Es wird konkret

Page 10

VINSCHGER GESELLSCHAFT

Das ganze Dorf wird zur BĂŒhne STILFS - Alle zwei Jahre wird das Dorf Stilfs zu Fasching fĂŒr einen Tag zu einer großen BĂŒhne. In die Reihe der klassischen FaschingsumzĂŒge lĂ€sst sich das „Stilzer Pfluagziachn“ nicht einordnen, denn es ist anders und viel mehr. Das „Pluagziachn“ reicht weit in die Jahrhunderte zurĂŒck. Wiederbelebt wurde der einzigartige Brauch 1991. Es sind vor allem der Bildungsausschuss, die Theatergruppe s‘Lorgagassl und viele freiwillige Helferinnen und Helfer, die dazu beitragen, dass das „Pfluagziachn“ weiterlebt. Wie viele andere FaschingsbrĂ€uche hat auch das „Pfluagziachn“ mit den Themen Fruchtbarkeit, Austreiben des Winters und FrĂŒhling zu tun. Schon allein die Tatsache, dass die Mitwirkenden im Osten des Altdorfes (Gomperle) zum Umzug aufbrechen, lĂ€sst laut Roland Angerer darauf schließen, dass es um Fruchtbarkeit geht: „Im Osten geht die Sonne auf. Sonne bedeutet Licht, Leben und Fruchtbarkeit.“ Vorchristliche Elemente leben im „Pfluagziachn“ ebenso auf wie christliche. So wird etwa zum Auftakt um Punkt 12 Uhr auf dem Kirchplatz der „Engel des Herrn“ gebetet. Das mehrstĂŒndige Treiben im Anschluss daran ist hauptsĂ€chlich von Zwistigkeiten, Streitereien und Interaktionen zwischen zwei Gruppen geprĂ€gt. Das sind zum einen die sesshaften Bauersleute mit Bauer und BĂ€uerin, Knecht, Dirn, SĂ€mann und andern Darstellern, die mit dem Pflug (Orl) durch das Altdorf ziehen, und zum anderen das „Gesindl“, also die Nicht-Sesshaften, zu denen WanderhĂ€ndler, Kaminkehrer, Pfannenflicker, TabakverkĂ€ufer, Ärzte, Leichenbestatter, VogelhĂ€ndler und andere Gestalten gehören. Die Auseinandersetzungen zwischen den zwei Gruppen bilden laut Roland Angerer den Schwerpunkt des „Drehbuchs“. Dieses sei in diesem Sinn aktueller denn je: „War es frĂŒher das ‚Gesindl’, so sind es heutzutage die AuslĂ€nder, also Fremde, die nicht zu den Sesshaften gehören.“ In das Geschehen miteingebunden werden beim „Pfluagziachn“ auch die Zuschauerinnen und Zuschauer. Es gibt wohl keinen „Stilzer“ und keine „Stilzerin“, die am 10. Feb-

10 DER VINSCHGER 03/24

ruar völlig „ungeschwĂ€rzt“ nach „Gesindl“, das sich zur SchĂŒssel Hause gekommen sind. Der Hö- wagte, um einen der insgesamt hepunkt war auch heuer das Knö- ĂŒber 700 Knödel zu ergattern, delessen bzw. Knödelstehlen um wurde bei der RĂŒckkehr buch15 Uhr auf dem Kirchplatz. Das stĂ€blich „verdroschen“. Detail

am Rand: Mitgemacht hat beim heurigen „Pfluagziachn“ erstmals auch Pfarrer Florian Öttl, und zwar als meckernde und etwas grantige Oma. SEPP


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.