material+technik möbel Ausgabe 04/2019

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FAC H M AG A Z I N F Ü R D I E K A S T E N – , K Ü C H E N – , B Ü R O – U N D S I T Z M Ö B E L – F E R T I G U N G S OW I E D E N I N N E N AU S B AU · W W W. M AT E R I A L-T E C H N I K . D E · 3 0 8 3 5 M_mt0419_Titel_Kesseboehmer.indd 1

Wohn- und Küchenmöbel:

Fertigungstechnik:

Sitzmöbel­ produktion:

Funktionsbeschläge agieren im Verborgenen

Mensch und Roboter ­teilen sich die Arbeit

Automatisierung beschleunigt Prozesse 01.07.19 15:53


Plattform für Neuheiten und inspirierende Ideen Beste Stimmung auf der diesjährigen Ausgabe der interzum: Die Kölner Zuliefermesse für die Möbelindustrie konnte ihren Ruf als weltweit führende Veranstaltung auf diesem Gebiet bestätigen. Mehr Besucher, insbesondere aus dem Ausland, sorgten dafür, dass zum 60-jährigen Jubiläum der Messe in den neun Messehallen eine starke Besucherfrequenz herrschte und die Aussteller am Ende zufrieden die Heimreise antreten konnten.

Die diesjährige Ausgabe der ­interzum (21. bis 24. Mai 2019) verlief sowohl für die Koelnmesse als Veranstalter als auch für die Aussteller mehr als erfolgreich. Während sich die Messegesellschaft sich über die zahlenmäßig größte Ausgabe seit Jahren freuen konnte, zeigten sich die Aussteller mit dem hohen Besucherandrang an den vier ­Veranstaltungstagen äußerst zufrieden. Mit 1.805 Ausstellern und einer Fläche von rund 190.000 m2 übertraf die interzum zu ihrem 60-jährigen Jubiläum alle vorausgegangenen Ausgaben. 2017 hatten sich 1.732 Aussteller aus 59 Ländern eingefunden und die Ausstellungsfläche betrug 180.000 m2. Doch auch hinsichtlich der Besucherzahlen konnte die diesjährige Ausgabe die letzte interzum überbieten. Laut Angaben der Messeleitung waren 74.000 Interessenten nach Köln gereist. Dies entsprach einem Zuwachs von 7,2 Prozent gegenüber 2017 mit rund 69.000 Besuchern. Deutlichen Zuwachs gab es vor allem bei den ausländischen Besu­­­8

chern, deren Anteil auf 75 Prozent gewachsen war. Laut Angaben der Messeleitung stammten allein 55.000 Interessenten nicht aus Deutschland. Dies entspricht einem Plus von 7,8 Prozent gegenüber 2017. Deutlich mehr Besucher wurden laut Messeangaben aus Asien, hier besonders aus China, aus Mittel- und Südamerika, Osteuropa und Nordamerika gezählt. Führende Anbieter an Bord Auf der interzum traten in allen Produktsparten wiederum führende Aussteller von Holzwerkstoff-, Oberflächen- und Beschlagprodukten an. Auch die Hersteller von ­Möbeleinbauleuchten waren repräsentativ vertreten. Umfangreich fiel auch das Angebot für die Polstermöbelhersteller aus, denen in mehreren Messehallen Schäume, Klebstoffe, Bezugsmaterialien ­sowie Relaxbeschläge geboten wurden. ­ Lediglich bei den Zuschnitt­ automaten hatte die Messe Abstriche machen müssen. Grund hierfür war die vorausgegangene Messe

Texprocess in Frankfurt, auf der ein Großteil der Anbieter ausgestellt hatte, von denen nun einige Anbieter auf eine zusätzliche Präsenz in Köln verzichtete. Auch die Riege der Dekordrucker präsentierte sich nicht komplett, denn Interprint hatte erneut dem Ausstellungszentrum „Design Post

Auf zwei Etagen erstreckte sich der Messestand von Schattdecor. The Schattdecor exhibition stand extended over two floors. Photo: Schattdecor Köln“ gegenüber der Messe den Vorzug gegeben. Ergänzt wurde das Messeangebot durch Aussteller aus dem Bereich der Technik, die etwa im Oberflächen­segment Bestandteil des Herstellungsprozesses sind. So waren etwa der Scannerhersteller Cruse oder die Firma Hymmen als Spezialist für Digitaldruckanlagen anzutreffen. Auf dem Sonderareal „Digitaldruck“ informierten weitere Anbieter wie Baumer oder Mimaki über ihre richtungsweisenden Technologien. Insbesondere Anbieter aus dem Oberflächen- und Beschlagbereich hatten dieses Mal kräftig in ihren Auftritt investiert und trumpften mit großzügig und aufwändig gestalteten Messeständen auf. In diesem

Platform for innovations and inspiring ideas This year’s edition of interzum (21 – 24 May 2019) was more than successful both for Koelnmesse as organiser and for the exhibitors. With 1,805 exhibitors and an area of around 190,000 m2, interzum surpassed the previous events on the occasion of its 60th anniversary. With 74,000 interested visitors, an increase of 7.2 per cent was achieved compared to 2017. Almost all leading exhibitors of wood-based products, surfaces and fittings presented their new developments, many of which were presented in a homely atmosphere or as ideas for tomorrow’s living scenarios. Theme exhibitions on new technologies and disruptive materials as well as specialist lectures on current industry topics transformed the trade fair into an exchange platform for suppliers and users. Technology that disappears in front of the viewer’s eyes, such as pocket doors or integrated flap fittings, as well as surfaces that reproduce not only wood, but also marble, stones and textile fabrics – often in vintage or used-look – characterised the trade fair image. Copy protection for decorative ­surfaces was presented as a measure against product piracy.

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Jahr empfing neben Impress und Salice auch Schattdecor seine Besucher auf einem Messestand mit zwei Etagen. In seinem deutlich größeren Gastronomiebereich bot Salice original italienisches Ambiente. Die zusätzliche Standfläche bei Blum wurde ebenfalls für die Bewirtschaftung der Messegäste verwendet. Praxisnahe Inszenierungen Die Produkte wurden vielfach in wohnlicher Atmosphäre oder als Ideengeber für Wohnszenarien von morgen präsentiert. Zusätzlich zu den praxisnahen Anwendungsideen und -lösungen auf der Messe führte Hettich ausgeklügelte Verwendungsmöglichkeiten für seine Produkte vor und gab den Kunden dadurch eine Fülle an Inspirationen mit auf die Heimreise. Die neuen Ausstellungskonzepte spiegelten zugleich den Wandel der interzum in ihrer 60-jährigen Geschichte wider, die von einer reinen Neuheitenschau zu einer Inspirationsquelle für die Einrichtungsindustrie und einer Austauschplattform für Zulieferer und Anwender geworden ist. In Anbetracht der lediglich viertägigen Veranstaltungsdauer und der Masse der Besucher dürfte in der Regel allerdings nur wenig Zeit für detaillierte Gespräche zur Verfügung gestanden haben, weshalb einige Aussteller sich für eine Rückkehr zu einer fünftägigen Dauer aussprachen. Zusätzlich zum rie­sigen Messeangebot hatte die Koelnmesse die diesjährige interzum Themenausstellungen zu neuen Technologien und disruptiven Materialien gespickt. Dazu kam ein umfang­ reiches Paket an Fachvorträgen zu

aktuellen Branchenthemen und Produktinnovationen, das den Besuchern auf den vier Piazzen weiterführende Informationen bot und sie mit branchenrelevanten Zukunftsthemen bekannt machte. Wohnen heute und morgen Nicht nur auf den Piazzen, sondern auch auf den Messeständen der Aussteller wurden den Besuchern die zu erwartenden Veränderungen und Herausforderungen vor Augen geführt, welche die Verstädterung und die damit einhergehende Verknappung an bezahlbarem Wohnraum in den Städten zur Folge hat. Bei Blum, Hettich und Häfele waren Vorschläge und Lösungen anzutreffen, wie es sich auf beengtem Raum komfortabel wohnen lässt und wie ausgeklügelte Funktionsbeschläge für eine Multifunktionalität von Möbeln und Räumen sorgen können. Hierbei sollen künftig insbesondere Pockettüren, die seitlich neben dem Schrank eingefahren werden, eine wesentliche Rolle spielen. Aber auch andere Funktionsbeschläge verschwinden aus dem Blickfeld: Nachdem vor zwei Jahren unsichtbare Türscharniere ihr ­Debüt gaben, kamen dieses Jahr Klappenbeschläge auf, die, im Seitenkorpus integriert, eine harmonische Innenraumgestaltung ermöglichen. Auch bei den neuen, schlank gestalteten Schubkastensystemen wird die Technik so versteckt. PVC statt Papier Bei den Oberflächenprodukten erlebten die Messebesucher eine kleine Revolution: Statt wie bisher Papier zu bedrucken, stellten fast alle Dekordrucker nun auch thermo-

Angekokelte bzw. verbrannte Hölzer wie „Carbonized Wood“ von Impress zählten zu den Dekorneuheiten. Charred or burnt woods such as “Carbonized Wood” by Impress were among the new decors. Photo: Impress

plastische Materialien wie PVC und PP als Substrat für ihre Nachbildungen von Holz oder anderen natürlichen Materialien vor. Sie können mit Produkteigenschaften punkten, die mit Dekorpapier so nicht realisierbar sind, wie etwa die Kombination von Feuchteresistenz mit speziellen Oberflächeneffekten. Neben immer authentischeren Nachbildungen von Materialien spielten Haptik und Gebrauchseigenschaften eine wichtige Rolle. Immer mehr Möbeloberflächen werden mit einer Anti-FingerprintEigenschaft ausgestattet. Dazu kommen synchrone haptische Strukturen, durch die sich die Nachbildungen kaum mehr von der Originalvorlage aus Holz oder Stein unterscheiden lassen. Holz, Marmor und Metall Bei den Designs setzten die Dekordrucker auf Materialvielfalt, ohne aber den gleichen Trends zu folgen. Lediglich Marmornachbildungen waren in den unterschiedlichsten Ausprägungen auf fast allen Messeständen anzutreffen. Neben Marmor und Stein wurden Metall-

dekore gezeigt, bei denen die Anmutungen von oxidiertem Stahl bis hin zu Aluoptiken und bearbeiteten Oberflächen reichten. Bei den Hölzern setzten die Unternehmen unterschiedliche Akzente, blieben entweder der Rustikalität der Eiche und dem Vintage-Look treu oder setzten auf exotische Hölzer. Auch Hybriddekore, bei denen verschiedene Materialien miteinander kombiniert wurden, etwa Beton- und Gewebeoptik oder florale Tapetenmuster mit Kalkflächen, waren zu sehen. Bei den Holztönen zeigte sich ebenfalls kein einheitliches Bild. Während bei dem einen Dekordrucker die hellen Töne überwogen, dominierten auf anderen Ständen mittlere und dunklere Farbstellungen. Mehrere Anbieter zeigten Dekore, die von verbranntem bzw. angekokeltem Holz (Schattdecor, Impress, Hornschuch, etc.) inspiriert waren. Wiederum andere hatten sich bei ihren neuen Dekoren an textilen Geweben orientiert oder abgenutzte Teppiche als Vorlage gewählt. Insbesondere bei den Nachbildungen von Altholz oder verwitterten Hölzern wurden alle Register heutiger Technik gezogen. Risse, Astlöcher sowie Gebrauchs- und Bearbeitungsspuren wurden so plastisch nachgebildet, dass sie in Verbindung mit der entsprechenden Haptik bei Schichtstoffen, Me-

Roland Heeger (Schattdecor), Dieter Baumanns (Surteco) und Johan Kerver (FiliGrade) (v.l.n.r.) stellten einen Kopierschutz vor, bei der ein implementiertes Wasserzeichen beim Scannen Dekornamen und Hersteller preisgibt. Roland Heeger (Schattdecor), Dieter Baumanns (Surteco) and Johan Kerver (FiliGrade) (from left to right) presented a copy protection, in which an implemented watermark reveals decor name and manufacturer during scanning. Photos: Schattdecor, Barth ­m aterial+technik möbel 04|19 ­­­9

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Verdecken und verstecken Funktionsbeschläge agieren künftig im Verborgenen. Die Beschlagindustrie präsentierte auf der interzum eine neue Generation an Funktionsbeschlägen, die für den Betrachter kaum oder gar nicht mehr sichtbar sind. Pockettüren lassen sich vollständig in den Seitenwangen des Schrankes verbergen, bei Möbelscharnieren und Klappenlifter ist die Mechanik oftmals fast unsichtbar in den Korpus integriert. Auf der interzum 2017 noch Studie, wurde das Pockettürensystem von Blum nun in einer serienreifen Ausführung gezeigt. Mit dem System betätigt sich das Unternehmen nun auch im horizontalen Schieben, denn Küche und Wohnraum gehen immer öfter ineinander über und die Endverbraucher wollen die Arbeitsbereiche der Küche verbergen. Im geöffneten Zustand sind die Einzel- oder Doppeltüren in einem eigenen schmalen seitlichen Korpus versteckt. Zum Schließen wird die Tür nur leicht gedrückt, worauf sie wird sanft aus dem Pocket ausgeworfen wird. Auch beim Öffnen reicht ein Antippen, und sie bewegt sich zur Seite und kann durch leichtes Drücken in das Pocket geschoben werden. Auch dieses Jahr präsentierte das Unternehmen eine Produkt-Studie, doch handelte es sich dieses Mal um einen Klappenbeschlag, der im Verborgenen

Bei Salice debütierte die neue Klappenfamilie „Evolift“. Salice introduced the new “Evolift” flap lift family. Photo: Salice

Als Studie präsentierte Blum einen Oberschrank mit einem in die Seitenwand integrierten Klappenbeschlag. As a study, Blum presented a wall unit with a flap fitting integrated in the side wall Photo: Barth

bleibt. Kaum sichtbar in den Seitenkorpus von Oberschränken inte­ griert, sorgt er für ein optisch nahtloses Interieur der Schränke und beansprucht keinen Stauraum. Eine Neuentwicklung gab es bei den Schubkastensystemen: Unter dem Namen „Merivobox“ stellte Blum

ein neues Boxsystem für das mittlere Preissegment vor, bei dem die Seitenwände innen gerade sind. Bei der Entwicklung stand der Plattform-Gedanke im Mittelpunkt: Auf Basis einer Korpusschiene sind dabei vielfältige Zargenvarianten möglich. Standardisierte Verarbeitungsschritte über alle Varianten hinweg reduzieren zudem die Komplexität, so dass sich das Boxsystem für die industrielle Fertigung eignet. Bei Salice gab ebenfalls eine neue Produktkategorie ihr Debüt: Unter

Hettich zeigte als funktionelle Gestaltungsidee eine Lösung mit versetzten, synchron laufenden vertikalen Schiebetüren. As a functional design idea, Hettich showed a solution with staggered, synchronously running vertical sliding doors. Photo: Barth der Bezeichnung „Evolift“ stellte das Unternehmen ein Öffnungssystem für Oberschränke mit Schließdämpfung vor, das die Ver­sionen Klappenlift, Faltlift, Schwenklift oder Parallellift umfasst und dennoch auf der gleichen Technologie beruht. Für Fronten aus unterschiedlichen Materialien und ab einer Stärke von acht Millimetern steht künftig das Universalscharnier „Serie B“ mit integrierter Dämpfung zur Verfügung. Ins Rampenlicht gestellt wurden die vielfälNeue Aluminium-Griffe stellte D-Beschlag-Geschäftführer Michael Sommer vor. New aluminium handles introduced by D-Beschlag managing director Michael Sommer. Photo: Barth

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tigen Stauraumlösungen der Produktreihe „Excessories“, die inzwischen nicht nur für das Schlafzimmer, sondern auch für Wohnraum und Bad erhältlich sind. Ein weiteres Novum war eine neuartige Motorisierungslösung für Schiebetüren, die auch bei bereits montierten Systemen nachgerüstet werden kann, weil sie nur an die Führungsschiene angedockt werden muss. Sie sieht sowohl für das überlagernde System „Glow“ als auch für das flächenbündige System ­„Slider“ zur Verfügung. Der Trend zu schlanken Schubkastenzargen zeigte sich auch bei Hettich. Mit „AvanTech YOU“ präsentierte das Unternehmen eine puristische Optik, die ohne sichtbare Schraubköpfe oder Abdeckkappen auskommt. Gleichzeitig bietet das System dem Küchenhersteller eine Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten, so dass er sich innerhalb seines Sortiments differenzieren und von anderen Anbietern abheben kann. Über Designprofile, DesignCapes oder ein Inlay kann er individuelle Akzente auf der Zargenoberkante und -außenseite setzen. Als Plattform ermöglicht es das System, die gleichen Führungen für Holzschubkästen zu verwenden. Für seinen innovativen Klappenbeschlag „ViZard by ambigence“ hat Hettich kürzlich den Red Dot Design Award 2019 erhalten. Der Beschlag verschwindet vollständig in der Seitenwand des Möbels, so dass der Innenraum vollständig zur Nutzung zur Verfügung steht. Mit „TopLine XL“ präsentierte ­Hettich auch ein Schiebetürsystem für bis zu 100 kg schwere Tü-

ren, bei dem die mittlere Tür beim Öffnen sowohl nach links als auch nach rechts gedämpft wird. Das Laufprofil kann zudem mit Dekorbändern veredelt werden. Neben Produktneuheiten hatte Hettich ausgeklügelte Funktionslösungen auf Basis bestehender Produkte entwickelt, die zu einer optimalen Stauraumnutzung sowie mehr Komfort beitragen. Zu nennen wären hier etwa verbindende Raumteiler oder eine vertikale Schiebelösung für den Oberschrank und die Küchennische, die sich synchron nach oben oder unten bewegen lässt. D-Beschlag hatte zahlreiche Aluminiumgriffe zur Messe mitgebracht, die sich durch ein einheitliches Farbbild auszeichnen, da Steg und Griffstange aus dem gleichen Material gefertigt sind. Der längenunabhängige RelingGriff „PR4“ aus Stahl wiederum weist eine feine horizontale Rillenstruktur auf, wobei die Rillenzwischenräume einen Glanz­ effekt besitzen, während die Oberfläche eine elegante Edelstahloptik zeigt. Die bekannte Aluminium-Griffleiste „G047“ wurde in neuen Oberflächen­ farben vorgestellt, sie ist zudem längenunabhängig. Neben Eloxalfarbtönen ist sie auch analog zur Frontfarbe in gepulverter Ausführung erhältlich, so dass sie fast unsichtbar bleibt und somit das puristische Design unterstreicht. ba

Weitere Highlights aus dem Neuheitenangebot der interzumAussteller finden Sie in der nächsten Ausgabe.

So individuell wie du. Individualisierbares Design – immer mehr Möbelkäufer legen Wert darauf. Doch wie lassen sich individuelle Varianten markttauglich und wirtschaftlich realisieren? Hettich bietet dazu seit langem Plattformkonzepte und Lösungen, die begeistern. Entdecken Sie, wie individualisierbares Möbeldesign mühelos zum

Cover up and hide Functional fittings will in future operate in secret. At interzum, the ­fittings industry presented a new generation of functional fittings that are hardly or no longer visible to the observer. Pocket doors can be completely concealed in a slim side box of the cabinet, while the mechanism of furniture hinges and flap lift fittings is often almost invisibly integrated in the body. There was a series of new developments for drawer systems, which often appeared in a purist style. On the basis of a platform, the new systems enable numerous variants and, above all, standardised processing steps. In this way, they reduce the complexity and offer the furniture manufacturer possibilities for differentiation within the range and from competitors. In the next issue you will find further highlights from the new products on offer from interzum exhibitors.

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Standard werden kann. Auch in Ihrer Produktion. Lassen Sie sich von Hettich ganz persönlich faszinieren.

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Anemon Strohmeyer will Holz­werkstoff- und Möbelindustrie näher zusammenbringen. Anemon Strohmeyer wants to bring the wood-based materials and furniture industries closer together. Photos: Barth

Medienpartner media partner

Holzwerkstoff- und Möbelindustrie an einen Tisch gebracht Der diesjährige Innovationsworkshop der Holzwerkstoffindustrie wartete mit einem neuen Konzept auf. Bei ihrer siebten Ausgabe bot die Veranstaltung am Vortag der interzum nicht die gewohnten Fachvorträge. Stattdessen wurden neun Innovationen ins Rampenlicht gestellt und das Publikum zu Gesprächen über aktuelle und künftige Branchenthemen eingeladen. Seit 14 Jahren bildet der Innovationsworkshop den Auftakt zu der am Folgetag beginnenden Zuliefermesse interzum in Köln. Bei der diesjährigen Ausgabe am 20. Mai trat der Workshop mit einem neuen Konzept auf, das die rund 80 Teilnehmer der Veranstaltung aktiv einband. Nach dem Umzug des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) nach Berlin und dem Wechsel der Geschäftsführung entschied sich Anemon Strohmeyer als neue VHI-Geschäftsführerin für eine andere Vorgehensweise. Begann der Workshop in den Vorjahren am Vormittag, so startete die Veranstaltung dieses Mal erst am Mittag. Der Ablauf wurde ebenfalls überarbeitet, so dass die gewohnten Fachvorträge durch „Innovator-Pitches“ er­­­36

setzt wurden. Wie bisher wurde der Workshop vom VHI in Zusammenarbeit mit dem IHD Dresden und dem Fraunhofer Institut für Holzforschung (WKI) veranstaltet. Zum vierten Mal in Folge war auch die Fachzeitschrift m ­ aterial+technik möbel als offizieller Medienpartner an Bord. Fünf Minuten für Innovationen Dieses Mal hatte eine Jury, bestehend aus VHI, IHD und WKI, im Vorfeld neun besonders interessante Innovationen ausgewählt, die im Rahmen des Workshops von den Einreichern vorgestellt wurden. Dabei stand den Vortragenden nur fünf Minuten Zeit zu Verfügung, um die Zuhörer von ihrer Idee oder Innovation zu überzeugen. Eine Herausforderung für die Innovatoren, denn im

Hintergrund lief auf der Leinwand der Countdown. Allerdings hatten sie die Möglichkeit, die WorkshopTeilnehmer im Anschluss an ihren Infoständen mit weiteren Informationen zu versorgen. Bei der Abstimmung entschied sich die Mehrzahl der Workshop-Teilnehmer für die Präsentation von Prof. Dr. Joachim Hasch von der Swiss Krono Group, der unter ­der Bezeichnung „BE.YOND“ eine Spanplatte ohne Formaldehyd-­­Zu­­satz vorstellte, die mit einem EcoSynthetix-Bindemittelsystem auf „Dura­Bind“-Biobasis hergestellt wird. Als Gewinner der „Innovator Pitches 2019“ hatte er die Wahl zwischen einem Geldpreis in Höhe von 500 Euro, einer kostenlosen Teilnahme am Europäischen Holz-

werkstoffsymposium 2020 des WKI und EPF oder am Holzwerkstoffkollo­qium des IHD 2019, für das sich der Preisträger am Ende entschied. Zusätzlich wird er von der Fachzeitschrift material+technik möbel mit einer ­„Gewinner-Story“ belohnt, die in der nächsten Ausgabe erscheinen wird. Neun innovative Ideen Die Entscheidung für die Innovation der Firma Swiss Krono Group fiel knapp aus, da sich die anderen acht Teilnehmern, ebenfalls mit innovativen Ideen präsentiert hatten. So stellte Prof. Dr. Sabine Flamme (FH Münster) das Leasen von ­Bauprodukten als Geschäftsmodell und Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen vor. Dr. Hans Korte ­(Innovationsberatung Holz & ­Fasern) stellte unter dem Namen „LignoLoc“ einen hochverdichteten Holznagel vor, der ohne Vorbohren in Konstruktionsvollholz ein­ geschossen werden kann. Zudem sei es möglich, den Nagel mit ­einem Identifikationscode zu versehen, da Holz elektromagnetisch inert sei. Ralf Vogelsang (Consulter) beschrieb das Potential des BIM ­(Building Information Modeling) für die Möbel-, Türen- und Innenausbaubranche. Hierbei handelt es sich um eine Methode der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mit Hilfe von Software. Dabei werden alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst, was die Kommunikation zwischen allen Projektparteien und die Qualität des gesamten Projekts ver­ bessere. Eine außergewöhnliche Idee präsentierte Natalie Rangno (IHD). Sie informierte über ein Forschungsprojekt, bei der Pilzsubstrat für ­die Herstellung von Möbelplatten ­genutzt wird. Sie berichtete, dass bei der Pilzzucht in Deutschland jährlich 37.000 Tonnen an Pilzbrut entsorgt werden müssten. die zu

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großen Teilen aus Holzspänen bestehen. Dieses vollbiologische Material könne für die Herstellung von Möbelplatten verwendet werden, da es die erforderlichen Bindemittel bereits enthalte und keine chemischen Zusätze benötigte. Am Ende des Lebenszyklus könnten die daraus entstandenen Produkte unbedenklich der Erde zurückgegeben werden. Patrick Durand (Veolia) berichtete, wie recyceltes Papier bei der Herstellung von Gipsfaserplatten als Bindemittel Einsatz findet. Er schlug den Teilnehmern die gemeinsame Entwicklung von neuartigen Leichtbauplatten auf ähnlicher Basis vor, um dadurch mehr Nachhaltigkeit in die Einrichtungsbranche zu bringen. Dieter Meyer (Sihl) stellte in seinem Kurzvortrag die Trockenlackiertechnik als neue Beschichtungstechnologie in den Fokus. Mit der „C2C“ („Coat2Cure“)-Technologie können seinen Angaben zufolge u. a. supermatte und sehr kratzfeste Oberflächen industriell einfach und emissionsfrei hergestellt werden. Über neue Verbundplatten mit multiplen Funktionen aus dem Hause Pfleiderer berichtete Claus Seemann (Pfleiderer). ­Unter anderem stellte er das im HotCoating-VerIn den „World-Cafés“ diskutierten die Teilnehmer die Sichtweisen der beiden Industriezweige, hier moderiert von Dr. Peter Sauerwein (KAV). In the “World-Cafés” the participants discussed the views of the two branches of industry, here moderated by Dr Peter Sauerwein (KAV).

Matthias Pollmann stellt in der Begrüßungsrede die Bedeutung des Workshops heraus. Matthias Pollmann emphasizes the importance of the workshop in his welcoming speech. fahren hergestellte Plattenmaterial „Compact Exterior“ für Außenanwendungen sowie den Holzwerkstoff „PremiumBoard MFP Hybrid“ vor, eine Kombination aus einer Holzspanplatte (MFP) als Mittellage und jeweils einer hochverdichteten dünnen Faserplatte (HDF) als Deckschicht. Da die Platte quellarm sei eigne sie sich u.a. für den Einsatz als Küchenarbeitsplatte bei flächenbündig eingelassenen Spülen. Mit Dr. Marthe-Louise F ­ ehse (KoppAssenmacher & Nusser) trat auch eine Rechtsanwältin als Ideengeber auf. Sie befasste sich mit einer Möglichkeit, Innovationen rechtssicher im Markt zu platzieren, da diese aufgrund ihrer Neuheit keinen Normungs- und Regulierungsanforderungen unterworfen werden könnten. Sie empfahl den Work-

shop-Teilnehmern eine Zulassung nach der europäischen CE-Norm, da dieses Kennzeichen europaweit verwendbar sei. Es besage, dass das Produkt mit den geltenden rechtlichen Bestimmungen der EU konform gehe. Impulsvorträge Auf dem Workshop sollten jedoch nicht nur Innovationen vorgestellt werden, es sollte auch über aktuelle Branchenthemen diskutiert werden. Die Veranstalter wollten die Holzwerkstoffindustrie und ihre Abnehmer an einen Tisch bringen, damit die jeweilige Industrie die Probleme und Wünsche des GeNeun Kandidaten hatten die Möglichkeit, das Publikum von ihrer Innovation zu überzeugen und als Sieger des Workshops hervorzugehen. Nine candidates had the opportunity to convince the audience of their innovations and to emerge as the winner of the workshop. ­m aterial+technik möbel 04|19 ­­­37

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Vorteile der Digitalisierung praxisnah aufgezeigt Mit rund 1.500 Ausstellern aus 50 Ländern bot die Ligna der Möbel- und Holzwerkstoffindustrie sowie dem Handwerk in diesem Jahr ein Update in Sachen Holzbearbeitung und einen Ausblick auf die Möbelfertigung der Zukunft. Im Fokus standen neue Technologien insbesondere im Oberflächensegment und vor allem Lösungen, die eine effizientere und transparentere Produktion ermöglichen. Erstmals wurden den Besuchern auch die Vorteile der Digitalisierung praxisnah vor Augen geführt. Bei dem Bearbeitungszentrum „Bima Px80“ von IMA übernimmt ein fahrbarer 6-AchsRoboter multiple Handlings­ arbeiten. When it comes to IMA’s “Bima Px80” gantry machine, a mobile, 6-axis robot carries out multiple handling tasks. Photo: Barth

Nach fünf Veranstaltungstagen zeigten sich die Veranstalter der diesjährigen Ligna (27. bis 31.Mai 2019) äußerst zufrieden. Dr. Andreas Gruchow (Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe AG) bezeichnete den Verlauf der Maschinenschau als „hervorragend“ und zeigte sich auch mit dem Interesse der Fachwelt zufrieden. Die Ligna konnte ihren Ruf Weltleitmesse für Holzbearbeitungsmaschinen zwar erneut unter Beweis stellen, verfehlte jedoch den Besucherrekord der vorausgegangenen Ausgabe: Laut Angaben der Messeleitung interessierten sich knapp 90.000 Besucher aus 100 Ländern für das Maschinenangebot, darunter rund 40.000 ausländische Inter­­­42

essenten. Damit lag der Besuch um 3 Prozent unter der vorausgegangenen Ausgabe, beim ausländischen Publikum waren es 4 Prozent weniger Fachleute. (2017: 92.881 Besucher, davon 43.283 aus dem Ausland) Besser als erwartet Dass die meisten Aussteller dennoch zufrieden die Heimreise ­antraten und der Messe bessere Noten gaben, lag an den gedämpften Erwartungen im Vorfeld. Die schlechte Auftragslage bei den deutschen und italienischen Herstellern von Holzbearbeitungsmaschinen hatte der Branche im ersten Quartal 2019 einen Dämpfer versetzt. Für diesen Zeitraum mel-

deten die deutschen und italienischen Branchenverbände VDMA und Acimall einen Auftragsrückgang von 17 Prozent in Deutschland bzw. 11 Prozent in Italien. Netzwerke sollen Probleme lösen Die führenden Hersteller von ­Holzbearbeitungsmaschinen aus Deutschland und Italien traten mit teilweise vergrößerten Messeständen an. Biesse hatte seine Standfläche auf 6.000 m² ausgeweitet. Weinig präsentierte sich ebenfalls prominenter, so dass dem Unternehmen, ebenso wie Homag, 5.000 m² zur Verfügung standen. Mit einer auf über 1.500 m² vergrößerten Standfläche zeig-

te sich Bürkle, der allerdings Partnerunternehmen wie CML und den amerikanischen Digitaldruckerhersteller EFI beherbergte. Letzterer stellte auf der Ligna den Single­Pass-Digitaldrucker „Cubik S1800 UV LED“ mit einer Arbeitsbreite von 1.800 mm und einem erweiterten Farbraum (CMYK-OV) vor sowie den „Cubik S700“, der mit mineralischen Tinten arbeitet. Als Vorteile dieser Tintenart führt EFI neben dem geringeren Preis gegenüber UV-Tinten eine deutlich natürlichere Optik beim Drucken auf Echtholzoberflächen an sowie eine hohe Lichtechtheit aufgrund anorganischer Pigmente. Laut EFI kann mit mineralischen Tinten bei einer Arbeitsbreite von bis zu 1.400 mm mit bis zu 60 m/min gefahren werden. Durch die Kooperation mit Bürkle will EFI verstärkt im Holzbereich Fuß fassen. Bislang hatte sich das Unternehmen vor allem auf die Fliesenindustrie und die grafische Industrie konzentriert. Arbeitsgemeinschaft Digitaldruck Andere Partnerschaften und Exklusivitäten wie z. B. die Zusammenarbeit von Barberan mit Zeetree (ehem. Kuei) demonstrierten auf der Ligna, dass die zunehmend komplexeren Produktionsprozesse das gebündelte Know-how mehrerer Spezialisten benötigen, um neue Oberflächentechniken wie

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EFI will als Kooperationspartner mit mineralischen Tinten in der Einrichtungsindustrie Fuß fassen. EFI is looking to gain a foothold in the interior design industry as a cooperation partner that offers mineral inks. Photo: Barth den Digitaldruck erfolgreich auf den Weg zu bringen. Diesem Ziel dient auch die durch Homag initiierte Arbeitsgemeinschaft Digitaldruck (DIPA). Gemeinsam mit Homag wollen namhafte am Prozess beteiligte Firmen wie Adler, Barberan und Durst zusammen mit Anwendern wie Lico und MB Digitalprint standardisierte Parameter entwickeln, um die richtungsweisende Technologie aus den Kinderschuhen zu führen. Bei einem Digitaldruck-Symposium am 11. Juli in ­Brixen wollen die Initiatoren zusammen mit interessierten Unternehmen aus der Möbel- und Fußbodenindustrie sowie weiteren Zuliefer- und Technologiefirmen erste Grundlagen für die gemeinsame Arbeit legen. Langfristig ist geplant, auf Basis der DIPA einen Verband zu gründen. Auf der Messe spielte der Digitaldruck eine größere Rolle als in den Vorjahren, da eine Reihe von AusWemhöner präsentierte seinen ersten Roll-to-Roll Single-PassDrucker. Wemhöner presented its first roll to roll single-pass printer Photos: Barth

stellern mit Lösungen antraten, die sich an unterschiedliche Unternehmensgrößen richten oder zusätzlich die Möglichkeit bieten, das digital gedruckte Dekor mit einer haptischen Pore zu versehen. Zu den Neuvorstellungen zählte der erste industrielle Single-Pass-Drucker aus dem Hause Wemhöner. Mit ihm lässt sich Dekorpapier bis zu einer Breite von 2.100 mm Rolle zu Rolle unter Verwendung von wasserbasierten Tinten und mit einer Auflösung von 1.200 dpi bedrucken. Bislang war das Unternehmen nur mit Multi-Pass-Digitaldruckern am Markt präsent. Der neue Drucker soll eine Geschwindigkeit von bis zu 110 m/min erreichen. Bei Hymmen trafen die Besucher ebenfalls eine Ergänzung zu bisher verwendeten Technologien an. Der Bielefelder Maschinenbauer präsentierte seine neue Baureihe „Saturn“, die auf den Bedarf der Holzwerkstoffindustrie zugeschnitten ist. Während die bisherige Baureihe „Jupiter“ mit UV-Tinten arbeitet, wird mit der neuen Baureihe auf Dekorpapier oder spezielles Ink­jetpapier gedruckt, das nach der Imprägnierung unmittelbar zur Herstellung melaminbeschichteter Platten verwendet werden kann. Damit will das Unternehmen der

Holzwerkstoffindustrie die Möglichkeit bieten, kleine Losgrößen oder nicht gängige Dekore nach Bedarf wirtschaftlich zu realisieren. Innovative Oberflächentechnik Überhaupt wartete das Oberflächensegment mit den vergleichsweise größten technologischen Neuerungen auf und erweiterte damit die Vielfalt an Oberflächentechnologien. Große Beachtung wurde der Excimer-Technologie gewidmet, mit der sich besonders matte Oberflächen mit Anti-FingerprintEffekt erzeugen lassen. Nachdem es bislang nur Lösungen für flache Platten gab, präsentierten Cefla und Giardina erstmals Lösungen für profilierte Möbelteile. Nach dem Lackauftrag mit Hilfe von Spritzlackierautomaten erhalten die lackierten Objekte mit Hilfe von Excimern und einer inerten Umgebung eine supermatte und kratzfeste Oberfläche, die sich samtweich anfühlt und unempfindlich gegen Fingerabdrücke ist. Eine neuartige wirtschaftliche Lösung, Schichtstoffoberflächen eine Anti-Fingerprint-Eigenschaft zu verleihen, stellte Kleiberit vor. Mit Hilfe des „HotCoating“-Verfahrens bekommt der Schichtstoff eine zusätzliche Oberflächenschicht, die

Mit Hilfe des speziellen Inkjetdruckers „Jetmaster TRT“ erzeugt Barberan Negativporen auf Digitaldruckoberflächen. Thanks to its special inkjet printer, “Jetmaster TRT”, Barberán is able to create textured, digitally printed surfaces. Photo: Barth ihm die gewünschten Eigenschaften verleiht und ihn auch für den Außeneinsatz tauglich macht, etwa als Fassadenplatten. Als erste Anwender des Verfahrens werden Pfleiderer sowie der indische Schichtstoffhersteller Stylam genannt. Roboter werden Standard Unübersehbar in allen Ausstellungssegmenten war die starke Präsenz von Robotern. Nahezu auf allen Ständen übernahmen sie das Beschicken und Abnehmen der Teile oder führten sogar ganze Herstellungsprozesse durch, wie z. B. das automatisierte Ummanteln von Profilen durch den „RoboWrap“ der Firma Düspohl. Hier übernehmen bis zu 47 Knickarmroboter die Ummantelung, wobei die Profilumrüstung nur noch 5 Minuten beansprucht. Bei SCM arbeiten kollaborative Roboter beim Leimauftrag, Schleifen oder Beschlagsetzen mit dem Bediener zusammen, indem sie repetitive Tätigkeiten mit geringem Mehrwert erledigen, so dass Mit Hilfe von Excimer-Techno­ logie verleiht Giardina drei­ dimensionalen Objekten eine supermatte Anti-FingerprintOberfläche. Using excimer technology, Giardina is able to give threedimensional objects extremely matt surfaces with an antifingerprint effect. Photo: Barth ­m aterial+technik möbel 04|19 ­­­43

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Automatisierung für die Polstermöbelfertigung Der Polstermöbelindustrie wurde im Mai auf drei Messeevents ein Update in Sachen Technologien und Hightech-Materialien geboten. Wenige Tage vor der interzum in Köln hatten sich in Frankfurt über 1.800 Aussteller zur Techtextil und Texprocess versammelt, um dem internationalen Fachpublikum die neuesten textilen Materialien und Technologien zu präsentieren. Während sich die interzum mit ihrem Angebot ausschließlich auf den Einrichtungssektor konzentriert, sprach das Messedoppel Techtextil und Texprocess in Frankfurt (14. bis 17. Mai 2019) verschiedene Industriesparten an. Neben den Neuheiten für die Polstermöbelindustrie werden auf beiden Messen Materialien und Lösungen für den Automotive-, den Bekleidungs-, den Verpackungs- sowie den Bau- und Medizinbereich gezeigt. Entsprechend breit gefächert präsentierte sich das Angebot der 1.818 Aussteller aus 59 Ländern. Nach Auskunft der Messeleitung traten zur diesjährigen Ausgabe mehr Anbieter an als beim letzten Mal: 2017 zählten beide Messen insgesamt 1.789 Aussteller aus 66 Ländern, während zur diesjährigen Ausgabe des Messe-Duos rund 47.000 Fachbesucher aus 116 Ländern gekommen seien. Mit 1.501 Anbietern war die Techtextil auch dieses Mal die größere Veranstaltung, denn auf der Texprocess traten 317 Firmen an. Mit der Eintrittskarte haben beide Besucher Zutritt zu beiden Veranstaltungen, die sich über drei nebeneinanderliegende Hallen des Messegeländes erstrecken. Bezüge mit Funktion Besucher der Heimtextil in Frankfurt haben auf dem Messedoppel im Mai eine Reihe von Anbietern wiedergetroffen, die bereits im Januar an Bord waren und auf der ­Texprocess und Techtextil nun Produkte für weitere Industriebereiche präsentierten. Darunter befanden sich technische Gewebe für den Einsatz im Automotive-Bereich, spezielle Fasern und Vliese für den Reinigungs- und Dämmbereich oder spezielle Fasern und Gewebe ­­­48

mit integrierten Funktionen. Ein breites Spektrum für verschiedene Anwendungsbereiche war z. B. beim Vliesspezialisten Sandler anzutreffen. Er führte den Einsatz seiner Vliese als Dämmstoffe oder zur Schallisolation im Raum vor, zeigte aber auch den Einsatz von Vliesen als Unterpolsterung bei Autositzen oder auch als schallisolierendes Designelement einzusetzen. Ettlin stellte als Neuheit das selbstklebende schwarze „Decolux“-Gewebe vor, das nun auch von Handwerkern und Raumausstattern auf Glas oder Acryl aufgebracht werden kann und in Verbindung mit einer Lichtquelle hinter dem Gewebe für dreidimensionale Lichteffekte sorgt. Automatisierte Fertigung Während sich die Einrichtungsindustrie auf der Techtextil vor allem

führen. Insbesondere bei der Polstermöbelherstellung werden allerdings auch weiterhin Näherinnen benötigt werden. Bei Firmen wie Vetron oder Brother konnten sich die Besucher aber schon davon überzeugen, wie bestimmte Arbeitsschritte vollautomatisch ablaufen können. Waren auf der Texprocess vor zwei Jahren nur ganz wenige Roboter anzutreffen, so führten auf der diesjährigen Ausgabe eine ganze Reihe von Robotern die wachsende Automatisierung bei der Verarbei-

Automatisierte Fertigung eines smarten Kissens mit aufgestickten LEDs im Rahmen der Microfactory der RWTH Aachen. Automated production of a smart cushion with embroidered LEDs in the micro factory of RWTH Aachen. Photos: Barth über neue funktionelle Eigenschaften von Hightech-Fasern sowie verfügbare ökologische Materialien informieren konnte, erlebte sie auf der Texprocess anhand von fünf „Micro-Factories“ mögliche Lösungen für eine automatisierte Fertigung im Textilbereich. Während der vier Messetage wurde in diesen Mikrofabriken vorgeführt, wie etwa selbstfahrende Fahrzeuge die Fertigungsstationen versorgen und Roboter nicht nur das Handling übernehmen, sondern ganze Verarbeitungsvorgänge automatisiert aus-

tung flexibler Materialien vor. Nachdem Cutter im Polstermöbelbereich seit vielen Jahren bereits den Zuschnitt von Bezugsstoffen und Leder übernehmen, präsentierten führende Anbieter nun darüber hinausgehende Innovationen und Weiterentwicklungen. Die italienische Firma SMRE reklamierte für sich, den weltschnellsten Cutter auf die Messe mitgebracht zu haben. Der „SM-340-Pro“ soll laut ­Firmenangaben eine Beschleunigung von 1 g besitzen und eine ­Geschwindigkeit von 120 m/min erreichen.

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Selbstfahrende Shuttles versorgen bei der Micro-Factory der DITF die Nähstationen. Self-propelled shuttles supply the sewing stations at the DITF micro factory. Photos: Barth

Award an Nicht-Aussteller Obwohl Lectra als einziger Anbieter von Zuschnittautomaten nicht auf der Messe angetreten war, bekam der französische CAD/CAMSpezialist für seine jüngste Innovation einen Preis: Das französische Unternehmen wurde von der Jury für sein Konzept „Innovation Fashion on Demand“ mit dem Texprocess Innovation Award in der Kategorie „New Process“ ausgezeichnet. Die digitale Lösung für nachfrageorientierte Produkte automatisiert den gesamten Perso­ nalisierungsprozess, vom Auftragseingang über die Produktentwicklung bis hin zum endgültigen Zuschnitt, so dass Bekleidungsunternehmen personalisierte Kleidung in gleicher Geschwindigkeit wie Konfektionsware herstellen können. Auf deutlich höhere Geschwindigkeiten als bisher kommt auch der Cutter „TexCut 2219“ von Kuris, da hier von einem Riemen- auf einen Zahnstangenantrieb umgestellt wurde. Optional ist auch ein Schneidkopf mit 100mm Schnitthöhe speziell für kaschierte Materialien erhältlich. Einen fast doppelten Output soll der Einzellagencutter „Cutty 2321“mit Doppelbrücke „Twin Bridge“ aufweisen. Aussteller wie Zünd, Expert und Kuris stellten zusätzlich auf der interzum aus und präsentierten dort auf meist kleinerer Fläche speziell auf die Polstermöbelindustrie zugeschnittene Lösungen. Bullmer zeigte nicht nur eine robotergestützte Produktionslinie, sondern auch die Industrie 4.0-Lösung „Clouver“. Von der Firma ProCom entwickelt, soll die Lösung Prozes-

se transparenter und die Produktion effizienter machen. Hierfür wird die Produktion mit ihrem digitalen Abbild verlinkt, so dass umfassende Daten zur Analyse und vorausschauenden Wartung zur Verfügung stehen. Zünd stellte u. a. seinen „S3“-Cutter aus, der mit einer Over Cutter Camera (OCC) ausgerüstet war. Mit der optischen Intelligenz der OCC soll der Zuschnitt gemusterter und digital bedruckter Stoffe genauso präzise und einfach wie bei unbedruckten oder unifarbenen Textilien sein. Die Kamera erfasst sämtliche Registriermarken gleichzeitig. Sind keine Registriermarken vorhanden, kann die OCC die Position des Druckbildes auch anhand eines mitgedruckten Rahmens erkennen. Auch die Stoffmusterung und etwaiger Materialverzug werden automatisch festgestellt. Anhand von Referenzpunkten berechnet die Software automatisch die effizienteste Anordnung respektive Verschachtelung der Schnittteile auf der Textilbahn. Ebenfalls zu sehen war der „D3 L-3200“ mit einem Wannenabroller, der durch zwei ­simultan arbeitende Schneidbalken einen nahezu doppelten Durchsatz aufweist. Gerber zeigte seinen ­„Z1“-Cutter in Verbindung mit ei-

nem Digitaldrucker und damit einen nahezu durchgängigen Produktionsfluss. Der Cutter ist für Einzelund Niedriglagen konzipiert und verfügt über Features wie Ferndiagnose, Touchscreen sowie drei Schneidwerkzeuge, um den Werkzeugwechsel zu minimieren. Einfaches Bedienen selbst für Anfänger heißt das Motto auch bei anderen Zuschnittlösungen: Zum Bedienen des Mehrlagen-Cutters ­„Paragon“ muss die Bedienperson einfach einen Barcode einscannen, um die auftragsspezifischen Parameter abzurufen. Vernetzte Nähmaschinen Nicht nur beim Zuschnitt, auch b ­ ei der Nähtechnik hat die ­Digitalisierung nun Einzug gehalten. Die neue Generation der Industrienähmaschinen ist vernetzbar und lässt sich an IoT-Lösungen wie etwa „Qondac“ von Dürkopp Adler anbinden. In dieser Kombination werden nicht nur die Fertigungsprozesse transparenter, sondern auch die Kontrolle internationaler Fertigungsstätten ermöglicht. Daher gab es für die neue Nähmaschinen-Generation „M-Type Delta“ ebenfalls einen Preis in der Kategorie „New Technology“. Die Maschine ermöglicht nicht nur die An-

bindung an eine voll digitalisierte Nähproduktion, sondern leitet auch den Nutzer an und erweitert konstant ihre Funktionen und ihr ­„Wissen.“ Vetron Typical stellte die automatische Nähmaschine „Vetron 5656 Autoseam“ vor. Formteile mit nicht kongruenten Konturen können durch sie automatisch zusammengeführt werden. Dank einer automatischen Kantenerkennung ist das Programmieren der Formteile für das Automobil-Interieur dann nicht mehr notwendig. Mit den auf der Texprocess vorgestellten Lösungen und Vorführungen sollten nicht nur Wege zu einer automatisierten und hocheffizienten Fertigungsprozessen demonstriert werden, sondern auch Möglichkeiten zu Sicherung des Produktionsstandorts Deutschland aufgezeigt werden. Durch die Einbindung von Digitaldrucktechnik zeigten die DITF (Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung) auf drei Produktionslinien, wie sich individualisierte Konsumgüter wirtschaftlich herstellen lassen. Auf einer Linie etwa legte ein Roboterarm die zugeBei Vetron Typical läuft das Nähen der Formteile für das Automobil-Interieur völlig automatisiert ab. At Vetron Typical, the sewing of moulded parts for automotive interiors is fully automated. Photo: Barth

Bei Bullmer war eine roboter­ gesteuerte Fertigungslinie zu sehen. At Bullmer, a robot-controlled production line was to be seen. Photo: Barth ­m aterial+technik möbel 04|19 ­­­49

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