In god we trust

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I N G O D W E T R U S T

M i c h a e l G e g e n f u r t n e r

PS: Die ÂťFederal Reserve BankÂŤ ist Privateigentum, Philippinen 2015


GOD WITH US, Philippinen 2011

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Brief_Claus Michael Š, 2011

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DER UNZUFRIEDENE BIENENSTOCK oder

Die ehrlich gewordenen Schurken Von Bernard Mandeville

Ein Bienenstock, dem keiner sich An Macht und Reichtum sonst verglich, Des fleißige, wohlgenährte Scharen Geehrt in Krieg und Frieden waren, War als das rechte Heimatland Von Kunst und Wissenschaft bekannt. Wenn die Parteien auch Streit geführt, Ward doch das Ganze gut regiert; Nie hat der Pöbel wild geknechtet, Durch Könige, deren Macht beschränkt, Ward es mit milder Hand gelenkt. Das Leben dieser Bienen glich Genau dem unsern, denn was sich Bei Menschen findet, das war auch En miniature bei ihnen Brauch, Obwohl dies freilich nicht zu merken Bei ihren kunstvoll kleinen Werken. Jedoch bei uns ist nichts bekannt In Haus und Hof, in Stadt und Land, In Handel, Kunst und Wissenschaft, Wofür nicht dort Ersatz geschafft. Gab’s also Könige und hielten Sich diese Wachen, die aber spielten Nicht Würfel, so liegt trotzdem nah: Irgendein Spiel war sicher da; Denn nirgends gibt’s ein Regiment Soldaten, das kein solches kennt. Des Bienenstockes emsige Menge Gedieh durch seines Volkes Gedränge. Millionen widmen Kraft und Zeit Der Andern Lust und Eitelkeit, Millionen wieder sind berufen, Um zu zerstören, was jenen schufen. Trotz des Exports in alle Welt Es noch an Arbeitskräften fehlt. Manch Reicher, der sich wenig mühte, Bracht’ sein Geschäft zu hoher Blüte, Indes mit Sense und mit Schaufel

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Gar mancher fleißige arme Teufel Bei seiner Arbeit schwitzend stand, Damit er was zu knappern fand. Auch gab es manchen Dunkelmann, Des Kunst man nirgends lernen kann, Der sich ganz dreist und ungeniert Mit leerem Beutel etabliert: Wie Kuppler, Spieler, Parasiten, Quacksalber, Diebe und Banditen, Falschmünzer und andre Arbeitsscheue, Die es verstehn, mit großer Schläue Aus ihres simplen Nächsten Mühen Gehörigen Profit zu ziehen. Nur solchen zwar man »Schurken« schalt, Doch war’s auch, wer als ehrlich galt; Es gab kein Fach und Amt im Land, Wo Lug und Trug ganz unbekannt. Die Advokaten waren groß Im Recht - Verdrehen und suchten bloß, Statt zu versöhnen die Parteien, Sie immer mehr noch zu entzweien, Bis sie nicht ein noch aus mehr wußten Und vor den Richter treten mußten. Sie zogen die Prozesse hin, Um hohe Sporteln einzuziehen; Galt’s schlechte Fälle zu vertreten, Sie eifrig das Gesetz durchspähten, Wie Diebe Häuser, um zu sehen, Wie denn die Einbruchschancen stehen. Den Ärzten, wurden sie nur reich, War ihrer Kranken Zustand gleich. Aufs Heilen gaben sie nicht viel, Sie setzten sich vielmehr zum Ziel, Durch eifriges Rezepte - Schreiben Des Apothekers Freund zu bleiben, Der Wehfrauen und der Priester Gunst Zu sichern sich durch Schmeichelkunst, Sich mit den Weibern zu vertragen, Zu billigen, was die Tanten sagen,


Mit süßem »Nun, wie geht es?« allen Von der Familie zu gefallen Und schließlich noch der Wartefrauen Dummdreiste Reden zu verdauen. Von denen, die dazu ersehen, Des Himmels Segen zu erflehen, War selten einer ernst - gelehrt, Viel öfter hitzig und verkehrt. Doch glückt’s den meisten zu verhüllen, Wie Stolz und Habgier sie erfüllen, Worin sie nicht geringern Ruf, Als der Soldat in Spiel und Suff. Ein paar, in sichtlich tiefer Not, Erbaten still ihr »täglich Brot« – Sie meinten Schüsseln, wohlgefüllt –, Doch blieb ihr Sehnen ungestillt. Wie wacker darbten diese Frommen! Das ist den andern sehr bekommen, Den Herren, deren blühnde Wangen Im Wohlsein und Behagen prangen.

Strich man als »Nebengelder« ein, Und wenn das Volk den Kniff erkannte, Man es »Emolumente« nannte, Damit man nicht verständlich sei, Wo irgendein Profit dabei. ’S gab keine Biene, die nicht wollte Mehr kriegen, nicht grad als sie sollte, Doch als sie wünschte, dem zu zeigen, Der’s zahlte; wie’s ja Spielern eigen, Nicht erst darauf zurückzukommen, Was sie den andern abgenommen.

Dem Krieger, den zur Schlacht man trieb, Ward Ehre, wenn er leben blieb; Gelang’s ihm, seitwärts sich zu schlagen, Riskiert er dennoch Kopf und Kragen. Manch General kämpft wie ein Held, Und mancher nimmt vom Feinde Geld. Wer stets im ärgsten Feuer stand Und Arm und Bein verlor, der fand Als Krüppel sich zu guter Letzt Auf halbe Pension gesetzt; Dem, der stets ruhig blieb zu Haus, Zahlt man sie dafür doppelt aus.

Justitia, so hochgesinnt, Kann fühlen noch, ist sie auch blind. Die Waage oft der Hand entsank, Die nötig war zum Geldempfang. Dem Recht gemäß – so schien es freilich – Verfuhr sie, gänzlich unparteilich, Bei Mord und Akten von Gewalt, Die man mit Leib und Leben zahlt; Und mancher war zu Fall gebracht Durch schlingen, die andern er zugedacht. Doch hielt ihr Schwert – ward leicht entdeckt Nur arme Teufel in Respekt, Die sich zwar nur aus Not vergingen, Jedoch alsbald am Galgen hingen, War’s auch bloß um ’ne Kleinigkeit: Wenn nur die Reichen in Sicherheit!

Minister dienten zwar den Königen, Doch Treue fand man nur bei wenigen; Da dienend nur sich selbst sie nützten, Bestahl’n den Thron sie, den sie stützen. Man lebte gut, doch rühmt’ als ehrlich Sich gern, war das Gehalt auch spärlich. Was man erwarb durch Schwindelei’n,

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Schier endlos war des Schwindels Masse, Sogar das Zeug, das auf der Gasse Als Düngemittel sie erstanden, Die armen Käufer oftmals fanden Vermengt zu einem ganzen Viertel Mit bloßen Steinen und mit Mörtel. Hans Taps, verraten und verkauft, Hat dafür brav die Milch getauft.

Trotz all dem sündlichen Gewimmel War’s doch im ganzen wie im Himmel. In Krieg und Frieden warb mit Kunst


Manch fremde Macht um ihre Gunst; Ihr Überfluß an Geld und Leben Ließ immer sie den Ausschlag geben. – Wie hat’s ein solches Land doch gut, Wo macht ganz auf Verbrechen ruht! Die Tugend, die von Politik Gelernt gar manchen schlauen Trick, Auf der so vorgeschriebenen Bahn Ward nun des Lasters Freund; fortan Der Allerschlechteste sogar Fürs Allgemeinwohl tätig war. So herrscht im ganzen Einigkeit, Wenn auch im einzelnen oft Streit, Wie der Musik harmonsch’sche Schöne Entsprießet aus dem Streit der Töne. Was sich sonst gänzlich ist entgegen, Hilft sich, als wär’s des Trotzes wegen; Es fördert weise Mäßigkeit Die Trunksucht uns Gefräßigkeit. Der Geiz, dies scheußlich böse Laster – Keins ist fluchwürdiger und verhaßter –, War Sklav’ der nobelsten der Sünden, Verschwendung; durch den Luxus finden Millionen Armer sich erhalten, Auch durch den Stolz, den alle schalten. Nicht minder dient der Neid sowie Die Eitelkeit der Industrie. Die Sucht, sich als modern in Speisen, In Kleid und Möbeln zu erweisen, Stets ein Objekt des Spottes zwar, Des Handels wahre Triebkraft war. Gesetze wurden umgestaltet So schnell, als wie die Tracht veraltet; Was heut als gut und löblich galt, Man übers Jahr Verbrechen schalt. Doch grad durch diese Flickarbeit An Recht und Brauch zu jeder Zeit Gar mancher Schaden Heilung fand, Den Klugheit nie vorausgeahnt.

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So nährte das Laster die Eitelkeit, Und diese, im Bund mit Fleiß und Zeit, Hatte das Leben so angenehm, So wahrhaft lustvoll und bequem Gemacht, daß jetzt der Arme sogar Noch besser dran als einst der Reiche war. Vollendung herrschte offenbar. – Wie eitel ist’s nach Glück zu streben! Man sah nicht: es muß Grenzen geben Der Lust; Vollkommenheit hieneiden Hat uns der Himmel nicht beschieden. Die Tierchen waren zwar soweit Zufrieden mit der Obrigkeit; Jedoch ging einmal etwas quer, Dann gab es gleich kein Halten mehr, Heer, Flotte und Regierung flugs Beschuldigte man des Betrugs, Den man sich selbst zwar gern verzieh, Indessen andern Leuten nie. Ein Mann – er hatte schweres Geld, Um das er arm und reich geprellt – Rief laut: »so kann’s nicht weitergehn Mit den Betrügereien«, – und wen Glaubt man, daß der Halunke schalt? ’nen Kellner, weil der Kaffee kalt. Wenn nur das mindeste geschah, Worin man ein Schädigung sah, Sogleich erhob man ein Gezeter: »Wo ist die Tugend hin, ihr Götter!« Merkur ergötzte dieser Streit, Die andern nannten’s Albernheit, Was man doch liebte, so zu schmähen. Doch Jupiter, der länger sehen Den Zank nicht mochte, rief: »Genug. So seid befreit denn vom Betrug!« Sofort geschah’s – und Redlichkeit Erfüllt nun alle weit und breit. Gleichsam im innern Spiegel finden


Sie schamerfüllt all ihre Sünden, Die sie nun mit Erröten sehen Und dadurch schweigend eingestehen, Wie Kinder, was sie Böses taten, Durch ihre Farbe bald verraten, Im Glauben, sieht man sie nur an, So wisse man, was sie getan. O Gott, wie war der Schreck entsetzlich! Der Wandel war auch gar zu plötzlich. Der Preis des Fleisches fiel zur Stund’ Um einen Groschen auf das Pfund. Und als die Heuchlermaske allen, Vom Kanzler bis zum Knecht, entfallen, Erschien als Fremdling nun im Land, Wer in Verstellung wohlbekannt. – Wie still’s nun im Gerichtssaal war! Der willige Schuldner zahlte bar, Selbst was der Gläubiger vergaß, Der’s dem erließ, der nichts besaß. Die jetzt im Unrecht waren, schwiegen Und ließen die Prozesse liegen; Worauf – da keiner schlechter steht Als der Jurist, wo’s ehrlich geht – Wer nicht noch grad zu leben fand, Die Mappe unterm Arm, verschwand. Justitia knüpft schnell einige auf, Die andern läßt sie frei; darauf Ist sie, da weiter nicht vonnöten, In prächtigem Zuge abgetreten. Die Schmiede, mit Schlössern und Eisentüren, Mit Gittern und Fesseln, vornweg marschieren; Wärter und Wächter schließen sich an. Der Göttin sieht vorausgehen man Das Haupt von ihrem ganzen Stab, Des Rechts Vollender, Herrn »Kopfab«, Nicht mit dem allegor’schen Schwert: Mit Beil und Strick, wie sich’s gehört. Auf Wolken dann die schöne Blinde, Justitia selbst, entführt vom Winde.

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Um ihren Wagen dicht geschart Sind Häscher und Büttel jeder Art, Und die sich sonst berufen finden, Die Menschen bis aufs Blut zu schinden. Die Bienen, die als Ärzte jetzt Noch lebten, waren hochgeschätzt, Weil alle tüchtig und erfahren Und immer gleich zur Stelle waren. Beiseite ließ man alles Zanken Und widmete sich ganz den Kranken, Verschrieb nur, was daheim sich fand; Man wußte, daß Gott Heilung spendet Dem Lande, dem er Krankheit sendet. Die Priester tun selbst ihre Pflicht Und brauchen die Vikare nicht. Gebet und Opfer füllt die Zeit, Die einst dem Laster war geweiht. Wer nicht geeignet oder findet, Daß er entbehrlich sei, verschwindet. Nur noch für wenige blieb Raum – Braucht sie ja doch der Gute kaum –, Den Hohepriester und ein paar Um ihn, dem man gehorsam war; Er selbst den heiligen Pflichten lebend, Nicht mehr nach Macht im Staate strebend. Nicht jagte Kranke er davon, Bracht’ Arme nicht mehr um den Lohn; Dem Hungrigen gab er jetzt Brot, Dem Armen half er aus der Not, Dem Müden er ein Lager bot. Bei den Ministern, und mit ihnen Bei allen, die dem Staate dienen, War groß der Wandlung, denn alsbald Lebt man genügsam vom Gehalt. Hätt’ sich ein Armer hetzen sollen, Sein bißchen Geld sich abzuholen Und hätte man, eh’ er’s bekommen, Ihm noch fünf Gulden abgenommen, So hätte man Betrug gescholten,


Was einst als Gutes Recht gegolten. Was früher drei zusammen machten, Die sich einander überwachten, Oft auch in biedrer Kumpanei Sich halfen in der Dieberei, Das macht jetzt einer gut und ehrlich, So werden Tausende entbehrlich. Nicht mehr gilt’s jetzt als Ehrensache Für einen, daß er Schulden mache. Ins Leihamt wandern Livreen, Spottbillig zum Verkaufe stehen Jetzt Villen, dazu Pferd und Wagen, Denn man wünscht Schulden abzutragen. Gesparrt wird tüchtig jetzt; nicht mehr Hält man in Feindesland ein Heer. Man lacht der Achtung fremder Staaten, Des eitlen Ruhms durch Waffentaten, Und wagt allein des Kriegs Gefahren, Um Freiheit oder Recht zu wahren. Wie das Gewerbe nun gedeiht Bei unsrer Bienen Ehrlichkeit, Drauf achte man: Fort ist die Pracht, Verändert alles über Nacht. Denn nicht bloß, die das Geld in Massen Ausgaben, hatten bald verlassen Den Stock; auch jene gehen in Scharen, Die auf sie angewiesen waren; Da alles überfüllt, ist’s ihnen Unmöglich, etwas zu verdienen. Der Preis von Land und Häusern fiel. Die Prachtpaläste, die beim Spiel Man aufgebaut, gleich Thebens Mauern, Sind »zu vermieten«. Drinnen trauern Hausgötter, einst so frohgemut; Sie stürben gern in Feuersglut, Um jene Worte nicht zu sehen, Die hohnvoll an den Türen stehen. Der Baubetrieb ist ganz gestört,

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Jedwede Kunst hat aufgehört. Nicht Maler werden mehr bekannt, Steinschneider, Schnitzer nicht genannt. Diejenigen, die noch übrig, streben, Sparsam und anspruchslos zu leben; Sie gleichen ihre Zeche aus Und bleiben fürderhin zu Haus. Kein Schenkmamsellchen geht jetzt mehr In goldgesticktem Kleid einher, Denn niemand mag jetzt noch was leihen Für Sekt und teuere Leckereien. Fort sind sie, die mit ihren Damen Beim Festdiner zusammenkamen, Wo oft mehr draufgegangen war, Als mancher braucht im ganzen Jahr. Die stolze Chloe, deren Gatte Für sie den Staat geschädigt hatte, Verkauft die Möbel, einst erstanden Für Gold, geraubt in fernen Landen. Sie schränkt sich in der Küche ein Und trägt ein kleid aus grobem Lein. Verflogen ist der Modewahn, Trachten und Sitten dauern an; Mit Gold – und Seidenstickerei Und andern Künsten ist’s vorbei. Es herrscht ein friedlich still Gedeihn, Stets kauft man gut und billig ein. Natur, von Züchterkunst befreit, Beut jegliches zu seiner Zeit; Delikatessen gibt’s nicht mehr, Denn niemand gibt mehr Geld her. Da man auf Luxus jetzt verzichtet, So ist der Handel bald vernichtet. Manch Handwerk mehr und mehr verfällt, Betriebe werden eingestellt. Darnieder liegt Kunst und Gewerb; Sie, aller Strebsamkeit Verderb, Zufriedenheit, läßt sie genießen


Die Moral Ihr Weniges und nichts vermissen. Der stolze Schwarm war jetzt so schwach, Daß es an Kriegsmannschaft gebrach, Die frechen Feinde zu verjagen. Doch wagten sie es, sich zu schlagen, Bis sie in ein Versteck getrieben, Wo sie, bereit zu sterben, blieben, Kein Söldling war mehr unter ihnen, Sie waren selbst im Feld erschienen. Ihr Heldenmut in allen Dingen Ließ schließlich sie den Sieg erringen, Obgleich mit furchtbaren Verlusten Sie den Triumph bezahlen mußten. Drauf gab, gewöhnt an harte Mühn, Der Schwarm sich ganz der Arbeit hin. Am Ende dieses Tugendstrebens und exemplarisch reinen Lebens Ward ihm ein hohler Baum beschieden. Dort haust er nun in Seelenfrieden.

So klagt denn nicht: für Tugend hat’s In großen Staaten nicht viel Platz. Mit möglichstem Komfort zu leben, Im Krieg zu glänzen und doch zu streben, Von Lastern frei zu sein, wird nie Was andres sein als Utopie. Stolz, Luxus und Betrügerei Muß sein, damit ein Volk gedeih’. Quält uns der Hunger oft auch gräßlich, Zum Leben ist er unerläßlich. Stammt nicht des edlen Weines Saft Von einem garstig dürren Schaft? Der, wenn man ihn nicht sorgsam pflegt, Bloß nutzlos wuchert und nichts trägt, Doch dessen Frucht uns Lust bereitet, Wenn man ihn bindet und beschneidet. Genauso uns das Laster nutzt, Wenn das Gesetz es kappt und stutzt, Ja, ist so wenig aufzugeben Für Völker, die nach Größe streben, Wie Hunger ist, damit sie leben. Mit Tugend bloß kommt man nicht weit; Wer wünscht, daß eine goldenen Zeit Zurückkehrt, sollte nicht vergessen: Man mußte damals Eicheln essen.

Text_Bernard Mandeville_Der unzufriedene Bienenstock oder Die ehrlich gewordenen Schurken_Die Bienenfabel_6. Auflage_2014

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Heiligenstatue # 1, Philippinen 2015 The slaughter of a chicken # 1, Philippinen 2015

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Wahlplakat # 1, Philippinen 2013

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Politics, Philippinen 2010 Hund an der Leine # 1, Philippinen 2010

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Proteste in Istanbul # 1, Tßrkei 2014

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Nude # 1, 2015 Kammmuscheln, Singapore 2011

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Pusit, Philippinen 2015

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Riesenhummer, Philippinen 2014 Steinfisch, Philippinen 2014

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Haie, Philippinen 2014

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Hund an der Leine # 2, Japan 2011 One day, the chained dog bites # 1, Philippinen 2015 One day, the chained dog bites # 2, Philippinen 2013

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Slumdogs, Philippinen 2013

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BERICHT ÜBER DIE FEUER IN PAROLA Ein Slum steht in Flammen

Manila, Philippinen 2015 Von Michael Fischer, Daniel Göbel und Fabian Weierer

»Wir gingen gegen 10:00 Uhr zu unseren Areas. Viele Leute standen auf der Hauptstraße um abgebrannte Wellbleche auf Motorrädern abzutransportieren, während ihre restlichen Sachen auf der Straße standen. Andere schnitten Stromkabel ab und reparierten die Verbindungen. Wir liefen durch unsere Gates und nur die Grundmauern aus Beton waren übrig. Menschen schafften verbrannte Bleche und Asche aus den Areas, in der Kinder nach Geldmünzen und Nägeln suchten. Die Häuser in der Nähe des Meeres, die fast nur aus Holz bestanden, waren komplett niedergebrannt. Auch viele unserer Kinder lebten dort, wir unterrichteten oft in deren Häuser. Heute kamen wir manchmal an Orte, die wir schon ein gutes halbes Jahr kannten, doch der Ort war nicht wieder zu erkennen. Es blieb nur ein noch immer rauchendes Aschefeld übrig, und Kinder, die darin nach Münzen gruben. Immer noch gab es kleine aber kontrollierte Feuer in den Ruinen. Zwischen Area 46 und Area 56 war ein bis zu 15 cm überschwemmter kleiner Abschnitt, in dem die Häuser nicht vom Feuer betroffen schienen. Wir trafen nur wenige der Eltern und noch weniger unserer Schüler. Meistens erzählten sie uns, dass die Kinder evakuiert, und nun bei Verwandten oder in der Turnhalle, untergebracht wurden. Das ist alles was wir bis jetzt wissen. Die meisten der Leute lächelten und schienen lustig zu sein, machten sogar Witze. Doch war dies wahrscheinlich nur eine Fassade, um ihren Schmerz zu überschatten. Nur wenige von ihnen weinten.

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Wir können zusammenfassen, dass nur die feuerfesten Betonwände übrig blieben. (das Feuer betraf fast komplett Binondo, also die linke Seite des Armenviertels, Gate 46 bis Gate 68). Alles andere ist abgebrannt oder bereits abtransportiert worden. Morgen werden wir Freiwilligen in die Areas gehen, um nach unseren Kindern zu suchen, und um herauszufinden, wie es ihnen geht und ob sie umgesiedelt werden müssen. Um 12:00 Uhr mittags hörten wir die Sirenen der Feuerwehr, und als wir durch das Fenster in unserem Büro schauten, sahen wir eine gigantische schwarze Wolke in Gate 1 auf der rechten Seite, am Anfang der Straße. Viele Feuerwehrautos kamen nacheinander angerückt, die Menschenmenge wurde immer größer. Leute kamen aus dem nahe gelegenen Markt angerannt. Viele mit Tränen und Schmerz in ihren Gesichtern. Wir sahen, wie Feuerwehrmänner die riesigen Flammen, bekämpften. Nach einiger Zeit wurde der Rauch weißer und wir denken, dass sie das Feuer recht schnell unter Kontrolle bringen konnten.«


Old lady with serious face, Philippinen 2013 The slaughter of a dog # 1, Philippinen 2013 Bilderreihe: Feuer in Parola_Michael Fischer und Daniel Göbel ©, Philippinen 2015

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Hausfront # 1, Japan 2012 Hausfront # 2, Philippinen 2013 Zuhause bei Grace # 1, Philippinen 2015 Ataköy # 1, Türkei 2014

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Ataköy # 2, Türkei 2014

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CSU, Türkei 2014

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Hausfront # 3, Deutschland 2011 Hausfront # 4, Singapore 2011

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View from window, TĂźrkei 2014

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View from rooftop, Türkei 2014

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Dachziegelwerk, Deutschland 2011 »Red Rose«, Türkei 2014

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Milena, TĂźrkei 2014

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Manila Girl, Philippinen 2015

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GOD IS GOOD, Philippinen 2015

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The slaughter of a chicken # 2, Philippinen 2015

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Proteste in Istanbul # 2, Türkei 2014 Justin und Jenny # 1, Deutschland 2014 Jenny, Deutschland 2014

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Princess Islands # 1, Türkei 2014 Princess Islands # 2, Türkei 2014

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Justin und Jenny # 2, Deutschland 2014

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Kalinga Stoff, Philippinen 2013 Garbage dumpside, Philippinen 2013 Wahlplakat # 2, Philippinen 2013 Clean & Green, Philippinen 2011

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»Ginebra « Werbung an Mauer mit Stacheldrahtzaun, Philippinen 2011 Slumkinder aus Parola (Binondo, Manila), Philippinen 2013

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Schoolgirls, Philippinen 2013

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Familie Diaz, Philippinen 2010 Textauszug aus Facebook_Sidney Snoek ©_Project Pearls, Philippinen 2015

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Santo Niño # 1, Philippinen 2015 The slaughter of a chicken # 3, Philippinen 2015

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Floating dog, Philippinen 2010

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One day, the chained dog bites # 3, Philippinen 2013

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Sidewalk, Philippinen 2015 21st century kids, Philippinen 2015 Mother, Philippinen 2013

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She is not society, Philippinen 2015

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»Ginebra « Werbung an Mauer mit Stacheldrahtzaun, Philippinen 2011 Slumkinder aus »Helping Land « (Tondo, Manila) und »Parola « (Binondo, Manila), Philippinen 2013-2015

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Kalinga (Luplupa) Kids, Philippinen 2013

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Mann aus Kappadokien, TĂźrkei 2014 Paketzusteller, TĂźrkei 2014

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Kuya »Jojo«, Philippinen 2013

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Old man with serious face, Philippinen 2013 Abschaum, Philippinen 2010 The slaughter of a goat, Philippinen 2015 The slaughter of a pig, Philippinen 2015

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The slaughter of a dog # 2, Philippinen 2013

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Rich und seine Pistole, Philippinen 2010 Cowboys, Philippinen 2015

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Der wohlgenährte Priester (Salzstreuer), Philippinen 2014 The slaughter of a chicken # 4, Philippinen 2015

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Wanddekoration, Philippinen 2015

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Pool, Philippinen 2015

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Mount Banahaw, Philippinen 2015 Nude # 2, 2015

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Cockroach, Philippinen 2010 Vor einem Haus auf Camotes, Philippinen 2013 Anime Expo, Philippinen 2011 Conspiracy, Philippinen 2010

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DIE USA  –  EINE LIEBESERKLÄRUNG Ein Liebesbrief an Amerika

Manila, Philippinen 2014 Von Michael Gegenfurtner

Liebes Amerika, für deine Weltoffenheit, allgemeine Diplomatie und Friedensbestrebungen möchte ich dir heute meine Dankbarkeit aussprechen. Vor allem die Anstrengungen in Sachen Terrorismusbekämpfung haben die Welt definitiv zu einem besseren Ort gemacht! Von den Folgen deiner rein philantrophischen Absichten darf ich auch hier auf den Philippinen profitieren, täglich versorgst du mich mit gesundem Mc Donalds’ »Fried Chicken« und knackigem »Caesar Salad« aus Wendy’s. Natürlich alles aus rein ökologischem Anbau, wie ich den gigantischen Werbetafeln entnehmen darf, die links und rechts die Straßen Manilas säumen. Auch die Coca Cola darf auf keinem Fall fehlen, glücklicherweise ist diese überall erhältlich, was wären die Ureinwohner nur ohne deine Errungenschaften! Falls bei Burger King (übrigens ein toller Arbeitgeber, hervorragende Bezahlung und familienfreundliche Arbeitszeiten), doch einmal das »Chicken« und »Beef« ausgehen sollte, gibt es ja zum Glück noch die unzähligen Malls. Eine Erfindung, der ich dir besonders dankbar bin, sie tragen ungemein zum städtischen Erscheinungsbild bei. Außerdem kann dort alles in einem Ausflug erledigt werden. Nach dem Einkauf noch kurz in die Kirche (ich bin von deiner religiösen Auffassung sehr angetan, der Slogan »In god we trust « auf dem Dollarschein macht sich hervorragend!) und ab in den Spa! Eine weitere Bereicherung hier auf den Philippinen ist das perfekt ausgeklügelte und zudem höchst umweltfreundlich gestaltete

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Transportsystem, die sogenannten »Jeepneys«. Ressourceneffizient geleiten sie mich durch meinen Alltag. Ein Jeepneyfahrer hat in einem Interview gesagt: »I am happy when I am finally dead so all this hustle here is over!« Wirklich eine sehr positive Prognose! Nun aber zu einem Thema, dass mir vor allem am Herzen liegt: »DIE VERTEIDIGUNG DER USA AUF FREMDEM TERRITORIUM.« Dies ist ja bereits in Vietnam und Kambodscha wunderbar gelungen. In diesem Fall handelt es sich um »Subic Bay«, einem amerikanischen Militärstützpunkt in Luzon, der philippinischen Hauptinsel im Norden. Dort versorgst du deine Truppen liebevoll, ich selbst durfte bereits daran teilhaben. Deliziöse Restaurants an jeder Ecke, die reichhaltige Auswahl an Burgern ist wirklich sehr bemerkenswert, großes Lob! Besonders angetan war ich von dem Mexikaner direkt am Strand. Dieser hat mich schon von weitem mit der Aufschrift »We support our troops«, willkommen geheißen. Auch für die Abendgestaltung wurde vorzüglich gesorgt. Stripclubs und Bordelle säumen die Strandpromenade, definitiv ein weiteres Zeugnis kultureller Überlegenheit und Innovation. Endlich anständige Arbeitsplätze für Filipinas aus ärmlichen Verhältnissen. In sogenannten »Ping Pong Shows« werden diese zur allgemeinen Erheiterung zu kreativen Höchstleistungen angespornt, einfach genial! Doch vor allem spiegelt sich deine absolute Menschenliebe in dem Fall »Jennifer Laude«.


Ein Marine wurde von einem Ladyboy hinters Licht gefßhrt, darum musste dieser mit dem Tod durch die Ertränkung in einer Toilette bezahlen...

G O D

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B L E S S

T H E

U N I T E D

S TAT E S

O F

A M E R I C A


Der Fall ÂťJennifer LaudeÂŤ, Philippinen 2014

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Ortigas borders Makati, Philippinen 2015 Store, Philippinen 2013

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Leg, TĂźrkei 2014

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Wahlplakat # 3, Philippinen 2013 Santo Niño # 2, Philippinen 2015

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The slaughter of a chicken # 5, Philippinen 2015

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Krebsausverkauf, Philippinen 2015

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Fischausverkauf, Philippinen 2015 Fischauslage, Philippinen 2015 Vogelkäfig, Philippinen 2015

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Schaufensterpuppen, TĂźrkei 2014

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Religiรถser Ausverkauf, Philippinen 2015

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The »Black Nazarene Procession« # 1, Philippinen 2015

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THE »BLACK NAZARENE PROCESSION« Manila, Philippinen The miracle-wielding »Black Nazarene « is a life-size statue of Christ carved from ebony. It was brought to the Philippines from Mexico in the 17th century and placed in Manila’s Quiapo Church in 1767. Today it’s the focus of the largest annual procession in Asia’s only majority Catholic country. On this day, the Black Nazarene (or, at least, its body with a replica head) is removed from the church and paraded through the streets of Manila’s Quiapo district. Thousands of barefoot men follow behind the Black Nazarene, clambering to touch it or carrying bits of cloth they hope to rub against it – a single touch of the statue is said to produce miracles. The Black Nazarene procession takes place a second time during Holy Week (the week between Palm Sunday and Easter).

Deaths and Injuries Every year, hundreds of devotees are injured during the grand procession of the Black Nazarene. This year is no different, except two devotees died. »We had two casualties yesterday and today. The first one was before the procession started, and the last one prior to the arrival of andas within the vicinity of the Quiapo Church«, said Chairman Francis Tolentino of the Metropolitan Manila Development Authority (MMDA). As devotees pushed and shoved trying to clamber up the carriage of the icon of the Black Nazarene on Friday, 44-year-old Renato Gorion, who was atop the carriage, collapsed. Gorion is a member of the Hijos del Nazareno – a group of devotees assisting the church during the feast of the Black Nazarene.

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With scores of people trying to climb the carriage, it took a while before Gorion was brought down. He was rushed to a hospital but was declared dead on arrival. Responders said, Gorion may have suffered a heart attack. Early morning on Saturday, another devotee was rushed by the Philippine Red Cross to the Jose Reyes Memorial Medical Center where he was declared dead on arrival. »Apparently, he was crushed by the approaching crowd before the arrival of the andas«, said Tolentino. »We offer prayers and condolences to the families of the two victims, « he added. The man, who has yet to be identified, was found lying near the Quiapo Church, with bruises and scratches all over his body, SPO4 Glenn Vallejo of the Manila Police District said. The man is believed to be between 25 and 30 years old. He was wearing blue pants and a maroon shirt worn by Nazarene devotees. Investigators suspect the man collapsed during a stampede while the image of the Black Nazarene was being brought back to the Quiapo church this morning. Meanwhile, many others needed medical attention as the procession wound through the streets of Manila from Luneta to the Quiapo church. A number of people fainted and even marshalls were not spared. Many also suffered cuts on their feet, especially those who walked barefoot. Even authorities had to make sure they were physically fit to man the huge crowd. The Philippine Red Cross, in an advisory Friday night, said more than 1,500 people sought


medical help during the event. A total of 876 had high blood pressure, while 564 had injuries, lacerations, or felt dizzy. Nineteen were considered major cases. They include difficulty in breathing, seizure, went unconscious, or suffered sprain ankles and possible fractures. Four were brought to hospitals. Early Saturday morning, four more people were wounded when the roof of a residential house along Guzman Street collapsed from the sheer weight of devotees trying to get a good look at the carriage of the Nazarene.

Santo Niùo # 3, Philippinen 2013 Text_Black Nazarene Procession_http://www.lonelyplanet.com/philippines/ manila/travel-tips-and-articles/76271_Zeit: 14:52 Uhr_Datum: 03.01.2016

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The »Black Nazarene Procession« # 2, Philippinen 2015 The »Black Nazarene Procession« # 3, Philippinen 2015

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The »Black Nazarene Procession« # 4, Philippinen 2015 Proteste in Istanbul # 3, Türkei 2014

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Wahlplakat # 4, Philippinen 2013

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Geschwister, Vietnam 2013

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Plastiktßtenverkäufer in Quiapo, Philippinen 2013 Old man smiling, Philippinen 2013

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Traumdeutung_»Hasentotenkopf # 18«, Philippinen 2014

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Buddhastatue, Thailand 2011 Shibuya Zebrastreifen, Japan 2012

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Junge in rotem Auto, TĂźrkei 2014

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Chupper, Philippinen 2015

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Waffenputz, Philippinen 2013

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Ivatan Kirchenaltar, Philippinen 2015

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Schneespuren, Deutschland 2011 Cubao X, Philippinen 2011 Kรถnigssee, Deutschland 2011 Parola mural, Philippinen 2011

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Payatas, Philippinen 2013

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Dogs and chickens, Philippinen 2015 Cambodian girl, Kambodscha 2011 Wahlplakat # 5, Philippinen 2013

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The slaughter of a chicken # 6, Philippinen 2015 Blutschüssel oder Ende, Philippinen 2015

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IMPRESSUM

Konzeption, Satz und Layout: Michael Gegenfurtner Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg Fakultät Gestaltung 7. Semester Fotografie SS/ WS 2015/16 Erscheinungsort: Wien, Österreich Auflage: 2 Stück Format: 248 x 299 mm Schriften: Garamond Premiere Pro, Garamond, Comic Sans MS, Arial © Texte: Michael Gegenfurtner © Bilder  : Michael Gegenfurtner

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Text_Milan Kundera_Die Unsterblichkeit_2014

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