliche Ausbuchtung (Exedra) des inneren Heiligthums aufzufahren. 221 Vor diesen zwei Punkten nun bearbeitete vom frühen Morgen an ununterbrochen die stärkste Sturmmaschine, die die Römer besaßen, die Mauerwand, ohne das geringste auszurichten. Die Größe und das Gefüge der hier befindlichen Steine trotzte dieser so gut, wie allen anderen Widdermaschinen. 222 Nur beim Thore auf der Nordseite gelang es endlich, und zwar nicht durch die Maschinen, sondern durch die Mineure, die Grundsteine zu untergraben und nach ungemein mühseliger Arbeit die vordersten Quadern herauszuwälzen. Da aber das Thor noch von den weiter drinnen liegenden Steinen gestützt ward, so blieb es unerschüttert. Jetzt gaben die Römer die Hoffnung auf, mittels Widder und Brechstangen der Mauer beizukommen, und begannen Leitern an die Hallen anzusetzen. 223 So wenig sich die Juden beeilten, sie daran zu hindern, so groß war der Ungestüm, mit dem sie sich auf die einmal oben befindlichen Römer stürzten und mit ihnen rangen. Die einen stießen sie mit solcher Gewalt zurück, dass sie rücklings in die Tiefe stürzten, die anderen hieben sie im Handgemenge zusammen. 224 Viele Römer wurden in dem Moment, wo sie von der Leiterspitze auf das Dach springen wollten, ehe sie noch mit ihrem Schilde parieren konnten, von den Schwerthieben der Feinde getroffen, und einige Leitern, die von Bewaffneten vollgepfropft waren, konnten die Juden sogar seitwärts drehen, 225 so dass sie von der Zinne hinunterglitten und nicht wenige Soldaten zerschmetterten. Besonders heftig wehrten sich die Fahnenträger um die auf der Höhe schon aufgepflanzten Standarten, deren Wegnahme sie für den schwersten Verlust und für die größte Schmach ansahen. 226 Doch zuletzt eroberten die Juden auch die Fahnen und machten alles nieder, was oben war, während die anderen, eingeschüchtert durch das Missgeschick der Gefallenen, zurückwichen. 227 Auf Seite der Römer hatten alle, die fielen, redlich ihre Schuldigkeit gethan, unter den Rebellen aber hatten sich auch diesmal wieder die Helden der früheren Kämpfe und außerdem Eleazar, Brudersohn des Tyrannen Simon, durch ihre Tapferkeit hervorgethan. 228 Als nun Titus sehen musste, wie die dem fremden Heiligthum erwiesene Schonung seinen Soldaten nur Schaden und Verluste brächte, gab er den Befehl, Feuerbrände an die Thore zu legen. … 267 (8.) Gewiss muss der Untergang eines Werkes ungemein schmerzlich berühren, das in Anbetracht seiner kunstvollen Arbeit, wie ungeheuren Größe, dann auch der Kostbarkeit aller seiner Details und des Ruhmes seiner Heiligkeit zu dem Wunderbarsten gehörte, was wir aus eigener Anschauung oder bloß vom Hörensagen kennen. … 271 (1.) Während der Tempel in Flammen aufgieng, raubten die Soldaten, was ihnen in den Wurf kam, und richteten unter denen, auf die sie stießen, ein ungeheures Blutbad an. Kein Alter fand Erbarmen, nichts Heiliges ward geachtet, sondern Knäblein und Greise, Laien und Priester wurden gleicherweise hingewürgt. Ohne jede Rücksicht auf das Geschlecht wüthete auf allen Seiten das feindliche Schwert, es wüthete ebenso gegen jene, die um Pardon baten, wie gegen jene, die noch Gegenwehr leisteten. 272 In das Geprassel der himmelhoch


aufschlagenden Flammen mischte sich das schauerliche Aechzen der Sterbenden, und bei der Höhe des Tempelberges, wie bei der Ausdehnung des brennenden Gebäudes hätte man leicht glauben können, dass die ganze Stadt im Feuer stehe. Keine Vorstellung dürfte imstande sein, die Gewalt und die Grässlichkeit jenes Tumultes zu überbieten, 273 den der brausende Schlachtruf der zusammenströmenden Legionen, das Gebrüll der von einem Feuer‐ und Eisenwall umklammerten Rebellen, wie auch die Angst des abgeschnittenen und dem Feinde gerade in die Hände laufenden Volkes droben und sein letzter Todesschrei hervorbrachten. 274 Dem Getümmel auf der Höhe antwortete das Jammergeschrei des Volkes in der Stadt. Selbst viele von denen, die vor Hunger schon verschmachteten und kein lautes Wort mehr hervorbrachten, überkam beim Anblick des feuersprühenden Tempels eine verzweifelte Kraft, so dass sie wieder laut zu jammern, ja zu schreien begannen. Der Wiederhall von den Wänden jenseits des Kedron und den übrigen Bergen ringsum machte das Getöse noch furchtbarer. Aber dieser äußere Eindruck blieb noch weit hinter den wirklichen Schreckensscenen zurück. 275 Der ganze Tempelberg erschien von seinem Fuße an wie ein einziger ungeheurer Feuerofen, der nach allen Seiten Flammen spie. Dann hatte es wieder den Anschein, als ob die Blutbäche das Feuer ersticken müssten, da die Zahl der Schlächter fast hinter der Zahl ihrer Opfer verschwand. 276 Nirgends sah man mehr ein Fleckchen Erde, das nicht mit Todten bedeckt war, und die Soldaten mussten förmliche Leichenhügel stürmen, um die Flüchtigen zu verfolgen. … 281 (2.) Da die Römer es für zwecklos hielten, nach der Einäscherung des eigentlichen Tempelhauses die anderen Gebäulichkeiten ringsherum noch stehen zu lassen, so brannten sie alles miteinander, nämlich die noch übrigen Theile der Hallen und die Thore, mit Ausnahme von zweien, des Ostthores und Südthores, die sie erst später der Erde gleich machten, nieder. 282 Auch die Schatzkammern, in denen eine ungeheure Masse Geldes nebst einer Unzahl von feinen Kleidern und anderen Kostbarkeiten, kurz gesagt, der ganze Reichthum der Juden aufgespeichert lag, da die Wohlhabenden ihren ganzen Hausstand dorthin hatten bringen lassen, wurden den Flammen preisgegeben.


Die Ermordung der Juden im Rheinland Unter dem Pontifikat von Papst Urban II. keimte die Idee eines Heiligen Krieges zur Befreiung des Heiligen Landes auf. Zum Abschluss der Synode von Clermont rief er am 27. November 1095 zum Ersten Kreuzzug auf, woraufhin im ganzen Land in Predigten zur Teilnahme am Kreuzzug aufgerufen wurde. Der Aufruf stieß auf enorme Resonanz und noch bevor sich das offizielle päpstliche Kreuzzugsheer gesammelt hatte, brach bereits im April 1096 in Nordfrankreich auf eigene Faust ein erster ungeordneter Zug auf, der sogenannte Volks‐ oder Armenkreuzzug. Diese „Kreuzfahrer“ waren keine stolzen Ritter, sondern einfache Bauern, Bettler und Kriminelle, bewaffnet nur mit Stöcken und bäuerlichen Arbeitsgeräten. Eine Abspaltung des Zugs, der Deutsche Kreuzzug, erreichte unter der Führung von Graf Emicho von Flonheim am 10. April, dem Beginn des jüdischen Pessachfests, Trier. Auch hier, wie schon seit Beginn der Reise, schlossen sich hunderte von verarmten Tagelöhnern und Bettlern dem Zug an. Ihre Schar umfasste mehrere tausend hungrige Männer und Frauen. Sie erpressten und stahlen von den Trierer Juden Lebensmittel und Geld. Am 3. Mai erreichte der Zug schließlich Speyer. Salomo bar Simeon, ein jüdischer Chronist, schrieb später nach Aussagen von Zeugen über den Zug der Kreuzfahrer: „Als sie nun auf ihrem Zug durch die Städte kamen, in denen Juden wohnten, sprachen sie: ,Sehet, wir ziehen den weiten Weg, um die Grabstätte aufzusuchen und uns an den Ismaeliten zu rächen. Und siehe, hier wohnen unter uns die Juden, deren Väter Christus unverschuldet umgebracht und gekreuzigt haben! So lasset zuerst an ihnen uns Rache nehmen und sie austilgen unter den Völkern, dass der Name Israel nicht mehr erwähnt werde. Oder sie sollen unseresgleichen werden und zu unserem Glauben sich bekennen.' Am Sabbat, den 8. Ijjar überfielen die Feinde die Gemeinde Speyer und erschlugen elf heilige Personen. Diese waren die Ersten, die ihren Schöpfer heiligten, da sie sich nicht taufen lassen wollten. Die Übrigen wurden, ohne ihren Glauben wechseln zu müssen, von dem Bischof gerettet.“

Johann I., Bischof von Speyer, befahl zwar die Verteidigung der jüdischen Gemeinde, ließ sich diese Tat jedoch von den Juden bezahlen. Die Kreuzfahrer setzten ihren Weg den Rhein nordwärts entlang fort, in die entgegengesetzte Richtung des eigentlichen Ziels Jerusalem.


Am Sonntag, dem 18. Mai, stürmten die hungrigen bewaffneten Männer das jüdische Viertel in Worms. Diejenigen Juden, die nicht zuvor Zuflucht im Palast des Bischofs gesucht hatten, wurden von der aufgebrachten Menge angegriffen und, wenn sie die Taufe verweigerten, was die meisten aus Überzeugung taten, grausam umgebracht. Das jüdische Viertel wurde sowohl von den Kreuzfahrern als auch den Wormser Einwohnern geplündert. Nach einer Woche des Asyls stürmten die Kreuzfahrer auch den bischöflichen Palast und stellten die zunächst geflüchteten Juden vor die Wahl Tod oder Taufe. In Worms wurden nach manchen Angaben etwa 800 Juden von den Kreuzfahrern ermordet oder wählten den Freitod. Am 25. Mai 1096 erreichte der Tross schließlich Mainz. Nach zwei Tagen Belagerung vor den verschlossenen Stadttoren wurde die mordlustige Menge in die Stadt gelassen, vermutlich gegen den Befehl des Erzbischofs Ruthard II. Die Mainzer Juden hatten sich bewaffnet, um ihr Viertel und den Bischofspalast zu verteidigen. Sie waren der, vom Hass auf die Juden getriebenen, Heerschar jedoch deutlich unterlegen. Die ursprünglichen Kreuzfahrer richteten ein Blutbad in der Stadt an. Die jüdische Gemeinde wurde fast vollständig vernichtet, laut Rolf Dörrlamm starben 600 Gemeindemitglieder. Einer der überlebenden zwangsgetauften Juden zündete wenige Tage später zuerst sein Haus, dann die Synagoge und sich selbst an, um sich so von der Schmach zu reinigen, seinen Glauben verraten zu haben. Viele weitere folgten seinem Beispiel, das jüdische Viertel wurde niedergebrannt. Viele Überlebende zogen die Selbsttötung einem Leben als zwangsgetaufter Christ vor. Im Rahmen der Ausschreitungen um den Ersten Kreuzzug kam es auch in anderen Städten, so etwa in Köln, Neuss, Xanten, Regensburg und Prag, zu Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung.


12. Juli 1995

"Es war sehr eng dort, und wegen der Atmosphäre, der Panik und der Masse von Menschen, wurden viele Leute ohnmächtig. Es gab aber nicht mal genügend Platz, dass sie umfallen konnten. Ich kann nur schwer verstehen, wie sie das überlegen konnten und dass nicht viel mehr Menschen erstickt sind. Es herrschte Chaos. … Währenddessen haben ihre Soldaten sich wieder unter die Leute gemischt. Sie sind auch mit einem Laster voller Brot gekommen und haben in die Menge, die Hunger hatte und etwas essen wollte, Brotlaibe geworfen. Ich hab mich so gedemütigt gefühlt. … Ich hab ein paar bekannte Gesichter gesehen, die ich von früher kannte, auch ein sehr guter Freund von uns – oder wenigstens hatten wir gedacht, er sei unser Freund. Zu Friedenszeiten ist er Polizist gewesen und war oft in unserer Gegend auf Streife. Dann kam er zu uns ins Haus, hat oft bei uns Kaffee getrunken, hat sich mit unseren Nachbarn unterhalten. Seine Frau hat mit mir in der Verwaltung der Blei‐ und Zink‐Mine in Srebrenica gearbeitet. Dieser Mann ist also nun dort gestanden, hatte seine Polizeiuniform an und hat einfach die Lage beobachtet. Er hat mich gesehen, und ich hab ihn gesehen, aber er hat nicht mit uns geredet, und ich hab ihn auch nicht angesprochen. Es war, als würden wir uns überhaupt nicht kennen. … Dort stand eine Buskolone. Wir mussten warten, bis alle Busse voll waren, bevor wir alle losfahren konnten. … Ich habe in dem Bus stehen müssen, denn er war ganz voll. … Soldaten sind in den Bus gekommen und haben ganz schnell ihre Messer gezogen. Sie haben gesagt, sie würden uns die Kehle durchschneiden. Sie haben ausländisches Geld verlangt; sie waren offenbar überzeugt, wir hätten davon jede Menge. Sie haben nach Waffen gesucht. Natürlich haben wir nichts bei uns, denn die meisten haben nach drei Jahren Chaos in Srebrenica überhaupt nichts mehr besessen. Aber ein paar Frauen hatten noch ein bisschen Schmuck, aber den wollten sie nicht. … Der Bus ist sehr langsam gefahren und plötzlich hab ich eine lange Kolonne von Männern gesehen, mit den Händen hinter dem Kopf, sie waren hinter dem Kopf gefesselt. Sie waren alle nassgeschwitzt, manche von ihnen mit nacktem Oberkörper, sie hatten kein T‐Shirt oder so was an. Ich weiss nicht, warum. Vielleicht hat es ihnen jemand weggenommen. Ich weiss nicht, warum sie es ausgezogen hatten. Ich hab nicht sofort erkannt, wer das war. Vier von ihnen haben jemand in einer Decke getragen. Das musste ein Verletzter sein. Und ich beobachtete diese Kolonne, als wir vorbeifuhren, und da hab ich ein paar von den Leuten erkannt, einige Nachbarn, einige Verwandte. Und als ich die erkannte, ist mir klar geworden, dass sie alle Männer waren..." (Aussage Mirsada Malagić vor dem Internationalen Gerichtshof in Genf, 2006)


Wir trauern um alle, die starben, um ihre Güte und um ihre Weisheit, die die Welt hätten retten und so viele Wunden hätten heilen können. Wir trauern um den Geist und den Humor, der starb, um das Lernen und das Lachen, das für immer verloren ist. Die Welt ist ärmer geworden, und unsere Herzen werden kalt, wenn wir an die großen Dinge denken, die hätten sein können. Um des Leids unseres Volkes willen mögen solche Zeiten nie wiederkommen. In unserem täglichen Kampf gegen Grausamkeit und Vorurteile, gegen Tyrannei und Verfolgung gibt uns die Erinnerung an sie Kraft und leitet uns. Wir gedenken wir derer, die Gottes Namen auf der Erde geheiligt haben.





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