“Heißes Pflaster” | Februar 2014 | Ausgabe 7

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Ausgabe 07 // Februar 2014


Medienschmiede 2014 Februarredaktion I


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

eine Zeitschrift mit fünf völlig unterschiedlichen Themen, in sechs Tagen produziert von zwölf Jugendlichen? „Das kann doch nichts werden“, denken jetzt bestimmt viele. Doch, das kann etwas

Wer sagt eigentlich, dass man als Teenager faul sei? Wir waren in dieser Woche auf jeden Fall Kreativität nicht mehr zu bremsen und wir hatten schließlich Mühe, alle Informationen in einem Artikel unterzubringen, die richtigen Fotos aus Hunderten auszusuchen und zu entscheiden, welches Layout zu welchem Beitrag passt. Aber nun haben wir es geschafft und können euch

Von Umfragen zu Videospielen über Friedhofsbesuche bis zu einem Telefoninterview mit einem Spukforscher haben wir all unsere Möglichkeiten ausgeschöpft, damit auch diese Ausgabe ein Erfolg wird. Natürlich lief nicht immer alles glatt: Als wir den eingestrickten Panzer vor dem war! Und von allen auf der Straße angesprochenen Menschen wollte uns nur ein Drittel helfen und unsere Fragen beantworten. Doch schlussendlich haben wir auch diese Hürde genommen und unsere Zeitschrift beinhaltet nun mehrere Zeitepochen. Aber wir wollen nicht alles verraten…lasst euch überraschen! Klar ist, dass wir das alles nicht ohne unsere Dozenten geschafft hätten: Fara Phoebe Zetzsche die Fotos und das Layout. Ohne diese drei wäre die Zeitschrift nicht annähernd so cool, interessant, hip und professionell geworden. Danke! Jetzt wünschen wir allen Lesern viel Spaß beim Erkunden unserer Artikel… Lilly von Kalckreuth, Jenny Gruhl und die ganze Redaktion


ergessene Orte In den Großstädten und Orten schreitet die Technik den uns in einer Welt im Zeitraffer. Doch dazwischen stößt man auf abgekapselte Orte, kleine Plätze, von der Menschheit vergessen, welche in und um Dresden unter die Lupe genommen wurden.

ideospieler The Lost of Us?! Videospiele schaffen Süchtige und Psychopathen. Stimmt dieses Klischee wirklich oder ist das nur eine Masche der Universitäten und Suchtberater? Wir haben hinter die Kulissen der Online-Games und EgoShooter geblickt.

uerilla Stricken, Stencils & Co. Stricknadeln und Papier erobern die Innenstadt. Streetart ist schon lange kein Randphänomen mehr, sondern prägt das tägliche Leben. Wir sind der Straßenkunst auf den Grund gegangen.


sychosomatik Ein vollkommen gesunder Mensch kann Schmerzen leiden. Jeder hat schon einmal vom „gebrochenen Herzen“ gehört. Wir haben recherchiert, was es damit auf sich hat, wenn Psyche und Geist den Körper leiden lassen.

nerklärbar Schauderhaft Ufosichtungen gibt es heutzutage wie Sand am Meer, alle wollen sie E.T. & Co. begegnet sein. Doch auch anderes Mysteriöses, wie die Linien der peruanischen Nasca-Kultur oder Telekinese, kommen immer öfter in die Medien. Was ist dran?


Erbe der Menschheit Text: Lilly von Kalckreuth Foto: Marie Unger Layout: Raphael Nollau

Ein einsamer Baum, eine unheimliche und verlassene Villa, verwitterte Wappen auf den Grabsteinen eines Friedhofes. Zwischen Technik und Modernisierung gehen viele prachtvolle Plätze unbemerkt verloren und werfen heute in ihrer Ästhetik und Sinnbedeutung nur noch einen Schatten ihres einstigen Selbst. „Alle großen Gebäude verfallen mit der Zeit, sie mögen mit Kunst und Zierraten, oder ohne Kunst und Zierraten gebaut sein.“ Ephraim Lessing Alles ist vergänglich. Du, ich, ein Stein, die Welt, das Universum, nichts bleibt für die Ewigkeit außer Leere und Unendlichkeit der Endlichkeit. Warum also leben wir und handeln, setzten uns Ziele und wollen etwas schaffen und verwirklichen, wenn doch alles bedeutungslos scheint und eines nicht allzu fernen Tages für immer vergessen und verloren ist? Klammern wir uns an den Wunsch, unser Vermächtnis für die Nachwelt zu erhalten? Zumindest einige Jahrzehnte oder Jahrhunderte kann das Erbe der Menschheit die Er-

ben der Menschheit erfreuen. Doch selbst nach solch kurzen Zeiträumen geraten auch prachtvolle und bedeutende Orte in Vergessenheit und zerfallen, ohne als Denkmäler vergangener Zeiten gewürdigt oder auch nur bedacht zu werden. Sie werden vergessen. Unbehagen. Lautlos kriecht es mir beim Anblick des maroden Gebäudes über den Rücken wie eine eiskalte Berührung. Verlassen, von Nebelfetzen umschlungen, ragen rötliche Fassaden zwischen den kahlen Ästen der Buchen auf. Dunkle Efeuranken verschränken sich abweisend vor den hohen Mauern der Villa Kolbe in Radebeul, als wollte das Haus sagen: „Komm mir nicht zu nahe“. Denkt man sich den abgebröckelten Putz, die zerden verwilderten Garten in einen hübschen Park mit Kieselsteinwegen und Hortensienbüschen und tauscht den trüben Februartag gegen strahlendes Juniwetter, fällt die Vorstellung, dass es sich nicht um ein vergessenes Gebäude, sondern um eine schicke


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Stadtvilla im Renaissance-Stil handelt, schon viel leichter. Der Geruch von Regen vermischt sich mit dem Duft teren Wald, in den die Villa besser passen würde, als in die Altstadt von Radebeul mit den kleinen Einfa-

Wie kam es, dass mitten in solch einem hübschen Städtchen ein so abgeschotteter Platz wie aus einer anderen Zeit entstand? Die Werterhaltung durch Sanierung oder wenigstens gessen. Der Chemiker Carl Kolbe hatte die 1890 errichtete Villa vom königlichen Baurat Otto March im Stil eines englischen Landhauses erbauen lassen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohnte in der Villa Kol-

be unter Anderem der Fabrikant Paul Louis. Auf thelostplaces.blogspot.de lese ich, dass sie nach der Weltwirtschaftskrise der Sächsischen Sparkasse und später zwei Chirurgen gehörte, die darin ihre Praxen unterbrachten. Seit 1995 steht das geschichtsreiche Bauwerk leer und verfällt zusehends. Nach Angaben der Stadtverwaltung Radebeul gehört das Gebäude heute einer Erbengemeinschaft. Für die Erhaltung der einst eindrucksvollen Villa scheint sich dennoch niemand verantwortlich zu fühlen. Trotz ihrer Vergänglichkeit lohnt es sich, ihre Pracht und Schönheit zu bewahren und sie wenigstens noch eine Zeit lang vor dem Strudel des Vergessens zu schützen.

Ein anderer vergessener Ort. Ich bin auf dem Bischofsweg in Dresden und reise in Gedanken in die Vergangenheit… Dumpf trommeln die Hufe eines galoppierenden Rappen über die von der strahlenden Sonne erwärmten Granitsteine. Auf seinem Rücken sitzt aufrecht der Bischof von Meißen. Er ist umgeben von einer sattgrünen Frühlingswiese, durch die che reitet nach Stolpen. Als er vor sich einen Friedhof entdeckt, beschließt er, seinem Pferd und sich eine Rast zu gönnen. Nachdem er abgestiegen ist und es angebunden hat, beginnt er, zwischen den Grabsteinen umherzuschlendern. Die Tannen spenden kühlen Schatten und zwischen den knorrigen Wurzeln eines Baumes lässt er sich nieder, während die Vögel um die Wette zwitschern und sich des besiegten Winters erfreuen. Grabstein, der mit Adelswappen und einer Krone verziert ist. Er strahlt eine mystische Schönheit aus. schen den Tannenzweigen hindurchfällt, gesprenkelt Obwohl er von Toten umgeben ist, verspürt der Bischof an diesem Ort ein Gefühl der Ruhe und Fried-


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lichkeit, als könnte die Zeit diesem Platz nichts anhaben, wie in einer anderen Welt. Unwillkürlich verziehen sich seine Lippen zu einem Lächeln und er faltet die Hände für ein stilles Gebet. Er betet, dass Frieden, Bedeutung und Magie dieses Grabsteines, des Friedhofes und auch des Bischofsweges für die Ewigkeit erhalten bleiben. Falls es so war, ging sein Wunsch leider nicht in Erfüllung. Der Grabstein ist nur noch ein verwitterter Felsblock, der Friedhof ein Ort des Gruselns und der Bischofsweg lediglich eine Straße wie jede Andere in Dresdens Neustadt. Wer heute über den nach 1218 vom Meißner Bischof Bruno II von Porstendorf in Auftrag gegebenen Bischofsweg schlendert, wird vom bunten Treiben der Neustadt abgelenkt. Kaum jemand kommt wohl auf den Gedanken, dass er ein altehrwürdiger Pilger- und Handelsweg, eine wichtige Verbindung zwischen der Albrechtsburg und der Burg Stolpen und auch ein Teil des sächsischen Jacobsweges war. Obwohl Abschnitte davon in Radebeul und Dresden erhalten sind, ist die wahre Bedeutung dieses Weges in den Wirren der Zeit verloren gegangen und der Grabstein ebenso wie die Steine des Bischofsweges nur noch Zeugen eines vergangenen Zeitalters.

Mein Spaziergang führt mich weiter durch Dresden an einen anderen Ort. Und wieder stelle ich mir vor, wie es hier einmal war… Die klare Sommernacht ist erfüllt von klangvollen Stimmen. Unter dem endlosen Sternenhimmel über der Elbaue sammelt sich eine Menschenmenge um eine prachtvolle Eiche herum. Die Gesichter glühen im Fackelschein. Alle wiegen sich im Takt unzähliger Chorstimmen und Instrumente. Auf dem dunklen Stamm der Eiche tanzen die Schatten der Menschen und die smaragalles umhüllenden Dunkelheit der Nacht scheint die Eiche wie ein Leuchtfeuer der Hoffnung und Freude. Sie steht als Symbol für den Glanz einer vergangenen Zeit, in der sie noch in den Köpfen der Menschen, oder zumindest der künstlerischen Menschen, präsent war: die Sängereiche. Versucht man, die Sängereiche heute zu beschreiben und der Menschheit ins Gedächtnis zu rufen, reicht eigentlich das Wort Waldschlösschenbrücke und jeder hat ein konkretes Bild vor Augen. In diesem Bild ist das Augenmerk jedoch weder auf die Natur, noch auf die verschattete Eiche, sondern auf das mächtige Stahlgebilde gerichtet, das die Harmonie der Elblandschaft wie ein Nagel durchschlägt.


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Im Jahre 1865 fand an der Stelle, an der heute die Sängereiche steht, das erste Deutsche Sängerbundesfest statt, für das über 16 000 Sänger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammenkamen. Zu diesem Zweck wurde eine riesige Festhalle gebaut, die jedoch kurz nach Beendigung des Festes durch einen Sturm erheblich havariert und abgerissen wurde. Zum Gedenken an das von Freude geprägte Fest Hier trafen sich in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Sänger und Zuhörer zu Festen um die Kunst des wahren Gesangs zu zelebrieren. Doch statt märchenhafter Musik ist das Einzige, was man heute an der Eiche hört, der Lärm der Autos, die über die Waldschlösschenbrücke poltern. Die Luft riecht nach Abgasen und die machtvolle Schönheit der Sängereiche ist neben der Stahlbrücke wie einst die Lichter des Festes in der Dunkelheit erloschen. Rückblickend und vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit scheint es noch sinn- und bedeutungslo-

ser, etwas zu tun und zu erschaffen, da sogar einst berühmte und bekannte Orte in Vergessenheit geraten. Da stellt sich die Frage: Was hat das alles überhaupt für einen Sinn? Wenn das Bestreben nach dem Weiterleben in den nachfolgenden Generationen und der damit verbundene Wunsch nach Unendlichkeit eine unerreichbare Utopie darstellen, ist das Leben dann nicht zwecklos? Walt Whitman gibt in Leaves of Grass (166) eine Antwort: Oh ich, oh Leben! Auf alle diese wiederkehrenden Fragen, auf diesen unendlichen Zug der Ungläubigen, auf die Städte, die voller Narren sind, was habe ich darauf für eine Antwort – oh ich, oh Leben? Dies aber ist die Antwort: Du bist hier, damit das Leben blüht und die Persönlichkeit, damit das mächtige Spiel weitergeht und du deinen Vers dazu beitragen kannst.


Text: Julia Rapp Foto: Fiona Schwensow Layout: Anne Lee-Marx Viel Lärm, Ballerei, Mord und Blut sind die erschreckende Seite von Videospielen. Gibt es daran auch etwas Gutes? Wie haben sich die Spiele im Laufe der daran? Sind die Spieler die Verlorenen von uns? Jodie ist im Geist mit Aiden verbunden. Jodie ist jetzt neun Jahre alt und ein virtuelles Mädchen in meinem Videospiel Beyond two Souls, Jenseits zweier Seelen. Ich spiele ein bis zwei Stunden am Tag. Andere Jugendliche in unserer Redaktion verbringen bis zu 20 Stunden in der Woche vor dem Computer. Hat das Auswirkungen auf sie und ihr Umfeld? Bei Videospielen stehen die visuellen Effekte der Spielhandlung im Vordergrund. Computerspiele sind heute fester Bestandteil der Lebens- und Freizeitwelt von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Das erste Computerspiel, welches 1958 veröffentlicht wurde, war Tennis for two von William Higinbotham. Das Spiel wurde am Tag der offenen Tür eines Kernforschungszentrums vorgestellt. Seither hat sich eine ganze Welt an virtuellen Spielen entwickelt.

Teile meines Videospiels sind vorgegeben, andere nicht, dass ihre Tochter etwas Besonderes ist. Ich -


tern sie bei der Behörde für paranormale Aktivitäten abgeben wollen, um ihre „Wahnvorstellungen“ mit Aiden untersuchen zu lassen. Daran kann ich als Spielerin leider nichts ändern. Eine eigene Umfrage ergab, dass neun von 20 Befragten keine Videospiele spielen. Die Spieler unter ihnen verbringen damit zwischen drei und 20 Stunden in der Woche. Jodies Leben geht weiter wie mein eigenes. Sie geht zu einer Geburtstagsparty eines fremden Mädchens. Dort wird sie zuerst nett behandelt, doch ich spüre, dass sie nicht willkommen ist. Aus Spaß stecken die Jugendlichen sie in eine Kammer, wo Jodie vor mehr heraus. Da kann ich handeln und entscheiden. Entweder lasse ich Aiden helfen, dass sie herauskommt und geht oder ich nehme Rache an den Kindern. Wie wirken sich Videospiele auf die Anwender aus? Tatsächlich können die motorischen Fähigkeiten verbessert werden, was beim Fangen und Werfen sehr nützlich sein kann. Unter http://de.ign.com ist zu lesen, dass Forscher der Michigan State University zu dem Ergebnis kamen, dass Jugendliche, die Videogames spielen, tendenziell kreativer sind. Je mehr Zeit Kinder demnach mit Videospielen verbrachten, desto kreativer lösten sie Aufgaben wie Bilder zu zeichnen und Geschichten zu schreiben. Mit Jodies Freunden mache ich kurzen Prozess. Ich habe mich für Rache entschieden. Die kleine Jodie tut mir leid. Also hab ich mir einen Spaß erlaubt und bin in Aidens Körper geschlüpft. Umgeworfene Tische, zerbrochene Fensterscheiben und ängstliche Kinder sind in dieser Spielrunde der Abschluss meines Werkes. Von Jane Walter, Fachkraft für Suchttherapie und

Suchtprävention der GESOP gemeinnützige GmbH in Dresden erfahre ich, welche negativen Folgen Videospiele haben. Man kann spielsüchtig werden. Spieler verlieren die Kontrolle über die Internetnutzung und haben dann Schuldgefühle. Um mehr spielen zu können, schlafen manche weniger als fünf Stunden. gend nur noch im Spiel statt“, sagt sie. Manche vernachlässigen Essen, Hygiene und andere Grundbedürfnisse. Alleine in ihrem Zimmer vor dem Computer oder der Konsole verlieren sie das Interesse an ihren Freunden oder der Familie.

schließlich. Es stellt sich heraus, dass Norah genauso wie ihre Tochter Jodie übernatürliche Fähigkeiten besitzt und von der CIA in einem künstlichen Koma gehalten wird. Als Jodie den Raum verlassen soll, führe ich sie wieder zu ihrer Mutter. Sie nimmt ihre Kette und fängt an zu weinen. Dies ist ein sehr emotionaler Moment für mich.


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„Jeder Mensch kann süchtig werden. Es wird vermutet, dass es genetische Prädispositionen (Vorbestimmtheit) gibt,“ sagt Professor Oliver Stoll von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Aber bisher haben wir noch kein Sucht-Gen gefunden.“ Jane Walter beschreibt, dass die Suchtentwicklung von drei Faktoren bestimmt wird: vom Individuum, also von Geschlecht, genetischen Bedingungen und Persönlichkeit, vom Medium, zum Beispiel von Videospielen, und vom Umfeld. Anzeichen für eine Spielsucht sind das unüberwindbare Verlangen zu spielen, Nervosität, Reizbarkeit oder Depressionen als Entzugserscheinungen. Theoretisch kann die Sucht nicht geheilt werden, man kann nur lernen damit umzugehen. Dr. Rita Steckel und Dr. Clemens Traudewind von der Ruhr-Universität Bochum, Fakultät Psychologie, ziehen nach einer Studie ein bedenkliches Fazit. Sie untersuchten: Aggression in Videospielen – Gibt es Auswirkungen auf das Verhalten von Kindern? 280 Schüler zwischen acht und 14 Jahren einer Bochumer Schule wurden getestet. Mit den Ergebnissen konnten sie langfristige Auswirkungen nachweisen. Durch gewaltorientierte Destabilisierung statt. Empathie und Mitleidfähigkeit sinken schon nach nur 30 Minuten. Die Studie stellt aber auch klar, dass eine sichere Eltern-Kind-Bindung die beste Vorbeugung ist. Die Wissenschaftler sprechen sich eindeutig für eine zeitliche Begrenzung der Spieldauer aus und sehen eher sorgenvoll in die Zukunft. Sie warnen: Wenn nur eine halbe Stunde so eine Auswirkung hat, was passiert dann bei langfristiger, intensiver Nutzung von Gewaltspielen?

Straße und ohne Essen hält sie es nicht lange aus. Doch sie wird von Stan, einem Obdachlosen, gerettet und in seinen Unterschlupf geführt. Dort lernt sie weitere Menschen kennen, die von ihrer Vergangenheit erzählen. Ich darf entscheiden, ob Jodie den Obdachlosen etwas über sich erzählt. Ich zögere nicht auf „Ja“ zu klicken. Alle sind nette und warmherzige Personen. Merken wir Menschen an, ob sie zocken? Meine Freunde spielen ab und zu auf ihrem Handy oder Sims am Computer. Sie haben keine Konsolen zu Hause. Meine beste Freundin spielt keine Videospiele, doch sie interessiert sich dafür und sie liest sich im Internet die Zusammenfassungen durch. Was mich freut ist, dass sie eine nette, lustige und sympathische Person ist und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jemals süchtig oder aggressiv werden könnte. Alle Person die ich mal getroffen habe und die Videospiele spielen, haben auf mich einen normalen Eindruck gemacht, doch ich kenne sie nicht näher und somit kann ich das nicht einschätzen. Vielleicht sind sie gut im Verbergen.


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kann nicht sagen, dass das keinen Spaß macht. Seit etwa zehn Jahren sind besonders brutale, gewaltsame Spiele im Trend, die Kinder fast jeden Alters zur Verfügung stehen. Dr. Rita Steckel und Dr. Clemens Traudewind empfehlen: Eltern sollten wissen, mit welchen Spielen ihre Kinder umgehen, damit sie mit ihnen darüber reden können. The lost of us – Die Verlorenen von uns sind Videospieler also nicht. Aber es ist äußerst gefährlich, sich über Gewaltvideospiele keine Gedanken zu machen! Wichtig ist, wie sie sich verhalten wenn GAME OVER erscheint. Denn irgendwann ist jedes Spiel zu Ende und wir leben weiter in der Wirklichkeit. Jodie begegnet neuen Existenzen und erlebt neue Dimensionen. Sie hat erfahren, dass Aiden ihr Zwillingsbruder ist, dem sie nie begegnet ist. Jodie fühlt eine einsame Leere in sich. Die letzte Entscheidung die ich für sie fällen darf ist, ob sie mit den ehemaligen Obdachlosen leben soll - alle haben inzwischen einen Job und eigene Wohnungen -, ob sie alleine leben soll oder ob sie zu weiteren Personen zurückkehren soll. Ich wählte die Rückkehr zu den ehemals Obdachlosen. Sie schaut bei ihnen fern und plötzlich geht der Fernseher aus und es erschien eine Schrift: „Ich bin noch hier“. Aiden! Er war also doch immer bei ihr.

Jodie und ich trennen uns. Das Spiel ist zu Ende. „Ich sehe Dinge in der Nacht“, sind ihre letzten dann, das sind nur Albträume, aber ich weiß, das ist gelogen. Wenn Pandoras Büchse einmal geöffnet wurde, kann sie nie wieder geschlossen werden…. Nein, es ist kein Albtraum, es ist das, was bald kommen wird. Ich bin schon zweimal gestorben. Ich hab keine Angst mehr vor dem Tod.“

oder andere Träne. Beratung, Behandlung und Suchtprävention vor Medienabhängigkeit:

schlecht für die Gesundheit sind, aber man sollte auch nicht übertreiben, sonst könnte das unvorstellbare Konsequenzen haben. Durch das Spielen Gewaltspielen wird man dafür belohnt, andere grausam zu töten. Das löst Glücksgefühle aus und man

GESOP gemeinnützige GmbH Gasanstaltstraße 10/ E 01237 Dresden Tel.: 0351/ 215 308 30 Öffnungszeiten: Mo.,Di.,Do.,Fr.: Di.: Mo. und Mi.:

9:00 bis 12:00 Uhr 14:00 bis 17:00 Uhr 14:00 bis 19:00 Uhr


Wie Streetart Städte verändert Text: Jenny Gruhl // Foto: Felix Strauß // Layout: Domenic Sonntag Ist das Kunst oder kann das weg? Das ist die Frage, die sich viele Menschen stellen, wenn sie Streetart sehen. Warum machen Menschen das? Welche Arten sind gerade angesagt? Und: Ist das immer illegal? Streetart bedeutet im Allgemeinen, dass Menschen, ohne dafür bezahlt zu werden, mit verschiedenen Techniken im öffentlichen Raum, also mitten in der Stadt, Kunstwerke erschaffen. Das ist nicht in jedem Fall illegal, aber in den meisten. Niemand kann sagen, wie viele Möglichkeiten es dabei gibt, denn der Kreativität und dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt.

Wir haben drei der populärsten Techniken ausgesucht und werden in diesem Artikel darüber berichten. Erstens: Stencils, zweitens: Guerilla-Stricks, auch Guerilla Knittings genannt und drittens: Paste Ups, die auch Cut Outs genannt werden. Am meisten sieht man zurzeit die Stencils, verKünstler schneidet Schablonen aus, die das Negativ ihres Motivs zeigen. Will ein Künstler zum Beispiel einen Schriftzug mit dieser Technik sprühen, schneidet er diese Buchstaben aus seiner Schablone heraus. Wenn er nur die Umrisse haben will, um das Innere anders zu gestalten, muss er die Ränder wegschneiden. Mit dieser Schablone sprüht die Künstlerin oder der Künstler jetzt das Motiv. Ausgemalt werden sie dann mit Sprühdosen, manchmal aber auch mit Pinseln. Das Stenciling entwickelte sich in der Streetart-Szene in den 1970er-Jahren, zusammen mit der Punkkultur. Es ist jetzt noch beliebt und wird es vermutlich auch bleiben. Blek le Rat gilt als Urvater des Stenciling. Der britische Streetartist Banksy gehört zu den wohl bekanntesten Stencil-Künstlern. Stencils sind überwiegend illegal, weil sie auf Hauswände oder Mauern gesprüht oder gemalt werden, was deshalb Sachbeschädigung ist. Das Guerilla Knitting nahm seinen Anfang 2005 in Houston, Texas, und die erste Vereinigung von


Guerilla-Strickern nannte sich Knitta Please. Guerilla-Stricker stricken alles Mögliche ein: Baumstämme, Laternenpfähle, Bänke, Fahrräder, sogar ganze Autos oder Busse. Manchmal sind es nur kleine Teile wie ein kurzer, eingestrickter Ast oder die Armlehne einer Parkbank. Wenn man ausreichend Zeit oder genügend „Mitstricker“ hat, wird über Nacht auch mal ein Fahrrad oder ein Auto eingestrickt. Das Guerilla-Knitting ist nicht illegal, weil es nichts beschädigt und sich bei Bedarf vollkommen rückstandslos entfernen lässt. Damit, dass ihre Kunstwerke früher oder später entfernt werden, müssen die Streetartists leben. Die Paste Ups oder auch Cut Outs sind Plakate oder Zeichnungen, die grob ausgeschnitten werden und dann mit Kleister oder Leim an Wände geklebt werden. Sie können alles Mögliche zeigen. Zurzeit sind es meist Zeichnungen von Menschen, die auf eine bestimmte Art gezeichnet werden: Menschen mit großen Augen, das Haar aus vielen Linien gestaltet und Schultern und Hals schlanker, als die Größe des Kopfes vermuten lassen würde. Das Papier ist dicker als normales, damit die Feuchtigkeit des Leims nicht die Zeichnung

zerstört. Paste Ups sind legal, da man auch sie relativ sauber entfernen kann. Nur in der Schweiz ist „wildes Plakatieren“ gesetzlich verboten und strafbar, also auch die Paste Ups oder Cut Outs. Manche Streetart-Künstler haben es längst geschafft, bekannt zu werden. Banksy sprüht hauptsächlich Stencils, die meist eine politische Botschaft verkörpern. Eines zeigt einen kleinen Jungen. Er hockt auf dem Boden und hält einen roten Luftballon an einer Schnur. Der bildet das O für die Worte NO FUTURE. Ein anderes Bild zeigt eine Friedenstaube mit kugelsicherer Weste, auf deren Brust eine Waffe gerichtet ist. Auf der Weste ist der Zielkreis zu sehen. Ein anderes Stencil zeigt einen Jungen, der vor einer Nähmaschine sitzt. An der Mauer, an die das Bild gesprüht ist, hängt eine Girlande mit den Union Jacks. Es sieht aus, als ob das Kind auf dem Bild mit seiner Nähmaschine die Fahnen näht. Thomas Baumgärtel ist ein deutscher


Bananensprayer bekannt ist und auch Stencils macht. Er greift mit seiner gesprayten Banane Pop Art und Andy Warhols Stil auf und variiert sie in eigenen Formen wie dem Bundesadler oder McDonald’sLogo aus Bananen. Boxi, ebenfalls ein Brite, gehört zu den großartigsten Stencil-Künstlern. Er lebt und arbeitet in Berlin.

sprüht. Der Franzose Invader sprüht Mosaik-Bilder aus dem Spiel Space Invaders.

Hobby, das ihre Begeisterung ausdrückt. Ich glaube, dass sie mit ihren Kunstwerken auch zeigen wollen, welche Meinung sie zu etwas haben und ihren Standpunkt vertreten möchten. Die Werke sollen mit den Menschen kommunizieren. Wenn sie das als auffällige Streetart machen, dann bleiben die Leute auch stehen, schauen es sich an und denken darüber nach, was es wohl bedeutet und bilden sich selbst ihre Meinung zu dem Thema. Und selbst wenn sie nicht stehenbleiben und das Kunstwerk nur aus dem Augenwinkel registrieren, denken sie trotzdem darüber nach, bewusst oder unbewusst, und bilden sich trotzdem ihre Meinung. Streetart erreicht die Menschen, egal, ob sie sie sehen wollen oder nicht. Egal,

all die anderen bekannten und unbekannten Künstler wohl zur Streetart? Was treibt sie an, das zu masie fragen. Da mir das nicht möglich ist, will ich versuchen, mich in sie hineinzuversetzen und das zu schreiben, von dem ich annehme, dass es sie bewegt. sein, ist, dass es Spaß macht und gefällt. Viele Menschen nehmen Streetart nicht ernst. Das zeigt ein hässlich, verantwortungslos und kindisch … aber das ist es nur, wenn es richtig gemacht wird.“ Die Künstler nehmen Streetart ernst, denn es ist ein

Ich vermute, dass es auch Künstler gibt, die den Flow oder Adrenalinkick dadurch, etwas Illegales zu machen, brauchen. Vermutlich freuen sie sich, den Behörden damit unter die Nase reiben zu können: „Haha, guckt mal, egal ob ihr das verbietet oder nicht, wir machen das trotzdem.“ So lässt sich zumindest ein Zitat von Hunter S. Thompson, einem US-amerikanischen Schriftsteller und Journalisten, Ziegelstein im Gesicht eines Polizisten.“ Die Streetartists wollen den Behörden zeigen, dass


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sie sich ihr Hobby und ihre Art, sich auszudrücken, nicht verbieten lassen. Und wenn sie eine legale Form der Streetart wählen, dann wollen sie wenigstens zeigen, dass die Welt bunter wäre, wenn es nach ihnen ginge. Das ist zumindest meine Auffassung davon. Bestimmt hilft es manchen Künstlern auch, selber aus Dingen wie seelischen Tiefs und anderen Krisen herauszukommen. Sie gehen einfach raus und sprühen ein Stencil oder stricken einen Ast ein oder kleben ein Paste Up, nur, damit es ihnen selber und vielleicht auch anderen, die gerade nicht so gut drauf sind, besser geht, wenn sie es sehen. -

ge, die man besitzt, wenn man fast nichts hat. Und selbst wenn man mit einem Bild nicht die Weltarmut beheben kann, so kann man doch jemanden zum lächeln bringen, während er sich betrinkt.“ Streetart drückt vieles aus, macht vielen Leuten Streetart hierher passt, weil ich persönlich sie mag. Streetart ist bunt und ohne sie wäre die Stadt bestimmt nicht dieselbe. Vielleicht würden selbst die Vandalismus ansehen, sie vermissen. Weil man so etwas wie Streetart einfach braucht, etwas Verrücktes oder auch mal etwas Illegales. Weil die Welt doch sonst langweilig und leer wäre. Oder etwa nicht?


Psychosomatik Lehre der eingebildeten Krankheiten Text: Lilly von Kalckreuth // Foto: Fiona Schwensow // Layout: Anne Lee-Marx Eingebildete Krankheiten? Wie geht denn das? Entweder man ist krank oder man ist nicht krank. Wie will man sich Schmerzen einbilden? Doch die moderne Neurobiologie liefert eindeutige Beweise, dass unzählige Krankheiten und Symptome bloße Vorstellung sein können und real nicht vorliegen. Antworten liefert die Psychosomatik. Eine Frau sitzt im Behandlungszimmer einer Arztpraxis und wartet darauf, dass der Doktor mit den Ergebnissen der Blut- und Röntgenuntersuchung zurückkommt. Plötzlich krampft ihr Bauch schmerzhaft zusammen und sie krümmt sich auf der sterilen Plastikliege. Schon ist der Anfall wieder vorbei und die Anspannung löst sich. In der Luft liegt der typisch beißende Krankenhausgeruch. Die Tür öffnet sich und der Doktor kommt mit einem Block und einem Stapel Papiere in der Hand zurück. Die Frau blickt ihn erwartungsvoll an. Er ist schon der dritte Arzt, den sie konsultiert. Die beiden Vorherigen waren zum gleichen Ergeb-

nis gekommen. Die Frau ist völlig gesund – obwohl sie seit Wochen unter starken Magenkrämpfen leidet. „Niemand glaubt mir“, denkt sie. Der Mediziner setzt sich neben sie, legt eine Hand auf ihren Arm, will ihr weismachen, dass sie kerngesund sei und sich die Schmerzen nur einbilde. Fassungslos starrt ihn die Patientin an. Noch während er spricht, rennt sie mit einem wütenden Schrei aus dem Behandlungszimmer. Draußen atmet sie tief ein, aber schon bahnt sich der nächste Anfall an und sie lässt sich gegen eine Mauer sinken. Einbildung? Diese Schmerzen waren auf jeden Fall echt. Sie ist nicht die einzige Person, die in solch einer Situation steckt. Der Arzt versuchte, ihr eine wesentliche Erkenntnis der Neurobiologie mitzuteilen: die Psychosomatik. Doch viele Betroffene schrecken vor der Wahrheit zunächst zurück. Der Begriff setzt sich aus den altgriechischen Wörtern psyche (Seele) und soma (Körper) zusammen und beschreibt den Zusammenhang zwischen psy-


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chischen und physischen Leiden. Dabei wird davon ausgegangen, dass die psychische Verfassung und somit Gedanken,

auch auslösen können. So fühlen Menschen aufzum Beispiel Kopfschmerzen, Übelkeit, Magenoder Gelenkschmerzen und nehmen sie als körperliche Erkrankung und Gebrechen wahr. Doch wie kommt es dazu, dass man sich Schmerzen einbilden kann? Ursache dafür sind die Nervenbahnen und Impulse, die vom Gehirn gesteuert werden. Gibt es den Befehl „weh zu tun“, wird das vom Menschen auch so empfunden und so können Krankheiten und Krankheitsbilder unbewusst gelenkt werden. Aber warum sollte das Hirn „seinem“ Menschen Leid verursachen? Welche Ursachen haben psychosomatische Erscheinungen?

In einem auf dkpm.de zitierten Beitrag schreiben J. Bauer und H. Kächele, dass das Gehirn zu dieser Methode greift, wenn das Unterbewusstsein, die te belastet ist. Auslösende Faktoren können Arbeitslosigkeit, Einsamkeit, Mobbing, Zukunftsangst, Stress, Liebeskummer, sozialer Abstieg und vieles mehr sein. Alle Zustände, in denen man Unglück oder Trauer verspürt. Bauer und Kächele fassen zusammen: „Emotionale Erfahrungen haben, wie die Genregulation.“ Das Rattern eines Krankenbettes schreckt die Frau auf. Sie ist im Aufenthaltsraum des Krankenhauses und wartet wieder auf einen Doktor. Wird er ihr erneut eine Hiobsbotschaft überbringen, die eigentlich gut ist, sie aber inzwischen zum Verzweifeln bringt? Aus den immer plötzlich kommenden Bauchkrämp-


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fen ist ein ständiger, ziehender Schmerz geworden, der sie fast wahnsinnig macht. Ungeduldig tippt sie mit der Fußspitze auf dem glattgewischten Boden und blickt sich nervös um. Durch die Schmerzen kann sie fast nicht mehr schlafen. Sie ist wütend, verzweifelt und am Ende ihrer Kräfte. Da schwingt die Tür auf und der Arzt setzt sich mit einem mitfühlenden Gesicht neben sie. Da die Leidende schon ahnt, was nun folgen wird, will sie aufstehen. Doch der Arzt hält sie fest und beginnt nicht damit, ihr von ihrer Gesundheit zu erzählen. Er erklärt ihr das Phänomen der Psychosomatik. Nachdem er seine Ausführungen beendet hat, herrscht Schweigen und die Frau muss das eben Gehörte erst verarbeiten. Ohne ein weiteres Wort steht sie auf und bevor sie den Raum verlässt, drückt ihr der Doktor eine Überweisung für eine „Psychotherapie“ in die Hand. Mit Tränen in den Augen dreht sie sich um und geht hinaus. Circa 15 bis 35 Prozent des Patientenanteils in einer allgemeinmedizinischen Praxis leiden unter psychosomatisch verursachten Krankheiten. Psychosomatik äußerst sich jedoch nicht nur wie bei der beschriebenen Patientin, sondern kann auch ganz andere Ausmaße haben: bohrende Herzschmerzen, Asthma, Lähmungen, Durchfall, Schwindel, Allergien, Bluthochdruck und sogar Multiple Sklerose. Auch im Alltag ist PsychoBeispielsweise

Kopf-

schmerzen bei Anspannung, Erröten in peinlichen und Schlafstörungen in belastenden Situationen. Immer wieder führen psychische Belastungen zu körperlichen Auswirkungen. In ihrem Bestseller Krankheit als Weg - Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder haben der Arzt Ruediger Dahlke und der Esoteriker Thorwald Dethlefsen Krankheitsbilder bestimmten Problemfeldern zugeordnet. Nieren stehen dabei für Sexualität, die Haut für Abgrenzungsprobleme. Mary Mortley Montagu sagte: „Magengeschwüre bekommt man nicht von dem, was man isst, man bekommt sie von dem, wovon man aufgefressen wird.“ Was jemanden seelisch „auffrisst“ bereitet ihm physische Leiden. Nun haben wir die Ursachen von Psychosomatik, aber noch immer nicht ihren Grund geklärt. Weshalb existiert sie? Psychosomatik ist ein Selbstschutzmechanismus der Psyche. Sie macht den Menschen durch spürbare Schmerzen auf psychische Missstände und Probleme aufmerksam, die er sonst nicht mitbekommen würde. Bei einem schlechten oder belastenden Zustand äußert sich die Psyche darüber, indem sie eine psychosomatisch verursachte Krankheit oder deren Symptome „schickt“. So beschäftigt sich der Mensch mit seiner Gesundheit und seinem Selbst und bemerkt dadurch manchmal auch seine seelischen Problemzonen. Ohne


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eine solche Krankheit würde er sie vielleicht nicht bemerken und unbewusst daran zerbrechen. Ein weißer Raum, doch dieses Mal kein Krankenhaus, sondern eine Psychotherapie. Die Frau sitzt in einem gemütlichen hellgrünen Sessel mit goldenen Kissen und trinkt eine Tasse Johanniskrauttee. Ihr gegenüber sitzt eine sympathisch wirkende junge Therapeutin, mit der sie locker und angeregt plaudert. Sie fühlt sich wohl. Die Schmerzen sind im Moment fast vergessen und es ist wie Balsam für ihre von der Scheidung von ihrem gewalttätigen Mann geschundene Seele. Sie ist froh, dass sie sich mit jemandem unterhalten kann. Was kann man tun, wenn man zu der Erkenntnis gekommen ist, dass man psychosomatisch erkrankt ist? Ein Besuch beim Arzt oder im Krankenhaus ist ja wie wir gesehen haben erst der Anfang. Deshalb muss hier Plato zu Rate gezogen werden, der sagt: „Willst du den

Körper heilen, musst du zuerst die Seele heilen.“ Um psychosomatische Krankheiten oder Symptome zu heilen, muss man das Problem bei der Wurzel packen, also bei der Psyche. Hilfe für psychische Probleme bekommen Betroffene bei Lebenshilfen oder Psychotherapeuten. Letztere entscheiden über Weiteres und darüber, ob der Einsatz von Psychopharmaka wirklich notwendig erscheint. Dabei ist das Ziel der Therapie immer die Beseitigung der Ursachen, also der psychischen Unstimmigkeiten. Ein lateinisches Sprichwort besagt: Mens sana in corpore sano, ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Es herrscht immer eine Wechselwirkung zwischen beiden. Geht es einem von beiden nicht gut, ist das Andere auch betroffen. Und eigentlich kennen wir dieses Prinzip ja schon, haben es vielleicht bloß noch nicht in diesem Zusammenhang gesehen. Wenn uns der Arm weh tut, machen uns unsere Nerven und unser Gehirn darauf aufmerksam und wir bemerken, dass er verletzt ist. Dies ist das umgekehrte Prinzip der Psychosomatik, bei dem uns das Hirn auf Missstände im Körper aufmerksam macht und nicht, wie bei etwas Psychosomatischem, der Körper durch Schmerzen auf Probleme der Seele. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und taucht die Welt in ein helles Licht. Auf einem Spielplatz sitzt die Frau im Schatten eines Lindenbaumes auf der Schaukel und lässt die Füße baumeln. Der Wind zerzaust ihre Haare. Kein Mann, keine Schmerzen, keine psychische Belastung. Vorerst zumindest. Mit den Füßen stößt sie sich etwas vom Boden ab und die Schaukel beginnt leicht zu schwingen. In diesem rhythmischen Hin und Her schließt sie die Augen und lächelt. Sie ist glücklich.


Phänomene, Erscheinungen und Spuk - wissenschaftlich erklärbar oder doch nur Fantasie?

Blinkende Lichter, unbekannte, schiffartige Objekte am Himmel – jeder hat schon mal davon gehört. Die Sichtung von UFOs ist die wohl bekannteste unerklärbare Erscheinung weltweit. Von jeher haben unerklärbare Phänomene Menschen in besonderer Weise fasziniert. Mysteriöse Begegnungen mit Geistern, seltsame Fundstätten oder gar übersinnliche Fähigkeiten. Die Reaktion auf Leute, die so etwas berichten, ist meist dieselbe: Der ist doch verrückt! Aber – sagt man das zu Recht? Ich habe mich auf Spurensuche begeben und einige interessante, kuriose und merkwürdige Phänomene unter die Lupe genommen: Vom Erbe der Nasca über Telepathie bis zum Spuk. Eines der ältesten und faszinierendsten Rätsel der Menschheit sind die Linien und Bodenzeichnungen von Nasca. Verlassen unter der sengenden Hitze der Sonne liegen diese merkwürdigen Zeugnisse der Geschichte. Sie zeichnen die trockenste Wüste der Erde für die Ewigkeit. Weit mehr als 50 Forscher

haben sich den Kopf über diese wie von Riesenhand gezeichneten Gebilde zerbrochen. Alle sind sich einig, dass diese Zeichnungen von Menschen stammen, die sich vor über 2 800 Jahren im Norden Perus ansiedelten. Eine Frage stellen sich selbst Experten immer wieder: Wie war es den Indíos im Nasca-Tal möglich, diese bis zu 20 Kilometer langen Linien und Riesender Luft erkennbar sind – ohne moderne Technik? Wissenschaftler sind sich einig, dass diese Geoglyphen sorgfältig geplant wurden und dass sie eine besondere Bedeutung haben. So steht die Spinne vermutlich für kriegerische Erfolge und der Kolibri für Fruchtbarkeit. Dr. Marcus Reindel vom Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Bonn geht davon aus, dass alte Kulturen diese Zeichnungen anfertigten, um ihren Göttern zu huldigen. Er und sein Team haben in einigen Figuren alte Keramiken aus der Nasca-Zeit gefunden. Die Zeichnungen sollen wäh-


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rend einer Klimaveränderung eine Art Pilgerstätte gewesen sein, an der Opfer dargebracht wurden. Das ist eine bestätigte von vielen Theorien um die geschichtenumwobenen Zeichnungen. Im Bezug auf die Linien tappt man noch im Dunkeln. Haben sie auch eine religiöse Bedeutung gehabt? Oder dienten sie dem Volk als eine Art Kalender? Dr. Karsten Lambers hat 98 Quadratkilometer genau untersucht und sagt Nein zur Kalendertheorie. Es wird noch viele Forscher brauchen, um die Geheimnisse um die Linien und Bodenzeichnungen von Nasca vollständig zu enthüllen. Wer würde nicht gerne manchmal die Gedanken des anderen lesen? Aber das ist ja leider nicht möglich. Oder doch? Viele fragen sich was Telepathie bedeutet. Manche beschreiben eigene Erlebnisse. Unter dem Begriff Telepathie versteht man die Möglichkeit, sich über zeitliche und räumliche Grenzen hinweg setzen zu können und die Gedanken bzw. Gefühle eines andern zu erfassen. Man nennt diese Fähigkeit auch Gedankenübertragung, Gedankenlesen oder Zweites Gesicht. „Gedankenwellen sind viel stärker als die Wellen von Sprache und Tätigkeit.“ – Mit dieser Aussage könnte der Yogi Maharishi Mahesh sogar Recht haben. Der britische Forscher David Wilde und seine Kollegen von der University of Manchester können mit modernster Computertechnik Telepathie immer besser erforschen. Die Methodik, die sie anwenden, ähnelt einem Versuchsmuster, das schon 1994 Anwendung fand. Mithilfe eines Virtual-Reality-Helms soll die erste Testperson Gegenstände in einem vir-

tuellen Raum aufheben und bewegen. Die zweite soll die gleichen Gegenstände und zusätzlich drei weitere Dinge vor sich sehen. Person zwei soll dann entscheiden, welche Gegenstände Person eins gerade ansieht oder bewegt. Für diese Versuche würden dann sich nahestehende Personen ausgewählt werden, wie z. B. Ehepartner, Verwandte oder Freunde. Ob diese Versuche die Existenz von Telepathie beweisen können, bleibt abzuwarten. Jedoch erlaube dieses System, wie Wilde sagt, die „bislang objektivste Erforschung von Telepathie“. Sollte er tatsächlich parapsychologische Fähigkeiten beweisen können, warten über 2,4 Millionen US-Dollar auf ihn. Schon seit 1922 werden von verschiedensten Organisationen Preisgelder für denjenigen ausgelobt, dem dieser Beweis gelingt. Bisher ist noch niemandem gelungen, einen Test auf solche Fähigkeiten erfolgreich abzuschließen. Auch in Deutschland wird diesbezüglich im Rahmen der Parapsychologie als Teilgebiet der Psychologie geforscht. Von 1954 bis 1998 existierte an der Universität Freiburg die Abteilung Grenzgebiete der Psychologie. Dort hat der Physiker und Psychologe Walter von Lucadou studiert. Heute arbeitet er in der einzigen Beratungsstelle für Parapsychologie deutschlandweit. Außer unüberschaubar vielen Berichten Betroffener und einer Beschreibung von Walter von Lucadou in seinem Buch „Die Geister, die mich riefen“ habe ich kein wissenschaftliches Zeugnis für Spuk gefunden. Meistens handeln die Geschichten von Gespenstern oder Poltergeistern.


Kaum einer glaubt noch, dass es so etwas wie Spuk oder Geister gibt – bis man selbst ein ungewöhnliches oder gar unheimliches Erlebnis hat. Ein Beispiel liefert ein Fall, dem sich der Parapsychologe Walter von Lucadou gewidmet hat. Ihn kontaktieren täglich Menschen, die seltsame, paranormale Erlebnisse hatten. In dem Fall handelte es sich um eine Familie, die Lucadou zu sich gerufen gen. Das mag sich merkwürdig anhören, tatsächlich war es aber ein großes Problem, da die Wohnung zusehends Schaden durch diese Steine nahm. Das reichte so weit, dass Möbel demoliert waren und Wände Beschädigungen aufwiesen. Die Polizei und ebenso der Vater der Familie hatten die Kinder im Verdacht Steine zu werfen. Vor allen Dingen wurde die älteste Tochter verdächtigt, die sehr viel im Haushalt mithelfen musste. Als Lucadou in der Küche stand, in der der Vater der Familie Topf. Das merkwürdige an der Sache war, dass nie jemand gesehen wurde, der Steine warf – sie schienen schlicht-

weg aus dem Nichts zu kommen. Es war außerdem niemand im Raum, der die Steine hätte werfen können. Daraufhin erklärte von Lucadou dem Vater, dass Spuk immer nur in Gegenwart einer bestimmten Person entsteht, die ein bestimmtes Problem hat und versucht, durch diesen Spuk die Aufmerksamkeit der anderen zu gewinnen. In späteren Gesprächen stellte sich heraus, dass es immer wieder Auseinandersetzungen mit der ältesten Tochter gegeben hatte. Von Lucadou schlug dem Vater daraufhin vor, sie eine Zeit andernorts unter zu bringen. Während eines Umzuges in eine andere Wohnung wurde sie dann bei Verwandten untergebracht. Daraufhin fand der Spuk ein Ende. Ich telefoniere mit Walter von Lucadou, um einige weiterreichenden Fragen zu stellen. „Sie sind dem Übernatürlichen und Unerklärbaren auf der Spur. Wie sind Sie darauf gekommen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen?“, frage ich. „Ich kam das erste Mal in der Schule mit Parapsychologie in Kontakt. Wir haben eine realistische Geschichte ge-


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lesen, in der allerdings ein Gespenst vorkam. Das fand ich sehr unsinnig, aber mein Lehrer meinte, ich solle nicht so voreingenommen sein. Er gab mir ein Buch von meinem späteren Lehrer Hans Bender, in dem es um die Berichte von Menschen ging, die ungewöhnliche Dinge erlebt haben. Dieses Buch konnte mich nicht ganz überzeugen, aber ich war etwas irritiert, sodass ich in die Buchhandlung ging. Dort habe ich ein Buch von Professor Hans Driesch aus Leipzig gekauft, das mich dann letzten Endes überzeugt hat, weil es alle meine kritischen Fragen zu dem Thema aufgegriffen hat.“ „Wie lange arbeiten Sie jetzt schon bei der Parapsychologischen Beratungsstelle?“ „Mit der Parapsychologie befasse ich mich seit etwa 50 Jahren. Die Beratungsstelle gibt es mittlerweile seit 25 Jahren.“ „Was ist der Unterschied zwischen einer Erscheinung und Spuk?“ „Bei einer Erscheinung“, antwortet er, „sieht jemand meistens einen Menschen und bei Spuk hört jemand seltsame Geräusche, Gegenstände bewegen sich oder Ähnliches. Aber Erscheinungen und Spuk kann man nicht immer klar voneinander trennen, da beides auch gleichzeitig auftreten kann.“ „Warum, denken Sie, haben viele Menschen vor Neuem bzw. Unerklärlichem Angst?“ „Wie ich herausgefunden habe, sind die meisten Erlebnisse der Menschen, die paranormale Erfahrungen haben, keineswegs gefährlich. Die Angst vor solchen Erlebnissen kommt vor allem von den was zustößt. In Wirklichkeit kommen Menschen, die paranormalen Phänomenen begegnen, fast nie zu Schaden. Eigentlich haben diese Erlebnisse eher eine Schutzfunktion, denn viele dieser Phänomene weisen auf Probleme dieser Menschen hin, die sie selbst noch gar nicht realisiert haben.“ Der Mann klingt sympathisch und scheint schon so einiges gehört zu haben. „Auf S. 135 Ihres Buches schreiben Sie „Das Gehirn imaginiert die Anwesenheit von geliebten Menschen.“ Bedeutet das, ihre

Anwesenheit ist eine bildhafte, anschauliche Vorstellung aber keine Realität?“ „Im Allgemeinen sind die Erscheinungen der Menschen keine Realität. Wenn man im Bereich der Psychologie arbeitet ist einem allerdings auch klar, dass das Gehirn sozusagen versucht sich eine perfekte Realität zu basteln, was zu solchen Erscheinungen führen kann.“ Aber den Spuk mit den Steinen hat er eigenen Angaben zufolge selbst miterlebt. „Haben Sie, unabhängig von den Fällen, die Sie bearbeiten, schon Erscheinungen und Spuk erlebt?“ „Nein, bei mir zu Hause hat es zum Glück noch nie gespukt.“ Letzten Endes sollte sich jeder seine eigene Meinung zu diesem Thema bilden. Schenken wir Physikern Glauben, so gibt es keine einheitlich wahrnehmbare Realität. Wem es schwerfällt, dies zu glauben, dem sei ein Film empfohlen, der das Doppelspaltexperiment abbildet. (http://www.youtube.com/ watch?v=h9X5OMTetqI) Er zeigt, dass alles miteinander verbunden ist und stellt so manche vermeintliche Realität vollkommen auf den Kopf.

Parapsychologische Beratungsstelle Wissenschaftliche Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie e. V. Leiter: Dr. rer. nat. Dr. phil. Walter von Lucadou Hildastr. 64, 79102 Freiburg im Breisgau Telefon: 07 61 / 77 202 info@parapsychologische-beratungsstelle.de www.parapsychologische-beratungsstelle.de



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