The Red Bulletin DE 01/23

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ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN DEUTSCHLAND, € 2,50 01 / 2023 JETZT ABONNIEREN getredbulletin.com PAPAPLATTE / SEBASTIAN KIENLE / LAURA - MARIE GEISSLER / CARL COX Wie Anton Palzer erst auf Ski, dann auf dem Rennrad Weltklasse wurde TONI TOTAL 37 SEITEN BIKE - SPECIAL Die Tricks der Profis Das Gear von morgen Die besten Trails

Elegance is an attitude

LONGINESLONGINESSPIRITSPIRIT

AUF EIN NEUES

Schon mal von einem kompletten Neuanfang geträumt? Anton Palzer, 30, hat ihn gewagt. Vor etwas mehr als zwei Jahren beendete der Bayer seine Karriere als international erfolgreicher Skibergsteiger und wechselte ins Team der RadrennProfs von BORA­hansgrohe. Ab Seite 26 verrät „da Doni“ in der Hauptstory unseres großen BikeSpecials, wie er es schafft, Weltklasse in gleich zwei Sportarten zu sein – und wie es ihm geht, wenn er mit „160 Vollwahnsinnigen auf eine Biegung zurast, die zu eng für alle ist“.

Auf Kurven zuzurasen ist schon länger eine Spezialität von Laura-Marie Geissler, 24, der einzigen Frau im Porsche Cup. Im Interview auf Seite 18 erklärt die Rennfahrerin, wie sie sich mit einer speziellen Lackierung ihres Rennwagens gegen Sexismus einsetzt und warum NFTs womöglich das Sport­Sponsoring revolutionieren.

Warum es uns stärker macht, vor anderen zu unseren vermeintlichen Schwächen zu stehen, erklärt auf Seite 22 Streaming­Star Papaplatte, 26, der mit gutem Beispiel vorangeht und in seinem Podcast tausenden Zuhörern von früheren Tanzauftritten im Glitzerkostüm berichtet.

Bis hierher war Alltag – ab hier ist Abenteuer!

Die Redaktion

Contributors

SHAMIL TANNA

Der Londoner Fotograf lichtet Persönlichkeiten aus Sport und Kultur ab – zuletzt etwa Lionel Messi und Musiker Paolo Nutini. Zu seinen Auftraggebern zählen renommierte Magazine wie „Wired“ oder die legendäre Musikzeitschrift „NME“. Für uns fotografierte er im Dezember Radrennfahrer Anton Palzer auf Mallorca, wo der sich gerade auf die nun beginnende Saison vorbereitete. Seite 26

WERNER JESSNER

Der Journalist und Autor schreibt seit der allerersten Ausgabe für The Red Bulletin. Über Menschen. Autos. Motorräder. Sport. Wissenschaft. Musik. Und Bücher. Im April erscheint ein weiteres von ihm selbst: „Being Marc Márquez“ über den spanischen Motorradrennfahrer. Für uns hat er in dieser Ausgabe Mountainbike­Weltmeisterin Vali Höll porträtiert – Seite 48.

LOU BOYD

Die Nova Twins, bestehend aus Sängerin & Gitarristin Amy Love und Bassistin Georgia South, stellen Musik­Stereotypen in Frage und schaffen sich so ihren eigenen Platz in der Alt­Rock­Szene. Unsere Autorin Lou Boyd hat die beiden in London getroffen, um herauszufinden, wie sie mit ihrem kompromisslosen musikalischen Ansatz Rockmusik für eine junge Generation öffnen. Seite 68

EDITORIAL
4 THE RED BULLETIN SHAMIL TANNA (COVER), PHILIP PLATZER

DIE EVOLUTION DES BEASTS

Das BEAST entwickelt sich ständig weiter, um an der Spitze zu bleiben. Die neue KTM 1290 SUPER DUKE R EVO verfügt über ein semiaktives Fahrwerk vom Typ WP APEX, mit dem du die Power des leistungsstarken V-Twins voll ausschöpfen kannst und der Konkurrenz immer einen Schritt voraus bist.

ERFAHRE MEHR AUF KTM.COM

Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten! Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis. Foto: P.Platzer KISKA.COM

KIENLE 20 Der Triathlet will sich in seiner letzten Saison selbst überraschen. PAPAPLATTE 22

Warum der Streamer schonungslos offen von seinen Ängsten erzählt

Vom Skibergsteiger zum RennradFahrer: wie der Bayer in zwei Sportarten Weltklasse wurde DANNY M AC ASKILL 36

Jumps von Brücken, Stunts auf Alcatraz: die besten Bilder vom San-Francisco-Trip des Trial-Asses

Die Weltmeisterin am Mountainbike besiegte ihre Selbstzweifel und fand ihre Freude am Fahren wieder.

Von entspannt bis freier Fall: Drei Mountainbike-Profs verraten ihre persönlichen Lieblingsstrecken.

innovative

Was ist ein AC75? Warum kann er fiegen? Alles zur Rennyacht, die auf See neue Maßstäbe setzt.

Die krachen: Zwei junge Frauen aus London erobern den Rock für eine neue Generation.

INHALT 01/2023
TONI
BIKE-SPECIAL
PALZER 26
HÖLL
VALI
48
TRAILS
FÜR ALLE 56
DAS GUTE GEAR
Räder, Brillen, Helme:
Ausrüstung für
36 AMERICA’S CUP EIN BOOT HEBT
60
die neue Saison
AB 62
MUSIK NOVA TWINS 68
UND JETZT DU! REISEN 77 GRINSEN 80 HÖREN 82 ERLEBEN 86 FAHREN 88 48 GALLERY 8 ZAHLEN, BITTE! 14 FUNDSTÜCK 16 HEROES LAURA- MARIE GEISSLER 18
SEBASTIAN
Wie die einzige Frau im Porsche Cup die Konkurrenz überholt
MICHAEL KÖHLMEIERS BOULEVARD DER HELDEN 94 IMPRESSUM
CARTOON 98 6 THE RED BULLETIN
96
MICHAEL PHILIPP BADER, DAVE MACKISON, STEPHANIE SIAN SMITH
68 THE RED BULLETIN 7

Guadalajara, Mexiko

UNTERGESCHOSS

Rushhour in der Großstadt, dicht an dicht brettern die Autos über die Stadtautobahn der 1,5-MillionenMetropole, die Rücklichter (rechts) und die Scheinwerfer (links) verdichten sich zum Farbteppich. Nur einen Stock tiefer, quasi im Souterrain, herrscht freie Bahn. Skater Arnulfo Loaiza trainiert den Kickflip, Fotograf Pablo León drückt ab. Momente der Kontemplation –und oben die Verkehrslawine. redbullillume.com

GALLERY 8 THE RED BULLETIN LUIS PABLO LEÓN ALVAREZ/RED BULL ILLUME

Mentawai-Inseln, Indonesien

ER FÄHRT IN DEN URLAUB

Hollow Tree, Greenbush, The Hole: Wer dabei an Rockbands aus den 90er-Jahren denkt, ist womöglich kein Surfprofi. Denn hier auf den MentawaiInseln – einer Inselkette 150 Kilometer vor der Küste Sumatras – bekommen die legendärsten Wellen legere Namen. Im vergangenen Mai lud Red Bull neun Top-Boarder, darunter den Kalifornier Dimitri Poulos (Bild), zum Get-together. Erst wurde gefilmt – dann ein paar Tage blaugemacht. Mehr dazu: Staffel zwei, Episode eins von „People Watching“ auf Red Bull TV

GALLERY MARCELO MARAGNI/RED BULL CONTENT POOL, BRIAN CHING SEE WING/RED BULL CONTENT POOL DAVYDD CHONG

Hongkong

UND ER BRENNT F Ü R SEINEN JOB

Fast könnte man meinen, dass die Karriere des Timothy Ho Chu-Ting aus Hongkong am seidenen Faden hängt. Fast, denn Timothy ist Seilspringer und hält einen Weltrekord: In nur drei Minuten schaffte er nicht weniger als 500 Jumps. Und da einem bei so einem Auf-und-ab-Stakkato ohnedies heiß wird, begann er, beim Springen auch noch mit dem Feuer zu spielen. Heißer Tipp: Das Video zu seinem sogenannten „Fire Dragon“-Trick ist ab sofort auf dem YouTube-Kanal Glxbal Labz verfügbar.

THE RED BULLETIN 11

Jokkmokk, Schweden

COOLER WIRD’S NICHT

Eigentlich ist der deutsche Wakeboarder Dominik Gührs warme Badetemperaturen und kurze Boardshorts gewohnt. Aber da cool ja doch von Kälte kommt, performt er diesmal nördlich des Polarkreises. Wir sehen ihn auf einem Parcours, der eigens aus dem Eis eines Sees gefräst wurde. Er überwindet mit Highspeed (Trick: Frontside Boardslide) eine gefrorene Mauer. Und die Kälte.

Alle Infos und Videos auf: redbull.com

12 THE RED BULLETIN
GALLERY
LORENZ HOLDER DAVID MAYER

Der Frühling erwacht, die Gefühle blühen auf, und Tinder rotiert – hier die heißesten Daten hinter der Datingplattform.

14.600

Matches in nur zwei Jahren brachten dem Engländer Stefan-Pierre Tomlin neben zahlreichen Dates auch den Spitznamen „Mr. Tinder“ ein.

75 Milliarden Mal erschien bereits auf den Bildschirmen der User: „It’s a match!“ Die erste Milliarde erreichte die App bereits 2014.

0

Matches – das ist die ernüchternde Tinder-Ausbeute von Hollywood-Schönling Zac Efron. Sein Problem: Man hielt seinen Account für einen Fake.

190

Länder gehören derzeit zu den „United Nations of Tinder“: In diesen Staaten ist die Plattform verfügbar.

MAKE A WISCH 2012

gründeten Jonathan Badeen, Sean Rad und Justin Mateen Tinder – und erleichterten das Leben von Millionen Singles.

30

Prozent der Tinder-User sind in Wahrheit verheiratet – sagt jedenfalls eine Studie von Global Web Index. Dazu kommen noch mal zwölf Prozent, die in einer Beziehung sind.

20

Uhr am Montagabend ist die beste Zeit, um nach dem Traumpartner oder der Traumfrau zu wischen. Da sind die meisten Menschen auf Tinder aktiv.

1,5

Millionen Tinder-Dates finden jede Woche statt.

2

Background-Checks können Tinder-Userinnen und -User in den USA kostenlos durchführen lassen: Dabei wird überprüft, ob ein Match vorbestraft oder verurteilt ist.

10.000.000

Dollar soll der Hochstapler Simon Leviev zwischen 2017 und 2019 von seinen Tinder-Dates ergaunert haben. Netflix widmete ihm dafür sogar eine eigene Doku: „Der Tinder-Schwindler“.

2017

war die Partnersuche per Daumenwischer bereits so verbreitet, dass es das Wörtchen „tindern“ in den Duden schaffte.

14 THE RED BULLETIN GETTY IMAGES, GETTY IMAGES PREMIUM HANNES KROPIK CLAUDIA MEITERT
ZAHLEN, BITTE!

FUTURE COMES IN COLORS

Die nächste Generation der Scrambler Ducati ist da: individuell, kreativ und absolut zukunftsweisend.

scramblerducati.com

ASS OHNE ÄRMEL

Das teuerste Trikot der Sportgeschichte – Basketball-Ikone

Einmal noch, ein letztes Mal, machte sich der 1,98-Meter-Gigant auf: Die Saison 1997/98 ging als Michael Jordans „letzter Tanz“ in die Geschichte ein und wurde in der Netfix-Serie „The Last Dance“ dokumentiert. Auf dem Weg zu seinem sechsten und letzten NBA-Titel traf „His Air-

ness“, wie der Shooting Guard der Chicago Bulls genannt wurde, in der Finalserie auf Utah Jazz. Das Jersey, das er im ersten Spiel durchschwitzte, wurde in seiner Geburtsstadt New York versteigert: Ein Fan zahlte 10,1 Millionen Dollar (9,8 Millionen Euro) – Rekord für Sportler-Reliquien.

16 THE RED BULLETIN
Michael Jordan, 60, galt als weltbester Basketballer. Er wurde sechsmal NBA-Champion.
FUNDSTÜCK PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES
Michael Jordan trug es zu seinem letzten Saisonfnale.

7. MAI 2023

WIR LAUFEN FÜR ALLE, DIE ES NICHT KÖNNEN

SEI DABEI

100 % DER STARTGELDER FLIESSEN IN DIE RÜCKENMARKSFORSCHUNG

LAURA- MARIE GEISSLER

ist die einzige Frau im Porsche Cup. Die 24 ­jährige Rennfahrerin überholt die männliche Konkurrenz – mit ihrem Können und mit digitalen Extras.

Ja, denn ich bin eine Frau in einer Männerdomäne – und es ging immer nur um meine Optik, kaum darum, ob ich überhaupt etwas kann. Das hat bei der Sponsorensuche angefangen: Es war zwar recht einfach für mich, die ersten Gesprächspartner zu fnden, weil durchaus Interesse an der einzigen Frau in dieser Branche bestand. Aber die Gespräche waren schwierig, weil es nur darum ging: Zu welchen Interviews kann man sie schicken, und wie kann sie am besten an ihrem Rennanzug herumnesteln, sodass der Sponsor so richtig auffällt?

Ist es nicht verständlich, wenn ein Sponsor darauf achtet?

Natürlich wollen Sponsoren auch bei Männern den besten Platz am Rennanzug. Aber wenn es zehn Männer gibt, will ein Sponsor die besten zwei, drei haben, weil die auf dem Treppchen stehen und fotografert werden. Dementsprechend wird dann auch gefragt, welche Zeiten sie denn so fahren. Bei mir nicht. Das nimmt mir als Sportlerin zwar auch ein bisschen den Druck. Aber als zweitrangig zu erachten, dass ich auch schnell fahren könnte – da fühlte ich mich wie eine Puppe, die im Auto sitzt.

Als ihr Vater sie als zehnjähriges Mädchen in ein Gokart setzt, ahnt er nicht, welches Feuer er da entfachen würde: Laura­Marie Geissler, heute 24, ist Prof­Rennfahrerin geworden. Sie ist die einzige Frau im Porsche Sports Cup Germany und eine von ganz wenigen im Motorsport generell. Und sie fährt nicht nur schnell, sondern kämpft auch außerhalb des Cockpits: gegen überholte Rollenbilder und ein antiquiertes Sponsorensystem; und das in einem rosa Auto, übersät mit schwarzen Linien, gleich jenen, die Schönheitschirurgen vor der OP auf Frauenkörper malen, versehen mit den Stichwörtern „schmaler“, „breiter“, „höher“, „tiefer“.

the red bulletin: Wie verkraften es deine Kollegen, wenn du in deinem rosa Auto an ihnen vorbeiziehst?

laura-marie geissler: Ganz schwer. Ich musste in dieser Rennsaison gefühlt nach jedem Rennen zur Race Control, weil die Männer es sich einfach nicht eingestehen konnten, wenn ich sie mal überholte. So nach dem Motto: Da ist doch was faul. Die Controller schauen sich dann das Auto an oder die OnboardVideos, um zu checken, ob vielleicht irgendwo Gelbe Flagge war, man also gar kein Überholmanöver hätte starten dürfen. Ich habe aber meistens Recht bekommen.

Hast du sonst noch wo gemerkt, dass du als Frau in diesem Sport eigentlich nicht vorgesehen bist?

Meinen Rennanzug musste ich extra anfertigen lassen. Feuerfeste Rennunterwäsche gibt es kaum, weil man auch einen BH bräuchte, der feuerfest ist.

Nun fährst du nicht mehr mit klassischen Sponsoren auf Anzug und Auto. Warum?

Beim ersten Rennen wurde ich in einen Rennanzug gesteckt, der voll war mit Werbebannern. Das kam mir krass veraltet vor. Da waren diese innovativen, aerodynamischen Autos, dahinter eine Hightech­Logistik – aber wir bekleben uns immer noch mit Patches wie in den 1990ern? Ich dachte, das könnte man doch alles viel innovativer machen. Man kann doch über diese Fläche am Auto so viele Messages rüberbringen, so viele Geschichten erzählen.

Instagram:

@lauramariegeissler

Mit deinem speziell gestylten Auto willst du ein Zeichen gegen die Objektifzierung von Frauen im Sport setzen?

Du fnanzierst dich über NFTs, also NonFungible Tokens. Das sind digitale Wertgegenstände, bei dir etwa limitierte Bilder deines Autos. Wie funktioniert das genau? Das ist wie ein dezentralisiertes Crowdfunding, das mir meine Freiheiten als Sportlerin gibt. Die Käufer sind ganz normale Leute, die den Sport lieben und mich auf meinem Weg unterstützen. Und denen kann ich auch was zurückgeben, Autogrammkarten, exklusiven Merch oder Zugang zur Rennstrecke. So entsteht auch eine kleine Community, die mir brutal viel Kraft gibt.

HEROES
18 THE RED BULLETIN MORITZ GRUB

Laura-Marie Geissler

über die Vorteile ihres

Crowdfunding-Ansatzes

„Meine Community gibt mir brutal viel Kraft.“
THE RED BULLETIN 19

SEBASTIAN KIENLE

gewann als Triathlet alles. „Siegen ist wie eine Droge“, sagt er. Und der Entzug am Karriereende? Selbst den macht er zur sportlichen Challenge.

wie eine Droge, und wenn dann zwangsläufg ein Entzug stattfndet, ist das eine harte Erkenntnis. Ich habe mir im vergangenen Jahr bewusst Rennen ausgesucht, bei denen klar war, dass ich keine Gewinnchancen habe. Rennen wie die Canadian Open oder die US Open, bei denen viele Kurzdistanzler am Start sind, bei denen das Schwimmen eine große Rolle spielt und viel schneller gelaufen werden muss – eben all das, was mir als Langdistanzler nicht entgegenkommt. So kam dann auch der Spaß wieder. Weil ich die Möglichkeit hatte, mich selber zu überraschen und die Erwartungen von außen zu übertreffen.

Instagram:

@sebastiankienle

Sei dabei … wenn am 7. Mai weltweit Hunderttausende zum Wings for Life World Run starten.

Dein Lauf ist beendet, wenn dich das Catcher Car einholt. Alle Einnahmen fließen in die Rückenmarksforschung.

Jetzt anmelden für den Lauf in München oder den App-Run: wingsforlifewordrun. com

„Moment“, sagt er und greift nach einer Schülerzeitung der vierten Klasse Grundschule. „Proftriathlet“ steht da als Antwort auf die Frage, was er mal werden wolle. Sebastian, der kleine Prophet! Kienle, 38, hat mittlerweile fast alles gewonnen, was es im Triathlon zu gewinnen gibt. Unter anderem die Ironman 70.3 World Championship, die European Ironman Championship und den Ironman auf Hawaii. Vor etwa einem Jahr hat er angekündigt, dass 2023 sein letztes Jahr als Prof wird.

the red bulletin: Woran hast du gemerkt, dass es Zeit wird, die Karriere zu beenden?

sebastian kienle: Wenn man morgens aufsteht und 20 Minuten herumhumpelt, weil die Achillessehnen so schmerzen, weiß man: Das geht nicht mehr lange gut. Du kannst noch so motiviert sein, wenn du vorgeführt bekommst, dass du doch nicht unverwundbar bist, kämpfst du nicht nur gegen deine Gegner, sondern vor allem mit dir selbst. Und du kannst auch nicht mehr trainieren, wie du möchtest, sondern machst nur noch das, was gerade möglich ist – das ist auf Dauer unbefriedigend. Und dann ist es eben an der Zeit, ehrlich zu sich zu sein.

Wie schwer ist es, zu sehen, dass es körperlich nicht mehr für große Siege reicht? Extrem hart. Wenn ich früher Zweiter wurde, war das für mich wie verlieren. Gewinnen ist

Es geht also darum, Erfolg und Glück neu zu defnieren. Wie klappt das, wenn man in seinem Job im Grunde alles erreicht hat? Wenn du einmal entschieden hast, dass es ein Datum für das Ende gibt, ist es viel schwieriger, eine Einheit ausfallen zu lassen, weil du weißt: Danach ist Schluss. Das motiviert dich, noch einmal das Beste aus der Zeit zu machen. Außerdem kann man Glück auch auf andere Weise erfahren: indem man anderen Menschen hilft, dieses Glück zu erleben. Ich coache einen jungen Athleten, und es pusht mich wahnsinnig, wenn ich ihn bei einem Rennen betreue und sehe, wie er performt oder sich im Training entwickelt. Es fühlt sich toll an, einem anderen Menschen mit meinem Wissen und meiner Erfahrung zu helfen.

Was hast du dir für das letzte Jahr vorgenommen?

Es macht beim Triathlon wenig Sinn, bei mehr als zwei, drei Langdistanzen im Jahr zu starten. Aber jetzt muss ich mir darüber keine Gedanken mehr machen. Ich kann alles raushauen, was noch drin ist an Leistung und Motivation. Ich kann einfach die Rennen machen, die ich möchte, und da habe ich noch einige auf der Liste.

Dazu gehört auch der Wings for Life World Run im Mai. Weltweit starten Tausende Menschen zur selben Zeit, das Startgeld fießt in die Rückenmarksforschung. Was bedeutet dir dieser Lauf?

Beim Wings for Life World Run konnte man schon mithilfe einer Self-Run-App teilnehmen, bevor es überhaupt digitale Laufveranstaltungen gab. So konnte ich in den vergangenen Jahren ein paar Mal mitmachen, dieses Jahr aber will ich am 7. Mai in München vor Ort dabei sein. Ich bin inzwischen Papa und konnte erleben, wie mein Sohn seine ersten Schritte machte. Diejenigen, die laufen können, sollten diese Gabe auch nutzen. Und dabei jene bestmöglich unterstützen, die das nicht können.

HEROES
20 THE RED BULLETIN
„ Ich kämpfe nicht mehr gegen andere – sondern gegen mich selbst.“
THE RED BULLETIN 21
Sebastian Kienle, 38, über die Abkühlphase seiner Karriere

PAPAPLATTE

hat 1,6 Millionen Follower auf Twitch und eine heikle Mission: Der Streamer teilt schonungslos seine Schwächen

und macht so anderen Mut.

der Fälle fühlen sich die Leute allein schon deshalb besser, weil sie es erzählt haben.

Hast du deine Offenheit schon mal bereut? Ich gebe manchmal zu direktes Feedback. Wenn ich etwas gut fnde, dann ist es „übelst geil“, wenn nicht, „übelst kacke“. Mir wurde zurückgespielt, dass das beleidigend klingen kann. Jetzt entschärfe ich meine Reaktionen und refektiere sie besser.

Prominenz bedeutet ja auch eine VorbildFunktion. Wie denkst du darüber?

Immer, wenn ich im Stream Themen anspreche, die ich für etwas wichtiger halte, achte ich darauf, dass ich gute Werte vermittle. Ich hielt es immer schon für Quatsch, wenn Leute in meiner Position sagen: „Ich bin kein Vorbild.“ Das sucht man sich ja nicht aus, man ist einfach eins. Wenn jemand sieben Stunden am Tag meinen Content konsumiert und meine Meinung hört, dann färbt das eben ab. Und Werte, die ich transportieren möchte, sind zum Beispiel, jedem mit Respekt zu begegnen und nicht alles ganz so ernst zu nehmen.

Sendungsbewusstsein hatte Kevin Teller alias Papaplatte, 26, früh. Als Teenager startete er einen YouTube­Kanal. Heute ist er mit 1,6 Millionen Followern auf Twitch einer der beliebtesten Streamer Deutschlands. Zudem betreibt er mit seinem Kumpel Dominik „Reeze“ Reezmann den Podcast „Edeltalk“. Ihre Themen? Alles. Ihr Erfolgsgeheimnis? Nur raus damit!

the red bulletin: Du nimmst in deinen Shows kein Blatt vor den Mund, erzählst von lustigen Peinlichkeiten, aber auch von fnsteren Lebensphasen, bekennst dich zu Absturznächten und Karriereängsten. Warum bist du so schonungslos offen?

Hast du einen Tipp, wie man mit dummen Sprüchen umgeht, wenn man etwas vermeintlich Peinliches getan hat? Als jemand, der als Schüler im Glitzerkostüm an Paartanz-Wettbewerben teilgenommen hat, durftest du dir sicher einiges anhören

Diese Tanzwelt ist ja auch echt lustig, von außen betrachtet: Leute mit zurückgegelten Haaren, Ausschnitt bis zum Bauchnabel, die Haut voll Bräunungsspray. Ich habe früh gecheckt, dass Leute das komisch fnden können, und die Gags mitgemacht. Ich nehme Dinge mit Humor – ich glaube, das ist der Schlüssel.

Apropos Schule: Konntest du in Zweifelderball (ein Abwurfspiel, Anm.) glänzen?

Royal am Ball

Am 6. April steigt Red Bull Gameball

Royale in Hamburg. Die Streamer und YouTuber Papaplatte, Amar, Gnu und Rewinside treten mit ihren Teams im Dodgeball an – erweitert um Extras aus der GamingWelt: Das Feld verkleinert sich sukzessive, und die Spieler können Superkräfte aktivieren. Sporthalle Hamburg, Tickets: redbull.com; Stream: twitch.tv/ redbullzockt100

papaplatte: Dass man seine Ängste teilt, fnde ich übelst cool. Ich will den Leuten sagen: Mir geht’s wie euch. Ich mache mir auch Sorgen, ich gehe auch zum Psychologen. Ich hoffe, dass das Leute motiviert, sich zum Beispiel auch Hilfe zu suchen, wenn sie sie brauchen. Jeder hat seine Schwächen. Ich feiere es, wenn sich keiner übertrieben ernst nimmt und alle Jokes über sich machen können.

Sollten wir alle offener sein?

Ich merke oft, dass Leute ein Problem haben, aber sich nicht trauen, es anzusprechen. Sie fressen es in sich hinein. Wenn ich merke, dass jemand mir gern etwas erzählen würde, sich aber nicht traut, stochere ich nach, bis er es mir erzählt. Natürlich nur, wenn ich merke, die Person will das eigentlich auch. In 99 Prozent

Als Kind nimmt man ja Dinge manchmal anders wahr, als sie sind. Aber mein Gefühl ist: Ich war übertrieben krass in dem Spiel!

Jetzt trittst du im verwandten Dodgeball mit anderen Streamern bei Red Bull Gameball Royale an (siehe links). Wie entstand die Idee?

Wir haben im Stream geblödelt, ich meinte, dass ich das in der Schule gefeiert habe, und so kamen wir darauf, dass das ein cooles Event wäre – kombiniert mit Leuten aus Social Media, ich glaube, das wird super entertaining!

Worauf freust du dich am meisten?

Auf das Spielen selbst. Es wird besondere Features geben, Power­ups und ein sich verkleinerndes Feld. Wir lassen den Spaß aus der Schulzeit aufleben – bloß noch besser!

HEROES
22 THE RED BULLETIN
TEXT ALEXANDER NEUMANN - DELBARRE FOTO MIGUEL DORSET
„Natürlich bin ich ein Vorbild –das sucht man sich ja nicht aus.“
THE RED BULLETIN 23
Papaplatte über Fragen der Verantwortung
Volle Power Große Sprünge Gekrönte Performance Premium-Service Lebenslange Garantie* Wann, wenn nicht jetzt? READERS’ CHOICE BEST BR AND 2022 E-MOUNT AINBIKE MAGAZINE BIKES Das Turbo Levo E-MTB jetzt ab € 4.900,–Bei deinem Fachhändler oder auf Specialized.com *Lebenslange Rahmengarantie für Erstbesitzer bei Bike-Registrierung innerhalb von 90 Tagen nach dem Kauf

BIKE-SPECIAL

ENDLICH WIEDER RAUS: WIR ZEIGEN AUSSERGEWÖHNLICHE PROFIS, AUFREGENDE TRAILS UND NEUE AUSRÜSTUNG.

Anton Palzer ist Champion auf Ski und Prof auf dem Rennrad. S. 26

Danny MacAskill trickst sich quer durch San Francisco. S. 36 Vali Höll hat ihr Selbstbewusstsein wiedergefunden. S. 48 Plus: Die besten Trail-Tipps der Mountainbike-Stars. S. 56 Das Gear von morgen. S. 60

36 48 56 26
THE RED BULLETIN 25 DAVE MACKISON,
BADER, SHAMIL TANNA, SEDRUN DISENTIS TOURISMUS SA & ANDERMATT SEDRUN DISENTIS
MICHAEL PHILIPP

DER SPRENGT

JEDEN RAHMEN

Vom Champion auf Ski

zum Prof auf dem Rennrad: Anton Palzer, 30, ist nun in zwei Sportarten Weltklasse –weil ihn jetzt Kurven kicken. Und er aufblüht, wenn es richtig eng wird.

TEXT MARKUS HUBER FOTOS SHAMIL TANNA
BIKE-SPECIAL

Echter Anpacker: Dank Trainingseifer schaffte Toni den Sprung ins BORAhansgrohe-Team.

THE RED BULLETIN 27

Anti-Ferien-Insel

Im Training auf Mallorca legt Toni die Grundlagen für die neue Saison.

BIKE-SPECIAL 28 THE RED BULLETIN
„Mit 160 Vollwahnsinnigen auf eine Biegung zurasen, die zu eng für alle ist …“

rüher Nachmittag, exakt eine Woche vor Weihnachten. Anton Palzer sitzt in einem Hotel auf Mallorca und ist erschöpft, aber zufrieden. Seit knapp einer Woche ist er nun schon auf der liebsten Ferieninsel der Deutschen, doch mit Urlaub hat das, was er hier macht, nur wenig zu tun, eher im Gegenteil. Palzer soll die paar Wochen Nichtstun, die er sich seit den letzten Saisonrennen im Oktober gegönnt hat, aus den Beinen bekommen, und dementsprechend ballert der Mann in diesen Tagen Kilometer. 160 waren es heute Vormittag, 210 gestern, tags zuvor 150, vor drei Tagen 140 – da kommt was zusammen. Auch, weil Mallorca nicht fach wie Holland ist, zumindest wenn man das nicht will: Anton, den alle nur Toni nennen, weil sein Dialekt so unverfälscht bairisch ist, dass man ihn wahrscheinlich schon ab München nicht mehr versteht, hat in den paar Tagen Malle mehr als 10.000 Höhenmeter überwunden.

Aber so ist das eben im Dezember bei den Radprofs. Sie trainieren, trainieren, und wenn sie damit fertig sind, trainieren sie nochmals. Noch im alten Jahr muss ein Radprof die Batterien aufladen und den Grundstock dafür legen, dass er halbwegs ft durch die kommende Saison strampelt. Rennen gibt es in dieser Zeit keine, und

Fwenn man so will, ist das der erste große Unterschied zu Palzers alter Karriere. In der wäre im Dezember Showtime gewesen, der absolute Höhepunkt des Jahres. Nun hockt er aber auf Mallorca, wo um diese Jahreszeit fast niemand ist außer ihm und seinen Mannschaftskollegen, weil, ja, auch die Balearen ungemütlich sein können. Aber genau so wollte er es.

Wie wild über den Watzmann Willkommen in der Welt von Toni Palzer aus der Ramsau bei Berchtesgaden. Der Mann, der da auf dem Sofa sitzt und über das Leben eines Radprofs spricht, ist einer der erstaunlichsten Sportler unserer Tage. Palzer, also „da Doni“, wie er sich selbst ausspricht, ist erst 30 Jahre alt, hat aber bereits eine extrem erfolgreiche Karriere hinter sich. Er war bis vor kurzem einer der weltweit erfolgreichsten Skibergsteiger. Er war Welt- und Europameister bei den Junioren. Bei den Herren holte er unter anderem vier WM-Medaillen, gewann mehrere Weltcups und holte den Gesamtweltcup in der Vertical-Variante (ohne Abfahr t).

Aber auch ohne Ski kann Palzer ganz gut bergauf laufen: Bei den internationalen Top-Bergläufen Großglockner und Hochfelln wurde er jeweils Zweiter. Das

THE RED BULLETIN 29

vielleicht Irrste an Toni ist aber das, was er auf dem Watzmann, seinem Hausberg, aufführt. Da hält er seit Juni 2020 den Rekord für die schnellste je gemessene Überquerung: Exakt 2 Stunden und 47 Minuten benötigte Toni für die 23 Kilometer mit ihren 2300 Höhenmetern und mehreren Kletterpassagen. Zum Vergleich: Gut trainierte Bergsteiger brauchen dafür an die 15 Stunden, die Watzmann-Runde ist eigentlich eine gemütliche Zwei-Tages-Tour.

Champions League auf Rädern Gemütlich ist aber nicht so das Ding von Toni, deswegen ist er jetzt auf Mallorca und bereitet sich auf seine dritte Saison als Radprof vor. Toni, der Skibergsteiger, ist seit zwei Jahren Fahrer des deutschen BORAhansgrohe-Teams. Das ist nicht irgendeine Mannschaft, sondern ein WorldTour-Team, eine der größten und professionellsten Truppen im Radsport. BORA-hansgrohe ist Champions League: So ziemlich jeder Radprof hätte gern einen Vertrag bei diesem Team, doch es gibt nur Platz für 29 Fahrer. Toni Palzer gehört also bereits in seiner

zweiten Sportart zur absoluten Weltspitze. Mit Training, sagt Toni. Seit seiner Kindheit läuft er – vorzugsweise bergauf, aber sehr viel andere Möglichkeiten hat man im Berchtesgadener Land auch nicht. Schon Tonis Vater war deutscher SkibergsteigMeister, und Toni wollte Profsportler werden, seit er mit sechzehn seine erste deutsche Meisterschaft gewann. Okay, er hat eine Lehre als Feinmechaniker absolviert, aber viel mehr als ein Plan B war das nicht. Schon in seiner Karriere als Skibergsteiger zeichnete ihn die absolute Besessenheit für seinen Sport aus. Er trainierte wie ein Verrückter und gab sich nie mit dem Erreichten zufrieden. Im Weltcup galt er als einer der professionellsten Athleten, arbeitete mit Sportwissenschaftlern, Ärzten und Ernährungsberatern. Schon da wusste Toni, dass man den Sport ganzheitlich verstehen muss, um wirklich schnell zu sein.

Aber ganz offenbar hatte sich bei Toni Palzer nach allen Erfolgen eine Sättigung eingestellt, der Erfolg wurde zur Normalität, und genau das ist es offenbar, was ein Typ wie Toni nicht aushält. Neben dem

Bayerisch by nature Aufgewachsen bei Berchtesgarden, spricht Toni in breitem Dialekt. Nachrichten unterschreibt er schon mal mit „dadoni“.

Lange Beine Im Dezember ist es auch auf Mallorca zu kalt für kurze Hosen.
BIKE-SPECIAL 30 THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN 31

Skibergsteigen intensivierte er seine Karriere als Bergläufer, er startete beim Red Bull Dolomitenmann, beim Drei-Zinnen-Lauf, auch bei den Berglauf-Sprints vom Red Bull 400, bei denen es Skisprungschanzen raufgeht. Er brauchte den Reiz des Neuen. Aber irgendwann wusste er auch beim Berglaufen, wie der Hase hoppelt, und spätestens im Jahr 2020, nach der WatzmannRunde, suchte er eine neue Herausforderung. „Es war immer derselbe Trott“, sagt er, „ich kannte alles, immer dieselben Weltcup-Orte – ich war fertig mit dem Skibergsteigen.“ Das solle jetzt nicht überheblich klingen, ergänzt Palzer, er liebte seinen Sport. Aber sogar die Aussicht, 2026 eine Olympiamedaille zu holen – Skibergsteigen wird bei den Spielen in Mailand und Cortina erstmals olympisch sein –, kickte ihn nicht mehr so richtig.

Wie würde er unter Stress reagieren?

Und dann kam ihm die Idee mit dem Radfahren. Einer von Tonis besten Freunden ist der österreichische Radfahrer Lukas Pöstlberger. Die beiden trainierten öfter gemeinsam, irgendwann brachte Pöstlberger Palzer mit seinem Teamchef Ralph Denk zusammen, und nach ein paar sportmedizinischen Tests wurde aus Toni, dem Weltklasse-Skibergsteiger, Toni, der Radprof. Die Verwandlung ist in der Dokumentation „ Anton Palzer – Breaking the Cycle“ festgehalten, und darin sieht man gut, mit welch unbedingtem Willen Palzer an die neue Herausforderung heranging und wie er dabei versucht hat, jegliche Unsicherheit im Keim zu ersticken.

Wenn er heute auf dem Sofa auf Mallorca daran zurückdenkt, dann hält er den Karrierewechsel trotzdem für eines der verrücktesten Dinge seiner Karriere. „Klar wussten wir, dass ich Rad fahren kann“, sagt er heute, „es gab die Leistungstests. Aber keiner wusste, wie ich reagiere, wenn ich mit 160 anderen Vollwahnsinnigen mit 80 km/h auf eine Kurve zufahre, die nicht breit genug für alle ist.“

Heute steht fest, dass er richtig reagiert, und das ist bemerkenswert. Anders als alle anderen Profs hat Toni nie Jugendrennen bestritten, das heißt, die vielen Dinge, auf die es beim Radfahren abseits vom Treten ankommt, hat er nicht über Jahre kennengelernt – sondern im Crashkurs auf dem zweiten Bildungsweg. Die deutlich höhere Geschwindigkeit, mit der man im Rennen fährt, wäre da gar nicht so sehr das Problem, sagt er. „Klar fährst du in der Gruppe 10 km/h schneller als allein, aber du bist durchgehend im Windschatten, das

Steiles Pensum Mehr als 10.000 Höhenmeter sammelt Toni binnen weniger Tage auf Mallorca.

TRITT IT LIKE TONI!

BORA-hansgrohe und Red Bull suchen Talente.

Von der Trainings-Challenge ins Profi-Team: Diese Chance bietet das Scouting-Programm Red Bull Junior-Brothers Fahrern der Jahrgänge 2006 und 2007.

Ab in den Rennstall Bewerber absolvieren zunächst vorgegebene Segmente auf Strava oder Zwift. Die Besten erhalten eine Einladung zum Performance Camp im Athlete Performance Center von Red Bull in Österreich. Schließlich erhalten zwei Fahrer Profi-Verträge im U19Team „Auto Eder“ von BORA-hansgrohe –und werden offizielle Red Bull Athleten. Infos: redbull.com/ juniorbrothers

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„Und dann spürst du bei Tempo 60 den Lenker eines Gegners am Bein.“

Die schlauchlosen Reifen Specialized Turbo Rapid Air reduzieren Rollwiderstand dank zwei statt drei Gummilagen.

DAS KANN TONIS BIKE

Das Specialized S-Works Tarmac SL7

Dank neuer Technologie verspricht Shimanos Schaltgruppe Dura-Ace 9270 nie dagewesene Brems-Dosierbarkeit.

3. Schlank am Fuß Hohlschrauben und Carbon machen die neuesten Shimano-DuraAce-Pedale 14 Gramm leichter (jetzt 234 g).

Radcomputer Wahoo

Elemnt Bolt verbindet sich problemlos mit allen Sensoren und natürlich mit dem Smartphone.

Für bestmögliche Aerodynamik ist beim Laufradsatz Roval Rapide CLX die Vorderradfelge niedriger als die des Hinterrads.

1. Roll-Riesen 2. Hebel-Wirkung 4. Koppel-Genie 5. Flach, Mann!
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ist so, als würdest du hinter einem Auto nachfahren.“

Was man aber vor dem ersten Rennen noch nicht kennt, das ist der psychische Stress. Bei einer großen Rundfahrt ist es im Fahrerfeld permanent laut, die Zuschauer am Straßenrand schreien durcheinander, dann sind da die Begleitautos, die Hubschrauber. Und dann sei es einfach immer verdammt eng, sagt Palzer: „Du bretterst mit 60 km/h am Anschlag vor dich hin, und auf einmal spürst du den Lenker von einem anderen Rad am Oberschenkel. Wenn der bei dir einhängt, dann fiegst du. Das musst du im Kopf erst einmal verarbeiten, weil natürlich machst du dir da in die Hosen. Aber irgendwann geht das weg.“

„Goschn poliern“ für Profs Warum setzt sich Toni Palzer offenbar auch in seiner zweiten Sportkarriere durch? Okay, es gibt ein paar Dinge, die er vom Skibergsteigen her kennt, vor allem in der Trainingslehre. Beide Sportarten sind Ausdauersportarten, ganz weit runtergebrochen müssen für beide Sportarten ähnliche Trainingsprogramme absolviert werden, aber es gibt beim Skibergsteigen wohl nichts, was mit dem Stress im Hauptfeld vergleichbar ist, wenn alle Fahrer mit vollem Karacho auf eine Kurve zudonnern. Aber am Ende geht es in beiden Sportarten darum, ständig seine Leistungsgrenzen auszureizen und zu wissen, wann man darüber hinausgehen muss. Palzer kann das, er habe, wie er selbst sagt, wirklich kein Problem, sich im Training und im Rennen zu quälen und sich „stundenlang in die Fresse zu hauen“. „#goschnpoliern“ schreibt Toni, der Bayer aus Leidenschaft, hinter viele seiner Instagram­Posts. Und vielleicht braucht man genau das, um erfolgreich zu sein. Aber zweifelsohne ist der Job als Radprof für Palzer auch noch auf einer anderen Ebene eine Herausforderung. Zum ersten Mal in seinem Leben ist er Teil einer Mannschaft. Für jemanden, der immer Einzelkämpfer war, ist das eine

GO EXPLORE

Umstellung, denn Radfahren ist nur bis zu einem gewissen Niveau Einzelsport. Ohne seine Teamkollegen hat man unter Profs keine Chance. Und Palzer ist nicht der Star seiner Mannschaft. Im Gegenteil. Er hat im Team die Rolle eines Helfers, eines sogenannten Wasserträgers. Das heißt, er soll bei den Rennen den Stars seiner Mannschaft Windschatten geben, er soll Löcher zufahren, wenn sich Ausreißergruppen gebildet haben, Wasserfaschen und Regenjacken von den Betreuerfahrzeugen holen. Aber wenn es um die Tagessiege geht, wird Palzer auch in diesem Jahr noch nichts mit der Entscheidung zu tun haben.

Der beste Skibergsteiger der Welt, der Weltcupsieger, Vizeweltmeister und Europameister wartet auch in seinem dritten Profjahr auf seinen ersten Radrennsieg. „Ich habe das immer gewusst“, sagt Toni Palzer, „aber natürlich ist das keine ganz leichte Situation für mich. Ich weiß ja, dass Erfolg was Schönes ist, und bin stolz auf das, was ich gewonnen habe.“

Seit er Radprof ist, lernt er, dass Gewinnen schön, aber offenbar nicht alles ist. Und außerdem: Wer sagt, dass man nur dann gewonnen hat, wenn man selbst als Erster über die Ziellinie gefahren ist? „Beim Fußball wird der Torwart auch selten ein Tor schießen, trotzdem ist er ein Sieger, wenn die Mannschaft gewinnt“, sagt Toni. Im Teamsport Radrennfahren ist das ganz bestimmt so, darum werden die Preisgelder stets unter allen Fahrern aufgeteilt.

Aber natürlich möchte er noch mehr. „Ich gebe mich mit dem nicht zufrieden, und ich weiß, dass das jetzt Lehrjahre sind. Aber ich bin Vollblutsportler, und am Ende möchte ich schon wieder einmal gewinnen.“

Und jeder, der Toni Palzer kennt, glaubt, dass das irgendwann auch so sein wird. Vielleicht noch nicht 2023. Aber Toni , der Freund der Torturen, kommt ja auch gerade erst auf Touren.

„Ich weiß, das sind Lehrjahre. Aber ich bin Vollblutsportler und will am Ende gewinnen.“
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Trial-Ass Danny MacAskill, 37, ist Spezialist für eigentlich unmögliche Bike-Tricks. Doch sein Projekt in San Francisco brachte selbst den Schotten an seine Grenzen. Der Film kostete ihn fünf Jahre und eine Kniescheibe. Sein Fazit: „Es war all die Tränen wert.“

SICHT IN ACTION

BIKE-SPECIAL TEXT MARK
NOBLE FOTOS DAVE MACKISON
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ZUM RUNTERKOMMEN

„Der Blick von den Twin Peaks ist eine typische Ansicht auf die Stadt. San Francisco ist ein perfekter Ort zum Biken – oder um einfach Urlaub zu machen.“

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anny MacAskill war elf Jahre alt, als er vom rechten Weg abkam. Und auch vom linken. Und mit seinem ersten Trial-Bike lieber abseits der Fahrradwege fuhr. Nicht ahnend, dass er 13 Jahre später damit zum Superstar werden würde. Für sein Video „Inspired Bicycles“ verwandelte er 2009 die Stadt Edinburgh in seinen ganz persönlichen Funpark – und schuf einen der ersten Bike-Clips, auf die das Internet viral abgefahren ist. 39 Millionen Menschen sahen den Film auf YouTube. Das Besondere an dem 37-Jährigen: Der Schotte widersetzt sich die Gesetzen der Schwerkraft und vollführt auf zwei Rädern Kunststücke, die eigentlich unmöglich sind. Mal fährt er auf einer Panzerkanone, ein anderes Mal balanciert er über einen Windmühlenfügel oder fährt auf einem rollenden Heuballen. Geht nicht? Gibt’s nicht für Danny. „Ich möchte in meinen Filmen etwas zeigen, was noch keiner gemacht hat“, sagt der Prof. Sein aktueller Film heißt „Danny MacAskill: Postcard from San Francisco“. Die Dreharbeiten begannen bereits 2017 – aber am zweiten Drehtag rutschte Danny bei einem Trickversuch aus und brach sich die Kniescheibe. Es dauerte fünf Jahre, bis er vollständig genesen nach Kalifornien zurückkehrte, um zu beenden, was er angefangen hatte.

San Francisco genießt vor allem in der BMXund Skateboard-Szene einen beinahe mythischen Status, viele legendäre Videos wurden hier aufgenommen. „Ich habe viel Zeit damit verbracht, nach den richtigen Plätzen zu suchen. Mittlerweile kenne ich außerhalb Großbritanniens wohl keine Stadt so gut wie Frisco“,

sagt Danny. „Wenn man für alles offen ist, sieht man in jeder Ecke Potenzial.“ Er fertigte eine lange Liste mit möglichen Locations an, und nachdem davon etwa 40 ausgewählt worden waren, beantragte er bei der Stadtverwaltung die Drehgenehmigungen, was sich ziemlich schwierig gestaltete. Einige wurden abgelehnt, andere waren nur für eine begrenzte Zeit und zu ungewöhnlichen Tageszeiten zugänglich.

Die Herausforderung: Die Schauplätze lagen zum Teil weit über die Stadt verstreut. Das Team konnte also nicht mal eben so den Ort wechseln, wenn ein Trick nicht klappte. Danny musste sich zusammenreißen, und das oft vor Schaulustigen. „Wenn man versucht, etwas zu machen, was man noch nie zuvor getan hat, kann man leicht mehrere Tage dafür brauchen, obwohl es am Ende nur zehn Sekunden im fertigen Film sind. Ich hatte nicht berücksichtigt, wie es ist, mit Drehgenehmigungen zu flmen, die einem nur vier Stunden Zeit geben, um einen Trick zu lernen.“

Am Ende steht trotz aller Schwierigkeiten ein großartiger Bike-Film und eine Liebeserklärung an San Francisco. Danny rutscht, springt und fährt durch die Stadt und zeigt dabei typische Sehenswürdigkeiten von einer neuen Seite. Oder wer hätte bei der Gefängnisinsel Alcatraz je an einen Abenteuerspielplatz gedacht? Eigentlich könnte Danny nach fünf Jahren nun endlich mal das Rad abstellen und die Beine ausschütteln. Aber er beschäftigt sich schon mit neuen Plänen: „ Anstatt darüber nachzudenken, was ich bisher erreicht habe, denke ich an die Dinge, die mir entgangen sind.“

KETTEN - REAKTION

„Okay, es ist vielleicht nicht der schwierigste Trick, auf einer klobigen Kette zu fahren, aber es sieht toll aus. Weil wir nur ein knappes Zeitfenster hatten und an der Location viele Touristen unterwegs sind, fuhren wir schon ganz früh hin: Es war auf jeden Fall sehr cool, die Fort-PointKetten sind eine berühmte Sehenswürdigkeit in San Francisco.“

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„ An jeder Ecke lauern Möglichkeiten – wenn du für alles offen bist.“
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Danny MacAskill, 37, über die Suche nach der Herausforderung

AUF DEM HOLZWEG

„China Beach ist ein unbekannter, aber sehr cooler Teil der Stadt. Der Drop vom Pfeiler war richtig heikel. Ich musste aus zwei Meter Höhe auf diesem dünnen Brett landen. Dabei durfte ich mein Vorderrad nicht senken, sonst wäre ich über den Lenker gekippt und im Holzstapel gelandet.“

BIKE-SPECIAL
BIKE-SPECIAL 42 THE RED BULLETIN

BRÜCKENTAG

„Die Idee war, dass ich über das Geländer auf einen schmalen Brückenträger hüpfe. Das Problem: Die Brüstung war sehr hoch und mein Anlauf extrem kurz. Außerdem konnte ich den Träger nicht sehen. Ich war so angespannt, dass meine Arme gezittert haben. Gar nicht so leicht, den Kopf auszuschalten, während man in 7,6 Meter Höhe auf ein Geländer springt.“

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DER JAIL-TRAIL

„Alcatraz ist ein seltsamer Ort. Man bekommt ein bedrückendes Gefühl, wenn man die Zellen sieht. Gleichzeitig ist es eine Touristenattraktion. Ich habe viel Zeit auf schottischen Inseln verbracht, auf Verteidigungsanlagen aus beiden Weltkriegen. In gewisser Weise fühlte es sich hier also an wie zu Hause.“

ZEITENSPRUNG

„Das war im Freizeithof von Alcatraz. Der Trick war simpel: ein Sprung auf die Rail und dann runter in den Hof. Es war schon sehr cool, an diesem geschichtsträchtigen Ort zu fahren. Es gibt einen Clip mit dem Skateboarder Mark ‚The Gonz‘ Gonzales, der auch hier aufgenommen wurde.“

ALARMSTUFE ROT

„An einem so legendären Ort wie Alcatraz wollte ich etwas Cooles machen, nämlich einen Frontflip. Die Stufen waren gerade hoch genug dafür. Aber bei diesem Versuch platzte mir dann das Hinterrad, und ich stürzte auf den Rücken. Zwei Tage später musste ich noch mal kommen, um den Trick zu vollenden.“

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MAUERFALL

„Auf diesen Trick hatte ich mich am meisten gefreut, weil die ‚China Banks‘ so legendär sind. Die schrägen Mauern auf dem Platz in Chinatown kommen in vielen Skate-Filmen vor. Ich habe Gerüchte gehört, dass der Platz umgebaut werden soll. Deshalb war es toll, dort etwas zu machen, bevor er verschwindet.“

Der komplette Clip „Danny MacAskill: Postcard from San Francisco“ plus Bonusmaterial zu den Dreharbeiten: auf redbull.com

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DIE WUCHT DER SCHLUCHT

„Die Idee des Films war es, die schönsten Stellen zu besuchen und unter dem Titel ‚Postkarte aus San Francisco‘ zu verbinden. Diese berühmte Ansicht von Nob Hill ist eine davon. Aber mein Hauptanliegen war natürlich, die coolsten Bike-Trails zu fahren, die ich finden konnte.“

VALI FIEL EIN BERG

VOM HERZEN

Vali Höll ist mit ihren 21 Jahren Mountainbike-Weltmeisterin und einer der Superstars einer boomenden Branche. Sie hatte gelernt zu siegen – aber verlernt, sich zu freuen. Bis ein einziger Abend, ein einziges Gespräch alles veränderte … TEXT

WERNER JESSNER FOTOS
Speed Queen Vali Höll, Weltmeisterin im DownhillMountainbiking, beim Fotoshooting in Lans bei Innsbruck.
BIKE-SPECIAL THE RED BULLETIN 49 MAKE-UP: LUNA ELISA FEDEROWICZ

ie war die erste Junioren-Weltmeisterin aus Österreich. Sie holte vier Siege im UCI Mountainbike World Cup, der traditionell von Französinnen, Amerikanerinnen und Engländerinnen dominiert wird. Und dann den ersten Gesamtsieg im World Cup für ein Land, dessen bester Platz im Radsport ein zweiter Gesamtrang von Rennfahrer Gerhard Zadrobilek im Jahr 1991 war. Was Valentina „Vali“ Höll im Mountainbike Downhill geleistet hat, ist höchstens vergleichbar mit Jochen Rindt im Motor- oder Annemarie Moser-Pröll im Skisport. Eine Pionierin, die Berge verschoben und Grenzen beseitigt hat, was man in Ländern mit mehr RadsportBegeisterung deutlicher wahrnimmt als in Österreich. Wenn Vali in Frankreich oder Italien startet, brüllen 50.000 Zuschauer an der Strecke. Das sind mehr als sich im gesamten Monat Februar zu alpinen SkiRennen versammeln.

Doch was macht ein Shooting-Star wie Vali Höll, wenn sie nicht gerade auf der Strecke ist? „Bislang habe ich mich immer

Sim Hotelzimmer verkrochen. Ich wollte niemanden sehen, weil ich mich in meiner Haut unwohl gefühlt habe“, sagt sie. Sie war zwar gut, oft die Beste, doch sie übersetzte das für sich so: „Ich war die Beste, aber …“ Gegnerinnen hätten Pech gehabt, sie Glück. Die Fahrt sei nicht perfekt gewesen. Wer weiß, wie das nächste Rennen ausgehen würde. Vali Höll ist ein introvertierter Mensch, schüchtern beinahe, was man ihr nie und nimmer anmerkt in ihren Insta-Clips oder Interviews in perfektem Englisch. „Mir war immer wichtig, was andere von mir gedacht haben. Und vor allem Ergebnisse: Wie kann man mit einem zweiten, dritten Platz happy sein? Das ist doch eine Katastrophe! Ich bin sehr ehrgeizig.“

Die programmierte Siegerin Vali Hölls Karriere startete früh. Ihren ersten Vertrag mit einem Bike-Hersteller unterschrieb sie mit dreizehn. Seither war der Karrierepfad der gebürtigen Saalbacherin dank perfekter Trails vor der Haustür klar: Mountainbike-Prof, nebenbei die Matura, das österreichische Abitur. Eins nach dem anderen hakte sie ab, Sieg für Sieg, Prüfung für Prüfung. Doch innerlich war sie eine Getriebene, sich selbst nicht gut genug, und zwischen all den Trophäen war stets Raum für Selbstzweifel: Stürze ausgerechnet bei den Heimrennen in Leogang? Ein Grund mehr, sich im Zimmer einzusperren. Den Gesamtweltcup gewonnen? Doch nur weil ihre Rivalin auf der Nase gelandet war!

Dass es in ihrem Sport normal ist, hier und da zu stürzen, dass die anderen rein statistisch früher oder später ebenfalls fallen, dass die beiden größten Frauen, die der Downhill-Sport jemals gesehen hat – die Französin Anne-Caroline Chausson und Valis großes Vorbild Rachel Atherton aus Großbritannien –, zeit ihrer Karrieren mit Nervenfattern zu kämpfen hatten, drang nicht bis zu Vali durch. Auf der einen Seite war es „krass, im World Cup am Start zu

Dominatorin Bereits in ihrer dritten Saison im UCI Mountainbike World Cup wurde Vali Höll Weltmeisterin.

BIKE-SPECIAL 50 THE RED BULLETIN

Für immer! Die Regenbogenstreifen einer Weltmeisterin kann Vali niemand mehr nehmen.

stehen“, doch der Geist war noch nicht nachgeradelt: Das Bewusstsein, an der Spitze angekommen zu sein, tatsächlich zur Elite zu gehören, nicht bloß reingerutscht zu sein, diesen Gedanken erlaubte sie sich nicht.

Zu Beginn der Saison 2022 befeuerten die Ergebnisse diese Zweifel: ein vierter oder fünfter Platz bei Rennen, in denen sie wusste, dass sie unter die Top 3 gehörte? Unwürdig, Vali, unwürdig! Ein Grund mehr, sich im Hotelzimmer zu verbarrikadieren. Schließlich der Wendepunkt: Wir wollen ihn den Lenzerheide-Moment nennen.

Party statt Einzelhaft im Hotel

Bei dem Rennen in der Schweiz war Vali „zum vierten Mal in dieser Saison auf der Pappn gelegen. Ich dachte mir: Was soll der Scheiß? Es macht null Spaß. Jedes Wochenende bin ich mies drauf. Was läuft bloß falsch mit mir?“ Die Selbstzweifel nahmen wieder mal überhand. Und fürs darauffolgende Wochenende stand das Weltcuprennen in Andorra an. Doch jetzt der Lenzerheide-Moment – die Begegnung mit der Schweizer Freeskierin Mathilde Gremaud: ähnliches Alter wie Vali, mit Olympiagold im Slopestyle ähnlich erfolgreich wie sie und mit ähnlichen mentalen Problemen –dem Gefühl, der Umwelt etwas zurückgeben zu müssen und dies nur mit guten Resultaten zu können. Siege als Pficht. „Es war so ein gutes Gespräch“, schwärmt Vali.

Und nach dem verpatzten Rennen auf der Lenzerheide ging Vali nicht ins Hotelzimmer, sondern auf eine Party. Tanzte mit ihrer Crew und den Schweizer Freeskiern und genoss die Nacht. Dann fuhr sie nach Andorra. Gewann das Rennen. Hörte überhaupt nicht mehr auf zu gewinnen. Demolierte bei der WM, dem wichtigsten Rennen des Jahres, die Konkurrenz und darf seither für immer und ewig die Regenbogenstreifen am Trikot tragen: Vali Höll, Weltmeisterin. Das kann ihr niemand mehr nehmen. Egal was passiert. Höher geht es nicht. Mit 21 Jahren hat Vali Höll alles erreicht, was es in ihrem Sport zu erreichen gibt.

„Es hat ein paar Wochen gedauert, bis ich das begriffen habe – dass das echt ist. Ich bin Weltmeisterin.“

Das letzte Saisonrennen im italienischen Val di Sole war nicht mehr wichtig. Zum ersten Mal stand sie am Start, und im Prinzip war ihr egal, was passieren, welches Resultat sie erzielen würde. Ein Weltcuprennen nach dem Saisonhöhepunkt, der WM: eine Anomalie des Kalenders, ein Wettbewerb, den auch der Weltmeister in der MännerKategorie, der Franzose Loïc Bruni, nicht mehr sonderlich ernst nehmen konnte. Der Druck war aus dem Kessel. Vali: „Ich hoffe, dass sich das künftig ändert und die WM das letzte Rennen des Jahres ist.“

Pünktlich zu Saisonende gab der Körper auf und ließ alles fahren. Die Abschlussparty einer grandiosen Saison verpasste Vali vor der Toilettenschüssel. Wieder einmal war sie im Hotelzimmer – zum ersten Mal unfreiwillig. Im Herbst kämpfte sie dann mit dem Epstein-Barr-Virus. Viel Zeit also, um nachzudenken, das bisherige Leben zu verdauen und das künftige zu organisieren. „In dieser Zeit wurde ich erwachsen“, sagt Vali. Aus dem ständigen „Die Beste, aber …“ wurde „Besser kann’s nicht sein“, und als nächstes Ziel: „Ich möchte dominant sein.“

Vielleicht zum ersten Mal in ihrer Karriere war Vali Höll rundum zufrieden und begann, sich etwas zu gönnen. Erst als Weltmeisterin fng sie damit an, ihr Leben zu leben. Zog von Saalbach nach Innsbruck um, um näher bei ihren Freunden zu sein. „Ich lebe das Studentenleben, aber ohne studieren zu müssen“, sagt sie. „Früher bin ich von Saalbach nach Innsbruck gependelt, um sie zu sehen. Jetzt habe ich sie vor der Haustür, und zu den Bike-Revieren in der Schweiz, Südfrankreich oder Italien ist es auch näher.“

Endlich entdeckte Vali, die hauptberuflich schnell abwärts rast, den spannenden Aspekt des Reisens. Plötzlich gab es so was wie eine Bucket List, die sie ständig ausbaute: Freeskiing in Japan? Enduro-Fahren in Tasmanien? Vali steht am Start!

Die neue Lockerheit: Erst tanzte sie, dann siegte sie. BIKE-SPECIAL THE RED BULLETIN 53

Ständig wächst die Bucket List: Freeskiing in Japan?

Enduro in Tasmanien?

Vali steht am Start.

Die Revolution Valis Bike bekommt ein elektronisch verstellbares Fahrwerk. Doch das hilft nur bei perfekter Streckenkenntnis.

Ein Sport wie ein Mauerblümchen

Mit ihren 21 Jahren hat sie bereits fünf ProfSaisons hinter sich. Doch der Grund, weshalb Mountainbike-Downhill etwa im Vergleich zum alpinen Skisport in Österreich noch nicht jenen Stellenwert in der Öffentlichkeit besitzt, liegt zu einem großen Teil an den veralteten Strukturen. Im Radsportverband herrscht geistige Gerontokratie, also die Herrschaft eines Ältestenrats, der im Rennradsport der 1970er-Jahre stecken geblieben ist. Die wenigen Mountainbiker, die man eben zu Welt- und Europameisterschaften entsenden musste, wurden vor den wichtigsten Saisonrennen in billige, hässliche Klamotten und günstige Doppelzimmer in der Pampa gesteckt. Ansonsten kümmerte man sich nicht um sie, während beispielsweise die Franzosen schon seit Mitte der 1990er-Jahre Trainerstäbe mit Videokameras auf die Strecken schicken.

Aber Vali jammert nicht, sondern nutzt ihre Autorität als Weltmeisterin, als souveräne, erfolgreiche junge Frau, um den alten Geist zu vertreiben – denn: „ An fehlenden Strecken liegt es nicht, dass wir in Österreich dem Rest der Welt so weit hinterherhinken“, sagt sie. „Im Männer-Downhill haben es mit David Trummer und Andi Kolb zwei Einzelkämpfer an die Spitze geschafft, genau wie mit Laura Stigger und Mona Mitterwallner zwei Mädels im olympischen Cross Country. Und auch bei den DownhillDamen kommt bei uns Vielversprechendes nach. In drei, vier Jahren wird das richtig spannend!“

Vali weiß das deshalb, weil sie – obwohl erst 21 Jahre alt – bereits in die Rolle der Mentorin schlüpft. Sie hält Ladies-Camps ab, bei denen Teenagerinnen nicht bloß rumrollen, sondern so fest Gas geben, dass selbst der überdurchschnittliche männliche

Biker bloß staunen und hinterherwinken kann. Weiterer Plan, in diesem Winter geboren: „Ich will mit meiner Crew ein BikeVideo drehen. Nur Mädels, aber g’scheit. Nicht wie bei den konventionellen BikeMovies, wo sie zwischen den einzelnen Actionsegmenten der Freeride-Pros halt ein paar Quotenfrauen einbauen.“

Vali geht es um den Soul des Mountainbikens, den sie seit dem Lenzerheide-Moment für sich wiederentdeckt hat: „Früher ging ich biken, weil es auf dem Trainingsplan stand. Jetzt gehe ich biken, weil ich voll Bock drauf habe.“

Dazu trägt auch eine technische Revolution bei, die sich in diesem Jahr etablieren wird: „Wir arbeiten an Fahrwerken, die während der Fahrt über Bluetooth vom Lenker aus verstellbar sind.“ Was das bedeutet? „Neben technischem Verständnis musst du die Strecke perfekt beherrschen, sodass du die Änderungen auch tatsächlich nutzen kannst.“ Das zu können wäre in einer Sportart, in der bei der doppelten Fahrzeit eines Ski-Abfahrtslaufes zwischen Platz 1 und Platz 10 oft nur der halbe Zeitabstand liegt, möglicherweise ein entscheidender Schritt zur Dominanz.

Die Saison 2023 beginnt erst im Juni, unglaublich spät. Bis dahin hat Vali Höll viel Zeit, um nachzudenken. Gut möglich, dass die alten Dämonen wieder hochkommen, der Wunsch nach dem Hotelzimmer und der überbordende Respekt vor den anderen. In diesen Momenten, so nimmt sie sich vor, wird sie ihr Trikot anziehen, sich vor den Spiegel stellen und die Regenbogen-Streifen an ihrem Halsausschnitt und an den Ärmeln befühlen: Vali Höll, Weltmeisterin. Diese Streifen kann ihr keiner mehr nehmen, egal was kommt. Vali Höll ist endlich angekommen.

Instagram: @valihoell

BIKE-SPECIAL 54 THE RED BULLETIN

RUNTER KOMM MAL

Von entspannt bis fugtauglich: Drei Mountainbike-Profis empfehlen außergewöhnliche Trails für jeden Bedarf –in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Auf Moos geht’s los E-Mountainbiker Adrian Guggemos auf seiner Hausrunde im Schwäbischen

EINFACH ABHEBEN

1 FÜR KURVENCRACKS

Der Name: Süßkartoffel Trail

Der Ort: Stattegg (Steiermark)

Die Daten:

297 Höhenmeter; 2,7 km

Schwierigkeitsstufe:

● ● ● ● ●

Die Liebeserklärung:

„Diesen Singletrail liebe ich nicht nur, weil ich hier meine ersten Wettkampf-Erfolge feiern konnte, sondern vor allem, weil es eine natürliche Strecke ist, ganzjährig befahrbar und immer in gutem Zustand. Unterwegs reiht sich eine Kurve an die nächste, und auch einige Sprünge sind dabei.

Ein Stück weit führt der Trail sogar über die lokale CrossCountry-Strecke.“

2

FÜR DOWNHILLEXPERTEN

Der Name: Olm Volle Trail

Der Ort: Sölden (Tirol)

Die Daten: 367 Höhenmeter; 1,5 km

Schwierigkeitsstufe:

● ● ● ● ●

Die Liebeserklärung:

„Der Olm Volle Trail in der Bike Republic in Sölden taugt mir, weil ich gerne ‚A irtime‘ verspüre und an die Grenzen gehen muss, um diesen Trail zu absolvieren. Ich würde für diese Strecke ein Enduro- oder Downhill-Bike vorschlagen, weil einige Hindernisse wie hohe Sprünge, anspruchsvolle Rockgardens und Wallrides auf einen zukommen. Achtung, nichts für Einsteiger!“

3 FÜR JEDERMANN

Der Name: Hangman II

Der Ort: Leogang (Salzburg)

Die Daten: 455 Höhenmeter; 4,2 km

Schwierigkeitsstufe:

● ● ● ● ●

Die Liebeserklärung:

„Der Hangman II im Bikepark Leogang gefällt mir ganz besonders, weil man schnell in einen guten Flow kommt und ihn einfach genießen kann!

Diesen Trail könnte ich mehrmals am Tag fahren, ohne dass mir langweilig wird!

Der Hangman II ist für jeden machbar. Er ist ein Flow-Trail mit Anlieger und möglichen Tables zum Springen. Zudem ist die Aussicht fabelhaf t.“

Die

LAURAS

EXTRA -TIPP

„Handgelenke, Schultern, Knie und Sprunggelenke besonders gründlich aufwärmen – so beugst du den häufigsten Verletzungen vor. Wenn die Konzentration nachlässt: Leg eine Pause ein.“

BIKE-SPECIAL
Downhill im Flow Tirolerin Laura Stigger schätzt den Trail Hangman II in Leogang, Salzburg, und stärkt sich mit selbst gemachtem Bananenbrot.
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THE RED BULLETIN 57 KLEMENS
Cross-Country-Junioren-Weltmeisterin Laura Stigger, 22, zeigt Trails mit satter Air-Time in Österreich.
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KÖNIG, BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL, JONATHAN GOERKE @GPIXLT

AUSSICHT VOR ABFAHRT

Mountainbike-Europameister 2021 und Cross-Country-Prof Lars Forster, 29, zeigt Trails mit einer Extra-Portion Spaß.

1 FÜR SPASSVÖGEL

Der Name: See-Trail

LARS’ EXTRA-TIPP

„Immer wieder in Ruhe auf einem großen Platz die Grundskills trainieren: das Stillstehen, Hinterrad-Umsetzen und den Bunny Hop, das Hüpfen. Dann ist man im Trail bereit, wenn es drauf ankommt.“

Der Ort: Buchberg / Wangen am Oberen Zürichsee (Schwyz)

Die Daten: 220 Höhenmeter; 1,3 km

Schwierigkeitsstufe:

● ● ● ● ●

Die Liebeserklärung:

„Hier hab ich meine ersten Bike-Erfahrungen gemacht, allein deswegen liegt mir der Trail am Herzen. Man kann den Hügel Buchberg umrunden, der Trail ist neu gemacht worden. Der größte Teil ist bewaldet und hat einen weichen, erdigen Boden mit Wurzeln drinnen. Es gibt ein paar schöne Kurven und ein paar Sprünge, hier kann man also richtig Spaß haben.“

2 FÜR WELTCUPSIEGER

Der Name: Ninos Gold-Trail by ÖKK

Der Ort: Lenzerheide (Graubünden)

Die Daten: 242 Höhenmeter; 3,7 km

Schwierigkeitsstufe: ● ● ● ● ●

Die Liebeserklärung:

„Für jeden Bike-Fan ein Highlight, schließlich ist Ninos Gold-Trail by ÖKK unsere Weltcupstrecke. Der kleine Aufstieg bei der Gondelstation Rothorn ist der einfache Teil, anschließend braucht es vollste Konzentration, es geht ständig auf und ab. Gefragt sind schnelles Umstellen und eine gute Technik, auch bei den technischen Passagen wie kleinen Sprüngen über Steine.“

Über den Wolken

Was bei allem Spaß am Runterbrettern guttut: eine Pause machen, einen Riegel essen und dabei die Aussicht genießen (hier am Piz Plaun)

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3 FÜR HÖHENJUNKIES

Der Name: Bostg-Trail

Der Ort: Bostg / Piz Plaun Grond (Graubünden)

Die Daten: 550 Höhenmeter; 8 km

Schwierigkeitsstufe: ● ● ● ● ●

Die Liebeserklärung:

„Mit der Gondel geht’s hoch zu diesem Höhentrail, dann noch 200 Höhenmeter volle Kraft, damit man hochkommt. Die Aussicht ist einzigartig. Anschließend auf steinigem Untergrund runter bis zur Waldpassage – technisch anspruchsvoll. Höhenangst sollte man keine haben, es gibt eine Passage über einen schmalen Pfad, wo es auf einer Seite sehr steil runtergeht.“

BIKE-SPECIAL 58 THE RED BULLETIN JONATHAN GOERKE @GPIXLT, SEDRUN DISENTIS TOURISMUS SA & ANDERMATT SEDRUN DISENTIS, KIFFCAT/MARTIN STEFFEN, DAVID SCHULTHEISS

FREIER FALL GEFÄLLIG?

Trial-Motorrad-Prof und E-Mountainbiker Adrian Guggemos, 29, zeigt deutsche Trails, die mal bergauf, mal Richtung Abgrund führen.

1 FÜR SCHWINDELFREIE

Der Name:

Layer Trail (im Stadtwald)

Der Ort: Koblenz, Rheinland-Pfalz

Die Daten:

138 Höhenmeter; 0,72 km

Schwierigkeitsstufe: ● ● ● ● ●

Die Liebeserklärung:

„ Alle Trails hier sind durch kurze Anstiege verbunden, runter kannst du es auch mal länger rollen lassen, der Waldboden ist hart und meist trocken. Nicht ohne: der Layer Trail. Die ersten Meter sind steil und führen direkt auf einen drei Meter hohen, senkrecht abfallenden Felsen zu, den sogenannten ‚Freefall‘. Hier sollte man wissen, was man tut. Sonst: umfahren.“

2 FÜR BALANCEKÖNNER

Der Name: Tobis Trail

Der Ort Miltenberg, Bayern

Die Daten: 144 Höhenmeter; 1,2 km

Schwierigkeitsstufe: ● ● ● ● ●

Die Liebeserklärung:

„Wer ohne E-Bike unterwegs ist, sollte ft sein, damit man beim Start auf 400 Höhenmetern nicht abgekämpft in die Abfahrt geht. Erst ist die Strecke sehr naturbelassen und nicht extrem steil, du gleitest dahin, mit ein paar Sprüngen hier und da. Mein Highlight: ein Abschnitt, in dem sich erhöhte Wege aus Holz durch den Wald schlängeln. Hier ist Nervenstärke gefragt.“

3 FÜR BERGZIEGEN

Der Name: Canadian Trail

Der Ort: Kybfelsen, Freiburg, Baden-Württemberg

Die Daten: 400 Höhenmeter; 7,73 km

Schwierigkeitsstufe:

● ● ● ● ●

Die Liebeserklärung:

„Mein absoluter Favorit! Hoch geht’s über den ‚Canadian Uphill‘, einen eigens angelegten Bergauf-Trail. Oben liegt der Einstieg im Wald, durch die ersten Kurven musst du weder bremsen noch treten. Einfach rollen lassen! Jetzt wird’s steil und steinig. Hier besser mal absteigen und schauen, wo die Löcher sind, damit du nicht über den Lenker gehst. Gilt auch für die großen Sprünge!“

Mach die Biege Durch die ersten Kurven des „Canadian Trail“ in Freiburg kannst du noch entspannt rollen – dann kommt die Action.

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ADRIANS EXTRA-TIPP

„Ob mit E oder nicht: Trails auf jeden Fall mit Fully fahren, also vorn und hinten gefedert. Wer’s wendiger mag, nimmt 27,5-Zoll-Laufräder, 29-Zöller bringen mehr Laufruhe.“

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SO KOMMST DU

ALLES IN ERDNUSSBUTTER

YT Industries

JEFFSY Uncaged 8

Runter kommen sie alle, sagt man. Stimmt auch für dieses Bike in limitierter erdnussbutterfarbener Version mit ultrasteifem Carbonrahmen. Dank viergelenkigem Hinterbau ist es auch bergauf in seinem Element. 5299 Euro, yt-industries.com

AUF TOUREN

Anschmiegsame Brillen, luftige Helme, federnde Rahmen: innovatives Gear fürs Bike-Frühjahr

TEXT JOHANNES MITTERER

WEITBLICK

Sigma Buster 1100 HL

Bis zu 165 Meter weit und 1100 Lumen hell strahlt diese Helmleuchte dank innovativer Doppellinse, zwei Optiken und zwei LEDs. Dazu ist der Lichtkegel extra breit. 84,95 Euro, sigmasport-shop.com

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NÄCHSTE NÄHE

POC Propel

Nie wieder Rauschen im Ohr: Diese Brille sitzt näher am Gesicht, ihre im Strömungskanal erprobte Form lenkt die Luft an den Ohren vorbei. Heißt: weniger Turbulenzen, geringerer Luftwiderstand. 249 Euro, pocsports.com

POWER FÜR

DIE PEDALE

Rose XLITE 06 Dura

BERG - WACH

Wahoo Elemnt Roam

Dieser Radcomputer zeigt alle Anstiege im Voraus. Dank 64 Farben sieht man, wann es wie steil wird. Und dank Dual Band GPS weiß man immer, wo man ist – auch im Wald. 399,99 Euro, wahoofitness.com

ALLES IM RAHMEN

Specialized Diverge STR Expert

Gestatten, die Zukunft der Federung namens „Future Shock Technologie“. 20 Millimeter Federweg vorne, 30 hinten, nicht in der Gabel, sondern im Rahmen. So gravelt es sich überall präzise – von Kopfsteinpflaster bis rumpeligem Gelände. 7500 Euro, specialized.com

Ace Di2

Dieser Renner wurde in allen Bereichen optimiert: Die Sitzposition wurde so angepasst, dass alle Kraft in die Pedale geht. Die Schaltung wird per Funk gesteuert. Das Bike wiegt 6,9 Kilo –für Bestzeiten von Sprint bis Berg. 7999 Euro, rosebikes.de

LUFTIGE NUMMER

ABUS PowerDome

Eine Lufthutze oben am Helm optimiert die Belüftung. Dabei ist die mit zehn Ein- und sieben Auslässen schon am oberen Limit. So bleibt der Helm auch bei Hitze gerne drauf. Ab 119,95 Euro, abus.com

Leatt Shoe 4.0 Clip Pro

Diese MountainbikeSchuhe zeigen Haltung. Mit einem neuen Sohlengummi namens RideGrip Pro, der noch weicher und klebriger ist. Besser belüftet sind sie auch. 179 Euro, leatt.com

BIKE-SPECIAL THE RED BULLETIN 61

Flaps

Wie die Flügel eines Flugzeugs hinten Klappen haben, um mehr Auftrieb für den Start zu erzeugen, so helfen auch die Flaps (Klappen) an den Foils dabei, das Einrumpfboot AC75 aus dem Wasser zu heben. Sobald es über der Wasseroberfläche ist, richten sich die Klappen aus und verringern so den Luftwiderstand.

Countdown zum AMERICA’S CUP

CODEWORT WASSERVOGEL

Die ultimative Segelregatta erreicht 2024 das nächste Level – mit Rennyachten, die abheben wie Flugzeuge. Hier kommt unser Technik-Check.

Tragflügel

Jeder der zwei an den Seiten des Boots angebrachten Foil­Arme (Tragflügel) wiegt 1,2 Tonnen. Dafür müssen sie extreme Kräfte ausgleichen und ein Boot ausbalancieren, das voll beladen 7,6 Tonnen wiegt. Für ein optimales Verhältnis von wenig Masse und hoher Stabilität besteht die Konstruktion aus Karbon.

Rumpf

Die Form der Einrumpfkonstruktion hat zwei Aufgaben: erstens, das Boot so schnell wie möglich vom Verdrängungsmodus (im Wasser schwimmen) zum Foiling­Modus (in der Luft fliegen) zu bringen. Und zweitens, den Luftwiderstand zu minimieren. An der Frontseite wird der Wind so umgeleitet, dass die Unterseite die Foils mit Auftrieb unterstützt.

Balanceakt Statt des Kiels halten die FoilArme das Boot aufrecht.

THE RED BULLETIN 63 INEOS BRITANNIA/C.GREGORY

eit 172 Jahren sprengt der America’s Cup die Limits im Segelsport – er ist die älteste noch heute ausgetragene Sportveranstaltung der Welt. Alle vier Jahre duellieren sich zwei Boote, zwei rivalisierende Yachtclubs, am offenen Meer, Herausforderer gegen Titelverteidiger. Jedes Mal erleben Yacht-Design und -Technologie einen Entwicklungsschub. Doch im Jahr 2024, bei der 37. Austragung, wird etwas anders sein. Zum ersten Mal wird es mehr ums Fliegen gehen als ums Segeln.

Der Evolutionssprung lässt sich genau datieren: Er fand am 21. November 2017 statt. An diesem Tag präsentierten die amtierenden Cup-Sieger USA-17 – zugleich das Team, das traditionellerweise die Regeln für den nächsten America’s Cup festlegen darf –das Design des Tragfügel-Einrumpfbootes AC75: Der Prototyp für 2021 sollte auf einem Foil, einem gewölbten Tragfügel, über die Wellen fiegen, das Ruder der einzige Berührungspunkt mit der Wasseroberfäche sein. Unmöglich, ereiferten sich die Zweifler.

Über das Wasser fiegende Foiler – zugespitzt formuliert: Flugzeuge mit nassen Füßen – stehen für die Neuerfndung des Segelns. Zwar sind die Grundlagen dieser Technik bekannt. Aber die unvorstellbar schnelle AC75-K lasse hebt alles auf eine

Es fliegt, es fliegt! Über dem Wasser entscheidet die Aerodynamik.

S„ Allein der Start ist eine eigene Wissenschaft: Es geht langsam los – und dann so richtig ab!“
64 THE RED BULLETIN
GILES SCOTT, CHEF DES TEAMS INEOS BRITANNIA
THE RED BULLETIN 65 INEOS BRITANNIA/C.GREGORY

DAS IST

BRITANNIA AC75 CLASS RACING YACHT

36th America’s Cup (2021) edition

1.

oben

Wenn das dem Wind zugewandte Foil aus dem Wasser gehoben wird, fungiert es als Gegengewicht zur Kipplast der Segel.

2. Foil unten

Im gesenkten Zustand erfüllt das Foil zwei Funktionen: Die horizontalen Teile erzeugen wie Flugzeugflügel Auftrieb, der das Boot aus dem Wasser hebt. Der vertikale Teil verhindert wie ein Autoreifen mit gutem Grip, dass das Boot aus der Spur kommt.

Die meiste Zeit fährt der AC75 auf einem der Foils. Es gibt jedoch Situationen, in denen man beide Foils im Wasser haben will. Das gilt zum Beispiel bei engen Manövern oder vor dem Startschuss, wenn das Boot im niedrigen Tempo in der Luft bleiben soll.

4. Hauptsegel

Anders als bei gewöhnlichen Regattaoder CruisingYachten, bei denen die traditionellen Segel nur eine Oberfläche haben, ist das „zweischichtige“ Segel hinter dem Mast stabiler als herkömmliche Segel. Es ist aerodynamischer und leichter, hergestellt aus Kohlefaser und Kevlar.

5. Ruder Der vertikale Teil steuert das Boot. Der horizontale Teil erzeugt den Auftrieb, um das Heck aus dem Wasser zu hieven. Mit einer Klappe an der Hinterkante können Auftrieb und Widerstand variiert werden.

3 1 4 2 5
DIE INEOS
Foil 3. Beide Foils unten

neue Ebene. Buchstäblich. Mit herkömmlichen Segelbooten haben die Foiling­Raketen – Spitzentempo: an die 50 Knoten (90 km/h) bei 40 km/h Windgeschwindigkeit – nicht mehr viel zu tun. Die neue Boot­Generation hat klappbare Foil­Arme auf jeder Seite des Rumpfs und verzichtet dafür auf den Kiel –das schwere, unter Wasser liegende Rückgrat des Rumpfs, das das Boot normalerweise aufrecht hält und ausbalanciert. Die Folge: Der AC75 sind alles andere als stabil und kippen leicht, sobald das Tempo zu niedrig wird – ungefähr so wie ein Fahrrad.

Doch beim 2021er­Cup war schnell klar: Das Konzept funktioniert. Mehr noch: Segeln hat jetzt mehr mit der Formel 1 gemeinsam als mit altmodischen Yacht­Regatten. Und Team New Zealand beherrscht es so gut, dass das Team 2024 in Barcelona zum zweiten Mal den Titel verteidigen darf, den es 2017 in Bermuda errungen hat. Zum Einsatz kommt dabei ein fast gleiches Boot wie beim letzten Mal. Mit einem kleinen Unterschied: Es ist noch schneller.

Foiling hat auch die Jobs der Crew verändert. Bisher spielte der Steuermann die erste Geige. Sein Einfuss ist noch immer groß, genauso wichtig ist jetzt aber die Rolle des Flight Controller oder Piloten. Er kontrolliert nämlich nicht nur die Foil­Arme, er steuert auch die Position der Flaps (Klappen) an den Auftriebsfügeln. Dafür braucht er ein Händchen für Strömungsdynamik (Wie verhält sich der Monohull, also ein Einrumpfer, im Wasser?) und Aerodynamik (Wie verhält er sich oberhalb der Wasseroberfäche?). Der Flight Controller muss also Segel­ und Flugkunst beherrschen.

Laut Giles Scott, Doppelolympiasieger und Head of Sailing beim britischen America’s­Cup­Herausforderer INEOS Britannia, ist schon der Start mit einem AC75 eine Wissenschaft für sich. Denn anfangs beschleunigt das Boot nur zögerlich, doch dann geht es urplötzlich ab wie ein geölter Blitz.

In der kurzen und nicht ganz ungefährlichen Phase zwischen Stillstand und maximaler Power muss jeder Handgriff sitzen. Der Steuermann, der Pilot und die Trimmer (die die Segel für den maximalen Vortrieb optimieren müssen) führen diesen Balanceakt gemeinsam aus. „ Am schwierigsten ist es, das Boot von 6 auf 10 Knoten

(11 auf 19 km/h; Anm.) zu bringen. Von 10 auf 14 (19 auf 26 km/h) wird es einfacher, aber es gibt noch immer einiges zu tun. Und von 14 auf 40 (26 auf 74 km/h) geht es richtig, richtig schnell. Denn in dieser Phase entfalten die Foils ihre Wirkung. Wir können die Segel dichter holen und dadurch noch mehr Power generieren.“

Ganz am Anfang beschränkten die Segler des AC75 die Flugphasen auf die geraden Streckenabschnitte eines Kurses. Jetzt konzentriert man sich darauf, auch durch die Kurven zu fiegen. Und was früher normal war, gilt heute als mittlere Katastrophe: mit dem Rumpf das Wasser zu berühren. In so einem Moment wird die Rakete zur lahmen Ente, denn der Verdrängungswiderstand des Wassers verwandelt den Foiler zurück in ein altmodisches Segelboot. Binnen ein, zwei Sekunden schrumpft das Tempo auf ein Drittel oder Viertel im Vergleich zur Sekunde davor. Und bis das Boot zurück in der Luft ist, geht wertvolle Zeit verloren.

Und da ist noch etwas, was die seltsamen Zwitterwesen – halb Yacht, halb am Kopf stehendes Flugzeug – von ihren Vorgängern unterscheidet: Sie sind zwar schneller denn je, aber außerhalb der Küstengewässer nicht seetauglich. Die AC75 sind nämlich die ersten Boote in der Geschichte des America’s Cup, die dich nicht auf offener See von A nach B transportieren können. Dazu sind sie zu fragil, zu schnell, zu instabil – und das sogar bei ganz ruhigem Seegang. Eine Überquerung des Ärmelkanals? „Das kannst du dir in einem AC75 gleich aus dem Kopf schlagen“, lacht Giles Scott, der olympische Seebär vom Dienst. „Das Ding hätte einen Totalschaden, bevor du die Küstenlinie aus dem Blick verloren hast.“

Die revolutionäre Bootsklasse wird trotzdem das Yacht­Design der Zukunft von Grund auf verändern, davon ist Scott absolut überzeugt. Der schönste Bonus dabei: das Tempo. „Klar, da fährt natürlich das Adrenalin ein, aber mir geht es vor allem um den Delta­Speed“, sagt Scott. Das ist der Tempounterschied zwischen dem eigenen und dem gegnerischen Team. „ Denn das ist das Einzige, was für uns Racer zählt: schneller zu sein als die anderen.“ Und das ganz knapp an der Wasseroberfäche. Und doch wie im Flug.

Alle Infos zum America’s-Cup-Countdown: americascup.com

SO GEHT’S SCHIEF

Das sind die drei schlimmsten Fehler

Kentern

Bevor er in Fahrt kommt, ist der AC75 verdammt instabil, bei niedrigen Geschwindigkeiten kann er sogar kippen. Die Foils stabilisieren das Boot wie Stützräder am Kinderfahrrad.

Nosediving

Wenn man auf dem Fahrrad zu ruckartig bremst, wird man über den Lenker geschleudert. Das ist auf einem AC75 nicht anders. Stellt man die Foils falsch ein, taucht man ab. Bei etwa 90 km/h hat das katastrophale Folgen. Sicherheitsgurte gibt es keine, deshalb trägt die Besatzung auch Schutzhelme und Neoprenanzüge.

Breaching

Manchmal schießt ein AC75 wie ein Killerwal aus dem Wasser. Das sieht zwar spektakulär aus, bremst aber ein und ist verdammt gefährlich. Wie sehr, testete das Team American Magic beim America’s Cup 2021, als eine starke Windböe mitten in einem Manöver die Segel traf und das Boot aushebelte. Der Aufprall am Wasser schlug ein Loch in den Rumpf und brachte das Boot zum Kentern. Glücklicherweise ging es nicht unter, und niemand wurde verletzt.

THE RED BULLETIN 67 INEOS
BRITANNIA/C.GREGORY ALEX PANG, INEOS BRITANNIA

Erst besuchte Amy Love aus South London noch brav die Musikschule – gemeinsam mit Ed Sheeran. Doch als es ihr zu langweilig wurde, bog sie scharf ab. Gemeinsam mit ihrer Freundin Georgia South gründete sie die Band Nova Twins: Zwei junge Frauen erobern die Welt des Rock – und ebnen den Weg für eine neue Generation.

SIE ROLLEN

DEN ROCK Ü BER

Frischer Brit-Hit Georgia South (links) und Amy Love bilden das Rock-Duo Nova Twins. Ihr Sound ist rau und unpoliert – doch das war nicht immer so. TEXT LOU BOYD, MARC DECKERT FOTOS STEPHANIE SIAN SMITH
THE RED BULLETIN 69

or dem Electric Brixton in Brixton Hill, South London, hat sich eine rasch anwachsende Warteschlange gebildet. Der Mix aus Generationen und Styles lässt irgendein breitgefächertes Festival vermuten. Oder vielleicht eine Demo? Aber dass alle auf dasselbe Rockkonzert gehen, das überrascht dann doch. Und noch überraschender ist, welche Musik diese bunt schillernde Crowd da angelockt hat: Die Nova Twins, der Live-Act, auf den alle warten, spielen energiegeladenen Heavy Rock mit gerappten Lyrics. Und das praktisch in ihrem erweiterten Wohnzimmer, denn beide stammen aus dem Londoner Süden.

Nova – what? Der Sound der Twins erinnert an den Alternative-Rock- und Crossover-Trend der Neunzigerjahre – wer sich an Rage against the Machine und ihren Hit „Killing in the Name“ von 1992 erinnert, ist schon ganz nah dran. Erstaunlich, dass zwei in London aufgewachsene sehr junge Frauen – ihr genaues Alter verschweigen sie selbstmystifzierend – gerade diesen Stil für sich entdeckten. Und noch erstaunlicher: Nach einer Frischzellenkur wirkt das alles auch noch wie neu.

Sängerin Amy Love hat nigerianische und iranische Wurzeln, Bassistin Georgia South jamaikanische und australische. Und selbst wenn sie schwere Metal-Riffs spielen,

70 THE RED BULLETIN
V

Band & Bande

Georgia South (links) und Amy Love funktionieren als Band – doch genauso stark sind die privaten Bande.

schwingt all das mit und klingt deshalb absolut eigenständig. No doubt, diese Berufszwillinge schließen die Lücke zwischen harter Rockmusik und den jungen urbanen Klängen Englands wie dem Grime – und sprechen eine Generation an, die mit ihnen gemeinsam harten Rock neu entdeckt. Kurzum: Den Nova Twins gelingt nichts Geringeres, als dem fast schon abgeschriebenen Genre Alternative Rock neues Leben einzuhauchen – und ihn für eine junges Publikum zu öffnen.

Poesie für Herz und Oberarm

2022 haben Amy und Georgia „Supernova“, ihr zweites Album, veröffentlicht; und die Bands, die sie im vergangenen Jahr supporteten – unter anderem Enter Shikari, Skunk Anansie, Sleaford Mods – zeigen, dass sie in die verschiedensten Ecken der alternativen Musikszene vorgedrungen sind. Und aus all diesen Ecken kommt nun der Zustrom. Zu ihrem Homecoming-Gig sind aber auch einige der treuesten Unterstützer gekommen: Love und South hatten in den Clubs dieser Gegend ihre ersten Auftritte als Teenager.

Die Türen werden nicht vor 19 Uhr geöffnet, aber einige Fans harren, gut versorgt mit Sandwiches und Dosencider, seit Mittag aus. Amy, eine junge Frau, die ganz vorn in der Schlange steht, ist besonders

THE RED BULLETIN 71

Smile your style

Die Nova Twins entwerfen unter dem Label Bad Stitches ihre eigenen Looks und Styles.

früh gekommen. Sie will die Band bitten, etwas auf ihren Oberarm zu schreiben – als Basis, auf der in den Tagen nach dem Gig ein monumentales Tattoo entstehen soll: „From Persia to Nigeria, London to Jamaica, our ancestors were sailors, crossed over the equator“ – die Lyrics stammen aus dem Nova-Twins-Song „Cleopatra“.

„Was für eine verrückte Zeit“, stöhnt Sängerin und Gitarristin Amy Love und lehnt sich – in melodramatischer Erschöpfung – an die Schulter ihrer Bandpartnerin Georgia South. „Wir können es selbst nicht ganz begreifen.“ An den vergangenen drei Abenden standen sie bis spätnachts auf der Bühne, erst in den frühen Morgenstunden sind sie nach London gereist für den krönenden Abschluss-Gig eines hektischen Jahres – 2022 spielten sie 90 Konzerte.

Ein Zebra im Minirock

Bei der Begrüßung ihrer Crew für den Abend zeigen die beiden aber keinerlei Anzeichen von Müdigkeit mehr. Sie tragen ihr opulentes Nova-Twins-Make-up, schwere schwarze Stiefel und selbst geschneiderte Miniröcke. Bassistin Georgia ist eingehüllt in einen übergroßen Kunstpelz mit Zebramuster.

Doch all die Extravaganz ist nur Fassade, dahinter herrscht tiefe Vertrautheit. Bereits als Teenager lernten sich die Twins über Georgia South’ Bruder kennen und stellten fest, dass sie gut miteinander können. „Du kamst einfach so reingeschneit“, sagt South und strahlt. Sogleich wurde Amy Love der gesamten South-Family vorgestellt. Sie erinnert sich: „Ich bin gleich über Nacht geblieben und dann einfach nicht mehr weggegangen.“ Die Musik war von Anfang an

das Bindeglied zwischen den beiden. „Jeder in Georgias Familie ist musikalisch“, sagt Love. „Ist doch so! Deine Mum, dein Dad, deine Brüder – alle Musiker!“

Doch zunächst hatten die beiden gar nicht vor, selbst eine Band zu gründen. Und schon gar keine so ungehemmt exaltierte. Love studierte an der British Academy of New Music Seite an Seite mit Ed Sheeran, dem Folk-Popper oder, wenn’s hoch hergeht, Soft-Rocker. Doch dann kam Georgia, die sich nach langem Hin und Her endlich von ihrer alten Formation losgeeist hatte. „Immer hieß es: Ihr solltet was zusammen machen“, sagt sie, „und wir antworteten immer nur: ‚Nein, geht nicht.‘ Irgendwie war es jedem sofort klar – außer uns selbst.“

2014 ergaben sie sich schließlich der Vernunft der anderen und gründeten doch eine Band. Sie nähten ihre eigenen BühnenOutfts und flmten Musikvideos mit ihren Smartphones, unter freundlicher Mithilfe von Georgias Mutter. Bald tingelten die Teenager durch die Open-Mic-Szene South Londons. „Unser Sound war von Anfang an da“, sagt South. „ Als wir unseren allerersten Song schrieben, waren da nur mein verzerrter Bass und Amys punkige Stimme.“

Schwere Powerchords, verzerrte Basslinien, Sprechgesang: Was hier zusammenkommt, ist neu und klingt doch irgendwie vertraut. In den Neunzigern kamen MetalGitarren durch den Grunge aus Seattle wieder in Mode. Gleichzeitig war Hip-Hop am Höhepunkt, N.W.A. füllten Arenen. Weiße Kids aus der Mittelschicht kauften die Alben – eine riesige Zielgruppe.

Dort, wo sich beides traf, Metal und Rap, wurde der entstandene Sound in Ermangelung eines besseren Begriffs „Crossover“

Love über die Anfänge der Nova Twins

„Ich bin gekommen, über Nacht geblieben – und nicht mehr weggegangen.“
Amy
THE RED BULLETIN 73

genannt. Crossover lebte von harten Riffs, hatte aber eben auch ein rhythmisches, funkiges Element. Rage Against the Machine luden ihren Sprechgesang mit elementarer Wut und Sozialkritik auf. Doch die Crossover-Herrlichkeit hielt nicht lange an. Genauso wie Alternative Rock nach dem x-ten Lollapalooza Festival irgendwann öde wurde, mündete Crossover in das doch etwas posenhaft-bemühte Nu Metal.

Doch England ging während der Neunzigerjahre einen Sonderweg. Dort setzten die Britpop-Bands der amerikanischen Welle ein komplett anderes Image und einen eigenen Sound entgegen. Die harte US-Schule blieb eine Randerscheinung. Das könnte ein Grund dafür sein, dass die Nova Twins genau diese Musik heute so frisch spielen können – ganz ohne ausgeleierte Saiten und ausgetretene Pfade. Für das, was sie machen, gibt es ohnehin keine Blaupause, schon deshalb nicht, weil Alternative Rock früher reine Männersache war. Um das zu verändern, braucht es einen ganz neuen Ansatz – und eine neue Generation.

Ein Feuerwerk in Flanell

In Deutschland tat sich schon während der Grunge-Welle ein Graben auf. Auch hier gab es einen Sonderweg: Die Bands der Hamburger Schule setzten auf deutsche Texte und einen wesentlich weniger harten Gitarrensound. „Du bist hier nicht in Seattle, Dirk“, texteten etwa Tocotronic.

Andererseits gab es in den Clubs und Jugendhäusern landauf, landab eine Unmenge junger Bands, die sich direkt an den US-Vorbildern orientierten – und mit verzerrten Gitarrensounds (und in Flanellhemden) spielten. Deutsche Crossoverbands wie H-Blockx oder Such a Surge erschienen auf der Bildfäche. Bis sich Ende der Neunzigerjahre dieselbe Müdigkeit einstellte wie in den USA.

Die Labels und das Musikfernsehen wandten sich neuen Attraktionen zu. Doch dann kamen plötzlich die Alternative-Zwillinge aus South London: Der Ansatz der Nova Twins ist aktueller und politischer –auch aufgrund ihres Status als POC-Band, also People-of-Color-Band, in einem von weißen Acts dominierten Rockgeschäft.

Während der Pandemie stellen sie eine Playlist auf ihr Spotify-Band-Profl, aus der sie später eine Interview-Serie machen: „Voices for the Unheard“. Die beiden reden darin mit anderen Musikerinnen und Musikern darüber, wie man im Business wahrgenommen wird, wenn man aufgrund seiner Hautfarbe nicht in ein vermeintlich unverrückbares Genrebild passt: zum Beispiel als schwarzer Metal-Act.

Eigentlich sollte man darüber ja gar nicht groß reden müssen. Denn Rockmusik

Georgia South über musikalische Freiheit

„Rockmusik und Afro, das schien nicht zusammenzupassen –ganz egal, wir feiern, wer wir sind!“
74 THE RED BULLETIN FREDERICA BURELLI

Feuer unterm Dach Die Nova Twins auf der Bühne des Electric Brixton in Süd-London: Flammen zu Beginn, Umarmung nach dem Schlussakkord

ist originär schwarze Musik, schließlich hat sich Rock ’n’ Roll in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts aus dem Rhythm and Blues entwickelt. Doch in der RockGegenwart werden oft seltsame Grenzen gezogen: „Ob in Amerika oder in Großbritannien, die Künstler, mit denen wir sprachen, hatten ähnliche Erfahrungen. Zum Beispiel, dass man nur deswegen nicht zu einem Festival eingeladen wird, weil die schon einen POC-Act im Programm haben“, sagt Georgia. „ Du kannst offenbar nicht Team Rock sein, wenn du einen Afro hast.“ Offenbar nicht – aber letztendlich doch: „Look me in the face, say you’ve never met someone like me“, fordert Amy Love im Song „Antagonist“. Und in „Cleopatra“ feiern die Twins ihre Identitäten: „Blacker than the leather, that’s holding our boots together, if you rock a different shade, we come under the same umbrella“, rappt Love. „Wir wollten feiern, wer wir sind, und Stolz auf unsere Herkunft ausdrücken“, sagt Georgia. „Und wir hoffen, dass das auch andere Menschen dazu ermutigt.“

Hüpfen zum Höhepunkt

Sieben Stunden nach ihrer Ankunft im Electric Brixton öffnen sich die Tore, und der Saal und die Balkone füllen sich rasch. Da sind Gangs von Teenagermädchen an den Absperrungen vor der Bühne, Väter und Söhne, Paare. Als endlich die Lichter ausgehen, brüllt der ganze Saal.

N-O-V-A! Vier große Leuchtbuchstaben hinter der Bühne blitzen nacheinander auf, als Love und South die Bühne entern. Dazu schießt eine Feuerwand aus dem Boden. Schon im ersten Song teilt sich die Menge zum Moshpit. Beim zweiten Stück spielen beide Frauen vor der Bühne direkt zwischen den Fans. „Bei unseren Shows sind alle im Pit“, hat Love vor der Show erzählt. Alle, das schließt sie selbst mit ein.

Erlebt man das Duo vor Publikum, dann hat man den Eindruck, dass sie genau dort angekommen sind, wo sie hinwollen. Loves selbstbewusste Bühnenpräsenz und die Kraft ihrer Stimme bilden live eine Einheit, South lässt all ihre aufgestaute Energie heraus, fitzt während des gesamten Sets wie aufgezogen über die Bühne.

„ Als wir im Lockdown Songs geschrieben haben, konnten wir uns nur vorstellen, wie wir sie live spielen“, erzählt Georgia South. „In meinem Schlafzimmer dachte ich manchmal: Diese oder jene Stelle wird der Höhepunkt. Klar hüpfe ich jetzt dazu!“ Und auch Amy, das Mädchen aus dem Publikum, hüpft: Sie hat ihre handgeschriebene Textzeile am Oberarm. Schon am nächsten Tag wird der Tätowierer zustechen. Tourdaten und Infos: novatwins.co.uk, Instagram: @novatwinsmusic

THE RED BULLETIN 75

MUST-HAVES

1 BOOMBASTISCH!

Du suchst ein Gravelbike, mit dem du jedes Terrain dominieren kannst? Dann hast du es mit dem SZEPTER CORE 3 schon gefunden. Seine sorgfältig zusammengestellte Palette an Premium-Komponenten steht für lange Haltbarkeit, ein hervorragendes PreisLeistungs-Verhältnis und genau die Performance, die ambitionierte Rider brauchen. yt-industries.com

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3 MANN, DER DUFTET!

Schottischer Whisky und orientalische Gewürze. Dazu runden frische Akzente von Apfel und Veilchen das Eau de Parfum ab. Kein Wunder also, dass Mann mit Urban Legend von HATE ME LOVE ME außergewöhnlich duftet. Diese Essenz hat beinahe etwas Mystisches, in jedem Fall betört sie und passt mit ihrer leichten Würze perfekt in den Frühling. hatemeloveme.com

4 ZUM FÜRCHTEN GUT

Absonderlicher Knochenfund mitten in Berlin: In seinem zweiten Kriminalroman nimmt Bestsellerautor Mark Benecke seine Leserinnen und Leser mit in die düstere Welt des Kannibalismus, wo unbekannte Begierden und Fantasien die Privatermittler Becker und Funke an ihre Grenzen bringen. Eine mörderische Jagd beginnt.

beneventobooks.com

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UND JETZT DU!

Triathlon-Camp auf Lanzarote: Profi Daniel Bækkegård gibt den Coach.
Dein Guide für ein Leben abseits des Alltäglichen REISEN, HÖREN, ERLEBEN, FAHREN, LESEN – UND GRINSEN
THE RED BULLETIN 77 KONSTANTIN REYER

Daniel Bækkegård, 26, ist TriathlonEuropameister in der 70.3-Distanz. Er leitet Triathlon-Camps auf Lanzarote, die als Package buchbar sind.

RUN -ZAROTE

Top-Triathlet Daniel Bækkegård trainiert auf der Kanaren-Insel Lanzarote

Mit Destination Red Bull bist du dabei.

Alles.“ – Das ist Daniel Bækkegårds umfassende Antwort auf die Frage, was Lanzarote zur idealen Destination für sein Triathlon-Camp 2023 mache. Der Däne absolviert seine Saisonvorbereitung regelmäßig auf der nordöstlichsten der acht bewohnten Kanarischen Inseln. „Zum ersten Mal war ich mit zwölf Jahren auf Lanzarote.“ Auf Urlaub. Später fand er dort ideale Trainingsbedingungen.

Im Juni 2022 kürte sich Daniel vor heimischem Publikum in Helsingør zum Europameister über die 70.3-Distanz (die so heißt, weil die drei

Auf dem Weg dorthin spürt man stets die Kraft der Natur: „Auf einer Atlantik-Insel weht immer und überall Wind. Dieser natürliche Widerstand macht dich stärker – nicht nur körperlich.“

Triathlon ist ein Ausdauersport, bei dem der Geist eine entscheidende Rolle spielt: „Erfolg setzt sich aus vielen

Komponenten zusammen. An der Weltspitze macht die Physis praktisch keinen Unterschied,wir sind alle nahezu gleich gut vorbereitet. Über Sieg oder Niederlage entscheidet der Muskel zwischen deinen Ohren.“

Daniel verspricht seinen Gästen Einblicke in die Gedankenwelt eines Profsport- Einzeldisziplinen – 1,9 Kilometer Schwimmen, 90,1 Kilometer Radfahren, 21,1 Kilometer Laufen – nach USZählweise über 70,3 Meilen führen). Doch seine Aufwärmrunden zog er ganz woanders: „Der Club La Santa an Lanzarotes nordwestlicher Küste ist nicht nur die heimliche dänische Botschaft in Spanien. Diese Anlage ist der perfekte Stützpunkt für alle Aktivitäten, die wir für unser Training brauchen“, sagt Daniel.

Direkt vor der Haustür beginnen die Lauf- und Radstrecken, etwa in den malerischen, 20 Kilometer entfernten Timanfaya-Nationalpark.

REISEN
78 THE RED BULLETIN
Meeresbrise und bizarre Gesteinsformationen: Der Club La Santa auf Lanzarote ist der perfekte Platz für ein Triathlon-Camp.

lers. „Ich werde genau erklären, wie ich trainiere –und warum. Ich war immer Perfektionist, bevor ich mit einem Mentaltrainer zu arbeiten begonnen habe. Ich musste lernen, Situationen so zu akzeptieren, wie sie waren. Erst danach war ich in der Lage, mein Bestes zu geben.“

Daniels sportlicher Background ist das Schwimmen, das er wettkampfmäßig als Siebenjähriger entdeckt hat: „Die Technik im Wasser ist am

Trainingsprogramm: Eine normale Arbeitswoche besteht aus 7 Stunden Schwimmen, 8 Stunden Laufen und 20 bis 25 Stunden am Rad: „Man sagt, dass sich Triathleten quälen. Es kommt aber auf die Sichtweise an. Wenn ich fünf Stunden durch die Gegend radle, die Sonne genieße und dem Gesang der Vögel lausche, dann freue ich mich über den besten Job der Welt.“

Auf seiner Lieblingsinsel Lanzarote gewann er 2021 den Ironman­70.3 ­Triathlon, der wegen der Lava­Landschaft den Beinamen „Race on Another Planet“ trägt. „Triathlon ist ja nicht nur ein Sport, es ist ein Lifestyle. Ich merke immer wieder, dass Menschen, die mit mir trainieren, ihr Leben aktiv und mit großer Leidenschaft führen“, strahlt Bækkegård.

ANREISE

Der Weg nach Lanzarote Von Deutschland lässt sich die Feuerinsel in vier bis fünf Stunden erreichen, von Zürich in vier Stunden. Aus Österreich dauert die Anreise mit einem Stopp in Barcelona oder Madrid ca. sechseinhalb Stunden. Der Flug von Salzburg nach Lanzarote und retour ist im Paket inkludiert.

GUT ZU WISSEN

Kanarische Kartoffeln

Runzelige Papas Arrugadas mit Schale und Salzkruste isst man mit Mojo, einer hiesigen Sauce. Auch fein: Gofio, der aus Mais, gerösteten Körnern oder weiteren Getreidearten besteht. Die Kanaren bereiten ihn divers zu: Mit Milch vermischt wird er zu einem Dessert – oder man fügt in der pikanten Variante Fischbrühe hinzu.

anspruchsvollsten. Du musst geduldig sein, wenn du gut werden willst.“ Dementsprechend großen Wert wird er den Schwimmeinheiten beimessen: „Das ist der Bereich, in dem sich jeder Triathlet am stärksten verbessern kann.“

Für sein Ziel, eines Tages den Ironman auf Hawaii zu gewinnen, absolviert Daniel selbst ein umfangreiches

Deshalb gehört auch ein Glas Wein oder ein Bier an der Bar zum geselligen Abschluss eines Trainingstages: „Allein deshalb werden wir darauf achten, dass wir tagsüber niemanden mit zu intensiven Einheiten auspowern. Wir wollen uns ja noch unterhalten und das Leben, den Moment feiern.“

Sportlicher Nachsatz: „Keine Sorge: Am Ende der Woche wird jeder seine Beine spüren. Aber es wird auch jeder der Camp­Teilnehmer wissen, wie er zu Hause besser trainieren kann.“ Auch ohne Wind und Lava­Landschaft.

Alle Infos zur Buchung, auch schon für das Triathlon-Camp 2024: destination.redbull.com. Weitere Reisen mit Red Bull-Athleten gibt’s im aktuellen Destination Red Bull-Magazin.

Lanzarote Club La Santa Arrecife
REIN INS ABENTEUER! Mit Rallye-Superstar Cyril Despres über die Dünen donnern FREESKIING MIT NADINE WALLNER FORMEL MIT MARK WEBBER
1,9 Kilometer im Wasser gilt es zu meistern. Daniel (Mitte) trainiert aber nicht nur im Pool, sondern auch im Meer.
THE RED BULLETIN 79
21,1 Kilometer Laufen: Daniel Bækkegård (li.) macht das Tempo, seine TriathlonSchüler halten Schritt. CARINA BRUNNAUER, KONSTANTIN REYER, CLUB LA SANTA

DIE KRAFT DES GRINSENS

Wenn die Muskeln

das Gehirn überlisten: Je verkrampfter du lachst, desto besser fühlst du dich, verrät Profi-Biohacker

Andreas Breitfeld

Was ich mache, wenn sich meine Stimmung zu verfnstern droht?

Wenn mich etwas traurig macht oder ärgert? Ich fange an zu grinsen! Ich begegne Trübsinn mit strahlender Miene – nicht, weil ich von buddhistischer Gelassenheit wäre (ich bin auf dem Weg dorthin, aber noch nicht ganz am Ziel), und auch nicht, weil ich mein Talent für Zynismus auslebe. Ich grinse, und zwar möglichst breit, weil ich als Biohacker weiß, dass Grinsen ein mächtiges Tool ist, um gute Laune zu triggern.

Die dahinterliegenden Regelkreisläufe erscheinen recht einfach und sind gerade deswegen faszinierend: Um ein Grinsen zu produzieren, spannen wir unsere Gesichtsmuskeln an. Über Nervenreize wird das Gehirn über diesen Vorgang informiert: „Hey, die Muskeln A, B, C und D –im Gesicht sind es insgesamt nicht weniger als 17 – sind aktiv!“ Und was fängt das Gehirn mit dieser Information an? Es bleibt ausnahmsweise einmal gedankenlos und

DIE KÜCHE IN DEINEM OBERSTÜBCHEN

Auf die Dosis kommt es an: Je stärker die Gesichtsmuskeln arbeiten, desto deutlicher erreicht das Signal das Hirn – und desto zuverlässiger folgt dessen Reaktion: Die Hormonküche startet ihre Arbeit und setzt Serotonin und Dopamin frei.

hinterfragt sie nicht groß, sondern zieht eine banale Schlussfolgerung, nämlich: Es muss ja einen Grund dafür geben. Denn Grinsen, das ist im Gehirn gespeichert, ist immer mit einer positiven Emotion gekoppelt.

Findet sich kein unmittelbarer Anlass, gerät das Gehirn nicht ins Zweifeln, sondern geht davon aus, es habe den Anlass übersehen, und setzt folgsam die passenden Hormone frei: die mächtigen Glückshormone Serotonin und Dopamin.

Wir haben unser Gehirn mit dem Fake­Grinsen ausgetrickst. Vielleicht nicht besonders nett, aber wirksam: Das Gehirn passt den Regelkreislauf an den Zustand an. Die Laune bessert sich, nach rund einer Minute spürst du erste Effekte.

Hoch mit den Mundwinkeln! Eine Minute Grinsen setzt Glückshormone frei.

Die Biohacking-Praxis ist der Performance­LifestylePodcast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR­Code

BIOHACKING
Andreas Breitfeld, 49, ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München. Biohacking umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern. scannen und reinhören.
80 THE RED BULLETIN PRIVAT ANDREAS BREITFELD BRATISLAV MILENKOVIC ´

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„WAS, BOWIE IST WEISS?“

Die britische DJ-Legende Carl Cox über die Tracks, die seinen Weg als Künstler prägten. Und sein Leben.

Der QR-Code führt zur Podcast-Playlist von und mit Carl Cox auf Spotify.

Carl Cox tauchte Ende der Achtzigerjahre in der DJ­Szene auf und entwickelte sich zu einer britischen House­ und Techno­Legende. Der heute 60­jährige DJ und Produzent ist bereits im britischen Parlamentsgebäude aufgetreten und am Millenniumsabend gleich zweimal hinter den Decks gestanden (also zu Silvester 1999/2000 einmal in Sydney und dann noch einmal auf Hawaii, nachdem er zeitlich zurückgereist war). Außerdem hat Cox den Club Space auf Ibiza mit einem neunstündigen Set beehrt. Obwohl er vor allem für House und Techno bekannt ist, ist seine Musik von einigen ganz anderen Genres inspiriert. „Ich nehme Elemente aus allem, was ich höre, und kreiere daraus meinen ganz eigenen Sound“, sagt er. Hier stellt Cox die Tracks vor, die ihm am meisten bedeuten.

HEAVEN EVER BE LIKE THIS (1977)

„Viele Leute wissen nicht, dass ich Tänzer war, bevor ich DJ wurde. Ich erinnere mich, dass ich diesen Track in einem Club hörte und er mich sofort auf die Tanzfläche zog. Ich tanzte mir die Sohlen ab und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich interessierte mich plötzlich nicht mehr für Fußball, für Mädchen, für nichts, nur für diesen Moment mit der Musik. Die hat mein Leben zu diesem Zeitpunkt komplett gemacht.“

(1975)

„Ich bin durch das Radio auf den Song aufmerksam geworden. Als ich ihn das erste Mal hörte, dachte ich, David Bowie wäre schwarz. Ich dachte, jemand mit einer solchen Stimme könne einfach nur schwarz sein. Dann sah ich, wie er den Song in ‚Soul Train‘, einer schwarzen Fernsehshow mit schwarzen Künstlern, vortrug – dieser magere weiße Typ. Das war bedeutungsvoll, hat Barrieren niedergerissen.“

Oldfield TUBULAR BELLS, PARTS ONE AND TWO (1973)

„Ich hörte die beiden je knapp halbstündigen Nummern zum ersten Mal in einem Plattenladen, verstand sie nicht wirklich, aber kaufte sie trotzdem. Ich lud ein paar Schulfreunde ein und spielte ihnen die zwei Songs vor – niemand rührte sich oder sagte etwas. Dann habe ich Teil eins noch einmal gespielt, und alle waren hin und weg. Es ist wahrscheinlich eines der schönsten Musikstücke, die ich je gehört habe.“

KC and the Sunshine Band THAT’S THE WAY (I LIKE IT) (1975)

„Das ist eine sehr positive Nummer. Sie hat mich durch viele Höhen und Tiefen in meinem Leben begleitet. Ich wurde vor vielen Jahren geschieden, in mein Haus wurde ein paar Mal eingebrochen, mein Auto wurde gestohlen – nicht alles läuft immer so, wie man es sich vorstellt. Aber wenn du diese Platte auflegst, vergisst du den ganzen Schrott für einen Moment – KC macht alles wieder gut.“

82 THE RED BULLETIN HÖREN
Mike David Bowie GOLDEN YEARS Idris Muhammad COULD
DAN REID WILL LAVIN

Mit dem JEFFSY bist du nie allein unterwegs. JEFFSY ist das All Mountain Bike unter den YT-Modellen, das dich wie dein bester Freund zu neuen Höchstleistungen inspiriert: Gemeinsam erklimmt ihr die höchsten Berge, entdeckt die entlegensten Orte und entfacht den Adrenalin-Kick bergab – JEFFSY und du, ihr seid ein unschlagbares Team.

VIER GUTE GRÜNDE, GEMEINSAM TRAILS ZU ENTDECKEN!

Schnellere Fortschritte

Sich allein einen Skill beizubringen und endlich diesen einen Jump zu meistern kann ewig dauern, wenn du immerzu die falsche Technik anwendest. Lass es dir zeigen! Mit fortgeschritteneren Freunden zu fahren ist die beste Möglichkeit, dein Können zu verbessern.

Bessere Perspektiven

Selbst wenn du glaubst, dass du einen Trail in- und auswendig kennst, wirst du ganz neue Einsichten bekommen, wenn du in der Gruppe unterwegs bist. Denn jeder Biker achtet auf andere Details und fährt die Trails unterschiedlich. Oder ihr schaufelt euch einfach eure eigenen Wege – denn viele Hände machen leichte Arbeit!

GestarktesSelbstvertrauen

In der Gruppe zu fahren bedeutet, einander zu ermutigen. Wenn du mit Anfängern unterwegs bist, wirst du sicher den einen oder anderen Tipp anbringen können – das gibt Selbstvertrauen. Und andersrum motiviert es dich, wenn du dich an bessere Kollegen anhängen kannst und dabei einiges lernst!

Mehr Spass

Wenn man für einen Sport leidenschaftlich brennt, möchte man sich darüber so viel wie möglich austauschen. Das heißt: Die gute Zeit endet nicht, wenn die Fahrt zu Ende ist – man macht Witze auf dem Parkplatz oder fachsimpelt bei einem kalten Bier weiter.

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LIEBE DAS LEBEN

LEMON - LÄSSIG!

Die Premium-Linie erfrischender Biogetränke, The ORGANCIS by Red Bull, stellt eine neue Sorte vor: Easy Lemon genießen wir pur und in einem Mock- oder Cocktail. Cheers, folks!

Was wir auch diesen späten Frühling und Hochsommer brauchen wie in der Mittagshitze einen Kübel Eiswürfel? Eine zitronige Erfrischung! Wer Lust auf ein wahres „Naturtalent“ bekommt, wählt mit ORGANICS

Easy Lemon genau seinen richtigen Begleiter. Biozertifzierter Genuss – wie üblich bei Bio ­Produkten sind keine künstlichen Aromen, künstlichen Farbstoffe, Konservierungsmittel oder Zusatzstoffe zugesetzt. Das Getränk überzeugt mit einem Geschmack von Zitrone und Limette und einem angenehm säuerlichen Einschlag – die besten Voraussetzungen für einen kühlen Sommerdrink, Mocktail oder einfach puren Genuss! You choose! Mix doch einen Easy Breezy zu Hause, oder probier ab sofort ORGANICS Easy Lemon an einem von unseren Lieblingsplätzen.

Ganz schön blau – aber himmelblau: die Bar der Cutlerei

HAMBURG STRAUCHS FALCO

Koreastraße 2

20457 Hamburg

Lust auf Grillen am Wasser? In diesem Restaurant in der Hafenstadt gibt’s genau das in der De-luxeVariante (Tomahawk! Lobster!). Innen hast du freien Blick in die Küche samt Lavasteingrill, im Sommer ist es trotzdem auf der Terrasse am schönsten.

BERLIN SCHNEEWEISS

Simplonstraße 16

10245 Berlin

Der Name ist ernst gemeint: Das Interieur dieses Lokals ist weitestgehend weiß, was zum alpinen Einschlag passt (Käsespätzle!). Gerichte wie Onsen-Ei und Kabeljau machen die Karte dennoch so abwechslungsreich wie das Friedrichshainer Publikum.

MÜNCHEN DIE CUTLEREI

Berg-am-Laim-Straße 103

81673 München

Hohe Decken, gehobener Style, viel Licht: Das erwartet dich in diesem neuen Münchner Bar-Restaurant. Im aufstrebenden

Stadtteil Berg am Laim kannst du hier mittags etwa ein Roastbeef bestellen, abends die Trüffelpasta – und im Anschluss ein paar Drinks an der Holztheke genießen.

84 THE RED BULLETIN ANZEIGE DIE
CUTLEREI,
STRAUCHS FALCO, FLORIAN GROH

EASY BREEZY

So pimpst du dein ORGANICS Easy Lemon:

Du brauchst:

2 cl Zitronensaft

2 cl Agavendicksaft

10 Blätter Basilikum (optional)

Eiswürfel

Zitronen- und Agavendicksaft gemeinsam mit Basilikumblättern in ein Glas geben und leicht andrücken. Eiswürfel hinzufügen, mit ORGANICS

Easy Lemon auffüllen, umrühren und genießen.

Zesty & natural –die perfekte Erfrischung für den Sommer!

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Serviervorschlag

SHOWTIME

Etwas andere Events: Action-Sport trifft Gaming, Kritzeln wird Kunst.

APRIL RED BULL GAMEBALL ROYALE

Action-Sport trifft Gaming trifft YouTuber & Streamer – ergibt: Live-Entertainment einer völlig neuen Art. Vor 2000 Zuschauern treten in Hamburg die Creators Gnu, Amar, Papaplatte und Rewinside mit ihren Teams im Dodgeball – zu Deutsch: Ausweichball –gegeneinander an. Special Effect: Die Partien steigen auf einem interaktiven LED-Spielfeld, das sich zum Beispiel während des Matchs verkleinert oder ausgeschiedenen Spielern den Wiedereinstieg ermöglicht und damit Elemente aus sogenannten Battle Royale Games wie „Fortnite“ einbaut. Die vier Captains stellen ihre Mannschaften persönlich zusammen und laden dafür weitere Streamer, YouTuber und Persönlichkeiten aus der Szene ein. Als Moderatoren führen Steven Gätjen und Paul Luca Fischer durch das Turnier.

Sporthalle Hamburg, Tickets: redbull.com; Stream: twitch.com/redbullzockt100

Die Creators Rewinside, Amar, Papaplatte und Gnu (v. li.)

MÄRZ

THW KIEL GEGEN FÜCHSE BERLIN

Schnelle Angriffe, aggressive Verteidigung, herausragende Technik: Mit diesem Rezept macht Handball-Bundesligist THW Kiel um Star-Spieler wie Magnus Landin Jacobsen und Niclas Ekberg seinen Gegnern das Leben schwer. Gegen das Hauptstadt-Team kommt es nun zum Gipfeltreffen zweier Topmannschaften der Saison. Wunderino Arena, thw-handball.de

Mit gutem Beispiel voran: Marc Márquez im Rennmodus

MÄRZ

MOTOGP - SAISONSTART

Sie rasen wieder: Die weltbesten Motorradprofis starten in die 75. MotoGP-Saison. Sei dabei, wenn Stars wie Marc Márquez in Portugal um die ersten Punkte kämpfen. ServusTV Deutschland überträgt das neue Sprintrennen, das Qualifying am Samstag (25. 3.) und das Rennen am Sonntag. Live im Free-TV und bei ServusTV On, servustv.com

ERLEBEN
26 26
6 86 THE RED BULLETIN FABIO PIVA/RED BULL CONTENT POOL, GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL, RICHARD WALCH/RED BULL CONTENT POOL, RED BULL MÜNCHEN, DIESERBOBBY/RED BULL CONTENT POOL, MANUELA-MARIA HORNEMANN/RED BULL CONTENT POOL

BIS 18. MÄRZ TELEMARK WELTCUP - FINALE

Skirennen auf elegant: Beim Telemark sind die Bretter nur an den Schuhspitzen befestigt, die Athleten schieben beim Fahren abwechselnd ihre Knie vor. Aber mach dir selbst ein Bild, wenn Telemark-Asse wie Johanna Holzmann beim FIS Telemark Weltcup-Finale am Oberjoch im Allgäu an den Start gehen. Bad Hindelang, telemark-weltcup.de

ODER 15. MÄRZ PLAY- OFF - START DEUTSCHE EISHOCKEY LIGA

56 Vorrundenspiele sind vorbei, jetzt geht die Saison erst richtig los: Mit-Favorit EHC Red Bull München will sich in den Play-offs den vierten Meistertitel sichern. In Duellen mit Teams wie den Mannheimer Adlern sind Spannung und Action garantiert. Sei ab dem Start dabei: Olympia-Eisstadion, redbullmuenchen.de

MÄRZ RED BULL DOODLE ART

Schon mal gedankenverloren losgekritzelt?

Dann bist du Doodle-Künstler! In dieser Gattung richtet Red Bull einen weltweiten Contest aus. 2023 bekommen die Gewinner ihr Kunstwerk als NFT. Das World Final steigt in Amsterdam. Erlebe vorher das deutsche Finale in Köln. Bar Zum Goldenen Schuss, redbulldoodleart.com

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MÄRZ BADMÓMZJAY AUF

„ LIVE OHNE BACKUP“-TOUR

Kein Playback, keine BackupRapper, die sie doppeln: Wenn die Berliner Rapperin Badmómzjay auf der Bühne steht, verlässt sie sich ganz auf sich selbst – im Hip-Hop keine Selbstverständlichkeit. Ergebnis ist eine authentische Show mit hohem EntertainmentFaktor – zu erleben auf ihrer aktuellen Tour, die am 16. März in Ludwigsburg startet. MHPArena, eventim.de

Bühnen-Boss: Rapperin Badmómzjay in ihrem Element

MÄRZ „ DUNGEONS & DRAGONS“

Früher als Rollenspiel mit Stift und Papier auf dem Küchentisch, jetzt als Abenteuerfilm im Kino: Mit dem Untertitel „Ehre unter Dieben“ bringen die Regisseure Jonathan Goldstein und John Francis Daley das legendäre Game auf die Leinwand. Der charmante Dieb Edgin (Chris Pine) macht sich mit Mitstreitern auf die Suche nach einem mächtigen Relikt.

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IM KRAFTKLUB

Ob auf zwei Rädern oder vier, ob elektrisch oder mit Verbrenner – der Frühling wird ganz schön schnell. Und stark. Und außergewöhnlich: Die neue Harley überrascht Easy Riderinnen und Rider mit automatischer Aufstiegshilfe.

FAHREN
88 THE RED BULLETIN

BMW M 1000 R DER BAYERN - HAMMER

BMW Motorrad feiert hundertsten Geburtstag und beschenkt die Welt mit dem stärksten aller Roadster: 210 PS. Da bleibt nur eine Frage offen: Wie schafft es dieses Bike, Leistungsdaten zu Boden zu bringen, die wir vor kurzem noch aus der MotoGP kannten? Drei Antworten: Aerodynamik mit Winglets tatsächlich wie in der MotoGP, elektronisch verstellbares Fahrwerk und Traktionskontrolle der jüngsten Generation. 999 ccm, 210 PS / 154 kW, ab € 22.600,–

ŠKODA ENYAQ COUPÉ RS IV E - MOTION IM ALLTAG

Es ist ein eindeutiges Zeichen, wenn der stärkste (Serien­)Škoda ein Elektriker ist: Das Enyaq Coupé gibt es nun auch als sportliche RS­Variante mit bildschönen Sportsitzen und Schaltwippen zur Justierung der EnergieRückgewinnung. Genauso kompromisslos ist seine Alltagstauglichkeit: Frankfurt–München (400 km) nonstop? Kein Problem! 299 PS / 220 kW, 460 Nm, Reichweite: 513 km, € 63.300,–

ABARTH 500E SCORPIONISSIMA SCHNELLER ALS VERBRENNER

Auf 1949 Stück limitiert ist der elektrische Abarth – eine Reverenz an das Gründungsjahr der Fiat­Tochter. Alcantara innen trifft auf Acid Green oder Poison Blue außen und einen E­Motor, der den benzinbetriebenen Bruder bei der Beschleunigung in allen relevanten Bereichen aussticht: 7 Sekunden von 0 auf 100 km / h. Und dazu dieser treuherzige Blick! 155 PS / 113 kW, 235 Nm, Reichweite: 250 km, € 43.000,–

THE RED BULLETIN 89

AUDI Q8 SPORTBACK E-TRON INGOLSTADT, EXTRASCHARF

Es gibt immer was zu tun: Die nachgeschärfte Version von Audis Elektro-Flaggschiff kommt mit mehr Batteriekapazität, höherer Ladeleistung und frischem Exterieur, wobei besonders auf die Aerodynamik geschaut wurde. Drei Varianten mit bis zu 370 kW stehen im Angebot. Reichweite: bis 600 Kilometer. Ab 340 PS / 250 kW, ab 664 Nm, ab € 80.540,–

90 THE RED BULLETIN

KTM 1290 SUPER DUKE R EVO BEAUTY & BEAST

Gegner, lasst alle Hoffnung fahren: Das radikalste Naked Bike der KTM-Historie, genannt „The Beast“, zieht alle Performance-Register bis hin zum Track-Modus, in dem die 180 PS und gewaltigen 140 Nm Drehmoment ungehemmt Striche auf den Asphalt malen dürfen. Und sollte ein anderer sein Vorderrad vorn haben: Es liegt nicht an „The Beast“. 1301 ccm, 180 PS / 132 kW, ab € 22.249,–

INDISCHE HARLEY

Die älteste durchgehend produzierende Motorradmarke boomt gerade. Dank der Super Meteor findet der markentypische Parallel-Twin-Motor aus den Classic-Bikes Interceptor und GT nun in einen Midsize-Cruiser –ergänzt um Details wie einen skulpturierten Tank, Upside-down-Gabel, Alu-Druckguss-Felgen, LED-Licht und kombiniert analog-digitales Display.

648 ccm, 47 PS / 35 kW, € 7.890,–

BRIXTON CROMWELL 1200 BIG IN AUSTRIA

Klingt britisch, wurde in Österreich erdacht und in China gemacht: Brixton steht für Roadster mit moderner Technik zum Kampfpreis. Die Cromwell mit ihrem wunderschönen 1200-KubikMotor zielt dabei auf Triumph-Kunden und liegt bei sämtlichen technischen Werten in Front. Feines Detail: das angeschraubte Heck erspart beim Customizen die Trennscheibe. 1222 ccm, 83 PS / 61 kW, € 10.999,–

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ROYAL ENFIELD SUPER METEOR 650
So wild, so schön, so schnell: Die KTM 1290 Super Duke R Evo hört auf den liebevollen Kosenamen „ Beast“.
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DUCATI SCRAMBLER FULL THROTTLE SCHWARZ, ROT, FLOTT

Es gibt nur ein Gas. Genau: Vollgas! Die Ducati Scrambler Full Throttle sieht jedenfalls schon im Stand schnell aus mit ihrem Paint­Job wie in der MotoGP und der Nummer 62 an der Seite. Diese erinnert an 1962, das Geburtsjahr von Ducatis Ur­Scrambler. Tieferer Lenker, Termignoni­Auspuff, kurzer Kotflügel vorne und keiner hinten, Ölwannenschutz: Die Full Throttle führt das Dirt­Track­Thema konsequent in die Gegenwart fort. 803 ccm, 73 PS / 54 kW, ab € 12.490,–

Was tun, wenn dein liebstes Auto nicht mehr vom Band läuft?

Ganz einfach selber nachbauen!

INEOS GRENADIER MARKE EIGENBAU

Wenn es das Auto deiner Träume nicht mehr gibt, baust du es einfach selbst! So wie Sir Jim Ratcliffe, Chef des Chemiekonzerns Ineos, nach Auslaufen des Land Rover Defender. Der Grenadier, benannt nach Sir Jims Stammpub, hat uneingeschränkte Offroad­Tauglichkeit und setzt beim Antrieb auf BMW­Komponenten. 249 PS / 183 kW, 550 Nm, Verbrauch: 11,2 l, ab € 65,890,–

Galt schon sein Vorgänger als ultimative Fahrmaschine, legt der Nachfolger ab Frühjahr noch einen drauf: 460 PS aus einem Dreilitermotor treffen auf Heckantrieb. Die brachiale Optik zeigt, dass es hier ums Schnellfahren geht – was Gewindefahrwerk, Carbon­Schalensitze und Drift Analyzer am Infotainment­Bildschirm unterstreichen. 460 PS / 338 kW, 550 Nm, Verbrauch: 9,7 l, ab € 72.800,–

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BMW M2 M WIE MACHT
92 THE RED BULLETIN

Der Titel „Car of the Year“ wird seit 60 Jahren von einer internationalen Jury vergeben. Noch nie war ein Jeep unter den Top drei – bis 2023 mit dem Avenger der erste vollelektrische Jeep diesen renommierten Preis einheimste. Mit 4,08 Metern ist der hübsche Kerl kompakt genug, um sich mit ihm ins Gelände zu wagen – wo er mit der gleichen kompromisslosen Kompetenz aufwartet wie seine Verbrenner-Brüder.

156 PS / 115 kW, Reichweite: 550 Kilometer, ab € 37.000,–

HARLEY-DAVIDSON

PAN AMERICA 1250 SPECIAL HEBEBÜHNE INKLUSIVE

Harley kann nicht nur Klassik und Tourer, sondern auch Reise-Enduro. Die Special ist die Topversion der America mit allem, was gut und besonders ist: gewichtssensiblen Federelementen, Lenkungsdämpfern oder adaptiven Scheinwerfern mit Zusatz-LEDs. Extra: die Weltneuheit eines automatisch absenkbaren Fahrwerks zum Aufsteigen. 1252 ccm, kW, ab € 21.995,–

JEEP AVENGER JEEPIYEAH!
THE RED BULLETIN 93

lieren und zu beherrschen und zu besitzen. Die Anrede „Baby“ war so geläufg, dass nicht einmal selbstbewusste Frauen dagegen rebellierten, wenn diese sich als Kosewort tarnende Unverschämtheit in fast jedem Schlager zu hören war – und nicht nur in seichten Schlagern, sondern auch in Songs eines späteren Nobelpreisträgers wie Bob Dylan.

Marilyn Monroe verkörperte perfekt den Traum verklemmter Männer: Der Mann muss weder schön noch klug, noch charmant sein, um Frauchen zu erobern, denn Frauchen hüpft, wenn er pfeift. – Wir sind hier aufgerufen, uns in die Fünfziger­ und Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts zurückzuversetzen

Michael Köhlmeier

erzählt die außergewöhnlichen Geschichten inspirierender Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit.

DIE ZERRISSENE

Folge 20: Marilyn Monroe perfektionierte ihr Rollenklischee –um dann dagegen zu rebellieren.

Das sahen alle gern, auch sie selbst – sie aber nur am Beginn ihrer Karriere: dass ein liebes Dummerchen, blond und gutmütig, gutgläubig und in nichts nachtragend, auf der Leinwand erscheint und mit Hintern und Busen alles durcheinanderwirbelt, aber ohne sich dessen bewusst zu sein; begehrenswert und zugleich leicht zu erobern für alle Männer, die sich vor Frauen fürchten und deshalb so lange mit Motorrädern und Worten um sie herumkreisen, bis sie meinen, endlich ihren kindlichen Kern gefunden zu haben. Die Frau ist ein Kind, und Kinder sind leicht zu manipu­

Im Jahr 1959 kam der Film „Some Like It Hot“ in die Kinos. Regie: Billy Wilder, Drehbuch: derselbe zusammen mit dem genialen I. A. L. Diamond, einem der hurtigsten Dialogschreiber Hollywoods. Manche Cineasten meinen, in diesem Film werde die misogyne Schablone zerbrochen, Marilyn als blondes Halbtierchen, das die Ukulele spielt, verspotte in Wahrheit die diversen Männerfantasien. Ich glaube das nicht. Der Film ist sehr lustig, ohne Zweifel, aber die Komik hat ihre Quelle nicht in der Figur der niedlichen Sugar „Kane“ Kowalczyk, die sich nichts sehnlicher wünscht als einen Millionär und dann draufkommt, dass ihr Liebesbedürfnis diesem Ziel entgegensteht. Die komische Partie teilen sich Jack Lemmon und Tony Curtis, die, um sich vor der Gangsterschaft Chicagos zu verstecken, in Frauenkleider schlüpfen und in einer Damenkapelle den Kontrabass und das Saxophon spielen. Die arme Marilyn hat das gängige Klischee auszufüllen, und das tut sie bis in die kleinsten Verästelungen hinein: Seht her, ich bin so dumm, dass ich mich sogar zwischen Geld und Liebe nicht für das Richtige, nämlich das Geld, entscheiden kann!

Marilyn Monroe mochte diesen Film nicht. Obwohl sie bei der Golden­Globe­Verleihung als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde. Sie ahnte, dass sie die Rolle der Sugar, des naiven Zuckerpüppchens, nun endgültig nicht mehr loswerden würde. Aber sie hatte die Rolle ja angenommen. Gezwungen hatte sie niemand. Doch die Produktionsfrma hatte ihr eine Gage von 100.000 Dollar plus eine zehnprozentige Beteiligung an den Einspielergebnissen geboten, und das war um einen Häuserblock mehr, als Lemmon und Curtis zusammen erhielten. Im wirklichen Leben war Marilyn Monroe nicht weniger geschäftstüchtig als ihre männlichen Kollegen.

Sie wollte übrigens, dass alle Welt von ihrer Gage erfuhr, auch wenn man sie für geldgierig halten würde. Als würde solches Verhalten das dümmliche Sugar­Image wettmachen. Was für einen amerikanischen Mann Anerkennung bedeutete, setzte eine Frau herab. Geld. Und Geld ist ein Spiegel der Sexualität –ein Mann, der jede Frau anmacht, beweist, dass er ein ganzer Kerl ist, eine Frau, die sich Männern gegenüber ähnlich verhält, ist eine Hure. Ein Mann, der hinter dem Geld her ist, darf sich einen cleveren Geschäftsmann nennen, eine Frau mit demselben Gebaren stößt ab. Irgendwann war Marilyn Monroe der Ruf einer kalten, berechnenden Hyäne lieber als der des

BOULEVARD DER HELDEN
94 THE RED BULLETIN
MICHAEL KÖHLMEIER GINA MÜLLER, CLAUDIA MEITERT GETTY IMAGES (5), SHUTTERSTOCK

Heimchens, das nichts von seiner eigenen sexuellen Ausstrahlung weiß. Die Mächtigen in Hollywood sahen das naturgemäß anders, so eine Frau wollten sie nicht auf der Leinwand haben. Die Ehre des Mannes ist der Körper der Frau. Die Komödien dieser Zeit führen vor, dass umgekehrt die Ehre einer anständigen Frau darin besteht, nicht einmal zu wissen, was sie mit ihrem Körper anfangen soll, umso weniger, je praller und verführerischer er ist. – Das war dummes Kino. Und Marilyn Monroe war das Fähnchen.

Sie litt darunter. Sie litt darunter, dass die andere Marilyn nicht genug sichtbar wurde. Die Marilyn, die sich gegen Rassismus empörte, die sich mit der Autorität ihres Rufes dafür einsetzte, dass zum ersten Mal in den USA eine schwarze Sängerin in einem Opernhaus auftreten durfte, nämlich Ella Fitzgerald, mit der sie eng befreundet war. Die andere Marilyn, die Kinderbücher schrieb und sich für unterprivilegierte Jugendliche stark machte. Die Marilyn, die für den demokratischen Präsidenten John F. Kennedy warb. Ihr wunderbares Geburtstagsständchen „Happy Birthday, Mr. President“ fütterte die Klatschpresse – die begehrteste Kindfrau Amerikas könnte etwas mit dem begehrtesten Ewigjungen haben – oh …

Gegen die Geister, die sie im Chor mit den Filmproduzenten, Drehbuchautoren und Regisseuren gerufen hatte, hatte sie keine Chance mehr. Sie verfügte nicht über den herben Charme der Katharine Hepburn, nicht über das hintergründig schön-hässliche Charisma von Bette Davis, nicht über die göttinnengleiche Ferne von Marlene Dietrich, auch nicht über den männerverschlingenden Blick der Jane Russell. Was signalisierte sie? He, ich bin euer Kumpel, nehmt mich auf in eure Gang! Ich mach eure schlüpfrigen Fantasien mit meinem unschuldigen Lächeln ein wenig harmloser!

Einmal noch versuchte sie, gegen ihre Rolle als nationale Sex-Ikone anzuspielen. Zwei Jahre nach „Some Like It Hot“ entstand der Film „The Misfts“. Unter der Regie von John Huston, der in all seinen Filmen ein Gegenbild zu den entwürdigenden Darstellungen von Frauen zu schaffen versuchte, spielen Clark Gable, Montgomery Clift und Eli Wallach ein Triumvirat aus männlichem Überschuss. Ihnen gegenüber steht Marilyn Monroe, die ihre zarte Schönheit nun nicht mehr in den Dienst eines Klischees stellt, sondern in einer untergehenden Welt von Grausamkeit und fehlender Empathie der Hoffnung auf Humanität Gestalt verleiht.

Das Drehbuch schrieb Arthur Miller. Der Schriftsteller und die Schauspielerin waren fünf Jahre miteinander verheiratet, das Buch war Millers Abschiedsgeschenk. Ein bitteres Abschiedsgeschenk. Denn während der Dreharbeiten lernte er die Fotografn Inge Morath kennen. Bald darauf heirateten die beiden. Marilyn Monroe fühlte sich von allen verlassen. Sie wollte Hollywood die Faust zeigen, sie wollte beweisen, dass sie mehr war als das Pin-up der amerikanischen Doppelmoral. Sie hatte ein neues Leben beginnen wollen. Aber sie hatte keine Kraft mehr. Sie gab sich den Drogen hin und war krank.

Michael Köhlmeier

Der Vorarlberger Bestsellerautor gilt als bester Erzähler deutscher Sprache. Jüngstes Werk: der Roman „Frankie“, 208 Seiten, Hanser Verlag.

Am 4. August 1962 nahm sich Marilyn Monroe das Leben. Sie wurde sechsunddreißig Jahre alt. Einige ihrer Freunde und Freundinnen waren der Meinung, Schuld daran habe ihr Bild in der Öffentlichkeit, Marilyn meinte, das könne sie nicht mehr korrigieren. Ruhm und Geld bedeuteten ihr nicht weniger als den männlichen Stars. Mit dem Unterschied, dass ein Schauspieler, ein Mann, in seinem Privatleben nicht an den Rollen gemessen wurde, die er in den Filmen verkörperte. Humphrey Bogart war Humphrey Bogart und weder ein Gangster wie Glenn Griffn in „The Desperate Hours“ noch ein Privatdetektiv wie Sam Spade oder Philip Marlowe. Warum sollte Marilyn Monroe nicht einfach Marilyn Monroe sein, sondern Sugar „Kane“ Kowalczyk?

Wer aber war Marilyn Monroe? Wer sie einmal gewesen war – das schien eine unendlich lange Zeit vergangen. Ein Filmstar wird nicht älter, heißt es. Das bedeutet aber zugleich, es gibt kein Leben vor dem Starruhm. Kindheit und Jugend gehören einem anderen Menschen.

Norma Jeane Mortensen – oder Norma Jeane Baker – wurde am 1. Juli 1926 in Los Angeles geboren. Ihre Mutter Gladys Mortensen (geb. Monroe) war eine unglückliche Frau, die immer an die falschen Männer geriet, wie Marilyn später einmal einer Journalistin erzählte – sie aber bat, dies nicht zu schreiben, woran sich die Journalistin natürlich nicht hielt. Marilyn wusste lange nicht, wer ihr Vater war, ob der gewalttätige Mr. Baker oder die Kurzbekanntschaft Mr. Gifford oder der brave Gebührenableser Mr. Mortensen. Marilyn litt darunter, dass sich niemand für die Frage interessierte, wer ihr Erzeuger war, die Mutter nicht, die Behörden nicht. Sie fühlte sich minderwertig.

Schließlich heiratete ihre Mutter den Handelsvertreter Mr. Goddard, der brachte eine Tochter mit in die Ehe. Marilyn war zu viel, sie wurde vorübergehend in ein Waisenhaus gesteckt. Das war schlimm. Schlimmer allerdings war, als ihre Mutter sie wieder zu sich nahm. Mr. Goddard nämlich wurde zudringlich und mehr als das. Marilyn, erst zehn Jahre alt, wurde abermals irgendwo anders abgestellt. Am Ende nahm sie ihre Großtante Ana zu sich. Da war sie dreizehn. Nun begann ein bisschen Glück. Sehr spät. In dem erwähnten Interview sagte Marilyn Monroe: „ Ana war der einzige Mensch, der mich wissen ließ, was Liebe bedeutet.“ – Spät, sehr spät. Zu spät.

Der Podcast Michael Köhlmeiers Geschichten gibt es auch zum Anhören im The Red BulletinPodcast-Kanal.

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Dann wurde sie ein Star. Kindheit und Jugend waren in ein anderes Leben gedrängt. Joseph Schenck, der mächtige Filmproduzent und Aufsichtsratsvorsitzende der Twentieth Century-Fox, entdeckte die zarte Schönheit. Er entdeckte Marilyns Talent – und den Spiegel in ihrem Herzen, in dem sich Millionen Männer sahen und der aus ihnen, die doch nur Durchschnitt waren, starke Kerle machte.

Damit war die Rolle der Marilyn Monroe vorgezeichnet. Dass sie die Rolle spielte, wie sie keine andere vor ihr und nach ihr spielen konnte, und dass sie zugleich gegen dieses Bild rebellierte wie kein anderer Star im klassischen Hollywood – das macht sie zur Heldin.

THE RED BULLETIN 95

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