Blick ins Schnalstal

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

„Die Sprache des Krieges ist keine Alternative“ MARTELL - „Die Sprache des Krieges darf für uns keine Alternative oder Option sein.“ Dies sagte Anton Pirpamer, der Präsident des Pfarrgemeinderates Latsch, bei der Andacht, die er am Seelensonntag bei der Kapelle St. Maria in der Schmelz in Martell gestaltete. Es waren die Vinschger Schützen, die zur traditionellen Gedenkveranstaltung eingeladen hatten. Schützen und Marketenderinnen zahlreicher Kompanien aus dem Vinschgau hatten sich eingefunden, um vor allem der Gefallenen und Opfer des Ersten Weltkriegs, der vor 100 Jahren zu Ende ging, zu gedenken. Manfred Haringer (im Bild) erinnerte in seiner Gedenkrede an das unsägliche Leid und Opfer, das

der Erste Weltkrieg für viele Menschen gebracht hat: „Leidtragend war in erster Linie das Fußvolk eines jeden Staates, das - angetrieben durch Kriegspropaganda und patriotische Reden – durch die ‚Hölle’ geschickt wurde.“ Sogar die Religion habe man mit ins Spiel gebracht und von einem „gerechten“ und „heiligen“ Krieg gesprochen. Was die Soldaten mitmachen mussten, machte Haringer am Beispiel des Soldaten Heinrich S. fest, aus dessen Tagebuch er einige Passagen vortrug. „Man muss einfach zu Gott beten, dass es einen nicht trifft und sollte es mich treffen, dass ich sofort tot bin“, heißt es darin. „Genau heute vor 100 Jahren wurde zwischen Österreich-Ungarn und Italien nach über 10 Millionen Toten der Waffenstillstand geschlossen.“ Nach so viel Elend, Trauer und Not. „Krieg dem Krieg“, sagte Haringer. Krieg kenne keine Trauer und sei die „Hölle“ auf Erden.

Zahlreiche Schützen und Marktenderrinnen nahmen an der Gedenkveranstaltung bei der Kapelle St. Maria in der Schmelz teil.

Eindringlich rief er zur Sicherung des Friedens auf: „Tragen wir dazu bei, dass der Friede nicht versandet, sondern tagtäglich im Leben erhalten bleibt und uns als glaubende und glückliche Menschen verbindet.“ Die Generaldecharge führte eine Ehrenformation der Schützenkompanien Latsch, Goldrain und Morter durch. Musikalisch umrahmt hat die Gedenkveranstaltung eine Bläsergruppe der Musikkapelle Goldrain/Morter. Auch ein Kranz wurde niedergelegt.

Der Bezirksmajor Arno Rainer dankte allen, die zum Gelingen der Gedenkveranstaltung beigetragen haben. Einen besonderen Dank zollte er Manfred Haringer, Anton Pirpamer, der Bläsergruppe sowie dem Marteller Bürgermeister Georg Altstätter und allen weiteren Personen, die an der Veranstaltung teilgenommen haben. Über die Gedenkveranstaltung am Soldatenfriedhof in Spondinig berichten wir in der nächsten Ausgabe. SEPP

LESERBRIEFE

Karsten Nachbaur aus Pürgen aufs Neue! (Zum Leserbrief im der Vinschger Nr. 37/2018) Der gute Karsten Nachbaur ist, obwohl es ihm im Frühjahr noch fast „schlecht“ wurde (sein Leserbrief vom 24.03.2018), wieder gekommen. Dies auf der Suche nach einer „pestizidfreien Umgebung“, auf die er „schon sehr viel Wert legt“. Angelockt vom „Malser Weg“ hat er wieder den Obervinschgau besucht, dies mit Freuden, aber auch mit Schrecken, wie er schreibt. Gerne verzichte ich darauf zu wiederholen, was ich im Frühjahr Herrn Nachbaur entgegnete (Leserbrief vom 09.04.2018). Ich verstehe Herr Nachbaur nicht, wenn er schreibt, „die Welt ist zu klein, um in Kategorien Einheimischer, Zugereister oder Gast zu denken“, und weiter: „Der „Malser Weg“ sollte zum „Europäischen Weg“ werden. Die Welt ist aber noch groß genug, um im November letzten Jahres in

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DER VINSCHGER 38/18

Brüssel den Einsatz von Glyphosat um weitere fünf Jahre zu gestatten. Dies ist zudem auch erfolgt durch das etwas unglückliche Zutun des ehemaligen deutschen Landwirtschaftsminister Schmidt, übrigens ein Bayer (CSU), der sich nicht an die Vorgaben des Kabinetts hielt. Und da bin ich jetzt bei Karsten Nachbaur und seinem Wohnort Pürgen im Landkreis Landsberg in Oberbayern. Schaut man auf die Landkarte, so ist der kleine Ort Pürgen umgeben von Landwirtschaft, die 53,5% der Gesamtfläche der Gemeinde ausmacht. Davon wird auf 1/3 Getreide angebaut. Wie da großflächig gespritzt wird, weiß Herr Neubaur nur zu gut. Und so gesehen kann man ihn sehr wohl verstehen, dass er eine „pestizidfreie Umgebung“ sucht, zu Hause hat er sie sicher nicht. Vergleichsweise belegen die Südtiroler Obstbauern 6,9% von der Fläche nach Bodennutzung, erarbeiten aber einen Produktionswert von 47,5%. Die Südtiroler Bauern sind sich ihrer Verantwortung der Umwelt gegenüber sehr be-

wusst. Wäre der „Malser Weg“ tatsächlich „die große Chance“, dann wäre er nicht so umstritten. Eine Umstellung auf „BIO“ brächte Produktionsausfälle von mehreren Jahren. Ist sich dies Herr Neubaur überhaupt bewusst? Eine neue „Marke“ im Tourismus, braucht es das? Der Vinschgau und das ganze Südtirol sind attraktiv genug, um nachhaltigen Urlaub mit großem „Wiederkehreffekt“ zu bieten. Freuen wir uns doch an den unzähligen zufriedenen Feriengästen, erstaunlicher Weise kommen auch „unzufriedene“ immer wieder zurück.

Realität sind, ist das dritte Thema (keine Experimente) wohl für die deutsche Opposition gemeint, an die man keine Stimmen verlieren wollte. Das Ergebnis und das Problem: man hat damit nicht nur deutsche Stimmen ins nationalistisch-italienische Lager Lega übergeleitet und gestärkt, sondern das ganze volkstumspolitische deutsche Lager, Arbeitnehmer usw. geschwächt. Hingegen hat sich die Süd-Tiroler Freiheit, die sich anderen Parteien gegenüber seriös verhalten hat und für Themen wie Erhalt unserer Kultur, Sprache, Krankenhäuser, österreichische Staatsbürgerschaft und PETER H. SCHMID, KASTELBELL, 04.11.2018 für mehr Unabhängigkeit geworben hat, nichts vorzuwerfen. Das Gesamtergebnis dieser Wahl: die Wahlwerbung SVP hat sich ein Eigentor besorgt und Südtirol einer einfachen, itaund Endergebnis lienischen Provinz näher gebracht. Italien im Chaos, Europa in Krise, Frei nach dem Motto „Südtirol jetzt keine Experimente! Mit die- schafft sich ab“. sen Themen ist die Regierungspartei in den Wahlkampf einge- LUIS PIXNER, KASTELBELL, 30.10.2018 stiegen. Während die ersten zwei Themen seit Jahren bekannt und


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