Karriere 4.X – Chancen für IT- & Engineering-Professionals

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Karriere 4.X

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Unternehmen punkten bei Personal und Kunden FAMILIENFREUNDLICHKEIT | VON CHRISTIAN HARTWICH

Bei deutschen Firmen rückt Familienfreundlichkeit immer mehr in den Fokus. Und das muss auch so sein, denn die Beschäftigten bestehen darauf. Arbeitgeber brauchen folglich Know-how, wie sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und privaten Aufgaben im Alltag umsetzen lässt. Die Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie war schon vor der Pandemie hoch. Im September 2019 waren es laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Civey fast acht von zehn Beschäftigten (76,3 Prozent), die die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben bei der Wahl eines Arbeitgebers als wichtig bezeichneten. Während der Pandemie hat sich mit den verstärkten Möglichkeiten zur Arbeit im Home­office nun offenbar eine Lösung angeboten. Jedenfalls hat ein internationales Forscherteam um die Soziologin Dr. Inga Laß vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) herausgefunden, dass Homeoffice tatsächlich die Konflikte zwischen Beruf und Familie reduzieren kann. Voraussetzung: „Homeoffice wirkt vor allem dann konfliktmindernd, wenn nicht nur ein kleiner Teil, sondern die meiste Zeit des Arbeitspensums zu Hause erledigt wird“, erklärt Laß. Beschäftigte mit großzügiger Homeoffice-Nutzung verfügen laut der im Juni

veröffentlichten Studie über eine bessere Kontrolle ihrer Arbeitszeit und gewinnen durch reduzierte Pendelwege mehr Familienzeit. Wichtiger Wettbewerbsfaktor Allerdings können oder wollen nicht alle Unternehmen für alle Mitarbeitende großzügige Homeoffice-Regelungen anbieten. Klar ist dennoch, dass Familienfreundlichkeit inzwischen zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor geworden ist, wenn es etwa um die Rekrutierung von Fach- und Führungskräften geht. So identifizieren sich zufriedene Mitarbeitende stärker mit ihrem Arbeitgeber und zeigen grundsätzlich eine bessere Arbeitsleistung. Zudem können sich die Beschäftigten in einer familienfreundlichen Unternehmenskultur besser auf ihre Arbeit konzentrieren, da genügend Freiraum zur Bewältigung der privaten Verpflichtungen geschaffen wird. Und: Im Ergebnis bleiben die Mitarbeiterfluktuation und die Abwanderung von Know-how niedrig. Bekenntnis allein reicht nicht Doch was muss ein Unternehmen tun, um familienfreundlich zu sein? Denn nur das Bekenntnis dazu reicht nicht aus. „Die Schlüssel zur betrieblichen Familienfreundlichkeit sind eine familienfreundliche Unternehmenskultur

Fokusinterview

„Keine Vereinbarkeit ohne Kulturwandel“ Oliver Schmitz, Geschäftsführer der berufundfamilie Service GmbH, spricht über Voraussetzungen für gelingende Vereinbarkeit. Wie steht es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in deutschen Unternehmen? Das Thema ist spätestens mit der Coronapandemie bei allen Unternehmen angekommen. Der plötzliche Zwang zu distanziertem, mobilem Arbeiten etwa im Homeoffice hat zu neuen flexiblen Arbeitsmodellen geführt. Inzwischen haben die Unternehmen entsprechende technologische Infrastrukturen geschaffen, die das Arbeiten und die Kommunikation der Belegschaften von zu Hause aus ermöglichen. Allein das inzwischen etablierte Homeoffice-Modell ist ein enormer Fortschritt in Richtung Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Aber es ist ja nicht nur die Technik, die wichtig ist für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nein. Dazu gehört auch ein klarer Kulturwandel in den Unternehmen. Diese müssen sich darauf

und Führungskompetenz“, heißt es dazu beim Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“ der DIHK Service GmbH. Unabdingbar seien eine offene Kommunikation zwischen der Geschäftsleitung und den Führungskräften mit den Beschäftigten. Damit ein Unternehmen Familienfreundlichkeit leben kann, sind neben der kulturellen Verankerung des Themas entsprechende arbeitsorganisatorische Modelle für die individuellen Anforderungen der einzelnen Beschäftigten zu etablieren. So ermöglicht eine geschickt organisierte Arbeit im Team Verlässlichkeit und Flexibilität. Beispielsweise haben sich Besprechungszeiten, die mit den regulären Betreuungszeiten der Kinderbetreuung

Noch intensiver müssen indes verschiedene Modelle flexibler Arbeitszeiten genutzt werden. übereinstimmen, als ein großes Plus familienfreundlicher Erwerbstätigkeit erwiesen. „Bei einer familienfreundlichen Arbeitsorganisation ist Teamarbeit von großer Bedeutung“, erklären die Experten von „Erfolgsfaktor Familie“. Bewährt seien gemischte Teams aus Singles und Familienmenschen, möglichst auch altersgemischt, damit die Vorteile aus individuellen Erfahrungen und Tätigkeiten aus allen Lebensphasen in das Team eingebracht werden können. Erfahrungen aus der Coronapandemie Keine Frage, dass gerade die zunehmenden Homeoffice-Erfahrungen seit der Coronapandemie in Bezug auf Familienfreundlichkeit für gute Lösungen entscheidend geworden sind. Noch intensiver muss man indes verschiedene Modelle flexibler Arbeitszeiten nutzen, um den Beschäftigten mehr Zeit für Kinder und Familie zu ermöglichen. Dafür können Unternehmen Teilzeit, Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Jahres- oder Lebensarbeitszeitkonten sowie Sabbaticals anbieten. Last but not least, so erklärt „Erfolgsfaktor Familie“, empfiehlt es sich für die Unternehmen, das eigene familienbewusste Engagement stets öffentlich zu machen, um sich als attraktiver Arbeitgeber darzustellen: „Dies kann zum Beispiel auf der Homepage des Unternehmens geschehen, aber auch in Zeitungsartikeln oder auf Aktionstagen.“ 

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einstellen, dass bereits bei der Personalgewinnung etwa flexible Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten vordringlich thematisiert werden müssen, weil die Bewerberinnen und Bewerber im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit größten Wert darauf legen. Was bedeutet das für die Führungskräfte? Die Führungskräfte sind gefordert, nicht mehr nur das Erreichen der Unternehmensziele im Fokus zu haben, sondern auch die durchaus sehr individuellen Interessen der Mitarbeitenden im Hinblick auf Job, Familie und Freizeit. Dies alles unter den sprichwörtlichen „gemeinsamen Hut“ zu bringen ist eine enorme Herausforderung.

Das durchschnittliche Bruttogehalt pro Monat für einen IT-Sicherheitsbeauftragten beträgt laut der Vergleichsplattform Gehalt.de in Deutschland 6.004 Euro. Wobei die Hälfte der Gehälter zwischen 5.209 und 6.920 Euro liegen. Am meisten verdienen IT-Sicherheitsbeauftragte in Baden-Württemberg (6.500 Euro), am wenigsten in Mecklenburg-Vorpommern (4.629 Euro). IT-Sicherheitsbeauftragte in Unternehmen mit über 20.000 Mitarbeitende streichen durchschnittlich 6.587 Euro pro Monat ein, ihre Kollegen in Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitende müssen sich mit 5.359 Euro begnügen.Deutschlandweit gab es Anfang Oktober 2022 etwa 47.800 offene Stellen für IT-Sicherheitsbeauftragte.


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