„Ziehen an einem Strang“

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Kaser zurück in der Schule Ausstellung in Mals widmet sich bis 15. Juni dem Dichter N.C. Kaser, ihre Präsentation bot Einsichten in Leben und Werk des Sprachkünstlers. MALS - Für Thomas Strobl, Lehrer einer Maturaklasse an der OSZ Claudia von Medici in Mals, gehe es vor allem darum, den Schülerinnen und Schülern seiner Klasse zu zeigen, dass der 1947 in Brixen und 1978 in Bruneck gestorbene Dichter heute noch aktuell ist. Kapuziner und Kommunist, trat er später aus der Kirche aus: „Da ich ein religiöser Mensch bin, trete ich aus der Kirche aus“, schrieb er. Ein Dichter von Rang, nicht wegzudenken aus der Literatur, gab Direktor Werner Oberthaler zu bedenken. Kaser war widersprüchlich und mit einem genialen Sprachgefühl ausgestattet, er war Dichter und Trinker, schrieb für die italienische Tageszeitung Alto Adige, bereiste Norwegen und Tunesien, entwickelte ein ak-

der Literatur wurde viel zitiert, war „einer der letzten großen Briefeschreiber der deutschen Literatur“ und seinem Freund Klaus Gasperi schickte er Gedichte per Post – obwohl sie sich täglich sahen. Vieles gäbe es über Kaser zu berichten. Mehr noch: von ihm zu lesen. Von seinem gemeinsam mit Bert Walser gestalteten 11-minütigem Film über Kaser sagte Journalist Benedikt Sauer: „Es war eine Herausforderung, dieses Leben und Werk in N. C. Kaser Kürze zu portraitieren“. Und doch traten während der Präsentation ribisches Verhältnis zu Büchern, (inklusive Film) nicht nur Daten, flog aus dem Kapuzinerkloster, Fakten und Eindrücke, sondern weil er zu viel reformieren wollte, auch von Schülerinnen gelesene „Den Tiroler Adler“ wollte er wie Gedichte und die Erinnerungen einen „Gigger rupfen“, seine 1969 der ehemaligen Kaser-Schülerin gehaltene Rede zum Zustand Renate Tappeiner in den Vorder-

grund. Tappeiner erinnere sich noch heute gerne an ihren Lehrer, der sie in seiner kurzen Zeit in Laas geprägt habe. Es sei ihm ein großes Anliegen gewesen, seinen Schülerinnen und Schülern Deutsch beizubringen. Ein Lehrer, der auch lustig sein konnte, auf die Schüler einging und ihnen eigene Gedichte vorlas. Renate Tappeiner ist Kaser heute noch verbunden: „Ich bedanke mich bei ihm, dass ich gelernt habe, Gedichte auswendig zu lernen“. Die Ausstellung „Tiroler Dissident und Stern erster Ordnung ist von Kaser-Biograf Benedikt Sauer mitgestaltet und will jungen Menschen die Schönheit und Qualiät der Texte von Kaser erschließen. KAT

Auf den Spuren der Räter: Zwei Lehrfahrten BURGEIS - Die Geschichte der Räter bildete einen Schwerpunkt im heurigen Geschichteunterricht der 1. Klassen der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg mit den Fachlehrern Andreas Paulmichl und Karl Punter. Mit der Eroberung des Alpenraums durch die Römer entstand ein neu zu verwaltendes Gebiet, das unter der Bezeichnung Raetia mit der Hauptstadt Augsburg eine Vielfalt von Volksstämmen umfasste, die in ihrer Heterogenität sowohl kulturelle als auch religiöse Variationen aufwiesen. Die Römer unterschieden zwar zwischen den verschiedenen Stämmen, wie man auf dem Triumphbogen in La Turbie entnehmen kann, dennoch bildete dieses Konglomerat an Völkerschaften eine einheitliche, wenn auch komplexe Verwaltungseinheit auf einem verhältnismäßig großen Gebiet, das im Südosten bis an das Raetia-Heiligtum in Este bei Padua reichte und im Nordwesten in der Bodensee-Gegend seine Begrenzung fand. Der

Gruppenbild vor der Kathedrale in Chur

Vinschgau, an der Schnittlinie zwischen Raetia prima und Raetia secunda gelegen, bildet gewissermaßen einen Mittelpunkt, von dem aus die Außengrenzen dieses Gebietes im Rahmen zweier Lehrfahrten erforscht werden sollten. Ausgehend von Unterrichtseinheiten vor Ort auf dem Ganglegg bei Schluderns und dem Tartscher Bühel sowie der Schalenstein- und Menhir-Kulturen im mittleren Vinschgau, führten zwei Fahrten an die Peripherie des alträtischen Raumes. Am 19. April stand mit dem Ziel Este

(Provinz Padua) das Heiligtum der namensgebenden Göttin der Räter, Raetia, im Fokus der Nachforschung. Das im historischen Palazzo Mocenigo untergebrachte „museo nazionale atestino“ beherbergt die umfangreichste Sammlung rätischen Kulturgutes vom Neolithikum bis zum Altertum. Vom äußersten Südosten führte eine weitere „Expedition“ am 24. Mai an den nordwestlichsten Punkt des rätischen Gebietes, in die Hauptstadt Chur der Provinz Raetia prima. Das in einem ehemaligen Patrizierhaus

untergebrachte Rätische Museum präsentiert sich zwar etwas bescheidener als jenes von Este, steht aber in seiner Bedeutung dem „museo atestino“ in nichts nach. Die bedeutendste Klammer zwischen dem Bündner Raum und dem Vinschgau bilden die Zeichen religiöser Gemeinsamkeiten, wie die Bistumsheiligen St. Luzius und St. Florinus, die sowohl im entfernten Chur als auch auf der Fürstenburg, in Laatsch und Matsch Verehrung finden. Die Ringkrypta in der Kirche St. Luzi beherbergt heute noch kostbare Reliquien des Bistumsheiligen. Der Hl. Florinus, aus Matsch gebürtig und in Ramosch als Priester tätig, stellt einen weiteren Bezug zu unserer Geschichte her. Absoluter Höhepunkt für viele Schüler/innen bildete die Audienz bei Seiner Exzellenz, Vitus Huonder, Diözesanbischof von Chur, der mit seinen Ausführungen und Episoden aus seinem Leben zu begeistern wusste. RED

DER VINSCHGER 21/18

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