WISSEN
Wenn die innere Klimaanlage verrĂŒcktspielt Heizt sich unser Körper zu sehr auf oder kĂŒhlt er zu stark ab, kann es gefĂ€hrlich werden. In einigen FĂ€llen ist es aber auch von Vorteil. TEXT: Christoph Zehnder «Bleiben Sie bei Fieber zu Hause!» â solche und Ă€hnliche Anweisungen kennen wir aus den vergangenen Monaten gut. Mit Ausbruch des Coronavirus ist die Körpertemperatur plötzlich zu einer brisanten Angelegenheit geworden. Viele Sommerferien starteten dieses Jahr mit einem TemperaturCheck beim GrenzĂŒbertritt oder am Flughafen. Erhöhte Körpertemperatur ist nĂ€mlich ein wichtiges Indiz fĂŒr eine Infektion. Was oft vergessen geht: Unsere Betriebstemperatur ist gar nicht so konstant. Bei den meisten Menschen liegt sie irgendwo zwischen 35,7 bis 37,3â°C. Nachts ist sie tiefer als tagsĂŒber. Bei Ăbergewichtigen ist sie tendenziell höher, und mit zunehmendem Alter sinkt sie leicht. Interessanterweise ist die durchschnittliche KörperwĂ€rme im letzten Jahrhundert um etwa ein halbes Grad gesunken, vermutlich verursacht durch unseren hohen Lebensstandard. Weil unser Körper heute weniger Infektionen abwehren muss, sind wir alle ein bisschen cooler. Gesteuert wird die Körpertemperatur ĂŒbrigens vom Gehirn aus. Der Hypothalamus im Gehirn funktioniert wie ein Thermostat und sendet Signale aus, die uns je nach Situation zum Schwitzen oder zum Schlottern bringen.
Innere und Ă€ussere Hitze Auch wenn unser Körper von Krankheitserregern angegriffen wird, reagiert der Hypothalamus. Er dreht die Heizung auf und sorgt dafĂŒr, dass Viren und Bakterien es sich nicht zu bequem machen. Der Stoffwechsel wird beschleunigt, die Produktion von weissen Blutkörperchen erhöht. Muskelzittern bis hin zu SchĂŒttelfrost bei reduzierter WĂ€rmeabgabe ĂŒber die Haut fĂŒhrt zum unangenehmen GefĂŒhl von gleichzeitigem Frieren und Schwitzen. Fieber ist ein ausgeklĂŒgelter, aber sehr wirksamer Abwehrmechanismus, der von Person zu Person sehr individuell funktioniert. Was bei den einen 10ââsamariter 3/2021
das Thermometer zum GlĂŒhen bringt, löst bei den anderen kaum eine Reaktion aus. Von Fieber spricht man allgemein ab einer Körpertemperatur von circa 38,5â°C (bei Erwachsenen). Oberhalb von 40â°C wird es gefĂ€hrlich, und ab 42â°C droht ein Kreislaufkollaps, und die körpereigenen Proteine beginnen sich zu zersetzen. Die höchste je gemessene menschliche Körpertemperatur (46,5â°C) wurde nicht durch Fieber verursacht, sondern durch Hitzschlag. Denn auch extreme Umgebungstemperaturen wirken sich auf unseren WĂ€rmehaushalt aus. Ein hĂ€ufig auftretender Hitzeschaden im Sommer ist der Sonnenstich mit typischen Symptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Ăbelkeit und Nackenschmerzen. Beim Sonnenstich wird die Hirnhaut durch zu viel Sonneneinstrahlung ĂŒberreizt. Die Körpertemperatur bleibt aber im normalen Bereich. Anders beim Hitzschlag, bei dem die Kerntemperatur auf ĂŒber 40â°C ansteigen kann (Hyperthermie). Die Gefahr eines Hitzschlags besteht insbesondere bei grosser körperlicher Anstrengung in grosser Hitze. Der Hitzestau wird dann so gross, dass der Körper seine Temperatur nicht mehr selbst regulieren kann. Das kann zu Bewusstseinsstörungen, KrĂ€mpfen und letztlich zum Hitzekollaps fĂŒhren. In dieser lebensbedrohlichen Situation ist umgehend der Notruf 144 zu alarmieren. Generell ist mit HitzeschĂ€den nicht zu spassen. Erst recht nicht bei Kindern, da ihr Körper die Temperatur noch nicht so gut regulieren kann. Zum GlĂŒck lassen sich HitzeschĂ€den aber recht gut vermeiden, indem man extreme Hitze und Sonneneinstrahlung meidet, sich passend kleidet und genĂŒgend FlĂŒssigkeit zu sich nimmt.
KĂ€lte drosselt Körperfunktionen Das Gegenteil der Hyperthermie ist die UnterkĂŒhlung oder Hypothermie. Diese setzt beim Men-