6 minute read

Stadtbibliothek: Kreativ auch bei sozialer Distanz

STADTBIBLIOTHEK BRUNECK Kreativ auch bei sozialer Distanz

Die von der Stadtbibliothek Bruneck intensiv gepflegte Zusammenarbeit zwischen Schule/Kindergarten und Bibliothek fand im heurigen März ein jähes Ende. Kreative Köpfe fanden trotz sozialer Distanz eine Möglichkeit, die verschiedenen Institutionen zusammenzubringen.

Auf dem Bildschirm im Eingangsbereich der Stadtbibliothek Bruneck läuft ab sofort und noch bis Ende Juli die Ausstellung „Blackout Poetry“. Schülerinnen und Schüler der Landesfachschule für Soziale Berufe Hannah Arendt Meran und Bozen, begleitet von ihren Lehrpersonen Prof. Heidi Mitterhofer und Prof. Sabina Della Fornace, haben die Kunstwerke im Rahmen des Welttages des Buches 2020 erstellt.

Ein Blackout Poem entsteht, wenn man alle Wörter eines Textes mit einem Marker schwärzt und nur diejenigen übriglässt, die man für einen neuen Text braucht. Zusammen formen der neue und der geschwärzte Text ein visuelles Gedicht. Eine coole Idee,

die man selber auch ausprobieren kann. Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek (10.00 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis 18.00 Uhr) zugänglich. Auch auf der Facebookseite der Stadtbibliothek gibt es jeden Tag ein Bild aus der Serie. //

JANICE JAKAIT: TOSENDE STILLE -

Eine Frau rudert über den Atlantik.

Scorpio 2014, 220 Seiten

In „Tosende Stille“ beschreibt die deutschen Extremsportlerin Janice Jakait ihr Abenteuer: Alleine in einem speziell für ihre Bedürfnisse ausgerüsteten Ruderboot, nur mit reiner Muskelkraft, will sie als erste deutsche Frau den Atlantik überqueren. Im November 2011 startet Janice in Portugal. In Zusammenarbeit mit der Organisation „Ocean Care“ möchte sie damit auf den Unterwasserlärm aufmerksam machen. Dieser Lärm entsteht durch Ölbohrungen und durch modernste Fischerboote und hat oft tödlichen Auswirkungen auf Meeressäuger und Fische. Mit der Reise erfüllt sich die Extremsportlerin aber auch ihren größten Wunsch: „Endlich einmal frei zu sein!“. Sie bricht alle Zelte hinter sich ab und wagt - mit sehr viel Proviant und zu wenig Zigaretten-, das große Abenteuer. Ihr Ziel ist die karibische Insel Barbados. Janice hat sich ein sehr strenges Programm vorgenommen. Jeden Tag rudert sie bis zu 12 Stunden. Die Essensrationen sind genauestens eingeteilt. Seekrankheit, Schlafstörungen, Hitze und Haie zehren an ihren Nerven und Kräften. Doch überwiegen die schönen Momente. Auf ihrer Reise wird sie begleitet von Walen, Delfinen und Vögeln. Faszinierende Naturschauspiele sind beeindruckend beschrieben. Trotz „tosender Stille“ des Ozeans findet sie zu einer nie gekannten inneren Ruhe und erreicht nach 90 Tagen, fünf Stunden und neun Minuten ihr Ziel Barbados - und sich selbst. (Empfohlen von Valerie Vanas)

MARTIN SIEBEN: PONDEROSA

Carlsen 2020. 217 Seiten

Eine kleine Siedlung nahe Frankfurt. Der 15-jährige Kris ist froh, als nach den Osterferien seine zwei besten Freunde wieder zurück sind: der coole Juri, den er schon seit Ewigkeiten kennt (er war auf Fuerteventura) und Josephine, die alle Josie nennen (sie war in Stuttgart bei Freunden). Jetzt treffen sie sich wieder in “ihrer” kleinen Hütte, mit Blick auf die Autobahnbrücke, die sich ewig lang durch das Tal zieht. Es war Josies Idee, die Hütte “Ponderosa” zu nennen, in Gedenken an ihren verstorbenen Vater (die ältere Generation kennt noch die Farm aus der TV-Serie „Bonanza“). Bei schönem Wetter ziehen sie eine Matratze aus der Hütte, legen sich darauf und schauen in den Himmel. Der scheinbar friedliche Alltag wird gestört, als nach einer Nacht mit Geschrei und Streit Josies betrunkener Nachbar Münze verschwindet, nachdem er versucht hat, in seinem Vollrausch in die Wohnung von Josie einzudringen. Die drei beschließen, dem nachzugehen und steigen heimlich auf Münzes Balkon, um in die Wohnung zu sehen und um möglicherweise Beweise für ein gewaltsames Verschwinden zu finden. Doch es ist Kris, der kurze Zeit später zufällig auf Münze trifft. Ausgerechnet in der “Ponderosa”. Der Mann scheint auf der Flucht vor jemandem zu sein. Als Kris Josie davon erzählen will, wimmelt die ihn an der Türe ab. Will ihn wegen einer Erkältung nicht einmal kurz hereinlassen. Auch Juri lässt kaum etwas von sich hören. Was ist los mit seinen Freunden? Kris beschließt, ihnen nichts von Münze zu erzählen. Er will dem Ganzen alleine auf den Grund gehen…

Eine wunderbare Geschichte über Freundschaft und das Leben in einer Großstadtsiedlung. (Empfohlen von Sonja Brunner)

PHILIP WAECHTER: TONI WILL ANS MEER

Beltz & Gelberg 2020, 63 Seiten

Normalerweise bespreche ich keine Comics, obwohl ich gerne welche lese – hier ist die Ausnahme! Toni ist ohne Worte. Seine Mutter eröffnet ihm, dass es nichts werden wird mit dem heiß ersehnten Urlaub am Meer. Kein Geld, leider. Aber Toni lässt sich nicht entmutigen! Und gewinnt einen Urlaub in einem Preisausschreiben. Das piekfeine Hotel ist aber so gar nicht nach Tonis Geschmack und auch seiner Mutter gefällt es dort nicht. Den Fußball darf man nicht mal im Arm halten, geschweige denn damit spielen. Im Pool plantschen? Fehlanzeige! Nach einem Tag geben sie entnervt auf. Kurzerhand leihen sich die beiden ein Auto und fahren mit dem Zelt ans Meer. Dort erleben sie viele coole Abenteuer und eine grandiose Zeit. Bis es Zeit ist, wieder nach Hause zu fahren. Das Mutter-Sohn-Team ist einfach wunderbar. Wieder ein ganz großer Wurf des unvergleichlichen Philip Waechter. Für Mütter und Söhne, für Väter und Töchter – Bild und Text für jedermann. Für Toni-Fans gibt es noch einen Band: „Toni – Und alles nur wegen Renato Flash“.

(Empfohlen von Michaela Grüner)

MITCH ALBOM: WER IM HIMMEL AUF DICH WARTET

Allegria 2019, 238 Seiten

Dieses Buch fängt mit dem Schluss an: Annie heiratet ihre Jugendliebe Paulo. Ihre Hochzeitsnacht endet buchstäblich in den Wolken, denn die beiden machen einen Rundflug im Heißluft ballon. Aber der Ballon stürzt ab. Annie wacht im Himmel auf und trifft der Reihe nach fünf Personen. Jede dieser Personen spielte in Annies Leben eine wichtige Rolle, und jetzt erhält sie von allen eine wichtige Lektion erteilt. In jeder Begegnung erfährt Annie etwas aus der persönlichen Lebensgeschichte dieses Menschen, und alle Geschichten haben direkt oder indirekt mit Annie zu tun. Die Geschichten handeln von ganz tiefen, teilweise unterdrückten Emotionen wie Angst, Scham, Zorn, die nun ans Licht kommen. Nach und nach ergänzt Annie ihre eigene Geschichte um die neu gewonnen Erkenntnisse und plötzlich ergibt sich ihr Leben als Gesamtbild, in dem alle Schicksalsschläge, Schwierigkeiten, Probleme, nicht erfüllten Träume und Sehnsüchte einen Sinn ergeben. Im Buch geht es um all die kleinen, unbedeutenden Zufälle, die Annies Leben diese eigene Wendung geben. „Man sieht sich immer zweimal, und sei es im Himmel. „Wer im Himmel auf dich wartet“ ist das ein bemerkenswertes Buch. Es erzählt eine traurige, bisweilen sehr tragische Geschichte, vermittelt aber gleichzeitig Rührung und Trost, nicht zuletzt durch die eindringliche Beschreibung der Gefühlswelt der Personen. (Empfohlen von Barbara Irsara)

BILDUNG IM DORF DER BILDUNGSAUSSCHUSS

FREIHEIT

Freiheit wird häufig in Verbindung mit Verantwortung benutzt, gerne in einem Satz. Das suggeriert, dass es einen kausalen Zusammenhang gibt zwischen den beiden Ausdrücken. Wenn sie unklug vermischt werden, umhüllt ein Gefühl von Zwang diese beiden an sich offenen und positiv besetzten Begriffe.

Freiheit bedeutet, ohne Zwang entscheiden und handeln zu können. Das Handeln einer Person gilt dann als frei, wenn es dem Willen dieser Person entspricht. Der Philosoph und Dichter J.P. Sartre sieht die Freiheit nicht als eine Eigenschaft des Menschen, sondern als Teil der menschlichen Existenz. Um überhaupt etwas wollen zu können, braucht es die Freiheit. Freiheit sieht er als Aufgabe des Menschen, gleichzeitig gibt sie ihm Würde. Sie bewirkt aber auch Angst. Angst macht uns ohnmächtig und kann auch unser klares Denken beeinflussen. Zudem ist Angst hoch ansteckend. Freiheitsgefühle sind mit Sehnsüchten verbunden. Sie helfen, die Angst zu verlieren.

Ein Missverständnis ist, dass Freiheit erhältlich ist, wenn Verantwortung gelebt wird. Es ist genau umgekehrt. Wer sich nicht frei fühlt, kann nicht Verantwortung übernehmen. Verantwortung übernehmen heißt freiwillig so zu handeln, dass es gut für die Gemeinschaft und für uns selbst ist. Dafür braucht es klare Wertvorstellungen und soziale Übereinkünfte. Freiheit ist das höchste Gut, sie steht allen Menschen zu und ist in allen westlichen Verfassungen verankert. Aber auch wenn wir verantwortlich handeln, nach bestem Wissen und Gewissen, gibt es dennoch Geschehnisse, die nicht von unserem Einfluss abhängen. In den nächsten Monaten werden wir viele Dinge besser machen. Es gilt die Freiheit zu schützen und die Verfassung nicht außer Kraft zu setzen. Dass die finanziellen Umverteilungen und Freiheitsbeschränkungen nicht zu Ungunsten der weniger Einflussreichen ausfallen, darauf sollen wir als BürgerInnen achten.

This article is from: