IMAGINE 01/13 Volume 9

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LOST & FOUND

Afrikanische Wurzeln Die Rasta-Bewegung gründet auf den Lehren des schwarzen Freiheitskämpfers Marcus Gavery, der die farbige Bevölkerung dazu aufrief nach Afrika zu blicken, wo «ein Schwarzer König gekrönt würde». Seine Prophezeiung erfüllte sich im Jahre 1930 als Haile Selassie zum Kaiser von Äthopien gekrönt wurde. Der Begriff Rastafari leitet sich vom Fürstentitel des äthiopischen Kaisers Haile Selassie, nämlich Ras Tafari Makonnen ab. «Ras» bedeutet in der Landessprache Äthiopiens «Kopf» und war einer der höchsten Titel am äthiopischen Kaiserhof. Die Rastafari sind eine typische Heilserwartungsbewegung. Ihre Hauptmerkmale sind: Die Anerkennung Haile Selassies als wiedergekehrten Messias und lebendigen Gott auf Erden, die Ablehnung der westlichen Weltanschauung, die sie als Babylon-System bezeichnen, sowie der Kampf für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung. Zudem forderten sie die Rückkehr in die afrikanische Heimat ihrer Vorfahren, die als Sklaven nach Amerika verschleppt wurden. Da jedoch die meisten Rastafari ihr Leben auf Jamaika akzeptieren, streben sie wohl eher nach einer «geistigen Rückkehr» in die afrikanische Heimat. Hierbei versucht man den kulturellen Bruch, der durch die Versklavung ihrer Vorfahren entstand, zu überwinden, und sich positiv mit ihrer afrikanischen Herkunft zu identifizieren.

Exportschlager Bob Marley Salonfähig wurden die Rastas jedoch erst durch die Erfolge von Bob Marley and the Wailers, deren Musik sich über die Grenzen der Bewegung und Jamaikas hinaus in alle Welt verbreitete. Reggae und die Rastas mutierten so zu Jamaikas wichtigsten Exportgütern. Jenseits dieser Kommerzialisierung führten und führen die Rastas Jamaikas jedoch immer noch ein ihren eigenen Regeln folgendes Leben. So akzeptieren sie nur pflanzliche Medikamente auf Kräuterbasis, sind strenge Vegetarier, verzichten auf Milchprodukte und Alkohol und bevorzugen stattdessen Hülsenfrüchte und Gemüse. Rauchen hingegen gilt als heiliges Sakrament: «Du lässt Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen.» (Psalm 104,14). Durch den Genuss von Marihuana versucht man in eine höhere Bewusstseinssphäre zu gelangen. Auch ihre langen Dreadlocks entstammen aus einer Bibelstelle aus dem Buch Levitikus: «sie sollen auch keine Glatze scheren auf ihrem Haupt noch ihren Bart stutzen…», so lassen die Rastas also ihre Haare wachsen, bis ihre berüchtigten Filzsträhnen entstehen. Auf Jamaika leben noch etwa 100’000 Rastafari, die sich in zahlreiche Sekten gliedern. Traditionsbewusste Rastafari leben fast autark in ländlichen Kommunen und meiden Touristen und Kommerz.

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