Zartes Bratl aus dem Schilcherland Wo der Klapotetz zum Mittagessen ruft
Wenn hoch droben das Alphorn erklingt Besuch im bayerischen Bergsteigerdorf Schleching
Meine Omasuppe
Dorli Muhr über genau die richtige Portion Liebe
Mohn
Die Wildkatze
Die Wildkatze galt lange als ausgestorben – nun streift sie wieder durch Österreichs Wälder. Doch sie bleibt scheu.
„Sie braucht große, unzerschnittene Lebensräume“, so Carolina Trcka-Rojas. Waldkorridore und Schutzprojekte machen ihre Rückkehr möglich – ein leiser Erfolg.
Foto: Mauritius Images, Illustration: Andreas Posselt
Schön, dass ihr (wieder) da seid!
Viele Jahre war die Wildkatze ein Geist. Offiziell gilt sie noch heute als ausgestorben, obwohl sie schon seit einigen Jahren durch die heimischen Wälder streift. Wir haben nachgefragt: Wie geht es ihr und ihren Mitbewohnern?
TEXT: WOLFGANG WIESER
Es raschelt im Gebüsch, ein Schatten huscht vorbei – eine Wildkatze? Lange Zeit war sie verschwunden, wurde als ausgestorben geführt. Doch nun kehrt sie zurück – sie hat sich aus Tschechien und der Slowakei auf den Weg quer durch Österreich gemacht und ist mittlerweile bis nach Kärnten vorgedrungen. Ende des Jahres soll eine aktualisierte Rote Liste der gefährdeten Tierarten vorliegen. Die Wildkatze wird dann nicht länger ein Geist sein, sondern quicklebendig. Sie hat es geschafft – wie auch andere Tiere, die man schon fast abgeschrieben hatte. Manche dieser Arten waren nie ganz weg, andere kämpfen um jeden Quadratmeter Lebensraum. Allein 102 Säugetiere stehen aktuell auf der Roten Liste. Andere wieder, wie das Wildschwein, sind hart im Nehmen – auch wenn nicht alle davon begeistert sind.
„Viele dieser Arten sind stark an spezielle Lebensräume gebunden – wenn die verschwinden, verschwinden auch die Tiere“, erklärt Carolina Trcka-Rojas, Projektleiterin beim Naturschutzbund Österreich. Ob Amphibien, Eulen oder Insekten – sie beobachtet die Entwicklungen mit professionellem Blick, aber auch mit großer Leidenschaft. „Besonders Arten wie der Eremit oder der Raufußkauz brauchen alte, unberührte
Strukturen – und die werden immer seltener.“ Wildtiere sind auf Rückzugsräume angewiesen. Große Wälder, alte Bäume, Korridore ohne Straßen – das sind die Grundlagen, auf denen Arten wie die Wildkatze oder das Rotwild überleben können. Trcka-Rojas: „Es ist erfreulich, dass sich manche Arten wieder ausbreiten. Aber sie brauchen Platz. Und den müssen wir ihnen geben.“
Wald als sichere Heimat
Einige Tierarten profitieren von der Veränderung – andere leiden darunter. Die Gämse etwa kommt mit Hitze und zurückgehendem Schnee schlechter zurecht, obwohl sie als anpassungsfähig gilt. Und das Rotwild, obwohl in der Jagdstatistik präsent, kämpft in der Realität oft mit fragmentierten Lebensräumen. „Selbst häufige Tiere, in deren Bestände wir oft eingreifen, brauchen dringend intakte Wälder“, sagt Trcka-Rojas. Wir stellen sechs Arten vor – manche Rückkehrer, andere Sorgenkinder. Gemeinsam erzählen sie eine Geschichte davon, wie Natur funktioniert – wenn man sie lässt.
naturschutzbund.at
Scharfer Tausendsassa
Er ist robust und mehrjährig, winterhart und wuchert gern.
Warum man Kren in Nachbarschaft mit Erdäpfeln anbauen soll und wieso uns der Scharfmacher im Herbst zu Tränen rührt.
TEXT: CAROLIN GIERMINDL
Über der Erde: lanzettförmige grüne Blätter auf kerzengeraden dünnen Stielen. Unterirdisch: knorrige, warzige Wurzeln, die im Spätherbst ausgegraben werden.
Genau genommen ist Kren eigentlich kein Wurzelgemüse. Eher ein Gewürzkraut. Doch fürs Kräuterbeet taugt der Kreuzblütler trotzdem nicht. Weil er sich derart rasant vermehrt, dass für Schnittlauch und Co kaum Platz bleibt. Daher sollte man ihm, ähnlich wie wuchernder Minze, räumlich Grenzen setzen, sprich Wurzelsperren.
Manche Leute pflanzen Kren etwa in eine Wanne oder klopfen ein langes, breites Rohr in den Boden, füllen es mit komposthaltiger Erde und setzen die krautige Pflanze dort hinein. Damit sie keinesfalls ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgeht und in alle Richtungen wächst. Warum man Kren, diesen rücksichtslosen Vordrängler, überhaupt im Garten anbauen soll? Weil er ein faszinierender Tausendsassa ist: ein wilder Schönling, ein Schädlingsschreck und wirksamer Gesunderhalter, dessen Heilkraft bereits seit Urzeiten hochgepriesen wird.
Schon im Frühling beglückt uns Armoracia rusticana, so sein botanischer Name, mit seinen grasgrünen, fein gerippten Blättern, die klein geschnitten, gedünstet oder gekocht mit ihrem mild-scharfen Geschmack so manches Gericht verfeinern. Auch im Sommer noch lassen sich seine frischen jungen Triebe wie Spinat verwenden. Die eigentliche Zeit dieser Pflanze jedoch ist der Herbst. Ab Oktober, wenn sich seine Blätter langsam gelb färben, ist der ideale Erntezeitpunkt für seine langen Pfahlwurzeln gekommen, die ab nun nicht mehr weiterwachsen.
Außen leicht gelblich und warzig-knorrig, innen aber saftig und weiß: So präsentiert sich die Wurzel, wenn man sie jetzt aus der Erde zieht. Bis zu 40, 50 Zentimeter lang und bis zu sechs Zentimeter dick werden Krenstangen an sonnigen Standorten, vorausgesetzt, die Erde ist gut gelockert, wasserdurchlässig und nährstoffreich. Ist der Boden dagegen schwer, empfiehlt es sich, bis in 30 oder 40 Zentimeter Tiefe ein wenig Sand einzuarbeiten, damit sich die Pflanze gut entwickeln kann. Was Kren, in Deutschland und Teilen der Schweiz bekanntlich Meerrettich genannt, übrigens gar nicht mag: nasse Füße.
Gern konstant feucht, aber keine Staunässe – so lautet das Motto, will man bis zum ersten Frost ein Gewächs ernten, das voller Vita mine, Kalium, Kalzium, Magnesium und vor allem würzig schmeckender Senföle steckt.
Bezaubernde Blätter
Wenn im Oktober buntes Herbstlaub den Boden bedeckt, sammeln wir es ein und schmücken damit Tisch und Wand.
TEXT: ALICE FERNAU FOTOS: CHRISTINE BAUER
KUNSTVOLL KARIERT
Ein trockenes Ahornblatt wird im Handumdrehen zum Kunstwerk, wenn man es mit dekorativem Karo bemalt, auf schwarzen Fotokarton klebt und in einem schlichten Holzrahmen in Szene setzt. Auf einer karierten Stofftapete sieht das natürlich besonders hübsch aus. Das Muster vorsichtig mit Bleistift vorzeichnen, dann mit Tuschestift und Kreidemarker nachziehen.
Mit offenen Augen
Er raschelt, rieselt – und lässt Feinspitze schwelgen: der Mohn. Die Servus-Reportage zum achtgängigen Menü.
TEXT: WOLFGANG WIESER REZEPTE: ALEXANDER RIEDER FOTOS: INGO EISENHUT & MICHAEL REIDINGER
Rosemarie und Johann Neuwiesinger im Hof ihres „Mohnwirtshauses“. Vor vierzig Jahren hatte der Bauer die Idee fürs „Mohndorf“.
Wenn die Zeit der Reife gekommen ist, öffnet der Mohn seine Augen. Sie sitzen wie winzige Spitzbogenfenster unter dem Krönchen, das jede Kapsel ziert. Ich bin fertig, heißt das, bereit, geerntet zu werden – siehst du’s?
Es sind dreizehn Augen, manchmal vierzehn, gelegentlich sogar fünfzehn – weshalb der Graumohn, der hier wächst, ein „sehender Mohn“ ist, anders als Blau- oder Weißmohn, deren Kapseln auch im reifen Zustand verschlossen bleiben – und der Mohn „blind“.
Elisa Weinmann schneidet mehrere Stängel 30 Zentimeter unterhalb der Kapsel ab, schlingt ein Band um den Strauß und schüttelt ihn. Klingt wie eine Babyrassel: beruhigend, fast hypnotisch. Die 19-Jährige dreht den Bund gen Boden. Aus den Augen rieseln Körnchen in Grauschattierungen. Bis zu 4.000 sind es pro Kapsel –wenn sie in der hohlen Hand landen, fühlt es sich an wie ein zartes Streicheln.
Zwei Hektar Mohn. Wir stehen mittendrin, auf dem Fuchsenfeld. An seinen Rändern wachsen Margeriten und Kornblumen, hohe Fichten verströmen harzig-würzigen Duft. Armschlag mit seinen knapp hundert Einwohnern ist hinter uns in einer Senke verschwunden.
Der kleine Ort im Waldviertel ist als „Mohndorf“ berühmt. Elisa ist hier daheim – die Ausbildung an der landwirtschaftlichen Fachschule hat sie vor dem Sommer abgeschlossen. In ein paar Jahren will sie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und den Betrieb übernehmen.
Ihr Vater gehört zu den fünf Bauern, die heute in Armschlag Mohn anbauen.
Je tiefer uns Elisa in das Feld führt, desto höher werden die Pflanzen. Streift man an ihnen vorbei, rascheln sie leise – so, als würde Papier an Papier reiben. In Stängelnähe sind die Kapseln hell, fast silbergrau. Zum Krönchen hin verdichten sich hellbraune Flecken, bis sie in dunkles Moosgrün übergehen. Und die meisten stehen offen, bereit für die Ernte.
Dafür braucht es Sonne: Die Pflanzen müssen trocken sein. Feuchte Kapseln schimmeln und ruinieren die Ernte. Regen, Hagel und hungrige Vögel sind die natürlichen Feinde des Mohns. „Vögel lieben ihn, die haben ihre Freude damit“, sagt Elisa.
Auch Knöterich und gierige Käfer machen dem Mohn zu schaffen. Früher wie heute gilt: Mohn wird nie zweimal hintereinander auf demselben Feld gepflanzt. „Man muss die Fruchtfolge beachten.“ Auch wegen der Schädlinge. Erst in drei bis vier Jahren wird deshalb hier auf dem Fuchsenfeld wieder Mohn ausgesät: „Ansonsten würde man den Boden auslaugen“, sagt Elisa, „und dann haben wir gar nichts mehr.“
Sie bindet einen Strauß nach dem anderen, lässt die Mohnkörner sanft in einen weißen Emaillekübel regnen. Die leeren Kapseln sind begehrt – besonders vor Weihnachten. „Manche unserer Kunden wollen die größten, um winzige Krippen hineinzusetzen. Die hängen sie dann an den Christbaum“, sagt Elisa.
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Mohn schmeckt in unterschiedlichen Farben. Besonders rieselfreudig ist der Graumohn.
Mahlzeit auf Südsteirisch!
Wenn die Klapotetze an der Weinstraße rund um Stainz und Deutschlandsberg ins fallende Herbstlaub hineinklappern, ist die beste Schilcher-Zeit. Aber wussten Sie, dass dieser Wein weit mehr kann, als Brettljausen zu begleiten?
REZEPTE: ALEXANDER RIEDER FOTOS: INGO EISENHUT
Karpfen im Schilcherteig mit
Gemüsetatar
Zutaten für 4 Personen
Zeitaufwand: 35 Minuten
Für das Gemüsetatar
50 g Karotte
50 g Gelbe Rübe
1 kleine rote Zwiebel
Salz
1 TL gehacktes Essiggurkerl
1 TL gehackte Kapern
1 gehackte Sardelle
100 g Mayonnaise
50 g Sauerrahm
1 Msp. Senf
1 Spritzer Zitronensaft
2 TL fein geriebener Kren
2 TL Schnittlauch
Für den Karpfen im Schilcherteig
500 g geschröpftes Karpfenfilet Pfeffer
4 EL griffiges Mehl zum Wälzen
50 g glattes Mehl
50 g Maisstärke
125 ml Schilcher
1 Dotter
Frittieröl zum Backen
Zubereitung
1. Für das Gemüsetatar Karotte, Gelbe Rübe und Zwiebel schälen, in feine Würfel schneiden und in Salzwasser 2 Minuten lang kochen. Anschließend kalt abspülen und gut abtropfen lassen.
2. Blanchiertes Gemüse mit restlichen Zutaten verrühren, abschmecken und kühl stellen.
3. Karpfenfilets in 2 cm breite Streifen schneiden, behutsam salzen und pfeffern und in Mehl wälzen. Zutaten für den Schilcherteig in einer tiefen Schüssel glatt rühren und leicht salzen. Karpfenstreifen mithilfe einer Gabel durch den Teig ziehen und in 180–190 °C heißem Frittierfett goldbraun backen. Auf Küchenpapier entfetten und heiß anrichten. Gemüsetatar dazu reichen.
Liebenswert, wie seine Menschen
Das Bergsteigerdorf Schleching ist ein Paradies für Besucher: keine Betonburgen, kein Alpen-Halligalli, bloß traumhafte Natur. Und herzliche Bewohner, die die Bergluft ein Leben lang frisch hält.
Von der Gscheuerwand fällt der Blick auf das herbstlich angehauchte Achental mit der namensgebenden Tiroler Ache im Vordergrund und dem Geigelstein hinten (1.808 Meter; links im Bild). Er ist der Hausberg des Bergsteigerdorfs Schleching und der höchste Gipfel in den westlichen Chiemgauer Alpen.
TEXT: TRISTAN BERGER FOTOS: JULIA ROTTER
Lotte und Lottchen
Von einem Haus, das jahrelang niemand wollte, bis eine genauer hinsah: Alice Schierstädt verwandelte das einstige Sorgenkind im Salzburger Hinterthal mit Fantasie, Mut und viel Liebe in ein gemütliches Daheim für die Großfamilie.
Die fröhliche Hausbesitzerin Alice mit den Hunden Cheetah und Chubby.
Rechte Seite: Den massiven Eichentisch hat die Innenarchitektin selbst entworfen und vom lokalen Tischler bauen lassen, das Gustavsberg-Geschirr hat sie in Schweden gefunden. Das Wandbild stammt vom Flohmarkt, die Stühle sind geerbt, und die Eiffelturm-Lampe kommt vom Pariser Antikmarkt.