Univ.-Prof. Dr.med. Lars-Peter Kamolz Klinikvorstand Universitätsklinik für Chirurgie Medizinische Universität Graz, Stlv. Ärztlicher Direktor LKH-Universitätsklinikum Graz
Transformation des Gesundheitswesens
Das Gesundheitswesen befindet sich im tiefgreifenden Wandel – die Art und Weise, wie wir Medizin betreiben und Gesundheit in der Gesellschaft verankern, wird dabei revolutioniert. In einer Ära, in der medizinische Innovationen und technologischer Fortschritt Hand in Hand gehen, werden unterschiedlichste Faktoren die Transformation maßgeblich prägen: Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und Point-of-Care sind nur einige davon.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens wird künftig eine massive Umgestaltung sämtlicher Prozesse und Abläufe bewirken. Elektronische Patient:innenAkten, Telemedizin und digitale Gesundheitsplattformen bieten schon heute neue Möglichkeiten der Interaktion zwischen Patient:innen und medizinischem Personal. Der nahtlose Austausch von Informationen wird die Koordination und Zusammenarbeit weiter erleichtern, was zu einer patient:innenorientierteren Versorgung beiträgt. Die Integration von KI in die Gesundheitsversorgung markiert einen weiteren Meilenstein. KIbasierte Algorithmen werden eine schnellere und genauere Analyse von medizinischen Daten ermöglichen. Von der Früherkennung von Krankheiten bis hin zu individueller Therapieplanung eröffnet dies neue Wege für die Medizin. Dabei ist jedoch stets eine ethische und verantwortungsbewusste Nutzung essenziell: Die Beziehung zwischen Patient:innen und Ärzt:innen soll durch den Einsatz von KI nicht leiden, sondern wieder in den Vordergrund treten. Die Point of Care Diagnostik
wird die Durchführung medizinischer Tests und Analysen direkt am Ort der Patient:innenversorgung (intra und extramural) erleichtern. Dies verkürzt nicht nur die Diagnosezeiten erheblich, sondern trägt auch zu einer schnelleren und präziseren Behandlung bei. Patient:innen werden von rasch verfügbaren Diagnoseergebnissen profitieren, was nicht nur die Effizienz, sondern auch die Wirksamkeit der medizinischen Therapie verbessert. Ein weiterer Schlüsselfaktor der Transformation des Gesundheitswesens ist die abgestimmte Versorgung.
Hierbei geht es darum, sämtliche Aspekte der medizinischen Betreuung nahtlos miteinander zu verbinden, um eine ganzheitliche und effektive Versorgung sicherzustellen. Die Vernetzung von Dienstleistungen, von der Primärversorgung bis zur Spezialmedizin, schafft eine umfassende Förderung der Patient:innengesundheit. Mit all diesen Innovationen gehen viele Chancen, aber auch Herausforderungen einher. Wichtig dabei ist, dass im Zentrum unseres Handels immer der Mensch steht. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Univ.-Prof. Dr.med.univ. Alexander Rosenkranz Vizerektor für Klinische Angelegenheiten, Innovation und Nachhaltigkeit Medizinische Universität Graz, Klinikvorstand Universitätsklinik für Innere Medizin Medizinische Universität Graz
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KWC – Sanitär-Komplettausstatter für den öffentlichen, halb-öffentlichen und gewerblichen Bereich
Manuel R. Harnischmacher, MBA, ist Geschäftsführer der KWC Austria GmbH und spricht im Interview über die Wichtigkeit qualitativ hochwertiger Ausstattungen im HealthcareBereich und darüber, warum 150 Jahre Tradition auch DesignAwardverdächtig sind.
Manuel R. Harnischmacher, MBA
Geschäftsführer
KWC Austria
Herr Harnischmacher, Sie sind als Geschäftsführer auch Head of Sales von KWC Austria – einer Marke, die gerade im Gesundheitswesen eine große Tradition vorweisen kann, oder?
So ist es. KWC (Karrer & Weber Cie.) kann auf 150 Jahre Entwicklung und Herstellung hochwertiger Armaturen zurückblicken. Der Unternehmenssitz von KWC ist immer noch dort, wo im Jahr 1874 alles begann, in Unterkulm in der Schweiz. Und aus dieser Tradition heraus konnten und können wir als KWC in vielen Bereichen umfangreiche Kompetenzen erwerben. Wenn es um hochqualitative Armaturen und den gesamten Edelstahlbereich vom Waschtisch bis zum Haltegriff geht, sind wir als Teil der KWC Gruppe Ansprechpartner Nummer eins, gerade auch im Gesundheitswesen.
Was gehört hier alles dazu?
Der Begriff Healthcare beinhaltet ja Krankenhäuser genauso wie Pflege und Altersheime. In diesem gesamten Bereich sind wir mit einem sehr breiten und tiefen Sortiment als Systemanbieter bestens aufgestellt und können so sämtliche Kund:innenwünsche für Sanitärraumausstattungen, Armaturen sowie Reinigungsund Desinfektionssysteme erfüllen. Aber auch Wassermanagementsysteme fallen in unseren Kompetenzbereich. So
können wir etwa durch automatisch aktivierte Spülungen einer Legionellen Gefahr vorbeugen, was gerade in Bezug auf die vulnerablen Bevölkerungsgruppen im HealthcareBereich ein sehr wichtiges Thema ist.
Bekommt man bei KWC alles aus einer Hand?
Insbesondere im Armaturenund Edelstahlbereich und beim Wassermanagement sind wir der Anbieter, welcher vollumfängliche Anwendungen anbieten kann, bei denen alle oben genannten Bereiche abgedeckt werden. Berührungslose Armaturen, Ausläufe, Waschrinnen, barrierefreie Waschtische sowie intelligente Überwachungssysteme für die Wassertemperatur und einstellbare automatische Hygienespülungen. Außerdem bieten wir sämtliche Sanitäraccessoires in drei Designlinien an: Das alles
gibt es bei uns aus einer Hand –in Premiumqualität.
Sie haben das Thema Qualität schon mehrfach erwähnt. Ist KWC da wirklich besser aufgestellt als Mitbewerber:innen?
Aufgrund der langen Schweizer Tradition der Marke KWC ist es uns überaus wichtig, in höchster Qualität und größtenteils auch made in Europe zu produzieren. Das sind wir unseren Gründern schuldig. Bei unseren Produkten kommen nur hochwertigste Materialien wie 100 % recycelbarer Edelstahl oder der bewährte Mineralgranit (MIRANIT) zum Einsatz. Und das kommt an. So wurde beispielsweise unsere speziell für den HealthcareBereich entwickelte Armaturenlinie F4 mit dem iF Design Award 2023 ausgezeichnet. Das macht uns natürlich sehr stolz.
Das smarte All-in-One System am Point of Care
Roche Diagnostics stellt mit dem cobas pulse System eine innovative Lösung für die Patient:innenversorgung am Point of Care (POC) vor: Die erweiterten digitalen Möglichkeiten eröffnen neue Perspektiven in der Patient:innenversorgung. Dank einer Vielzahl von GesundheitsApps* können Krankenhäuser individuelle Lösungen für verschiedene Situationen nutzen. Das System ist vollständig vernetzt und kann nahtlos in die bestehende Infrastruktur integriert werden.
Mit cobas pulse steht Krankenhäusern eine Allin OneLösung zur Verfügung, die weit über das Glukosemanagement hinausgeht. Die zur Verfügung stehenden Apps* ermöglichen es, auch weitere Gesundheitsdaten und Entwicklungen der Patient:innen im Blick zu behalten. Univ.Prof. Dr.med. univ. Thomas Pieber, Abteilungsleiter Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, sagt zur Zukunft der digital basierten Unterstützung: „Der Mehrwert eines Point of Care Ecosystems im Krankenhaus besteht nicht nur darin, genaue Blutzuckerwerte zu liefern, sondern die generierten Werte sinnvoll zu verarbeiten und gegebenenfalls Arbeitsabläufe zu vereinfachen.“
Am Beispiel der GlucoTab App erklärt
Im DiabetesManagement bedeutet der Workflow mit GlucoTab, dass das POC Gerät die Blutzuckereinstellung automatisch übernimmt und damit das Pflegepersonal und die Ärzt:innen entlastet.
„Der potentielle Wert der guten Blutzuckereinstellung für Diabetiker:innen wurde anhand einer klinischen Studie in den USA erhoben: Durch einen angewandten Algorithmus zur besseren Blutzuckereinstellung konnte eine signifikante Reduktion von postoperativen Komplikationen, wie Wundinfektion, Lungenentzündung, Nierenversagen, und Bakteriämie erreicht werden“, so veranschaulicht Prof. Pieber
das große Potential durch Digitalisierung.1
Es gibt auch andere Arbeitsabläufe, die mit digitalen Systemen vereinfacht werden können. Roche hat eine Form der Digitalisierung eingeführt, bei der nicht nur theoretischer Mehrwert aus den Daten gezogen wird, sondern die vorhandenen Daten unmittelbar eine Aktion auslösen können. Mit GlucoTab ist solch ein geschlossener Regelkreis möglich.
Prof. Pieber spricht aus Erfahrung: „Apps wie GlucoTab oder cobas pulse erlauben diese gute Blutzuckereinstellung, die Herausforderungen im Alltag besteht darin, solche digitalen Systeme rasch zum Wohle unserer Patient:innen einzuführen“
Effizienter Workflow & Bedienkomfort2
Das Glukosemesssystem cobas pulse erfüllt neueste FDA und CLSI POCT12A3 Vorgaben für höchste analytische Standards. Der Handheld liefert nicht nur exakte Messergebnisse, sondern sorgt auch für einen effizienten Workflow: Das Androidbasierte Gerät lässt sich
so einfach wie ein Mobiltelefon bedienen. Die große TouchscreenBenutzeroberfläche führt intuitiv durch die Arbeitsabläufe und bietet allerhöchsten Bedienkomfort. Die Beleuchtung der TeststreifenÖffnung sorgt für eine einfache Handhabung selbst in dunklen Arbeitsumgebungen und der automatische Streifenauswurf minimiert ein mögliches Kontaminationsrisiko. Das Design wurde hinsichtlich effizientem und hygienischem Arbeiten optimiert sowie in über 12.000 Reinigungs und Desinfektionsdurchläufen getestet.
Hohe Interoperabilität dank flexibler Schnittstellen
Der cobas pulse lässt sich nahtlos in die bestehende ITInfrastruktur integrieren. Im Zusammenspiel mit einem POCDatenmanagementsystem (z.B. navify POC Operations) kann er sein volles Potential ausschöpfen: Eine manuelle, handschriftliche Dokumentation und Informationsweitergabe werden obsolet. Daten werden digital festgehalten, automatisiert per WLAN an ein POCDatenmanagementsystem übertragen und damit Fehler in der Informationsweitergabe minimiert. Mit cobas pulse profitieren Krankenhäuser von einer skalierbaren Lösung mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zur Unterstützung und Optimierung administrativer Aufgaben im Klinikalltag.
* Die Nutzung von Drittanbieter:innen-Apps unterliegt einer separaten Lizenzvereinbarung mit der jeweiligen Entwickler:in der App. Roche gibt keine Garantien (weder ausdrücklich noch stillschweigend) in Bezug auf diese.
1 Umpierrez et al., Diabetes Care 2011;34:256
2 cobas pulse System Evaluierungsbericht 2022
INTERVIEW
Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen: Große Chancen und offene Fragen
Im Kampf gegen nosokomiale Infektionen kann Künstliche Intelligenz (KI) einen wertvollen Beitrag leisten. Ihre Umsetzung ist aber herausfordernd, erklärt der internationale HygieneExperte Prof. Dr. Ojan Assadian.
Univ.-Prof. Dr. Ojan Assadian
Ärztlicher Leiter des Landesklinikum Wiener
Neustadt und Prof. em. am Institute of Skin Integrity and Infection Prevention der Universität Huddersfield
Wie hat sich der Blick auf nosokomiale Infektionen in den letzten Jahren verändert?
Wir sprechen heute vielmehr von Infektionen in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Infektionen, die im Zuge einer therapeutischen oder diagnostischen Maßnahme entstehen, können nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in anderen medizinischtherapeutischen Einrichtungen auftreten. Als junger Arzt habe ich noch erlebt, dass man versucht hat, solche Infektionen eher totzuschweigen. In den letzten 30 Jahren gab es aber ein Umdenken, und man hat begonnen, sich transparent und wissenschaftlich mit diesem Thema zu beschäftigen, um Risiken für die Patientinnen und Patienten – aber auch zusätzlichen Behandlungsaufwand und damit Kosten zu vermeiden.
Wo liegen dabei die großen Herausforderungen?
Realistischerweise ist das kein Thema, das man binnen der nächsten zehn oder zwanzig Jahre komplett lösen wird. Hierfür sind die Herausforderungen zu anspruchsvoll. Doch im Bereich der Prävention konnten wir entscheidende Fortschritte verzeichnen, wobei zwei Elementen besondere Bedeutung zukommt: Man braucht einerseits die richtigen Instrumente, um solche Infektionen identifizieren
zu können, und andererseits entsprechende Strategien, um sie minimieren zu können. Gerade im zweiten Bereich gibt es viele Ansatzpunkte, um Verbesserungen zu erzielen: Zu einem großen Teil sind das verbesserte Abläufe, antimikrobielle Wirkstoffrezepturen und innovative Materialien – und nicht zuletzt auch therapeutische Möglichkeiten, um etwa Operationen mittels Endoskopie durchführen zu können. Wir können mittlerweile auch therapeutische und diagnostische Prozesse viel genauer beschreiben und so erkennen, an welchem Punkt im Gesamtprozess eine spezifische Maßnahme den größten Effekt hat.
Künstliche Intelligenz erfasst alle gesellschaftlichen Bereiche. Welche Möglichkeiten kann sie hinsichtlich der Infektionen eröffnen?
KI bietet eine Vielzahl attraktiver Möglichkeiten und macht es möglich, Muster in riesigen Mengen an Patient:innenDaten zu erkennen. So lassen sich frühzeitig – früher, als das einem Menschen möglich wäre – Anzeichen für Infektionen innerhalb großer Datenmengen erkennen. Darüber hinaus kann sie dabei helfen, die Wirksamkeit von Antibiotika zu optimieren, indem man an die Patientinnen und Patienten und den Erreger individuell angepasste Behandlungspläne
entwickelt. Wir wollen aber nach Möglichkeit Infektionen nahezu gegen Null vermeiden: KI kann bereits heute eingesetzt werden, um Überwachung und Analyse von Hygienemaßnahmen zu optimieren, potenzielle Schwachstellen aufzudecken und die Effektivität von Präventionsmaßnahmen zu verbessern.
Wie weit ist man mit der Implementierung solcher Systeme?
Es gibt bereits sehr gute KIbasierte Softwareprodukte, die effektive Hilfestellung bei Prävention und Therapie bieten. Die Umsetzung solcher Lösungen im Gesundheitsbereich ist allerdings herausfordernd: Stichwort Datenschutz. Sowohl bei der Entwicklung der Systeme, als auch im Praxisbetrieb geht es um den Zugang zu Patient:innenDaten. Hier muss sichergestellt werden, dass diese Daten nicht missbräuchlich verwendet werden können. Man benötigt natürlich auch gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Systeme effektiv einsetzen und Ergebnisse richtig interpretieren und die notwenigen nächsten Maßnahmen umsetzen können. Kurzum, KI bietet große Chancen, diese müssen aber achtsam und professionell umgesetzt werden.
INSPIRATION
Generative Künstliche Intelligenz (GKI): ChatGPT & Co. im Gesundheitswesen
Kann GKI das Gesundheitswesen in vielen Bereichen grundlegend verändern und uns helfen, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen?
Das Gesundheitswesen sieht sich mit großen Herausforderungen konfrontiert; akuter Personalmangel und die hohe Dokumentationslast für das bestehende Personal sind nur zwei davon. Gleichzeitig stehen wir kurz vor einer revolutionären Veränderung durch den Einzug Generativer Künstlicher Intelligenz (GKI), die das Potenzial birgt, die medizinische Praxis und die Patient:innenversorgung grundlegend zu transformieren.
GKI ist eine Form der Künstlichen Intelligenz, die – gestützt auf massive Trainingsdaten –verschiedene Inhalte wie Texte oder Bilder generieren kann. Das wohl prominenteste Beispiel ist jenes der Large Language Models (LLMs), darunter der populäre Chatbot ChatGPT.
Wird die GKI mit den richtigen Daten trainiert und den korrekt formulierten Anfragen konfrontiert („Prompting“), scheint die Liste ihrer Einsatzmöglichkeiten im Gesundheitsbereich fast endlos:
• optimale Dienstplanerstellung
Priv.-Doz. DI Dr. Günter Schreier, MSc
Senior Scientist & Thematic Coordinator
Digital Health Information Systems Center for Health & Bioresources
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
entwickelt sich die Technologie rasant – weitere Durchbrüche sind in absehbarer Zeit zu erwarten. Die mit diesen Möglichkeiten einhergehenden Veränderungen werden allerdings nicht über Nacht passieren, da noch einige Hausaufgaben zu erledigen sind. Es ist sicherzustellen, dass die GKI nicht zu fantasieren (halluzinieren) beginnt. Große Mengen erforderlicher Trainingsdaten müssen aufbereitet und gegebenenfalls vortrainierte LLMs müssen für
• Zusammenfassen umfangreicher Krankengeschichten
• Schreiben von Entlassungsbriefen – in jeder Sprache, auch in einer leicht verständlichen für Patient:innen
• Vorschlagen von Therapiemöglichkeiten oder Behandlungsplänen
• Erstellen von Argumentationen für chefärztliche Bewilligungen für Medikamente
• Erstellen von Zusammenfassungen einer Patient:inArzt/ ÄrztinKonsultation – auch automatisch, direkt aus gesprochener Sprache, unter Verwendung von „ambient listening technology“
• Beantworten von Patient:innenAnfragen
• Schreiben eines kurzen Artikels über Generative Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen [dafür hatte der Autor in der Tat GPT4 gebeten, ist für den gegenständlichen Beitrag aber schließlich doch fast vollständig vom KI-Vorschlag abgewichen].
Einerseits befinden wir uns derzeit sicherlich in der Phase des Hypes, d. h., in vielen Bereichen wir mittelfristig Ernüchterung eintreten. Andererseits
spezielle Aufgaben „weitergebildet“ werden. Darüber hinaus ist die Interaktion mit der GKI datenschutzrechtlich sauber zu organisieren – etwa durch
die Verwendung einer lokalen Instanz, die unter eigener Kontrolle läuft. Und schlussendlich muss die GKI den regulatorischen Richtlinien entsprechen: Es handelt sich bei diesen LLMs um Software, die unter die Medizinprodukterichtlinie fällt. Führende Expert:innen gehen davon aus, dass mit GKI in der Tat ein Werkzeug bereitsteht, das bei zahlreichen Herausforderungen unterstützen und letztlich die Qualität und die Effizienz im Gesundheitswesen substanziell verbessern kann. Entscheidend wird sein, diese Technologien verantwortungsbewusst und mit Blick auf ethische Aspekte zu implementieren, um das volle Potenzial – zum Wohle der Patient:innen und des Gesundheitssystems –zu entfalten.
Um der Digital Health Community in Österreich dabei bestmögliche Orientierung zu bieten, wird KI auch heuer wieder ein zentrales Thema bei der dHealthTagung sein.
dHealth – Health Informatics meets Digital Health 07. – 08. Mai 2024 www.dhealth.at
INSPIRATION
Nuklearmedizin in der Onkologie – Zukunftskonzept THERANOSTIK
Die Nuklearmedizin revolutioniert die Onkologie durch die Nutzung von radioaktiven Substanzen für Diagnose und Therapiemöglichkeiten, die den gesamten Körper betreffen. Besonders PET/CTTechnologie und theranostische Ansätze sind dabei hervorzuheben. Zukünftige Herausforderungen stellen die Integration neuer Methoden in bestehende Konzepte, die Standardisierung von Diagnoseverfahren, klinische Studien und die Förderung von Nachwuchstalenten dar. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Entwicklung neuer Radiopharmaka sind der Schlüssel dafür.
In der dynamischen Landschaft der Onkologie zeichnet sich eine bahnbrechende Innovation ab: die Nuklearmedizin. Ein neuer Artikel, der in die tiefgreifenden Möglichkeiten dieses Fachgebiets eintaucht, beleuchtet die Transformation der Krebsbehandlung durch innovative Technologien und therapeutische Ansätze. Die Verwendung radioaktiver Substanzen in der Nuklearmedizin ermöglicht nicht nur präzise Diagnosen, sondern auch personalisierte Therapien für eine Vielzahl von Tumoren. Ein herausragendes Beispiel
ist die PET/CTTechnologie, die biologische Merkmale von Tumoren auf molekularer Ebene darstellt und eine anatomische Bildgebung kombiniert. Dadurch können Ärzt:innen frühe Anzeichen von Tumorreaktionen auf Therapien erkennen und entsprechend handeln.
„Wir therapieren, was wir sehen“
Ein weiterer Meilenstein ist der theranostische Ansatz, der es ermöglicht, Tumore gezielt zu identifizieren und gleichzeitig zu behandeln. Dieser Ansatz hat besonders beim
Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gabriel Vorstand Institut für Nuklearmedizin und Endokrinologie, Kepler Universitätsklinikum GmbH, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Nuklearmedizin und Theranostik (OGNT)
metastasierten Prostatakarzinom und bei anderen Tumorentitäten vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Mittels entsprechender PETTechnologie können nun auch molekularbiologische Veränderungen von Tumorzellen (wie z. B. der KRASMutationsstatus) in vivo festgestellt werden. Entsprechende klinische Pilotstudien weisen auf einen erfolgreichen Output hin – anhand dessen neben der pathologischen Charakterisierung von Gewebsschnitten auch Tumorabsiedelungen im Körper bestimmt werden können.
Nuklearmedizinische Therapieverfahren werden zunehmend auch in Ergänzung zu etablierten onkologischen Ansätzen eingesetzt. So sind derzeit bei neuroendokrinen Tumoren Therapieansätze in klinischen Studien in Erprobung, die die RadiorezeptorTherapie mit anderen onkologischen Therapieverfahren kombiniert – wie z. B. mit Immuntherapie und PARP1, TKI und DMNTTherapieanwendungen. Neben einer möglichen Steigerung der Wirksamkeit gegen Tumore wird bei solchen neuartigen Kombinationen besonders
auch auf die subjektive Verträglichkeit und das Nebenwirkungsprofil geachtet. Folglich spielt hier die Zusammenarbeit der Fachdisziplinen Onkologie und Nuklearmedizin eine immer wichtiger werdende Rolle.
Deshalb stehen der Nuklearmedizin auch Herausforderungen bevor: Die Integration neuer Anwendungen in bestehende onkologische Konzepte erfordert eine sorgfältige Standardisierung – und klinische Studien spielen eine entscheidende Rolle, um die Wirksamkeit und die Sicherheit dieser innovativen
Ansätze zu validieren. Neben technologischen Fortschritten ist darüber hinaus die Förderung des Nachwuchses von großer Bedeutung. Die Begeisterung junger Talente für das Fach Nuklearmedizin wird die Innovation und die Weiterentwicklung in der Onkologie vorantreiben.
Insgesamt steht die Nuklearmedizin vor einer vielversprechenden Zukunft, die von interdisziplinärer Zusammenarbeit, technologischer Innovation und dem Engagement der nächsten Generation geprägt sein wird.
INSPIRATION
FOTO: ZVG
PD Dr. Martin Dünser
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Kepler Universitätsklinikum und Johannes Kepler Universität, Linz, Österreich; Sektion Notfallmedizin, Österreichisches Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), Wien, Österreich
FOTO: ZVG
OA Dr. Matthias Noitz
Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Kepler Universitätsklinikum und Johannes Kepler Universität, Linz, Österreich
Prof. Dr. Jens Meier
Klinikvorstand Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Kepler Universitätsklinikum und Johannes Kepler Universität, Linz, Österreich
Emergency Critical Care: Was ist das?
Eine kritische Erkrankung entsteht als Folge eines operativen Eingriffs, einer akuten oder chronischen Erkrankung bzw. Verletzung oder einer Vergiftung.
Unabhängig von der Ursache zeichnet sich die kritische Erkrankung durch zwei Charakteristika aus:
1.) Instabile Vitalfunktionen (Atemwege, Atmung, Kreislauf) und/oder Dysfunktionen lebenswichtiger Organe (z. B. Gehirn, Leber, Niere); 2.) Notwendigkeit einer zeitnahen intensivmedizinischen Behandlung. Jede kritische Erkrankung folgt einem Kontinuum, das immer vor Aufnahme auf die Intensivstation, in vielen Fällen vor Aufnahme im Krankenhaus, beginnt. Aktuelle Daten zeigen jedoch, dass jede Verzögerung der Aufnahme von kritisch kranken Patient:innen auf die Intensivstation mit einem höheren Erkrankungsschweregrad, einer längeren Liegedauer, einem höheren Ressourcenverbrauch und einer höheren Sterblichkeit assoziiert ist. Die Gründe für diese Zusammenhänge sind multifaktoriell, dürften sich aber im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückführen lassen; nämlich auf die inadäquate Behandlung kritisch kranker Patient:innen vor Aufnahme
auf die Intensivstation und auf fehlende Intensivbettenkapazitäten, die die Intensivaufnahme verzögern.
Emergency Critical Care beschreibt die intensivmedizinische Notfallversorgung vor Aufnahme auf die Intensivstation unabhängig vom Ort und Zeit der Entstehung der kritischen Erkrankung.
Emergency Critical Care wird präklinisch (z. B. im notärztlichen Dienst), interklinisch (z. B. auf dem interklinischen Transport von kritisch kranken Patient:innen), in der Notaufnahme oder auch auf den Bettenstationen im Krankenhaus (z. B. durch Medical Emergency oder Rapid Response Systems) praktiziert. Durch die frühe Diagnostik und adäquate intensivmedizinische Therapie kritisch kranker Patient:innen bereits vor Aufnahme auf die Intensivstation entstehen zahlreiche, wissenschaftlich belegte Vorteile für die Patient:innen – und das Gesundheitssystem. Daten konnten zeigen, dass dadurch frühe Todesfälle verhindert, der Erkrankungsschweregrad abgemildert, die Liegedauer auf der Intensivstation
verkürzt und die Sterblichkeit reduziert werden konnten. Bei Patient:innen mit milder oder moderater kritischer Erkrankung konnte diese sogar reversiert – und die Aufnahme auf die Intensivstation verhindert werden.
Emergency Critical Care steht nicht für die Tätigkeiten einer einzelnen medizinischen Fachdisziplin oder profession, sondern für ein medizinisches Konzept, das es – angepasst an bestehende Strukturen in Akutkrankenhaussystemen – einzuführen gilt. So wird es Krankenhäuser geben, in denen Emergency Critical Care vom Team der Notaufnahme praktiziert wird. In anderen Strukturen kann es das Team der Intensivstation oder der Anästhesie sein, das die Versorgung von kritisch kranken Patient:innen in den genannten Bereichen außerhalb der Intensivstation übernimmt. Wichtigster gemeinsamer Nenner solcher Teams muss allerdings eine fundierte Ausbildung und ausreichend Erfahrung in der Versorgung von kritisch kranken Patient:innen sein.
Der Schockraum im Wandel der Zeit
In einem Schockraum werden schwerverletzte Schockpatient:innen erstversorgt. In Österreich verfügen die meisten Krankenhäuser über einen solchen Raum zur ersten Versorgung von Patient:innen. Nur große Zentren betreiben Schockräume mit zwei oder mehreren Behandlungsplätzen.
Die Behandlung von Schwerverletzten im Schockraum erfolgt interdisziplinär durch sogenannte TraumaTeams. Das orchestrierte Zusammenspiel der Teammitglieder wird durch internationale (z. B. Advanced Trauma Life Support) bzw. nationale (z. B. S3Leitlinie Polytraumaversorgung) Leitlinien geregelt. Entsprechend gelten für das Schockraummanagement einige Anforderungen: klare Zuweisungskriterien, fokussierte Diagnostik, minimale Aufenthaltszeit sowie rascher Transfer in weitere Versorgungsstrukturen (Operationssaal, Intensivstation, Bettenstation).
Während Schockräume hervorragend abgestimmte Erstversorgungsstrukturen für Schwerverletzte darstellen, sind sie nur bedingt geeignet, um kritisch kranke, nicht traumatologische Notfallpatient:innen zu versorgen. Diese Gruppe umfasst Patient:innen, die aufgrund einer lebensbedrohlichen internistischen, neurologischen oder chirurgischen Erkrankung ins Krankenhaus kommen. Infolge des demographischen Wandels übersteigt diese Patient:innengruppe jene der
Schwerverletzten um ein Vielfaches (ca. um den Faktor 4). Nicht traumatologische, kritisch kranke Patient:innen benötigen eine andere diagnostische, therapeutische und organisatorische Betreuung als Schwerverletzte. Die Aufnahmekriterien solcher Patient:innen müssen breiter gefasst und die Versorgungsdauer muss deutlich ausgedehnt werden. Durch eine frühe intensivmedizinische Therapie können nicht traumatologische, kritisch kranke Patient:innen soweit stabilisiert werden, dass die Aufnahme auf eine Intensivstation verhindert werden kann.
Da die bestehenden Schockraumstrukturen aktuell nicht darauf ausgerichtet sind, nicht traumatologische, kritisch kranke Patient:innen zu versorgen, verlagert sich in vielen Krankenhäusern daher die Erstversorgung dieser Patient:innen auf Intensivstationen oder andere, teilweise inadäquat ausgestattete Versorgungsbereiche der Notaufnahmen. Schockräume müssen in Zukunft anders konzipiert und ausgestattet werden, damit sie bei allen schwer kranken Patient:innen – traumatologischen sowie
nicht traumatologischen – eine adäquate und sichere Erstversorgung im Krankenhaus ermöglichen. Krankenhäuser benötigen außerdem Schockräume mit mehreren Behandlungspositionen, die eine frühe und umfassende intensivmedizinische Behandlung aller kritisch Kranker erlauben. Die Schockraumteams müssen – angepasst an die zu versorgenden Patient:innen, traumatologisch oder nicht traumatologisch – ihre Zusammensetzung und ihre Versorgungsprozesse adaptieren. Angesichts dieser notwendigen Entwicklungen erscheint auch die Umbenennung des „Schockraums“ in „intensivmedizinischen Behandlungsbereich in der Notaufnahme“ empfehlenswert, um diese Einheiten auch terminologisch sowohl für schwerverletzte als auch für schwerkranke Notfallpatient:innen zu öffnen und zu optimieren.
Korrespondenzadresse
Lt. OA PD Dr. Martin Dünser, DESA, EDIC Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Kepler Universitätsklinikum und Johannes Kepler Universität Krankenhausstrasse 9
Die Einbindung von Patient:innen in die Gesundheitsversorgung hat viele Vorteile. Martina Hagspiel beschreibt, warum Österreich diesbezüglich noch einen weiten Weg zurücklegen muss und wie Patient Advocates die Beteiligung vorantreiben.
Haben Sie schon einmal einen Apfel gesehen? Blöde Frage, wer hat das nicht. Doch es gibt viele verschiedene Sorten, die wir nicht alle kennen können. Wer einen Apfel deshalb wissenschaftlich beleuchten möchte, kann das tun. Farbe, Konsistenz, Flüssigkeitsgehalt –alles ist messbar. Ein essenzieller Aspekt fehlt bei all der Wissenschaft aber noch: der Geschmack. Hier gibt es nur eine Lösung, nämlich selbst reinzubeißen – oder andere Menschen zu fragen, die dies schon vorher getan haben. Natürlich steht der Apfel hier metaphorisch für eine Krankheit, sagen wir Krebs. Ich verwende das Sinnbild gerne, um die Bedeutung der Patient:innenexpertise in der Gesundheitsversorgung, die auf teils jahrelanger Erfahrung beruht, hervorzuheben. Wie soll denn sonst eine optimale Versorgung gelingen, wenn man jene, um die es geht, systematisch ausgrenzt?
„Berücksichtigen“ greift zu kurz
In medizinischen Debatten kommen die Schlagworte „Partizipation”, „Co Kreation” oder „Patient:innenZentriertheit“ gerne vor, ja. Doch diese leeren Worthülsen müssen mit Inhalten gefüllt werden. Die
Frage, der ich mich deshalb voller Leidenschaft widme, lautet: Wie schaffen wir es, dies zur gelebten Realität zu machen?
Fest steht: Nur durch tatsächliche Beteiligung der Patient:innen und Co Kreation können wir jene Form der Patient:innenZentriertheit schaffen, die Betroffene auch wirklich in den Mittelpunkt der Versorgung stellt. Dies gelingt nur, wenn sie systematisch in Entscheidungen eingebunden werden, und zwar von Anfang an – egal, ob es um Forschung und Entwicklung, gesundheitspolitische Entscheidungen oder medizinische Ereignisse geht.
Dafür ist es wichtig, folgendes anzuerkennen: Die Zeiten, in denen wir Patient:innen meinungslose, devote Wesen waren, sind vorbei. Viele von uns sind aktiv geworden. Wir sind vernetzt, digital und arbeiten professionell. Wir wollen – und sollen – mitreden, mitentscheiden, Verantwortung übernehmen. Basisgetrieben. Patient:innengetrieben. Blickt man über die nationale Grenze ins europäische Ausland, stellt man fest, dass hier schon lange anders agiert wird. Wir hinken in Österreich ein paar Jahre hinterher und verpassen, was schon lange implementiert sein sollte
– nicht zuletzt, weil die EU hier ganz klare Vorgaben macht. Wir als sogenannte Patient Adovcates haben uns dieser Herausforderung angenommen und arbeiten schon lange und mit viel Aufwand in der Interessenvertretung von Patient:innen mit. Dies ist nicht nur Berufung, sondern auch ein hochspezialisierter Beruf geworden. Nicht zu verwechseln ist der Begriff mit Patient:innenAnwaltschaft. Vielmehr ist „Patient Advocacy“ die internationale Bezeichnung für die patient:innengetriebene Interessenvertretung.
Hiervon brauchen wir in Österreich viel mehr. Denn es wird zwar gern behauptet, dass der/die Patient:in stets im Mittelpunkt steht – doch wer garantiert uns, dass wir tatsächlich in die Forschung und die relevanten Gremien eingebunden werden? Wer setzt sich dafür ein, dass Mitsprache nicht nur ein schönes Versprechen der Politik ist, sondern auch gesetzlich verankert wird? Noch befinden wir uns in Österreich ganz am Anfang. Wir brauchen systemrelevante Personen, die die Einbindung von Patient:innen auf allen Ebenen aktiv fordern und fördern. Nur so kann der nötige Wandel passieren.
Das Kurvenkratzer Magazin beleuchtet die Themen Mitsprache und Patient Advocacy aus den unterschiedlichsten Perspektiven: kurvenkratzer. com/tag/ advocacy/
Martina Hagspiel
EVENTKALENDER
Wiener Bluttage 2024 04.-06. April 2024 www.wienerbluttage.at
11. Technik im Krankenhaus 23. April 2024 www.krankenhaustechnik.at
dHealth – Health Informatics meets Digital Health 07. – 08. Mai 2024 www.dhealth.at
Austrian Health Forum Schladming 23. – 25. Mai 2024 www.austrianhealthforum.at/ kongresse
Fachkonferenz Future OP 11. – 12. Juni 2024
Fachkonferenz Die Zentrale Notaufnahme 13. – 14. Juni 2024 www.management-forum.de
65. Kongress für Krankenhausmanagement 17. – 18. Juni 2024 www.krankenhauskongress.at
Europäischer Gesundheitskongress München 10. und 11. 10. 2024 www.gesundheitskongress.de
PARTNER
Erzählen wir gemeinsam Erfolgsgeschichten, bieten wir Expert:innen eine Bühne um das Gesundheitswesen von morgen mit innovativen Lösungen auf den Weg in die Zukunft zu begleiten.