Kommentar
An einem Strang ziehen von Ivo Zimmermann
Mit einem Anteil am BIP von über neun Prozent und mehr als 330’000 Be schäftigten stellt die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEMIndustrie) einen wichtigen Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft dar. Sie exportiert annähernd 80 Prozent ihrer Güter, wovon rund 60 Prozent nach Europa ausgeführt werden. Die Wechselkurs-Abhängigkeit der Branche ist deshalb ausserordentlich hoch. Anfang 2009 lag der Wechselkurs des Frankens zum Euro über 1.50. Innerhalb von zwei Jahren schwächte sich der Euro bis zu einem Niveau von rund 1.20 ab, um dann im August 2011 kurzzeitig bis zur Parität abzusinken. Erst die Einführung des Mindestkurses durch die SNB stabilisierte die Situation und eröffnete den Unternehmen die Chance, sich auf dieses Kursniveau auszurichten. Die Aufhebung des Mindestkurses hatte zur Folge, dass der Eurokurs bis zur Parität absank. Kumuliert hat der Euro gegenüber dem Franken innerhalb weniger Jahre einen Drittel an Wert verloren. Die Produkte der Exporteure haben sich für ausländische Kunden um den gleichen Wert verteuert. Die MEM-Betriebe haben in den vergangenen Jahren enorme Anstrengungen unternommen. Sie haben es mehrheitlich geschafft, trotz schwacher Konjunktur in den Hauptmärkten ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Kursniveau von 1.20 zurückzugewinnen. Der erneute, schockartige Margenverlust von fast 20 Prozent für die Geschäfte im Euroraum drückt viele Unternehmen – insbesondere KMU – wieder in die Verlustzone zurück und zwingt sie zu drastischen Massnahmen. Der Produktionsstandort Schweiz könnte dadurch von etlichen Firmen grundsätzlich infrage gestellt werden. Die Unternehmen der MEM-Industrie werden nichts unversucht lassen, um ihre internationale Konkurrenzfähigkeit zurückzugewinnen. Dafür
brauchen sie Rückendeckung von der Politik. Es muss nun Schluss damit sein, den Unternehmen immer neue Regulierungen und Kosten aufzubürden. Swissmem fordert Bund, Parlament und Parteien auf, die Rahmenbedingungen für die in einem harten, globalen Wettbewerb ausgesetzten Unternehmen zu verbessern. Damit können sie einen Beitrag leisten, mittelfristig die Folgen der Aufhebung des Mindestkurses zu absorbieren. Zentral sind aus Sicht von Swissmem folgende Schritte: – Bilaterale Verträge mit der EU erhalten, damit der diskriminierungs freie Zugang zum wichtigsten Absatzmarkt sichergestellt bleibt. – Die steuerliche Attraktivität für Unternehmen muss bestehen blei ben. Es braucht eine rasche Umsetzung der Unternehmenssteuer reform III ohne Kapitalgewinnsteuer. – Der flexible Arbeitsmarkt darf keinesfalls eingeschränkt werden. – Der Bundesrat muss aktiv eine Beteiligung am Freihandelsabkommen zwischen der EU und der USA (TTIP) suchen. – Die Erbschaftssteuerinitiative muss abgelehnt werden, da sie für Familien-KMUs die Nachfolgeregelung teilweise verunmöglicht und damit existenzgefährdend ist. – Die Unternehmen müssen von teuren Überregulierungen und Büro kratie entlastet werden. Es ist klar, dass diese Massnahmen erst mittelfristig Wirkung entfalten können. Kurzfristig hilft nur eine Abschwächung des Schweizer Frankens. Swissmem fordert deshalb von der SNB, am Devisenmarkt aktiv zu bleiben und sicherzustellen, dass sich der Frankenkurs zu den wichtigsten Währungen bald wieder in einer vernünftigen Bandbreite bewegt. Nach dem Entscheid der EZB, über 1 000 Milliarden Euro in den Markt zu pumpen, sind die Hoffnungen darauf zurzeit nicht allzu gross. Es ist deshalb höchste Zeit, die oben genannten Aktivitäten zügig anzupacken.
Ivo Zimmermann ist Leiter Kommunikation bei Swissmem. www.swissmem.ch
Ausgabe 1_2015 // Seite 5