VINSCHGER THEMA
Vergessene Welt Wie viele weitere Bauern auf dem Lichtenberger Berg ist Konrad Riedl ledig geblieben. Einblicke in eine bergbäuerliche Welt hoch über dem Tal. LICHTENBERG BERG - Eine schmale, aber asphaltierte Straße führt hinauf auf den Lichtenberger Berg. Dort, in Abgeschiedenheit und uriger Bergbauernidylle findet man sie, die Lichtenberger Höfe. Das idyllisch wirkende St. Josef-Kirchlein befindet sich im Zentrum der Prader Fraktion Lichtenberg Berg. Wenn man es überhaupt als Zentrum bezeichnen kann. Vielmehr sind die Lichtenberger Höfe eine Reihe verstreut am Hang liegender Bauernhöfe. Fleißige Bauern bewirtschaften diese in schwieriger Lage. Einer davon ist Konrad Riedl. Ein sympathischer Landwirt, arbeitsam und bescheiden. „Schon wieder ein Medienmensch“, lacht er. Erst kürzlich wurde eine Reportage über die „Ledigen am Lichtenberger Berg“ für Rai Südtirol produziert. Ein Jahr lang begleiteten die freischaffende Journalistin Astrid Kofler und Günther Neumair immer wieder die Bergbauern am Lichtenberger Hof. Von denen ein Großteil ledig geblieben ist. Der Film liefert einen Einblick in eine Bergbauernwelt auf rund 1.500 Metern Höhe. In die Welt von Konrad Riedl.
bezieht eine kleine Rente. Die Arbeit, am heimischen Larchhof, ist aber nach wie vor sein Leben. Und wird es auch immer sein. „Immer weitermachen. So lange man es halt noch irgendwie schafft. Was dann kommt, wer weiß“, so Riedl. Er selbst weiß es nicht, wie es mit „seinem“ Bergbauernhof, der auf eine lange Tradition zurückblickt, einmal weitergeht. Aufgewachsen mit zwei Schwestern und einem Bruder, habe es sich ergeben, dass Konrad den Hof übernehme. Nach der Grundschule arbeitete er auf Almen und als Hilfsarbeiter in einer Zimmerei im Tal, später dann auf dem heimischen Hof. „Meine Eltern sind dann gestorben, ich bin übriggeblieben“, erzählt er. 1977 wurde das Haus neu gebaut, 1987 der Stadel. Seine Geschwister leben schon lange im Tal, sind verheiratet. Die eigene Hochzeit hat Konrad Riedl, wie viele weitere Bergbauern auf den Lichtenberger Höfen, nicht erlebt. „Es hat sich halt nicht ergeben. Nun hat es sich erledigt“, sagt der Bergbauer.
„So lange es halt geht“
Insgesamt 18 Höfe gibt es auf Lichtenberg Berg. 40 bis 50 Leute leben hier, verstreut am Hang. Bis in die 1990er Jahre gab es sogar noch eine Schule. Früher, als Konrad Riedl noch im Schulalter gewesen sei, gab es hier am Lichtenberger Berg noch über 30 Schüler. Derzeit leben nur mehr zwei Kinder auf den Lichtenberger Höfen. Eine Bar gibt es nicht, einen Laden ebenso wenig. Gesellschaftliches Leben
„Wir sind vom Aussterben bedroht“, erzählt Riedl im Gespräch mit dem der Vinschger. Für das Interview legt er eine kurze Pause bei den Holzarbeiten ein. „In der Küche ist es halt doch gemütlicher“, bittet mich der allein lebende Landwirt in sein Haus. Konrad Riedl selbst, Jahrgang 1951, ist eigentlich bereits in Pension,
Viele Höfe, wenig Kinder
Konrad Riedl im Stall und in der Küche. Im Bild rechts der Larchhof.
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DER VINSCHGER 08/19
spielt sich kaum auf dem Hang ab. Vielmehr widmen sich die fleißigen Bauern ihrer Arbeit. Für Riedl etwa beginnt der Tag um 6 Uhr morgens mit dem Melken der Kühe. Sieben Milchkühe nennt der Bauer derzeit sein Eigen, dazu acht Jungrinder und ein Kalb. Zudem einige Hühner und einen Hahn. Als Haustier hält er eine Katze. Zwei Kälber habe der Bergbauer kürzlich verkauft. Als Preis für ein Kalb seien 40 Euro erzielt worden; Riedl zeigt die Rechnung und betont: „Da hat man nicht mal die Kosten drinnen, an die Arbeit darf man gar nicht denken“. Aber, hadern mit der Arbeit, mit dem Schicksal, mit dem Leben, das tut Konrad Riedl nie. Er lacht, ist zufrieden, mit sich und der Welt. „Hat noch keinem geschadet“ „Die Arbeit ist schon oft anstrengend. Vor allem alleine. Aber Arbeit hat noch keinem geschadet“, sagt er. Und, seine Arbeit, die macht er mit Freude. „Die Arbeit in der freien Natur, die Arbeit mit den Tieren, das ist schon etwas Schönes“, berichtet der Bergbauer. Die Milch, die er an Mila liefert, muss um halb 8 „pronto“ sein, um 8 gönnt sich Riedl die Nachrichten und ein Frühstück. Einen großen Teil des Vormittags verbringt der Landwirt mit Stallarbeit. Kommt er von der Arbeit nach Hause, gibt es für ihn kein fertiges Essen auf dem Tisch. Dennoch kocht der 67-Jährige abwechslungsreich. „Mal ein Gulasch, mal Nudeln, mal andere