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AKROPOLIS BONJOUR –

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DIE AUSSPRACHE

DIE AUSSPRACHE

Monsieur Thierry Macht Urlaub

Ein Familienvater will seine Ehe durch die Wiederholung einer Griechenlandreise retten. Sehr witzige, aber immer liebenswerte Komödie mit vielen Gags, zahllosen Missverständnissen und einem Hauch von Nostalgie und Melancholie.

„Wann machen wir diesen Urlaub noch einmal?“

Das steht auf der Rückseite eines Fotos, die Thierry Hamelin (Jacques Gamblin) aufwändig digitalisiert und neu sortiert – seine wichtigste, weil einzige Beschäftigung, seit er im Ruhestand ist. Das Foto zeigt ihn mit seiner Frau Claire (Pascale Arbillot) und den beiden inzwischen erwachsenen Kindern in Griechenland, 1998. Damals war’s, damals, als die Zukunft in rosigstem Licht lag und die Welt noch in Ordnung war. Damit ist jetzt endgültig Schluss, denn soeben hat Claire ihrem überraschten Gatten mitgeteilt, dass sie sich scheiden lassen will. Thierry ist wie vom Donner gerührt. Er will Claires Entscheidung nicht akzeptieren. Mit List und Tücke, inspiriert von dem Foto aus glücklichen Zeiten, entwickelt er die Idee, ihr den eigenen Wunsch mehr als 20 Jahre später zu erfüllen. Ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann. Also heißt es: Auf nach Griechenland

In seiner ersten Kinokomödie legt François Uzan gleich richtig los. Auf der Grundlage einer gescheiterten Langzeit-Ehe und einer Familie, die sich auseinandergelebt hat, entwickelt er eine verzwickte Story mit zahllosen Verwicklungen, die immer liebenswert bleibt. Thierry ist ein altmodischer Familienvater und eine echte Nervensäge, der seine Tochter in einer Gerichtsverhandlung stört, nur weil er ein Foto nicht zuordnen kann. Jacques Gamblin spielt mit feinem Humor und leiser Melancholie dieses Musterbeispiel eines unterbeschäftigten Rentners, der in der Vergangenheit lebt und nicht merkt, dass die Zeit ihn überholt hat. Gamblin ist dabei sehr komisch und immer ein bisschen zurückhaltend, was ihn noch sympathischer macht. François Uzan gelingt es mit großer Souveränität, alle Fäden zusammenzuhalten und die handelnden Personen von einer komischen Katastrophe in die nächste taumeln zu lassen – mehr soll über die turbulente Handlung nicht verraten werden. Es darf gelacht werden!”

PROGRAMMKINO.DE / GABY SIKORSKI

AB 23. FEBRUAR ROSY – AUFGEBEN GILT NICHT

DOKUMENTATION | FRANKREICH | 2022

Der Film von Marine Barnérias dokumentiert ihre eigene, unglaubliche Geschichte: Von einem Schicksalsschlag bis hin zu einer Entscheidung, die Marine auf ein spektakuläres Abenteuer um die halbe Welt führt.

Die junge Studentin Marine Barnérias nimmt 2015 an einem Wettkampf ihrer Universität teil, als ihr plötzlich schwarz vor Augen wird. Sie misst alldem zuerst wenig Bedeutung bei, bis sie kurzfristig nahezu erblindet und einen Augenarzt aufsucht, der sie sofort und mit höchster Dringlichkeit an einen Neurologen verweist. Nach unzähligen nervenaufreibenden Untersuchungen steht die erschütternde Diagnose fest: MS - Multiple Sklerose. Mit 21 Jahren. Marine entscheidet sich nach dem ersten Schock und durch die schwierige und undurchsichtige Informationslage für einen unkonventionellen und bewundernswerten Weg: Raus ins Leben und in die Welt. Allein unternimmt sie eine Reise, die sie um die halbe Erdkugel führt, um positive Kräfte zu sammeln und zu sich selbst zu finden. Ein Abenteuer, das sie in drei verschiedene Länder führt: Neuseeland, um ihren Körper wiederzuentdecken, Myanmar, um sich mit ihrem Geist zu verbinden, und die Mongolei, um mit ihrer Seele wieder in Kontakt zu treten. In einem Dreivierteljahr sammelt sie unvergessliche Erfahrungen, erlebt tröstende und verändernde Begegnungen, stellt eine innige Verbindung mit der Natur her und kehrt voller Kraft, Lebensfreude und neuer Ideen zurück, um wieder zu sich selbst und in ein neues Gleichgewicht mit der Sklerose, die sie Rosy nennt, zu finden. Mit “Rosy – Aufgeben gilt nicht” hat Marine Barnérias, die heute erfolgreiche Bestsellerautorin ist und ein Reisemagazin im französischen Fernsehen moderiert, ein ungewöhnliches, unglaublich nahes und durchaus auch humorvolles Kinoabenteuer geschaffen. Die Geschichte einer starken, jungen Frau ist zugleich eine mutmachende und vor Lebensfreude sprühende Darstellung über die heilende Kraft des Reisens. Marine zeigt uns, dass selbst in den schwierigsten Zeiten eines Lebens alles möglich ist und dass wir alle eine ungeahnte innere Stärke haben.

WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO, WIE ES NIE WAR

DRAMA, KOMÖDIE |DEUTSCHLAND| 2021

Komisch, ergreifend, voll absurder Momente und Begebenheiten: Joachim Meyerhoffs Bestseller als Coming-ofAge zwischen erster Liebe und der Sehnsucht nach Aufbruch und Ankommen

Auf dem Gelände der größten psychiatrischen Klinik Schleswig-Holsteins aufzuwachsen ist irgendwie – anders. Für Joachim, den jüngsten Sohn von Direktor Meyerhoff (Devid Striesow), gehören die Patient*innen quasi zur Familie. Sie sind auch viel netter zu ihm als seine beiden älteren Brüder, die ihn in rasende Wutanfälle treiben. Seine Mutter (Laura Tonke) sehnt sich Aquarelle malend nach italienischen Sommernächten statt norddeutschem Dauerregen, während der Vater heimlich, aber doch nicht diskret genug, seine eigenen Wege geht. Doch während Joachim langsam erwachsen wird, bekommt seine Welt, nicht nur durch den Verlust der ersten Liebe, immer mehr Risse ...

Die autobiografische, tragikomische Familiengeschichte basiert auf dem gleichnamigen 2013 erschienenen Bestseller von Joachim Meyerhoff. Die Coming-of-Age-Story einer außergewöhnlichen Kindheit und Jugend in der alten BRD dreht sich um das skurrile Familienleben inmitten einer psychiatrischen Einrichtung. Hier läuft nicht alles ganz normal, aber was heißt schon „normal“? Vom Erwachsenwerden unter besonderen Umständen erzählt Sonja Heiss, preisgekrönte Regisseurin von „Hedi Schneider steckt fest“ und Autorin des SpiegelBestsellers „Rimini“, mit einem fulminanten Darstellerteam. Die Hauptfigur wird verkörpert von Camille Loup Moltzen als Junge, Arsseni Bultmann als 16-Jährigem und Merlin Rose als jungen Erwachsenen. An ihrer Seite brilliert eine ganze Riege von Jungstars. Devid Striesow überzeugt als Vater und Psychiater und Laura Tonke, die für „Hedi Schneider steckt fest“ mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde, als Mutter und Frau mit besonderen Eigenschaften. An ihrer Seite finden wir ein einzigartig zusammengestelltes Ensemble von professionellen Schauspieler*innen und Laiendarsteller*innen mit und ohne Behinderung.

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