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kadawittfeldarchitektur

kADAwITTFElD architektur No.03/2012

/ CONNECTING SPACES/

CONNECTING SPACES Zukunftslabor einer Weltmarke: Im neu­ en Forschungs­ und Entwicklungsgebäude Adidas Laces in Herzogenaurach werden die entscheidenden Linien und Produkte des Sportausstatters entworfen und getestet. Die Architektur antwortet auf die Komplexität interdisziplinärer Entwicklungsarbeit mit ei­ ner von ungewöhnlichen Verbindungen ge­ prägten Raumstruktur. Das neue Haus steht im Zentrum dieser Ausgabe, begleitet durch ein Gespräch mit Stella McCartney, renom­ mierte Modedesignerin, über ihre Koopera­ tion mit Adidas. Außerdem: Ein Rückblick auf die 2006 fer­ tiggestellte Mercedes­Benz Autowelt und Konzernzentrale Pappas in Salzburg sowie News zu realisierten Projekten,Wettbewerbs­ gewinnen und der neuen Buchpublikation „Arbeitende Orte“.


kadawittfeldarchitektur

kENNdATEN

aDiDas laces ORT: Herzogenaurach (DE) BAUVOLUMEN: BGF 62.000 m², BRI 356.000 m³ BAUHERR: adidas AG REALISIERUNG: 2007­2011 WETTBEWERB: 1.Preis, 2007 FOTOGRAF:Werner Huthmacher KOOPERATION: büro uebele, KINZO AUSZEICHNUNGEN: Office Application Award 2009 ­ Best Innovative Concept; Best Architect 13, 2012; nominiert für den Prime­Property­Award 2012

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No. 03/2012

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kadawittfeldarchitektur

CONNECTING SPACES

Forschungs- und Entwicklungszentrum Adidas Laces in Herzogenaurach

Stil, Hochtechnologie, Performance: Die Sportartikelbranche verbindet auf unter­ schiedlichsten Ebenen höchste Anforderun­ gen an funktionale und ästhetische Zeit­ gemäßheit. In der konkreten Design- und Entwicklungstätigkeit bedeutet dies nach­ drückliche Interdisziplinarität; wissenschaft­ liche Forschung, modernste Ästhetik und praxisbezogene Kooperation mit Athleten greifen ineinander. Aus planerischer Sicht steht die Branche damit auch für das Be­ dürfnis nach einer neuen Architekturtypolo­ gie, die dynamischer und differenzierter auf kooperative Arbeitsweisen reagiert und so zugleich individuelle Unternehmenskultur reflektiert. Für den Entwurf des Forschungsund Entwicklungsgebäudes Adidas Laces, neues funktionales Herzstück des „World of Sports“-Campus von Adidas in Herzogenau­ rach, galt dies im besonderen Maße: In dem Gebäude für 1.700 Designer, Entwickler und Marketingstrategen werden künftig die ent­ scheidenden Linien, Produkte und Details der Weltmarke entworfen, optimiert und ge­ testet. Gefordert war entsprechend ein Haus, das neben Büroflächen modernste Testberei­ che integriert und die zur internen Abstim­ mung notwendige Flexibilität und Kommu­ nikationsfähigkeit sicherstellt. Der Entwurf von kadawittfeldarchitektur, im Wettbewerb 2007 mit dem ersten Preis ausgezeichnet, transformiert diese Bedingun­

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gen in einen scharf geschnittenen Baukör­ per in Form eines eingeschnürten Parallelo­ gramms rund um ein zentrales Atrium. Zwei der Fassaden neigen sich leicht nach außen, während die Kontur durch die hochglänzen­ de, von markantem Schwarz-Weiß-Kontrast bestimmte Hülle betont wird. Durch den offenen, transparenten Ein­ gangsbereich scheint das Gebäude – als Ge­ genstück zum lagernden Bau des Adidas Brand Centers nebenan – vom Boden abge­ hoben. Die Landschaft fließt wie selbstver­ ständlich in das Gebäudeinnere hinein, die weiter ausgreifende Testhalle wird derweil unter grün bewachsenem Dach zum Teil des Parks.

Das Zusammenspiel von Architektur und Interior zielt auf räumliche Klarheit bei gleichzeitiger Dichte an funktionalen Beziehungen. Die prinzipiell ringförmige Struktur der Architektur verleiht den großzügigen Büro­ ebenen einen doppelten Außenbezug, zum Campus wie zum ungewöhnlich geformten Atrium, und weist letzterem eine im mehrfa­ chen Sinne zentrale Bedeutung zu. Mit Blick

auf den Park senkt sich das Atrium zu einem begrünten Hof, Zentrum der Entwicklungs­ abteilungen, hin ab, während der Luftraum unter einem leichten ETFE-Kissendach auf allen Ebenen in fünf Richtungen von filig­ ran abgehängten Stegen gekreuzt wird. Die klassische Atriumstypologie wird so nachhal­ tig erweitert; die Stege – in Anlehnung an die Schnürung eines Schuhs „Laces“ getauft und Namensgeber des Gebäudes – öffnen auf je­ der Ebene den Raum, verknüpfen die unter­ schiedlichen Zonen auf vielfältige Weise und ermöglichen eine effiziente Erschließung aller Bürobereiche ohne Queren fremder Abteilungen. Es entsteht eine komplexe und doch selbstverständliche räumliche Struktur, die den Arbeitsbedürfnissen im Gebäude ent­ spricht. Die Stege münden jeweils in trans­ parent gestaltete Office Lounges zum über­ greifenden Austausch; die Bürozonen selbst werden entlastet und gewinnen Spielraum für temporäre Verdichtungen und Koopera­ tionen. Kennzeichnend für das im letzten Jahr fertiggestellte Projekt ist darüber hinaus die konsequente Durchgestaltung bis ins Inte­ riordesign, die eine ungewöhnliche Verbin­ dung auf anderer Ebene einschloss: Neben der Architektur zeichnete kadawittfeldarchi­ tektur auch für die Ausgestaltung der Ge­ meinschaftszonen wie Empfang, Bistro und Office Lounges verantwortlich, zudem wurde

als Besonderheit frühzeitig eine Kooperation mit den Stuttgarter Kommunikationsdesig­ nern Büro Uebele und dem Berliner Desig­ nerteam Kinzo initiiert. So entwarf Kinzo eine maßgeschneiderte Büromöblierung, die insbesondere Teamfähigkeit unterstützt; Büro Uebele entwickelte ein Orientierungssystem, das sich mit der räumlichen Struktur selbst verbindet. Markenspezifische Begriffe und Produktnamen in verdichteter Typografie auf Wänden und auf den „Laces“ werden zu leitenden Elementen, die die zukunftsorien­ tierte Arbeit im Gebäude um den Verweis auf Adidas’ reiche Geschichte ergänzen. Das Zusammenspiel von Architektur und Interior zielt auf räumliche Klarheit bei gleichzeitiger Dichte an funktionalen Bezie­ hungen, die die Anforderungen an interdiszi­ plinäres Arbeiten ebenso berücksichtigen wie die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter. Die besondere Ausgestaltung schafft differenzier­ te Aufenthaltsqualitäten und eine Identität, die um den Stellenwert der Architektur auch im internationalen Wettbewerb um die qua­ lifiziertesten Mitarbeiter weiß. Das Ergebnis ist eine funktional geordnete, zugleich offe­ ne Architektur, die das Selbstverständnis des Bauherrn zum Ausdruck bringt und, als Teil dessen, Optionen für künftige Entwicklun­ gen einschließt.


Interview Ein Gespräch mit der Modedesignerin Stella McCartney über ihre Zusammenarbeit mit Adidas und das Verhältnis von Mode und Sport Stella McCartney, neben Ihrem eigenen den Sportlern schon früh herauskristallisiert Modelabel arbeiten Sie als Modedesignerin hat, war, dass sie sich als Team fühlen und auch schon eine ganze Weile mit Adidas zusammen. wie ein Team aussehen wollen. Wie würden Sie die Kooperation beschreiben, was ist das Besondere? Ich arbeite seit acht Jahren für Adidas und es Ein wichtiger Antrieb ist die ist eine wirklich erfolgreiche Zusammenarbeit. Überzeugung, dass der Stil Wir haben hart daran gearbeitet, Funktionali­ dem Sport nicht zum Opfer tät und Stil der Sportbekleidung zu perfektio­ fallen sollte. nieren und beides zusammenzubringen.

der Mode-Aspekt, die Ästhetik dessen, was sie tragen? Im Gespräch mit den Sportlern ist eine mei­ ner ersten Fragen: Macht es für euch einen Unterschied, wenn ihr das Gefühl habt, gut auszusehen, und glaubt ihr, dass es eure Leis­ tung steigert? Sie haben das alle bestätigt. Sie haben alle gesagt: Wenn ich das Gefühl habe, gut auszusehen, habe ich auch das Gefühl, eine bessere Leistung zu erbringen. Und das ist völ­ lig einleuchtend. Bei meiner Zusammenarbeit mit Adidas hat das von Anfang an eine Rolle gespielt. Ein wichtiger Antrieb für meine Ar­ beit dabei ist die Überzeugung, dass der Stil dem Sport nicht zum Opfer fallen sollte.

Unterscheidet sich das Projekt in diesem Sinne von dem, was Sie sonst tun? Ist es für Sie als Modedesignerin etwas anderes, mit Sport­ lern zu arbeiten statt mit professionellen Models? Man könnte in vielerlei Hinsicht sagen, dass dieses Projekt das Gegenteil von allem ist, was ich als Modedesignerin je gemacht habe, und auf der anderen Seite fügt sich eins ins andere und es wird ein Teil meiner täglichen Arbeit. Das aktuellste und bislang größte gemein­ Der Teamgedanke verlangt nach einer ge­ Als Modedesignerin arbeite ich mit Frauen für same Projekt war das Design für die gesam­ wissen Ikonografie als übergreifendes Kon­ Modenschauen zusammen, die ein bestimm­ te Ausstattung des britischen Teams für die zept, für die verschiedenen Disziplinen eben­ tes Aussehen, einen bestimmten Körpertyp Olympischen und Paralympischen Spiele 2012 so wie für die konkreten einzelnen Entwürfe. repräsentieren. Doch letztlich kreiere und in London. Sie haben dafür eine enorme Pa­ Wie sind Sie damit umgegangen? entwerfe ich Kleidung für ganz verschiedene lette unterschiedlichster Sportbekleidung ent­ Wenn man an solch einem Projekt zu arbei­ Menschen. In diesem Sinne wird es ein und worfen, wie es das in so umfassendem Maße ten beginnt, denkt man zunächst: Mein Gott, dasselbe Projekt. aus der Hand eines bekannten Modedesigners wo fange ich an? Und das erste, worauf man noch nicht gegeben hat. Was war die größte schaut, ist naheliegenderweise die Union Flag. Herausforderung? Es war für mich wichtig, dieses charakteristi­ Es gibt mehr als 600 Athleten und 26 Dis­ sche Symbol zu benutzen, es aber gleichzeitig Stella mccartney ziplinen – das ist eine gigantische Aufgabe. auseinanderzunehmen und abzuschwächen, Alles in allem muss man einer Reihe ganz un­ es grafischer aufzufassen und in gewisser Wei­ wurde 1971 in London geboren. Die Tochter von Linda und Paul McCartney studierte am renommierten Cen­ terschiedlicher Aspekte gerecht werden. Die se modischer. Ich glaube, dass der Wiederer­ tral Saint Martins College of Art and Design in London. Sportler sollen das Gefühl haben, in Topform kennungseffekt so groß ist, dass ich damit ein 1997 wurde sie Chefdesignerin des Pariser Modehauses zu sein, Funktionskleidung zu tragen, die über wenig herumspielen konnte, es in kleine un­ Chloé, bevor sie 2001 unter ihrem Namen ihr eigenes Bruchteile von Sekunden entscheiden kann. terschiedliche Elemente aufbrechen konnte, Label gründete, das zur PPR Luxury Group zählt. Seit 2004 entwirft sie für Adidas die Kollektion Adidas by Stella Das war für mich als Designerin der wichtigste wenn man so will, um dann alles wieder zu­ McCartney. Im Herbst 2010 wurde Stella McCartney zur Punkt, auf den ich mein Augenmerk gerich­ sammenzufügen. Kreativdirektorin für die Ausstattung des britischen Teams bei den Olympischen und Paralympischen Spielen 2012 in tet habe. Zum Glück stehen mir bei Adidas die besten Experten der Welt zur Seite. Ein ande­ Sie haben eng mit den Sportlern zusam­ London ernannt. rer Aspekt, der sich bei den Gesprächen mit mengearbeitet.Wie wichtig ist für die Athleten

Photo by Richard Heathcote/Getty Images for adidas

adidas (3)

No. 03/2012

Team GB Olympic Kit: Dreispringer Phillips Idowu (o.l.), Radrennfahrerinnen Victoria Pendleton und Laura Trott (o.r.), Stella McCartney mit den Sportlern Phillips Idowu und Jessica Ennis (m.) Aus der Surflinie der adidas collection by Stella McCartney SS 2012 (u.)

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kadawittfeldarchitektur

News BEAUFTRAGUNG

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Weiterer BAUSTEIN AM Salzburger HAUPtbahnhof

STARTSCHUSS FÜR GRIMM-WELT in Kassel

Mitte Juli wurde anlässlich des 175-jährigen Bestehens der Österreichischen Bundesbahn ÖBB die Teileröffnung des Salzburger Haupt­ bahnhofs gefeiert. Der Umbau des Bahnhofs ist eines von zwei Großprojekten, die das In­ vestitionsprogramm der ÖBB von 1997 ab­ schließen. 1999 hatte kadawittfeldarchitektur einen zweistufigen, gutachterlichen Wettbe­ werb gewonnen. Um den Bahnhof in die Stadt zu integrieren, galt es die Gleise neu zu ordnen und unter Einbindung des historischen Baus von 1860 urbane Verbindungen durch meh­

rere Brücken und Passagen zu schaffen. Zum Umbau zählen die Neugestaltung der Bahn­ steige, die Sanierung der denkmalgeschützten Bahnhofshallen, eine lichte zentrale Passage und die Vorplatzgestaltung in Schallmoos. Die neuen dynamischen Bahnsteigdächer verbin­ den sich mit den Hallen von 1908 an neuem Standort zu einer hellen Bahnsteigüberda­ chung zukunftsorientierter Ausprägung, die von Glas, Membrandächern und pneumati­ schen Luftkissen bestimmt wird. Das Projekt wird Ende 2013 abgeschlossen.

Ende April wurde kadawittfeldarchitektur mit der Planung der Grimm-Welt in Kas­ sel beauftragt. Das dem Werk der Gebrüder Grimm gewidmete Museum wird am Wein­ berg in unmittelbarer Nähe zur Kasseler In­ nenstadt entstehen. Der Entwurf fügt das Gebäude in die sanft bewegte Parklandschaft ein. Als begehbare Skulptur spielt es mit der Topografie und bewahrt die malerische At­ mosphäre des Parks, der von alten Treppen­ anlagen, Mauerfragmenten, Pergolen, grünen Terrassen und Bäumen geprägt ist. Das Mu­

seumsfoyer durchzieht das Haus als langge­ streckter, vertikaler Raum, der Orientierung bietet und spannungsreiche Sichtbeziehun­ gen zwischen den Themenschwerpunkten inszeniert. Um den Luftraum präsentiert sich auf vier Spit-Level-Ebenen die Ausstellung, die das ‚Durchstreifen + Stöbern‘ des Parkbe­ suchers im Innenraum thematisch fortführt. Der Entwurf geht aus einem Wettbewerb hervor, den die Stadt Kassel im vergangenen Winter ausgelobt hatte. Die Fertigstellung ist für 2014 geplant.

Auszeichnung

Wettbewerbsgewinn

Publikation

Umplanung

Patrizia und 1. PREIS FÜR Keltenmuseum BAHNDI­REKTION IN KÖLN Prämiert

‚ARBEITENDE ORTE‘ im Buchhandel

ELBA-Werke werden zu luxus-Lofts

Zwei Bauten von kadawittfeldarchitektur wurden jüngst ausgezeichnet: Das Keltenmu­ seum am Glauberg gewann eine von zehn Auszeichnungen beim Preis des Deutschen Stahlbaus 2012. Der zweijährlich von Baufo­ rumstahl mit dem Deutschen Stahlbau-Ver­ band DSTV und dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ausgelob­ te Preis ist einer der ältesten Architekturpreise Deutschlands. Die Verleihung findet im Ok­ tober in Aachen statt. Die Patrizia Hauptver­ waltung in Augsburg erhielt eine Prämierung des schwäbischen Thomas-Wechs-Preises, der vom BDA Bayern alle zwei Jahre an Architek­ ten und ihre Bauherren verliehen wird; die prämierten Bauten werden in einer Wander­ ausstellung gezeigt und gelten als wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung einer zeitge­ mäßen qualitätvollen Architektur.

Anfang Juli ist der von kadawittfeldarchitek­ tur und Angelika Fitz herausgegebene Band ‚Arbeitende Orte – Bürobauten mit Wert und Mehrwert‘ erschienen. Das Direktionsgebäu­ de der AachenMünchener, die Patrizia Haupt­ verwaltung und das Adidas Laces stellen sich dem Reality Check. In Fotos und Interviews werden der architektonische und der soziale Raum der Bauten untersucht. Welche pro­ grammatischen Erweiterungen machen sie zu arbeitenden Orten? Welche Mehrwerte brin­ gen sie für das Unternehmen, die Angestell­ ten, die Stadt? Ergänzt durch kommentierte Bildgeschichten zu über 40 Meilensteinen der Büroarchitektur und aktuellen Co-WorkingSpaces entsteht ein pointiertes Statement zu Grundfragen des Bautyps. 192 Seiten, 293 überwiegend farbige Abbildungen, SpringerVerlag,Wien. ISBN 978-3-7091-1314-1

Den Folgen des Strukturwandels begegnet Wuppertal mittels Förderprogrammen und privater Initiativen. Teil des Engagements ist das historische Elba Fabrikgebäude in Elber­ feld, das nach Plänen von kadawittfeldarchi­ tektur zu 31 einzigartigen Industrielofts zum Wohnen und Arbeiten umgebaut werden soll. Charakteristika der Industrietypologie wie die großformatigen Fenster der Backsteinfas­ sade und großzügigen Raumhöhen werden bewahrt, die historischen Stützenreihen frei­ gestellt. Prominent zur Wupper ausgerichtet entstehen helle, offene Wohnungen mit flexi­ blen Grundrissen und jeweils Balkon, Loggia oder Dachterrasse. Büros und Kleingewerbe im Erdgeschoss stärken die Verwandlung des Industriedenkmals zum urbanen Lebensmit­ telpunkt in Innenstadtnähe. Jüngst wurde der Bauantrag genehmigt.

Um die ehemalige Bundesbahndirekti­ on in Köln auf 26.000 Quadratmetern zu einem Premiumstandort für Büros zu ent­ wickeln, hatte die Hochtief-Niederlassung Rhein-Ruhr im Frühjahr einen Architek­ tenwettbewerb ausgelobt, den kadawittfeld­ architektur gewann. Unter Berücksichtigung des denkmalgeschützten Bestands entwickelt der Entwurf eine moderne Lösung für das kriegszerstörte Mansardendach. Metallbänder umhüllen die vier Dachgeschosse und zeich­ nen die historische Kontur nach. Die ge­ schützte Fassade wird saniert, die imposanten Eingangshallen originalgetreu in den Neubau integriert. Drei Hauptzugänge ermöglichen eine Aufteilung in verschiedene Mietberei­ che, die alle Anforderungen für flexible, zeit­ gemäße Arbeitsplatzkonzepte erfüllen. Der Bauantrag soll noch 2012 eingereicht werden.


No. 03/2012

Flashback MERCEDES-BENZ PAPPAS SALZBURG Mit der Mercedes-Benz Autowelt und Konzernzentrale Pappas gelang 2006 in Salz­ burg die Realisierung eines ungewöhnlichen Gebäudes, das aus den besonderen Bedingun­ gen einer oft zwiespältig wahrgenommenen Bauaufgabe seinen spezifischen Charakter entwickelt. Der Sache nach den Gewerbe­

Wie auf einer öffentlichen StraSSe können die Kunden alle Nutzungen über die Rampen direkt anfahren. bauten zugerechnet, wird die Architektur von Autohäusern häufig vernachlässigt; die Herausforderung liegt indes gerade in der Verbindung von Ausstellung, Verkauf und Werkstätten. In Salzburg umfasste das Pro­ gramm darüber hinaus umfangreiche Büro­ räume, da das Haus als Konzernzentrale der Pappas Gruppe dient. Prägend war die Lage des Grundstücks an einer städtebaulich mar­ kanten Einfahrtssituation nach Salzburg, die

bedeutet, dass das Gebäude ausschließlich aus dem fahrenden Auto wahrgenommen wird. Der im Wettbewerb siegreiche Entwurf von kadawittfeldarchitektur deutete diese Si­ tuation als Vorteil: Die Bewegung des Autos in das Haus hineinzuziehen wurde zum kon­ zeptionellen Ansatz und zur Grundlage einer typologischen Neuordnung. So sind, um das Raum­programm auf dem relativ begrenzten Grundstück unterzubringen, alle Funktionen übereinandergeschichtet, über befahrbare Rampen verbunden und unter einem Dach vereint. Letzteres definiert mit den heckflos­ senähnlichen Seitenflügeln und der befahr­ baren Ebene die räumliche Erscheinung des Gebäudes. Die Bürobereiche treten zurück, der über der Werkstatt und Lagerebene si­ tuierte Verkaufsbereich und das verbindende Foyer unter gläsernem Dach rücken in den Mittelpunkt des Hauses, während sich die Ausstellungsebene dynamisch zur Straßen­ kreuzung hin neigt. Gegenüber konventionellen flächig or­ ganisierten Autohäusern erlaubte die neue Schichtung eine optimale Nähe von Werk­

statt und Verkauf, während die Kunden über die Rampen wie auf einer öffentlichen Straße alle Nutzungen unmittelbar anfah­ ren können und die zum Verkauf stehenden Autos sich ohne spiegelnde Verglasung direkt zur Straße präsentieren. In eine sinnvolle Be­ ziehung rücken so nicht nur die inneren Zo­ nen, sondern auch das transparente Haus und seine Umgebung, geprägt durch Verkehrs­ flüsse ebenso wie das Bergpanorama in der Ferne. Die einzelnen Bereiche werden durch die entstehenden Übergänge dabei zugleich geschützt; sie liegen dicht beieinander, ohne sich zu stören, und profitieren gleichzeitig von höchst funktionalen Abläufen. Durch das Anheben der Verkaufsebene gelang es, trotz des allseitig hohen Verkehrsaufkommens eine angenehme ruhige Atmosphäre im Inne­ ren des Hauses zu schaffen. In den wenigen Jahren seit der Fertigstellung hat sich die Ar­ chitektur so im doppelten Sinne bewährt, in der Alltagspraxis wie als ikonografischer Aus­ druck ihrer Funktion.

Kenndaten Ort: Salzburg (AT) Bauvolumen: BGF 41.500 m², BRI 170.500 m³ Bauherr: RKS Autozubehör Handels GmbH Realisierung: 2004-2006 Wettbewerb: 1.Preis, 2001 Fotograf: Gerhard Hagen, Andreas Körner Auszeichnungen: Europe 40 under 40, 2008; AR Emerging Architecture Awards (Anerkennung), 2009; International Prize for Architecture ‚Barbara Cappo­ chin‘ (Anerkennung), 2009; Best Architects 11 (Auszeichnung Gold ), 2010

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aDiDas laces

imPREssUm Redaktion: Nikola Müller­Langguth Graphik & Layout: Kadadesign Auflage: 3.000 / 3 x im Jahr Druck: Print Holding Styria

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NEXT Schwerpunktthema: In der nächsten Ausgabe widmen wir uns dem Umbau des Salzburger Hauptbahnhofs.

kadawittfeldarchitektur Aureliusstraße 2 52064 Aachen fon +49(0)241­946 90 0 fax +49(0)241­946 90 20 www.kwa.ac office@kwa.ac


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