PZ9_5.5.2022

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Einfach die Maria sein Wenn Maria Craffonara über Musik spricht, dann ist der ganze Mensch in Bewegung. Alles fließt, alles geht ineinander über. So wie ihre Entwicklung als Künstlerin, die sich nicht so leicht einordnen lässt. Oper, Gospel, Jazz. Solo, Quartett, Ensemble. Wie vielseitig die 44-Jährige ist, können Zuhörer am 7. Mai im Kulturzentrum in Toblach erleben. Dann tritt sie mit der Formation Donauwellenreiter auf. Im PZ-Gespräch erzählt sie von Richtungswechseln, dem Klang von Bruneck und Nichtstun als Quelle der Inspiration. PZ: Es heißt immer, dass jeder Mensch mehr Talente hat. Was wäre Ihres neben der Musik gewesen? Maria Craffonara: Eiskunstlauf. Ich habe mit acht Jahren angefangen. Meine Freundin und ich haben uns bei den Wettkämpfen regelmäßig auf dem letzten Platz abgewechselt, was wohl auch daran lag, dass wir wenig Zeit zum Trainieren hatten. Einmal bin ich bei der Landesmeisterschaft aber Vierte geworden, das war besonders für mich. Was hat den Reiz am Eiskunstlauf ausgemacht? Es ist eine grandiose Kombi. Zum einen ist es ein sehr athletischer Sport, der Kraft und Ausdauer erfordert, aber da ist auch der künstlerische Aspekt. Auf Musik zu laufen, mein Thema hineinzuinterpretieren, das war mir wichtig und hat mir Spaß gemacht. Eine kleine Rolle spielte wohl auch, dass wir vor oder nach dem Training die Jungs der Hockey-Mannschaft gesehen haben…

Maria Craffonara, Jahrgang 1977, wächst in Bruneck auf. Mit neun Jahren entdeckt sie die Liebe zur Violine, belegt an der Musikschule Bruneck verschiedene Kurse und fängt mit 18 Jahren eine Stimmausbildung an. Nach der Matura am Neusprachlichen Gymnasium in Bruneck studiert sie Klassik am Mozarteum in Salzburg und an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Sie singt Opern, tritt mit Hubert von Goisern auf der „Linz Europa Tour“ auf, gründet unter anderem die Formation Donauwellenreiter und steht seit 2018 dem // VokalEnsemble 2000 vor.

Wann wurde die Musik wichtiger als der Sport? Das ging schleichend und nach einem Sportunfall, bei dem ich mir alle Bänder gerissen

habe, dann doch schnell. Ich habe mit neun Jahren mit Violine angefangen und meine Pubertät dann eigentlich von Montag bis Freitag an der Musikschule verbracht. Geige, Chor, Jazzensemble, Mädchenchor, da gab es einiges zu tun. Der Mädchenchor unter der Leitung von Gretl Brugger erreichte ein erstaunliches Niveau. Wir sind mehrmals mit Claudio Abbado und den Berliner Philharmonikern aufgetreten.

Andreas Jakwerth

Sie haben erst in der Maturaklasse mit Stimmbildung angefangen. Früher oder später beginnen: Was ist der richtige Ansatz? Grundsätzlich würde ich sagen, je früher desto besser. Die Frage ist aber, zu welchem Zweck ich das mache. Geht es darum, dass das Kind lernt, Musik zu spüren und zu erfahren, was es heißt, miteinander zu musizieren und singen? Oder soll es dadurch zum zukünftigen Musiker gemacht werden? Ich finde, es darf nicht zu eindimensional ablaufen.

Auf einer Wellenlänge: Thomas Castañeda, Lukas Lauermann, Maria Craffonara, Jörg Mikula (v.l.) 40

Georg Cizek Graf

MENSCHEN IM PORTRÄT

MARIA CRAFFONARA

PZ 9 | 5. M A I 2022

Gab es diesen einen Moment, in dem Sie gespürt haben: Musik könnte mein Beruf sein? Vielleicht dieser eine: Ich stand in der Kirche


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