Passeirer Blatt / Dezember 1994
Seite 14/ Nr. 4
.
Steinbockjagd Im Hinterpasseier Am 5. Oktober hatte der Waldaufseher Friedrich Lanthaler aus Rabenstein besonderen Grund zur Freude: Ihm gelang der Abschuß des ersten behördlich genehmigten Steinbockes im Passeiertal. Die Einmaligkeit dieses Ereignisses liegt darin, daß diese prächtige Wildtierart im Tiroler Raum schon im 17. Jahrhundert ausgerottet wurde und erst in den letzten Jahrzehnten durch eine erfolgreiche Wiedereinbürgerung erneut eine beachtliche Bestandsdichte erreichte.
Auch im hinteren Passeiertal bewohnt der "König der Berge" mittlerweile wieder die steilen Grashänge, Grate und Felskare. Über dreißig Exemplare dieser Tierart können in den Sommermonaten im hinteren Pfelderertal, im Timmels- und im Seebertal beobachtet werden. Die zunehmenden Steinwildbestände im hinteren Passeiertal veranlaßten den Landesjagdverband im Jagdrevier Moos im Passeier in diesem Jahre den Abschuß eines Steinbockes zu
Die Wiederkehr des "Königs" der Berge - Der Steinbock Das Hinterpasseier fasziniert seine Besucher nicht nur durch die großartige und abwechslungsreiche Landschaft, sondern auch durch seine reiche Tierwelt. Ein besonderes Interesse gilt dabei dem Steinwild, das seit einigen Jahren wieder die steilen, mit Fels durchsetzten Rasenhänge in Höhen von 2000 mund 3200 m besiedelt. Der Steinbock gehört wohl zu den populärsten Säugetieren der Alpen. Er ist ein kraftvolles Tier, das mitunter ein Gewicht von 100 kg erreichen kann. Seine Hörner können bis zu 1 m lang und bis zu 15 kg schwer sein. Die Steingeißen sind kleiner als die Böcke und haben nur ca. 30 cm lange Hör-
ner. Das Steinwild ist in besonderem Maße an die rauhe Hochgebirgswelt angepaßt. Die tiefgespaltenen Hufe mit den weichen Zehen ballen und den sehr harten Schalenrändern verleihen den Tieren eine außerordentliche Kletterfähigkeit, die jene der Gemsen noch übertrifft. Böcke und Geißen mit ihren Jungen leben in getrennten Rudeln, die sich lediglich in der Brunftzeit im Dezember/Jänner mischen. Von Mai bis Juli setzen die Geißen ihr meist einziges Kitz. Viel zur Popularität des Steinbockes beigetragen haben nicht nur seine mächtigen Hörner, sein Leben in ausgesetzter Höhe oder seine außerge-
bewilligen. Bei der Jahresversammlung der Mooser Jägerschaft am 20. August 1994 sollte das Los entscheiden, wer von den ca. 60 anwesenden Jägern in den Genuß der ersten Steinbockabschußlizenz kommt. Das "Glückskind" war wie so oft bei derartigen Veranstaltungen Friedrich Lanthaler. Nach lang vorangegangener oftmaliger Beobachtung des Steinwildes erfolgte schließlich am 5. Oktober der Jagdgang ins Seebertal. Im Beisein des behördlich vorgeschriebenen Steinwildabschußbegleiters, des Landesjagdaufsehers Klaus Waldner, des Revierleiters Christoph Gögele und der beiden Revieraufseher Anton Ploner und Oswald Tröger konnte der prächtige Steinbock bereits um 8.30 Uhr in den "Gampltälern" gesichtet und erfolgreich angepirscht werden. Der achtjährige Bock wurde mit einem guten Schuß erlegt. Aufgebrochen wog das Tier 69 kg, davon das Haupt allein 8 kg. Die Hornlänge beträgt 70 cm. Der gebührenden Weidmann-Heil-Zeremonie am Berg folgte der .nackenkrümmende" beschwerliche Abstieg zur Seeberalm. Im Gasthof Hochfirst, wo sich mittlerweile mehrere Jagdfreunde einfanden und dem glücklichen Schützen gratulierten, hatte anschließend der langjährige und erfahrene Meisterkoch Pöhl Siegfried die Ehre, erstmals in seiner Karriere Steinbockleber fein garniert zu servieren. Mit diesen "Gaumenfreuden" bei einem Gläschen Wein und bei viel Geselligkeit bis in die frühen Morgenstunden, klang ein herrlicher Jagdtag aus und fand so einen erinnerungswürdigen Abschluß. A.R.
wöhnlich große Vertrautheit gegenüber dem Menschen, sondern ganz besonders auch seine äußerst spannende Geschichte der Ausrottung und Wiedereinbürgerung. Die Geschichte des Steinbockes läßt sich bis weit in die graue Vorzeit zurückverfolgen. Seit der Antike sah der Mensch in diesem vollendeten Bezwinger schwindelnder Höhen und menschenfeindlicher Gebiete ein übernatürliches Wesen. Dieser Glaube an die Übernatürlichkeit des Steinbocks findet nicht zuletzt ihren Ausdruck in der Wahl zum Tierkreiszeichen als zehntes Sternbild und als Namensgeber jenes Wendekreises, in den die Sonne am 21. Dezember eintritt. Um die magische Bedeutung des Steinbockes wußte mit Sicherheit auch der Mann vom Hauslabjoch Bescheid, der vor ca. 5300 Jahren lebte, führte er doch zwei Steinbockkno-