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Medizinische Selbsttests
Immer mehr Anbieter kommen mit sogenannten medizinischen Selbsttests auf den Markt, mit denen Kunden unkompliziert in Eigenregie überprüfen sollen, ob sie unter Unverträglichkeiten oder Nährstoffmängeln leiden. Diabetes-Patienten sind schon lange damit vertraut, regelmäßig selbst ihr Blut auf einen bestimmten Wert zu testen. Ein neuer Trend ist, dass jedermann durch Blutanalysen Ernährung und Lebensstil optimieren kann. „Schritte zählen war gestern – heute scannt man sein Blut“, wirbt ein Anbieter.
Der Gedanke dahinter ist, durch regelmäßige Blutuntersuchungen sicherzustellen, optimal mit allen wichtigen Nährstoffen und Vitaminen versorgt zu sein. Stellt man bei einem oder mehreren Werten Abweichungen fest, gibt es bei den Premium-Anbietern umfangreiche Empfehlungen, wie dem gegenzusteuern ist. Die Art – und Genauigkeit –dieser Tests unterscheiden sich allerdings erheblich.
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Das Wohnzimmer als Labor
Insbesondere die Tests, die einzelne Werte überprüfen, lassen sich oftmals im eigenen Wohnzimmer durchführen. Für etwa 15 bis 30 Euro (je nach Test) erhält man im Drogeriemarkt oder in der Apotheke ein Paket, um selbst eine Probe zu entnehmen und diese gleich auszuwerten. In den meisten Fällen geht es dabei um eine Blutprobe, die man durch einen Stich mittels einer mitgelieferten Lanzette in die Fingerkuppe erhält, manche Tests erfordern Stuhl- oder Urinproben. Für die Auswertung sind in der Regel Teststreifen aus Papier beigelegt. Anhand des Farbwechsels kann das Ergebnis bestimmt werden. Beispiele für solche Heimtests sind etwa Nährstoffmängel wie Eisenmangel, bestimmte sexuell übertragbare Krankheiten oder Unverträglichkeiten. Zwar liefern solche Tests schnelle Ergebnisse, jedoch ist ihre Aussagekraft sehr umstritten. Fehler in der Anwendung, unklare Anleitungen und sehr allgemeine Ergebnisse schaffen oft kaum mehr Klarheit als zuvor. Diese Tests können die genauen Werte nicht bestimmen, sondern höchstens eine Unter- oder Überkonzentration bestimmter Werte angeben.
Proben nehmen und einschicken
Mehrere Anbieter setzen daher auf einen anderen Weg. Anstelle einer Analyse vor Ort übernimmt ein spezialisiertes Partnerlabor die Untersuchung der Blutprobe, was wesentlich genauere Ergebnisse liefert. Statt Teststreifen sind daher vorfrankierte und an das Labor adressierte Umschläge enthalten, um die Proben einzuschicken. Die Tests untersuchen in der Regel mehrere Blutwerte in unterschiedlichen Zusammenstellungen. Jeder Test ist deshalb auf ein bestimmtes Ziel optimiert, das durch eine Blutuntersuchung erreicht werden soll: zum Beispiel mehr Leistung beim Sport, höheres Wohlbefinden und Gesundheit oder sogar schönere Haut. Interessant dabei ist, dass nicht alle der hier erhobenen Blutwerte Teil des kleinen oder großen Blutbildes sind. Die Laborergebnisse liegen nach einigen Tagen vor. Zugriff erhält man über das Internetportal oder die App des jeweiligen Anbieters nach einer einmaligen Anmeldung. In diesen Kundenportalen erhält man nicht nur Einsicht in die verständlich aufbereiteten Ergebnisse, sondern auch konkrete Empfehlungen, um aus der Reihe schlagende Werte wieder in den Normbereich zu führen. Das können etwa Ernährungs- oder Sporttipps sein. Auch wenn die Auswertung deutlich genauer ist, ist auch bei den eingeschickten Selbsttests die Entnahme der Proben eine Schwachstelle, die sich auf die Genauigkeit der Ergebnisse auswirken kann.
Im Zweifel immer zum Arzt
Preislich liegen die Tests aus der Drogerie oder Apotheke, die zuhause ausgewertet werden, meistens unter 30 Euro. Die umfangreicheren Selbsttests mit Laborauswertung sind über das Internet bestellbar und kommen, je nach Anbieter und Anzahl der geprüften Werte, auf Preise zwischen 70 und 200 Euro.
Das große Aber: Die Auswertung und Einordnung durch einen geschulten Mediziner fehlt in jedem Fall. Wenn ein daheim durchgeführter Test anzeigt, dass ein oder mehrere Werte aus der Norm schlagen, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, um eine vollständige Diagnose samt eventuell notwendiger Behandlung einzuholen. Bei auftretenden Symptomen und Beschwerden sollte direkt ein Arzt aufgesucht werden; die Krankenkasse zahlt bei akutem Verdacht die nötigen Tests. Wer sich für einen oder mehrere bestimmte Werte interessiert, kann auch einen kostenpflichtigen Labortest durch seinen Arzt durchführen lassen.