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Kirchenchor Percha: Rückblick und Ausblick

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Hüttenzauber

Hüttenzauber

DER KIRCHENCHOR (PFARRCHOR) VON PERCHA Rückblick und Ausblick

In den letzten zwei Jahren ist es ziemlich still und ruhig geworden im Kirchenchor bzw. dem gemischten Chor in Percha. Corona-bedingt mussten wie in ganz Südtirol auch in Percha die Auftritte dieses Chores bei Festen und Feierlichkeiten besonders eingeschränkt, ja zum größten Teil ganz aufs Eis gelegt werden. Die Corona Pandemie hat dazu beigetragen, dass kirchliche Feste wenn überhaupt nur in kleinen Gruppen mitgestaltet bzw. umrahmt wurden. Zu Beginn dieses Herbstes konnte zwar ein kleiner Lichtblick in der Chortätigkeit verzeichnet werden, der aber auf Grund der zur Zeit stark zunehmenden Corona-Infizierungen und damit verbundenen Unsicherheiten wieder stark eingeschränkt werden musste, so dass Chöre nur bei Einhaltung aller Sicherheits- und Hygienebestimmungen auftreten konnten.

Kirchenchor (Gemischter Chor) im Jahr 1990. jopa

DIE CÄCILIENFEIER

So stand auch die heurige „Cäcilienfeier“ voll und ganz im Zeichen dieser Einschränkungen. Bei Einhaltung dieser Voraussetzungen gestaltete der Kirchenchor von Percha zusammen mit der Musikkapelle das Fest zu Ehren der hl. Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik. Es war eine einfache und schlichte Feier, die ganz im Zeichen der Kirchenmusik und der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft stand, die der Südtiroler Chorverband und der Verband für Kirchenmusik Südtirols an den langjährigen Organisten Johann Zimmerhofer verliehen hat. Die Messfeier wurde vom Eduard Fischnaller, Prälat vom Kloster Neustift, zelebriert, der in seiner Predigt mit treffenden Worten die Tätigkeiten des Chores zu würdigen wusste, wobei er besonders den kirchlichen Gesang und das Wirken in der Gemeinschaft besonders hervorgehoben hat. Die Gemeinschaft, die nicht nur im Chor gelebt sondern auf die gesamte Bevölkerung ausgestrahlt wird. Der Obmann des Männerchores Siegfried Niederwanger, die Obfrau des Gemischten bzw. des Pfarrchores Doris Castlunger und der Präsident des Pfarrgemeinderates Markus Seyr würdigten die großen Verdienste des langjährigen Organisten Johann Zimmerhofer, der mit Freude und Begeisterung nun schon volle 76 Jahre die Orgel in der Pfarrkirche von Percha spielt. Dabei wurde der Werdegang vom einfachen Bauernbub bis zum bewährten Organisten aufgezeichnet und auf seinen großen Einsatz, seinen mustergültigen Fleiß und seine Ausdauer im Laufe der vielen Jahre mit treffenden Dankesworten verwiesen. Unter großem und lange anhaltendem Applaus der versammelten Festgemeinde überreichte nun der Prälat Eduard dem Organisten Johann Zimmerhofer die Urkunde der Ehrenmitgliedschaft des Südtiroler Chorverbandes und des Verbandes der Kirchenmusik Südtirols.

DER AUSBLICK

Feste geben immer auch Anlass zurückzublicken in die Vergangenheit und einen zukunftsorientierten Ausblick zu machen. So dürfte es in diesem Zusammenhang wohl auch angebracht sein, einen Blick in die Geschichte des Kirchen- bzw. Pfarrchores zu werfen und einige Schwerpunkte aufzuzeigen, die zur Gründung des Kirchenchores von Percha führten sowie einen kurzen Einblick in die Tätigkeit dieses Chores im Laufe der vielen Jahre seines Bestehens zu verschaffen. Blättern wir nun im Buch der Geschichte und besonders der Kulturgeschichte unseres Landes, so werden wir bald feststellen, dass der Gesang bzw. das Singen ganz all-

gemein und besonders der Volksgesang immer schon besonders gefördert wurde und eine große Bedeutung in unserem Land hatte. „Man hat sich zusammengesetzt und gesungen“, so hört man immer wieder aus dem Munde von älteren Leuten. Weiters darf wohl mit einer gewissen Sicherheit angenommen werden, dass schon seit eh und je in unseren Kirchen nicht nur gebetet sondern vor allem auch gesungen wurde, wofür unsere alten Kirchen-und Marienlieder ein sicherer Beweis sind. Die Pflege des Kirchenliedes und der Kirchenmusik wurde als Gotteslob besonderer Art verstanden. Die Kirchensänger oder die „Singa“, wie man sie bei uns nannte, verließen sich bei ihrer Gesangkunst vorwiegend auf ihr musikalisches Gehör und sangen ohne Noten. Wer „a Ghear“ hatte, erlernte schnell das „Zuignsing“, worunter das mehrstimmige Singen im Chor zu verstehen ist. Das Notenlesen war früher nicht wichtig; denn als Singbücher dienten oft nur einfache Hefte, in denen handschriftlich und ohne Noten alte, von Generation zu Generation überlieferte Liedertexte festgehalten wurden.

KIRCHLICHE UND WELTLICHE FESTE

So gab es anfänglich nicht den Chor im heutigen Sinn sondern es gab ganz einfach die „Sänger“ („Singa“) oder Kirchensänger, welche die Aufgabe hatten, kirchliche und weltliche Feierlichkeiten musikalisch zu gestalten und zu umrahmen. Solche Kirchensänger sind beinahe in allen Gemeinden seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar. Sie gehörten meist dem Bauernstand an und entstammten vor allem aus Familien, in denen von Generation zu Generation gesungen und so das Liedergut weiter gegeben wurde. Für Percha selbst haben wir aus dem Jahr 1636 erste Hinweise auf das Bestehen solcher „Kirchensinger“, wobei nicht auszuschließen ist, dass es sie auch vorher, also vor diesem Zeitpunkt gegeben hat. Dies geht nämlich aus einem Versprechen hervor, das die Perchiner und Unterwielenbacher aus Angst vor dem Schwarzen Tod (Pest) im Jahre 1636 gegeben haben. In diesem „Ver-

Doris Castlunger, Obfrau des Kirchenchores, und Siegfried Niederwanger, Obmann des Männerchores, würdigen die Verdienste des langjährigen Organisten Johann Zimmerhofer. jopa Prälat Eduard Fischnaller übereicht dem Organist Johann Zimmerhofer die Urkunde der Ehrenmitgliedschaft. jopa

sprechbrief“, der im Hausarchiv Neustift aufliegt, werden nämlich neben dem Priester, Fahnenträger und Mesner auch die „Singer“ genannt. Auch in späteren Jahren finden wir immer wieder Aufzeichnungen, die auf das Bestehen solcher Kirchensänger hindeuten. So scheint beispielsweise in der Aufzeichnung „Die Kirche in Percha“ im Hausarchiv Neustift auf, dass im Jahre 1703 die Sänger eine Aufbesserung von 6 fl (Gulden) erhielten. Im Jahre 1754 erhielten die Singer 55 fl (Gulden) und 55 kr (Kreuzer). Im Jahre 1764 dürfte eine kleine Missstimmung geherrscht haben, denn „in diesem Jahr haben die Singer nicht gesungen“. Auch in den im Pfarrarchiv Percha aufliegenden Kirchenrechnungen werden immer wieder die Kirchensänger genannt. So hat es also schon lange vor der Errichtung der Expositur in Percha Kirchensänger gegeben, die zur Gestaltung der Gottesdienste beitrugen. Sicher ist auch, dass sie diese Aufgabe nicht ganz ehrenamtlich erfüllten, sondern eine kleine Entschädigung dafür erhielten. Aus den aufliegenden Schriften geht aber nicht hervor, wie sie dieses Geld einsetzten oder was sie damit getan haben.

DIE GESCHICHTE

Die Situation der Kirchensänger änderte sich wohl auch nicht nach dem Jahr 1850, als Percha einen eigenen Seelsorger erhielt. In dieser Form dürften die Sänger auch in den darauf folgenden Jahren weiter gewirkt haben, bis sich um die Wende des 20. Jahrhunderts die Reformbewegung des „Cäcilianismus“ durchsetzte, wodurch die Kirchensänger allmählich zurück gedrängt und durch reguläre Kirchenchöre ersetzt wurden, was sich auch in Percha auswirkte. Von 1900 bis etwa 1920 lag die Gestaltung des Kirchengesanges in den Händen der „Schullehrerischen“ in Unterwielenbach. Im früheren Schulhaus bzw. beim „Schullehrer“ wohnte und wirkte die Lehrerfamilie Steiner. Der Lehrer Balthasar (gest. 1909) und besonders Alois Steiner (gest. 1931) widmeten sich neben der Unterrichtstätigkeit vor allem auch der Pflege des Kirchengesanges. Im Jahre 1920 gründete Augustin Hitthaler, der „Schullehrer Guschtl“, der wegen seiner herrlichen Bassstimme weitum bekannt war, einen Männerchor, wohl den ersten eigentlichen Chor, der fünf Jahre später zu einem „Gemischten Chor“ ausgebaut wurde. Diesem stand August Hitthaler bis zum Jahr 1929 als Chorleiter vor. Nach ihm führte Josef Wörer, eine tragende Säule des Perincher Kirchenchores, gemeinsam mit Aloisia Zimmerhofer, Lanzingerin in Nasen, den Chor weiter. In den 1930-er Jahren übernahm Frau Zimmerhofer auch das „Harmonium-Spielen“. >>

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Einen neuen Aufschwung erhielt der Kirchenchor Percha als Gilbert Wurzer als Kurat („Pfarrer“) die Seelsorge in Percha übernommen hatte. Kurat Gilbert, selbst ein begeisterter Sänger, machte sich zur Aufgabe, junge Sängertalente auszubilden, wobei er manchmal recht unkonventionelle Methoden anwandte, an die sich noch mancher Schützling mit gemischten Gefühlen aber auch in Ehrfurcht erinnert. Von 1845 bis 1948 hatte Lehrer Robert Pedevilla neben der Unterrichtstätigkeit auch die Leitung des Chores inne. In der Zwischenzeit wurde Johann Zimmerhofer, der Lanzinger-Sohn in Nasen, in das Kloster Neustift geschickt und erhielt dort die Ausbildung zum Organisten. Seitdem spielt der „Lanzinger Hansl“ mit Fleiß und Einsatz die Orgel bis zum heutigen Tag.

NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG

Nach den vielen Aufbauarbeiten, die Kurat Gilbert Wurzer nach dem Zweiten Weltkrieg zu leisten hatte, gelang es ihm auch zum Teil gegen auftretenden Widerstand der Bevölkerung eine für die damalige Zeit moderne Orgel in der Kirche von Percha einzubauen, die am Kirchtag des Jahres 1950 eingeweiht wurde. Herr Gilbert setzte weiterhin seine ganze Kraft für den Chor ein, indem er sich bemühte, junge Kräfte heranzuziehen und auszubilden. Bald schon setzte er den jungen Gönnersohn aus Wielenberg Johann Steiner als Dirigent ein, der bis 1960 den Chor leitete. Wegen Mangel an Frauenstimmen wurde der Gemischte Chor im Jahre 1961 aufgelöst. Aus dem Gemischten Chor wurde ein reiner Männerchor, dessen Leitung Franz Huber, der „Hauser Franz“ übernahm und als Chorleiter mit viel Einsatz und Idealismus bis zum Jahr 1974 wirkte. Im Jahr 1964 hat sich der Kirchenchor (damals nur Männerchor) endgültig zu einem Verein mit Ausschuss, Statuten usw. zusammen geschlossen und Siegfried Niederwanger wurde zum ersten Obmann gewählt. Unter Kurat (Pfarrer) Leopold Neumair wurde im Jahr 1974 wieder ein Gemischter Chor ins Leben gerufen, dessen Leitung Franz Rauch aus Bruneck übernahm und denselben bis zum Jahr 1978 dirigierte. Dann übernahm wieder Franz Huber den Dirigentenstab. In der Zwischenzeit ließ sich Siegfried Fauster aus Unterwielenbach auf dem Gebiet der Chormusik und des Chorgesanges ausbilden, der dann im Jahr 1983 die Leitung des Gemischten Chores übernommen hatte. Franz Huber leitete weiter den Männerchor. Am 1. Jänner 1988 hat Siegfried Fauster den Dirigentenstab wieder an Franz Huber abgetreten und von da an leitete Franz wieder in bewährter Form den Chor bis er im Jahre 1990 von Paul Winkler von Bruneck abgelöst wurde. Zehn Jahre wirkte nun Herr Winkler als Leiter des Pfarrchores. Ihm folgte im Jahr 2000 vorübergehend (knapp ein Jahr) Lud-

Obfrau Wally Außerdorfer ehrt Frau Maria und Frau Margareth Micheler für 51 Sängerjahre.

wig Rindler. Dann übernahm Frau Maria Petribiasi von 2002 bis 2011 die Leitung dieses Chores. Ihr folgte ab dem Herbst 2011 Herr Albert Pahl, der bis zum Frühjahr 2021 den Chor dirigierte. Sein Nachfolger wurde Hubert Mair aus Stegen, der auf Ersuchen der Chorverwaltung die Leitung des Pfarrchores übernahm. Chorleiter Albert Pahl verstarb ganz unerwartet am 5. Oktober 2021.

DIE OBMANNASCHAFT

Lange Zeit stand Siegfried Niederwanger diesem Pfarrchor als Obmann vor und zwar von 1964 bis 1999 und von 2003 bis 2005. In dieser Funktion als Obmann bzw. Obfrau wirkten in der Folgezeit Frau Helene Huber von 1999 bis 2002, Frau Maria Guggenberger von 2005 bis 2008, Frau Maria Hackhofer von 2008 bis 2014, Frau Wally Außerdorfer Durnwalder von 2015 bis 2021. In der Vollversammlung vom 3. Juni 2021 wurde Frau Doris Castlunger zur Obfrau des Kirchen- bzw. Pfarrchores gewählt, die seit diesem Datum in gemeinsamer und bewährter Teamarbeit im Ausschuss mit Angelika Nocker, Klaudia Zingerle und Franz Mair sowie Chorleiter Hubert Mair und Organist Johann Zimmerhofer die organisatorischen und Verwaltungsaufgaben dieses Chores ausführt. Zusammenfassend kann wohl festgestellt werden, dass der Kirchen-bzw. Pfarrchor im Laufe der vielen Jahre seines Bestehens einen durchaus wesentlichen und erfreulichen Beitrag für die Bevölkerung geleistet hat. Unter dem Motto „Singen zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“ hat er unter der Mitwirkung von begeisterten Sängerinnen und Sänger unzählige kirchliche Feierlichkeiten gestaltet; er hat zur Pflege der Gemeinschaft und zur Förderung der Zusammengehörigkeit einen wesentlichen Beitrag geleistet und weltliches und kirchliches Liedergut übernommen und bewahrt. Wenn auch die Tätigkeit im Chor mit viel Mühe und Opferbereitschaft verbunden ist, so kann doch immer wieder festgestellt werden, dass sich die Chormitglieder in dieser Gemeinschaft wohl fühlen und Freude am Singen haben.

DIE EHRUNGEN

So ist es besonders erfreulich festzustellen, dass Mitglieder dieses Chores viele „Sängerjahre“ zu verzeichnen haben. Leider war es Corona-bedingt nicht möglich, eine offizielle Feier für die Sängerinnen und Sänger für

Von links: Bürgermeister Martin Schneider, Chorleiter Hubert Mair, Zita - Gattin von Johann Zimmerhofer, Prälat Eduard Fischnaller. jopa Johann Zimmerhofer mit Gattin Zita.

diese langjährige Tätigkeit und für ihren Einsatz und ihr Wirken im Chor zu veranstalten; so wurde als Ersatz in der Vollversammlung vom 3. Juni 2021 auf die Verdienste dieser Personen verwiesen und ihnen als Dank und Anerkennung eine Ehrung verliehen. So wurden anlässlich dieser Vollversammlung folgenden Personen eine Urkunde und eine Ehrennadel überreicht: Frau Oberhammer Hackhofer Maria für 61 Jahre als Sängerin, davon 6 Jahre als Obfrau Frau Micheler Urthaler Maria für 51 Jahre als Sängerin Frau Micheler Mair Margareth für 51 Jahre als Sängerin Herr Siegfried Niederwanger für 71 Jahre als Sänger davon 27 Jahre als Obmann Herr Johann Zimmerhofer für 76 Jahre als Organist Frau Waltraud Außerdorfer Durnwalder für 11 Jahre als Sängerin davon 6 Jahre als Obfrau Herr Albert Pahl für 9 Jahre als Chorleiter. Mit viel Begeisterung und Freunde blickt nun die am 3. Juni 2021 neu gewählte Obfrau Doris Castlunger mit ihren Mitgliedern im Ausschuss Frau Klaudia Zingerle, Frau Angelika Nocker und Herrn Franz Mair in die Zukunft und wenn auch der Nachwuchs in diesem Chor etwas Sorgen bereitet und es vielleicht auch etwas schwerfällt, neue Mitglieder zu begeistern und aufzunehmen, so wird ganz sicher der Pfarrchor in bewährter Form seine Tätigkeit fortführen unter dem Motto „Zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“. In diesem Zusammenhang wird neben dem Wirken des Gemischten- bzw. Pfarrchores und des Männerchores noch auf weitere Gesangsgruppen wie den Frauenchor unter der Leitung von Renate Fauster, auf das Männerquartett und auf andere kleineren Gruppen verwiesen, die abwechslungsweise kirchliche Feste in Percha gestalten und umrahmen. // Johann Passler

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