Passeirer Blatt

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33 Passeirer Blatt – nr. 93, juni 2009

musikschule passeier

Kleine Schule, viele junge Talente

Lesung am 8. Mai in der Öffentlichen Bibliothek St. Leonhard: Josefine Schwarz, Sr. Assunta Innerhofer, Eberhard Pfitscher, Autorin Jeannine Meighörner, Hannelore und Alexander Schettler, Arnold Marth. Foto: Bernadette Pfeifer

Wichtige Informationen habe ich auch vom MuseumPasseier erhalten. Über Andreas Hofer wurde eine ganze Flut von Büchern geschrieben. Anna Hofer, seine Frau und die Mutter seiner Kinder, wird dabei aber kaum erwähnt … Dieser Mangel und mein Ärger drüber waren der Hauptgrund für mich, „selbst in die Tasten zu greifen!“ Es kann ja zum 200-jährigen Andreas-Hofer-Jubiläum nicht angehen, dass so viel über ihn – über männliches Heldentum und Pulverdampf – geschrieben wird, ohne die Leistung der Frauen zu erwähnen. Schließlich waren sie es, die im Schicksalsjahr 1809 die wirtschaftliche Basis schufen, um ihre Männer und Söhne in die Schlachten ziehen zu lassen. Annas Schicksal steht paradigmatisch für das Los vieler Frauen: Die Männer ziehen in den Krieg und die Frauen müssen schauen, dass das Leben weitergeht. Es wäre jetzt wirklich an der Zeit, dass Anna und die Leistung aller mutigen Triolerinnen in das kulturelle Gedächtnis aufgenommen wird. Kann man Anna Hofer als eine für die damalige Zeit „moderne“ Frau bezeichnen? Anna hatte zwei Phasen in ihrem Leben. Zunächst war sie 20 Jahre ein treues und bienenfleißiges Eheweib und eine gute Mutter von fünf überlebenden Kindern. Leicht hat sie es mit ihrem Andre nicht gehabt. Er war häufig abwesend und auch am Sandhof nicht immer eine Stütze. Die Tatsache, dass Anna als einzige „Kriegerfrau“ freiwillig mit ihrem Mann in die Gefangenschaft ging, ohne zu wissen, wie es für sie ausging, zeigt jedoch, dass sie aus einem besonderen Holz geschnitzt war. Nach Andres Tod wurde sie

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noch mutiger, wohl auch vom Schicksal getrieben. Mit ihrer Wahnsinnstat, dem Kaiser die Stirn zu bieten, ist sie völlig aus der für Frauen damals vorgegebenen Rolle ausgebrochen und hat etwas gewagt, was einer Frau nicht zustand: Selbstbehauptung! Andreas Hofer – wie viel Held steckt wirklich in ihm? Andre war ein charismatischer, mutiger und für seine Zeit auch herausragender Mann unter denkbar schwierigen Umständen. Doch man muss ganz offen sagen, dass er durch die Hofer-Rezeption nach seinem Tod „überlebensgroß aufgepumpt“ und politisch auch benutzt wurde. Er war in der Endphase des Freiheitskampfes wohl auch überfordert und schlecht beraten. Aber Kriege sind immer die schlechtesten aller Zeiten und hinterher ist es leicht, klug daherzuschwätzen. Frau Meighörner, über welche starke Frauenpersönlichkeit würde es Sie als Historikerin außerdem reizen ein Buch zu schreiben? Es gibt allein in Tirol noch viele spannende Frauenschicksale, die in Archiven oder in Hinterköpfen schlummern. So bin ich sehr froh, dass Margarethe Maultasch jetzt nicht mehr verteufelt wird. Das kulturelle Bewusstsein für die Leistung von Frauen ist jedoch durchaus noch steigerungsfähig. Helden sind nicht immer die, die mit großen Muskeln oder großem Ego in der ersten Reihe stehen. Doch nur für solche gibt es Orden oder werden Denkmäler errichtet.

Im März 2009 fand in Imst der Landeswettbewerb „Prima la musica“ statt. Auch an der Musikschule Passeier, der kleinsten Musikschule des Landes, wurden fünf junge Talente für diesen Wettbewerb vorbereitet. Mit viel Freude, Fleiß und Ausdauer haben alle fünf „Künstler“ großartige Ergebnisse erzielt. Die Teilnehmer sind: Josef Zipperle, Trompete Altersgruppe I, 1. Preis (Lehrer Johannes Gurschler), Robert Hofer Horn Altersgruppe II, 2. Preis (Lehrer Michael Pircher), Miriam Ungerer Klavierbegleitung, mit sehr gutem Erfolg (Lehrerin Michaela Pamer), Fabian Gufler Schlagzeug Altersgruppe I, 2. Preis (Lehrer Wolfgang Schrötter), Justin Waldner, Schlagzeug Schüler am Pädagogischen Gymnasium, Meran Altersgruppe IV (Lehrer, Wolfgang Schrötter). Zu dieser hervorragenden Leistung gratulieren wir herzlich. Damit so ein Ergebnis erzielt werden kann, müssen mehrere Faktoren zusammen treffen. So braucht es die Unterstützung der Eltern und der Lehrer, welche die jungen Talente entdecken und gezielt fördern. Dafür spricht die Direktorin der Musikschule Passeier allen Lob und Anerkennung aus. Luisa Pamer

Fabian Gufler (Rabenstein), Miriam Ungerer (St. Leonhard), Josef Zipperle (St. Leonhard), Johannes Gurschler, Michael Pircher (Lehrkräfte) und Robert Hofer (St. Leonhard); nicht im Bild Justin Waldner und der Lehrer Wolfgang Schrötter

Vielen Dank für das Interview! Das Interview führte Tanya Pamer

3-06-2009 9:01:13


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