ÖH Winter Magazin

www.oehboku.at | Winter 2020

Städte der Zukunft

Vision 2035

Black Voices VB Waldstädte

Wie sieht ein klimafittes Österreich aus?

Das anti-rassistische Volksbegehren

Zukunftsorientierte Stadtentwicklung und Meme Potential.

Seite 12

Seite 15

Seite 18

Wir sind die Zukunft.

Verändern wir die Gegenwart.

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ÖH BOKU

ÖH Magazin | Winter 2020

Inhalt & Editorial ÖH BOKU Vorsitz ............................................................................. 4 Neues aus der Universitätsvertretung ............................ 6 Footprint Award 2020 ..................................................... 7 Bildung brennt! Änderung des Universitätsgesetz......... 8 Das neue Ilse Wallentin Gebäude .................................. 9 Unisextoiletten an der BOKU ....................................... 10 Vision 2035: Klimafittes Österreich! ............................. 12

Städte der Zukunft Defensive Architektur ................................................... 14 Black Voices – anti-rassistische Volksbegehren .......... 15 Autofreie Städte ............................................................ 16 Wohnen mitten im Wald: Die Forest Citys! .................. 18 Transition: Essbare Städte ............................................20 Städte der Zukunft .........................................................21 COVID - Lehre................................................................22 BOKU TIPP.....................................................................23 Trude Trautsich...............................................................24

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„The only thing that is constant is change“ - Heraclitus Städte sind nicht nur Lebensraum, Chance und Innovation, sondern auch hochkomplexe Systeme.

Sie bestehen aus unterschiedlichsten Schichten und Strukturen und geben etwa 70% der Weltbevölkerung ein Zuhause.

Doch was ist eigentlich ein Zuhause? Und was brauchen wir für ein gutes Leben?

In den vergangenen Monaten haben wir viel Zeit in unseren eigenen vier Wänden verbracht. Viele von uns sind nach Hause zu ihrer Familie gefahren, andere haben ihre Mitbewohner*innen von einer ganz neuen Seite kennengelernt, und ein paar waren ganz auf sich alleine gestellt. Was wir allerdings miteinander teilen, sind unsere Bedürfnisse. Nach wochenlanger Isolation brauchen wir sozialen Kontakt, nach langem Regen freuen wir uns über das kleinste bisschen Sonnenschein und nach Monaten in einer lauten, lärmenden Stadt sehnen wir uns nach der Ruhe am Land.

Die Weltbevölkerung wächst stetig und wir stoßen immer wieder an neue Herausforderungen. Sei es der Klimawandel, eine Pandemie oder Probleme, die schon lange in unserer Gesellschaft existieren.

Lass dich also von den Lösungsansätzen inspirieren, welche wir dir in diesem Magazin vorstellen!

Nena Aichholzer Nena Julia Aichholzer Chefredakteurin

Hochschüler*innenschaft an der Universität für Bodenkultur Wien (ÖH BOKU) Peter Jordan Straße 76, 1190 Wien (2. Stock) www.oehboku.at facebook.com/oeh.boku instagram.com/oehboku twitter.com/oehboku

ÖH BOKU

Home-Office, Bibliothek oder WG-Zimmer Wo darf ich eigentlich lernen & warum gibt es hier keine Steckdosen?

Autor*innen und Fotos: Johannes Schützenhofer, Christina Seiringer, Timon Kalchmayr (Vorsitz-Team ÖH BOKU)

A

uch wenn wir als Studierende im Gegensatz zu Mitarbeiter*innen keine Büros auf der BOKU haben, steht uns trotzdem der Platz zu, den wir brauchen, um studieren zu können. Platz, der teilweise hart erkämpft werden muss, und der in Zeiten von Mindestabständen immer knapper wird.

Wer kennt das nicht: eines der zahlreichen Zoom-Meetings, die Mikrofone der Teilnehmer*innen knacksen, alle fragen vor ihrem Redebeitrag, ob mensch sie hören kann und erkennbar ist auch kaum jemand, weil die Ausleuchtung des Raumes nicht optimal ist.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Tipps in Zeitschriften, Magazinen und Blogs, wie ein “produktiver Home-Office-Platz” eingerichtet werden soll, der für gute online-Calls benötigt wird. Am besten sei es, den Arbeitsplatz vom Schlafplatz zu trennen, um Eingriffe in die Privatsphäre zu verhindern. Ebenfalls soll eine gute Internetverbindung sichergestellt werden, der Raum muss ruhig sein und vermieden werden, dass jemand auf einmal im Hintergrund herumgeistert.

Schön und gut, nur wie lassen sich diese Tipps mit der Lebensrealität vieler Studierende vereinbaren? Viele von uns leben in WGs und Studierendenheimen, wo zum ungestörten Arbeiten das kleine eigene Schlafzimmer bleibt. Die Internetverbindung muss geteilt werden und wenn alle in ihren Zoom-Vorlesungen oder Prüfungen sind, dann wird das mit der Bandbreite auch schon mal schnell knapp. Das kann es auch schon einmal sehr mühsam machen, einer Lehrveranstaltung zu folgen oder die Gruppenarbeit über Videokonferenzen zu machen, und

Timon Kalchmayr

Christina Seiringer

Johannes Schützenhofer

Lebensmittelu. -Biotechnologie

Agrarwissenschaften

Kulturtechnik u. Wasserwirtschaft

auch wenn bei jeder Prüfung gezittert werden muss, ob die Verbindung abbricht, ist es kein gutes Gefühl.

Mit Beginn der Corona-Krise stellte sich sehr schnell heraus, dass die Umstellung auf “distance learning” nicht nur eine didaktische Herausforderung für die Lehrenden ist und für uns Studierende ein völlig anderes Studieren bedeutet, sondern auch, dass vielerorts weder akzeptable Lern- und Arbeitsmöglichkeiten, noch ausreichendes technisches Equipment zur Verfügung steht.

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Deswegen forderten wir in Besprechungen des Krisenstabes und den zahlreichen Treffen mit dem Rektorat immer wieder die Bereitstellung von coronakonformen Lernplätzen, die Öffnung der Lesesäle der Bibliothek und auch die Zurverfügungstellung von Leihequipment. Diese Forderungen und unsere Vorschläge trafen zwar immer auf großes Verständnis, trotzdem ist in vielen Bereichen eine Lösung weit entfernt.

Immer wieder waren Informationen und Entscheidungen ausständig, wodurch sich konkrete Schritte verzögerten. Und

ÖH BOKU

nun, als es endlich ein Konzept gab, die Lesesäle der BOKU-Bibliothek wieder für Studierende zugänglich zu machen, kam der zweite Lockdown und damit eine Anweisung des Ministeriums, die Lesesäle geschlossen zu halten.

Als Studierende haben wir an der Universität keine fixen Arbeitsplätze und sind so auf die uns zur Verfügung stehende Infrastruktur an der Universität und im öffentlichen Raum angewiesen. Von uns wird das Erbringen guter Studienleistungen erwartet, doch dafür brauchen wir auch den Platz, um zu lernen. Doch warum ist es scheinbar ein Ding der Unmöglichkeit, an der BOKU die Bibliothek zu öffnen, um uns diesen Platz an der Universität zur Verfügung zu stellen?

Zum Glück sind wir BOKU Student*innen auch Freund*innen der Natur und lernen gerne im Türkenschanzpark, auf der Donauinsel oder sonst wo im Grünen. Leider funktioniert das aber jetzt im Herbst bei nassem oder kaltem Wetter nicht mehr ganz so gut.

Daher sind wir gezwungen, wieder zurück auf die begrenzten Plätze an die Universität zu kommen. Glücklicherwei-

Zu den erwähnten Lernräumen der ÖH BOKU: https://www.oehboku.at/ unileben/lernraeume.html Zu den CORONA Hinweisen der ÖH BOKU: https://t1p.de/75or

se verfügt die ÖH BOKU durch ihren jahrelangen Einsatz über einige Lernräume, die wir selbst verwalten können. Diese haben wir zu Semesterbeginn mit einem umfassenden Corona-Sicherheitskonzept geöffnet und wollen sie auch (so lange mit den gültigen Bestimmungen möglich), offenhalten. Auch wenn durch die Mindestabstände weniger Plätze zur Verfügung stehen als üblich, können wir so zumindest ein paar Arbeitsplätze für diejenigen anbieten, die darauf angewiesen sind.

Eine Öffnung der Lesesäle zum Erweitern des Angebotes der Lernplätze in den Bibliotheken & Fachbibliotheken der BOKU wird aber für das Wintersemester nicht ausbleiben können und muss ge-

schehen! Dafür werde wir weiter kämpfen!

Immerhin wurden im neuen Ilse Wallentin Gebäude mehrere hundert Leseplätze geschaffen, was sehr gut und notwendig war, und diese sollten jetzt, zur Entlastung der übrigen häufig frequentierten Lernplätze, geöffnet werden.

Wir sind an der BOKU über 11.000 Studierende und damit zahlenmäßig die größte Personengruppe. So wie die Arbeitnehmer*innen der BOKU einen Arbeitsplatz benötigen, brauchen wir Student*innen Lernplätze!

Trotz Corona-Krise muss uns dieser Platz unter den notwendigen Sicherheitsbestimmungen - zur Verfügung stehen!

Mehr Lernplätze verringern den Nutzungsdruck auf die angebotenen Plätze und tragen somit zu einer erhöhten Sicherheit aller bei.

Wir werden versuchen, trotz der angespannten Situation möglichst sichere Lern- & Arbeitsplätze anzubieten! Wir als ÖH BOKU sind auch in dieser schwierigen Zeit für euch da und bemühen uns um bessere Bedingungen für uns Student*innen an der BOKU!

Kontakt Hochschüler*innenschaft an der Universität für Bodenkultur Wien (ÖH BOKU) Peter-Jordan-Straße 76, 1190 Wien (2. Stock) Tel.: +43/1/47654-19100 Mail: vorsitz@oehboku.at Erfahre mehr über die ÖH BOKU facebook.com/oehboku twitter.com/oehboku instagram.com/oehboku oehboku.at Lernräume der ÖH BOKU: v. l. n. r. Vorsitzteam beim Vorbereiten des Lernraums Exnerhaus Herbarium, Schwackhöferhaus Cafeteria, Tüwi Lounge

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ÖH BOKU

Neues aus der Universitätsvertretung Am 30.10.2020 fand die 5. ordentliche Sitzung der Universitätsvertretung (UV) in der Periode 2019-2021 statt. Worum es ging, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Autor: Timon Kalchmayr (Vorsitz-Team ÖH BOKU) / Screenshot: ÖH BOKU YouTube Channel

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ie Universitätsvertretung ist das oberste Entscheidungsgremium der ÖH BOKU und wird alle zwei Jahre bei der ÖH Wahl neu gewählt. Hier werden Entscheidungen getroffen, die die strategische Ausrichtung der ÖH BOKU betreffen. Derzeit besteht die UV aus 11 Mandatar*innen. Die Sitzungen der UV sind öffentlich und müssen mindestens zweimal pro Semester stattfinden.

Die 5. ordentliche Sitzung der UV in der Periode 2019-21 konnte am 30.10.2020 unter entsprechenden COVID-Sicherheitsbestimmungen stattfinden. Um die Öffentlichkeit der Sitzung zu steigern und sie trotz der Corona-Situation für alle zugänglich zu machen, war sie zum ersten Mal seit längerer Zeit auch wieder als YouTube Stream verfügbar.

Wie jede Sitzung verlief folgte auch diese der zuvor ausgeschickten Tagesordnung. Die ersten Tagesordnungspunkte sind formal notwendig, um die Sitzung ordnungsgemäß abzuhalten. Dazu zählen Eröffnung der Sitzung, Überprüfung der Anwesenheit, Festlegung der Schriftführung und Bestätigung der Tagesordnung. Um die Richtigkeit der Protokolle aus den letzten Sitzungen zu bestätigen, wurden dazu entsprechende Beschlüsse gefasst. Sobald die Protokolle unserer Sitzungen bestätigt sind, findest du sie unter dem Link in der Infobox.

Danach folgten Berichte des Vorsitzteams, der Studienvertretungen und der Referate. Auch aus dem Senat und den von der UV eingerichteten Arbeitsgruppen wurde berichtet. So erfahren die Mandatar*innen, was in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen der ÖH gerade passiert, und können Fragen dazu stellen.

YouTube Stream der 5. ordentlichen Sitzung

Die Gesetze, die uns als ÖH BOKU zugrunde liegen, erfordern bei einigen finanziellen Angelegenheiten einen Beschluss in der UV. In dieser Sitzung waren das die Genehmigung der Ausgaben für das ÖH Magazin, die Bestellung eines Wirtschaftsprüfers zur Prüfung unseres letzten Jahresabschlusses und eine Änderung eines Dienstvertrages unserer Angestellten. Auch eine Anpassung unseres Jahresvoranschlages (unserer Budgetplanung) für das Wirtschaftsjahr 2020/21 wurde beschlossen.

Da es in zwei unserer Referate einen Wechsel gab, wurde in der Sitzung über die Einsetzung der neuen Referent*innen im Queer-Referat und im Referat für Entwicklungspolitik entschieden. Als ÖH BOKU sind wir zudem berechtigt, studentische Vertreter*innen in diverse Gremien der BOKU zu entsenden, was ebenfalls in der UV beschlossen wird. In dieser Sitzung waren das die Entsendungen in die Ethikplattform, einige Habilitationskommissionen, Fachstudienarbeitsgruppen und das EPICUR Students Board.

Ebenfalls wurde die Entscheidung getroffen, an welches Projekt der diesjäh-6-

rige „Footprint Award“ (ein Preis der ÖH BOKU) verliehen wird. Mehr über den Footprint Award kannst du in diesem Magazin auf Seite 7 nachlesen.

Ein Tagesordnungspunkt, der natürlich auf keiner Sitzung fehlen darf, sind die „Anträge im allgemeinen Interesse der Studierenden“. In dieser Rubrik stellen die in der UV vertretenen Fraktionen zahlreiche Anträge zu den unterschiedlichsten Themen – diesmal 19 an der Zahl. Alle hier detailliert aufzuzählen, würde allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen, daher findest du sie in den Protokollen und auch Bericht über die Sitzung (s.u.).

Insgesamt wurde auf der Sitzung über 35 Anträge zu 25 Tagesordnungspunkten abgestimmt.

Alle Protokolle, Beschlüsse und Informationen zur nächsten Sitzung der Universitätsvertretung findest du auf der ÖH BOKU Homepage: https://t1p.de/47ku Zum Bericht über die UV-Sitzung: https://t1p.de/lqta

ÖH BOKU

Footprint Award Der Footprint-Award in Höhe von 1000€ wird jedes Jahr von der ÖH-BOKU verliehen. BOKU Studierende können Projekte mit Bezug auf die SDGs einreichen. Wie mittlerweile üblich wurde auch dieses Jahr der Footprint-Award am BOKU Nachhaltigkeitstag verliehen.

Autorin: Seiringer Christina (ÖH-Vorsitzteam) / Fotos: Georg Hörmann & Lukas Cwikl

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ie Universitätsvertretung entscheidet, welches der eingereichten Projekte den Footprint-Award verliehen bekommt. Das diesjährige Siegerprojekt wurde von Georg Hörmann und Lukas Cwikl eingereicht. Hier möchten wir euch kurz das Projekt vorstellen:

Oben: Vor den Renaturierungsmaßnahmen. Unten: Nach der durchgeführten Renaturierung.

Auf einer Fläche von 1,6 ha wurde ein begradigter Bachlauf wieder in seine ursprüngliche Form gebracht und Renaturierungsmaßnahmen getroffen.

Die ursprüngliche natürliche Vegetation wurde rekultiviert und vor allem Arten ausgewählt, die vom Aussterben bedroht sind (wie z.B. Schwarzpappeln). Auch für Tiere soll diese Art eines Biotops wieder ein mögliches Habitat darstellen. Der Fokus liegt darauf, Arten, welche bereits vor der Begradigung dort gelebt haben, wieder anzusiedeln: dazu zählen z.B. Flusskrebse, Eisvögel u.v.m.

Das Projekt will sich auch für die Bildung einsetzen: Dazu haben Georg und Lukas in Zusammenarbeit mit der Haupt- und Volksschule im Ort Workshops zum Thema Klimawandel und Ernährungssouveränität veranstaltet.

Die ÖH BOKU gratuliert herzlich und wünscht noch viel Erfolg mit der weiteren Umsetzung des Projektes!

Mehr Informationen zum Footprint Award: https://bit.ly/3lfN5HU

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ÖH BOKU

Bildung brennt!

Geplante Änderungen des Universitätsgesetzes Das Universitätsgesetz wird derzeit überarbeitet, mit weitreichenden Konsequenzen für die Studierenden in Österreich. Wir von der ÖH BOKU haben da ein paar Worte mitzureden!

Autoren: Timon Kalchmayr (Vorsitz-Team ÖH BOKU), Philip Berger (Referat für Bildungspolitik) / Foto: Timon Kalchmayr

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as Universitätsgesetz (UG) (vollständiger Name: Bundesgesetz über die Organisation der Universitäten und ihre Studien) regelt alle nötigen gesetzlichen Grundlagen der 22 öffentlichen Universitäten in Österreich, inklusive der BOKU. Viele Aspekte betreffen uns als Studierende direkt. Im Moment sind vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) einige Änderungen geplant. Diese sollen als Regierungsvorlage spätestens im Frühjahr ins Parlament eingebracht werden.

Mittlerweile wurde durch das Ministerium der Zeitplan schon mehrmals geändert, allerdings sind einige Inhalte bereits an die Öffentlichkeit gelangt bevor konkrete Gesetzesentwürfe vorlagen.

Die geplanten Änderungen gehen von kleinen Details bis zu fundamentalen Änderungen, die vieles ändern können.

So ist eine Einführung einer Mindeststudienleistung pro Studium geplant.

Nach breitem öffentlichen Protest sieht es zwar nun danach aus, als würde diese geringer ausfallen als ursprünglich vorgesehen, die harte Konsequenz der Exmatrikulation bei Nichterreichen der vorgeschriebenen ECTS soll allerdings bestehen bleiben wenn es nach dem BMBWF geht. Auch eine Verschiebung von Kompetenzen des Senates soll erfolgen. Der Senat stellt aber das einzige Leitungsorgan dar, in dem alle Angehörigen einer Universität nach vorhergehenden demokratischen Wahlen vertreten sind. Bei der Wiederbestellung von Rektor*innen könnte der Senat seine essenzielle Kontroll- und Mitbestim-

Möchtest du mehr über das UG wissen, hast eigene Vorschläge und Ideen oder willst dich selbst innerhalb der ÖH mit solchen Themen auseinandersetzen?

Wende dich doch an unser Referat für Bildungspolitik bipol@oehboku.at!

mungsfunktion verlieren, was eindeutig ein entdemokratisierender Schritt wäre.

Dabei gäbe es genug andere Problemfelder. Allen voran sei die Vereinbarkeit von Studium und Berufstätigkeit erwähnt, welche für viele Studierende zur Finanzierung ihres Studiums erforderlich ist. Laut Studierenden-Sozialerhebung 2019 sind 65% der Studierenden erwerbstätig, im Schnitt 20,5 Stunden pro Woche.

Des Weiteren gibt es auch bei strukturellen Rahmenbedingungen Handlungsbedarf. Häufige Probleme an öffentlichen Universitäten sind unter anderem schwierige Vereinbarkeit der Lehrveranstaltungen mit sonstigen Verpflichtungen, höherer Arbeitsaufwand als angegebene ECTS, viele zu absolvierende Prüfungen in kurzer Zeit und Wartezeiten im Studium.

Hier könnte eine Gesetzesänderung die Situation verbessern. Anstelle von Studiengebühren und verpflichtenden Studienleistungen bräuchte es flexible Möglichkeiten für Studierende, das Studium an ihre Lebensrealität anzupassen, und gleichzeitig Vor-8-

schriften, welche die Planbarkeit von LVen und Prüfungen verbessern.

Vorschläge dazu hat die ÖH Bundesvertretung unter Mitwirkung diverser Hochschulvertretungen in mehreren Positionspapieren zusammengefasst.

Auch mit der Publikation “Forum Hochschule” gibt es umfassende Vorschläge, wie die Rahmenbedingungen an Universitäten aus Sicht der Studierenden besser gestaltet werden könnten.

Um Verschlechterungen für Studierende entgegenwirken und noch eigene Verbesserungsvorschläge einbringen zu können, haben wir uns als ÖH BOKU bereits mit vielen der (vorläufigen) Änderungen auseinandergesetzt. Zudem haben wir uns mit der ÖH Bundesvertretung und anderen Hochschulvertretungen vernetzt und uns auf eine gemeinsame Kampagne unter dem Namen “Bildung brennt” geeinigt. Auch der öffentliche Begutachtungsprozess des Gesetzesentwurfs wird von uns genutzt werden, um Stellungnahmen abzugeben.

Zu den erwähnten Positionspapieren der ÖH Bundesvertretung: https://oeh.ac.at/bipol Zur Publikation Forum Hochschule: https://www.oeh.ac.at/content/ forum-hochschule Hier findest du die bisherigen Stellungnahmen der ÖH BOKU: https://t1p.de/5yre

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Das neue Wallentin Haus, ein Bauwerk der Gleichberechtigung?

Die Türkenschanze hat mit dem Wallentin Haus ihr erstes nach einer Frau* benanntes Gebäude. Auszeichnungen und Lobpreisungen hat es bereits erhalten. Was dahinter steckt und was das Ganze mit der Gleichstellung von Frauen und Männern zu tun hat, erfahrt ihr hier.

Autor: Daniel Doublier

B

enannt nach Ilse Wallentin, der ersten Dissertantin der BOKU im Jahre 1923/24, stehen im neuen Gebäude der BOKU ab sofort etwa 3200 m² an zusätzlichen Flächen für Lehre und Forschung zur Verfügung. Auch die BOKU FoodCoop hat sich bereits erfolgreich im Haus eingerichtet. Das von außen hauptsächlich aus unbehandeltem Lärchenholz konstruierte Gebäude, in welchem im Innenbereich nicht auf den „Klimakiller“ Beton verzichtet wurde, hat von der Initiative „klimaaktiv“ des neuen „Umweltministeriums“ den Goldstatus erlangt, und zwar mit 965 von 1000 möglichen Punkten. Das Gebäude stellt zudem eine weitere Besonderheit dar: erstmalig an der Türkenschanze wurde kein Mann* zur Namensgebung herangezogen.

Um der bisherigen, männlich geprägten Gebäudetradition des Rektorats zuvorzukommen, nutzte ich nämlich als Senatsmitglied mein Vorschlagsrecht bei Gebäudebenennungen gegenüber dem Rektorat. Der vermeintlichen Begründung, dass es einfach keine geeigneten Frauen* gäbe, kam ich damit zuvor, dass eine Handvoll Frauen* mit Bezug zur BOKU an das Rektorat kommuniziert wurde. Durch diese nachdrückliche Initiative der studentischen Mitglieder im Senat und die Unterstützung des restlichen Senats wurde das Rektorat schließlich überzeugt, endlich das erste Gebäude an der Türkenschanze nach einer Frau* zu benennen. Nach dem Inge Dirmhirn Haus in Tulln, ist das Wallen-

tin Gebäude damit überhaupt erst das zweite Gebäude der BOKU, das nicht nach einem Mann* benannt wurde.

Dieser Umstand kommt jedoch nicht ganz überraschend.

100 Jahre Frauenstudium, doch von Gleichberechtigung weit entfernt Diskriminierung ist in unserem Gesellschaftssystem noch immer tief verankert. Auch an der BOKU ist die Ungleichheit von Frau* bis Mann* institutionell verankert. Ein Beispiel dafür ist die Ehrung der Gebäudebenennung, die in der Satzung der BOKU (§158) geregelt ist. Laut dieser werden Gebäude vom Rektorat nur nach verstorbenen Personen, die an der BOKU gewirkt haben und „auf Grund ihrer wissenschaftlichen Leistungen anhaltend hohes Ansehen genießen“, benannt. Da Männer* schon wesentlich länger an der BOKU zum Studium zugelassen sind, ist es natürlich wesentlich leichter, einen toten Mann* zu finden, um ihm diese Ehre zuteilwerden zu lassen. Das, obwohl heute lebende Frauen* in der Forschung ganz offensichtlich ebenfalls großartige Leistung erbringen. Doch laut Satzung ist an der BOKU offenbar weiter nur eine tote Frau* eine ehrenvolle Frau*.

So gab es in der Vergangenheit bereits die Überlegung, das damals noch nicht benannte „Tüwi-Gebäude“ nach Em.O.Univ.Prof.in Dr.in phil Hel-9-

ga Kromp-Kolb zu benennen. Dies scheiterte aber wohl auch u.a. an der oben beschriebenen Regelung. Hinzu kommt, dass bei Männern die Voraussetzung des Wirkens an der BOKU nicht immer ernst genommen wurde.

Gregor Johann Mendel, nach dem bekannterweise unser Hauptgebäude benannt wurde, war nie an der BOKU. Zwar an der BOKU gewirkt hat Adolf Ritter von Guttenberg, ob die BOKU allerdings ein Gebäude nach einem Burschenschafter der Silvania Wien benannt haben möchte, die mit Jörg Haider ein weiteres prominentes Mitglied hatte, ist äußerst fragwürdig.

Aber zum Glück lassen sich selbst trotz der strukturell diskriminierenden Regelung herausragende, bereits verstorbene Frauen* finden, nach denen zukünftig neue Gebäude benannt werden können. Darunter sind zum Beispiel Helvig Schütte, Österreichs erste Diplomingenieurin, die 1936 ihr Studium an der BOKU abschloss, sowie weltweit überhaupt die erste Frau* war, die das Studium der Forstwirtschaft erfolgreich absolvierte. Oder die erste außerordentliche Studentin der BOKU, Hermine Stadler, aus dem Jahre 1877, und viele mehr.

Das alles zeigt, dass es noch ein weiter Weg sein wird, bis Gleichstellung auf allen Ebenen an der BOKU erreicht ist. Feiern wir also gemeinsam das Ilse Wallentin Haus und bleiben dabei aber widerständig und lästig, um auf die vielen offenen Problematiken weiterhin hinzuweisen.

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Unisextoiletten an der BOKU Unisextoiletten für mehr Inklusion an der Universität für Bodenkultur!

Autor*innen: Jay Kollegger und Nora Vogel (Queer-Referat) / Fotos: Nora Vogel

«Ich muss mal.» - Ein alltägliches Bedürfnis, das für viele ohne große Aufregung befriedigt werden kann - aber nicht für alle. Menschen, die sich klar als weiblich oder männlich identifizieren und deren persönliche Geschlechtsidentifikation mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt, müssen nicht bei jedem Toilettengang überlegen, wo sie aufs Klo gehen und wer sich eventuell noch in der Toilettenanlage befinden könnte. Denn für diese Personengruppe gibt es geschlechtergetrennte Toiletten. Für Menschen, zu deren Erscheinungsbild die gängigen Geschlechterbilder nicht passen, kann es jedoch zu diskriminierenden und ausgrenzenden Erlebnissen kommen. Trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen erfahren nicht selten Beleidigungen, Raumverweise

und sogar Gewaltandrohungen. Die Frage „Wie gut gehe ich als Mann oder Frau durch?“ sollte nicht ausschlaggebend für die Entscheidung sein, welches Klo benützt wird.

Außerdem würden nicht nur Menschen außerhalb des binären Geschlechtersystems von einem neuen Konzept der „Toilettenpolitik“ profitieren. Zum Beispiel ist bei Veranstaltungen oft zu beobachten, dass sich vor dem Frauenklo eine kilometerlange Schlange bildet, während es am Männerklo oft leer bleibt. Es ist unklar, wieso dies logistisch nicht gelöst wird und es bei jedem Anlass zum selben Problem kommt.

Längst ist bekannt, wenn auch noch nicht flächendeckend gesellschaftlich akzeptiert, dass es mehr als nur zwei

Geschlechter gibt. Doch dies wird in der Sprache, in der „Toilettenpolitik“ und überall sonst vernachlässigt und unter den Teppich gekehrt. Ein gutes Beispiel ist die Begrüßung des Bundeskanzlers, der am Nationalfeiertag seine Mitbürger*innen mit «Sehr geehrte Damen und Herren» begrüßte und somit der ganzen Bevölkerung Binarität unterstellt. Wenn wir von Unisextoiletten reden, geht es nicht nur um die Toiletten per se. Natürlich sind sie extrem wichtig für mehr Inklusion an der BOKU, aber für die Queer Community und Verbündete sind sie oft nur der Gipfel des Eisberges.

In der Debatte um Unisextoiletten geht es um weit mehr, insbesondere um sprachliche Inklusion im Universitätsalltag. Beinahe jedes Formular der BOKU verfügt über ein Feld, in dem das Geschlecht angekreuzt werden muss, fast jede Mail beginnt mit «Sehr geehrte/r Frau/Herr...» Diese Anrede wird oft aufgrund des Vornamens gewählt, ohne zu hinterfragen, ob sich jemand dadurch diskriminiert fühlen könnte. Bei der Anwesenheitsliste im Hörsaal wird so manche Person unfreiwillig geoutet, sei es, weil der Name auf dem Pass nicht mit dem selbstgewählten Namen übereinstimmt, weil das biologische Geschlecht nicht mit der eigenen Geschlechtsidentifikation übereinstimmt oder weil sich eine Person mit keinem Geschlecht identifiziert, d.h. nicht-binär ist, und somit weder als Frau M. Muster noch als Herr M. Muster aufgerufen werden möchte.

Gesetzlich erging in Österreich am 20.12.2018 ein Erlass des Innenmi-

Unisextoilette im neuen Ilse Wallentin Haus

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nisteriums an alle Ämter der Landesregierung inkl. MA 35 und 63 in Wien, dass es möglich sein muss, beim «Geschlecht» die Kategorie «divers» und «offen» anzugeben. Dies kann jedoch nur unter Vorlage eines medizinischen Gutachtens gewährleistet werden.

Diese Anpassung erfolgte aufgrund eines Gerichtsbeschlusses des österreichischen Verfassungsgerichtshofs

kriminierende Lösung gibt. Dazu zählen Trans*Personen genauso wie nicht-binäre Personen. Jeder Versuch, diese queeren Geschlechtsidentitäten in eine Schublade zu pressen, wird solange scheitern, bis die Binarität unserer Gesellschaft sich verflüchtigt und die Grenzen zwischen männlich, weiblich und divers ineinander verschwimmen und verschwinden.

Worterklärungen: Nicht-Binär: : Eine Person, die sich weder als männlich noch weiblich identifiziert.

Oft auch mit den englischen Bezeichnungen «genderqueer», «genderfluid» oder «non-binary» bezeichnet.

Binär: Eine Person, die sich dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugehörig fühlt.

Trans*Person: Eine Person, die sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert.

Queer: Ein Überbegriff für alle Geschlechteridentitäten, alle Personen, die sich der LGBTQIAA+ Community zugehörig fühlen.

LGBTQIAA+/LSBTQIA+: L = Lesbian/Lesben, G/S = Gay/Schwul, B = Bisexuell, T = Transgender/Trans*Person, Q = Queer, I = Intersexuell*, A (1) = Asexuell, A (2) = Ally, Heteropersonen, die sich für die Queer Community einsetzen, + = Alle nicht erwähnten Geschlechteridentitäten, als Zeichen der Inklusion für alle

(VfGH) und ist nur für intersexuelle Personen zulässig, «für Menschen mit einer Variante der Geschlechtsentwicklung», welche medizinisch keine eindeutige Zuordnung einer Person zum männlichen oder weiblichen Geschlecht erlaubt. Bei der Geburt eines intersexuellen Kindes darf der Geschlechtseintrag «divers» hingegen nicht verwendet werden. Hier wird die Formulierung «offen» verwendet, was als unvollständige Eintragung gilt und ergänzt werden muss, «sobald eine Zuordnung zu einem Geschlecht möglich ist».

Wir befinden uns nun in einer Situation, in welcher wir Frauen*, Männer* und intersexuelle* Personen gesetzlich einordnen können. Zum Glück ist das „Schubladisieren“ für die Behörden diesmal glimpflich verlaufen. Jedoch bleiben immer noch zahlreiche Geschlechtsidentitäten auf der Strecke, da es für sie bis heute keine nichtdis-

Deshalb sind Unisextoiletten an jeder Universität, in jedem Lokal und überall ein Muss. Sie sind das Mindeste, das getan werden muss, um dieser Diskriminierung entgegenzuwirken und den Studierenden* sowie Mitarbeitenden* ein sichereres Umfeld zu bieten. Auch sind sie eine Möglichkeit, nicht von dieser Art der Diskriminierung betroffene Personen zu sensibilisieren und somit diskriminierenden Situationen entgegenzuwirken.

Während Geschlechterdiversität die Realität ist, bleiben Unisextoiletten an der BOKU weiterhin ein Traum. Im neueröffneten Ilse-Wallentin-Holzbau finden sich Ansätze einer Unisextoilettenanlage, indem beim barrierefreien Klo ein «All-gender»-Zeichen hinzugefügt wurde. Jedoch gibt es daneben ein Männer- und ein Frauen-WC, wodurch die Toiletten weiterhin eine klare Binarität aufweisen und die «Pseudoinklusion» umso spürbarer wird. Denn nun - 11 -

haben wir ein Frauen*/Männer*klo für die «Normalen» und ein Klo für die «Anderen, die nicht ins Bild passen». Hier wurde eine Chance verpasst, zusätzlich Unisextoiletten direkt beim Bau miteinzuplanen und aktiv gegen die anhaltende Diskriminierung vorzugehen. Bei schon vorhandenen WC-Anlagen wäre die einfachste Maßnahme die Umbenennung von Einpersonenanlagen in „WC für alle Geschlechter“ oder einfach nur in „WC“, ggf. mit einem Hinweis, dass das WC mit einem Urinal ausgestattet ist. Sind mehr Kabinen in einem Raum für Männer* oder Frauen* vorhanden als gesetzlich vorgeschrieben, kann der Rest mit einer baulichen Anpassung zu „Toiletten für alle“ umgebaut werden. In einem Universitätsgebäude, in dem es in jedem Stockwerk mehrere Toilettenanlagen gibt, wäre es ein Leichtes, zumindest in einem Stockwerk Unisextoiletten auszuschreiben und darauf hinzuweisen. (Erst kürzlich so vorgefunden an einem Institut der Universität Wien.) Dass ein WC für Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigung von Menschen, die diese Bedürfnisse nicht teilen, besetzt wird, kann auf lange Sicht keine Lösung sein. Wo sollen trans* und nicht-binäre Menschen Platz zum Leben haben, wenn nicht mal ein geschützter Ort, um sich zu erleichtern, geschaffen werden kann?

Dass Toiletten auch ohne Diskriminierung funktionieren, kann immer öfter in skandinavischen Ländern, Australien, einigen US-Staaten, in Flugzeugen und Bahnen, sowie an barrierefreien Toiletten gesehen werden.

Selbst wenn die jetzige Ausführung noch nicht optimal ist, gibt es zumindest im neuen Gebäude Toiletten für alle Geschlechteridentitäten. Auch wenn wir bezweifeln, dass wir künftig, wenn wir dringend aufs Klo müssen, vom Mendelhaus ins Wallentinhaus rennen werden, um uns zu erleichtern. Das Queerreferat ist beständig in Kontakt mit dem Rektorat, um solche Probleme aus der Welt zu schaffen und einen geschützten Raum für alle zu ermöglichen.

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Vision 2035: Wie sieht ein klimafittes Österreich aus?

Autor*innen: Julia Buchebner und Katharina Toth (BOKU Wien)

I

m Rahmen des Forschungsprojekts „Tales of Tomorrow“ wurden in den letzten zwei Jahren zahlreiche Workshops veranstaltet, um den überparteilichen Austausch zu Klimathemen zu fördern.

Wie stehen Österreichs Nachwuchspolitiker*innen zum Klimawandel?

Und welche Visionen haben sie für die Zukunft?

bildhafte Vorstellung haben? Visionen schenken Orientierung, Motivation, Gemeinsinn und Legitimation. Mithilfe einer meditativen Visionsreise sowie eines Backcasting-Prozesses haben wir uns mit 23 Jungpolitiker*innen und Jugendvertreter*innen auf die Reise in eine klimafitte Zukunft begeben. Die Ergebnisse des Visionsprozesses stellen wir euch auszugsweise im Folgenden vor:

Die Visionen der Teilnehmer*innen (verschiedene politische Jugendorganisationen, Wissenschaftler*innen der BOKU Wien, Umweltbundesamt) standen ganz im Zentrum des Abschlussworkshops Mitte September: dem Zukunftsdialog.

Ziel war es, eine gemeinsame Vision für ein klimafittes Österreich 2035 zu finden.

Denn woher sollen wir wissen, wo wir hinsteuern sollen, wenn wir davon keine

Die Stadt ist wie ein großer Park, voller Artenreichtum, voller Natur, und das macht auch die höheren Temperaturen erträglich.

Die Städte sind überall von Grün bedeckt: auf den Dächern, an den Fassaden, zwischen den Häusern und auf öffentlichen Plätzen.

Der öffentliche Verkehr hat sich regelrecht vervielfacht.

Der motorisierte Individualverkehr hat in den letzten Jahren rasant abgenommen und findet fast nur mehr unterirdisch oder als Schwebeverkehr statt.

Zudem wurden Fußwege und zahlreiche Radwegenetze ausgebaut, welche die Stadtbewohner*innen gerne nutzen. Das alles hat das Stadtbild in einen sicheren, lärm- und stressfreien Raum mit guter Luftqualität verwandelt.

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Sowohl in Städten als auch Dörfern ist der öffentliche Raum heute wieder ganz an die Bedürfnisse der Menschen angepasst.

So wurden etwa ehemalige Parkplätze in Plätze der Begegnung umgewandelt. Hier wird gelacht, gespielt, geredet und freundlich miteinander umgegangen. Kinder können wieder vor den Häusern spielen, ohne Angst um ihre Sicherheit haben zu müssen. Aber auch eigene Zonen der Stille gibt es, wo Menschen Kraft tanken und Ruhe finden können. So findet jede Person in ihrer näheren Umgebung, was sie eben für ein gutes Leben braucht.

Auch beim Thema Wohnen hat sich einiges verändert. Nicht nur, dass wir heute ausschließlich mit nachhaltigen Materialien bauen, zu 100% erneuerbare Energie beziehen und auf geschlossene Kreisläufe setzen. Die Menschen leben 2035 gerne gemeinschaftlich und generationenübergreifend

Man hilft sich aus, man hält zusammen, man tauscht und teilt seine Güter: Lebensmittel, Geräte, Elektroautos, Bücher und noch vieles mehr.

So hat sich auch die freiwillige Einfachheit zu einem wichtigen gesellschaftlichen Wert entwickelt, und das Leben ist viel entschleunigter und bewusster geworden!

Im Jahr 2035 geht es nicht mehr nur darum, monetäre Gewinne oder ein hohes Einkommen zu generieren, sondern darum, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, Freude in der Arbeit zu erfahren und sich persönlich entfalten zu können

Das Lernen selbst erfolgt praxis- und projektbezogen, interaktiv und lebensnah. Die Schüler*innen halten sich viel im Freien auf und bekommen einen persönlichen Bezug zu den Themen, die unterrichtet werden.

Urban Gardening ist zu einem beliebten Hobby avanciert, das viele Menschen dazu einlädt, ihr eigenes Gemüse und Kräuter anzubauen

Arbeit wird fair entlohnt, und vormals unbezahlte Arbeit wie die Pflege, der Haushalt, die Kindererziehung oder zivilgesellschaftliches Engagement werden heute als gleichermaßen wichtig angesehen, wertgeschätzt und finanziell honoriert.

Den Menschen wird heute das Wissen nicht mehr frontal vermittelt, sondern auf eine Art und Weise, die sie befähigt, selbst aktiv zu Lösungen beizutragen.

Résumée Uns haben die Ergebnisse ziemlich verblüfft! Als wir nach der Visionsreise unsere Bilder miteinander teilten, stellten wir fest, dass wir alle sehr ähnliche Visionen und Vorstellungen hatten. Wir dachten: Wie kann es sein, dass Menschen aus so unterschiedlichen politischen Lagern, mit so verschiedenen ideologischen Hintergründen, von ein und derselben Zukunft träumen? Unsere Erklärung dafür ist, dass wir uns im

Herzen viel näher sind, als es der Verstand je vermuten würde. Der Verstand zieht ideologische Grenzen, er unterscheidet zwischen „wir“ und „die anderen“, er teilt die Welt in Schubladen ein.

Die tiefere Weisheit in uns kennt diese Trennung allerdings nicht. Wir alle sehnen uns nach einer lebenswerten und liebevollen Zukunft. Nach einem Leben in Einklang mit uns selbst und der Natur.

Nach einer Welt voller Wertschätzung - 13 -

und einem Miteinander. Nach Sinn und Freude im täglichen Tun. Viel zu selten reden wir über diese Träume! Dabei würden wir darin so viel Verbindendes finden. Wir würden sehen, dass wir viel mehr gemeinsam haben als wir denken.

Wir würden motiviert an einem Strang ziehen – jede/r mit anderen Zugängen und Methoden, aber alle fokussiert auf das gemeinsame Ziel. Genauso, wie wir es im Zukunftsdialog erleben durften.

Städte der Zukunft

Defensive Architektur und unangenehme Designs Manchmal wundert man sich, warum Bänke in Parks oder öffentlichen Räumen unangenehm gestaltet sind oder aus Materialien bestehen, die sehr heiß oder kalt werden. Ein Versehen?

Eher nicht.

Autorin: Malve Wilhelm / Fotos: meinbezirk.at und insecurespaces.net

U

nter Defensiver Architektur, oft auch Hostile Design genannt, versteht man räumliche Gestaltungsmethoden wie zum Beispiel unbequeme Sitzbänke, grelle Beleuchtung oder gar Dornen („Spikes“) auf Mauern oder unter Brücken, die bestimmte Randgruppen fernhalten beziehungsweise am Bleiben hindern sollen. Begründet wird dies oft mit der Wahrung der öffentlichen Sicherheit. Davon werden aber zahlreiche Gruppen der Bevölkerung, von Wohnsitzlosen über Jugendliche und Skateboardfahrer*innen bis hin zu älteren Personen, aus öffentlichen Räumen verdrängt, ohne dass die Ursache der Probleme angegangen wird. Daher regt sich vermehrt Kritik an dieser Praxis.

Künstler*innen wie Sarah Ross oder Nils Norman hinterfragen die Sinnhaftigkeit bzw. Vertretbarkeit der Designs und machen mit ihren Projekten auf mögliche Missstände aufmerksam. Die Internetseite hostiledesign.org sam-

U-Bahnstation Pilgramgasse: Armlehnen als Obdachlosensperre

melt Bilder von defensiver Architektur und verkauft Sticker, die auf Design Crime („Design gegen die Menschlichkeit“) hinweisen. Als ironischen Kommentar baute der Künstler Fabian Brunsing eine Parkbank mit Metallspikes, die nach Geldeinwurf zurückfahren. Das Projekt mit dem Namen „Pay & Sit“ wurde jedoch nicht von Allen als Kritik verstanden und wird in China tat-

sächlich eingesetzt. Die Architektinnen Virginia Lui und Karolína Plášková starteten in Wien ebenfalls eine Ausstellung, die Maßnahmen gegen Obdachlose am Praterstern aufzeigen soll.

Eine multilaterale öffentliche Diskussion über Hostile Design und seine Auswirkungen sowie mögliche Alternativen wäre wünschenswert.

Der „Archisuit“ von Sarah Ross ist an spezifische Freiraumstrukturen in Los Angeles angepasst.

Mehr Informationen über defensive Architektur unter: www.hostiledesign.org Link zum Projekt „Maßnahmen gegen Obdachlose“ Praterstern www.cargocollective.com/ massnahmen

Quellen: https://www.insecurespaces.net/archisuits.html (30.11.2020) | https://www.meinbezirk.at/wien/c-motor/nach-neueroefnung-gibt-es-aufregung-um-neue-sitzbaenke_a3905328 (30.11.2020 ) | http://www.fabianbrunsing.de/ (30.11.2020)

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Städte der Zukunft

Black Voices – das anti-rassistische Volksbegehren Österreich hat ein Rassismusproblem. Durch die Black Lives Matter Bewegung und die zahlreichen Demonstrationen österreich- und weltweit wurde dieses Thema endlich in die öffentliche Debatte gerückt. Es gibt viel zu tun und das so schnell wie möglich. Und genau deshalb braucht es jetzt ein anti-rassistisches Volksbegehren.

Autor*innen & Fotos: Black Voices VB

D

as Black Voices Volksbegehren kämpft für alle, denen schon mal gesagt wurde, sie gehören nicht hier her oder haben hier keinen Platz. Unser großes Ziel ist ein nationaler Aktionsplan gegen Rassismus, der die sozioökonomische und strukturelle Situation für Schwarze Menschen und People of Colour in Österreich zu verbessern.

Besonderer Fokus liegt hier in den Bereichen Gesundheit, Öffentlichkeit und Repräsentation, Arbeitsmarkt, Bildung, Polizei sowie Flucht und Migration.

Unsere Hauptforderung im Bereich Öffentlichkeit und Repräsentation ist eine Wahlrechtsreform. Beispielsweise durfte jede*r dritte Wiener*in bei der letzten Gemeinderatswahl nicht wählen, weil sie*er nicht den österreichischen Pass hatte. Sie alle durften nicht mitbestimmen, wer sie politisch vertritt, obwohl sie alle als Wiener*innen von den Auswirkungen der Wahl betroffen sind. Diese Schieflage muss weg, in-

dem alle Personen, ab einer gemeldeten Wohndauer von 5 Jahren wahlberechtigt sind.

Auch in Österreich ist rassistisch motiviertes Verhalten seitens der Polizei ein Problem. Es beginnt bei Racial Profiling, wo beispielsweise People of Colour viel häufiger von Ausweiskontrollen betroffen sind und endet bei Gewalt von Polizeibeamt*innen. Hier muss in Form einer unabhängigen Stelle gegen polizeiliches Verhalten, welche sich außerhalb des Innenministeriums befindet, entgegengewirkt werden.

Ganz zentral ist auch das Thema Bildung, da rassistische Strukturen und Denkweisen schon im Bildungsweg bewusst und unbewusst angelernt werden.

Hier braucht es viel mehr verpflichtende Sensibilisierungs- und Reflexionsarbeit im Unterreicht unter Mitwirkung außerschulischer Anti-Rassismus-Einrichtungen und Expert*innen.

Weitere Forderungen sind auf unserer Website (www.blackvoices.at) zu finden.

Rassismus erschwert für viele Menschen in Österreich den Alltag und das - 15 -

Leben. Dagegen muss angekämpft werden. Und das geht nicht allein, denn Rassismus geht alle was an.

Deshalb ist das Black Voices Volksbegehren auch auf die Unterstützung aller angewiesen. Das Volksbegehren bietet allen eine Plattform, die aktiv gegen Rassismus vorgehen möchten.

Denn nur mit der Anstrengung vieler wird es möglich sein die Hürde von 100.000 Unterschriften zu erreichen, um die Forderungen ins Parlament bringen zu können. Also sei dabei, unterschreib das Volksbegehren im Gemeindeamt oder per Handy-Signatur und melde dich bei uns, wenn du Teil einer großen anti-rassistischen Bewegung sein möchtest.

Kontakt volksbegehren@blackvoices.at www.blackvoices.at

facebook.com/Black Voices Volksbegehren twitter.com/BlackVoicesVB instagram.com/blackvoicesvolksbegehren

Städte der Zukunft

Raus aus dem Auto, rein in die Stadt!

Die autoorientierte Stadtplanung des letzten Jahrhunderts macht es heute schwierig, den öffentlichen Raum wieder für andere Nutzungen zurückzugewinnen. Dabei gäbe es vielversprechende Ideen.

Autorin: Rebekka Jaros / Fotos: Platz für Wien, Wikimedia Commons

Im vergangenen Sommer führte das Projekt „Autofreie Innere Stadt“ der damaligen Vizebürgermeisterin Hebein zu einer angeheizten öffentlichen Debatte zum Thema Verkehrsberuhigung von Städten. In Wien macht der innerstädtische motorisierte Individualverkehr 28% des gesamten Verkehrsaufkommens aus1 – die Konsequenzen sind eine verringerte Luftqualität, eine allgemeine Verärgerung durch Lärm und Stau, sowie die Gefährdung von Fußgänger*innen und Radfahrer*innen im Straßenverkehr. Von vielen Seiten wird daher gefordert, den Anteil des Autoverkehrs in der Stadt stark zu verringern.

Angesichts der Proteste zu Beginn größerer Verkehrsberuhigungsprojekte (Beispiel Mariahilfer Straße) zeigt sich jedoch, dass die Sache nicht so einfach ist. „Das PKW hat durch 70 Jahre autozentrierte Planung Privilegien in der Stadt, die jetzt von den Menschen verteidigt werden, die Autos nutzen“, erklären Barbara Laa und Ullrich Leth von der Initiative „Platz für Wien“. Gleichzeitig sei jedoch der öffentliche Raum in der Stadt beschränkt. Die Förderung anderer Mobilitätsformen müsse demnach mit einer Reduktion der für den Autoverkehr genutzten Fläche einhergehen, so Laa und Leth. Die derzeitige Flächenverteilung im Straßenverkehr wird auch von Paul Pfaffenbichler vom Institut für Verkehrswesen der BOKU als problematisch gesehen: „Vor allem in Mitteleuropa sind Städte historisch gewachsen. Sie wurden geplant, bevor Autos existiert haben. Das heißt, Fläche

ist hier innerstädtisch immer ein knappes Gut. Autos benötigen aber sehr viel Platz und nehmen diesen Platz anderen Nutzungen, wie dem Zu- Fuß-Gehen, dem Radfahren, aber auch Nichtverkehrsnutzungen, wie zum Beispiel Schanigärten, weg.“ Eine Verbannung des Autoverkehrs aus der Innenstadt sei laut Pfaffenbichler, welcher an einem Gutachten für das Projekt „Autofreie Innere Stadt“ beteiligt war, daher durchaus sinnvoll.

Auch „Platz für Wien“ begrüßt eine verkehrsberuhigte Innenstadt als Schritt in die richtige Richtung. Die Initiative selbst schlägt jedoch eine Wien-weite Verkehrsberuhigung durch die Umverteilung der Straßenfläche hin zu mehr anderen Nutzungen vor: „Die Innenstadt mit vielen Schildern autofrei zu machen wird nicht reichen. Es geht auch darum, wie man den Straßenraum gestaltet“, so Laa und Leth.

Ein gutes Beispiel hierfür ist Oslo: Nachdem die direkte Forcierung einer autofreien Innenstadt in der norwegischen Hauptstadt gescheitert war, wurden kurzerhand 700 Parkplätze (damit fast sämtliche innerstädtischen Stellplätze) im Stadtzentrum abgeschafft, um den dortigen Verkehr zu beruhigen. Die Folgen: Entgegen der Befürchtungen der dort ansässigen Geschäftsleute kam es zu einer Erhöhung des Fußverkehrs um 10% in nur wenigen Wochen nach der Umsetzung der Maßnahmen. Die freiwerdende Fläche wurde zudem beispielsweise in Radwege umgewandelt, um eine schnelle und sichere innerstädtische Fortbewegung zu ermöglichen.2 Eine andere kreative Lösung findet sich in Barcelona: Die katalanische Großstadt, welche in den letzten Jahrzehnten massive Luftverschmutzungsprobleme erfahren hatte, versuchte diesem Problem mit der Einführung sogenannter

In Barcelona sollen „Superblocks“ den Menschen die Straße zurückgeben.

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Städte der Zukunft

Die Initiative „Platz für Wien“ setzt sich für eine verkehrsberuhigte, klimafreundlichere Stadt ein.

„Superblocks“ (katalanisch: „Superilles“) entgegenzuwirken. Gruppen von 6-9 Straßenblocks sollen zu diesem Zweck mittels Einbahnregelungen, der Reduktion von Straßenspuren und einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 10-20 km/h zu verkehrsberuhigten Siedlungen zusammengelegt werden. Innerhalb der Blocks ist Vorrang für Fahrräder und Fußgänger vorgesehen, und die freiwerdende Fläche soll Platz für Grünflächen und Nicht-Verkehrs-Aktivitäten bieten.3 Einer Studie zufolge hätte die Implementierung aller geplanten 503 Superblocks nicht nur positive Auswirkungen auf die verkehrsbedingten CO2-Emissionen, sondern könnte die durchschnittliche Lebenserwartung der Stadtbewohner*innen um rund 200 Tage steigern.4 Ob so ein Konzept in Wien ebenfalls Potential hätte? In Fachkreisen sei es jedenfalls immer wieder in Diskussion, so Pfaffenbichler. Auch „Platz für Wien“ spricht sich für die Implementierung eines ähnlichen Konzeptes in Wien aus, wie Laa und Leth erklären: „Dadurch würde viel Platz frei werden, der anders genutzt werden kann, wo man Bäume pflanzen oder Sitzgelegenheiten hinstellen kann. Die Straße wird dann zu einem Ort der Begegnung, an dem man

sich gern aufhält. Der öffentliche Raum würde dann Qualität bieten, wo es derzeit noch nicht der Fall ist, weil beispielsweise kein Park in der Nähe ist.“ Tatsächlich gibt es in Wien bereits Bestrebungen, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs bis 2025 von derzeit 28% auf 20% zu senken.5 „Hier war man bis jetzt auf einem guten Weg“, so Pfaffenbichler. Problematisch sei aber der hohe PKW-Anteil im Pendlerverkehr. Hier müsse man auf attraktive Alternativen achten. Zudem müsse man auch an der Quelle des Pendlerverkehrs, in Niederösterreich, ansetzen, zum Beispiel durch die Verbesserung von Park and Ride-Angeboten. Rein durch die Förderung des öffentlichen Verkehrs schaffe man es aber nicht. Ein attraktiveres Öffi-Angebot müsse mit Einschränkungen für PKW-Nutzungen einhergehen. „Die Leute werden so lange nicht überlegen, ob sie Alternativen haben, solange sie keine Veranlassung dazu haben. Solange sie in die Stadt fahren können, dort direkt vor Ort einen Parkplatz finden, und das relativ günstig, gibt es kaum einen Grund, etwas zu ändern“, so Laa und Leth.

Die gute Nachricht: Zwar gibt es zu Beginn von Verkehrsberuhigungsmaß-

nahmen oft starke Gegenstimmen, die Akzeptanz steigt nach deren Implementierung jedoch meist sehr rasch an. Ein Beispiel dafür ist die Mariahilfer Straße: „Die Mariahilfer Straße war politisch sehr umkämpft und die Befragung ging nur knapp für den Umbau zur verkehrsberuhigten Zone aus. Aber heute kann sich kaum einer mehr vorstellen, dass es einmal anders war“, so Pfaffenbichler.

Fazit: Es ist sinnvoll und machbar, den Autoverkehr in Großstädten großflächig zu reduzieren und den öffentlichen Raum anderen Nutzungen zurückzugeben. Dafür gibt es genug Ideen und erfolgreiche Beispiele. Es braucht nur den politischen Willen dafür.

Platz für Wien ist eine Initiative, die sich mit 18 konkreten Forderungen für eine „klimagerechte, verkehrssichere Stadt mit hoher Lebensqualität“ einsetzt.

Mehr Infos unter: www.platzfuer.wien

Quellen: 1 Stadt Wien (2020): Das Fachkonzept Mobilität – Ein Überblick. | 2 NRDC (2019): Welcome to Oslo! NO PARKING. Verfügbar unter: https://www.nrdc.org/onearth/ welcome-oslo-no-parking | 3 The Guardian (2016): Superblocks to the rescue: Barcelona’s plan to give streets back to residents.Verfügbar unter: https://www.theguardian.com/ cities/2016/may/17/superblocks-rescue-barcelona-spain-plan-give-streets-back-residents | 4 Mueller et al. (2020): Changing the urban design of cities for health: The superblock model. Environment International 134, 105132- 105145 | 5 Stadt Wien (2020): Das Fachkonzept Mobilität – Ein Überblick. Verfügbar unter: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/ strategien/step/step2025/fachkonzepte/mobilitaet/ueberblick.html

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Städte der Zukunft

Wohnen mitten im Wald: Die Forest Citys!

Wenn Donald Trump etwas kann, dann als großartige Meme-Vorlagen dienen. Vergangenen September ließ er die österreichischen Social Media Plattformen mit seinem Forest-City-Sager zum Explodieren bringen. Dass bereits in einigen Architekturkreisen Forest Citys in aller Munde sind, dürfte sogar Trump überraschen.

Autorin: Christiane Hörmann / Fotos: wikimedia.org, Dovas – boredpanda.com, tefano Boeri Architetti

M

it Wien als Vorzeige-Waldstadt zog Trump einen Vergleich zu den damals aktuellen Bränden im Kalifornischen US-Bundestadt. Laut Proholz sind ca. 20 % der Fläche Wiens mit Bäumen überdeckt, was allerdings einem Großteil dem Wiener Wald und der Lobau am Stadtrand zu verdanken ist.

Dass Wien wächst, liegt auf der Hand: Auf 2,15 Mio. soll die Zahl der Einwohner*innen bis 2050 zunehmen – das sind ca. 250.000 Menschen mehr als 2020. Das passt auch zu den allgemeinen Prognosen, laut derer 70 % der Menschen bis 2050 in den Metropolen dieser Erde leben sollen. Der große Bedarf an Wohnfläche steht demnach in Konkurrenz zur Stadtnatur, die nach und nach zurückgedrängt wird. Wie der Wohnraumbedarf mit der Erhaltung des Stadtgrüns Hand in Hand gehen könnte, zeigte bereits Friedensreich Hundertwasser in den 80er Jahren, der mit seinem begrünten Hundertwasserhaus im 3. Wiener Gemeindebezirk seinem Zeitgeist lange voraus war. In der Gegenwart angekommen beweisen weitere Projekte, wie sich das Stadtbild wieder mit der Natur vereinen lassen kann.

Verticale“, regelrecht für Dschungel-Feeling und bringt kühlende Bäume direkt in die Häuser. Mit zwei Wohnhäusern zu je 80 u. 112 Metern Höhe brachte der italienische Architekt Stefano Boeri ein großes Stück Natur inmitten der Metropole, indem er die beiden Türme mit 800 Bäumen an den Außenfassaden errichten ließ. Weitere 5.000 Sträucher und 15.000 mehrjährige bzw. bodendeckende Pflanzen sorgen zusammen mit den Bäumen für einen 30.000 Quadratmeter großen vertikalen Wald. Das gleicht in etwa einer Fläche von vier Fußballfeldern.

Mittlerweile ist das Bauprojekt sechs Jahre alt und bietet neben einem angenehmen Mikroklima und sauberer Luft ein Zuhause für Menschen und Artenreichtum.

Bosco Verticale in Mailand von Stefano Boeri

Der vertikale Wald in Mailand Mit dem Pflanzen von Tausenden von Bäumen in den Straßen Wiens möchte die Stadt unter dem Motto „Cooles Wien“ Maßnahmen gegen Hitzeinseln setzen. Mailand hingegen sorgt mit seinem Vorzeigeprojekt, dem „Bosco - 18 -

Luciano Pia’s Baumhaus in Turin

Ein Baumhaus in Turin Laut dem Psychiater Meyer-Lindenberg seien Städte große Risikofaktoren für die seelische Gesundheit.

Einer US-Studie zufolge sollen dagegen Bäume in der Stadt psychischen Krankheiten wie Depressionen entgegenwirken. Menschen in Städten einen grünen Wohnraum zu geben, hat sich auch der Architekt Luciano Pia gedacht. In Turin ließ er ein Gebäude errichten, das die Träume eines jeden Kindes wahr werden lässt. Das 2012 fertig gestellte Baumhaus mit etwa 60 Wohnungen umfasst 150 Bäume und eine Holzfassade aus Lärche.

Die aus Metall und Holz bestehende Konstruktion wirkt, als hätte man sich mitten im Stadttrubel plötzlich in einen Wald verlaufen. Auf den Terrassen sind Bäume verwurzelt und üppige

Städte der Zukunft

Gärten bedecken die Dächer. Weitere 50 Bäume spenden im Hof angenehmen Schatten. Der Architekt betont die Wichtigkeit für die Lärmreduktion der anliegenden Industrie, die Sauerstoffproduktion sowie die Verringerung der Luftverschmutzung. Das Mikroklima, das durch die Gebäude geschaffen wurde, soll die Temperaturänderungen in den Sommer- u. Wintermonaten schmälern. Außerdem wird das Regenwasser vom Dach für die Bewässerung genutzt sowie Geothermie zum Heizen eingesetzt.

Grüne Zukunftsmusik Auch der Architekt Vincent Callebaut hat sich mit seinem grünen Turm bei dem Designwettbewerb Imagine Angers beim Publikumsvoting durchgesetzt. Arboricole, was so viel heißt wie Baum und Kultivierung, nennt er seinen Konzeptentwurf für die Stadt im Westen Frankreichs. Der Entwurf gibt sowohl Büroräumen als auch Restaurants und Wohnungen Platz, inmitten einer Baumfassadeaus begrünten Garten-

balkonen. Sonnenkollektoren am Dach sollen die Energieeffizienz des Gebäudes unterstreichen. Vielfalt, Flexibilität sowie ein besseres Zusammenleben mit den hängenden Gärten seien ihm dabei wichtige Ziele gewesen.

Es ist unbestritten, dass die klimatischen Veränderungen in den nächsten Jahrzehnten insbesondere das Stadtklima stark treffen werden. Begrünte Fassaden können die gefühlte Temperatur in den Straßen um bis zu 13 °C senken. Die zusätzliche Säuberung der Atemluft ist ein schöner Nebeneffekt, der auch der südchinesischen Stadt Liuzhou künftig zugutekommen könnte. Mit Forest City Liuzhou hat nämlich Stefano Boeri einen Stadtteil geplant, der durch und durch aus vertikalen Wäldern besteht: Eine Stadt, in der Büros, Häuser, Hotels, Krankenhäuser und Schulen mit 40.000 Bäumen und 1 Mio. Pflanzen bedeckt werden sollen.

Nach ihrer Fertigstellung wird der neue Stadtteil 30.000 Menschen beherbergen, fast 10.000 Tonnen CO2 und 57 Tonnen Schadstoffe pro Jahr absor-

bieren sowie 900 Tonnen Sauerstoff produzieren. Das Großprojekt ist für die nächsten Jahre angesetzt und wird damit als erste Forest City die Wälder zurück in die Stadt bringen. Dass damit eine neue Ära der Stadtarchitektur eingeläutet werden könnte, bleibt zu hoffen. Die Projekte grüner Architekten und Architektinnen bestätigten auf jeden Fall, dass sich die Bedürfnisse nach Wohnraum und Natur nicht ausschließen müssen.

Interessante Links Studie – Bäume u. Psyche www.t1p.de/ddf8 Stefano Boeri

www.stefanoboeriarchitetti.net Luciano Pia www.lucianopia.it Vincent Callebaut vincent.callebaut.org

Quellen: wikimedia.org, https://en.wikipedia.org/wiki/Bosco_Verticale | Dovas – boredpanda.com, https://www.boredpanda.com/urban-treehouse-green-architecture-25-verde-luciano-pia-turin-italy/ | Stefano Boeri Architetti, https://www.stefanoboeriarchitetti.net/en/project/liuzhou-forest-city/

Forest City Liuzhou von Stefano Boeri

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Städte der Zukunft

Transition: Essbare Städte Wandel zu einer zukunftsorientierten, nachhaltigen und solidarischen Stadtentwicklung.

Autor: Andi Bertsch

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as englische Wort Transition bedeutet auf Deutsch Wandel, Fortschritt oder auch Überleitung. Etwas Neues entsteht, nicht sprunghaft oder radikal, sondern langsam. Die aus Großbritannien kommende „Transition Initiative“ verwendet das Wort als umfassenden Begriff für einen Wandel zu einer zukunftsorientierten, nachhaltigen und solidarischen Gesellschaft.

Seit gut 200 Jahren ist das Wort Fortschritt ein oder das Dogma unserer Gesellschaftspolitik. Fortschritt bedeutet Wachstum. Ein ökonomisches Wachstum, welches unsere Gesellschaft verändert, sie effizienter, konsumstärker, generell „wohlhabender“ macht. Ökonomisch gesehen, sind wir in Österreich reicher als je zuvor. Ökologisch gesehen? Das sparen wir uns an dieser Stelle. Und sozial? Gesellschaftlich hat sich in diesem Bereich durch Fortschritt viel getan. Stichwort demokratischer Sozialstaat. Eines ist im gesellschaftlich sozialen Fortschritt trotzdem zu kurz gekommen – das Veränderungspotenzial („Fortschritt“) der individuellen Entfaltungsmöglichkeit. Wir stehen als Gesellschaft vor umfassenden Herausforderungen, sei es die Anpassung an den Klimawandel oder auch die Digitalisierung. Hier zeigt sich, dass der repräsentativ, demokratisch geführte Sozialstaat effiziente und kohärente Lösungsvorschläge (Top-Down) nicht zeitgerecht entwickeln oder umsetzen kann.

Kommen wir zurück zum Thema. Wie arbeitet, was bedeutet Transition im gesellschaftspolitischen Kontext? Ganz einfach, wir alle erlauben und nutzen, jeder individuell für sich, unsere persönlichen Potenziale in den gesellschaftlichen Raum zu integrieren. Talente, die jeder von uns hat und im täglichen Leben einbringen kann und soll (Partizipation – Bottom-Up). Potenziale sind unsere Fähigkeiten, unser Wissen, unsere Kompetenzen, unsere

Charaktereigenschaften (siehe Box). Wir leben in Österreich, einer soliden und starken Demokratie, welche unsere Rechte als freie Menschen gewährleistet. Innerhalb dieses Rahmens dürfen wir tun und lassen, was wir wollen. Wir haben also individuelle Potenziale und einen freien demokratischen Raum, welchen es mit unseren Potenzialen zu füllen gilt. Jeder, der will, darf diesen Raum betreten, in ihm spielenund etwas schaffen, ihn gestalten und für sich selbst nutzen. Und dann?

Dann geht man wieder nach Hause, zu den Liebsten. Ihnen berichten vom Tag im gesellschaftlichen Raum. Erzählen, welche Abenteuer, Erlebnisse, Emotionen man erlebt hat. Von der Entfaltung der eigenen Potenziale, von dem, was jeden von uns antreibt, wo mit Herz an der Sache bewegt wird.

Transitionsbewegung in Wien – Erstens: Transition ist jederzeit und in jedem gesellschaftlichen Sektor möglich. Zweitens: Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, das individuelle Potenzial wirken zu lassen.

Drittens: Niemand kann dir als Individuum vorschreiben, wie du dich entfalten sollst.

Doch möchte ich anhand eines persönlichen Beispiels zeigen, wie einfach Transition in der Entwicklung einer zukunftsfähigen, solidarischen und nachhaltigen Stadt sein kann. Unsere Städte bedürfen eines sozioökologischen Wandels, um sich langsam und stetig an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen. Dazu gehören zum Beispiel Baumpflanzungen, Foodsharing, Recycle-Cafés, Entsiegelung und Grünflächenetablierung, Begrünung und Nutzung der Dächer, Etablierung von Radwegen, Nutzung von Regenwasser zur Bewässerung oder die Etablierung von Gemeinschaftsgärten und Streuobstwiesen im städtischen Gebiet. Die Initiativen „Obststadt Wien“ und „Gärten für Alle“ (wie auch viele andere) haben sich diesem letzten Punkt - 20 -

• Hilfsbereitschaft • Ausgeglichenheit • Anpassungsfähigkeit • Organisatorisches • Soziale Kontakte in die öff. Verwaltung/Vernetzung zu anderen Initiativen • Photoshop • Umgang und Bespielen von sozialen Medien • Handwerker*in • Nutzung natürlicher Kreisläufe • Kreativität • Durchhaltefähigkeit • Motivator*in • Visionär*in • Pflanzenkunde • Bodenkunde • …. gewidmet. Sie verwirklichen essbare Gemeinschaftsgärten und Streuobstwiesen, vernetzen und unterstützen dabei Mensch und Natur. Sie bieten und kreieren Freiflächen, auf denen Menschen unabhängig ihre Potenziale entfalten können und beginnen, sich unabhängig zu ernähren.

Dabei werden öffentliche Grünflächen, wie schon im Hugo-Wolf Park, auf der Donauinsel oder an der Krottenbachstraße, umfunktioniert und verwandelt. Die Initiativen übernehmen die Verantwortung für die Gestaltung und Pflege der Flächen.

Dadurch spart die Stadt Geld, und wir als Gesellschaft haben uns einen weiteren Freiraum zum Leben geschaffen. Es ist wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass keiner von uns allein die Welt retten wird.

Diese Aufgabe würde jeden einzelnen von uns überfordern. Doch kann jede*r durch individuelles Potenzial mit Freude, Motivation und Spaß dazu beitragen. Nehmen wir das (Er-)Leben, innerhalb des rechtlichen und sozialen Rahmens, selbst in die Hand und gestalten und verändern wir unsere sozioökologische Umwelt. Mittels Selbstvertrauen, Intuition und Kreativität.

Städte der Zukunft

Städte der Zukunft Digitalisierung als Teil der Stadt der Zukunft: Eine Chance für den ländlichen Raum.

Autor: Jürgen Rieger / Foto: freepik.com

Laut den World Urbanization Prospects der Vereinten Nationen von 2018 werden bis zum Jahr 2050 68% der Weltbevölkerung in Städten leben.

Somit sind sie der Hauptlebensraum der Zukunft. Urbanisierungsgrade von über 90% sind u.a. in Belgien oder Argentinien möglich.

Unstrittig ist, dass Urbanisierung sowohl als Ursache als auch als Ergebnis einer weitreichenden Transformation von Gesellschaften und ihren ökonomischen und sozialen Subsystemen verstanden werden kann. (Taubenböck et al. 2015) Die Frage ist, wo sehen wir uns heute? Wenn man vielen Studien, u.a. der Vereinten Nationen, folgt, ist die Urbanisierung das Ergebnis von Entwicklungen der letzten Jahrhunderte, welche ihren Anfang mit der Industriellen Revolution nahmen.

Große Städte importieren damals wie heute große Mengen von Ressourcen aus einem näheren oder weiteren Umland und sind auf die Abführung und Entsorgung von gasförmigen, flüssigen und festen Abfallstoffen angewiesen (Bott und Siedentop 2013). Das 21. Jahrhundert bedeutet dahingehend einen Wandel von der Industrialisierung hin zur Digitalisierung. Gleichzeitig ermöglicht es eine Veränderung in der Wahrnehmung von städtischen Siedlungen, welche für drei Viertel des weltweiten Ressourcenverbrauchs und 80% der Treibhausgasemissionen verantwortlich gemacht werden (United Nations 2007). Bietet die Digitalisierung als Teil des Konzepts der Städte der Zukunft die Möglichkeit, in Teilen der Welt einen Gegentrend zur

In Belgien (Brüssel) liegt der Urbanisierungsgrad bei ca 98%

Urbanisierung zu erzeugen? Welche Rahmenbedingungen müssen dafür geschaffen werden? Die Ausstattung mit technischer Infrastruktur gilt, neben der Nähe zum nächsten Oberzentrum, als starker Einflussfaktor für die wirtschaftliche Situation des ländlichen Raums (Spellerberg 2008). Die Digitalisierung bringt aus verschiedenen Perspektiven eine Verbesserung für den ländlichen Raum, jedoch genauso Risiken. Sie ermöglicht eine Flexibilisierung von Tätigkeiten und Produkt- und Dienstleistungsangeboten sowie erhöhte Standortunabhängigkeit und gleichzeitig regionale Vernetzung von Unternehmen (Willinger und Wojtech 2018). Konzepte wie die Work Life Balance oder Achtsamkeit uns selbst gegenüber werden immer wichtiger, wenn die räumliche Trennung von Familie, Freizeit und Arbeit nicht mehr gegeben ist. Flexible Arbeitsformen können einen Beitrag leisten bei Themen wie „Gender Time Gap“, und in einer Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf resultieren (Ahlers et al. 2018).

Digitalisierung in Wien: Der Mensch im Mittelpunkt Wien möchte Digitalisierungshauptstadt Europas werden, um Chancen und neue Perspektiven zu eröffnen: www.digitales.wien.gv.at/site/

Wie bei allen Entwicklungen ist es wichtig, dass die Bedürfnisse aller berücksichtigt werden, wenn es darum geht, Teile aus den Städten der Zukunft zu lösen und auf den ländlichen Raum anzuwenden. Wie die Covid-19 Pandemie zeigt, zieht es die Menschen in den ländlichen Raum, jedoch benötigte Investitionen in Bereichen wie Digitalisierung, Mobilität, Wohnen, Nahversorgung stehen erst am Anfang oder es fehlen noch schlüssige Konzepte dafür.

Quellen: Bott, H., & Siedentop, S. (2013a). Regional-, Stadt- und Quartiersentwicklung. In H. Bott, G. Grassl, & S. Anders (Hrsg.), Nachhaltige Stadtplanung. Konzepte für nachhaltige Quartiere (S. 30–41). München: Edition Detail. | Spellerberg, A. (2008). Ländliche Räume in der hoch technisierten Dienstleistungsgesellschaft: mittendrin oder außen vor? In: E. Barlösius und C. Neu (Hrsg.), Peripherisierung – eine neue Form sozialer Ungleichheit? Berlin: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften | Taubenböck, Hannes; Wurm, Michael; Esch, Thomas; Dech, Stefan (2015): Globale Urbanisierung. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg. | United Nations (2007). City planning will determine pace of global warming. http://www.un.org/News/Press/docs/2007/gaef3190.doc.htm. | Vereinte Nationen, World Urbanization Prospects: The 2018 Revision (http://esa.un.org/unup/) | Willinger, Wojtech, Frauenhofer SCS 2018 Digitalisierung im ländlichen Raum. Status Quo & Chancen für Gemeinden

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Städte der Zukunft

COVID - Lehre Autor*innen: Timon Kalchmayr (Vorsitz-Team ÖH BOKU) / Foto: Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort

Informationen zum Lehrbetrieb [Stand 03.11.2020] Ab 03.11. gilt: Alle Lehrveranstaltungen und Prüfungen, die online stattfinden können, müssen online stattfinden.

Die Informationen der BOKU findest du hier: https://t1p.de/33cj Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen, die eine Anwesenheit erfordern (insbesondere Übungen im Labor und praktische Übungen) können unter Beibehaltung der bisherigen Sicherheitsmaßnahmen weiterhin in Präsenzform stattfinden. Während der gesamten Lehrveranstaltung muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

Auch bereits angekündigte Präsenzprüfungen können unter Einhaltung der bereits bekannten stark eingeschränkten Raumkapazitäten weiterhin stattfinden.

Während der gesamten Prüfung muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

Für Wintersemester 2020/21 und Sommersemester 2021 wurde durch Senat und Rektorat eine Verordnung erlassen, die besondere Regelungen auf Grund der COVID-Situation ermöglicht.

Sollte die Prüfung in Präsenz stattfinden, können Studierende, die • einer Risikogruppe angehören oder mit Personen einer Risikogruppe zusammenwohnen, • nicht mit zumutbarem Aufwand einreisen können oder deren Einreise eine behördlich angeordnete Qua rantäne unausweichlich zur Folge hat einen Antrag auf abweichende Prüfungsmethode stellen. Wenn du hierbei Unterstützung brauchst kannst du dich bei unserem Referat für Bildungspolitik (bipol@oehboku.at) melden. Zusätzlich können sich Angehörige von Risikogruppen auch bei der Stabsstelle der BOKU zur Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen beraten lassen: https://short.boku.ac.at/e6mkw4 Wie online-Prüfungen genau durchgeführt werden dürfen und welche Rechte du als Studierende*r hast steht in einer Richtlinie des Studiendekans bzw. in § 11 der COVID-19-Universitäts- und Hochschulverordnung (https:// t1p.de/o2m6 bzw. https://t1p. de/ry4j).

Prüfungen

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen

[Stand 03.11.2020]

[Stand 03.11.2020]

Das betrifft Vorlesungen (VO). Es müssen wie immer drei Prüfungstermine (Anfang, Mitte und Ende des Semesters) angeboten werden. Bei online-Abhaltung kann anstelle einer Prüfung auch eine Beurteilung durch Teilleistungen oder eine schriftliche Arbeit erfolgen, dies muss jedoch rechtzeitig kommuniziert werden (zu Beginn des Semesters).

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen sind alle, die NICHT vom Typ Vorlesung (VO) sind. Wenn keine Präsenzabhaltung vorgesehen ist, muss jedenfalls ein Abschluss ohne physische Anwesenheit möglich sein.

Findet die Lehrveranstaltung in Präsenz statt, können Stu-

Rechts: COVID-19-Universitäts- und Hochschulverordnung – C-UHV

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dierende, welche nachweislich einer Risikogruppe angehören oder mit Personen einer Risikogruppe zusammenwohnen, einen Antrag auf abweichende Prüfungsmethode stellen. Wenn du hierbei Unterstützung brauchst kannst du dich bei unserem Referat für Bildungspolitik (bipol@oehboku.at) melden. Zusätzlich können sich Angehörige von Risikogruppen auch bei der Stabsstelle der BOKU zur Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen beraten lassen: https://short.boku.ac.at/e6mkw4 Wenn du die Lehrveranstaltung aufgrund der COVID-19 Pandemie nicht abschließen kannst (z.B. weil eine Anwesenheit nicht möglich ist), soll keine negative Beurteilung erfolgen – in diesem Fall ist es am Besten du kontaktierst die Lehrveranstaltungsleitung.

Städte der Zukunft

BOKU TIPP Lernräume

Japanisch lernen!

Wir versuchen auch in Zeiten von distance learning die von uns als ÖH BOKU verwalteten Räume soweit es geht offen zu halten.

Informationen wo unsere Räume zu finden sind und welche Sicherheitsmaßnahmen gelten findest du hier: https://oehboku.at/unileben/ lernraeume.html

Ein Projekt der japanischen Regierung gibt dir die Möglichkeit gratis online Japanisch zu lernen!

Mehr Information findest du auf dieser Website: https://t1p.de/mfug Du findest hier Bücher, Tutoren, online learn Plattform inkl. und bekommst auch staatliche Zertifizierungen.

Wir bitten die Maßnahmen unbedingt einzuhalten und unsere Räume nur zu nutzen, wenn du ansonsten keine Möglichkeit zu Lernen oder an online Vorlesungen teilzunehmen hast. Dann bleiben die Räume für denjenigen verfügbar, die darauf angewiesen sind.

Tüwi-Hofladen Frische Backwaren, saisonale Gemüsesorten, leckere Milchprodukte, vegane Köstlichkeiten, viele Grundnahrungsmittel, Fruchtsäfte, Wein und Bier, all das kannst du auch trotz Corona genießen! (Im Lockdown nur zum Mitnehmen) Öffnungszeiten: 09 bis 15 Uhr, Bio-Mittagessen zum Mitnehmen ab 12 Uhr erhältlich (eigene Lebensmittelboxen mitbringen oder das Glasbehälter-Pfandsystem nutzen).

Online Stammtische Die Gesundheit unserer Student*innen hat oberste Priorität.

Aus diesem Grund halten wir unsere Stammtische vorerst nur mehr ONLINE via Zoom ab.

Lap/Larch Jeden dritten Donnerstag im Monat, tausche dich mit anderen Studierenden aus!

Queer Stammtisch Seit kurzem gibt es auch den Queer Stammtisch, immer ein schönes get-together und lustiger Spieleabend!

Kaffeeklatsch mit Peter Hier kannst du dich mit anderen UBRM Studis, deiner Studienvertretung und natürlich dem Fuchs „Peter“ treffen, tratschen und in Ruhe Kaffee oder Tee trinken.

Einmal im Monat!

Mehr Informationen und Links zu den Zoom Meetings findest du im ÖH Eventkalender (https://t1p. de/3jil) und auf unseren Social Media Kanälen!

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Unterstützung und Anlaufstellen Wir verstehen, dass es für viele Studierende mit bereits psychischen Problemen die derzeitige Lage eine große Herausforderung ist!

Hier ein paar wichtige Adressen, an die du dich wenden kannst.

• Psychologische Studierenden beratung: 01 402 30 91 • Frauenhelpline: 0800 222 555 • Telefonseelsorge: 142 • Rat auf Draht: 147 Natürlich sind wir von der ÖH BOKU für dich da und haben ein offenes Ohr für deine Anliegen!

Schreib‘ uns einfach eine Mail an vorsitz@oehboku.at. Bei sozialpolitischen Fragen wie etwa der Studienbeihilfe, Unterstützungsfonds und Co kannst du unser Sozialreferat via Mail an sozial@ oehboku.at kontaktieren.

Digitale Bibliothek Die digitale Bibliothek der BOKU ist für alle Studierenden zugänglich. Du kannst hier auf E-Books, E-Journals und vieles mehr zugreifen. https://boku.ac.at/bib/literatursuche/digitale-bibliothek

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Trude Trautsich Ein Kommentar Autor*innen: Anonym / Illustration: Manuela Kraft System. Und relevant.

Zwei Worte, die ich nicht mehr hören kann.

Vor allem nicht zusammen.

Ich will nicht darüber schreiben, was wichtig ist und was nicht.

Wen es geben darf und wessen Existenz zerbricht.

Ich will Otto und Anna auch nicht sagen, Kauf dies, kauf das, hilf jenem Laden.

Eine Pandemie – du, ich und sie.

Wo liegt der Fokus, wo wollen wir hin?

Soll die Regierung wirklich alles bestimmen?

Am liebsten würd‘ ich ganz laut rufen, sperrts endlich wieder auf des Kaffeehaus, denn systemrelevant ist auch mein Mandelcroissant!

Klar, in dem Fall bin ich das System und die Relevanz teils persönliche Arroganz, aber der Punkt der Sache ist doch jener: Fehlt die Kultur, ists bissl bleda.

Musiker geben Konzerte, live, aber nicht vor Publikum, die Künstler malen, die Schauspieler stumm.

Wenn uns alles zu viel wird, flüchten wir in Welten, die gerade zu zerbrechen drohen.

Warum?

Weil die Regierenden nur der Wirtschaft helfen.

Impressum

Dieses „Normal“, das wir hatten, das gab vielen keinen Platz.

Und trotzdem wollen wir´s zurück, haben vergessen, dass der Schuh einfach nicht passt.

Bezos scheffelt Billionen, Billionen haben nichts: Die Gleichung geht nicht auf.

Ich frag dich und du frägst mich: Was wollen wir jetzt tun, wie können wir das ändern?

Wie kann man aus einer Krise Positives ziehen, während Home-office und Distance-learning uns nicht erlauben, mal zu fliehen.

Ab 20:00 Uhr ist hinausgehen untersagt, es sei denn dies, es sei denn das; Arbeiten geht, denn das tun wir ja für den Staat!

Auf Probleme anders zugehen, mehr lieben, mehr lachen, einander zuhören und verstehen.

Eins ist klar.

Den Weg mias ma gemeinsam gehen.

Medieninhaber*in und Herausgeber*in: Hochschüler*innenschaft an der Universität für Bodenkultur Wien (ÖH BOKU) Peter-Jordan-Straße 76, 1190 Wien Tel. 01 47 654-19100 Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit & Chefredaktion: Nena Julia Aichholzer, presse@oehboku.at Redaktion: Christiane Hörmann, Rebekka Jaros Lektorat: Quirin Kern, Jakob Lederhilger, Erika Schaudy Social Media: Nena Julia Aichholzer, Stephan Schachel, Agnes Straßer Layout: Tim Steiner, Lucas Fritz Illustration/Foto: Johannes Marschick, Laurens Pichler, Anouk Urban Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Autorin oder des Autors wieder und müssen mit der Auffassung der Redaktion nicht übereinstimmen.

Redaktionelle Bearbeitung und Kürzung von Beiträgen aus Platzgründen vorbehalten.

Coverbild: Lucas Fritz Fotos, falls nicht anders angegeben: Foto-Archiv der ÖH BOKU Bankverbindung: Raiffeisen Landesbank, KtoNr. 10.190.239, BLZ 32000

Trude Trautsich – und du?

Hast auch du ein Anliegen, das du gerne loswerden möchtest? Dann trau dich! Sende uns eine E-Mail (ideal mit fertigem Text, max. 2.200 Zeichen inkl.

Leerzeichen) mit dem Betreff „Trautsich Trude“ an presse@oehboku.at

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ÖH Magazin | Winter 2020

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