VINSCHGER THEMA
„Zupfer“ und „Klauber“ gesucht Wie sich die Corona-Krise auf die Landwirtschaft auswirkt Absatzproblemen haben derzeit auch Bauern zu kämpfen, die ihre Kartoffeln, ihr Wintergemüse und zum Teil schon ihre frischen Salate auf Bauernmärkten anbieten möchten. Auch Bauernmärkte sind derzeit weitgehend tabu. Stillgelegt ist seit Wochen auch die Wald- und Forstwirtschaft. Viele Frostnächte Auch im Vinschgau gab es Ende März und Anfang April mehrere Frostnächte in Folge. Im Großraum Laas sank die Temperatur auf -7 bis -8 Grad.
Bauernbund-Bezirksobmann Raimund Prugger mit Mundschutz
VINSCHGAU - Der Betrieb in den Obstgenossenschaften läuft zwar unter der Einhaltung strenger Sicherheitsmaßnahmen weiter und auch der Absatz der Äpfel ist derzeit nicht schlecht, aber es gibt etliche andere Bereiche in der Landwirtschaft, denen die Corona-Krise zum Teil arg zusetzt. Wie Raimund Prugger, der Bezirksobmann des Bauernbundes, dem der Vinschger am Samstag bestätigte, liege das Problem der Obstwirtschaft derzeit nicht so sehr bei den Genossenschaften, die aufgrund der Abstandsregelungen und weiterer Vorschriften zum Teil im Mehrschichtbetrieb arbeiten, und auch nicht der Vermarktung, sondern ist mehr darin zusehen, dass es schwierig werden dürfte, genug „Zupfer“ und Apfelpflücker aus osteuropäischen Ländern zu finden. Es wird befürchtet, dass die Erntehelfer überhaupt nicht einreisen dürfen, und wenn doch, dass ihnen ein 14-tätiger Quarantäne-Aufenthalt verordnet wird, was laut Prugger auch keine Lösung wäre. Zeitnaher als die Ernte ist die Ausdünnung. Mit dem „Zupfen“ wird je nach Vegetationsfortschritt zwischen Mitte und Ende Juni begonnen.
schnelle und unkomplizierte Vermittlung von Arbeitskräften. Neben Personen, die aufgrund der Corona-Krise ihre Arbeit verloren haben, richtet sich das Angebot auch an Jugendliche, Studenten und Teilzeitkräfte anderer Branchen.
Plattform www.agrijobs.it Um dem drohenden Mangel an Saisonarbeitern vorzubauen, richtet der Bauernbund eine Internetplattform ein. Mit der Plattform www.agrijobs.it, die bereits am 17. April online gehen soll, versucht der Bauernbund, verstärkt hiesige Helfer für landwirtschaftliche Arbeiten zu gewinnen. Ziel der Plattform, die Arbeitsangebote und Arbeitsnachfragen zusammenführt, ist eine 8
DER VINSCHGER 12-13/20
Die „Milchkette“ hält
In der öffentlichen Wahrnehmung fast untergegangen sind die vielen Frostnächte, zu denen es Ende März und Anfang April auch im Vinschgau gekommen ist und die viele Landwirte nächtelang auf Trab gehalten haben. Die Temperaturen sanken gebietsweise auf -7 bis -8 Grad. Genaue Angaben über die Qualitätsschäden, mit denen bei der Apfelernte zu rechnen sein wird, lassen sich derzeit noch nicht machen. Der Großteil der Apfelanlagen ist zwar durch Frostschutzberegnung geschützt, es gibt aber auch ungeschützte Flächen, vorwiegend an den Rändern der Talsohle. Bereits fest steht indessen, dass die Frostnächte sowohl den Marillenbäumen in tiefer gelegenen Lagen zugesetzt haben als auch so manchen Kirschanlagen. Nicht wenige Bauern haben versucht, die Frostschäden in Apfelwiesen und Kirschanlagen mit Frostschutz-Kerzen (Paraffin) einzudämmen.
Erfreulich ist laut Prugger, dass die Milchwirtschaft von der Corona-Krise bisher weitgehend verschont geblieben ist. Den Bauern sei zwar seitens von Mila-Bergmilch Südtirol empfohlen worden, die Liefermengen etwas zu drosseln, aber das führe zu keinen nennenswerten Problemen. „Der Markt läuft und wir können im Großen und Ganzen zufrieden sein, dass die ‚Milchkette’ hält“, so „Regionalität kann an Wert gewinnen“ der Bezirksobmann. Auf die Frage, welche langfristigen AusAuch etliche Problembereiche wirkungen die Corona-Krise auf die Landwirtschaft insgesamt haben wird, gab sich Hart zu spüren bekommen die Krise Raimund Prugger überzeugt, „dass die Regioindessen landwirtschaftliche Betriebe, die nalität an Wert gewinnen wird.“ Er bezog sich Urlaub auf dem Bauernhof anbieten. Prugger: dabei nicht ausschließlich auf die Landwirt„Dieser Nebenerwerbszweig ist ebenso be- schaft: „Auch bei anderen Dingen werden wir troffen wie die Beherbergungsbetriebe in uns fragen müssen, ob es wirklich sinnvoll ist, der Tourismusbranche.“ Viele Gäste, die für Sachen aus China und anderen Ländern zu den Sommer gebucht hatten, haben bereits importieren, nur weil sie etwas billiger sind.“ storniert. Besonders hart setzt die Krise auch Als Beispiel nannte er etwa Schutzanzüge den Ziegen- und Schafbauern zu. Die Ver- oder Mundschutzmasken. Es gelte, in allen marktung von Kitzen und Lämmern, sprich Bereichen auf möglichst kleine Kreisläufe das klassische Ostergeschäft, ist nahezu zu setzen, „und wir müssen endlich aufvollständig eingebrochen. Schlimm ist die hören, beim Einkaufen nur auf den Preis zu Lage laut Prugger auch für die Weinbauern: schauen.“ Dass regionale Qualitätsprodukte „Die Gastronomie steht still und damit bricht nun einmal etwas teurer sind, liegt auf der auch der Großteil des Absatzes weg.“ Mit Hand. SEPP