VINSCHGER GESELLSCHAFT
Zeit der „Fake News“? Was es mit „Fake News“ und Co. sowie Objektivität der Medien auf sich hat, darüber sprach Harald Knoflach in Naturns. NATURNS - Harald Knoflach, ein gebürtiger Innsbrucker, ist in seinem Element, wenn er über die Medienlandschaft spricht. Der 42-jährige Journalist und Politikwissenschaftler, der heute beruflich am Vinzentinum in Brixen tätig ist und einen privaten Blog betreibt, war früher selbst in einer Redaktion aktiv, damals für das Tagblatt „Dolomiten“ in der Bozner Stadtredaktion. Die Medien, das Drumherum, Chancen und Herausforderungen, die unter anderem das Medium Internet bietet, sind nach wie vor eines seiner Spezialgebiete. Im Blog Brennerbasisdemokratie beschäftigt er sich mit Politik, Südtirol, aber auch mit der Berichterstattung in den Medien. Im Jugendzentrum in Naturns referierte er kürzlich im Rahmen der Präventionstage 2017 zum Thema „Alles Fake News? Medien, Macht und Manipulation. Surfen auf der Informationswelle“.
Viele Unwahrheiten im Netz Heute, mit dem Internet, habe sich so einiges verändert. „Mittlerweile sind nicht mehr ausschließlich Journalisten die Überbringer von Nachrichten, sondern jeder kann über das Medium Internet etwas mitteilen“, brachte es Knoflach auf den Punkt. Dass solche „Mitteilungen“, wie sie oft im Netz, insbesondere in sozialen Netzwerken wie facebook und Twitter zu finden seien, nicht immer der Wahrheit entsprechen, verstehe sich von selbst. Vor allem gedruckte Zeitungen hätten es aufgrund des Mediums Internet heute schwerer als früher. Während sich regionale Zeitungen aufgrund ihres Lokalbezugs noch recht gut halten, haben vor allem internationale Blätter zu kämpfen. So geschehe es, dass zum Beispiel in der Kriegsberichterstattung lediglich eine Presseagentur die Quelle für einen Großteil der Medien sei. Aber wie entstehen „Fake News“, also Falschmeldungen denn nun, abgesehen von be-
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In einer gemütlichen Runde im JuZe in Naturns referierte Harald Knoflach über „Fake News“ und Co.
wusst manipulativen Beiträgen in den Weiten des Internets? „In der Eile passieren Fehler“, erläutert Knoflach. Vor allem auch bei den bekannten und seriösen Nachrichtenportalen im Internet sei es ein Kampf um Aufmerksamkeit. Genauer gesagt um Quoten. Ein Kreislauf. Schnelligkeit und Aktualität sorge für Aufsehen und Relevanz. Daraus ergeben sich Klicks, oder eben bei einer Zeitung die Auflage. Dies bringt Geld, in Form von Inseraten. Geld, was wiederum Macht bedeutet und eine noch bessere Arbeit und Aktualität des Mediums ermögliche. Und so gehe der Kreislauf weiter. Und oft stehen laut Knoflach auch Eigeninteressen der Medien, bzw. der Geldgeber im Vordergrund. Aber: Nicht selten seien es die verschiedenen Perspektiven, die eine Rolle spielen. Was für den einen „falsch“ ist, könnte demnach für den anderen „richtig“ sein. Einige Beispiele für entlarvte „Fake News“ brachte der Referent dabei gleich mit. Bekannt und aktuell: Die rechts-
populistische Internetseite „Breitbart News“. In einem Artikel über Schlepperbanden blamierte sich diese erst vor einigen Monaten mit einem Foto von Fußball-Star Lukas Podolski auf einem Jetski. Nachdem zahlreiche Leser und andere Medien auf den Irrtum aufmerksam gemacht hatten, wurde das Bild schließlich ausgetauscht und in einer Entschuldigung erklärt: „Es gebe keinen Beleg dafür, dass er einer Schleuserbande angehöre oder selbst Flüchtling sei“.
die Deutungshoheit“. Als Problem in diesem Zusammenhang nannte Knoflauch auch die Abhängigkeit von Inseraten, was gelegentlich zu einer wohlwollenden Berichterstattung für Kunden oder eben Parteien führen könne. Objektiv gibt es nicht
Zudem gelte es, sich vom Konzept der Objektivität zu verabschieden. Nachrichten seien selten objektiv, schon alleine die Gewichtung eines Themas sei von Journalist zu Journalist verVerschiedene Linien ständlicherweise unterschiedlich, „Unterschiedliche Medi- wie Knoflach betonte. Bereits die en haben sich unterschiedlich Selektion, also die Auswahl einer politisch positioniert, was bei Nachricht, sei subjektiv. „Der privaten Medien ja auch nichts Journalist entscheidet, was er für Verwerfliches ist“, so Knoflach. Bei wichtig hält, dies wird dann auch öffentlich-rechtlichen Sendern veröffentlicht“, so der Referent. sei dies jedoch problematisch. Auch die Bildwahl spiele dabei Diese, großteils mit Steuergeld eine wichtige Rolle. Damit könne finanzierten Anstalten, haben man den Leser bewusst steuern. die Pflicht, dem Publikum eine „Fake News“ entlarven könne ausgewogene Berichterstattung man dadurch, dass man die Nachzu liefern. „Die New York Times richten hinterfrage, weitere Quelzum Beispiel hat damals eine kla- len suche sowie das Medium und re Wahlempfehlung für Obama den jeweiligen Autor überprüfe. abgegeben. Andere Medien waren auf der Seite der Republikaner. MICHAEL ANDRES Und das ist auch alles in Ordnung, wenn es private Medien sind“, erzählte der Politikwissenschaftler. Es sei häufig auch ein „Kampf um
„Aufgrund des Internets sind nicht mehr ausschließlich die Journalisten Vermittler von Nachrichten“. Harald Knoflach