Im Kulturkampf

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

„Ich dachte, ich würde sterben“ Lorenz Kuntner hat Covid-19 überstanden: „Ich zählte nicht die Tage, sondern die Sekunden.“ Neues Buch „Heimstätte der Wahrheit“. PRAD - Es war eine Mandelentzündung, die ihn in seinen Jugendjahren dazu zwang, das Krankenhaus aufzusuchen und sich behandeln zu lassen. Entfernen ließ sich Lorenz Kuntner die Mandeln damals aber nicht. Er hatte später zwar manchmal Angina, war sonst aber immer gesund. Zunächst an Angina dachte er auch am 14. Februar dieses Jahres, als er sich unwohl fühlte und Fieber bekam. Weil ein Halsspray und Medikamente, die er zu Hause hatte, nicht halfen, „war mir klar, dass ich jetzt den Hausarzt brauchte.“ Dieser verschrieb ihm Medikamente zur Fiebersenkung, die aber keine Wirkung zeigten. So suchte Lorenz erneut den Arzt auf. Ein Schnelltest ergab, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert hatte. Sein Gesundheitszustand wurde immer schlechter: „Ich fühlte mich hundselend. Ich dachte, ich würde sterben, und war heilfroh, dass mich das Weiße Kreuz in das Krankenhaus nach Schlanders brachte.“

Lorenz Kuntner: „Ich dachte, ich würde sterben, aber ich wollte leben.“

habe er trotz allem noch Glück gehabt, „denn diese Krankheit erwischt nicht jeden gleich.“ Während er immer bei Bewusstsein war und auch sprechen konnte, sei es einigen seiner Leidensgenossen schlechter ergangen: „Manche brachten keinen Pieps heraus und wurden vom Arzt gebeten, mit den Augen ein Zeichen zu geben, falls sie imstande wären, ihn zu „Ich wollte nicht sterben“ hören.“ Auch das laute Beten von Rund 3 Wochen lang wurde er Krankenbettnachbarn hört Lorenz in der Covid-Station behandelt, bis heute. Unvergessen bleibt ihm ca. eine Woche davon in der In- das Gebet eines alten Mannes aus tensivabteilung. Intubiert werden dem Obervinschgau: „Jesus, ich musste er zwar nicht, „aber für hab dir lieb.“ eine bestimmte Zeit setzte man mir eine Sauerstoffmaske auf, die „Ihr habt mir das ich zwischen 3 und 4 Stunden Überleben ermöglicht“ am Tag tragen musste.“ Wie viele Tage waren das? Lorenz: „Ich habe Nicht müde wird Lorenz, alnicht die Tage gezählt, sondern len zu danken, die im Krankendie Sekunden.“ Manchmal habe haus arbeiten und die ihn betreut er das Gefühl gehabt, dass ihm die und behandelt haben: „Alle sind Maske den Kopf zerdrücke. Dabei gleich wichtig, egal ob es die Ärz-

te sind, die Krankenschwestern oder die Reinigungskräfte.“ Seinen Dank bringt er auch in einem Begleitbrief zu seinem neuen Buch „Heimstätte der Wahrheit“ zum Ausdruck, das er im Eigenverlag herausgebracht hat: „Mein Leben stand auf Messers Schneide. Ärzte, Krankenschwestern und Spitalbedienstete haben mir in höchster Not das Überleben ermöglicht. Ich kann mich wahrlich nicht genug bei allen Nothelfern bedanken.“ Als Künstler und Kulturschaffender ringe er andauernd „mit der Verwirklichung des Phantastischen im Allgemeinen.“ In seinen bisher insgesamt elf Büchern „spiegelt sich Literarisch-Philosophisches“. Allerdings will Lorenz Kuntner seine Bücher nicht mehr im eigenen Haus in der „Schmelz“ in Prad „verschimmeln“ lassen, sondern gibt sie frei, „wesentlich unterhalb meines Selbstkostenpreises.“

Totempfähle, Skulpturen, bemalte Steine und vieles mehr: Lorenz Kuntner hat die unmittelbare Umgebung seines Hauses in der „Schmelz“ in ein Freilichtmuseum verwandelt.

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DER VINSCHGER 11-12/21

„Nimm und lies“ Seine Schlussworte: „Ich sage nur dies: Nimm und lies. Und lebe dein Leben, das dir gegeben.“ Das Gefühl für die Sprache hat Lorenz seiner Grußmutter väterlicherseits zu verdanken: „Die ‚Neina’ war die wichtigste Person in meinem Leben. Sie hat mir in der alten Stube immer laut vorgelesen. Die Dolomitensagen, Bücher von Karl May, Goethe und vielen anderen. Erst mit 15 Jahr habe ich begonnen, selbst zu lesen.“ Die „Neina“ Maria war Lehrerin während der k. u. k. Monarchie und hat später u.a. auch als Kindermädchen in Livorno gearbeitet. Die Zeiten waren damals karg. „Wir hatten ein paar Ziegen, zwei Schweine und einige Hennen. Mehr ging sich nicht aus, denn wir hatten keinen einzigen Quadratmeter Grund“, erinnert sich Lorenz. Aufhupfen durften die Kinder in der Stube


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