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Defensive Architektur

Defensive Architektur und unangenehme Designs

Manchmal wundert man sich, warum Bänke in Parks oder öffentlichen Räumen unangenehm gestaltet sind oder aus Materialien bestehen, die sehr heiß oder kalt werden. Ein Versehen? Eher nicht.

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Autorin: Malve Wilhelm / Fotos: meinbezirk.at und insecurespaces.net

Unter Defensiver Architektur, oft auch Hostile Design genannt, versteht man räumliche Gestaltungsmethoden wie zum Beispiel unbequeme Sitzbänke, grelle Beleuchtung oder gar Dornen („Spikes“) auf Mauern oder unter Brücken, die bestimmte Randgruppen fernhalten beziehungsweise am Bleiben hindern sollen. Begründet wird dies oft mit der Wahrung der öffentlichen Sicherheit. Davon werden aber zahlreiche Gruppen der Bevölkerung, von Wohnsitzlosen über Jugendliche und Skateboardfahrer*innen bis hin zu älteren Personen, aus öffentlichen Räumen verdrängt, ohne dass die Ursache der Probleme angegangen wird. Daher regt sich vermehrt Kritik an dieser Praxis.

Künstler*innen wie Sarah Ross oder Nils Norman hinterfragen die Sinnhaftigkeit bzw. Vertretbarkeit der Designs und machen mit ihren Projekten auf mögliche Missstände aufmerksam. Die Internetseite hostiledesign.org sam-

U-Bahnstation Pilgramgasse: Armlehnen als Obdachlosensperre melt Bilder von defensiver Architektur und verkauft Sticker, die auf Design Crime („Design gegen die Menschlichkeit“) hinweisen. Als ironischen Kommentar baute der Künstler Fabian Brunsing eine Parkbank mit Metallspikes, die nach Geldeinwurf zurückfahren. Das Projekt mit dem Namen „Pay & Sit“ wurde jedoch nicht von Allen als Kritik verstanden und wird in China tatsächlich eingesetzt. Die Architektinnen Virginia Lui und Karolína Plášková starteten in Wien ebenfalls eine Ausstellung, die Maßnahmen gegen Obdachlose am Praterstern aufzeigen soll.

Eine multilaterale öffentliche Diskussion über Hostile Design und seine Auswirkungen sowie mögliche Alternativen wäre wünschenswert.

Der „Archisuit“ von Sarah Ross ist an spezifische Freiraumstrukturen in Los Angeles angepasst.

Mehr Informationen über defensive Architektur unter:

www.hostiledesign.org

Link zum Projekt „Maßnahmen gegen Obdachlose“ Praterstern

www.cargocollective.com/ massnahmen

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