2 minute read

Höher, schneller, grüner

Erneuerbare Energien haben im ersten Halbjahr mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Trotz dieses guten Zwischenergebnisses reicht das bisherige Tempo nicht aus, damit die selbst gesteckten Klimaziele erreicht werden. Zu den Flaschenhälsen beim Ausbau gehören die Genehmigungsverfahren bei Windenergieprojekten.

Im ersten Halbjahr 2023 haben erneuerbare Energien rund 52 Prozent des Bruttoinlandstromverbrauchs gedeckt. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergieund Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg

Advertisement

(ZSW) und des Bundesverbands der Energieund Wasserwirtschaft (BDEW). Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch lag damit drei Prozentpunkte höher als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres. Insbesondere im Monat Mai 2023 war der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch mit 57 Prozent ungewöhnlich hoch.

Erzeugungszahlen im Einzelnen Insgesamt wurden knapp 138 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt. Davon stammten gut 58 Milliarden Kilowattstunden aus Wind an Land, 33 Milliarden Kilowattstunden aus Photovoltaik, gut 22 Milliarden Kilowattstunden aus Biomasse, knapp zwölf Milliarden Kilowattstunden aus Wind auf See und knapp zehn Milliarden Kilowattstunden aus Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern wurden gut 128 Milliarden Kilowattstunden erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 160 Milliarden Kilowattstunden.

„Dass in Deutschland die Erneuerbaren bereits mehr als 50 Prozent des Strombedarfs decken, ist ein Erfolg“, sagt Professor Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW. „Berücksichtigt man jedoch, dass für das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045 die Stromerzeugung bereits 2035 vollständig auf erneuerbaren Energien basieren muss, wird deutlich, dass der weitere Ausbau erheblich schneller erfolgen muss als in der Vergangenheit.“

Der Norden genehmigt schneller

Zu den Bremsen beim Ausbau gehören beispielsweise die Verfahrenslaufzeiten von Windenergieprojekten. So hat die Fachagentur Wind über 10.000 Datensätze von Windkraftanlagen ausgewertet. Zwischen Vorprüfung und Stromeinspeisung vergehen in der Regel acht Jahre. Zudem gibt es große regionale Unterschiede zwischen dem Norden und Süden der Bundesrepublik. Während im Genehmigungszeitraum von 2018 bis 2022 die Verfahrensdauer in der Südregion um 90 Prozent auf durchschnittlich fast 30 Monate stieg, erhöhte sich die mittlere Verfahrenslaufzeit nördlich der sogenannten Mainlinie lediglich um 60 Prozent von 14 auf 22 Monate.

Das Repowering-Projekt Elster im Landkreis Wittenberg (SachsenAnhalt) gehört europaweit zu den größten Repowering-Vorhaben überhaupt. Thomas Winkler stellt das Projekt und seine Bedeutung für die Energiewende vor. Er ist Geschäftsführer der VSB Neue Energien Deutschland GmbH, die innerhalb der VSB Gruppe die Planung und Umsetzung dieses Mammutprojekts verantwortet.

Herr Winkler, können Sie uns ein Gefühl für die Dimension dieses Projekts geben? Im Windpark werden 50 Windenergieanlagen durch 16 leistungsstärkere und modernere Anlagen ersetzt. Die installierte Gesamtlistung steigt so von derzeit 30 Megawatt auf stattliche 105,6 Megawatt. So wird der Windpark nach seiner geplanten Inbetriebnahme im dritten Quartal 2024 jährlich rund 235 Gigawatt pro Stunde Strom generieren – genug, um rund 150.000 Menschen mit sauberer, bezahlbarer und regional erzeugter Energie zu versorgen. Wir sind sehr stolz, dass dieses Vorzeigeprojekt unter dem Dach der VSB Gruppe umgesetzt wird. Mit dem feierlichen Spatenstich am 4. Mai beginnt nun die Bauphase. Neben dem Projektteam, Kooperationspartnern und zahlreichen Pressevertreterinnen und -vertretern war insbesondere auch viel Politik-Prominenz beim Event zugegen – das motiviert uns ungemein für weitere Projekte.

Das klingt, als hätten RepoweringProjekte eine große Bedeutung für das erfolgreiche Umsetzen der sauberen Energiewende … Auf alle Fälle! Diesen Fakt sieht man bei diesem Projekt besonders gut. Durch das Repowering des Windparks Elster wird ungefähr sechsmal mehr Menge an erneuerbarer Energie erzeugt. Gleichzeitig sinkt die Anzahl der Anlagen im Windpark signifikant. Das ist möglich aufgrund der rasanten technischen Entwicklungen. Die Turbinen werden immer leistungsfähiger, sodass mehr Energie mit weniger Anlagen produziert werden kann. Und dann wäre da noch die Frage nach der Windparkgröße. Nach dem erfolgreichen Repowering wird das

Windparkareal um circa ein Drittel geschrumpft sein. So kann der Natur eine bedeutende Fläche zurückgegeben werden.

Wird die VSB Gruppe demnach in Zukunft verstärkt auf RepoweringProjekte setzen? Wie sieht hier Ihre Strategie aus? Repowering ist ein entscheidendes Instrument zur Erreichung der deutschen und europäischen Klimaziele. Aufgrund der vielen Vorteile wie verbesserter Wirtschaftlichkeit und hoher gesellschaftlicher Akzeptanz sind

Repowering-Vorhaben für uns als Projektierer sehr attraktiv. Natürlich haben wir auch viele andere Repowering-Projekte in der Pipeline, aber das Elster-Vorhaben ist für den gesamteuropäischen Raum schon sehr herausragend. Wir müssen jederzeit das volle Potenzial ausschöpfen, das uns zur Verfügung steht. Dafür sind Repowering-Projekte unverzichtbar, sodass diese bei VSB künftig eine äußerst wichtige Rolle spielen werden www.vsb.energy