bundesRUNDSCHAU 2015

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AUSGABE 2015

Wenn Staumauern altern Spitalbau der neuesten Generation Industrie 4.0 Die vierte industrielle Revolution

Energie

Sicherheit

B端ro

Aus- und Weiterbildung


EDITORIAL

Schweizer Energiewirtschaft – Illusion oder Realität Liebe Leserin, Lieber Leser In den letzten Wochen wurde über das Kapitel Strom in den Medien so viel analysiert, debattiert, diskutiert und geschrieben, dass wir in der «Bundes-Rundschau», die Ideologien und Meinungen der Stromstruktur jedem Einzelnen überlassen wollen. Sicherlich wird es in den nächsten Monaten zu Angleichungen und Ergebnissen in einer Phase der Vernunft und des politischen Willens kommen, damit sich jeder Strombezüger wieder vom Schock der angekündeten Strompreis-Erhöhung erholen kann. Begeben wir uns auf Konfrontationskurs in der Energie-Branche? Es ist das Ziel der Elektrizitätswirtschaft, die Verbraucher mit hoher Sicherheit und mit akzeptablen Kosten zu schützen und

entsprechend ihrer Nachfrage zu versorgen. Werden durch die Marktöffnung die staatlichen Abgaben nicht tendenziell zunehmen? Erneuerbare Energien können längerfristig einen Teil der Stromlücke schliessen und müssen unbedingt ausgeweitet werden und mehr Achtung finden. Natürlich ist Strom mittlerweile zu einer grenzüberschreitenden Handelsware geworden. Der reine Grosshandelspreis für Energie unterliegt damit auch weitgehend dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Neben dem reinen Energiekostenanteil wird auch die Preisbildung durch weitere Faktoren beeinflusst. Dazu gehören sicherlich Umwelt- und energiepolitische Regelungen, aber auch ein wichtiger Bestandteil sind die Netzentgelte. Welchen Stellenwert dieses Thema einnimmt zeigt die Schärfe der unglaublichen Diskussionen. Es wird in Zukunft auch die Aufgabe der Energielieferanten sein, die Kunden über neue Marktimpulse und Spielregeln im Energie­ markt zu informieren, sie über die diversen Erneuerungen und Entwicklungen auf dem neusten Stand zu halten und Sie für die richtige Beschaffungsstrategie zu beraten. Nur so können sich Lieferanten als Energiepartner etablieren, um weitere Querelen zu vermeiden. Bei so vielen abwechslungsreichen Anregungen und Informationen bleibt uns nur zu hoffen, dass Sie geschätzte Leserschaft, die Bedürfnisse der Strombranche nicht auf die leichte Schulter nehmen und die neue Lektüre Ihnen viel Interessantes und Kurzweil bietet.

Herzlichst Ihr Roland Baer

MAS in Energiewirtschaft Weiterbildungs-Master für Führungskräfte in zwei Stufen: 1. Stufe: General Management (6 Module) 2. Stufe: Energiewirtschaft (3 Module), Energietechnik (2 Module), Energierecht (1 Modul)

Studienort : Zü

Gemeinsam VorsprunG Gestalten

rich

Partner:

Gebäude sind feste Bestandteile unseres täglichen Lebens. Sie sind Ausdruck einer Kultur. Und die Vision einer Zukunft. Einer Zukunft, die den Menschen und seinen Lebensraum in den Mittelpunkt stellt. Gebäude zu gestalten erfordert Verständnis – der Menschen, die sie entwickeln. Und der Menschen, für die sie gedacht sind. Eine Aufgabe, der wir uns mit Leidenschaft widmen. Und die wir in jedem Projekt aufs Neue leben. Jeden Tag. Weitere Infos und Anmeldung: – www.energiemaster.ch – energiemaster@htwchur.ch – Telefon +41 (0)81 286 24 32

FHO Fachhochschule Ostschweiz

steiner.ch

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INHALT

FORSCHUNG

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Wenn Staumauern altern

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Forschen zwischen Vergangenheit und Zukunft

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GEBÄUDEMANAGEMENT Spitalbau der neuesten Generation

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ENERGIE Neuüberbauungen – Warum nicht gleich mit Smart Metering?

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Versorgungssicherheit im grünen Bereich

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Strom aus handwarmem Wasser

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Eaton 93PS: Energiesparende Dreiphasen-USV für kleine Rechenzentren 26 Nur die Harten kommen in den Garten!

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AGROLA, Ihr Wärmelieferant für Holz-Pellets

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BIOMASSE Biogasanlagen ohne Duftfahne

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Elf Prozent höhere Biogasausbeute bei Abfällen aus der Landwirtschaft 36

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IT-SICHERHEIT Trends und Herausforderungen bei Sicherheitslösungen

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INDUSTRIE 4.0 Die vierte industrielle Revolution

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INHALT

RUBRIK

MOBILITÄT So was von sicher: Der neue Opel Astra holt fünf Euro NCAP-Sterne

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KRISENKOMMUNIKATION Schweizer Institut für Krisenkommunikation gegründet

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DOKUMENTENVERWALTUNG Prozess- und Dokumentenmanagement: Das schlummernde Potenzial

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BÜROEINRICHTUNG Arbeiten 4.0 – So sieht unsere Arbeitswelt in Zukunft aus!

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AUS- UND WEITERBILDUNG

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Die Herausforderung: Weiterbildung – Beruf – Privatleben

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Gerüstet für die Energie-Herausforderung

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Formation continue dans l’énergie

Energise your career!

Das iimt der Universität Freiburg bietet vielseitige und massgeschneiderte Weiterbildung im Bereich Energie Management an.

VORSCHAU Vorschau / Impressum

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Von Praktikter zu Praktiker • Top-Aktuelle Praxisbeispiele • Gelerntes direkt umsetzen • Internationale Experten aus der Branche

1 - 3 Module

Praktische Informationen • Kurssprache - Englisch • Kursort - Universität Freiburg • Anerkannter Universitätsabschluss

Executive CAS 7 - 30 Module

Flexibel • Teil oder Vollzeit Studium • Starttermin und Dauer des Studiums frei wählbar • Optimale work-life Balance

Lehrgänge

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Fachkurse

Die verschiedenen Lehrgänge verschaffen einen Einblick in unterschiedliche Denkweisen und ermöglichen es, den nationalen und internationalen Markt zu verstehen und adäquate Geschäftsstrategien zu entwickeln.

Executive DIPLOMA Executive MBA

iimt - international institute of management in technology UNIVERSITY OF FRIBOURG Seite 4

Bd de Pérolles 90 CH-1700 Freiburg iimt@unifr.ch www.iimt.ch

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FORSCHUNG

FORSCHUNG

Wenn Staumauern altern Beton ist sehr langlebig und deshalb wohl auch der wichtigste Baustoff weltweit. Aber auch Beton altert. Dann wird er mitunter rissig als Folge der sogenannten Alkali-Aggregat-Reaktion (AAR). Betroffen von dieser landläufig auch Betonkrebs genannten Schädigung sind gemäss Schätzungen möglicherweise zehn bis 20 Prozent der Staumauern in den Schweizer Alpen. Ein Forschungsprojekt an der ETH Lausanne erarbeitet die Grundlage, damit Ingenieure auf die Rissbildung angemessen reagieren können.

Dr. Cyrille Dunant in seinem Labor an der ETH Lausanne. Dunant zeigt auf den Temperaturfühler, der sicherstellt, dass im Raum konstant eine Temperatur von 38 °C herrscht.

Unter der Leitung von Dr. Karen Scrivener untersuchen Forscher an der ETH Lausanne seit gut zehn Jahren die Rissbildung in Beton aufgrund der Alkali-AggregatReaktion (AAR).

will untersuchen, wie schnell sich Beton unter dem Einfluss der AAR ausdehnt. Im Gegensatz zu früheren Experimenten berücksichtigt der neue Versuchsaufbau, dass sich eine von AAR betroffene Staumauer nicht frei ausdehnen kann. Der Ausdehnung wirken vielmehr Drücke von verschiedenen Seiten entgegen: vom Stausee, vom angrenzenden Felsmassiv, vom Eigengewicht des Betons.

Foto: Cyrille Dunant

von Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

Dr. Cyrille Dunant in seinem Labor an der ETH Lausanne. Jeder der Zylinder enthält drei Betonproben, deren Ausdehnungstempo Dunant untersucht.

I

n den Schweizer Alpen gibt es über 200 Stauseen. Einer davon ist der Salanfe-See oberhalb von Martigny (VS). Der 1952 erbaute Staudamm ist 52 Meter hoch und hat eine über 600 Meter lange Krone. 230’000 Kubikmeter Beton wurden in dieser Staumauer mittlerer Grösse verbaut. Die Generatoren im Turbinenhaus liefern seit Jahrzehnten zuverlässig Strom. Für die Wanderer, die hier oben gern die Walliser Alpen geniessen, ist es ein ganz normaler Stausee. Doch der Schein trügt. Vor einiger Zeit fiel auf, dass sich die Betonmauer über lange Zeit­ räume geringfügig, aber doch messbar ausdehnt. Später wurde entdeckt, dass

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Der Salanfer Staudamm oberhalb von Martigny (VS) wurde vor zwei Jahren saniert, nachdem AAR-bedingte Risse aufgetreten waren.

diese Ausdehnung mit kleinen Rissen einhergeht. Ein Prozess, der sich über die Jahre sehr langsam, aber stetig fortsetzt und zu einer Ausdehnung um mehrere Zentimeter führen kann. Ein Prozess, der sich nach bisherigem Wissensstand nicht stoppen lässt.

ablaufender physikalisch-chemischer Prozess, die sogenannte Alkali-Aggregat-Reaktion (AAR). Die Reaktion führt im Innern des Betons zu feinen Rissen, die sich mit der Zeit bis an die Oberfläche fortpflanzen können und dort mitunter zu einem von Auge sichtbaren Riss­­­netz führen.

Beton quillt langsam auf Der Salanfer Staudamm leidet an einer für Beton typischen Alterserscheinung. Mitte der 1990er Jahren wurde das Phäno­men erstmals an einer Schweizer Staumauer beobachtet. Unterdessen sind mehrere Staumauern in den Alpen be­troffen. Ursache der Schädigung ist ein sehr langsam

Risse in einer Staumauer – das klingt nach akuter Bedrohung. Karen Scrivener ist Professorin an der ETH Lausanne (EPFL) und Expertin für AAR. Sie sieht keinen Grund für Besorgnis: «In vielen Fällen sind die Folgen der AAR so gering, dass man nicht eigentlich von einer Beschädigung des Betons sprechen kann.

Die Betonproben des Labors für Baumaterialien an der ETH Lausanne werden in einem Wasserbecken aufbewahrt.

Auch unterstehen die Schweizer Stauanlagen einem strikten Monitoring, mit dem allfällige Gefährdungen frühzeitig erkannt würden», sagt Scrivener. Auch wenn zur Zeit keine Gefahr droht, haben die Risse in den Betonmauern zu intensiven Foschungsaktivitäten geführt. Seit rund zehn Jahren erforscht die britische Materialwissenschaftlerin Karen Scrivener das Phänomen am Labor für Baumaterialien an der EPFL. Drei an ihrem Lehrstuhl erstellte Doktorarbeiten hatten die Alkali-Aggregat-Reaktion bereits zum Gegenstand. Zur Zeit läuft ein vom Bundesamt für Energie und Swiss­

electric research finanziertes, mehrjähriges Experiment, das das Verhalten des Betons bei AAR vertieft untersucht. Ergänzend zu dem Experiment entwickeln die Wissenschaftler der EPFL mathematische Modelle, um die im Beton ablaufenden Vorgänge möglichst realitätsnah nachvollziehen zu können. Betonproben unter Druck gesetzt Dr. Cyrille Dunant steht in einem unter­ irdischen Laborraum der EPFL. Hier hat der wissenschaftliche Mitarbeiter von Karen Scrivener auf wenigen Quadratmetern das neuste Experiment aufgebaut. Der 35-jährige Materialwissenschaftler

Im Labor hat Cyrille Dunant zusammen mit Wissenschaftlerkollegen sechs Edelstahlzylinder aufgebaut, jeder 150 cm hoch und 30 cm im Durchmesser. Die Zylinder enthalten von Wasser umgebene Betonproben, in denen eine AAR abläuft. Jede Betonprobe wird in der Versuchsanordnung vertikal und horizontal unterschiedlich hohen Drücken ausgesetzt, die zwischen 0 und 15 Megapascal (entspricht 150 bar) liegen. Zehn Monate läuft das Experiment schon, und mindestens nochmals so lange soll es andauern. Im 30 Minuten-Takt messen die Sensoren, wie stark sich die Betonproben in den Edelstahlzylindern aufgrund der darin ablaufenden AAR vergrössert haben. Die Messwerte werden über grüne Glasfaserkabel an den Computer im Nebenraum übermittelt. «Wir stecken noch mitten im Experiment und für definitive Aussagen ist es noch zu früh», sagt Cyrille Dunant, «aber was wir bisher gemessen haben, hat uns extrem überrascht.» In zehn Monaten sind die Betonproben um bis zu 0,7 Prozent gewachsen. Anders als Dunant erwartet hatte, scheint der Druck die Expansion des Betons nicht zu verhindern.

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FORSCHUNG

Foto: Alfred Kobelt

Risse im Salanfer Staudamm im Wallis aufgrund der Alkali-Aggregat-Reaktion. Rechts im Bild ein Gerät für das Monitoring der Rissbildung.

Die Alkali-Aggregat-Reaktion führt insbesondere bei Staudämmen zu einer Rissbildung. Diese ist im fortgeschrittenen Stadium als Rissnetz an der Oberfläche sichtbar.

Bei der Alkali-Aggregat-Reaktion (AAR) wird amorphes Silika im alkalischen Porenwasser zunächst gelöst und dann als kristallisiertes Silika-Gel ausgeschieden. Foto: TFB-Bulletin

Dem Beton Raum schaffen – oder doch nicht? Bestätigt sich dieser Befund im weiteren Verlauf des Experiments, hiesse das: Die AAR-bedingte Ausdehnung von Beton erfolgt selbst unter Druck. Also doch eine Bedrohung? Cyrille Dunant verneint: «Die Gefahr würde in diesem Fall nicht grösser, aber anders, als wir bisher gedacht haben.» Die Erkennnisse aus dem Labor der EPFL liefern den Ingenieuren nämlich wichtige Hinweise, wie sie mit den betroffenen Staumauern am besten umgehen. Bisher ist es üblich, die Staumauern zu sanieren, indem sie mit Schlitzen versehen wurden, um dem Beton mehr Raum für die Ausdehnung zu geben. Auf die Weise wurde vor zwei Jahren auch der Salanfer Staudamm erneuert: Ingenieure brachten mit einem Diamentdraht 22 jeweils 11 mm dicke Schnitte an. Diese Schnitte, so die Annahme der Ingenieure,

Die Alkali-Aggregat-Reaktion Zur Herstellung von Beton wird eine Kies-Sand-Mischung (genannt auch ‹Zuschlagstoffe› oder ‹Aggregat›) mit dem Bindemittel Zement versetzt und dann durch Zugabe von Wasser eine chemische Reaktion ausgelöst, die zur Erhärtung des Betons führt. Der ausgehärtete Beton enthält winzige Poren, in denen sich eine alkalische Lösung ansammelt. Diese Lösung reagiert mit dem amorphen (also nicht-kristallinen) Siliziumdioxid (auch: Silika), das im Aggregat in mehr oder weniger grosser Menge enthalten ist. Bei der AlkaliAggregat-Reaktion (AAR) wird das Silika im alkalischen Porenwasser zunächst gelöst und dann als Silika-Gel ausgeschieden. Dieses Silika-Gel nimmt Feuchtigkeit aus der Umgebung auf und quillt dabei auf. Diese Volumenausweitung führt in einem langsamen, über Jahrzehnte andauernden Prozess zu Rissen. Im fortgeschrittenen Stadium verlaufen die Risse durch den Zementstein und es kann ein an der Oberfläche sichtbares Rissnetz entstehen.

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Forschung im Zeitraffer Noch ist Cyrille Dunants Experiment am laufen. Doch seine Überlegungen zeigen, welche Bedeutung dem Langzeitexperiment im Untergeschoss der EPFL erwachsen könnte. Erst einmal ist bei dem EPFL-Forscher aber Geduld gefragt. Im-

Foto: TFB-Bulletin

Foto: Cyrille Dunant

würden. Auch im Fall des Salanfer Staudamms, betont Dunant, sei die Sanierung durch Schnitte aufgrund der speziellen Geometrie sinnvoll gewesen. Das gelte auch für andere Schweizer Staudämme.

würde die Sicherheit der Dämme erhöhen, weil der Beton weniger Schaden nimmt, wenn er sich ausdehnen kann. Dunant will diese Annahme überprüfen. Er hat die Hypothese, der Beton dehne sich nicht – wie bisher angenommen – proportional zur Menge des im Zuge der AAR gebildeten Silika-Gels (vgl. Textbox) aus, sondern proportional zur Anzahl der Risse. «Wenn das Experiment meine Hypothese bestätigt, wäre das für Staudamm-Ingenieure eine interessante Erkenntnis, die dazu führen könnte, dass sie künftig in bestimmten Fällen auf das Einschneiden der Staudämme verzichten», sagt Dunant. Der EPFL-Forscher betont zugleich, man werde auf Schnitte nie ganz verzichten können. Diese sind zum Beispiel erforderlich, um Deformationen des Turbinenhauses zu vermeiden, die die Stromerzeugung beeinträchtigen

Die Abbildung illustriert die drei Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit die Alkali-Aggregat-Reaktion in Beton abläuft. Illustration: Th. Wälchli, E. Brühwiler: Tragver­halten von Kunstbauten aus Stahlbeton mit AAR – Sachstandsbericht

Über die Jahre hinweg nimmt die Ausdehnung des Betons infolge der AAR zu, und zwar an der Krone stärker als auf mittlerer Höhe des Staudamms. Die Ausdehnung ist einer jahreszeitlichen Schwankung unterworfen. Grafik: BFE

merhin ahmt er mit seinem Experiment einen Vorgang nach, der in der Natur ein halbes Jahrhundert in Anspruch nimmt. Um nicht ganz so lange auf die Resultate warten zu müssen, hilft der Forscher im Labor etwas nach. Dank einer erhöhten Temperatur läuft die AAR-bedingte Ausdehnung des Betons im Labor quasi im Zeitraffer ab. Deshalb herrschten im Labor 38 °C. So erfolgt die Ausdehnung des Betons rund 20 mal schneller als in Wirklichkeit. Und die Forscher kommen 20 mal schneller zu ihren Resultaten.

Kontakt Auskünfte zum Projekt erteilt Dr. Markus Schwager, Leiter des BFE-Forschungsprogramms Talsperren. markus.schwager@bfe.admin.ch Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturmprojekte im Bereich Wasserkraft unter: www.bfe.admin.ch/CT/hydro

Längst nicht jeder Beton ist von AAR betroffen. Die Reaktion kommt nur in Gang, wenn erstens die Zuschlagstoffe (Aggregat) über die nötige Reaktivität verfügen, wenn zweitens der Alkaligehalt im Betonstein genügend gross ist und drittens wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden ist. Diese drei Bedingungen sind bei Staumauern oft erfüllt, auch deswegen, weil die im Alpenraum gewonnenen Zuschlagstoffe oft über eine besonders hohe Reaktivität verfügen. Häuser sind von AAR dagegen kaum betroffen, da sie weniger stark Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Man hat versucht, AAR bei Staumauern zu verhindern, indem man die Wand wasserseitig beschichtet hat. Der entsprechende Versuch bei der Stauanlage Illsee (VS) blieb allerdings erfolglos; der Quellprozess liess sich nicht stoppen. AAR kann bis anhin nicht verhindert werden. BV

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FORSCHUNG

RUBRIK

Forschen zwischen Vergangenheit und Zukunft Die Nagra blickt bei ihrer Arbeit 175 Millionen Jahre in die Vergangenheit und 1 Million Jahre in die Zukunft

spüren sie die kostentreiber in ihrem unternehmen auf.

K

aum ein Radiosender oder eine Zeitung hat nicht darüber berichtet: Die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) hat sechs Regionen miteinander verglichen und zwei davon als gut geeignete Standorte für ein geologisches Tiefenlager für radioaktive Abfälle vorgeschlagen, Jura Ost im Kanton Aargau und Zürich Nordost im Kanton Zürich. Das Auswahlverfahren für die Lagerstandorte läuft unter der Leitung des Bundes. Bevor das Verfahren in die letzte Etappe geht, prüfen die Sicherheitsbehörden des Bundes die Vorschläge der Nagra. Nicht nur die Gesteins- schichten müssen in diesen Regionen nun weiter untersucht werden, für den Nachweis ein Tiefenlager sicher betreiben zu können, führt die Nagra auch grosse Forschungsexperimente durch. Die Fachwelt ist sich heute einig Geologen, Chemiker, Physiker und Ingenieure sind gefordert. Sie bearbeiten ein Projekt, das auf mehrere Tausend Jahre ausgelegt ist – ein unvorstellbarer Zeit­ horizont. Aber in den vergangenen Jahren haben Wissen- schaftler enorme Fortschritte gemacht. Die Fachwelt ist sich heute einig: Der tiefe Untergrund ist die sicherste Lösung, um Mensch und Umwelt langfristig – für 1 Million Jahre – vor den Auswirkungen radioaktiver Abfälle zu schützen. Die Radioaktivität klingt sehr langsam ab. An der Erdoberfläche würde der Abfall früher oder später zu einer grossen Gefahr: Sabotage, Krieg oder Erdbeben sind mögliche Szenarien. Untergrund durchleuchten Um den sichersten Standort zu finden, forscht die Nagra intensiv – Über- und Untertage. Von der Oberfläche aus wird mit einer Messmethode, der Seismik, der Untergrund durchleuchtet. Vergleichbar mit Echolot auf Schiffen, bildet die Seismik Gesteinsschichten bis in Tiefen von

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Gesteinsschichten kilometertief abbilden: Vibrationsfahrzeuge senden seismische Wellen durch den Untergrund.

Werfen Sie einen Blick zwischen Vergangenheit und Zukunft Felslabor Mont Terri, St-Ursanne (Jura) und Felslabor Grimsel (Bern) Sie erhalten Einblick in die grossen Experimente der Nagra und der internationalen Partner der Felslabors. Das Felslabor Mont Terri wird vom Bundesamt swisstopo und das Fels­labor Grimsel von der Nagra betrieben. Ein Mitarbeiter kontrolliert das Einbringen des Versuchsbehälters in den Stollen im Felslabor Mont Terri: Die Maschine füllt das Tongemisch dicht um den Behälter auf.

mehreren Kilometern ab. So erkennen die Wissenschaftler, wie tief sich das 175 Millionen Jahre alte Wirtgestein befindet und wie mächtig die Schicht ist, wo einst die Abfälle eingelagert werden sollen. Auch grosse Störungen, die am Standort nicht vorhanden sein dürfen, werden abgebildet. Testlauf für das Tiefenlager Während die Gesteinsschichten der Vergangenheit von Übertage aus untersucht werden, blicken die Forscher Untertage in die Zukunft: Im Felslabor Mont Terri, im Kanton Jura, führen die Wissenschaftler einen Testlauf für ein Tiefenlager durch. In einem Lagerstollen haben sie drei Versuchsbehälter im Massstab 1:1 eingebracht und mit einem quellenden

Der Besuch ist kostenlos. Gruppen ab 10 Personen sind willkommen. Anmeldung Renate Spitznagel Telefon  + 41 (0) 56 437 12 82 Mehr Information unter www.mont-terri.ch oder www.nagra.ch

Tongemisch verfüllt. Sie wollen herausfinden, wie sich die Wärme auf das Tongemisch und das umliegende Gestein auswirkt, denn hochaktive Abfälle geben auch nach Jahrzehnten noch Wärme ab. Hunderte Messinstrumente zeichnen kleinste Veränderungen im umgebenden Gestein über Jahrzehnte auf. Das Experiment ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem sicheren geologischen Tiefenlager.

Ob Einkauf oder Vertrieb, ob Fuhrpark oder Facility-Management: Auf der Suche nach Einsparpotenzialen sind die meisten Unternehmensbereiche bereits genauestens unter die Lupe genommen worden. Nur bei den betrieblichen Outputkosten wird bisher nicht so genau hingeschaut. Dabei würde es sich dort besonders lohnen, denn das Volumen ist beträchtlich und kann bis zu 5% des Umsatzes ausmachen. Ob Hardware, Software oder Workflows – wir finden Ihre versteckten Kostentreiber und entwickeln dann eine individuelle Optimierungsstrategie mit Kosteneinsparung und Effizienzsteigerung. Anschliessend sorgen wir mit fortlaufendem Management dafür, dass auch weiterhin alles perfekt ineinandergreift. Für mehr Informationen kontaktieren Sie uns auf info@dch.kyocera.com oder rufen Sie uns an: 044 908 49 49 KYOCERA Document Solutions Schweiz - Hohlstrasse 614 - 8048 Zürich - www.kyoceradocumentsolutions.ch

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GEBÄUDEMANAGEMENT

GEBÄUDEMANAGEMENT

Geschossfläche, schliesst sich fugenlos an den Bestand an und lässt den Spitalkomplex zum Bodensee hin neben dem historischen Kloster als eine Einheit erscheinen. Die Erweiterung beherbergt die Operationsabteilung mit zehn OP-Sälen, die Intensivpflegestation, das erweiterte chirurgische Ambulatorium sowie im Untergeschoss eine zentrale Sterilgutversorgungsanlage (ZSVA). Die rückwärtige Ausdehnung des neuen Traktes ergibt sich aus der inneren Erschliessung: Der bestehende West-Ost-Hauptkorridor wurde in den neuen Gebäudeteil hinein verlängert, er verbindet nun die verschiedenen Trakte miteinander.

Spitalbau der neuesten Generation Das Spital Münsterlingen ist ursprünglich aus einem Kloster hervorgegangen und blickt auf eine lange Tradition der Pflege und Heilung zurück. Es wurde regelmässig den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Der jüngste Erweiterungsbau 3i besticht mit hohem Komfort für die Patientinnen und Patienten sowie optimalen Bedingungen für das Personal. Die Realisierung wurde der Steiner AG übertragen, einen der führenden Projektentwickler und Total- und General­ unternehmer (TU/GU) in der Schweiz.

D

ie Gründung des ersten Thurgauischen Kantonsspitals im Benediktinerinnen-Kloster bei Münsterlingen erfolgte 1840. Seither ist der Gebäu­ de­ bestand nahe des Bodensees laufend erweitert worden, wobei man die Integrität der ursprünglichen Anlage stets wahrte.

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Dies ist auch beim jüngsten Ergänzungsbau, dem Osttrakt 3i, der Fall, der einen Operationstrakt aus den 1970er Jahren ersetzt und im Sommer 2015 bezogen werden konnte. Er beruht auf einem Wettbe­ werbsprojekt der ARGE Stoffel Schneider Architekten AG und Metron Architektur AG.

Lückenloser Zusammenbau Um die freie Sicht auf die Klosterkirche zu erhalten, tritt das neue Gebäude leicht von der Hauptstrasse zurück und übernimmt in seiner Höhe die Dachkante der bestehenden Spitaltrakte. Der dreigeschossige Neubau mit jeweils 7 200 m2

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GEBÄUDEMANAGEMENT

GEBÄUDEMANAGEMENT rend der 3i-Planung auf der Suche nach Inputs die Boeing-Werke. Ein Anliegen war es beispielsweise, dass Reinigungsfachleute und Assistenten die benötigte Zeit für die Herrichtung eines Operationssaals nach einer Operation im Neubau von rund 45 auf 15 Minuten reduzieren können. Möglich wird die Verkürzung dank steriler Rüsträume zwischen den Operationssälen. Dort können beispielsweise die Instrumente für den folgenden Eingriff bereitgelegt werden.

Zwei Atrien versorgen die alten und neuen Bauteile grosszügig mit Tageslicht und gliedern die jüngsten Ergänzungen ins Ensemble ein. Zur Respektierung der gegebenen Massstäblichkeit trägt auch die Fassadengestaltung der Erweiterung bei. Sie orientiert sich an den kürzlich sanierten Fassaden der Bettentrakte und thematisiert die unterschiedlichen Gebäuderaster. Das gewählte Rastermass verleiht dem grossen Volumen die nötige Leichtigkeit und Transparenz. Es erlaubt zudem, dass die inneren Zwischenwände an die Fassade anschliessen können. Diese Klinikarchitektur ist der Kontinuität verpflichtet: Die Besucher erreichen die Bettentrakte wie bisher über den Haupteingang im Erdgeschoss. Der Erweiterungsbau ist über den neuen Nebenzugang im Osten zu be-

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treten. Im Erdgeschoss befinden sich die Ambulatorien und im Obergeschoss die Operationssäle. Die bestehenden inneren Erschliessungsachsen blieben erhalten und wurden in die neuen Bauteile hinein ausgedehnt. Effizienz ist (fast) alles Spitäler müssen auf einen möglichst reibungslosen Betrieb bei tadellosen hygienischen Bedingungen ausgerichtet sein. Es wundert deshalb wenig, dass Spitaldirektoren ihre Betriebe mit modernen Hightech-Industrieanlagen vergleichen. Sie wissen, dass sich das Gesundheitswesen zunehmend am LEAN-Prinzip der Auto- und Flugzeugindustrie orientiert. Bezeichnenderweise besuchte Münsterlingens Spitaldirektor Stephan Kunz wäh-

Dem Personal stehen nun im Obergeschoss des Neubaus Operationssäle zur Verfügung, die mit modernster Technik ausgerüstet sind. Rund 15 Prozent der Baukosten entfielen auf die Einrichtung. Doch Effizienz und eine moderne Ausrüstung sind nicht das einzige, was es für einen erfolgreichen Spitalbetrieb braucht: In den sechs Sälen entlang der Nordfront stehen den Medizinerinnen und Medizinern nicht nur modernst ausgestattete Arbeitsplätze zur Verfügung, sie geniessen

auch beste Seesicht. Wie jede Spitalleitung weiss, sind attraktive Arbeitsbedingungen wichtig, um gutes Personal anzuwerben und zu halten. Mit dem gleichzeitig erfolgten Umbau und der Sanierung des bestehenden Behandlungstraktes werden auch neue Räumlichkeiten für die Urologie mit zwei OP, die medizinischen Diagnostik- und Behandlungsabteilungen sowie die Frauenklinik geschaffen. Ein Fall für Spezialisten Die Planung, Erstellung und Ausrüstung von Spitälern ist äusserst komplex und bedarf einer grossen Menge an Spezialwissen, das stets auf aktuellstem Stand gehalten werden muss. Die Gesamtprojektleitung für das Projekt 3i wurde deshalb in der Phase der Projektüberarbeitung der Blumergaignat AG übertragen, die sich unter anderem auf Spitalplanungen spezialisiert. Als es um die Realisation ging, entschied das Departement Bau und Umwelt, diese einer Generalunternehmung zu übertragen. Mit Unterstützung des Hochbauamts, der Architekten und der Fachplaner erarbeitete die Blumergaignat AG die vorgeschriebene Submission. 2012 wurde der Auftrag an die Steiner AG vergeben. Es war das erste Mal, dass der Kanton Thurgau ein solches Bauvorhaben im Rahmen eines Generalunternehmer-Auftrages vergeben hatte. Im medizinischen Bereich blickt Steiner auf über 40 Jahre Erfahrung zurück, mit Projekten wie der Rehaklinik Bellikon der SUVA, dem Spital Männedorf oder der Clinique Romande de Réadaptation der SUVA in Sion. Im Auftrag der Hirslanden-Gruppe hat Steiner jüngst einen Anbau des Spitals in Zürich für Zusatzbetten, Arztpraxen, Behandlungs- und Operationsräume und eine Intensivstation realisiert. Als Generalunternehmerin war die Steiner AG beim Kantonsspital Münsterlingen nicht nur für den Neubau zuständig, sondern realisiert derzeit auch den Umbau und die Sanierung des bestehenden Behandlungstraktes.

Kontakt www.steiner.ch

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ENERGIE ring- und Smart Grid Systeme eine wichtige Grundlage.

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Smart Metering und Smart Grid

Neuüberbauungen – Warum nicht gleich mit Smart Metering?

Als «Smart Metering» bezeichnet man Energie-Messsysteme, die aus sogenannten intelligenten Energiezählern sowie den damit verbundenen Kommunikations- und Software-Systemen bestehen. Im Unterschied zu herkömmlichen Stromzählern verfügen Smart Meter über eine bidirektionale Kommunikation und über zusätzliche Funktionen wie beispielsweise die Anbindung weiterer Medien (Gas, Wasser, Wärme). Sie sind in der Lage, verschiedene Informationen wie Verbrauchs- und Produktionswerte an das Energieversorgungsunternehmen und den Kunden zu übertragen.

von Paul Hugentobler, Leiter Metering Optimatik

D

ie bevorstehende Energiewende forder t Energieversorger auf vielschichtige Weise. Intelligente Mess- und Steuersysteme (im Fachjargon Smart Metering und Smart Grid Systeme genannt) können bei der Lösung dieser Herausforderungen eine wichtige Rolle übernehmen. Gerade bei grösseren Neubauprojekten hat sich die Anschaffung der intelligenten Messsysteme in vielfacher Weise bewährt. So auch bei «die werke versorgung wallisellen ag». Das Energieversorgungs-Unternehmen (EVU) entschloss sich 2011 im Rahmen eines Grossbauprojektes für Smart Metering und hat dies in der Zwischenzeit erfolgreich eingeführt.

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«Energiewende», «Energiestrategie 2050», «Erneuerbare Energien» sind in Politik und Medien derzeit unter den meistgenutzten Schlagwörtern. Dabei geht es im Wesentlichen darum, die Energieproduktion und den Energieverbrauch möglichst rasch nachhaltiger – sprich umweltverträglicher – zu gestalten. Um dieses Ziel zu erreichen, sind Energieeffizienz und Energieeinsparung nach wie vor oberstes Gebot. Aber auch die umfangreiche Ener-

gieproduktion aus erneuerbaren Energiequellen ist ein grundlegender Baustein der Energiewende. Damit Energiekonsumenten sich energie­ effizienter verhalten können, benötigen sie Transparenz, gezieltes Feedback zum eigenen Verbrauch sowie Vorschläge zur Energieeinsparung und Effizienzstei­ gerung. Diese Information wird sinn­ vollerweise vom EnergieversorgungsUnternehmen geliefert. Der Energieversorger sieht sich ferner mit weiteren erheblichen Herausforderungen konfrontiert – beispielsweise durch eine sich stärker und schneller verändernde Netzlast aufgrund fluktuierender Einspeisung aus erneuerbaren Energiequellen oder durch Lastspitzen bei gleichzeitiger Ladung vieler Elektromobile. Darüber hinaus werden auf die zweite Stufe der Strommarktliberalisierung in den Bereichen Wertangebote an Endkunden sowie in der Prozesseffizienz bei den Energieversorgern weitere tiefgreifende Veränderungen nötig. Für die erfolgreiche Lösung der genannten Herausforderungen sind Smart Mete-

1. «die werke versorgung wallisellen ag» Der Energieversorger von Wallisellen «die werke versorgung wallisellen ag» wurde 2011 mit einem grossen Neuüberbauungs-Projekt konfrontiert, welches Platz für 1200 BewohnerInnen und etwa 3000 Arbeitsplätzen bieten sollte. Nach einer umfassenden Analyse zusammen mit einem Ingenierbüro wurde beschlossen, bei der Energiemessung von Anfang an auf neueste Technologie zu setzen und die neuen Gebäude mit Smart Metern auszurüsten. Das Projekt wurde Ende 2012 durch ein Ausschreibungsverfahren an die Optimatik AG aus Teufen (AR) vergeben. 2013 wurden die entsprechenden Arbeiten ausgeführt. Die neuen Zähler werden seit Anfang 2014 durch ein Smart Metering System automatisiert ausgelesen. Im Projekt wurden Landis + Gyr Smart Meter für die Sparte Strom sowie Gas- und Wasserzähler von der Firma GWF eingesetzt. Durch gezielte Betrachtung von Schnittstellen und Prozessen konnte die Integration in die bestehenden Umsysteme sowie ins ausgelagerte Energiedaten­m anagement-System erfolgreich realisiert werden. 2. Neubau-Projekt: Smart Metering von Anfang an Grössere Neuüberbauungen mit mehreren Duzend Zählern bieten eine naheliegende Gelegenheit, intelligente Messgeräte mit einem Smart Metering System einzusetzen. Die Zusatzinvestitionen sind für Neubauprojekte gering, da der Aufpreis für die «smarten» Feldgeräte nur noch zwischen 10 – 20 % gegenüber herkömmlicher Technik beträgt. Diese Investition wird wesentlich länger ihren Nutzen bringen, als dies beim Einsatz von herkömmlicher Technologie gewährleistet ist. Diese wird in wenigen Jahren durch die unzähligen Herausforderungen und Veränderungen überholt sein. Man kann sich als Energieversorger bei dieser Gelegenheit mit dem Thema Smart Metering – das früher oder später ohnehin flächendeckend zum Einsatz kommen wird – auseinandersetzen und damit für die nahe Zukunft wertvolles Knowhow aufbauen und mit entsprechend innovativen Angeboten an Endkunden grundlegende Erfahrungen hinsichtlich voller Strommarktöffnung sammeln. Die Effizi-

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ENERGIE

RUBRIK

Über Optimatik AG Die seit 30 Jahren bestehende Optimatik AG ist IT-Partner für Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Teufen (AR) und einer Niederlassung in Cheseaux-sur-Lausanne (VD). Mit rund 30 Mitarbeitenden und einem sehr qualifizierten Partnernetzwerk unterstützt die Optimatik eine Vielzahl grosser und mittelständischer Unternehmen aus der Energieversorgungsbranche in der Schweiz, in Liechtenstein und Vorarlberg. Im Fokus stehen die Beratung bei der Optimierung der energiewirtschaftlichen Geschäftsprozesse sowie die Bereitstellung von Energiemarktsystemen. Durch die strategischen Partnerschaften mit Bosch Software Innovations, ITF-EDV Fröschl, KISTERS, InnoSolv, Landis + Gyr und BEN Energy ist die Optimatik AG ein kompetentes und zuverlässiges Unternehmen für die Bereiche Business Process Management, Zählerdatenerfassung, Energiedatenmanagement, Energieabrechnung und Smart Metering.

enz verschiedener Prozesse (Meter to Cash, Inkasso, Lastmanagement, Umzüger und viele mehr) kann damit beispielhaft gesteigert werden. Auch dies sind mit Ausblick auf einen regulierungsbedingten Kostendruck äusserst wichtige Erkenntnisse. Wenn eine Smart Metering Infrastruktur einmal aufgebaut ist, können Schritt für Schritt die alten Feldgeräte (Zähler, Lastschaltgeräte) auf neue Technologie umgerüstet werden. Damit werden die zusätzlichen Kosten für Smart Metering auf ein Minimum reduziert. Wenn man die aktuellen Entwicklungen in der Schweizer Politik beobachtet, dann lohnt es sich als EVU, sich jetzt mit dem Thema Smart Metering zu befassen. Wenn dereinst Vorgaben für die Einführung der neuen Technologie erlassen werden, werden die verfügbaren internen und externen Ressourcen knapp und die Umsetzungszeiten kurz sein. Eine auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Smart Metering Infrastruktur sowie die Optimierung verschiedenerGeschäftsprozesse benötigen aber Zeit für angemessene Spezifikation und für die professionelle Einführung. 3. Der Nutzen von Smart Metering ist verteilt Der Nutzen von Smart Metering und Smart Grid wurde weltweit bereits in unzähligen Studien untersucht. Die höchste Relevanz für die Schweiz hat die Studie «Folgeabschätzung einer Einführung von «Smart Metering» im Zusammenhang mit «Smart Grids» in der Schweiz», welche den Nutzen von Smart Metering im Auftrag des BFE quantifiziert.

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Kurz zusammengefasst fallen die wichtigsten Nutzen bei folgenden Anspruchsgruppen an: 1. Verbraucher • Stromeinsparung von durchschnittlich circa 3 – 4 % für Haushalte mit dem dazu nötigen gezielten Feedback. • Transparenz beim Verbrauch und bei den Kosten • Verbesserte Dienstleistungs- und Servicequalität (Smart Market) wie flexiblere Tarifgestaltung, automatisierte Energieberatung, keine Akonto-Abrechnungen etc.) 2. Produzent • Energie-Dienstleistungen wie Visualisierung der Produktionsdaten • Überwachung des Wirkungsgrades der Produktionsanlage • Proaktive Information bei auffälliger Leistungsreduktion • Bündelung von vielen kleineren Produktionsanlagen zu «virtuellen Kraftwerken», womit Fahrpläne genauer eingehalten und sogar Regelenergie angeboten werden kann. 3. Verteilnetzbetreiber • Die Ablesekosten werden drastisch gesenkt, da dieser Prozess vollständig über alle Energiearten automatisiert wird (bis ins Abrechnungssystem). • Aufbau Monitoring (bspw. Netzqualität auf unteren Spannungsebenen) • Bessere Ausnutzung der Netzkapazität, Integration von umfangreicher Produktion aus erneuerbaren Energiequellen sowie erhöhte Netzsicherheit durch gezielte Last- und Speicherregelung

• Überwachung von Manipulationen und

Stromdiebstahl 4. Energielieferant • In der Energieabrechnung entfallen die komplexen Akontorechnungen und in der Buchhaltung kann dadurch auf die Abgrenzungen am Ende des Geschäftsjahres in Bezug auf den geschäzten Energiebezug verzichtet werden. • Prozesskosten senken: Die Kosten für die Abwicklung von Geschäftsprozessen wie «Umzug», «Lieferantenwechsel», «Tarifwechsel» können deutlich gesenkt werden. • Differenzierung am Markt durch innovative Produkte wie Tarife und Schaltmöglichkeiten • Einfache Bestellung für den Kunden und effiziente Aufschaltung von erweiterten Angeboten für den Kunden via Web Portal integriert mit Abrechnungssystem und Smart Metering System • Daten für Tarifentwicklung können aus dem Smart Metering System zur Verfügung gestellt werden • Ausgleichsenergie reduzieren durch genauere Prognosen aufgrund detaillierterer Inputdaten und Kundensegmentierung 5. Hausverwaltung • Daten aller Energiearten können Hausverwaltungen zwecks Abrechnung an Mieter automatisiert zur Verfügung gestellt werden. 6. Gesellschaft und Politik • Die Politik – und letztendlich auch die gesamte Gesellschaft – hat ein Interesse, die Energiewende voranzutreiben. Es sollen einerseits Schäden an

der Umwelt reduziert und andererseits langfristig eine wachsende Unabhängigkeit in der Energieversorgung erreicht werden. Dafür ist der massive Zubau von Energieproduktionsanlagen auf Basis erneuerbarer Quellen unabdingbar. Die dafür mit konventioneller Technologie nötigen umfangreichen Netzausbauten müssen mittels Smart Grid soweit möglich reduziert werden. 4. Fazit Investitionen in herkömmliche Zähler- und Lastmanagement-Technologie sollten heute hinterfragt werden. Die herkömmlichen Feldgeräte werden bereits in wenigen Jahren überholt sein und können dabei bereits heute durch zukunftsfähige Smart Metering Technologie ersetzt werden. Die meisten Energieversorger werden sich in den nächsten Jahren mit umfangreichen Veränderungen beschäftigen müssen. Die immer noch verbreitete abwartende Haltung vieler Energieversorger dürfte in den nächsten drei bis fünf Jahren zu Personal- und Knowhow-Engpässen sowie Überforderung und schliesslich zu Wettbewerbsnachteilen im freien Markt führen. Die Vorteile werden dann auf der Seite derjenigen Energieversorger sein, welche die Grundlagen für innovative Kundenangebote und effiziente Geschäftsprozesse bereits gelegt haben. Neubau-Projekte sind daher eine sinnvolle Gelegenheit, mit Smart Metering zu starten. In den technischen Mindestanforderungen des Bundesamts für Energie vom November 2014 wird ein Zeitrahmen für eine flächendeckende Einführung von intelligenten Messsystemen bis 2025 genannt. Höchste Zeit also, sich mit Smart Metering ernsthaft zu befassen!

INNOVATIVE SOFT WARE­ LÖSUNGEN FÜR ENERGIE­ VERSORGUNGS­UNTERNEHMEN Optimatik ist Ihr leistungsstarker Partner, der durch Know-how und konsequente Branchenausrichtung Ihre Energiemarkt-Software optimal einführt und integriert. Wir unterstützen Sie mit unseren Spezialisten und Experten und sorgen für Effizienz- und Wettbewerbsvorteile.

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ENERGIE Personen-, Anlagen- und Brandschutz und muss deshalb kontinuierlich überwacht werden. Zum Erkennen von Isolationsfehlern werden Isolationsüberwachungsgeräte eingesetzt, die permanent den Widerstand der Aussenleiter gegen Erde messen und einen Isolationsfehler vorzeitig melden bzw. einen Alarm auslösen. Isolationsfehlersuche Zusätzlich zur Überwachung des gesamten IT-Netzes kann ein fehlerbehafteter Netzabschnitt durch eine Sucheinrichtung angezeigt werden. Isolationsüberwachung und Isolationsfehlersuche erfolgen ohne Unterbrechung der Versorgung und beineinflussen Netzbetrieb und angeschlossene Verbraucher nicht. Allstromsensitive Differenzstromüberwachung Medizinisch genutzte Räume sind heute eigentliche Hightech-Zentren, in denen die unterschiedlichesten Systeme für verschiedene medizinische Prozesse zusammenfliessen. Im erneuerten OP-Trakt des Universitätsspitals Basel wird auch im geerdeten TN-Netz die höchstmögliche Sicherheit gewährlistet, in dem allstromsensitive Differenzstromüberwachungsgeräte in die Standverteiler integriert sind.

Versorgungssicherheit im grünen Bereich

Alle Meldungen dieser Überwachungsgeräte werden auf der Schaltzentrale, einem TM800-Folientableau im OP, angezeigt. Von diesem aus erfolgt zentral die Kontrolle, Steuerung und Überwachung der

Das Universitätsspital Basel hat aufgerüstet: Die elektrischen Versorgungsnetze im neuen OP-Trakt werden kontinuierlich überwacht und allfällige Fehler vorzeitig ausfindig gemacht und behoben.

Von einem zentralen Folientableau aus werden alle Funktionen der OP-Stromversorgung gesteuert und überwacht.

• Stromversorgung der Geräte • Steuerung der OP-Tische • Beleuchtungsanlagen • Sicherheitsbeleuchtung • medizinische Gasversorgung • Klima- und Belüftungsanlagen • EDV/Netzwerk.

In die Standverteilung integrierte allstromsensitive Differenzstromüberwachungsgeräte RCMS460 gewährleisten auch höchstmögliche Sicherheit im geerdeten TN-Netz.

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m sanierten und erweiterten Operationstrakt des Universitätsspitals Basel kommt die neueste Umschalt- und Überwachungseinrichtung ATICS aus dem Hause Bender zum Einsatz. Neben den Umschalteinrichtungen liefert die Optec AG mit Sitz in Wetzikon die kompletten Standverteiler mit Isolationsüberwachungs- und Isolationsfehlersuchgeräten. Erdung ungerdeter Netze Im besonders schutzbedürftigen Bereich von OPs und Intensivstationen existieren neben dem herkömmlichen TN-Netz vor allem isolierte IT-Netze, in der Umgangssprache auch ungeerdete Stromversor-

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gung genannt. Gegenüber den geerdeten Stromversorgungen (TN-/TT-System) besteht der wesentliche Unterschied darin, dass keine Verbindung der aktiven Leiter mit dem Erdungssystem besteht. Berührt eine auf der Erde stehende Person einen Aussenleiter, geschieht ihr nichts, da kein Stromkreis geschlossen wird. Doch auch die ungeerdete Stromversorgung muss über ein Erdungssystem verfügen. Die normativen Anforderungen an die Erdung von IT-Systemen unterscheiden sich dabei nur unwesentlich von denjenigen geerdeter Systeme. Da keine Verbindung zwischen aktiven Leitern und

der Erde bzw. Schutzleiter besteht, kommt es bei einem ersten Fehler zu keiner Betriebsunterbrechung. Zudem ergibt sich die Möglichkeit, mit Isolationsüberwachungsgeräten Isolationsfehler frühzeitig zu erkennen und zu beheben, bevor es zu einem ungewollten Stromausfall und dadurch zu einer kritischen Betriebssitua­tion kommt. Isolationsüberwachung Der Isolationswiderstand ist in IT-Systemen neben allfälliger Über- oder Unterspannung, dem Laststrom und der Temperatur des Transformators eine der bestimmenden Grössen in Bezug auf den

Kontakt Optec AG Guyer-Zeller-Strasse 14 CH-8620 Wetzikon Telefon +41 (0) 44 933 07 70 Telefax +41 (0) 44 933 07 77 info@optec.ch www.optec.ch

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Foto: Alex Spichale

Foto: Alex Spichale

günstiger gewinnen. Auf der Suche nach nicht-fossilen Energiequellen ist nun aber die Zeit des «thermomagnetischen Motors» gekommen, ist Nikolaus Vida überzeugt.

Kurt Heiniger, ehemaliger Professor an der Hochschule für Technik der Fachhochschule Nordwestschweiz, hat den thermomagnetische Motor mit entwickelt.

Dr. Nikolaus Vida (l.) und Prof. Dr. Kurt Heiniger haben gemeinsam den Prototypen eines thermomagnetischen Motors (auf dem Foto ist nur ein Teil der Bestandteile zu sehen) entwickelt.

Strom aus handwarmem Wasser

von Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

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ie heutigen Computer haben ihren Ursprung – so erzählt man sich – in den Garagen technikbegeisterter Bastler im US-Bundesstaat Kalifornien. An diese Erzählungen fühlt man sich erinnert, wenn man die Geschichte von Dr. Nikolaus Vida hört, einem aus Ungarn stammenden Augenarzt: Vida kam 2005 zusammen mit seiner Frau Sabine in die Schweiz und betreibt seither in Bad Zurzach eine Arztpraxis. Die Augenheilkunde aber ist nicht Vidas einzige Leidenschaft. Neben seinem anspruchsvollen Beruf geht er in einer Garage einer ganz besonderen Freizeitbeschäftigung nach. Dort arbeitet er an der Konstruktion einer Maschine, die aus der Wärmedifferenz

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zwischen zwei Flüssigkeiten einen elektrischen Strom erzeugen kann. Demonstrator mit 80 Watt Leistung «Die Idee kam mir 1994 in Russland. Dort erzählten mir Wissenschaftler von der Idee, eine schwimmende Meeresplattform autark mit Energie zu versorgen, dies mit Strom, der durch Ausnutzung der Temperaturdifferenz zwischen dem warmen Oberflächenwasser und jenem in der Tiefe gewonnen werden sollte.» Die Idee liess Nikolaus Vida, der in Budapest seine Kindheit verbrachte und später in Paris, Wien und Deutschland lebte, nicht mehr los. Nachdem Vida 2005 in der Schweiz gekommen war, ging er daran,

die Idee dieser neuartigen Stromerzeugungsmaschine technisch umzusetzen. In seiner Garage baute er zuerst in einer Tupperware-Dose ein Modell der neuartigen Maschine. Später folgte ein funktionsfähiges Modell, zuerst kleiner, dann grösser. Unterstützt wurde er von russischen, georgischen und weiteren Wissenschaftlerfreunden, die Komponenten beisteuerten, die sie in Labors in Moskau und Tiflis gefertigt hatten und die in der Schweiz zusammengebaut wurden. Im März 2013 stellte er der Öffentlichkeit im Thermalbad Zurzach erstmals einen Demonstrator der neuartigen Strommaschine vor. Dieser nutzte

Foto: Alex Spichale

Die Physiker Nikola Tesla und Thomas Alva Edison haben bereits Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben, wie sich aus einer Wärmedifferenz und unter Zuhilfenahme magnetischer Kräfte elektrischer Strom erzeugen lässt. Die kommerzielle Nutzung dieses physikalischen Phänomens in einem thermomagnetischen Motor ist bis heute ein unerfüllter Traum geblieben. Nun könnte die Suche nach neuen, umweltschonenden Energiequellen die alte Idee einen Schritt weiterbringen. Ein Technikfreak aus Zurzach hat zusammen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz einen Prototypen entwickelt, der Strom im Kilowatt-Bereich liefert.

Augenarzt mit Begeisterung für technische Innovationen: Dr. Nikolaus Vida zeigt die Rohre, über die warmes und kaltes Wasser in den thermomagnetischen Motor gelangen (Anschlüsse unten) und anschliessend wieder daraus abfliessen (Anschluss oben).

36 °C und 18 °C warmes Wasser und produzierte daraus eine mechanische Leistung von 80 Watt. Das reichte zwar nur für den Betrieb einiger LED-Lampen. Doch der Demonstrator zeigte: der thermomagnetische Motor funktioniert! Altes Prinzip neu entdeckt Wie man eine Differenz zwischen zwei relativ niedrigen Temperaturen zur Erzeu-

gung eines elektrischen Stroms nutzen kann, hatten 1888 und 1892 schon die Physiker Nikola Tesla und Thomas Alva Edison beschrieben. Seither ist das Gerät unter dem Namen «thermomagnetischer Motor» und «Tesla-Motor» bekannt. Gebaut wurde ein kommerziell nutzbares Gerät trotz vieler Versuche bisher aber noch nicht. Auf anderen Wegen liess sich elektrischer Strom einfacher und kosten-

Die zentrale Herausforderung beim Bau eines thermomagnetischen Motors besteht darin, ein ferromagnetisches Material durch zwei unterschiedlich warme Flüssigkeiten in schnellem Wechsel zu erwärmen und wieder abzukühlen. Durch den Temperaturwechsel wechselt das Material vom ferromagnetischen in den paramagnetischen Zustand – dieser Wechsel kann in mechanische und dann über einen Generator in elektrische Energie umgewandelt werden. Vida ist überzeugt, mit einem Drehrad, das sich um fixierte Permanentmagnete dreht, eine taugliche technische Lösung gefunden zu haben: «Unsere Konstruktion ist von einem Mühlenrad inspiriert. Uns gelingt es, die magnetische Eigenschaft des ferromagnetischen Materials in Millisekunden zu ändern, also – bildlich gesprochen – Eisen zu Plastik zu machen. Das ist viel schneller als bei einem uns bekannten japanischen Funktionsmuster.» Ein Hochschulprofessor mit im Boot Da behauptet einer, in seiner heimischen Garage nichts weniger als eine neue Form der Stromerzeugung entdeckt zu haben und in Millisekunden «Eisen zu Plastik» zu machen. Ist das die Arbeit eines ernsthaften Forschers? Oder nur der Bluff eines selbsternannten Erfinders? Genau diese Frage stellte sich Kurt Heiniger, Professor an der Hochschule für Technik an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), als er 2012 erstmals von der Wundermaschine hörte. Immerhin war es nicht das erste Mal, dass ein Technikfreak den langjährigen Direktor des Instituts für Thermo- und FluidEngineering von der Genialität seiner Erfindung zu überzeugen versuchte. «Vida hat sich an PSI und Empa gewandt – sie haben ihn alle fast ausgelacht. Und als er dann zu mir gekommen ist, habe ich ihn auch ausgelacht.» Doch Heiniger liess sich überreden, eine Energiebilanz von Vidas Demonstrator zu erstellen, also die Leistung und den Wirkungsgrad (in Relation zum Input) zu errechnen. Heiniger, der promovierte Ingenieur der ETH, wusste: Die Verwendung von Wasser mit 36 °C und 18 °C würde einen maximalen Wir-

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ENERGIE kungsgrad (Carnot-Wirkungsgrad) von 5,8 % erlauben, verglichen mit herkömmlichen Kraftwerken ein sehr tiefer Wirkungsgrad. «Trotzdem habe ich gestaunt», erzählt Heiniger. «Aus dieser kleinen Temperaturdifferenz hat Vida mit einer an sich einfachen technischen Lösung eine respektable Leistung herausgeholt.»

Ende des 19. Jahrhunderts hatte unter anderem der Physiker Thomas Alva Edison beschrieben, wie man die Differenz zwischen zwei relativ niedrigen Temperaturen zur Erzeugung eines elektrischen Stroms nutzen kann.

Kleinanlage im industriellen Piloteinsatz Damit war Kurt Heiniger mit im Boot. Mitte 2013 sagte das Bundesamt für Energie dem Projekt seine Unterstützung zu, um einen ersten industrietauglichen Prototypen zu entwickeln. Diese Anlage, die noch kein konkretes Wirkungsgradziel verfolgt, wurde im ersten Quartal 2015 in der Energiezentrale einer Aargauer Klinik aufgebaut und seither im Teilbetrieb er-

Wechsel der Magneteigenschaft innerhalb von Millisekunden Unter dem Namen Curie-Pendel hat das Experiment Eingang in den Physikunter­ richt gefunden: Positioniert man einen Permanentmagneten neben ein Pendel aus einem ferromagnetischen Material, wird das Pendel vom Magneten angezogen und bleibt an ihm haften. Stellt man nun eine Kerze unter das Pendel und erhitzt sie, verliert es nach einer gewissen Zeit seine magnetische Eigenschaft – und pendelt vom Magneten weg. Da sich das Pendel nun nicht mehr über dem Magneten befindet, kühlt sie sich ab, wird damit wieder magnetisch – und wird vom Magneten wieder angezogen. Bis die Kerze das Pendel erneut erhitzt … Die Temperatur, bei der das Pendel seine magnetische Eigenschaft ändert, heisst Curie-Temperatur, benannt nach dem französischen Physiker Pierre Curie, der diesen Effekt 1895 entdeckt hat. Verschiedene Materialien haben eine unterschiedliche Curie-Temperatur. Diesen Effekt nutzt der thermomagnetische Motor von Vida. Als Material wird Gadolinium (Curie-Temp: 19,3 °C) genutzt: Die Gadolinium-Proben sind auf einem Drehrad mit 70 cm Durchmesser befestigt. Durch eine geschickte technische Konstruktion wird das Gadolinium zuerst auf über 19,3 °C erwärmt (und damit entmagnetisiert), dann auf unter 19,3 °C abgekühlt (und damit magnetisiert). Während einer Umdrehung des Rades erfolgt dieser Wechsel der Temperatur (und damit der magnetischen Eigenschaft) fünf Mal. Neben dem Drehrad sind fünf Permanentmagnete so im Kreis angeordnet, dass die Gadolinium-Proben in kurzem Wechsel angezogen und dann wieder abgestossen werden. Als Folge dieser An- und Abstossung setzt sich das Drehrad in Bewegung. Die Rotationsenergie des Drehrades kann über eine Welle auf einen Generator übertragen und dort in Strom umgewandelt werden. Während das Drehrad beim Prototypen mit 80 Hz rotiert, dauert ein MagnetisierungsEntmagnetisierungs-Zyklus ca. 24 Millisekunden. Die Konstrukteure mussten also einen 'thermischen Schalter' entwickeln, der den Wechsel von Temperatur und Magneteigenschaften in dieser kurzen Zeit ermöglicht. Das war (und ist) eine der wesentlichen Herausforderungen für die Erfinder des thermomagnetischen Motors. Der thermomagnetische Effekt funktioniert auch umgekehrt, um also aus elektrischem Strom eine Temperaturdifferenz zu erzeugen. Seit einigen Jahren versuchen Techniker, diesen Effekt für einen «magnetokalorischen» Kühlschrank zu nutzen. BV

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Darstellung des industrietauglichen Prototypen des thermomagnetischen Motors. Das Herzstück der Kraftmaschine ist im Betrieb unter einer Kunststoffabschirmung verborgen. Illustration: Heiniger/FHNW

folgreich getestet. Sie nutzt 53 °C warmes Abwasser der Klinik (10 m3/h) und 14grädiges Aarewasser (4 m3/h), um aus der Temperaturdifferenz eine elektrische Leistung von 1 bis 1,4 kW zu generieren. Diese Anlage soll nun in einem nächsten Schritt in einer industriellen Umgebung und im Fernbetrieb eingesetzt werden und ihm Dauerbetrieb (4 000 Stunden) ihre Praxistauglichkeit beweisen. Zu dem Zweck wird der Prototyp in einem Holcim-Zementwerk aufgestellt. Als Wärmequelle nutzt sie dort das Abwasser aus der Zementproduktion, das bisher über einen Kühlturm gekühlt wird. Zur kommerziellen Nutzung des thermomagnetischen Motors hat Vida die Firma Swiss Blue Energy AG gegründet. «Innerhalb von fünf Jahren wollen wir ein marktfähiges Produkt mit einer Leistung im Megawatt-Bereich entwickeln», sagte Vida. Bis zu diesem Ziel, sagt Heiniger, seien noch wichtige Hürden zu nehmen. Eine zentrale Herausforderung liegt bei der Wahl des ferromagnetischen Materials. Bisher wird hierzu Gadolinium verwendet, eine seltene Erde, die relativ teuer ist (100 – 300 Fr./kg) und nicht ganz im Einklang mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit steht. Gadolinium ist in der Verarbeitung sehr anspruchsvoll (Schmelzpunkt: 1 312 °C) und damit teuer, auch korrodiert es schnell. Die Entwickler des thermomagnetischen Motors prüfen daher alternative Materialien. Alternativen sind auch gefragt, weil die Abwärme erst dann optimal genutzt werden kann, wenn verschiedene ferromagnetische Materialien eingesetzt werden können, deren Curie-Temperatur sich über die Wahl der Legierung genau «einstellen» lässt, an­ gepasst an die verfügbaren Wassertemperaturen. Gadolinium hat eine fixe CurieTemperatur von 19,3 °C und ist in diesem Sinn unflexibel.

Erheblicher Forschungsbedarf «Um den Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu ebnen, müssen wir auch unkonventionelle Ansätze beispielsweise im Bereich von industriellen Abwässern mit niedriger Temperatur prüfen», sagt Roland Brüniger, der das BFE-Forschungsprogramm Elektrizitätstechnologien und -anwendungen leitet. So werden Kurt Heiniger und seine Forscherkollegen in Zukunft auch alles daran setzen, die Prozesse rund um den thermomagnetischen Motor noch adäquater zu beschreiben und so die Simulationsmodelle zu optimieren. «Die Physik hinter dem Motor ist sehr komplex, die Bewegung des ferromagnetischen Materials im magnetischen Feld führt zu dynamischen Wechselwirkungen. Wir haben bisher erst 70 % der Physik verstanden.» Trotz Schwierigkeiten glauben Heiniger und Vida an ihre Technologie. Nachdem die energetische Verwertung von Abwasser mit Temperaturen unter 100 °C lange Zeit als nicht lohnend erschien, zielen heute verschiedene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten genau in diese Richtung. Vida sieht weitere Anwendungen in der Geothermie (40- bis 60grädiges Wasser) und der Solarthermie. Eine alternative Technologie ist der thermoelektrische Generator, der die Wärme­ differenzen direkt (thermoelektrischer Effekt/Seebeck-Effekt) in Strom umwandelt. Dasselbe Ziel verfolgt die OrganicRankine-Cycle-Technologie (ORC), eine Dampfturbine, die anders als herkömmliche Dampfturbinen auch bei relativ geringen Temperaturdifferenzen laufen. «Unsere Technologie hat für den Niedrigtemperaturbereich das grösste Potenzial und ist viel einfacher», ist Kurt Heiniger überzeugt.

Kontakt www.swiss-blue-energy.ch Weitere Auskünfte zu dem Projekt erteilt Roland Brüniger, Leiter des BFE-Forschungsprogramms Elektrizitätstechnologien und -anwendungen. roland.brueniger@r-brueniger-ag.ch Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturmprojekte im Bereich Elektrizität finden Sie unter: www.bfe.admin.ch/CT/strom

Grafik zum Wasserverbrauch verschiedener Branchen: Eine ökonomische Studie im Auftrag des BFE hat die Chemie-, Metall-, Papier- und Nahrungsmittelindustrie als potenzielle Standorte für thermomagnetische Kraft­ maschinen identifiziert. Grafik: BFE-Studie Magnetokalorische Kraftmaschine zur Stromerzeugung, 2014

Eine ökonomische Studie im Auftrag des BFE schätzt das Marktpotenzial der thermomagnetischen Motoren in der Schweizer Industrie auf 85 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 5,3 MW. Die Potenzialabschätzung gilt nur für Gadolinium-Anlagen (d. h. Kaltwassertemperatur < 15 °C). Tabelle: BFE-Studie Magnetokalorische Kraftmaschine zur Stromerzeugung, 2014

Kurt Heiniger in memoriam Kurt Heiniger, langjähriger Professor an der Hochschule für Technik der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), hat die Entwicklung eines thermomagnetischen Motors massgeblich vorangetrieben. Im Juni dieses Jahres ist Kurt Heiniger auf einer Tour in seinen geliebten Bergen ums Leben gekommen. Wir haben mit ihm einen Freund und Kollegen verloren, der sich mit ganzer Energie und seiner grossen Erfahrung in dieses Projekt eingebracht hat. Nun ist der Prototyp des neuartigen Stromgenerators zu seinem Vermächtnis geworden. Wir setzen alles daran, seine Arbeit mit Unterstützung der Fachhochschule Nordwestschweiz weiterzuführen. Dr. Nikolaus Vida, Swiss Blue Energy AG

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Eaton 93PS: Energiesparende DreiphasenUSV für kleine Rechen­ zentren 93PS-Serie mit 8 bis 40 kW überzeugt mit hoher Leistungsdichte, exzellenter Doppelwandler-Effizienz und umfang­reichen Virtualisierungsfunktionen

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it der 93PS-Serie präsentiert Eaton eine kompakte Dreiphasen-USV mit integriertem Rückspeiseschutz für kleine Rechenzentren und industrielle Anwendungen. Das USV-System lässt sich dank HotsyncFunktion parallel auslegen und ist in zwei Baugrössen erhältlich: Die SmallFrame-Variante kann mit einem 8, 10, 15 oder 20 kW Leistungsmodul ausgerüstet werden. Die Varianten mit 8 bis 15 kW lassen sich ausserdem per Firmware auf 20 kW skalieren. Das Large-FrameModell bietet Platz für zwei unabhängige Leistungsmodule und deckt damit frei skalierbare Leistungen von 8 bis 40 kW ab. Für eine Auslegung mit interner N+1-Redundanz sind Leistungsbereiche zwischen 8 + 8 kW und 20 + 20 kW möglich. Dank fortschrittlicher Wandlertechnik erreicht die Eaton 93PS-USV-Serie eine exzellente Energieeffizienz von über 96 Prozent im klassischen Doppelwandlermodus. Darüber hinaus stellt das System Betreibern verschiedene, in dieser Leistungsklasse bisher einzigartige Energiespartechnologien zur Verfügung: Mit dem Hocheffizienz-Modus ESS (Energy Saver System) lassen sich Wirkungsgradwerte von bis zu 99 Prozent realisieren. ESS optimiert den Eigenenergieverbrauch des USV-Systems im Niederlastbereich und erhöht die Lebensdauer der elektrischen Komponenten. Die Large-Frame-Variante sowie parallel geschaltete Small-Frame-Varianten können zusätzlich mit VMMS (Variable Module Management System) betrieben werden. Gerade bei niedriger Auslastung von mehreren Leistungsmodulen können so dank des intelligenten Standby-Managements nochmals höhere Wirkungsgrade erzielt werden. Bei der Entwicklung der Eaton 93PSSerie wurden insbesondere die Anforderungen von virtualisierten Umgebungen und Cloud-Strukturen berücksichtigt. Die Eaton Energiemanagement-Software-Lösungen Intelligent Power Manager (IPM) und Intelligent Power Protector (IPP) erlauben eine einfache Integration der USV-Anlage in führende Virtualisierungs- und Storage-Plattformen.

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IT-Administratoren können so ihr Stromversorgungssystem über ein zentrales Dashboard überwachen, Alertingfunktionen konfigurieren oder regelbasierte Automatisierungsevents erstellen. Zum Funktionsumfang der Eaton Energiemanagementlösungen gehören unter anderem automatisierte Migrationen virtueller Instanzen bei auftretenden Stromversorgungsengpässen oder ein vorkonfigurierter Lastabwurf innerhalb des VMware Site Recovery Managers (SRM). Verknüpfung von Stromversorgung und virtueller Serverebene als entscheidender Faktor Laut einer von Eaton initiierten Umfrage im IT-Expertennetzwerk Spiceworks planen weniger als die Hälfte der ITAdministratoren im Rahmen eines Serverwechsels auch USVAnlagen und PDUs zu erneuern. Weiterhin zeigte sich, dass sich viele IT-Abteilungen nicht ausreichend über die Leistungsfähigkeit moderner Stromversorgungslösungen informiert fühlen. Eine anlässlich des Support-Endes der Windows-2003-Serverfamilie von Eaton durchgeführte Umfrage zeigt, dass etwa zwei Drittel der IT-Administratoren bereits mit der Umsetzung ihrer Migra­ tionsvorhaben begonnen haben. Im Rahmen des Serverwechsels planen jedoch weniger als die Hälfte der 170 befragten IT-Experten auch USV-Anlagen und PDUs zu erneuern. Weiterhin ging aus der Umfrage hervor, dass sich viele IT-Abteilungen nicht ausreichend über die Leistungsfähigkeit moderner Stromversorgungslösungen informiert fühlen. Dies gilt insbesondere für die umfangreichen Vorteile, die sich aus einer Integration von USV-System und virtueller Serverebene ergeben.

Über Eaton Eatons Geschäftsbereich Elektrotechnik ist weltweit führend bei Produkten und Engineering-Dienstleistungen zur Energieverteilung, sicheren und unter­ brechungsfreien Stromversorgung, Maschinen- und Gebäudeautomatisierung, Anlagen- und Motorschutz, Beleuchtungs-, Sicherheits- und Kabelmanagement sowie Komponenten für raue Umgebungsbedingungen und explosionsgefährdete Bereiche. Mit seinen globalen Lösungen ist Eaton bestens aufgestellt, um Antworten auf die derzeit wichtigsten Herausforderungen im Energiemanagement zu geben. Eaton ist ein im Bereich des Energiemanagements tätiges Unternehmen, das 2014 einen Umsatz von 22,6 Mrd. US-Dollar erwirtschaftete. Eaton stellt seinen Kunden energieeffiziente Lösungen bereit, mit denen sie elektrische, hydraulische und mechanische Energie effektiver, effizienter, sicherer und nachhaltiger managen können. Eaton beschäftigt ca. 102 000 Mitarbeiter und verkauft Produkte an Kunden in mehr als 175 Ländern.

Passend zur Servermigration hat Eaton einen begleitenden E-Guide entwickelt. ITFachexperten finden hier praxisnahe Tipps und Tricks rund um die Themen Serverwechsel, Virtualisierung und sichere Stromversorgung. Der Guide steht unter www.eaton.de/ WindowsEOS zum Download bereit.

Kontakt Weitere Informationen erhalten Sie unter www.eaton.eu.

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Nur die Harten kommen in den Garten!

Schaut man den «Harten» unter die Haube respektive ins Chassis, so erfreut man sich an verschiedenen technischen Edelstücken. Der Motor erfüllt die Europäische Emissionsstufe IIIA vollumfänglich und hat somit auch eine Zulassung für den Strassenverkehr (SDR/ADR). Die Generator Erregung wird mittels eines Permanentmagneten erbracht, was eine extrem hohe Lastakzeptanz garantiert. Jedes Aggregat der Mietreihe kann die nominale Leistung in einem Schritt aufnehmen. Lastmanagement und komplizierte Einschaltsequenzen werden damit in die Wüste geschickt. Ein weiteres Filettstück ist die geschlossene Kurbelgehäuseentlüftung. Vorbei sind die Zeiten, als es aus dem Kurbelgehäuse «dampfte». Mit Serviceintervallen von 500 Stunden sieht unser Techniker die Harten leider nur selten. Fast zu selten.

Bericht von Alexander Ackeret

Verschiedene Steckdosenkombinationen oder blanke Kupferschienen für den Anschluss sind ebenso wählbar, wie die Steuerung. So ist die PC1.1 von Cummins, aber auch Deep Sea oder ComAp erhältlich. Selbst die Standardgarantie ist wählbar. Entweder ein Jahr mit unlimitierten Betriebsstunden oder 3 Jahre mit 3 000 Betriebsstunden.

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ummins Power Generation hat dieses Jahr neue Rentals lanciert und die Reihe von 20 kVA bis 300 kVA komplettiert. Die neuen «Harten» sind Aggregate, welche speziell für das Mietgeschäft entwickelt wurden. Das Vermietungsgeschäft zeichnet sich durch sehr harte Bedingungen und extrem hohe

Anforderung an die Technik aus. Es braucht eine besonders stabile Bau­ weise, um das stetige Zügeln und Transporte standhalten zu können. Rammschutz, Gummipuffer, Staplerlaschen, Zug- und Kran Ösen sind da nur einigen Beispiele für die harschen Transportmöglichkeiten. Schon oft haben wir gesehen,

dass die Aggregate einfach nur an ein Fahrzeug angehängt wurden und mit brachialer Gewalt einige Meter über den Boden geschleift wurden. Die robuste Bauweise eignet sich nicht nur für den Einsatz auf Baustellen oder Kieswerken, sondern auch in Wohngebieten. Geräuscharme Aggregate erfahren eine viel höhere Akzeptanz. Witterungseinflüsse und Temperaturen von - 20 °C bis + 50 °C können der speziell entwickelten Lärm- und Wetterschutzverschalung nichts anhaben. Während bei stationär installierten Aggregaten meist ein Tagestank verbaut wird, ist bei Mietaggregaten meist nur der im Bodenrahmen integrierte Tank vorhanden. Grosse Kraftstofftanks, mit Aufangwanne für 110 % der Flüssigkeiten, ermöglichen eine ausserordentlich lange Betriebszeit zwischen den Tankzyklen. Falls ein Zwischentanken trotzdem nötig sein sollte, so kann ein externer Tank mittels Schnellkupplungen angeschlossen werden. Die Umschaltung erfolgt mit dem 3Wege während dem Betrieb. Der hochgezogene Einfüllstutzen ermöglicht ein müheloses Betanken des Rahmentanks.

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Kontakt Alexander Ackeret, Dipl. El. Ing. FH, Bereichsleiter Stromerzeuger bei AKSA Würenlos AG mit langjähriger Erfahrung im Industrie- und Anlagenbau. alexander.ackeret@aksa.ch

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ches ohne chemische Zusatzstoffe hergestellt wird. Durch die Reibung beim Einblasen und bei der Lagerung bildet sich mit der Zeit Abrieb und Staub im Lagerraum. Um einen dauerhaft störungsfreien und sicheren Heizbetrieb zu gewährleisten, ist eine regelmässige Reinigung des Lagers erforderlich. Bei einer Reinigung wird die Restmenge an Holz-Pellets und der Feinanteil am Boden gründlich abgesaugt. Die Wände, der Boden und die Förderschnecke werden entstaubt. Wir empfehlen Ihnen, den Lagerraum alle drei Jahre reinigen zu lassen. So beugen Sie einem Ausfall Ihrer Heizung vor! Unser Angebot: Lagerraumreinigung für Fr. 250.– bei gleichzeitiger Holz-Pellets-Lieferung • Das Angebot für die Lagerraumreini-

gung gilt nur in Kombination mit einer Pellets-Lieferung und bis zu einer Entsorgungsmenge von maximal 2 Tonnen Holz-Pellets. • Die abgesaugte Restmenge wird durch uns fachgerecht und kostenlos entsorgt. • Die Zufahrt muss mit einem 3-Achser-LKW zugänglich sein. • Die Auslieferung und Lagerraumreini­ gung wird 1 – 2 Tage im Voraus bei Ihnen avisiert. Gerne stellen wir Ihnen eine persönliche Offerte für die Lagerraumreinigung aus, wenn diese von den obigen Punkten abweicht. Bitte beachten Sie dazu folgendes: • Für eine Lagerraumreinigung ohne Holz-Pellets-Lieferung, einer Reinigung eines erdverlegten Tanks oder eines Sacksilos sowie bei einer Reinigung mit einer Restmenge von mehr als 2 Tonnen, kontaktieren Sie uns bitte persönlich. • Bei erdverlegten Tanks gelten besondere Sicherheitsvorschriften, welche eine Reinigung deutlich aufwändiger gestalten. Zudem muss die Zugänglichkeit des erdverlegten Tanks durch den Tanklieferanten vor der Reinigung gewährleistet werden. • Sacksilos müssen im Normalfall nicht gereinigt werden, wenn sie in regelmässigen Abständen von 3 bis 4 Lieferungen komplett entleert werden. Sollte dennoch eine Reinigung nötig sein, muss die Zugänglichkeit (Öffnung zum Absaugen) durch den Silolieferanten gewährleistet sein. Alle Preise sind inkl. MwSt.

Professionelle und fachgerechte Entsorgung der Asche ab einer Menge von 250 Litern Beim Verbrennen von Holz-Pellets bleiben 0.2  –  0.7 % des ursprünglichen Gewichts an Asche zurück. Um zu verhindern, dass die Luft- oder Brennstoffzuführung Ihrer Heizungsanlage durch Asche beeinträchtigt wird, muss der Aschebehälter regelmässig geleert und die Asche entsorgt werden.

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AGROLA bietet eine professionelle und fachgerechte Entsorgung der Asche ab einer Menge von 250 Litern an. Kleinere Mengen an Asche können problemlos mit dem Hauskehricht oder nach Vereinbarung dem Kaminfeger zur fachgerechten Entsorgung mitgegeben werden. Wichtig: Die Asche sollte nicht mit dem Grünabfall oder im Garten entsorgt werden! Spezialangebot für Holz-PelletsErstbefüllungen mit Fr. 20.– pro Tonne Rabatt und einer gratis Lagerraumreinigung! Sie haben sich dazu entschlossen neu mit Holz-Pellets zu heizen? Wir freuen uns über diesen Entscheid und offerieren Ihnen bei der Inbetriebnahme Ihrer Heizung (Erstbefüllung Ihrer neuen Anlage) einen Rabatt von Fr. 20.– pro Tonne. Zusätzlich erhalten Sie mit der Rechnung einen Gutschein für eine Lagerraumreinigung im Wert von Fr. 250.–. Dieser ist gültig mit einer weiteren AGROLA Holz-Pellets Lieferung bis spätestens 30. September 2019. Das Angebot ist gültig bis 31.12.2015. Alle Preise sind inkl. MwSt.

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Die Biogasanlage von Armin Müller liegt etwas ausserhalb von Ermensee (LU). Dank der Randlage und der Windverhältnisse gibt es nach Auskunft Müllers praktisch keine Geruchsklagen aus der Ortschaft.

Biogasanlagen ohne Duftfahne Landwirtschaftliche Biogasanlagen gewinnen aus Biomasse «sauberen» Strom. Allerdings kommt es immer wieder zu Klagen von Anwohnern, die sich über den Gestank der Anlagen beschweren. Ein Projekt des Instituts für Nachhaltig­ keitswissenschaften von Agroscope in Tänikon hat nun die Grundlagen erarbeitet, um solche Konflikte künftig zu vermeiden oder zu entschärfen. von Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

E

rmensee ist eine bäuerlich geprägte 860-Seelen-Gemeinde im Luzerner Seetal. Der Bahnübergang ist hier noch unbewacht. Aus einem Stall im Dorfzentrum dringt der Geruch von geschnittenem Gras. Pferdemist liegt auf der Strasse. Einige Hundert Meter vom östlichen Dorfausgang entfernt liegt der Grundacher. Armin und Isabelle Müller bewirtschaften den Bauernhof, gelegentlich unterstützt von ihren Kindern Lars, Mike und Riana. Mit 44 Mutterkühen produziert Familie Müller Fleisch für Coop Naturaplan. Ein zweites Standbein ist seit zehn Jahren eine Biogasanlage. Durch Verwertung von Abfällen aus der Region produziert sie 1 Mio. kWh Strom im Jahr. Das entspricht etwa 30 % des Strombedarfs von Ermensee.

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Armin Müller vergärt in seinem 1 000 m3 grossen Fermenter Rinder- und Hühnermist von Bauernhöfen, Pferdemist von Reitställen, im Spätherbst auch Getreideabgang von Weizen und Gerste, daneben Gülle und Mist der eigenen Mutterkühe sowie Silagereste. Die Substrate werden – wie auch sonst üblich – offen gelagert. Unter dem Substratlager liegt der Fermenter. Zur Zeit besteht das Substrat aus Ross- und Rindermist, dazwischen ein heller Streifen verschmutztes Mehl. Ein leichter Geruch liegt in der Luft. «Wenn der Wind so geht wie jetzt, haben wir etwas Geruchsimmissionen in Richtung Dorf», sagt Biogas-Produzent Müller, «aber Hundert Meter weiter nimmt man davon schon nichts mehr wahr.»

Geruchsentwicklung minimieren Etliche Betreiber von Biogasanlagen sind wegen solcher Immissionen immer wieder mit Geruchsklagen aus der Nachbarschaft konfrontiert. Bei Müller war das noch nie der Fall. Sein Hof liegt genug weit vom Dorf entfernt, der Wind trägt die Gerüche in der Regel vom Dorf weg. Trotzdem hat Armin Müller von Beginn weg Vorkehrungen getroffen, um die Emissionen zu minimieren. Den Feststoffdosierer hat er aus eigenem Antrieb mit einem Deckel versehen. Das vermindert den Geruchsaustritt. Die Substrate schichtet er im Lager so, dass die Geruchsemissionen vermindert werden. Frisch angelieferten Hühnermist zum Beispiel bedeckt er mit Pferdemist, um die Geruchsentwicklung durch Sonneneinstrahlung einzudämmen. «Auch achte ich darauf, dass die Substrate nicht in zu grossen Einzelmengen, sondern auf kleinere Chargen verteilt angeliefert werden», sagt Müller, «so kann ich die Substrate schnell im Fermenter weiterverarbeiten, was der Geruchsentwicklung bei der Lagerung entgegenwirkt.» Eine Ausnahme bildet der Getreide­ abgang. Dieser ist nicht geruchsintensiv und bietet auch bei längerfristiger Lagerung keine Probleme. Die Biogasanlage der Familie Müller war Gegenstand eines Projekts der eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope. Dieses hat die Ausbreitung der Geruchsimmissionen von Biogasanlagen wissenschaftlich untersucht. Um herauszufinden, wie stark der Geruch rund um die Anlage ist, stellten sich jeweils sechs Testpersonen in unterschiedlicher Distanz zur Biogasanlage auf und zeichneten während zehn Minuten im Zehn-SekundenTakt auf, wie sie den Geruch der Anlage wahrnahmen: «nicht wahrnehmbar», «sehr schwach», «schwach», «deutlich», «stark», «sehr stark», «ausserordentlich stark». Mindestabstände individuell festlegen In Ermensee und sieben weiteren Biogas­ anlagen führten die Forscher jeweils rund 20 solcher Zehn-Minuten-Messungen am Nachmittag und am Abend durch. Die Erhebungen erfolgten von März bis Oktober. In diesen Monaten ist temperaturbedingt mit den grössten Geruchsemissionen zu rechnen, und die Gerüche werden auch am stärksten wahrgenommen, weil sich die Menschen oft draussen aufhalten. Agroscope-Projektleiterin Dr. Margret Keck fasst das Hauptresultat der Studie

so zusammen: «Die Geruchsintensität nimmt bei den untersuchten Betrieben mit zunehmender Distanz nach einem einheitlichen Muster ab. Aufgrund der Vielfalt der Betriebe und Standortsituationen ist es nicht möglich, eine einzelne Zahl als Mindestabstand zu nennen, an dem keine Geruchsbelästigung mehr besteht. Wie gross der Abstand zwischen einer Biogas­ anlage und dem benachbarten Wohngebiet sein muss, ist vielmehr im Einzelfall unter Einbezug vieler Kriterien wie beispielsweise Tierbestand, Lagerflächen und Substrattyp zu ermitteln.» Die gewonnenen Ergebnisse fliessen nun in die Mindestabstandsempfehlung ein, die eine Arbeitsgruppe gegenwärtig im Auftrag der Bundesämter für Landwirtschaft und Umwelt erarbeitet. Die Empfehlungen sollen Grundlage für künftige Entscheide in den Baubewilligungsverfahren darstellen. Die Arbeitsgruppe will ihre Empfehlungen laut Keck im Jahr 2016 vorlegen. Relevante Geruchsquellen bestimmt Die meisten Landwirtschaftsbetriebe mit Biogasanlagen verfügen gleichzeitig über eine Tierhaltung. Die Stall- und Auslaufflächen, Futter- und Hofdüngerlager tragen wesentlich zu den Gesamtflächen und damit Geruchsemissionen bei. «Ihr Einfluss kommt zu jenem der Biogasanlagen hinzu», stellt Forscherin Dr. Sabine Schrade fest. Zu diesem Befund gelangte das Team um Keck und Schrade, als sie die Geruchsquellen auf acht (der insgesamt 96) Schweizer Höfen mit Biogasanlagen untersuchten. «Zu den geruchsintensiven Quellen zählten Festmist von Geflügel, Rind und Pferd, Rasenschnitt, Gemüserüstabfälle, Sickersaft, Gärreste und Biogas», fassen die Forscherinnen ihre Erkenntnisse in einer wissenschaftlichen Publikation zusammen. Gülle ist hier nicht erwähnt, weil die Untersuchungen dazu noch nicht abgeschlossen sind. Um festzustellen, welche Stoffe besonders in die Nase stechen, nahmen die Forscher vor Ort in Nalophanbeuteln Geruchsproben. Anschliessend bestimmten geschulte Testpersonen an einem Olfaktometer die Geruchsstoffkonzentration der Proben. So fanden die Wissenschaftler heraus, welche Emissionsflächen besonders relevant sind. Getreideabgang oder Festmist vom Rind beispielsweise haben eine geringere Geruchsstoffkon-

Die Geruchsintensität nimmt mit wachsendem Abstand zur Geruchsquelle ab, wie die Erhebungen von Agroscope zeigen. Die Grösse der Dreiecke steht für die Windgeschwindigkeit. Grafik: Keck M., Keller M., Frei M., Schrade S., 2014: Odour impact by field inspections: Method and results from an agricultural biogas facility. Chemical Engineering Transactions 40, 61-66.

Sechs Testpersonen stehen im Abstand von 86, 102, 142 161, 205 und 243 m zur Biogasanlage und zeichnen während zehn Minuten alle zehn Sekunden auf, wie stark sie die Biogasanlage riechen. Die Grafik zeigt für vier solcher Messrunden, dass die Zahl und die Intensität der Geruchswahrnehmungen mit wachsendem Abstand zur Anlage abnimmt Grafik: Keck M., Keller M., Frei M., Schrade S., 2014: Odour impact by field inspections: Method and results from an agricultural biogas facility. Chemical Engineering Transactions 40, 61-66.

Foto: Agroscope

Grafik: geo.admin.ch

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Mit diesem Gerät haben die Agroscope-Forscher bei Einzelquellen (hier: Substratlager) Geruchsproben genommen, die später von Testpersonen am Olfaktometer auf ihre Geruchsstoffkonzentration hin ausgewertet wurden.

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BIOMASSE Die Grafik zeigt die Geruchsstoffkonzentration für verschiedene Substrate, wie sie durch Testpersonen ermittelt wurde. Jeder Punkt gibt die Wahrnehmung von jeweils vier Testpersonen in mindestens drei Durchgängen wieder, der Strich steht für den MedianWert. Getreideabgang hat eine sehr niedrige Geruchsstoffkonzentration, Hühnermist dagegen eine sehr hohe. Grafik: Keck M., Keller M., Frei M., Schrade S., 2014: Odour Concentration of Agricultural Biogas Facilities: Substrates and Biogas. International Conference of Agricultural Engineering, 6-10 July 2014, Hrsg. AgEng, Zurich, 1-6.

in aller Regel ist es nicht der Müller. Vielmehr hat dann ein Bauer Hühnermist auf seinen Feldern ausgebracht. Oder der Gestank rührt von den Algen aus dem Dorfbach.

Foto: B. Vogel Foto: Agroscope

Markus Keller, Versuchstechniker bei Agroscope, demonstriert die Anlage, mit der bei Einzelquellen Geruchsproben in Beutel (rechts auf dem Tisch) gezogen werden.

Sechs Testpersonen in unterschiedlichem Abstand zur Biogasanlage zeichnen im Zehn-Sekunden-Takt ihre Geruchswahrnehmung auf.

zentration als Gemüserüstabfälle oder Geflügelmist. Besonders hoch – nämlich um einen Faktor 10 bis 100 höher als bei den übrigen Substraten – ist die Geruchsstoffkonzentration von Biogas. Leckagebedingtes Austreten von Biogas führt somit zu einer vergleichsweise starken Geruchsemission. Kommt hinzu, dass Biogas von Menschen als besonders un-

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Konflikte bei der Planung vermeiden Geruchsemissionen lassen sich verringern, meistens aber nicht ganz vermeiden. Ein Konflikt zwischen der Energiegewinnung aus Biogas und dem Anspruch nach störungsfreiem Wohnkomfort kann im Einzelfall immer wieder auftreten. Margret Keck sieht hier allerdings kein grundsätzliches Argument gegen Biogas. «Die Geruchsemissionen stellen keine Einschränkung für den weiteren Ausbau der Biogasnutzung dar», ist die Forscherin überzeugt, «doch nicht jeder Standort ist für eine Anlage geeignet. Bei der Planung neuer Anlagen ist die Geruchsproblematik sorgfältig zu prüfen, um Konflikte mit der Nachbarschaft zu vermeiden.» Von solchen Konflikten ist Armin Müller in Ermensee bisher glücklicherweise verschont geblieben. Als nach dem ersten Betriebsjahr nach einer Panne (Absturz der Biologie im Fermenter) Faulgas austrat und das Dorf einige Tage mit widerlichem Gestank überzog, informierte der Betreiber die Bevölkerung umgehend aktiv und konnte so das Vertrauen in seine Energieproduktion letztlich wieder herstellen. Was nicht heisst, dass er auch heute bisweilen noch unter Verdacht gerät. Immer mal wieder, wenn über Ermensee ein unangenehmer Geruch liegt, heisst es dann schnell: «Das wird der Müller sein!». Doch

Ansprechperson von Seiten des BFE: Dr. Sandra Hermle, Leiterin des BFE-Forschungsprogramms Biomasse und Holz. sandra.hermle@bfe.admin.ch

Foto: B. Vogel

angenehm empfunden wird. Auf der Grundlage ihrer Messungen haben die Forscher Empfehlungen formuliert, wie sich Geruchsemissionen wirksam mindern lassen (vgl. Textbox).

Empfehlungen zur Geruchsminderung Auf der Basis ihrer Forschungsresultate haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Agroscope Empfehlungen zur Geruchsverminderung bei landwirtschaftlichen Biogasanlagen erarbeitet. Die wichtigsten Erkenntnisse: • Zur Geruchsminderung gilt es, vor allem bei geruchsintensiven Flächenquellen (wie z.B. Festmist von Geflügel/Rind/Pferd, Rasenschnitt, Sickersaft) anzusetzen • Oberflächen, die Gerüche freisetzen, sind möglichst gering zu halten. • Schutz von Substraten und Gärresten vor Sonne, Regen und Wind ist anzustreben. • Flächen mit Sickersaft sind zu vermeiden (z. B. durch Überdachung); wo er doch entsteht, ist er mit Gefälle rasch abzuleiten. • Bei geruchsintensiven Substraten empfiehlt sich allenfalls ein Vermischen mit weniger geruchsintensiven Substraten oder Abdecken. • Materialbewegungen sind auf das Nötigste zu reduzieren. • Um den Austritt von Biogas zu verhindern, muss das Speichervolumen hinreichend gross dimensioniert sein; ausserdem ist der Prozess zu optimieren (z. B. bei Art und Menge der Substrate, Managment von Substrateintrag und Rühren). Biogasverluste über die Membran oder Leckagen sind durch regelmässige Kontrollen, Wartung und ggf. Reparaturen zu vermeiden.

Die Forscherinnen Dr. Margret Keck (l.) und Dr. Sabine Schrade.

Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturmprojekte im Bereich Biomasse und Holz finden Sie unter: www.bfe.admin.ch/CT/biomasse.

Biogas-Produzent Armin Müller auf seinem Hof in Ermensee (LU) zwischen Feststoffdosierer und Substratlager.

Ins_Rundschau_210x148mm_Layout 1 20.11.12 11:20 Seite 1

Foto: B. Vogel

Weitere Auskünfte zu dem Projekt erteilen Dr. Margret Keck und Dr. Sabine Schrade, Projektleiterinnen von Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften. margret.keck@agroscope.admin.ch

Armin Müller hat den Feststoffdosierer, der den Fermenter mit Substrat versorgt, mit einem Deckel versehen. Damit kann er die Geruchsemissionen seiner Biogasanlage in Ermensee (LU) vermindern.

Foto: B. Vogel

Foto: B. Vogel

Kontakt Eine Zusammenfassung zum Schlussbericht des Projekts finden Sie unter: http://www.bfe.admin.ch/dokumentation/ energieforschung/index.html?lang=de&project=103306#suchergebnisse

Blick in einen Fermenter: Biogas hat eine sehr hohe Geruchsstoffkonzentration und wird als besonders unangenehm empfunden. Daher sind Leckagen und Gasaustritte wenn immer möglich zu vermeiden.

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Vertikale Durchmischung sorgt für elf Prozent höhere Bio­gas­ ausbeute bei Abfällen aus der Landwirtschaft

Die Naturstrom Zum Heitzhausen GmbH und Co. KG mit Sitz in Zum Heitzhausen in der Gemeinde Winkelsett unterhält als Betreibergesellschaft eine zum landwirtschaftlichen Betrieb Zum Heitzhausen gehörende Biogasanlage. Die Anlage verfügt über eine installierte Leistung von 1 325 kW und wird auf dem Niveau von 750 kW betrieben. Darüber hinaus wird positive und negative Regelenergie bereitgestellt. Zusätzlich ist die Anlage über zwei außenliegende Satellitenstandorte mit zirka 3 000 m langen Fernwärmenetzen verbunden.

Optimale Zerkleinerung trotz hohem Trockensubstanzgehalt der Biomasse.

Z

um landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Heitzhausen gehört seit 2011 auch eine Biogasanlage mit einer Leistung von 1 325 kW. Als der Anteil an Geflügelmist erhöht wurde, reichte die Durchmischung mit herkömmlichen Rührwerken nicht mehr aus. Deshalb entschied sich die Betreibergesellschaft «Naturstrom Zum Heitzhausen GmbH und Co. KG» 2013 für die Installation zweier GasMix-Systeme der Landia GmbH. Diese sorgen durch einen Diffusor für die Gaseinperlung sowie ein bis zwei Düsen zur Durchmischung des Substrats für eine zusätzliche Bewegung in der Verti­ ka­len, so dass trotz des schwierigen Mediums eine homogene und viskose Mischung entsteht – ganz ohne Schwimm­ decke an der Oberfläche. Ein positiver Nebeneffekt ist dabei, dass sich nicht nur die Biogasproduktion durch das Eindüsen von Gas in das Substrat erhöht, sondern zugleich eine Entschwefelung stattfindet. Im Rahmen einer jüngst veröffentlichten Studie der Universität Aarhus wurde außerdem nachgewiesen, dass die Biogasausbeute im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen um bis zu elf Prozent höher ausfällt. Bereits seit 2011 werden Rohstoffabfälle von Mais, Grassilage, Geflügelmist sowie Gülle, die im Betrieb der Familie Heitzhausen in Zum Heitzhausen bei Wildeshausen im Landkreis Oldenburg anfallen, in einer Biogasanlage weiter verwertet. Im Winter wird die dabei entstehende Wärme zum Heizen von Schweineställen und Häusern genutzt. Im Sommer werden damit die in der Anlage anfallenden Gärreste getrocknet. Die Trocken-

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Bereits seit 2011 werden Rohstoffabfälle von Mais, Grassilage, Geflügelmist sowie Gülle, die im Betrieb der Familie Heitzhausen in der Gemeinde Winkelsett im Landkreis Oldenburg anfallen, in einer Biogasanlage weiter verwertet.

substanz wird anschließend als Dünger in nährstoffarme Regionen geliefert. Darüber hinaus wird positive und negative Regelenergie bereitgestellt. Zwei außßenliegende Satellitenstandorte sind über ein etwa 3 km langes Fernwärmenetz angeschlossen. Durch Berufskollegen und einen Messebesuch wurde Cord-Heinrich Heitzhausen, ein Angehöriger der Betreiberfamilie der «Naturstrom Zum Heitzhausen GmbH und Co. KG», auf das patentierte GasMix-System von Landia aufmerksam. Die hocheffiziente Schlamm- und Gas-Mischkombination wurde speziell für sehr unterschiedliche Substrateigenschaften entwickelt und erreicht im Vergleich zu herkömmlichen Rührsystemen einen um drei bis fünf Prozent höheren Methangehalt sowie eine um bis

zu elf Prozent größere Biogasausbeute bei der Verwertung von Abfällen aus der Landwirtschaft. Dies belegt eine Studie der Aarhus Universität, Dänemark, die im Juli 2015 veröffentlicht wurde. Bessere Durchmischung und verbesserte Desintegration der Zellstoffe Es gab mehrere Gründe, weshalb sich Naturstrom Zum Heitzhausen schließlich für den Einsatz der innovativen Technologie entschied. «Zum einen haben wir die Anlage auf einen hohen Anteil Geflügelmist umgestellt und brauchten deshalb eine Vorrichtung zur intensiveren Durchmischung des Fermenters», so Heitzhausen. Das ist beim GasMix durch den Schlamm-Gas-Diffusor mit einer Mischdüse im oberen und einer im unteren Bereich gegeben. Diese erzeugen

Die Landia GmbH ist die deutsche Tochter der dänischen Landia A/S, die 1933 in Westjütland gegründet wurde, wo sie bis heute ihren Sitz hat. In den ersten Jahren konzentrierte sich das Unternehmen auf die Entwicklung und Verbesserung mechanischer Geräte für die Landwirtschaft. 1950 erfand der Gründer Christian Ølgaard die erste effiziente elektrische Pumpe mit rotierenden Messern. Das Prinzip dieser «MesserPumpe», auf deren Effizienz und Qualität die weitere Produktentwicklung bei Landia aufbaute, kommt heute in sogenannten Chopperpumpen weltweit zum Einsatz. Ab Anfang der 1970er Jahre begann das Unternehmen auch Tauchmotorpumpen und tauchbare Rührwerke zu entwickeln und nahm den Export in die benachbarten Märkte in Skandinavien und Nordeuropa auf. In den 80er und 90 Jahren wurde das Produktportfolio an Pumpen, Strömungserzeugern und Belüftungssystemen für die Abwasserbehandlung komplettiert. Auf der Grundlage erprobter Konstruktionen werden seither auch Speziallösungen für verschiedene Branchen entwickelt – für Kläranlagen ebenso wie für die Lebensmittelverarbeitung, Biogas-Anlagen, die Landwirtschaft oder die Industrieproduktion –, wobei der Schwerpunkt auf der Hantierung schwieriger Flüssigkeiten liegt. Ende des Jahres 2014 hatte Landia 120 Mitarbeiter, 90 davon in Dänemark und 30 in den ausländischen Vertriebsgesellschaften, unter anderem in Deutschland. Derzeit ist Landia durch 43 Händler in 32 Ländern vertreten und der Exportanteil macht 75 Prozent des gesamten Umsatzes aus.

eine dreidimensionale Rührwirkung, indem das im oberen Bereich des Behälters befindliche Gas abgezogen, über das Venturisystem der Pumpe erneut mit Schlamm vermischt und unter hohem Druck durch den Diffusor zurück in die untere Hälfte des Behälters gepresst wird. «Dadurch wird das Gas teilweise wieder flüssig und ist bereit neue Bindungen einzugehen, wodurch das gewonnene Methan reiner wird», führt der Vertriebsleiter von Landia, Cord Cassens aus. Außerdem beschleunigt sich der Verrottungsprozess, so dass eine größere Menge schneller als bisher verarbeitet werden kann und somit insgesamt eine bessere Ausbeute erzielt wird. Die Gas-Rezirkulation im Substrat verhindert auch die Entstehung von Schwimmschichten und die Desintegration der Zellstoffe verbessert sich. Da-

Die Mischdüsen im Schlamm-Gas-Diffusor erzeugen eine dreidimensionale Rühr­ wirkung, indem das im oberen Bereich des Behälters befindliche Gas abgezogen, über das Venturisystem der Pumpe erneut mit Schlamm vermischt und unter hohem Druck durch den Diffusor zurück in die untere Hälfte des Behälters gepresst wird.

Beim GasMix erfolgt die Gasabsaugung nicht durch die Deckfolie, sondern seitlich vom oberen Bereich des Behälters.

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IT-SICHERHEIT Systeme installiert. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Pumpenwege möglichst widerstandsfrei eingebaut sind, um ein einwandfreies Funktionieren zu gewährleisten. Weiterhin war die Wahl des richtigen Flügelrads beziehungsweise des Rührflügelwinkels für das jeweilige Substrat wichtig. Diesbezüglich wurde nach der Inbetriebnahme mit der Unterstützung von Landia nachgebessert. Nachdem hier die optimale Kombination gefunden war, erfüllte das System alle Erwartungen. Pro Stunde wird der GasMix derzeit etwa 30 Minuten lang bei einem Leistungsniveau der Biogasanlage von 750 kW betrieben.

«Das Material wird durch den längeren Einsatz im GasMix-System immer homogener, was zu positiven Effekten bei der Gasausbeute führt: Durch die größere Oberfläche wird die Zersetzung des zerkleinerten Substrats beschleunigt», so Cord-Heinrich Heitzhausen, einer der Gesellschafter der Naturstrom Zum Heitzhausen GmbH und Co. KG.

«Dem Kunden war die Zerkleinerung des Materials, das zu weiten Teilen aus Mist besteht, sehr wichtig. Dazu wurde eine Hammermühle vorgeschaltet. Die weitere Zerkleinerung übernimmt einerseits das Schneid­ messer des Landia Rührwerks, andererseits die Landia Injektor­t echnik», erläutert der Vertriebsleiter von Landia, Cord Cassens.

durch steigen der Methangehalt sowie die Biogasausbeute um mehrere Prozentpunkte an. «Ein positiver Nebeneffekt ist die entschwefelnde Wirkung des Vorgangs, die bei herkömmlichen Rührwerken nicht gegeben ist», freut sich Heitzhausen. Reduzierte Vermischungszeit spart Strom Daneben war die Zerkleinerung des Materials, das zu weiten Teilen aus Mist be-

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steht, sehr wichtig. «Dazu wurde eine Hammermühle vorgeschaltet. Die weitere Zerkleinerung übernimmt einerseits das Schneidmesser des Landia Rührwerks, andererseits die Landia Injektortechnik», erläutert Cassens. Für eine volle Funktionsfähigkeit der Rührwerke sollte der Trockensubstanzgehalt jedoch nicht über zwölf Prozent liegen. Wird das beachtet, liegt die Viskosität laut der jüngst veröffentlichten Studie der Universität Aarhus um mehr als 30 Prozent unter den üblichen Werten, woraus eine um zwölf Prozent reduzierte Vermischungszeit im Fermenter resultiert, was gleichzeitig mit einer deutlichen Stromeinsparung einhergeht. «Das Material wird durch den längeren Einsatz immer homogener, was ebenfalls zu positiven Effekten bei der Gasausbeute führt: Durch die größere Oberfläche wird die Zersetzung des zerkleinerten Substrats beschleunigt», ergänzt Heitzhausen. Keine Wartungen seit Inbetriebnahme Auf Grundlage der konkreten Anforderungen erstellte Landia ein maßßgeschneidertes Angebot, das die Betreibergesellschaft überzeugte. Da der Fermenter mit einem Durchmesser von 26 Metern sehr groß ist und eine ausreichende Durchmischung sichergestellt werden sollte, wurden zwei GasMix-

Wartungen waren seit der Inbetriebnahme nicht nötig, was der besonderen Konstruktion geschuldet ist. Anders als herkömmliche Rührwerke kommt das System ohne die wartungsintensiven, großblättrigen Propeller im Tankinneren aus, die sonst verwendet werden. Der GasMix wird hingegen extern installiert, was mehr Sicherheit bedeutet und die Instandhaltung erleichtert, da es nicht mehr notwendig ist, die Gasfolie oben am Behälter zu öffnen, um mechanische Teile zu warten oder zu reparieren. Auch die Anlagekosten reduzieren sich, da keine Bedienungsstege, Plattformen oder Kransysteme mehr notwendig sind und die Anschaffungskosten dafür entfallen. Zudem wirken – anders als bei herkömmlichen, oben oder seitlich montierten Rührwerken – keine Schubkräfte auf die Behälterwände und -böden. Dementsprechend müssen diese auch nicht verstärkt werden, da keine statischen Probleme mehr auftreten.

Kontakt Naturstrom Zum Heitzhausen GmbH & Co. KG Cord Heinrich Heitzhausen Zum Heitzhausen 1 D-27243 Heitzhausen/Harpstedt Telefon +49 (0) 173 7600 790 c.h.heitzhausen@gmx.de Landia GmbH Färberstrasse 2 D-26340 Zetel Telefon +49 (0) 445 3489-890 Fax +49 (0) 445 3489-891 info@landia.de www.landia.de

Die klassische Perimetersicherheit erodiert.

Ein weites Feld – Trends und Herausforderungen bei Sicherheitslösungen Wir waren Ende März am Medienanlass von AdNovum. Es ging um eine Tour d’Horizon über aktuelle Trends der IT-Security. Die Angriffe werden raffinierter und komplexer und sind zunehmend schwerer zu erkennen. Im Anschluss führten wir mit zwei Verantwortlichen ein Interview. Interview mit Stephan Schweizer und Tom Sprenger

Aktuell wird medial fast jede Woche ein neues Horrorszenario aufgebaut. Nehmen wir ein Beispiel. Die Kollegen von Kaspersky Lab haben eine neue Schadsoftware entdeckt. Die Virenforscher sprechen von bislang ungeahnter Komplexität und Qualität, vom «Todesstern der Malware-Galaxie». Die Stuxnet-Angriffe sollen da vergleichsweise harmlos sein. Da kommen einige wirkungsmächtige Bilder zusammen, die den Laien frösteln lassen. Inwieweit betreffen solche Meldungen durchschnittliche Schweizer KMU-Verantwortliche? Stephan Schweizer: Es gilt hier sehr nüchtern zu bleiben und strategische Punkte zu beachten. Als KMU-Verantwortlicher muss man primär seine Hausaufgaben

richtig machen. So sollte die Informatikinfrastruktur auf einem aktuellen Stand zu halten sein, es gilt die Benutzer zu instruieren und die gängige Sicherheitsmechanismen, die ja heute schon zur Verfügung stehen, konsequent einzusetzen. Dabei muss Geld investiert werden. Sicherheit aus dem Hobbykeller reicht schon lange nicht mehr aus. Es sollten Fachkräfte damit beauftragt werden.

Aufwand für den Angreifer ist beträchtlich. Das lohnt sich nur bei «High-Value Targets».

Jetzt könnte man einwenden, ich arbeite ja nicht in einem iranischen Atomkraftwerk? Klar. Aber es gibt viele Schweizer KMU, die sehr interessante Daten für potenzielle Angreifer haben. Der «Todesstern der Malware-Galaxie» ist allerdings nun wirklich die ganz hohe Schule der Malware. Der

Der erste Schritt in Richtung passender Schutz ist vermutlich die strategische Bewertung meiner Daten? Tom Sprenger: Ja, dem stimme ich zu. Allerdings ist ein gewisser Grundschutz, auf der Höhe der Zeit, für alle KMU notwendig. Dabei geht es um Dinge wie die regelmässige Aktualisierung der Soft-

Wie wirkt sich das in der Praxis aus? Die Malware ist sehr aufwändig programmiert und funktioniert zielgerichtet auf bestimmte Endsysteme. Sie erkennt beispielsweise selbst, ob sie ein lohnendes Ziel getroffen hat. Wenn nicht, schaltet sie sich automatisch ab.

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IT-SICHERHEIT

IT-SICHERHEIT

ware oder eine saubere Perimetersicherheit. Es gibt heute zwei Möglichkeiten. Entweder schafft man selbst den Rahmen auf lokaler Ebene, oder man geht in eine professionelle Cloud-Lösung. Wo liegen die Risiken in einer klassischen Sicherheitsarchitektur? Heute läuft fast die gesamte MalwareProduktion auf einem sehr hohen Niveau ab. Schauen Sie sich nur die aktuellen Zahlen der Mutationen an. Inzwischen haben wir es mit Hunderten von Millionen unterschiedlicher Schadsoftware-Varianten zu tun. Das ist ein gigantisches Katzund-Maus-Spiel zwischen Angreifern und Schützern. Wir als Verteidiger können nur das bekämpfen, was wir wirklich kennen. Es gibt daher heute nur einen bedingten Schutz mit einem Virenscanner. Er reicht für einige aus, für andere aber nicht. Wenn es um sehr schützenswerte Daten geht, dann muss man sich über Themen wie Datenverschlüsselung und restriktive Datenzugriffsrechte Gedanken machen. Dies umso mehr, wenn neben den eigenen Mitarbeitenden auch externe Personen wie Kunden und Lieferanten auf die Kernsysteme des Unternehmens Zugriff haben. Es gibt in der Sicherheitsbranche zwei grundsätzlich unterschiedliche Herangehensweisen. Zum einen geht es um den Präventionsansatz, zum anderen um den Reaktionsansatz. Wann ist

welche Strategie sinnvoller? Prävention heisst übersetzt, den Fokus auf vorbeugende Massnahmen zu legen. Man hat aktualisierte Systeme, genauer gesagt, man lässt sie aktualisieren. Bei einem Virenscanner muss man heute fast tagesaktuell sein. Dazu kommen die Vorkehrungen im Rahmen der Infrastruktur. Beim reaktiven Ansatz liegt die Voraussetzung darin, dass Mechanismen die Detektion ermöglichen. Zudem braucht es ein Monitoring und dann am Ende dieser Sicherheitskette Kompetenzen, damit man die nötigen Massnahmen einleiten kann. Das Handeln in Echtzeit erfordert aber eine Performance auf sehr hohem Niveau. Wenn ich nur an die nötige Rechnerleistung denke. Das ist auf klassischen KMU-Servern in der Besenkammer nicht zu leisten. Schweizer: Es kommt darauf an, was man in Echtzeit haben will. Wenn man das Verhalten der Nutzer innerhalb des Unternehmens analysieren will, um sicherheitsrelevante Defizite festzustellen, trifft Ihre These zu. Was ist das Ziel dieser technologischen Performance? Es geht zum Beispiel darum, dass der Ort und die Bewegungen von schützens­ werten Dokumenten lückenlos erfasst werden. Verlässt ein schützenswertes Dokument unautorisiert per Mail das Un-

Manchmal kann der Diebstahl nicht verhindert werden, aber der anschliessende Missbrauch.

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ternehmen, schrillen die Alarmglocken. Man muss aber in jedem einzelnen Fall die Anforderungen genau anschauen, um zu einer passenden Lösung zu kommen. Mit massgeschneiderten Lösungen lassen sich die Performance-Anforderungen massgeblich reduzieren.

bilen Kommunikationskanäle werden davon betroffen sein. Sprenger: Das mobile Gerät ist ein High-Level Target. Dort hat der Benutzer seine gesamte digitale Identität gespeichert. Wenn man umfassend schädigen will, dann liegt man hier richtig.

Die beste technische Sicherheitsstruktur nützt mir nichts, wenn ein Mitarbeiter einen USB-Stick auf seinem Schreibtisch findet und ihn in den Rechner steckt. Wie kann die Sensibilität bei solchen Themen wachsen? Es braucht eine Sicherheitskultur. Um diese operativ zu implementieren, führen wir mit Unternehmen Sicherheitsprogramme durch. Nur die technische Seite abzudecken ist heute definitiv zu wenig. Es geht um eine Awareness der Mitarbeitenden. Es gilt, klare Prozesse zu definieren, bei denen auch Rechte vergeben und entzogen werden. Oftmals ist gerade auch in der Finanzbranche der historisch gewachsene punktuelle Schutz noch vorherrschend. Betrug, Identitätsdiebstahl, Spam und Phishing nehmen in Zeiten des Onlinebanking zu. Können Sie die Bedrohungen qualitativ einordnen? Sprenger: Die Bedrohungssituation in der Finanzbranche ist sicherlich akuter. Es geht ja im wahrsten Sinne des Wortes um mehr Geld. Im internationalen Vergleich ist der Schweizer Finanzplatz, was das Thema Sicherheit betrifft, gut aufgestellt. Wenn wir in die einschlägigen Foren reinschauen, heisst der Tenor dort: Lasst uns die Kanonen auf andere Länder ausrichten, der Aufwand ist hier viel zu hoch. Das betrifft zum Beispiel die berühmten fingierten Transaktionsbestätigungen. Von der zuständigen staatlichen Stelle, dem MELANI (vergleiche Einleitungstext in dieser Rubrik, die Redaktion) hört man aber doch immer wieder von Trojanern, die auch die Finanzbranche betreffen. Meine Aussage heisst nicht, dass die Verantwortlichen die Hände in den Schoss legen können. Es gibt tatsächlich Trojaner, die gezielt für E-Banking-Lösungen gebaut und eingesetzt werden. Das ist effektiv ein Thema. Mit unseren Lösungen adressieren wir den Themenkomplex auf verschiedenen Ebenen. Die grundsätzliche Stossrichtung ist die, dass wir neben der Perimetersicherheit auf einem höheren Abstraktionslevel

Schweizer: Die klassische Perimetersicherheit erodiert. Durch die zunehmende Verbreitung von Cloud-Lösungen und mobilen Geräten ist die klassische Mauer löchrig geworden. Man braucht sie in der Zukunft trotzdem, sie reicht aber nicht aus. Man wird eine neue Generation von Sicherheitslösungen bauen müssen. Dabei geht es nicht nur um Abschirmung, sondern um Beobachtung von auffälligen Verhalten.

Die klassische Perimetersicherheit erodiert.

Anomalie-Erkennung betreiben. Selbst sehr gut getarnte Trojaner verhalten sich anders als ein Mitarbeiter. Das kann man erkennen. Was heisst das praktisch? Man analysiert, wie sich der Nutzer innerhalb der Applikation bewegt. So erhält man einen Navigationsablauf. Der Benutzer wählt innerhalb der Applikation einen üblichen Pfad, weicht er davon ab, gilt es, genauer hinzuschauen. Beim Thema Identitätsdiebstahl kann man aktuell Lücken nicht ausschliessen. Da wird gerade im privaten Bereich doch auf einen Link geklickt, die Hardware dann aber auch im Unternehmen eingesetzt. Das ist die Sicherheitsherausforderung bei «Bring your own Device»? Richtig. Daher lautet der Ansatz hier wie folgt: Wenn man den Diebstahl schon nicht verhindern kann, dann wenigstens den Missbrauch. Dort helfen intelligente Autorisierungssysteme weiter. Diese erkennen, dass potenziell eine gestohlene Identität verwendet wird, und notifizieren den rechtmässigen Besitzer. Dieser hat dann die Möglichkeit einzugreifen, indem er die verdächtige Verwendung der Identität (Session) terminiert.

Es geht, um die grundsätzlichen Ansätze nochmals zusammenzufassen, nicht nur um präventive und reaktive Möglichkeiten, sondern man kann drittens auch nach dem Schadensfall die Situation bearbeiten? Ja. Gerade beim Thema Identitätsdiebstahl kann der Zeithorizont zwischen dem Diebstahl und dem Auffallen des Verlustes sehr weit sein. Die Idee ist hier, dass man den Nutzer schon bei Verdacht in die Reaktionskette mit einbezieht. Was wird sich in den Bedrohungsszenarien in den nächsten Jahren tun? Wagen Sie eine Prognose? Die Erfahrungswerte geben leider keinen Anlass zur Entwarnung. Die Bedrohungen werden zunehmen. Es gibt dafür eine ganze Branche, die weltweit sehr gut aufgestellt ist und Produktion und Vertrieb professionell betreibt. Die werden nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen. Heute kann man Malware für verschiedenste Zwecke und Zielgruppen problemlos einkaufen. Schweizer: Die meisten Banken wollen heute ihre Kunden auf verschiedenen Kommunikationswegen erreichen. Das führt zu einer Ausweitung der Sicherheitsbedrohungen. Insbesondere die mo-

Jetzt kommen Anbieter wie AdNovum mit einer Managed Security ins Spiel? Es gibt bei uns auch Produkte zu kaufen. Es geht nicht nur um Dienstleistungen. Aber klar, wir wollen die ganze Kette abdecken. Das betrifft zum Beispiel die Sicherung von Webportalen, die Datenfilterung auf dem Kommunikationskanal, die Sicherstellung der Authentifizierung und das Identitätsmanagement. Diese standardisierten Lösungen brauchen meist ein kleines Integrationsprojekt. Alternativ können sie Teil einer Gesamtlösung sein, bei der von uns auch Applikationen entwickelt werden. Bei Ihnen läuft das unter dem Stichwort «CIO as a Service». Da kann ich mir mein passendes Paket zusammenstellen. Das betrifft auch KMU? Schweizer: Wir können die Bausteine dieses Ansatzes bei KMU implementieren. Das ist auch für kleine Unternehmen sehr attraktiv. Sie beziehen das als Service innerhalb einer Cloud-Lösung. Da braucht es einen sicheren Cloud-Provider. Das Auslagern der CIO-Funktion macht für viele KMU Sinn. Daher auch unser Motto: «CIO as a Service».

Kontakt Stephan Schweizer ist Nevis Product Manager bei der AdNovum Informatik AG. Tom Sprenger ist CTO bei der AdNovum Informatik AG. www.adnovum.ch

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INDUSTRIE 4.0 seiner Kunden geworden. Und genau das muss das Ziel sein. Ich bin überzeugt, dass die meisten Unternehmen das Potenzial einer flächendeckenden IT-Integration in die Produktion erkannt haben und entsprechende Investitionen tätigen werden. Wird durch diese Investitionen die Produktion nicht einfach teurer? Im ersten Moment wird sie mit Bestimmtheit teurer. Aber schliesslich geht es darum, dass die Kollaborationsproduktivität zunimmt, also dass der Anteil an indirekten Aufwänden sinkt. Und wenn das der Fall ist, wird die Produktion auf längere Sicht günstiger. Neben einem Unternehmensbeispiel gibt es sicher auch ein Produktbeispiel, welches sich aus Ihrer Sicht als «smart» bezeichnen darf? Es geht um eine flächendeckende IT-Integration in die Produktion.

Industrie 4.0 Die vierte industrielle Revolution Interview mit Silvan Wyser

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hemen wie «Industrie 4.0», «Internet der Dinge» oder auch «Smart Factory» sind aktuell in aller Munde. Aber was genau ist damit gemeint? Und wo stehen wir in dieser neuen Entwicklung? Wir sprachen mit Silvan Wyser, dem Marketing­ leiter der GIA Informatik AG. Ist das Stichwort «Industrie 4.0» nur ein Schlagwort, um einen Verkaufshype auszulösen, oder steckt dahinter eine «echte» industrielle Revolution? Der Begriff «Industrie 4.0» hat seinen Ursprung in Deutschland und wurde zunächst im wissenschaftlichen Kontext geprägt. Kurz zusammengefasst versteht man darunter die umfassende Kommunikation in der Produktion. Jeder «spricht» dabei mit jedem: Maschinen, Teile, Mitarbeitende, Lieferanten – ja sogar Kunden. Der Vorteil liegt darin, dass aufgrund der Vernetzung die Effizienz gesteigert wird und die Produktion

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in Echtzeit umgestellt werden kann, zum Beispiel bei Sonderwünschen eines Kunden. Weil sich die einzelnen Komponenten in einem offenen «cyber-physischen System» gegenseitig steuern, wird dabei eine zentrale Steuerung überflüssig. Aber eine exakte Definition des Begriffs «Industrie 4.0» existiert nicht. Ich gehe davon aus, dass dieser Begriff auch in kurzer Zeit wieder verschwinden wird, weil die «Smart Factory» selbstverständlich sein wird. Somit ist auch schon die zweite Frage beantwortet. «Industrie 4.0» ist weder ein Hype noch ein Zukunftsszenario; es ist einfach ein völlig neues Verständnis der Produktionsprozesse und der Arbeitsabläufe in der Industrie. War die erste industrielle Revolution durch die Dampfmaschine, die zweite durch die Elektrizität und die dritte durch die IT geprägt, so zeichnet sich die vierte industrielle Revolution durch die Vernetzung aller am Produktionsprozess beteiligten Elemente aus.

In der Schweiz ist das Thema aber noch kaum bekannt. Eine kürzlich durchgeführte Studie belegt: Nur jeder Zehnte konnte mit dem Begriff etwas anfangen. Ja – ich kenne diese Studie. Und ich kenne auch die Schweizer Fertigungsindustrie und weiss deshalb, dass viele Unternehmen bereits smart produzieren – ohne dass sie es diesem Thema unterstellen. Können Sie uns ein Beispiel verraten? Die FAES AG in Wollerau eignet sich dazu. Es ist ein Dienstleister im Maschi­nen­b au. Dieses Unternehmen kann seine Produktion mit Stolz als «Smart Factory» bezeichnen und hat sich hervorragend in die gesamte Versorgungskette integriert. Mit diesem Schritt ist die FAES AG vom austauschbaren Lieferanten zum intelligenten Wertschöpfungspartner

Ein eindrückliches Beispiel findet sich auf «Plattform Industrie 4.0», einem Gemeinschaftsprojekt der deutschen Wirtschaftsverbände BITKOM, VDMA und ZVEI: Ein Bauteil im Auto ist künftig so ausgestattet, dass es kontinuierlich Daten über seinen Zustand sammelt und diese auch mitteilen kann. Das Produkt sendet selbstständig eine Mitteilung an den Hersteller, dass Ersatz gefertigt werden muss. Die Bestellung enthält neben genauen Angaben zum Fahrzeugtypen auch die Information, wohin das Bauteil anschliessend versandt werden muss. In der Fabrik wird der Auftrag bearbeitet, die Maschinen konfigurieren sich selbst, sodass das passende Teil gefertigt wird, und schicken es schliesslich auf die Reise an den richtigen Zielort. Der Termin in der Werkstatt ist dann bereits vereinbart – auch darum hat sich das Auto gekümmert. Dieses Beispiel lässt sich eigentlich sehr leicht umsetzen, denn die Techno­logie, die es dazu braucht, existiert bereits. Ist die Umstellung auf eine «intelligente» Fabrik eine Gefahr für den Arbeiter und Angestellten? Wenn man die Produktivität erhöht, ist das schon mal etwas Positives und kann aktuell auch eine gute Antwort auf die Frankenstärke sein. Aber natürlich verändert sich unsere Arbeit – ein Blick in die Geschichte ist da interessant. Die Schübe der Veränderungen zogen sich

Neues Verständnis von Produktionsprozessen realisieren.

über Jahre hin, wälzten im Ergebnis aber ganze Branchen und Arbeitswelten um. Dabei sind die Fragen für die Unternehmensverantwortlichen immer die gleichen geblieben: Welche Mitarbeiter brauche ich? Welche Ausbildungen und Qualifikationen sind nötig? Einfache Arbeiten werden sicher tendenziell durch die Auto­matisierung unterstützt oder sogar ersetzt werden. Sei es durch Roboter, die als Montageassistenten dienen oder allgemein durch die Automatisierung von Prozessen. Welches sind aus Ihrer Sicht die grossen Herausforderungen, die es zu meistern gilt? Themen, die uns sicher alle weiter beschäftigen werden, sind Datenhoheit, Datensicherheit und Datenschutz. Ganz besonders vor dem Hintergrund der NSA-Affäre. Wir werden uns gut überlegen müssen, wem wir unsere Daten anvertrauen, mit wem wir Informationen austauschen und an welche Dritte wir diese weitergeben wollen. Wir müssen uns darauf verlassen können, dass mit den Daten, die wir preisgeben, keine Schindluderei betrieben wird. Dazu wird man klare Regeln definieren müssen. Wie können sich Unternehmen auf «Industrie 4.0» vorbereiten?

Die zentralen Fragen lauten: Was bedeutet «Industrie 4.0» für mein Unternehmen? Hat das Thema Relevanz für uns? Was müssen wir beachten, damit wir den Zug nicht verpassen? Welche Chancen bezüglich neuer Geschäftsmodelle könnten sich durch das Thema «Industrie 4.0» ergeben? Das Ziel muss sein, die konkrete Bedeutung und die Auswirkungen des Themas für das eigene Unternehmen zu beleuchten sowie eine grobe Roadmap für die angestrebten Ziele zu erstellen. Wir bieten unseren Kunden eintägige Workshops an, die die Erstellung einer Roadmap «Auf dem Weg zu Industrie 4.0» zum Ziel haben.

Kontakt Silvan Wyser ist Marketingleiter der GIA Informatik AG. www.gia.ch

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MOBILITÄT

MOBILITÄT sanften, aber bestimmten Lenkrad-Impulsen ein. Schwere Auffahrunfälle lassen sich dank Abstandswarner, Frontkollisionswarner mit situationsabhängig abgestuften Gefahrenbremsungs-Modi und Funktionen wie der integrierten Bremsunterstützung und der automatischen Gefahrenbremsung vermeiden oder zumindest abschwächen. Darüber hinaus werden aufblinkende LED-Signale in die Windschutzscheibe projiziert, um den Fahrer vor zu geringem Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und einem drohenden Aufprall zu warnen. Die dazu nötigen Daten liefert die jüngste Generation der im oberen Windschutzscheibenbereich angebrachten Opel-Frontkamera. Der neue Astra ist das erste Kompaktklasse-Modell eines Volumenherstellers, das sich für alle Funktionen ausschliesslich einer Kamera bedient. Zudem ist er der erste Opel, der für die Bremsunterstützung Informationen der Kamera nutzt.

Herausragend: Sicherheitskonzept des neuen Kompakten beeindruckt Experten

So was von sicher: Der neue Opel Astra holt fünf Euro NCAP-Sterne

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lattpark. Der neue Opel Astra ist rundum sicher. Das hat die unabhängige Verbraucherorganisation Euro NCAP jetzt bestätigt und heute ihre Ergebnisse für die neue KompaktklasseGeneration von Opel bekanntgegeben. Der Astra erzielt die Maximalwertung von fünf Sternen. Der von Grund auf neu konstruierte Fünftürer erreicht in allen relevanten Kategorien Höchstwerte: beim Insassenschutz von erwachsenen Passagieren genauso wie von Kindern, beim Fussgängerschutz und bei den unterstützenden Sicherheitssystemen. Oberste Priorität bei Opel-PW und leichten Nutzfahrzeugen hat der optimale Schutz im Verkehrsgeschehen und bei

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Unfällen. Diesen Anspruch verwirklicht auch der neue Astra. Die Basis dafür legt sein integriertes Konzept passiver und aktiver Sicherheitssysteme. Die stabile, steife Fahrgastzelle garantiert im Kollisionsfall geringstmögliche Deformationen und sichert so den grösstmöglichen Überlebensraum. Um die Auswirkungen der Aufprallenergie zu minimieren, ist die Fahrgastzelle an Front, Seiten und Heck von so genannten Absorptionszonen umgeben, die sich kontrolliert verformen. Im Innenraum ist der Astra mit einem Airbagsystem ausgestattet, das in dreifacher Hinsicht schützt: mit Frontairbags und Thorax-Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer sowie Kopfairbags in der ersten

und zweiten Reihe. Zusammen mit Dreipunkt-Sicherheitsgurten auf allen Plätzen, Gurtkraftbegrenzern, doppelten Gurtstraffern und pyrotechnischen Gurtschlossstraffern vorn sowie Gurtstraffern hinten wirkt im neuen Astra ein Schutzverbund, der das Verletzungsrisiko für alle Fahrgäste minimiert. Hinzu kommen weitere hochmoderne Sicherheits- und Fahrerassistenz-Systeme, die den Schutz aller Verkehrsteilnehmer erhöhen: Der Spurassistent mit aktiver Lenkkorrektur warnt nicht nur den Fahrer, falls er mit dem neuen Astra die Spur unbeabsichtigt verlässt, sondern greift in diesem Fall mit

Einen weiteren Sicherheitsgewinn stellt der Toter-Winkel-Warner dar. Er nutzt die Ultraschallsensoren des Parkassistenten, um auf «unsichtbare» Gefahren beim Spurwechsel oder bei Überholmanövern und Kurvenpassagen aufmerksam zu machen. Das neue, wegweisende IntelliLux LED® Matrix-Licht passt sich automatisch den Verkehrsbedingungen und dem -umfeld an und sorgt mit standardmässigem blendfreien Fernlicht für optimale Sichtverhältnisse. Der neue Astra schützt jedoch nicht nur Fahrer, Passagiere und andere Verkehrsteilnehmer, er beugt auch unnötigen Bussen oder gar dem Führerscheinverlust vor. So nimmt der Verkehrsschildassistent via Opel-Frontkamera kontinuierlich Daten und Hinweisschilder am Wegesrand auf und gleicht diese Informationen mit dem neuen Navi 900 IntelliLink-System ab. Auf diese Weise zeigt der Astra im Instrumentendisplay stets die aktuellen Geschwindigkeitsbeschränkungen.

Umfassend: Ganzheitlicher Ansatz aktiver und passiver Sicherheitssysteme

Eine weitere wichtige Sicherheitskomponente ist der Online- und Service-Assistent Opel OnStar mit einem breiten Angebot an Sicherheits- und Komfortdiensten. Fahrer und Passagiere können Opel OnStar rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr erreichen. Ob für den Pannenservice oder andere Dienstleistungen, ein Mitarbeiter ist immer persönlich zur Stelle. Falls beispielsweise bei einem Unfall der Airbag ausgelöst wird, stellt Opel OnStar sofort automatisch

die Verbindung zu der Opel OnStar-Leitstelle her. Der über Opel OnStar kontaktierte ausgebildete Notfallassistent fragt, ob und welche Hilfe benötigt wird. Sollte niemand antworten, leitet er sofort alle notwendigen Massnahmen ein. Und dies ist nur eine von vielen Situationen, in welchen der neue Online- und Service-Assistent hilfreich zur Seite steht.

Kontakt Preise und weitere Informationen über den neuen Opel Astra unter www.opel.ch.

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KRISENKOMMUNIKATION

Schweizer Institut für Krisenkommunikation gegründet Oft bekunden Unternehmen, Führungskräfte und öffentliche Persönlichkeiten Mühe, schwierige Situationen glaubwürdig zu meistern. Das neu gegründete Schweizer Institut für Krisenkommunikation vermittelt mit praxisnahen Ausbildungen das notwendige Know-how für wirksame Krisenprävention und -bewältigung.

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äglich spielen sich in der Öffentlichkeit Krisen und Skandale ab. In den wenigsten Fällen sind die betroffenen Exponenten in der Lage, rasch und glaubwürdig genug zu agieren. Das neu gegründete Schweizer Institut für Krisenkommunikation (SIKK) bietet die Möglichkeit, in speziellen Kursen und Seminaren die Fähigkeit zu erwerben, kritische Situationen von Beginn weg glaubwürdig und wirksam zu bewältigen – oder im Idealfall ganz zu vermeiden. Die Schulungen richten sich an Führungskräfte, PR- und Kommunikationsfachleute sowie an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der Schweiz, Deutschland und Österreich (Politiker, Sportler, Prominente etc). Eine weitere wichtige Zielgruppe sind PR-Agenturen, Anwaltskanzleien und Berater, die bei ihrer Arbeit mit Krisenthemen oder öffentlich ausgetragenen Rechtsstreitigkeiten («Litigation-PR») konfrontiert werden. Ausbildung in Krisenkommunikation statt Krisen-PR Die SIKK-Seminare zeichnen sich durch einen hohen Beratungsanteil aus. Der Wissenstransfer basiert auf langjähriger Erfahrung, die sich in Krisensituationen aller Art bewährt hat. «Diese wertvolle Erfahrung wollen wir am SIKK eins zu eins weitergeben», erklärt SIKK-Leiter Roland Binz, der 2009 den Schweizer Verband für Krisenkommunikation mitbegründet hat. Kleine Gruppen, individuelle Betreuung und speziell ausgewählte Lokalitäten sorgen dafür, dass die Teilnehmenden auch in Bezug auf ihre persönliche Stellung und Funktion maximal profitieren können. Aus der Praxis für die Praxis, lautet das Credo. «Krisenprävention und Krisenkommunikation nach dicken Handbüchern? Das ist im digitalen Zeitalter weit-

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Roland Binz (42) arbeitete bis 2009 als langjähriger Konzernsprecher und stv. Pressechef der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Seit sechseinhalb Jahren unterstützt er betroffene Unternehmen, Organisationen und Persönlichkeiten als Krisenmanager. Er war Mitgründer und sechs Jahre Vizepräsident des Schweizer Verbands für Krisenkommunikation.

gehend Geschichte. Der Erfolg hängt vielmehr davon ab, in Extremfällen menschliche Fehlreflexe überwinden zu können und die Perspektive zu wechseln», sagt Roland Binz. «Krisen verlangen als Antwort vertrauensbildende Kommunikation. Das ist ein grundlegender Unterschied zur wenig glaubwürdigen Krisen-PR.»

Kursangebot wird laufend ausgebaut. Weitere Informationen finden sich unter www.sikk.ch.

Das SIKK ist ein Spin-off der BINZ Consulting GmbH in Winterthur. Das

Telefon +41 (0) 52 202 09 47 kontakt@sikk.ch

Kontakt Haben Sie noch Fragen? Roland Binz steht Ihnen gerne zur Verfügung:

www.bundesrundschau.ch


DOKUMENTENVERWALTUNG

DOKUMENTENVERWALTUNG realisieren. Wichtiger ist eine ganzheitliche Optimierung der tausendfachen Alltagsabläufe im Unternehmen. Dazu benötigen Firmen in der Regel die Unterstützung eines externen Partners, um diesen Prozess strukturiert aufzusetzen und die Sparpotenziale zu realisieren. Denn häufig fehlen den Unternehmen die Zeit und die spezialisierten Mitarbeiter, sich kritisch und umfassend mit den eigenen Alltagsprozessen auseinanderzusetzen.

Prozessmanagement optimiert und senkt Kosten • 90 % der Kundenkommunikation erfolgt über Dokumente. • Das Einsparpotenzial durch bessere Prozesse und Strukturen in der Bearbeitung liegt nach Einschätzung des Marktforschungsinstituts IDC bei 30 %. • 75,9 % der befragten Unternehmen erklärten, dass ihre Unternehmen durch mangelhafte Dokumentenprozesse erhebliche geschäftliche Risiken oder Probleme mit Regularien verzeichneten. • Faktoren wie Auftragsannahme, automatisierte Erfassung der Techniker-Einsätze, Rücksendebestätigungen und Lieferscheine nehmen direkt Einfluss auf die Qualität einer Dienstleistung und damit den Erfolg eines Unternehmens.

Prozess- und Dokumentenmanagement: Das schlummernde Potenzial

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aum ein Bereich wird auch heute noch in vielen Unternehmen ähnlich oft unterschätzt wie die gesamtheitliche Herangehensweise an das interne Prozess- und Dokumentenmanagement. Aktuell wird von vielen Unternehmen die mögliche positive Auswirkung eines internen Prozess- und Dokumentenmanagement nicht realisiert. Grosse und mittelständische Firmen haben ihre Strukturen in der Produktion, im Vertrieb oder im Marketing längst optimiert und umgestellt. So liefern etwa

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ERP-Systeme oder Marketing-Automatisierungslösungen heute nahezu in Echtzeit Kennzahlen zur aktuellen Perfor­ mance und ermöglichen ein direktes Umsteuern oder Optimieren. Für das Prozess- und Dokumentenmanagement gilt das vielfach noch nicht. Denn in der Regel haben sich nur die wenigsten Unternehmen umfassende Gedanken dazu gemacht, wie sie Tausende von täglich eingehenden Dokumenten, Rechnungen oder Verträgen effizient

organisieren. Dabei schlummern hier erhebliche Potenziale, um die eigenen Mitarbeiter von Routinetätigkeiten zu ent­ lasten, Durchlaufzeiten zu optimieren, Kosten zu senken oder gar Sicherheitslücken zu schliessen.

KYOCERA Document Solutions hat dazu im Rahmen seines «Managed Document Service»-Portfolios die Beratungslösung «Prozessoptimierung» entwickelt, die eine umfassende Prozesskostenanalyse sowie -verbesserung ermöglicht und sich damit perfekt an der jeweiligen Kundensituation ausrichtet. Die Analyse bietet Unternehmen durch ihre praxisorientierte, einfache Umsetzung kurzfristige Ergebnisse. Damit lassen sich umfassende Optimierungspotenziale transparent sichtbar machen und die jeweiligen Lösungsoptionen abwägen. Ausgangspunkt Prozesskostenanalyse Als Basis für die Optimierung dient eine umfassende Detailanalyse der einzelnen

Arbeitsschritte in den jeweiligen Abteilungen. Leitfragen für die Analyse sind beispielsweise: • Wie lange dauert die Bearbeitung eines einzelnen Vorgangs? • Wie lange dauert die jeweilige Suche, Ablage und Weitergabe? • Wie viele verschiedene Versionen eines Dokumentes gibt es und wer fertigt sie an? Vielschichtige Optimierungspotenziale Im Rahmen der Analyse entsteht damit eine umfassende und detaillierte Dokumentation, die Vorschläge enthält, um die Prozesse zu verkürzen oder die Abläufe zu vereinfachen und damit insbesondere Einsparpotenziale zu realisieren. Grundsätzlich bietet die Prozesskostenanalyse vielfältige Ansatzpunkte, um qualitative und quantitative Einsparpotenziale in den Dokumentenprozessen des Unternehmens sichtbar zu machen. Gemeinsam mit dem Unternehmen können die Berater neue automatisierte Abläufe durch den Einsatz intelligenter Soft- und Hardware entwerfen. Die neutrale Datenbasis bildet ausserdem die Grundlage für zukünftige Investitionsentscheidungen und Amortisationsberechnungen.

Alle wichtigen Entscheider, insbesondere aus der IT, in den Prozess einbeziehen Es hat sich in allen Projekten zur Prozessoptimierung als sinnvoll erwiesen, die wichtigsten Entscheider im Unternehmen in den Optimierungsprozess einzubeziehen. So ist es insbesondere vor dem Einsatz neuer Software- und IT-Lösungen wichtig, die Unternehmens-IT in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen und wichtige Leistungsparameter frühzeitig abzusprechen. Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass effiziente und wirksame dokumentengesteuerte Geschäftsprozesse den Unternehmen hohe Optimierungsund Einsparpotenziale bieten. Um diese ganzheitlich zu realisieren, empfehlen Marktforscher und Branchenexperten, sich von externen Beratern im Prozess unterstützen zu lassen, die eine fundierte Analyse mit entsprechenden Optimierungspotenzialen entwickeln können. Das senkt die Kosten, erhöht die Arbeitseffizienz und schafft höhere Rechtssicherheit.

Typische Optimierungslösungen im Rahmen des Prozessmanagements • Capture- & Distributions-Lösungen optimieren die Dokumentenerfassung und -verarbeitung • Cost-Control- & Security-Lösungen sorgen für Sicherheit, Kostenkontrolle und Prozesseffizienz bei Druck-, Scan- und Kopierprozessen • D okumentenmanagement-Systeme (DMS) organisieren unternehmensweit den kompletten Dokumentenworkflow • Ein Network Device Management bietet einen zentralen Zugriff auf alle im Netzwerk eingebundenen Drucker und Multifunktionssysteme sowie Statusberichte und Lagepläne

Ineffiziente Prozesse können erhebliche Probleme auslösen Bei der Einführung und Umsetzung eines strukturierten Prozess- und Dokumentenmanagements geht es daher nicht in erster Linie darum, das papierlose Büro zu

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BÜROEINRICHTUNG

Die Bigla AG mit Sitz in Biglen im Emmental ist mit rund 100 Mitarbeitenden eines der grössten KMU der Region. Das Unternehmen im Familienbesitz deckt die zwei Geschäftsbereiche Büro (Bigla office) und Pflege (Bigla care) ab. Während Bigla office führende Herstellerin und Anbieterin hochwertiger Büroeinrichtungen und ganzheitlicher Raumkonzepte ist, hat sich Bigla care auf funktionale Gesamtlösungen im Pflegeund Spitalbereich spezialisiert.

Arbeiten 4.0 – So sieht unsere Arbeitswelt in Zukunft aus! Das Schweizer Traditionsunternehmen Bigla arbeitet in Biglen/CH am Büro der Zukunft. Das Unternehmen produziert qualitativ hochwertige Büromöbel aus Stahl und versteht sich als Anbieterin von Gesamtlösungen für moderne Arbeitswelten. Das Augenmerk liegt auf den Bedürfnissen und Prozessen der Kunden. Diese zu verstehen und in ein stimmiges Raumkonzept umzusetzen ist der Anspruch von Bigla. Unsere Arbeitswelt in Zukunft Unser Arbeitsalltag verändert sich sehr schnell. Gleichzeitig wandeln sich auch die Ansprüche der Mitarbeitenden: Sie wünschen sich ein flexibles, bedürfnisgerechtes Umfeld, das sie produktiv arbeiten lässt und ihnen die Möglichkeit bietet, je nach Tätigkeit die richtige Arbeitszone zu wählen bzw. nicht fix an einen Arbeitsplatz gebunden zu sein. Die Arbeitsumgebung soll zudem das Teamwork unterstützen und die richtigen Bedingungen für Informations- und Gedankenaustausch schaffen. Gleichzeitig sollen Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Arbeiten geschaffen werden. Hinzu kommt, dass immer mehr Mitarbeitende regelmässig von zu Hause aus arbeiten und nur situativ ins Büro kommen. Dieses wird dadurch vermehrt

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zum sozialen Treffpunkt, der zum Informationsaustausch genutzt wird. Kurz: Eine moderne Büroeinrichtung erfüllt zahlreiche Bedürfnisse und schafft ein Umfeld, in welchem die Mitarbeitenden ihr Potenzial voll entfalten können. Solche Lösungen befriedigen nicht nur die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und wirken dadurch motivierend, sondern führen erwiesenermassen zu besserer Zielerreichung und höherer Produktivität – was immer mehr Führungskräfte dazu bewegt, die Einrichtung ihrer Räumlichkeiten zu überdenken. Was bedeutet das nun für die Anbieter von Büroeinrichtungen? Gesamtlösungen aus einer Hand Die im Schweizerischen Emmental ansässige Bigla AG produziert seit 111 Jahren

in Zukunft – wird die Einrichtung nicht mehr nur an der Anzahl Mitarbeitender ausgerichtet, sondern vielmehr an den Arbeitsprozessen, den unterschiedlichen Tätigkeiten im Unternehmen und an den damit verbundenen Bedürfnissen: Wie arbeiten die Teams zusammen? Braucht es Ruhearbeitsplätze und Rückzugsorte? Sind Zonen für kreative Arbeiten und den kommunikativen Austausch zwischen den Teams erwünscht? Benötigt jeder Mitarbeitende einen Arbeitsplatz oder können diese geteilt werden? Und, ganz wichtig: Wie wird sich das Unternehmen in Zukunft entwickeln? «Für uns als Anbieter gilt es nun, all diese Bedürfnisse in die Planung miteinzubeziehen, innovative, flexible und nachhaltige Lösungskonzepte zu erarbeiten, unsere Kunden dabei zu beraten und zu begleiten.», so Daniel Weber. Das ausgeprägte Kundenverständnis resultiert in ganzheitlichen, flexiblen und individuellen Raumkonzepten für Bürowelten. Von der Cafétéria und den Begegnungszonen über die Rückzugs- und Besprechungsräume bis zum Einzelarbeitsplatz bekommt der Kunde bei «Bigla office» alles aus einer Hand. Von der Planung bis zur Umsetzung Der Planungsprozess wird individuell und unternehmensspezifisch aufgesetzt. Die Raumanalyse berücksichtigt die internen Prozesse und Abläufe und die Kommunikation der einzelnen Abteilungen untereinander. «Auf Grundlage dieser Analyse lässt sich ein Grobkonzept entwickeln. Anhand desselben geht es in die Detailplanung – dies ist der Zeitpunkt, an dem wir erstmals von einzelnen Arbeitsplätzen sprechen.»,

erläutert Anna Wenger, Projektplanerin bei Bigla. «Nach dem ersten Festlegen vom Flächenbedarf pro Abteilung, fliesst die Vernetzung der Abteilungen in die Planung ein. Danach beginnt die Detailplanung der benötigten Anzahl Arbeitsplätze, Team-Arbeitsplätze, Leuchtmittel, Ablagemittel usw. Bei der Möblierungsplanung fliesst auch die Abstimmung zur Innenarchitektur mit ein. Erst die Kombination der richtigen Elemente kreiert eine stimmige Atmosphäre.», so Anna Wenger. Gesamtheitlicher Ansatz auch für Spitäler und Pflegeeinrichtungen Nicht anders funktioniert der Geschäftsbereich «Bigla care». Auch hier werden die unterschiedlichen Bedürfnisse bei der Einrichtung von Spitälern und Pflegeinstituten unter einen Hut gebracht. Dazu gehören hochwertige, funktionale Betten und

Möbel genauso wie durchdachte Pflege­ konzepte. Bigla bietet Konzepte rund um den Patienten respektive Bewohner. «Neben der Kernkompetenz der Betten bieten wir speziell auf die Benutzer und deren Einschränkungen ausgerichtete Möblierungslösungen sowie ergonomische Lösungen (Deckenlifter) zur Entlastung und Gesundheitsförderung der Pflegefachkräfte.», erklärt Daniel Weber. Vielfältiges Engagement Neben den Geschäftsbereichen «Bigla office» und «Bigla care» zählen ein «Technology Center» und ein 2012 errichtetes Solarkraftwerk zu den Schaffensdomänen des Unternehmens. Eine ebenfalls bedeutende Rolle spielen kulturelle und sportliche Engagements – die «kulturfabrikbigla», Radsport, Eishockey und Behindertensport.

hochwertige Stahlmöbel für moderne Arbeitswelten. In den Produktionshallen in Biglen werden fortschrittliche Tisch- und Organisationssysteme für die Arbeitsplatzgestaltung hergestellt. Nebst der Entwicklung, der Produktion und dem Verkauf von Büromöbeln für höchste Ansprüche an Design und Funktion versteht sich Bigla als Anbieterin von Gesamtlösungen. «Früher lag der Hauptfokus der Unternehmen schlicht auf der Beschaffung eines Arbeitsplatzes inklusive Stauraum. Unsere Aufgabe bestand darin, die nötigen Möbel zu liefern und auf dem zur Verfügung stehenden Platz zu platzieren.», sagt Daniel Weber, CEO Bigla AG. Heute – und

Kontakt www.bigla.ch

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AUS- UND WEITERBILDUNG

AUS- UND WEITERBILDUNG iimt, das den angehenden Führungskräften gleichermassen fundiertes Wissen und praktische Erfahrungen zu vermitteln weiss. In unterschiedlichen Fachbereichen bereiten praxisorientierte Lehrmethoden die Studierenden auf zunehmende berufliche Herausforderungen und wachsende Verantwortungsbereiche vor. Das Merkmal der Lehrgänge ist die Konzentration auf die bedeutsamen Kenntnisse aus dem ICT und Energie Sektor. Das richtige Mass an analytischen, technischen, praktischen sowie zwischenmenschlichen Kompetenzen sind für den Erfolg in einem globalen Wirtschaftsumfeld unerlässlich.

Die Herausforderung: Weiterbildung – Beruf – Privatleben Weiterbildung ist in der heutigen Zeit ein Muss. Wer sich auf dem Arbeitsmarkt – gerade in turbulenten und sich verändernden Zeiten – durchsetzen will, muss sich ständig weiterbilden. Wie aber kann die Herausforderung eine Weiterbildung mit dem Berufsund Privatleben zu kombinieren gemeistert werden?

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er steigende Konkurrenzdruck, die sich rasant entwickelnde Technologie und die Liberalisierungen der Märkte bringen neue Herausforderungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wer sich auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen will, muss sein Wissen konstant erweitern. Zudem wird sich mit der nationalen und internationalen Konkurrenz der Kampf um attraktive Arbeitsplätze und qualifiziertes Personal verschärfen. Aber wie verschafft man sich einen Überblick über die bestehenden Angebote? Für Laien ist es schwierig, in der Bildungslandschaft Schweiz den Überblick der verschiedenen Angebote zu bewahren. Umso wichtiger ist es, auf den Aufbau und Inhalt des Studiums, die Anerkennung des Abschlusses sowie die Akkreditierung der Weiterbildungsinstitution zu achten.

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Ein wichtiger Faktor bei der Wahl einer Weiterbildung ist zudem der damit verbundene Studienzeitaufwand. Die grösste Schwierigkeit besteht darin, die beruflichen und privaten Herausforderungen mit einer Weiterbildung zu kombinieren. Das international institute of management in technology (iimt) der Universität Freiburg (CH) hat sein Kursangebot so gestaltet, dass es für alle Hierarchiestufen und sämtliche Weiterbildungsbedürfnisse massgeschneiderte Lehrgänge anbietet. Zu den berufsbegleitenden und spezialisierten Weiterbildungsangeboten im Bereich ICT- (Informations- und Kommunikationstechnologie) und EnergieManagement gehören der Executive MBA, das Executive Diploma und das Executive CAS, sowie verschiedene Fachkurse. Die Kurse bereiten die Teilnehmenden darauf vor, effizient auf ein zunehmend komplexes, aber auch dyna­

misches Geschäftsumfeld zu reagieren. Zudem bringt nicht nur das theoretische Wissen, sondern auch ein grosses Repertoire an Erfahrung, Sozialkompetenzen und Kontakten entscheidende Vorteile. Flexibilität wird am iimt besonders gross geschrieben. Die modulare und flexible Struktur der Lehrgänge erlaubt es, die Weiterbildung den individuellen Möglichkeiten entsprechend anzupassen. So können die Studierenden am iimt den Starttermin sowie den Rhythmus des Studiums selbst wählen. Ein erfolgreiches Studienprogramm zeichnet sich ergänzend durch die abwechslungsreiche Kombination von Theorie und Praxis aus. Wirtschaftsexperten und akademische Lehrkräfte bilden gemeinsam ein erfahrenes Dozierendenteam am

Ziel eines jeden iimt-Lehrgangs ist bei Studierenden das strukturierte Denken sowie die Fähigkeit, Probleme zu analysieren und zu lösen, zu fördern. Wer gezielt Entscheidungen treffen will, muss die wirtschaftlichen Zusammenhänge des Marktes kennen und die Fähigkeit besitzen, die entscheidenden Managementinstrumente zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Mit persönlicher Betreuung, exzellenter Infrastruktur und einem internationalen Netzwerk begleitet das iimt zukünf-

tige Fach- und Führungsspezialisten auf ihrem Weg. Ziel ist es, den Studierenden innovative Werkzeuge mit auf den Weg zu geben um zukünftigen Veränderungen gezielt und erfolgreich entgegen zu treten.

Nächste Kurse am iimt Strategy & Innovation Management Modul 1 05. – 06. Januar 2016 Modul 2 07. – 08. Januar 2016 Modul 3 19. – 20. Januar 2016 Marketing Management Modul 1 12. – 13. Januar 2016 Modul 2 14. – 15. Januar 2016 Modul 3 21. – 22. Januar 2016 Anmeldung und Informationen unter www.iimt.ch erhältlich

Kontakt iimt Universität Fribourg Bd de Pérolles 90 CH-1700 Fribourg iimt@unifr.ch www.iimt.ch

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AUS- UND WEITERBILDUNG

AUS- UND WEITERBILDUNG forderungen und Lösungen der Zukunft, insbesondere in Hinblick auf die Energiestrategie 2050 und deren Vorgaben, sind nur mit zielführenden ICT-Lösungen machbar. Solchen Lösungsansätzen wird im Energiemaster ein entsprechender Rahmen gegeben. «Manager», betont Eggert, «müssen künftig vielseitiger sein. Sie müssen neben den betriebswirtschaftlichen und technischen Kenntnissen auch zunehmend Sozial- und Managementkompetenzen haben. Sie brauchen den Überblick über die gesamte Branche in Verbindung mit angrenzenden Wissens-

gebieten und darum benötigen sie sowohl Expertinnen- wie auch Generalistenwissen. Die Komplexität wird weiter zunehmen, noch vernetzteres Denken ist gefordert. Die HTW Chur füllt die Rucksäcke der Managerinnen mit diesem Weiterbildungsmaster gut. Sie bietet 6 Module an, in denen natürlich neben dem Basiswissen auch Fragen diskutiert werden zum Ausstieg aus der Kernenergie, zu erneuerbaren Energien, Brennstoffzellen, Energiespeicherung, Energieeffizienz und vieles mehr.

Infoabende Infoabende finden jeweils von 18.30–20.00 Uhr im KLZ in Zürich an folgenden Daten statt: 12. November und 3. Dezember 2015. Weitere Informationen sind ersichtlich auf: www.htwchur.ch/energie

Gerüstet für die Energie-Herausforderung D

ie Versorgung mit Energie ist eine der grössten gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Die Komplexität der Märkte nimmt drastisch zu. Parallel dazu entwickeln sich die Erzeugungstechnologien. Vieles ist im Umbruch. Deshalb werden gerade auch die Führungskräfte stark gefordert. Um für diese anstehenden unternehmerischen Herausforderungen im Sinne eines ganzheitlichen und vernetzten Denkens gerüstet zu sein, sind Weiterbildungen gerade für zukünftige Führungskräfte unabdingbar.

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Der Energiemaster vermittelt hier eine solide und ausgewogene Gesamtwissensbasis über die Energiewirtschaft inklusive Energietechnik und -Handel, abgerundet durch das Energierecht. Aufbauend auf dem Basiswissen werden gemäss Karin Eggert, Studienleiterin, die aktuellen Themen und Herausforderungen der Energiewirtschaft mit den Experten fachlich erfasst, diskutiert und bearbeitet.

und zielführenden Lösungen in der Praxis entwickeln zu können. «Somit wird zusätzliche Weiterbildung immer wichtiger in Richtung ‹lebenslanges Lernen›». Mit dem Master in Energiewirtschaft an der HTW Chur bietet die Hochschule seit fünf Jahren erfolgreich ein Weiterbildungsangebot an, welches genau jene Fähigkeiten, die Führungskräfte heute und zukünftig benötigen, vermittelt.

Für Eggert steht fest, dass die Fachleute der Zukunft immer vielschichtiger ausgebildet sein müssen, um die notwendigen

Ein gutes Beispiel dafür ist das Zusammenwachsen der Energiewirtschaft mit der ICT-Landschaft. Die Aufgaben, Heraus­

«Nach vielen Jahren in der elektrischen Energieversorgung wollte ich meine Berufserfahrung mit zusätzlichem Know-how abrunden. Dank der HTW Chur wurde es viel mehr: Der MAS Energiewirtschaft vermittelt Kenntnisse über regenerative Energien, Energiehandel, Tarifberechnungen, Systemdienstleistungen und noch vieles mehr. Diese Ausbildung ist empfehlenswert für alle, die mit Strom oder Gas als Energieträger regelmässig zu tun haben und ein ganzheitliches Verständnis dieser für unsere Gesellschaft wichtigen Branche haben wollen.» Serge Wisselmann, Absolvent, AS Planning & Procurement Specialist, TSO Markets Planning & Procurement, Swissgrid Ltd

Kontakt Prof. Dr. Karin Eggert Studienleiterin MAS in Energiewirtschaft Telefon +41 (0) 81 286 24 32 karin.eggert@htwchur.ch

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IMPRESSUM / VORSCHAU

RUBRIK

Ausgabe 2016

Herausgeber Rundschau Medien AG www.rundschaumedien.ch info@rundschaumedien.ch Telefon +41 (0) 61 333 07 17 Telefax +41 (0) 43 411 90 16

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Verkauf & Marketing

Visionen sind nachwachsend ...

Roland Baer baer@rundschaumedien.ch

Lektorat Maya Herrmann herrmann@rundschaumedien.ch

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Autoren Alexander Ackeret Andreas Wisler Benedikt Vogel Christoph Vogel Markus Limacher Max Räb Paul Hugentobler Roland Baer

Vorsorge

Fotografen Bildagentur

Nächste Ausgabe erscheint Ende Oktober 2016 Seite 56

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