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KadawittFeLd architektur no. 10/2015

/ BILDUNG BAUEN /

BilDunG BAuEn in Bildungsbauten wird gelehrt und gelernt, wird Wissen fortentwickelt, werden bestenfalls Grundfragen unseres Zusammenlebens beantwortet. Was alle Formen dieses vielfältigen Bautyps eint, ist die Balance aus Öffentlichkeit und Konzentration – und aus gesellschaftlichem Stellenwert und konkreter Funktion. Auch unter diesen Gesichtspunkten betrachtet die aktuelle Ausgabe zwei neue Hochschulbauten, das Studierenden Service center der Heinrich-Heine-universität in Düsseldorf und die ict cubes der RWtH Aachen. Ein Gespräch mit Dr. Barbara Feller, Geschäftsführerin der Architekturstiftung Österreich, folgt derweil dem umgekehrten Blick: Wie kann Baukultur frühzeitig teil der Bildung werden und welche Schlüsse lassen sich aus entsprechenden Projekten wiederum für Architekten ziehen? Außerdem in dieser Ausgabe: news zu Fertigstellungen und neuen Projekten.


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KennDAten

studierenden serVice center ORt: Düsseldorf (DE) BAuVOluMEn: BGF 4.250m², BRi 13.200m³ BAuHERR: Bau- und liegenschaftsbetrieb nRW REAliSiERunG: Juli 2012 – Mai 2015 WEttBEWERB: 1. Preis 2011 FOtOGRAF: Jens Kirchner (S.2/3; S.4; S.8)

ict cubes ORt: Aachen (DE) BAuVOluMEn: BGF 9.050m², BRi 32.750m³ BAuHERR: Bau- und liegenschaftsbetrieb nRW REAliSiERunG: Juli 2012 – Januar 2015 MAcHBARKEitSStuDiE: 2009 – 2010 FOtOGRAF: Andreas Horsky (S.1; S.5)

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Kommunikation

Studierenden Service Center der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf Öffentlichkeit und ruhige Konzentration: Beides müssen Bildungsbauten verbinden, darin liegt ein besonderer Reiz für die Architektur. Dies gilt umso mehr, als von einer homogenen Typologie nicht die Rede sein kann. Schulen, Hörsaalgebäude, Forschungslabore, Bibliotheken und dazugehörige Servicebauten unterscheiden sich grundlegend voneinander, dennoch tragen alle zur gesellschaftlichen Bedeutung von Bildung und Forschung bei. Hier wird gelehrt und gelernt, wird gemeinschaftliches Wissen fortentwickelt, werden bestenfalls existenzielle Fragen unseres Zusammenlebens beantwortet. Und natürlich ist diese Bedeutung gleichzeitig wirtschaftlich definiert: im internationalen Wettbewerb der Städte und Regionen, in der Zusammenarbeit mit Unternehmen und ebenso mit Blick auf die Finanzierung, die nicht ohne Drittmittel auskommt.

ZENTRALE FUNKTION Das neue Studierenden Service Center der Heinrich-Heine-Universität (HHU) in Düsseldorf gewinnt seine Bedeutung gerade auch innerhalb eines solchen Organismus. Zu planen war ein Gebäude, das die von allen Studierenden genutzten Einrichtungen des Dezernats ‚Studentische Angelegenheiten‘ beherbergt und damit zentrale Funktion im Studienalltag übernimmt. Der Entwurf von kadawittfeldarchitektur, im Wettbewerb 2011 mit dem ersten Preis ausgezeichnet, geht über diese Anforderungen hinaus und definiert den Neubau als Empfang für den Campus im Ganzen. Zentral steht dabei die Leichtigkeit und Transparenz des Gebäudes, die sich ebenso aus der Funktion wie aus der städtebaulichen Lage herleitet. Als aus der Mitte gewachsenes Ensemble ist die HHU zur Universitätsstraße hin in einen Grünraum eingebettet, der im Osten vom Botanischen Garten komplettiert Es entsteht ein sukzessiver wird. Das Studierenden Service Center, am Kreuzungspunkt von fußläufiger Magistrale Übergang, vom offenen des Campus und Universitätsstraße gelegen, Platz über einen geschützten greift diese Qualitäten auf, indem es die äuFreiraum ins Gebäudeinnere. ßeren Wege neu interpretiert und mit den inneren Räumen in Beziehung setzt. Mittels Hochschulen sind in diesem Sinne be- eines von filigranen Stützen getragenen Dasonders spannend, weil sie auf relativ engem ches wird eine urbane Piazza geschaffen, die Raum jene Vielfalt an Aufgaben vereinen. Die sich auf dem belebten Niveau der Magistrale Architektur muss einladend sein und beschüt- befindet. Eine breite Freitreppe, ergänzt um zend, stimulierend und funktional, pragma- einen Lift im Außenraum, führt von der Piaztisch strukturiert und zugleich zukunftsoffen. za hinab zur Universitätsstraße und weitet die Die Gewichtung der Einzelaspekte hängt von empfangende Geste in alle Richtungen aus. der spezifischen Funktion ab, die das jeweilige Gebäude im Zusammenhang eines CamVielfältige Verbindungen pus erfüllt. Mit seinen reichen Beziehungen Das Resultat ist ein sukzessiver Übergang, und öffentlichen Räumen gleicht letzterer im vom offenen Platz über einen geschützten Ganzen einem komplexen Organismus, einer Freiraum – akzentuiert durch eine großStadt in der Stadt. zügige verglaste Öffnung im auskragenden, umlaufenden Dach – und kontinuierlich hinein ins Gebäudeinnere. Das zweigeschossige Foyer mit Ausblick in den Park wird zum lichtdurchfluteten Kommunikationsraum mit hoher Aufenthaltsqualität. Ein Infopoint und die Front Offices leiten die Eintretenden weiter zur Studierendenakademie, ins Studierendensekretariat, zur Verwaltung oder zur Beratung in die anderen Geschosse, die über eine skulpturale Wendeltreppe und über Aufzüge erreichbar sind. Links des Foyers, und damit ein Geschoss oberhalb der Universitätsstraße, schließt zudem ein heller, vielfältig zu nutzender Saal an. Für besondere Events und Ausstellungen flexibel zuschaltbar, bietet er im Alltag Studierendenarbeitsplätze in loungeartiger Atmosphäre und wandelt das Servicegebäude auch zum Studienort.

Die Architektur muss einladend sein und beschützend, pragmatisch strukturiert und zugleich zukunftsoffen. Der Geländeversprung wird so in Dienst genommen, um den Grad der Öffentlichkeit den unterschiedlichen Funktionen gemäß abzustufen. Die Architektur selbst konnte dadurch umso klarer ausgestaltet werden, ohne radikale Grenzen zu ziehen. Die Erschließung über die mittlere der drei Ebenen und

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die u-förmige Anlage rund um das Foyer schaffen bis in alle Bereiche kurze Wege. Ein hoher Anteil an Glastrennwänden im Büround Servicebereich unterstützt das offene und großzügige Raumgefühl und die einfache Orientierung.

DAS SERVICEGEBÄUDE WANDELT SICH AUCH ZUM STUDIENORT. Rationale Konstruktion Der architektonischen Gestalt entspricht eine rationale und effiziente Konstruktion. Leichtigkeit entsteht nicht nur durch die Schlankheit des Traggerüsts wie bei den lediglich 14 mal 14 Zentimeter messenden Stahlstützen der Veranda, sondern auch durch Spannweiten von bis zu 12 Metern bei den vorgespannten Stahlbetondecken. Die Fassade, als raumhohe Pfostenriegelkonstruktion geplant, erlaubt variable Wandanschlüsse. Zu öffnende Fenster gewährleisten eine natürliche Lüftung, die in den zum Atrium ausgerichteten Büros sowie den Besprechungsräumen durch mechanische Lüftung unterstützt wird. Gesichert wird so höchste Flexibilität bei der Raumeinteilung, um auch auf künftige Wünsche der Nutzer reagieren zu können: Die Funktionalität der Architektur bleibt erhalten und ebenso die raumordnende Kraft, die das Gebäude in ein Gefüge mehr oder weniger öffentlicher Orte überträgt.


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IdentitAt ä

ICT Cubes, Fachgebiet Elektrotechnik, auf dem Campus der RWTH Aachen Zeitgleich mit dem Studierenden Service Center in Düsseldorf wurden in Aachen die ,ICT Cubes‘ für sechs IT-orientierte Institute des Fachgebiets Elektrotechnik der RWTH fertiggestellt. Als Ergebnis einer vom BLB NRW beauftragten Machbarkeitsstudie ist das Projekt der erste Baustein einer übergeordneten Rahmenplanung, mit der die Fakultäten Physik und Elektrotechnik neu strukturiert werden. Im Vergleich zur ausgeprägteren Öffentlichkeit in Düsseldorf überwiegt in den ICT Cubes die Forschungs- und Lehrfunktion: Räume, die nicht minder Teil der öffentlichen Kultur ausmachen, jedoch vor allem der zurückgezogenen wissenschaftlichen Arbeit, der Wissensgenerierung und -organisation dienen. Ziel war die Übertragung dieser Ansprüche in eine höchst funktionale, ruhige und zugleich zugängliche Architektur. Innerhalb der heterogenen Bebauung des ,Campus Hörn‘ am Rande der Innenstadt galt es zudem, für die beteiligten Institute eine übergreifende Identität zu schaffen. Kooperation und Rückzug Konträr zur ehemaligen, von verschatteten Hinterhöfen geprägten Bebauung entwickelte kadawittfeldarchitektur zwei kompakte kubische Körper, die eine maximale Grünfläche an die Studierenden zurückgeben. Ein breiter Weg führt in die leicht ansteigende Wiese hinein und erschließt die Bauten über eine große offene Zone gleichsam von innen. Die verschiedenen Institute sind darüber geschossweise organisiert. Dort, wo die beiden Bauteile mittels einer gläsernen Brücke miteinander verbunden sind, bildet sich eine kommunikative ‚Schnittmenge‘ aus: Hier lagern sich die gemeinsam genutzten Service-

bereiche wie Seminar-, Konferenz- und Sozialräume an. Die einzelnen Institute bilden so Einheiten, die doch auf die zunehmende

Innerhalb des heterogenen Campus galt es auch, für die beteiligten Institute eine übergreifende Identität zu schaffen. innerdisziplinäre wie übergreifende Zusammenarbeit ausgerichtet sind. Allen Zonen gemeinsam sind die ausgedehnten Fensterbänder, die viel Tageslicht und natürliche Belüftung zulassen. Während einzelne Räume zur konzentrierten Arbeit stärker separiert sind, signalisieren die Gemeinschaftsräume mit raumhohen Glastrennwänden zusätzliche Offenheit. Einbindung der Nutzer Die einheitliche Fassadengestaltung mit vorgehängten Sonnenschutzlamellen unterstützt derweil die Kompaktheit der beiden Baukörper und deren Wirkung als ,Würfel im Park‘. Prägend ist die bewegte Struktur der eloxierten Aluminiumlamellen, die auf lediglich drei Lamelle­­ntypen basiert. Gemeinsam mit dem Nutzer wurde dafür ein Codierungsverfahren entwickelt, mit dessen Hilfe für die Forschung relevante Leitsprüche und Zitate in Folgen der Ziffern 0,1 und 2 übertragen wurden. Diese Zahlenfolgen dienten als Grundlage für das parametrische Fassadenmodell, das damit neben seiner funktionalen zugleich identitätsstiftende Bedeutung gewinnt.

Die Fassade, die schon vor der Fertigstellung den ,Best Paper Award 2011‘ auf der ISWCS erhielt, wird so auch sichtbares Zeichen eines Planungsprozesses, in den die Nutzer frühzeitig eingebunden wurden. Grundlage der vorangegangenen Machbarkeitsstudie war eine umfangreiche Bestands- und Bedarfsanalyse auf der Basis von Nutzerbefragungen und Gutachten. Neben Aspekten der Technik, Funktion und Nachhaltigkeit wurden in Workshops zusammen mit den Instituten Arbeitsabläufe, räumliche Abhängigkeiten und organisatorische Bedingungen analysiert. Daraus entstand ein Maßnahmenkatalog, der Auswirkungen, Potenziale und mögliche Alternativen beleuchtete: ein integraler Prozess, der städtebaulich und architektonisch die ganzheitliche Effizienz ebenso wie die ökonomischen und ökologischen Qualitäten optimieren half.

Die ICT Cubes sind Teil eines städtebaulichen Konzepts, das Arbeiten, Lernen und Leben auf dem Campus verknüpft. Nachhaltige Planung Eine frühzeitige Vorbewertung durch Experten sicherte dabei die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten wie beispielsweise die Nutzung von Geothermie und Bauteilaktivierung sowie die Anbindung an das Fernwärme- und Fernkältenetz bereits in den ersten Planungsphasen. Die kompakte Kubatur des im DGNB Pre-Check mit Silber bewerteten Neubaus reduziert die

Versiegelungsfläche und erzeugt somit einen minimalen Fußabdruck. Die Planung verknüpft bestehende Grünflächen, erhält eine wichtige Schneise der Frischluftzufuhr in das Stadtgebiet und erlaubt die künftige Ergänzung um weitere Cubes, ohne in den generellen landschaftlichen Charakter einzugreifen. Der gewonnene Freiraum wird zum grünen Entrée für den Campus Hörn; gleichzeitig bereichert er das umliegende Quartier, zu dem neben Wohnhäusern auch Kleingartenanlagen gehören.

DIE PLANUNG VERBINDET BESTEHENDE GRÜNFLÄCHEN UND ERLAUBT DIE KÜNFTIGE ERGÄNZUNG UM WEITERE CUBES. Als Institutsgebäude der RWTH sind die ICT Cubes Teil eines städtebaulichen Konzeptes für die langfristige Entwicklung der Standorte Campus Melaten, Campus West, Campus Mitte und Campus Hörn im Stadtgebiet Aachens. Neben den Forschungsclustern sollen infrastrukturelle Einrichtungen, Handel und Dienstleistungen angesiedelt werden, um das Arbeiten, Lernen und Leben auf dem Campus miteinander zu verknüpfen. Die Perspektive war darum von Beginn an eine doppelte: Innerhalb der ICT Cubes tragen optimierte Abläufe und Kommunikationsstrukturen, ökologische Aspekte und die große Akzeptanz durch die Nutzer zur Nachhaltigkeit nach ,innen‘ bei. Das anpassungsfähige städtebauliche Leitbild wirkt nachhaltig auf übergeordneter Ebene und wird zur Grundlage der künftigen Entwicklung.

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Momentaufnahmen aus der Projektreihe RaumGestalten sowie der Impulswoche „technik bewegt“; links © Stiftung Freizeit, rechts oben © Antje Lehn, rechts unten © Birgit Schober

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Interview

Gespräch mit Dr. Barbara Feller, Kulturwissenschaftlerin & Geschäftsführerin der Architekturstiftung Österreich Frau Feller, Sie leiten in Österreich die Projektreihe RaumGestalten, die jungen Menschen Architektur und deren Bedeutung nahebringt. Können Sie die Ziele ein wenig erläutern? Warum ist es wichtig, dass Baukultur frühzeitig Teil gesellschaftlicher Bildung ist?

Authentische Einblicke in die Arbeitswelt von Architekten und Architektinnen zu bekommen, ist für die meisten Kinder und Jugendlichen toll. Die Projektreihe RaumGestalten gibt es seit 1998 als Kooperation der Architekturstiftung Österreich, von KulturKontakt Austria sowie der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten und dem Österreichischen Institut für Schul- und Sportstättenbau. Diese Partner machen schon deutlich, dass es um eine Zusammenarbeit von Architektur und Pädagogik geht. KulturKontakt Austria arbeitet seit etwa 30 Jahren im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Frauen im Bereich der kulturellen Bildung und fördert, dass Kunstschaffende (und dazu zählt auch der Bereich der Architektur) mit ihrer Fachexpertise den Unterricht bereichern. RaumGestalten ist offen für alle Schulstufen und Schultypen in ganz Österreich. Die inhaltliche und methodische Zugangsweise ist dabei sehr breit gestreut. Wesentlich bei allen Projekten ist, dass es eine intensive Zu-

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sammenarbeit von Lernenden, Lehrenden und Baukulturexpertinnen bzw. -experten gibt, wobei zur Baukultur auch die Bereiche Landschaftsplanung, Bauingenieurwesen oder Vermittlung zählen. Und dass die jungen Menschen in den Projekten lernen, mit offenen Augen ihre Umgebung wahrzunehmen, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche ebenso wie Ansprüche von Mitmenschen zu erkennen, und damit entscheidungsfähig in Bezug auf ,Raum‘ werden. Das leitet auch schon über zum zweiten Teil Ihrer Frage: Baukultur als Gesamtheit von gestaltetem Raum hat wesentlichen Einfluss auf unser Zusammenleben und auch große ökonomische Wirkungen. Denn die meisten Menschen geben den Großteil ihres Einkommens für Dinge aus, die mit dem Bauen und Wohnen zu tun haben: von Wohnungsmiete oder Hausbau über Betriebskosten bis zu Mobilitätskosten für Fahrten von und zur Schule, Arbeit, Freizeit. Somit wird das Leben stark davon bestimmt, wo und wie wir wohnen und arbeiten. Und es erscheint mir wichtig, in diesem Feld Kompetenzen zu entwickeln.

sentlicher Aspekt, wobei Modellbau als Methode sehr beliebt ist. Wichtig ist dabei, dass es – jeweils dem Alter und den Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen angepasst – um

Vordringlich geht es um das Wecken von Raumbewusstsein und Raumverständnis. überschaubare Aufgaben geht. In meinem Verständnis geht es nicht um die Ausbildung von ,kleinen Architektinnen und Architekten‘, sondern vordringlich um das Wecken von Raumbewusstsein und Raumverständnis.

Wie wird Architektur von Heranwachsenden wahrgenommen? Wo liegen die größten Herausforderungen? Meist haben die Kinder und Jugendlichen sehr traditionelle Vorstellungen – so in die Richtung ,Haus mit Satteldach‘. Da geht es darum, die Spannbreite des Themas aufzuzeigen, deutlich zu machen, wo unsere Umwelt Welche Aktivitäten finden in diesem Rah- gestaltet ist, welche Akteure in diesem Feld men statt? Gehört praktisches Gestalten von tätig sind und wie deren Entscheidungen für Raum dazu? jede und jeden Einzelnen wirksam werden. Der Bogen ist, wie erwähnt, methodisch und inhaltlich breit und der Schwerpunkt Was bedeutet das im Umkehrschluss für der Projekte wandelt sich. Aktuell steht ins- Architekten und öffentliche Bauherren, die besondere der öffentliche Raum stark im Fo- etwa mit Bildungsbauten die tägliche Umgekus, ebenso wie die Auseinandersetzung mit bung von jungen Menschen stark prägen? dem Schulgebäude bzw. der Schulumgebung. Gerade Bildungsbauten – vom KinderPraktisches Gestalten von Raum ist ein we- garten über die unterschiedlichen Schulen

bis zu Fachhochschulen und Universitäten – sind sehr wesentlich für die Entwicklung von Raumverständnis. Speziell im Kontext der aktuellen pädagogischen Veränderungen mit Stichworten wie Ganztagsschule sowie neuen Lehr- und Lernformaten kommt der Architektur der Bildungsbauten eine hohe Bedeutung zu. Es sind verstärkt ,Lebensorte‘, die mit ihren Räumen für unterschiedliche Bedürfnisse Angebote bieten müssen. Ganz wesentlich erscheint mir in diesem Kontext, dass die Zusammenarbeit von Pädagogik und Architektur gestärkt wird – leider sind das heute noch oft zwei Bereiche, die wenig Kenntnis und Verständnis voneinander haben. Da sehe ich großen Handlungsbedarf für einen verstärkten Austausch. Wir haben oft Jugendliche für ein Praktikum im Büro und meist sind sie sehr enthusiastisch.Wie sehen Ihre Erfahrungen aus? Wie verändert sich der Umgang mit Architektur bei Menschen, die bereits früh damit beschäftigt waren – vielleicht auch im Hinblick auf ein generelles bürgerschaftliches Selbstverständnis? Authentischen Einblick in die Arbeits- und Lebenswelt von Architektinnen und Architekten zu bekommen, ist für die meisten Kinder und Jugendlichen toll, erweitert den Horizont und weckt Verständnis für die Aufgaben und Arbeitsfelder. Damit werden Lösungen abseits der gängigen Klischees – sowohl formal als auch im Hinblick auf den Architektenberuf – sichtbar. Aus den Rückmeldungen der Beteiligten an Architektur-/ Baukulturprojekten lässt sich ablesen, dass es neben dem Erkenntnisgewinn auch eine lustvolle Komponente gibt: „Architektur macht Spaß.“

Dr. Barbara Feller studierte Geschichte, Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Universität Wien. Sie ist Geschäftsführerin der Architekturstiftung Österreich und Leiterin der Projektreihe RaumGestalten, die darauf zielt, jungen Menschen Architektur und Baukultur nahezubringen.


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News Wettbewerb

Fertigstellung

Startschuss für dEN NEUEN Eröffnung DER Grimmwelt DFB UND SEINE AKADEMIE Auf dem Weinberg in Kassel Im September wurde in Frankfurt a. M. der Vertrag zwischen dem Deutschen FußballBund (DFB) und kadawittfeldarchitektur über die Planung des neuen DFB und seiner Akademie unterzeichnet. Das Büro hatte sich gemeinsam mit Greenbox Landschaftsarchitekten im Wettbewerb gegen 213 Konkurrenten aus der ganzen Welt durchgesetzt. Tragender Gedanke des Entwurfs ist die enge Verknüpfung von Gebäude, Sportfeldern und Freiflächen. Die Räume für DFB-Zentrale, Akademie, Medienzentrum und Depot

werden auf mehrere Gebäudeteile verteilt, die sich unter einem alles überspannenden Dachkörper um die Trainingsfelder gruppieren. Ein überdachter, verglaster Sportboulevard verbindet alle Bereiche und erleichtert die Orientierung. Der neue DFB wird auf dem Gelände der Galopprennbahn Niederrad errichtet. Dort hat der DFB von der Stadt Frankfurt 15 Hektar Fläche inklusive Erweiterungsoption um fünf Hektar für 99 Jahre in Erbbaupacht erworben. Im Jahr 2017 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden.

Nach 24 Monaten Bauzeit hat Anfang September in Kassel die Grimmwelt ihre Tore geöffnet. Das Ausstellungshaus ist ganz dem vielfältigen Werk der Brüder Grimm gewidmet und lädt Besucher ein, anhand wertvoller Objekte, Kunstwerke und interaktiver Angebote die gesamte Bandbreite des Grimmschen Schaffens, die faszinierende Welt der Märchen und der deutschen Sprache zu erleben. Das neue Gebäude liegt an der südlichen Kante des Weinbergs inmitten einer denkmalgeschützten, reizvollen Parklandschaft mit

Terrassen, alten Treppen und Mauerfragmenten. Der Baukörper bereichert den Park mit einer öffentlich zugänglichen Treppenanlage, die ihren Abschluss in einer Dachterrasse mit Ausblick in die Umgebung findet. Im Inneren setzen Spitlevel-Ebenen den Duktus der terrassierten Landschaft fort. Bauherr ist die Stadt Kassel, vertreten durch das Amt für Hochbau und Gebäudebewirtschaftung und das Kulturamt. Das zweiphasige VOF-Verfahren hatte kadawittfeldarchitektur 2011 für sich entschieden.

Auszeichnung

Realisierung

Fertigstellung

Fertigstellung

ARCHITEKTUR- Grünes Licht KITA Kairos NEUBAU für PREIS NRW für Bitzer in Frankfurt SAINT-GOBAIN für Vitrine HeadQuarter ErÖFFNET in Aachen Im Düsseldorfer Maxhaus fand Anfang November die Verleihung des Architekturpreises NRW statt, den der BDA Bund Deutscher Architekten alle vier bis fünf Jahre auslobt. Eine der insgesamt zehn Auszeichnungen erhielt die Archäologische Vitrine im Aachener Elisengarten von kadawittfeldarchitektur. Die mit internationalen Juroren besetzte Jury lobte in ihrer Begründung die ,unaufdringliche Leichtigkeit des Objektes‘ und die Konstruktion, die ,das Spannungsfeld zwischen Umgrenzen und maximaler Transparenz mit minimalstem Eingriff in die Tiefe auszuloten‘ vermöge. Zur Teilnahme an dem Wettbewerb hatten sich 48 Projekte aus ganz Nordrhein-Westfalen qualifiziert, die 2014 in 16 vorgeschalteten regionalen Verfahren unter insgesamt 533 Einreichungen prämiert worden waren.

Der weltweit tätige Spezialist für Kältemittelverdichter Bitzer SE baut in Sindelfingen sein neues Headquarter. Als klares Bekenntnis zum Firmenstandort soll der Büroturm direkt neben dem jetzigen Firmensitz zur Landmarke werden. kadawittfeldarchitektur hatte den Wettbewerb 2014 für sich entscheiden können. Das ca. 70 Meter hohe, 17-geschossige Haus nebst Sockelgebäude sowie zwei Tiefgaragenebenen bietet Raum für 500 Arbeitsplätze und soll in Teilen vermietet werden. Der Entwurf folgt der Idee eines vertikalen Campus, zu dessen zentralem Element eine transparente, gebäudehohe vertikale Zone aus miteinander vernetzten, teils mehrgeschossigen Kommunikationsbereichen wird. Der Gemeinderat hat dem Projekt jüngst grünes Licht gegeben, die Fertigstellung ist für 2018 geplant.

Auf dem Campus der Goethe-Universität in Frankfurt-Riedberg wurde im September die Kita Kairos als Gemeinschaftseinrichtung der Uni und des Max-Planck-Instituts eröffnet. Alle Gebäudeteile und Freiflächen des zweigeschossigen Baus für 9 altersgemischte Gruppen umschließt ein schützender HolzScreen, der für die Kinder zum wiedererkennbaren ,Gesicht‘ ihres neuen Hauses wird. Vor- und Rücksprünge kreieren Innenhöfe, die als intimere Außenspielbereiche dem großen Spielplatz vorgeschaltet sind. Weitere Spielflächen liegen auf der Dachterrasse mit weiten Ausblicken in die Umgebung. kadawittfeldarchitektur hatte den Wettbewerb 2010 gewonnen. Bauherr sind das Land Hessen und die Goethe-Universität, vertreten durch das Hessische Baumanagement Regional-Niederlassung Rhein Main.

Pünktlich zum 350-jährigen Firmenjubiläum von Saint-Gobain wurde Ende Oktober die Eröffnung des neuen Verwaltungsgebäudes an der Krefelder Straße in Aachen gefeiert. Der Neubau, der mit seiner gläsernen Fassade und lichtdurchfluteten Innenräumen zum gebauten Imageträger für den Baustoff- und Glashersteller wird, ist ein weiterer Baustein in den jüngsten städtebaulichen Entwicklungen an einer der Haupteinfahrtsstraßen der Stadt. In dem von kadawittfeldarchitektur entworfenen, energieeffizienten Bürogebäude schaffen die Saint-GobainProdukte ein angenehmes Raumklima, sorgen für eine gute Akustik und gewähren eine große Gestaltungsfreiheit. Bauherr des Neubaus mit einer Mietfläche von 4.600 m² auf drei Etagen und hauseigener Tiefgarage ist die Art-Invest Real Estate.

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bildung bauen

iMPressuM Redaktion: nikola Müller-langguth, Olaf Winkler Graphik & layout: Kadadesign Auflage: 3.000 / 3 x im Jahr Druck: Print Holding Styria

KOntAKt

nEXt Schwerpunktthema: in der nächsten Ausgabe widmen wir uns der Grimmwelt Kassel.

kadawittfeldarchitektur Aureliusstraße 2 52064 Aachen fon +49(0)241-946 90 0 fax +49(0)241-946 90 20 www.kwa.ac office@kwa.ac


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