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VOLUME 20

.. TURKEI

TRAVEL & SAVOIR VIVRE

ISTANBUL UNESCO WELTKULTURERBEN WANDERLAND KAPPADOKIEN VELOTOUREN AUF BOZBURUN

AUSTRALIEN

Fraser Island

SÜDAMERIKA Ecuador, Paraguay & Uruguay ORIENTEXPRESS

Von Singapur nach Bangkok

SOUTH DAKOTA

Im Bann der Büffel

www.prestigemedia.ch | CHF 4.90

04

9 772 235 37 0401

DEUTSCHLAND // ÖSTERREICH // ISRAEL // MARRAKESCH // INDIEN




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AUSTRALISCHES OUTBACK & WELTKULTURERBEN DER TURKEI GESCHÄTZTE LESERINNEN, GESCHÄTZTE LESER Der australische Busch und das Outback sind Synonyme für das riesige, in Rot- und Ockertöne getauchte Gebiet, das sich über 82’000 km 2 im Landesinneren von der südlichen Grenze Queenslands bis Cape York erstreckt. Dieses Gebiet ist weit mehr als eine gewaltige Landschaft – es ist ein Lebensgefühl. Felszeichnungen und Artefakte der Ureinwohner, uralte Fossilien und zeremonielle Stätten zeugen von der langen Geschichte. Kehren Sie mit uns in ein Outback Pub ein und erleben Sie den Australier hautnah. Fahren Sie mit uns in die Cobbold George, die selbst Hartgesottenen, durch ihre Schönheit und Ruhe, die Sprache verschlägt. Queenslands Outback hat so einiges zu bieten. Es ist eine spannende Region R mit einem ganz besonderen Zauber. Die einschlägige Reisel Reiseliteratur wird nicht müde zu betonen, dass es innerhalb der Grenzen des Heilig Heiligen Landes – also Israels – so etwas wie eine typische Nationalküche gar nicht nich gäbe. Auf kaum einem anderen Fleckchen Erde leben schliesslich Menschen mit unterschiedlicheren kulinarischen Biografien auf so engem Raum zusammen zusam wie in dem schmalen Streifen entlang der Mittelmeerküste und des Sina Sinai bis zum Roten Meer. So haben wir uns im Gelobten Land auf eine genussvolle genussv Spurensuche begeben. Tauchen Sie ein in Israels Küche und lassen Sie sich si zu einer humusreichen Lektüre verführen. In South Dakota gibt es sie noch, noch die echten Cowboys und frei lebenden Bisons. Wir durften am Buffalo Ro Round-up teilnehmen, wo die Bisons des Custer State Parks einmal im Jahr zu zusammengetrieben werden. Spüren Sie mit uns das Beben der Erde und den Geist G des Wilden Westens. Begeben Sie sich mit uns auf Spuren von Wild Bill H Hickok und Sitting Bull. Und fühlen Sie sich selbst ein bisschen wie ein echter Revolverheld. Egal, ob das Temperament Temperam Südamerikas, drei kleine Länder am Rande der Ostsee mit viel Potenzi Potenzial, die steinerne Kultur der Türkei, eine Reise mit dem Orient Express und die farbenprächtigen Türen Marrakeschs – die Welt steht Ihnen offen und wartet darauf entdeckt zu werden. Ein kleines Stück bringen wir Ihnen mit unserem Magazin nach Hause. Begleiten Sie uns also auf einer spannenden Lesereise.

Francesco J. Ciringione Verleger

EDITORIAL 2 IMAGINE VOLUME 20

Yvonne Beck Chefredaktorin



INHALT

Editoriall

2

SPECIAL SPECIA AL DESTINATION Queensland Unterwegs im Outback

Ein Tanz gefällig? Von Hula bis Line Dance

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10 20

25

Türkei Reise in die Vergangenheit Istanbul Wandern in Kappadokien Velotouren auf Bozburun

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38

CITY & CULTURE City und Beach Traumstrände & Städtetrips

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Österreich Begnadet für das Schöne

32

32

Deutschland Reisen jenseits des Märchens

38

48

Thüringen Land der Vielfalt

44

Estland, Lettland & Litauen Tallinn, Riga & Vilnius

48

HOTELS James, hol die Skier Aus dem Leben eines Ski-Buttlers

56

Wünsche im Hotelzimmer Von Schoggi bis zum Haustier

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Bad Ragaz Prävention auf Luxusniveau sniveau

59 INHALT 4 IMAGINE VOLUME 20

60

56



INHALT 66

LOST L OST & FOUND D

72

Südamerika Ecuador Paraguay Uruguay

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Max Moor Über Venedig & Wasserbüffel

70

Massentourismus Aufbruch der Touristen

72

Kultserien entdecken Von London bis zum Schwarzwald

76

78

FOOD LOUNGE Israel Alles koscher, oder was?

78

Südtiroler Hochpustertal Kulinarische Schatzsuche

88

«Say Cheese»! Alles Käse, oder was?

92

94 104

AIR, ROAD & SEA Train Story The Eastern & Oriental Express

94

Fatbiken Der neue Wintertrend

102

Trends auf See Kreuzfahrten 2016

104

108

ADVENTURE & SPORT South Dakota The real Wild West

108

Was für ein Ritt! Reiterferien

INHALT 6 IMAGINE VOLUME 20

114



INHALT PURE LIFE Indien Von den Veden zur Erleuchtung

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Baden-W端rttemberg Schlossleben

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Japan Etikette & Respekt

126

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UNIQUE

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Marrakesch Die Tore & T端ren der Medina

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Picture Postcard from... Tansania

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Cornwall & Devon Im Land der Rosamunde Pilcher

140

NEWS & BOOKS Airlines Cookbooks Promi-HotSpots Outdoor-Gadgets Reisen mit B端chern Vorschau

47 47 86 113 116 138 144

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INHALT 8 IMAGINE VOLUME 20



Queensland Unterwegs im Outback

Das von der Sonne gegerbte Outback, das Hinterland Australiens, gehört zu den letzten nahezu unberührten Gebieten der Welt. Eine Landschaft voller Abenteuer, aber auch magischer Momente. Autor Yvonne Beck

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Das Outback umfasst fast ein Viertel der Fläche Australiens. Schon die Jüngsten müssen bei der Arbeit auf mithelfen.

Aussie-Slang

Es kann schon mal passieren, dass man den Wortschwall seines australischen Gegenübers nur ansatzweise versteht, daraufhin an seinen Englischkenntnissen zu zweifeln beginnt - doch schliesslich erleichtert aufatmet, wenn britische und amerikanische Touristen achselzuckend einräumen, genauso wenig kapiert zu haben. Vor allem in ländlichen Gegenden hat der Aussie-Slang nur die grammatikalische Basis des von uns gelernten Schulenglisch gemein. Von «G’day» - was man noch leicht als «Guten Tag» «entziffern» kann - über «pal» für «Freund» oder «sunbake» für «sonnenbaden». Die Aussies lieben das Verschlucken ganzer Silben und das Zusammenziehen eines Satzes zu einem einzigen langen Wort. Des Weiteren werden sehr gerne Verkleinerungsformen und Abkürzungen wie Barbie, Roo, Mozzy oder Chrissie benutzt, was übersetzt so viel wie Barbecue, SPECIAL Känguru,DESTINATIONS Moskito und Weihnachten bedeutet. 12 IMAGINE VOLUME 20


«

Warm, freundlich und vor allem gross» – so preisen die Queensländer begeistert ihre Heimat. Kein Wunder, gehören doch zu Queensland das grösste Korallenriff und die grösste Sandinsel der Welt. Auf Queensland wachsen die einzigen tropischen Regenwälder Australiens, und im Landesinneren lockt die raue Schönheit des nahezu menschenleeren Outback. Queensland ist nicht nur ein Ferienparadies – es ist Australien im Kleinformat! Kleinformat sollte man jedoch nicht allzu wörtlich nehmen, denn mit seinen 1.73 Millionen Quadratkilometern beansprucht der Staat 22.5 Prozent Australiens. In Queensland wohnen rund 3.5 Millionen Menschen, das sind 15 Prozent der Gesamteinwohnerzahl des Landes. Die meisten Queensländer besiedeln den fruchtbaren und touristisch relevanten Küstenstreifen zwischen Brisbane und Cairns; allein über 60 Prozent leben in Brisbane selbst oder im 150-Kilometer-Radius der Stadt.

Das grösste Lavaröhren-System der Welt

Termiten sind die häufigsten Bewohner des Outbacks.

Nur wenige leben im wilden Hinterland des Staates, dem staubigen Outback, welches sich im Westen bis in das Northern Territory hineinzieht. Das Outback ist ein eher unwirtschaftliches, riesiges Gebiet mit endlosen, nahezu verkehrsfreien Strassen und Wegen mit wenigen, dazu noch winzigen Siedlungen. Auf Hunderten von Kilometern trifft man höchstens auf ein paar Rinder. Irgendwo im Nirgendwo türmen sich Hunderte von Bauwerken emsiger Termiten auf. Doch genau diese Rauheit und Menschenleere macht den Reiz dieser Gegend aus. Unterwegs im Outback heisst Weite erleben, eine staubige Einsamkeit, aber auch sternenklare Nächte und atemberaubende Landschaften. Ein Outback-Abenteuer verspricht der Ausflug zu der gigantischen Lavaröhre von Undara. Bis zu 20 Meter hoch, manchmal 30 Meter breit und über 100 Kilometer lang zählt sie zu den grössten und längsten der Welt. Entstanden sind die Lavaröhren vor 190’000 Jahren. Bei der Eruption des Undara-Vulkans suchte sich diee Lavamasse ihren Weg. Der heisse Strom erkaltete an derr Oberfläche und bildete eine Basalt-Kruste. Im Inneren floss die m, das Lava weiter. Zurück bleib ein Tunnelsystem, anne sich heute gut in der ausgedehnten Savanne versteckt. Die riesigen Lavaröhren sind an ueinigen Stellen durch Deckeneinbrüche zutagänglich, um die herum sich dichte Vegetation ansiedeln konnte. Im Tunnel selbst leben

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Buschpoeten

«Walzing Mathilda» ist die inoffizielle australische Nationalhymne. In ihr geht es nicht um eine walzertanzende Frau, «Walzing» stammt vom deutschen «auf die Walz gehen», und mit «Mathilda» ist die obligatorische Umhängetasche der früheren Wanderarbeiter gemeint. Das Lied ist zum Symbol für die Freiheitsliebe der Aussies geworden. Der Song stammt aus der Feder von Andrew Barton «Banjo» Patersen, er erzählt in ihm die Geschichte eines Vagabunden, der sich lieber in einem Wasserloch ertränkte, als sich festnehmen zu lassen. Doch das Outback war nicht nur Buschpoeten Inspiration, sondern auch Regisseuren. Da die Landschaft teilweise wie eine prähistorische Szene wirkt, wundert es nicht, dass das Outback Steven Spielberg als Inspiration für seinen Film «Jurassic Park» diente. Und tatsächlich tummelte sich hier eine Menge Dinosaurier, zahlreiche Fossilfunde belegen dies. Queensland scheint eine wahre Hochburg für Dinosaurier zu sein. Immer wieder kommt es zu sensationellen Funden.

Die rote Erde des Outbacks

verschiedene Fledermausarten, die tagsüber kopfüber an den Tunnelwänden hängen, während sie bei Einbruch der Dunkelheit zu Tausenden nach draussen ausschwärmen. Auf den Ästen der Bäume an den Tunneleingängen leben braune Baumschlangen und Pythons, die sich nachts die ein oder andere vorbeifliegende Fledermaus schnappen. Die Tausenden ausschwärmenden Fledermäuse sind ein spektakuläres Naturereignis. Insgesamt können sieben Kilometer Röhre unter Führung eines Savavvah Guide besucht werden. Die Touren starten bei der Undara Lava Lodge. Um die Lodge herum kann man auch auf eigene Faust Buschwanderungen unternehmen. Dafür erhält man an der Rezeption einen Plan mit verschiedenen Routenvorschlägen. Einen herrlichen Ausblick über die Savannenlandschaft hat man beispielsweise vom Hügel «The Bluff», und auf dem Weg dorthin stehen die Chancen sehr gut, ein Känguru oder Wallaby zu erspähen.

Die Schluchten der Cobbold Gorge Das Outback besitzt trotz seiner Kargheit jede Menge kleiner Paradise wie beispielsweise die Cobbold Gorge.

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Sie ist eine der weniger bekannten Sehenswürdigkeiten Queenslands und liegt zirka 260 Kilometer südwestlich von Undara. Die Schönheit und Abgeschiedenheit der Schlucht entschädigt für die lange Fahrt vorbei an roter Erde und vielen Termitenhügeln. Sie entstand durch eine Kombination von besonderen geologischen Gegebenheiten. Die Schlucht selbst kann nur auf einer Führung besichtigt werden. Jeden Tag startet eine dreistündige Tour mit einem Experten, der mit seinem Wissen und seiner Liebe zu dieser Gegend einzigartig ist. Zunächst wandert man mit einem Guide zum oberen Felsplateau – hier bietet sich eine spektakuläre Aussicht auf die verschiedenen Schluchten. Mit etwas Glück findet man auf dem Weg zur Schlucht sogar einen Edelstein, denn diese Gegend Australiens ist dafür bekannt. Danach geht die Tour auf dem Wasser weiter, in kleinen elektrisch betriebenen Booten geht’s auf schmalen Windungen in die Tiefen der Schlucht. Hinein in den Grand Canyon im Kleinformat. Diese Fahrt durch die schmale Schlucht verschlägt einem den Atem. Die Schlucht strahlt


Der Guide manövriert das Boot durch die enge Schlucht.

Die Cobbold Gorge entführt in die Urzeit des australischen Kontinents.

eine ungewöhnliche Ruhe aus und ist ein wirklicher magischer Ort, der manchem Besucher vor Rührung die Tränen in die Augen treibt. Die Gorge ist auch das Zuhause einer Gruppe Freshwater-Krokodile. Häufig sieht man sie beim Sonnenbaden oder beim Schwimmen im klaren Wasser. Ein Ausflug in die Cobbold Gorge entführt in die Urzeit des australischen Kontinents: bizarre Felsformationen, enge Schluchten, schroffe Gesteinssammlungen – immer wieder bieten sich spektakuläre Aussichten in dieser Millionen Jahre alten Schlucht, welche vor noch gar nicht allzu langer Zeit erst entdeckt wurde.

kein anderer Kontinent vorzuweisen. Hinzu kommt, dass die «Top Ten» der giftigsten Schlangen der Welt fast ausnahmslos von australischen Giftnattern gebildet werden. Das alles hört sich jedoch weit erschreckender an, als es in Wirklichkeit ist. Von allen potenziell gefährlichen Tieren gehören Schlangen im Grunde zu den harmlosesten. Menschen stehen nicht auf dem Speiseplan von Schlangen. Und sie haben nur wenig Interesse daran, ihr wertvolles Gift, das sie zum Beuteerwerb dringend benötigen, bei der Abwehr von Zweibeinern zu verschwenden. Schlangen verschwinden meist schon, sobald man sich ihnen auf zehn Meter nähert, denn sie spüren die Vibration des Bodens. Es gibt viele Menschen, die schon etliche Male, auch in entlegensten Gebieten Australiens, unterwegs waren und noch nie eine Schlange zu Gesicht bekommen haben. Sollte man wider Erwarten doch mal gebissen werden, ist das Allerwichtigste, Ruhe zu bewahren. Keinesfalls darf man die Wunde abbinden, aussaugen oder mit dem Messer darin hantieren. Schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Die meisten Einheimischen wissen, was zu tun ist.

Bushwalk & giftiges Getier Der engagierte Guide erklärt, wie die Schlucht entstanden ist, und führt in die Geheimnisse des Outback ein. Auf einem Bushwalk erfährt man mehr über verschiedene Bushtucker (essbare Pflanzen), Giftpflanzen und Gewächse mit Heilwirkung. Aber auch über die giftigen Tiere Queenslands. Von 165 Schlangenarten Australiens sind rund zwei Drittel giftig, und 25 gelten als gefährlich für den Menschen – einen derartigen Prozentsatz hat

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Seltenes Naturschauspiel am Outback-Himmel

Frei von jeglichem Lichtsmog gibt es im Outback Millionen von Sternen zu sehen.

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Das Städtchen Burketown am Golf von Carpentaria ist Ort eines einzigartigen Naturschauspiels. Im September und Oktober kann in den frühen Morgenstunden eine riesige zigarrenähnliche Wolkenformation am Outback-Himmel beobachtet werden, die sogenannte «Morning Glory» - benannt nach ihrer Entstehungszeit zu Tagesbeginn. Bei der «Morning Glory Cloud» handelt es sich um eine schnurgerade, scheinbar rollende Wolke von bis zu 1 000 Kilometern Länge, aber nur ein bis zwei Kilometer Höhe. Der Frontseite der Wolke gehen starke Aufwinde voran, während im hinteren Bereich der Wolke die Luft absinkt und turbulent wird. Auf diese Weise entsteht eine augenscheinliche, rollende Bewegung. Die Wolke bietet ideale Bedingungen für Segel- und Drachenflieger und ist daher zum «Wolkensurfen» besonders beliebt. Denn auf ihr können die Piloten schweben, ohne ständig nach Aufwinden suchen zu müssen.


Places to stay

Auch mitten im Outback gibt es Landebahnen.

Die fliegenden Ärzte & virtuelle Klassenzimmer Noch heute ist das riesige Outback grösstenteils unerschlossen und äusserst dünn besiedelt. Vor 1928 bedeutete eine schwere Krankheit den sicheren Tod. Seit es den Royal Flying Doctor Service (RFDS) gibt, hat sich das grundlegend geändert. Die auf der Welt einmalige Organisation ist auch heute im Zeitalter der Satellitenkommunikation so wichtig wie im Jahr ihrer Gründung. Heute werden von 17 Flughäfen aus mit 38 Flugzeugen und 376 Angestellten etwa 170’000 Patienten betreut. Pro Jahr fliegen die Piloten des RFDS über 1.2 Millionen Kilometer. Ausser den Notfalldiensten hält der RFDS regelmässig Kliniktage ab, bei denen die Bewohner der entlegenen Gegenden mit ihren kleineren medizinischen Problemen zum Arzt kommen. Doch die «Bushies», wie die Menschen im Outback häufig genannt werden, sind hart im Nehmen. Kleinere Wehwehchen werden selbst kuriert. Doch viele Outback-Bewohner haben ihr Leben den fliegenden Ärzten zu verdanken. Motorradunfälle der Cowboys der Neuzeit sorgen ebenso für Arbeit wie Arbeitsunfälle, Schlangenbisse, Geburten oder Bergwerksunglücke. Die fliegenden Ärzte können jeden noch so abgeschiedenen Ort innerhalb von maximal zwei Stunden erreichen. Die grösste Herausforderung des Outback ist also seine Abgeschiedenheit, was besondere Massnahmen bedingt, und das nicht nur in medizinischer Verpflegung. Auch im Bereich Bildung mussten sich die Outback-Bewohner

Undara Lava Lodge Un Undara Experience ist eine ganz andere Art zu Un übernachten und lässt sich mit einem normaüb len Hotel nicht vergleichen. Hier schläft man le in alten umgebauten Eisenwaggons. Durch die Lage hat man ein richtiges Wildwestgefühl. La Dementsprechend darf man natürlich keinen De Luxus erwarten. Die Abteile sind relativ klein, Lux nur wenige verfügen über ein eigenes kleines nu BBadezimmer, die meisten Besucher müssen mit der Gemeinschaftsdusche und -toilette vorliebnehmen. Dafür liegt die Lodge jedoch mitten im Undara-Nationalpark. Und das «Breakfast in the Bush» ist sehr zu empfehlen. Man läuft ein kleines Stück in den Busch und hat dort sein Frühstück rund um eine Feuerstelle, an der Tee und Kaffee gekocht werden und man sich am Feuer seinen Toast selber toastet. Mit ein bisschen Glück sieht man sogar ein paar Kängurus beim Frühstück. Am Abend gibt es häufig Bush-Poetry am Lagerfeuer. Und auch wer auf der Suche nach einem ganz besonderen kulturellen Ereignis ist, wird in Undara fündig. Einmal im Jahr findet hier «Opera in the Outback» statt. Jeden Oktober werfen sich die Besucher in Schale, um Opernmusik mitten im Outback zu geniessen. www.undara.com.au Cobbold Gorge Village Tief im Herzen der Region Gulf Savannah liegt eine versteckte Oase, das Cobbold Gorge Village. Als Unterkünfte stehen klimatisierte Cabins zur Verfügung oder ein privater äusserst sauberer und fast schon luxuriöser Campingplatz. Ein Highlight bildet sicher der Infinity-Pool mit schwimmender Bar inmitten der trockenen Landschaft des Outback. Das freundliche Personal und gut informierte Führer machen den Besuch unvergesslich. Wer nur wenig Zeit hat, kann sogar mit dem Flugzeug anreisen. Ganz in der Nähe des Village befindet sich eine Landebahn. www.cobboldgorge.com.au

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einiges einfallen lassen. So entstand beispielsweise die die School of Distanz Education – eine Fernschule. Hier unterrichten Lehrer Kinder auf abgelegenen Farmen, und zwar per Funk und Internet. Im Outback herrscht also das virtuelle Klassenzimmer. Die Schule hat zirka 170 Schüler bis zur zehnten Klasse in einem Einzugsgebiet, das grösser ist als Deutschland. Zusätzlich zum Funk- und Internetunterricht erhalten die Kinder alle zwei Wochen ihre Lerneinheiten e per Post, aauch Schularbeiten werden aauff diesem au diese Wege korrigiert. Doch s einsam eins so und abgeschieden das Leben iim Outback auch erscheint, nehm Sie sich Zeit, mit Einheinehmen misch Kontakt aufzunehmen. mischen Am besten in einem der unnachahmlichen Str Strassenpubs, Treffpunkt für die weitverstreut weit Wohnenden, hier lernt man einen ganz eigenen Mens Menschenschlag kennen. Denn auch we wenn die «Bushies» oft Hunderte von Kilometern auseinander leben, sind sie gesellige gesel Leute.

NICE TO KNOW !!! Anreise: Ein Flug von Europaa nach Australien dauert zwischen 19 und 25 St Stunden d - jje nachh Route und Zwischenstopps. Die beiden wichtigsten internationalen Flughäfen in Queensland sind Brisbane und Cairns. Singapore Airlines fliegt täglich über Singapur nach Brisbane und dreimal wöchentlich auch nach Cairns. Der Flug dauert zwischen 19 und 21 Stunden. www.singaporeair.de Rodeo-Schule: Im Outback von Queensland hat Australien seine erste Rodeo-Schule eröffnet. Die Mount Isa Rodeo School bietet Kurse im Bullenreiten sowie Reitkurse mit Wildpferden - den sogenannten «Broncs» - an. Schüler erhalten zunächst eine Einführung ins Rodeo. Nach der Theorie folgt die Praxis - zunächst auf Trainingsgeräten, später direkt auf Bullen und Pferden. www.isarodeo.com.au/rodeo-school

Die Aussies und das liebe Vieh. Das Cowboyleben im Outback.

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Ein Tanz gefallig? Der Tanz spricht eine universelle Sprache. Während das Tanzen wie zum Beispiel auf Bali zur Kultur gehört, wird es an anderen Orten einfach so aus Lust und Freude am Leben praktiziert. Bei einem Tanz lässt es sich gut abschalten und auf andere Gedanken kommen. Ob Line-Dance auf der Country Music Cruise, Hula tanzen auf Hawaii, balinesischer Kulturtanz auf Bali oder Tanzkurse auf Kuba oder in der Karibik – hier gibt es etwas für jeden Geschmack.

Line-Dance mit Sigi Strahm

Nach zwei erfolgreichen Kreuzfahrten geht die Country Music Cruise im Herbst 2016 in die dritte Runde. Das neue Schiff bietet noch mehr Platz und Unterhaltung. So sorgen neben bekannten Grössen aus den USA erneut Schweizer Acts für Stimmung. Die Line-Dance-Lehrerin Sigi Strahm aus der Schweiz wird zum zweiten Mal dabei sein und mit ihren Line-DanceKursen für Spass und gute Laune sorgen. Ausserdem werden auf der Route spannende und sehenswerte Destinationen in Griechenland, Italien und der Türkei bereist. Auf geht’s: Stiefel anziehen und tanzen wie im Wilden Westen! Auf einer achttägigen Kreuzfahrt auf dem 31/2 -Sterne-Schiff «Celestyal Crystal» wird das Tanzbein nach Country-Klängen geschwungen. www.hotelplan.ch

Tanz statt Sauce

Havanna, die 500-jährige Stadt und UNESCO-Weltkulturerbe, hat eine bewegte Geschichte und strahlt ­deshalb eine ganz eigene Atmosphäre aus. In dieser Stadt, mit über zwei Millionen Einwohnern die grösste Metropole der Karibik, widerspiegeln sich alle Abschnitte der turbulenten Inselgeschichte. Nirgendwo in Lateinamerika findet man so viele schöne Bauwerke aus der Kolonialzeit. In der Altstadt «La Habana Vieja» werden Paläste, Wohnhäuser und Kirchen sorgfältig erhalten ebenso die Festungen rund um den Hafen. Nebst vielen Sehenswürdigkeiten wird Kuba unter anderem mit dem rhythmischen Salsa, Cha-Cha-Cha oder Mambo in Verbindung gebracht. Reisende entdecken hier Tanz statt Sauce! www.travelhouse.ch

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Ein Hauch balinesischer Kultur

Feriengäste können sich hier verwöhnen lassen! Die wunderschönen Spas von Bali bieten exotische Klänge, aromatische Düfte und eine zauberhafte Umgebung. Inmitten prächtiger Reisterrassen und über tiefen Schluchten liegt Balis kulturelles Zentrum Ubud. Trotz starker Kommerzialisierung hat die Region einen ganz eigenen Charakter mit magischer Ausstrahlung bewahrt. Unzählige Kunstgalerien, Handwerksstätten, Tanz- und Yogaschulen säumen die Strassen. Ein mehrtägiger Aufenthalt lohnt sich auf jeden Fall. Hier kann balinesische Kultur, welche von Tanz geprägt ist, entdeckt werden. www.travelhouse.ch

Tanzkurse in der Karibik Auf St. Lucia finden Naturliebhaber, Kulturinteressierte und aktive Urlauber eine Vielfalt an Ausflugszielen inmitten einer tropischen Landschaft. Regenwald im Landesinneren, Puderzuckerstrände an den Küsten und dazwischen viel unbeschwerte Lebensfreude, die unter anderem auch durch Tanz zum Ausdruck gebracht wird. Auf St. Lucia wird so mancher Ferientraum wahr! www.globusreisen.ch

Hula tanzt sich auch ohne Reifen Die exotische Inselgruppe Hawaii, die sich 3 000 km vor der Westküste im Pazifik sonnt, hat alles, was zu einem Ferien- und Erholungsparadies gehört: glasgrünesWasser in stillen, romantischen Buchten und Lagunen. Rauschende Palmen an schneeweissen Traumstränden. Immergrüne Regenwälder, fruchtbare Felder und liebenswürdige Bewohner, die grossen Wert auf ihre Kultur legen. Einige mögen sich wahrscheinlich noch an den Hula-Hoop-Reifen aus der Kindheit erinnern. Hula steht für hawaiianischer Tanz – diesen können Reisende auf Maui lernen, auch ohne Reifen. www.hotelplan.ch

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Reisen in die Vergangenheit Schätze der Menschheit in Kleinasien Die Türkei ist ein Land voller Geschichte und Schätzen. Von den besonderen Momenten erzählen die insgesamt 15 Weltkulturerbe-Stätten der UNESCO. Hier lassen sich vergangene Kulturen, ihr Wille und ihre Kunst noch eindrücklich erleben. Autor Reto Sauer

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ie Reste der Stadt, deren Untergang in der Illias und der Aeneas besungen wurde, hat der deutsche Archäologe Schliemann entdeckt, indem er den Gesang wörtlich nahm. Umgeben von monumentalen Grabhügeln, prähistorischen Friedhöfen, antiken Siedlungen, liegen die Überreste Trojas inmitten einer authentischen Landschaft. Die Stadt an den Dardanellen war schon in der frühen Bronzezeit eine der bedeutendsten Städte der Welt. Die 23 Teile der Stadtmauer samt elf Toren, Steinrampe und Reste der Verteidigungsanlage zeugen von den Sicherungsbemühungen. Die Unterstadt, die ausserhalb der Zitadelle lag, reicht weit in die Vorgeschichte zurück.

Historische Ruinen Anders als Troja war die Existenz der Hethiter bis ins 19. Jahrhundert vergessen. Bis zu ihrem Untergang 1178 v. Chr. war ihr Reich gross, militärisch bedeutend und einflussreich. Die Ruinen der ehemaligen Hauptstadt Hattusa liegen etwa 170 km östlich von Ankara am Rande des anatolischen Hochlandes. An der Grabungsstätte kann man noch Tempel, reiche Häuser und die Befestigungsanlagen erkennen. Die Stadt betrat man durch eines der prachtvollen Tore. Das Löwentor im Südwesten und das Königstor im Südosten tragen ihren Namen wegen ihrer Verzierungen. Die Stadtmauer war mit über hundert Wachtürmen befestigt, und in den Tempelanlagen vermitteln die erhaltenen Reliefs den Geist einer vergangenen Zeit. Im Südwesten Anatoliens liegen die Überreste der einstigen Hauptstadt Xanthos und der Kultstätte Letoon von Lykien. Die Lykier, die Kleinasien zur Eisenzeit besiedelten, hatten eine eigene Sprache, Schrift und Kultur. Bis Alexander der Grosse das Reich eroberte, standen sie

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in regem Kontakt mit den damaligen Zivilisationen. Sie waren für ihre Begräbniskultur berühmt, deren steinerne Sarkophage und Säulengräber noch heute beeindrucken. tadtstrukturen von Xanthos sind noch gut zu Die alten Stadtstrukturen erkennen, und so kann man von der Akropolis zum Theater, an denn Festungswällen zur Zitadelle über die tätten bis zur Agora spazieren. In Begräbnisstätten en Tempelbezirk Letoon stehen dem heiligen empel von Leto, Artemis und die drei Tempel d das Nymphäum. Dort stehen Apollo und mten dreisprachigen Tafeln. die berühmten Im Süden Anatoliens zeugen zwei Hügel von der frühen Menschheitsgeschichte. Die Überreste reichen ngsteinzeit von 7 400 aus der Jungsteinzeit bis 6 200 v. Chr. bis hin zur Kupfersteinzeitt bis 5 200 v. Chr. n noch heute von und zeugen cklungseifer und dem Entwicklungseifer tschaffen unserer dem Kunstschaffen Vorfahren. Die Ausgrabungsstätte von Çatalhöyük haben elungsschichten 18 Besiedelungsschichten fördert, die die zutage gefördert, ng von früher BeEntwicklung in zu den ersten siedlung hin turen nachvollStadtstrukturen achen. Ohne ziehbar machen. atten die HäuStrassen hatten ser einen Eingang über das Dach. Aus der Jungsteinzeit malereien, Skulpsind Wandmalereien, turen und andere Artefakte gefunden worden.


Die Selimiye-Moschee ist auch im Inneren ein Meisterwerk.

Die Kultur der Lykier endete mit der Eroberung Xanthos durch Alexander.

Antike Völker Der Hafen ist längst versandet, und die Bewohner sind umgezogen. Die beeindruckenden Überreste der einstigen Grossstadt Ephesus, die mit dem Artemis-Tempel eines der sieben Weltwunder beherbergte, ziehen noch heute unzählige Besucher an. Nach tausendjähriger Besiedlungsgeschichte kam die Stadt unter römischer Herrschaft zur Blüte. Die gut erhaltenen römischen Villen mit ihren Wandbemalungen versetzen einen ebenso in die Vergangenheit wie die alte Hafenstrasse, an der die Bibliothek von Celsus und das grosse Theater liegen. Vor der Stadt stehen die Überreste der Johanniskirche, die über dem Grab von Johannis errichtet worden war. Bergama, das man auch unter dem Namen Pergamon kennt, gilt als Meisterwerk der antiken Stadtplanung. Die Überreste schmiegen sich an den Hügel Kale über dem Fluss Bakırçay. Die Attaliden wollten an der türkischen Ägäis ein wichtiges politisches Zentrum für Wissenschaft und Kultur schaffen. Die Stadt verfügte über ein steiles Theater, ein Gymnasium über drei Terrassen, eine lange Stoa, einen grossen Altar und gipfelte in der wehrhaften Akropolis. Die Römer erweiterten die Stadt um ein Amphitheater, Aquädukt und Serapeum. Später modernisierten die Osmanen die Stadt und bauten Moschee, Bäder und weitere Wasserleitungen und verwendeten die vorhandene Infrastruktur nach ihren Zwecken.

Die Kalkbecken von Pamukkale, ein mineralisches Wunder der Natur, bilden eine faszinierende Landschaft, in der man sich entspannen kann. Das wussten auch schon die Herrscher von Pergamon, die Attaliden, und liessen sich hier 200 v. Chr. das Thermalbad von Hierapolis errichten, von dem heute noch die Bäder, Tempel und Monumente zu sehen sind. Die Quelle liegt 200 Meter über der weiten Ebene von Cürüksu und fliesst in die weissen Becken, die Baumwollpalast genannt werden. Für die Besucher hat man neben den natürlichen Becken künstliche geschaffen, in dem das Baden wieder möglich ist. An den Gipfeln des östlichen Taurus-Gebirges liess sich König Antiochos I. (69 – 34 v. Chr.) ein Grabmal von gigantischem Ausmass bauen.

Die Monumentalgrabstätte auf dem Berg von Nemrut Der Grabhügel auf über 2 000 Metern hat einen Durchmesser von 145 Metern und ragt 50 Meter in die Höhe. Der Hügel ist von drei Terrassen eingefasst, auf denen fünf riesige Götterstatuen in die Landschaft blicken. Die grossen Köpfe von Löwen und Adler sind heute auf tiefere Ebenen gefallen, auf der zwei Säulenreihen stehen. Jede von ihnen erinnert an die Vorfahren des Antiochos.

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Die Hauptstrasse von Ephesus führt zu der Bibliothek von Celsus.

Am oberen Tigris liegt die befestigte Stadt Diyarbakır, die seit der Antike über die Osmanen bis heute bedeutend ist. Die Festung mit der dazugehörigen Stadtmauer und den eingeschlossenen Hevsel-Gärten lohnen den Besuch des Süd-Ostens. Die 5.8 km lange Stadtmauer ist durch unzählige Tore, Türme und Vorbauten wehrhaft und andauernd erweitert worden. 63 Inschriften zeugen von den verschiedenen Perioden. Die Festung aus Basalt ist eine der grössten und besterhaltenen Festungen der Antike.

Osmanen Nach der Gründung des Osmanischen Reiches wurde im Nordwesten, an den Hängen des Uludağ, eine neue Hauptstadt gebaut. Bei Bursa liegt Cumalıkızık, das eindrücklich von den Anfängen des neuen Reiches erzählt. Fünf Sultane liessen je eine Külliye bauen, die zum Zentrum der neuen Stadt wurden. Eine Külliye ist eine Stiftung, die als religiöser und sozialer Raum gedacht ist. Neben Moschee, Madrasas, der Schule, gibt es Hamams, öffentliche Bäder, Suppenküchen, Heilanstalten und Gräber. Es war die erste Stadt, die ausserhalb der klassischen Strukturen mit Stadtmauer und historischem Kern gebaut und die mit ihren innovativen und genialen Anlagen für weitere Städte prägend wurde. Sinan war der wohl beste und berühmteste Architekt des Osmanischen Reiches, und in Edirne, im äussersten Westen des Reiches, liess er sein Meisterwerk erbauen. Noch heute beherrscht die Selimiye-Moschee samt dem anschliessenden Komplex die Skyline von Edirne. Der Sakralbau mit den vier schlanken Minaretten besticht durch seine Formvollendung. Der harmonische Gebäudekomplex umfasst neben der Moschee eine Madrasa, einen überdachten Markt, einen Uhr-Turm, den Hof und eine

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Bibliothek, die nach den Regeln der Handwerkskunst geschmückt ist. Das Innere verzieren die Iznik-Fliesen mit ihren prächtigen Ornamenten. Am anderen Ende der Türkei steht die grosse Moschee von Divriği mit dem angeschlossenen Krankenhaus, das die Geschichte des frühen Osmanischen Reiches erzählt. Nachdem Ahmed Shah 1071 die Byzantiner bei der Schlacht bei Malazgirt geschlagen hatte, gab er die Moschee in Auftrag. Das achteckige Dach mit seinen Gewölben wird im Inneren von vielen geschmückten Säulen getragen. Über der Mihrab (Gebetsnische) ragen zwei spitze Türme in den Himmel, und im Zentrum öffnet sich die Decke zu einer flachen Kuppel. Die fünf Schiffe, die prachtvoll bearbeitet sind, zeugen vom Können der Handwerker. Das Krankenhaus besticht durch die Decken und mit seinen Portalen. Die drei Tore sind individuell und kunstvoll gestaltet. Das Innere ist hingegen schlicht und funktional. Heute ist Safranbolu eine pittoreske Kleinstadt, die bis zum Siegeszug durch die Lokomotive ein wichtiges Zentrum für den Karawanenhandel war. Noch heute kann man die typische Stadt des Osmanischen Reiches erleben. Doch sind die Gebäude durch den Reichtum, den die Karawanserei brachte, besonders prächtig. Zwischen den Fachwerkhäusern erzählen die drei historischen Viertel ganz eigene Geschichten. Das Handelsquartier Çukur liegt in der Unterstadt zwischen zwei Flüssen und wächst um den zentralen Marktplatz. Durch Bağlar und Kıranköy schlängeln sich die Strassen und eröffnen an jeder Biegung neue Perspektiven. Die Fachwerkhäuser haben zur Strasse hin keine Fenster, sodass man sich von Gartenanlagen umgeben wähnt. Die alte Moschee, das alte Bad und die Süleyman Pasha Madrasa wurden 1322 gebaut.


Schmelztiegel am Bosporus Istanbul ist ein Schmelztiegel der Kulturen und auch die heimliche und inoffizielle Hauptstadt der Türkei. Römische Kaiser sowie osmanische Sultane hinterliessen nach fast zweitausendjähriger Herrschaft beeindruckende Bauwerke, die der heutige Besucher auf seinen Streifzügen durch die Millionenmetropole entdecken kann. Autor Reto Sauer

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ärchenhaft und geheimnisvoll ragen die weltberühmten Kuppeln und Türme von Istanbul in den Himmel. Die Meerenge, die die Stadt am Bosporus durchschneidet, bildet die natürliche Grenze zwischen Europa und Asien. Wer Zeit hat, kann mit den grossen Passagierschiffen übersetzen und den fantastischen Blick auf die Ufer geniessen. Durch die belebten Strassen und Gassen mit den Cafés, die zum Pausieren einladen, lohnt der Weg über die Galata-Brücke. Nachdem die ursprüngliche Holzbrücke vor langer Zeit abgebrannt ist, ist die neue ihrer Vorgängerin nachempfunden. Autos und Trambahnen verstopfen die obere Etage, doch gibt es ein Stockwerk tiefer Cafés und Imbiss-Buden, die einen den Trubel vergessen machen. Die zahlreichen Fischer, die von früh bis spät die Geländer in Beschlag nehmen, stehen für die gemütlichen Momente der Stadt ein. Das Galata-Viertel überragt der Turm. Die Genuesen hatten ihn im 14. Jahrhundert erbaut, und von ihm aus hat man heute noch einen weiten Blick über die Türme und Minarette der Stadt.

Leben heute und gestern Lebhaft, lebhafter, am lebhaftesten – ist wohl die beste Umschreibung İstiklâl Caddesi. Die Fussgängerzone mit ihrem nostalgischen Tram bildet das pulsierende Zentrum Istanbuls. Ausser am Morgen, bevor die Geschäfte ihre Türen öffnen, ist hier immer eine grosse Menschenmenge anzutreffen. Mitten drin bimmelt die auf und ab fahrende Strassenbahn, die sich durch den

gesamten Stadtteil von Beyoglu zieht und auf die jeder aufspringt, der nicht mehr laufen möchte. Hinter dem Trubel geht es in die Gassen, die sich an die Hügel schmiegen und die mit ihren kleinen Läden zum Erkunden einladen. Sultanahmed ist das Zentrum der Macht seit der byzantinischen Herrschaft und ein «Muss» für jeden Besucher. Der Hagia Sofia gegenüber liegt die imperiale Sultan Ahmet- oder Blaue Moschee, die mit ihren sechs Minaretten die beeindruckendste Moschee der Stadt ist. Die Hagia Sofia war bis zur Eroberung Istanbuls die grösste und prächtigste Kirche der Welt. Hier geht es auch in die antiken Wasserspeicher, die Cisterna Basilica, die in ihrem Ausmass und Schönheit einem den Atem raubt. Wenige Schritte daneben steht der Topkapı-Palast. Hier erhob sich einst der kaiserliche Palast Konstantins, der aber mit dem Zusammenbruch des Reiches zerfiel. Nach der türkischen Eroberung wählte Mehmet II. zuerst das heutige Universitätsgelände als Standort für seinen Palast, bevor er sich dann entschied, den Palast wieder aufbauen zu lassen. Das weitläufige Palastgebäude spricht noch immer die prachtvolle Sprache des Osmanischen Reichs. Kein Wunder, dass die Altstadt UNESCO-Kulturerbe ist. Doch lässt es sich abends auch in Kadiköy prächtig essen und amüsieren. Warum also nicht mit dem Schiff nach Asien übersetzen. Die Strassen sind voll von Menschen, Stühlen, Tischen, Lärm und Duft. Mit vollem Bauch lässt es sich hier auch ausgezeichnet Musik hören oder Tanzen gehen.

Die Hagia Sofia prägt die Skyline des historischen Zentrums Istanbuls.

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Wanderland Kappadokien Das Herzstück Zentralanatoliens ist Kappadokien, eine märchenhafte Landschaft aus erodiertem Tuffgestein. Felsenkegel aus Tuffstein ragen wie riesige Pilze in die Höhe und bilden kleine Täler, die Schatten spenden, und geisterhafte Landschaften. Was liegt näher, als diese verwunschene Landschaft zu erwandern. Autor Reto Sauer

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ie Felsen, die wie Pilze gegen den blauen Himmel ragen, nennen die Einheimischen «peri bacları», Feenkamine, und sie verzaubern den Besucher. Die Felsformationen entstanden durch heute erloschene Vulkane, deren Lavaströme weite Teile des Hochlandes bedeckten. Sie durchziehen die Landschaft und bieten dem Wanderer spannende Aus- und Einblicke. Schon vor vielen hundert Jahren schufen sich Menschen hier eine Heimat. In den weichen Tuffstein schlug man sich seine Behausung, und so kann man an Felsen und Wänden ehemalige Wohnräume entdecken und erkunden. Die vielen Täler, die das Land durchziehen, bieten auf Wanderungen Schutz vor der brennenden Sonne.

In und um Göreme Göreme, zehn Kilometer von Nevsehir entfernt, ist ein Touristenzentrum und bietet sich als erster Ausgangspunkt für Touren an. Das Dorf gilt als Zentrum des Glaubens, da sich hier die frühen Christen niederDie bizarren Felsformationen verzaubern die Landschaft Kappadokiens.

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gelassen und sich neben Wohnungen auch prächtige Kirchen in dem weichen Gestein erschaffen hatten. Um das Dorf herum ziehen sich Schluchten, die den Weg weisen. Die Bağlıdere-Schlucht führt nach Uçhisar, wo es die alte Festung zu bestaunen gibt, die zu oströmischer Zeit das Land beschützte. Von der Trutzburg aus reicht der Blick über ganz Kappadokien. In der Taubenschlagschlucht, der Liebesschlucht und der Kılıçlar-Schlucht, die unmittelbar um Göreme liegen, taucht man tief in den Zauber der Landschaft und in die Menschheitsgeschichte ein. Hier findet sich die grösste Konzentration von Felsenkapellen und -klöstern in Kappadokien. Vom 9. Jahrhundert an wurden in den weichen Vulkantuff etwa 30 Kirchen gemeisselt, von denen viele kunstvolle byzantinische Fresken aufweisen. Das Highlight Göremes ist das UNESCOWeltkulturerbe, das als Freilichtmuseum zu besuchen ist. Von Avcılar aus kann man es durch eine Schlucht und über ein trockenes Flussbett zu Fuss erreichen. Von den zwölf Kirchen des Freilichtmuseums stechen


Das schroffe Terrain wurde von verloschenen Vulkanen geschaffen.

zwei besonders heraus. Die Elmalı-Kirche mit ihren in Tuff gehauenen neun Kuppeln, die von prächtigen Fresken geschmückt sind, hat einen Kreuzfundriss und drei Apsiden. Die «dunkle Kirche» Karanlık weist nur ein kleines Fenster auf, sodass die original Farben der Fresken noch heute leuchten.

Höhlen und Berge

(1 700 m) bieten sich für Tagestouren an. Auf Ersterem liegen bei dem Dorf Yeçilöz die Ruinen der Stadt Sobesos, auf über 12’000 Quadratmetern. Neben den Überresten der Stadt finden sich Grabhügel und ein fantastisches Panorama. Vom Hırkadağı aus kann man bei dem einmaligen Blick auf den Kızılırmak, den roten Fluss, pausieren, bevor es wieder hinab in die Schluchten und Täler geht.

Für einen Tagesausflug lohnt sich der Weg in eine der unterirdischen Städte. Unter Derinkuyu und Kaymaklı, zwei unscheinbaren Dörfern, verstecken sich zwei dieser grossen Wunder. Der Abstieg durch den versteckten Eingang führt in die weiten Tiefen. Unter Derinkuyu liegen acht bislang freigelegte Etagen. Die Gänge konnten durch Verschlusssteine gesichert werden, und für die Belüftung gibt es eigene Tunnelsysteme. Bis zu 85 Metern reicht die Stadt unter dem Dorf in die Tiefe, die bis zu 20’000 Menschen Zuflucht bietet. Die Anlage umfasst Wohnungen, Speicher, Ställe, Kirchen und Klosterteile, sodass das gesamte Leben bei Gefahr über lange Zeit unter die Erde gelegt werden konnte. Wenn man höher hinaus will, dann lohnt sich die Besteigung des Hoduldağı, des Hırkadağı oder der beiden erloschenen Vulkane Hasandağı und Erciyes. Die beiden Vulkane sind für die besondere Landschaft Kappadokiens mitverantwortlich. Mit ihren 3 912 m sollte man für die Erklimmung zwei Tage einrichten. Ein Bergcamp schützt nachts vor der Witterung. Die weniger hohen Hoduldağı (1 950 m) und Hırkadağı

Einer der vielen Höhepunkte abseits von Göreme ist die Ihlara-Schlucht, die sich über 14 km von Ihlara nach Selime schlängelt. Die Steilwände ragen teilweise bis zu 150 Meter hoch in den Himmel. Entlang der Schlucht sind auch hier zahllose Behausungen, Gräber und Kirchen zu sehen, die in den Stein gehauen wurden. In der Schlucht befinden sich insgesamt 105 Kirchen, da die Stille und Abgeschiedenheit des Orts den Mönchen als Refugium dienten. Durch die auf 1 770 Metern liegende Klosterschlucht Güzelyurt fliesst ein schmaler Bach, an dessen Ufern Weiden wachsen. Von der Kızıl Kilise, der roten Kirche, wandert man bis zu einer der unterirdischen Städte und der grossen Kirchenmoschee. Für Abwechslung sorgen Abstecher zu den Wasserfällen von Kapuzbaçı, die in sieben Kaskaden in die Tiefen stürzen und deren Schmelzwasser für die wohlverdiente Abwechslung sorgen, und ins Vogelschutzgebiet Sultansazliği. In dem Sumpfgebiet tummeln sich 212 Vogelarten wie Pelikane, Rallen und Fischreiher. Kappadokien hat viel zu bieten.

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Das idyllisch gelegene Marmaris im Golf von Gökova.

Mit dem Velo über Stock und Stein Die Perle der türkischen Ägais ist die Halbinsel Bozburun, auf der sich Entspannungs- und Aktivurlaub aufs Beste verbinden lässt. Die Buchten mit den träumerischen Stränden laden zum Baden und das Hinterland mit seinen Wäldern und Bergen zu Erkundungen mit dem Velo. Über Stock und Stein und ausgebaute Strassen und Wege erlebt man die eindrückliche Landschaft samt bezaubernder Natur aus nächster Nähe. Autor Reto Sauer

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underte Buchten liegen bei Marmaris und gönnen dem Besucher die wohlverdiente Entspannung und Erholung. Seit Jahrhunderten ist die Küstenregion der Halbinsel für ihren Himmel berühmt, der glückliche Menschen bescheint. Marmaris selbst war früher ein wichtiger Hafen und ist heute ein gut erschlossenes Urlaubsparadies. In den alten Gässchen flaniert man auf Pflastersteinen und kehrt in einem der Restaurants ein, in denen sich die Aromen des Mittelmeers mit denen aus Anatolien vermengen. Die wiederaufgebaute alte Festung, die Jonians 334 v. Chr. erbauen liess und die Alexander der Grosse erweiterte, laden ebenso zum Besuch wie die alte Karawanserei, in der sich kleine Läden angesiedelt haben. Inmitten der Hügel und Wälder der Halbinsel lassen sich auch die antiken Ruinen erkunden, die von der langen Geschichte der Besiedelung erzählen. Schon 600 vor Christus waren es die Karer, die Physkos an dem heutigen Marmaris gründeten. Am Westzipfel der Insel liegen unter anderem die Ruinen von Knidos, Phoenix und Loryma, bei Marmaris locken die Überreste von Euthena auf einen Besuch.

Ab in die Natur Der Golf von Marmaris lädt zu langen Bootstouren und ausgedehnten Strandpassagen ein. Hier brechen sich die

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Wellen an makellosen Ufern und steilen Klippen. Ausserhalb der Ortschaften steht die Natur unter besonderem Schutz, die so zu der unberührtesten im gesamten Mittelmeerraum zählt. Die zerklüfteten Felsen, die Berge mit ihren Tälern und das schattige Grün bieten beste Erkundungsmöglichkeiten mit dem Velo. Auf den asphaltierten Strassen, den befestigten Wegen und durch die Waldtracks lässt sich die Halbinsel mit ihren verborgenen Schätzen ausgezeichnet erkunden und bietet für jeden Sportstyp etwas. Die weiten Kieferwälder bieten Schutz und Schatten und schwängern die Luft mit ihrem Duft. In den wilden Kalksteinformationen wachsen auch Olivenhaine und Sandelholzbäume, die nicht nur den wilden Ziegen, sondern auch Luchs, Wildschwein und Bär Heimat bieten.

Von entspannt bis sportlich Für jeden Pedalisten gibt es hier kurze und lange Touren zu bewältigen. Der kurze Abstecher in das nah an Marmaris gelegene Naturschutzgebiet «Marmaris Milli Park» führt zuerst durch den Wald aus Amberbäumen und dann weiter auf die «Pradies-Insel», eine Halbinsel. Hier gibt es eine riesige Tropfsteinhöhle zu erkunden. Im Sommer lebt die Unterwelt nicht nur durch ihre Stalagmiten und Stalaktiten, sondern auch


Von den Bergen aus belohnt die Aussicht für den Aufstieg.

durch die Schmetterlinge namens «Russischer Bär». Etwas weiter ist die Strecke zum Golf von Sömbeki, der auf der anderen Seite der Landzunge liegt. Hier sind Buchten wie Küfre, Tuzla oder Ayın, in denen Jachten gerne haltmachen. Wer nicht nur durch die angenehm warmen Täler fährt und mittlere Anstiege nicht scheut, kommt bald zu atemberaubenden Aussichten. Der weite Blick auf Marmaris, alte Ruinenstädte oder paradiesische Buchten, die zu Pausen einladen, belohnt für die leichte Anstrengung. Nimmt man sich die Zeit zu sportlichen Tagestouren, liegen einem alle Schätze der Halbinsel zu Füssen. Mit dem Mountainbike erfährt man nicht nur die Ruhe der Berge und Wälder, sondern kann auch Perlen der Natur entdecken und dort pausieren. Yedi Adalar, die Bucht der sieben Inseln, gilt als eine der schönsten der Türkei und lädt zu einem langen Bad ein. Downhill-Liebhaber lockt Gökova. Hier belohnen schnelle Abfahrten für den Aufstieg samt dem weiten Blick über die Ägäis.

Klima

Bei Söğüt weiter im Westen von Bozburun ändert sich die Landschaft eindrücklich. Die ehemals griechische Kolonie hatte hier einen Handelshafen und dient noch heute den Schiffen zum Halt. In den Hügeln vermischen sich die Zeitschichten. Moderne Häuser und alte Steinhütten, Ruinen und Feigenbäume, unter denen Esel den Schatten geniessen, bieten die passende Kulisse für das einmalige Panorama auf das Meer. Für die nötige Energie sorgen der aromatische Ziegenkäse und Gebäck aus dem sättigenden Johannisbrotbaum. An den pittoresken Küstendörfern lohnt es sich haltzumachen und den Sonnenuntergang bei einem der feinen Fischgerichte zu geniessen.

Orhan Pamuk ist der derzeit international bekannteste Autor der Türkei. Sein Buch «Istanbul. Erinnerungen an eine Stadt» ist eine Liebeserklärung an die besondere Stadt am Bosporus, ihre Geschichte und vor allem ihre Bewohner. Hüzün, «das Gefühl, mit dem sich im letzten Jahrhundert Istanbul und seine Bewohner auf intensivste Weise infiziert haben», durchzieht die Seiten und öffnet die Blicke des Besuchers auf ein anderes Istanbul. Orhan Pamuk erhielt dafür 2006 den Literaturnobelpreis.

Die Zeit von April bis November gilt für die gesamte Türkei als beste Reisezeit. Für den Besuch der Marmara-Region und der Schwarzmeerküste empfiehlt sich der Hochsommer. Im Juli und August wird es in der Zentraltürkei, im Süden und Südosten heiss. Istanbul kann als StädtereiseDestination das ganze Jahr über besucht werden.

Anreise Aus der Schweiz kann man ab den Flughäfen Zürich, Basel und Genf direkt in die Türkei fliegen. Die Fluggesellschaften Turkish Airlines, Swiss, SunExpress, Pegasus Airlines und Air Berlin bieten entsprechende Linienflüge an. Während der Badeferienzeit werden viele Charterflüge nach Antalya, Bodrum und / oder Dalaman angeboten. Die Flugzeit beträgt drei bis vier Stunden. Wer gerne Zug fährt, hat die Möglichkeit, via Wien, Budapest und Belgrad nach Istanbul zu reisen. Die Reisezeit beträgt allerdings 45 Stunden!

Über die Türkei

Weitere Informationen www.tuerkeitourismus.ch | info@tuerkeitourismus.ch www.facebook.com/tuerkei.tourismus

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CITY UND BEACH

TRAUMSTRÄNDE & STÄDTETRIPS

Wer die Wahl hat – Spanien hat die Qual. Städtetrip oder Strandurlaub? Man muss sich nicht immer zwischen einem von beidem entscheiden, denn Beach und City können ohne Probleme kombiniert werden. Imagine zeigt europäische Destinationen, in denen Kultur und Shopping genauso wie Relaxen am Strand möglich sind. Museum oder entspannen, shoppen oder Muscheln suchen? Eine schwere Entscheidung, wenn es um die kostbare Ferienzeit geht. Diese Städte haben tolle Strände vor der Tür. Autor GetYourGuide

Italien Ob shoppen, am Strand liegen oder historische Stätten erkunden – Neapel ist eine facettenreiche Stadt, die für jeden Reisenden etwas zu bieten hat: Wandern durch vulkanische Landschaften am Rande des Vesuvs, über Märkte schlendern oder den Tag in einer der vielen Strandbars verbringen. Nach einer neapolitanischen Pizza in einem der Cafés von Pompeji geht es zum Gipfel des Berges, der die Stadt zerstört hat. Der Vesuv ist der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland. Wer sich traut, klettert bis an die Spitze und nimmt die Atmosphäre des qualmenden Berges in sich auf – beeindruckende Aussicht auf den Golf von Neapel inklusive. Sorrent in der Provinz Neapel liegt über Steilklippen auf einer Tuffsteinterrasse an einem der spektakulärsten Punkte der kampanischen Küste. Wegen seiner Lage und dem milden Klima ist Sorrent seit Jahrhunderten ein beliebter Urlaubsort. Hier geniessen Reisende nicht nur die malerischen Buchten Marina Grande und Marina Piccola, sondern auch die Panoramasicht über Küste und Meer.

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Kroatien Die historische Stadt Dubrovnik ist ein wahres Juwel an der Adria. Von den Toren der Altstadt aus dauert es nur wenige Minuten, bis man an den ersten Traumstrand mit kristallklarem Wasser gelangt. Einen unvergesslichen Blick auf Dubrovnik gibt es von der vorgelagerten Insel Lopud. «Sunj» heisst der kleine, aber feine Sandstrand, den es dort zu finden gibt. Auf die Insel geht es mit einem der vielen kleinen Transferboote oder – für die Aktiveren – per Paddelboot. Liegestühle und Sonnenschirme können vor Ort gemietet werden. Ein Highlight von Dubrovnik sind die Stadtmauern, die den Ort über Jahrhunderte hinweg geschützt haben und das besterhaltene Befestigungssystem in Europa sind. Von dort aus haben Besucher eine einzigartige Aussicht auf den Hafen und die malerische Altstadt.

Frankreich Das mediterrane Nizza im Süden Frankreichs ist auf den ersten Blick vor allem eins: der perfekte Urlaubsort für Sonne, Cocktails und Strand. Abseits der idyllischen Meeresküste befindet sich jedoch noch viel mehr: eine charmante Altstadt, römische Ruinen, beeindruckende Kunstsammlungen und das Nachtleben der Côte d’Azur. Auf geht es in die Altstadt Nizzas, die genau zwischen dem Meer und der Innenstadt liegt. Dort angekommen, geniessen Besucher die Atmosphäre und den Blumenmarkt am «Cours Saleya». Vom Schlosshügel mit seinen hübschen Gärten und den Ruinen aus gibt es einen Panoramablick bis nach St. Tropez und auf die französischen Alpen. Um die Sonne zu geniessen, sind die Gratis-Kiesstrände der Stadt perfekt. Wer einen ganztägigen Strandtag einplant, sollte einen der 15 privaten Beach Clubs besuchen. Diese sind zwar kostenpflichtig, bieten mit luxuriösen Strandliegen, Bars, Restaurants und Lounges dafür mehr Komfort.

Spanien Barcelona ist eine der interessantesten Städte in ganz Europa mit endlosen Besichtigungsmöglichkeiten und kulturellen Angeboten. Aber das ist nicht alles. Insgesamt formen sieben Strände eine rund 4.5 Kilometer lange Küste – perfekt zum Entspannen nach einem langen Tag in der Stadt. Vorher steht aber die Erkundung Barcelonas auf dem Programm. Diese startet in der Calle Balmes im Herzen des Stadtzentrums und führt durch die Strassen von L’Eixample. Vorbei geht es an berühmten Wahrzeichen wie der Casa Batlló, La Pedrera und der Sagrada Familia. Der moderne Torre Agbar sowie der Yachthaften Port Olimpic dürfen ebenfalls nicht fehlen, bevor die Blicke über den Triumphbogen schweifen, der 1888 als Eingangstor der Weltausstellung errichtet wurde.

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Begnadet für das Schöne Vive la vie, Vivat Austria! Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt. Österreich liegt gleich um die Ecke und wartet mit kulturellen Highlights, aber auch landschaftlichen Schönheiten auf. Autor David Renner CITY & CULTURE 32 IMAGINE VOLUME 20


Die weiten Hügel des Weinlands sind wieder für ihren Wein berühmt.

n einem kleinen Land voller Kostbarkeiten sticht die Kulturlandschaft Hallstatt–Dachstein / Salzkammergut hervor. Seit Jahrtausenden besiedelt, ist es heute eine UNESCO-Welterbestätte und bezaubert den Besucher. Unter dem ältesten Salzbergwerk der Welt, einem Eingang zur Unterwelt, liegt Hallstadt am Hallstättersee in einer Pracht, dass es mittlerweile eine Kopie in China gibt. Doch die pittoreske Lage kann nur ein Auftakt sein. Auf und um den Dachstein kann man prächtig wandern, ob auf schmalen Stegen oder auf gut ausgebauten Wegen, ob abenteuerlich oder familientauglich, hier liegt auch die beliebteste MTB-Strecke Österreichs rund um den Dachstein. Das Salzkammergut ist ein Paradies für Kletterer, und wer will, kann sich bei Bad Goisern beim Rafting mit dem Wildwasser messen. Für die nötige Enspannung sorgen die Seen, die wie Sand am Meer in dieser besonderen Landschaft in Oberösterreich liegen.

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Kellnerin». Und tatsächlich strahlt Salzburg zwischen Kapuziner- und Mönchsberg mit seinem historischen Stadtkern einmalig. Kirchen und Klöster scharen sich um die Salzach, und in den Strassen und Gassen ist die Kultur zu Hause. Die erste Siedlung stammt von den Römern, und über die Jahrtausende finden sich heute Gebäude des Mittelalters, der Renaissance, des Barock, der Romanik und des Klassizismus. Salzburg bietet mehr als die Festspiele und die Mozartkugeln. Jedes Jahr gibt es über 4 000 Veranstaltungen, die zwischen Kaffees und Stadtbesichtigung das Herz erfreuen. Im Herz der Stadt locken die Prachtbauten des Dom-Quartiers zu einem Besuch. Residenz, Dom und Benediktinerkloster St. Peter bilden den ehemaligen Fürstbischofssitz und bieten neben Prunkräumen und Bildern allerlei Exponate aus der reichen Geschichte sowie wunderbare Aussichten auf die Stadt.

Prächtiges Salzburg

Zwischen Moderne und Geschichte

Der Erfolgsautor Wolf Haas beschreibt Salzburg als die Vollendung der Natur, als «funkelndes Edelsteincollier zwischen den prächtigen Brüsten einer Oktoberfest-

Um den Schlossberg mit seiner ehemaligen Festung brandet Graz. Von der Altstadt bis zum Schloss Eggenberg zieht sich das eindrückliche Weltkulturerbe,

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Das «Goldene Dachl» in Innsbruck sollte Maximilian I. kreditwürdig machen.

das Geschichte mit der Moderne verbindet. Neben dem prachtvollen Dom aus der Spätgotik, dem schon erwähnten Schloss, das als Allegorie auf den Kosmos angelegt ist, spannt sich der Bogen in die Moderne durch das Kunsthaus, das wie eine blaue Kugel in der Stadt sitzt, bis zur Murinsel, einer Stahl-Glas-Konstruktion inmitten des Flusses. Hier lässt es sich prächtig bummeln. Kleine Läden und Boutiquen laden zum Stöbern ein, und für die Abwechslung gibt es das Umland. In der Lurgrotte kann man in die Unterwelt aus Stalagmiten und Stalaktiten absteigen oder man steigt in der Bärenschützenklamm über 164 Holzbrücken und -leitern an tosenden Gewässern vorbei in die Höhe. Etwas gemütlicher lädt die Schlösserstrasse zur Besichtigung von 19 Anlagen im Südosten Österreichs, und zu Beginn lassen sich auf Schloss Eggenberg die 24 Prunkräume durchschreiten, die mit ihren 500 Deckengemälden den Nacken steif werden lassen.

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Herz der Alpen Umringt von den stattlichen Bergen, die den Wintersportlern Heimat bieten, liegt die Wahlheimat des immer klammen Kaisers Maximilian I. Noch heute strahlen die Schindeln des «Goldenen Dachl» über Innsbruck, um von seiner Liquidität zu zeugen. Er selbst liegt in der Hofkirche, umringt von 28 Bronzestatuen, weshalb die Einheimischen sein Grabmal auch «Schwarze Mander» nennen. Die mittelalterliche Geschichte der Stadt, die als Herz der Alpen gilt, scheint noch an vielen Ecken und Enden durch. Am eindrücklichsten wacht das Schloss Ambras auf 635 Metern über die Stadt. Heute beheimatet die Wehranlage ein Museum und gigantische Grisaillemalerei al fresco. In der Stadt selbst spielt nicht nur das Leben, sondern auch die Rokkokofassade der Hofburg. Ein Museum strahlender Art ist die Kristallwelt von Swarovski. Aus Tausenden der Glassteine sind hier Landschaftsskulpturen geformt, die transzendent strahlen. Handfester lohnt


Der Blick auf Salzburg: Im Vordergrund das Dom-Quartier

die Auffahrt mit der Nordkettenbahn, die von Zaha Hadid entworfen wurde, in das hochalpine Gelände.

Trauben, Wein und Köstlichkeiten Wie der Phönix aus der Asche hat sich der österreichische Wein aus dem Frostschutzmittel zum Nektar für Götter erhoben. Die grösste Anbauregion ist das sogenannte Weinviertel in Niederösterreich. Zwischen Thaya, March und Donau wächst die Gaumenfreude und prägt Land und Leute. Hier lässt es sich vorzüglich zwischen den Reben von Winzer zu Winzer wandern oder Velo fahren, um das Gut zu verköstigen. Mancherorts sieht man noch die historischen Kellergassen, in denen früher der Wein gelagert wurde oder man entdeckt die gut versteckten Hüterhütten, von denen aus die reifen Trauben gegen Stare und Räuber geschützt wurden. Im Herbst feiert man hier ausgelassen seine Erzeugnisse und bietet dem Besucher ein offenes Ohr und ein volles Glas.

Die «Schwarze Mander» in der Hofkirche

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Hochkultur im Steinbruch

© Fasnachtskomitee Nassereith

© Schneider

© Renee del Missier

Der Neusiedler See im Burgenland ist in der warmen Zeit Gastgeber verschiedener Musikfestivals. In dem Steinbruch am grössten Steppensee Europas wird nächsten Sommer in der einzigartigen Kulisse wieder gespielt. Gaetano Donizettis romantische Komödie «Der Liebestrank» wird lockerleicht das Publikum erfreuen, oder man erlebt die Passionsspiele der Pfarrgemeinde St. Margarethen, die nur alle fünf Jahre gegeben werden. Danach lädt das Naturschutzgebiet zur Velotour und der See zum Segeln und Kiten ein.

Wider den Winter Der Austrieb des Winters ist seit jeher ein freudiges und kraftvolles Fest. Die Spielarten in Luzern und Basel sind da ebenso einmalig wie die Fasnachtsbräuche in Tirol. Ob beim Schemenlaufen bei der Imster Fasnacht (31. Januar 2016), dem Nassreither Schellerlaufen, das nur alle drei Jahre stattfindet (25. Januar 2016), oder beim Müller- und Matschgererwesen in den Dörfern rund um Innsbruck kann man Bekanntes und Unbekanntes in ausgelassener Stimmung erleben.

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Ein Traum im Blütenmeer Am letzten Sonntag im April wird jährlich in Puch bei Weiz (Steiermark) das Apfelblütenfest gefeiert. Naschkatzen und Feinschmecker finden hier ein traditionsreiches Fest. An den Ständen wird alles Erdenkliche um den Apfel feilgeboten und an den Bänken inmitten der blühenden Apfelbäume genossen. Von der Suppe zum Strudel, vom Most zum Schnaps. Vor und nach dem Essen lässt sich wunderbar spazieren oder auf dem Tanzboden das Tanzbein schwingen.


Party mit Tradition Kultur am See Die grösste Seebühne Europas lädt in Bregenz zu Turandot, Hamlet und Orchesterkonzerten. Vom 22. Juli bis zum 21. August ist die Stadt am Bodensee Gastgeber des ausgezeichneten Festivals. Vor den Konzerten lässt es sich am Bodensee flanieren und baden, oder man fährt auf den Hausberg Pfänder. Im August gibt es zudem noch das Hafengenuss-Fest, um sich die Zeit mit Speis, Trank und Unterhaltung zu vertreiben.

© Foto Somweber

© Bregenzer Festspiele, Achim Mende

© Graz Tourismus, Hans Wiesenhofer

Im September feiert Graz beim «Aufsteiern» seine Kultur und Tradition. Eine Stadt zelebriert hier in Tracht seine Kleidung, Musik und Tänze in all seinen Facetten. Ob bei der Modeschau, auf den grossen Bühnen oder bei dem Aufspielen in den Gassen. Hier erfasst einen die Stimmung der Steiermark und lässt einen übers Wochenende nicht mehr los.

Brennende Berge Seit dem Mittelalter brennen um den 21. Juni zur Sonnenwendfeier die Berge. Vereine und Gruppen entzünden nach der Dämmerung auf den Tiroler Bergen unzählige Feuer, die die Alpenmassive mystisch illuminieren. Unterschiedlichste Motive und Symbole brennen sich in die Landschaft ein, und dazu gibt es verschiedene Kulturprogramme. Zudem leuchten die Herz-Jesu-Feuer (5. Juni 2016), die die Tiroler um Andreas Hofer auf den Widerstand gegen Bayern und Napoleon einschworen und heute noch daran erinnern.

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Reisen jenseits des Märchens Des Schweizers Nachbarland ist nicht nur gross, sondern auch ausgesprochen vielfältig. Vom Pott in die Hansestädte oder eher in den «wilden» Osten? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Autor David Renner

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er Stern des Nordens ist Hamburg. Zwischen Speicherstadt, Alster und Reeperbahn gedeiht nicht nur die deutsche Popmusik, in der alten Hansestadt blüht das Leben. In der prachtvollen, historischen Altstadt lässt es sich flanieren und shoppen. Der Jungfernstieg trägt seinen Namen nicht umsonst. An den Landungsbrücken lockt sonntäglich der Fischmarkt, bei dem es neben Fisch, den man direkt vom Kutter kaufen kann, noch alle vorstellbaren Leckereien gibt. Hier starten auch die Bootstouren, bei denen der gigantische Hafen aus nächster Nähe erlebt werden kann, und die Fähren zu den Musical-Bühnen. Die Speicherstadt hinter der Elbphilharmonie zeugt von der grossen Geschichte des Handels. In den verwinkelten Gassen der Backstein-Gotik lässt sich einiges entdecken. Und abends geht es auf die Reeperbahn oder nach St. Pauli, um den nördlichen Charme hautnah zu erleben.

Klassisch klassizistisch Kein Ort steht so sehr für das Land der Dichter und Denker wie das beschauliche Weimar. Auf den alten Pflasterstrassen verfällt man dem Geist der deutschen Klassik auf Schritt und Tritt. So lässt sich auch die Haupttreppe im Goethe-Haus nur gemächlich ersteigen, da jede Eile durch ihr besonderes Design unmöglich gemacht wird. Im Anwesen des Dichterfürsten atmet man noch den Geist des letzten Universalgenies. Seine kunst- und naturwissenschaftlichen Sammlungen sowie seine Privatbibliothek zeugen von seinem allumfassenden Interesse. Und da Goethe ohne Schiller nur Goethe wäre, ist der Besuch von Schillers Wohnhaus die Kür zur Pfl icht. Später kann man ja im Park an der Ilm lustwandeln, den Goethe – überall Goethe – mitangelegt hat. Dass in Weimar das Bauhaus seinen Anfang nahm, kann man darüber fast vergessen. Kurz im Grünen ausspannen und ab ins Museum.

Der Hamburger Hafen war das Tor zur Welt und zur Pracht der Hansestadt.

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Karl August war der erste Förderer der Weimarer Klassik.

Bamberger Ufer

Der Ruhrpott wurde von der Industrie geprägt und erfindet sich nun neu.

Die Ruhr, ein Pott Das Ruhrgebiet oder schlicht der «Pott» ist weniger Gebiet als eine riesige Metropole. Als Besucher gilt es aber immer zu wissen, in welcher der Städte man eben ist, da es die Bewohner mit ihrer Heimat besonders ernst nehmen. Fast zehn Millionen Menschen leben in dem ehemaligen Industriegebiet, das die Not zur Tugend gemacht hat. In den alten, verlassenen Fabrikruinen lebt heute die Kultur- und Freizeitwelt auf. Ob man im alten Gasometer auf Tauchtour geht oder in Museen, Restaurants und den unzähligen Theatern den Charme der ehemaligen Produktionsstätten erlebt, auf der «Route der Industrie» blüht das touristische Angebot wie das Dickicht des Dschungels. In dem Weltkulturerbe Zollverein kann man so die harte Wirklichkeit der Industrie im Museum für Indust-

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riekultur hautnah erleben und sich anschliessend im Design Zentrum NRW, die weltweit grösste Ausstellung, von zeitgenössischem Design inspirieren lassen. Der Pott lebt den Spagat von Geschichte und Moderne.

Wasserwelten Wenn «back to nature» konsequent ans Wasser führt, dann ist die Mecklenburgische Seenplatte «the place to be». An und auf den über tausend Seen bietet die einmalige Landschaft alles, was das Herz begehrt. Die Seen und Flüsse laden zu ausschweifenden Kanutouren, zum Angeln, Schwimmen und Tauchen ein und reichen bis ans Meer. Will man es ruhig, dann meidet man die bewirtschafteten Badestrände, sucht man Vergnügen, dann lässt man sich auf Wakeboards und Wasserski über die Wellen


Zwischen den Wasserwelten liegen Schlösser, Wälder und Dörfer zum Erkunden.

ziehen. Zwischen den Wasserflächen erstreckt sich eine eindrucksvolle Landschaft, die es mit dem Velo oder per pedes zu erkunden gilt, sowie prunkvolle Schlösser, die heute Festivals, Restaurants und Museen Heimat bieten. In einer so abwechslungsreichen Welt darf auch das Essen nicht fehlen. Von Fisch über Pilz zum Wild bietet der Kochtopf dem Gaumen nichts als Köstlichkeiten.

Brauendes Frankenland Auf sieben Hügeln liegt Bamberg, das «fränkische Rom», Weltkulturerbe und Heimat vielfältiger Biertradition. Zwischen Bergstadt, der Inselstadt zwischen den zwei Armen der Regnitz und Gärtnerstadt flaniert man vom mittelalterlichen Prunk durch barocke Üppigkeit in die grüne Lunge der Stadt und zurück. In den Gassen

und Prunkstrassen kann man in den kleinen Läden stöbern oder in den Cafés und acht Brauereien den fränkischen Charakter kennenlernen. Man tut aber gut daran, das Adjektiv «bayerisch» aus dem Wortschatz zu streichen. «Frängisch» spricht und lebt man. Im ersten Moment unwirsch, um sich dann umso geselliger dem Fremden zuzuwenden. Nach der Stadt lohnt sich der Besuch des Umlandes. Die vielfältigen Landschaften vom oberen Maintal mit seinen Libellen, Bibern und Eisvögeln bis zur fränkischen Schweiz, in deren Bergen über tausend Burgen und Höhlen zu entdecken sind, laden zum Wandern und Velo fahren ein. Den geistigen Getränken auf der Spur, findet man um Bamberg rund 60 Brauereien. Einzigartig ist das Rauchbier, auch wenn es nur eine unter 400 Sorten ist.

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Vom Drachentöten

Leuchtende Weinregion

© Andreas Mühlbauer, Drachenstich-Festspiele

© Gauls, die Fotografen

Das obere Mittelrheintal ist nicht nur Weltkulturerbe und romanische Wanderregion, sondern auch ein ausgezeichnetes Weinanbaugebiet. Und wo der Wein wächst, da wird gefeiert. Am aussergewöhnlichsten lässt es sich beim «Rhein in Flammen» gut gehen. Von Schiffen und den unzähligen Burgen aus wird der Nachthimmel mit bengalischen Lichtern und Feuerwerken am 13. August bei Koblenz verzaubert. Passender Rahmen ist das Koblenzer Sommerfest, bei dem die Stadt zur Musikbühne wird.

Tief im Bayerischen Wald, in Furth nämlich, wird seit der grauen Urzeit vor 500 Jahren ein Volksschauspiel gegeben, das Volksbrauch und Fronleichnam verbindet. Hier kämpfen Gut und Böse, Mensch und Drache miteinander und bieten ein prächtiges Spektakel mit über 1000 Menschen und 250 Pferden – und einem Drachen. Um genau zu sein, mit dem grössten Schreitroboter der Welt. Vom 5. bis zum 21. August lohnt sich ein Abstecher in die Oberpfalz.

Kölle Alaaf Was dem Münchner sein Oktoberfest ist dem Kölner der Karneval. Der Höhepunkt der «fünften Jahreszeit» beginnt am Donnerstag vor Aschermittwoch (4. Februar 2016) am Alten Markt um 11 Uhr 11. Dann ist Strassenkarneval, und man feiert und trinkt und «bützt» und staunt. Am besten in eigenem Kostüm. Denn in Verkleidung wird man vom bunten Haufen als einer der Ihren aufgenommen und erlebt das dionysische Treiben in der eigenen Haut. Am Veilchendienstag endet das bunte Treiben mit der Nubbelverbrennung, bei der man von den Sünden der vergangenen Tagen befreit wird.

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Schiff ahoi Weltweit festen

© Bernward Bertram

© Leipziger Buchmesse

© Landeshauptstadt Kiel-Bodo Quante

© Alex Laljak

Jack Lang hatte die Idee, und heute wird seit 1982 auf der ganzen Welt der Sommeranfang zum Musik fest. In Berlin ist es schon eine Institution, und auch wenn es in ganz Deutschland gefeiert wird, ist es doch ein besonderer Grund, die Hauptstadt zu besuchen. Hunderte Bands spielen in den Vierteln und laden dazu ein, die Stadt wieder zu entdecken und dabei der Musik zu lauschen.

«Von Kiel in die Welt» heisst es wieder vom 18. bis zum 26. Juni. Das grösste Segelsportereignis der Welt lässt die maritime Faszination aufleben. Zwischen Regatta und der Windjammerparade, zwischen Traditionsseglern und modernen Katamaran tanzt auf dem Wasser, was auf dem Wasser tanzen kann. Für die gelegentliche Abwechslung gibt es Konzerte, vielfältiges Essen und Heissluftballons.

Konsequenter Wahnsinn Ende August legt in Worms der Bürgermeister sein Amt in die Hände des «Bojemääschter vun de Fischerwääd». Das heisst neun Tage Ausnahmezustand. Beim Backfischfest feiern die Wormser sich selbst, den Fisch und vor allem ihren Wein. Das grösste Volksfest am Rhein endet mit dem Fischerstechen auf dem Wasser und einem grossen Höhenfeuerwerk und überlässt die Stadt anschliessend wieder der bekannten Ordnung.

Bücherwürmer und Leseratten Alle Jahre wieder wird Leipzig zur Heimat der Leseratten. Vom 17. bis zum 20. März lädt die grosse Büchermesse grosse und kleine Leser ein. Das Programm von «Leipzig liest» verwandelt die Stadt in ein riesiges Literaturhaus, und wer davon nicht genug hat, der kann sich auf der eigentlichen Messe in dem Blätterwald verlieren.

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Auf nach Thüringen, ins Land der Vielfalt! Dass es auch in den eigenen Nachbarländern noch viel zu entdecken gibt, beweist der Freistaat Thüringen im Herzen Deutschlands. Liebenswerte Städte mit historischer Architektur, mittelalterliche Burgen und ein kreatives Flair, das bis heute die Kulturlandschaft nachhaltig prägt, sind nur einige der Besonderheiten. Erfinder, Entdecker und Freigeister haben sich in dieser Umgebung stets wohlgefühlt und Thüringen zu dem gemacht, was es heute ist: ein Land der Vielfalt.

© Thüringer Tourismus GmbH

Autor Lilly Steffen

Skywalk «Steg der Wünsche» auf der Leuchtenburg bei Jena

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reffpunkt und Wirkungsstätte für Literaturgrössen wie Goethe und Schiller war einst die Stadt Weimar mit ihrer hübschen Altstadt, wodurch sich der Begriff Weimarer Klassik etablierte. Heute zählen die historischen Gebäude und Grünanlagen aus jener Zeit zum UNESCO-Welterbe und stehen Besuchern offen: das Goethe-Nationalmuseum mit dem historischen Wohnhaus des Dichters, das Goethe- und SchillerArchiv sowie unzählige weitere Museen, Schlösser und Parks. Besonders beeindruckend ist die Herzogin Anna Amalia Bibliothek mit einer Million Werke der Literatur- und Kulturgeschichte und einem Rokokosaal, der an Prunk kaum zu übertrumpfen ist. Kunst- und Designliebhaber werden vom Bauhaus-Museum begeistert sein, das anhand unzähliger Exponate die Entwicklung der bedeutendsten Hochschule für Gestaltung im 20. Jahrhundert aufzeigt. Der berühmte Bauhaus-Stil mit den funktionalen Alltagsgegenständen hat hier seine Wur-

Thüringer Naturlandschaften Thüringen birgt nicht nur viele kulturelle, sondern auch unzählige natürliche Schätze. Im Themenjahr 2016 «Das ist meine Natur - Nationale Naturlandschaften Thüringen 2016» wird Besuchern die Schönheit der acht Nationalen Naturlandschaften nähergebracht. Sie bestehen aus den Naturparks Südharz, Kyffhäuser, Eichsfeld-Hainich-Werratal, Thüringer Wald und Schiefergebirge sowie dem Nationalpark Hainich und den Biosphärenreservaten Rhön und Wessertal. Jedes dieser geschützten Gebiete hat seinen eigenen, einzigartigen Charakter, der beim Beobachten, Erleben und Schmecken der Natur zur Geltung kommt.

© Klassik Stiftung Weimar

© Thüringer Tourismus GmbH

Goethe-und-Schiller-Denkmal auf dem Theaterplatz in Weimar

Bauhaus-Leuchte von Jucker und Wagenfeld

zeln. Noch heute ist die Bauhaus-Universität in Betrieb und lädt im Rahmen von geführten Touren zu Besichtigungen ein. Dass in Weimar die Zeit nicht stehen geblieben ist, zeigen auch die vielen Galerien und HandwerksAteliers junger Künstler und Universitäts-Absolventen im historischen Stadtkern.

Erfurt, das «thüringische Rom» Mit einer bezaubernden Altstadt überzeugt auch Thüringens Landeshauptstadt Erfurt, die den Beinamen «thüringisches Rom» trägt. Grund dafür sind die gut erhaltenen Renaissance, Fachwerk- und Bürgerhäuser sowie die vielen Kirchen. Vor allem die Krämerbrücke, die längste durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas, ist eine architektonische Augenweide. Schon immer lebten und arbeiteten in den pittoresken Fachwerkhäusern Handwerker und Künstler. Diese Tradition konnte bis heute bewahrt werden und sorgt für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Ein weiteres einzigartiges Bauwerk ist die Alte Jüdische Synagoge. Sie wurde vor Jahren zufällig wiederentdeckt, restauriert und gilt heute als die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa. In ihr befindet sich ein aussergewöhnliches Museum, in dem unter anderem Schatzfunde aus dem 13. und 14. Jahrhundert ausgestellt sind. Das imposanteste architektonische Meisterwerk der Stadt ist der gotische Erfurter Dom, der jeden Sommer zur einzigartigen Kulisse für die Erfurter DomStufen-Festspiele wird. Im Jahr 2016 steht von 11. bis 28. August Giacomo Puccinis «Tosca» auf dem Programm.

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© Thüringer Tourismus GmbH

Krämerbrücke in Erfurt

Burgen, Schlösser und Handwerkskunst Eindrucksvolle Zeitzeugen sind auch die unzähligen mittelalterlichen Burgen und die prachtvollen Schlösser, die märchenhaft über der Thüringer Landschaft thronen. Besucher tauchen bei Führungen, Konzerten, Theatern, Mittelalterfesten und Märkten in eine längst vergangene Welt voller Mythen und Sagen ein. Hinter den dicken Mauern einiger Burgen befanden sich einst die Wirkungsstätten bekannter Persönlichkeiten. Manche Gemäuer haben wiederum selbst Geschichte geschrieben. So etwa die Wartburg bei Eisenach, wo Martin Luther einst das Neue Testament übersetzte. Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart verbindet die 800 Jahre alte Leuchtenburg bei Jena. Sie beherbergt mit den «Porzellanwelten» eine moderne und interaktive Ausstellung über das «Weisse Gold», das seit jeher in der Region produziert wird. In Thüringen bieten gleich mehrere heimische Produzenten von hochwertigem Geschirr und filigranen Figuren bei Werksführungen interessante Einblicke in die Welt der Porzellanherstellung. Auch Glaskunst hat eine lange Tradition in Thüringen: In der Farbglashütte Lauscha im Thüringer Wald können Besucher ihre eigene Glaskugel blasen und handgemachten Christbaumschmuck, der hier seinen Ursprung hat, bewundern.

Musik-Festivals, Kunstgalerien und eine einzigartige Landesausstellung Nicht nur Literatur und Kunsthandwerk, sondern auch Musik und Malerei sind im Kulturland Thüringen allgegenwärtig und werden immer wieder neu inter-

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pretiert. Immerhin haben weltbekannte Komponisten wie Johann Sebastian Bach und Franz Liszt hier ihre Heimat. Heute finden das ganze Jahr über Konzerte, Theater und Musik-Festivals wie etwa die Thüringer Bachwochen statt. Auch der Renaissance-Maler Lucas Cranach, dem 2015 ein Ausstellungsjahr gewidmet war, hatte eine tiefe Verbundenheit zu Thüringen. Seine Gemälde sowie viele andere historische Kunst- und Literaturschätze sind in den rund 200 Museen und Ausstellungen des Landes zu betrachten. Einer der vielen kulturellen Höhepunkte im Jahr 2016 ist die Landesausstellung «Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa», die von 24. April bis 28. August in Gotha und Weimar über die Bühne geht. Dabei bekommen Besucher einen Einblick in das protestantische Fürstenhaus der Ernestiner, das Thüringen zwischen Reformation und Revolution über Jahrhunderte hinweg prägte.

Thüringer Kultur-Höhepunkte 2016 - Thüringer Bachwochen-Barock-Musikfestival: Bachwochen- Barock-Musikfestival: 18. März bis 10. April 2016 - Landesausstellung «Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa»: 24. April bis 28. August 2016 - Thüringer Schlössertage «Aufgespielt! Rendezvous der Künste»: 13. bis 16. Mai 2016 - Weimarer Sommer- Musik, Tanz, Theater und Strassenfeste: Juli und August 2016 - DomStufen-Festspiele Erfurt - Open-Air-Oper «Tosca» von Giacomo Puccini: 11. bis 28. August 2016 Mehr Information: www.thueringen-entdecken.de


s w e N e n Airli Höhere Frequenzen und neue Ziele in Nordamerika Icelandair erhöht im Sommerflugplan 2016 die Frequenzen: Von Deutschland und der Schweiz aus gelangen Reisende je nach Abflughafen bis zu siebenmal pro Woche nach Island. Von dort bietet die Airline direkte Umsteigemöglichkeiten nach Nordamerika – zu insgesamt 16 Zielen in den USA und in Kanada. Auch in der Schweiz wurden die Frequenzen erhöht: Reisende aus Zürich können im Sommer 2016 täglich in eine Icelandair-Maschine steigen. Von Genf aus wird die Frequenz auf vier wöchentliche Flüge erhöht. Auch in Nordamerika bewegt die Airline einiges: Portland wird von Mai bis Oktober bis zu dreimal pro Woche bedient. Zudem erweitern zwei Neuzugänge das stetig wachsende Portfolio des isländischen Carriers: Die 10-MillionenMetropole Chicago, drittgrösste Stadt der USA, wird ab Mai von Deutschland und der Schweiz aus ganzjährig bis zu viermal wöchentlich angeflogen. Auch nach Montreal, der zweitgrössten Stadt Kanadas, gibt es zwischen Mai und Oktober 2016 bis zu vier wöchentliche Flüge von Deutschland und der Schweiz aus. www.icelandair.de

Geht nicht, gibt's nicht! airberlin fliegt weltweit zu 138 Zielen. Normalerweise. Doch ab und zu steuert die Airline auch Destinationen an, die nicht im Flugplan stehen. Ein Klassiker im Portfolio der airberlin-Sonderflüge ist der Rundflug über dem Nordpol: Am 23. April 2016 ist es wieder so weit: Die «Deutsche Polarflug» hebt mit airberlin in Düsseldorf Richtung Nordpol ab. Der rund zwölfstündige Sonderflug in einem Airbus A330-200 über die Arktis und den Nordpol ist weltweit einzigartig und wird von keiner anderen Airline angeboten. Organisiert und durchgeführt wird der Flug gemeinsam mit airevents. Das Spektrum unserer Sonderflüge reicht von unserem traditionellen Polarflug über Kometen-Beobachtungsflüge bis hin zu Vollcharter-Flügen für Unternehmen. Rund 250 Sonderflüge pro Jahr realisiert airberlin. Der Flug zum Nordpol ist dabei schon ein ganz besonderes Highlight. Die Stimmung an Bord ist einmalig. Beim Erreichen des Nordpols serviert die airberlin-Crew traditionell Champagner, und am Ende des Fluges erhält jeder Gast ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme am Polarflug. Zubringerflüge sind ab vielen Flughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz buchbar. www.polarflug.de

Neues Gourmet-Konzept «SWISS Connoisseur Experience» heisst das neue exklusive kulinarische Konzept, das SWISS seit dem 2. September in der First Class auf Langstreckenflügen ab der Schweiz anbietet. Neu kommen die Fluggäste viermal jährlich während jeweils zwei Wochen in den Genuss von erlesenen Spezialitäten, die an die Saison angelehnt sind und besondere Akzente bei der Menüauswahl setzen. «SWISS Connoisseur Experience» ergänzt die SWISS Taste of Switzerland Menüs und bietet First-Class-Gästen noch mehr Auswahlmöglichkeit. Nach dem erfolgreichen Trüffel-Special verwöhnt SWISS ihre First-Class-Gäste im Februar 2016 mit einem Meeresfrüchte-Special. Das Menü umfasst unter anderem Hummer, Langusten oder Jakobsmuscheln. Im Mai folgt eine exklusive Kaviar-Degustation mit verschiedenen KaviarSorten, unter anderem dem Sevruga von Prunier oder dem Schweizer Oona aus dem Tropenhaus Frutigen. www.swiss.com

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Tallinn, Riga & Vilnius :

Estland, Lettland und Litauen - drei kleine Lander am Rande der Ostsee. kl Autor Lone K. Halvorsen A

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ährend der Rest der Welt 1945 das Ende des Zweiten Weltkriegs feierte, wurden drei Länder am Rande der Ostsee gegen den Willen der Bevölkerung von der Sowjetunionen besetzt und einverleibt. Erst vor 25 Jahren erklärte Litauen seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Estland und Lettland folgten kurze Zeit später. Die drei Staaten, auch Baltikum genannt, mögen bei einer undifferenzierten Betrachtung als eine Einheit wirken. Wenngleich viele historische und natürliche Faktoren miteinander verbunden sind, existieren viele Unterschiede in sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht. Nach der Unabhängigkeit ging es bergauf mit den baltischen Staaten. Es wurde konsumiert, investiert, gebaut und der Handel florierte – es war die Rede von den neuen Tiger-Staaten. Doch auch die baltischen Tiger sollten vor der Finanzkrise nicht verschont werden und landeten wieder auf dem Boden der Realität. Doch in Gegensatz zu beispielsweise Griechenland fanden die baltischen Tiger den Weg zurück, und auch die Entwicklung des Tourismus wurde massgeblich vorangetrieben. Seitdem entdecken immer mehr Touristen die drei Länder als Reiseziel, denn es locken wunderschöne Naturerlebnisse und allerhand Sehenswürdigkeiten.

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Tallinn

Eine mittelalterliche Perle

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ie Esten als Volk haben immer die Traditionen in Ehren gehalten. Dies hat auch dazu beigetragen, dass die Altstadt von Tallinn im Jahr 1997 in die UNESCO-Liste der Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Während man in der Altstadt sich wie in einem Freilichtmuseum fühlt, erlebt man in der ganzen Stadt den modernen Geist des 21. Jahrhunderts. Anders als in den anderen Hauptstädten Nordeuropas findet man in Tallinn kaum Neubauten. Die gewaltigen Schutzbauten haben die Altstadt vor Kriegszerstörungen geschont, und die Verwendung von Stein als Baustoff hat die Brandschäden gering gehalten. Nun findet man hier in der mittelalterlichen «Kulisse» gemütliche Cafés, luxuriöse Hotels, schöne Boutiquen und zahlreiche Spitzenrestaurants – für jeden ist hier das Richtige dabei.

Auf die Mauer

Auch in Tallinn kommt man nicht darum herum, die Altstadt mit ihren Mauern rings herum zu bestaunen. Kaum eine Stadt war im Mittelalter derart stark befestigt, denn die Stadtmauer von Tallinn galt als eine der robustesten im Nordosten Europas: 1310 errichtet und im 16. Jahrhundert 1,6 Kilometer lang. Von den damals 46  Wachtürmen stehen noch heute 26. Durch das Tor an der «Suuri-Kloostri» ist es möglich, einen Teil der Mauer mit drei Wachtürmen zu begehen. Die Wachtürme von Tallinn

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Tradition neben Gegenwart

Viele Touristen lieben diese Stadt allein wegen der kopfsteinbedeckten Strassen, der Stadtmauer und der wunderschönen Kirchen. Wenngleich die Stadt auch mit anderen Vorzügen glänzen kann, denn viele Menschen kommen auch in die hanseatische Stadt, um einzukaufen. Die Einkaufsstrasse Telliskivi bietet eine gemütliche Atmosphäre mit kleinen Boutiquen für Vintage oder Design, Öko- oder Beautyläden sowie das gemütliche «Café Reval». Das Geschäft «Tali» befindet sich in der Altstadt und bietet Originalkreationen junger ethnischer Designer.

Food Spotting

Von mittelalterlich bis modern, von traditioneller, estnischer Küche bis zu internationaler, und mit seinen gemütlichen Cafés an nahezu jeder Strassenecke ist Tallinn ein wahres kulinarisches Paradies. Wer das «Bocca Pescheria» besucht, wird nicht überrascht sein, dass es unter den Top-50-Restaurants der Welt in einem Restaurant-Magazin in UK rangiert. Raffinierte italienische Küche in einer modern-eleganten Atmosphäre. Zu den coolsten Restaurants der Stadt zählt das «Sfäär». Hier sind die Stühle dänisch, das Geschirr finnisch, aber die Karte ist durch und durch estnisch mit traditionellen Gerichten.

Traditionelles Handwerk begeistert Touristen.


Die verschneite Gassen der Altstadt

Die Alexander-Newski-Kathedrale ist Tallinns grosszügigstes Beispiel der christlich orthodoxen Sakralarchitektur.

Hier ist nichts! 1972 gab es im Hotel «Sokos Hotel Viru» eine offiziell nicht existierende 23. Etage, denn hier hat das KGB ein geheimes Büro eingerichtet. Inzwischen ist die einstige KGB-Abhörzentrale ein kleines Museum, wo man noch die Utensilien sowie Einrichtungsgegenstände findet, die von den Geheimagenten damals zurückgelassen wurden. Die Tarnung der Russen wirkte allerdings ein wenig amateurhaft, denn auf den Türen stand «Hier ist nichts». Dafür war allerdings die Überwachungstechnik deutlich raffinierter, denn es gab kaum ein Inventarstück im Hotel, das nicht verwanzt war. Heutzutage ist das Hotel ganz und gar nicht verwanzt und auch nicht nostalgisch, denn mit Klimaanlage, WLAN & Co ist hier die kalte Ära abgeschlossen. Höchstens in der Bar findet man noch Spuren der Vergangenheit wie fest installierte Telefone an den Tischen und die entsprechende Musik und Cocktails aus den Siebziger- und Achtzigerjahren.

Kalamaja Einen besonderen Charme strahlt Tallinns ehemaliges Fischerviertel aus. In der Geschichte Tallinns war

Kalamaja der Hauptfischereihafen für die Stadt. Das änderte sich allerdings 1870, als Tallinn durch eine Bahnverbindung mit St. Petersburg verbunden wurde. Plötzlich entstanden hier Fabriken und ein Zuzug von Tausenden Arbeitern. Die traditionellen Holzhäuser, die für die Arbeiter gebaut wurden, verleihen diesem Stadtteil einen einzigartigen Charme, und heute sind etwa 500 dieser Häuser in der Stadt. Seit Kurzem haben die Künstler und Kreative hier ihr Viertel gefunden. Was einst das Zuhause von Hafenarbeitern, Schiffsbauern und Fabrikarbeitern war, lockt nun mit Boutiquen, eleganten Lokalen, grossartigen Flohmärkten und einigen coolen Locations für die Hipster und Trendsetter der Nacht.

NICE TO KNOW !!! Anreise und Einreise: Fluggesellschaften, die Tallinn aus der Schweiz anfliegen, sind: airBaltic, Aeroflot, AirBerlin, Lufthansa oder SAS.

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Riga Einen Sinn fur Kultur

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chnell und stark wie im gesamten Baltikum verspürt man auch in Lettland den Drang nach Westen. Motor dieser Bewegung ist zweifelsfrei Riga! Viele Insider behaupten, dass man in ein paar Jahren die Hauptstadt nicht mehr erkennen wird. Überall wachsen die Bauten der modernen Architektur wie Pilze aus dem Boden. Doch wer denkt, dass Rigas Tradition dem Wunsch nach Modernem zum Opfer gefallen sei, der hat sich getäuscht. In dieser Stadt bewegen sich die Vergangenheit und die Moderne Hand in Hand. Die Wirtschaftskrise von 2008 hat zwar das Land durchgeschüttelt, doch die Zeichen stehen wieder auf Wachstum. Und in diesem Zusammenhang setzt Riga auf Kultur. Im

Die Altstadt von Riga

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Kulturhauptstadtjahr 2014 präsentierte sich Riga unter den Motto «Force Majeure» (Höhere Gewalt) multikulturell, europäisch und als die Perle des Jugendstils.

Shopping der besonderen Art «Es gibt Lettland und es gibt Riga.» Dieser im ganzen Land bekannte Spruch gilt vor allem für das Thema Einkaufen, denn diesbezüglich spielt die Hauptstadt in einer eigenen Liga. Edel ist überall ein Begriff, wenngleich man auch etwas für den kleineren Geldbeutel finden kann. Die Innenstadt ist eine einzige ShoppingMeile, und in der Altstadt reiht sich eine Boutique an die andere. Besonders feine Läden haben sich in

Auf dem Markt bekommt man Wollkleidung Made in Riga.


der «Torna» angesiedelt, während lettische Labels der Modeszene in der «Elizabetes» residieren.

Pilze, Gemüse, Obst & Honig Man kann nicht in Riga gewesen sein, ohne einen der bekannten Märkte besucht zu haben. 25 von denen gibt es insgesamt und jeder ist für sich eine besondere Welt. Doch nicht nur des Angebots wegen, denn auf dem Markt schlägt der Puls des lettischen Alltagslebens. Im Range einer echten Sehenswürdigkeit steht der Zentralmarkt. Mittlerweile findet der Markt in fünf ZeppelinHallen statt, die jedoch trotz 57’000 Quadratmeter aus den Nähten zu platzen drohen.

Ein gewaltsames Jahrhundert Durch ein gewisses Verständnis für die jüngere Geschichte Lettlands bereichert dies einen Aufenthalt in Riga – und es gibt einen perfekten Ort dafür: das Okkupationsmuseum. Mitte der Sechzigerjahre errichteten die Sowjets in der Altstadt ein Revolutionsmuseum, welches die Letten kurz nach der Unabhängigkeit in ein Okkupationsmuseum umbenannten. Es gehört zu den am besten konzipierten und kuratierten historischen Museen in ganz Europa.

wohnern ist Riga heute die grösste Stadt des Baltikums. Daher überrascht es einen auch kaum, dass die Stadt eine wahre Fülle von Museen und anderen kulturellen Einrichtungen beherbergt. Die historische Altstadt hat einen mittelalterlichen Ursprung und die Jahrhunderte scheinbar mühelos überstanden – ein Spaziergang durch die schmalen Gassen und Treppen verkörpert das Leben wie vor Jahrhunderten. Rigas Geschichte muss man nicht unbedingt im Museum suchen, denn diese spürt man auch beim Flanieren durch die Altstadt.

Ligo - das Fest aller Feste Statistisch gesehen kommen die meisten Kinder in Lettland neun Monate nach dem Mittsommerfest Ligo zur Welt. Es ist die wichtigste – und zugleich kürzeste – Nacht des Jahres (vom 23. auf den 24. Juni), und die wird traditionell mit Sauna und Über-Lagerfeuer-Springen zelebriert. Wenngleich die Sonnenwende auch eine symbolische Bedeutung hat: Wiesenblumen und Gräser sollen in dieser Nacht magische Kräfte haben, daher flechten auch die Mädchen zur Zeit der Sonnenwende Blumenkränze.

Lebendige Historie

NICE TO KNOW !!!

Als eine der wichtigsten Hansestädte übte Riga ab Mitte des 13. Jahrhunderts enormen Einfluss auf die umliegende Region aus. Mit dem Handel kamen Ideen, neue Strömungen und nicht zuletzt Menschen. Mit über 700’000 Ein-

Anreise und Einreise: Fluggesellschaften, die Riga aus der Schweiz anfliegen, sind: Swiss, Lufthansa, SAS, airBaltic oder FINNAIR Light.


Vilnius

Die barocke Stadt adt

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ie Hauptstadt Litauen wurde aufgrund der Echtheit der vorhandenen Bausubstanz und ihre künstlerischen Werte im Jahr 1994 in die UNESCO-Liste der Weltkulturerbe aufgenommen. Im Vergleich zu der eher homogenen Bevölkerung in Litauen ist Vilnius eine Stadt vieler Nationalitäten. Diese unterschiedlichen Nationalitäten prägen seit Jahrhunderten die Kultur der Metropole, die unter anderem für den Vilniuser Barock aus dem Mittelalter bekannt ist. Im Jahre 1009 wurden auf einem Hügel am Ufer des Neris eine Holzburg gebaut. War das der Anfang von Vilnius? 1 000 Jahre nach dem Bau der Holzburg wurde jedenfalls Vilnius Kulturhauptstadt. Die spektakuläre Architektur und das multikulturelle Flair haben Vilnius zu einer der meistbesuchten Tourismusmetropolen im Baltikum gemacht.

Ein historisches Panoptikum Im historischen Vilnius vermischen sich Bauwerke aus dem Barock, Epochen der Renaissance sowie der Gotik. Die historisch einmalig wertvolle Stadt trägt auch

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den Namen «Rom des Ostens». Grund dafür sind die 50 Kirchen in der Stadt. Ungeachtet, wo man steht und in welchen Richtung man blickt: Man wird nie weniger als vier Kirchtürme sehen können. Sehenswert ist die St.-Annen-Kirche, welche als Meisterwerk der Spätgotik bezeichnet werden darf. Wer nicht nur Kirchen bestaunen möchte, sollte unbedingt die Universität von Vilnius besichtigen. Die Architektur der mittelalterlichen Ensembles steht im erquicklichen Kontrast zu den jugendlichen Studenten.

Brot und Kartoffeln Litauen ist ein Bauernland, und dies spiegelt sich auch kulinarisch wider. Es ist bodenständig, deftig und teils ziemlich fettig. Bereits zum Frühstück werden warme Speisen aufgetischt, und auf dem Tisch kommt, was auf dem


Acker wächst, im Garten gedeiht oder im Wald wächst. Und noch dazu, die überaus beliebte Zutat: Sauerrahm. Ein Überbleibsel aus der Vergangenheit ist ausserdem der russische Borschtsch, die aus Rote Bete, Gurken, Kartoffeln und Gemüse zubereitet wird. Das bekannteste Gericht «Cepelinai» besteht aus grossen Kartoffelklössen gefüllt mit Hackfleisch oder Quark. Bitte anschliessend nicht den Verdauungsschnaps vergessen!

Dunkle Vergangenheit In Vilnius sind immer noch Spuren einer dunklen Geschichte zu sehen. Das «Museum der Opfer des Genozids» (KGB Museum) ist in einem ehemaligen Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes untergebracht, wo litauische Nationalisten und Dissidenten inhaftiert, gefoltert und getötet wurden.

Eine der unendlich vielen Kirchtürme in Vilnius

Das baltische Gold Vilnius kann eine üppige Anzahl an Souvenirläden, Antiquariaten sowie Märkten vorweisen. Vor allem sind die bekannten Bernstein-Artikel sehr beliebt – auch wenn der Bernstein nicht aus Litauen kommt. Doch hier wird Bernstein in jeglicher Form verkauft – sogar Bernstein-Schnaps. Interessanter als die klischeehaften BernsteinLeder-Ketten sind die von lokalen Designern tgestalteten Schmuckstücke. Im Bereich der Althops stadt herrscht eine hohe Konzentration von Shops ich und Boutiquen, und auch Antiquitäten lassen sich hier an nahezu jeder Strassenecke erwerben.

Nightlife

Zwischen Weinstuben und kleine Boutiquen - diese Stadt pulsiert.

Vilnius ist eine Grossstadt mit lebendigen lokalen Traditionen. Dazu gehören nicht nur die Teelokale, sondern ebenso die Bierbrauereien und Weinstuben. Im Sommer sind die Lokale rund um die Katharinenkirche sehr beliebt. Clubs findet man eher rund um die Vilinaus gatvé. Und da es keine Sperrstunde gibt, wird bis in das Morgengrauen gefeiert.

NICE TO KNOW !!! Anreise und Einreise: Fluggesellschaften, die Vilnius aus der Schweiz anfliegen, sind: Ukraine International Airlines, Brussels Airlines, Austrian Airlines oder Lufthansa. In Riga findet man an jeder Ecke einen Café oder Restaurant.

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«James, hol schon mal die Skier» Episoden aus dem Leben eines Ski-Butlers

Wenn für die Gäste des The Chedi Andermatt im Herzen der Schweizer Alpen ein langer und anstrengender Skitag zu Ende geht, fängt ihre Arbeit erst an. Die Ski-Butler des Luxushotels haben, verglichen mit Hotelangestellten auf der ganzen Welt, eine der ausgefallensten Tätigkeiten. Autor Stefanie Hansen

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ie verwahren und pflegen die Skiutensilien der Gäste, bringen sie in der Nacht wieder auf Vordermann, kennen die besten Skitouren und wärmen am Morgen sogar noch die Skischuhe auf, damit einem einmaligen Skierlebnis nichts im Wege steht. Mit den fachmännisch präparierten Skiern können die Gäste dann die beliebten Skigebiete Andermatt und Sedrun erkunden. Ski-Butler Eric, der privat mit grosser Leidenschaft auf Andermatts Pisten für Freeride-Wettbewerbe trainiert, verriet Imagine mehr über seinen ungewöhnlichen Beruf.

Imagine: Wie wird man Ski-Butler? Ski-Butler Eric: Für mich persönlich war es eine Chance, meine Passion mit einer beruflichen Aufgabe zu verbinden. Grundsätzlich sollte man ansonsten eine gewisse Leidenschaft zum Schneesport mitbringen, zudem sind Vorkenntnisse über das Material sicher von Vorteil. Wie oft werden Sie auf Ihren aussergewöhnlichen Job angesprochen? Es gibt doch sehr viele neugierige Nachfragen. Gerade die Bezeichnung «Ski-Butler» provoziert das ja auch. Viele können sich einfach nicht genau vorstellen, was wirklich dahinter steckt. Aber ich kann sagen: Mit weissen Handschuhen hat es relativ wenig zu tun, und in meinem normalen Arbeitsalltag klingelt auch niemand mit der Glocke nach mir. Spass beiseite – ich denke, wir leisten einen unglaublichen Service, der so in Europa einzigartig ist. Und das Wichtigste ist, dass unsere Gäste durchwegs zufrieden sind und unsere Arbeit sehr schätzen.

Was macht das Skifahren in Andermatt so besonders? Bei dem grossen Angebot in Andermatt kommt wirklich jeder Skifahrer auf seine Kosten. Während die Beginner auf den Anfängerpisten nahe unseres Hotels ganz stressfrei üben können, bietet der Gemsstock erfahrenen Skifahrern tolle FreerideMöglichkeiten. Darüber hinaus verbringen besonders Familien ihren Skitag gerne in Sedrun. Im Zusammenspiel mit der wunderschönen Landschaft und dem besonderen Charisma ist Andermatt für Skifahrer einfach etwas Einmaliges. Besonders freue ich mich, dass durch die neue Verbindung der beiden Skigebiete zahlreiche zusätzliche Pistenkilometer bequem erreicht werden können. Warum ist das The Chedi Andermatt für Skifahrer das ideale Hotel? Das Hotel ist natürlich nicht nur für Skifahrer grossartig. Aber das The Chedi Andermatt ist mit seinem Ski-Butler-Service, der den Gästen auf und ausserhalb der Piste eine Menge Unterstützung bietet, einzigartig in Europa. Wenn unsere Gäste beispielsweise Skipässe oder die passende Ausrüstung benötigen, kommen sie einfach zu uns in die Ski Butler Lounge, und wir organisieren das Ganze dann schnell und unkompliziert. Ist man als Ski-Butler gleichzeitig auch begeisterter Skifahrer? Im Idealfall sicher! Dennoch können mich auch Ski-Laien im persönlichen Gespräch von ihrer Eignung als Ski-Butler überzeugen. Wer eine schnelle

The Chedi Andermatt ist in Europa einzigartig mit seinem Ski-Butler-Service.


Für das Design ist der renommierten Architekten Jean-Michel Gathy verantwortlich.

Auffassungsgabe besitzt, wird sich sicher nach einiger Zeit auch gut als Ski-Butler zurechtfinden. Was gefällt Ihnen an Ihrem Job als Ski-Butler am besten? Ich liebe einfach den Kontakt und den Austausch mit begeisterten Skifahrern oder auch denen, die es einmal werden wollen. Uns Wintersportler verbindet eine gemeinsame Leidenschaft. Und dementsprechend fühlt es sich gut an, wenn ich den Gästen helfen kann, einen wunderbaren Skiurlaub in Andermatt zu erleben. Was erwartet die Skier, Snowboards und Skischuhe, nachdem sie bei Ihnen abgegeben worden sind? Zum einen werden sie erst einmal getrocknet sowie sicher und warm verstaut. Bei jedem dieser Schritte wird das Material auf Herz und Nieren geprüft. Zum anderen werden in kürzeren Intervallen die Skier immer wieder neu präpariert – also Kanten und Beläge werden geschliffen und natürlich werden die Ski auch gewachst. Somit gewährleisten wir nicht nur einen guten Service, sondern sind uns auch sicher, dass unsere Gäste den grösstmöglichen Spass mit ihrem Sportgerät haben. Was ist die Idealtemperatur für aufgewärmte Skischuhe? Das ist sicher bei jedem anders. Der Hauptfokus für uns als Ski-Butler besteht darin, dass die Skischuhe über Nacht getrocknet und desinfiziert werden. Es gibt wohl nichts Schlimmeres, als am nächsten

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Morgen in feuchte Schuhe einzusteigen. Sind die Schuhe beim Anziehen sogar noch vorgewärmt, freuen sich unsere Gäste in der Regel sehr. Wie viele Skier und Snowboards verwahren und behandeln Sie durchschnittlich? In der Hochsaison haben wir ca. 160 – 200 Ausrüstungen in der Vermietung und Betreuung. Das entspricht in Spitzenzeiten 70 – 80 % unserer Gäste, die wirklich sehr sportlich unterwegs sind. Pflegen Sie Ihre eigenen Skier privat genauso sorgsam wie die der Gäste? Ehrlich gesagt versuche ich das schon. Durch meine langjährige Erfahrung weiss ich ja, dass ich mich im Grenzbereich auf mein Material verlassen muss. Aber ich denke, dass ich in den letzten Jahren schon etwas entspannter geworden bin. Sollte ich dann doch mal einen Stein erwischen, wartet ja in der Garage noch das eine oder andere Ersatzpaar.

NICE NO KNOW !!! SkiArena Andermatt-Sedrun Die geplante Verbindung der beiden Skigebiete Andermatt und Serdun fand mit dem Spatenstich für die erste verbindende Sesselbahn am 10. Juli 2015 einen positiven Abschluss. Das Gesamtprojekt der Skigebiete-Verbindung umfasst die Modernisierung und den Bau von insgesamt 14 Transportanlagen in zwei Etappen. Die neue Skiarena soll nach Fertigstellung mehr als 120 Pistenkilometer mit hoch modernen Liften und Gondeln umfassen. Die SkiArena Andermatt-Sedrun wird damit zum grössten Skigebiet der Zentralschweiz und dank der Vielfältigkeit und Schneesicherheit zu einem der attraktivsten des ganzen Landes.


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Wunsche im Hotelzimmer: :

Vom Schokoladen-Salon bis zum Parfum-Butler Promis wie Jennifer Lopez und Madonna sind für ihre kuriosen Hotelwünsche otellwünsche bekannt. Doch nicht nur Diven haben sonderbare Anforderungen an ein e Hotel – auch viele nicht prominente Gäste würden gerne mal ungewöhnliche ewööhnliche Zimmerservices ausprobieren. Eine Umfrage unter 4 700 Reisenden en aus 28 Ländern deckt die Wünsche verschiedener Nationen auf. Umfragee Hotels.com Ho

Mexikaner möchten ihr Haustier abgeben, Norweger sich eins leihen Die Umfrage entlarvt Hotelgäste weltweit als D N Nasc Naschkatzen: Am liebsten hätten die meisten Befra agte rund um den Globus einen Schokoladenfragten Sa Salon, in dem sie sich frei an Pralinen bediene nen können (34 Prozent). Besonders gerne nnas naschen argentinische (55 Prozent), brasiliaanische (47 Prozent) und indische Hotelgäste (4 43 P Pro (43 Prozent). Europäer landen im Mittelfeld der S ch Schleckermäuler und wählen auf Platz 1 einen aand anderen Service: jeden Tag frische Blumen aauf dem Zimmer (32 Prozent).

DDeutsche träumen vom Weck-Anruf eines Prominenten Unter den Wünschen tummeln sich einige spassige Hotelservices. Wie wäre es, wenn der Lieblingssänger oder -schauspieler Sie persönlich aus den Träumen holt und per Telefon im Hotel weckt? Ein Weck-Anruf von einem Promi landet bei Deutschen auf Platz 3 der Wunschliste (12 Prozent). Auch Iren würden gerne von ihrem Star geweckt werden (13 Prozent). Der Spassfaktor im Hotelzimmer scheint bei Reisenden aus Irland generell eine wichtige Rolle zu spielen: Genauso wie Kolumbianer (9 Prozent) würden sie gerne eine Gitarre im HotelzimHotelzim mer vorfinden (8 Prozent).

Für viele darf das Haustier im Urlaub nicht fehlen. Doch oft gestaltet sich der Urlaubsalltag mit den Vierbeinern schwierig – da wäre ein Tiersitter praktisch. Diesen wünschen sich besonders Mexikaner (14 Prozent). Während einige ihren Liebling temporär in Sitter-Obhut abgeben möchten, würden andere sich gerne ein Haustier leihen – wie neun Prozent der norwegischen Befragten.

Asiaten mögen kuriose Butler-Services: gut riechen und erholsam schlafen Gerade im Urlaub möchte man sich am liebsten um nichts kümmern müssen. Die Vorstellung, jemanden zu haben, der einem alle Pflichten abnimmt, ist verlockend. Auch für kuriose Dinge gibt es Butler-Services in Hotels – wie einen Schlaf-Butler, der mit Gästen erholsamen Schlaf trainiert. Hiernach sehnen sich besonders Südkoreaner (29 Prozent) und Chinesen (20 Prozent). Andere ButlerServices sind ebenfalls vornehmlich bei Hotelgästen aus Asien auf der Wunschliste. Jeden Tag perfekt riechen, dies ist der grösste Traum von Taiwanesen: Bei ihnen steht ein Parfüm-Butler, der den idealen Duft auswählt, sogar auf Platz 1 der Wunschliste (45 Prozent).

Ser SServices, er die Hotelgäste weltweit ggerne ger er mal ausprobieren würden 3. P Parfüm-Butler: 10 % 4. W Weck-Anruf von einem Promi, S Schlaf-Buttler & Tiersitter: 6 % 5. H Haustier mieten: 3 % 6. G Gitarre im Zimmer: 2 %

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Pravention und Reha auf Luxusniveau Das war doch eben …? Ja, genau! Schon merkwürdig, wenn man diesen soignierten, grau-melierten Herrn nur von der Polit-Bühne im Bundestag oder von hochkarätigen Wahlveranstaltungen in Aktion kennt und ebendieser nun im weissen Hotel-Bademantel zielstrebig Richtung Spa-Bereich marschiert. Wohl nichts Ungewöhnliches, wenn man sich im noblen Grand Resort Bad Ragaz aufhält, das immer wieder zu den besten Wellnesshotels der Schweiz, ja in Europa zählt. Autor Angelika Möller

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as Resort inmitten einer malerischen Alpenregion besteht aus den Fünf-Sterne-Hotels Grand Hotel Quellenhof, dem Grand Hotel Hof Ragaz sowie den Spa Suites Tower. Hier treffen sich zu jeder Jahreszeit erholungssuchende Prominente aus Politik, Sport und Wirtschaft inklusive internationalem Geldadel, gerne auch aus Russland und den arabischen Staaten. Eine interessante Mischung, bei der die ältere Generation überwiegt, die durchaus auch die alljährliche Anwesenheit der netten «Jungs» vom BVB schätzt, die hier ihr Fussball-Trainingslager absolvieren und die exzellenten Wellbeing-Facilitäten nutzen.

Prominente Erholungssuchende Erholung suchten hier auch schon Rainer Maria Rilke, Thomas Mann und Max Frisch, denn die Erfolgsgeschichte des Grand Resort Bad Ragaz in der Ostschweizer Ferienregion begann 1242 mit der Entdeckung einer Thermalquelle in der wildromantischen Taminaschlucht. Und noch heute bildet die wohltuende und

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heilende Wirkung des körperwarmen Ragazer Thermalwassers, dem «blauen Gold», die Grundlage dieses Wellbeing & Medical Health Resort. Durch eine vier Kilometer lange Leitung erreicht das 36.5 Grad warme Wasser den Wellnessbereich des Resorts, wo jeder Gast davon trinken und darin baden kann. In dem seit 2009 entstandenen modern-puristischen Spa Tower mit privatem Spa-Bereich fliesst sogar das pure Thermalwasser aus den Wasserhähnen. Die Kombination aus Luxushotellerie mit anspruchsvoller Kulinarik in acht verschiedenen Restaurants (mit Stern und rekordverdächtigen Gault-Millau-Punkten gekrönt), dem Medical Health, zwei Top Golfanlagen, Casino und hochklassigen Kultur-Events ist einmalig. Musikfestivals, Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Konzerte ergänzen die Verwöhnkur mit anspruchsvollen Angeboten. Alle drei Jahre pilgern Kunstinteressierte im Sommer zur Bad RagARTz, Europas grösstem Skulpturenpark, wo diesjährig 90 Künstler / innen aus


BAD RAGAZ

36.5° C – eine Wassertemperatur, die Entspannung, Ruhe und Harmonie verschmelzen lässt.

Eine Spa-Suite im Tower

Luxus pur in der grosszügigen, privaten Wellbeingoase

13 verschiedenen Nationen ihre Exponate präsentieren. Die meisten Kunstwerke befinden sich auf dem weitläufigen Gelände des Grand Resort.

Fühlbarer Vorher-Nachher-Effekt Wie kaum anders zu erwarten sind die Zimmer und Suiten der beiden Hotels klassisch elegant im GrandHotel-Stil und bieten im Service die klassischen «old school»-Tugenden an Aufmerksamkeit und Zuwendung. Letzteres gilt selbstverständlich auch in den modernen Spa-Suiten im Tower, in dem sich nicht nur die exklusiven Refugien mit bis zu 600 m2 Wohnfläche befinden, sondern auch das medizinische Zentrum mit über 70 Ärzten und Therapeuten, das für Diagnostik, Prävention und Reha auf hohem Niveau steht. Im September 2014 öffnete eine stationäre Klinik u. a. für internistische und psychosomatische Rehabilitation. Wer das Grand Resort Bad Ragaz nach einer Woche verlässt (so lange sollte es mindestens sein), wird den Vorher-NachherEffekt fühlbar und sichtbar spüren und den Gästebuch-

Entspannung zu Zweit

Eintrag von Max Frisch im Jahr 1978 nachvollziehen können, der da lautet: «Nach einer Woche muss ich dieses Hotel verlassen – sonst werde ich zu jung, und das will man als reifer Mensch auch wieder nicht.»

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Südamerika Südamerika ist ein Kontinent voller bezaubernder Schönheit und einzigartiger Kontraste. Er begeistert mit vielfältigen Landschaften und eindrücklichen Zeugnissen uralter Kulturen. Autor David Renner

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üdamerika ist ein Kontinent der Vielfalt. Die senkrechte Welt der Ur- und Regenwälder voller fremder Pflanzen und Tiere, die lang gezogenen Küsten an Pazifik und Atlantik, die Anden, die als Gebirgskette eine eigene Welt bilden, oder die Weiten der Pampas, in denen Rinder und Schafe weiden. So bunt und verschieden das Land, so mannigfaltig sind die Menschen und ihre Kulturen. Zwischen indigenen Völkern, den Nachfahren der Konquistadoren oder den Nachfahren von Sklaven hat sich eine Vielgestaltigkeit entwickelt, die fasziniert. Südamerika ist riesig und extrem vielfältig. Entsprechend schwierig ist es auch, den Kontinent als Ganzes zu beschreiben. Die Landschaftsbilder der einzelnen Länder, deren Klima, aber auch die Traditionen und Bräuche sind unterschiedlich. Imagine stellt Ihnen drei ganz unterschiedliche Länder vor: Ecuador, Paraguay und Uruguay.

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Ecuador- Küste, Anden, Regenwald Ecuador bietet dem Reisenden alles aus Südamerika. Das kleine Land, das nach seiner Lage am Äquator benannt ist, zieht sich von der Atlantikküste über die Anden bis vor das Amazonasgebiet. Seltene Tiere, wuchernde Regenwälder und die schroffe Vulkanlandschaft bieten abwechslungsreiche Erlebnisse.

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uf 2 850 Metern liegt Quito, die «Stadt des Frühlings». Die Altstadt spricht die Sprache der spanischen Konquistadoren. Die Kolonialhäuser prägen das Bild, und die alten Klöster und Kirchen sind für ihre Kunstschätze weltberühmt. Der Panoramablick auf die schneebedeckten Vulkane Cotopaxi, Antizana und Cayambe lässt erahnen, warum Alexander von Humboldt die Andenkette hier «Allee der Vulkane» genannt hat. Im nördlichen Hochland erheben sich die aktiven Vulkane auf bis zu 5 897 Meter und rufen zum (sportlichen) Erklimmen. Neben der eindrücklichen Berglandschaft finden sich Ruinen aus der Präkolonialzeit. In Cochasquì stehen 15 überwachsene Ruinen der Quito-Cara. Weiter südlich sind die Anden weniger hoch. Hier gibt es Überreste der Inkas zu bestaunen. Wer Glück hat, den überfliegt der seltene Kondor oder er erspäht einen Berg-Tapir. Die Regenwälder Ecuadors leben. Von den ausgedehnten Mangrovenwäldern der Küste zieht sich das besondere Ökosystem die Anden hinauf. In den hohen Gebirgszügen haben sich Flüsse tief in das Gestein gegraben und im hohen Tafelland liegt die einzigartige

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Welt der Páramo-Pflanzen. Dem Wind ausgesetzt, hat sich hier ein Steppenland entwickelt, das dem harten Klima angepasst ist. Östlich der Vulkane, in Oriente, bestimmen sie das Landschaftsbild. Von den schroffen Tälern der Anden hinab bis zum Amazonasbecken bilden die immergrünen Wälder den Lebensraum von unzähligen Pflanzen und exotischen Tieren. In den hohen Wipfeln erspäht man den Tukan, Papageien und rasselnde Affenbanden, in den mäandernden Flüssen leben Krokodile, und es schlängeln sich Boa constrictor und Anaconda auf der Jagd. Hier beginnt das Amazonasgebiet, und man kann abseits der Öl-Städte in die magische Welt aus Grün eintauchen. Das Naturschutzgebiet Cuyabeno ist spektakulär. Hier kann man die mannigfaltige Flora und Fauna mit den Cofanes, ausgezeichnete Jäger mit dem Blasrohr, erleben und befahren. Die ausgedehnten Mangrovenwälder an der Küste laden ebenfalls zu Erkundungen ein. Per Boot kann man die kleinen Flussarme erkunden und Ameisenbär, Gürteltier und unzählige Seevögel entdecken. In den Wurzeln der Mangroveninseln werden Garnelen angebaut, die sich mit den Fischen aus dem Pazifik in den Fischerdörfern geniessen lassen.


Im Hochland ist das Leben noch ländlicher.

Ingapirca sind die bedeutendsten Überreste der Inka Kultur in Ecuador.

Land und Leben

Warum nach Ecuador reisen

Das Leben in Ecuador ist extrem von der Lage abhängig. An der Küste lebt es sich ungezwungener und offener als im Hochland, wo man sich etwas zurückhaltend und verschlossen den Gästen annähert. In Oriente leben abseits der Öl-Städte im dichten Nirgendwo der Wälder noch einige indigene Stämme, wie die Cofanes, die Secoyas, die früher schrumpfkopfjagenden Shuar und die QuechuaIndianer. Ecuador weist mit fast 25 % eine sehr hohe indigene Bevölkerungsschicht auf, und abseits der grossen Städte trifft man traditionelle Lebensformen und originäre Sitten und Bräuche. Im Hochland sind das vor allem die Quechua, deren bunte Kleidung und Sprache noch von der indigenen Kultur zeugt. Die traditionelle Musik ist noch heute fast unbeeinflusst von der europäischen Musik. An den Küsten leben Awa, Cayapas und Tsáchilas in den Dickichten der Mangrovenwälder. Doch hat sich Ecuador selbstverständlich auch von der modernen Zeit beeinflussen lassen. In den Städten lebt man mondäner als in den ländlicheren Gebieten, und der Poncho wird durch Jeans und T-Shirt ersetzt. Wer sich mit dem Brett auf den Wellen halten will, findet in Montañita nicht nur easyliving, sondern auch die passenden Wellen.

Ecuador vereint auf engem Raum die verschiedenen Landschaften, Klima-und Vegetationszonen Südamerikas. Von der Küste bis zum Amazonas finden sich neben unzähligen Tieren, über 20’000 Pflanzenarten auch noch viele indigene Stämme. Ecuador hat einen der höchsten Anteile an indigener Bevölkerung in ganz Südamerika.

Sonstiges Hier gibt es neben dem Kunsthandwerk und den Tuchwebern der Otavelenos auch den weltberühmten Panamahut. In Montecristi kann man den Toquilla-Hut direkt beim Produzenten kaufen. Wer kulinarischer Haustierliebhaber ist, bekommt im südlichen Hochland die besten Meerschweinchen serviert.

Klima / Wann reisen Da Ecuador am Äquator liegt, gibt es hier keine europäischen Jahreszeiten. Von Dezember bis Mai ist an der Küste und im Hochland Regenzeit, in Oriente regnet es vor allem zwischen Juli und August viel. Zwischen Juni und Dezember ist das Wasser an der Küste empfindlich kühl. Die Temperaturen schwanken im Hochland über den Tag stark, über das Jahr hin gibt es kaum Unterschiede.

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Die tosenden Wasser im drei-Ländereck sind ein Naturspektakel.

Paraguay Die Magie Paraguays lebt nachts auf. Dann tauchen Millionen von Glühwürmchen die verschiedenen Landschaften in grün schimmernde Oasen unter dem Südhimmel. Ein diffuser Eindruck eines Landes, dessen indigener Glauben noch in der Folklore und den Mythen weiterlebt und sich mit spanischem Stolz und katholischen Festen vermischt.

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araguay verstehen heisst seine Geschichte kennen. Der grösste Teil der heutigen Bevölkerung stammt von indigener Bevölkerung und Spaniern ab. Nachdem der Portugiese Alejo Garciá als erster Europäer das Land entdeckt, gründet 1537 (Mariä Himmelfahrt, 15. 8.) der Spanier Juan de Salazar y Espinoza die heutige Hauptstadt Ascunción am Rio Praguay. Die Guarani-Indios, die Ackerbau betreiben, leisten kaum Widerstand und vermischen sich bald mit den spanischen Eroberern. Es beginnt die Geschichte der Reduktionen, missionarische Dörfer für die indigene Bevölkerung. Hier vermengt sich die katholisch-barocke Formensprache mit der Bilderwelt und der Handwerkskunst der Eingeborenen und schafft einmalige Altäre, Kanzeln und Statuen. Der «Hispano-Guaraní-Barock» fasziniert noch heute den Betrachter in seiner Farbenund Formenpracht. Mit dem Untergang der Reduktionen setzt sich diese Verbindung auch im alltäglichen Leben durch, und so findet sich die paraguayanische Bilderwelt im ganzen Land. Die Hauptstadt Asunción oszilliert zwischen Tradition und Moderne. Alte Häuser, Kirchen und Plätze stehen neben den Stahl- und Betonbauten von

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Banken. In der Altstadt finden sich kleine Läden und riesige Einkaufszentren und die grossen Museen, in denen sich die eigentümliche Kunst gedrängt bestaunen lässt.

Land Rot und Grün sind die Farben im Osten Paraguays. Die fruchtbare Erde kontrastiert in ihrem Rot mit den grünen Wipfeln der Hügelketten und den stacheligen CocoPalmen, die auf den weiten Weideflächen wachsen. Im Sommer, von August bis Januar erblühen die fremden Bäume des Südens und tauchen die Wipfel der Lapacho-, Flammen- und Mangobäume in ein Blütenmeer, und am Boden wuchern Weihnachtssterne, Engelstrompeten und Hibiskus. Die nackten Felsformationen der Cordillera de Amambay stechen heraus und laden zu kleinen Wanderungen ein. Weit im Osten leben die kilometerweit hörbaren Brüllaffen, und wer Zeit und Lust hat, der sollte die gigantischen Wasserfälle jenseits der Grenze zu Argentinien und Brasilien besuchen. Die Cataratas de Iguazú sind 275 Wasserfälle, die bis zu 90 Meter über Basaltfelsen in die Tiefe stürzen und zu den schönsten der Welt gehören. Den Westen prägt, neben den Sumpf- und Über-


Die Reduktionen bildeten über Jahrhunderte ein «Reich der Jesuiten».

schwemmungsgebieten der Flüsse, das Chaco, die «weite Ebene für die Jagd». Die Savannenlandschaft steigt bis zur Grenze zu Bolivien an und ist ein karg-vielfältiger Lebensraum. Auf die Palmensavannen im Westen folgen Dornbüsche, Kakteen und Sukkulenten. Mit zunehmender Höhe nehmen die Niederschläge ab, und das Land könnte unter der sengenden Sonne lebensfeindlich scheinen. Doch zwischen den baumhohen Kakteen und Edelhölzern tummelt sich wildes Leben. Pumas und Jaguare, Ameisenbären und Schildkröten, Papageien und Jaribus lassen sich am besten in den Nationalparks beobachten.

Leute & Essen Auf dem Land spricht man Guaraní, und auch wenn Castillion verstanden wird, freuen sich die Menschen über ein paar Worte der eigenen Sprache. Trotz des harten Lebens auf dem Land begegnet man Fremden heiter und sorglos. In der einen Hand die Thermoskanne und in der anderen ein Becher, ist der Teréré aus dem Strassenbild nicht wegzudenken. Schon die Guaraní tranken ihren Mate-Tee. Im Alltag prägt Maniok die Küche auch, wenn das Herz auch in Paraguay für das Asado schlägt. Ob bei Familienfesten im eigenen Garten, bei den Rodeos mit traditioneller Musik und Bier oder an Feiertagen: Wo es möglich ist, da wird gegrillt. In den Randgebieten leben noch 17 indigene Gruppen, von denen aber nur wenige den Kontakt zulassen. Deren handwerklichen Produkte werden jedoch häufig an den Strassenrändern angeboten und zeugen von ihrem Talent und Leben. Vor allem die Alltagsgegenstände in Tierformen sind schön gearbeitet und erzählen von der Vielfalt des Landes.

Warum nach Paraguay reisen Paraguay bietet eine abwechslungsreiche Landschaft, die erst beginnt, touristisch erschlossen zu werden. Die Strassenverhältnisse machen das Reisen teils zum Abenteuer, doch dafür kann man noch Land und Leute jenseits des Tourismus-Mainstreams erleben. Die Nationalparks laden zum Erkunden ein und die Menschen zum Asadooder Teréré-Ritual.

Wann reisen Das Klima in Paraguay ist tropisch bis subtropisch. Im Frühling, von September bis November, ist es am trockensten, und die reiche Flora beginnt zu wachsen, blühen und zu gedeihen. Dabei steigt das Quecksilber auf über 30 °C, und es ist wohlig warm. In den Sommermonaten wird es brütend heiss, und nur die häufigen Regenschauer bieten kurze Abkühlung. Von März bis Mai reifen die Früchte, und die Wintermonate lassen sich mit einem schlechten Sommer in Europa vergleichen. Doch die Winde aus Patagonien können das Thermometer in kürzester Zeit fallen lassen.

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Uruguay - Land der Vögel & der Gauchos Zwischen Tango und Karneval, zwischen Pampas und Metropole wiegt sich Uruguay im leichten Takt der Moderne.

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n dem zweitkleinsten Land Südamerikas leben heute knapp 3.5 Millionen Menschen, die mit Freude und Gemütlichkeit Montevideo, die Pampas und die Ufer beleben. Freundlich und selbstbewusst stehen die Nachfahren von Indios und Spaniern, Italienern und Afrikanern für ihr Land ein, für ihre Geschichte und Kultur.

Montevideo - die Melancholie von Buenos Aires Böse Zungen sagen, dass Uruguay nicht viel mehr sei, als Montevideo mit einigen Bauernhöfen im Hinterland. Tatsächlich lebt rund die Hälfte der Bevölkerung in der Hauptstadt an der breiten Flussmündung des Rió de la Plata, der lebenswertesten Stadt in Südamerika. Jorge Luis Borges erinnert sie an das vergangene Buenos Aires: gemächlich, leicht melancholisch und schläfrig ruhig. Zwischen den alten Fassadenwispert der Tango, die Menschen hetzen noch nicht von Termin zu Termin, sondern tragen sorgfältig ihre Thermoskanne und Maté-Becher unter dem Arm, die Rambla führt über 13 km am Wasser entlang Richtung der angrenzenden Badestrände, und in der Altstadt schlendert man auf prächtigen Alleen und durch verfallene Gassen. Der

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alte Hafen war das Herz der Stadt, die 1726 gegründet wurde, seine Festung und ist noch immer wichtiger Umschlagsplatz im natürlichen Hafenbecken. In der alten Markthalle aus Stahl und Holz stehen heute unzählige Essensstände, bei denen man sich genüsslich tun kann. Die Altstadt selbst erneuert seit den 90er-Jahren wieder ihren Glanz. Gebäude der Belle Epoque wurden nach dem Erdbeben von 1888 aufgebaut und die Stadt später durch prächtige Art-Déco-Häuser bereichert. Der sonntägliche Markt Trastan Narvaja belegt die kleinen Gassen, und man findet viel Altes, Gespräche und kann sich darauf an einem Glas des Rotweins aus der Umgebung laben.

Mythos der Pampas Ausserhalb Montevideos beginnt die Pampas, unendlich weites und fruchtbares Steppenland, das den Reichtum Uruguays ausmacht und das von zwei Hügelketten durchzogen wird. Hier vermehrten sich die Rinder, die die Spanier ausgesetzt hatten, hier liegt das Reich der Gauchos. An ihren Lederstiefeln klirren die Sporen, die Pumphose und der Hut schützen vor Staub und Sonne,


seit ihren Anfängen sind Messer, Lasso und Bola ihr Werkzeug, und sie sind ausgezeichnete Reiter. Sie sind Mythos, das südamerikanische Pendant der nordamerikanischen Cowboys. Die Gauchos kennen das Leben in der Abgeschiedenheit der Weite seit Jahrhunderten und betreiben noch heute die Viehwirtschaft in den Ländern um die Estancias wie zu ihrer Hochzeit um 1900. Hier kann man übernachten und in kurzen oder langen Ausritten Pampasfuchs, Pampashirsch, Gürteltier und Nandu in den Gräsern entdecken und die Einöde erleben. Früher arbeiteten die Gauchos in den Reduktionen, später für Landbesitzer, für die sie die wilden Rinder einfingen und verarbeiteten, bis man die Weiden einzäunte und die prachtvollen Estancias baute. Messer, Lasso, Pferd und Bola sind seit damals deren Werkzeug, und trotz der Einsamkeit sind sie gastfreundlich, höflich und entgegenkommend. In Tacuarembó findet in der zweiten Märzwoche ihr Fest, die Fiesta de la Patria Gaucha, statt. Bei Musik und Asado beweisen über 3 000 ihr Können um und auf dem Pferd. An den Küsten Uruguay tummeln sich Seelöwen und Robben.

Wasser der bunten Vögel Die Weiten der Pampas sind von Wasser eingefasst. Im Osten bis in den Süden schmiegt sich der Atlantik an den 600 km langen Strand voller Seelöwen und Robben, im Westen fliesst der Urguguay von Nord nach Süd, der dem Land seinen Namen gab. Wahrscheinlich stammt er aus dem Guaraní, der Sprache der Urbevölkerung, und bedeutet so viel wie «Fluss der Vögel». Entlang dem Strom mit seinen grünen Ufern stehen noch 13 Festungen aus der Zeit, als Uruguay sich seine Unabhängigkeit erkämpfte, und bietet wunderschöne Sonnenuntergänge. Am Wasser werden Zitrusbäume angepflanzt, und bei Salto finden sich heisse Quellen, die Termas de Daymán, die zum Entspannen einladen. Neben den Spas, deren Wasser über 40 ° heiss ist, bietet Salto schöne Häuser aus dem 19. Jahrhundert. Die Atlantikküste bietet zwar Auen des Banados del Este über 311 Vogelarten Heimat, doch interessiert die Küste vor allem wegen des Meeres. Punta del Este ist die angesagte Stadt am Meer, wo Argentinier es lieben, Urlaub zu machen. In den Sommermonaten belebt sich die Stadt, und die sonst verschlossenen Restaurants, Clubs und Casinos öffnen ihre Türen für Reiche, Partylöwen und Surfer. Deutlich exklusiver geht es im Sommer in dem kleinen, malerischen Fischerdorf José Ignazio zu. Will man dem Trouble entgehen, kann man sich einfach weiter nach Osten bewegen. Die Küste ist lang.

Beste Reisezeit Die beste Zeit zum Reisen ist der Sommer zwischen Ende Dezember und Februar. Nicht nur ist es dann am wärmsten, sondern man kann auch den Karneval in Montevideo miterleben. Das Klima in Urugay ist subtropisch, doch können durch die geografische Lage die Winde ungehindert zu Temperaturstürzen führen. Über das ganze Jahr regnet es vergleichsweise viel und häufig, doch dauern die Regenfälle selten lang. Einzig die hohe Luftfeuchtigkeit ist dauerhafter Begleiter auf Reisen.

Der Karneval Montevideo ist stolz auf seinen Karneval, der mit 80 Tagen der längste Südamerikas ist. Anders als in Rio sind die Umzüge etwas gemässigter, und anstatt des brasilianischen Sambas stehen Murga und Candombé im Vordergrund. Die Murga ist eine Art Musik-Theater, in dem bis zu 18 Schauspieler in fantasievollen Kostümen Lieder und kleine satirische Szenen zum Besten geben. Der Candombé kommt aus den afrikanisch-uruguayanischen Vierteln und war lange Zeit verboten, bis er, unverstummbar, 1870 Teil des Karnevals wurde. Auf Cuerdas, grossen Trommeln, werden donnernde Rhythmen gespielt, zu denen Männer und Frauen verkleidet tanzen. Die Kostüme sind typisiert: die alte Mutter, der Medizinmann oder der Stockträger. Höhepunkt des Karnevals ist vor Aschermittwoch.

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Max Moor über Venedig und Wasserbüffel Max Moor, Schauspieler, Moderator, Autor und Landwirt in Brandenburg, tourte jüngst für «Planet Erde: Live in Concert» durch Deutschland und kommt am 15.  April nach Zürich. Imagine traf ihn vor dem Elefantenhaus des Zürcher Zoos auf ein Wort.

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Imagine: Für die Sendung «Schätze der Welt» präsentieren Sie Plätze des UNESCO-Welterbes. Sind das für Sie privat auch die interessantesten Orte? Max Moor: Es ist sehr interessant, Geschichte über eine versunkene Stadt zu hören. Man kann nur staunen, wozu der Mensch in der Lage ist. Oder auch wie idiotisch er ist, dass das alles wieder zerstört worden ist – oder aktuell wird. Aber mich interessieren in erster Linie Naturdenkmäler, die finde ich noch spannender als Kulturdenkmäler. Die Landschaft Afrikas zum Beispiel – ich finde es schade, dass ich wahrscheinlich sterben werde, ohne sie jemals gesehen zu haben. Wieso? Haben Sie keine Zeit zum Reisen? Ich reise viel zu viel, aber das ist meist beruflich. Privat reise ich schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Wohin reisen Sie beruflich gerne? Ich habe Mühe mit Ranglisten, aber es ist immer wieder schön, wenn ich fürs Fernsehen nach Venedig fliege. Da bin ich gerne. Aber es ist eben eine Geschäftsreise: Man kommt an, sieht den Flughafen, fährt ins Hotel, geht in die Redaktion, fährt wieder ins Hotel, geht ins Studio und danach wieder zum Flughafen und dann ist man schon wieder zu Hause. Wirklich etwas gesehen hat man also nicht von Venedig. Aber Sie kennen Venedig? Was gefällt Ihnen an der Lagunenstadt? Ich bin komischerweise Fan vom Lido geworden. Das Filmfestival ist ja auch immer am Lido. Venedig ist schön, und gerade beim Lido kann man wunderbar spazieren. Venedig ist, obwohl es sehr weit im Norden liegt, schon sehr italienisch. Die

Fähigkeit zu leben, das Leben zu geniessen ist hier schon sehr viel grösser als bei uns. Wenn Sie sich beim Fernsehen zur Ruhe setzen, werden Sie dann wieder mehr reisen? Nach dem Fernsehen kann ich gar nicht mehr reisen, denn als Bauer kann man eigentlich gar nie weg. Wie sagt man so schön: «Kaum bin ich weg, passiert irgendwas.» Auf Ihrem Hof in Brandenburg haben Sie Wasserbüffel, Galloway-Rinder und Esel … Esel sind nicht mehr bei uns. Die sind zu fett geworden auf den Büffelwiesen. Wir haben ja ein Naturschutzgebiet, das ist sehr karg, da leben nun die Esel. Ich kann inzwischen in normalen Steakhäusern kein Fleisch mehr essen. Ich bin nun zu sehr verwöhnt von unserem Fleisch. Bei uns bekommen die Rinder nichts anderes als sie auf der Weide finden. Wir füttern nichts dazu. Und das schmeckt man. Hinzu kommen noch die Kunst des stressfreien Schlachtens und die hohe Kunst der Fleischlagerung. Werner Grube schreibt, dass das argentinische Rindfleisch so gut sei, weil es durch den Transport länger hängt Bei argentinischem Rindfleisch hat man sofort die Bilder von den riesigen Rinderherden in der Prärie vor Augen. Aber das war einmal. Inzwischen ist das Fleisch voller Hormone. Die Rinder sind nicht in drei Jahren gewachsen, sondern haben bereits nach einem Jahr ihr Schlachtgewicht erreicht. Dementsprechend ist ihre Muskulatur. Der Verbraucher kauft nur Wasser. Aber was solls, es gibt ja «wunderbare» Barbecue-Saucen, auch fertig gekaufte. Da schmeckt man das Fleisch nicht mehr.

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Seit der Grand Tour des britischen Adels ist Paris die erste Adresse auf Reisen.

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DER AUFBRUCH DER TOURISTEN

In der Neuzeit ist Reisen ein Privileg des Adels und die britische Nobless von jeher sein Trendsetter. Mit dem Aufstieg der Bürgerschaft und der Erfindung der Dampfmaschine setzen sich auch die Massen in Bewegung. Autor David Renner

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achdem die Grand Tour des Adels durch die Umwälzungen auf dem Kontinent unmöglich und sie ihnen durch die nach Italien ziehenden Künstler und Gebildeten verleidet wird, richten sie sich zuerst in Kur- und später in Seebädern stattlich ein. Doch das durch die Industrialisierung zu Geld gekommene Bürgertum folgt ihnen auf dem Fuss. Der exklusive Aufenthalt zwischen Promenade, Spielbank und Konversationshaus wird den Aristokraten verdorben. Man bringt Strecke zwischen sich und den Rest und bereist wieder den Kontinent. Man zieht sich an der Côte d’Azur unter Seinesgleichen zurück oder betritt wieder das ferne Italien oder Ägypten und Palästina. Durch die neuen Transportmittel verliert das Reisen allerdings seine Exklusivität. Zug und Dampfschiff sind vergleichsweise günstig und schnell. Von Rotterdam nach Strassburg sind es nur noch fünf Tage.

Vom roten Buch zum Baedecker Die britischen Reisenden begleitet ein kleines rotes Buch. Es ist der Reiseführer von John Murray: Hand-

book for Travellers on the Continent.. Karl Baedecker, der in Koblenz seitt t bemerkt 1827 eine Verlagsbuchhandlung hat, bemerkt, wie es sich unverschämt gut verkauft. Das Schnellreisehandbuch von Klein, das er selbst herausgibt, ist hingegen ein Ladenhüter. Der findige Verleger orientiert sich an dem englischen Kassenschlager und bearbeitet Kleins Rheinreise von Mainz bis Köln zweimal. Sein Wunsch ist ein übersichtliches, kurzweiliges und informatives Handbuch, auf das sich der Reisende verlassen kann. Er gliedert sein Buch in drei Kapitel und überprüft die Angaben persönlich pedantisch. Durch seine systematische und umfassende Darstellung befreit er die Reisenden von der Abhängigkeit der Lohnbedienten, den Touristenführern der Zeit. Er legt protestantischen Wert auf gute Kost und Logis zu kleinen Preisen. Seine Empfehlungen und Warnungen spüren die Wirte deutlich. In den nächsten Jahren wird er die warmen Monate über reisen, um an weiteren Reisebüchern zu schreiben.

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Seit der Grand Tour des britischen Adels ist Paris die erste Adresse auf Reisen.

Vergnügungstempel für Arme: der Pier

Die bürgerlichen Romantiker zieht es an den Mittelrhein, man bereist Holland und Belgien, Paris, Deutschland, Österreich und die Schweiz. Seit der Eröffnung der Rheinlinie von Köln nach Mainz 1827 nehmen 1850 schon über eine Million Besucher pro Jahr das Schiff. Baedecker bedient die Reisenden mit seinen Büchern, die bald im typischen Rot erscheinen und mit den Baedecker-Sternen die Glanzlichter markieren. Der reisende Bildungsbürger hetzt von der romantischen Mittelrheinaussicht zum ausgezeichneten Gemälde, zur besonderen Kirche. Durch Baedeckers wortwörtliche Erbsenzählerei wird selbst Kaiser Wilhelm I. angesteckt: «Es steht im Baedecker, dass ich den Wachwechsel vom Fenster aus betrachte, und die Leute sind dafür gekommen.»

Pauschalreisen à la Thomas Cook Während das Bürgertum mit seinem roten Buch auf Erkundungstour macht, kämpft in England der Puritaner

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Zeitvertreib unter gleichen im Casino.

Thomas Cook gegen die Trunksucht der Arbeiterklasse. Sie zieht es schon 1845 zu Hunderttausenden an den Wochenenden in den dampfenden Stahlkolossen zu den ehemals luxuriösen Strandbädern, wo sie auf den Piers bei Blaskapelle, Flohzirkus, Achterbahn und in den Pubs dem Alltag entfliehen. Um sie am Sonntag vom Wirtshaus fernzuhalten, beginnt er, Pauschalreisen zu organisieren. Er handelt mit den Transportgesellschaften günstige Preise aus und stellt Verpflegung und ein Unterhaltungsprogramm zusammen. Er organisiert Reisen nach Cardiff, Dublin oder zur Weltausstellung 1851 in London. Durch seinen grossen Erfolg dehnt er seine Angebote 1864 auf den Kontinent und bald schon bis nach Ägypten aus. Er führt Coupons und später den Reisescheck ein. Nun nicht mehr für Arbeiter. Für Reisende ist Europa ein Dorf geworden. Auch Amerika ist nah, und 1867 landet ein amerikanischer Tourist, Mark Twain, in Hamburg. In seiner Tasche steckt ein roter Baedecker.



KULTSERIEN ENTDECKEN! Sie war eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Serien, und vor 30 Jahren lief die erste Folge: «Die Schwarzwaldklinik». Autor GetYourGuide

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m 22. Oktober 1985 flimmerte die Kultserie mit Klausjürgen Wussow, Gaby Dohm und Sascha Hehn zum ersten Mal über die Bildschirme der Bundesrepublik. Die Brinkmanns spielten sich in die Herzen des Fernsehpublikums. Bis heute hält «Die Schwarzwaldklinik» mit einer Episode den Rekord für die höchste Zuschauerzahl, die mit einem fiktiven Programm je in Deutschland erreicht wurde. Die Serie war so beliebt, dass sie in insgesamt 38 Länder verkauft wurde. Doch nicht nur im Schwarzwald kann man auf den Spuren von Kultserien wandeln.

Irland Eine der aktuell beliebtesten und erfolgreichsten Serien ist «Game of Thrones». Das TV-Spektakel, basierend auf den Fantasy-Romanen von George R. R. Martin, ist

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alleine in diesem Jahr für 24 Emmys nominiert. Und schon 2014 gab der Sender HBO bekannt, dass die Serie die erfolgreichste in der Geschichte des Senders sei. Für die erste Staffel diente unter anderem Nordirland als Kulisse, wo Fans während einer Bustour ab Belfast gleich eine ganze Reihe von Drehorten besuchen können. Besucher können die Welt von Ned Stark und Daenerys Targaryen erkunden und dabei die beeindruckende Landschaft Nordirlands entdecken.

New York Um völlig andere Fantasien geht es bei der Tour durch Manhattan zu den Drehorten von «Sex and the City». Drei Stunden führt sie von Location zu Location und das im bequemen Bus, sodass Teilnehmer auch ganz stilecht in High Heels reisen können. Dabei wird den Lieblingsbars und Lieblingsshops von Carrie, Samantha & Co. ein Besuch abgestattet. Insgesamt


stehen mehr als 40 Originalschauplätze der Serie auf dem Programm, die eine ganze Generation beeinflusst hat – besonders in Stilfragen. Vor Ort kann gleich noch die «Gossip-Girl»-Tour angehängt werden. Die gleichnamige Serie rund um Blair Waldorf und Serena Van der Woodson unterhielt Zuschauer zwischen 2009 und 2013 auf ProSieben und sixx. In die Fussstapfen der New Yorker High Society geht es zusammen mit einem Tourguide. Dabei wird allen Drehorten der Serie ein Besuch abgestattet und die von Sex, Drogen und Eifersucht geprägte Gesellschaft der Upper East Side genauer betrachtet.

London Back in the UK wird es dann spannend. Bei einem Spaziergang durch London können zukünftige Detektive die Heimat von Sherlock Holmes und Dr. Watson entdecken. Seit 2010 läuft die mehrfach ausgezeichnete Serie «Sherlock» mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle, die dem weltberühmten Charakter von Sir Arthur Conan Doyle einen modernen und zeitgenössischen Touch gegeben hat. Innerhalb von zwei Stunden können wahre Fans nicht nur die Drehorte der BBC-Serie besuchen, sie entdecken dabei auch zahlreiche Orte aus den Romanen und früheren Verfilmungen.

New Jersey Auch der Serie, die von der Writers Guild of America auf Platz 1 der 101 Best Written TV Series gewählt wurde, darf nicht fehlen – «Die Sopranos». In New Jersey reisen

Serienfans durch das «Sopranoland» und in die Heimat der berühmten italo-amerikanischen Mafiafamilie. Die Tourguides sind dabei professionelle Schauspieler, die als Vertretung oder Komparsen in der Show aufgetreten sind, und die gerne auch Anekdoten über das Geschehen hinter den Kulissen preisgeben. Ein Besuch des Stripclubs Bada Bing darf dabei nicht fehlen.

München Da das Gute bekanntlich so nah liegt, können Serienfans auch eine München-Tour rund um kultige TV-Formate machen. Dabei spazieren Teilnehmer durch dieselben Strassen wie einst Monaco Franze oder besuchen die Drehorte des Münchner «Tatort», «Derrick» oder «Die Lümmel von der ersten Bank». Sie erhalten Informationen und Details zu den Produktionen, Schauplätzen und Schauspielern.


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Alles koscher, oder was? Israels Kuch Kuche

© Itamar Grinberg

Israel ist ein echter Vielvölkerstaat in dem zahlreiche Minderheiten keben - hier serviert ein Druse auf traditionelle Art Mokka …

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Im Zen-Buddhismus plagen weise Lehrmeister ihre Novizen gerne mit paradoxen Rätselfragen. Durch Logik alleine sind diese «Koan» genannten Denksportaufgaben allerdings nicht zu lösen. Ein klassisches Beispiel etwa lautet: Wie klingt es, wenn man mit nur einer Hand klatscht? Ähnlich vertrackt gestaltet sich – zumindest auf den ersten Blick – die Frage nach der «echten» israelischen Küche. Oder müsste es doch eher jüdische Küche heissen? Autor Dr. Thomas Hauer

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chon gehen die Schwierigkeiten los. Die einschlägige Reiseliteratur wird jedenfalls nicht müde zu betonen, dass es innerhalb der Grenzen des Heiligen Landes so etwas wie eine typische Nationalküche gar nicht gäbe. Tatsächlich ist der «Markenkern» israelischer Esskultur vielleicht gerade ihre scheinbar grenzenlose Assimilationsfähigkeit unterschiedlichster Einflüsse und Traditionen. Und so haben wir uns im Gelobten Land auf eine genussvolle Spurensuche begeben. Auf kaum einem anderen Fleckchen Erde leben schliesslich Menschen mit unterschiedlicheren kulinarischen Biografien auf so engem Raum zusammen wie in dem schmalen Streifen entlang der Mittelmeerküste und des Sinai bis zum Roten Meer. Gleichzeitig blickt das Land, in dem laut biblischer Überlieferung Milch und Honig fliessen, auf eine mehr als 3 000-jährige Geschichte an der Nahtstelle zwischen Afrika und Europa zurück. Insofern haben wir es also quasi per Definition mit der Mutter aller Fusionsküchen zu tun, längst bevor man im Kalifornien der 70er- und 80er-Jahre auf die Idee verfiel, Burger mit Guacamole aufzupeppen.

Schmelztiegel kulinarischer Kulturen Wenn man so will, sind die Kochtöpfe zwischen der weltoffenen Partymetropole Tel Aviv und der heiligen Stadt Jerusalem, zwischen den kargen Hängen des Hermon im Norden und dem subtropischen Badeparadies Eilat ganz im Süden also regelrechte Schmelztiegel kulinarischer Kulturen. Die jeweiligen Zutaten haben sich dabei parallel zu den grossen Einwanderungswellen des 19. und 20. Jahrhunderts immer wieder verändert. Damit ist die Entwicklung der Essgewohnheiten aber auch, wie in kaum einem anderen Land der Erde, ein Spiegel politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen, des Werdens einer Nation. Gleichzeitig verleiht das Kaschruth, das jüdische Speisegesetz, Nahrungsmitteln und Getränken bzw. deren Zubereitung und Verzehr gleichsam religiösen Charakter und damit eine transzendentale Ebene – und das empfinden nicht nur orthodoxe Juden so. Denn die Geschichte des Judentums bzw. des jüdi-

schen Volkes, die immer wiederkehrenden Traumata von Gefangenschaft, Sklaverei, Befreiung, neuerlicher Unterdrückung und schliesslich der fast 2 000 Jahre währenden Diaspora, die erst mit der Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 ihr symbolisches Ende fand, sind in religiösen Ritualen und Festen bis heute allgegenwärtig und fast immer eng mit typischen Speisen und Getränken verknüpft. So etwa beim Pessach, dem Fest der ungesäuerten Brote, das an den Auszug aus Ägypten erinnert.

Was ist koscher? Die Grundlagen des Kaschruth fi ndet man im Buch Levitikus und dem Deuteronomium, also dem 3. und 5. Buch der jüdischen Torah. Damit eine Speise im rituellen Sinne rein, d. h. koscher ist, gelten, vereinfacht gesagt, folgende Grundregeln: Jeder Verzehr von Blut ist untersagt. Darum auch das rituelle Schächten, bei dem das Tier möglichst komplett ausblutet. Bestimmte Tiere dürfen allerdings grundsätzlich nicht verzehrt werden, darunter Schweine, Wild, Hasen, aber auch Meeresfrüchte oder Fische ohne Schuppen. Schliesslich wird zwischen fleischigen und milchigen Speisen unterschieden, die nicht gemeinsam zubereitet oder gegessen werden dürfen. Daneben gibt es aber auch neutrale Lebensmittel. Das klingt ein wenig nach religiöser Trennkost, was die Sache aber auch nicht einfacher macht. Gleichzeitig nennt schon die Bibel sieben traditionelle Gaben, mit denen Palästinas Gärten und Felder seit Anbeginn besonders reich gesegnet sind und die bis heute das Rückgrat vieler traditioneller Gerichte, Backwaren und Süssspeisen der nahöstlichen Küche bilden: Weizen, Roggen, Datteln, Feigen, Oliven, Trauben und Granatapfel. Dazu kommen die von Einwanderern im Zuge der zionistischen Agrarrevolution auf den urbar gemachten Flächen angebauten Feldfrüchte, wie die seit Mitte des 19. Jahrhunderts extensiv kultivierte Jaffa-Orange,

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© Yaron Brener

© Dana Friedlander © Dana Friedlander

Ein Paradies für Liebhaber von frischem Obst und Gemüse – Israels Landwirtschaft gehört zu den modernsten der Welt.

die seit den 30er-Jahren verbreitet angebaute Avocado, mittlerweile aber auch Mangos, Bananen, Melonen und Kiwis. In kühleren Lagen zudem Äpfel, Birnen und Kirschen sowie Zucchini, Auberginen, Paprika, Tomaten und Gurken, die aus der Alltagsküche der Israelis nicht wegzudenken sind. Doch der Reihe nach.

Drei kulinarische Einflusssphären Will man tatsächlich versuchen, etwas Licht ins kulinarische Dickicht zu bringen, muss auf jüdischer Seite zunächst zwischen drei ethnischen Gruppen und damit auch kulinarischen Einflussspähren unterschieden werden, die bis heute die israelische Einwanderungsgesellschaft und Küche nachhaltig prägen. Sie sind eng mit den ehemaligen Siedlungsgebieten der von Palästina im Lauf der Geschichte in alle Windrichtungen verstreuten Juden verknüpft. Die grösste und einflussreichste ethnische Strömung innerhalb des Judentums bilden die Ashkenasim, also Juden, die in Mittel-, Nord- und

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Osteuropa und später auch den USA lebten, bevor sie nach Palästina kamen. Die Sephardim bzw. deren Ahnen wurden dagegen 1492 von den katholischen Königen als mittelbare Folge der Reconquista aus Spanien vertrieben und liessen sich danach vor allem auf dem Balkan und in den heutigen Maghrebstaaten nieder, während die Mizrachim einst im vorderen Orient, dem Kaukasus, in Georgien und ebenfalls in Teilen Nordafrikas siedelten. Dazu kommen noch Juden mit äthiopischen und jemenitischen Wurzeln. Sie alle zusammen bilden heute mit knapp 80 % die Bevölkerungsmehrheit im modernen Staat Israel. Dazu kommen rund 1.7 Millionen Israelis mit christlich-arabischem bzw. muslimisch-arabischem Stammbaum. Ausserdem ein paar Hunderttausend Christen, Drusen, Samaritaner, Armenier, Tscherkessen, Bahai und Roma. Ein echter Vielvölkerstaat eben. Jede dieser Ethnien hatte ihre ureigenen kulinarischen Traditionen mit Gepäck. In der neuen Heimat mutierten prominente Versatzstücke tatsächlich sehr unterschiedlichen Küchen


© Dafna Tal

© Dov Seguev © Thomas Hauer

Die arabischen Einflüsse in Israels Küche sind unverkennbar

quasi über Nacht zu neuen Gerichten auf Basis vor Ort verfügbarer Zutaten und nahöstlicher Geschmackspräferenzen. Damit wurden sie aber – im übertragenen Sinne – am Ende eben so schnell in Eretz Israel eingebürgert wie die Menschen, die sie ursprünglich mitgebracht hatten.

Alles Schnitzel, oder was? Ein Musterbeispiel für diesen «Trend» ist das in Israel omnipräsente Schnitzel, das deutsche und österreichische Immigranten ins Gelobte Land importierten. Dort wird es allerdings bis heute kaum je aus Kalbfleisch zubereitet, denn in den schweren und wirtschaftlich turbulenten Anfangsjahren des jüdischen Staates war das ein unbezahlbarer Luxus. Schweinefleisch kommt hingegen wegen des Kaschruth nicht in Frage. Und der hierzulande unverzichtbare Butterschmalz (Milchprodukt!) würde unser Schnitzel ebenfalls treife – also unrein (das Gegenteil von koscher) machen. Deshalb handelt es sich

beim Schnitzel Israeli Style fast immer um Geflügel, meist Truthahn, und statt in Butterschmalz wird es eben in siedend heissem Olivenöl gebacken. Kein Israeli käme aber auch nur im Traum auf die Idee, das koschere Schnitzel trotz seiner germanischen Wurzeln nicht für eines der typischsten israelischen Gericht überhaupt zu halten. Einen zusätzlichen Middle-Eastern Touch erhält das Ganze durch den gerne für die Panade verwendeten Sesam oder die Kombination mit dem in Palästina wie im gesamten Nahen Osten beliebten Hummus, dem sämigen, pikant abgeschmeckten Kichererbsen- und Sesam-Mus. Zum Schnitzel gibt es oft Kartoffelpüree mit Röstzwiebeln oder aber den typisch israelischen Salat aus grob gehackten Gurken, Tomaten, Zwiebeln und Blattpetersilie. Gleichzeitig ist das Schnitzel auch ein beliebtes Streetfood, wenn es in Streifen geschnitten zusammen mit Salat und Tahin als Füllung im Pitabrot landet.

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© Dana Friedlander

Eine Drusin bereitet ein traditionelles Gericht auf Basis von Pitta-Brot zu.

Apropos Streetfood: Kein Israeltrip wäre komplett, ohne an einem der unzähligen Imbissstände des Landes ein saftiges Falafel-Sandwich zu verputzen. Interessant werden die kross gebackenen Kichererbsenbällchen aber erst durch die unzähligen Add-ons von gepickelter Roter Bete über Essiggurken bis Krautsalat, Rettich und Chili sowie zahlreicher Saucen und Tunken, die man sich nach Belieben selbst in die kompakte Pitabrothülle stopfen oder träufeln kann. Eine der besten Adressen für den nahrhaften Snack ist der bereits im Jahre 1950 gegründete Israel Falafel am Beginn der Yerushalayim Avenue in Tel Aviv – der historischen Keimzelle der Stadt. Hinter dem Tresen steht seit Jahrzehnten Falafel-Veteran Nisim Shtivi und verkauft für 15 Shekel, umgerechnet etwa 3.50 Euro, von früh bis spät echtes Israeli Soulfood. Einfach umwerfend: das Salzzitronen Relish oder das hausgemachte Zhoug, eine köstliche Chilipaste mit Petersilie und Koriander.

New Israeli Cuisine Apropos Tel Aviv, hier ist auch das Zentrum der New Israeli Cuisine, die dort in zahllosen Restaurants zelebriert wird. Ein typisches Beispiel ist das stylische Bertie

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mitten im pulsierenden Stadtzentrum. Was hier auf dem Tisch landet, hat mitunter sogar Sterneniveau. Dabei bedient sich die Küche hemmungslos aller nur denkbaren Zutaten, Traditionen, Gar- und Zubereitungstechniken – solange sie koscher sind. Wir probieren u.a. Wolfsbarsch-Sashimi – einmal kombiniert mit gerösteter Roter Bete, Chili und Kardamom-Öl, einmal mit Krautsalat und Limone, dann gegrillte Calamari (O.k., die sind wohl nicht ganz koscher) mit Hummus und gerösteter Aubergine, eine gelungene Verbindung von erdigen und maritimen Geschmacksnuancen, gefolgt von bissfestem Risotto mit Weinblättern und zwei Sorten Thunfisch. Als Hauptgang dann geschmorte Kalbsbäckchen mit Malawach, einer Art Blätterteigpfannkuchen, und zum Dessert köstlichen Malabi, einen mit Rosenblüten aromatisierten Milchpudding, den die Locals heiss und innig lieben. Während das typische israelische Abendessen – anders als bei den arabischen Nachbarn – eher leicht ausfällt, ist das Frühstück umso üppiger. Gegrilltes Gemüse und diverse Salate, Tomaten, Gurken, frisches Obst, Joghurt, Müesli, Schafskäse, Oliven, Eierspeisen, Hummus,


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Der berühmte Felsendom im Abendlicht

Kein Steinbock, sondern eine wilde Bergziege in der Negevwüste

Prachtvolle Diestelblüten

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© Castel Winery

© Noam Chem © Castel Winery

Eine Nation zwischen Gebet und Genuss – gläubige Juden an der Klagemauer und der Barriquekeller der Castel Winery – eines der besten Weingüter Israels

Tahin,mit Za´atar – einer typisch nahöstlichen Gewürzmischung – aromatisierter Quark, Räucherfisch, sauer eingelegter Hering, Kuchen und kleine Quiches – nichts fehlt auf der opulenten Frühstückstafel. Nur Fleischhaltiges sucht man vergebens.

Israelischer Wein Obwohl die meisten Israelis, abgesehen vom traditionellen Sabbat-Dinner am Freitag, beim Essen am liebsten Bier trinken (bekannte Marken sind z. B. Maccabi oder Goldstar, deutlich spannender aber ist der Gerstensaft der rund 20 in den letzten Jahren meist auf Initiative amerikanischer Einwanderer entstandener Kleinbrauereien), spielt auch der seit biblischer Zeit fast völlig zum Erliegen gekommene Weinbau seit den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts wieder zunehmend eine Rolle. Den Grundstein für diese Wein-Renaissance im Heiligen Land legte aber schon Baron Edmond de Rothschild, eine Leitfigur der zionistischen Bewegung in Grossbritannien. Er schenkte im Jahre 1886 einer Gruppe von Siedlern, die

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sich an den fruchtbaren Hängen des Carmel-Gebirges niedergelassen hatte, mehrere Weinpressen, quasi der Startschuss zur Wiederbelebung der lokalen Weinbaukultur. Damals wurde freilich vor allem papp-süsser Rebensaft für den rituellen Gebrauch oder einfacher Tischwein produziert, dessen Genusswert, gelinde gesagt, als zweifelhaft gelten darf. Heute gehört die Carmel Winery im Zirkon-Yakov – neben Barkan und Golan – zu den drei grössten Weinproduzenten des Landes. Aber wie beim Bier haben auch hier die mehr als 200 BoutiquesWineries, die in den letzten 30 Jahren in Israel entstanden sind, bei Geschmack und Qualität die Nase vorn. Sie keltern aus globalen Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon oder Chardonnay einige bemerkenswerte Tropfen, die auch über die Grenzen Israels hinaus Anerkennung finden. Das mögen Fans autochthoner Rebsorten reichlich fade finden, doch die Weine haben mittlerweile tatsächlich internationales Format erreicht. Übrigens: Auch wenn man bei der Lektüre von Weinkarten in vielen Tel Aviver Restaurants den Eindruck gewinnen könnte, das kostspielige Elixier


© Noam Chem

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Ob Foodie, Kultur- oder Shoppingfreak - Israel macht alle glücklich!

fliese hauptsächlich durch israelische Kehlen – in Wahrheit kann kaum ein Winzer ohne Export überleben. Der grösste Teil des Weins Made in Israel wird nämlich in die USA und Frankreich verkauft. Viele Winzer sind in den letzten Jahren ausserdem dazu übergegangen, ihre Weine koscher zu produzieren – schlicht weil der Markt es verlangt. Ein Musterbeispiel dieser neuen israelischen Weinkultur ist die Domaine du Castel im Hochland von Judäa bei Ramat Raziel, nur wenige Kilometer von Jerusalem entfernt. Inhaber Eli Ben Zaken und seine Söhne produzieren hier auf rund 13 Hektar ca. 100’000 Flaschen pro Jahr. Ihr Grand Vin, eine in französischer Eiche ausgebaute Cuvée im klassischen Bordeaux-Stil, kann mit vielen gallischen Grand Crus locker mithalten. Der kleine Bruder, Petit Castel genannt, erinnert mit seiner saftig-exotischen Aromatik und fast betäubend opulentem Bukett an Chateau Musar aus dem Libanon, ein perfekter Begleiter orientalischer und scharf gewürzter Speisen. Grandios auch der Chardonnay. Auf den ersten

Schluck überwiegt hier zwar die kraftvolle Opulenz der kalifornischen oder australischen Vettern, aber der Connaisseur findet in dem Wein auch ein hohes Mass burgundischer Eleganz. Natürlich sind auch die Weine der Domaine du Castel aus Marketinggründen koscher, obwohl Zaken und seine Familie mit Religion nicht viel am Hut haben. Das führt allerdings zu der ziemlich grotesken Situation, dass Zaken nicht einmal einen Schlüssel zum eigenen Keller hat. Den «bewacht» ein «Rechtgläubiger», damit niemand den Wein aus Versehen treife (unrein) macht. Auch Frauen haben bei der Weinproduktion gemäss Kaschruth nichts zu suchen. Alle sieben Jahre muss den Reben ausserdem ein Sabbatjahr gegönnt und Flaschen bzw. Schläuche dürfen nur einmal verwendet werden. Und das sind nur einige der zahlreichen Regeln. Der Weinqualität schadet es jedenfalls nicht. Bei Flaschenpreisen von rund 50 Euro beim Grand Vin und etwa 30 Euro für den Petit Castel kann die Familie – trotz hoher Produktionskosten – sehr ordentlich leben. Wohl bekomms!

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... BOOKS!

Ein Atlas trunkener Gesch icht

en

Mehr als 16’000  verschiedene Rum-Sorten und inzwischen sogar ein eigenes Rum-Festival in Berlin: Rum, die Spirituose, die oft mit Leichtigkeit, Sonne, Strand und Palmen assoziiert wird, hat sich zum Kultgetränk entwickelt. Melanie Jonas und Margitta Schulze Lohoff fangen für dieses Buch das Lebensgefühl rund um die Spirituose Rum ein. Aufgebaut als «Atlas trunkener Geschichten» erzählen die Autorinnen gemeinsam mit Gastautoren Geschichten aus verschiedenen Ländern und stellen dabei für Land und Region spezifische Rum-Marken vor. Inhaltlich dreht sich in den Geschichten alles um Herstellung, Historie, Zuckerrohr-Ernte, unterschiedliche Rum-Sorten, aber auch um Sklaverei, Piraterie und eine Rum-Universität … und nicht zuletzt natürlich um dieses wunderbare Gefühl, am Strand oder am Pool zu liegen und den Urlaub mit einem Schluck Zuckerrohrschnaps auf der Zunge zu geniessen.

Rum | Matthis Eilers, Melanie Jonas, Margitta Schulze Lohoff | Delius Klasing

Pure Lust auf

frisches, buntes Essen

Nadias Küche ist unkonventionell. Ihre Rezepte entstehen aus dem Bauch heraus. Experimentieren ist ihre grosse Stärke. Ihren Prinzipien in Sachen Lebensmitteln bleibt sie dabei immer treu. Sie ist weder Veganerin noch Vegetarierin. Aber sie verwendet weder weissen Zucker noch weisses Mehl. Die bunte Palette von Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten, von frischem Gemüse und frischen Früchten, von Nüssen und Samen, von pflanzlicher Milch und pflanzlichem Fett ist ihre kulinarische Heimat. Unter dem Motto «Eat better, not less» gibt die Autorin einen völlig neuen Einblick in eine gesunde und zugleich lustvolle Küche. Ihre Rezepte sind einfach und schnell zubereitet. Sie kitzeln die Geschmacksnerven, und das Auge kann sich kaum sattsehen. Vom Bananeneis zum Frühstück bis zur Avocado-Pizza und unglaublich süssen Desserts ist alles dabei.

Eat Better, not Less | Nadia Damaso | Fona Verlag

Kokos, Sam

Der 4. Band der erfolgreichen «Street Food»-Reihe für kulinarische Globetrotter stellt die abwechslungsreiche und spannende Strassen-Küchen-Kultur Indonesiens vor. Die indonesische Street-Food-Reise führt vom muslimisch-geprägten Java zum hinduistisch geprägten Bali, durch grandiose Landschaften vorbei an Vulkanen, Mango-, Reis- und Chilifeldern, Märkten und Tempeln und natürlich zu jeder Menge Garküchen und kleinen Restaurants, die oft nur ein einziges Gericht auf der Karte haben, das dann aber genau hier besonders gut schmeckt. Die Geschichten dieser «Küchen auf Rädern» und der Menschen, die sie betreiben, werden hier erzählt und die typischen Rezepte zum Nachkochen vorgestellt.

Bali & Java Street Food | Jenny Susanti & Andreas Wemheuer | Hädecke Verlag

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bal & Saté


t nur Spass, ig fit sondern auch richt

So macht vegan nich

Was haben Hirse-Vanille-Shake, Linsensalat mit Kräutercroutons und Spitzkohl mit Chili-Nuss-Dressing gemeinsam? Klingt richtig lecker! Und ausserdem strotzen diese Gerichte nur so vor Superfoods: gut für Gesundheit und Wohlbefinden! Doch wer glaubt, dass man Superfoods nur für teures Geld im Internet bekommt, hat sich geirrt. Statt Pülverchen und exotischer Ingredienzien verwendet La Veganista ganz alltägliche Zutaten, die glücklich, gesund und zufrieden machen. In Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen steckt nämlich alles, was der Veganer braucht, um rundum fit und gesund zu bleiben. So wird der Smoothie zum Wachmacher, und der MüesliSnack sorgt mit Nusspower für einen Konzentrationskick. Das Gemüsesandwich bringt mittags Energie, und an Fried-Vollkorn-Rice mit knackigem Gemüse kann man sich abends mit gutem Gewissen satt essen.

La Veganista / Iss dich glücklich mit Superfoods | Nicole Just | GU Verlag

Osteuropa kulinarisch Die meisten von uns denken bei der Küche Osteuropas an viel Fleisch und fettige Eintöpfe. Wie grundfalsch diese Annahme ist, beweist Olia Hercules in ihrem sehr persönlichen Buch, in welchem sie Gerichte aus verschiedenen Landesküchen zusammengetragen hat. Angefangen von Aserbaidschan nach Armenien und Griechenland bis hin zu Georgien, Moldawien, in die Ukraine und natürlich nach Russland ergibt sich daraus ein ebenso bunter wie köstlicher Mix, der einige Überraschungen bereithält. So finden sich Gerichte mit Hülsenfrüchten, zahlreiche Teigspezialitäten, natürlich viele Eintöpfe, Fleisch- und Fischrezepte sowie – zum Abrunden – köstliche Süssspeisen und eingelegte Leckereien.

neu entdecken

Mamuschka | Olia Hercules | Dorling Kindersley

, GENIAL kochen iessen, n ge D GESUN in GLÜCKLICH se

Nach einer persönlichen Reise, bei der seine Ernährung im Vordergrund stand, präsentiert Jamie Oliver das Ergebnis dieser Erfahrung: ein Kochbuch für ge- sunden Genuss mit dem Versprechen, « (…) jedes Rezept darin ist eine gute Wahl». Das Prinzip ist eine einfache Gleichung: genial kochen + gesund geniessen = glücklich sein. So hat Jamie über 90 originelle Rezepte für Frühstück, Mittag- und Abendessen entwickelt, die einem fundierten ernährungswissenschaftlichen Konzept folgen. Vom Protein-Porridge mit Haferflocken, Samen, Nüssen und Quinoa über Fisch-Tacos mit Kiwi-Limetten-ChiliSalsa bis hin zur Kürbis-Lasagne mit Spinat, Hüttenkäse und Samen: Herausgekommen sind alltagstaugliche Gerichte, die kalorienarm, reich an Nährstoffen und voller Aroma sind – Superfood eben, für ganz viel Genuss und wenig Reue.

Jamies Superfood für jeden Tag | Jamie Oliver | Dorling Kindersley

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ZUM VERKOSTEN, MITNEHMEN &NACHKOCHEN Kulinarische Schatzsuche im Sudtiroler Hochpustertal

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Leuchtende Gipfel, malerische Täler, duftende Almwiesen und viel Sonne – dafür kennen und schätzen Urlauber das Südtiroler Hochpustertal mit den Ferienorten orten Sexten, Innichen, Toblach, Niederdorf und Prags. So vielfältig und ursprünglich wie die Landschaft schaft ist auch die kulinarische Landkarte der Ferienregion rund um die markanten Drei Zinnen. Mit den kulinarischen Highlights des Hochpustertals wird der nächste Südtirol-Urlaub zur kulinarischen ulinarischen Wallfahrt.

Die Fruchtvielfalt vom Regiohof & Pasta «on the Rocks»

schliesslich mit Produkten von heimischen Bauern und zwackt sich ionen bei seinen Kreationen ack ein je nach Geschmack Stück von der alpinen und eine Portion von der mediterranen Küche ab. Südtirolerischer geht es kaum, und weil Geheimnisse zum Verraten daa sind, gibt er auch Kochkurse und hat 2014 sein erstes Kochbuch herausgegeben: «Pasta on the Rocks» – eine Hommage an Südtirol, gewürzt mit Anekdoten und liebevollen Spötteleien über seinen Werdegang und das Kochhandwerk.

Käsewunder auf dem Lechnerhof & Sterneküche mit Bodenhaftung

Oberhalb von Innichen, an den saftig-grünen oder auch glitzernd weissen Hängen des Haunold, zelebriert Markus Holzer vor eindrucksvoller Kulisse seine ganz eigene Version der traditionellen Südtiroler Küche. Urig, warmherzig und familiär geht es in der Jora-Hütte zu, und wer hier einkehrt, darf sich auf das Beste aus zwei kulin inarischen en Welten freuen. Holzer Holze arbeitet auskulinarischen

Im Pragsertal auf 1200 Metern Höhe verarbeiten die passionierten Landwirte und Gastgeber des Lechnerhofs die Milch ihrer Ziegen und Kühe zu einem aussergewöhnlichen Rohmilchkäse. Die liebevoll affinierten Spezialitäten sind bei internationalen Käseverkostungen mehrfach ausgezeichnet worden und werden ganzjährig im Hofladen zum Verkauf angeboten – eine Bereicherung für jede Jause und das optimale Mitbringsel für

© Pasta on the rocks

© TVB Hochpustertal

Der Regiohof Toblach bringt in uralte Rezepturen neues Leben. Auf den Feldern wird nach höchsten Qualitätsstandards gearbeitet, und es kommen nur biologische Früchte aus eigenem Anbau in die Produktion, um hochwertige Konfitüren und würzige Chutneys herzustellen. Die Spezialitäten werden nach Original-Rezepten eingekocht und nur mit Rohrzucker gesüsst. Die einzigartig süss-scharfen Chutneys sind ideale Begleiter zu Käse und Fleisch, und mit dem aromatischen hauseigenen Grappa liefert der Regiohof auch gleich den passenden Digestif zu den herzhaften Köstlichkeiten. Für Interessierte bietet der Regiohof jeden Freitag von 16.00 bis 18.30 Uhr eine Früchtesenf-Verkostung mit Südtiroler Speck und Käse an, welche die Geschmacksnerven der Besucher auf ganz neue Ideen bringt.

Bergpanorama & Genuss pur

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Schüttelbrot

Heimatverbundene Haute Cuisine

Käsefreunde daheim. Viel Raum für Entspannung finden gestresste Städter und Ruhesuchende derweil in den heimeligen Ferienwohnungen des Lechnerhofs. In natürlicher, unberührter Umgebung und unvergleichlich ruhiger Lage sind die Batterien schnell wieder aufgeladen, denn auf dem gesamten Hof wird sehr viel Wert auf Entschleunigung und den Bezug zu natürlichen Produkten gelegt. Auch die Haute Cuisine zeigt sich im Südtiroler Hochpustertal heimatverbunden. So serviert Sternekoch Chris Oberhammer in seinem Gourmetrestaurant Tilia in Toblach Gerichte, bei denen das Produkt und dessen Qualität im absoluten Mittelpunkt stehen. Seine Zutaten bezieht er von einer kleinen Zahl handverlesener Bauern aus der Umgebung, und er legt grossen Wert darauf, möglichst alle Teile vom Tier zu verwenden. Sein Können hat sich Oberhammer in mehreren namhaften Restaurants, vor allem in Frankreich, zugelegt. Neben einer kleinen Karte und einer überschaubaren Gästezahl gehören im Tilia das persönliche Gespräch und individuelle Weinberatung zum Erfolgskonzept – ein absolutes Muss für genussaffine Südtirol-Reisende.

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Frisch von der Alm schmeckt es am besten.

Après Ski mit Cucina Italiana & süsse Sammlerinnen Wo einst ein alter Bunker stand, erfreut heute eine moderne Mischung aus Restaurant, Laden, Bar und Après-Ski-Treff die Besucher. Direkt am Einstieg ins Skigebiet hat sich der PUNKA zur szenigen Drehscheibe für Hochpustertals Wintersportler gemausert. Die neue Talstation überrascht nicht nur mit ihrem luftig-klaren Design, sondern auch mit ihrem erfrischenden Gastronomiekonzept: Statt Currywurst und Co. erwartet hungrige Skifahrer hier eine herzerwärmende, aromenhe Küche von Chefkoch Giovanni. Der reiche und frische er brilliert nicht nur mit einer perfekgebürtige Italiener za, sondern auch mit einem ten Holzofenpizza, n Faible für friganz besonderen te – eine unsche Fischgerichte linarische gewöhnliche kulinarische Erfahrung am Berg chend und eine erfrischend lung leichte Abwechslung zur traditionell eher kost. deftigen Hüttenkost.


Deftige, regionale Stärkungen, die den Gaumen verzücken.

Jedes Dorf im Hochpustertal hat mehrere Hundert Bienenstöcke. Die reichhaltige Pflanzenwelt im Tal sorgt für eine enorm hohe Honigqualität. Dass das süsse Gold viel mehr kann als nur gut schmecken, wissen die Einheimischen seit Generationen. Ewald Kamelger, Imker in Niederdorf, bietet Urlaubern mit seinem Programm «Besuch beim Imker und seinen Honigbienen» regelmässig spannende Einblicke in die Imkerarbeit. Zudem weiss er viel Wissenswertes zum Leben der Bienen, ihrer enormen Bedeutung für unser Ökosystem und der gesundheitsfördernden Wirkung von Honig, Propolis und Co. zu berichten. Wer den köstlichen Honig des Hochpustertals mit nach Hause nehmen möchte, bekommt ihn hier gleich frisch vom Erzeuger.

Von der Kuh zum Käse & Süsses zum Schluss Wie war das nochmal mit Lab und Milchsäure? In der Schaukäserei Drei Zinnen in Toblach werden alle Fragen rund um die Herstellung des vielseitigen Geschmackswunders beantwortet. Am Anfang der Führung erwartet die Besucher eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der Milchverarbeitung. Die Galerie der modernen Sennerei gibt im Anschluss den Blick auf

den gesamten Produktionsablauf und die Arbeit der routinierten Käsemeister frei. Auch die Herstellung von Frischmilch, Sahne, Butter und Joghurt wird anschaulich erklärt. Zu guter Letzt eröffnet sich im Reifekeller die komplexe Welt der Lagerung und Reifung der fertigen Laibe. Die hauseigenen Qualitätsprodukte der Sennerei Drei Zinnen können im Anschluss verkostet werden und stehen als leckeres Mitbringsel im Hofladen zum Verkauf bereit. Der Name der süssesten aller Dessert-Verlockungen soll einer Legende nach seinen Ursprung im Hochpustertal haben. So bekam die in Innichen geborene Gastronomin Alba Campeol die typisch italienische «Zabaglione», eine Creme aus Mascarpone, Eigelb und Zucker, gereicht, als sie sich einmal schwach fühlte. Ihre Schwiegermutter reichte ihr dazu Kaffee und Löffelbiskuits und sagte, das würde sie wieder auf die Beine bringen. Basierend auf diesen Zutaten kreierte Alba Campeol im Restaurant «Le Beccherie» in Treviso das heutige Grundrezept und nannte es in Anlehnung an die Worte der Schwiegermutter «Tira-misù» – wörtlich übersetzt «Richte mich auf!». Wer den Klassiker in seinen Urlaubsspeiseplan einbauen möchte, bekommt ihn auch heute noch in vielen Hochpustertaler Restaurants serviert.

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«SAY CHEESE»! Die einen mögen ihn zart-schmelzend und cremig-mild, während die anderen nussig-würzig und kräftig-herb bevorzugen. Eines ist aber klar: Guten Käse gibt es nicht nur in der Schweiz, in Frankreich, Italien oder in den Niederlanden. Nein, auch Afrika, das Baltikum, Wales, Australien und die USA wissen um die Kunst, Käse herzustellen. Also, ab auf kulinarische Entdeckungsreise! Autor GetYourGuide

Käseprobe in Südafrika geniessen

Sonne, Wärme und kühlende Meeresbrisen lassen Südafrika bekanntlich hervorragenden Wein produzieren. Aber auch schmackhaften Käse bringt das Land hervor. Eine wahrlich köstliche Kombination! Weshalb also statt Winetasting nicht auch einmal eine Käseprobe? In Ladismith, in der Region Oudtshoorn, können Besucher südafrikanischen Cheddar, Gouda, Edam, Ladismither und sogar Mozzarella testen. Was für ein Käse!

Die Gourmet-Ecke Grossbritanniens entdecken

Wales beherbergt aufstrebende Küchenchefs Grossbritanniens. Bioprodukte erlebten einen Boom, und auch die Gastronomie setzt vielerorts auf «Regionales». Auf einer Reise durch das Land kommen Besucher in den Genuss dieser Vorzüge. Eines der kulinarischen Highlights wartet im Norden von Wales: das «Bodnant Welsh Food Center». Hier präsentiert sich, was die Umgebung zu bieten hat: vom Bauernhof-Laden über die Bäckerei und den Weinkeller, den Delikatessen-Shop bis hin zum Käse. Hier gibt es gar einen Käseclub und Hochzeitstorten aus Käse! Cheese!

Lokalen Käsemachern in Lettland begegnen

Wer gerne mal einen Gang runterschaltet, kann das Baltikum aktiv, aber entspannt entdecken. Ob auf Naturwegen oder auf dem Floss, hier ist geniessen angesagt. Auch der kulinarische Genuss soll nicht zu kurz kommen: Auf einem Öko-Bauernhof trumpfen die Einheimischen mit ihren regionalen Produkten auf. Und so können Reisegäste bei der Käseverkostung einen Schwatz mit den lokalen Käsemachern halten. «Slow down, take it cheesy!»

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Käsefabrik in Australien besuchen

Australien ist bekannt für eine äusserst artenreiche und beeindruckende Tier- und Naturwelt. Aber auch kulinarisch hat «Down Under» die Hausaufgaben gemacht: Erstklassige Restaurants, edle Weine und eine Vielzahl an Delikatessen lassen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Auf einer Reise durch den FlindersChase-Nationalpark können Besucher von beidem profitieren: Flora und Faune in Hülle und Fülle und kulinarische Genüsse. Beim Besuch einer Käsefabrik sind die Geschmacks- und Geruchssinne gefragt. Nicht nur für einen Dreikäsehoch!

Amerikanischen Käse kosten

Landestypische Unterkünfte, Naturschönheiten und kulinarische Höhepunkte warten auf die Gäste einer Rundreise durch Neuengland im Nordosten der USA. Nebst Eyecatcher wie malerische Fischerdörfer, zerklüftete Küsten und unendliche Wälder warten auch wahre Gaumenfreuden auf die Besucher. So kann man beispielsweise die «Ben and Jerry’s Ice Cream Factory» besuchen, in der «Cold Hollow Cider Mill» einen Schluck Apfelsaft kosten, die Apfel- und Kürbisregion «Berkshires» erkunden und dem «Vermont Cheese Trail» – auf dem verschiedene Käsereien besichtigt werden können  – folgen. Dies ist kein ausgemachter Käse!

KÄSE-FACTS Weltweit wird am meisten Mozzarella gegessen. In der Schweiz steht jedoch der Gruyère auf Platz 1, zumindest bei den Deutschschweizern und den Romands. Die Tessiner mögen lieber Parmesan. 97,7 Prozent der Schweizer bevorzugen die einheimische Produktion. Spitzenreiter im Käseverzehr sind jedoch die Franzosen. Sie verzehren jährlich 25,9 Kilogramm pro Kopf. Es folgen Island, Finnland, Deutschland, Estland. Die Schweiz belegt mit 21,3 Kilogramm jährlich den sechsten Platz. In der Produktion haben die USA die Nase vorne. Knapp 5,2 Millionen Tonnen werden hier jährlich produziert, da ist die Schweiz mit ihren 198.000 Tonnen weit abgeschlagen.

NICE TO KNOW !!! Diese und weitere Reisevorschläge für «KäseReisen» sind in den Travelhouse-Katalogen «Afrika», «Osteuropa»,  «Grossbritannien»,  «Australien, Neuseeland» sowie «USA» zu finden. Weitere Angebote sind unter www.travelhouse.ch erhältlich.

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TRAIN STORY AUF DEN SCHIENEN MIT DEM EASTERN & ORIENTAL EXPRESS Wie in einem Film aus vergangenen Zeiten erlebt man mit dem «Eastern & Oriental Express» den nostalgischen Charme des Zugreisens. Autor Lone K. Halvorsen

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Zur Pianomusik genisst man den Drink im Barwagen.

Pullmann-Kabine.

E

s ist nicht das Gleis neundreiviertel des «Hogwarts Express» von Harry Potter. Doch auch dieses Gleis versprüht einen mystischen Reiz, denn nur wer den magischen Zugang kennt, weiss um seine Existenz. Harry Potter ging durch die Schleuse und wurde von der Säule verschluckt, bevor er im «Hogwarts Express» landete. Die Schleuse an der «Woodland Station» in Singapur ist nicht ganz so spektakulär, wenngleich der Zug nicht weniger eindrucksvoll ist. Von hier aus verkehrt der legendäre «Eastern & Oriental Express». Der Luxuszug ist längst eine Legende – obwohl Agatha Christie im «E & O» keine Morde aufklären musste. Dieser Zug ist die Schöpfung des eisenbahnverliebten James B. Sherwood. 1977 ersteigerte der Unternehmer Sherwood die Original-Waggons des Orient-Express, die er in den folgenden vier Jahren als «Venice-SimplonOrient-Express» zu neuem Leben erweckte. Wie sein europäisches Vorbild ist auch der «E & O» ein Zug der

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Sonderklasse mit dem Charme vergangener Zeiten. Auf der Reise «Fables of Peninsula» erlebt man zwar keinen Mord , dafür aber 2 000 Kilometer authentisches Asien zwischen Singapur und Bangkok.

Reise in die Vergangenheit Wie auf einer Klassenfahrt verteilen sich die Reisenden in ihren Waggons und den gebuchten Kabinen. Ob «Pullmann-Abteil», «State-Abteil» oder «PresidentialSuite» – hier muss man auf nichts verzichten. Mit den Geräuschen der Schienen und der Kulisse vor dem Fenster fühlt man sich wie auf einer Zeitreise. Hier ist der Weg das Ziel, denn beim «E & O» lautet das Motto: «Reisen, nicht rasen». Vom offenen ObservatoriumDeck am Ende des Zuges erlebt man Landschaftsszenarien aus nächster Nähe. Warnend steht über das offene Fenster: «Do not lean out.» Einen Ratschlag, den man befolgen sollte, denn die peitschenden Lianen oder kna-


ckenden Äste, die gegen das Metalldach des 22 Waggons langen Luxuszugs schlägt, kann jemanden ohne Weiteres um eine Nasenlänge kürzen. Der Australier Steven hat mit seiner Mutter diese Reise angetreten, und bereits nach kurzer Zeit gehört er zum festen Bestandteil der Aussichtsplattform. Mit Füssen wie Charlie Chaplin und der Jacke eines Matrosen winkt er freudig den Kindern zu, die kreischend hinter dem Zug herlaufen. Wir fahren an kleinen Häusern vorbei, die so nah an den Schienen gelegen sind, dass man vom Zug aus die Wäsche von der Leine nehmen könnte. An den Bahnübergängen reihen sich die Ochsenkarren, Mopeds und Fahrräder, die meist nicht nur einen Fahrer haben, sondern etliche Beifahrer dazu. Winkend und hupend warten die Einheimische darauf, dass der 500 Meter lange OrientExpress passiert und die imaginäre Schranke aufgeht. Stevens Mutter geniesst währenddessen ihre E-Ziga-

rette, und nach etlichen Dörfern und noch mehr Palmenplantagen ruft sie Steven zu: «Eine halbe Stunde noch, und dann müssen wir uns fürs Dinner parat machen.»

Gebratene Tiger King Prawn begleitet von Mango- und Citrus-Salat Yannis Martineau ist Chef de Cuisine im «E & O». Der Franzose und sein zehnköpfiges Team zaubern in den 12 m 2 Haute-Cuisine-Küche euro-asiatische Fusionsküche mit frischen Landesprodukten. Die aussergewöhnlichen Arbeitsbedingungen setzen Martineau keine Grenzen. Er liebt Herausforderungen. «Es ist wie Schlittschuh laufen. Man muss die Kür einige Male üben, bevor die Ausführung stimmt», erzählt er. Viele vermuten, die Köche schneiden sich stets in den Finger aufgrund der Unebenheiten der Gleise, erzählt Yannis, doch das kochende Wasser ist die grössere Gefahrenzone. Aber auch hier kennt er Tricks, um grössere Desaster zu vermeiden.

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Chef de Cuisine bei «E & O», Yannis Martineau

Die grösste Herausforderung stellt für Yannis Martineau und sein Team die Logistik dar. Die Menüs müssen präzise und weit im Voraus geplant werden. Aufgrund der reduzierten Kühl-, Lagerung- sowie Einkaufsmöglichkeiten sind spontane Änderungen schwierig oder zum Teil gar unmöglich. Daher wird Fisch und Fleisch zu Beginn der Reise eingekauft, während unterwegs bei ausgewählten Händlern frisches Obst und Gemüse eingekauft werden kann. Martineau hat bei Paul Bocuse gelernt, für den französischen Staatspräsidenten Mitterrand gekocht und auf der ganzen Welt seinen Kochlöffel geschwungen. Doch wenn man ihm reden hört, spürt man eine Leidenschaft, die sagt: Im «E & O» hat er seinen gastronomischen Traum gefunden. Übrigens: Falls man laut rufend «Hold your Glasses» hört, wird empfohlen, diesen Anweisungen des Restaurantpersonals Folge zu leisten. Tiere, die Gleise passieren, wissen meist nicht, dass man hier nicht stehen bleiben sollte, und somit kommt es gelegentlich zu einem «Emergency Break». Der General Manager beim «E & O»,

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Nicolas Pillet, verrät uns, dass die Gläser eigens für den Zug hergestellt wurden. Mit einem schwereren Fuss und einem optimalen Schwerpunkt soll einen Malheur am Tisch aufgrund von holperigen Gleisen somit reduziert werden.

Durch die Nacht Richtung Kuala Lumpur Die erste Nacht im Zug ist unter Umständen für alle Reisenden gewöhnungsbedürftig, aber das ist schnell vergessen, wenn am Morgen der «E & O» in Kuala Lumpur einfährt. Die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich an der Jalousie vorbei in die dunklen Kabinen, und bevor es auf eine Entdeckungsreise in der Millionen-Metropole geht, wartet das Frühstück. Pünktlich um 7.00 Uhr klopft der immer freundliche Butler Woody an die Kabinentür. In den Händen: Tee in Silberkännchen, Toast mit Lachs und Omelett sowie frische exotische Früchte. Die Hauptstadt Kuala Lumpur gilt als ökonomisches, kulturelles und administratives Zentrum von Malaysia


Sweet dreams bei «E&O»

Die unendliche Weite der Teeplantagen in den Cameron Highlands

und als ein Schmelztiegel verschiedener Volksgruppen, Religionen und Kulturen. Das Stadtbild ist sowohl von islamischen Moscheen als auch von christlichen Kirchtürmen und indischen Tempeln geprägt. Doch bekannt sind auch die geschichtsträchtigen Bauwerke und Hochhäuser, die den Fortschritt Kuala Lumpurs widerspiegeln. Das Wahrzeichen der Stadt sind die 452 Meter hohen «Petronas-Towers», die einige Jahre als die höchsten Gebäude der Welt galten. Ein Besuch des «Pudu Wet Market» macht jedoch deutlich, dass ein grosser Teil der Bevölkerung trotz der rasanten Modernisierung sehr mit den lokalen Traditionen verbunden ist. Auf dem grössten Markt in der Hauptstadt werden seit 1870 frisches Obst, Gemüse, Garnelen, Red Snapper und Fleisch sowie Innereien verkauft. Die lauten Rufe der Händler, die dichten Menschenmassen sowie der strenge Geruch vermitteln das Gefühl, in einem Hexenkessel zu sein. Doch gerade diesen Mix von Tradition und Moderne macht Kuala Lumpur so einzigartig.

Der Zauber der grünen Blätter Wer etwas Abkühlung von Malaysias heissen Temperaturen benötigt, der ist in den Cameron Highlands bestens aufgehoben. Nicht nur für Ausland-Touristen sind die Highlands ein begehrtes Reiseziel, sondern auch für die Grossstädter aus dem feucht-heissen Flachland. Weg von der Klimaanlage und rein in den Pullover, denn hier herrschen andere Temperaturen. Doch nicht nur für die Menschen sind diese klimatischen Bedingungen wohltuend. Dicht an dicht reihen sich die grünen Sträucher, egal in welche Richtung man schaut, denn der «Garten Malaysia» ist ebenso ein exzellentes Anbaugebiet für Tee. Mit optimalen Temperaturen, ausreichend Niederschlägen, guter Höhenlage, langer Sonnenscheindauer und einem gut bewässerten sauren Boden werden die besten Voraussetzungen für die Erzeugung eines perfekten Hochlandtees erfüllt. Diese naturgegebenen Idealbedingungen wurden 1929 vom englischen Pionier J. A. Russel erkannt. Er erwarb in den Highlands ein

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Reise «Fables of Peninsula» (6 Tage / 5 Nächte, Singapur-Bangkok) Übernachtungen im Eastern & Oriental Express in der gebuchten Kategorie, 1 Übernachtung im Raffles Hotel Singapur, 1 Übernachtung im Cameron Highlands Resort Alle Mahlzeiten und begleitenden Getränke Ausflüge mit Programm www.belmond.com

kleines Stück Land und gründete die erste Hochland-Teeplantage des Landes und nannte sie «BOH», welche die Kurzform für «Best of Highlands» ist. Aus Bangladesch, Indien, Nepal – um nur einige Länder zu nennen – kommen die Arbeiter her. Bis zu zehn Jahren können sie bleiben, dann müssen sie zurück in ihre Heimat. Mit schweren Körben auf dem Rücken sind die Arbeiter grossen Anstrengungen unterworfen, denn die Pflanzen sind eng gebaut, und die Hügel sind steil und hoch. Die Ernte erfolgt hauptsächlich maschinell oder mit einer speziellen Schere. Der Verdienst erfolgt pro gepflücktes Kilogramm. Eine Besonderheit der «BOH» ist, dass der Tee selbst hergestellt, verarbeitet, verpackt sowie vermarktet wird – ein wahres Qualitätsmerkmal!

Die schönste Attraktion Nach einem spannenden Tag abseits des malaysischen Schienennetzes geht es wieder zurück zum Bahnhof,

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wo der «E & O» auf uns wartet. Die Gäste schätzen die Ausflüge sehr, aber es herrscht auch eine unverkennbare Freude, als wir am Bahnhof ankommen. Denn die schönste Attraktion ist trotz allem der Zug selbst. Der lindgrüne Express steht in der Warteposition für die nächsten Etappen Richtung Penang, Huay Yang und schliesslich Bangkok. Der Weg ist das Ziel und der Zug der persönliche Begleiter. Mittlerweile klingt das Geräusch des Zuges in der Nacht wie ein Schlaflied; «La Le Lu, nur der Mann im Mond schaut zu …», und die Distanz von Waggon 1 bis zum Observatorium-Deck ist mittlerweile auch mit Stöckelschuhen zurückzulegen. Am letzten Abend geniesst man die letzten Eindrücke vom Observatorium-Deck aus, bevor es Zeit wird für die Abendgarderobe und das Abschiedsdinner. Steven erscheint wieder adrett im Smoking, und ich vermute, für ihn war es höchstwahrscheinlich auch nicht die letzte Reise mit dem «E & O».


«Best of Highlands»

Anbieter: RTC - Rose Travel Consulting Der «Boutique-Anbieter» Rose Travel Consulting steht für «Reisen mit Horizont». Einen der Schwerpunkte bei RTV sind unter anderem die touristisch unberührten Länder Asiens. RTC bietet ein Gesamtpaket für die Reise «Fables of Peninsula» inklusive die internationalen Flüge mit Thai Airways in Economy-Class, alle Transfers in Singapur und Bangkok, 2 Nächte im Mandarin Oriental Bangkok und 1 Tag Sightseeing in Bangkok mit privatem Guide. www.rosetravel.de

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WINTERSPORT-ALTERNATIVE

FATBIKEN Mountainbiken im Winter – eine Herausforderung, aber noch lange kein Hindernis. Mit der richtigen Technik und der passenden Ausrüstung wird das Biken im Schnee zum unvergesslichen Erlebnis. Wenn der Schnee liegen bleibt und die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen, haben sich viele Radfahrer damit abgefunden, dass in den kommenden Wintermonaten eine lange Pause bevorsteht und das Bike im Keller verschwindet. Doch vor allem Mountainbiker müssen zur kalten Jahreszeit nicht mehr auf herausfordernde Rides verzichten. Trails durch den Schnee sind ein richtiger Geheimtipp und bieten ein einzigartiges Erlebnis. Mit dem passenden Bike stellen Eis und Matsch kein Hindernis dar. Speziell Fatbikes eignen sich perfekt dafür und garantieren zudem hohen Fahrspass.

Der perfekte Wegbegleiter auf Schnee & Eis Damit der Ausflug in die Natur unvergesslich wird, hat Haibike, der Pionier für e-Performance Bikes, das XDURO FatSix entwickelt. Untergründe wie Sand, Kies, aber auch Schnee und Eis sind für das komfortable E-Bike wegen der extrem breiten Reifen kein Problem. Gerade im Winter dient das Rad somit als ideales Fortbewegungsmittel. Durch den leistungsstarken Bosch-Performance-Motor wird die Fahrt im Schnee zum Kinderspiel und garantiert den nötigen Spassfaktor. www.haibike.com

Es gibt kein schlechtes Wetter Wichtig für jede Bike-Tour im Winter ist der Schutz vor Kälte und Nässe. Um Performance auf höchstem Niveau bringen zu können, steigen die Anforderungen an die richtige Ausrüstung vor allem bei kalten Temperaturen. Für diese extremen Wetterbedingungen hat QLOOM den perfekten Begleiter entwickelt – die Moose-Meadows-Jacke. Die Materialkombination aus Polyester und Elasthan machen die Jacke sowohl wind- als auch wasserabweisend, wobei die wärmende Fleece-Innenseite gegen Kälte schützt. Zusätzliche Logoreflektoren garantieren zudem bestmögliche Sichtbarkeit auch bei schwierigen Wetterbedingungen und Dunkelheit. Passend zur Jacke bietet QLOOM die gleichnamige Hose, die ebenfalls mit wasserabweisendem Obermaterial sowie weicher Fleece-Innenseite ausgestattet sind. Das abriebfeste Material im Sitzbereich schützt zuverlässig vor Wind und Regen. Über den extralangen Reissverschluss am Bein kann die Hose zudem am Knöchel enger gestellt werden  – so bleibt kein Stoff in der Kette hängen, und die Bewegungsfreiheit wird optimiert. www.qloom.com

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Sonnenschutz für unterwegs Helm, Brille und Protektoren sorgen während der Fahrt für bestmögliche Sicherheit. Aber was ist eigentlich mit der Haut? Optimalen Sonnenschutz und Pflege speziell für unterwegs bietet hier das neue, praktische Kombiprodukt DuoCare Lips & Face des Suncare-Spezialisten mawaii. Die klassische Sonnencreme-Tube kommt mit einem integrierten Lippenpflegestift im Gepäck, passt in jede Jackentasche und ist damit immer griffbereit. Die DuoCare wurde speziell für die dünnere Gesichtshaut und empfindliche Lippen entwickelt und ist sowohl wasser- als auch schweissfest. Somit bietet die Creme einen optimalen Rundumschutz gegen schädliche Sonneneinflüsse und beinhaltet zudem eine vitaminreiche Pflege. Weitere Pluspunkte: Nach dem Auftragen entsteht kein Fettfilm, es gibt kein Verkleben, keine verstopften Poren. www.mawaii-suncare.com

Ideal zum Aufwärmen Nach einer Tour durch winterliche Trails kann es schnell kalt werden. Da gibt es nichts Schöneres, als sich mit einem heissen Tee aufzuwärmen. Ideal hierfür ist der doppelwandige, vakuumisolierte Thermobecher Forge von CamelBak. Denn er hält Getränke mehr als vier Stunden heiss. Dank integriertem Schlagschutz, der Risse und Dellen verhindert, kann der Thermobecher ohne Probleme bei Touren durch den Schnee mitgenommen werden. Der Thermobecher Forge ist in acht Farben erhältlich. www.camelbak.com

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TRENDS AUF SEE Kreuzfahrten 2016 Die Zeit, in der Kreuzfahrtschiffe wie ein verstaubtes Relikt über die Meere fuhren und sich das Publikum im goldenen Herbst sonnte, ist längst vorbei. Heute bietet die Kreuzfahrt vielmehr alles, was das Herz begehren kann. Ob man abenteuerlustig auf Entdeckungstour gehen will, sich den wohlverdienten Entspannungsurlaub gönnt oder beides auf den klassischen Routen kombiniert – eintönig wird die Zeit auf dem Wasser sicher nicht. Autor David Renner

©TUI Cruises GmbH

Mit TUI kann man den Morgen inmitten der Fjorde des Nordmeers grüssen.


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ür die Kreuzfahrt sind längst alle Weltmeere, ob wirtlich oder unwirtlich, Heimat geworden, und 2016 geht es darum, diese angenehmer, einfacher und noch vielfältiger einzurichten. Das neue Jahr lebt von neuen Zielen. Die Routen im Mittleren Orient und in Asien wurden erweitert, und so gibt es mehr als nur 1001 Dinge zu entdecken und zu erleben. Auf der Suche nach unberührten Buchten und Häfen ist so manches Juwel gefunden worden, in dem sich traumhafte Momente geniessen lassen. Nach dem Auftauen der politischen Beziehungen mit Kuba ergänzt dieses Paradies die Strände und Städte der Karibik um ein Land voller Geheimnisse. Für Forscher und Abenteurer locken nicht nur die Fahrten durch die Eismeere, sondern auch Entdeckungstouren in Mittel- und Südamerika, bei denen sich Dschungel und verwunschene Ruinen erkunden lassen. Wem ein Kontinent nicht Abenteuer genug ist, den locken die Weltreisen, die über kurze oder lange Strecken die Vielfalt der Welt aus der Gemütlichkeit des Luxus heraus geniessen lassen. Auf den Schiffen geht der Trend hin zu einer freien Zeitgestaltung. Um für Familien und Jüngere interessant zu bleiben, lockert man die Alltagsstrukturen so weit wie möglich auf. Und auch sonst haben die Schiffe einiges zu bieten. Spa, Pool und Casino gehören schon zur Grundausstattung und können, je nach Grösse des Schiffes um einiges erweitert werden. Ob man sich auf dem grössten Schiff der Welt die Zeit vertreibt oder im exklusiven Ambiente einer privateren Route, 2016 ist man selbst im Nirgendwo der Wassermassen online. Zudem bemühen sich die Reedereien um mehr Bequemlichkeit, indem sie die Anfahrten so kurz und einfach wie möglich gestalten. Beste Voraussetzungen für eine gute Zeit.

©RCI

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Die zwei Bartender von Royal Caribbean schaffen in 2 Minuten 2 Drinks.

Die Ausstattung der Schiffe lässt die Zeit wie im Traum verfliegen.

Zeit zum Entspannen Eine besondere Tour bietet das «Schiff des Jahres 2016» (Berlitz) im Juni. Durch das Nordmeer, an den Fjorden vorbei, steht diese Cruise für eine Woche unter dem Yoga-Stern. Die Yoga-Lehrer Sylvia Dittmar, Paul Uhlir und Martin Neumaier bieten auf dem weiträumigen Schiff ein Programm, das Körper und Geist wieder in Einklang bringt. Dazu gibt es ein extra ausgeglichenes Bordmenü, das auch zwischendurch nichts zu wünschen übrig lässt. Etwas mondäner lässt es sich um die Britischen Inseln oder im Mittelmeer vergnügen. Wie auch in den letzten Jahren bietet TUI den Golf-Cup an, eine Kreuzfahrttour, die sich den schönen Golfplätzen der Welt widmet. Oder man erkundet auf dem neuen «Mein Schiff 5» die Wunder Mittelamerikas. www.tuicruises.com

Das grösste Kreuzfahrtschiff ist königlich genug Im Mai wird im Mittelmeer das bis dato grösste Kreuzfahrtschiff der Welt seine Reisen aufnehmen. Die Harmony of the Seas bietet das Beste, das RC im Programm hat, und dazu noch etwas mehr. Das Schiff ist in eigene Viertel aufgeteilt, die ihren eigenen Charme und ihre Bestimmung haben. Höhepunkt ist der eigene Park und die beliebte Bionic Bar, an der zwei Roboterarme Drinks mixen. Das zweite neue Schiff bei RC ist die Ovation of the Seas, die eine Aussichts-Glaskuppel bietet, die die Gäste über 90 Meter über das Meer hebt, und den grössten überdachten Sport- und Unterhaltungskomplex auf See hat. Die Ovation of the Seas wird im April 2016 ab Southampton über Barcelona, Dubai und Singapur auf grosse Welttournee bis zum neuen Heimathafen Tianjin, etwa 112 Kilometer südöstlich von Beijing, China, gehen. www.royalcaribbean.ch

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© MSC Rights

© MSC Rights

Die Küsten Südamerikas sind magisch.

©Hapag-Lloyd Kreuzfahrten

Die prächtigen alten Strassen Havannas sind nun MSC Heimat.

Die Expeditionen mit Hapag Lloyd führen in die unwirtlichen Weiten des Eises.

© 2015 Costa Crociere S.p.A.

Ein Schiff wird während der Reise zur zweiten Heimat.

© 2015 Costa Crociere S.p.A.

Die längeren Liegezeiten bei Costa geben die Zeit, die man braucht.


Kuba und die Welt

Sport und mehr

Havannas Altstadt ist Weltkulturerbe, und es verströmt seinen eigenen Charme. Die MSC Opera hat dort ihren neuen Heimathafen gefunden und lädt zur Stadt- und Karibikbesichtigung ein. Der Zauber Kubas, die MayaTempel Mexikos und die Wildwasser Jamaikas bieten Abwechslung von den traumhaften Stränden. Auf dem Weg von Brasilien nach Shanghai haben Gäste der MSC Lirica die einzigartige Möglichkeit, die herausragenden Sehenswürdigkeiten dreier Kontinente zu erkunden. Von Rio de Janeiro geht es nach Europa und von hier aus weiter nach Dubai und dann über den Indischen Ozean nach Shanghai. www.msc-kreuzfahrten.de

Reisen rund um die ganzjährig von mildem Klima verwöhnten Kanaren sind bei AIDA ab 2016 auch im Sommer buchbar. Die Kombination der Kanarischen Inseln mit den Azoren bringt heisse Vulkane, historische Städtchen, spiegelglatte Kraterseen und kilometerlange Hortensienhecken. Neben einem erweiterten Angebot im Norden kann man auf der AIDAluna in Mexiko und der Karibik oder am Polarkreis unter der Anleitung von Heike Drechsler schwitzen. Mit ihren vier Silber- und sagenhaften acht Goldmedaillen bei Olympischen Spielen wurde sie zur erfolgreichsten deutschen Sportlerin und besten Kanutin der Welt. www.aida.de

Unverfroren Neben der «klassischen» Weltreise bietet Hapag Lloyd Abenteuer für Unverfrorene. Die Hanseatic (5*+) und die Bremen (4*+) bieten Expeditionen in die Weiten der Eismeere der Arktis und Antarktis. Auf der Bremen kann man ab Juli 2016 zu einer der seltenen Halbumrundungen des Südpols starten. Von Südamerika nach Neuseeland durchbricht man das Eis und wird von Experten begleitet, die den Horizont nicht nur durch Vorträge erweitern, sondern auch zu Erkundungen mit dem Zodiac einladen. Die Tierwelten der Eiswelten lassen sich aus nächster Nähe beobachten und erfahren. Wer es wärmer mag, kann sich in den Dschungel des Amazonas begeben oder Ozeanien auf der MS Europa 2 erkunden. Fidschi und Neukaledonien bieten Südseeträume, weite Strände und exotisches Essen. www.hl-kreuzfahrten.de

Das Wesentliche geniessen Wenn das Schiff zur zweiten Heimat wird, dann freut man sich auszugehen. Bei Costa werden nicht nur regelmässig die Inseln im Indischen Ozean angelaufen, die Liegezeiten wurden auch verlängert. Von Mauritius aus nimmt die Costa neoRomantica auf zweiwöchigen Kreuzfahrten Kurs auf die Seychellen, Madagaskar und La Réunion und bietet mehr Zeit für die Landausflüge, für mehr Erlebnisse und Eindrücke. Doch auch auf dem Schiff wird man verwöhnt. Der Sternekoch Fabio Chuchelli hat insgesamt 252 neue Gerichte entworfen, die nach Italien schmecken und auf allen Schiffen angeboten werden. Für Familien gibt es nun auch das ungezwungene Self-Service-Restaurant, bei dem der Hunger zu beliebiger Zeit besiegt werden kann. Auch das Bordprogramm wird ausgeweitet und findet nicht mehr nur im Theater statt, sondern belebt das ganze Schiff. www.costakreuzfahrten.ch

Mit AIDA kann man die Welt entdecken und mit Heike Drechsler trainieren.

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DER RUF DES WILDEN WESTENS SOUTH DAKOTA

Crazy Horse, Wild Bill Hickok, Calamity Jane, die Badlands, donnernde Hufe der Bisonherden sowie Cowboys und Indianer – in South Dakota ist der «Wilde Westen» noch lebendig. Autor Yvonne Beck

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«THESE BLACK HILLS GAVE ME THE FEELING I WAS A PART OF HISTORRY.» ADVENTURE & SPORT VOLUME 20 IMAGINE 109


Miss Rodeo South Dakota trägt doe Fahne des Staates.

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evin Costners «Der mit dem Wolf tanzt» wurde in South Dakota gedreht, und darauf ist man mächtig stolz. Vor allem, da Costner von der Gegend und vor allem den Bisons so fasziniert war, dass er ihnen ein eigenes Museum errichtete. Das «Tatanka – Story of the Bison»-Museum liegt auf einem Hügel über Deadwood. Der Hollywoodstar zeigt hier eindrucksvoll die Traditionen der lokalen Indianerstämme sowie die «Büffelkultur».

Im Bann der Bisons «Tatanka» bedeutet in der Sprache der Lakota-Indianer Bison, und so zeigt das Museum die tragische Geschichte der Büffel South Dakotas. Bis zu 60 Millionen der vor Kraft strotzenden Tiere sollen einst die Prärien Nordamerikas bevölkert haben. Indianer töteten in einem Jahr höchstens ein Drittel des jährlichen Zuwachses der Herden. Die Büffel lieferten ihnen alles für ihr Leben: Fleisch, Kleidung und ein Dach über dem Kopf (Fell), die täglichen Gerätschaften wie Kellen, Schaufeln, Nähfaden und Kultgegenstände für die traditionellen Riten ihrer Religion (Knochen, Sehnen etc.). Etwas mehr als 150 Jahre sind es her, da sahen die Siedlertrecks im Mittleren Westen vor lauter Tieren die Prärie nicht mehr. Manchmal benötigten sie Tage, um mit ihren Planwagen eine Herde zu durchqueren. Mit der

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Der Chief-Cowboy schärft seinen Treibern «Safety first» ein.

Ankunft weiterer Einwanderer aus Europa änderte sich dieses jedoch schlagartig, denn Bisons waren das erste Zahlungsmittel der Indianer an die Weissen für Konsumgüter. Der König der Prärie wurde nun nicht mehr aus Notwendigkeit, sondern aus Profitgier geschlachtet. Und Weisse wie Indianer töteten mehr Tiere, als sich vermehren konnten. «Kill the buffalo, kill the Indian», lautete zudem der Leitspruch des Militärs. Den Indianern sollte so die Lebensgrundlage genommen werden. So schätzte man auf dem ganzen amerikanischen Kontinent um 1880 nur noch 1 000 Tiere. Bis auf wenige Exemplare wurden die Büffel Nordamerikas also ausgerottet. Inzwischen kehrt das Symboltier der Indianer und des Wilden Westens jeoch zurück.

Goldgräberstadt & der Buffalo Round-up Deadwood ist jedoch nicht nur wegen des Bison-Museums einen Besuch wert. Deadwood auch war eine der wildesten Gold-Rush-Städte des Wilden Westens und sonnt sich noch immer in diesem Ruf. Die Stadt kann es bis heute mit jeder Westernkulisse aufnehmen. Nachdem 1876 hier Gold gefunden wurde, lebten kaum ein Jahr später 25’000 Menschen in dem Städtchen, von denen etwa 6 000 Goldgräber waren. Hier starben WildWest-Legenden wie Wild Bill Hickock und Calamity Jane. Beide sind auf dem Mount Moriah Cemetery bestattet. Viele Saloons und Geschäfte in Deadwood wur-


Geschafft: die Büffel sind eingefercht. Ein erfolgreicher Roundup.

den restauriert und verleihen dem Ort ein Wild-WestFlair vergangener Zeiten. Seit 1989 ist das Glücksspiel sogar wieder legalisiert. Und so laden rund 80 «historische» Spielhallen ein, sein Glück zu versuchen. Ganz anders hingegen das Bild im Custer State Park. Hier finden Besucher 28’400 Hektar unberührte Natur und eine Menge wild lebender Tiere vor. Eine grosse Herde Bisons, Wild, Gabelböcke, Elche, Kojoten und Präriehunde streifen frei durch die Wälder und Prärie. Jeden Herbst, meist Ende September /Anfang Oktober, werden im Custer State Park die Bisons zusammengetrieben, um Brandzeichen zu setzen, sie zu impfen und ihren Bestand zu überwachen. Ziel ist es, den Bestand stabil zu halten und eine Überweidung sowie Inzucht zu verhindern. Stolz ist man in South Dakota darauf, dass der Bundesstaat mit zirka 35’000 Bisons die grösste Population der nordamerikanischen Prärie-Büffel beheimatet. Allein im Custer State Park werden jährlich zirka 1 300 Tiere zusammengetrieben. Bis zu 12’500 Zuschauer nehmen entlang der Zäune und auf den Hügeln an dem Spektakel teil, um live zu erleben, wie zirka 5 200 Hufe die Erde zum Beben bringen. Schon von Weitem kann man die riesige Staubwolke ausmachen. Treiber lassen ihre Peitschen knallen, Pferde scheuen vor ausscherenden Tieren, die ersten Reiter haben Schwierig-

keiten, sich im Sattel ährlich ist zu halten. Ungefährlich fahrene das Ganze nicht. Nur erf erfahrene teilnehmen. Immer Cowboys dürfen daher am Viehtrieb teilnehmen inzelne Tiere aus der Herde aus – besonwieder brechen einzelne ders die grossen Bullen haben es in sich. Trotz ihrer Masse sind sie blitzschnell und wendig, noch nicht mal Autos sind wirklich vor ihnen sicher. Ein ausgewachsener Bulle kann mit Leichtigkeit einen Pick-up umwerfen. Geschweige denn ein Ross mit Reiter. An erster Stelle steht daher stets die Sicherheit für Cowboy, Pferd, aber auch die Büffel. Es ist nicht immer einfach, den Überblick zu behalten, selbst wenn die zirka 60 Cowboys inzwischen von Pickups unterstützt werden. Aus dem Galopp der Bisons wird schnell eine «stampede», eine panische Flucht. Dabei können die Tiere leicht bis auf 50 km/h beschleunigen. Bisons sehen grasend recht gemütlich aus, doch es sind Wildtiere, die schneller als jedes Pferd und wendiger als jeder Jeep sind. Notfalls springen sie auch mal leicht über die Kühlerhaube oder die Ladefläche. Auch mit Kühen, die ihr Kalb beschützen wollen, ist nicht zu spassen. Bricht ein Tier aus, folgt ihm gerne eine ganze Gruppe. Bisons sind Herdentiere. Und immer wieder versuchen einige Bisons den Ausbruch, wollen einfach nicht durchs Gatter. Zum guten Schluss heisst es 3 :1 für die Bisons, doch der Gesamtsieg geht schliesslich doch

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an die Cowboys mit fast 1 300  eingepferchten Bisons. Zur Belohnung gibt es einen zünftigen Chuckwagon-Lunch; Hauptbestandteil ist natürlich Bisonfleisch. Bisonfleisch liegt im Trend. Es ist zart, schmackhaft und cholesterinfrei. Deshalb werden jedes Jahr zirka 300  Bisons an Züchter, Zoos und Schlachthäuser versteigert. Die anderen Tiere kehren in die Wildnis zurück. Bis zum nächsten Round-up wird die Herde wieder auf 1 500  Tiere angewachsen sein.

Badlands: Mehr Wonder als Bad

Doch South Dakota hat noch viel mehr zu bieten als Bisonherden und Wild-West-Mythos. Ob das grösste Biker-Treffen der Staaten, die längste Höhle der Welt oder die «heiligen» Black Hills mit ihren Präsidentenköpfen  – an Sehenswürdigkeiten mangelt es dem Staat nicht. Und auch die zerklüfteten Felsen der Badlands sind gerade bei Sonnenaufgang und -untergang ein imposanter Anblick. Diese eindringliche und wunderschöne Landschaft steigt urplötzlich aus der umliegenden Prärie auf. Die Badlands sind ein geologisches Wunder, das aus steilen Bergen, Canyons und Rinnen besteht, die über viele Millionen Jahre hinweg durch Erosion entstanden sind. Der Name «Badlands» stammt von den Lakotas, die diese Gegend «mako shika», das «schlechte Land», nannten, und auch für die französisch-kanadischen Pelzhändler war es «les mauvaises terres à traverser», das «schlecht zu durchreisende Land» – für heutige Besucher ist es eher ein Wunderland oder wie Frank Lloyd Wright es beschrieb ein «unbeschreibliches Mysterium, eine endlos übernatürliche Welt». Geformt von der Natur, entstanden durch Ablagerung und Erosion, sind die 983 Quadratkilometer der Badlands ein Labyrinth voller Bergrücken, Schluchten, Hügel, Abhänge und Bergspitzen. Eine karge und zugleich atemberaubend schöne Landschaft. Wer hätte gedacht, dass das «Unsere kleine Farm»-Land von Laura Ingalls so viel zu bieten hat?

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NICE TO KNOW !!! Anreise: Mit United ab Zürich via Chicago, Washington und Denver nach Rapid City. www.united.com Buffalo Round-up: Das 51. Buffalo Round-up im Custer State Park in South Dakota findet am 30. September 2016 statt. Das Round-up ist für Besucher kostenfrei. Man sollte bis spätestens 7 Uhr vor Ort sein, da sich die Autos meist vor den Parkplätzen stauen. Offizieller Start ist 9.30 Uhr. www.custerstatepark.com Allgemeine Infos: www.realamerica.de www.travelsouthdakota.com Übernachtung: Mitten im Custer State Park liegt die State Game Lodge & Resort mit 47  Zimmern und 21 Cabins. Während des Round-up ein Zimmer zu bekommen, ist jedoch fast unmöglich, da hier der Gouverneur mit seinen Gästen nächtigt. www.custerresorts.com Klima: South Dakotas Klima ist kontinental mit heissen Sommern, kalten Wintern, starken Winden und regelmässigen Trockenzeiten. So gibt es auch grosse Temperaturunterschiede zwischen den Jahreszeiten Sommer und Winter. Die Hauptreisezeit sind die Monate Mai bis Oktober. Häufig zeigt sich das Wetter jedoch von seiner regnerischen Seite. Daher sind Sie für jede Witterung ausgestattet. South Dakotas Leitspruch: «If you don’t like the weather, just wait five minutes.»


Von Hollywood bis zu den Hamptons Die Top Promi Hot Spots in Amerika In keinem Land der Welt trifft man mehr Berühmtheiten als im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ob beim Sport-Event oder während der Shoppingtour – ausgerüstet mit Autogrammheft und Selfie-Stick kann die Jagd auf die Stars beginnen.

Hollywood, Los Angeles, Kalifornien Promi-Spotting in Hollywood ist ein florierendes Geschäft. Es gibt zahlreiche Bustouren in die Hollywood Hills. Dabei wird man mit einem Guide direkt vor die Haustüre von Berühmtheiten wie Popstar Britney Spears, Filmregisseur Quentin Tarantino oder «Friends»-Star Courteney Cox gefahren und erfährt wissenswerte Insidertipps. Der Sunset Strip und der Hollywood Boulevard sind weitere erstklassige Orte, um Stars zu sehen. Ausserdem sollte man auch während des Fluges die Augen offen halten – gut möglich, dass sich in der Kan bine bereits ein Star befindet.

Las Vegas, Nevada Promi-Spotting in Hollywood ist ein florierendes Geschäft. Es gibt zahlreiche Bustouren in die Hollywood Hills. Dabei wird man mit einem Guide direkt vor die Haustüre von Berühmtheiten wie Popstar Britney Spears, Filmregisseur Quentin Tarantino oder «Friends»-Star Courteney Cox gefahren und erfährt wissenswerte Insidertipps. Der Sunset Strip und der Hollywood Boulevard sind weitere erstklassige Orte, um Stars zu sehen. Ausserdem sollte man auch während des Fluges die Augen offen halten – gut möglich, dass sich in der Kabine bereits ein Star befindet.

Miami, Florida Topstars wie Ex-Fussballer David Beckham, Sängerin Rihanna und Hollywood-Schauspieler Zac Efron gehören zu den berühmtesten Fans des NBA-Teams der Miami Heat und stellen manchmal sogar die Spieler auf dem Spielfeld in den Schatten. Kombinieren Sie den Sportanlass mit einer Promi-Jagd in Miami Beach, wo sich sogar noch mehr Stars aufhalten – beispielsweise im exklusiven Members-only Soho Beach House.

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WAS FÜR EIN RITT! Spätestens seit «Wendy» und «Black Beauty» träumt jedes Kind von einem eigenen Pferd. Doch reiten kann man nicht nur hoch zu Pferd, sondern auch auf einem Pferde-Karussell oder auf meterhohen Wellen. Warum also nicht mal in den Ferien verschiedenste Variationen von Reiterlebnissen ausprobieren?

Wellen-Reiten auf Hawaii

Reiten kann man auch in Hawaii. Dafür benötigt man lediglich ein Brett und eine Welle. Die exotische Inselgruppe bietet die besten Voraussetzungen fürs Wellenreiten. Jeweils von November bis Februar ist die sogenannte «Big Wave Season» an der North Shore auf Oahu. Dann kommen Surf-Profis aus aller Welt, um ihr Können auf den bis zu 15 Meter hohen Wellen zu beweisen. Den Zuschauern bietet sich eine spektakuläre Show. Aber auch für weniger waghalsige Surfer und Anfänger bietet Hawaii je nach Jahreszeit und Strand ideale Bedingungen, um den einstigen «Sport der Könige» zu geniessen: «Hang Loose!» www.gohawaii.com

Nostalgie-Reiten im Europa-Park

Um einen ersten Überblick der mehr als 100 Attraktionen im Europa-Park zu erhalten, ist das nostalgische und 100-jährige Pferde-Karussell ein perfekter Einstieg für anschliessend wildere Ritte. Denn wer mehr Action mag, dem bietet sich eine rasante Achterbahnfahrt, eine erfrischende Wasserattraktion oder der neue Film mit Ed Euromaus im 4D-Kino an: Sowohl für Familien als auch für Abenteuer-Fans bietet der Europa-Park eine breite Auswahl an Attraktionen und Shows. So kommen Grosse und Kleine auf ihre Kosten und erleben eine Prise Geschwindigkeit, Romantik, Zauber und Spass: Hier dreht sich nicht nur das Pferde-Karussell! www.europapark.de

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Elefanten-Reiten in Laos

Von einem Elefantenrücken sieht die Welt wieder etwas anders aus. Gemütlich bewegen sich die grauen Dickhäuter durch das Grün und scheinen es nicht eilig zu haben. Im Norden von Laos lernen Besucher vieles über die Lebensgewohnheiten der klugen Riesen und erforschen auf deren Rücken die Umgebung. Auch für ein Bad muss Zeit sein. So gibt’s beim Ritt auch eine Dusche vom Elefanten: für alle ein Hit!

Kamel-Reiten in Abu Dhabi

Ein beruhigendes Auf und Ab, die Sanddünen im Blickfeld und die Sonne im Gesicht: Auf einem Kamel zeigt sich die Wüste in Abu Dhabi aus einer anderen Perspektive. So wie damals dienen die Kamele auch heute als Last- und Zugtier sowie als Woll- und Milchlieferant. Durch die Anpassungsfähigkeit kann das Tier extremen Wetterverhältnissen trotzen. Wer lieber mehr PS bevorzugt, besucht die Formel-1-Rennstrecke auf Yas Island in Abu Dhabi. Hier wird bestimmt ein Gang höher geschaltet! www.visitabudhabi.ae/de

NICE TO KNOW !!!

Pferde-Reiten in Kanada

Durch die kanadischen Wälder reiten, wunderschöne Ausblicke geniessen und im Einklang mit der Natur stehen: In Westkanada können Pferde-Freunde ihrem Hobby frönen. Ob Anfänger oder erfahrener Reiter: In der unberührten Landschaft beim Spout Lake sind mehrstündige oder ganztägige Ausritte unter fachkundiger Begleitung möglich. Hier setzt man bestimmt aufs richtige Pferd! www.canada.travel

Diese und weitere Reisevorschläge für «Reitferien» sind in der MigrosFerienbroschüre, in den Katalogen «USA mit Hawaii, Bahamas» und «Kanada, Alaska mit Yukon» von Hotelplan, «Asien» von Travelhouse sowie «Strandferien - Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Ägypten» von Globus Reisen zu finden sowie im Internet unter: www.migros-ferien.ch www.hotelplan.ch www.travelhouse.ch www.globusreisen.ch ADVENTURE & SPORT VOLUME 20 IMAGINE 115


ADVENTURE & SPORT

GADGETS Runde Smartw Smartwatch

Mit der neuen Gear G S2 und der Gear S2 Classic nimmt Samsung einen weiteren Anlauf, um die en Smartwatch endlich salonfähig zu machen. Die smarte Uhr, die Samsung Gear S2, besticht durch ihr schö schönes Design mit dem kreisförmigen Display, das eine intuitive Bedienung und Fe verbesserte Features für ein personalisiertes Mobil-Erlebnis ermöglicht. Mit der Lünette, die GearS2-D das GearS2-Display umfasst, erhält der User direkten Zugang zu Benachrichtigungen und unterschiedlic unterschiedlichen Anwendungen. Die Samsung Gear S2 kommt in zwei unterschiedlichen Ausführungen aauf den Markt: die Gear S2 und Gear S2 classic. Im schwarzen Design und dazu Leder passendem Lederarmband wird die Gear S2 classic ihrem Namen gerecht. Die Gear S2 setzt im Gegensatz dazu auf modernes und minimalistisches Design. Mit einem Blick auf ihr Handgelenk erinnern sich User an wichtige Termine, lesen E-Mails und SMS oder versenden Nachrichten auf direktem Weg. Neue Fitnessfunktionen unterstützen User bei ihren sportlichen Zielen. Die Gear S2 protokolliert sportliche Aktivitäten – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche – und erkennt dadurch Fortschritte, die der User zur Erreichung der selbst gesteckten Fitnessziele schafft. Der Akku der hält bei durchschnittlicher Nutzung zwei bis drei Tage und wird mit einem Wireless Charging Dock aufgeladen. www.samsung.ch

Wärmer kann es nicht werden Die Jacke Columbia Diamond 890 TurboDown für Damen und Herren: eine moderne Winterjacke, ausgestattet mit einer leistungsstarken Daunentechnologie – einer Kombination aus synthetischer Omni-Heat®-Isolierung und Gänsedaunen mit 850er-Füllkraft für unbeschwerte Wärme und Wärmespeicherung selbst bei feuchter Witterung und bei kältesten Bedingungen. Die thermo-reflektierenden Eigenschaften des Futters und der Shell-Innenseite sorgen für doppelt so viel Wärme, während kalte Stellen eliminiert werden. Die perfekte Passform wird ergänzt durch schmeichelhafte Linien und hochwertiges wasserabweisendes Shell-Material für hohen Tragekomfort. Die Jacke Columbia Diamond 890 TurboDown ist eine wattierte Jacke, die wie eine Daunenjacke aussieht, die Bequemlichkeit einer Daunenjacke aufweist, aber in allen Wetterbedingungen, nass oder trocken, die bessere Performance einer Kunstfaser liefert. Die Jacke ist klein verpackbar, sehr leicht und hat zudem eine gute Kapuze. www.columbia.com

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Wandern und Beobachten Haben Sie auch schon erlebt, dass Sie auf Ihrer Wanderung in weiter Ferne einen Steinbock sahen und sich wünschten, einen kompakten Feldstecher dabeizuhaben? Die beiden Monarch-7-Modelle 8 x 30 und 10 x 30 sind die idealen Begleiter für Wander- und Bergtouren. Die Ferngläser sind kompakt und leicht und eignen sich daher optimal zum Mitnehmen. Egal, ob man die Faszination der Natur in Grossaufnahme geniessen, Sport-Events hautnah erleben oder heimische Tiere über grosse Distanzen beobachten möchte – Nikon hat hier die richtigen Eigenschaften und Funktionen kombiniert. Diese beiden Ferngläser aus der Nikon-Monarch-7-Serie wiegen je rund 440 g und zählen damit zu den leichtesten ihrer Art. Wer sich diese hochwertige Optik gönnt, der geniesst kristallklare, helle Bilder mit weiten Sehfeldern und nimmt Objekte in naturgetreuen Farben wahr. Dieses aussergewöhnliche Seherlebnis ist dem hochwertigen ED-Glas und der hoch reflektiven dielektrischen Vergütung der Prismen zu verdanken. www.nikon.ch

Fast zu schön für auf die Piste Die neuen FALKE-Funktions-Skipullover sind fast zu schön für die Piste. Mit eleganter Silhouette, schnell trocknendem Funktionsmaterial, modischer, wärmeregulierender Strickstruktur und der zeitlosen Schlichtheit sind sie die gefragten Newcomer der Saison. Der Falke Pullover Comfort mit Stehkragen und Reissverschluss ergänzen die Kollektion des Falke-Ergonomic-Sport-Systems. Hierbei ermöglichen Lufteinschlüsse in speziellen Strukturen den optimalen Wärmerückhalt. Aber auch der leichte Skipullover Advanced mit V-Ausschnitt überzeugt durch das schnell trocknende Funktionsmaterial und die modisch, funktionale Strickstruktur. Als ultraleichte Alternative bietet sich der Performance Full Zip an: Der mit Stehkragen ausgestattete Pullover sorgt für schnellste Rücktrocknung und ermöglicht eine maximale Bewegungsfreiheit. www.Falke.com

Party, ty, egal wann und egal wo w Ultimate Ears erweitert mit der UE BOOM 2 erneut seine Familie an ffarbenfrohen, robusten und kabellosen mobilen Lautsprechern, die jedes Abenteuer mitmachen. Die UE BOOM 2 bietet einen Rundum-Sound und wurde für einen aktiven Lebensstil entwickelt. Stürze, Stösse, Wasser und Dreck meistert der Lautsprecher mit Leichtigkeit. Bahnbrechend-mutiges Design und hochwertige Materialien – wie von Ultimate Ears gewohnt – machen die UE BOOM 2 nicht nur absolut wasserdicht (IPX-7-zertifiziert) und stossfest (aus bis zu fünf Metern Höhe), sondern bieten jede Menge Spass. So gross wie eine kleine 0,5-Liter-Trinkflasche, passt der Lautsprecher perfekt in den Flaschenhalter am Fahrrad oder kann an der Tasche befestigt werden. Der neue Lautsprecher ist 25 Prozent lauter, besitzt eine verdoppelte Bluetooth-Reichweite von 30 Metern und eine Akkulaufzeit von rund 15 Stunden, sodass dem Musikerlebnis keine Grenzen gesetzt sind. Die neue innovative Tap-Steuerung ermöglicht das Überspringen einzelner Lieder, ohne das verbundene Smartphone in der Hand zu haben. www.ultimateears.com

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SPIRITUELLES INDIEN

Von den Veden zur Erleuchtung ng

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Indien, der Subkontinent der tausend Gerüche, Geschmäcker und Götter. In der Himmelwelt des Hinduismus tummeln sich Hunderttausende Überwesen mit eigenen Geschichten; die einen wichtiger, die anderen unwichtiger. So vielgestaltig wie die Gesellschaft und das Land, so unterschiedlich der Glaube. Der Hinduismus ist ein Flickenteppich aus Überlagerungen, Überschneidungen und regionalen Facetten. So wundert es niemanden, dass man jeden Tag ein Fest miterleben kann. Autor David Renner

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ielgestaltig ist in Indien die Religion, doch über allem strahlt das Dreigestirn von Brahma, Vishnu und Shiva. Und auch wenn sie für Beginn, Erhalt und Vergehen des Universums verantwortlich sind, führt Brahma, der unbewegte Beweger und «Schöpfer» des Kosmos und der Veden – den heiligen Büchern – im Volksglauben nur ein Schattendasein. Einzig seine Statuen mit den vier Gesichtern zeugen von ihm, der von seiner Tochter so in Wallung gebracht wurde, dass er sich unzählige Köpfe hat wachsen lassen, um sie unentdeckt beim Baden beobachten zu können. Nach ihm ist die Kaste der Priester, die Brahmanen, benannt. Vishnu – der Dämonenschreck Ganz anders ergeht es Vishnu, dem Bewahrer, der nicht nur in Hausschreinen verehrt wird, sondern dem auch in unzähligen, bunten Festen gehuldigt wird. Als Bewahrer ist es mehr und mehr seine Aufgabe geworden, Dämonen zu bekämpfen und die Welt zu retten. So besiegt er Hiranyaksha in einem tausendjährigen Kampf in Form eines Ebers, und aus den Rippen des Dämons entsteht der Himalaya. Doch seine Popularität verdankt er heute vor allem dem Epos Ramayana, dessen Held Rama mit seiner 7. Inkarnation identifiziert wird. Ihm, dem Prinzen Kosalas, der in die Wildnis verbannt wurde, raubt der vielköpfige Dämon Ravana seine devote Braut Sita. Rama entfesselt einen Krieg, um sie zu befreien, und mit der Hilfe der Armeen Hanumas, dem Affengott, baut er eine Brücke auf die Insel Lanka und schlägt Ravanas unheimliches Dämonenheer. Auf dem ganzen Subkontinent werden verschiedene Aspekte des Ramayana gefeiert. Diwali, das grosse Lichterfest, erinnert an die Rückkehr von Rama und Sita. Ihnen werden Lichter angezündet, damit sie den Weg nach Kosala finden können, und ganz Indien und Nepal erstrahlen in der Diwali-Nacht zwischen Oktober und November im Schein von Öllampen und Lichterketten. Kurz zuvor feiert man Dashahara, bei dem man im Norden den Sieg

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Pilger nehmen in Allahabad das reinigende Bad im Ganges.

Ramas feiert. Es gibt unzählige, mehrtägige Theateraufführungen des Epos, dazu Musik und Tanz. Man baut riesige Statuen des Dämons Ravanas und verbrennt sie als Zeichen des Sieges des Guten über das Böse.

und getanzt, und am letzten Tag werden die Skulpturen feierlich ans Wasser getragen und in den Fluten versenkt.

Von der «Heiligen Familie»

In den orangenen Roben, manchmal mit Asche bestreut, dünn und mit langen Haaren verkörpern die Sadhus, besonders für Fremde, das spirituelle Indien. Für sie weist der meditierende Shiva den Weg, ihrer Askese und Meditation. Der Lauf des Lebens und der Erleuchtung führt durch vier Lebensstufen, den Aschramas. Vom Schüler zum Haushalter bereitet man sich mit zunehmendem Alter in Aschrams auf die vierte Stufe, das asketische Leben eines Sannyasins, vor. Die Sannyasin haben dem weltlichen Leben entsagt und leben von milden Gaben bei Tempeln, in Höhlen oder auf Wanderschaft, um sich ganz der spirituellen Suche zu widmen. Ihre Gurus leiten sie an, und manche erlegen sich selbst seltsam scheinende Aufgaben auf: jahrelanges Stehen oder Gewichte um das Glied, um die Enthaltsamkeit zu fördern. Wichtiger Bestandteil zur Erleuchtung ist Yoga, das mit seinen geistigen und körperlichen Übungen fundamentaler Bestandteil auf ihrem Weg ist. Das weltweit grösste Fest ist das Maha Kumbh Mela, das alle drei Jahre abwechselnd in Allahabad, Haridwar, Ujjain und Nashik stattfindet.

Der dritte im Bunde ist Shiva. In ihm verehrt man heute nicht mehr nur den Aspekt des Zerstörens und Erneuerns, sondern seine Darstellung als Nataraja, als kosmisch Tanzender mit vier Armen, vereint er alle Aspekte in sich. Der Gestaltlose ist Vater von Ganesha, den seine Frau Parvati erschaffen hatte, damit der sie beim Baden beschütze. Als Shiva, der seine Frau besuchen wollte, von dem neuen Wächter aufgehalten wird, schlägt er ihm kurzerhand den Kopf ab. Parvati klärt ihren Mann über das Missverständnis auf, und er ersetzt reumütig den fehlenden Kopf mit dem eines Elefanten. Die wiedervereinte Familie bildet im Hinduismus die «Heilige Familie», doch steht Shiva auch für das Leben des Asketen. Auf dem Berg Kailash in tiefer Meditation versunken, ist er den hinduistischen Mönchen, den Sadhus, Vorbild. Den Geburtstag seines Sohnes Ganesha feiert man meist im September besonders prächtig in Mumbai beim Ganesh Chathurti. In den Gassen, Strassen, auf Plätzen und in Gebäuden werden kleine und grosse Statuen aufgestellt, es wird musiziert

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Von Sadhus und Sannyasins


Sadhus beim Kumbh Mela

Eine Ganesha-Statue wird am Ende des Ganesh Chathurti versenkt.

Gepiercter Gl채ubiger beim Thaipusam

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Theateraufführung aus dem Ramanaya bei dem Dashahara

Meditation und Askese prägen das Leben zur Erleuchtung.

Statue von dem Dämonen Ravana, der von Rama besiegt wird.

Sadhus aus ganz Indien pilgern an die Flüsse, um die rituellen Waschungen vorzunehmen, die dann besonders reinigend sind, und neue Schüler zu initiieren. Man sagt, die Götter und Dämonen quirlten mithilfe der Schlange Vasuki den Milchozean, um unsterblich machenden Nektar zu gewinnen. Als Dhanvantari, der göttliche Arzt, vier Tropfen von dem Saft verschüttete, da Dämonen und Götter miteinander in Streit gerieten, fielen diese an ebendiese vier heiligen Orte.

Tamilische Kavadis Ein Weg zur Erleuchtung liegt für Hindus in der Verehrung der Götter. Durch Mantras, Lieder, Zeremonien und Taten drücken sie ihre Freude zu den Göttern aus und können darin den Kreislauf der Wiedergeburt durchbrechen. In dem tamilisch geprägten Tamil Nabu

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wird die Hingabe auf besondere Weise bei dem Fest Thaipusam zum Ausdruck gebracht. Man erzählt, dass Parvati der Kriegsgöttin Kartikeya einen Wurfspeer gab, damit sie den Dämon Soorapadam besiegen könne. Im Angedenken dessen schert man sich nicht nur den Kopf, manche Gläubige erlegen sich sogenannte «Kavadis» auf. Das sind Lasten, die man zu tragen hat. Von Gefässen mit Milch, die man auf dem Kopf transportiert, über Piercings, die man sich in Trance stechen lässt, bis zum Ziehen von Wagen, die über Seil und Haken in der eigenen Haut befestigt sind. Ein Glück, dass sich aus den Veden auch die Heilkunde des Ayurveda entwickelt hat. In dem jahrtausendealten Komplex von Massagen, Ernährung, Yoga und Pflanzenheilkunde wird versucht, die eigene Gesundheit als «ganzheitlichen Ansatz» zu fördern. Ob das auch gegen Löcher in der Haut hilft?


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SCHLOSSERLEBNISSE IN BADEN-WURTTEMBERG Die märchenhaften Schlösser und Burgen sind ein Markenzeichen vieler Städte in Baden-Württemberg. Pompös und prunkvoll ihr Äusseres, voller Überraschungen ist ihr Inneres! Mit Führungen zur Tischkultur der höfischen Gesellschaft, barocken Modeschauen oder der grössten Sammlung Porzellan verzücken sie die Besucher.

1. Deutschordensschloss in Bad Mergentheim Direkt im Herzen Bad Mergentheims ist das grosszügige Deutschordensschloss gelegen. Von 1527 bis 1809 stellte das Schloss die Residenz der Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ordens dar. Auf einer Fläche von rund 3 000 m2 wurde dort 1996 das Deutschordensmuseum für die Besucher eröffnet. Das Schloss erhält sein Flair aus verschiedenen Zeitepochen: Berwart-Treppe und Säulenhalle aus der Renaissance, Götterzimmer sowie die Neue Fürstenwohnung aus dem Rokoko, Kapitelsaal und Hauptstiege aus dem Klassizismus. Ein Highlight der Residenz ist die Schlosskirche. www.deutschordensmuseum.de

2. Schloss Favorite Rastatt Das «Porzellanschloss» Schloss Favorite Rastatt, nahe Baden-Baden gelegen, ist ein aussergewöhnliches Zeugnis des Barocks – das einzige fast unverändert erhaltene «Porzellanschloss» in Deutschland. Erbaut wurde Schloss Favorite von Sibylla Augusta, der Witwe des Markgrafen Ludwig

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Wilhelm, der von 1677 bis 1707 regierte. Ausgefallene Böden, Wanddekorationen und Textilien machen das Schloss zu einem wahren Schatzkästchen. Höhepunkt der Sammlung sind die weltweit grössten Bestände früher Porzellane aus Meissen. Während das Schloss ein Zeugnis des Barocks geblieben ist, wurde der Garten Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts verändert. Die idyllische Anlage ist noch heute ein idealer Ort zum Erholen. www.schloss-favorite.de

3. Barocke Eindrücke im Schloss Mannheim Als eines der grössten Barockschlösser Europas bietet das Schloss Mannheim eine Vielzahl besonderer Erlebnisse. An verschiedenen Terminen im Jahr werden facettenreiche Sonderführungen veranstaltet, die dem Gast die Geschichten rund um das Schloss Mannheim auf unterschiedlichste Art und Weise näherbringen. Passend zum Jahresmotto «Barock» werden unter anderem Führungen zur Tischkultur der höfischen Gesell-

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schaft oder zum Eheleben eines Kurfürstenpaares angeboten. Unter dem Motto «Genuss & Geschichte» können die Gäste die Festkultur am Hofe kennenlernen oder während eines thematisch passenden Rundgangs kleine Köstlichkeiten und typisch höfische Getränke probieren. www.schloss-mannheim.de

4. Winterzauber auf der Insel Mainau und in Konstanz Im Winter lockt die Insel Mainau mit besonderem Charme. Geniessen Sie die winterliche Landschaft der Blumeninsel und den glitzernden Bodensee mit den Alpen im Hintergrund. Nach der Erkundung der Insel laden besonders zwei Orte zum Verweilen im Warmen ein: das Schmetterlingshaus mit seiner kontrastreichen Tropenlandschaft und bis zu 120 verschiedenen Schmetterlingsarten im Jahr sowie das subtropische Palmenhaus. Bis 14. Februar 2016 verwandelt sich Schloss Mainau in einen «Bahnhof». Der traditionsreiche Modellbahnhersteller Märklin präsentiert in einer eigens für die Insel Mainau zusammengestellten Ausstellung zahlreiche Anlagen mit Zügen und Landschaften der Marken Märklin, TRIX und LGB. www.mainau.de

und kann Kleidung aus drei Jahrhunderten zeigen, vom Hochadel des 18. Jahrhunderts bis zur Haute Couture unserer Tage. Wie sehr Kleider hautnah Geschichten über ein Lebensgefühl und über die Menschen in den seidenen Roben erzählen, erfährt man beim Besuch dieses hoch modernen Museums. www.schloss-ludwigsburg.de

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5. Modemuseum im Ludwigsburger Schloss Eine einzigartige historische Modenschau mit Schwerpunkt auf der barocken Pracht der höfischen Kleidung des 18. Jahrhunderts bietet das Modemuseum im Festinbau des Ludwigsburger Schlosses. Die aussergewöhnliche Präsentation der Sammlung des Landesmuseums Württemberg macht bekannt mit unserer zweiten Haut

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JAPANISCHE ETIKETTE

Höflichkeit, Respekt und Pünktlichkeit

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öflichkeit ist das wichtigste Bindemittel im japanischen Zusammenleben und wird tagtäglich überall praktiziert. Jeder Tourist, der in Japan einen Zug besteigt, wird erstaunt sein, wie ruhig und gesittet es auf den Bahnsteigen zugeht. Kein Drängeln, kein Schubsen – das Aus- und Einsteigen verläuft völlig problemlos und unaufgeregt. Wenn jemand einen Platz gebucht hat, weiss er auch genau, in welchen Wagen er einsteigen muss, und wo dieser auf dem Bahnsteig halten wird. Als legendär gilt die Pünktlichkeit der Züge, allen voran der berühmte Shinkansen. In den Zügen ist es übrigens verpönt zu telefonieren, um die Mitreisenden nicht zu stören. Das Versenden von SMS ist jedoch mittlerweile üblich und auch allgemein akzeptiert. In einigen Bussen und U-Bahnen gibt es einzelne Sitze mit anderen Farben. Diese sind für Hilfsbedürftige und ältere Menschen reserviert und werden auch nicht von anderen Fahrgästen in Beschlag genommen.

Kein gedrängel auf den Bahnsteigen.

Keine Telefonate in Zügen! SMS versenden ist jedoch erlaubt.

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Freundlich & sicher Besonders Englisch sprechende Japaner zeigen sich gegenüber Ausländern sehr hilfsbereit. Verirrten Touristen wird gern der Weg ohne besondere Aufforderung gewiesen. Dahinter sollte man auch keine böse Absicht vermuten, denn Japan gehört weltweit immer noch zu den Ländern mit der niedrigsten Kriminalitätsrate. Tokio wurde erst wieder in diesem Jahr im Ranking des britischen Magazins Economist als die sicherste Stadt der Welt knapp vor Singapur eingestuft. Osaka steht an dritter Stelle. Touristen zeigen sich deshalb auch stets überrascht, wenn sie liegen gelassene Wertgegenstände wie Kameras oder Ähnliches selbst nach einiger Zeit noch am Ort des Geschehens wiederfinden. Frauen können in Tokio allein durch das Rotlichtviertel schlendern, ohne Schlimmes befürchten zu müssen. Ausländische Gäste nutzen ihren Japan-Aufenthalt gern für einen Besuch im Onsen, einer heissen Quelle. Hier ist es ganz wichtig, sich vor dem eigentlichen Bad gründlichst zu waschen und darauf zu achten, sämtliche Seifen-/Duschgel-Reste abzuspülen. Dies gilt ebenso für Besucher der öffentlichen Bäder, genannt «sento». Menschen mit grösseren Tattoos sollten sich darüber im Klaren sein, dass diese Art von Körperbemalung in Japan der Yakuza, dem organisierten Verbrechen, zugeordnet wird und damit zu unliebsamem Aufsehen führen kann.

Japan eine Glitzerwelt mit niedriger Kriminalitätsrate.

Tattoos werden in Japan der Yakuza zugeordnet.

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Speiseregeln Beim Essen mit Japanern schenkt man sich nie etwas selbst zu trinken ein. Erst wird immer dem Nachbarn etwas angeboten, der dem anderen dann im Gegenzug etwas nachschenkt. Sobald ein Glas geleert ist, wird es nachgefüllt. Möchte man nichts mehr trinken, sollte immer ein Rest im Glas verbeiben. Zu den «No-Go’s» beim Essen gehört es, die Stäbchen aufrecht in den Reis zu stecken. Auf diese Weise wird der Reis nämlich ausschliesslich am buddhistischen Hausaltar den Geistern der verstorbenen Vorfahren als Speiseopfer dargeboten. Und da in Japan der Kunde wirklich der König ist, dessen Wohl den Dienstleistern am Herzen liegt, ist Trinkgeld unüblich und gilt fast als Beleidigung. Der Austausch von Aufmerksamkeiten bildet einen bedeutenden Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Japan. Präsente haben als Ausdruck der Verbundenheit, Dankbarkeit und auch als Zeichen des Respekts einen hohen Stellenwert. Es muss nichts Grossartiges sein – Süssigkeiten oder etwas zum Knabbern reichen aus. Auch ein Mitbringsel aus dem Heimatland des Gastes erfreut sich immer besonderer Beliebtheit.

Auch in einfachen Restaurants herrschen Speiseregeln.

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Visitenkartenmentalität Da in Japan Visitenkarten «Leute machen», ist es für Geschäftsreisende unbedingt erforderlich, entsprechende Karten bei sich zu haben, und zwar am besten beidseitig bedruckt: auf der einen Seite in Englisch oder Deutsch, auf der anderen Seite in Japanisch. Der Austausch von Visitenkarten macht es nicht nur leichter, die zahlreichen fremdländischen Gesichter auseinanderzuhalten, sondern ermöglicht den Japanern zugleich die hierarchische Einordnung eines Fremden. Es ist üblich und gilt als besonders höflich, die Visitenkarte mit beiden Händen zu überreichen und entgegenzunehmen. Die Karte sollte dann aber nicht weggesteckt werden, sondern sie wird genau studiert oder vor sich auf den Tisch gelegt, um immer wieder darauf zurückgreifen zu können.

Visitenkarten machen Leute.

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Marrakesch «Marroko gleicht einer Zimmerflucht, deren Türen sich öffnen, sobald man auf sie zugeht. Jede Tür eröffnet einen anderen Ausblick: auf einen Raum, ein Gesicht, eine Stimme, ein Geheimnis.» – Worte des marrokanischen Schriftstellers Tahar Ben Jelloun –

Autor & Bilder Anya Bartels-Suermondt

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Das Mofa ist ein beliebtes Fortbewegungsmittel.

Marrakesch gilt als eine der schönsten Städte Nordafrikas.

U

nd wahrhaftig – in der ehemaligen Hauptstadt Marrokos weiss man schon bald nicht mehr, wo man hinschauen soll, so viele «Türen» öffnen sich auf den Wegen zwischen der verschachtelten Medina und unzähligen Mezquitas, den berühmten Mayorell-Gärten mit ihrem Yves Saint Laurent Memorial und den labyrinthartigen Souks; den unzähligen alten, teils stillen Winkeln und Gassen, teils überbordenden Hinterhöfen mit Händlern, Schlachtern, Färbern, Schmieden, Mischern von diffusen Heilpulvern. Auf dem berühmten Jemaa el-Fna, einst schauriger Schauplatz von Hinrichtungen und aufgespiessten Köpfen der verurteilten Delinquenten, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, finden sich noch heute die mittelalterlichen Geschichtenerzähler, die Gaukler und die Schlangenbeschwörer.

Strassenszene Marrakesch

Wenn es Nacht wird in Marakesch... Nachts wie aus dem Nichts plötzlich ganze ambulant hingezimmerte Reihen von Essensständen, die mit 1 000 und einer schummerigen Glühbirne beleuchtet werden. Drumherum ein Treiben wie im Bienenkäfig von Teppichwebern, Silber- und Edelsteinhändlern, Ständen mit handgenähten Kaftanen und Brokat-Kleidern, Gerbern von feinen Ledern, die zu Rucksäcken und Taschen werden, ganzen Höfen gefüllt mit allen Hühnern, Regenbogenfarben an Mosaiken, traditionellen marrokanischen Keramiken von Töpfen und Tellern, Briefeschreibern an Batterien alter Pulte, unzähligen ratternden Nähmaschinen, die aus jedem Ballen Seide oder Samt ein raffiniertes Gewand schaffen. All diese kostbaren und traditionellen Kunsthandwerke und Materialien sind auch der Stoff, aus dem, gepaart mit brillantem avangardistischem

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Marokkanische Farben- und Muster Pracht

Palastähnliche Oasen abseits des Trubels der Stadt

Design, der Traum von einem königseigenen Hotel geschaffen wurde – das «Royal Mansour». Am schönsten zentralen Ort Marrakeschs, nur ein paar Steinwürfe entfernt vom Jemaa el-Fna und einem der Wahrzeichen Marrakeschs, der Mezquita Koutoubia, liegt dieser marrokanische paradiesische Hotelpalast.

Ein Hort der Ruhe Ein gigantisches schmiedeeisern geschmücktes Tor öffnet sich zu meinem «Zimmer» – ein dreistöckiges eigenes Riad. «Und ab hier ist alles Ihres», sagt mein persönlicher Butler und zupft derweil in meinem soeben betretenen patio meines Hauses die im Brunnen schwimmenden Rosenblätter zurecht. Gleich neben dem nach Blüten und Minze duftenden patio voller Mosaike befi nden sich der Salon und Diningroom und die angrenzend generöse Bar

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Wenn sich die Türen eines Riads öffnen, versteht man die Magie.

mit einem Meer von pitoreseken Stoffen bezogenen Kissen. Eine weitere gewaschene Sandstein-Treppe rauf geht es auf die Terrasse zum eigenen Pool und Dachgarten. Überall stehen Kelche mit Früchten und den typischen marrokanischen Süssigkeiten parat. Mein wunderschönes holzvertäfeltes und mit feinsten Wandbespannungen ausgestattetes Schlafgemach befindet sich in erstem Stock. Granit, Marmor, Onyx, arabische Steinarbeiten, das marrokanische Mosaik Zellij, die Bejmat-Keramik, kunstvolles Parkett aus Ziegeln, Intarsien aus Edelhölzern, Muscheln, Mutterperlen, Silber- und Goldfäden bestimmen das Bild des atemberaubend schönen Interior-Designs des Riads. Jedes Riad ist eine faszinierende Fusion aus arabischer Tradition, marrokanischem Design und gleichzeitig funktioneller Modernität, die nirgendwo die visuelle


Jedes Riad ist eine faszinierende Fusion aus arabischer Tradition, marrokanischem Design und funktioneller Modernität.

Ästetik stört. Feinste Öle, duftende Seifen und Gele, ausgesuchte Cremes und extra angerührte Essenzen laden im Badezimmer, das eher eine Badelandschaft ist, zu Privat-SPA-Orgien ein. Es ist ein kleines wahres Paradies. Das Wohnen in einem der gesamten 53 Royal Mansour Riads ist kostbarer und stilvoller Retiro, ist Kultur leben und sämtliche Sinne beleben mit Bildern, Düften, Geschmäckern, Musik. Dazu eine «klingende» mystische Ruhe im umliegenden Park, ein Meer von vielfältiger kreativ konzipierter Flora geschaffen vom spanischen Natur-Designer Luis Vallejo: «Das Konzept folgt der marrokanischen Geschichte und Interpretation des andalusischen Konzeptes im Hinblick auf die Erhabenheit hispano-arabischer Gärten. Dafür haben wir Olivenbäume aus dem Agdal umgepflanzt die 700 bis 800 Jahre alt sind, und hundertjährige Palmen aus dem Areal Agadirs», so Vallejo.

Sanitas per Aqua Zwischen den unzahligen gigantischen Palm-, Pflanzensorten und Festung-anmutenden Mauern dicht gekleidet mit Blütenteppichen ein Konzert von magisch-meditativen Geräuschen: das Murmeln von Wasser, der Gesang exotischer Vögel, zu heiligen Stunden vermischt mit dem des Muizinrufes. Wasser in jedweder Form: Quellen, Brunnen, Wasserfälle, in glänzenden Steinmosaiken verlaufende Bäche, Teiche – Wasser hat eine zentrale und vitale Bedeutung und ist ein mystischer Aspekt in jedwedem Riad Marrokos und im arabischen Alltag, es bedeutet Leben zu schenken. Mit Wasser wird die Atmosphere lebendig, spiegeln sich in jedwedem Material die Lichtreflexe der Landschaft in magischer Form, etwa wie in einem impressionistischen Gemälde. Das heilende Wasser – «Sanitas per Aqua» ist die Etymologie von SPA, im hauseigenen als eigenständiger Riad

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Farbenpracht auch im Pflanzenreich.

Alte Türen verbergen oft kleine Königreiche.

Die Gerüche und Geschmäcker des Orients im Glas.

konzipierten Wellness-Palast des Royal Mansour setzen die vormals im Pariser «George V» agierenden Fanny Galaman und Odie de Vars ihre Philosophie mit einer Mischng aus arabischen und europäischen Massagen, Kosemetika und Bädern um. Hier wie überall im Royal Mansour scheint das Leben ein nicht enden wollendes Fest der Sinne. Düfte und Essenzen von Rosen, Zitrus, Gardenien, Jasmine, Honig, Thymina, Basilikum, Minze, Rosmarine, Eukalyptus allerorts.

Kulinarisches So auch in der Küche des Pariser 3-Sterne-Chefs Yannick Alléno, hier regieren insbesondere die Vielfalt der marrokanischen Gewürze und Kräuter. Sie inspirieren den gefeierten Alléno immer wieder zu neuen Ideen: «Ich entdecke wundervolle lokale Rezepte, die wir mit kreativen komplexen Formeln neu beleben. Meine Idee

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Das orientalische Flair der Stadt ist beeindruckend.

ist für unsere Gäste unvergleichliche Momente zu schaffen, die eine Konzentration von Emotionen über den Gaumen und gleichzeitig über das Visuelle sind. Ein authentisches Erleben, eine erhabene Erfahrung, aber in ihrer edlen Einfachheit, restlos frei von Hochmut.» In den Gourmet-Tempeln «La Table I», «Grande Table Marocaine» und «Gran Tablee Francaise» und der «Lib «Libraire ühmten Feingebäck werden die Patisserie» mit dem berühmten einzigartigen arabischen Traditionen zelebriert und mit epaart. innovativer Kulinarik gepaart. n öffnet – es scheint, Egal, welche «Tür» man ansour geboren, der als sei er im Royal Mansour uss, Sinnlichkeit und (In-)Begriff von Genuss, Gastfreundschaft. Im «Royal Mansour» darf man «der Gast ist König» wörtlich nehmen. oyaler» gefühlt. Nie habe ich mich «royaler»


NICE TO KNOW !!! Anreise: Edelweiss fliegt 2x wöchentlich, jeweils montags und freitags, von Zürich nach Marrakesch. Der Flug dauert zirka 3,5 Stunden. Lange galt Marrakesch als grosser Sehnsuchtsort der europäischen Boheme. Heute wird die mythische Königsstadt wird zu einer Art Luxus-Enklave umgebaut.


H eia Sa fa !

ri! Kei n a nd er es a f rik a nisches La solche n Na nd üb er wä turvie lfa lt lt ig t m it ei : Die s tolz te n B ergs ner e Sch ne ek A f rik a s, ro ne des grös de s Mill io ne n vo K ilim a ndsc sn Wild tier ha ro , ü b er blickt en – Ele fa versch iede nt en, Zebra ne Ga ze lle s, G nus, na rt en, da lose Vog el zu Ra ub ti a rt en . Da s ere u nd za Weiss des sich in de hl B erges wid n pa lm en ge erspiege lt sä u m te n S A b en teuer, a nd s trä nd en weite La nd der K üs te scha f te n ha rd Grz im . u nd Erh ol u ek u nd se ng – B er nin Soh n M gesorg t, da ic ha ss die Ser el ha b en da en ge ti im f ür a ls Le b en sr Norde n vo a u m Ta us n Ta nsa ni ender Wild bis heute a tiere u nd B es ta nd ha Pf la nzen t. Grz im ek Seren ge ti s Filmdok da rf nich t u m en ta tion s terb en m b er ühm t. a ch te de n Wä hrend de Na tion a lp r Trocken in weite n a rk ze it verdor Teile n der rt da s Gra Seren ge ti-S verl a ssen s teppe, u nd die südl iche die T iere Reg io n des Vic tori a se e vorb ei R Pa rk s. Sie icht u ng Nor zieh en a m im m er b eg de n in die rü nt e Ma s feucht e u nd a i-Ma ra -R Reg enze it eg io n in K im Süd en en ia . Wen n die T iere T iere im V die zurückru f er la u f ih re t, folg en di r Wa nd ersc dererblühe e ha f t s tä nd nd en Veg et ig der wie a tion . Unz u nd Löwen ä hl ig e H yä b eg le it en di ne n, Sch a k e T ierwa nd ei n fa nta s a le er u ng u nd tisches Zus bild en a m m en spie gi ga nt isch l der Na tu es Ere ig ni r. Ein s, da s ke in u nd ke in en e B esuche B esucher ri n u nb er ühr t lä ss t.

ch ai sind ein ursprünglich nomadis Die Mass UNIQUE 136 IMAGINE VOLUME 20

lebendes Hirtenvolk.

An IMA GINE L ESER

Post fach

Schweiz

Mit rund 60 Kilogramm ist der Gepard kein Schwergewicht. Dafür ist er pfeilschnell.


POSTCARD FROM ...

Der Kilimandscharo ist mit

5895 m das höchste Bergma

ssiv Afrikas.

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travel books EEine würdige Hommage an einen der schönsten Plätze der Erde Auf dem Wasser zu Hause: Dieses Buch zeigt stilvolle Nur wenige Landschaften zeigen A ddie Natur in all ihrer ungezähmten Pracht so wie die Arktis. Noch weniger Landschaften rrufen solchen Respekt hervor wie der selten bereiste Nordpol. Doch schmerzlicherweise ist ddieser weithin unberührte und oft verkannte globale Schatz in höchster Gefahr. Sebastian C Copeland verfolgt mit seinem Buch das edle Ziel, sich vor dieser arktischen Wunderwelt zzu verneigen und unser Bewusstsein auf ihre bedrohliche Lage zu lenken. Copelands faccettenreicher Hintergrund – nicht nur als Polarforscher und preisgekrönter Fotograf, ausgew wiesener Autor und Journalist, sondern auch als leidenschaftlicher Umweltaktivist – bietet uuns einen einmaligen Ausgangspunkt, um diesen einsamen Flecken Erde zu würdigen. D Der auf diesen Seiten präsentierte Blick mag poetisch sein, doch die Ziele des Buches sind zzutiefst pragmatisch: Es will die Welt verführen und anregen, eine Umstellung der Märkte iim Sinne einer nachhaltigen Zukunft voranzutreiben.

Arctica: The Vanishing North | Sebastian Copeland | TeNeues Verlag

Das perfekte Geschenk für jeden Tierliebhaber Schon viele haben versucht, die wahre Seele der Tiere Afrikas in Worten, Fotografien oder Musik zu vermitteln. Womöglich gibt es keine grössere Herausforderung: Die afrikanische Fauna ist nahezu unüberschaubar und ungeheuer vielfältig. In dieser perfekt gestalteten Kollektion setzt der französische Fotograf Laurent Baheux auf das Medium der Schwarz-WeissFotografie, um die komplexen Feinheiten der wundersamen Wildtiere und der überwältigenden Schauplätze einzufangen, an denen sie leben. Dieser breit gefächerte Band hebt besonders die individuellen Temperamente seiner Motive hervor – und zeigt neben ihrer ganzen Verletzlichkeit auch ihre ungezügelte Lebenskraft. Durch Baheux’ Augen nähern wir uns Kreaturen, die uns sowohl inspirieren als auch demütig werden lassen.

The Family Album of Wild Africa | Laurent Baheux| TeNeues

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Mit dem Bulli durch Afrika Bernd Volkens, erzählt in diesem Buch nicht nur die Geschichte einer grossen Reise mit einem VW T3 Synchro. «Vom Kiez zum Kap» ist auch ein Bericht darüber, wie es ist, plötzlich einen Traum leben zu können, den so viele träumen: endlich ausbrechen aus dem Alltag, ganz andere Probleme bewältigen, aber auch scheitern; denn so einfach, wie die beiden Fussballfans Bernd Volkens und Kay Amtenbrink sich ihre Reise zur Fussball-WM 2010 nach Kapstadt vorgestellt haben, wird es nicht. Der Motor brennt, der Bulli bleibt im Fluss stecken. Und trotzdem machen sie weiter. Vom Hamburger Kiez bis zum Kap der Guten Hoffnung in Südafrika. Glattrasiert los, bärtig zurück. Und um ein Vielfaches reicher.

Vom Kiez zum Kap | Bernd Volkens | Delius Klasing

Das Paradies am Ende der Welt Grüne Ebenen und wilde Berge, Fjordlandschaften und herrliche Strände, Thermalquellen mit leuchtend roten Kratern und märchenhaft moosbewachsene Wälder: Dass es wohl kaum ein Land gibt, in dem so beeindruckende Landschaftsräume so dicht nebeneinander liegen wie in Neuseeland, beweist Karl Johaentges in seinen atemberaubenden Aufnahmen. Aber nicht nur die Natur steht im Fokus dieses Bildbandes, auch die Bewohner kommen in den Porträts von Jackie Blackwood zu Wort: Maori und Schafzüchter, Künstler, Naturschützer und eine Küchenchefin erzählen von ihrem Leben in einem ganz besonderen Land – am schönsten Ende der Welt.

Neuseeland - Paradies im Pazifik | Jackie Blackwood & Karl Johaentges | National Geographic

Zwischen Frauenbadi und Bankenverein Marmorwaschbecken in öffentlichen Toiletten, Designerstühle im Postamt und blitzsaubere Trambahnwagen: Zürich ist eine Klasse für sich. Milena Moser, die in der Nähe des Bahnhofs Tiefenbrunnen aufwuchs und mehr als drei Jahrzehnte in Zürich lebte, stellt sich den typischen Klischees: dem Geld und dem Gold, den absurd hohen Preisen und den Steuerflüchtlingen. Sie spaziert durch die Altstadt und zum Zürichsee. Besucht Aussenbezirke, die heute angesagt sind, und Lokale mit karierten Tischdecken, die früher als bünzlig galten, plötzlich aber sehr in sind. Erlebt Romantik und Hipster-WGs im Umkreis der Langstrasse und bewegt sich auf den Spuren bekannter Krimihelden ebenso wie auf denen grosser Psychoanalytiker.

Gebrauchsanweisung für Zürich | Milena Moser | Piper Verlag NEWS VOLUME 20 IMAGINE 139


IM LAND DER ROSAMUNDE

PILCHER CORNWALL & DEVON In prächtigen Herrenhäusern, gepflegten Gärten oder an den windumtosten Küsten wird die typische Stimmung der Rosamunde-Pilcher-Werke lebendig. Autor Yvonne Beck

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S

o, wie Schottland und Whisky zusammengehören, denkt man bei Cornwall und Devon gleich an Rosamunde Pilcher. Seit den ZDF-Verfilmungen verzeichnen Cornwall und Devon einen starken Anstieg an Besucherzahlen aus deutschsprachigen Ländern. Und die Besucher werden meist nicht enttäuscht, es sei denn, sie erwarten, Frau Pilcher persönlich anzutreffen, denn diese wohnt bereits seit einigen Jahren in Schottland.

Ein herrschaftliches Anwesen Englands südwestliche Grafschaften Cornwall und Devon bestechen durch eine bezaubernde Landschaft, die viele von uns aus den romantischen Filmen von Rosamunde Pilcher kennen: schroffe Küsten, einsame Hochmoore, subtropische Gärten, goldgelbe Sandstrände,

pittoreske Hafenstädtchen und strohbedeckte Cottages; kombiniert mit einer Fülle von historischen Sehenswürdigkeiten und geschichtsträchtigen Orten. Eine herrschaftliche Kulisse, die Pilcher-Fans bekannt sein dürfte, ist der schlossartige Landsitz «Prideaux Place» von Peter Prideaux-Brune bei Padstow. Filmteams aus Deutschland drehten bereits mehrfach in den elisabethanisch stilvoll eingerichteten Räumen. Die Familie des Besitzers, Baron Peter Prideaux-Brune, lebt seit vierzehn Generationen, seit der Zeit Königin Elizabeth I. in dem Schloss. Prideaux Place hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten kaum verändert. Es präsentiert sich im elisabethanischen sowie im gotischen «Strawberry Hill»-Stil des 18. Jahrhunderts. Von den 81 Zimmern sind 46 Schlafzimmer, aber nur

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sechs davon bewohnbar. Die restlichen Zimmer haben sich nach dem Abzug der amerikanischen Armee nach dem Zweiten Weltkrieg nicht verändert. Für Filmaufnahmen werden die Räume jedes Mal aufwendig umgestaltet; der elisabethanische Salon wurde zum Restaurant, und für einen Film verwandelte sich Prideaux Place komplett in ein Fünf-Sterne-Hotel. Wer genau hinschaut, kann in jeder Pilcher-Produktion, die hier gedreht wurde, den Hausherrn in einer Statistenrolle entdecken. Der prächtige Salon gehört zu den Lieblingsdrehorten der TV-Teams. Aber auch die grossartige Bibliothek im «Regency Gothic»-Stil mit über 6000 Büchern versetzt Besucher ins Staunen. Das FamilienArchiv besitzt Urkunden, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Kein Wunder, dass das ZDF viele Filme in dieser einmaligen Kulisse drehte.

Schauplatz vieler Geschichten Die englische Grafschaft Cornwall ist jedoch nicht nur in den Romanen Rosamunde Pilchers Schauplatz für Liebesschicksale. Auch Daphne du Maurier fühlte sich dieser einmalig zauberhaften Landschaft sehr verbunden. Die Grande Dame des englischen Romans, die bis zu ihrem Tod 1989 an der Südküste Cornwalls lebte, liess fast alle ihre Geschichten in der von ihr heiss geliebten Landschaft spielen, viele mit historischem Hintergrund. «Jamaica Inn», eine Schmugglergeschichte, die im Bodmin Moor spielt, oder «Frenchman’s Creek», eine Piratengeschichte, die in der Umgebung des Helford River angesiedelt ist, sowie «Die Cornwall-Saga» haben eine weltweite Lesergemeinschaft gefunden. Ihrr wohl berühmtestes Buch «Rebecca» beginnt gar mit den Worten: «Gestern Nacht träumte ich, ich sei wieder in Manderley …», und wahrlich steht auch in diesem Buch

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Manderley-Menabilly, ein altes Anwesen westlich von Fowey, fast mehr im Vordergrund des Romans als die rätselhafte Titelheldin. 26 Jahre lebte Daphne du Maurier in Menabilly. Im Garten stand ihre «Schreibhütte» mit Blick aufs Meer. Als die Schriftstellerin im Jahre 1989 im nahegelegenen Kilmarth starb, wurde ihre Asche von Gribbin Head aus ins Meer gestreut. Selbst im Tod wollte die Schriftstellerin Cornwall und Menabilly nahe sein. Auch Jane Austen, Agatha Christie, Thomas Hardy oder Sir Arthur Conan Doyle liessen sich von der einzigartigen Landschaft aus sattem Grün, tosendem Meer,

National-Dessert Zu jedem Cornwall- und DevonAufenthalt gehört der Genuss des Cream Tea. Eine Mahlzeit aus leichten scones (weissen, krümeligen Brötchen), hausgemachter Marmelade, Tee und cremiger, aber fester clotted cream - einer Art dicker Rahm, der aus roher Kuhmilch hergestellt wird. Die Milch wird in flachen Pfannen erhitzt und für einige Stunden stehen gelassen. In dieser Zeit sammelt sich der Rahm an der Oberfläche und bildet Klümpchen (lots). Es gibt oft hitzige Debatten, was zuerst auf den scone gestrichen wird: In Cornwall kommt traditionell zuerst die Marmelade, in


«Cornwall hat etwas, was Menschen verändern kann. Sie fahren dorthin, nur um Urlaub zu machen, und verbringen den Rest ihres Lebens hier.» - Rosamunde Pilcher -

Daphne du Maurier

atemberaubenden Steilküsten, traumhaften Stränden und dem Aufeinandertreffen der Kontraste verzaubern. Malerische Dörfchen mit rustikalen Cottages treffen auf endlose Weite und hochherrschaftliche Landsitze. Elegante Badeorte verströmen luxuriöse Gediegenheit, während viele Landsitze und herrschaftliche Hotels – angeblich das Heim von Geistern – oder Dartmoor für wohlige Gänsehaut sorgen. Kein Wunder also, dass viele Gespenstergeschichten hier ihren Ursprung finden und Sherlock Holmes in «Der Hund von Baskerville» die hügelige, nebelige Landschaft Dartmoors erforscht. Zu Ehren der legendären Schriftsteller findet übrigens alljährlich im Mai ein grosses Literaturfestival in Cornwall statt.

Die Bibliothek des Prideaux Place

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VORSCHAU Im Land der Elfen Island ist ein kleines, feines Land mit offenen Menschen und einer überwältigenden Natur. Hier erlebt man mit, wie die Erde Tag für Tag neu erschaffen wird. Man kann sich dieser Faszination kaum entziehen, deshalb Vorsicht: IIsland macht süchtig! Egal zu welcher Jahreszeit. Die Insel ist zweieinhalbmal sso gross wie die Schweiz, wird jedoch von nur 330’000 Menschen bewohnt uund weist damit die niedrigste Bevölkerungsdichte unseres Kontinentes auf. F Fast zwei Drittel aller Isländer leben in und um Reykjavik. Wir suchen nach E Elfen und erforschen Islands natürliche Kraft aus der Erde.

«Think big, be creative»! T.O. oder Toronto will hoch hinaus. Avantgarde-Architektur und originelles Design prägen die Skyline der grössten Finanz- und Wirtschaftsmetropole Kanadas. Skulpturale Ikonen wie die National Ballet School, wo sich gläserne Flügel um das Gebäude falten, und der dritthöchste Fernsehturm weltweit, der CN-Tower, prägen hier das Stadtbild. Sogar die Natur glänzt mit Spitzenleistungen: Die Niagarafälle vor den Toren Torontos brausen mit 155 Millionen Liter Wasser pro Minute in die Tiefe. Folgen Sie uns durch die pulsierende Stadt Ontarios.

Salsa, Rum und Revolution Erkunden Sie mit uns Kuba, das faszinierende Paradies der Gegensätze. Afrokubanische Götter und atheistischer Sozialismus, 50er-Jahre-Nostalgie und neuste Luxushotels, karibische Sanftmut und musikalisches Temperament. Bei einer Spazierfahrt im Oldtimer unternimmt man eine Reise zurück in die Vergangenheit durch die prunkvollen Kolonialstädte Havanna und Trinidad. Kuba – ein kontrastreiche kontrastreiches Kaleidoskop unvergesslicher Sinneseindrücke. Besuchen Sie es, bevor bev es zu spät ist! Freuen Sie sich mit uns auf die März 2016 erscheinende Ausgabe Fr mit vielen spannenden Themen und Geschichten rund um den Globus. m Publisher Francesco JJ. Ci Ciringione i i / cf@prestigemedia.ch f@ ti di h | Owner O Prestige P Media International AG, prestigemedia.ch | Publishing Director Boris Jaeggi / b.jaeggi@prestigemedia.ch | Editor in Chief Yvonne Beck / y.beck@prestigemedia.ch | Art Director & Head of Production Sandra Schneider / s.schneider@prestigemedia.ch | Graphic Design Valerie Asal | Editors Yvonne Beck, Lone K. Halvorsen, Thomas Hauer, Angelika Möller, David Renner, Reto Sauer, Lilly Steffen, Stefanie Hansen, Anya Bartels-Suermondt | Sales Michael Plüss / m.pluess@prestigemedia.ch | News Yvonne Beck | Cover Picture Kultur- und Tourismusbüro Türkei | Photographs Yvonne Beck, Anya Bartels-Suermondt, Lone K. Halvorsen, Kultur- und Tourismusbüro Türkei, Thomas Hauer, Angelika Möller, Queensland Tourismus, GetYourGuide, Freistaat Thüringen, Bad Ragaz, Grand Resort Bad Ragaz, Planet Erde: Live in Concert, BBC, Südtirol, Hochpustertal, MSC Kreuzfahrten, Royal Caribbean, TUI Cruises, Hapag Lloyd, Costa, AIDA, Travel South Dakota, Europapark, Travel Canada, Go Hawaii, Visit Abu Dhabi, Hotelplan, Travelhouse, Globus Reisen, Tourismus Baden Württemberg, Japanische Fremdenverkehrszentrale, shutterstock, Fotodatenbanken. Alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt mit Genehmigung des Urhebers. Corrector Brigitte Battaglia | Editorial Office Pfingstweidstrasse 31 a, CH-8005 Zürich, Telefon +41 (0) 44 210 09 20 | Main Office & Production Prestige Media International AG, St. Jakob-Strasse 110, CH-4132 Muttenz / Basel, Telefon +41 (0) 61 335 60 80, Telefax +41 (0) 61 335 60 88, info@prestigemedia.ch, www.prestigemedia.ch | Support Dejan Djokic | Internet imaginemag.ch | E-Mail info@prestigemedia.ch | Administration & Abo Service Serpil Dursun / s.dursun@prestigemedia.ch | Price / Issue CHF 4.90 Price / Year CHF 19.– | Frequency vierteljährlich | Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von Redaktion und Verlag jede Haftung abgelehnt.

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