Passeirer Blatt

Page 10

10

Hochzeitsfoto vom 18.8.1913 von Brigitte Rizzardi aus Kurtatsch und Rudolf Schiefer aus Passeier. Rudolf Schiefer ist zwar ein Ur-Ur-Enkel von Anna und Andreas Hofer, scheint allerdings in keinem Stammbaum auf, da er ein lediges Kind ist.

Bereits ein knappes Jahr nach seiner Hochzeit muss Rudolf Schiefer in den Ersten Weltkrieg einrücken und kommt erst 1922 – 8 Jahre später – aus der Gefangenschaft zurück  Alle Fotos: Familie Schiefer, Kurtatsch

Rudolf Schiefer

Ein Psairer als Weinpionier im Unterland Seit 2003 zeigt das MuseumPasseier eine Tafel mit den Nachkommen von Andreas Hofer, die regelmäßig aktualisiert wird. Momentan beläuft sich die Anzahl der lebenden Nachkommen auf 368 Personen, die zum Großteil in Südtirol, aber auch in Spanien, Belgien, Deutschland und Österreich leben. Nun muss der Stammbaum um einen Familienzweig erweitert werden, der Familie Schiefer aus Kurtatsch, die sich Ende August im Museum als direkte Ur-Ur-Ur-Urenkelinnen und -enkel vorstellten. Sie stammen von der ältesten Tochter des Sandwirts, Maria Kreszenz Hofer (1797 – 1835) und Andreas Erb ab. Deren Enkelin Elisabeth Schiefer, geboren am 20. September 1857, blieb ledig – mehr Informationen geben die historischen Stammbäume und genealogischen Artikel zu Hofers Nachkommenschaft nicht über Elisabeth Schiefer preis. Tatsächlich aber schenkte Elisabeth am 7. April 1880 auf dem Josefsberggütl (Hochwiesgut) am Fartleisbach in Windegg, Gemeinde St. Leonhard, einem Sohn das Licht der Welt. In diesem Artikel soll es um Rudolf Schiefer, den ledigen Ur-Ur-Enkel Andreas Hofers gehen, den die Stammbaumforscher totgeschwiegen haben, der aber mit einer spannenden Lebens­ geschichte (niedergeschrieben von seiner Urenkelin) aufwarten kann.

Aufgewachsen ist der kleine Rudi bei Verwandten auf Glaiten, nachdem seine Mutter Elisabeth aufgrund einer Lungenentzündung bereits 1882 verstorben war. Dort verbrachte Rudolf seine elternlose Kindheit und prägte seine Willensstärke und Starrköpfigkeit auf Hochtouren, wovon er im späteren Leben wohl noch zehren und profitieren konnte. Als junger Mann – im Passeiertal ohne große Zukunftsperspektive, da ja Sohn einer Ledigen – kratzte Rudi sein, während des 3-jährigen Militärdienstes unter Österreich (Feldwebel bei den Kaiserjägern), Erspartes zusammen und sagte seinem Heimattal Adieu. Bestimmten Schrittes zog es ihn gen Süden, wo die Weinwelt rief und Rudl auch gleich in ihren Bann

Rudolf Schiefer erhält 1919 – als er an der russisch-chinesischen Grenze in Gefangenschaft ist – diese Postkarte mit dem Foto seines Sohnes Rudolf junior zugeschickt. Er wird sein einziges Kind erst nach seiner Heimkehr als Achtjährigen zum ersten Mal sehen

zog und deren Faszination er bis zum Lebensende erlegen war. So studierte Rudolf Schiefer in den Jahren 1904 – 1907 an der renommierten Landwirtschaftsschule Sankt Michael an der Etsch und entwickelte dort seine Leidenschaft für Weinbau und Pflanzenforschung. Das damals nur Gutsbesitzer- und Adelssöhnen vorbehaltene Institut war für den Psairer Bub eine echte Fundgrube und ein Ort der geistigen Entfaltung, wobei er

Rudolf Schiefer (im hellen Mantel) mit seinen Schülern des Rebveredlungskurses und Lehrerkollegen im Weininstitut Sankt Michael an der Etsch, um 1912.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Passeirer Blatt by Passeirer Blatt - Issuu