Sanitas Magazin 1/22: Passt für mich! Vom Mut, eigene Wege zu gehen

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Passt für mich! Vom Mut, eigene Wege zu gehen

18 __ Smarte Fasern heizen uns ein und halten gesund 24 __ Weniger Schmerzen dank Faszientraining


BINSENWEISHEIT

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Was ist dran an der Wetterfühligkeit?

Spüren Sie den Schnee, bevor Meteo ihn vorhersagt? Machen Ihnen bei Föhn Kopfschmerzen zu schaffen? Viele fühlen sich bei Wetterumschwüngen schlapp oder gereizt, die Narbe am Knie zwickt oder die Gelenke schmerzen. Aussagekräftige Studien hierzu sind rar, die Theorien dagegen zahlreich. Passen sich Organismus und Herz-Kreislauf-System nicht schnell genug an? Setzt das vegetative Nervensystem Entzündungsprozesse in Gang? Oder führt niedriger Luftdruck dazu, dass sich die Knochen ausdehnen und Schmerzen verursachen? Ein kleiner Aufsteller mag sein, dass Wetterfühligkeit einst ein evolutionärer Vorteil war: Wer das miese Wetter vorab spürte, konnte sich rechtzeitig einen Unterschlupf suchen. Für Stubenhocker gilt derweil: Statt im klimatisierten Kämmerlein zu sitzen, gehe man lieber auch bei Wind und Regen nach draussen. Das hilft dem Organismus, sich an Wetterwechsel zu gewöhnen.

… und was wollten Sie schon immer mal wissen? Schreiben Sie uns – wir freuen uns auf Ihre Frage! redaktion@sanitas.com

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EDITORIAL / INHALT

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Liebe Leserin, lieber Leser Wann wollten Sie das letzte Mal ausbrechen und Ihren eigenen Weg gehen? Unabhängig vom Alter braucht dieser Schritt immer Mut, vor allem aber die Überzeugung, das Richtige zu tun. In der aktuellen Ausgabe des Sanitas Magazins porträtieren wir zum Thema «Eigene Wege gehen» verschiedene Menschen, die Neuland ­betreten haben und diese Entscheidung nicht ­bereuen. Auch wir bei Sanitas gehen für Sie, liebe Kundinnen und Kunden, ­immer wieder eigene und neue Wege. Mit unseren digitalen Services beispielsweise. Oder unserem Zusatzversicherungsprodukt Classic, das uns ­erlaubt, Sie bei ­vielen alternativmedizinischen Therapien zu ­unterstützen, was für immer mehr Menschen wichtig ist. Wie diese Therapien die klassische Medizin ergänzen und wie Sie davon profitieren können, lesen Sie ebenfalls in dieser Ausgabe. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und den Mut, Ihre eigenen Wege zu gehen.

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Binsenweisheit Kurz & bündig

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DOSSIER EIGENE WEGE GEHEN Den eigenen Bedürfnissen zu folgen tut Körper und Seele gut. Dass es dafür auch oft viel Selbstvertrauen braucht, zeigen unsere Porträts. Marina Belobrovaja: Lebt Familie neu Carlos Pereira: Macht Kommunikation für alle möglich Andreas Stahel: Begleitet Menschen in den Freitod Margrit Stamm: Verwirklichte mutig ihren Traum Edith Wolf-Hunkeler: Brach ein Tabu, indem sie ein Kind bekam Priscilla Schwendimann: Predigt (nicht nur) für queere Menschen Alte Muster aufbrechen: Mit diesen Übungen fällt es leichter Infografik: Brustkrebs personalisiert behandeln Interview: So ergänzen sich komplementäre und klassische Medizin

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Entwickeln für morgen: Das können schlaue Textilien Aus dem Leben: Wer beweist im Job und privat Fingerspitzengefühl? Hausmittel: Das hilft gegen Heuschnupfen Aktiv sein: Mit Faszientraining gegen Schmerzen Sani und Elina: Der Frühling kommt Lexikon: Komplementär-/Alternativmedizin, Verfügung, Prävention

Cover: Yves Bachmann

Dr. Andreas Schönenberger CEO, Sanitas

IMPRESSUM Herausgeber Sanitas Management AG, Jägergasse 3, 8021 Zürich, sanitas.com/magazin | Kontakt redaktion@sanitas.com | Gesamtverantwortung Claudia Sebald | Redaktion Leoni Hof (Leitung), Helwi Braunmiller, Paul Drzimalla, Julie Freudiger, Stefan Schweiger, Claudia Landolt Starck, Anna Miller, Katharina Rilling | Übersetzungen Sanitas Übersetzungsdienste | Art Direction Festland AG | Lithografie Detail AG | Druck swissprinters.ch | Bildnachweise Alle nicht gekennzeichneten Bilder sind Eigentum von Sanitas oder von Sanitas lizenziert, S. 3: Andrey Popov / Getty Images, S. 18: Ford Motor Company, S. 24/25: globalmoments / Getty Images | Gesamtauflage ca. 550 000; 13. Jahrgang; gedruckt auf umweltfreundlichem FSC-Papier | Erscheinungsweise 4 × jährlich in D, F, I | Das nächste Magazin erscheint im Mai 2022.

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KURZ & BÜNDIG

In eigener Sache

61% Die Zahl —

der befragten Schweizerinnen trinken ihrer Schönheit zuliebe keinen Alkohol. 74 % von ihnen verzichten für einen frischen Teint und eine jugendlichere Haut aufs Rauchen.

Willkommen bei Sanitas An dieser Stelle begrüssen wir herzlich unsere neuen Kundinnen und Kunden. Vielen Dank für das Vertrauen, das Sie uns entgegenbringen. Wir geben unser Bestes, damit Sie sich bei uns gut aufgehoben fühlen. Auch ­unseren treuen Kundinnen und Kunden möchten wir ­dieses Versprechen geben. Und wünschen Ihnen allen ein gesundes 2022.

Sachbuch und Podcast —

Superkraft Atmen Wie wichtig der Atem ist, wird einem spätestens dann bewusst, wenn einem die Luft wegbleibt. Die Journalistin Jessica Braun hat darüber das Sachbuch «Atmen. Wie die einfachste Sache der Welt unser Leben verändert» (Kein & Aber) geschrieben. Darin macht sie sich auf, das Luftholen neu zu lernen. Begleitet eine Gebärende beim Hecheln, besucht ein Schlaflabor, taucht mit Apnoetauchern ab. Und zeigt, wie jede und jeder die Kunst des Atmens erlernen und so gesünder leben kann. Über ein anderes Thema spricht Jessica Braun im Podcast des Sanitas Health Forecast mit Moderator Frank Baumann: wie wir gesund altern und gezielt unsere Lebenserwartung erhöhen können. Und wieso uns das richtige Mass an Stress nicht älter, sondern sogar jünger macht. Hören Sie rein! Überall, wo es Podcasts gibt.

Quelle: Sanitas Health Forecast 2021

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KURZ & BÜNDIG

Netzwerk —

Gemeinsam Long Covid bewältigen Web-App —

Die letzten Wünsche verwalten

Mit dem eigenen Tod beschäftigt man sich nur ungern. Den Angehörigen kann dies jedoch das Leben erleichtern. Die App tooyoo ist eine gesicherte digitale Plattform, die alle wesentlichen Informationen speichert, welche Ihre Angehörigen im Fall Ihres Ablebens brauchen. Vom Testament über Patientenverfügung und Versicherungspolicen bis hin zu Wünschen fürs Begräbnis. tooyoo.ch

Rund um Long Covid, die möglichen Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung, sind noch viele Fragen offen. Wissenschaft und Medizin sind noch nicht so weit, klare Diagnosen und Therapien anbieten zu können. Das LongCovid-Netzwerk Altea will hier Abhilfe schaffen und informieren: Betroffene, Angehörige, Fachpersonen, Forschende und Interessierte aus allen Schweizer Sprachregionen können sich auf dieser Plattform austauschen. Die Stiftung Sanitas unterstützt die Weiterentwicklung und den Ausbau des Netzwerks. altea-network.com

Kundenzufriedenheit

Ihr Wohl liegt uns am Herzen Sanitas hat die zufriedensten Kundinnen und Kunden. Das hat die Befragung des Konsumentenmagazins «K-Tipp» ergeben. Mehr als 70 Prozent der Versicherten, welche in den vergangenen zwei Jahren Leistungen bezogen haben, waren mit Sanitas sehr zufrieden. Über dieses positive Ergebnis freuen wir uns sehr und arbeiten weiterhin daran, Ihren Ansprüchen gerecht zu werden. sanitas.com/zufrieden

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Alles ausser vorgespurt Manchmal tut es gut, den vermeintlich vorgegebenen Weg zu verlassen und dabei nur aufs eigene Bauch­ gefühl zu vertrauen. Egal, ob es um alternative und individuelle Behandlungsmethoden, Familienplanung oder den Abschied von alten Gewohnheiten geht – die persönlichen Bedürfnisse wichtig zu nehmen, macht glücklich und hält gesund.

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DOSSIER EIGENE WEGE GEHEN

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DOSSIER EIGENE WEGE GEHEN

Auf meine Art «Weil das schon immer so war», ist für die im Folgenden porträtierten Menschen keine Begründung, etwas genau so weiterzumachen. Sie nutzen ihre Bedürfnisse als Kompass und lassen sich trotz aller Widrigkeiten nicht von ihrem Weg abbringen. Texte Leoni Hof, Claudia Landolt Starck

Marina Belobrovaja hat bewusst allein ein Kind bekommen und darüber den Dokumentarfilm «Menschenskind!» gedreht.

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DOSSIER EIGENE WEGE GEHEN

«Sind nicht alle Eltern egoistisch?» Kinder brauchen Liebe, Zuwendung und Respekt. Aber – daran glaubt Marina Belobrovaja fest – nicht zwangsläufig von Vater und Mutter. Die heute 45-Jährige entschloss sich bewusst, ohne einen Mann an ihrer Seite Mutter zu werden. Den Vater ihres Kindes fand die Künstlerin im Internet. Nach einem ­Treffen entschied sie sich für den Mann, mit dem sie ihre Tochter zeugte. «Seine sachliche, beinahe routinierte Art empfand ich in der doch recht absurden Situation als wohltuend. Zu unserem Treffen erschien er mit einem Spermiogramm und einem aktuellen Aidstest.» Ihr sei wichtig gewesen, dass sie sich körperlich zu ihm hingezogen fühlte und dass sie und ihre Tochter Kontakt zu ihm haben können – auch wenn dieser heute lose sei und aus ein paar Zeilen zu Weihnachten bestehe.

© Marina Belobrovaja: Filmstill, menschenskind-film.ch; Livox: Carlos Pereira

Den Alltag vororganisieren Nach wie vor gibt es in der Schweiz für Alleinstehende keinen legalen Zugang zu Samenspenden. «Hätte ich damals die Wahl zwischen einer privaten Samenspende und einer legalen Samenbank gehabt, wäre ich gerne den legalen Weg gegangen», sagt Belobrovaja. Der Alltag mit ihrer Tochter hat sich längst eingespielt. Am Anfang sei eine gute Organisation alles gewesen. «Ich musste meinen Alltag schon während der Schwangerschaft vororganisieren: Milchpumpe, Krippenplatz, Kindersitz, Zahnzusatzversicherung … Wie alle Eltern war auch ich in den ersten Jahren überfordert. Aber diese Zeit war frei von enttäuschten Erwartungen an den Partner, Schuldzuweisungen oder Trennungsschmerz. Und damit für mich vielleicht sogar leichter durchzustehen als für manche Paare.» Wappnen gegen den Spielplatz-Tratsch Überrascht sei sie damals vom Unverständnis ihres linksalternativen Umfelds gewesen. Man warf Belobrovaja Egoismus vor – «Sind nicht alle Eltern egoistisch?» – und kritisierte das nicht Vorhandensein einer Vaterfigur, die fehlende Romantik. Eine Stütze seien ihre in Israel lebenden Eltern gewesen. Selbst unter konservativen Verwandten war die Reaktion durchweg positiv: Hauptsache Nachwuchs! Im Nachhinein sei es für sie gut gewesen, von Anfang an offen mit dem Thema umzugehen. Sie hätte so ausreichend Zeit gehabt, sich gegen den Spielplatz-Tratsch zu wappnen. Dass es vor zehn Jahren so gar keine Vorbilder für ihr Familienmodell gegeben habe, sei dabei verunsichernd und befreiend zugleich gewesen. Seit ihre Tochter drei Jahre alt ist, sprechen die beiden ihrem Alter entsprechend über ihre Entstehungsgeschichte. «Heute sind wir umgeben von Menschen, die unterschiedliche Biografien, diverse Genderidentitäten und sexuelle Orientierungen haben und deren Familienbegriffe sich voneinander unterscheiden. In diesem Bewusstsein wächst meine Tochter auf.»

Carlos Pereira entwickelte für seine Tochter Clara die App Livox. Mit ihr können Menschen mit Behinderung kommunizieren.

Eine Stimme für Clara «Meine Tochter Clara ist mit einem Hirnschaden zur Welt gekommen. Da eine alternative Therapiemethode 40 000 Dollar gekostet hätte, ich aber nur 10 auf dem Konto hatte, startete ich in meiner Heimat Brasilien eine Spendenaktion. Sie erregte grosses Aufsehen und brachte uns den nötigen Betrag ein. Ausländische Investoren wurden auf uns aufmerksam. Mit ihren Investitionen konnte ich ein Reha-Zentrum für Menschen mit Behinderungen aufbauen. Meinen bisherigen Job habe ich dafür gekündigt. Als Clara erfolglos zu kommunizieren versuchte, lernte ich Programmieren. So wurde Livox geboren. Die Plattform ermöglicht es nonverbalen Menschen zu kommunizieren. Die dazugehörige App verfügt über Algorithmen, die sich an das jeweilige Bedürfnis anpassen. So unterscheidet sich die Version für eine Person mit Autismus von derjenigen für einen Menschen mit Zerebralparese. Man kann Livox mit den Augen bedienen, die App ist ausserdem lernfähig. Kommunikation ist ein so mächtiges Werkzeug. Jeder Mensch muss die Möglichkeit haben, sie zu nutzen.» Livox-App

Die Stiftung Sanitas vergibt gratis Lizenzen Interessierte Kundinnen und Kunden von Sanitas können sich unter folgendem Link melden und eine von 45 kostenlosen Lizenzen der Livox-App anfordern. Diese ist u.a. auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch verfügbar. sanitas.com/livox

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DOSSIER EIGENE WEGE GEHEN

Dr. med. Andreas Stahel leitet das Ressort Freitodbegleitung bei Exit. Als freiberuflicher Konsiliararzt beurteilt er ausserdem sterbewillige Mitglieder, denen ihr behandelnder Arzt kein Rezept für ein Sterbemittel ausstellt.

Vom Arbeiterkind zur Professorin Richtig vorsorgen Brauche ich eine Patientenverfügung? Was ist ein Vorsorgeauftrag? Wie schreibt man ein Testament? Alles Wichtige dazu: sanitas.com/testament

«Als Arbeiterkind an die Universität? Das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Doch das Studium, das ich mit 34 Jahren gegen viel Widerstand begann, erwies sich als meine Rettung. Meine Unsicherheit und mein Status wurden zu meiner Triebfeder: Ich sog alles auf wie ein Schwamm und startete durch. Mit 50 erhielt ich die Chance auf eine Professur. Nicht einen Moment habe ich gezögert. Ich habe dafür sogar zehn Jahre eine Fernbeziehung zu meinem Mann in Kauf genommen. Heute blicke ich mit grosser Befriedigung auf mein Leben.»

Beim Sterben begleiten Sie sind Arzt. Widerspricht die Begleitung in den Freitod nicht der Hauptaufgabe eines Arztes, Leben zu retten? Die Hauptaufgabe eines Arztes besteht darin, Menschen mit gesundheitlichen Problemen beizustehen und ihnen mit Mitteln zu helfen, welche der Krankheit und der Situation optimal angepasst sind. Den Freitod als letzten Willen von Hilfe suchenden Menschen zu respektieren sowie das Recht auf selbstbestimmte Entscheidungen zu akzeptieren und in die ärztlichen Massnahmen mit einzubeziehen, ist nur die letzte Konsequenz im Hilfsangebot eines empathisch mitdenkenden ärztlichen Beistands. Kommt diese ärztliche Begleitung noch zu kurz? Es lässt sich kaum wegdiskutieren, dass viele unserer sterbewilligen Mitglieder aufgrund medizinischer Machbarkeit in ein sehr hohes Alter hineintherapiert werden. Sie erhalten dann in ihrem lebensüberdrüssigen Zustand oft keine echte Hilfe mehr und werden alleingelassen. Ärzte übernehmen die Mitverantwortung bis in diese letzte Lebensphase hinein auch heute noch zu wenig.

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Welche Missverständnisse begegnen Ihnen beim Thema Freitodbegleitung? Der Wunsch nach einer Freitodbegleitung entsteht nicht aus Feigheit. Er ist nicht einfach nur die Flucht vor der Auseinandersetzung mit dem eigenen Leiden, sondern braucht sehr viel Entschlusskraft und Selbstverantwortung. Es geht dabei nie um eine Kurzschlusshandlung. In welchem Moment wurden Sie in Ihrer Tätigkeit besonders bestätigt? Eine über 90-jährige geistig noch sehr wache Frau hatte zahlreiche körperliche Gebrechen und war im Pflegeheim vollständig auf fremde Hilfe angewiesen. Sie schilderte eindrücklich, dass sie ein langes und schönes Leben habe führen dürfen. Nun blieben ihr nur die Schmerzen und der Lebenssinn fehlte. Sie hoffte jeden Abend darauf, den nächsten Morgen eines weiteren mühevollen Tages nicht mehr zu erleben. Was haben Sie durch Ihre Arbeit für Exit gelernt? Respekt vor einem begründeten, eigenständigen Patientenwillen zu haben und Verständnis für nicht einfach nachvollziehbare Entscheidungen aufzubringen. SANITAS MAGAZIN

Margrit Stamm ist emeritierte Professorin für Erziehungswissenschaften der Universität Fribourg sowie Gründerin und Leiterin des Forschungsinstituts Swiss Education in Aarau.

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«Mein Glück kam mit Elin»

© Margrit Stamm: Annika Ramp; Edith Wolf-Hunkeler: Peter Birrer

Edith Wolf-Hunkeler ist eine Schweizer Rollstuhlathletin und mehrfache Schweizer-, Europa- und Weltmeisterin in verschiedenen Disziplinen. Ihre Tochter Elin kam 2010 zur Welt.

«Mutter zu werden war schon immer mein grosser Wunsch. Mir war bewusst, dass meine Schwangerschaft zu reden geben würde. Dennoch überraschte mich die Intensität der Diskussionen. Eine Mutter im Rollstuhl – es war ein grosses Tabu, das ich brach. Dennoch: Die Freude über meine Schwangerschaft überwog alles. Ich zweifelte nie. Im Gegenteil. Ich ging das Muttersein pragmatisch und lösungsorientiert an. Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit erlebte ich einfach nur als wunderschön. Meine Tochter Elin machte es mir aber auch leicht. Sie ruht in sich selbst. Ein Kind zu haben, ist mit nichts zu vergleichen. Ich bin voller Dankbarkeit.»

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«Diese Botschaft will ich mit der Welt teilen» Priscilla Schwendimann ist 29, queer und die erste reformierte Pfarrerin in Zürich für queere Menschen. Ihre Gottesdienste stehen allen offen, Schwendimann möchte einladen, nicht ausgrenzen. Zu ihrer Berufung fand sie durch ihre eigene Lebensgeschichte.

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dem Format ‹Holy Shit› auf Youtube und Instagram zu ändern. Mit der Pfarrerin Claudia Steinemann spreche ich über Themen wie Coming-out oder psychische Erkrankungen, aber natürlich auch über die Bibel. Ich brauchte Jahre, um das zu verarbeiten Mein eigenes Outing ist zehn Jahre her. Aufgewachsen bin ich in einer Freikirche. Das war quasi mein Zuhause, bis ich merkte, dass ich queer bin. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es das gibt. Mein Coming-out war schwierig: Meine Frau musste die WG verlassen, viele Kontakte brachen ab. Ich brauchte Jahre, um das zu verarbeiten. In dieser Zeit lernte ich zwei Dinge: dass es immer wieder den Willen und die Bereitschaft zu vergeben braucht, weil man sonst selbst zerbricht – und dass wir nie tiefer fallen können als in Gottes Hand. Darum bin ich Pfarrerin geworden. Diese Botschaft will ich mit der Welt teilen.»

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© Mali Lazell

«Ich möchte die reformierte Kirche verändern. Das Pfarramt für queere Menschen hat es so bis jetzt noch nicht gegeben. In meinen Gottesdiensten möchte ich jedoch nicht die queere Community feiern, sondern Gott loben. In einer offenen Atmosphäre, die Menschen ungeachtet ihrer sexuellen Ausrichtung und auch Andersgläubige willkommen heisst. Interreligiös sind meine Predigten jedoch nicht. Auch den Talar habe ich in der Gemeinde, in der ich zuletzt gepredigt habe, wieder eingeführt. Ich möchte religiöse Inhalte mit dem Heute verbinden und über Themen sprechen, die wirklich mit dem Leben der Menschen zu tun haben. Es ist grossartig, zu sehen, dass Homo- oder Bisexuelle in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Bei den Transmenschen haben wir aber noch einen weiten Weg vor uns. Bei den jungen Menschen hat die reformierte Kirche versagt. Sie ist für sie nicht existent. Das versuche ich mit


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Mit diesen einfachen Alltagsübungen durchbrechen Sie alte Muster Text Claudia Landolt Starck

Illustration Sylvia Geel

Alle 90 Minuten Neues Hirnforschern zufolge sollen wir im Verlauf des Tages möglichst verschiedenen Tätigkeiten nachgehen und es vermeiden, mehrere Stunden lang dasselbe zu tun. Jede neue Tätigkeit macht den Geist wieder frisch – besonders wenn sie alle 90 Minuten wechselt, idealerweise mit einem kurzen Spaziergang dazwischen.

anderen Kieferseite als gewohnt – das kräftigt die neuronalen Verbindungen im Gehirn und kann sogar neue wachsen lassen, weil so beide Gehirnhemisphären aktiviert werden. Das wiederum fordert Denkmuster heraus und fördert die Kreativität.

Schneckentempo Slow down: «Bremsen» Sie für etwa zehn Minuten täglich Ihre Bewegungen ab. Am besten gelingt dies am Abend zu Hause. Gehen Sie extra langsam durch die Wohnung, rollen Sie die Füsse bewusst ab. Setzen Sie sich langsamer als üblich hin. Bereiten Sie Ihren Tee oder Kaffee langsam zu. Was auch immer Sie tun, tun Sie es langsamer als gewohnt.

Anders bewegen Wechseln Sie Ihr (tägliches) Bewegungsmuster. Machen Sie als Büromensch die Erfahrung, einen Tag mit körperlicher Arbeit draussen zu verbringen. Und umgekehrt.

Nie zu alt

Seitenwechsel Wechseln Sie bei alltäglichen Verrichtungen die Hand – putzen Sie als Rechtshänder also Ihre Zähne mit links oder bedienen Sie Computermaus und Kaffeemaschine mit Ihrer nicht dominanten Hand. Oder kauen Sie bewusst auf der

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Kinder und Jugendliche lernen durchschnittlich bis zu zwei Stunden pro Tag Neues. Erwachsene ab 40 Jahren nur noch fünf bis zehn Minuten. Wir kommen aus der Übung, je älter wir werden. Lernen oder geistigen Input zu erhalten bedeutet aber, innere Widerstände abzubauen. Tun Sie immer mal wieder etwas, das aufwendig ist, Sie als schwierig empfinden oder nicht so sehr mögen: eine neue Sprache, ein Musikinstrument oder Schach lernen, einen Buchklub gründen. Erst durch diese Überwindung wird der Frontal­ kortex unseres Gehirns aktiv. Wir lernen und durchbrechen alte Muster.

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Massgeschneiderte Therapie Der Medizin stehen heute hoch spezialisierte Behandlungen zur Verfügung. Je spezifischer eine Therapie ansetzt, umso wichtiger ist zu wissen, wer genau wovon profitieren wird. Hier setzt die personalisierte Medizin an – zum Beispiel bei Brustkrebs. Text Stefan Schweiger Infografik Codeplay

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Die Diagnose

Quellen: Krebsliga Schweiz, Deutsche Krebsgesellschaft, U.S. Food & Drug Administration

Der Schock sitzt erst einmal tief: Brustkrebs. Neue Therapieansätze machen aber Hoffnung auf eine Heilung ohne allzu schwere Nebenwirkungen. Jedes Jahr erhalten 6200 Frauen und 50 Männer in der Schweiz die ­Diagnose Brustkrebs.

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Die Heilung

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Zum Glück muss sich die behandelnde Ärztin weniger auf ihr Bauchgefühl verlassen, als dies früher ­üblich war. Die Entscheidung für eine ­Therapie fällt auf guter Datengrundlage leichter. Der Tumor hat sich bald schon komplett z­ urückgebildet: ohne heftige ­Nebenwirkungen, ohne un­nötige ­Operation. 87 Prozent der Brustkrebs­ patientinnen sind fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben. Je früher der Krebs entdeckt wird, umso besser die Prognose.

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Die Spurensuche Nun beginnt die Arbeit im Labor. Denn nicht jeder A ­ nsatz schlägt bei jeder Patientin gleichermassen gut an. Daten helfen: «Biomarker» ermöglichen eine ­genauere Therapieplanung. Muss die Patientin operiert w ­ erden, um den Tumor zu entfernen? H ­ ilft eine C ­ hemotherapie?

Beispiele für Biomarker sind: – Daten zur individuellen Lebensführung – Körperwerte – Gewebeproben – Erbgutanalysen 75

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75 12:31

«Es ist wichtiger, zu wissen, welche Person eine Krankheit hat, als zu wissen, welche Krankheit eine Person hat.»

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Hippokrates

Die Entscheidung Lassen sich im Labor in Tumor­ gewebe eine erhöhte Anzahl an Rezeptoren für bestimmte Eiweissmoleküle ­nachweisen, spricht dies – bei drei von vier Patientinnen – für e ­ inen ­sogenannten «hormon­sensitiven» Tumor. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Anti-­Hormontherapie anschlägt, ist gut.

Die Vielfalt Aus der Analyse verschiedener Daten lassen sich Schlüsse auf die individuell passende ­Therapie ­ziehen. Man muss nur wissen, was genau man herausfinden möchte. 42 Prozent der im Jahr 2018 in den USA neu zugelassenen Medi­­kamente waren personalisierte Heilmittel.

4 Wo wird in der Medizin überall noch personalisiert behandelt? Das erfahren Sie hier: sanitas.com/ personalisiert

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DOSSIER EIGENE WEGE GEHEN

Claudia Witt, Direktorin des Instituts für Komplementäre und Integrative Medizin am Universitätsspital Zürich, spricht über die Chancen der Komplementärmedizin, was richtiges Atmen bewirken kann und warum sie den Placeboeffekt mag. Interview Anna Miller

Foto Désirée Good

Wie komplementäre Medizin die klassische ergänzt Warum ist Ihnen als Ärztin die klassische Medizin nicht genug? Als ich Medizin studierte, gab es wenig wissenschaftliche Daten zur Komplementärmedizin. Mich hat aber immer fasziniert, dass sie so viele Menschen ausprobieren und davon überzeugt sind. Viele kommen privat damit in Berührung, lesen von Homöopathie oder versuchen es mit Akupunktur. Und erfahren nicht selten, dass solche Verfahren wirken. Das hat mich neugierig gemacht, den Bereich der Komplementärmedizin genauer zu erforschen. So habe ich mich etwa mit Studien zur Akupunktur befasst. Was kam bei diesen Studien heraus? Dass Akupunktur einen nachweisbaren Effekt auf chronische Schmerzen hat. Aber auch einen Placeboeffekt. Ist das nicht per se ein Widerspruch? Will man nicht «echte» Wirksamkeit erreichen, statt bloss eingebildeter? Das ist so falsch formuliert. Denn auch der Placeboeffekt führt ja zu einer Verbesserung. Er kann ein wirksames Arzneimittel noch wirksamer machen. Das gilt auch für die Komplementärmedizin: Sie wird idealerweise zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung angewendet. Die Methoden ergänzen sich. Es geht mir nie darum, Methoden gegeneinander auszuspielen, sondern darum den Menschen ganzheitlich zu sehen. Was heisst das konkret? Nehmen Sie einmal an, Sie leiden an chronischen Schmerzen. Statt Ihnen einfach nur Tabletten zu verschreiben, hört man Ihnen erst mal gut zu und befragt Sie zu Ihren Lebensumständen. Das kann schon vieles sortieren. Häufig verstehen Menschen dann ihren ­Körper besser. Das fördert die Selbstwirksamkeit.

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Wie wichtig ist dieser Aspekt für den Heilungsprozess? Die Komplementärmedizin eröffnet neue Räume für Menschen, die denken, es helfe nichts mehr. Es ist für sie sehr wertvoll, zu erfahren, dass sie doch eine gewisse Kontrolle über eine Krankheit haben und der Situation nicht hilflos ausgeliefert sind. Wichtig sind zudem ­begleitende Massnahmen, die den Lebensstil positiv beeinflussen und bei denen sich Erkrankte aktiv einbringen können – wie gesündere Ernährung, Atemübungen oder mehr Bewegung. Können Sie ein konkretes Beispiel aus Ihrem Berufsalltag nennen? Bei Brustkrebs beispielsweise leiden viele Patientinnen im Zuge der Behandlung auch unter Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Erschöpfung. Also suchen wir gemeinsam nach einer Lösung: Welche Methode spricht die Patientin an? Welches komplementärmedizinische Angebot kann die medikamentöse Behandlung zusätzlich unterstützen? Bei den genannten Symptomen könnte beispielsweise Akupunktur helfen. Viele Menschen wählen die Komplementärmedizin aber anstelle einer schulmedizinischen Methode. Es ist mir wichtig, zu betonen, dass wir die Komplementärmedizin nicht als Alternative zur Schulmedizin ­anwenden, sondern als Ergänzung. Damit haben wir eine breitere, vielfältigere Palette. Als Ärztin kann ich so ­sozusagen auf einen Werkzeugkasten zurückgreifen, der zusätzliche nützliche Tools enthält.

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Alternativmedizin

Sie haben die Wahl Die klassische Medizin ist auch Ihnen nicht genug? Dann sind Sie bei Sanitas genau richtig. Die Zusatzversicherung Classic übernimmt einen Grossteil der Kosten für alternativmedizinische Leistungen und bietet Ihnen so ein breiteres Angebot an Behandlungsmöglichkeiten. sanitas.com/alternativ

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ENTWICKELN FÜR MORGEN

Denken Sie bei «smarter» Kleidung nur an einen bestimmten Dresscode? Das war einmal. Heute sind die Textilien selbst intelligent. Und helfen beim Sport und im Spital. Text Paul Drzimalla

Schlauer Stoff

Der Automobilhersteller Ford entwickelte den Prototyp einer Jacke, mit der vom Velo aus kommuniziert werden kann. Neben drei unterschiedlichen Emojis kann sie Richtungswechsel mit Pfeilen oder ein Gefahrensignal anzeigen.

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ENTWICKELN FÜR MORGEN

Sanitas Kundenportal

So reichen Sie smart Belege ein Auch bei Sanitas verwenden wir innovative Techno­ logien, um Ihr Leben zu erleichtern: Sie möchten die Umwelt schonen und mehr Zeit für sich haben? Mit dem Sanitas Kundenportal oder der Portal App erledigen Sie Ihre Versicherungsangelegen­ heiten papierlos, unkompliziert und mit nur ­wenigen Klicks. sanitas.com/kundenportal-de

Fernseher sind es, Telefone schon längst, Uhren immer mehr. Nun werden auch unsere Kleider «smart». Und haben gerade in der dunklen, kalten Jahreszeit Hochsaison: Jacken, die sich selber heizen, Handschuhe, mit denen sich ein Smartphone benutzen lässt, vielleicht sogar eine blinkende Sicherheitsweste fürs Velo – die schlauen Stoffe stecken heute in unserer Alltags- und Freizeitbekleidung. Und sie sind mehr als nur technische Spielereien. Sportlich und begehrt Als «smart» gelten Textilien, wenn sie mehr können als nur bekleiden. Die erweiterten Funktionen übernehmen häufig elektrisch leitende Fasern sowie elektrische Bauteile oder Sensoren, die in die Stoffe integriert sind. Ihre Superkräfte: Sie leuchten oder ändern ihre Farbe. Sie heizen oder kühlen, indem sie Feuchtigkeit aktiv vom Körper weg­ befördern. Sie versorgen sich über Solarzellen mit Strom oder reagieren mittels Sensoren auf unseren Körper. «Der grösste Anwendungsbereich liegt momentan im Sport- und Automobilbereich», erklärt Nina Bachmann, zuständig für Nachhaltigkeit und Technologie beim Textilverband Schweiz. Die Nachfrage ist gross: Technische Gewebe – smarte Textilien sind ein Teil davon – machten 2020 gut die Hälfte der Exporte aller Firmen im Verband aus. Das sind über 500 Millionen Franken Umsatz. Waschbar und noch näher am Menschen Nicht nur die Verkäufe, auch die Textilien selbst entwickeln sich laufend weiter. Denn noch gebe es Verbesserungs­ potenzial, meint Nina Bachmann: «Nach wie vor ist die grösste Herausforderung die Waschbarkeit und Verarbeitung der Sensoren. Aber auch die Stromerzeugung respektive die Integration der Batterie.» Deshalb sehe man smarte Textilien momentan noch vor allem bei Jacken oder Sitzbezügen, weniger beim Einsatz direkt auf der Haut. «Dort aber liegt noch ein grosses Potenzial – insbesondere im Gesundheitsbereich», so Bachmann.

Abteilung «Biomimetic Membranes and Textiles» in St. Gallen. Ursprünglich verstand man darunter vor allem die Verbindung von Stoffen und Elektronik, «heute geht es jedoch immer mehr um faserbasierte intelligente Textilien», erklärt Rossi. Fasern, die direkt mit der Umgebung interagieren, sind längst real. Ein Beispiel ist der Brustgurt, den Rossi mit seinem Team entwickelt hat. Er besteht aus ­Fasern, die ein EKG aufnehmen. Das soll die Früherkennung und Überwachung von Schlafapnoe verbessern. Mussten Betroffene dafür bis anhin ins Schlaflabor, können sie heute dank des smarten Gurts ihre Daten auch im eigenen Schlafzimmer aufzeichnen. «Die Technologie hat prinzipiell das Potenzial zur Früherkennung diverser Erkrankungen oder zur Fernüberwachung», sagt Rossi. Hightech in der Hygiene Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie gross der Nutzen smarter Textilien sein kann. Die Schweizer Hersteller HeiQ und Livinguard haben wiederverwendbare Hightech-Hygienemasken entwickelt, die auf jeweils unterschiedliche Arten Sars-Covid-19-Viren neutralisieren. Livinguard verwendet selbstdesinfizierende Fasern inzwischen auch für T-Shirts und in Zukunft auch für die Spital­ hygiene. Mitbewerber HeiQ hat mit einem Vorhang für IKEA Schlagzeilen gemacht, der Schadstoffe aus der Luft filtern kann. Stoffe, die uns gesund halten oder sogar Leben retten können – eine smarte Sache.

Stoff ersetzt Schlaflabor Genau dazu forschen Professor René Rossi und sein Team an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa. «Smarte Textilien» werde als Begriff schon seit etwa 25 Jahren verwendet, so der Leiter der Empa-

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841 000 zufriedene Kundinnen und Kunden Bei uns sind Sie goldrichtig! Denn Sanitas zählt zu den beliebtesten Krankenversicherungen der Schweiz. Bei Umfragen rangieren wir regelmässig an der Spitze. Weil Ihre Zufriedenheit unser Ansporn ist.

1. Platz bei K-Tipp Sanitas hat die zufriedens­ ten Kundinnen und Kunden. Das hat die Befragung des Konsumentenmagazins K-Tipp ergeben.

1. Platz bei Bonus Innovative Produkte und transparenter Kunden­ service – bei der Zufrie­ denheitsumfrage von bonus.ch erreicht Sanitas den 1. Platz.

Mehr Informationen: sanitas.com/zufrieden

2. Platz bei Comparis Sanitas zählt 2021 erneut zu den besten Krankenver­ sicherungen der Schweiz. Dies zeigt die aktuellste Umfrage zur Kundenzufrie­ denheit auf comparis.ch.

Möchten Sie Ihre Grundversicherung optimieren? Ihre Spitalversicherung wechseln oder von Beiträgen für Alternativ­ medizin profitieren? Mit dem OnlinePrämien­rechner stellen Sie Ihr persönliches Versicherungspaket zusammen. sanitas.com/ optimieren


AUS DEM LEBEN

Wer beweist privat und im Beruf Fingerspitzengefühl? Die Auflösung finden Sie auf der nächsten Seite. 21


AUS DEM LEBEN

Vittoria Ceccarini leitet bei Sanitas den Übersetzungsdienst. In ihrer freien Zeit knüpft sie Malaketten, die bei der Meditation helfen können. Text Katharina Rilling

Fotos Karin Heer

Wörter wie Perlen Keine gleicht der anderen: Wenn Vittoria Ceccarini Ketten knüpft, spürt sie jedes Mal neu in sich hinein. Wie muss ich die Farben setzen, wie die Perlen anordnen? Sie kombiniert so lange, bis sich die Abfolge aus Stein, Holz und Metall richtig anfühlt. Ceccarini fertigt in ihrer freien Zeit selbstgemachte Malas. Das Label, das sie mit Kolleginnen betreibt, haben sie Folliamala genannt. Die Schmuckstücke werden via Webshop verkauft. Seit Tausenden von Jahren werden die Meditationsketten von Hindus und Buddhisten getragen und sind mittlerweile auch bei uns angekommen. Mit klarem Geist den Tag beginnen Jeden Morgen meditiert Ceccarini, oft mithilfe einer Mala. Dann hangeln sich die Finger der 56-Jährigen den 108 Perlen entlang. Die Kette hilft dabei, nicht abzuschweifen oder sich im Geist zu verheddern. Schon das Herstellen der Ketten sei für sie meditativ: Sie liebe das Klacken, wenn die Steinperlen auf ihrer hölzernen Arbeitsunterlage aufschlagen. Die Farben von Jade, Aquamarin, Hämatit oder Opal. Den Gedanken, dass die Steine still im Erdreich verborgen lagen. Und dass manche eiskalt bleiben, andere sich in den Händen schnell erwärmen. Die Faszination fürs Handwerk mündet jetzt in einem Goldschmiedekurs. «Wenn ich die Stärke von Material bezwinge, ein Stück Messing durchsäge oder mit dem Hammer auf Metall schlage – wenn ich aus Kraftarbeit etwas Filigranes erschaffe –, dann ist das mein Ausgleich zur Kopfarbeit», sagt Vittoria Ceccarini.

Vittoria Ceccarini kommt beim Knüpfen von Malas zur Ruhe. Jedes Stück ist ein Unikat. Die gebürtige Römerin trägt ihre Kreationen als modische Accessoires, benutzt sie aber auch zur Meditation.

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Die Liebe zur Sprache Denn im Beruf reiht sie statt Perlen Wörter aneinander. Seit fast 20 Jahren übersetzt sie für Sanitas Texte ins Italienische; heute leitet die gebürtige Römerin das Übersetzungsteam. Ob sie schmuckvolle Texte mag? «Die ironisch gefärbten Gesellschaftsstudien von Jane Austen gefallen mir», sagt sie. «Aber ich liebe Sprache und das Schreiben im Allgemeinen.» Zum Glück: Im vergangenen Jahr hat ihr Team bereits 12 000 Seiten verfasst. Broschüren, Artikel, App- und Webtexte – so gut wie jedes im Hause Sanitas geschriebene Wort kommt bei ihr vorbei. Fingerspitzengefühl ist darum auch in Ceccarinis Beruf ­gefragt, gerade wenn es um die Feinheiten der Schweizer Sprachregionen geht. «Wichtig ist mir, dass sich jede französisch-, italienisch- oder englischsprechende Person in der Schweiz in unserer Sprache wiederfinden kann.» 1 / 2022


HAUSMITTEL

Was hilft bei Heuschnupfen?

Dossier Hausmittel Gegen viele Leiden ist ein Kraut gewachsen. In unserer Sammlung bewährter Hausmittel finden Sie sanfte Methoden zur Linderung. sanitas.com/hausmittel

Text Julie Freudiger Illustration Sylvia Geel

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ine triefende Nase, Niesattacken, juckende und verklebte Augen oder sogar Atembeschwerden: Einigen Heuschnupfengeplagten setzen schon ab Ende Januar die Pollen der Hasel- und Erlensträucher zu. Ungefähr im Mai folgen die Gräser. Grund für die allergischen Reaktionen sind die an sich harmlosen Eiweisse der Pollen. Atmet man diese ein oder kommt mit ihnen anders in Kontakt, schüttet der Körper Histamin und andere Botenstoffe aus – mit den bekannten unangenehmen Folgen. Was hilft? Dusche für die Nase Es ist eine Wohltat, die Nase nicht nur von den Pollen, sondern auch vom Schleim zu befreien. Dazu lösen Sie einen Teelöffel Koch- oder Meersalz in einem Viertelliter lauwarmem Wasser auf und lassen die Salzlösung mithilfe einer Nasendusche erst durchs eine, dann durchs andere Nasenloch fliessen. Sind die Schleimhäute stark angeschwollen, ist die Nasendusche nicht empfehlenswert.

EXPERTENTIPP Dr. med. Paola Maltagliati-Holzner, Fachärztin für Dermatologie bei Medgate «Schränken die Symptome die Lebensqualität stark ein, empfehle ich ein Antihistaminikum. Denn aus einem unbehandelten Heuschnupfen können sich Atemwegsbeschwerden wie Asthma entwickeln. Die einzige ursächliche Behandlung einer Pollenallergie ist eine Hyposensibilisierung unter ärztlicher Aufsicht. Dabei werden dem Körper subkutan oder oral ­Allergene zugeführt, um ihn langsam an diese zu gewöhnen.»

Vorbeugendes Schwarzkümmelöl Die Naturheilkunde spricht dem Schwarzkümmelöl eine vorbeugende Wirkung zu. Studien weisen auf die antiasthmatische und antiallergische Wirkung des Schwarzkümmels hin. Einige Wochen oder besser Monate vor dem Start der Heuschnupfensaison eingenommen, soll es Symptome lindern oder gar beseitigen. Schwarzkümmelöl ist allgemein gut verträglich, kann aber selten zu allergischen Reaktionen führen. Reizlindernde Malve Die pink leuchtende Wilde Malve ist als Heilpflanze vor allem für Erkrankungen der Atemwege bekannt. Durch ihre reizlindernden Schleimstoffe kann ein Kaltauszug (Mazerat) Hustenreiz und Halsbeschwerden lindern. Dazu einen Esslöffel Blüten und Blätter mit kaltem Wasser übergiessen und über Nacht ziehen lassen. Anschliessend abseihen und den Aufguss trinken.

Kühlende Augenmasken Auch wenn es kurzfristig guttut: Reiben Sie sich nicht die Augen, das verschlimmert den Juckreiz nur. Legen Sie sich lieber einen feuchten, kühlen Waschlappen auf die Augen. Die Pollen draussen lassen Während der Pollensaison sollten Sie nur kurz stosslüften, ausser Sie haben ein Pollen­ gitter vor dem Fenster oder es hat gerade ­geregnet. Trocknen Sie zudem Ihre Wäsche nicht draussen an der frischen Luft und ­ziehen Sie die Kleider ausserhalb des Schlafzimmers aus. Auch Duschen und Haare­ waschen vor dem Zubettgehen sorgen für einen ruhigeren Schlaf. SANITAS MAGAZIN

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AKTIV SEIN

Was sich nicht bewegt, verklebt Lange galten Faszien als mehr oder weniger überflüssig. Heute weiss man: Das Bindegewebe ist eines unserer wichtigsten Sinnesorgane – und kann Auslöser diffuser Schmerzen sein. Text Julie Freudiger

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s gibt Faszienrollen und -bälle in jeder Grösse und Ausführung, dazu Faszien-Yoga, -Pilates oder -trainings. Doch was sind Faszien eigentlich? Lange unterschätzte die Fachwelt das weissliche Gewebe, das in einem dichten Netz den Körper durchzieht und Muskeln sowie Organe umhüllt, als einfaches und verzichtbares Füll- und Stützmaterial. Erst seit einigen Jahren weiss man: Dicht besiedelt mit Millionen von R ­ ezeptoren und Nerven ist es unser empfindlichstes ­Sinnesorgan, das eine wichtige Rolle bei der Körperwahrnehmung, aber auch beim Schmerzempfinden spielt. Vor allem im Zusammenhang mit diffusen Rückenschmerzen sind Faszien in jüngerer Zeit vermehrt in den Fokus gerückt. Volkskrankheit Rückenschmerzen Vier von fünf Menschen hat schon mindestens einmal in ihrem Leben der Rücken wehgetan. In vielen Fällen sind aber nicht die üblichen Verdächtigen wie Bandscheibenvorfälle, Abnützungserscheinungen oder eine schwache Rumpfmuskulatur die Ursache. «Früher hiess es, bei Rückenschmerzen müsse man nur die Bauchmuskeln trainieren. Doch die Schmerzen blieben vielfach trotzdem», bestätigt die Sportwissenschaftlerin, Yoga- und Pilates-Lehrerin Christina Eggenschwiler. Und präzisiert: «Diffuse Rückenschmerzen sind häufig auf Verklebungen in der grossen Rückenfaszie zurückzuführen. Die verschiedenen Schichten können dann nicht mehr richtig übereinandergleiten.» Verklebtes Gewebe Gesunde Faszien sind dehnbar und in einer regelmässigen Gitterstruktur geordnet. Durch Verletzungen, einseitige

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Am häufigsten leiden Menschen an Schmerzen im unteren Rücken oder im Nacken – die Hälfte von ihnen sogar mehrmals pro Woche.


AKTIV SEIN

Trainieren mit der Faszienrolle Im Video zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihr Fasziengewebe geschmeidig halten. sanitas.com/faszien

Haltungs- und Bewegungsmuster oder Bewegungsmangel wird die Struktur chaotisch und wirr. Das Gewebe beginnt zu wuchern, verliert an Elastizität, verklebt und trocknet aus. Die Folge: «Die Faszien funktionieren nicht mehr ­optimal und es kommt zu ungünstigen Zugspannungs­ verhältnissen im Gewebe», erklärt Eggenschwiler. Da vor allem die Rückenfaszie dicht mit Nerven durchsetzt ist, führt das zu Schmerzen. Möglicherweise tragen dazu auch kleine Risse oder Wunden bei, die dort durch falsche oder einseitige Belastung entstehen. Faszientraining – mehr als nur rollen «Regelmässig und variantenreich aktiv zu sein ist das Beste, was man für seine Faszien tun kann», empfiehlt die Expertin und zitiert den Ausspruch des Faszienforschers Robert Schleip: «Wer sich nicht bewegt, verklebt.» Hüpfen, Schwingen und Auf-und-ab-Federn stimulieren die Elastizität des Bindegewebes, geschmeidige Bewegungen wie im Yoga fördern die Gleitfähigkeit. «Dabei muss es nicht immer Sport sein. Bewegung im Alltag ist genauso wertvoll, wie mit den Kindern von einer Mauer zu springen oder auch mal auf dem Boden zu sitzen.» Langsames Dehnen wirkt sich vor allem bei Rückenschmerzen ebenfalls positiv auf die Faszien aus. Eine Selbstmassage mit der Faszienrolle löst Spannungen im Gewebe und presst die Gewebeflüssigkeit aus den Faszien, die sich danach wieder frisch vollsaugen – wenn man die Rolle richtig nutzt. Christina Eggenschwiler sagt: «Wenn ich mich zu schnell bewege und angespannt bin, ist das kontraproduktiv.» Langsam und in unterschiedliche Richtungen zu rollen ist der Schlüssel zum Erfolg. Der Faktor Stress Faszien reagieren also sensibel – auch auf emotionalen Stress. Insbesondere die Lendenfaszie zieht sich stark zusammen, sobald gewisse Stress-Botenstoffe ausgeschüttet werden. Wer wochenlang unter Dauerstress steht, verspannt sich. Eggenschwilers wichtigster Tipp lautet daher: «Gönnen Sie sich nebst abwechslungsreicher Bewegung auch Erholung. Spannung kann man nicht mit noch mehr Anspannung lösen.»

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SANI UND ELINA

Es riecht nach Frühling Aufstehen! Die Tiere des Waldes wachen langsam aus ihrem ­Winterschlaf auf. Sani und Elina begrüssen ihre Freunde. Die ersten Frühlingsblumen zeigen stolz ihre bunten Köpfe. Drei Pflanzen haben sich jedoch ins Bild geschlichen, die so gar nicht in den heimischen Frühlingswald passen. Findest du sie? Illustration Michael Meister

Wettbewerb Schicke uns eine Mail mit der Lösung und deiner Adresse an redaktion@sanitas.com. Einsendeschluss ist der 10. März 2022. Unter allen Einsendungen verlosen wir drei Familieneintritte für das Arosa Bärenland (je zwei Erwachsene und zwei Kinder, inkl. Bahnfahrt zur Mittelstation) sowie das Arosa Wimmelbuch. Die Gewinner werden schriftlich informiert. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Barauszahlung und Rechtsweg sind ausgeschlossen.

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LEXIKON

Alternativmedizin/Komplementärmedizin Alternativmedizin ist eine Alternative zur Schulmedizin. Sie arbeitet ganzheitlich mit den Heilkräften des Körpers, aber auch invasiv mit Medikamenten oder Apparaten. Komplementärmedizin dagegen ergänzt die klassische Schulmedizin. Anders als die Alternativmedizin greift sie dabei nicht auf invasive Massnahmen oder Medikamente zurück, sondern setzt auf körper- und bewegungsbasierte Methoden, die Atmung sowie Gespräche.

Verfügung Die Kostenübernahme für eine medizinische Leistung wird abgelehnt? Dann haben Sie das Recht, bei der Krankenkasse eine Verfügung zu verlangen. Darin wird schriftlich erklärt, warum ein Antrag auf Kostenübernahme abgelehnt wurde. Gegen eine Verfügung kann Einsprache erhoben werden.

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Deckungs-Check

Zahlt Sanitas einen Beitrag an die Zahnspange des Kindes? An Ihre Sehhilfe oder die Behandlung bei der Osteopathin? Das können Sie ganz einfach selbst herausfinden. Im Kundenportal oder in der Portal App finden Sie den praktischen Deckungs-Check. Hier geben Sie die versicherte Person ein, um die es geht, und die gewünschte Leistung. Sie erhalten umgehend und unkompliziert die gesuchte Auskunft. sanitas.com/deckungchecken

Prävention Gesundheitsprävention umfasst alle Massnahmen, die eine Krankheit oder eine Verletzung verhindern sollen. Die Grundversicherung übernimmt dabei eine Reihe von Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten, etwa Entwicklungskontrollen bei Kindern, gynäkologische Vorsorge oder diverse Impfungen. Zusatzversicherungen übernehmen weitere Leistungen, zum Beispiel Mass­ nahmen zur Raucherentwöhnung, Beiträge ans FitnessAbo oder Check-ups.

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