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Swiss University Team

DER SaS aLS PIonIER

Vor drei Jahren gründete der SaS im hinblick auf die Universiade 2021 das Swiss University team. Damit setzt sich unser club konsequent für die Vereinigung von Spitzensport und Studium ein.

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Thomas Pool | Chef TK

Nach den ersten akademischen Winterspielen 1927 in Cortina d’Ampezzo (ITA) finden seit 1960 regelmässig alle zwei Jahre Winteruniversiaden statt. Am 21. Januar 2021 hätte die 30. Winteruniversiade 2021 in Luzern eröffnet werden sollen. Aufgrund von Corona wurde der Anlass auf Dezember 2021 verschoben. Nach 1962 in Villars findet dieser Grossanlass für Studenten aus aller Welt erst zum zweiten Mal in der Schweiz statt. Die Winteruniversiade ist nach den Olympischen Spielen der grösste Multisport-Anlass im Winter. In zehn Sportarten, welche an sieben Austragungsorten in der Innerschweiz und auf der Lenzerheide (Biathlon) stattfinden, werden 1600 Studierende zwischen 17 und 25 Jahren von über 540 Hochschulen aus 50 Ländern in der Schweiz erwartet. Zwei Umstände dazu sind bemerkenswert: Zum einen die Tatsache, dass es nach wie vor Grossevents in der Schweiz gibt. Nachdem die Kandidatur Sion für die Olympischen Spiele 2006 letztlich an der Turiner Grosszügigkeit gescheitert ist, hatten auch die beiden Bündner Versuche für 2022 und 2026 in St. Moritz beim Bündner Stimmvolk keine Chance. Selbst eine Defizitgarantie seitens des Bundes von einer Milliarde konnte das finanzielle Wagnis nicht genügend unterstützen. «Kein ökologischer Gigantismus ohne nachhaltiges Vermächtnis», war der Tenor des Bündner Stimmvolks.

Zum anderen ist das Niveau der Teilnehmer an Winteruniversiaden bemerkenswert. Der Studentenspitzensport hat sich auf ein absolutes TopNiveau entwickelt. Schaut man sich die Liste der Schweizer Winteruniversiade Goldmedaillengewinner an, sticht ein Name hervor: Ramon Zenhäusern. Unser Zwei-Meter-Mann und Olympiasieger, der zwischen Weltcuprennen und vor Grossanlässen noch Prüfungen schreibt. Er hat 2015 dank seinem Sieg an der Winteruniversiade in der Sierra Nevada (ESP) ein Resultat herausgefahren, womit er seine Startposition bei den späteren Weltcuprennen wesentlich verbessern konnte. Dazu kamen prägende Erfahrungen an einem Grossanlass. Vielleicht ein kleines Puzzlesteinchen zu seinen späteren und heutigen Grosserfolgen? Der

erfolgreichste Skifahrer aller Zeiten an Universiaden ist aber Sandro Boner (1. Foto) aus Serneus im Prättigau, der an den Universiaden 2009 (2. Foto, v.l.n.r. Dimitri Cuche, Tamara Wolf und Sandro Boner) und 2015 insgesamt fünfmal Gold und zweimal Bronze in den alpinen Disziplinen gewinnen konnte. Boner wie Zenhäusern sind Mitglied im SAS.

Dank gian gilli und Pirmin Zurbriggen

30 Jahre waren vergangen, seit die Schweiz zum letzten Mal den Nationencup im alpinen Skirennsport gewonnen hat. 2020 konnten wir endlich wieder siegen! Nach den «Goldenen 80er und 90er-Jahren» hat man es in der Schweiz schlichtweg verpasst, die Strukturen an die Bedürfnisse der Athletinnen und Athleten anzupassen. Damit sind nicht nur die Trainingsbedingungen, sondern vielmehr auch die Ausbildungsbedingungen gemeint. Gut 15 Jahre sind es nun her, als Gian Gilli, seinerzeit Chef Leistungssport bei Swiss-Ski, ein Nachwuchsförderungskonzept vorstellte, das altersgerechte Trainingsmethoden und -umfänge beschrieb. Ein wichtiger Kernpunkt des Projektes waren die drei nationalen Leistungszentren (NLZ) in Brig, Engelberg und Davos, mit Sportmittelschulen, die es zwar schon gab, aber noch keinen offiziellen Status hatten. Vor allem auch dank Pirmin Zurbriggen, damals Präsident von Ski Valais, konnte sich das Konzept bei Swiss-Ski schliesslich durchsetzen.

Immer mehr akademiker vorne dabei

Vor 30 Jahren waren Studenten absolute Exoten im Schweizer Skirennsport, etwa der Basler SASler Urs Karrer (heute Chefarzt Poliklinik in Winterthur): Ein Unterländer mit einem Ferienhaus in Flims, der privat trainierte und immer wieder an FIS- und an Europacuprennen anzutreffen war. Er fuhr für den SAS und studierte nebenbei Medizin. Die anderen wenigen Studenten und späteren WM-Medaillengewinner, etwa Silvan Zurbriggen und Daniel Albrecht, zog es ins nahe Ausland an die Sporthauptschule in Stams (AUT). Die dritte Alternative war damals wie heute ein gymnasiales Fernstudium bei der AKAD (Akademikergemeinschaft für Erwachsenenbildung).

Heute mit den drei NLZ und deren Sportgymnasien, einem erweiterten Studienangebot mitunter an Fachhochschulen oder Fernuniversitäten ist es nur folgerichtig, dass immer mehr ‘Akademiker’ den Weg an die Weltspitze machen. Die Entwicklung eines dualen Systems mit Spitzensport und Studium ist heute dezentral gut strukturiert und organisiert, die Kosten sind vernünftig. Seit gut zehn Jahren absolvieren immer mehr Athleten diesen Weg. Das halbe Schweizer Slalomteam rund um Daniel Yule, Ramon Zenhäusern und Tanguy Nef sind Studenten. Unsere Recherchen zeigen, dass etwa 40 Prozent aller Swiss-Ski-Athleten auf dem Wege zur Matura sind, diese bereits abgeschlossen haben oder studieren – ein enormes Potenzial mit steigender Tendenz. Die Rahmenbedingungen sind zwar etwas einfacher geworden, meistens werden Fernuniversitäten besucht. Die Prüfungen können dort aber nach wie vor kaum verschoben werden und es wird keine Rücksicht auf Weltcupeinsätze oder Grossanlässe genommen, geschweige denn die einheimischen Unis, die Prüfungsdaten sind fix.

Unterstützt von der SaS-Stiftung

Auch Swiss Olympic, die Dachorganisation der Schweizer Sports, hat erkannt, dass Studenten möglichweise eine kritische Masse von potenziellen Olympiasiegern und Weltmeistern beinhalten. Im Hinblick auf die Winteruniversiade in Luzern 2021 wurde das Projekt' Spitzensport und Studium' neu lanciert. Die Umsetzung dieses dualen Weges obliegt Swiss Universitysports und an fast jeder Universität gibt es Sportverantwortliche, welche Lösungen zusammen mit dem Athleten und der Fakultät erarbeiten sollen. Das Funding und der Support dieser Kampagne sind jedoch sehr bescheiden. Die demokratischen Mühlen mahlen jedoch gut schweizerisch langsam. Dem Spitzen- oder Leistungssport fehlt die Lobby in der Schweiz – immer noch oder immer schon. Die Studenten werden sich im Spitzensport über kurz oder lang durchsetzen. Es wäre wünschenswert, die Strukturen weiter zu verbessern und auch jenen eine bessere Grundlage im Leben nach dem Spitzensport zu ermöglichen, die es nicht bis ganz nach vorne schaffen.

Wichtige Initiative des SaS

Der SAS nimmt seine wichtige Rolle dabei im Rahmen seiner Möglichkeiten definitiv wahr. Im Hinblick auf die Winteruniversiade 2021 haben wir vor drei Jahren das Swiss University Team gegründet. Damit werden derzeit 16 Athleten unterstützt, die besten alpinen und nordischen Studenten in der Schweiz. Die beiden SAS-Stiftungen haben dieses wichtige Projekt ermöglicht und bis Ende 2021 finanzielle Unterstützung zugesichert. Es soll auch nach der Winteruniversiade 2021 weitergeführt werden. Das Swiss University Team besteht aus SASlern und Nicht-SASlern, die aktiv studieren müssen (Minimum 30 ETCS-Punkte pro Semester). Alle bekommen einen SAS-Götti, der die Brücke zu unserem Club schlagen soll. Vor allem bei den Alpinen ist das Niveau sehr hoch und es sind ausschliesslich A- und B-Kader Athleten von Swiss-Ski mit Jahrgang 1996 und jünger mit dabei. Die erfolgreiche Entwicklung und die positiven Feedbacks aus der Ski-Community zeigen, wie wichtig und richtig dieses Projekt vom SAS ist. Unser Club wird seitens Athleten und Swiss-Ski als der Skiclub und Regionalverband für Studenten mehr und mehr wahrgenommen. Die Zukunft wird zeigen, ob der SAS damit seine Pionierrolle im Schneesport einmal mehr wahrnehmen konnte und diese Initiative ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des SAS sein wird.