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Die aktuellen politischen Entwicklungen in Sachen Kinderschutz

Springen wir also zwei Monate zurück zu den Medienberichten des 25 Jänner 2023: „Die Vorfälle in jüngster Zeit – Missbrauchsfälle in Schulen und Sommercamps und zuletzt die Anklage gegen Schauspieler Florian Teichtmeister wegen Besitzes einer enormen Menge an Missbrauchsbildern – hätten gezeigt, dass es Bewegung braucht, so Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) “

Die Regierung stellte an diesem Tag ein „Maßnahmenpaket zum Schutz von Kindern“ vor� Dieser sogenannte Ministerratsvortrag beinhaltet verpflichtende Kinderschutzkonzepte für alle Schulen (siehe „Aussensicht“ aus der Kleinen Zeitung vom 2 2 2023), ein Gütesiegel für Einrichtungen mit Kinderschutzkonzept, mehr finanzielle Mittel für Opferhilfe, eine Aufstockung der ermittelnden Kriminaldienststellen im Bereich Kindesmissbrauch, eine öffentliche Kampagne und eine deutliche Verschärfung der Strafen

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All das sind Absichtserklärungen, mehr noch nicht Würde die Regierung morgen auseinanderbrechen, hätten wir noch nichts an „Bewegung, an Entwicklung im

Kinderschutz“ erreicht Und „die Politik“? Was hörten wir von „der Politik“ in den letzten Jahren?

Aktualität, Politik, Entwicklungen. Darum soll es hier gehen. Von Mag. Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez, Koordinatorin des Netzwerks Kinderrechte kinderrechte.at

Dazu nur ein Beispiel von einer ehemaligen Landeshauptfrau im Jahr 2019 zu den Ohrfeigen für die eigenen Söhne: „Natürlich hat er eine gekriegt, beide haben hin und wieder eine gekriegt� […] Na ja, es war ja nicht Gewalt Es war eine flotte Detschn Sie haben meine Buben nicht gekannt Sie sind inzwischen 53 und 55 und lachen dazu “ Es sind genau solche Aussagen auf politischer Ebene, die „Entwicklung im Kinderschutz“ verhindern Der Schriftsteller Josef Haslinger erzählt 2020 in seinem Buch „Mein Fall“ von der eigenen Missbrauchsgeschichte in seiner Schulzeit: „Meiner Wahrnehmung nach waren diejenigen, die übergriffig wurden, in der Gesamtzahl der Erwachsenen, mit denen wir zu tun hatten, nur eine ganz kleine Gruppe, aber eine, die

Kinderschutz bei den Bibern –was können wir tun?

mir die Kindheit versaute “ Wir alle haben es in der Hand, keine Kindheit zu versauen

Kinderschutz – wir achten auf die körperliche und seelische Unversehrtheit unserer Kinder. Klingt zunächst leicht und bei körperlicher Unversehrtheit ist die Grenze auch leichter zu ziehen als bei seelischer. Von Lena Tavolato

Körperliche Unversehrtheit der Biber

Wenn wir bemerken, dass Kinder untereinander handgreiflich werden, dann schreiten wir ein Wir werden Kindern keinen körperlichen Schaden zufügen Kinder im Biberalter können aber oft die Dinge noch gar nicht beim Namen nennen Hier können wir ansetzen und ihnen dabei helfen, ihnen Sprache zur Verfügung stellen� Außerdem erleben wir es häufiger, dass Kinder sich weh tun, wenn sie spielen, sie laufen ineinander, gegeneinander Aus der Sicht der einzelnen Kinder ist oft das andere Kind schuld und sie wissen gar nicht so genau, wie das passieren konnte Hier ist es wichtig gut zuzuhören, Sachlagen, die wir Biberleiter*innen gesehen haben aufzuklären und gemeinsam mit den betroffenen Kindern zu besprechen, sodass sie zwischen Unfällen und wenn ihnen Unrecht getan wird, unterscheiden lernen� Dann können sie vielleicht auch erzählen, wenn ihnen in anderen Bereichen ihres Lebens Unrecht getan wurde

Seelische Unversehrtheit der Biber

Bei der seelischen Unversehrtheit ist es weitaus schwieriger Was seelische Unversehrtheit bedeutet und wodurch sich ein Kind angegriffen fühlt, kann an sich nur das Kind beurteilen� Aber wie macht es das?

Wie sagt es uns, dass etwas nicht in Ordnung für es ist? Wie können wir mit Kindern erarbeiten, was ihre Grenzen sind und wie sie die Grenzen von anderen Kindern einhalten? Wie helfen wir ihnen dabei auch gesellschaftliche Normen in Bezug auf Grenzen zu verstehen und zu akzeptieren?

Wie können wir Grenzen vorleben? Denn ein Biber braucht vielleicht mehr Grenzen, um sich entwickeln zu können, der andere mehr Freiraum Wie schaffen wir es also, dass wir jedem Kind in unseren Heimstunden gerecht werden?

Wie können wir den Bibern vorleben, wie wir reagieren, wenn persönliche Grenzen überschritten werden? Zum Beispiel wenn ein Kind uns eine unangebrachte Antwort gibt oder wenn ein Biber beim Spielen einen anderen (unabsichtlich) herabsetzt, eigentlich nur aus dem Bedürfnis heraus uns zu zeigen, was er oder sie nicht schon Großartiges kann?

All diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten und bedürfen immer individueller Lösungen und hier wird es schwieriger Es gibt keine Pauschalantworten, kein „Das machen wir in dieser Situation und das machen wir in einer anderen Situation “ Es geht immer um ein Abwiegen der Situation und der Konsequenzen meiner Intervention Auch ein „Nichthandeln“ hat Konsequenzen Es kann genau der Freiraum sein, den dieser Biber jetzt braucht, oder aber dieser Biber hätte genau jetzt einen Rahmen gebraucht, etwas woran er oder sie sich festhalten kann, um sich weiterzuentwickeln

Was können wir als Biberleiter*innen nun aktiv tun, um der Kinderschutzrichtlinie gerecht zu werden?

Was können wir mit den Bibern tun?

Wir können in unseren Heimabenden das Thema „Persönliche Grenzen, das ist für mich in Ordnung, das nicht“ behandeln Wir können mit unseren Kindern gemeinsam besprechen, welche Regeln wir für unsere Heimstunden aufstellen möchten, wie wir gemeinsam versuchen uns daran zu halten und wie wir uns daran erinnern werden�

Heimstundenregeln, die gemeinsam mit den Bibern erarbeitet werden, bei denen jeder Biber sagen kann, was er oder sie nicht will, helfen hier oft Jede*r Biber hat die Möglichkeit sich zu äußern und uns zu erklären, was eine Grenzüberschreitung bei ihm oder ihr ist Du kannst dir dabei noch überlegen, ob es besser ist, die Regeln in Kleingruppen zu erarbeiten, damit jede*r Biber gehört wird Da Biber oft noch nicht lesen können, überlege dir bitte auch vorher, wie du diese Regeln grafisch festhalten kannst Wir können mit den Bibern Heimstunden gestalten, in denen sie den Raum haben über ihre Gefühle zu sprechen Hier geht es im ersten Schritt auch um ein Benennen der Gefühle, denn erst wenn ich weiß, welche Gefühle ich habe, kann ich darüber sprechen Oft passen hier Heimstunden gut, die sich mit dem Schwerpunkt spirituelles Leben auseinandersetzen Wir Erwachsene haben fast mehr Probleme benennen zu können was uns glücklich macht, Biber können das meist besser Sie sollten die Möglichkeit haben uns das zu schildern Wir können über Glück, aber auch über Trauer und Wut und was uns hilft, wenn wir diese Gefühle haben, sprechen Wir können Dinge ausprobieren, die uns helfen beispielsweise Wut zu überwinden� Dabei können wir den Bibern mitgeben, dass sie sich, wenn sie nicht weiterwissen, an einen Erwachsenen wenden sollen

Was können wir im Biberleitungsteam tun? Wir Biberleiter*innen müssen uns auch immer wieder mit unseren Entscheidungen auseinandersetzen Wenn wir eine Entscheidung schnell treffen mussten, weil wir handeln mussten bzw� entschieden haben nicht zu handeln, dann können wir genau diese Situationen im Team nachbesprechen Wir können diese Besprechungen in unsere Reflexionen der Heimstunden einbauen

Wir haben sicherlich noch einiges zu tun, um mit den Bibern gemeinsam die Kinderschutzrichtlinie zu erarbeiten und uns damit auseinanderzusetzen, aber mit jedem kleinen Schritt, den wir hier machen, helfen wir unseren Bibern mehr auf sich selbst achten zu können�