VINSCHGER GESELLSCHAFT
„Die spezifische und richtige Anlaufstelle“ SCHLANDERS - Claudia Pichler und Sara Bagozzi vom Verein „Frauen gegen Gewalt“ leiten die Beratungsstelle in Schlanders und sind für die Frauen da. der Vinschger hat mit den beiden gesprochen. der Vinschger: Ist der Bedarf im Vinschgau da? CLAUDIA PICHLER: Wir schät-
zen den Bedarf groß ein. Der Vinschgau ist ein großes Tal, mit weiten Strecken. Daher ist es vielleicht auch oft schwierig für eine Frau, die am Reschenpass wohnt, nach Meran zu kommen. Der Bedarf im Vinschgau ist kurz gesagt genau so groß wie im restlichen Südtirol. Die Angebote hier wurden bisher leider nicht so gut abgedeckt. Das soll sich nun ändern. Es gibt aber natürlich unterschiedliche Situationen und sicher auch Vinschgerinnen, die dennoch lieber nach Meran fahren. Das soll je nach Möglichkeit und eigene Wünsche so gemacht werden. Wann sollten Frauen Hilfe suchen? SARA BAGOZZI: Früh genug und
auch dann wenn sie sich unsicher sind, ob sie Gewalt erfah-
Was erwartet die Frauen in der Beratungsstelle? SARA BAGOZZI: Die Mitarbeiterin-
nen sind darauf vorbereitet vorurteilsfrei zuzuhören. Anonymität und absolute Verschwiegenheit werden garantiert. Entscheidungsträgerin für ihre Situation ist allein die betroffene Frau und die Mitarbeiterinnen geben Auskunft und Unterstützung. Es werden keine Schritte ohne den Wunsch bzw. dem Einverständnis der betroffenen Frau unternommen. Wenn es notwendig ist sich vom eigenen Wohnort zu entfernen, um sich aufgrund der Gewalterfahrung in Sicherheit zu bringen, besteht die Möglichkeit Sind in Schlanders für die Frauen da: Claudia Pichler (links) und Sara Bagozzi. in das Frauenhaus aufgenommen zu werden. Auch dafür stehen die ren. Egal ob es zu psychischer CLAUDIA PICHLER: Leider erzählen Mitarbeiterinnen unterstützend zur oder physischer Gewalt kommt. uns Frauen auch oft davon, dass sie Seite und es ist möglich die NotrufSicher, die erste Kontaktaufnah- mit anderen Fachstellen und Fach- nummer zu kontaktieren. me mit der Beratungsstelle ist personen versucht haben über ihre CLAUDIA PICHLER: Auch nicht dinicht einfach, denn man muss Situation zu sprechen und die rekt betroffene, sondern andesich outen, zugeben, dass man Gewaltsituationen nicht erkannt re Frauen und Männer, die über Gewalt erfährt und das ist eine wurden. Sie mussten danach erst häusliche Gewalt Bescheid wissen, schmerzhafte Erfahrung, das wieder Mut schöpfen, um Kontakt können sich an die Beratungseigene Erlebte ist mit Scham ver- mit der Beratungsstelle aufzuneh- stellen wenden. Damit kann auch bunden und häufig fühlen sich men. Es ist uns daher besonders eine Kontaktaufnahme der von die Frauen dafür verantwortlich. wichtig zu betonen, dass die Be- Gewalt betroffenen Frau unterDie Schuld für das Erlebte gibt ratungsstelle die spezifische und stützt werden. der Gewalttäter immer wieder daher richtige Anlaufstelle ist, für der Frau. Frauen die Gewalt erfahren haben. INTERVIEW MICHAEL ANDRES
Kostenlos und offen SCHLANDERS - Die Beratung für Frauen in Gewaltsituationen wird jeden letzten Donnerstag des Monats in der Göflaner Straße 28 in Schlanders angeboten. Als Beraterinnen stehen derzeit Clau-
dia Pichler und Sara Bagozzi zur von 9 bis 11 Uhr geöffnet und willkommen, sondern auch PerVerfügung. Die beiden sprechen für alle offen. Telefonisch ist die sonen, die eine Frau in Gewaltdeutsch, italienisch und englisch. Kontaktaufnahme 24-stündig und situationen kennen und sich inEine Terminvereinbarung ist nicht an 365 Tagen im Jahr möglich. Die formieren möchten. Anonymität nötig, aber bei Wunsch möglich. kostenlose Nummer: 800014008. und Verschwiegenheit wird dabei Die Beratungsstelle ist dabei stets Nicht nur direkt Betroffene sind garantiert.
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