VINSCHGER THEMA
Auf der Gonda-Alm bekommen die Kühe nur Weidegras und biozertifiziertes Zusatzfutter.
Rund 40% Bioflächen Anja Matscher erinnerte an den Grundgedanken des Projektes „Machbarkeit BioTal Matsch.“ Es gehe darum, gemeinsam mit den Menschen vor Ort eine nachhaltige und umweltverträgliche Lebens- und Wirtschaftsweise zu stärken. Mit der Nutzung
von Talenten und Stärken vor Ort lassen sich Mehrwerte für alle schaffen. Es sei mehr als erfreulich, dass mittlerweile rund 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Matsch und Muntetschinig biologisch bewirtschaftet werden. Zu den vielen Initiativen im Rahmen der Projektes „Machbarkeit BioTal Matsch“ gehört unter
anderem auch der Verkauf regionaler und biologischer Produkte im Dorfladen Stecher in Matsch. Im Sommer 2017 wurde Matsch zum ersten Bergsteigerdorf in Südtirol gekürt. Das Tal ist seither Teil des länderübergreifenden Netzwerkes der SEPP Bergsteigerdörfer.
Feststimmung auf der Gonda-Alm in Matsch.
„BSE war der Auslöser“ MATSCH - Es war 1996, als der sogenannte BSE-Skandal die Viehwirtschaft zu erschüttern begann. Im Jahr 2000 hat die EU die Verfütterung von Fleisch- und Knochenmehl an Rinder verboten. Die damalige Ausbreitung der Tierseuche BSE war der Grund dafür, dass sich in Matsch 7 Bauern und Bäuerinnen darauf geeinigt hatten, auf herkömmliches Kraftfutter zu verzichten und nur mehr silofreies Heu und Getreidemischungen zu verfüttern. „Wir wollen eigentlich eine Genossenschaft gründen, aber von den 7 Bauern und Bäuerinnen blieben am Ende nur 2 übrig und die Idee hat sich nicht durchgesetzt“, sagte Sebastian Frank beim Alpfest auf der Gonda-Alm dem der Vinschger. Nach mehreren Jahren anderweitiger Tätigkeiten ist Sebastian seit ca. 5 Jahren wieder Bio-Viehbauer. Zusätzlich dazu baut er auf ca. 4 Hektar zusammen mit
Peter Telser Bio-Gemüse an. Sebastian hat heuer 6 Kühe auf die Gonda-Alm gebracht. In der Bewirtschaftung als Bioalm sieht er zwar eine Chance, aber um die Berglandwirtschaft insgesamt zu erhalten, brauche es noch viele weitere Schritte und Maßnahmen, vor allem auch seitens der Politik. Dass vermehrt auf Nachhaltigkeit zu setzen ist, steht für ihn außer Frage. Ein Überleben der Bergbauern sei eng mit einer höheren Wertschätzung und auch mit höheren Preisen der hochwertigen Qualitätsprodukte verknüpft. Ein immer größerer Stellenwert komme dem Tourismus zu. Bäuerliche Betriebe, die in entlegenen Tälern wie Matsch Urlaub auf dem Bauernhof anbieten, müssten im Vergleich zu touristisch und gesamtwirtschaftlich stark entwickelten Gemeinden und Gebieten stärker gefördert werden. Was vielen kleinen Bergbauern in peripheren Ge-
bieten fehle, sei oft schlicht und einfach das Geld: „Viele habe kein Startkapital, um zum Beispiel einen neuen Weg zu wagen. Viele junge Leute arbeiten auswärts, oft in der Schweiz, und die alten Leute verrichten zum Nulltarif die Arbeit auf dem Hof.“ Auch höhere Direktzahlungen wären notwendig. Sebastian Frank (im Bild): „In der Schweiz bekommt ein Bauer mit 20 Hektar Grund ca. 80.000 Schweizer Franken pro SEPP Jahr.“
DER VINSCHGER 27/19
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