Zebra 29 kl

Luglio.August 2017 29

Die Straßenzeitung für Südtirol | Il giornale di strada per l’Alto Adige

€ | 1 € Verkäu Poste italiane SpA. –Spedizione in abbonamento postale -70% -NE BOLZANO TAXE PERCUE - mensile

=2

in | vendito

2€

produzione

* fer

1 € Produkt i

| on

+ re

Reinhold Messner

Mensch Messner über Bart, Berg und Burg

S. 20

Il Brasile che resiste

p. 13

Im Tierheim: Nicht für die Katz

S. 23

50x50x50 Landgewinn Die Festung Franzensfeste ist vom 10. Juni bis 1. Oktober 2017 wieder Schauplatz der zeitgenössischen Kunst Südtirols. Die Biennale 50x50x50 zählt nach ihren erfolgreichen Ausgaben von 2011, 2013 und 2015 zu den umfangreichsten Kunstausstellungen in Südtirol.

Erstmals ist auch der Hofburggarten in Brixen Teil dieser Ausstellung. Über 50 Künstlerinnen und Künstler präsentieren mit ihren Werken den aktuellen Zeitgeist und treten in einen spannenden Dialog mit den historischen und einmaligen Räumlichkeiten der Festung und der besonderen Atmosphäre des Hofburggartens.

Der Sommer in der Franzensfeste im Zeichen der zeitgenössischen Kunst

Interessierte können auf diese Weise mit einem Ticket die zwei verschiedenen Standorte besuchen und sich einen Überblick zum aktuellen Kunstschaffen in Südtirol machen.

Rahmenprogramm 8. August 2017, 20.00 Uhr Atome – Live Hörspiel von Anna Gschnitzer 19. und 20. August 2017, 20.00 Uhr Total Quality Woman – Theaterperformance mit Alexa Brunner, Katharina Gschnell, Viktoria Obermarzoner, Petra Rohregger, Marlies Untersteiner, Regie: Eva Kuen 23. September Workshop – Mz* Baltazar’s Lab „Analog-Digital Sampling“ auf Anmeldung unter info@saav.it 30. September Literarisches Symposium „Unruhige Formen“ 10.30 und 13.30 Uhr Performative Walks 15.00–17.00 Uhr Forum 17.30 Uhr Großlesung der SAAV, anschließendes Fest der Autor*innen und Künstler*innen

Öffnungszeiten Mai – Oktober Di–So 10.00–18.00 Uhr November – April Di–So 10.00–16.00 Uhr

Kontakt www.franzensfeste.info info@franzensfeste.info T +39 0472 057218

Astrid Gamper, Gedächtnisblicke

Von CASA Nang – Das temporäre Literaturhaus 2017 ein Projekt der SAAV initiiert und koordiniert von Maria C. Hilber, in Zusammenarbeit mit Matthias Vieider

Intro

V Wer ist zwischen 18 und 28 Jahre alt und hat Lust im Rahmen des freiwilligen Landeszivildienstes für acht oder zwölf Monate die oew bei diversen Projekten und in der zebra.Redaktion zu unterstützen? Ab Ende September freuen wir uns auf zweisprachige, weltoffene und engagierte junge Leute. Schreibt an info@oew.org!

Fino a metà agosto sarà possibile firmare a favore dell’iniziativa popolare Iniziativa per più democrazia.

In tutti i comuni dell’Alto Adige sono disponibili le liste per la raccolta firme.

chger val, des Vins Ju n s e s g n lo ä h nH schaut, s Sc rockene dschaft ran, das t n a n a d L e s d e e f d t lieg nsitz, au in die umliegen ielleicht merwoh m o dort S s r e essn man von M n n ld e o w h r eran, be Rein Wasser: s liegt. A htung M g n ic r en o R e v b h n n c e s re t einer alt te E Spu Sonn n ig e m d e b ll ra re a g t e r s gb oderne isen an vo die stren stigen E t, und m sieht m t is ro ß l n o ie e o fl d w ulturen. ch auf lsohle iges Hoa ncieren er Apfelk e g la t In der Ta h a s c r b s e t in t re rV Kle elsiche Teil des leben de piel von Schwind ie jetzt as Über d d , n g mmens a n re s u ie u it t Z n le lemente s r ra a e a s d Was ie drei E d für eme g d n t s e n t y e s re ß s t g r ie auf, h fl run llve ie Frage ständlic Bewässe piele stehen ste r d e n v h t ic s s lb t ng logische ie se Beis halb drä ten öko hnik. W s c ß e Die drei e d T rö e g d d n n e era ultur u r wohl d r. Aber g Natur, K äten hie einande it in iv t ehr u k a A g ch in. Vielm n lichen e h s c f s im Vins r n u e w e m or der drei itsichtig h kein V welche jene we soll auc lässt. h r c ie e t o s ; n in t ie r r h d e ie ruck kal imm , welche s deplaz Fußabd können ss wir lo int etwa a n e d e h , h c is s ie n z e t ll nn n hat. n vo Die Frag die Erke gemiede twende ie r it s h e t e k h K h c ic n e er Deutli unterstre gen und mutig inzelne 017 in all Jede*r e n 2 : u t r h h id e ic ja h n lb c ie Ents rsten Ha gessen S tik im e und ver n ch Sie. ra u a A d Weltpoli . irken eshalb w d e b ie s S e n iv Denke as Posit ann etw k s n u n vo r!

Somme Schönen TREIFER DER ANS

Durch eine Unterschrift auf Ihrer Steuererklärung unterstützen Sie mit fünf Promille Ihrer Einkommensteuer die oew und zebra. Für Sie kostenlos, für uns eine große Hilfe. Danke.

Con una semplice firma sulla dichiarazione dei redditi può destinare la quota del 5 per mille all’oew e zebra.

Non costa nulla ed è un grande supporto per noi. Grazie.

Steuernummer | Codice fiscale:

90009830218

2017 29

Fair im Zug und gesund auf der Insel Bio statt Junkfood Torba, eine Provinz des Inselstaates Vanuatu im Südpazifik, will innerhalb der nächsten zwei Jahre ungesundes Essen aus dem Westen verbieten und bis 2020 nur noch biologische Landwirtschaft betreiben. Damit wollen die rund 10.000 Inselbewohner*innen ihre Gesundheit schützen und umweltbewusste Touristen anlocken.

Malattie in diminuzione Secondo l’Organizzazione mondiale della sanità sono stati riscontrati alcuni successi nella lotta contro le malattie tropicali. La malattia del sonno è quasi scomparsa, il tracoma è stato sconfitto in Messico, Marocco e Oman e la malattia del verme della Guinea è quasi estinta.

Pensione per tutti In Zanzibar la maggior parte degli anziani vive in condizioni di povertà e per migliorare questa situazione dal 2016 tutti i cittadini sopra i 70 anni hanno diritto a ricevere una pensione dello stesso importo.

Questo progetto pionieristico per l’Africa orientale sta diventando un esempio per tutto il continente.

Europas Stromkonzerne haben angesichts der Klimaerwärmung entschieden, ab 2020 nicht mehr in den Bau von Kohlekraftwerken zu investieren. Damit liegen sie voll im Trend: Der Bau von neuen Kohlekraftwerken nimmt weltweit ab.

Es ist alles eine Frage der Sichtweise Bei den Landkarten sind wir die Mercator-Karte gewohnt: Europa befindet sich oben in der Mitte, rundherum der Rest der Welt. Der Äquator liegt oft zu weit im Süden: So werden die „Länder da unten“ ganz klein. Auf der Mercator-Karte stimmen zwar die Winkel, auf der ungewohnten Peters-Karte dagegen die Flächen. Deshalb entscheidet sich zebra. für die Peters-Karte und stellt sie noch dazu auf den Kopf. Denn: Im Kopfstand ändert sich unsere Sichtweise auf die Welt.

Kohleausstieg

4 2017 29

GoodNews Ritornano bisonti e rinoceronti A maggio sono stati reintrodotti nel parco nazionale di Akagera, in Ruanda, venti esemplari di rinoceronte nero. Mentre nel parco nazionale di Banff, nella provincia canadese dell’Alberta, in seguito alla liberazione di 16 bisonti all’inizio di quest’anno, è nato il primo bisonte dopo 140 anni.

Autonomia indigena I Wampis sono una comunità indigena nell’Amazzonia peruviana, le cui terre sono continuamente minacciate dagli interessi economici delle compagnie petrolifere, minerarie e dalle piantagioni illegali di olio di palma.

Alla fine del 2015 hanno proclamato la nascita di un loro governo autonomo. A maggio hanno presentato una documentazione al parlamento per sostenere il loro diritto a controllare le proprie terre, diventando il primo gruppo indigeno a chiedere il riconoscimento formale del loro governo autonomo.

Familiäre und ökologische Landwirtschaft Bolivien wird rund 70 Millionen Euro in verschiedene landwirtschaftliche Projekte investieren. Damit sollen kleine Erzeuger unterstützt werden, und der Anteil der biologisch produzierten Lebensmittel soll in den kommenden zehn Jahren um zehn Prozent zunehmen.

Riaprire le frontiere Ad inizio maggio la Commissione europea ha richiamato i paesi dell’Unione europea a riaprire le frontiere interne e a terminare i controlli ai confini nazionali entro i prossimi sei mesi. La Svezia ha dichiarato lo stesso giorno che avrebbe cessato la sorveglianza alla frontiera con la Danimarca.

Frauentag Fairer Kaffee im Zug In den ICE- und IC-Zügen der Deutschen Bahn gibt es seit April nur noch Kaffee, Tee und Trinkschokolade aus dem Fairen Handel. Außerdem erhalten Kund*innen, die ihren eigenen Becher mitbringen, einen Preisnachlass von 20 Cent. Im Jahr 2016 hat die Deutsche Bahn zehn Millionen Tassen Kaffee ausgeschenkt und ist damit einer der größten Kaffeeabnehmer Deutschlands.

In Zambia kann seit Anfang des Jahres jede Frau einen Tag im Monat frei nehmen. Ziel dieses Gesetzes ist es, Frauen den Umgang mit Menstruationsbeschwerden zu erleichtern. Auch in drei chinesischen Provinzen können Frauen seit kurzem bei Regelschmerzen zu Hause bleiben. Ähnliche Gesetze gibt es in Indonesien, Südkorea, Taiwan und Japan, dort sogar schon seit 1947.

Wünscht sich, Urlaub in Torba zu machen! Nils Bertol 2017 29 5

Dentro e fuori Nur echt mit Ausweis: 12 von 60 Verkäufer*innen

Geoffrey Onudu

Frank Friday

Philip Omhenimhen

Jean Rouamba

Kelly Robbison

Karan Kumar

Gokel Prasad Bundela

Ana Alina Milos

Ingredienti

03 04 06 07 08 09 13 17 18 20 22 23 27 28 29 30 31 32 34 35

Intro Good News Dentro e fuori Augeklaub Punto di domanda Reportage Intervista Auf der Straße rezel Zahlen, bitte!

Io vendo Porträt Ein Stück Heimat Eine Welt Na und?

Biblio Experiment Speakers’ Corner A tavola!

Schwarzweiß

Attenzione!

Ohne zebra.Ausweis geht nix!

Comprate il nostro giornale di strada solo da venditrici e venditori muniti di apposito tesserino e numero di registrazione!

Janit Ogo

us. weis a er Aus s n u t So sieh

Alom Kawtar

zebra. wird von motivierten Ver­käufer*innen auf der Straße verkauft. Trotzdem kann es zu Missverständnissen oder Problemen kommen: Eine unglückliche Wortwahl, ein ungünstiger Moment und schon läuft nicht alles perfekt. Haben Sie bitte Geduld, Respekt und Verständnis.

Vorremmo inoltre precisare che le venditrici e i venditori non possono chiedere l’elemosina o vendere sprovvisti di tessera. La tessera deve essere ben visibile. Per non incriminare il singolo e garantire buone condizioni a tutti non esitate a contattarci se notate delle irregolarità.

Kontakt - contatto: Tel. 334 121 6413 Tintin Gardoso

Aretuemhen Godspower

6 2017 29

Augeklaub

In Südtirol reinigen 49 Kläranlagen jährlich zwischen 60 und 70 Millionen Kubikmeter Abwasser.

Wasser ab Fall Der Hitze muss getrotzt werden: Wer sich Meer oder Schwimmbad nicht leisten kann, dem genügt vielleicht ein Brunnen. Der*die überaus Selbstgenügsame gibt sich mit dem Fakt zufrieden, dass Menschen zu 80 Prozent aus Wasser bestehen. Oder damit, das Putzwasser aus dem Geschäft nebenan beim Zerrinnen auf dem Weg zum Gulli zu beobachten und ein Bild darin zu finden.

wenn doch nur ein Chemiecocktail übrig bleibt? Wollen wir uns wirklich mit all diesen Wassern waschen?

Nicht alle lieben es, wenn Wasser fließt. Lieber sollte Geld dies tun. Wasser in Plastikflaschen stillt nicht zuletzt auch den Durst großer Firmen nach Mehr. Abfüllskandale rund um die Privatisierung von Wasser gibt es genug. Einheimische in anderen Teilen der Welt leben ohne Zugang zu sauberem Sieht man sich die Inhaltsstoffe auf der Wasser und nebenan, hinter Zäunen, füllen Rückseite von Putzmitteln, Shampoos und Konzerne frisches Quellwasser ab. Diesen Co. genauer an, würde man den Flussbeverbrecherischen Machenschaften hätte der Geld- und Wasserhahn schon lange abwohnern als Entschädigung gerne den Doktor für Chemie verleihen. Sie kennen diese gedreht werden müssen.

Stoffe in- und auswendig: umweltIm 20. Jahrhundert hat der Wasserkonsum schädliches Erdöl, allergieauslöIm 20. Jahrhundert um das Sechsfache sende Duftstoffe, giftige Konhat der Wasserkonsum zugenommen. Der servierungsmittel. Fraglich, ob um das Sechsfache Gott des WirtschaftsWohnung und Körper nach dem zugenommen.

Reinigen wirklich sauberer sind als wachstums verbraucht vorher. Dass es in der Wasserschutzimmer mehr Ressourcen.

In einer Jeans stecken 8000, in einem Kilodebatte kaum um Verschmutzung geht, ist verdutzend. Was nützt es Wasser zu sparen, gramm Rindfleisch 15000 Liter Wasser. Und

das sind nur Tropfen im Ozean des Konsums. Auf Golfplätzen neben leerstehenden Häusern, die wir der Immobilienblase verdanken, laufen rund um die Uhr Beregnungsanlagen, und Springbrunnen zieren die Gärten der Globalisierungsgewinner.

Auf vielen Feldern weltweit fehlt dieses Wasser und es wächst nichts mehr. Seit 1970 ist der Anteil der Erdoberfläche, die unter großer Trockenheit leidet, von 15 auf 30 Prozent angewachsen. Laut Prognosen des World Water Report der FAO werden bis zum Jahr 2027 zwei Drittel der menschlichen Erdbevölkerung von Wassermangel bedroht sein.

Es ist also an der Zeit, in puncto Lebensstil ins kalte Wasser zu springen. Wenn wir nicht wollen, dass alles den Bach hinunter geht, müssen wir jetzt umdenken: Wir können Leitungswasser in Glasflaschen füllen, im Garten Regenwasser auffangen, auf Waschmittel mit Chemiekeulen verzichten, seltener Fleisch essen – steter Tropfen höhlt den Stein!

Liebt es, Wassertropfen in Zeitlupe in den ewigen Teich fallen zu sehen. Nadia Sorg 2017 29 7

Punto di domanda

Wo tauchst du am liebsten unter?

Dieses Mal in Laas: Sabrina Eberhöfer hat die Menschen in ihrer Gemeinde gefragt, wo sie in diesem Sommer gerne untertauchen und sich vom Alltag erholen möchten. Die 32-jährige Sozialpädagogin würde gerne bald am türkisen Meer Siziliens einen Sprung ins kühle Nass wagen.

„

Max Rammlmair Beim Campen tauche ich in meinem Zelt unter.

“

„

Joachim Kuntner In meiner kühlen Wohnung.

“

Roberta Lorenzani La risposta più immediata con questo caldo è... nell’acqua, magari nell’acqua azzurra di un mare cristallino però mi accontento anche di un bel laghetto o di una piscina.

„

“

Norbert Tscholl I hupf am liabsten in Gardasee.

“

”

„

Karin Platter Auf dem Berg, auf einer duftenden Wiese mit einem guten Buch.

“

„ „

Julia Schönthaler Ich erhole mich auf einer ruhigen Alm.

“

„

Simon Klotz Am liebsten irgendwo, wo keine Leute sind.

Ingeborg Rainalter Im wahrsten Sinne des Wortes: in einem sauberen, schönen Meer.

“

“

Genießt im Sommer am liebsten die Vinschger Berge! SABRINA EBERHÖFER 8 2017 29

Reportage

Ein blinder Fleck in der geschäftigen Stadt: das Bozner Gefängnis.

Ein Quäntchen Freiheit Nirgendwo anders lässt sich der Grad der gesellschaftlichen Entwicklung eindeutiger fassen als in Gefängnissen, hat Rudi Dutschke einmal gesagt. Mit ihren Gefängnissen ist die Gesellschaft aber diskret, kaum etwas dringt an die Außenwelt. Einer, der weiß wie es hinter den Gittern der italienischen Vollzugsanstalten aussieht, ist Markus*. Der Südtiroler hat viel Zeit in den Gefängnissen Nord- und Mittelitaliens verbracht – denn schwere Gewaltverbrechen werden in der Bozner Haftanstalt üblicherweise nicht verbüßt.

Es ist ein sonniger Nachmittag in Bozen, die Kellnerin winkt freundlich, man kennt Markus hier. Markus grüßt zurück und zieht eine Zigarette aus der Packung. Viele Jahre nach der Tat, die sein Leben veränderte, sitzt er in einem Bozner Café und versucht sich

in einer Erklärung. Zeit, sich eine zurechtzulegen, hatte er genug: Fast ein Viertel seines Lebens hat er hinter Gittern verbracht.

Ja, er hat ein Verbrechen begangen, sagt er. Die Betonung liegt auf der Vergangenheit.

Die Gesellschaft hat das Momentum der Tat auf einen Charakterzug ausgedehnt. „Du weißt zwar, wann du ins Gefängnis reinkommst, du weißt aber nicht, wann du wieder rauskommst“, umschreibt Markus das bleibende Stigma.

Seit fünf Jahren ist er wieder in Bozen, seine Strafe hat er bis auf den letzten Tag abgesessen. Richtig angekommen in der freien

Gesellschaft ist er nicht. Letztlich bedeutet Freiheit auch, nicht auf seine Fehlentscheidungen im Leben reduziert zu werden.

Konnte er die Zeit im Gefängnis nutzen, Frieden finden, etwas aufarbeiten, sich selbst verzeihen? „Was heißt das schon“, sagt Markus nach kurzem Überlegen. Er habe jedenfalls akzeptiert, was geschehen ist. Er nennt sein Opfer beim Vornamen als er sagt, Selbstkasteiung mache es auch nicht wieder lebendig – oder den Reintegrationsprozess einfacher.

Dass die Wiedereingliederung in die Gesellschaft nicht automatisch mit dem Entlassungsstempel passiert, weiß auch Alessandro Pedrotti von den Odòs, der mich etwas später freundlich in sein Büro winkt. 16 Schlafplätze hat Odòs für Menschen, die in „misura alternativa“ – wie es der italienische

2017 29 9

Staat nennt – ihre Resthaft verbringen dürfen.

Als Brücke zwischen der Hafterfahrung und der Reintegration in ein freies Leben begleitet die Organisation der Caritas Menschen, die vom Überwachungsgericht als geeignet betrachtet werden. Ein neuer Bewohner kommt gerade an, Alessandros Mitarbeiter kümmern sich um den Mann, der mit müder Neugier und dem skeptischen Blick eines Neuankömmlings sein Gepäck in die Eingangshalle stellt. Die Warteliste ist lang, die Erfolgsquote hoch: Nur drei von zehn Straftätern, die bei den Odòs waren, werden rückfällig. Für staatliche Gefängnisse sieht die Bilanz weniger rosig aus: Sieben von zehn schaffen den Sprung in die Resozialisation nicht. „Congelare“, dieses Wort fällt heute oft. Werden Menschen für fünf, zehn, zwanzig Jahre „eingefroren“, macht sie das kaum zu einem besseren Menschen. „Resozialisierung funktioniert nicht“, sagt Markus desillusioniert.

Das Konzept der Resozialisierung setze jedenfalls voraus, dass man im Vorfeld der

Gefängnissen darf man maximal sechs mal Strafe bereits von Sozialisation sprechen im Monat Besuch erhalten, vier Päckchen kann, findet Rechtswissenschaftler Müllerbekommen und einmal die Woche telefoDietz, was bei vielen allerdings nicht der Fall sei. „Resozialisierung funktioniert zunieren. Der Besuch darf eine Stunde bleiben, Telefonate höchstens zehn Minuten dauern mindest innerhalb der Gefängnismauern und alle vier Päckchen zusammen 20 Kilonicht immer“, sagt Alessandro vorsichtig. „Parkt man ein Auto für zehn Jahre, ist es gramm wiegen. Kleinigkeiten werden wichnachher nicht funktionstüchtig, der Kampf um Zigaretten, tiger als vorher“, versucht Die Zeit ist allein ein Brief oder Kleidung existener mit einer Metapher ziell. Arbeiten, die anstehen, durch Mahlzeiten den Verschleiß der Gesellwerden ab und zu von den und den Hofgang Häftlingen übernommen, das schaftsfähigkeit hinter Gitgetaktet.

Gefängnis wird dabei nicht vertern nachzuzeichnen. Der Alltag im Gefängnis ist zäh. lassen. Die Zeit ist allein durch Zäh, weil der Tag in der Zelle lang ist – trotz Mahlzeiten und den Hofgang getaktet. Als Hofgang. „Du musst schon selber zusehen, „eine unangenehme Windstille der Seele“, wie du die Tage rumkriegst“, sagt Markus. hat Nietzsche die Langeweile bezeichnet.

Lesen darf man, einmal in den Hof gehen Ein jahrelanger Leerlauf in einer reizarmen darf man, schlafen so lange man möchte Umgebung, der oft mit Identitätsverlust und auch schlafen gehen, wann man möcheinhergeht, trägt kaum dazu bei, dass der Gefangene ein besserer Mensch wird. Oder te. Ein Quäntchen Freiheit, das gerade mal in Gesetzesdeutsch: „Ein fähiger Mensch, so groß ist, dass es vor allem aufzeigt, was der künftig in sozialer Verantwortung ein einem genommen wurde. In italienischen

10 2017 29

Reportage

Leben ohne Straftaten führen kann“. Das die Optionen zusammen. Er stellt langsam ist das übergeordnete Ziel des Strafvollseine Kaffeetasse hin, als er hinzufügt: „Der zugs und der Grund, warum der Rechtsstaat Knast, das ist kein sicherer Ort.“ Der Staat, jährlich Milliarden dafür ausgibt, Menschen der die Sicherheit seiner Gefangenen garanwegzusperren. Eine nachvollziehbare Idee, tiert, ist mit der Überbesetzung der Gefängtatsächlich kommen die Inhaftierten oft lenisse chronisch überfordert. Es gibt zu wenibensunfähiger aus der Zelle heraus, als sie ge Zellen für zu viele Straftäter: Die letzten hinein gegangen sind. Es gibt viele Wege, Daten des ISTAT für das Jahr 2013 zählen wie man mit seinen Fehlentscheidungen umgehen kann: Vielleicht wird man demütiger, vielleicht verstockter, vielleicht brutaler.

Stumpfer Freiheitsentzug alleine erhöht das Risiko, nach der Strafe immer wieder aus dem gesellschaftlichen Rahmen zu fallen.

Die Zeit im Gefängnis kann zur besten Schule für ein schlechtes Leben werden, weiß Markus.

Die Gewaltbereitschaft gewaltbereiter Menschen nimmt nicht ab, wenn man sie zusammen in ein Gefängnis steckt und nicht weiter mit ihnen arbeitet. Die Überlebenstechniken, die sich viele in der Binnenwelt Gefängnis aneignen, sind kaum mit denen der Außenwelt kompatibel. „Am besten ist es, eine eigene Zelle zu haben“, sagt Markus, „alles andere kann ziemlich unentspannt sein.“ Dazu kommt der Kleinkrieg zwischen Bediensteten und Die Odòs strukturieren den Tagesablauf und Inhaftierten, die sich in einem füllen ihn mit Aktivitäten, Machtgefälle befinden, das sich die Halt geben. zumindest eine der beiden Parteien nicht freiwillig ausgesucht 62.536 Inhaftierte bei 47.709 Haftplätzen hat. Tote habe er einige im Gefängnis gein Italien. Jährlich töten sich 60 Inhaftierte sehen, sagt Markus. Die Subkultur hat ihre selbst, zumindest werden die Fälle so zu eigenen Regeln fern der Anstaltsleitung, ihProtokoll und ins Archiv gebracht – Zweifel ren Schwarzmarkt, ihre Hierarchien und ihre gibt es immer wieder. Symptomatisch für Beziehungen. Dazu kommen in Italien die die Parallelwelt hinter Gittern: Was im Knast Clans der Mafia, die sich auch im Gefängpassiert, bleibt im Knast. Wenig gelangt an nis unter den Insassen organisieren. Die die Öffentlichkeit, die zumeist auch wenig Obrigkeit versetzt Häftlinge und versucht, Interesse für ihre Missetäter zeigt – zuminGruppendynamiken zu vermeiden, ganz verhindern kann sie sie trotzdem nicht. dest nicht, wenn sie hinter Schloss und RieDie Resozialisierung von Mafia-Mitgliedern gel sind. „Wir wissen alles über das Verbrescheint insgesamt ein eher aussichtsloses chen und die Verbrecher bis zum Zeitpunkt Unterfangen, denn „wer draußen ist, ist entder Inhaftierung“, sagt Alessandro, „dann verschwinden sie von der Bildfläche“. weder wieder dabei oder tot“, fasst Markus

Das Bozner Gefängnis steht stoisch am Rande der Wahrnehmung und doch mitten in der Stadt wie eine gelbe Insel, aus der, wenn überhaupt, nur schlechte Neuigkeiten ins lebendige Umland schwappen. Eine Binnengesellschaft, von der man wenig weiß und die man auch nicht zu lange mit einem Fotoapparat in der Hand von außen betrachten kann, ohne vom Wärter verscheucht zu werden. „Die meisten italienischen Gefängnisse wurden in den 70ern als Hochsicherheitsanlangen für Terroristen und Mafiamitglieder gebaut,“ erklärt Alessandro. Sicherheit und nicht Resozialisierung als oberste Priorität. Das Bozner Gefängnis ist älter, noch werden dort die Türen mit der Hand und nicht per Knopfdruck geöffnet. Allein das sei bereits eine Geste der Menschlichkeit, so banal sie auch sein mag. „Unterm Strich sind das ja Kriminelle“, sagt Markus abgeklärt, „da kann man nicht auf alle Befindlichkeiten eingehen.“ Und natürlich gab es auch die Guten im Gefängnis, die versucht haben zu reden, zu unterstützen. Angenommen hat Markus die Hilfestellungen selten.

In Nord- und Mittelitalien ist Markus nach der Urteilssprechung gewesen, Deutsch hat er in all den Jahren fast verlernt, das Leben auch. Zurück in Südtirol kamen mit der Freiheit ihre Schwierigkeiten: Wer gibt mir Arbeit, wovon soll ich leben, auf wen kann ich noch zählen? Von der großen Freiheit, hinter Gittern oft erträumt und verklärt, bleibt wieder nur ein Quäntchen: Ex-Insassen werden regelmäßig kontrolliert, finden kaum Anschluss, haben oft Schwierigkeiten mit dem Geld. Bleibt der ExHäftling finanziell und sozial auf der Strecke, wird er schnell wieder straffällig. Markus zündet sich eine weitere Zigarette an und seufzt. „Schnelles Geld ist schnell weg“, sagt er dann. Mit der Beute eines Bankraubs baue man sich kein solides Leben auf. „Die verpfefferst du, als gäbe es kein Morgen.

2017 29 11

Lang ist der Tag im Hausarrest: Die Kaffeemaschine ist ein beliebter Treffpunkt im Haus der Odòs.

Und der Morgen kommt und du brauchst wieder Geld.“ Ein paar kurze Ausflüge in den Knast hat Markus nach seiner langjährigen Haftstrafe noch gemacht. Alessandro und sein Team arbeiten daran, dass genau das nicht passiert, versuchen mit ihren Betreuten den Weg in ein stabiles Leben zu finden.

Das Eis der Zivilisation ist dünn, gegen den

Rückfall in die Straffälligkeit hilft das Übernehmen von Verantwortung, der Wechsel des sozialen Umfelds, die Strukturierung des Alltags durch Arbeit, sinnhafte Freizeitgestaltung.

Als ich bereits Stift und Block in die Tasche packe, sagt Markus, dass er aus einer moralisch integren Familie kommt: „Studierte sozusagen“. Er sagt es fast entschuldigend, wie um die ganze Last der Schuld auf sich zu nehmen.

Und selbst eine schwierige Kindheit wäre maximal Ausrede für eine schlechtes Leben, aber keine Rechtfertigung. „Der Grat ist schmal“, sagt Markus, „jeder Mensch hat seinen Abgrund“. Das sei es auch, was er der Jugend mitgeben möchte: Verbrechen können passieren und man ist schneller der Böse in der

Geschichte, als man es für möglich hält. Man solle vorsichtig mit sich und nachsichtig mit anderen sein. Der Münchner Gerichtspsychiater Norbert Nedopil, der den schlimmsten Verbrechern in die Seele schaut, sieht das nur zum Teil ähnlich: Das Eis ist zwar für alle gleichermaßen dünn, aber die meisten Täter sind immer auch Opfer ihrer Familie, ihres Charakters und geprägt von den schwierigen Verhältnissen, die sie umgeben. Eine Annahme, die zwar nicht entschuldigt, aber erklärt.

Als wir uns verabschieden, frage ich ihn noch, ob er die Strafe für seine Tat gerecht finde. „Ein Menschenleben ist genommen worden“, sagt er, „was ist dafür schon gerecht? Zehn Jahre, 18 Jahre, lebenslänglich, zweimal lebenslänglich?“ Er steckt müde die Zigaretten ein und winkt der Kellnerin. „Das“, sagt er, „kann man so oder so mit keiner Freiheitsstrafe aufwiegen.“ *Name von der Redaktion geändert

Mag dem nichts hinzufügen. Barbara Plagg

foto: Thomas Profunser

Südtiroler Naturstein Pietre naturali dall’Alto Adige

Bild/Immagine: Passeirer Gneis - Granat / Gneiss della Val Passiria - Granato

Die geologischen Besonderheiten machen Südtiroler Natursteine zum einzigartigen Erlebnis. Entdecken Sie die Gestaltungsmöglichkeiten in unserer Steindatenbank und besuchen Sie uns in Terlan.

Le peculiarità geologiche rendono le pietre naturali dell’Alto Adige un’esperienza unica. Scoprite le loro possibilità di utilizzo nella nostra banca dati e venite a trovarci a Terlano.

www.suedtirol-stein.com

12 2017 29

Intervista

Gilmar Santos e Givanildo Calisto durante la loro visita a Bressanone.

Piccola resistenza quotidiana Nascere, crescere e soprattutto vivere nella Che cos’è la Casa da periferia di Salvador de Bahia, in Brasile, non è Sol e da quanto tempo lavorate lì? una cosa semplice. Ultimamente la situazione è Gilmar Santos: La diventata davvero critica e molte zone della città Casa do Sol si sono ora teatro di violenza e scontri tra bande di trova nella perinarcotrafficanti. Da vent’anni, nel quartiere Cajazeiras, feria della città di è attiva la Casa do Sol, che offre un futuro alternativo Salvador de Bahia, ai ragazzi e alle ragazze della zona. Gilmar Santos, una zona piuttosto 40 anni e Givanildo Calisto, 39 anni, sono due carente in termini di educatori della Casa do Sol, testimoni di un Brasile educazione e sanità. diverso, che si oppone alla criminalità e alla È stata fondata princicorruzione, promuovendo arte e cultura. Questo palmente da Luis Lintprogetto ha radici in Alto Adige ed è per questo ner e Pina Rabbiosi, ma motivo che, lo scorso maggio, hanno trascorso anche io ho collaborato qualche settimana in regione e hanno potuto alla nascita di questo proraccontare la loro esperienza. getto. Il nostro obiettivo è

sempre stato quello di garantire, a tutte le persone del quartiere, accesso all’educazione e all’ambiente culturale, sociale e politico. Questo progetto originariamente molto piccolo, è iniziato grazie ad un gruppo di donne del quartiere Cajazeiras che si riuniva per produrre medicinali naturali per la comunità. È così che ha avuto inizio la storia della Casa do Sol, un progetto partito completamente dal basso. Al gruppo di donne si è aggiunto un gruppo di giovani e con loro abbiamo iniziato diverse attività.

Per esempio c’era, e c’è tuttora, un gruppo autogestito che si occupa di preparare i ragazzi e le ragazze per l’università, dato che i test di ammissione sono piuttosto difficili in Brasile.

2017 29 13

I bambini e le bambine della Casa do Sol.

Com’è la vita quotidiana nella periferia di Salvador? È vero che ci sono dei gruppi di narcotrafficanti che esercitano il controllo sul territorio?

GS: Sì ora è così.

Quando è stata fondata la Casa do Sol però la pressione dei narcotrafficanti sul quartiere non era ancora così forte; negli ultimi anni si sono formati più gruppi e sono diventati più forti. È una situazione davvero difficile, perché questi gruppi si fanno la guerra fra di loro e, per di più, cercano di attirare i giovani nel loro giro e di “arruolarli”. Noi cerchiamo di dare appoggio e di offrire un’altra possibilità a tutti quei ragazzi che, altrimenti, finirebbero col diventare criminali.

È rischioso girare per le strade?

GS: Sì, soprattutto nel quartiere Aguas Claras. Diciamo che la situazione di violenza è molto forte in tutta Cajazeiras, ma Aguas Claras è la zona più colpita ed è proprio lì che sta nascendo un nuovo centro della Casa do Sol. Nel quartiere c’è una situazione di violenza quotidiana ed ogni settimana ci sono morti per via di scontri tra le varie bande

di narcotrafficanti. Vista la situazione, la comunità di Aguas Claras ha cominciato a diventare molto attiva per tentare di opporsi ai problemi evidenti del quartiere.

Ora siamo anche riusciti ad acquistare una piccola casa che prima apparteneva ad una di queste bande e stiamo lavorando sodo per rinnovarla e restituirla alla collettività. Questa diverrà un centro per ragazzi e ragazze, esattamente come la Casa do Sol, situato in un posto molto temuto dalla comunità proprio perché al centro delle lotte tra i gruppi. Ora però, da luogo di paura, deve diventare un luogo di speranza, un faro per tutte le persone del quartiere e soprattutto per i giovani, per dare loro un’alternativa.

So lecker schmeckt Nachhaltigkeit...

Wir setzen auf Ganzheitliches Kochen und Klimaschutz.

Besuchen Sie uns im Restaurant Moosbauer und probieren auch Sie schmackhafte regional-saisonale Küche und bodenständige Gerichte in angenehmem Ambiente. Dazu servieren wir Weine und Biere bester Qualität.

www.obkircher.com | T 0471 614103

Meraner Straße 101 - 39100 Bozen Tel. 0471 918 492 - info@moosbauer.com www.moosbauer.com

Erfahren Sie mehr über Öffnungszeiten, Speisekarten und Philosophie unter www.moosbauer.com Unsere Pizza aus dem Holzofen gibt es auch mittags und als Take Away.

14 2017 29

Intervista

Avete mai ricevuto delle intimidazioni?

Qualcuno si è mai opposto alle vostre attività?

GS: Fino ad ora no, perché abbiamo prestato molta attenzione nel relazionarci alla comunità. Si sente il peso delle lotte tra i narcotrafficanti, della violenza ed è proprio per questo motivo che cerchiamo di coinvolgere le persone, per mantenere la situazione tranquilla e far sì che non degeneri. Più queste si sentono coinvolte, più diminuisce il rischio che la situazione divenga incontrollabile. Naturalmente dobbiamo essere sempre prudenti, ma finora tutto sta procedendo abbastanza bene.

Ricevete sostegno da parte delle istituzioni?

GS: Naturalmente collaboriamo con la Casa do Sol, che essendo a Cajazeiras da vent’anper sparpagliarsi nelle periferie delle altre citni ricopre un ruolo importante ed è molto tà brasiliane. Per questo ora, a Cajazeiras, la rispettata. Inoltre collaboriamo con altre astensione è così alta, perché ci sono molti più gruppi a contendersi la piazza. La polizia inolsociazioni brasiliane attive nel sociale, come ad esempio la Caritas. Queste collaborazioni tre agisce in maniera aggressiva, soprattutto però non sono da paragonare con quelle che nei confronti dei giovani e non ha l’impatto abbiamo con la Casa do Sol o con la comupolitico e sociale che dovrebbe avere. In molti casi non c’è collaborazionità di Aguas Claras. Dobbiamo fare molta attenzione a collaborare con “Si sente il peso ne, ma repressione. istituzioni esterne al quartiere, semdelle lotte tra i Lei invece in che conpre a causa delle forti tensioni che narcotrafficanti.” testo lavora? sono presenti ogni giorno.

Givanildo Santos Givanildo Calisto: Io E le Forze dell’Ordine sono attive, ci lavoro per la Fundac, la sono dei controlli? fondazione per l’infanzia e l’adolescenza.

GS: La questione della cooperazione con la Uno dei progetti di questa fondazione conpolizia è molto delicata, soprattutto perché siste nel seguire i minori che si trovano in ci sono delle grandi tensioni tra la polizia e le carcere o negli alloggi che ospitano chi ha bande di narcotrafficanti. Il gruppo della Casa già commesso dei reati in passato. Io lavoro do Sol, così come il gruppo attivo ad Aguas all’interno di questi alloggi, con Claras deve, per prima cosa, proteggere se gruppi che arrivano fino a venti stesso. In certi casi avere l’appoggio della ragazzi e li accompagno in quepolizia non rappresenta una garanzia. Molsto percorso, controllando anche che non nascano conflitti interni. to spesso ci sono delle collusioni tra le ForÈ molto importante dare un supze dell’Ordine e i gruppi di narcotrafficanti, quindi dobbiamo contare prevalentemente porto sia psicologico sia sociale su noi stessi e sulla nostra comunità. Devo a questi ragazzi, infatti con loro dire anche che queste bande di narcotraffisvolgo delle attività di tipo articanti sono entrate in maniera così massicstico e educativo, come ad esemcia a Cajazeiras dopo le Olimpiadi dell’anno pio la Capoeira. Il nostro obiettiscorso e i Mondiali di calcio del 2014, perché vo è favorire il loro reinserimento la polizia ha scacciato i gruppi dalle grandi nella società una volta usciti da città di Rio e San Paolo e questi hanno finito quella situazione.

L’entrata della Casa do Sol a Cajazeiras.

E questo progetto funziona, ci sono dei buoni risultati?

GC: È molto difficile darti una risposta, perché la situazione è davvero complessa. Alcuni ragazzi riescono a reinserirsi nella società, però molti altri finiscono per rientrare nel giro criminale, questo soprattutto perché una volta usciti viene a mancare loro l’appoggio sociale che invece avevano nella struttura di cui erano ospiti. Proprio per questo la Casa do Sol è così importante, perché fa un lavoro di prevenzione già con i bambini in età prescolare, dando loro un’altra prospettiva e diverse possibilità di esprimersi, quindi diminuisce il rischio che in un futuro questi possano finire nel vortice del narcotraffico. I ragazzi e le ragazze della Casa possono restare fino all’età adulta e poi scegliere di collaborare con noi, diventando attivi in prima persona.

Alla scorsa Zugluft Fest i ragazzi della Casa do Sol hanno fatto anche la Capoeira.

2017 29 15

Come ha conosciuto la Casa do Sol? GC: Collaboro con loro ormai da dieci anni.

Mi sono imbattuto nella casa tramite un italiano per cui avevo lavorato e, visto che in quel momento ero disoccupato, ho deciso di entrare a far parte di questa comunità.

Come vedete il futuro e soprattutto, in che cosa sperate?

GC: Io spero in un Brasile finalmente libero dalla corruzione e dalla violenza e soprattutto che i miei due figli possano crescere in una società non più preda del malaffare e corruzione che, nel nostro Paese, sono presenti ad ogni livello della vita quotidiana.

GS: Il mio grande sogno, che spero vivamente si possa realizzare, è che il regime della classe medio-alta in Brasile formata da persone di origine europea e non afrodiscendenti come noi, smetta di protrarre il razzismo e l’omofobia. Io mi auguro veramente che questa situazione cambi in maniera strutturale, perché ci sono troppe tensioni e differenze all’interno della società brasiliana.

Shop.

Bistro.

Vinothek.

Museum.

SALVADOR DE BAHIA

Anche per questo motivo i progetti che portiamo avanti, sia nella Casa do Sol sia ad Aguas Claras, sono così importanti, perché provano a tracciare un percorso per uscire da questa situazione ed offrono un’alternativa.

Il Brasile è conosciuto nel mondo come il Paese dell’allegria, della musica e del carnevale e questo è vero, siamo persone allegre, ma la nostra allegria e la nostra voglia di vivere sono sempre state un’arma. Danzan? Salvador de Bahia: La città ha una popolazione do e cantando ci siamo sempre prevalentemente nera, discendente dagli africani opposti alla sottomissione, perportati in Brasile come schiavi. Nel 1888 venne abolita la schiavitù, ma gli ex schiavi, seppur liberi, ché questa è la nostra maniera continuarono a subire discriminazioni. Negli ultimi di combattere e per la nostra trent’anni il movimento nero è riuscito a far sì che dignità e per la nostra libertà. gli afrodiscendenti si riappropriassero della loro identità e della loro storia.

GC: Io credo che questa divisio? Casa do Sol: Fondata nel 1997 dal missionario altone tra poveri e ricchi, tra queste atesino Luis Lintner e da Pina Rabbiosi nella perifedue classi sociali, sia frutto di ria di Salvador, in Brasile. Nel 2002 padre Luis venne un sistema organizzato ed orucciso a causa della sua lotta alla droga e alla violenza. Da vent’anni la casa si occupa dei ragazzi del chestrato. Non è difficile quartiere Cajazeiras e delle loro famiglie. il risultato di una L’oew da anni collabora con la Casa do Sol, raccoglicasualità, ma è endo fondi e promuovendo viaggi di solidarietà per una cosa perfettai giovani altoatesini. ? Capoeira: Un’arte marziale brasiliana, spesso scammente strutturata. biata per una danza, caratterizzata da musica ed Il Brasile in questo armonia nei movimenti. Sviluppata dagli schiavi momento sta viafricani in Brasile, assume il significato di lotta e resistenza nei confronti dell’oppressore. vendo un periodo ? Narcotraffico in Brasile: I trafficanti sono riusciti ad davvero turbolento espandersi e a arruolare frotte di giovani in tutto il e questo è evidenBrasile, soprattutto in ambienti contrassegnati dall’ te anche nella riabbandono familiare, sociale e culturale. Questi adolescenti trovano all’interno delle organizzazioni sonanza mediatica terroristiche o narcotrafficanti, e non nelle istituche, soprattutto la zioni, quel senso di appartenenza di cui hanno bisituazione politisogno. Le bande sono come aziende e offrono uno stipendio, una “famiglia” e protezione. ca, sta avendo. C’è una lotta, sia nella politica sia nella società, che somiglia sotto GS: Basti pensare che nella nostra città ogni molti aspetti ad una lotta di settimana muoiono circa 25 giovani a cauclasse. Noi, come popolazione sa della violenza dei gruppi narcotrafficanti di colore, siamo sempre stati o degli scontri tra le bande e la polizia. sottomessi ed ora stiamo metGC: È quasi come se stessero compiendo un genocidio contro la popolazione di colore e tendo in atto una vera e propria noi dobbiamo cercare di resistere, perché la resistenza attraverso i nostri situazione è davvero critica. progetti e le nostre attività.

www.capriz.it Pustertalerstraße/via Pusteria 1 b I-39030 Vintl / Vandoies

Si è già armata di allegria. ASIA RUBBO 16 2017 29

Auf der Straße

Ogni giorno qualcosa di nuovo

Sako Saliah cerca sempre di vedere il lato positivo.

Sono ormai due anni e tre mesi che vivo in Italia. Sono nato in Guinea, precisamente in Guinea Conakry, dove la lingua ufficiale è il francese.

Due giorni dopo essere arrivato in Sicilia, sono stato trasferito a Bologna e dopo altri quattro giorni sono arrivato a Rimini, dove ho trascorso quasi due anni della mia vita.

A Rimini mi trovavo bene e vivevo in una casa d’accoglienza per i migranti, ma dopo un po’ ho deciso di spostarmi a Bolzano, perché credo che quando si entra in un nuovo Paese sia giusto imparare a conoscere le sue varie realtà.

Ora vivo a Bolzano da sei mesi e ho notato che qui la gente è molto simile a me, gentile e cordiale. Questa città è diversa da Rimini perché ci sono moltispoi che la gentilezza, per me, è in assoluto sime persone e culture diverse che convila cosa più importante. Se io saluto una vono e poi si parla sia tedesco che italiano, persona mi piacerebbe che anche quella che è qualcosa di completamente diverso persona mi salutasse a sua volta, perché dal resto d’Italia. Quando sono arrivato qui questo vuol dire essere cordiali all’inizio andavo a mangiare e soprattutto umani. Io penall’Hotel Alpi, ma non ci ho “Per ora devo mai vissuto. Mi è anche caso che sia bellissimo trovare prendere quello l’umanità negli occhi e nelle pitato di dormire per strache la vita mi azioni delle altre persone e da, però per fortuna oggi sta offrendo.” devo dire che qui, a Bolzano, ne sono ospite di una chiesa. Ce ho trovata molta. Solo con l’ula sto mettendo tutta per immanità possiamo entrare in contatto e caparare l’italiano e anche il tedesco, perché credo che in questa regione sia importante pirci e io credo che ci sia bisogno prima di conoscere entrambe le lingue. Sono seguitutto di educazione. Poi è importantissimo anche condividere le proprie esperienze per to da persone veramente gentili e cortesi, trovare dei punti in comune e per arricchirche mi aiutano ogni giorno e cercano costantemente di farmi migliorare. Devo dire si a vicenda.

Spero un giorno di poter trovare un lavoro che mi permetta di avere un posto mio dove vivere, ma per ora devo prendere quello che la vita mi sta offrendo, perché non si sa mai che cosa può capitare e io mi sento decisamente fortunato. Credo che gli esseri umani siano stati creati per girare il mondo, per cercare di conoscerlo e di capirlo e io voglio vivere la mia vita così, cercando di vedere ogni giorno qualcosa di nuovo. Penso che la chiave di tutto stia nelle nuove esperienze, nel mettersi alla prova.

Tutto può cambiare, ciò che è sopra può essere sotto come ciò che è sotto potrebbe essere sopra. La vita è così imprevedibile e bisogna essere pronti ad adattarsi a tutte le situazioni, che sia dormire per strada o provare a imparare due lingue da zero.

Un giorno potrebbe arrivare a prendere una certificazione di bilinguismo! SAKO SALIAH 2017 29 17

BIO-logisch?

Logicamente nell’orto...

Im Sommer geht es im Bio-Garten drunter und drüber.

Ma con un po’ di logica tutto si risolve!

Was lacht vom Himmel?

2 1

21

3

20 19 18

4 17

A

5

16

D 6

15

B

C

7

8

10

14

13

11

9

16-8

12 1+7 7+1

Rebus

Cosa si potrebbe trovare sulla spiaggia di un’isola deserta?

(9, 2, 9) 22-14

Gli a

in

GG

Villa zebra.

E V

O A

Trova le dieci differenze!

Auf dem Hinweisschild vor der Villa ist einiges nicht mehr so wie auf der Postkarte...

Z C G

I U

I R

t

la Wortsa

Im Salatbeet versteckt sich ein Wort.

Findest du es?

18 2017 29

re el Malen nach Zahlen

14-6

Chi si nasconde nell’albero?

3 = grau 4 = marrone 5 = rot 8 = verde

5+3 2+6

4+4

4+1

15-11 8-4 3+1 12-8

8+0

10-7 9-4

Findest du den Weg in die Dachrinne?

4+1

7-2

9-1

5-2

8 4

Rätselreime

1+4

4

Es wächst im Gärtlein, hat grüne Bärtlein, hat viele Häute, beißt alle Leute.

18-10

15-7

Melogica

11-3

2+1

4-0

Labirinto

Riesci ad unire tutte le nove mele sull’albero tracciando quattro linee e senza staccare la penna?

Angoli retti, quadrati perfetti, piaccio a tutti, belli e brutti dolce o amaro, dovrei essere più caro

mi trovi anche al supermercato sono…

Familienspaß Logisch kennst du den Nachbarn!

Seine Mutter ist die Schwiegermutter meiner Mutter.

Hmm...

Redet mein Papa von meinem Onkel, meinem Opa oder meinem Bruder?

Sud

oku

L

Lattenknobelei Melogica = Sudoku = 5 3 4 6 7 8 9 1 2 672 195 348 198 342 567 859 761 423 426 853 791 713 924 856 961 537 284 287 419 635 345 286 179 Trova le differenze =

Welche zwei Zaunlatten müssen umgestellt werden, damit aus den drei Dreiecken vier gleichseitige Dreiecke entstehen?

Lösungen: Rebus = Messaggio in bottiglia Malen nach Zahlen = Rotkehlchen Rätselreim = die Zwiebel, cioccolato equosolidale Lattenknobelei = Familienspaß = Opa

2017 29 19

Wie viele Yeti-Witze kennen Sie?

#

1

Ein Macher namens Messner Verschmutzte Meere und die globale Erwärmung sind für Reinhold Messner die größten Probleme unserer Zeit. Diese könne man höchstens noch eingrenzen, nicht mehr lösen. Der charismatische Erfolgsmann ist es gewohnt, Probleme beim Namen zu nennen. Dabei ist ihm klar, dass in unserer komplexen Welt alles schwieriger wird: „Ich bin froh, dass ich nicht mehr 18 bin, und ich respektiere Jugendliche, die ihr Leben in die Hand nehmen.“ Von Ruhestand will Messner nichts wissen: 30 Gipfel hat er im letzten Jahr erklommen und erst vor kurzem eine Produktionsfirma gegründet. In seinen Filmen wird es um Berge gehen – sie spielen nach wie vor die Hauptrolle im Felsenkino seines Lebens.

Wie oft waren Sie in einer Situation, in der Sie glaubten, nicht zu überleben?

#

5

Reinhold Messner

20 2017 29

Zahlen, bitte!

1.000 0 50 90 8 20 30 0 144

Worauf verlassen Sie sich bei Gefahr?

1) Rationale Urteilskraft 2) Den Allmächtigen 3) Instinkt

Wie viele Querköpfe braucht Südtirol?

#

#

Wie viele Fehler in Ihrem Leben würden Sie rückgängig machen?

#

3

Für wie wahrscheinlich halten Sie die Existenz eines göttlichen Wesens (in Prozent)?

#

Welchen Anteil hatte die mentale Stärke bei Ihren Bergerfolgen (in Prozent)?

#

Welche Schulnote geben Sie dem Südtiroler Bergtourismus?

#

Wie viele Touristen verträgt der Mount Everest pro Saison?

#

Wie viele Erkältungen haben Sie sich als Schlossherr in Ihren Gemäuern schon geholt?

#

Wie viele „Gipfel“ essen Sie zum Kaffee?

Wie viele Stunden am Stück haben Sie ohne Essen durchgehalten?

#

#

13 25

Wie oft sind Sie vor dem Gipfel eines Achttausenders umgekehrt?

#

Welchen Sonnenschutzfaktor empfehlen Sie für den Ortler?

#

12 0

Auf wie viele Selfies bringen Sie es bei einem Bummel durch Bozen?

#

Wie viele Bartpflegeprodukte stehen in Ihrem Bad?

#

Findet, dass man dem Messner nicht ansieht, was er schon alles erlebt hat. MATTHÄUS KIRCHER 2017 29 21

Io vendo

naturbad

piscina naturale gargazon - gargazzone

Petru Julian Chiru Luogo di nascita: Romania Strategia di vendita: Ogni mese posso contare sulla mia clientela abituale! Ci sono tantissime persone che comprano zebra. e lo comprano sempre da me, per questo riesco a vendere bene.

Episodio divertente con un*a cliente: C’era una donna anziana che mi passava abitualmente davanti mentre vendevo i giornali nel mio posto preferito. Ogni volta che la vedevo la salutavo e ci scambiavo due parole, ma non ha mai comprato un giornale. Una volta però è arrivata, mi ha guardato e mi ha detto “ Va bene, questo volta compro un giornale!” Me la ricordo, perché aveva un cane piccolissimo!

Qualcosa che non ci si aspetterebbe da me: Faccio il volontario alla mensa serale San Vincenzo a Bolzano.

Sono un tifoso di: Mia figlia ventenne, che vive e studia tedesco a Botoșani in Romania.

Julian non torna spesso in Romania.

L’ultima volta che ha fatto ritorno è stato quando suo padre è morto, due mesi fa. Sua moglie e sua figlia vivono ancora lì, ma lui ha capito immediatamente che in Romania non c’è futuro, né per i giovani e men che meno per gli anziani. Ha deciso di venire in Italia con un suo caro amico che ha la madre tedesca e insieme hanno raggiunto il nord dello Stivale.

La vita in Alto Adige gli piace molto e anche il caldo non è un problema quando si indossano una camicia comoda e un paio di pantaloncini.

Ama molto anche le stagioni, ma soprattutto apprezza le persone del posto: semplici, sincere e aperte – proprio come lui.

Avrebbe potuto parlare con Julian per ore. Elias Hoffmann 22 2017 29

Porträt

Diese Hunde gehören zur Familie: Antonia Rieder und Sepp Kuen mit Bobby und Ocki.

Nicht für die Katz Wären sie Hündin Laika nicht begegnet, würden sie heute kaum an 365 Tagen im Jahr arbeiten. Und auf ihrem Grundstück stünde womöglich ein Mehrfamilienhaus. Aber Laika kam und alles anders: Seit 2005 führen Antonia Rieder und Sepp Kuen in Obervintl ein privates Tierheim.

Anfang Juni herrscht Hochbetrieb. Unzählige Katzenkinder kommen zur Welt und immer wieder landet ein Wurf – oft verwaist und kränklich, manchmal samt Katzenmutter –

im Tierheim. Unentwegt klingelt das Telefon: Eine Frau hat wilde Kätzchen gefunden und sucht Rat, ein junger Mann erkundigt sich nach einem neuen Familienmitglied auf vier Pfoten.

Dann gibt der 62-Jährige mit den kurzen grauen Haaren und dem sanften Blick geduldig Auskunft. Das Tierheim ist südtirolweit mit Tierschutzvereinen und engagierten Privaten gut vernetzt. Ist irgendwo ein Tier in Not, organisiert man sich so gut

es geht. Neben dem Landestierheim in der Sill gibt es in Südtirol nur noch ein weiteres privat geführtes Tierheim. „Viele und in allen Farben! Kommt und schaut euch um!“, sagt Sepp in den Hörer und legt auf. Nachmittags ist das Tierheim für Besucher*innen geöffnet. Bevor jemand einen Hund oder eine Katze abholt, wollen Sepp und Antonia die Person kennenlernen. Sie solle sich erst mit dem Tier anfreunden, es sei wichtig sich gegenseitig zu „beschnuppern“. Die Harmonie müsse stimmen, erklärt Sepp: „Man kann ein Tier nicht einfach so mitnehmen wie eine Kiste Bier!“

2017 29 23

Jedes Katzenzimmer hat einen Balkon.

Die Hunde Ocki, Bobby und Chucky, jeweils mit weiß, grau und schwarz gelocktem Fell, gehören zur Familie. Sie bewegen sich frei auf dem Gelände und folgen Sepp jetzt bis vor die Glastür zum Katzenhaus. Antonia hantiert dort gerade mit dem Staubsauger

in einem der „Katzenzimmer“. Im Zentrum des achteckigen Gebäudes steht ein Schreibtisch. Einen eigenen Raum für das Büro wollte das Paar nicht opfern, der Platz ist knapp. Im Winter ist es bei den Tieren dank Wandheizung schön warm und wer

am Schreibtisch sitzt, kann durch die Glasfenster in jedes Katzenzimmer blicken. Jetzt im Sommer liegen deren Bewohner*innen draußen auf den von Reben überwucherten Balkonen, die ein schattiges Plätzchen bieten. „Wenn Sepp es nicht auch gewollt hätte, wäre das nicht gegangen“, sagt Antonia, während sie vor dem Haus eine Decke ausschüttelt.

Schon als Kind bedeuteten die Tiere viel für die 61-jährige Pfalznerin. Als sie Sepp kennenlernte, traten mit ihr auch die Tiere in sein Leben. Vom Ruhestand merkt der Pusterer heute kaum etwas: „Eigentlich haben wir uns mit dem Heim jede Menge Arbeit gekauft.“ Aber das haben sie schon vorher gewusst. Nachdenklich blickt Sepp über das Gelände: das Katzenhaus, die beiden Hundehäuser mit Auslauf, in der Mitte ein Häuschen mit Quarantänestation und Lager, dahinter das Wohnhaus mit Garten.

Wer über den Tellerrand blickt, hat mehr vom Leben.

Vor einigen Jahren begegnete ich im Zug einem gebildeten Mittfünfziger. Er erzählte mir, dass ihn seine Mutter als Kind im Stich gelassen hatte, von seiner Gefängnisstrafe und seiner Alkoholabhängigkeit. Am Tag zuvor war er rückfällig geworden und nun auf dem Weg nach Sizilien, um auf der Straße zu leben. Wenn ich an ihn denke, wird mir bewusst, wie viel Glück mir im Leben zuteil geworden ist. Dieses Glück möchte ich weitergeben, deshalb unterstütze ich soziale Institutionen, wann immer es mir möglich ist, mit einem kleinen Betrag.

Brixen | Meran | München T +39 0472 831340 info@brandnamic.com brandnamic.com

Marlene Pfeifer | Texting

Full-Service-Marketing: Beratung | Advertising | Mediendesign | Texting | Web | Projektmanagement | Solutions

brandnamic_inserat_zebra_juli_august.indd 1 22.05.17 12:3529 24 2017

Porträt

Auf dem Weg zum Bei Bedarf finden im Heim bis zu 60 Tiere Hundehaus fischt Unterschlupf, einige hundert gehen pro Sepp ein paar LeckerJahr hier ein und aus. Sepp blinzelt in der Vormittagssonne und lächelt, wenn er lis aus seiner Hosenvon der Anfangszeit erzählt: Bereits in den tasche. Hinter den 80er-Jahren hat das Paar in seinem WohnGitterstäben springt und bellt Mischlingshaus verwaiste und verletzte Tiere gepflegt und vermittelt. Die Käfige und Boxen nahrüde Monkey vor Freumen irgendwann einen beachtlichen Teil de. „Das ist ein feiner ihres Wohnbereiches in Anspruch. Wurde Kerl“, sagt Sepp und irgendwo ein Tier gesichtet, verständigte begrüßt den pummeman Antonia. Und so trat eines Tages auch ligen Vierbeiner. Sein Hündin Laika in ihr Leben: Vor etwa 18 Jahverstorbenes Frauren irrte die herrenlose Hündin zwischen chen habe es etwas zu den Höfen und in den Wäldern oberhalb gut mit ihm gemeint von Vintl umher. Antonia erfuhr davon und – daher die Problemgewann mit viel Geduld das Vertrauen des zonen. Im Vorbeigeträchtigen Tieres. Kurzerhand richteten hen nennt Sepp jedes Sepp und Antonia in ihrem Garten einen Tier beim Namen: Zwinger für die Hundefamilie ein. Mit LaiJagdhund Max war seinen Besitzern zu kas Welpen wurde auch eine Idee geboren: lebendig, der kleine Auf dem Grundstück vor dem Haus der Idefix ist ein ScheiKuens sollte ein Tierheim entstehen. „Spinner“ habe man sie im Tal genannt. „Welcher dungskind, der großnormale Mensch investiert sein Vermögen gewachsenen Chicco in so etwas?“, fragt Sepp. Die beiden laschwer vermittelbar.

Stafford-Mischling chen. Sie wissen: Ein Tierheim ist eher ein Billy hat noch kein neues Zuhause gefunden.

Billy landete hier, weil Defizitgeschäft. Ohne die Mitarbeit von seine Besitzer ständig Verwandten, Freunden und Freiwilligen umgezogen sind. Die müssten sie das Heim zusperren. Die finanLeute unterschätzen den Aufwand und ziellen Beiträge des Landes Südtirol reichen die Arbeit, die mit der artgerechten bei weitem nicht, aufwändig Haltung eines Hundes einhergehen, sind die Ansuchen und zahlEs kamen bedauert Sepp. Hoffnung setzt er reich die bürokratischen Menschen, in die jüngere Generation. Die hätAuflagen. „Wir sind Ideadenen der listen!“, sagt Sepp. Und te heute mehr Respekt vor der Arzt einen Hund damit sind sie nicht alUmwelt und den Tieren als ihre „verschrieben“ Eltern und Großeltern. Die seien lein: Durch Spenden und oft der Ansicht, dass ein Tier, das Beiträge seiner Mitgliehatte. nichts einbringt, keinen Wert habe. der kommt das Tierheim Dabei erfahren Sepp und Antonia imirgendwie über die Runden.

Sepp und Antonia arbeiten dafür fast rund mer wieder das Gegenteil: Es kamen schon um die Uhr. Die Arbeitsstunden zählen sie Menschen zu ihnen ins Tierheim, denen nicht: Ihr Tag beginnt um sechs Uhr morder Arzt einen Hund „verschrieben“ hatte.

Ein Tier kann einen Menschen, etwa nach gens, die Arbeitswoche hat meist sieben seiner Pensionierung, zu einem geregelTage. Zeit für Hobbys und gemeinsame Unternehmungen bleibt kaum: Im Sommer ten Tagesablauf anregen, hilft Kontakte zu ist das Paar gerne in der Natur unterwegs, knüpfen und hält fit. Das zeige sich auch da begleitet sie stets einer ihrer Hunde. an den Tierheimbesucher*innen, die sich Auch die Heimhunde wollen regelmäßig regelmäßig einen Hund zum Spazierenspazieren gehen. gehen ausborgen. „Es erstaunt uns immer

wieder, was ein Tier bewirken kann!“ erklärt Sepp. Umso mehr schmerzt es ihn, wenn er misshandelten, ausgesetzten oder verwahrlosten Tieren begegnet. Terrier-Mischling Ocki war als junger Hund ständig auf einem Balkon ausgesperrt. Als er im Heim ankam, musste der verdreckte Rüde erst einmal aus seinem verfilzten Fell geschnitten werden.

Mit Menschen, die keine Tiere mögen, hat Sepp kein Problem, „nur sollen sie bitte auch keine halten und sie schlecht behandeln!“ Denn gerade diese würden dann wieder im Tierheim landen. Eigentlich sei es eine Schande, dass es den Tierschutz überhaupt geben müsse, sagt er. Aber so sei es nun mal, und immerhin seien auch Menschen da, die sich für die gute Sache einsetzen. Etwas zu tun, von dem man überzeugt ist, etwas Gutes zu bewegen – das sei das wichtigste im Leben. „Denn das

2017 29 25

Im Katzenhaus ist auch das Tierheim-Büro untergebracht.

kann schnell vorbei sein“, weiß Sepp. Als im vergangenen Jahr ihr einziger Sohn Alexander bei einem Lawinenunglück ums Leben

kam, traf es die Familie schwer. Auch das Tierheim verlor mit ihrem Sohn eine tragende Säule. Dennoch: Sepp und Antonia

machen weiter – für die Tiere und für ihren Idealismus. „Das letzte Hemd hat keine Taschen!“, sagt der ruhige Mann bedächtig und schlendert zurück zum Katzenhaus. Dort hat Antonia erneut den Staubsauger angeschmissen. Vor dem Haus räkelt sich Haushund Bobby in der Sonne und trabt seinem Herrchen entgegen.

Der tätschelt dem Pudel, der einst ein unüberlegtes Geschenk an eine Frau war, kurz den Kopf und krempelt seine Hemdsärmel hoch: Es gibt noch viel zu tun an diesem Vormittag im Tierheim von Obervintl.

3hochk.de

Ist schon längst auf den Hund gekommen. Lisa frei

FREU DICH AUF ... NEUE FRISCHE.

hansgrohe

Das kühle Nass! Alles rund ums Wasser in den topp Bäderausstellungen von INNERHOFER. DAS BAD. Sehen, fühlen, erleben und gut beraten. Jetzt den Planungstermin sichern – schon rauscht das Wasser. www.innerhofer.it

Bäderausstellungen: St. Lorenzen (Tel. 0474 470-200) I Meran (Tel. 0473 272-400) I Bozen (Tel. 0471 061-970) I Trient · Cles · Arco · Rovereto · Castelnuovo I Belluno · Feltre

26 2017 29

Ein Stück Heimat

Untrennbar: Country Musik und Cowboystiefel

Gestiefeltes Amerika Ronald Reagan, Gerald Ford, Bush Junior und Senior, Jimmy Carter, Bill Clinton, Barack Obama. Diese Männer waren USPräsidenten. Das weiß man! Was verbindet sie aber noch? Im Laufe ihrer Amtszeit haben sie alle Cowboystiefel des texanischen Schuhmachers Rocky Carroll getragen.

Diese verkörpern nämlich ein großes Stück amerikanischen Patriotismus und Tradition. Ihren Ursprung haben sie allerdings nicht in Amerika.

Im 13. Jahrhundert wurden die Europäer während des Mongolensturms erstmals auf Dschingis Khans markante rote Lederstiefel mit Holzabsatz aufmerksam. Wirklich populär wurden die Reiterstiefel aus Leder mit Blockabsätzen dann mit dem Sieg des englischen Herzogs von Wellington, Arthur Wellesley über Napoleon 1815 in Waterloo.

Und genau diese „Wellingtons“ aus Kuhleder schafften es bis nach Amerika und wurden 1865 in einer robusteren Form von den

Die Nachfrage nach „Deko-Stiefeln“ schnellSoldaten während des Sezessionskrieges getragen. Am Ende der Kämpfe nahmen sie te in die Höhe. Neben Hollywood war auch die Stiefel mit nach Hause, wo sie als robusdie wachsende Popularität von Rodeos in den Südstaaten und der Aufschwung von te Alltagsstiefel für das Leben als Farmer Country Musik ein goldener Lockruf für vieund Cowboy bestens geeignet waren: Die abgerundete Spitze erleichtert den Tritt in le Schuhmacher. Viele Stars schwangen sich den Steigbügel, die glatte Sohle ermöglicht mit Boots aus unterschiedlichen Ledern, einen reibungslosen mit Stickereien oder verschiedenen StöAbstieg vom Ross, ckelformen in ihre Sattel und machten In den USA ist der wadenhohe sie so dem Publikum schmackhaft. der Mythos Schaft schützt Auch heute noch ist der Mythos des des Wilden Westens die Knöchel, und Wilden Westen in den USA, aber auch allgegenwärtig. die Füße bleiben weltweit, allgegenwärtig: Die Cowtrocken und sauber. boystiefel stehen dabei immer noch für Das goldene Zeitalter der Cowboystiefel kam einen unerschrockenen, freiheitsliebenden allerdings erst nach der eigentlichen Ära der Mann, aber auch für eine selbstsichere Frau.

Cowboys. In den 1940er und 50er Jahre truUnd apropos Frauen: Interessant wäre es zu wissen, ob der Schuhmacher Carroll bei eigen Hollywoodlegenden wie Gregory Peck und John Wayne in ihren Westernfilmen nem Wahlsieg auch Hillary mit Stiefeln aus„Duell in der Sonne“ oder „Red River“ begestattet hätte. Aber das werden wir wohl vorerst nicht erfahren! Derzeit plant er die stickte und mit Metallornamenten besetzte Bestiefelung seines achten Präsidenten: Modelle und verhalfen ihnen so zu einem Donald Trump.

Hauch von Coolness und Heldenhaftigkeit.

Empfiehlt zur Lektüre das Lied „Cowboy Boots“ von Dave Dudley von 1963. Patrick Taschler 2017 29 27

Eine Welt

Da braut sich was zusammen: Bier aus dem Gefängnis

Die Bierbrauer können auf ihr Produkt stolz sein.

„Pausa Café“ heißt das Projekt einer Sozialgemeinschaft, die den Haftinsassen der Umgebung von Turin und Saluzzo ermöglicht, ihren Weg zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft und die Arbeitswelt zu beschreiten: Seit 2008 gibt es die Brauerei im Gefängnis.

stellen wir ein faires, nachhaltiges Qualitätsprodukt her, auf das wir stolz sein können“, sagt der Braumeister. Die Rohmaterialien für den Brauvorgang, die zum Teil aus dem Fairen Handel kommen, werden auf ihre exzellente und zertifizierte Qualität hin untersucht, und die Verarbeitung geschieht unter fairen Bedingungen. Der Die fünf Mitarbeiter stellen köstliches Bier Vertrieb des Produktes, das unter anderem her und arbeiten dabei gleichzeitig auch in den Weltläden erhältlich ist, baut ebenan sich selbst. Nicht nur das Projekt an sich so auf ein nachhaltiges Netzwerk. ist etwas Besonderes, sondern auch der beStefano Diamante, Gefängnisinsasse und Mitarbeiter der Brauerei, erzählt sondere Gerstensaft, der innerhalb der Gedavon, wie er sich eine neue Lebensfängnismauern hergestellt wird. Es müssen dabei strenge Kriterien eingehalten werden. basis aufbauen konnte: „Die neuen Braumeister Andrea Berberuflichen Qualifikationen geben mir mehr Selbsttola erklärt: „Nicht jedes Die Brauerei im Bier darf sich als hausvertrauen und später Gefängnis bietet bessere Chancen auf gemacht bezeichMenschen in einer dem Arbeitsmakt.“ nen!“. Die Kriterien schwierigen Situation Die Gefahr, sich für hausgemachtes eine Perspektive. im Gefängnis Bier der Vereinigung selbst zu verlieren, „Unionbirrai“ schreiben sei groß, sagt der Inhaftiervor, dass weniger als eine Million Liter Bier pro Jahr produziert und dieses weder gefilte. Mangelnde Perspektiven und ein verlorener Bezug tert noch pasteurisiert werden darf. Das Bier zur Außenwelt machen den enthält eine hohe Fermentierungsrate, da Menschen nach der Haftes andere Hefeorganismen vergärt als herkömmliche Biere, wie zum Beispiel Pils. Bier entlassung den Wiedereinmit hoher Fermentation ist „Festtagsbier“ – stieg in das Leben in Freiein Bier für besondere Ereignisse. heit schwer. Die Erfahrung, Ziel des Projekts im Gefängnis von Turin die die Bierbrauer beim Proist es, Menschen in einer schwierigen Sijekt hinter den Gefängnistuation zu ermöglichen, sich wieder in die mauern machen können, Gesellschaft zu integrieren. „Gleichzeitig bietet ihnen viele Vorteile.

Giorgio Leggieri, Direktor der Haftanstalt von Saluzzo, bezeichnet das Projekt als eine konkrete Idee, die Entwicklungsschritte und Ergebnisse greifbar und sichtbar mache.

Auch er betont die Wichtigkeit des Prozesses der Wiedereingliederung von Haftinsassen ins normale Gesellschafts- und Arbeitsleben, indem bereits während dem Absitzen der Haft den Inhaftierten die Möglichkeit gegeben wird, ihre Kenntnisse auszubauen, etwas Neues zu lernen. Dies sei auch eine wichtige Errungenschaft für alle Bürger*innen der Umgebung. „Pausa Café“ betreut noch andere soziale Projekte in Mittelamerika und Italien. Abgesehen vom Solidarischen Kakao und Kaffee aus Guatemala, Mexiko und Costa Rica, hat die Kooperative dieses Projekt zur Herstellung von hausgebrautem Bier innerhalb der Gemäuer der Haftanstalt von Saluzzo initiiert. Acht verschiedene Biersorten werden dort mit Leidenschaft und Hingabe produziert. Der Biergeschmack richtet sich nach europäischen Vorlieben, die Gewürze und Malzgetreide werden sorgfältig eingesetzt, um dennoch eine besondere Note im Geschmack zu schaffen.

Wünscht den Inhaftierten, dass sie ihr Bier einmal in Freiheit genießen können. Cornelia Unterweger 28 2017 29

Na und?

Wir alle haben Bilder im Kopf, die für Gelerntes und Erfahrenes stehen und im Alltag Orientierungshilfen sind. Diese Bilder können uns aber auch daran hindern, die Wirklichkeit unvoreingenommen so wahrzunehmen, wie sie ist: vielfältig.

Nur durch das Hinterfragen unserer Bilder im Kopf können Verständnis und Offenheit entstehen.

Auf Tauchgang im Müll Es ist schon spät, die Dunkelheit der Nacht vollgepackt. Nur mit hat sich bereits über die kleine StudenMühe radeln wir nach Hause. In der Küche der tenstadt Lund gelegt. Wir ziehen dunkle Wohngemeinschaft wird Kleidung an, befüllen unsere Rücksäcke erst klar, was wir da alles mit Tragetaschen und Stirnlampen und aus dem Müll gerettet hamachen uns kurz nach Ladenschluss mit dem Fahrrad auf zum Supermarkt. Unsere ben. Wir waschen die teils wöchentlichen Einkäufe erledigen wir auf verschmutzten Lebensmittel eine etwas unkonventionelle Art: wir kausorgfältig und teilen sie unter unseren Container-Freund*innen fen nicht, wir containern. auf. Die Überschüsse bringen wir am nächsEin großer Teil unseres Essens kommt nicht aus den Regalen, wo es schön geordnet ten Tag zur Universität, wo es einen öffentund in großer Auswahl lockt. Wir umgehen lichen Kühlschrank gibt, der „gerettetes“ das Regallabyrinth mit Überangeboten und Essen zur freien Entnahme anbietet. holen jenes Essen aus der Mülltonne, das Es ist erschreckend, mit eigenen Augen zu wir vor der Verschwendung retten und dem sehen, wie viel Essbares in den Tonnen der wir die nötige Würde schenken wollen. Die Supermärkte landet. Untertags stehen vor Stimmung ist aufregend: Das Vorhaben ist dem Laden, dessen Tonnen wir nachts aufnicht ganz legal. Der Blick in die Tonnen lässt suchen, bedürftige Menschen und betteln aber schnell alle Bedenken verflieum etwas Geld für Essen. Uns stimmen solche Begebengen: reife Bananen, Saftorangen „Wir wühlen und Zitronen, Brot und frisches heiten sehr nachdenklich. im Durcheinander Gebäck. Nichts wie rein! Wir Bestimmt allein der Markt nach unversehrten diese ungerechte Lebenswühlen im Durcheinander nach Lebensmitteln.“ unversehrten Lebensmitteln. Gemittelverteilung? Was könmüse und Obst müssen noch einen wir dagegen tun? Allzu viel bewirken wir leider nicht mit unseren nigermaßen gut aussehen. Verpacktes Brot, nächtlichen Aktionen. Dennoch findet dieMilchprodukte und andere Fertigprodukte wie Kekse dürfen nicht allzu lange abgelause Art von Aktionismus immer größeren Zuspruch und wird in den verschiedensten fen sein, und die Verpackung muss intakt Studentenszenen sogar zum Trend. Es gibt sein. Dann packen wir die Sachen in unsere dafür schon einen Fachausdruck. Im DeutTüten. Mit der Zeit sind wir wählerischer geworden, lassen uns aber immer wieder von schen hört man oftmals „containern“ oder neuen Produkten überraschen. Es vergeht „dumpstern“. Letzteres kommt aus dem keine halbe Stunde und unsere Taschen sind Englischen „dumpster diving“ und bedeutet

In den Tonnen von Supermärkten werden Mülltaucher*innen fündig.

wörtlich übersetzt „in Mülltonnen tauchen“.

Eine andere, aktivere Methode wäre es, den direkten Kontakt zu den Supermärkten zu suchen. Das macht seit 2014 die Gruppe „Foodsaving Lund“. Durch regelmäßige Veranstaltungen schafft sie Bewusstsein in der schwedischen Kleinstadt. Stolz kann die Gruppe auf ihre täglichen „bread-pick-ups“ sein: Täglich um 18.25 Uhr holt eines der Foodsaving-Mitglieder zwei große Brotsäcke bei einer Bäckerei aus der Umgebung ab, um sie zur Obdachlosenherberge zu bringen.

Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie aufwändig es ist, Lebensmittel herzustellen. Es macht uns traurig zu sehen, wie die damit verbundene Zeit und Energie in großen Mengen im Müll landet. Diese Gefühle treiben unsere Suche nach Alternativen an. Sie sollen das Potential haben, die Verschwendung zu stoppen und unser Leben mit Freude zu erfüllen. Das kann bedeuten, selbst Gemüse und Obst anzubauen und Wildkräuter zu sammeln, aber auch benachbarte Landwirt*innen zu kontaktieren, um Lebensmittel direkt vom Produzenten zu beziehen.

Save the food! Petra Oberhollenzer und Manfred Hofer 2017 29 29

Biblio

Un popolo sconosciuto e l’arte del far niente Das Beste, was wir tun können, ist nichts von Björn Kern Fischer Verlag, 2017 Mehr Zeit, weniger Arbeit, mehr Leben: Der Autor schildert seinen Abschied von Fleiß und Tatendrang hin zu mehr Gelassenheit. „Nichtstun heißt nicht, dass ich nichts tue. Es heißt, die falschen Dinge sein zu lassen.“ Schubhaft – Haft ohne Delikt ARGE Schubhaft, 2006 Anhand der Geschichten von Menschen, die in Schubhaft sitzen, blickt das Buch hinter die Kulissen der Asylpolitik.

Trash – non puoi mai sapere cosa potresti trovare Un film die Stephen Daldry, Christian Duurvoort Brasilien, 2014 Fra la spazzatura di una delle più grandi favelas di Rio de Janeiro due ragazzini trovano per caso un portafoglio, ma non immaginano che le loro vite stiano per cambiare per sempre.

Wie geht’s dir Welt und was ist morgen?

Jugendsachbuch von Yann Arthus-Bertrand, Martine Laffon und Anne Jankéliowitch Thienemann-Esslinger, 2017 Wie geht es unserer Erde?

Werden wir in Zukunft alle satt?

Was muss passieren, damit wir alle friedlich zusammenleben können? Ideen für Kinder und Jugendliche, die sich für eine lebenswerte Zukunft einsetzen.

Diario di un buono a nulla. Scampia, dove la parola diventa riscatto di Davide Cerullo Società Editrice Fiorentina, 2016 “La mia ascesa nella camorra è stata interrotta dalla felicità”. Da ragazzino di strada arruolato nella camorra a iniziatore di progetti per l’infanzia per promuovere una cultura della legalità – l’autore racconta la sua vita e la sua Scampia.

Rom, questi sconosciuti di Santino Spinelli; prefazione di Moni Ovadia Mimesis, 2016 Storia, lingua, arte e cultura e tutto ciò che non sapete di un popolo millenario.

In der oew-Fachbibliothek Eine Welt im Jakob-Steiner-Haus am Vintlerweg 34 in Milland/Brixen dreht sich alles um das Leben außerhalb Europas, um alternative Wirtschafts- und Lebensformen, um das Schicksal von Menschen in und aus den Ländern des globalen Südens.

Schwerpunkt: Kinder- und Jugendbücher.

Telefon: 0472 833950. Öffnungszeiten im Sommer: von Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr; vom 14. bis 18.

August geschlossen.

La Biblioteca Culture del Mondo (BCM) onlus è una biblioteca specialistica per le culture e la narrativa del mondo, i diritti umani, la cooperazione allo sviluppo e le molte aree tematiche collegate, come i rapporti economici nel mondo, la sostenibilità, la cultura di pace, l’intercultura e le religioni. La biblioteca si trova in via Macello 50, a Bolzano, ma trovate tutto il nostro materiale anche sul sito www.bibmondo.it.

Sonja Cimadom

Sabrina Bussani

30 2017 29

Experiment

Un mese ecologico Riuscireste a rinunciare alle vostre abitudini ecologicamente dannose per un mese? Quindici ragazze e ragazzi, sparsi per tutto l’Alto Adige, hanno accettato la sfida. L’obiettivo? Diminuire la propria impronta ecologica.

abituarsi a questo nuovo stile di vita. Tuttavia Tommy, di fronte agli scaffali del supermercato, si sentiva comunque piuttosto spaesato.

Per un mese La sfida di Anja, invece, conintero la parola sisteva nell’evitare le cond’ordine è stata fezioni di plastica. Dopo “rinuncia” I ragazzi e le ragazze del gruppo giovani aver setacciato molti negozi “AfZack” hanno deciso di mettersi alla prodove poter fare acquisti senza utilizzare troppa plastica, si è imbattuta in va e sottoporsi ad un esperimento piuttoun ortofrutta dove le confezioni non erano sto particolare proposto dalla campagna poi così voluminose e ne è diventata “Mahlzeit – Coltiviamo la vita”. Dopo aver subito cliente abituale. scoperto che per sostenere il loro consumo Ma che cosa Nell’appartamento di Anja e e il loro stile di vita una sola Terra non è sufresta dopo un Tommy un argomento scottanficiente, ma che ce ne vorrebbero almeno mese di “rinunce”? tre o quattro, hanno deciso di darsi da fare te era senza dubbio la gestioAnja e Tommy sono per provare a cambiare concretamente le ne dell’immondizia. In maniera diventati bravissimi a smiloro abitudini. Per un mese intero la parola scrupolosa i due coinquilini hand’ordine è stata “rinuncia” e, a modo loro, no riorganizzato il proprio balcone stare e a riciclare l’immondisono diventati dei veri patiti dell’ecologia. seguendo regole precise per facilitare zia. Dopo un mese da vegetariano, Thomas Corradini è diventato vegetariala raccolta differenziata. Il nuovo sistema Tommy ha imparato un bel po’ di sfiziose pareva funzionare, c’era solo un problema: ricette e osserva con occhio decisamente no e, dopo poco tempo, si è reso conto di il terzo coinquilino. Quest’ultimo mostrava critico i prezzi troppo bassi sugli scaffali quanto fosse difficile cucinare qualcosa qualche difficoltà nel comprendere la logica del supermercato. Anja invece, per evitare che non contenesse carne: „Sembra imposdel riciclo, ma dopo qualche delucidazione, la plastica, ha deciso di portare sempre con sibile che si tratti sempre di carne animale persino lui ha imparato che le scatolette sé una borsa di stoffa, mentre il terzo coinquando sul tavolo ci sono una cotoletta o di tonno vuote vanno gettate nel bidone degli spaghetti al ragù”. La sua coinquiliquilino, per fortuna, ha preso la buona abidell’alluminio. na vegetariana, Anja Lechner, ha deciso di tudine di spegnere la luce prima di uscire Il terzo coinquilino però non aveva difficolprenderlo sotto la sua ala e di aiutarlo ad da una stanza.

Le strategie imparate durante questo mese tà solo nel riciclare, ma era a tutti rischiano di essere dimenticate col passagli effetti un disastro ecologico.

Aveva il vizio di lasciare le luci re del tempo, ma secondo Tommy: “Molti accese per tutto il giorno, anche dei comportamenti che abbiamo tenuto in quando le stanze erano vuote e questo periodo sono diventate abitudini non spegneva mai del tutto gli difficili da abbandonare.” Infine Anja afferapparecchi elettronici inutilizzati. ma convinta: “ Insieme è molto più sempliLa casa è stata prontamente tapce attenersi a questi buoni propositi!“ Queste sono solo due delle quindici storie pezzata di post-it per ricordargli, di questo gruppo di giovani che, nel loro in ogni momento, come diminuire piccolo, hanno deciso di fare la differenza, la sua impronta ecologica. impegnandosi concretamente nella vita di Le ragazze e i ragazzi si sono inventutti i giorni per diminuire il loro impatto tati questo, e molto altro ancora, “Ricordatevi di spegnere la luce!” sull’ambiente. per dare il loro piccolo contributo.

Si è fatta contagiare da tutta questa motivazione! VERENA GSCHNELL 2017 29 31

Studieren unter Strom Nicht schon wieder! Mein Schreibtisch quillt über: Nein, es sind nicht der Stapel ungewaschenes Geschirr und der Haufen schmutziger Socken, sondern Berge aus schweren Büchern aus der Unibibliothek und Papierstapel voll mit meiner Handschrift. Dabei sind die Power-Point-Folien und Journal-Beiträge noch gar nicht materialisiert worden, sondern auf meinem Laptop gespeichert. In vier Wochen ist Klausur! Vampir müsste man sein! Dann bräuchte man keinen Schlaf und könnte auch nachts lernen! Aber Twilight ist und bleibt eben nur Fantasy. Voller Sehnsucht erinnere ich mich zurück an Tests aus der Schulzeit. 30 Seiten durfte man da lernen und jetzt… hängen wir eine Null dran und verdreifachen. Nach der Matura befand ich mich noch in einer Art Universitätsromantik: Endlich lernen was einem gefällt! Dann kommt die Realität. Meine Begeisterung für Steuerrecht hält sich gerade in Grenzen. Prüfungsstress ist normal, aber neben dem Studium sollte man ja noch Praktika machen, Auslandserfahrungen sammeln, möglichst viele Sprachen lernen und sich

irgendwo noch freiwillig engagieren. Keine Ahnung, wie es jene Student*innen schaffen, die noch einen Nebenjob haben. Zum Glück investieren meine Eltern in mich! Kein Wunder, dass Burnout auch unter Student*innen verbreitet ist. Laut der Studierenden-Sozialerhebung von 2010 zeigen etwa 15 Prozent der Studierenden in Österreich Burnout-Symptome. In unserer Leistungsgesellschaft sind die Erwartungen an junge Menschen hoch. Dabei sollte es doch nicht darauf ankommen, in welcher Höchstgeschwindigkeit und mit welchen TopPlatzierungen ein Studium absolviert wird, sondern aufs Querdenken, Hinfallen und wieder Aufstehen und darauf, dass nicht immer alles nach Plan läuft.

Das schafft Persönlichkeit und bereitet auf das wahre Leben vor! Und dabei sollte das Studentenleben doch eine der schönsten Zeiten des Lebens sein, oder? Schweißgebadet komme ich aus der Klausur. Die nächste Prüfung lauert schon kampfbereit um die Ecke...

Challenge accepted!

SARAH WATSCHINGER

Preziosa sognatrice Non che fosse impossibile Ma non lo credevo Che con le tue mani arrivassero Così vicine fino a toccarmi “Avevi un vestito fatto solo di parole Un velo di poesie e di canzoni Anche i tuoi occhi erano quasi un sussurro E ripetevano certi versi tedeschi” Non era qualcosa di irraggiungibile la mia pelle ma non credevo l’avresti percorsa con le dita fino a lasciare le tue impronte “Ti volevi trasparente la protagonista evanescente di un sonetto o di certi versi liberi che ogni tanto nel troppo silenzio o nel troppo fragore ritrovi” Non c’è nessun divieto sulla strada Tra la tua bocca e la mia più viva carne Ma non ci riesco a pensare Quando sento il morso delle tue labbra “Preziosa sognatrice di tragedie Ricamatrice di romantiche illusioni La vita è una storia molto più semplice Spesso priva di rime e strofe” Lea Zasca

Die Musikkapelle: nicht von gestern!

500 Jahre Tradition.

Gäste aus über 60 Nationen.

1 gemeinsames Ziel: Höchste Gastlichkeit.

Was sind heutzutage noch Werte? Gemeinschaft, Disziplin, Zusammenhalt, Pflichtbewusstsein kann man dazuzählen. Oft wird in der Gesellschaft aber der Eindruck vermittelt, dass speziell junge Menschen Werte nicht mehr schätzen. Aber dessen ungeachtet gibt es noch Orte, in denen junge, engagierte Leute auf genau solche Werte treffen und es trotz allem funktioniert – beispielsweise in einer Musikkapelle. Als Mitglied der Kapelle ist man gleichzeitig auch Mitglied einer Gemeinschaft,

es entsteht ein starker Zusammenhalt.

Auch Disziplin und Durchhaltevermögen sind wichtig: Wenn die Proben wieder einmal länger dauern als ausgemacht, oder bei Konzerten, wenn man gerade eigentlich keine Lust darauf hat. Aber das gehört dazu. Es wäre schade, aus der Kapelle auszusteigen, wenn es schwierig wird! Ich bin mit Stolz und Freude bei der Musikkapelle, und ich freue mich, wenn mich unbekannte Leute auf der Straße grüßen, „nur“ weil ich meine Tracht trage. Bei meiner Kapelle

www.hotelelephant.com 32 2017 29

Speakers’ Corner Armin Barducci . Sketch Crawl Bolzano

Nur eine Zahl...

steht nicht der Einzelne im Mittelpunkt, sondern die Gemeinschaft. Das bedeutet: Das eigene Ego hinten anstellen und den Zusammenhalt der Gruppe ins Zentrum zu rücken. Jede*r einzelne ist gleichzeitig einzigartig wichtig und dennoch „nur“ ein kleiner Teil eines großen Ganzen.

Ein Mitglied der Musikkapelle muss musikalisches Können, Disziplin und Teamgeist haben. Nur darum geht es. Es darf nicht darum gehen, welche Hautfarbe oder Herkunft ein*e Musikant*in hat. Solange

jemand exzellent TrompetenSolos spielen kann, soll der Rest keine Rolle spielen!

Wenn man mit dieser Einstellung nicht einverstanden ist, hat man sich entweder das falsche Hobby oder mit der Musikkapelle den falschen Ort ausgesucht, um es auszuüben.

Johanna Jocher

Die Akzeptanz innerhalb unserer Gesellschaft schreitet im Allgemeinen mit der Zeit progressiv voran. Ob es die Wahrnehmung von Geschlechterrollen, der Ausdruck von Meinungsfreiheit oder das Miteinander von Ein- und Zweiheimischen betrifft: Eine Öffnung hin zu von der „Norm“ abweichenden Fällen ermöglicht es den Menschen somit, im immer höheren Maße ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Diese Entwicklungen gehen natürlich nicht linear vonstatten und erreichen daher bisher nicht in allen Belangen dasselbe Maß an Toleranz. Wie könnten sie auch?

Ein mich betreffendes Thema, welches mir aktuell immer wieder Unverständnis aus meinem und dem Umfeld meines Partners beschert, ist der Altersunterschied in einer Liebesbeziehung. Zwischen einer jüngeren Frau und einem älteren Mann wird dieser weltweit schon mindestens seit Jahrhunderten tradiert, doch über umgekehrte Verhältnisse wird noch heute die Stirn gerunzelt. Wie kann es sein, dass westliche Kulturen in Vergangenheit Entitäten wie die Ständeordnung, die Nationalität und die Hautfarbe weitgehend überwinden konnten und nun doch noch immer an einem Altersunterschied in dieser Konstellation schwer zu schlucken haben?

Natürlich kann das Alter durchaus aufschlussreiche Hinweise über die Reife und den Erfahrungshorizont einer Person geben, doch dies ist eben nur eine Möglichkeit! Ich würde mir wünschen, dass es den Menschen wieder öfter gelingt, sich auf das zu besinnen, was in dem Bezug am meisten beziehungsweise als einziges zählt – nämlich die Liebe.

Anna Maria Sabi

2017 29 33

A tavola!

Parmigiana di melanzane Zutaten für 4-5 Personen: 1 kg Melanzane (Auberginen) 800 ml Tomatensauce 400 g Fior di latte (oder Mozzarella) 150 g Parmesan 1 EL Olivenöl 1 süße, rote Zwiebel 1 Bund frischer Basilikum Samenöl zum Frittieren Salz, Pfeffer Auberginen in Scheiben schneiden, frittieren und abtropfen lassen. Zwiebeln hacken und in einem Topf mit Öl anschwitzen, Tomatensauce dazugeben. Eine Weile kochen, mit Basilikum, Salz und Pfeffer würzen. Fior di Latte in Scheiben schneiden und Parmesan reiben. Den Boden einer Auflaufform mit Tomatensauce bedecken, Auberginenscheiben, Fior di Latte, Parmesan und etwas Basilikum darauf schichten und den Vorgang mehrmals wiederholen.

Mit einer Schicht Parmesan bedecken und bei 160 Grad und Umluft etwa 30 Minuten lang backen. Vor dem Servieren abkühlen lassen. Buon appetito!

Mamma mia!

Immer wenn Anna Maria Carandente Giarrusso ihre Tochter Chiara in Bozen besucht, ist es selbstverständlich, dass sie jedes Mal eine Menge Leckereien aus ihrer Heimatstadt Neapel mitbringt – oft so viel, dass Chiara Freunde einladen muss, um die Unmengen an kulinarischen Herrlichkeiten zu verputzen. Ich habe das Glück, an einem dieser Abende dabei zu sein.

Es gibt Chiaras Lieblingsgericht: Parmigiana di Melanzane – so wie man sie in Neapel zubereitet.

Anna Marias Parmigiana kam auch schon per Post nach Bozen.

Der Name dieser etwas anderen Lasagne kommt übrigens nicht vom Parmesankäse, der zwar auch zu den Zutaten dieses mediterranen Klassikers gehört, sondern vom Wort „Parmiciana“, das sich wiederum von „Persiana“ (Jalousie) ableitet. “Die Auberginenscheiben sind so angeordnet wie die Holzlatten einer Jalousie!“, erklärt Anna Maria. Das ist das Geheimnis hinter der Parmigiana. Und Geduld! Denn die gute Küche braucht Zeit: Wenn es nicht schnell gehen muss, lässt die pensionierte Lehrerin daher die Auberginenscheiben vor dem Frittieren für einige Stunden an der Luft trocknen.

Dann bleibt auch genügend Zeit, um die Tomatensauce vorzubereiten. Die darf ruhig etwas länger köcheln. Bei der Wahl der Auflaufform rät die Köchin: „Sie sollte aus Glas oder Ton sein!“

Zeit und Geduld sind auch gefragt, sobald die Parmigiana mit einer herrlich duftenden Parmesankruste aus dem Backrohr kommt: Sie wird nämlich nicht heiß verzehrt. Am besten schmeckt sie kalt genossen am nächsten Tag. Während Anna Maria mit schlafwandlerischer Sicherheit schneidet, schichtet und schöpft, diktiert sie aus dem Kopf das Rezept und liefert noch drei alternative Zubereitungen mit, die in Neapel auch gerne gemacht werden: eine davon mit Zucchini, eine andere Variante mit Schinken.

Man muss Anna Maria nur kurz ansehen und hat die Gewissheit: Diese Frau weiß, was sie tut. Souverän, mit viel Witz und Charme und fast beiläufig zaubert sie etwas auf den Tisch, das den Vergleich mit einer Sterneküche nicht scheuen muss.

Die Loblieder auf die italienische mamma kommen nicht von ungefähr! Georg Hofer 34 2017 29

Schwarzweiß Robert Asam

Böse Worte … an das weibliche Geschlecht Sie halten die Zweimonatszebra. in den Händen. Da muss ein Kolumnist – bitte nicht verwechseln mit Kommunist – seine Kolumne mit einem besonders wichtigen Thema besetzen. Wenn diese Kolumne dann auch noch den Titel „Böse Worte“ trägt, ist das eine noch größere Verantwortung. Wem widmen? Zum Glück haben die Südtiroler Medien kürzlich verbreitet, dass der Arztberuf weiblich wird. Da war mir klar: Das Fass ist voll, meine Damen!

Was denn noch alles? Aus dem Lehrer wurde ja schon längst die Lehrerin und aus dem Apotheker die Apothekerin. Nur der Herr Pfarrer (katholisch!) hält sich tapfer, aber da sind höhere Mächte im Spiel, an denen sich die Frau die Zähne ausgebissen hat. Bisher wenigstens. Auch die Politik wird zunehmend weiblicher, ebenso der Journalismus. Kleiner Trost: Bei ersterer ist damit bisher wenigstens keine qualitative Verbesserung festzustellen. Was die journalistische Arbeit angeht, möchte ich

Die Gutmenschin „Die Kultserie mit Terence Hill kommt jetzt auch ins deutsche Fernsehen.“

mich nicht äußern. Ich bin befangen. Ersparen Sie mir weitere Erklärungen!

Ganz ehrlich, müssen wir uns wundern, dass Männerinitiativen wie Pilze aus dem Boden schießen? Was bleibt uns noch, wenn das so weitergeht? Wo sind wir noch sicher, wo doch selbst die Klofrau schon auf der Roten Liste steht. Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass – an Autobahnraststätten zum Beispiel – die Klobürste immer öfter in Männerhand ist?

Feuerwehrfrauen löschen, Politessen strafen, Gynäkologinnen machen Abstriche, womit wir wieder beim Thema wären.

Der Arztberuf wird zunehmend weiblich. Gut so. In einem Land wie Südtirol, in dem andauernd von Ärztemangel die Rede ist, bin ich

Impressum Herausgeberin | editore

Vintlerweg 34 Via Vintler – 39042 Brixen | Bressanone Tel. 0472 833950 | zebra@oew.org | facebook.com/oew.org | www.oew.org St.Nr. | c.f. 90009830218 Hubert Pörnbacher (Vorsitzender | presidente) Redaktion | redazione Verantwortung und Koordination | responsabilità e coordinazione Lisa Frei (lisa.frei@oew.org, Tel. 0472 208206) Satz und Gestaltung | impaginazione e grafica Alias Idee und Form, Irmi Unterfrauner Layout-Relaunch www.brandnamic.com Werbung I pubblicità Matthäus Kircher (matthaeus.kircher@oew.org, Tel. 0472 208204) Verantwortlicher Direktor | direttore responsabile: Wolfgang Penn Registrierung | registrazione: Landesgericht Bozen | Tribunale di Bolzano N6/94 R.ST.6.8.94 Druck | stampa: Athesiadruck GmbH | srl, Bozen | Bolzano

Mitwirkende dieser Ausgabe | per questa edizione hanno collaborato Aaron Bertoli, Adrian Luncke, Anna Maria Sabi, Annelies Senoner, Amin Barducci, Asia Rubbo, Barbara Plagg, Cornelia Unterweger, Enrico Fabris, Elias Hofmann, Georg Hofer, Johanna Jocher, Lea Zasca, Jörg Oschmann, Lisa Frei, Manfred Hofer, Marta Larcher, Matthäus Kircher, Monika Thaler, Nadia Sorg, Nicole Pozzi, Nils Bertol, Patrick Taschler, Petra Oberhollenzer, Philipp Frener, Robert Asam, Sako Saliah, Sabrina Bussani, Sarah Watschinger, Sonja Cimadom, Verena Gschnell.

Foto 1-3: Georg Hofer; 4-5: pixabay.com/de/amurang-indonesiensulawesi-markt-2329074; pixabay.com/de/mikroskop-labor-diagnosewhite-1817641; pixabay.com/de/stonetown-zanzibar-sansibar2042778; wikipedia.org/wiki/File:Belchatow-elektrownia.jpg; wikipedia.org/wiki/American_bison#/media/File:American_ bison_k5680-1.jpg; wikimedia.org/wiki/ Santiago.JPG; pixabay.com/ de/gebirge-road-bolivien-pferde; wikipedia.org/wiki/Grenzkorridor.

JPG; wikipedia.org/wiki/Datei:1-1267462282CoNq.jpg; pixabay.com/ de/gambia-markt-frau-creole-afrika-239849; 6-7: Georg Hofer 8: Vinschgau Marketing/ Thomas Grüner; Sabrina Eberhöfer; 9-12: Jörg Oschmann; 13: Aaron Bertoli; 14-15: Casa do Sol/ Raulino Júnior, Elias Hofmann; 17: Adrian Luncke; 20-26: Georg Hofer; 27: pixabay.com/ Lisa Johnson ; 28: Georg Hofer; 31: Anja Lechner; 34: Georg Hofer

„Jo sem megn die Pragser in Sea trucknlegn, um mehr Parkplätze zi richtn!“

heilfroh, wenn Ärztinnen in die Bresche springen. Wir Männer sind doch selbst schuld an dieser Entwicklung. Viel zu lange haben wir uns auf zu wenige Berufe konzentriert, wie etwa Banker, Baulöwe, Pokerspieler, Zuhälter, Diktator oder – siehe oben – katholischer Pfarrer.

Außerdem ist uns Männern doch alles scheißegal, außer wenn eine Frau im Fernsehen ein Männerfußballspiel kommentiert.

Dann regen wir uns auf. Halt, es gibt doch eine letzte männliche Bastion: Menschen, die übers Meer flüchten, müssen sich dem starken Geschlecht anvertrauen. Der gefährliche Beruf des Schleusers ist männlich. Auf die GoodNews-Seiten von zebra. wird es diese Meldung aber wohl kaum schaffen.

Abbonamento Seit Jänner 2016 erscheint zebra. monatlich, jeweils am 10. – außer mit Doppelnummern im Juli/August und Dezember/Jänner.

Ich möchte die Straßenzeitung erhalten und unterstütze sie jährlich als: Freund*in (30 Euro) oder Förderer*in (40 Euro) Desidero ricevere il giornale di strada e lo sostengo annualmente in qualità di: Amico*a (30 Euro) o promotore*trice (40 Euro) Überweisen Sie den Betrag an: Effettuate il bonifico sul seguente conto: Raiffeisenkasse Eisacktal | Valle Isarco IBAN: IT 68 S 08307 58221 000300004707 Südtiroler Sparkasse Brixen | Bressanone IBAN: IT 93 H060 4558 2200 0000 5004 219 Überweisungsgrund|causale: zebra.abo Bitte senden Sie Ihre Anschrift an info@oew.org oder rufen Sie uns an: Telefon 0472 833 950.

La invitiamo ad inviare i Suoi dati a info@oew.org o a chiamarci al numero 0472 833 950.

Online: www.oew.org

2017 29 35