LESERBRIEFE
BANNZONE GLURNS: PROTEST GEGEN DEN BESCHLUSS DER LANDESREGIERUNG Der Heimatpflegeverband Südtirol ist entrüstet darüber, dass die Landesregierung mit Beschluss Nr. 914 vom 29.08.2017 die Aufsichtsbeschwerde der Grundeigentümerin gegen die Maßnahme des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler vom 04.05.2017 angenommen hat und damit die Bannzone, die die Landesregierung selbst im Jahr 2014 ausgewiesen hatte, ad absurdum führt, weil jetzt eine Apfelplantage mit hoher Gerüst konstruktion die Ansicht auf die historische Stadtmauer - ein Wahrzeichen des mittelalterlichen Städtchens - stören darf. Es ist auch widersprüchlich, dass auf der einen Seite die Sanierung und Revitalisierung alter Bausubstanz in Glurns vom Land gefördert wird, andererseits die Ansicht auf dieses einmalige Gesamtensemble durch diesen Landesregierungsbeschluss beeinträchtigt werden darf. Die Begründungen der Landesre-
gierung für die Annahme des Rekurses, die sie alle direkt von der Rekursstellerin übernommen hat, sind teilweise sehr fragwürdig. Die Gutachten der eigenen Ämter - in diesem Fall des Denkmalamtes - in den Wind zu schlagen, scheint leider auch in der Ära Kompatscher Usus zu sein. Es handelt sich hier um einen Präzedenzfall, weil auch andere Besitzer von Grundstücken rund um Glurns dasselbe Recht der Verbauung in Zukunft in Anspruch nehmen dürfen. Der von der Landesregierung einstimmig gefasste Beschluss - selbst der zuständige Landesrat für Denkmalpflege hat sich nicht für die Berücksichtigung der Bannzone stark gemacht - weist keine Art von Kohärenz auf: Man bringt nicht den Mut und Willen auf, getroffene Maßnahmen zum Schutz unserer Kulturlandschaft auch konsequent zu verteidigen. Das ist schade und ärgerlich zugleich! Eine intakte Stadtbefestigung wie jene in Glurns ist im Umkreis von vielen Hunderten Kilometern nicht zu finden und die Landesregierung müsste
SCHEINARGUMENTE & OBJEKTVERTAUSCHUNGEN
alles tun, um dieses hohe Kulturgut zu schützen.
Da sattsam bekannte Kreise immer wieder das Schein-Argument vorbringen, dass Ärzte und Apotheker das Gleiche täten wie ein Pestizide spritzender Obstbauer, habe ich mal den Kulturwissenschaftler und Sozial psychologen Prof. Dr. Christian Schneider aus Frankfurt a.M. um eine Einschätzung dieser „Reaktion“ gebeten. Ich will der Allgemeinheit die „Diagnose“ dieses Universitätsdozenten und Psychotherapeuten nicht vorenthalten: „Es ist dies eine kindliche z.T. aber auch schon pubertierende Argumentation, die der Vernunft naturgemäß nicht zugänglich ist. Ich würde eine solche Rechtfertigungsstrategie ‚Pseudologie auf der Basis maligner Objektvertauschung’ im Falle des bewussten Täuschungswillens, oder ‚halluzinatorischer Objektvertauschung’ im Falle unbewusster Antriebe nennen.“
CLAUDIA PLAIKNER (OBFRAU DES HEIMATPFLEGEVERBANDES) UND FRANZ FLIRI (BEZIRKSOBMANN DES VINSCHGAUS); 31.08.2017
DANKE AN ÄRZTE UND PFLEGEPERSONAL Nachdem ich über mehrere Jahre hinweg verschiedene Dienste im Krankenhaus Schlanders in Anspruch genommen habe, ist es mir ein Bedürfnis, mich einmal öffentlich zu bedanken. Ich danke vor allem allen Ä rzten, die mich behandelt haben sowie dem Pflegepersonal. Sie haben alle Großartiges geleistet. Neben der Professionalität bei den Visiten, Untersuchungen, Eingriffen, Nachbehandlungen und Nachkontrollen möchte ich vor allem auch den menschlichen Umgang der Ärzteschaft und des Pflegepersonals mit den Patienten hervorheben. SCHLANDERS, 31.08.2017 (NAME DER
FRAGNER-UNTERPERTINGER JOHANNES,
REDAKTION BEKANNT)
MALS, 01.09.2017
„Auch Langtaufers sollte diesen Weg einschlagen“ es dem Großen Walsertal, einem strukturschwachen, von Abwanderung bedrohten Tal gelungen, die Zukunft seiner Gastbetriebe zu sichern und die Landflucht zu stoppen? Auf diese Frage erhielten die Teilnehmer der diesjährigen Lehrfahrt der Umweltschutzgruppe Vinschgau konkrete Antworten. Das Große Walsertal ist zentral im Vorarlberg gelegen und umfasst 6 eigenständige Gemeinden mit insgesamt 3.420 Einwohnern. Seit dem Jahr 2000 trägt das Große Walsertal die Auszeichnung UNESCO Biosphärenpark. Es gehört somit zum weltumspannenden Netz an Musterregionen für nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise. Die Natur zu nutzen ohne ihr zu schaden: so lautet die Devise im UNESCO Biosphärenpark Großes Walsertal. Die Region hat sich mit ihrer Naturvielfalt und
Foto: USGV
GROSSES WALSERTAL - Wie ist
Die heurige Lehrfahrt der USGV führte ins Große Walsertal.
Ursprünglichkeit einen großen landschaftlichen Reiz erhalten, der in dieser Qualität nur noch selten zu finden ist. Bereits 2008 konnte sich das Große Walsertal auch in den Kreis der Bergsteigerdörfer einreihen. Bergsteigerdörfer sind vorbildhafte regionale Entwicklungskerne im nachhaltigen Alpintourismus mit einer entsprechenden Tradition. Sie stellen Urlaubsziele für eine spezifische Gästegruppe dar. Eine Gruppe, die Ruhe und Erholung sucht, sich aber auch in der freien Natur bewegen will,
die einen Aktiv-Urlaub fernab der großen Tourismuszentren anstreben. Die Walser bieten dem Gast im Sommer und im Winter Urlaub in unberührter Natur, wo er sich „entschleunigen“ und wieder zur Ruhe kommen kann. Das Walsertal hat somit einen alternativen Weg eingeschlagen und ist damit erfolgreich geworden. Rechtzeitig wurde das Potential des Tales erkannt, das moderne, von Stress geplagte Menschen in zunehmendem Maße suchen. Die Gastbetriebe investieren wieder, deren Zukunft ist gesichert
und Arbeitsplätze bleiben in der Region. „Das Langtauferertal im Obervinschgau hat mit seinem ursprünglichen, noch relativ unverbauten Charakter beste Voraussetzungen, den Weg der Walsertaler einzuschlagen, der nachhaltig erfolgreich ist“, heißt es in einer Aussendung der Umweltschutzgruppe. Wenn man sich in Langtaufers von der Skiverbindung mit dem Kaunertal die beste Chance erwarte, die Region aus dem wirtschaftlichen „Koma“ herauszuführen, „so sollte man sich auch fragen, wieso das Tal ins Koma gefallen ist. Über Jahre hat man nur auf das eine Pferd ‚Schiverbindung’ gesetzt und alle Alternativen ausgeblendet.“ Auch den Walsertalern habe es viel Einsatz und Kraft abverlangt, um ihr Tal mit einem klaren Konzept zu einem nachhaltigen und zukunftsfähigen Aushängeschild zu machen. RED DER VINSCHGER 29/17
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