Folgeerkrankungen
DIABETES
Herzinfarkt, diabetischer Fuß, Nierenerkrankung:
Diabetes kann zu verschiedenen schwerwiegenden Komplikationen führen. Was Betroffene tun können, um gesund zu bleiben und Spätfolgen zu vermeiden.
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Augengesundheit
Diabetes kann die kleinsten Blutgefäße im Auge schädigen – und das über lange Zeit unbemerkt. Was ist nötig, um einen potenziellen Sehverlust durch eine diabetische Retinopathie zu verhindern?
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Impfschutz
Warum haben Menschen mit Diabetes ein erhöhtes Risiko für Gürtelrose? Welche Impfungen empfiehlt die STIKO? Ein
Experte für Infektiologie weiß die Antworten, die im Ernstfall Leben retten können.
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GRUSSWORT
Die schleichende Gefahr
Diabetes mellitus betrifft uns alle. Die chronische Stoffwechselkrankheit ist aufgrund der Bevölkerungsentwicklung und der heutigen Lebensgewohnheiten in allen Ge sellschaftsschichten auf dem Vormarsch. Bis 2040 wird erwartet, dass die Zahl der Menschen mit Diabetes in Deutschland auf 12,3 Millionen steigen wird, wobei es sich in etwa 95 Prozent der Fälle um einen Typ-2-Diabetes, auch Altersdiabetes genannt, handelt. Doch wissen viele Betroffene nicht,

dass bei ihnen die anfangs unauffällige Krankheit vorliegt. Je länger dies der Fall ist, umso ausgeprägter sind in der Regel die gesundheitlichen Spätfolgen, die sich aus einem dauerhaft überhöhten Blutzuckerspiegel ergeben. Es braucht eine Trendwende, aber wie? Dazu braucht es Wissen und, daraus resultierend, Prävention. Wir bringen Sie auf den neuesten Stand und zeigen Ihnen, wie Sie auch trotz Diabetes ein erfülltes Leben führen können.
Nadine Effert Chefredakteurin
LEITARTIKEL
FOLGEERKRANKUNGEN
AUGENGESUNDHEIT
IMPFSCHUTZ
INHALTSVERZEICHNIS
Frühe Intervention entscheidend — 3
Engmaschige Kontrolle erforderlich — 4
Konsequentes Screening gefordert — 6
„Das Risiko für Gürtelrose ist bei Diabetes erhöht“ — 8
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Frühe Intervention entscheidend
LEITARTIKEL | VON NADINE EFFERT
Typ-2-Diabetes ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Auf die steigenden Zahlen macht der WeltdiabetesTag am 14. November aufmerksam – und damit auch auf die gesundheitlichen Gefahren, die von der Stoffwechselkrankheit ausgehen.
Insgesamt rund 8,9 Millionen Menschen in Deutschland leiden aktuell an einem Diabetes mellitus Typ 2, jährlich kommen etwa 550.000 Neuerkrankte hinzu. Anders als der Typ 1, hinter dem eine Autoimmunerkrankung steckt, bei der die Bauchspeicheldrüse durch das körpereigene Immunsystem zerstört wird, ist ein Typ2-Diabetes eine Erkrankung des Stoffwechsels, die dazu führt, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt. Dauerhaft hohe Blutzuckerwerte können Gefäße schädigen und auf Nerven einwirken. Das Verheerende: Ein Diabetes entsteht nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich schleichend. Er tut nicht weh, und Symptome machen sich spät, oft erst in einem höheren Lebensalter, bemerkbar. Daher ist die Dunkelziffer an Betroffenen weitaus höher.
Unsichtbare Gefahr
In Deutschland gibt es schätzungsweise zwei Millionen Menschen mit unentdecktem Diabetes mellitus Typ 2, die womöglich eine lebensnotwendige Insulintherapie bräuchten. „Zu viele!“, warnt Professorin Dr. med. univ. Julia Szendrödi, Vizepräsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Denn je länger ein Diabetes unentdeckt voranschreitet, desto mehr steigt die Gefahr für Folgeerkrankungen wie koronare Herzkrankheit, Schlaganfall oder Schäden an Gefäßen, die wiederum zu schweren Organerkrankungen führen können“, führt die Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie am Universitätsklinikum
Heidelberg aus. In Zahlen gemäß „Diabetes Community Pledge“ des European Diabetes Forum (EUDF): Ein Drittel aller Menschen mit Diabetes entwickelt eine Sehstörung; ihr Risiko, eine kardiovaskuläre Krise zu erleiden, ist dreimal höher als bei Gesunden, die Gefahr einer Nierenfunktionsstörung sogar zehnfach erhöht – und alle 30 Sekunden muss irgendwo auf der Welt eine untere Gliedmaße amputiert werden, weil die Durchblutung nicht mehr ausreichend funktioniert. Etwa jeder fünfte Todesfall in Deutschland (16 Prozent) ist mit einem Typ2-Diabetes assoziiert durch Folge- und Begleiterkrankungen. Darüber hinaus belegen Studien ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Parodontitis und Demenz. Wer vor dem 60. Lebensjahr an Typ-2-Diabetes erkrankt, hat ein dreifach erhöhtes Risiko, im höheren Alter dement zu werden, heißt es in einer US-Studie aus dem Jahr 2023.
Frühe Therapie entscheidend
Dass eine frühzeitige Diagnose und die darauffolgende intensivierte Diabetes-Therapie das Risiko für schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen deutlich verringern kann, zeigt eine Langzeitstudie, die 1998 gestartet worden und vor Kurzem im Fachmagazin „The Lancet“ ver-
Eine frühe Therapie senkt das Risiko für Komplikationen.
öffentlicht wurde. Verglichen wurde die Kontrollgruppe, die zunächst ausschließlich durch eine Ernährungsumstellung behandelt wurde, mit Teilnehmenden, die von Beginn an Medikamente
Diabetes in Europa – die stille Epidemie
65 Milliarden
Euro gehen pro Jahr an Produktivitätsausfällen verloren.
Alle 46 Sekunden stirbt ein Mensch in der EU an diabetesbedingten Komplikationen.
31,6 Millionen Menschen leben in der EU mit Diabetes.

Digitale Anwendungen helfen dabei, die Blutzuckerwerte im Blick zu behalten.
zur Senkung des Blutzuckerspiegels erhielten. Das Ergebnis: In der Gruppe, die sofort intensiv behandelt wurde, war das Risiko für sämtliche Todesursachen um 10 Prozent verringert. Besonders bemerkenswert ist die Senkung des Herzinfarktrisikos um 17 Prozent und des Risikos für Erkrankungen der kleinen Blutgefäße um 24 Prozent. „In Kombination mit den heutigen modernen Behandlungsoptionen und einem verbesserten Verständnis für die Bedeutung einer guten Arzt-Patienten-Kommunikation haben wir heute mehr denn je die Möglichkeit, die Versorgung von Menschen mit Typ-2-Diabetes weiter zu optimieren und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern“, so Szendrödi.
Neue Technologien
Ob Blutzuckermesssysteme, kontinuierliche Gewebezuckermessung (CGM), smarte Insulinpens, Insulinpumpen, AID-Systeme oder diabetesbezogenen Apps – dank der zahlreichen Neuentwicklungen in der Diabetes-Technologie können Betroffene heute ein weitestgehend normales Leben führen. Die Entwicklungen der Systeme zur kontinuierlichen Gewebezuckermessung gehen hin zu einer höheren Genauigkeit und Zuverlässigkeit, längerer Tragedauer und weniger Kalibrationen. Die Möglichkeit der CGM-Datenübertragung bietet Anwendenden zudem den Vorteil, sich kontaktlos von ihrem behandelnden Diabetesteam beraten zu lassen.
104 Milliarden
Euro kostet Diabetes die EU-Gesundheitssysteme im Jahr.
Quelle: „Diabetes Community Pledge for the 2024 European Elections“, European Diabetes Forum (EUDF), Europe
Nutzen von KI Damit Betroffene überhaupt in den Genuss moderner Behandlungsoptionen kommen, ist eine verbesserte Früherkennung wesentlich. In Zukunft soll dies, geht es nach einem Team des Forschungsunternehmens „Klick Applied Sciences“ aus dem kanadischen Toronto, mithilfe eines intelligenten KI-gestützten Diagnose-Tools gelingen. Es kommt ohne Bluttest aus und erkennt – implementiert etwa einer Smartphone-App – einzig anhand einer Stimmanalyse, ob ein Diabetes vorliegt. In den USA wird derweil getestet, inwiefern mit KI potenzielle Diabetes-Risikopatientinnen und -patienten identifiziert werden können. Durch Analyse von Röntgenbildern des Brustkorbs mittels KIbasierter Algorithmen sollen Warnzeichen für Diabetes bis zu drei Jahre vor der klassischen Diagnose erkannt werden.
Engmaschige Kontrolle erforderlich
FOLGEERKRANKUNGEN | VON TOBIAS LEMSER
Wird Typ-2-Diabetes nicht frühzeitig diagnostiziert, steigt das Risiko für zusätzliche Erkrankungen. Um in schwereren Fällen Komplikationen zu verhindern, ist die Fachexpertise entsprechender Schwerpunktpraxen dringend gefordert. Doch genau hier braucht es zugunsten der Erkrankten und Praxen dringend politisches Umdenken.
Es ist eine der Diagnosen, die Betroffenen lange im Gedächtnis bleibt: Denn wer an Diabetes mellitus erkrankt ist, wird ein Leben lang von dieser chronischen Stoffwechselerkrankung begleitet. Da sich damit auch das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht, ist es wichtig, Diabetes mellitus stets im Blick zu
Ein erhöhter Blutzucker-
spiegel kann die Nervenzellen schädigen.
haben und gut einzustellen. Diabetologinnen und Diabetologen raten deshalb, mindestens einmal jährlich entweder eine Hausarzt- oder eine diabetologische Schwerpunktpraxis zur Verlaufskontrolle aufzusuchen. Letztere ist insbesondere dann die optimale Anlaufstelle, wenn die Diabetes-Behandlung komplexer ist und es mehr als eine Standardbehandlung braucht.
Schwerpunktpraxen in Gefahr Anlass zur Sorge gibt allerdings eine derzeitige Existenzbedrohung vieler dieser Schwerpunktpraxen – ausgelöst durch das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG), das eine Umwandlung der Quartalspauschalen zur hausärztlichen Versorgung chronisch Erkrankter in eine Jahrespauschale vorsieht. Demnach soll die Versorgung in Zukunft nur von einer Arztpraxis abgerechnet werden können. Auch wenn die diabetologischen Schwerpunktpraxen zum hausärztlichen Spektrum gehören, befürchten diese – da sie zumeist lediglich Überweisungsempfänger sind –, bei der sogenannten Chronikerpauschale am Ende leer auszugehen. „Es ist inakzeptabel, dass die Politik die medizinische Versorgung dieser Menschen aufs Spiel setzt, weil die erforderliche leitliniengerechte Behandlungsintensität und -qualität nicht mehr vergütet werden kann“, erläutert Dr. med. Tobias Wiesner, niedergelassener Diabetologe und Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Die Forderung an die Politik: das Gesetz im parlamentarischen Verfahren entsprechend nachzubessern, um die künftige Versorgung von chronisch und schwer an Diabetes erkrankten Menschen jederzeit sicherzustellen. Denn nur durch eine engmaschige und frühzeitige Betreuung in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis ist es möglich, schwerwiegende Folgeerkrankungen zu verhindern.
Diabetes – die häufigsten Folgeerkrankungen
• Schlaganfall
• Erblindung
• Retinopathie
Herzinfarkt
• koronare Herzkrankheit
• kongestive Herzinsuffizienz
• Angina Pectoris
• Nierenerkrankungen
• chronisches Nierenversagen
Amputation diabetischer Fuß
Quelle: eigene Darstellung
SCHON GEWUSST?
Bei einer Nierenerkrankung in jüngeren Jahren verkürzt sich die Lebenszeit um durchschnittlich sechs Jahre – zusätzlich zu den zehn Jahren, die durch einen Typ-2-Diabetes verloren gehen. Verläuft die Erkrankung zunächst weitestgehend symptomfrei, machen sich später Juckreiz, Kopfschmerzen, Leistungsschwäche, Müdigkeit oder Gewichtszunahme bemerkbar. Vorbeugend ist es für Diabetiker wichtig, auf eine eiweiß- und salzreiche Ernährung zu verzichten und mindestens einmal im Jahr den Eiweißgehalt im Urin untersuchen zu lassen.
Quelle: www.das-diabetische-auge.de/diabetesfolgeerkrankungen; Zugriff: 21.10.2024
Ablagerungen an Gefäßen Doch welche Auswirkungen kann zu lang unentdeckter Diabetes mellitus auf den gesamten Körper überhaupt haben, und was steckt dahinter? Grundsätzlich ist Diabetes, und hier vor allem der Typ-2-Diabetes, mit einer Insulinresistenz und einer gestörten Glukoseverwertung verbunden. Zahlreiche Stoffwechselstörungen können die Folge sein, wovon mehrere Organsysteme betroffen sind. Das Problem: Sind die Blutzuckerwerte auf Dauer zu hoch, kommt es zu einer Verzuckerung von Struktureiweißen an den Gefäßwänden und in den Blutzellen. Ablagerungen und Gefäßverschlüsse können entstehen, die wiederum die Gefahr für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erhöhen.
Diabetisches Fußsyndrom Erhöhte Blutzuckerspiegel können auch für Schäden der Nervenzellen verantwortlich sein und somit die Weiterleitung von Signalen verändern. Rund
250.000 Menschen entwickeln jedes Jahr das sogenannte diabetische Fußsyndrom, welches oftmals mit Unempfindlichkeit, Trockenheit der Haut, Kribbeln, Missempfinden und Taubheit, einer schlechten Durchblutung sowie Wunden im Fußbereich einhergeht. Wichtig zu wissen: Kommt es zum diabetischen Fußsyndrom, muss es stadiengerecht mittels aktivierender Wundauflagen und -therapeutika behandelt werden. Ist die Wunde abgeheilt, sollte die oberste Priorität darin liegen, ein Wiederauftreten zu verhindern. Dazu zählt, die Füße täglich zu inspizieren, akribisch zu pflegen und in besonders ausgeprägten Fällen diabetesadaptierte Einlagen und geeignete Diabetes-Schutzschuhe zu tragen.
Frühzeitige Diagnose
Tritt Diabetes auf, besteht zudem ein erhöhtes Risiko für eine Schädigung der Nieren, Stichwort diabetische Nephropathie. Aber auch die Augen sind gefährdet. Netzhautveränderungen sowie Linsentrübung, erhöhter Augeninnendruck und Hornhautgeschwüre sind weitere mögliche Folgeerscheinungen. Fest steht: Um das Risiko für schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen wie Durchblutungsstörungen, Herzinfarkt und Sterblichkeit durch Typ-2-Diabetes deutlich zu verringern, ist die frühzeitige Diagnose und darauffolgende intensivierte Therapie von höchster Bedeutung.
Der Check-up der gesetzlichen Krankenkassen ermöglicht – bei entsprechenden Risikogruppen – die einmalige Glukosebestimmung schon zwischen 18 und 35 Jahren. „Damit bietet das Gesundheitssystem gute Chancen, einen Diabetes früh zu erkennen“, unterstreicht DDGPräsident Professor Dr. med. Andreas Fritsche. Jedoch müssen dem Experten zufolge diese Möglichkeiten auch regelmäßig und konsequent genutzt werden – insbesondere bei Risikopatienten.
Bei Diabetes auch an die Nieren denken
Jede zweite Person mit einem Typ-2-Diabetes (T2D) entwickelt diese Erkrankung, doch nur die wenigsten sind sich dessen bewusst: Die Rede ist von der chronischen Nierenkrankheit (chronic kidney disease, CKD).1, 2 Weshalb die CKD meist nicht diagnostiziert wird, was dies für die Betroffenen bedeutet und wie diese Probleme bewältigt werden können, erklärt Dr. Michael Seewald, Vice President Medical & Regulatory, AstraZeneca Deutschland.

Der Weltdiabetestag erinnert uns daran, in welchem Ausmaß der Diabetes mellitus das Leben der Betroffenen nachhaltig beeinflussen kann. Die Beeinträchtigungen, denen die Patientinnen und Patienten tagtäglich gegenüberstehen, sind jedoch selten allein auf den Diabetes zurückzuführen, sondern vielmehr eine Kombination und das Resultat diabetischer Folgeerkrankungen.3 Beispielsweise stellt der Diabetes mellitus einen der Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung der chronischen Nierenkrankheit dar, von der alleine in Deutschland rund neun Millionen Menschen betroffen sind – also fast jede zehnte erwachsene Person.1, 4
Das Tückische an der chronischen Nierenkrankheit ist, dass sie im Frühstadium meist keine Symptome verursacht und dementsprechend selten diagnostiziert wird. Dadurch verzögert sich die Einleitung wirksamer therapeutischer Maßnahmen, oder sie wird gar versäumt.5 Das hat für die Betroffenen weitreichende Konsequenzen, denn eine frühzeitige Diagnose und Behandlung haben das Potenzial, den Krankheitsprogress und so das gefürchtete Fortschreiten zur Nierenkrankheit im Endstadium zu verzögern. Indem eine Dialysepflichtigkeit hinausgeschoben oder ihr vorgebeugt wird, kann nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch das Überleben der Betroffenen verlängert werden –von den Einsparungen im Gesundheitswesen ganz zu schweigen.6
Wie also können Betroffene von den Vorteilen einer frühzeitigen Therapie profitieren? Hierfür lohnt sich ein Blick auf entsprechende Fachgesellschaften.
Regelmäßig auf CKD screenen Die „Kidney Disease: Improving Global Outcomes“ (KDIGO) ist eine renommierte Fachgesellschaft, die turnusmäßig Empfehlungen zur Diagnose und Behandlung der chronischen Nierenkrankheit veröffentlicht, welche weltweit Beachtung finden. Sie empfiehlt Risikogruppen, und damit auch Personen mit einem Diabetes mellitus, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Einerseits sollte die Filtrationsrate der Niere ermittelt werden, die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR). Andererseits sollte die Vorsorge auch die Eiweißausscheidung über den Urin einschließen, das heißt die Bestimmung des UrinAlbuminKreatinin Quotienten (UACR).7
Die Erfassung beider Werte ist dabei ausschlaggebend: Denn die eGFR kann auch bei vorhandener Nierenschädigung unauffällig erscheinen. Leider werden jene Vorsorgeuntersuchungen im deutschen Praxisalltag noch nicht ausreichend umgesetzt, so die Ergebnisse der InspeCKD Studie – erhoben wurden in Deutschland anonymisierte digitale Versorgungsdaten von knapp 450.000 CKD Risikopatienten aus 1.200 hausärztlichen Praxen. Bei weniger als der Hälfte wurde das Serumkreatinin zur Berechnung der eGFR bestimmt; der UACR wurde nahezu nie erhoben.8
Vorsorge bedeutet Einsparungen Eine solche Vorsorge könnte nicht nur für Betroffene auf individueller Ebene den maßgeblichen Unterschied bedeuten. Darüber hinaus ließe sich hierdurch das Gesundheitssystem um mehrere Milliarden Euro entlasten. Die Verfassenden der Versorgungsstudie IMPACT CKD untersuchten unter anderem die wirtschaftlichen Auswirkungen der chronischen Nierenkrankheit und prognostizierten, dass über einen Zeitraum von zehn Jahren in Deutschland 9,4 Milliarden Euro eingespart werden könnten. Und das nur, indem wir bereits vorhandenes Wissen nutzen, Risikogruppen früh screenen und zeitnah entsprechend den Empfehlungen von Fachgesellschaften behandeln.9

InspeCKD – Analyse zur Nutzung von Labordiagnostik im Kontext der chronischen Nierenerkrankung, im Überblick, nach [8]
Verbesserte Gesundheit durch … Wie also lassen sich diese Erkenntnisse in den Praxisalltag integrieren? Einerseits sollte eine Vorsorgeuntersuchung der Nieren in den Checkup 50, die erweiterte Vorsorgeuntersuchung ab 50 Jahren, aufgenommen werden. Dies sieht auch das Bundesministerium für Gesundheit in einem Impulspapier aus 2023 vor. Für nötig erachten wir außerdem die stärkere Verankerung regelmäßiger Screenings (eGFR und UACR) in den DiseaseManagementProgrammen (DMP) zu Diabetes mellitus, aber auch anderen prädisponierenden Krankheiten wie Herzinsuffizienz und koronarer Herzkrankheit. Mit Blick auf die hohe Prävalenz der chronischen Nierenkrankheit erscheint auch die Konzeption eines eigenständigen DMPs zu dieser Indikation folgerichtig.
… digitale Gesundheitsforschung
Leider ist die digitale Datengrundlage zur chronischen Nierenkrankheit in Deutschland noch ausbaufähig. Dabei hat die digitale, datenschutzkonforme Versorgungsforschung das Potenzial, einen zentralen Beitrag für eine bessere Patientenversorgung zu leisten. So konnte die InspeCKD Studie eindrücklich den
realen Nachholbedarf im Versorgungsalltag sichtbar machen und Ansatzpunkte für deren Behebung aufzeigen. Es stimmt hoffnungsvoll, dass das 2023 verabschiedete Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) und die Nationale Pharmastrategie des Bundes den Weg geebnet haben, um den Zugang zu anonymisierten digitalen Gesundheitsdaten im Sinne des Datenschutzes zu erleichtern. Darüber hinaus eröffnet die Digitalisierung des Gesundheitswesens neue Perspektiven, um die Versorgungssituation auf breiter Front und damit auch die Lebensqualität von erkrankten Menschen nachhaltig zu verbessern.
https://globalkidneyalliance.org/ makethechangede/
1 GBD Chronic Kidney Disease Collaboration. Lancet Lond Engl 2020;395:709–33
2 Fenta, ET et al. Diabetol Metab Syndr 2023;15:245
3 Tomic, D et al. Nat Rev Endocrinol 2022;18:525–39
4 Webster, AC et al. Lancet Lond Engl 2017;389:1238–52
5 Tangri, N et al. BMJ Open 2023;13:e067386
6 George, C et al. BMC Med 2022;20:247
7 KDIGO CKD Work Group. Kidney Int 2024;105:S117–314
8 Wanner, C et al. MMW Fortschr Med 2024;166:9–17
9 Rao, N et al. Nephrol Dial Transplant 2024;39:gfae069-0576–2617
Konsequentes Screening gefordert
AUGENGESUNDHEIT | VON MARK KRÜGER
Ein Diabetes mellitus kann auch zu Veränderungen am Auge, etwa in Form von Netzhautschäden, führen. Warum selbst bei gutem Sehvermögen regelmäßig eine Augenarztpraxis aufgesucht werden sollte und welche Rolle ein erhöhter Blutdruck spielt.
Diabetes kann die kleinsten Blutgefäße in den Augen und damit auch die Netzhaut, Retina genannt, schädigen – und das über lange Zeit völlig unbemerkt. Der Grund: Im Frühstadium verläuft eine sogenannte diabetische Retinopathie symptomfrei. Die Netzhauterkrankung, die zu beträchtlichen Sehstörungen bis hin zur Erblindung führen kann, gilt als häufige Komplikation eines langfristig unzureichend kontrollierten Diabetes: In Deutschland sind etwa ein Drittel der Menschen mit Diabetes von einer Retinopathie betroffen.
Risikofaktor Bluthochdruck Neben einer ungenügenden Blutzuckereinstellung gilt vor allem Bluthochdruck, von dem Menschen mit Typ-2-Diabetes sehr häufig betroffen sind, als beschleunigender Risikofaktor für eine Retinopathie. Die Kreislaufkrankheit schädigt auf Dauer ebenso die Gefäße. Es kommt zu Störungen der Versorgung mit Nährstoffen, aber auch zu Ablagerungen und zu Blutungen an der Netzhaut. „Trotz der hohen Assoziation zwischen erhöhtem Blutdruck und Gefäßschäden bei Diabetes ist die frühzeitige
Bluthochdruck-Behandlung noch zu selten Teil der Diabetes-Therapie“, kritisiert Prof. Dr. med. Reinhard Holl, Leiter der Arbeitsgruppe Computergestütztes Qualitätsmanagement in der Medizin im epidemiologischen Institut der Universität Ulm, in einer DDG-Mitteilung. Nur etwa jeder dritte Erwachsene mit Diabetes erhalte im Falle eines dauerhaften Bluthochdrucks eine ausreichende medikamentöse Behandlung.
Vorsorge verbessern Wichtig zu wissen: Zu Beeinträchtigungen des Sehvermögens kommt es erst, wenn die Retina, welche der Lichtwahrnehmung dient, bereits deutliche und irreversible Schäden aufweist. Daher sind regelmäßige Kontrollen der Augen
Je früher ein Netzhautschaden erkannt wird, desto besser.
ab Diagnose beziehungsweise bei Menschen mit Typ-1-Diabetes im Alter von elf Jahren oder nach fünf Jahren Krankheitsdauer unerlässlich. Die Erfolgsaussichten moderner Behandlungsmethoden – Lasertherapie und intravitreale Injektion von Medikamenten – hängen
Mit der Diagnose leben
Die Diagnose diabetisches Makulaödem (DMÖ) oder diabetische Retinopathie (DR) ist kein Weltuntergang. Mit entsprechender Unterstützung können Betroffene gut damit leben. Renate BauerSchlauch von PRO RETINA e. V. weiß das aus eigener Erfahrung, denn sie lebt selbst seit mehreren Jahren mit DMÖ.
Als Beraterin von PRO RETINA Deutschland e. V. macht Renate Bauer-Schlauch anderen Betroffenen Mut, gibt ihnen Orientierung und weist ihnen Wege für ein selbstbestimmtes Leben mit der Erkrankung. Bei allem Optimismus findet sie klare Worte: „Netzhauterkrankungen infolge eines Diabetes sind chronische Erkrankungen. Regelmäßige Untersuchungen und Kontinuität bei der Therapie sind ein Muss!“
Ihre 10 Tipps für Betroffene: 1. Gehen Sie regelmäßig zu den augenärztlichen Untersuchungen, mindestens einmal im Jahr.
2. Achten Sie darauf, dass Ihr Diabetes richtig eingestellt wird.

3. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Bedürfnisse und die verschiedenen Therapieoptionen, und machen Sie gemeinsam einen Plan, der zu Ihrem Leben passt.
4. Bleiben Sie dran – auch bei der Therapie. Selbst dann, wenn Ihre Augenärztin oder Ihr Augenarzt monatliche Injektionen verordnet.
5. Verbergen Sie nichts. Für Ihre Familie und Freunde ist es vielleicht schwer, Ihre Seheinschränkung zu verstehen. Greifen Sie daher auf Simulationen oder Simulationsbrillen zurück, damit Ihr Umfeld besser versteht, warum Sie in manchen Situationen sehen und in anderen nicht.
SCHON GEWUSST?
Warnzeichen einer fortgeschrittenen Retinopathie:
• eine Verschlechterung des Sehvermögens, die durch Brillengläser nicht korrigiert werden kann,
• Leseschwierigkeiten bis zum Verlust der Lesefähigkeit,
• Störung des Farbsinns,
• eine allgemeine Sehverschlechterung, verschwommenes Sehen,
• verzerrtes Sehen,
• „Rußregen“ vor dem Auge.
Quelle: https://www.diabetesde.org/ueber_ diabetes/begleiterkrankungen_bei_diabetes/ augenbeschwerden; Zugriff: 17.10.2024
maßgeblich von der Früherkennung ab. Doch lediglich rund ein Drittel der Betroffenen bei Diagnose und gerade einmal die Hälfte der Patientinnen und Patienten nach zwei Jahren Diabetes-Dauer profitieren von einem leitliniengerechten Augen-Screening. Das Potenzial für eine verbesserte Vorsorge ist in Deutschland nachweislich groß.
6. Suchen Sie den Austausch mit anderen Betroffenen. Das macht Mut. Sie erkennen: Sie sind nicht allein. Sie können sich gegenseitig Tipps geben und von Ihren Erfahrungen profitieren. Der Austausch erhöht zudem die Bereitschaft, die Therapie durchzuhalten.
7. Lassen Sie sich beraten. Die Beraterinnen und Berater kennen Ihre Sorgen und Ängste und die Folgen der Erkrankung für das Leben – privat und beruflich. Sie wissen, wie es ist, wenn man einmal im Monat wegen der Therapie im Job einen halben Tag fehlt oder man Angst hat, den Führerschein abgeben zu müssen. Sie helfen Ihnen, diese Situationen zu bewältigen.
8. Nutzen Sie Hilfsmittel. Die Hilfsmittelberaterinnen und -berater wissen, welche analogen und digitalen Helfer es gibt, ob sie von den Krankenkassen bezahlt werden und wie man sie beantragen kann.
9. Pflegen Sie Ihre Interessen. Das ist trotz nachlassender Sehkraft in der Regel möglich. Selbst die meisten Sportarten lassen sich
MEHR INFORMATIONEN
PRO RETINA Deutschland e. V. vermittelt Beraterinnen und Berater, bietet den Austausch mit anderen Betroffenen und verfügt über weiterführende Informationen, auch zu DMÖ und DR

Telefon: +49 (228) 227 217 0 E-Mail: info@pro-retina.de
mit Seheinschränkung ausüben. Im Arbeitskreis Sport bei PRO RETINA finden Sie bestimmt Gleichgesinnte, mit denen Sie Ihrer Leidenschaft weiterhin nachgehen können.
10. Bleiben Sie optimistisch. Sie sind immer noch derselbe Mensch. Sie können noch fast alles erreichen, was Ihnen vorher wichtig war. Nur der Weg dahin hat sich geändert.

„Sorgen Sie aktiv dafür, dass Ihre Sehkraft erhalten bleibt“
Diabetes mellitus kann die Augen schwächen – und im Fall des diabetischen Makulaödems (DMÖ) sogar zur Erblindung führen. Dr. med. Pankaj Singh, Kommissarischer Leiter der Abteilung für Netzhaut- und Glaskörperchirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt am Main, erklärt, wie es dazu kommen kann und welche modernen Behandlungsmethoden Betroffenen wieder mehr Sehkraft und Lebensqualität schenken.

Dr. Singh, welche Ursachen führen zu einem diabetischen Makulaödem, kurz DMÖ? Bei Menschen mit Diabetes mellitus, sei es Typ 1 oder Typ 2, kann es langfristig zu Schädigungen der Blutgefäße kommen, wodurch Nervengewebe unterversorgt und damit auch geschädigt werden. Was viele Betroffene nicht wissen: Auch das Auge beziehungsweise dessen feinste Blutgefäße, die Kapillaren, können
„Regelmäßige Kontrollen der Augen sind für alle das A und O.“
durch den hohen und schwankenden Blutzuckerspiegel in Mitleidenschaft gezogen werden. Neben einem schlecht eingestellten Blutzucker gehört auch eine bereits länger bestehende Diabeteserkrankung zu den wichtigsten Risikofaktoren. Ein erhöhter Blutdruck begünstigt zudem ein DMÖ.
Was genau passiert im Auge? Und welche Folgen kann die
Erkrankung haben? Durch die Schädigung in den Gefäßwänden wird die Netzhaut nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Der Körper setzt daraufhin Entzündungsreaktionen in Gang, bei denen verschiedene Botenstoffe, sprich Zytokine, freigesetzt werden, etwa verschiedene Interleukine und allen voran der Vascular Endothelial Growth Factor, kurz VEGF. Dieser Faktor regt die Neubildung von Blutgefäßen an und erhöht zusammen mit anderen Faktoren die Durchlässigkeit der Blutgefäße.
Die Folge: Flüssigkeit tritt aus und sammelt sich in der Netzhaut an, Sehzellen werden geschädigt. Man nennt diese krankhafte Veränderung diabetische Retinopathie. Eine mögliche Folge dieser diabetischen Netzhauterkrankung ist ein DMÖ, bei dem es durch die Flüssigkeitsansammlungen zum Anschwellen im Bereich der Makula, dem „Ort des schärfsten Sehens“ kommt, was unbehandelt innerhalb von wenigen Jahren zur Erblindung führen kann.
Dementsprechend früh sollte im Idealfall eine diabetische Netzhauterkrankung diagnostiziert werden. Gibt es denn verdächtige Anzeichen? Nicht wirklich, da diabetische Netzhauterkrankungen, wie auch das DMÖ, in der Regel schleichend verlaufen und sich erst im fortgeschrittenen Stadium manifestieren, etwa durch verschwommenes Sehen. Daher gilt: Menschen mit Diabetes sollten grundsätzlich regelmäßig, das heißt alle zwölf Monate, ihre Augen auf Schädigungen der Gefäße oder andere krankhafte Veränderungen untersuchen lassen. Bei Patientinnen und Patienten mit diagnostizierter diabetischer Retinopathie ist eine engmaschigere Kontrolle ratsam.
In diesem Fall kommen andere diagnostische Verfahren zum Einsatz ... Richtig, zum einen die Fluoreszenzangiographie, kurz FAG, bei der die Gefäße mithilfe der Injektion eines farbigen Kontrastmittels dargestellt werden. Diese Untersuchung kann die Diagnose DMÖ sicherstellen. Zum anderen die optische Kohärenztomographie,
kurz OCT. Dieses nicht invasive Verfahren liefert einen schichtweisen Scan der Netzhaut in außergewöhnlicher Auflösung mit mikroskopisch kleinen Details.
Falls die Diagnose DMÖ lautet, welche unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung, um die Sehkraft zu verbessern respektive zu erhalten? Standard war über lange Zeit die Laserbehandlung, bei der unversorgtes Netzhautgewebe verödet wurde, wodurch auch ein Rückgang der Schwellung erreicht wurde. Heutzutage erfolgt die Behandlung nach vorheriger Abklärung immer häufiger mittels Medikamente, die in das Auge eingebracht werden – in Form des Wachstumshemmers Anti VEGF oder langwirksamen Kortikosteroiden. AntiVEGF werden dabei wiederholt – alle vier bis sechs Wochen bei schrittweiser Verlängerung der Abstände – direkt mit einer sehr feinen Nadel injiziert und verhindern die Neubildung kranker Blutgefäße. Zeigt diese Behandlung keine Verbesserung, erfolgt in der Regel ein Wechsel auf die Steroide.
Wie werden Kortikosteroide verabreicht? Kortikosteroide senken Entzündungswerte und sie werden durch ein kleines Implantat, das in das betäubte Auge eingesetzt wird, langsam freigesetzt. Je nach Implantat hält die Wirkung zwischen einigen Monaten oder bis zu drei Jahren an. Die Behandlung ist allgemein nicht sehr schmerzhaft, es entsteht lediglich ein leichtes Druckgefühl bei der Verabreichung. Injektionsbedingte Komplikationen sind bei korrekter Durchführung selten. Der behandelnde Arzt klärt den Patienten vor einer solchen Behandlung über mögliche Komplikationen und deren Management auf.
Was passiert nach der Behandlung? DMÖ ist eine chronische Erkrankung und begleitet Betroffene lebenslang. Auch nach der Behandlung sind somit kontinuierliche Nachkontrollen und Behandlung das A und O, um nicht reversible Schäden und letztlich eine Erblindung zu vermeiden. Die konsequente Einhaltung der Augenarzttermine ist zweifelsohne für viele Betroffene, insbesondere wenn sie
noch erwerbstätig sind, eine große Herausforderung. Die Behandlung mit Kortikosteroiden kann für viele Patienten eine Reduktion an Injektionen bedeuten, schließlich müssen Menschen mit Diabetes ohnehin viele Arzttermine zur Behandlung
„Das kleine Implantat setzt im Auge langsam den Wirkstoff frei.“
der Grunderkrankung und anderen möglichen Begleit und Folgeerkrankungen wahrnehmen. Dennoch gilt: Nachkontrollen und Therapietreue sind unabdingbar, möchte man seine Sehkraft denn erhalten. https://alimerasciences.de
DIABETISCHES MAKULAÖDEM (DMÖ)
Definition: Beim DMÖ handelt es sich um krankhafte Veränderungen in der Makula, die durch Flüssigkeit verursacht werden, die aus „undichten“ Blutgefäßen in die Netzhaut dringt.
Folgen: Es kann zur Beeinträchtigung der Sehkraft kommen. Unbehandelt kann die chronische Netzhauterkrankung zur Erblindung führen.
Häufigkeit: Von den circa sieben Millionen behandelten Menschen mit Diabetes in Deutschland leiden etwa 420.000 Menschen im Alter über 50 Jahren an einem DMÖ.
Weitere Informationen: Unter www. pro retina.de finden Sie weitere nützliche Informationen, Beratungsangebote zu diagnosespezifischen und sozialen Themen, Hilfsmitteln und vielem mehr. Der Austausch mit anderen Betroffenen ist über die Regional und Patientengruppen möglich.
„Das Risiko für Gürtelrose ist bei Diabetes erhöht“
IMPFSCHUTZ | IM GESPRÄCH MIT NADINE EFFERT

Die Gürtelrose gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Alter. Dennoch wird die schmerzhafte Nervenerkrankung oftmals unterschätzt. Warum Menschen mit Diabetes häufiger betroffen sind, das Risiko für einen schweren Verlauf bei ihnen erhöht ist und wie eine Impfung schützen kann, erklärt Prof. Dr. Thomas Weinke, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Infektiologie und Tropenmedizin.
Was ist eine Gürtelrose, und wodurch wird die Erkrankung verursacht? Gürtelrose, medizinisch Herpes Zoster genannt, ist eine Erkrankung, die Jahre bis Jahrzehnte infolge einer Windpockenerkrankung auftreten kann – ausgelöst durch sogenannte Varicella-Zoster-Viren, die sich nach der Primärinfektion lebenslang in Nervenzellen verstecken und unter bestimmten Umständen reaktiviert werden. Mehr als 99 Prozent der Menschen in Deutschland, die älter als 20 Jahre alt sind, tragen den Erreger in sich. Bei jeder dritten Person wird das Virus aktiv und löst eine Gürtelrose aus.
Welche Umstände führen zu einer Reaktivierung des Virus? Hauptrisikofaktor ist das Alter und die damit verbundenen schwächeren Abwehrkräfte, die es dem Immunsystem erschweren, das Virus in Schach halten zu können. Aber auch chronische Krankheiten wie HIV oder Diabetes mellitus, die Einnahme immunsuppressiver Medikamente und psychischer Stress können die Immunabwehr schwächen.
Bei Menschen mit Diabetes ist das Erkrankungsrisiko um über 30 Prozent erhöht. Warum? Durch die Grunderkrankung ist zum einen das Immunsystem beeinträchtigt. Viele Menschen mit Diabetes leben zusätzlich mit Folge- und Begleiterkrankungen, welche zum anderen das Infektionsrisiko zusätzlich steigern und auch das Risiko für schwere Krankheitsverläufe erhöhen.
Die Beschwerden müssen sich aber nicht nur auf die Haut beschränken, richtig? Eine Gürtelrose zeigt sich durch schmerzhafte, auf ein Hautareal beschränkte Ausschläge und Bläschen, oft im Gesicht oder im Bereich des Rumpfes. Neben dem gürtelförmigen schmerzhaften Hautausschlag kann sich die Infektionskrankheit auch durch Nervenschmerzen äußern. Die Symptome klingen meist spontan ab, können sich aber auch noch Monate oder gar Jahre später in Form von sogenannten postzosterischen Beschwerden bemerkbar machen. Das sind heftige Nervenschmerzen, welche die Lebensqualität in hohem Maße einschränken. Diese Spätfolge betrifft 10 bis 20 Prozent der an Gürtelrose erkrankten Menschen.
Man sollte sich laut den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission ab 60 Jahren gegen Gürtelrose impfen lassen. Gilt das auch für Menschen mit Diabetes? Menschen mit schweren Grunderkrankungen sollten sich laut STIKO bereits ab 50 Jahren impfen lassen. Es handelt sich um einen speziellen hocheffektiven Totimpfstoff, der zweimal, im Abstand von zwei bis sechs Monaten, verabreicht wird und nach aktueller Datenlage eine Impfschutzdauer von mindestens elf Jahren aufweist. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.
So schlägt das Varicella-Zoster-Virus zweimal zu
Windpocken
Die Viren gelangen in den Körper.
Ruhephase
Die Viren ruhen im Körper.
Kinder infizieren sich bereits in den ersten Lebensjahren mit dem Virus.
Quelle: eigene Darstellung
Einige Viren überleben in den Nervenknoten in der Nähe des Rückenmarks. Sie können dort über Jahre „schlafen“.
Gürtelrose
Die Viren werden wieder wach.
Die Viren wandern über die Nervenbahnen an die Hautoberfläche. Es bilden sich schmerzhafte Bläschen, und es kommt zu starken Nervenschmerzen.
SCHON GEWUSST?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Gürtelrose mit einem Totimpfstoff:
• allen Personen ab 60 Jahren,
• allen Personen ab 50 Jahren, deren Immunsystem durch Krankheit oder Behandlung geschwächt ist, und
• allen Personen ab 50 Jahren mit Grunderkrankungen wie Diabetes, rheumatoider Arthritis, chronischentzündlichen Darmerkrankungen, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Asthma.
Sollten auch Kinder mit Typ-1-Diabetes geimpft werden? Hierzu gibt es von der STIKO keine Empfehlung. Die Impfung ist aber ohnehin erst ab 18 Jahren zugelassen – und wie gesagt ab 50 Jahren empfohlen.
Birgt die Impfung Nebenwirkungen? Lokalreaktionen wie Schmerzen, Rötung oder Schwellungen an der Einstichstelle kommen im Vergleich zu anderen Impfungen häufiger vor. Dies liegt daran, dass es sich um einen hocheffektiven, sogenannten adjuvantierten Impfstoff handelt. Ansonsten unterscheidet sich die Gürtelrose-Impfung hinsichtlich der Nebenwirkungen nicht von anderen Impfungen, wie etwa einer Influenza-Impfung.
Angenommen, man hatte bereits eine Gürtelrose: Macht es Sinn, sich trotzdem impfen zu lassen? Ja, denn Fakt ist, dass man an einer Gürtelrose mehrfach erkranken kann. Bereits Erkrankte sind also nicht automatisch immun. Insbesondere wenn man einen Immundefekt oder eine chronische Grunderkrankung wie Diabetes hat, sollte die Impfung auf jeden Fall erfolgen.
Welche Impfungen sind darüber hinaus speziell für Menschen mit Diabetes ratsam? Die STIKO rät aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos zur Influenza- und PneumokokkenImpfung. Seit diesem Jahr hat sich die Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus, das die Atemwege befällt, hinzugesellt. Die RSV-Impfung wird allen Personen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf bereits 60 Jahren empfohlen anstatt als Standardimpfung ab 75 Jahren.





„Gürtelrose? Ich bin sportlich und ernähre mich gesund.


Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Gürtelrose bekommen kann.“*

Über 95 % der Erwachsenen tragen das Virus, das Gürtelrose auslösen kann, bereits in sich.

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*Inspiriert durch wahre Geschichten von Betroffenen. Gürtelrose kann Schmerzen verursachen, die über Wochen anhalten können. 1Ständige Impfkommission
Die STIKO1 empfiehlt eine Impfung ab 50 bei chronischen Erkrankungen und ab 60 für alle.
Unterschätzen Sie Ihr Risiko nicht. Lassen Sie sich ärztlich beraten.
dabei
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Lebensjahre retten
Fakt ist: Ein gut eingestellter Diabetes vermindert das Risiko für Komplikationen und verlangsamt das Voranschreiten schon vorhandener Folgeerkrankungen. Konsequentes DiabetesSelbstmanagement ist daher ein zentraler Bestandteil der Therapie. In der modernen Diabetes-Behandlung haben heutzutage technische Innovationen und Digitalisierung einen großen Stellenwert erlangt. Sie bieten den Betroffenen eine individualisierte
Therapiemöglichkeit je nach Lebenssituation. Weiterhin ist in puncto Diabetes-Typ-2 Prävention elementar Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert indes aktuell mehr Mittel für ein umfassendes frühzeitiges Screening. Nutzen Sie den Check-up der gesetzlichen Krankenkassen, denn auch Sie können zu den mindestens zwei Millionen Menschen in Deutschland gehören, die (noch) nichts von ihrer Erkrankung wissen.
Nadine Effert Chefredakteurin
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