VINSCHGER GESELLSCHAFT
Die Bauern bevölkerten das Kulturhaus „Karl Schönherr“.
Die Sorgen der Bauern Was die Vinschger Landwirtschaft bewegt. SCHLANDERS - Aus dem ganzen Vinschgau waren sie gekommen. Zahlreich. Kein Wunder, schließlich gab es nach pandemiebedingt schwierigen Jahren bei der heurigen Bezirksversammlung des Südtiroler Bauernbundes am Montag, 23. Jänner, gar einiges zu besprechen. Apropos Pandemie: „In dieser Zeit sind wir draufgekommen, dass wir Bauern doch systemrelevant sind“, betonte der Vinschger Bezirksobmann Raimund Prugger. Ohnehin war man bei der Versammlung um deutliche Worte bemüht. Den Stellenwert der Landwirtschaft gelte es weiter hervorzuheben. Den Wert einer Landwirtschaft, die vor großen Herausforderungen steht. Und im hier und jetzt zwar generell noch in den meisten Bereichen „solide“ sei, aber von eitel Sonnenschein weit entfernt. Sorgen bereiten unter anderem sinkende Auszahlungspreise im Obstbau, ein mäßiger Verkaufsstart und eine Milchwirtschaft, die sich mit extremen Kostensteigerungen und zugleich nach wie vor tiefen Preisen immer schwerer tut. Auch das Thema Tierwohl bereitet den Bauern Kopfzerbrechen. Man müsse schauen, ob alle künftig geforderten Maßnahmen, etwa was das Zertifizierungs-
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DER VINSCHGER 02/23
system „Classyfarm“ betreffe, für alle Be- nomische Nachhaltigkeit, die ökologische triebe zu stemmen sind. und auch die soziale“, so Rinner. Alle drei müssten zusammenspielen. „Nachhaltigkeit Herausforderung Nachhaltigkeit annehmen ist eben nicht nur ökologisch, nicht nur Klimaschutz und Artenvielfalt, sondern auch Die Herausforderung der Nachhaltigkeit Wirtschaftlichkeit und der soziale Aspekt wolle man annehmen, habe man bereits spielen eine Rolle“. Die Bauerschaft müsse angenommen. Man sei in Südtirol auf weiterhin im sozialen Leben eine gewichtige einem „guten Weg“, wie der Direktor des Rolle spielen. „Es ist ein Teil unserer Kultur“. Bauernbundes, Siegfried Rinner betonte. Und schlussendlich sei auch die Wichtigkeit Das wichtigste Thema sei dabei aber im- eines wirtschaftlich gut arbeitenden Bemer die Ernährungssicherheit. „Das ist triebes selbstverständlich. „Betriebe können die ureigene Aufgabe der Landwirtschaft. nur etwas leisten, wenn sie bestehen. Wenn Darum muss sich alles drehen“. Rund he- ein Betrieb noch in 100 Jahren besteht, dann rum könne man dann über Naturschutz, ist das nachhaltig“. Wenn es so wie in SüdArtenvielfalt, Klimawandel und Tierwohl tirol viele Höfe gibt, die seit Jahrhunderten reden. „Die Ernährungssicherheit ist kein in Familienbesitz sind, Erbhöfe, kulturell Gegenpol zu diesen Themen. Im Gegenteil. wertvoll, und immer noch effizient, ja dann Es darf kein entweder-oder sein, es muss dürfe man auch in solchen Fällen von Musein sowohl-als auch geben“, erklärte er. Ein terbeispielen an Nachhaltigkeit sprechen. „sowohl-als auch“ was wirtschaftlich ertragreiche Landwirtschaft und was ökologische Auf eigenen Beinen stehen Nachhaltigkeit betreffe. In Europa seien zwischen 2010 und 2020 rund drei Millionen landwirtschaftliche BeBitte auch wirtschaftlich nachhaltig triebe aufgelassen worden. „Das sind rund „Das Wort Nachhaltigkeit hat seine Be- 800 pro Tag“, rechnete Rinner vor. Trotzrechtigung, mehr denn je. Es gibt die öko- dem sei es gelungen, die Versorgungssicher-