ART & CULTURE
Balletto Imperiale, hinter den Kulissen I 1952
ten die 1950er Jahre. Zu verdanken hatte sie dies vor allem ihrer ebenso glanzvollen wie exzentrischen Primadonna assoluta – der unvergessenen Maria Callas. Sie war es, die als Medea, Violetta oder Norma ungeahnte Massstäbe setzte und zu einem Idol einer ganzen Generation wurde, aber auch ihre Kapriolen und tragischen Liebesgeschichten, die die internationale Boulevardpresse nach Mailand blicken liess. Doch je grösser ihr Ruhm wurde, umso exzentrischer wurde sie, desto höher wurden ihre Gehaltsforderungen und respektloser der Umgang mit der Intendanz und den Kollegen. Unhaltbar für das ganze Haus, und so entschied der damalige Intendant Antonio Ghiringhelli 1958 mit dem berühmt gewordenen Satz «Primadonnen kommen und gehen, aber die Scala bleibt», sich von ihr zu trennen.
Karten für die Mailänder Scala waren schon damals heiss begehrt.
Schicksalsjahre Doch auch die widrigen Umstände der Zeitgeschichte verschonten die legendäre Mailänder Scala nicht. So zwang sie der Zweite Weltkrieg in die Knie, als eine Bombe 1943 grosse Teile des Gebäudes zerstörte. In einer Rekordzeit wurde die Scala rekonstruiert und 1946 mit einem Konzert unter der Leitung Arturo Toscaninis wiedereröffnet. Von Beginn an war die Scala ein Treffpunkt, an dem sich die Menschen trafen, um über Politik zu diskutieren, Geschäfte zu machen oder sich in den Logen anderen «Annehmlichkeiten» hinzugeben. Ihre gesellschaftliche Blütezeit aber markier-
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Die Liste an bedeutenden Namen, die die Mailänder Scala zum glanzvollen Fixpunkt am Firmament des Klassikhimmels gemacht haben, ist un vergleichlich. Hier tanzte der berühmte Rudolf Nurejew ebenso, wie Caruso das Publikum verzauberte und der unvergessene Klaviervirtuose Vladimir Horowitz – im Übrigen der Schwiegersohn Toscaninis – für Begeisterungsstürme sorgte. Für die einen ist die Mailänder Scala Lichtjahre von anderen Musiktheatern entfernt, für andere lebt sie vor allem durch ihren Mythos. Doch eines ist sicher – wenn die Lichter des imposanten Kronleuchters langsam erlöschen, sich die erwartungsvolle Spannung über den Saal legt und die Bühne für die grössten aller Künstler freigegeben wird, dann ist das ein Moment, den man nie mehr vergessen wird.