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G 20011

EUTSCHER DODOSTDIENST 58. Jahrgang / Nr. 02/2016

Nachrichtenmagazin des Bundes der Vertriebenen

Ereignisreiche Tage in Berlin Politik:

Verband:

„Seien Sie eine deutliche Stimme“

70 Jahre Vertriebene in NRW

AUSSTELLUNG: „HEIMATWEH“

BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM DER FINANZEN, FÜR LANDESENTWICKLUNG UND HEIMAT

Eine Trilogie

- DIENSTSITZ NÜRNBERG -

„DIE GERUFENEN“ „ERZWUNGENE WEGE“ „ANGEKOMMEN“

25. Juli - 12. Aug 2016

AUSSTELLUNG: „ERZWUNGENE WEGE“ Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts

Bankgasse 9 | 90402 Nürnberg

FICHTELGEBIRGSHALLE WUNSIEDEL 18. Mai - 20. Juni 2016

29. Aug - 4. Okt 2016 Marktplatz 1 | 06100 Halle (Saale)

Jean-Paul-Straße 5 | 95632 Wunsiedel

AUSSTELLUNG:

WOHNSTIFT KAISERPFALZ

„ANGEKOMMEN“

12. Apr - 26. Mai 2016

Die Integration der Vertriebenen in Deutschland

RATHAUS HALLE

Gießener Str. 20 | 34560 Fritzlar

STADTMUSEUM WALDKRAIBURG 20. Juni 2016 - 12. Aug 2016 Braunauer Str. 10 | 84478 Waldkraiburg

STADTVERWALTUNG ADELSHEIM

MUSEUM HOFMÜHLE

1. Juni - 10. Juli 2016

22. Sept - 4. Nov 2016

Marktstr. 7 | 74740 Adelsheim

An der Aach 14 | 87509 Immenstadt

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, mit einer Präsidiumssitzung, einer thematisch abwechslungsreichen Tagung des Bundesausschusses, der Gedenkstunde „70 Jahre Vertriebene in NRW“ und dem traditionellen Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen hat der Frühling unserem Verband einige ereignisreiche Tage beschert. Die Gespräche mit der „djo – Deutsche Jugend in Europa“, der neuen Direktorin der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ Dr. Gundula Bavendamm, der Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung, Staatsministerin Prof. Monika Grütters, sowie die Reden der Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen Hannelore Kraft und – als Höhepunkt – von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel haben uns wieder einmal gezeigt, dass unser vielfältiges Engagement nicht nur wahrgenommen und geschätzt, sondern auch weiterhin benötigt wird.

In der aktuellen Flüchtlingslage sind die Erfahrungen, das Wissen und die Empathie der deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler besonders gefragt. Dies hat uns die Bundeskanzlerin beim Jahresempfang ausdrücklich bestätigt. Obwohl wir als Deutsche, als Heimkehrer, als Kulturverwandte kamen und somit im modernen Sinne „Binnenflüchtlinge“ waren, teilen wir mit vielen heutigen Flüchtlingen, die als Fremde zu uns kommen, das Schicksal des gewaltsamen Heimatverlustes und die mit mancherlei Schwierigkeiten verbundene Ankunft. Vielfach teilen wir mit ihnen auch die Sehnsucht nach der Heimat und den Wunsch nach Rückkehr. Gerade wir wissen, dass Heimat sich nicht ablegen lässt wie ein altes Kleid.

Heimat, Sprache und Kultur sind Teile der Identität jedes Einzelnen, die es als Menschenrecht zu schützen gilt. Daran wollen wir mit unserem diesjährigen Leitwort erinnern, und dazu erhoffen wir uns aufschlussreiche Gedanken von Bundespräsident Joachim Gauck, auf dessen Festrede beim Tag der Heimat am 3. September in Berlin ich ganz persönlich mich schon jetzt freue.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bernd Fabritius MdB

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Inhalt

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Ereignisreiche Tage in Berlin Im zeitlichen Umfeld des traditionellen Jahresempfanges des Bundes der Vertriebenen tagte auch der BdV-Bundesausschuss in Berlin. Auf dem Programm der Versammlung der Vorsitzenden aller Landsmannschaften, Landesverbände und außerordentlichen Mitgliedsverbände im BdV standen u.a. ein Treffen mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Prof. Monika Grütters MdB, und ein Gespräch mit der neuen Direktorin der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ Dr. Gundula Bavendamm.

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70 Jahre Vertriebene in Nordrhein-Westfalen Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen wird im August 2016 einen Festakt zum 70-jährigen Jubiläum des Bundeslandes durchführen. Die Vertriebenen aber wollten in einer eigenen Kundgebung auf ihre nunmehr 70-jährige Geschichte in der neuen Heimat aufmerksam machen und an die Leistung der Vertriebenen beim Aufbau des Landes erinnern.

Seite 11

„Es hatte dieses Thema von ihm Besitz ergriffen“ Es gibt Historiker, die sich besondere Verdienste um die Erforschung einzelner historischer Phänomene zu erwerben vermochten. Es gibt Zeitzeugen, die durch ihre authentischen Berichte vergangenen Ereignissen ein Gesicht zu geben vermochten. Und es gibt Publizisten, die es immer wieder vermochten, die Erinnerung an einzelne dieser Ereignisse in der Öffentlichkeit lebendig zu erhalten. In manchen Fällen vereinen Persönlichkeit zwei, in seltenen Fällen alle drei dieser Vermögen. Einer von ihnen war Heinz Schön, der am 3. Juni 1926 im niederschlesischen Jauer das Licht der Welt erblickte.

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Neues Konzept in historischen Gemäuern Das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Stadt Warendorf finanzierte und von der Kulturstiftung Westpreußen getragene Westpreußische Landesmuseum (WPLM) präsentiert die Geschichte und Kultur der Region am Unterlauf der Weichsel, die sich von Thorn im Süden bis nach Danzig an der Ostsee erstreckt. Dass die museale Einrichtung gerade in Westfalen beheimatet ist, hat seine eigenen historischen Gründe. Und zwar hatte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe im Jahre 1960 eine Patenschaft für die Region Westpreußen übernommen.

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Rational und solidarisch die Flüchtlingsthematik angehen Mehrere Aspekte beinhaltete das heuer von der Ackermann-Gemeinde und der Bernard-BolzanoGesellschaft organisierte Symposium „Dialog in der Mitte Europas“ am Palmsonntag-Wochenende in der mährischen Hauptstadt Brünn: zum einen das Tagungsthema „Wie viel Vielfalt vertragen unsere Gesellschaften?

Titel: Bildschön (1)

Seite 38

Bildschön (2); Collin Vennes (1); Privat (1); Göllner (1); Bauer (1)

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Politik

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„Seien Sie eine deutliche Stimme in den Diskussionen“ Zum neunten Mal besuchte Angela Merkel den Jahresempfang des BdV „Alles in allem haben wir heute eine friedliche Situation in Deutschland und in Europa. Wir spüren aber auch, dass wir jeden Tag wieder neu dafür arbeiten müssen, dass das so ist. Ich denke, wer einmal seine Heimat verloren hat und vertrieben wurde, der wird dieses Gespür vielleicht noch intensiver haben als die, die eine solche Erfahrung nicht machen mussten. Deshalb bitte ich Sie: Seien Sie eine deutliche Stimme in den täglichen Diskussionen.

Danke für das, was die Vertriebenen für unser Land getan haben.“ ank, Anerkennung und Mahnung, D wie sie aus diesen schließenden Sätzen deutlich werden, waren die Kernin-

halte des Grußwortes von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel MdB beim Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen am 12. April 2016 in der Katholischen Akademie in Berlin. Bereits zum neunten Mal war sie der Einladung des Verbandes gefolgt und sprach als Ehrengast vor einem großen Publikum aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Kultur.

„Schlüsselrolle im europäischen Dialog“ Anerkennung zollte die Bundeskanzlerin in ihrer Ansprache den deutschen Heimatvertriebenen insbesondere für deren „Schlüsselrolle im europäischen Dialog“. Die Vertriebenen seien einer der vielen Partner, die sich auch gegen Hindernisse und trotz Meinungsverschiedenheiten für ein „friedliches und gedeihliches Miteinander der Völker und Nationen“ engagierten. Dies könne schließlich nicht einfach verordnet werden. Heimatverbundenheit, das damit zusammenhängende Interesse an einer positiven Entwicklung der Heimat und

BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius begrüßt die Gäste des Jahresempfanges, darunter Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.

die oft entstandenen, guten Kontakte dorthin ließen die Vertriebenen „zu Brückenbauern in einem Europa“ werden, das „letztlich nur so stark ist, wie es auch einig ist.“ Hieran lasse sich ermessen, wie wertvoll „das vertrauensbildende Wirken der Vertriebenen und ihrer Organisationen“ für Europa sei. „Dafür sind und bleiben wir in der Bundesregierung Ihnen ganz herzlich zu Dank verpflichtet“, betonte Merkel und wies auf die in diesem Zusammenhang ebenso wichtige Bedeutung sowohl der Aussiedler und Spätaussiedler als auch der bis heute in den Heimatgebieten lebenden deutschen Volksgruppen hin.

Kurz ging die Bundeskanzlerin auf vertriebenenpolitische Fragen ein, wie etwa die unlängst vorgestellte Neukonzeption der Kulturförderung nach § 96 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes, wo sie z.B. die Erinnerungsweitergabe an kommende Generationen ansprach, oder die weitere Arbeit der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung,

Versöhnung“ und den Aufbau der Dauerausstellung in Berlin. Für die beschlossene Entschädigung ziviler deutscher Zwangsarbeiter sagte sie eine zügige Umsetzung zu. Diese allenfalls „symbolische Anerkennung persönlichen Leids“ sei „ein, wenn auch spätes, wichtiges Zeichen, dass uns das erlittene Schicksal vieler Menschen bewusst ist.“

Erfahrungen von Heimatverlust und Ankunft Den Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation verband die Kanzlerin mit der Erinnerung an die Ereignisse von Flucht und Vertreibung der Deutschen am Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg: „Ohne Zweifel sind die Gründe, der kulturelle Hintergrund und die Hoffnungen der Menschen, die heute ihre Heimatländer verlassen und in Europa Zuflucht suchen, andere als die der deutschen Heimatvertriebenen vor rund 70 Jahren.

6 Das Verbindende aber liegt in der Erfahrung, alles zurückzulassen und einen Weg ins Ungewisse zu gehen.“ Die Vertriebenen hätten nach dem Krieg „einen bedeutenden Beitrag zum Wiederaufbau Deutschlands in West und Ost geleistet“ und das Land zu einer in vielerlei Hinsicht erfolgreichen, weltoffenen und selbstbewussten Nation gemacht.

Integration, so Merkel, sei „stets auch eine Frage des gegenseitigen Nehmens und Gebens.“ Es gelte, Hilfe zu leisten und über Spracherwerb und berufliche Qualifikation Teilhabe zu ermöglichen, gleichzeitig aber Verständnis und Respekt für unsere Werte einzufordern. Das hier Gelernte könne auch all jenen helfen, die in ihre Heimat zurückkehren würden, sobald es die Situation erlaube.

Wie eingangs erwähnt, bat die Bundeskanzlerin die Vertriebenen ausdrücklich, sich aufgrund ihrer eigenen, wenn auch unterschiedlichen Erfahrungen von Heimatverlust und Ankunft noch stärker an der gesellschaftlichen Debatte zu beteiligen.

„Identität schützen – Menschenrechte achten“ Bereits zuvor hatte BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB in seiner Begrüßung der Gäste herausgestellt, dass die derzeitigen Herausforderungen in einer gemeinsamen europäischen Kraftanstrengung angenommen werden müss-

Politik

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Bundeskanzlerin Angela Merkel während ihrer Ansprache beim Jahresempfang 2016 in der Katholischen Akademie.

ten. Die Lehren aus der Vergangenheit erforderten es, „sich einer Empathie für das Leid der heutigen Vertriebenen und Flüchtlinge nicht zu verschließen“ und Menschlichkeit vorzuleben. Außerdem seien gegenseitiger Respekt sowie Achtung vor der jeweils selbst empfundenen Identität und unserem gesellschaftlichen Wertekanon geboten, erklärte Fabritius mit einem Hinweis auf das diesjährige Leitwort des BdV „Identität schützen – Menschenrechte achten“. „Gerade uns Heimatvertriebenen, Aussiedlern und

Spätaussiedlern liegt ein offenes, vereintes Europa der Menschenrechte am Herzen“, sagte der BdV-Präsident und umriss so die Bemühungen des Verbandes seit dessen Gründung.

Zur Durchsetzung seiner Anliegen bleibe der BdV auch zukünftig seiner überparteilichen Ausrichtung treu und suche „den Dialog mit allen politischen Akteuren, die sich zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen.“ Dabei seien gerade auch die Vertreter jüngerer Generationen gern gesehene Gesprächspartner.

Namens der deutschen Heimatvertriebenen und Spätaussiedler dankte Fabritius der Bundesregierung und dem Deutschen Bundestag dafür, dass sie mit ihren berechtigten Interessen dort Gehör fänden. Hierfür seien u.a. der im letzten Jahr zum ersten Mal begangene bundesweite Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung und die Zwangsarbeiterentschädigung klare Belege.

Gleichzeitig sei es nötig, auch selbst engagiert und zielorientiert zu arbeiten, bedeutete der BdV-Präsident und verband dies mit einer Anerkennung seiner Amtsvorgängerin Erika Steinbach. Ohne deren Einsatz „stünde der BdV heute nicht da, wo er steht.“

Ehrenplakette des BdV Gespannte Zuhörer bei der Rede der Bundeskanzlerin (v.l.n.r.): BdV-Vizepräsident Reinfried Vogler, die Hessische Ministerin für Europa- und Bundesangelegenheiten Lucia Puttrich, BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB, BdV-Ehrenpräsidentin Erika Steinbach MdB und BdV-Vizepräsident Albrecht Schläger.

Im Rahmen der Veranstaltung verlieh Dr. Fabritius die Ehrenplakette des BdV Bildschön (5)

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an Großdechant Prälat Franz Jung, den ehemaligen Visitator für die Gläubigen und Priester aus der Grafschaft Glatz.

Das Leben und Wirken des 79-Jährigen sei seit fast sechs Jahrzehnten darauf ausgerichtet, „den Vertriebenen geistliche und menschliche Stütze zu sein“, lobte der BdV-Präsident und freute sich über das einstimmige Votum des Präsidiums zu dieser höchsten Auszeichnung des Verbandes. Auch die Bundeskanzlerin würdigte den Großdechanten für dessen deutsch-polnische Verständigungsarbeit im Bewusstsein der eigenen Geschichte.

Prälat Jung dankte Dr. Fabritius und dem BdV für die hohe Ehrung, die er ausdrücklich als Auszeichnung aller Vertriebenen verstehe. „Ich bin dankbar dafür, dass damit auch meine Landsleute und all die, die sich um Vertriebene kümmern, geehrt werden.“ Nach wie vor setze er sich für „ein gemeinsames Europa in geschichtlicher Wahrheit“ ein.

Politik

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Großdechant Prälat Franz Jung, der ehemalige Visitator für die Gläubigen und Priester aus der Grafschaft Glatz, mit BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB.

Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur Prominente Gäste des Empfangs waren in diesem Jahr u.a. Christian Schmidt MdB, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Hartmut Koschyk MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Deutschland, Emil Hurezeanu, Rumänischer Botschafter in Deutschland, BdVEhrenpräsidentin Erika Steinbach MdB, Vorsitzende der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen, Dr. Gundula Bavendamm, neue Direktorin der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“, Prof.

Dr. Horst Möller, ehemaliger Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, Klaus Brähmig MdB, Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSUBundestagsfraktion, Heinrich Zertik MdB, Vorsitzender des Netzwerks Aussiedler der CDU, Paul Ziemiak, Vorsitzender der Jungen Union Deutschlands und Bernard Gaida, Vorsitzender des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen.

Die Gelegenheit zum persönlichen Gedankenaustausch und konstruktiven Gesprächen wurde von vielen Gästen gern und intensiv genutzt.

MPH

Zahlreiche Abgeordnete des Deutschen Bundestages konnte BdV-Präsident Dr. Fabritius beim Jahresempfang begrüßen, darunter (v.l.n.r.) Heiko Schmelzle, Heinrich Zertik und Klaus Brähmig.

Die neue Direktorin der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“, Dr. Gundula Bavendamm, war Gast beim Jahresempfang und beim Bundesausschuss am folgenden Tag.

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Politik

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LAUDATIO

Es ist mir eine besondere Ehre und große Freude, Ihnen die höchste Auszeichnung unseres Verbands, die Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen, überreichen zu dürfen.

Seit nunmehr fast 60 Jahren richtet sich das gesamte Wirken und Streben von Prälat Franz Jung danach aus, den Vertriebenen geistliche und menschliche Stütze zu sein. Geboren 1936 in Neundorf in der Grafschaft Glatz in Schlesien als eines von neun Kindern, wurde Franz Jung bereits als Kind 1946 mit dem schweren Schicksal der Vertreibung konfrontiert. Sein Weg führte ihn dann als Jugendlichen zur Glatzer Jugend, aus deren Mitte heraus er eine aktive, nachhaltige Vertriebenenarbeit aus tiefer Liebe zur Heimat begann, die bis heute fortdauert. Rückblickend betrachtet, hat Prälat Jung sein ganzes Leben der Seelsorge besonders der Menschen aus der Grafschaft Glatz gewidmet. Durch seine Arbeit hat er nachhaltig zur Milderung des harten Vertreibungsschicksals beigetragen.

In das Amt des Großdechanten – das ist ein Titel, den vor ihm nur wenige trugen und vermutlich nach ihm keiner mehr tragen wird – wurde er 1983 als Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung berufen. Bereits 1985 gründete er den Pastoralrat der Grafschaft Glatz. Prälat Jung war bis 1998 Mitglied der Bischofskonferenz und von 1989 bis 1999 noch Pfarrer in St. Aegidii Münster. Als besonderen Höhepunkt seiner Berufung im Dienste der Heimatvertrieben sehe ich die Seligsprechung des Glatzer JugendKaplans Gerhard Hirschfelder, um die er sich lange und letztlich erfolgreich bemüht hat. Im Heimatwerk Grafschaft Glatz wird unter seiner Ägide mit Beharrlichkeit daran gearbeitet, die Identität der Heimatvertriebenen in religiösem Leben, bei Wallfahrten und Treffen kultureller Art zu bewahren. Ich erinnere an die jährlichen Wallfahrten nach Telgte und nach Werl, an denen Tausende Glatzer teilnehmen, aber auch an die Wallfahrten zu den Gnadenorten im Glatzer Land, die für die heimatverbliebenen Schlesier eine besondere Bedeutung haben. Stärkung der Glatzer Identität einerseits, Brückenbau zwischen Heimatvertriebenen und heutigen Bewohnern der ehemaligen Grafschaft andererseits: Diesen Spagat vollbringt die ehemalige Glatzer Visitatur und ihre Nachfolgeorganisation, das Heimatwerk, seit Jahrzehnten. Als Großdechant ist Prälat Franz Jung der „Oberpriester der Glatzer“.

Durch zahllose Fahrten in die Heimat, ebenso wie durch seine Besuche bei Heimattreffen und anderen Grafschafter Veranstaltungen hat Prälat Franz Jung die Verbindung zu den Grafschaftern in der Fremde gefestigt. Menschlich nahbar und geistlich den Vertriebenen ein großer Halt: Diese Eigenschaften zeichnen ihn bis heute aus!

Das Präsidium des BdV hat sich einstimmig entschieden, Sie, Großdechant Prälat Franz Jung, für Ihre jahrzehntelangen Verdienste um die Belange der deutschen Heimatvertriebenen zu ehren.

Bildschön (1); Bundesregierung/Plambeck (1)

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Politik

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Ereignisreiche Tage in Berlin BdV-Bundesausschuss tagte in der Hauptstadt Im zeitlichen Umfeld des traditionellen Jahresempfanges des Bundes der Vertriebenen tagte auch der BdV-Bundesausschuss in Berlin.

Auf dem Programm der Versammlung der Vorsitzenden aller Landsmannschaften, Landesverbände und außerordentlichen Mitgliedsverbände im BdV standen u.a. ein Treffen mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Prof.

Monika Grütters MdB, und ein Gespräch mit der neuen Direktorin der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ Dr. Gundula Bavendamm. taatsministerin Grütters hatte am S 12. April 2016 in ihren Dienstsitz im Bundeskanzleramt eingeladen, stellte

dem BdV-Bundesausschuss dort die neue Konzeption der Bundesregierung für die Kulturförderung nach § 96 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes vor und ging auf die aktuellen Haushaltsmittel in diesem Bereich ein. Sie betonte, dass diese Mittel in den vergangenen Jahren stetig angehoben worden seien und dass für das laufende Jahr mehr als 20 Mio. Euro Sondermittel, etwa für das Museum Friedland und das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold, zur Verfügung gestellt werden könnten.

Förderung der Kulturarbeit aktueller denn je „Die Förderung der Kulturarbeit nach § 96 ist heute aktueller denn je. Die Kultur und die Geschichte der Deutschen im östlichen Europa gehören zum Selbstverständnis unseres Landes“, erklärte die Kulturstaatsministerin. BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB dankte beim Tref-

Der BdV-Bundesausschuss 2016 gemeinsam mit Staatsministerin Prof. Monika Grütters.

fen für die Zielrichtung der neuen Kulturkonzeption und betonte: „Es ist gut, dass die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler nun wieder ausdrücklich Partner und kein ‚Objekt‘ der Kulturförderung sind.“ Im offenen Gespräch mit Staatsministerin Grütters thematisierten die Mitglieder des BdV-Bundesausschusses viele wichtige Einzelbereiche der Kulturarbeit. So regten sie z.B. zu weiteren Forschungsbereichen an und machten deutlich, dass einige in der Vergangenheit getroffene politische Entscheidungen die Arbeit der eigenen Verbände und Institutionen bis heute erschwerten.

Unterstützung für „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ Am Vormittag des 13. April 2016 konnte der Bundesausschuss Dr. Gundula Bavendamm als Gast begrüßen. Im Dialog mit der seit Anfang April amtierenden Direktorin der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ ging es in erster Linie um ein gegenseitiges persönliches Kennenlernen, aber auch um eine grobe Einschätzung der noch zu bewälti-

genden Herausforderungen auf dem Weg zur Eröffnung der Dauerausstellung im Berliner Deutschlandhaus. Dabei vermittelte Dr. Bavendamm den Anwesenden einen positiven, kompetenten und zugewandten Eindruck. Sie wertete den BdV und die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen als wesentliche Initiatoren der heutigen Bundesstiftung. Auch darum wolle sie die Vertriebenen als Partner für die Stiftungsarbeit gewinnen, ohne ihre Einrichtung jedoch als Dienstleister der Betroffenen zu sehen. Darauf Bezug nehmend, sicherte BdV-Präsident Fabritius der neuen Direktorin die Unterstützung des Verbandes zu und erklärte: „Wir sollten immer bedenken, dass das ‚Sichtbare Zeichen‘ in Berlin sich an die gesamte Bevölkerung richten soll – über ein Vertriebenenschicksal hinaus. Wir selbst kennen unser Schicksal. Es geht um eine Einrichtung, die unser Thema in die Mitte der Gesellschaft transportiert.“

Gauck beim Tag der Heimat Eine besondere Freude machte Dr. Fabritius dem Bundesausschuss mit der

10 Ankündigung, dass Bundespräsident Joachim Gauck die Festrede bei der diesjährigen zentralen Auftaktveranstaltung zum Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen am 3. September in der Berliner Urania halten werde. Die Zusage des Staatsoberhauptes zeige einmal mehr, dass die Erinnerung an Flucht und Vertreibung ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sei.

Am Rande der Veranstaltungen in Berlin kam das BdV-Präsidium außerdem zu einem für beide Seiten erkenntnisreichen Arbeitsgespräch mit Vertretern des Bundesverbandes der „djo – Deutsche Jugend in Europa“ zusammen. Hetav Tek, Bundesvorsitzende, Maria Klimovskikh, stellvertretende Bundesvorsitzende, und Robert Werner, Bundesgeschäftsführer, erläuterten dem Präsidium die Struktur und die Aufgaben ihres Verbandes. Dabei wurden historische und inhaltliche Verbindungen zum BdV ebenso deutlich wie auch Unterschiede.

So gehören der djo außer traditionellen Verbänden wie etwa der „Sudetendeutschen Jugend“ heute auch Migrantenjugendorganisationen wie z.B. der „Kurdische Kinder- und Jugendverband“ an.

Politik

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Staatsministerin Prof. Monika Grütters MdB beim Gespräch mit dem Bundesausschuss im Bundeskanzleramt.

Wie der BdV stellt sich die djo auch der wichtigen Aufgabe der Identitätspflege ihrer Mitglieder, wobei hier sowohl die deutsche Identität als verbindendes Element unter den Mitgliedsorganisationen als auch die Herkunftsidentität als wich-

tiges Persönlichkeitsmerkmal jedes Einzelnen Beachtung findet. BdV-Präsident Dr. Fabritius bemerkte hierzu, dass der Schutz der Identität ein Menschenrecht sei und verwies auf das Leitwort „Identität schützen – Menschenrechte achten“.

BdV-Vizepräsident Albrecht Schläger trifft Ministerpräsident Horst Seehofer m Rande des „Bayerischen Abends“, A den der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer zu Ehren des Tsche-

präsidenten sprechen. Dabei stellten beide die von Sobotka am Nachmittag angesprochene Verkehrsentwicklung zwichischen Ministerpräsidenten Bohuslav schen Bayern und der Tschechischen Sobotka gab, konnte BdV-Vizepräsident Republik in den Mittelpunkt. Der TscheSchläger mit dem Bayerischen Minister- chische Ministerpräsident wies an diesem Tag darauf hin, dass die Tschechische Republik bezüglich der Verkehrsinfrastruktur ihre Hausaufgaben besser erledigt habe als Deutschland und Bayern. Seehofer und Schläger waren einmütig der Meinung, dass von deutscher Seite nachgebessert werden müsse.

Grenzübergreifend sei zwischen Hof und Passau nur eine einzige leistungsfähige Verkehrsverbindung auf einer StreVolkmar Halbleib MdL, BdV-Vizepräsident Albrecht cke von ca. 300 km in Form Schläger, Dr. Walter Becher, Bundesvorsitzender der der A 6 über Waidhaus vorhanSeliger-Gemeinde im Gespräch mit Ministerpräsident den. Große Hoffnungen seien Horst Seehofer (v.l.n.r.). diesbezüglich auf den neuen

Bundesverkehrswegeplan gesetzt worden. Was die Schiene anbelangt, seien die Erwartungen weitgehend erfüllt.

Enttäuschend sei der Entwurf des Bundesverkehrswegeplans bei einer der wichtigsten Ost-West-Verbindungen, nämlich der B 303. Kein vernünftiger Mensch wolle eine Autobahn über das Fichtelgebirge, aber der Lückenschluss zwischen dem tschechischen und deutschen Autobahnnetz, d.h. das Verbindungsstücke A 93 - Schirnding müsse unbedingt wieder in den vordringlichen Bedarf aufgenommen werden, zumal bei Schirnding bereits Baurecht bestehe.

Der Kreistag des Landkreises Wunsiedel im Fichtelgebirge steht mit großer Mehrheit hinter dieser Forderung.

Albrecht Schläger konfrontierte den Ministerpräsidenten abschließend mit dem Hinweis, dass in den letzten zehn Jahren der Bundesverkehrsminister immer von der CSU gestellt worden ist.

Bundesregierung/Plambeck (1); Bay. Staatskanzlei (1); Colin Vennes (3)

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Politik

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70 Jahre Vertriebene in Nordrhein-Westfalen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft beim BdV in Düsseldorf Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen wird im August 2016 einen Festakt zum 70-jährigen Jubiläum des Bundeslandes durchführen. Die Vertriebenen aber wollten in einer eigenen Kundgebung auf ihre nunmehr 70-jährige Geschichte in der neuen Heimat aufmerksam machen und an die Leistung der Vertriebenen beim Aufbau des Landes erinnern. as erwies sich als gute EntscheiD dung, wie die Riege der Ehrengäste zeigte, die sich am 9. April 2016 im

Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf eingefunden hatte. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft war gekommen um die Grüße des Landes an die Vertriebenen zu überbringen, und der Ehrenvorsitzende Hans-Günther Parplies konnte den Landesvorsitzenden der CDU, Armin Laschet MdL, ebenso begrüßen wie die Landtagsabgeordneten Heiko Hendriks, Landesvorsitzender der OMV, und Werner Jostmeier, Beauftragter für Flüchtlings- und Aussiedlerfragen der CDULandtagsfraktion. Launig dankte er Ministerpräsidentin Kraft, dass sie sich von der starken Präsenz der CDU und CSU nicht habe „abschrecken“ lassen.

Vor allem aber betonte er die große Freude der Vertriebenen über den hohen Besuch, den alle als große Ehre und Auszeichnung ansähen.

Auch die Leitung des Gerhart-Hauptmann-Hauses konnte Parplies begrüßen.

Der Direktor der Einrichtung, Prof. Dr. Winfrid Halder, war anwesend, ebenso der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Helmut Harbich und der Kuratoriumsvorsitzende Reinhard Grätz. „Die Veranstaltung findet höchste Beachtung“, stellte der Ehrenvorsitzende des BdV-Landesverbandes fest und dankte den Vertretern des Gerhart-Hauptmann-Hauses für die lange, vertrauensvolle und sachorien-

BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB (l.) mit NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und dem scheidenden BdV-Landesvorsitzenden Hans-Günther Parplies.

tierte Zusammenarbeit. Der Historiker Dr. Guido Hitze war ebenfalls erschienen und wurde als geschätzter Referent begrüßt, der eindrucksvoll die verdienten Persönlichkeiten Czaja und Hupka zu deren 100. Geburtstag vorgestellt habe.

Besonders erfreut war Hans-Günther Parplies über den Besuch des BdV-Präsidenten Dr. Bernd Fabritius, der schon zum zweiten Mal nach Düsseldorf gekommen war und sogar die Festansprache hielt. Der Auftritt der Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen sei auch eine Hommage an ihren Landsmann, erklärte Parplies. Abschließend gratulierte er öffentlich seinem Nachfolger, dem neugewählten BdV-Landesvorsitzenden von NRW Rudi Pawelka.

Ministerpräsidentin Kraft leitete ihr Grußwort ebenfalls mit einem Glückwunsch an den neuen Vorsitzenden und an den neugewählten Vorstand ein.

Dann hob sie die besondere Rolle der Vertriebenen in NRW hervor, an die zum 70. Geburtstag von NRW erinnert wer-

den müsse. Gemeinsam mit den Alteingesessenen hätten die Neuankömmlinge angepackt, aufgebaut und das Wirtschaftswunder geschaffen, obwohl sie zunächst nicht mit offenen Armen aufgenommen worden seien. NRW habe Patenschaften über die Oberschlesier und die Siebenbürger Sachsen übernommen und werde diese auch weiter pflegen. An den neuen Landesvorsitzenden Pawelka appellierte die Ministerpräsidentin, die Geschichte der Vertriebenen in NRW gemeinsam mit der Landespolitik positiv weiterzuführen.

Hannelore Kraft sprach die Flüchtlingsproblematik als Herausforderung an und dankte den vielen ehrenamtlichen Helfern. Die Neuankömmlinge müssten jedoch unsere Werte achten. Sie freue sich auf die weitere Zusammenarbeit mit den Vertriebenen, zumal diese als Partner gebraucht würden.

Einen historischen Rückblick unternahm der CDU-Fraktionsvorsitzende Armin Laschet MdL, indem er die desolate Lage nach dem Krieg schilderte. In

12 ein zerstörtes Land kamen Millionen Menschen, die dann das Leben bunter und differenzierter machten. Die Volksparteien erwarben sich ein großes Verdienst, indem Zugewanderte und Einheimische eintreten durften, so Laschet.

Die Vertriebenen ihrerseits hätten durch die „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ einen historischen Beitrag zum Frieden geleistet und seien zu Brückenbauern in die alte Heimat geworden. Beides habe eine Radikalisierung verhindert. Laschet wünschte Gottes Segen für die weitere Arbeit.

Einen realistischen Ton brachte der Vorsitzende der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus Helmut Harbich in die harmonischen Grußworte. Geld sei nötig, sagte er, um z.B. das Gerhart-Hauptmann-Haus, das frühere „Haus des deutschen Ostens“, weiterhin als ein Haus der lebendigen Geschichte zu erhalten.

BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius eröffnete seine Festansprache „70 Jahre Vertriebene in NRW“ mit einem Blick in die Zukunft. Er gab zu, dass die Arbeit der Vertriebenen in NRW nicht immer leicht sei und appellierte an den neuen Landesvorsitzenden Rudi Pawelka, als Vermittler mit diplomatischem Geschick tätig zu sein. Als Siebenbürger Sachse freue er sich, die Ministerpräsidentin des Patenlandes seiner Landsmannschaft persönlich kennenzulernen und sehe darin einen guten Auftakt für die Zukunft.

Er legte detailliert die Geschichte der

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft während ihres Grußwortes.

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Zahlreiche Ehrengäste konnte der scheidende BdV-Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies begrüßen (v.l.n.r.) CDU-Fraktionsvorsitzender Armin Laschet, Heinrich Zertik MdB, Rudi Pawelka, der zuvor zum neuen Vorsitzenden des BdV-Landesverbandes NRW gewählt worden war, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB, Werner Jostmeier MdL, Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, Klaus Plasczek, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Oberschlesier, OMVLandesvorsitzender Heiko Hendriks MdL und Helmut Harbich, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus.

Vertriebenenarbeit in NRW dar, nannte die Patenschaften für die Oberschlesier und die Siebenbürger Sachsen ein positives Zeichen, gab aber auch der allgemeinen Enttäuschung darüber Ausdruck, dass immer noch kein Landesgedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung eingeführt worden ist und dass die Bemühungen um eine Erinnerungsstätte in Unna-Massen wieder einen Rückschlag erlitten haben.

Nachdrücklich forderte der Festredner eine „ehrliche und angemessene Erinnerungskultur“, für die er konkrete Forderungen stellte, u.a. institutionell unterstützte Museen und Forschungsinstitute mit Schwerpunkten zur mittel- und ostdeutschen Geschichte. Ein gesamtdeutsches Anliegen sei die Erforschung und Bewahrung der ostdeutschen Kulturgeschichte, was der deutsche Bundestag in einer Pressemitteilung kürzlich unterstrichen habe.

Unter dem diesjährigen Leitwort zum „Tag der Heimat“, „Identität schützen – Menschenrechte achten“, ging der Festredner auf die Entschädigung der Zwangsarbeiter ein. Er nannte sie einen „Akt von hoher Symbolkraft“, da die Betroffenen endlich, wenn auch spät, eine offizielle Anerkennung ihres Schicksals erfahren würden.

Ein Wort zu der aktuellen Flüchtlingsproblematik sparte Dr. Fabritius nicht aus. Den historisch bedingten Unter-

schied zwischen den deutschen Vertriebenen ab 1945 und den heutigen Flüchtlingen und Migranten hob er hervor, aber einfühlsam benannte er die Seelenlage der Vertriebenen aus dem deutschen Osten. „Die Vertriebenen von gestern bringen eine besondere Empathie für die Flüchtlinge von heute mit; ungeachtet aller politischen Meinungsunterschiede bleibt für Vertriebene und Spätaussiedler das Leid des Einzelnen der Maßstab des Handelns.“ Ein weiterer Höhepunkt der Kundgebung war die feierliche Verleihung der Wenzel-Jaksch-Medaille an den bisherigen Landesvorsitzenden und jetzigen Ehrenvorsitzenden Hans-Günther Parplies.

Das Schlusswort von Heinrich Zertik MdB rundete die Feierstunde ab. „Die Vertriebenen haben ein Beispiel gegeben“, sagte er und berichtete von einer Frau aus Schlesien, die ihm erzählt habe, „wie es damals war“: Man habe angepackt. „Wir brauchen Zukunft, und wir brauchen Geschichte“, so sein Resümee.

Zur Laudatio über den Ehrenvorsitzenden konnte er nur hinzufügen, dass hier ein unermüdlicher, „atemloser“ Einsatz für die Sache der Vertriebenen zu bewundern ist.

Mit der 3. Strophe des Deutschlandliedes wurde die Feierstunde abgeschlossen, die Susanne Goldmann musikalisch umrahmt hatte.

Bärbel Beutner Colin Vennes (3)

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Politik

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LAUDATIO Diese Auszeichnung wird selten verliehen, darum möchte ich ein paar Worte dazu sagen. Geschaffen wurde die Medaille zum Gedenken an den bekannten sudetendeutschen Politiker Wenzel Jaksch – mit dem Zweck, Persönlichkeiten auszuzeichnen, die sich um die Kenntnis von Schicksal und Kulturerbe der deutschen Vertriebenen aus dem Osten besonders verdient gemacht haben. Wenzel Jaksch war in den 50er/60er-Jahren einer der herausragenden Vertriebenenpolitiker in der Bundesrepublik Deutschland. Von 1964 bis zu seinem Tode im Jahre 1966 war er Präsident des BdV. Der BdV verleiht Ihnen heute, sehr geehrter Herr Parplies, diese Auszeichnung, weil Sie wie kaum ein anderer über nahezu sieben Jahrzehnte hinweg sowohl Ihr berufliches als auch Ihr ehrenamtliches Streben danach ausgerichtet haben, gegen das Vergessen, gegen Geschichtsfälschung und Geschichtsklitterung, aber für Recht und Gerechtigkeit, für Wiedergutmachung des Vertreibungsunrechts, für den Erhalt und die Weiterentwicklung des kulturellen Erbes der Vertriebenen, und für Wahrheit und Wahrhaftigkeit im Umgang Deutschlands mit seinen östlichen Nachbarstaaten … zu kämpfen.

Sie waren bereits zwei Jahre Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen, als Deutschland 1990 die Wiedervereinigung feierte. Heute blicken Sie auf 28 Jahre Landesvorsitz in Nordrhein-Westfalen zurück. Das war sicherlich eine der längsten Stationen, die Sie ehrenamtlich ausgefüllt haben. Aber es war nur eine unter zahlreichen anderen, denn bereits 1953 übernahmen Sie erste ehrenamtliche, dann, mit den Jahren, zunehmend auch hauptamtliche Aufgaben im ostdeutschen Verbands- und Kulturbereich: •

Bundesvorsitzender des Studentenbundes Ostpreußen

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Bundesvorsitzender des Verbandes Heimatvertriebener Deutscher Studenten

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hauptberuflicher wissenschaftlicher Referent für Staats- und Völkerrecht in der Bundesgeschäftsstelle des BdV

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Geschäftsführer der Studiengruppe für Politik und Völkerrecht

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Kulturreferent in der BdV-Bundesgeschäftsstelle mit dem besonderen Schwerpunkt „Kulturpolitik und Bildungsfragen“

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hauptamtlicher Geschäftsführer der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat in Bonn

Allein die Aufzählung der Etappen Ihres Lebens muss unvollständig bleiben. Sie haben jedes Amt intellektuell ausgefüllt, jede Aufgabe geschichtsbewusst und aus tiefer innerer Überzeugung heraus angenommen: •

als Chefredakteur der Studentenzeitschrift „actio“ genauso wie als treibende Kraft beim Albertinum in Göttingen

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als Vorsitzender des BdV-Kreisverbandes Bonn genauso wie als Vizepräsident des BdV

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als Mitglied im Landes- und Bundesvertriebenenbeirat genauso wie als Kuratoriums- und langjähriger Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen.

Das direkte, offene Wort zeichnete Sie jederzeit aus. Ihr enzyklopädisches Wissen um die kulturellen und historischen Leistungen der ostdeutschen Heimatgebiete war ein Pfund, mit dem Sie wuchern konnten. Wenn Sie – sei es öffentlich, sei es im Vier-Augen-Gespräch – immer wieder gefordert haben, Geschichte und Kultur der historischen deutschen Ostgebiete im gesamtdeutschen Bewusstsein zu verankern, oder wenn Sie wieder und wieder auf Erfüllung der Verpflichtungen drängten, die sich aus dem Kulturparagraphen 96 des BVFG ergeben – immer hatten Sie Fakten und logische Argumentationsstränge abrufbereit.

Sehr geehrter Herr Parplies, Sie haben Ihr Leben der Sache der Vertriebenen verschrieben. Ihrer Geschichte, ihrer Kultur, ihren Menschen. Dafür zeichnet Sie der Bund der Vertriebenen aus.

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Politik

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„Hessen bleibt verlässlicher Partner der Vertriebenen“ Ministerpräsident Volker Bouffier empfängt Vertreter der Vertriebenenverbände „Die ersten beiden Jahre der Koalition zwischen CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN waren auch für die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler in Hessen eine gute Zeit.

Wir haben unsere Zusagen eingehalten und können mit Zufriedenheit zurückschauen. Diese Landesregierung wird auch in Zukunft ein verlässlicher Partner für die Anliegen der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler bleiben. Darauf können Sie sich verlassen.“ Dies betonte der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier in seiner Eröffnungsrede beim traditionellen Neujahrsgespräch mit rund 50 Vertreterinnen und Vertretern des Bundes der Vertriebenen (BdV) und der Landsmannschaften in Hessen. n dem Gespräch in der Hessischen A Staatskanzlei nahmen auf Seiten der Landesregierung auch Kultusminister

Prof. Dr. R. Alexander Lorz, Sozial- und Integrationsminister Stefan Grüttner, der Sprecher der Landesregierung, Staatssekretär Michael Bußer, sowie die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, teil. Aus dem Hessischen Landtag begrüßte der Ministerpräsident den Vorsitzenden des Unterausschusses für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung, Hans-Jürgen Irmer MdL, sowie den Landtagsabgeordneten Ulrich Caspar MdL. Für den Bund der Vertriebenen in Hessen waren der BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann gekommen sowie seine beiden Stellvertreter Brigitte Sattler und Manfred Hüber, Landeskulturreferent Otmar Schmitz und weitere Mitglieder des Landesvorstandes. Als Vertreter der Landsmannschaften nahmen u.a. teil der Präsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung und Vizepräsident

des BdV, Reinfried Vogler, der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Hessen, Markus Harzer, sowie für die hessische Patenlandsmannschaft Weichsel-Warthe der Bundesvorsitzende, Dr. Martin Sprungala.

Bestandsgarantie für Beirat und Landesbeauftragte In seiner Begrüßung betonte Ministerpräsident Volker Bouffier die im Bundesvergleich beispielhafte Politik der Landesregierung für die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler. Hessen sei das einzige Land mit einer Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler. „Die Einrichtung und Berufung einer Landesbeauftragten hat sich als Bindeglied zwischen Regierung und Verbänden sowie bei der Integrationsarbeit für Spätaussiedler bewährt“, so der Ministerpräsident. Ausdrücklich dankte er der Landesbeauftragten Margarete ZieglerRaschdorf für ihre Arbeit, die sie mit viel Engagement und Herzblut leiste. Die Landesregierung spreche der Landesbeauftragen ebenso wie dem Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen eine Bestandsgarantie aus. Bundesweit sei der Beirat das einzige Gremium dieser Art, das seit den 1950er Jahren ununterbrochen berufen werde.

Der Ministerpräsident hob als besondere Zeichen der Verbundenheit mit den Heimatvertriebenen den landesweiten „Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation“ hervor, den „Tag der Vertriebenen“ beim Hessentag sowie den Hessischen „Landespreis Flucht, Vertreibung, Eingliederung“. Auch dass der Bund der Vertriebenen durch seinen Landesvorsitzenden im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks vertreten ist, sei im Vergleich zu anderen Bundesländern keine Selbst-

verständlichkeit, sondern Ausdruck der gesellschaftlichen Relevanz der Heimatvertriebenen in Hessen.

Einen besonderen Blick richtete der Ministerpräsident auf die aktuelle Flüchtlingssituation. Die sehr hohe Anzahl von Flüchtlingen, die in Deutschland und Hessen Schutz suchen, sei eine der größten Herausforderungen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die Integration der Flüchtlinge sei eine sehr langfristige politische und gesellschaftliche Aufgabe.

Er freue sich, dass die Aufnahme und Unterbringung der Flüchtlinge in Hessen sehr gut funktioniere und verwies auf den bundesweit einmaligen „Hessischen Aktionsplan zur Integration von Flüchtlingen und Bewahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts“. Er dankte dem Bund der Vertriebenen für seine Hilfe bei Integrationsmaßnahmen und die Beteiligung des BdV am hessischen Asylkonvent.

Glaubwürdige Hilfe in der Flüchtlingsproblematik Sozial- und Integrationsminister Stefan Grüttner erklärte zur Flüchtlingssituation: „Es ist unsere humanitäre Verpflichtung, den Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen, Schutz und eine neue Heimat zu bieten. Hier haben wir in 2015 gemeinsam mit den Kommunen eine Riesenleistung geschafft. In unserem Bundesland gab es keine Bilder von obdachlosen Flüchtlingen. Hessen unterscheidet aber klar zwischen Menschen mit und ohne Bleibeperspektive. Es gibt beschleunigte Verfahren für Personengruppen, die keinen Anspruch auf Asyl haben, das erfolgt in Abstimmung mit den Bundesbehörden“, betonte Sozialminister Grüttner. Bei Flüchtlingen ohne Bleibeperspektive aus den Maghreb- und den Balkanstaaten gebe es seit kurzem keine Zuweisung mehr an die KommuHessische Staatskanzlei (1)

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nen, um diese zu entlasten. Für die Bewahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts müssten Asylverfahren in den Erstaufnahmeeinrichtungen beschleunigt werden, um Menschen ohne Bleiberecht dann auch zeitnah in ihre Heimat zurückführen zu können.

Bei den Integrationsmaßnahmen für anerkannte Flüchtlinge könnten die Heimatvertriebenen aufgrund eigener Erfahrungen von Flucht und Vertreibung glaubwürdig Hilfestellung leisten.

Kennen Not aus eigener Erfahrung Der BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann dankte im Namen des BdV und aller Mitgliedsverbände für die Einladung in die Hessische Staatskanzlei und überreichte dem Ministerpräsidenten den Tätigkeitsbericht des BdV Hessen für das Jahr 2015. „Dank der verlässlichen ideellen und finanziellen Unterstützung durch die Landesregierung ist der Bund der Vertriebenen in Hessen gut aufgestellt für seine verbandspolitischen Aufgaben in der Zukunft“, so Siegbert Ortmann. Das Gespräch mit den Vertriebenenverbänden sei ein Beleg für die Wertschätzung der Landesregierung für die Heimatvertriebenen. Eingehend auf die aktuelle Flüchtlingssituation erklärte der BdV-Landesvorsitzende: „Die deutschen Heimatvertriebenen können und sollen sich bei der Integration der heutigen Flüchtlinge einbringen.

Wir kennen die Not der Flüchtlinge aus eigener Erfahrung und wollen uns vor diesem Hintergrund dafür einsetzen, diesen Menschen zu helfen.“ Weiter betonte der BdV-Landesvorsitzende die Bedeutung von Reisen der Vertriebenenverbände in die Herkunftsgebiete der Heimatvertriebenen und Aussiedler. Hierzu lade er auch Vertreter der Landesregierung herzlich ein. In diesem Zusammenhang berichtete Ortmann über die Aktivitäten des DeutschEuropäischen Bildungswerkes e.V. (DEB). Als Tochterorganisation des BdV Hessen verstehe sich das DEB als „Brückenbauer“ zu den östlichen Nachbarn in Europa und organisiere jedes Jahr mehrtägige Reisen. Auch in diesem Jahr seien drei Fahrten nach Lodz, ins Altvatergebirge sowie nach Königsberg geplant. Auch der Präsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung,

Gruppenbild nach dem Gespräch in der Hessischen Staatskanzlei: Ministerpräsident Volker Bouffier und Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf (erste Reihe Mitte); Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz und BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann (zweite Reihe 3. u. 4. v. l.); Sozial- und Integrationsminister Stefan Grüttner (letzte Reihe rechts).

Reinfried Vogler, sowie die stellvertretende BdV-Landesvorsitzende und Vorsitzende der Landsmannschaft der Ostseedeutschen, Brigitte Sattler, unterstrichen die Notwendigkeit von Reisen in die Herkunftsgebiete als wichtiges Instrument der verbandspolitischen Arbeit und Verständigung mit den europäischen Nachbarn.

Lehrerhandreichung wird aktualisiert und digitalisiert Wie in den vergangen Jahren galt dem Thema Flucht und Vertreibung im Schulunterricht besondere Aufmerksamkeit.

Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz betonte, dass es ihm wichtig sei, dieses Thema in den Schulen zu vermitteln. Im letzten Jahr habe man dazu viel auf den Weg gebracht, so Prof. Lorz. Ab dem Schuljahr 2016/17 werde im Kerncurriculum für die Oberstufe im Fach Geschichte das Thema Flucht und Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg verbindlich festgeschrieben. Bei den Schulbüchern bliebe es auch künftig bei der Schwierigkeit, dass eine Landesregierung einem Schulbuchverlag keine Vorschriften über konkrete Darstellungen einzelner Themen machen könne, erläuterte der Kultusminister. Das Kultusministerium könne nur

Vermittler zwischen den Verbänden und den Verlagen sein. Diesen sei die Kritik der Vertriebenenverbände bekannt.

Angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation seien die Schulbuchverlage zudem stärker für das Thema sensibilisiert. Das Kultusministerium werde verstärkt ergänzende Materialien für den Unterricht herausgeben. So soll eine digitalisierte und aktualisierte Fassung der bekannten Lehrerhandreichung zum Thema Flucht und Vertreibung erarbeitet werden.

Von Ministerpräsident Bouffier auf die Nachwuchsarbeit der Verbände angesprochen, versicherten mehrere Verbandsvertreter, dass das Interesse der Enkelgeneration am Schicksal der Heimatvertriebenen und an der Heimat ihrer Vorfahren erfreulicherweise deutlich zunehme. Vor allem das Internet, aber auch Bildungsreisen in die alte Heimat unterstützten die Nachwuchsgewinnung. Zum Abschluss des zweistündigen Meinungsaustauschs dankte der Ministerpräsident den Anwesenden für ihre ehrenamtliche Arbeit und das Vertrauensverhältnis zwischen der Landesregierung und den Verbänden. Er freue sich auf die kommenden gemeinsamen Veranstaltungen mit den Heimatvertriebenen, zu denen er sehr gerne komme, so der Ministerpräsident.

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Politik

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Breslau – eine Metropole mit vielen Gesichtern Zeitgenössische Maler und Bildhauer aus der Kulturhauptstadt Europas Der ehrenvolle Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2016“ ist für Haus Schlesien in KönigswinterHeisterbacherrott ein passender Anlass, um im Rahmen seiner diesjährigen Veranstaltungen die Geschichte und Gegenwart von Breslau in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. ie gut besuchte AuftaktveranstalD tung des Themen-Schwerpunktes war eine Begegnung des Publikums mit

Breslauer zeitgenössischen Künstlern.

Als Schauplatz für den Dialog wurde der Eichendorffsaal gewählt, in dem bis zum 14. August Malereien und Zeichnungen von zwei Absolventen der Breslauer Akademie der Künste zu sehen sind. Der Begegnung wohnten neben Małgorzata Zukterowska und Łukasz Morawski auch die ebenfalls aus Breslau angereisten Bildhauer Stanisław Wysocki und sein Sohn Michal sowie der Direktor des Breslauer Stadtmuseums, Dr. Maciej Łagiewski, bei.

Breslau inspiriert: Naturbilder und Stillleben Der 1964 in Hindenburg geborene und heute international anerkannte Künstler Łukasz Morawski ist seit 1999 als Dozent an der Akademie der Künste in Breslau tätig. In der Ausstellung „Junge Kunst aus Breslau“ zeigt er eine Auswahl seiner jüngsten Arbeiten. Die Malereien „Atlantik“ und „Blühender Apfelbaum“ sind – wie übrigens alle seine Bilder – in der Natur entstanden – dort, wo die Eindrücke mit Ehrfurcht und Gefühl anscheinend in einem individuellen Code festgehalten werden. In einer Ausstellungsbesprechung wird zu Recht von Morawskis „Vibrationslandschaften“ gesprochen, die eine enge Verbin-

Dr. Maciej Łagiewski (r.) im Gespräch mit Dr. Albrecht Tyrell, Vizepräsident des Vereins Haus Schlesien.

dung von Emotionen mit der Rigorosität einer analytischen Wissensbegierde ausstrahlen.

Die 1983 im oberschlesischen Kreuzburg geborene Wahl-Breslauerin Małgorzata Zukterowska wiederum zeigt farben- und formenreiche Arbeiten, die vor allem ihre persönlichen Empfindungen widerspiegeln. Ausgehend von den in der Realität vorhandenen Objekten, Landschaften und Gebäuden baut sich die Künstlerin dank ihrer schöpferischen Phantasie eine eigene Welt auf.

Die Bilder erhalten somit subjektive Facetten. Die auf den ersten Blick geometrisch wirkenden Malereien lassen erst beim genaueren Hinsehen Kähne, Tiere oder Stillleben erkennen. Die farbenfrohen Bilder seien in ihr drin – verriet die Künstlerin. Ihre Aufgabe sieht sie darin, die persönlichen Empfindungen und Ideen lediglich mit dem Pinsel auf die Leinwand nach außen zu bringen.

Neben den aussagekräftigen Malereien aus der „Karussell“-Reihe sind Arbeiten

aus den Zyklen „Stillleben“ und „Die Stadt“ zu sehen. „Labyrinth“, „Die Insel“, „Erinnerung“ und „Fabriken“ sind weitere Acrylwerke, die den lebhaften Charakter der jungen Malerin unterstreichen.

Skulpturen aus dem Breslauer Atelier Weitere Künstlerpersönlichkeiten, die bei der Begegnung im Haus Schlesien, das Interesse des Publikums weckten, waren der gebürtige Ostpreuße Stanisław Wysocki (Künstlername Stanwys) und sein Sohn Michal. Der Besuch der beiden Breslauer Bildhauer war übrigens mit der Figur des „frohen Wandersmannes“ Joseph Freiherr von Eichendorff verbunden. Sie brachten die aus weißem Polyester gestaltete Statue aus ihrem „Winterquartier“ wieder in den Park von Haus Schlesien zurück. Freunde des Hauses wissen, dass es sich hierbei um Göllner (2)

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Politik

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einen Vorentwurf des historischen Eichendorff-Denkmals handelt, dessen rekonstruiertes Original im Botanischen Garten der Universität Breslau steht.

Der 1949 in Ełk (deutsch Lyck) in der polnischen Woiwodschaft ErmlandMasuren geborene Künstler Stanwys hat im Haus Schlesien bereits vor drei Jahren eine repräsentative Auswahl seiner großen Bronze-Statuen ausgestellt. Zur Künstlerbegegnung in KönigswinterHeisterbacherrott brachte der Breslauer Bildhauer auch kleinformatige Arbeiten mit, die jedoch den großen Skulpturen in Sachen Thematik, Form, Geometrie und Verarbeitung keinesfalls nachstehen.

Vorträge, Ausstellung und Studienreise Nicola Remig, die Leiterin des gastgebenden Dokumentations- und Informationszentrums für schlesische Landeskunde in Königswinter-Heisterbacherrott, stellte den zahlreich erschienenen Gästen das Programm vor, das Haus Schlesien mit Bezug auf das Themenjahr Breslau vorbereitet. Zum einen geht es um die neue Sonderausstellung „Breslau persönlich. Biografische Blicke auf die Europäische Kulturhauptstadt“, die vom 22. Mai bis zum 11. September zu besichtigen ist. Für diese originelle Präsentation wurden Einheimische und Durchreisende, Deutsche und Polen, heutige und frühere Breslauer, bekannte und unbekannte Menschen, Junge und Alte aufgefordert, ihre ganz persönlichen Erfahrungen in Verbindung mit der Odermetropole zu schildern. Diese individuellen Blicke auf Breslau werden durch Objekte und Bildmaterialien sowie zusätzliche erläuternde Texte zu den jeweiligen Orten und Ereignissen ergänzt.

Eine begleitende Publikation mit den wichtigsten Ausstellungstafeln ist als besonderer „Stadtführer“ gedacht, der den Besuchern die Möglichkeit gibt, ein „eigenes“ Breslau-Bild zu entwerfen.

Außerdem schreibt Haus Schlesien auch einen Fotowettbewerb aus, an dem sich Interessierte bis zum 30. Juni 2016 mit eigenen Ansichten aus der Odermetropole beteiligen können.

Zum anderen ist ergänzend zu dieser thematischen Sonderschau am 3. und 4.

Juni 2016 eine Fachtagung unter dem

Nicola Remig mit den Breslauer Künstlern Małgorzata Zukterowska und Łukasz Morawski.

Motto „Breslau – eine Metropole im Umbruch“ geplant. Die in Kooperation mit dem Gerhart-Hauptmann-Haus, Düsseldorf, der Breslauer Sammlung, Köln, und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa, Potsdam, organisierte Tagung bietet Historikern, Kunsthistorikern, Geographen und Literaturwissenschaftlern die Möglichkeit, ihren persönlichen Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart der Metropole zu präsentieren.

Dass Breslau eine bewegte Geschichte hat, deren Spuren auch heute noch in der Stadt zu entdecken sind, ist allseits bekannt. Die Teilnehmer der Studienreise vom 11. bis zum 17. September können unter der fachkundigen Reiseleitung von Thomas Maruck bei ihrem Besuch auch viele neue Facetten der Kulturmetropole kennenlernen. Die Entdeckung von Napoleons Spuren, die Begegnung mit dem Bischof Kominek bei einem Spaziergang über die Dominsel und ein Besuch im Atelier des Bildhauers Stanisław Wysocki sind nur einige interessante Programmpunkte der Reise.

Zur polnischen Delegation aus Polen, die anlässlich der Künstlerbegegnung im Haus Schlesien weilte, gehörte auch Dr.

Maciej Łagiewski. Der langjährige Direktor des Städtischen Museums in Breslau (Muzeum Miejskie Wrocławia) wurde für seine Verdienste um Breslau, Schlesien und die deutsch-polnische Verständigung unter anderem mit dem Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen und dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Als Autor des vor kurzem erschienenen Bandes „Breslau. Was sehenswert ist!“ baut Dr. Łagiewski eine Brücke zwischen historischen Zusammenhängen und den heutigen Attraktionen der schlesischen Metropole.

Dr. Łagiewski informierte das Publikum über Höhepunkte des umfangreichen Programms anlässlich der Europäischen Kulturhauptstadt. Insgesamt geht es um rund 400 Projekte, etwa 1000 Veranstaltungen und 8 Kuratoren, die verschiedene Kulturbereiche betreuen.

Unter anderem ist bis Ende Juli im Stadtmuseum Breslau die Ausstellung „Verfolgte Kunst: Der jüdische Künstler Heinrich Tischler und sein Breslauer Kreis“ zu besichtigen. Die Präsentation ist in Zusammenarbeit mit dem Schlesischen Museum zu Görlitz entstanden.

Dieter Göllner

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Geschichte

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Gegründet von Kurfürst August dem Starken Zuchthaus Waldheim wird 300 Jahre alt und diente allen Regimen Im Juni 1850 hielt im Morgengrauen auf einer Anhöhe vor Waldheim in Sachsen eine mit Pferden bespannte Kutsche, in der der Revolutionär August Röckel (18141876) saß. Er war wegen Beteiligung am Dresdner Mai-Aufstand 1849 zunächst zum Tode verurteilt worden, hatte ein reichliches Jahr auf der Festung Königstein im Elbsandsteingebirge verbracht und war nun von König Friedrich August (1797-1854) zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe begnadigt worden.

Der Wagen war, begleitet von einem Gerichtsdiener und zwei Unteroffizieren, die Nacht durchgefahren, um den politischen Gefangenen fristgerecht abzuliefern. In seinen Erinnerungen „Sachsen Erhebung und das Zuchthaus zu Waldheim“ (1863) schrieb August Röckel Jahre später: „Wir hatten endlich einen Hügel erstiegen, vor dem sich ein wunderbar schönes Flusstal ausbreitete, in deren Mitte, von Höhen umschlossen, ein Städtchen lag…

Fünf Minuten später hielt der Wagen vor dem Tor des Zuchthauses. Der Gerichtsdiener schellte; das Tor wurde geöffnet und schloss sich wieder hinter mir – auf mehr denn elf Jahre.“ ugust Röckel, Musikdirektor am A Dresdner Hof, war nicht der einzige Revolutionär, der damals in Waldheim

einsaß, auch der Kreisamtmann Otto Leonhard Heubner (1812-1893) aus Freiberg/Sachsen und der Leipziger Schriftsteller Theodor Oelckers (18161869) waren dort, neben 250 namenlosen Aufständischen, für zehn Jahre eingesperrt, während nach Hofkapellmeister Richard Wagner (1813-1883), der nach Weimar hatte entkommen können, steckbrieflich gefahndet („… ist aber

Die Justizvollzugsanstalt Waldheim heute unter sehr veränderten Bedingungen.

nicht zu erlangen gewesen“) wurde. Ein Jahrhundert nach August Röckels Entlassung 1862, traf ich, am 2. September 1962, im Zuchthaus Waldheim ein. Wir Neuankömmlinge verbrachten die erste Nacht im „Kuhstall“, einem Relikt aus der Feudalzeit, als die Strafanstalt noch Jagdschloss der sächsischen Kurfürsten gewesen war. Am nächsten Morgen wurden wir ins neue Zellenhaus geführt, das 1886 errichtet worden war und das von den Gefangenen, weil es wie ein Ozeandampfer aussah, nur die „Bremen“ genannt wurde. Später, als ich aus dem Zellenfenster im vierten Stock blickte, sah ich auf dem Turm gegenüber eine Wetterfahne, die die Jahreszahl 1779 trug. Waren wir im 18. Jahrhundert angekommen? Damals, 1779, war Goethe 30 Jahre alt und lebte schon in Weimar. Jahre später, 1790 und 1813, hat er im „Goldenen Löwen“ zu Waldheim übernachtet, einmal nach der Rückkehr aus Schlesien, einmal von den böhmischen Bädern kommend. Das Zuchthaus war noch 1404 eine alte Burganlage, die

dann in ein Augustinerkloster umgewandelt wurde, das aber schon anderthalb Jahrhunderte später, während der Reformationszeit 1549, wieder aufgelöst wurde. Danach kaufte der sächsische Kurfürst Christian I. (1560-1591) das leerstehende Gebäude und ließ es zu einem Jagdschloss umbauen, das aber nach dem Dreißigjährigen Krieg 1618/48 verfiel. Dieser langanhaltende Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Protestanten war, weil das Bettel- und Bandenwesen zu einer furchtbaren Landplage geworden war, der Grund dafür, dass Kurfürst August der Starke (1670-1733) in Waldheim, das verkehrsgünstig zwischen Chemnitz, Dresden und Leipzig lag, ein „Zucht-, Waisen- und Armenhaus“ errichtete, dessen Einweihung am 3./4. April 1716 erfolgte; die heute noch existierende Linde vor der Anstaltskirche, die 1969 von der „Volkspolizei“ in eine Turnhalle umgewandelt wurde, war 1719 gepflanzt worden. Unter dieser Linde stand ich am 21. August 1964, als die „Staatssicherheit“ uns von der JVA Waldheim (1); van Gore (1)

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Bundesregierung freigekauften Häftlinge nach Berlin-Hohenschönhausen fuhr.

Im 19./20. Jahrhundert, besonders im „Dritten Reich“ und zu DDR-Zeiten, war Waldheim auch der Ort, wo politische Gefangene weggeschlossen wurden. In den Jahren 1933/45 saßen dort die Kommunisten und späteren DDRPolitiker Fritz Selbmann (1899-1975) und Horst Sindermann (1915-1990) und 1950/60 der aus dem Erzgebirge stammende Oberschüler Hermann Joseph Flade (1932-1980), der zunächst, weil er DDR-kritische Flugblätter in Hausbriefkästen gesteckt hatte, zum Tode verurteilt worden war. Dass auch der Lehrer und später als Schriftsteller berühmt gewordene Karl May (18421912) dort 1869/74 eingesessen hat, wenn auch nicht aus politischen Gründen, und beim Geschichtenerzählen während der Arbeit zum Schriftsteller wurde, hat sein sächsischer Landsmann Erich Loest einfühlsam in seinem Roman „Swallow, mein wackerer Mustang“ (1980) beschrieben.

Waldheim unter dem DDR-Regime In den 100 Jahren seit August Röckels Entlassung hatte sich an den Verhältnissen im Zuchthaus Waldheim wenig verändert und manches verschlechtert. Wir verurteilten Häftlinge, die am 2. September 1962 aus Leipzig eingetroffen waren, wurden die erste Nacht im „Kuhstall“ untergebracht, einem Relikt aus der Feudalzeit, als Waldheim noch Jagdschloss der Kurfürsten war. In das neue Zellenhaus kamen wir am nächsten Morgen.

Hier hausten Hunderte von Strafgefangenen zu viert in Zellen von 9,20 Quadratmetern Größe, die nur für zwei Leute vorgesehen waren, wie an der Tür zu lesen stand. Der Raum in den Zellen, die offiziell „Verwahrräume“ hießen, war noch beengter dadurch, dass zwei Doppelpritschen darinstanden. Fließendes Wasser gab es wie zu August Röckels Zeiten nicht, dafür aber einen Krug und vier Waschschüsseln. In der Ecke unter dem Fenster stand ein stinkender Kübel für unsere Notdurft, der täglich um 4.00 Uhr, wenn wir geweckt wurden, in die Kübelzelle gebracht und entleert werden musste. Dieser Kübel wurde auch dann von Gefangenen, die beispielsweise an Durchfall litten, benutzt, wenn andere

Geschichte

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Ein historische Luftaufnahme des Zuchthauses Waldheim.

Gefangene an der Tischplatte aßen. Als ich diese hygienischen Zustände einmal zwei hohen Offizieren der „Volkspolizei“ gegenüber ansprach, meinten sie nur, bis 1970 wären ohnehin alle DDRBürger umerzogen, dann bräuchte man keine Zuchthäuser mehr! Immerhin wurden die Gefangenen nicht mehr, wie es in August Röckels Buch zu lesen ist, „Zum Willkomm ausgepeitscht!“ Um 5.30 Uhr mussten wir auf dem Hof vor der „Bremen“ antreten, dann wurde abgezählt, ob nicht einer über Nacht geflohen war. Die Arbeit für die Firma „Elmo“ (VEB Elektromotorenwerk Hartha) dauerte von 6.00 bis 14.30 Uhr, danach waren Körperreinigung in der Waschkaue angesagt und „Freistunde“, wo wir in Fünferreihen über den Zuchthaushof marschierten. Anschließend stiegen wir die Treppen in der „Bremen“ nach oben und warteten vor unseren Zellen, wo bereits die Kaltverpflegung abgelegt war. Unser Feierabend waren die drei Stunden von 16.00 bis 19.00 Uhr, wo wir Bücher lasen oder die langweiligen DDR-Zeitungen wie „Neues Deutschland“. Die Zuchthausbücherei, auch das muss gesagt werden, war vorzüglich ausgestattet. An deutscher Literatur war fast alles von Goethe bis Thomas Mann vertreten, auch Romane des Amerikaners Thomas Wolfe gab es, weiterhin jede Menge Sowjet- und DDRLiteratur, denn wir sollten im Sinne des Sozialismus „umerzogen“ werden.

Wenn man Werke von Marx und Engels lesen wollte, brauchte man eine Sondergenehmigung. Der Kulturhauptmann

der „Volkspolizei“ konfiszierte im Sommer 1963 von Dostojewski die „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ (1861/62) und von Bruno Apitz den Roman „Nackt unter Wölfen“ (1958), weil Gefangene mit Bleistift hämische Bemerkungen hineingeschrieben hatten.

Es gab auch einen Gefangenenchor und eine Theatergruppe, die im Kultursaal hinter der „Bremen“ übten. Dort hatten wir auch alle zwei Wochen politische Schulung, wo uns Vertreter der „Nationalen Front“ über die Vorzüge des Sozialismus belehrten, oder wo wir spannende Filme sehen durften wie „Ernst Thälmann. Sohn seiner Klasse“ (1954) und „Ernst Thälmann. Führer seiner Klasse“ (1955).

Wenn man heute in Waldheim durch den Strafvollzug in der „Bremen“ geführt wird, kann man nur staunen darüber, was den 400 Häftlingen dort an Vergünstigungen geboten wird. Alle Häftlinge leben in Einzelzellen, die von innen verschließbar sind. Sie verfügen über Fernseher, Radios, Plattenspieler und Computer, auf dem Flur gibt es Telefonapparate, wo sie Verwandte und Freunde anrufen können, in der Küche können sie sich Essen kochen oder Kuchen backen. In der Freistunde dürfen sie über den Hof schlendern, wo es ein riesiges Schachbrett gibt mit Sitzbänken. Es fehlt nur noch, dass Justizvollzugsbeamte mit einem Schreibblock von Mann zu Mann gehen: „Wünschen der Herr Strafgefangene den Kaffee mit Milch oder mit Zucker?“

Jörg Bernhard Bilke

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Politik

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Vielfältige grenzüberschreitende Zusammenarbeit Ministerpräsident Tillich spricht mit deutscher Volksgruppe Zum Besuch des Sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich MdL in Oppeln erklärt der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/ CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge – Helmut Sauer (Salzgitter): it seiner Schirmherrschaft über die M aktuell an der Technischen Universität Oppeln stattfindende, erste pol-

nisch-deutsche Wissenschaftskonferenz „Bridge“ beweist der Sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) einmal mehr, dass ihm eine vielfältige und zukunftsfeste grenzüberschreitende

Zusammenarbeit mit den polnischen Nachbarregionen ein wichtiges Anliegen ist.

Anfang dieses Jahres hatte das seit 2012 bestehende, unterdessen sehr gut vernetzte Sächsische Verbindungsbüro in Breslau, das von Andreas Grapatin geleitet wird, einen Außenposten in Oppeln eröffnen können. Da Oppeln heute das organisatorische Zentrum der Deutschen in Oberschlesien ist, ist diese Initiative unbedingt zu begrüßen.

Vor diesem Hintergrund ist es ein deutliches und positives Zeichen, dass der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich sich auch Zeit zu einem Gespräch mit den wichtigsten Vertretern der deutschen Volksgruppe in Polen

nahm: In Anwesenheit der Breslauer Generalkonsulin Elisabeth Wolbers, der Oppelner Konsulin Sabine Haake und seines Verbindungsbüroleiters Andreas Grapatin ließ sich der Sächsische Ministerpräsident über die Lage der Deutschen informieren. Es steht zu hoffen, dass die erörterten Möglichkeiten über eine Zusammenarbeit etwa im kulturellen sowie im bildungspolitischen Bereich Früchte tragen werden.

Die OMV ermutigt jedes Bundesland zu grenzüberschreitenden Partner- und Patenschaften mit unseren Nachbarländern, in denen auch die berechtigten Interessen der deutschen Volksgruppen vor Ort Beachtung finden. Sachsen ist hierfür ein gutes Beispiel.

Bischof em. Dr.Walter Mixa feierte mit oberschlesischen Landsleuten Wemding. (dod) Die Landsmannschaft der Oberschlesier war zum Dankgottesdienst von Bischof em. Dr. Walter Mixa, geboren in Königshütte in Oberschlesien, eingeladen. In der vollbesetzen Basilika Maria Brünnlein in Wemding waren die Oberschlesier aus München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg und Schweinfurt mit Trachtengruppen, Fahnenabordnungen und über 100 Teilnehmern vertreten und feierten mit Dr. Mixa dessen 20-jähriges Bischofsjubiläum und seinen 75. Geburtstag. Der stellvertretende Landesvorsitzende Günther Rinke, überbrachte die Glückwünsche der Landsmannschaft und des Oberbürgermeisters der Stadt Würzburg, Christian Schuchardt, und übergab einen Teller mit dem St. Annaberg in Oberschlesien und dem Bayerische Staatswappen sowie eine Hl. Barbara aus Kohle

geschnitzt. Er dankte für die enge Verbundenheit zur Landsmannschaft wie bei den St. Anna-Wallfahrten nach Altötting, den Barbaragottesdiensten oder

Oberschlesischen Maiandachten in den Oberschlesiergruppen. Dr. Mixa zeigte sich hoch erfreut über die starke Teilnahme und bedankte sich ganz herzlich.

Bischof Mixa mit seinen oberschlesischen Landsleuten.

Leo Daniel (1); Privat (1)

Politik

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„Es hatte dieses Thema von ihm Besitz ergriffen“ Zum 90. Geburtstag des Gustloff-Chronisten Heinz Schön Es gibt Historiker, die sich besondere Verdienste um die Erforschung einzelner historischer Phänomene zu erwerben vermochten. Es gibt Zeitzeugen, die durch ihre authentischen Berichte vergangenen Ereignissen ein Gesicht zu geben vermochten. Und es gibt Publizisten, die es immer wieder vermochten, die Erinnerung an einzelne dieser Ereignisse in der Öffentlichkeit lebendig zu erhalten. In manchen Fällen vereinen Persönlichkeit zwei, in seltenen Fällen alle drei dieser Vermögen. Einer von ihnen war Heinz Schön, der am 3. Juni 1926 im niederschlesischen Jauer das Licht der Welt erblickte. ie letzten Monate des Zweiten WeltD krieges mit Flucht und Vertreibung der Ostdeutschen erlebte der Schlesier

im südlichen Ostseeraum, wo er Zeuge der größten Schiffskatastrophe – nicht nur des Zweiten Weltkriegs – wurde: dem Abschuss und Untergang der „Wilhelm Gustloff“ am 30. Januar 1945. Nur einen halben Monat nach der eigenen Rettung ging der junge Schön wieder an Bord: Das Kommando führte ihn auf die „General San Martin“, auf der er elf weitere Transporte von Flüchtlingen erlebte, die ihn 22 mal über das „Grab der Wilhelm Gustloff“ führten. Es sollten noch 46 Jahre vergehen, bis er selbst an einem Tauchgang zum Schiffswrack teilnehmen konnte.

Auf das Unglücksschiff fixiert Wie die Kriegserlebnisse sein weiteres Leben bestimmen sollten, hat der westpreußische Literaturnobelpreisträger Günter Grass beschrieben, der Schön in seiner Novelle „Im Krebsgang“ (Göttingen 2002) ein literarisches Denkmal setzte:

Heinz Schön.

„Sein Werdegang ist wie meiner auf das Unglücksschiff fixiert. Knapp ein Jahr vor Kriegsende kam er als Zahlmeisterassistent auf die Gustloff. Eigentlich hatte Heinz Schön nach erfolgreichem Aufstieg in der Marine-Hitlerjugend zur Kriegsmarine gewollt, doch musste er, seiner schwachen Augen wegen, bei der Handelsmarine anmustern. Da er den Untergang des KdF-Passagier-, dann Lazarett-, darauf Kasernen- und schließlich Flüchtlingstransportschiffes überlebte, begann er nach dem Krieg alles zu sammeln und aufzuschreiben, was die Gustloff in guten und schlechten Zeiten betraf. Er kannte nur dieses eine Thema; oder es hatte einzig dieses Thema von ihm Besitz ergriffen. [...] Alles hatte er aufgelistet: die Anzahl der Kabinen, die Unmengen Reiseproviant, die Größe des Sonnendecks in Quadratmetern, die Zahl der kompletten und der am Ende fehlenden Rettungsboote und schließlich – von Buchauflage zu Buchauflage steigend – die Zahl der Toten und Überlebenden.“ Bereits 1945 – neben seiner Arbeit bei der Reederei der Gustloff, der HamburgSüdamerikanischen DampfschiffahrtsGesellschaft – führte Schön erste Gespräche mit Besatzungsangehörigen, etwa Kapitän Friedrich Petersen. Später – als Student in Göttingen und 1953 bis 1990

im Dienst der Stadt Herford – setzte er die Aufarbeitung fort. Seine Sammlungsund Forschungstätigkeiten waren für Schön Grundlage eines fast 65 Jahre umspannenden publizistischen Wirkens: Dieses begann mit dem Erscheinen der Reportage „Die Wilhelm Gustloff-Katastrophe wie sie wirklich war“ ab dem 20.

Februar 1949 in der Hannoveraner Wochenzeitung „Heim und Welt“. Nur drei Jahre später folgte die erste Monografie: „Der Untergang der Wilhelm Gustloff – Tatsachenbericht eines Überlebenden“. Die zweite – „Die letzte Fahrt der Wilhelm Gustloff“ – folgte 1960. Noch im Jahr seines Todes erschien posthum das gemeinsam mit Jürgen Kleindienst herausgegebene Buch „Pommern auf der Flucht 1945. Rettung über die Ostsee aus den Pommernhäfen Rügenwalde, Kolberg, Stettin, Swinemünde, Greifswald, Stralsund und Saßnitz“. In den dazwischenliegenden Jahrzehnten erschienen Standardwerke zur Vertreibung im Ostseeraum – heraus sticht die 1983 in erster Auflage erschienene Dokumentation „Ostsee 45 – Menschen, Schiffe, Schicksale“.

„Forschungsstelle Ostsee“ Im Laufe der 1960er/70er-Jahre war es Heinz Schön möglich, seine Arbeit in den Dienst der staatlich geförderten Aufarbeitung von Flucht und Vertreibung zu stellen und mit seiner Expertise zu ihrem Fortschreiten beizutragen. An diese Zeit erinnert Schön im Vorwort zur 2008 erschienen Dokumentation „Die letzte Fahrt der Wilhelm Gustloff“: „Durch meine beiden Gustloff-Bücher und meine Berichte in der Presse war Konteradmiral a.D. Conrad Engelhardt auf mich aufmerksam geworden. Der Admiral, Anfang 1945 von Großadmiral Dönitz als ‚Seetransportchef Ostsee‘ eingesetzt, hatte von der Bundesregierung Anfang

22 1962 den Auftrag erhalten, an der Ostakademie Lüneburg eine ‚Forschungsstelle Ostsee‘ einzurichten. Diese sollte unter seiner Leitung eine ‚Offizielle Dokumentation über die Rückführung von Flüchtlingen, Verwundeten und Soldaten mit Schiffen der Handels- und Kriegsmarine 1944/45 über die Ostsee‘ erarbeiten. Ich stellte mich als ‚Ehrenamtlicher Mitarbeiter‘ in den Dienst dieser Aufgabe und wurde sieben Jahre lang zum jüngsten und engsten Mitarbeiter des Admirals, bis 1972 die Auflösung der 6-köpfigen Forschungsstelle erfolgte.

Die Bundesregierung hatte sich entschlossen, auf die Herausgabe der Dokumentation zu verzichten. 1981 begann ich mit der publizistischen Auswertung meiner umfangreichen Archivsammlung über die Gustloff und die Flucht über die Ostsee 1944/45.“

Einfluss auf die Erinnerungskultur Die Früchte dieser „publizistischen Auswertung“ bescherten Schön eine über Jahrzehnte anhaltende Prominenz in den einschlägigen Kreisen – bisweilen auch über diese hinaus. Dies liegt womöglich vor allem daran, dass Heinz Schön nicht dabei stehenblieb, unterschiedliche Veröffentlichungen zu realisieren. Vielmehr nahm er in vielfacher Weise Einfluss auf die bundesdeutsche Erinnerungskultur. Als Zeitzeuge trat er

Kultur

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Am 12. April 2008 zeichnte der Bund der Vertriebenen Heinz Schön anlässlich der Bundesversammlung mit der Ehrenplakette aus. Die damalige BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB überreichte die hohe Auszeichnung.

in den deutschen Medien – etwa im Magazin „Stern“ oder in einer WDRDokumentation, die 1991 während eines Aufenthaltes in Gdingen entstand – und der internationalen Presse in Erscheinung. Zudem beteiligte er sich als wissenschaftlicher Berater an den beiden Filmproduktionen „Nacht fiel über Gotenhafen“ (1959) und „Die Gustloff“ (2008). Der zweite der beiden Filme führte 63 Jahre nach Flucht und Vertreibung zu einem erneuten Anwachsen des historischen Interesses an den Ereignissen am Ende des Zweiten Weltkrieges.

Jährliche Reisen nach Russland

Die MS Wilhelm Gustloff.

1985 und 1995 führte Schön die Überlebenden der Gustloff-Katastrophe anlässlich des 40. und 50. Jahrestages zu „Erinnerungstreffen“ zusammen, die er gemeinsam mit dem „Kuratorium Erinnerungsstätte Albatros – Rettung über See e.V.“ in Damp an der Ostsee organisierte. Zu Begegnungen mit anderen Zeitzeugen kam es jedoch nicht nur in Deutschland: Fast jährlich reiste Schön in den 1990er Jahren nach Russland, wo er etwa Wladimir Kowalenko traf, der als Offizier auf der „S13“ gedient hatte – dem U-Boot, das die „Gustloff“ versenkte. 1992 folgten zwei Begegnungen mit Wladimir Kourotschkin, der das Torpedo auf das Flüchtlingsschiff abgefeuert

hatte – und bei der ersten Aussprache die hohe Zahl ziviler Opfer nicht glauben konnte. An die nächste Begegnung erinnert sich Schön folgendermaßen: „Was ich ihm vor zehn Wochen über den Untergang der ‚Gustloff‘ erzählt hatte, hatte ihn Tage und Nächte bis in die Träume verfolgt. Als wir uns verabschiedeten sagte er zu mir: ‚Der Krieg ist eine schlimme Sache. Sich gegenseitig umbringen und Frauen und Kinder töten – wozu? Es muss andere Wege geben, ohne Blutvergießen miteinander zu leben.‘ Späte Einsicht eines alten Mannes, der sein Leben lang Kommunist und leidenschaftlicher Soldat gewesen war.“ Mit seinen Verdiensten um die Aufarbeitung der Gustloff-Katastrophe erwarb sich Schön ebenso Ansehen in der Fachwelt wie unter den Betroffenen von Flucht und Vertreibung. Nicht nur, dass er bis ins hohe Alter ein begehrter Referent bei unterschiedlichen Veranstaltungen war: 2008 erhielt Schön mit der Ehrenplakette die höchste Auszeichnung des Bundes der Vertriebenen.

Bereits 1984 hatte ihm die Landsmannschaft Westpreußen den MarienburgPreis verliehen. Auch die Bundesrepublik Deutschland würdigte das Wirken Schöns, dem der Bundespräsident 1986 das Bundesverdienstkreuz am Bande verlieh.

Am 7. April 2013 starb Heinz Schön im nordrhein-westfälischen Bad Salzuflen.

Tilman Asmus Fischer

BdV-Archiv (2); Archiwum Urzedum Miejskiego Wroclawia (1)

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Politik

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Vergebung und Versöhnung Kardinal Kominek als unbekannter Gründungsvater Europas Der Festsaal im Berliner Abgeordnetenhaus schien nahezu verwaist.

Nur eine ältere Frau, die sich auf einen Stock stützte, betrachtete die Fotos und Texte der Ausstellung „Vergebung und Versöhnung.“ Hinter einem Tisch am Eingang der Halle saß eine Mitarbeiterin und blätterte in einem Katalog. Auf einem Zettel hatte sie Kalendertage und die Zahl der Besucher notiert.

Selten waren mehr als zwei Dutzend gekommen. Es gab aber auch Tage, für die nur eine einstellige Besucherzahl verzeichnet war. Einmal hatte sich überhaupt kein Interessent blicken lassen. s ist schade, dass so wenige MenE schen den Weg hierher gefunden haben“, sagte die Mitarbeiterin. Wahr-

scheinlich, so mutmaßte sie, sei die Sicherheitskontrolle, der sich alle Besucher des Parlamentsgebäudes unterziehen müssen, ein Grund für die geringe Resonanz und die Scheu der Menschen, den Ausstellungssaal aufzusuchen. Es war Freitag und der letzte Tag, an dem sie Aufsicht führte. Sechs Wochen lang war die Ausstellung für den Publikumsverkehr geöffnet. Am 8. April wurde sie geschlossen. Vom 13. Mai an wird sie in Breslau, der diesjährigen europäischen Kulturhauptstadt, gezeigt.

Hauptverfasser der Botschaft polnischer Bischöfe Der schwache Besucher-Zuspruch in Berlin steht in krassem Gegensatz zur Bedeutung der Ausstellung und des Mannes, dem sie gewidmet ist. Boleslaw Kominek, erster polnischer Erzbischof von Breslau, zählt zu den wichtigsten Akteuren der deutsch-polnischen Versöhnung. Der später zum Kardinal

Ausstellungsgegenstände über Kardinal Kominek.

ernannte Kirchenmann war Initiator und Hauptverfasser der Botschaft polnischer Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder, die am 18. November 1965 veröffentlicht wurde und den berühmten Satz enthielt: „Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung.“ Mit dieser Kernaussage wurde erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg der Versuch einer Verständigung mit dem Ziel unternommen, zwei benachbarte, doch bis zur Feindschaft zerstrittene Völker wieder anzunähern und langfristig auszusöhnen.

Die eindrucksvoll multimedial gestaltete Ausstellung bettet den Lebenslauf Komineks ein in die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen im 20.

Jahrhundert. Als er im Dezember 1903 als Sohn eines polnischen Kleinbauers im oberschlesischen Radlin geboren wurde, gehörte die Region noch zu Preußen. Der Besuch einer deutschen Grundschule und eines deutsches Gymnasiums prägte den pro-polnischen Schlesier nachhaltig. In den 20-er Jahren

absolvierte er ein Theologie-Studium an der Jagiellonen-Universität in Krakau.

1927 wurde Kominek zum Priester geweiht. Anschließend ging er nach Paris, wo er Philosophie studierte und über den damals sehr bekannten deutschen Philosophen Rudolf Eucken promovierte.

Leiden unter NS- und stalinistischem Regime Eindringlich wurde den Besuchern der Ausstellung vor Augen geführt, wie sehr die katholische Kirche Polens unter der NS-Herrschaft und dem stalinistischen Regime zu leiden hatte. Und was diese schmerzhaften Erfahrungen für die Nachkriegszeit bedeuteten. Auch die durch Filmausschnitte angereicherte Darstellung der Vertreibungen – die der Polen aus den von Moskau annektierten Gebieten wie die der Deutschen aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien – und das damit verbundene Unrecht, lassen

24 ahnen, wie schwer und zugleich mutig es war, unter der Bürde fortdauernder beidseitiger Ressentiments aufeinander zuzugehen.

Das gilt vor allem für Boleslaw Kominek. Die Tatsache, in den Kulturen zweier Nationen aufgewachsen zu sein, kam ihm dabei zugute. Nachdem er während des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Okkupation im Geheimen seelsorgerisch wirkte, hielt er nach 1945 zum Ärger der kommunistischen Machthaber für deutsche Gläubige Andachten und Gottesdienste in deutscher Sprache.

1954 empfing Kominek in einer geheimen Zeremonie die Bischofsweihe.

Zugleich wurde er Apostolischer Administrator von Niederschlesien mit Sitz in Breslau. Die offizielle Amtseinführung als Erzbischof von Breslau folgte erst am 28. Juli 1972.

Kultur Gleichwohl war die kirchliche NeuDeutung der deutsch-polnischen Historie im kommunistisch regierten Polen ein couragierter Schritt. Ein erster Meilenstein auf dem Weg zum Dialog. Standen die Ausführungen doch – wie es der Breslauer Stadtpräsident Rafal Dutkiewicz im Ausstellungskatalog formulierte – im Gegensatz zur „offiziellen, verlogenen Geschichte, in der der westliche Nachbar zum geradezu mythischen Urfeind aufgebaut wurde.“ In Breslau, so das

Einsatz für Normalisierung der Beziehungen Das Schicksal dieser größten schlesischen Stadt, deren Bevölkerung nahezu vollständig ausgetauscht wurde, bestärkte Kominek in seinem Vorsatz, sich für eine Normalisierung der Beziehungen zu Deutschland und den Deutschen zu engagieren. Während andere kirchliche Würdenträger in öffentlichen Ansprachen die deutsche Vergangenheit Breslaus ignorierten, unterstrich Kominek sein Bemühen, „alles zu schätzen, was an Liebenswertem, Gutem und Schöpferischem aus den Vorkriegsjahren erhalten geblieben ist.“ Bei einer anderen Gelegenheit sagte er: „Ich habe mitunter Briefe mit der Forderung bekommen, nichtpolnische Inschriften an Denkmälern und Grabkreuzen in Niederschlesien gewaltsam entfernen zu lassen. Wir hielten dies für unwürdig und taten es nicht.“ Nicht etwa, dass Kominek die neu gezogene Westgrenze Polens an Oder und Neiße für veränderbar gehalten hätte. Er wünschte sich, dass auch die deutschen Bischöfe seine Ansicht teilten und die Realität der Grenze akzeptierten. In diesem Punkt war er ganz polnischer Patriot. Auch die Deutung der deutsch-polnischen Geschichte, die im Hirtenbrief der polnischen Bischöfe einen breiten Raum einnimmt, ist zum Teil stark national überhöht und wird heute von vielen Polen in manchen Einzelheiten nicht mehr geteilt.

Ausstellungsobjekte.

Stadtoberhaupt weiter, habe Kominek als Bischof, aber auch als Philosoph, Denker und Politiker begriffen, „dass der Versuch, Unrecht zu vergelten, nur weiteres Unrecht nach sich ziehen würde.“ Deshalb habe er „seine Hand zur Versöhnung ausgestreckt, denn nur darin sah er eine Lösung.“ Für Dutkiewicz ist das Projekt der Kominek-Ausstellung ein vorrangiges Anliegen. Er verbindet damit den Wunsch, das Wirken des 1974 gestorbenen Kardinals über Polen hinaus in Europa bekannt zu machen. Es war deshalb mit Bedacht bestimmt, dass die Ausstellung von Ende Oktober bis Anfang Dezember vorigen Jahres zuerst in Rom präsentiert wurde. Genau an dem Ort, an dem zwischen 1962 und 1965 im Petersdom das Zweite Vatikanische Konzil tagte und in dessen Verlauf durch den freien Meinungsaustausch unter Amtsbrüdern die Idee der Versöhnungs-Botschaft an die deutschen Bischöfe geboren wurde.

In der Würdigung Komineks geht das Stadtoberhaupt noch weiter. Er, der maßgeblich zum Ruf Breslaus als weltoffene, liberale und tolerante Stadt mit multiethnischer Vergangenheit beigetragen hat,

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sieht den Kirchenmann auch in der Rolle eines bisher kaum wahrgenommenen Gründervaters Europas. Eines Europäers der ersten Stunde, der in den Kreis von Persönlichkeiten aufgenommen gehört, deren Porträts in der Ausstellung gezeigt werden: Alcide de Gasperi, Robert Schumann, Paul-Henri Spaak und Konrad Adenauer.

Dutkiewciz belegt seine These. So habe Kominek zur Begründung des Hirtenbriefes geschrieben: „Die Art zu reden darf nicht nationalistisch sein, sondern europäisch im tiefsten Sinne des Wortes. Europa ist die Zukunft – Nationalismen sind von gestern.“ Derartige Sätze heute immer wieder öffentlich zu zitieren zeugt von Selbstbewusstsein.

Und ist bemerkenswert in einer Zeit, in der sein Land von einer national-konservativen und europa-kritischen Partei regiert wird, die Polen nach ihren Vorstellungen umkrempeln möchte.

Dass die Ausstellung auch deutschen Politikern Gelegenheit bot, aktuelle politische Akzente zu setzen, bewies der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses. In seiner Ansprache anlässlich der Ausstellungseröffnung fand Ralf Wieland deutliche Worte. „Die Idee eines geeinten, friedlichen und sozialen Europas kann nur gelingen, wenn wir gleichzeitig den Nationalismus überwinden.

Und die Idee Europa wird nur dann gelebte Wirklichkeit, wenn demokratische Grundprinzipien herrschen.“

Voraussetzungen für ein gemeinsames Leitbild Wieland blickte auf die in der Wandelhalle des Abgeordnetenhauses sitzenden Zuhörer, unter ihnen Vertreter des Breslauer Stadtrates und Diplomaten der polnischen Botschaft. Würde der Parlamentspräsident noch deutlicher werden, so fragte sich mancher unter den Zuhörern. Wieland fuhr fort: „Die Achtung der Menschenrechte, die Gewaltenteilung und die Freiheit – auch die Pressefreiheit – sind nicht nur einfach Werte.

Sie sind die Voraussetzung dafür, dass wir ein gemeinsames Leitbild haben.

Nur dann, wenn wir dies haben, lässt sich die europäische Idee verwirklichen.“ Für diese Sätze bekam Wieland von den deutschen wie von den polnischen geladenen Gästen starken Beifall.

Peter Pragal Abgeordnetenhaus Berlin(1); Privat (1)

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Deutsche Literatur aus Mähren Marie von Ebner-Eschenbach zum 100.Todestag Militärschriftsteller und geachteter Erfinder in militärischen Anwendungsgebieten der Elektrizität. Schon 1874 wurde er, im Alter von 59 Jahren, in den Ruhestand versetzt und zum Feldmarschallleutnant befördert.

ie berühmte Autorin, die zum 150.

D Geburtstag 1980 mit einer Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost

geehrt wurde, entstammte böhmischem und deutschem Adel. Ihr Vater Franz Baron von Dubsky, der 1843 in den Grafenstand erhoben wurde, war römischkatholisch. Ihre Mutter Marie von Vockel, war die Tochter sächsisch-protestantischer Eltern; sie starb wenige Tage nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter, ihres siebten Kindes. Maries zweite Stiefmutter war hochgebildet und förderte die literarische Begabung ihrer Stieftochter auf jede erdenkliche Weise. In der Bibliothek ihrer verstorbenen Großmutter auf Schloss Zdislawitz in Mähren bekam die lesehungrige Halbwaise weitere Anregungen.

Im Revolutionsjahr 1848 heiratete Marie von Dubsky ihren Vetter Moritz von Ebner-Eschenbach (1815-1898), der aus einer mährischen Seitenlinie des Nürnberger Patriziergeschlechts Ebner von Eschenbach stammte. Die Braut war gerade 18 Jahre alt, der künftige Ehemann aber schon 33. Als er um die junge Verwandte warb, war er bereits Absolvent der Ingenieurakademie in Wien, seit 1837 Ingenieurleutnant und seit 1840 Professor für Chemie und Physik an der Akademie. Zugleich war er

Marie von Ebner-Eschenbach.

Das Ehepaar, das kinderlos blieb und somit 1898 im Mannesstamm ausstarb, lebte bis 1850 in Wien und danach bis 1856 in Klosterbruck bei Znaim in Südmähren, wohin die Ingenieurakademie verlegt worden war. Nach der Rückkehr aus der Provinz nach Wien blieb Schloss Zdislawitz in Mähren Zweitwohnsitz, wo Marie von Ebner-Eschenbach, die am 12. März 1916 in Wien gestorben war, auch in der Familiengruft der Dubskys beigesetzt wurde. Das Mausoleum freilich ist heute nicht mehr zugänglich. Auf Schloss Zdislawitz gibt es auch, anders als in Wien, keine Gedenktafel für die berühmte Dichterin, die im Jahr 1900 als erste Frau überhaupt mit dem Ehrendoktorat der Universität Wien ausgezeichnet wurde. Das Schloss Zdislawitz ist heute dem Verfall preisgegeben.

Ihre frühen Dramen wie „Maria Stuart in Schottland“ (1858) fanden wenig Aufmerksamkeit, erst ihre Erzählung „Bozena“ (1876), die im angesehenen Verlag Cotta in Stuttgart erschien, machte ihren Namen bekannt, und unter den fünf „Dorf und Schlossgeschichten“ (1883) war auch die Novelle „Krambambuli“, die noch heute gelesen wird.

Als das bedeutendste Werk gilt der gesellschaftskritische Roman „Das Gemeindekind“ (1887), der auch Adel und Kirche nicht verschonte; er wurde in mehrere Sprachen übersetzt (Neuausgabe bei Reclam, Stuttgart 1985). Es ist die Geschichte des jungen Tschechen Pavel Holub, dessen Vater wegen Raubmords am Strang endet und dessen Mutter für zehn Jahre ins Gefängnis kommt.

Er, der auf Kosten der Dorfgemeinde aufwächst, setzt sich schließlich gegen alle Vorurteile durch und wird ein geachteter Mitbürger. Wer etwas über eine Kindheit in Mähren im 19. Jahrhundert erfahren möchte, sollte zu Marie von EbnerEschenbachs autobiografischem Buch „Meine Kinderjahre“ (2006) greifen, das in einer Neuausgabe (Berlin 2015) vorliegt.

Jörg Bernhard Bilke

67. Sudetendeutscher Tag 14. und 15. Mai 2016 NürnbergMesse

Sudetendeutsche und Tschechen Verantwortlich: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Bundesverband e.V., Hochstraße 8, 81669 München

Den älteren Lesern im deutschen Sprachraum dürfte die Erzählung „Krambambuli“ (1883) noch aus der Schulzeit bekannt sein. Es ist die anrührende Geschichte eines Jagdhundes, der sich zwischen zwei Herren, einem Wilderer und einem Berufsjäger, nicht entscheiden kann. Diese höchst spannende Erzählung, fünfmal verfilmt, ist der bekannteste Text aus dem reichen Prosawerk der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916).

Dialog verpflichtet

Die Sudetendeutschen www.sudeten.de

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Kultur

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Vom Ordensland zum Herzogtum Preußen als erstes protestantisches Fürstentum „Seht das Wunder: In voller Fahrt und mit prallen Segeln eilt das Evangelium nach Preußen!“ Geradezu begeistert kommentierte Martin Luther im April des Jahres 1525 die jüngste Entwicklung: Nicht nur hielt die reformatorische Predigt erfolgreich in den Kirchen des Ordenslandes Einzug, sondern erfolgte mit dem Akt von Krakau, bei dem Albrecht von BrandenburgAnsbach vom polnischen König Sigismund I. Preußen als erbliches Lehen nahm, der erklärte Konfessionswechsel des Landesherren. Albrecht, der 1522 Preußen als Hochmeister des Deutschen Ordens und damit als Oberhaupt eines geistlichen Territoriums verlassen hatte, konnte nun als evangelischer Herzog eines weltlichen Territoriums zurückkehren. orgeschichte, Begleitumstände und V Folgen der Ereignisse von 1525 vermittelte im März Prof. Dr. Dr. h.c. Udo Arnold, Universität Bonn, im Bonner Stadtmuseum seinen gespannt lauschenden Zuhörern. Zu seinem Vortrag hatte gemeinsam mit dem Museum die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen eingeladen. Wie Hans-Günther Parplies, Ehrenvorsitzender der Kulturstiftung, einführend hervorhob, kann Prof.

Arnold als Experte ersten Ranges gelten, hat er doch seit der Studienzeit immer wieder intensiv zur Geschichte des Preußenlandes geforscht. Anlass für die Einladung war bereits das im kommenden Jahr anstehende 500-jährige Reformationsjubiläum, bei dem, so Parplies, nicht unterschlagen werden sollte, dass der politische Durchbruch für die Reformation in Deutschland im Ordensstaat Preußen erfolgte.

Die Entwicklung von einer korporativen zu einer personalen Herrschafts-

Prof. Dr. Dr. h.c. Udo Arnold.

form, wie sie dem Geist der Renaissance entsprach, hatte im Ordensstaat bereits lange vor der Wahl des jungen Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Ansbach zum Hochmeister im Jahre 1511 eingesetzt. Der durch innere und äußere Probleme verursachten Schwäche, wie sie insbesondere seit dem Zweiten Thorner Frieden von 1466 herrschte, bei dem der Orden seine westlichen Landesteile an die Krone Polen verloren hatte, hatte man schon 1497 durch die Wahl eines Ordensfremden zum Hochmeister zu begegnen versucht. Von dem Reichsfürsten Herzog Friedrich von Sachsen-Meißen erhoffte man sich einen stärkeren Rückhalt im Reich. Friedrich leitete bereits eine Reform der Ordensverwaltung ein, so dass am herzoglichen Hof zu Königsberg bald nicht mehr die Ordensstatuten galten, vielmehr eine moderne Hofordnung. Albrecht, ein Neffe des polnischen Königs Sigismund I., gleichfalls bei seiner Wahl kein Ordensritter, setzte die begonnene Entwicklung fort. Er zentralisierte die Verwaltung des Ordensbesitzes und entledigte sich nach und nach der Ordensgebieter, also des innersten Rates des Ordens, so dass die Ausbildung eines frühneuzeitlichen, auf das Ober-

haupt fokussierten Staates weitgehend vollzogen wurde.

Weiterhin ging es um eine Revision des Zweiten Thorner Friedens, diesmal mit Gewalt. Im sogenannten „Reiterkrieg“ ab 1519 setzten der Orden und die Krone Polen auf Verwüstungszüge, bevor man 1521 einen Waffenstillstand auf vier Jahre vereinbarte, in denen Lösungen gefunden werden sollten. Albrecht suchte in dieser Zeit Verbündete im Reich für eine militärische Unterstützung zu gewinnen, gegebenenfalls von Seiten der Fürsten, die ebenso wie er selbst der neuen Lehre Martin Luthers zuneigten. Dies gelang indes nicht, so dass eingedenk der militärischen Schwäche eine Unterwerfung unter den polnischen König als letztlich unabwendbar erschien. Albrecht nahm in dieser Zeit auch Kontakt zu Luther auf, um sich hinsichtlich einer Erneuerung der Ordensregel von ihm beraten zu lassen.

Auch wenn dessen 1523 verfasste Ermahnung „An die herren Deutschs Ordens“, eigene Familien zu gründen und den Ordensbesitz erblich zu verwalten, den Interessen Albrechts entgegenstand, so folgten doch zwei persönliche Begegnungen mit Luther, bei denen sich Albrecht den Weg weisen ließ: Die Unterwerfung musste verbunden sein mit der Säkularisation und Privatisierung des Ordensbesitzes. Es galt, den Orden aufzulösen und Preußen in ein weltliches Fürstentum umzuwandeln. Der Akt von Krakau 1525 war letztlich nur noch der Vollzug der längst eingeleiteten Entwicklung: Der Orden hatte im Ordensland ausgespielt. Nicht ein Hochmeister, sondern ein Fürst wurde belehnt. Dass Albrechts Brüder aus dem Hause Hohenzollern mitbelehnt wurden, macht den dynastischen Aspekt des Aktes deutlich, der es schließlich 1701 ermöglichen sollte, dass sich der brandenburgische Kurfürst in Königsberg die Krone eines Königs von PreuGierlich (1); Privat (1)

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ßen aufsetzte – weiterreichende Folgen natürlich, als Herzog Albrecht sich jemals hätte träumen lassen.

Es stellt sich bei Albrecht, dem eine tiefe Gläubigkeit in keiner Weise abzusprechen ist, die Frage nach dem Verhältnis von religiöser und politischer Motivation. Nahm er zum Zweck der Beförderung der angenommenen neuen Lehre den Bruch mit Papst, Reich und Orden sowie die Schutzherrschaft der Krone

Kultur

In Memoriam Götz Urban Am 17. Februar 2016 verstarb ganz überraschend in Clausthal-Zellerfeld der stellvertretende Bundessprecher der Landsmannschaft Weichsel-Warthe (LWW). Die Nachricht traf alle wie ein Schock, denn noch wenige Tage zuvor hatten ihn viele LWW-Mitglieder beim Posener Geschichtsseminar im Gustav-Stresemann-Institut in Bad BevensenMedingen gesehen und gesprochen.

Er war bei guter Gesundheit und hatte für die nahe Zukunft viele Pläne. er Bundesvorstand der LWW verD liert mit ihm einen getreuen, eifrigen Mitarbeiter. 2013 war er in die

Albrecht von Brandenburg-Ansbach als Hochmeister des Deutschen Ordens 1522.

Polen hin oder setzte er den religiösen Legitimationscharakter der Reformation ein, um – auch um den Preis der Unterwerfung unter die Krone Polen – in Preußen als weltlicher Territorialfürst regieren zu können. Es ist, so Prof.

Arnold, auch persönlich bedingt, welcher Interpretation man zuneigt. Er selbst sieht einen Vorrang der politischen Motivation. Sicher erscheint indes, dass nach 1525 das religiöse Element mehr und mehr zur tragenden Säule der Verteidigung Albrechts gegen den Vorwurf des Rechtsbruchs werden sollte. Seit 1525, als die lutherische Lehre Grundlage des landesherrlichen Regiments wurde, war das vormalige Ordensland Preußen jedenfalls ein protestantischer Staat – der erste in Europa, noch vor Hessen, Sachsen oder Württemberg. Für Ostpreußen, wie Hans-Günther Parplies bemerkte, stellt sie den tiefsten Einschnitt in der Landesgeschichte bis 1945 dar. Es war dies eine Zeit, in der die Entwicklung im Preußenland geschichtsmächtig wurde für die deutsche und die europäische Geschichte insgesamt. EG

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Arbeit des geschäftsführenden Bundesvorstands eingetreten und hatte bereits im Januar an einer Vorstandssitzung in Dortmund teilgenommen, um zu sehen, ob ihm die Arbeit zusagen würde – und das tat sie. Er hat sich seither intensiv in die Verbandsarbeit eingebracht, übernahm die Vertretung des Sprechers im Patenland Hessen, wurde auch dessen Vertreter im Landesvertriebenenbeirat und besuchte als Repräsentant der Landsmannschaft so viele Termine, wie es ihm möglich war. Bereits seit vielen Jahren ist er den Mitgliedern als Autor von Beiträgen im Jahrbuch WeichselWarthe und in den „Posener Stimmen“ bekannt, auch als Referent von fundierten Vorträgen beim DGV-Geschichtsseminar oder bei den Gliederungen der LWW. Götz Urban wurde von allen geschätzt, vor allem weil er durch seine konstruktiven Vorschläge und Hilfen Ruhe in die z. T. hektische Verbandsarbeit brachte. Noch kurz vor seinem Tod half er auch bei der Arbeit in der Bundesgeschäftsstelle. Mit ihm verlieren wir einen sehr wichtigen Mitarbeiter.

Götz Heinrich Arthur Otto Urban wurde am 4. Mai 1938 in Bromberg als Sohn des Lehrers und Schulrats Erich Urban und Waltraud Rhode geboren. Er war der Älteste einer Geschwisterschar

und wuchs zusammen mit Eckhard, Helche und Volker auf. Väterlicherseits stammte die Familie aus der Lausitz, mütterlicherseits aus der Provinz Posen.

Er war der Enkel von Superintendent D. Arthur Rhode (1868-1967), dessen „Posener Heimatgrüße“ er stets in seinen Artikeln auswertete, und Neffe von Prof. Dr. Gotthold Rhode (1916-1990).

Sein Vater starb 1945 in Sibirien, und im Januar 1945 floh die Rest-Familie Urban zu den Verwandten in die Lausitz, wo man sie zur Zwangsarbeit in Sorau verpflichtete und im Sommer 1946 vertrieb. Seither lebte die Familie in Niedersachsen, wo Götz Urban das Gymnasium in Peine besuchte. Nach dem Abitur studierte er klassische Philologie, evangelische Theologie und Geschichte in Marburg, Berlin und Göttingen. Anschließend erhielt er in Hessen eine Anstellung als Gymnasiallehrer für die Fächer Latein, Geschichte, Gemeinschaftskunde und evangelische Religion, und er war an verschiedenen Schulen tätig. Er begann seine Lehrertätigkeit an der Kasseler Herder-Schule und ging dann für fünf Jahre an die Deutsche Schule in Madrid.

1971 heiratete er Gudrun Becker, mit der er 1975 und 1976 die Töchter Almut und Sabine bekam. 1977 kehrte die Familie nach Deutschland zurück und wurde in Hofgeismar ansässig. 1984 starb seine Ehefrau, ein schwerer Schlag für Götz Urban, der nun als alleinerziehender Vater die Fürsorge für seine Kinder und die Berufstätigkeit in Einklang bringen musste.

Ein Jahr unterrichtete Götz Urban im Wiesbadener Gymnasium am Mosbacher Berg. Ab 1985 war er an der Idsteiner Pestalozzi-Schule tätig. Für drei Jahre war in dieser Zeit Ulrike Brauns als Lebensgefährtin an seiner Seite, die im Jahr 2000 verstarb. Zwei Jahre später wurde Götz Urban pensioniert und zog nach Wiesbaden. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden und allen, die ihn wie wir vermissen werden.

Martin Sprungala

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Kultur

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Annaberg: Inspirierend und berührend Deutsch-polnische Kunstausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum Der 410 Meter hohe Sankt Annaberg ist ein symbolträchtiger und vielschichtiger deutsch-polnischer Ort der Erinnerung und der Verständigung. Der Inselberg befindet sich in ländlich geprägter Umgebung und beherbergt den wichtigsten katholischen Wallfahrtsort Oberschlesiens. Es handelt sich um einen Komplex bestehend aus der Wallfahrtsbasilika, dem Kloster und dem Kalvarienberg oberhalb der gleichnamigen Ortschaft Sankt Annaberg (polnisch: Góra Świętej Anny) auf dem Gebiet der Gemeinde Leschnitz zwischen Tarnowitz und Oppeln. er Ort ist allerdings nicht nur eine D religiöse Wallfahrtsstätte, sondern war in den vergangenen 500 Jahren

auch politischer Schauplatz bedeutender Ereignisse.

Nicht zuletzt haben Künstler die inspirierende und berührende Region rund um den Annaberg für sich entdeckt. Der Bund Bildender Künstler (BBK Bonn, Rhein-Sieg e.V.) organisiert seit nunmehr zehn Jahren jährlich eine zweiwöchige internationale Künstlerbegegnung in Annaberg. An den Pleinair-Veranstaltungen nehmen Künstler aus Deutschland und Polen teil, gelegentlich sind auch befreundete Künstler aus Russland und aus der Schweiz dabei.

Annaberg: Völker verbindende Funktion Bis zum 16. Mai 2016 zeigt das Oberschlesische Landesmuseum von Ratingen-Hösel in Zusammenarbeit mit dem BBK Bonn Rhein-Sieg e.V. und dem Polnischen Künstlerverband ZPAP Kattowitz die deutsch-polnische Kunstausstellung „Annaberg/Góra Św. Anny“.

Historische Postkarte des Annabergs.

Die OSLM-Kuratorin Dr. Susanne Peters-Schildgen sprach bei der Vernissage über die Entstehungsgeschichte dieser Ausstellung: „Uns gefiel der Gedanke auf Anhieb, Kunst von deutschen, polnischen und russischen Künstlern vorzustellen, die sich in den vergangenen zehn Jahren bei den jährlichen Begegnungen in und am Annaberg mit diesem wichtigen deutsch-polnischen Ort der Erinnerung und Verständigung auseinandergesetzt haben.“ Peters-Schildgen erinnerte auch an die Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages vor 25 Jahren. So zeige der Annaberg auch eine die Völker verbindende Funktion. „Im europäischen Miteinander beider Länder ist die Förderung kultureller Begegnung ein zentraler Aspekt des OSLM. Dazu wieder einen Beitrag zu leisten, erfreut uns.“ An der Schau wirken 24 polnische, deutsche und russische Künstler mit, die vom besonderen „Geist“ in und am Annaberg beeindruckt waren. Laut Almuth Leib, Vorsitzende BBK Bonn Rhein-Sieg e.V., waren die beteiligten

Künstler zwischen 2006 und 2015 bei einer der internationalen Begegnungen am Annaberg dabei. Viele arbeiten inzwischen freundschaftlich miteinander. Teilnehmer aus Deutschland hatten schon Ausstellungen in Polen, die polnischen Kolleginnen und Kollegen wiederum wurden regelmäßig in das deutsche Ausstellungsgeschehen eingebunden. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass unser über die Jahre gewachsener Freundschaftsbaum, im Sinne eines vereinten starken Europas, weiter gedeiht und blüht“, verrät Leib.

„Früchte dieser Begegnungen“ Dr. Damian Pietrek, Vorstandsmitglied im polnischen Künstlerverband ZPA sowie Dozent an der Kunstakademie Kattowitz, organisiert gemeinsam mit Almut Leib die deutsch-polnischen Künstlertreffen in und am oberschlesischen St. Annaberg. Er hob in seinem Grußwort die „Früchte dieser BegegnunGöllner (1); OSLM (1)

Kultur

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Udo Edelmann – Designer, Bildhauer, Glasgestalter

Blick in die Ausstellung.

gen“ hervor, die in vielen Schichten der Gesellschaft zu finden seien.

Auch Stefan Zajonz, Beauftragter für deutsch-polnische Beziehungen beim BBK Bonn, sprach über den hohen Stellenwert des Kunstvorhabens: „Diese zeitgenössische Präsentation ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Erinnerungskultur, und die schöpferische Reflexion darüber spiegelt sich in diesem Projekt in gebührendem Umfang wieder.“ Zu den Präsentationsinhalten erklärte Zajonz: „Bildnerisch und empirisch bietet diese Ausstellung eine breite Skala an Ausdrucksmitteln – es sind herkömmliche Materialien und Techniken, die verwendet wurden: Aquarell- und Tuschezeichnung, Acryl-, Pastell-, und Ölfarben auf Leinwand, digitale und analoge Fotografie, Mischtechniken auf Karton, Büttenpapier und Baumrinde sowie Objekte

und Installationen finden hier ihren geeigneten Platz.“ Zajons zu den ausgestellten Arbeiten: „Die Motive wurden in Annaberg und Umland im vorgefundenen Kontext gemalt, collagiert und abgelichtet, unter Verwendung von einfachen Alltagsgegenständen wie Stuhl, ein Stück Blech, Draht, Stoff, Stroh, Holz und Stein. Die Ausstellung mit zweisprachigem Katalog wird später auch in Polen gezeigt und gilt als ein bedeutender Beitrag zum europäischen Zusammenwachsen, der von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit gefördert wird. Übrigens: Der BBK gehört mit dieser Ausstellung zu den Preisträgern des diesjährigen Richeza-Preises des Landes Nordrhein-Westfalen für herausragende Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung.

Dieter Göllner

INFO Annaberg: Politischer Schauplatz Stefan Zajonz, Beauftragter für deutsch-polnische Beziehungen beim BBK Bonn, skizzierte die historischen Fakten des Annaberges, der in den vergangenen 500 Jahren Schauplatz bedeutender Ereignisse war und sich auch zum Zentrum des religiösen Lebens in Oberschlesien entwickelte. Daran änderte auch seine politische Bedeutung nach dem Ersten Weltkrieg während der Volksabstimmung, in der NS-Zeit und unter kommunistischer Herrschaft nichts. Einen Höhepunkt in jüngster Vergangenheit erlebte der Annaberg, als Papst Johannes Paul II. im Sommer 1983 auf dem dortigen Gelände die heilige Liturgie mit einer Million Gläubigen feierte.

Rheinbach. (dod) Udo Edelmann ist einer der bedeutendsten deutschen Studioglaskünstler seiner Generation. Zu seinem eindrucksvollen Oeuvre als Bildhauer, Glasgestalter und Designer kommt ein breit gestreutes Engagement als Ausstellungsmacher, Ausbilder und Impulsgeber für die deutsche und internationale Glasszene hinzu.

Als Udo Edelmann 1938 geboren wurde, hieß seine Geburtsstadt Landsberg a.d. Warthe. Er versteht sich als Brückenbauer in die seit Ende des Krieges polnische Stadt Gorzów Wielkopolski.

Dieses Bemühen, Glaskünstler und interessierte Menschen diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs, der Europa jahrzehntelang geteilt hat und nun der Vergangenheit angehört, mit den Mitteln der Kunst zusammenzubringen, durchzieht sein gesamtes Leben wie ein roter Faden: Noch zu Zeiten des Kalten Krieges lud er in seiner häufig wahrgenommenen Funktion als Organisator Glasschaffende aus Osteuropa zu hochkarätigen Ausstellungen ein. Dass der Dialog über die Grenzen von Ländern und politischen Blöcken hinweg niemals abgebrochen ist, ist u.a. auch sein Verdienst.

Staatliche Institutionen der Bunderepublik Deutschland würdigen dieses Engagement durch erhebliche finanzielle Zuwendungen für dieses Ausstellungsund Katalogprojekt: Die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien trägt die Kosten der Ausstellung in Gorzów Wielkopolski und in Rheinbach, der Landschaftsverband Rheinland finanziert das deutsch-polnische Begleitbuch.

Die Ausstellung gibt einen umfassenden Überblick über Edelmanns freie künstlerische Arbeiten und über sein Schaffen als Designer. Sie kommt am 12.

Juni nach Rheinbach, wo sie bis zum 28.

August 2016 im Glasmuseum gezeigt wird.

Zur Eröffnung am Sonntag, dem 12.

Juni 2016, 11.30 Uhr im Glasmuseum Rheinbach, Himmeroder Wall 6, sind alle Freunde der Glaskunst herzlich eingeladen.

Das deutsch-polnische Begleitbuch (144 Seiten, zahlreiche Abb.) ist bis zum 12. Juni 2016 zum Subskriptionspreis von 20 € erhältlich, danach zum Preis von 25 €.

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Kultur

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Preuße von Geburt und Überzeugung Zum Tod von Peter Mast 2015 Erst jetzt wurde bekannt, dass Dr. Peter Mast, von 1990 bis 2000 leitender Mitarbeiter der heute in der Bonner Kaiserstraße ansässigen „Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen“, schon im Sommer 2015 in München verstorben ist. Als zum 30. Juni 2000 einem Dutzend ostdeutschen Kulturinstituten die staatliche Förderung entzogen wurde, ging er als Rentner nach München, wo er am 16. August 2015 verstarb. Er wurde 74 Jahre alt.

Mast am Goethe-Gymnasium in Frankfurt/Main die Ergänzungsprüfung zum DDR-Abitur.

Im Sommersemester 1961 nahm er in München ein naturwissenschaftliches Studium auf, wechselte aber schon ein Jahr später zur Philosophischen Fakultät, wo er die Fächer Geschichte und Ger-

eboren wurde er am 15. Januar G 1941 in Berlin-Lichterfelde als Sohn eines Ingenieurs, dessen Ehefrau aus

Apolda in Thüringen stammte. Während der in den letzten Kriegsjahren unerträglich gewordenen Bombenangriffe der Angloamerikaner auf die Reichshauptstadt wurden die Eltern Herbert und Ilse Mast mit den vier Kindern nach Apolda in Thüringen evakuiert, wo Peter im Elternhaus der Mutter aufwuchs und wo er 1948 auch eingeschult wurde. Im Herbst 1953 aber kehrten Eltern und Kinder nach Berlin zurück und wohnten zunächst im Sowjetsektor, in BerlinMahlsdorf, das zum Stadtbezirk Lichtenberg gehörte.

In Berlin-Lichtenberg besuchte er auch die 1912 gegründete Immanuel-KantOberschule, wo er im Juni 1960, damals 19 Jahre alt, das Abitur ablegte. Aber schon im September 1960 flüchtete die Familie Mast aus politischen Gründen nach Westberlin und wurde von dort in die Bundesrepublik Deutschland ausgeflogen. Im April 1961 bestand Peter

Peter Mast.

manistik wählte. Die akademischen Lehrer, die ihn dort vornehmlich geprägt haben, waren die drei Germanisten Hermann Kunisch (1901-1991), Walter Müller-Seidel (1918-2010) und Helmut Motekat (1919-1996), der später eine „Ostpreußische Literaturgeschichte“ (1977) veröffentlichen sollte. Von dem Historiker Hans Rall (1912-1988) wurde Peter Mast im Februar 1978 mit einer Arbeit über „Künstlerische und wissen-

schaftliche Freiheit im Deutschen Reich.

1890-1901“ promoviert (in Buchform veröffentlicht 1980).

Von 1978 bis 1984 war er wissenschaftlicher Assistent am Historischen Seminar der Universität Mainz, wo er an seiner Habilitationsschrift „Allgemeinbildende Schulen in Preußen. 1817-1840“ arbeitete, die aber nicht abgeschlossen werden konnte, weil ihm, dem ehemaligen DDR-Bürger, der Zugang zum Staatsarchiv in Merseburg verwehrt wurde.

Seit Herbst 1984 war er freiberuflich tätig, veröffentlichte mehrere wissenschaftliche Abhandlungen und zog im Oktober 1986 von Mainz nach München. Dort wurde er Referent an der Volkshochschule und am Katholischen Kreisbildungswerk in Bad Tölz-Wolfratshausen. Seit dem Wintersemester 1987/88 nahm er einen Lehrauftrag für Neuere und Neueste Geschichte an der Fachhochschule München wahr.

Die letzten zehn Jahre seines Berufslebens verbrachte er in Bonn, wo er als Referent für Literatur in der „Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für Wissenschaft und Forschung“ arbeitete.

Hier war er zuständig für das Jahrbuch „Ostdeutsche Gedenktage“ und einige Jahre auch für die literaturwissenschaftlichen Fachtagungen, bevor Frank-Lothar Kroll diese übernahm. Nach seinen Büchern über Thüringen, Ost- und Westpreußen, und „Die Hohenzollern in Lebensbildern“ (1988) veröffentlichte er als Rentner, als er schon in München lebte, sein letztes Buch „Mecklenburg und Vorpommern. 1000 Jahre Geschichte eines jungen Landes“ (2002).

Jörg Bernhard Bilke

Leitwort 2016 Identität schützen – Menschenrechte achten Kulturstiftung (1); Ullstein-Verlag (1)

Bücher

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„Wer fast nichts braucht, hat alles“ Die neue Janosch-Biografie Kürzlich hat er seinen 85. Geburtstag gefeiert. Wenige Wochen zuvor erschien im Ullstein-Verlag die von Angela Bajorek verfasste JanoschBiografie. „Wer fast nichts braucht, hat alles“. Das Buch war so schnell vergriffen, dass bereits die zweite Auflage erschienen ist. In ihrem einfühlsamen Lebensbild präsentiert Angela Bajorek „Janosch“ als faszinierenden Künstler, aber auch als ungewöhnlichen, durch Krankheiten gezeichneten und dennoch optimistischen Menschen – als einen Mann, der nach einem aufregenden Leben heute große Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt.

fantastische Welten – und damit einen Kontrast zu seiner eigenen schwierigen Kindheit. Sein Vater war Alkoholiker und wird als gewalttätig gegenüber seiner Familie beschrieben. Somit hatte

geboren. Auch wenn Ilebte,mseineBlecheimer Familie nicht ausgeprägt religiös sagte Janosch selbst einmal:

„Katholisch geboren zu sein, ist der größte Unfall meines Lebens“. Er wurde 1931 im oberschlesischen Hindenburg geboren, seine Hebamme wohnte in Mathesdorf, fünf Straßenbahnstationen vom Haus der Eckerts entfernt. Die Geburt, einschließlich der zwei mal dreißig Pfennig für die Hin- und Rückfahrt, kostete elf Reichsmark. Die Stube war dunkel, denn der Strom, der im Mietpreis enthalten war, reichte gerade mal für ein winziges Lämpchen. Neben dem Herd standen spezielle Behälter zum Wassererhitzen sowie ein abgenutzter Blecheimer. Und genau in so einem Blecheimer wurde Horst, der Sohn der Hausfrau Hildegard Godny und des Reisevertreters Johann Valentin Eckert, geboren. Er kam in dem Jahr zur Welt, als das Luftschiff Graf Zeppelin über Schlesien flog. Die Gewalterfahrung zu Hause und in der Jesuitenschule haben ihn zu einem Traumsucher und zu einem zwischen Humor und Sarkasmus schwankenden Eigenbrötler gemacht. In seinen Kinderbüchern erschuf Janosch

Janosch alles andere als eine schöne Kindheit: Der prügelnde Vater, die gefühlskalte Mutter, die sadistischen Pfarrer und die Hitlerjugend-Kameraden

machten ihm das Leben zur Hölle. Er wuchs bei seinen Großeltern in einer Bergarbeitersiedlung auf, bis sich seine Eltern eine eigene Wohnung leisten konnten. 1944 erhielt er eine Lehrstelle als Schmied in einer Schlosserei. Einen Neuanfang gab es nach Kriegsende in Norddeutschland wo Janosch eine Lehre zum Textilzeichner machte und bemerkte, dass er viel mehr wollte. Er ging nach München, bewarb sich an der Akademie der Bildenden Künste und scheiterte.

Doch zum Glück gab Janosch nicht auf: Er machte sich allein auf den beschwerlichen Weg, Künstler zu werden. Aber lesen Sie besser selbst. Über ihn als Menschen weiß man nur wenig. Angela Bajorek ist es gelungen, von Janosch selbst Einblicke in sein bewegtes Leben zu bekommen. Janosch ist der bekannteste deutsche Kinderbuchautor. Sein Werk umfasst über 300 Bücher, übersetzt in 40 Sprachen.

Angela Bajorek ist Germanistin und lehrt am Neuphilologischen Institut der Pädagogischen Universität Krakau. Für ihre Habilitationsarbeit über Janosch begann sie an Originalschauplätzen und in Archiven zu forschen. Schließlich tauschte sie über 900 E-Mails mit Janosch aus und besuchte ihn zweimal auf Teneriffa.

Michael Ferber

INFO Horst Eckert alias Janosch wurde am 11. März 1931 in Hindenburg in Oberschlesien geboren. Er ist Illustrator, Kinderbuchautor und Schriftsteller und lebt auf Teneriffa. Im Jahre 2006 hat er sich in einem Interview auf die Frage nach seiner Nationalität selbst als „Schlesier“ bezeichnet.

Die ausführliche, spannende und reich bebilderte Biografie „Wer fast nichts braucht, hat alles“ von Angela Bajorek kostet 22 €, ist im Ullstein-Verlag erschienen, ISBN 978-3-550-08125-5, und im Buchhandel erhältlich.

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Kultur

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Neues Konzept in historischen Gemäuern Neustart gemeistert und optimistischer Blick in die Zukunft Das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Stadt Warendorf finanzierte und von der Kulturstiftung Westpreußen getragene Westpreußische Landesmuseum (WPLM) präsentiert die Geschichte und Kultur der Region am Unterlauf der Weichsel, die sich von Thorn im Süden bis nach Danzig an der Ostsee erstreckt. Dass die museale Einrichtung gerade in Westfalen beheimatet ist, hat seine eigenen historischen Gründe. Und zwar hatte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe im Jahre 1960 eine Patenschaft für die Region Westpreußen übernommen.

N

ach einer fast zweijährigen Übergangsphase fand die offizielle Neueröffnung im Beisein von Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, statt. Seit Dezember 2014 ist das Westpreußische Landesmuseum – das zuvor im Drostenhof von MünsterWolbeck ansässig war – im ehemaligen Franziskanerkloster am Rande der Altstadt von Warendorf für Besucher zugänglich.

KONTAKT

Westpreußisches Landesmuseum Klosterstraße 21 48231 Warendorf Telefon: 02581 92 777-0 E-Mail: info@westpreussisches-landesmuseum.de Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr

Dr. Lothar Hyss, der Direktor des Westpreußischen Landesmuseums.

Am neuen Standort sind auf rund 1000 Quadratmetern Präsentationsfläche eine völlig neu konzipierte Dauerausstellung sowie wechselnde Sonderschauen zu besichtigen.

Dr. Lothar Hyss, langjähriger Direktor des Hauses, zieht nach über einem Jahr ein positives Fazit: „Es war ein Jahr, in dem lang gehegte Wünsche wahr wurden, Erwartungen sich erfüllten und Herausforderungen gemeistert werden konnten. Die Bilanz nach nunmehr 15 Monaten im neuen Domizil ist rundum positiv. Das Ausstellungskonzept wurde erfolgreich umgesetzt – und von den Besuchern angenommen.“

Thematischer Brückenschlag in die Aktualität Entsprechend einem Konzept und den Vorstellungen des Museumsteams gestaltete das Dortmunder Büro bild-werk Expo & Event in den nach Planungen des Münsteraner Architekturbüros Pfeiffer-Ellermann-Preckel umgebauten Räu-

men eindrucksvolle Präsentationen für die Glanzstücke der ständigen Ausstellung. Hier wird – nicht zuletzt dank optimaler Licht-, Präsentations- und Multimediatechnik – Geschichte auf vielfältige Weise lebendig dargestellt.

Erstmals ist beispielsweise Otto Helms Sammlung von Bernstein-Inklusen in all ihrer Vielfalt zu sehen. Auch die große Danziger Tapisserie aus dem Jahr 1620 erstrahlt im neuen Glanz, genauso wie die zahlreichen Möbel und Gemälde im Danzig-Zimmer und weitere Exponate in den Räumen der Dauerausstellung.

Dr. Hyss verweist darauf, dass im Rahmen der neuen Konzeption auch Schattenseiten im teilweise brisanten Zusammenleben von Polen, Kaschuben, Niederländern und Deutschen im einstigen Westpreußen und heutigen Polen ihren Platz in der Ausstellung finden: „Unter anderem ist der Nachbau einer HäftlingsPritsche aus dem KZ Stutthof zu sehen.

Flucht, Vertreibung, Migration, aber auch viele Facetten der Aussöhnung werden gezeigt und ermöglichen den thematischen Brückenschlag in die politische Aktualität.“ Hinzu kommt, dass die Dauerausstellung sowie die wechselnden Sonderschauen und Vorträge die Thematik vertiefen und aufzeigen, wie aus Flüchtlingen Mitbürger und aus alten Feinden neue Freunde werden können. Dazu arbeitet das Westpreußische Landesmuseum, das in Krockow nahe Danzig eine Außenstelle hat, eng mit polnischen Museen zusammen.

Feste Größe in der Region Auf die Frage, welche Argumente eigentlich für einen gelungenen Neustart sprechen, antwortet Dr. Lothar Hyss: „Der Gebäudekomplex mit seiner tiefen Verwurzelung in der Ortsgeschichte Warendorfs bildet den Ausgangspunkt Göllner (2)

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Kultur lebens sichtbar geblieben sind. Gleich neben dem modern gestalteten Eingangsbereich des Museums liegt der Kreuzgang. Dort werden Gemälde des westpreußischen Künstlers und expressionistischen Malers Bruno Krauskopf zusammen mit der alten Anwesenheitstafel der Mönche aus dem Jahr 1728 gezeigt. Im Kreuzhof wiederum kann unter anderem ein imposanter, 300 Jahre alter Buchsbaum bestaunt werden.

Wenige Schritte weiter liegt der Eingang zur barocken Klosterkirche, die während der Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden kann.

Blick in die Zukunft Neuer Standort in Warendorf mit einem besonderen Museumsportal.

für Brücken in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Das Museumsteam widmet sich der Präsentation und Vermittlung eines komplexen historischen Spannungsfeldes“. Und Dr. Hyss fügt hinzu: „Das Museum ist in Warendorf und der Region zu einer festen Größe geworden: 88 Gruppen-Führungen wurden allein im Jahr 2015 gebucht und es fanden 32 Veranstaltungen, darunter Vorträge und Lesungen im Museum, statt. Die Warendorfer Stadtführer haben das Museum und die zum Gebäudekomplex gehörende Klosterkirche in ihr Programm aufgenommen und organisieren informative Sonntagsbesichtigungen.“ Interessant sind übrigens auch die positiven Rückmeldungen im Gästebuch und auf der Homepage. Fast 90.000 Mal wurde 2015 die Seite des Museums angeklickt (www.westpreussisches-landesmuseum.de).

Hinter die Mauern eines Klosters blicken Ein zusätzlicher Grund für den Publikumserfolg ist die Möglichkeit, hinter die einst verschlossenen Türen eines Klosters blicken zu können. Bei einem Rundgang durch die Museumsräume bekommen die Besucher zugleich auch Einblicke in die Geschichte des denkmalgeschützten Bauwerks aus dem 17.

Jahrhundert. Die Einrichtung des Ausstellungsbetriebes erfolgte so behutsam, dass überall im Haus Spuren des Kloster-

Bis Juni 2016 zeigt das Westpreußische Landesmuseum neben der neu gestalteten Dauerausstellung die aktuelle Sonderschau „Orte der Erinnerung.

Museales und individuelles Gedenken nach 1945“. Die Präsentation unterteilt sich in drei Abteilungen, die das Thema der Erinnerung aus musealen und individuellen Perspektiven beleuchten. Eine der Ausstellungssektionen rückt das „individuelle Erinnern“ als das mentale

33 Wiedererleben eigener Erfahrungen in den Mittelpunkt. So schildern Menschen, die im früheren Westpreußen geboren und aufgewachsen sind, ihren ganz persönlichen Erinnerungsort. Eine Reihe von Begleitveranstaltungen ergänzt die Thematik.

Fundamente für neue Brücken Ein Höhepunkt im diesjährigen Veranstaltungs-Programm ist sicherlich die Sonderausstellung unter dem Motto „Das Niegehörte sichtbar machen. Die Bildwelten des Günter Grass (1927 Danzig – 2015 Lübeck)“, die vom 25. Juni bis zum 30. Oktober 2016 gezeigt wird.

Ein weiterer Meilenstein ist für das Jahr 2017 geplant. Das Westpreußische Landesmuseum erinnert gemeinsam mit dem Muzeum Powstania Warszawskiego an den Warschauer Aufstand von 1944. Im Anschluss daran zeigt das Nationalmuseum Danzig/Muzeum Narodowe Gdańsk ausgewählte Kunstwerke aus seiner Sammlung in Warendorf. „Somit sind die Fundamente für neue Brücken gelegt“, schlussfolgert Dr. Lothar Hyss.

Dieter Göllner

Baltisches Studenten-Seminar in Estland as diesjährige Baltische-Studenten- baltische Tänze eingeübt und zur festliD Sommer-Seminar findet auf dem chen Abschiedsveranstaltung vorgeführt.

Alle Kosten wie Reisekosten, Überalten, ehemaligen deutschbaltischen Gut der Familie v. Ramm in Estland statt, das heute als Hotel und Restaurant genutzt wird. Die Teilnehmer setzen sich zusammen aus: je sechs estnischen, lettischen, deutschen und je drei russische Studenten aus Est- und Lettland.

Die Leitung des Seminars hat Dr. Tilman Plath, übernommen. Babette Baronin von Sass wird ihm hilfreich zur Seite stehen. Seminarsprache ist deutsch.

Neben Vorträgen über die Geschichte des Baltikums, werden die Studenten Exkursionen, Besichtigungen der StädteReval und Habsal mit ihren geschichtsträchtigen Gebäuden, Burgen, wichtigen Gedenkstätten und Naturschutzgebieten erleben. Der Sportnachmittag, den Dr. Plath gestalten wird, bereitet sicher allen Teilnehmern viel Freude. Unter sachkundiger Leitung werden historische,

nachtungen, Verpflegung, Besichtigungen- und Fahrten werden von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien getragen. Der Eigenanteil pro Studentin oder Student beträgt aus dem Baltikum 50 €, für Teilnehmer aus der Bundesrepublik Deutschland 100 €.

Die Teilnahme ist nur für Studenten gedacht, die noch an keinem StudentenSommer-Seminar im Baltikum teilgenommen haben.

KONTAKT Babette Baronin von Sass Oehlertplatz 6, 12169 Berlin Tel: 030/79788686 Fax: 79789992 E-Mail: bvsass@web.de

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Nachrichten

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Ein treuer Heimatfreund fehlt Zum Tode von Altabt Dr. Adalbert Kurzeja OSB/Von Helmut Sauer ieder hat uns ein treuer W Heimatfreund verlassen: Am 12. April 2016 ist

Dr. Adalbert Kurzeja OSB, Altabt des Klosters Maria Laach, in seinem 96. Lebensjahr verstorben.

Noch im letzten Jahr trafen der Visitator für die Priester und Gläubigen aus dem ehemaligen Erzbistum Breslau, dem ehemaligen Generalvikariat Branitz und der Grafschaft Glatz, Dr. Joachim Giela, und ich Abt Adalbert zu Gesprächen im Kloster Maria Laach. Kurz vor dem Weihnachtsfest berichtete er mir am Telefon von einem unheilbaren, nicht mehr operablen Krebsleiden, das bei ihm diagnostiziert worden war. Im Januar 2016 trafen wir letztmalig in Maria Laach zusammen. Geduldig und im Vertrauen auf den Willen des Herrn trug er sein Los und bat noch bei unserem letzten Telefonat in der Karwoche um einen nächsten Besuch im Kloster.

Mit Abt Adalbert verband mich eine mehr als 40-jährige, aus vielen Gemeinsamkeiten entstandene Freundschaft, zumal er am 24.

November 1920 in Ratiborhammer – Ratibor war auch die Heimat meiner Mutter – geboren wurde. Unzählige Reisen nach Schlesien hatte Abt Adalbert schon seit Mitte der 1950er Jahre unternommen. Auch gemeinsam waren wir in Oberschlesien unterwegs. Stets lag ihm dabei das Wohl der Landsleute, für die er immer wieder Hilfslieferungen organisierte, genauso wie der Dialog zu seinen Mitbrüdern im polnischen Klerus am Herzen. Als geduldiger, vermittelnder Geist, der aber

Das Foto zeigt Altabt Adalbert (Bildmitte), Helmut Sauer (3.v.r.) und Stadtpfarrer Günter Kurowski (St. Liebfrauen Ratibor, 2.v.r.) beim Besuch der Dominikanerkirche in Ratibor im Jahr 2008.

mit seinem großen theologischen und geschichtlichen Wissen durchaus überzeugen konnte, verschaffte er sich Gehör und Respekt. Niemals ließ er im Dialog eine theologische Rechtfertigung der millionenfachen Menschenrechtsverletzung zu, die die gewaltsame Vertreibung der Deutschen am Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg darstellt. Oft hat er mir auch von seinem brieflichen Austausch mit Bolesław Kardinal Kominek berichtet, der die Entstehung des Hirtenbriefes der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder 1965 sicher mit befördert hat.

Als Wissenschaftler verteidigte er den letzten deutschen Erzbischof von Breslau, Adolf Kardinal Bertram, über den Halbwahrheiten und bewusste Unwahrheiten von polnischen Historikern verbreitet wurden und werden.

1990 nahm der damalige Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl Abt Adalbert mit nach Kreisau, wo er unter der Leitung von Erzbischof Prof. Dr. Alfons Nossol die Versöhnungsmesse mitzelebrierte.

Für seinen Einsatz für die heimatverbliebenen Deutschen sowie für die grenzüberschreitende Verständigung zeichneten ihn die Apostolische Visitatur Breslau 1991 mit der Kardinal-Bertram-Medaille, die Landsmannschaft Schlesien 1997 mit dem Schlesierschild, der Bund der Vertriebenen 2001 mit der Ehrenplakette, seine Heimatstadt Ratiborhammer 2003 mit der Ehrenbürgerschaft und die Universität Breslau 2015 mit der Ehrenmedaille aus. Wie beglückt berichtete er von der Feierstunde, als er die „Breslauer Madonna“ an ihrer alten Stelle in Breslau hatte aufstellen lassen können. Sei-

ne namentliche Würdigung in der Aula der Universität, der „Leopoldina“, freute ihn herzlich.

Viele Tagungen im Bistum Hildesheim, in deren Rahmen er es sich nicht nehmen ließ, mich in Salzgitter zu besuchen, Gespräche über unsere schlesische Heimat, den Glauben und die Politik zu führen und die Gottesdienste mitzufeiern, bleiben in guter Erinnerung. Ebenso seine Teilnahme an den Bundesdelegiertentagungen der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV), als diese in der Bonner CDUZentrale, dem Konrad-Adenauer-Haus, bzw. in Bad Godesberg durchgeführt wurden.

Seiner Schwester, der Familie in Ratiborhammer und der Klostergemeinde in Maria Laach bleibe ich in stillem Gedenken verbunden.

Sauer (1); Göllner (1)

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Ausstellungen,Vorträge, Studienreisen Veranstaltungshinweise aus den Museen und Institutionen Neben Ausstellungen und Vorträgen finden sich Veranstaltungen zum Internationalen Museumstag, zu Karl IV. und nicht zuletzt zu Studienreisen in den Programmen der Museen und Institutionen wieder.

Sudetendeutscher Tag Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Bundesverband e.V., München veranstaltet den Sudetendeutschen Tag mit Karlspreisverleihung, Volkstumsabend und Kundgebung. Vom 13. bis zum 15.

Mai 2016 findet im Messezent r u m Nürnberg der nunmehr 67.

Sudetendeutscher Tag statt. Das umfangreiche Programm startet am Pfingstsamstag mit der Verleihung des Europäischen Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft in festlichem Rahmen.

Diesjähriger Preisträger ist S.D. Hans-Adam II. Fürst und Regier von und zu Liechtenstein, Herzog von Troppau und Jägerndorf. Themenbezogene Veranstaltungen und Workshops der sudetendeutschen Organisationen, Gemeinschaften, Vereine und Vereinigungen sowie das Kulturprogramm „Sudetendeutsches Schatzkästlein“ und ein Volkstumsabend mit Musik und Tänzen aus Böh-

men, Mähren und Sudetenschlesien runden den Tag ab.

Am Pfingstsonntag steht dann die Hauptkundgebung an, bei der Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, und Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident und Schirmherr der Sudetendeutschen Volksgruppe, sprechen werden.

8000 Jahre Geschichte aus Kroatien Seit dem 21. April ist im Donauschwäbischen Zentralmuseum die neue Sonderausstellung „Vinkovci – Schnittpunkt der Kulturen.

8.000 Jahre Geschichte aus Kroatien“ zu besichtigen. Bei der Vernissage der Gastausstellung begrüßten Christian Glass, Direktor des Donauschwäbischen Zentralmuseums, Danijel Petković, Direktor des Stadtmuseums Vinkovci und Slavko Novokmet, Kroatischer Generalkonsul in Stuttgart, das zahlreich erschienene Publikum. Die Gastrednerin Alida Bremer –

geboren in Split lebt und arbeitet in Münster als Autorin, Herausgeberin, Übersetzerin und Kulturvermittlerin – führte in die Ausstellung ein. Die Trägerin des Staatsordens der Republik Kroatien sprach in ihrem Vortrag „Stadt–Land–Fluss als europäisches Schicksalsspiel“ über Kontinuität und Vernetzung in den kulturellen Beziehun-

Essen und Trinken im Oberschlesischen Landesmuseum. Blick in die Ausstellung.

gen zwischen Deutschland und Kroatien.

Das Stadtmuseum Vinkovci bietet mit dieser Präsentation Einblicke in die Besiedlungsgeschichte der archäologisch bedeutenden Stadt im Osten Kroatiens, in der seit 8.000 Jahren kontinuierlich Menschen siedeln. Vinkovci spiegelt die historische Komplexität und kulturelle Vielfalt des mittleren Donauraums wider, der seit jeher Schnittpunkt der Kulturen ist. Zu den herausragenden Exponaten gehören uralte Keramikgefäße in allen erdenklichen Formen, Goldmünzen mit dem Konterfei zweier römischer Kaiser und eine fantasievolle Gewandfibel. Die Präsentation ist im DZM bis zum 18.

September 2016 zu besichtigen.

Der diesjährige Heimattag in Ulm steht unter dem Motto „300 Jahre Banater Schwa-

ben. Wir schreiben unsere Geschichte fort“. Aus diesem Anlass veranstaltet das DZM am 14. Mai zwei Sonderprogramme: „Wer jetzo zieht ins Ungarland, dem blüht die goldne Zeit!“ (eine Schauspielführung durch die Ausstellung) und ein Konzert der Donauschwäbischen Singgruppe Landshut mit Liedern in banat-schwäbischer und bayerischer Mundart.

Die Teilnahme ist nur nach telefonischer Voranmeldung möglich: Telefon 0731/ 962540.

Perspektiven für Lüneburg Bereits seit März 2016 steht das neue Eingangsgebäude des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg mit Sonderausstellungsflächen zur Verfügung. Im bisherigen

36 Museumsgebäude wird die neue Dauerausstellung vorbereitet, die voraussichtlich Anfang 2017 eröffnet wird.

Nach Abschluss aller Arbeiten wird sich das Haus mit einer rundum modernisierten, auf 2.000 Quadratmeter erweiterten Dauerausstellung inklusive einer Deutschbaltischen Abteilung präsentieren. Dennoch sind in der Zwischenzeit Sonderausstellungen, aktuelle Veranstaltungen und der Besuch des Brauereimuseums über das neue Eingangsfoyer in der Heiligengeiststraße 38 zu erreichen. Während der Umbauphase sind geänderte Öffnungszeiten zu berücksichtigen: Täglich außer Montag von 12 bis 17 Uhr. Im Obergeschoss des Hauses ist derzeit noch bis zum 29.

Mai die Sonderausstellung „Wolfskinder. Verlassen zwischen Ostpreußen und Litauen“ zu besichtigen. Die Ausstellung thematisiert das erschütternde, wenig bekannte Schicksal elternloser Kinder auf der Flucht vor kriegs- und besatzungsbedingter Not, als nach dem nationalsozialistischen Expansions- und Vernichtungskrieg nun Ostpreußen als erste deutsche Provinz von den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs überrollt wurde. Im Begleitprogramm wird am 22. Mai 2016 – dem 39.

Internationalen Museumstag – um 15 Uhr eine Führung durch die Ausstellung mit der Kuratorin und Autorin Sonya Winterberg stattfinden. Für den 25.

Mai, 19 Uhr, ist der Vortrag „Lebenslang ‚Wolfskind‘. Die schwere Last nicht mitteilbarer Erinnerungen“ des Historikers Dr. Christopher Spatz, der 2015 über Wolfskinder promoviert wurde, anbe-

Nachrichten raumt. Am 10. Juni wird im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg die Ausstellung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn, „Backsteinarchitektur im Ostseeraum – Neue Perspektiven der Forschung“ eröffnet.

Zu den jüngsten herausragenden Veranstaltungen gehört der Festakt von Anfang April d.J., in dessen Rahmen zur Vorbereitung des Umzuges zwischen der Ostpreußischen Kulturstiftung und der Stiftung Königsberg ein Überlassungsvertrag unterzeichnet wurde. Das Ostpreußische Landesmuseum übernimmt alle Exponate des Museums „Stadt Königsberg“ aus Duisburg. Zu den in fast 50 Jahren gewachsenen Königsberger Sammlungen zählt vor allem die weltweit umfangreichste Sammlung zum Königsberger Philosophen Immanuel Kant (1724-1804), dessen 300.

Geburtstag im Jahre 2024 bevorsteht.

Adalbert-Stifter-Verein Die Erforschung der deutschböhmischen Kulturgeschichte und des deutsch-tschechischen Kulturaustausches sind Schwerpunktthemen des Adalbert Stifter Vereins. Am 2. Juni beherbergt das Kulturforum im Sudetendeutschen Haus in München ein Programm unter dem Motto „Die Botschaft Karls IV.“. Die musikalische Lesung ist eine Veranstaltung des Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein, des Tschechischen Zentrums München, des Generalkonsulats der Tschechischen Republik München und des Deutschen Kulturforums östliches Europa. Im Mittelpunkt stehen Leben und Wirken Karls IV. sowie seine Autobiografie. Die Leitung des Programms hat der

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Vertriebenen-Koffer einer polnischen Familie im Schlesischen Museum zu Görlitz.

tschechische Musiker und Komponist Daniel Dobiáš übernommen.

Kallmann-Museum und Karl IV. Das Münchner Haus des Deutschen Ostens lädt am Mittwoch, dem 4. Mai, auf Initiative seines Fördervereins, zu einer Tagesfahrt nach Ismaning ein. Treffpunkt ist das im alten Schlosspark von Ismaning bei München gelegene Kallmann-Museum.

Das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst wurde 1992 gegründet und ist im Nachbau einer klassizistischen Orangerie aus dem frühen 19. Jahrhundert untergebracht, die sich bis 1983 an gleicher Stelle befand. Das Stiftungsmuseum ist dem Werk des Malers Hans Jürgen Kallmann (geboren 1908 in Wollstein in der Provinz Posen und verstorben 1991 in Pullach i. Isartal) gewidmet. Auf dem Programm der HDO-Tagesfahrt steht eine Führung durch die neue Sonderausstellung „Entartete Kunst – Verfolgung der Moderne im NS-Staat“, die Werke aus der Sammlung Gerhard

Schneider enthält. Die Ausstellung berücksichtigt zahlreiche Künstler und Künstlerinnen, die vom NS-Staat diffamiert und verfolgt wurden und nach dem Zweiten Weltkrieg vielfach in Vergessenheit gerieten. Die Ausstellung und der begleitende Katalog wurden in Zusammenarbeit mit Studierenden des Instituts für Kunstgeschichte der LMU München konzipiert und realisiert. Anmeldung unter Telefon 089/449993-0 oder E-Mail: poststelle@hdo. bayern.de.

Am 14. Mai 2016 jährt sich der Geburtstag von Karl IV. – römisch-deutscher König, König von Böhmen, König von Italien, König von Burgund und römisch-deutscher Kaiser – zum 700. Mal. Aus diesem Anlass rückt das HDO diese Persönlichkeit in den Fokus, die bis heute als politische Leitfigur im Europa ihrer Zeit gilt. Im Vortrag „Karl IV. – Problematische Aspekte einer mittelalterlichen Kaiserbiografie“ bietet Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Direktor des HDO, am 10. Mai, 19 Uhr, Einblicke in das Leben und Wirken von Karl IV., der in Böhmen und in Bayern zahlreiche Spuren hinterlassen und mit der 1356 erlassenen „Goldenen Bulle“ eine Art Grundverfassung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation geschaffen hat.

Göllner (2)

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Neue Objekte ergänzen die Ausstellung Die Sonderausstellung „Die große Not. Erinnerung an das Kriegsende 1945 und den Neubeginn in Görlitz und Zgorzelec“ ist im Schlesischen Museum zu Görlitz (SMG) noch bis zum 26. Juli zu besichtigen. Da die Präsentation auf einem öffentlichen Ausstellungsprojekt beruht, das durch das Enga-

gement vieler Privatpersonen sowie Görlitzer Vereine und Institutionen zustande gekommen ist, enthält sie zahlreiche Leihgaben. Das Besondere ist, dass auch nach der Vernissage viele weitere eindrucksvolle Objekte im Museum abgegeben worden sind. Zu den neuen Erinnerungsstücken zählen auch einige Exponate aus Polen, darunter eine Uniformjacke, die einer Soldatin des polnischen Frauenbataillons „Emilia Plater“ gehörte. Das Objekt ist eine Leihgabe des Museums in Lubań (Lauban).

Außerdem ist in der Ausstellung seit kurzem auch ein Koffer polnischer Vertriebener zu sehen. Zusammen mit persönlichen Dokumenten und Büchern zeugt er vom Weg einer Familie aus Ostpolen bis an die Neiße, die zur neuen Westgrenze Polens geworden war. Die Veranstalter vom SMG gehen davon aus, dass die Ausstellung in den nächsten Monaten noch weiter wachsen wird.

Dr. Johanna Brade vom SMG widmet am 4. Mai, 15 Uhr, der diesjährigen Europäischen Kulturhauptstadt Breslau im Rahmen der Reihe „Kaffee & Kultur – natürlich schlesisch“ einen Vortrag mit

Nachrichten Einblicken in die Geschichte und Gegenwart der Odermetropole.

Am Internationalen Museumstag (22. Mai) führt die Kuratorin Dr. Martina Pietsch durch die Ausstellung „Die große Not“ und der Museumsdirektor Dr. Markus Bauer bietet eine Sonderführung zum Thema „Museumslandschaft Schlesien“ an.

Für den 28. Mai ist eine Tagesexkursion geplant, die die Spuren der historischen Grenze zwischen Schlesien und der Oberlausitz (Teil II) aufsucht. Die Tagesfahrt ist ein Angebot der Kulturreferentin in Kooperation mit Görlitz-Tourist und führt per Bus entlang des historischen Grenzverlaufs.

Stationen der Fahrt sind u.a.

Lauban (Lubań), Naumburg am Queis (Nowogrodziec), das Schloss Klitschdorf (Kliczków) und der Schlosspark von Halbau (Iłowa).

Anmeldung unter Telefon 03581/764747, E-Mail: m. buchwald@goerlitz-tourist. de.

Eisenkunstguss, Breslau und Malereien Wer Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott besucht, hat noch bis zum 8. Mai Gelegenheit, die Sonderschau „Eisern gesammelt“ zu besichtigen. Neben einer Auswahl von Gleiwit-

zer Eisenkunstgüssen aus der Sammlung von Gerhard Biadacz sind auch seltene Exponate zur Gleiwitzer Postgeschichte aus dem Besitz von Ingo von Garnier zu sehen.

Bei ihrem Besuch in Königs-

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Eisenkunstguss im Haus Schlesien.

winter-Heisterbacherrott können Interessenten auch die Malereien der jungen Breslauer Künstler Małgorzata Zukterowska und Łukasz Morawski bestaunen.

Am Internationalen Museumstag wird um 15 Uhr die neue Sonderausstellung „Breslau persönlich. Biografische Blicke auf die Europäische Kulturhauptstadt 2016“ eröffnet.

Den Einführungsvortrag hält Hubert Wolff, Leiter der Breslauer Sammlung in Köln.

Mai unter dem Titel „Kochen, Tischdecken und Essen“ – stellen Sitten und Bräuche beim Essen vor. Am Internationalen Museumstag werden im OSLM zwei neue Sonderausstellungen „Heinrich Schulz-Beuthen (18381915). Leben – Lebenswerk – Inspiration“ und „Den Armen und Leidenden zur Hilfe: Mutter Eva – ihr Glauben und Leben. Ausstellung zum 150. Geburtstag von Eva von Tiele-Winckler“ eröffnet.

Essen & Trinken und neue Sonderschauen

Traces of Memory

Neben der deutsch-polnischen Ausstellung „Annaberg/ Góra Sw. Anny“, die in Zusammenarbeit mit dem Bund Bildender Künstler/BBK-Bonn, Rhein-Sieg e.V., eingerichtet wurde, ist im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen-Hösel auch die große Ausstellung „Für Leib und Seele. Von der Kultur des Essens und Trinkens“ zu besichtigen. Museumspädagogische Begleitprogramme – wie etwa der Aktionsnachmittag für Kinder vom 28.

Bis zum 1. Juli bietet das Düsseldorfer Gerhart Hauptmann Haus einen zeitgenössischen Blick auf die jüdische Vergangenheit in Polen. „Traces of Memory/Spuren der Erinnerung“ lautet der Titel der Wanderausstellung des Jüdischen Museums Galizien, Krakau, das ein beeindruckendes Bild einer Region zusammenfasst, die einmal ein Zentrum jüdischer Kultur und jüdischen Lebens war.

Die erste Station der Präsentation ist in Düsseldorf.

Dieter Göllner

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Rational und solidarisch die Flüchtlingsthematik angehen Flüchtlinge und zwei Rückblicke waren die Themen beim Brünner Symposium Brünn. (dod) Mehrere Aspekte beinhaltete das heuer von der AckermannGemeinde und der BernardBolzano-Gesellschaft organisierte Symposium „Dialog in der Mitte Europas“ am Palmsonntag-Wochenende in der mährischen Hauptstadt Brünn: zum einen das Tagungsthema „Wie viel Vielfalt vertragen unsere Gesellschaften? Der Umgang mit Flüchtlingen in historischer und europäischer Perspektive“. Zum anderen zwei Rückblicke: auf das von der Stadt Brünn im letzten Jahr ausgerufene „Jahr der Versöhnung“ und auf 25 Jahre Iglauer bzw. Brünner Symposium.

Diese Faktoren veranlassten fast 300 Leute aus Deutschland, Tschechien, Österreich, Polen und der Slowakei zur Teilnahme – so viele wie nie zuvor. „Das Brünner Symposium hat seit langem einen festen Platz im deutsch-tschechischen Dialog“, stellte etwa der deutsche Botschafter in der Tschechischen Republik Dr. Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven in seinem Grußwort fest. Dass Botschafter Tschechiens, Deutschlands und Österreichs bei der Tagung präsent sind, beweist den Stellenwert, den die Veranstaltung hat. Für den Bundesvorsitzenden der Ackermann-Gemeinde Martin Kastler geht es bei dem Symposium vor allem darum, gemeinsam zurück und nach vorne zu schauen und damit zum Bau „unserer europäischen Gesellschaft“ beizutra-

gen. Die Aufgabe des Symposiums verdeutlichte aus Sicht der Ackermann-Gemeinde deren Ehrenvorsitzender Dr. Walter Rzepka. Es könne der deutsch-tschechischen Nachbarschaft wie auch Europa und den Europäern einen Dienst erweisen: erstens durch das Diskutieren von Problemen, zweitens durch das Entwickeln von Ideen zur Lösung dieser Probleme und drittens durch das Einbringen dieser Ideen in die politische Meinungsbildung.

Der Mitbegründer des deutsch-tschechischen Zukunftsfonds und tschechische Nationalkoordinator der Visegrád-Staaten Tomáš Kafka würdigte die Iglauer/Brünner Konferenz als „Leitfaden bzw. Bild für den tschechischsudetendeutschen Dialog“ bzw. für mitteleuropäische Zusammenarbeit und Begegnungen.

Ein weiterer Rückblick galt dem im Jahr 2015 federführend von der Stadt Brünn organisierten „Jahr der Versöhnung“ zum Gedenken an den Brünner Todesmarsch 1945. Mit dem, „Jahr der Versöhnung“ sollte, so der Brünner Oberbürgermeister Petr Vokřál, aller Opfer in Brünn im und am Ende des Zweiten Weltkrieges gedacht werden – „erstmals auch der deutschsprachigen Bewohner Brünns“. Höhepunkt war, und da pflichteten ihm die Teilnehmer des eigens diesem Thema gewidmeten Podiums uneingeschränkt bei, die Wallfahrt der Versöhnung in umgekehrter Rich-

Zum 25-jährigen Jubiläum des Symposiums schnitten die Verantwortlichen und Ehrengäste am Eröffnungsabend eine Jubiläumstorte an. Die „Anschneider“ in der Mitte sind der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde Martin Kastler, der Brünner Oberbürgermeister Petr Vokřál und der Vorsitzende der Bernard-BolzanoGesellschaft Dr. Matěj Spurný.

tung des damaligen Todesmarsches, d.h. von Pohrlitz nach Brünn. Eine Neuauflage der Wallfahrt und des Festivals mit zahlreichen kulturellen Veranstaltungen soll es heuer und in den nächsten Jahren geben – auch unter dem Aspekt „Heimatverlust – Heimat neu finden“ bzw. „Vertreibung“.

Das Hauptthema des Symposiums „Wie viel Vielfalt vertragen unsere Gesellschaften?

Der Umgang mit Flüchtlingen in historischer und europäischer Perspektive“ wurde in drei Arbeitseinheiten behandelt: Zunächst ging es um „Die Reaktionen auf Zuwanderung als Spiegel unserer Gesellschaften“. Die Podiumsteilnehmer stellten fest, dass das Thema vielfach sehr emotional behandelt wird und empfahlen mehr Rationalität. Aber auch die Besinnung auf und die Klar-

heit über die eigenen Werte sei wichtig. Der tschechische Kulturminister Daniel Herman erinnerte an die von Papst Johannes Paul II. initiierten interreligiösen Treffen und sprach sich für den Brückenbau zwischen den Religionen „auf Basis der uns verbindenden Dinge“ aus. Von derzeit drei Gefühlslagen in der Bevölkerung sprach der Wiener Theologieprofessor Dr. Paul Zulehner: Ärger (mit Hass als Folge), Zuversicht und – dazwischen – rationale Sorge. Er empfahl, durch Anstrengungen in der Politik, in der Pfarrgemeinde, in der Bildungsarbeit usw. Zuversicht zu vermitteln bzw. zu erzeugen. Zulehner sprach auch von einem zurzeit „schwachen Christentum in Europa“, wünschte aber auch eine „europäische Exegese des Islam“. Beim zweiten Podium zum Thema „PersBauer (2); Naaß (1)

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pektivwechsel: Flucht, Aufnahme und Integration als Erfahrung“ schilderten der Ehrenvorsitzende der Ackermann-Gemeinde und frühere Generallandesanwalt Dr. Walter Rzepka, die Journalistin Ludmila Rakušanová, der Historiker Dr. Konstantinos Tsivos und der aus Afghanistan stammende Elektroinstallateur und Buchautor Hassan Ali Djan, der heute in München lebt, ihre persönlichen und ganz unterschiedlichen Erfahrungen mit Flucht, Aufnahme und Integration unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, während des Prager Frühlings, in

Nachrichten seitens der Tschechischen Republik – und auch Solidarität verwies Dr. Tomáš Urubek vom Tschechischen Innenministerium. Diese Strategie wiederum kritisierte die Brünner Bürgerrechtlerin Dr. Anna Šabatová, die auf aktive Ehrenamtliche aus Tschechien entlang der Balkanroute verwies und bemerkte, dass es dem Staat nicht gelungen sei, der Bevölkerung die Angst vor den Flüchtlingen zu nehmen. Die Auswirkungen der in der Slowakei neu auftretenden radikalen Partei und auch die Einflüsse aus Ungarn nannte die slowakische Abgeordnete Magdaléna

Die Teilnehmer des Podiumsgesprächs am Samstagvormittag. Von links: Der tschechische Kulturminister und Vorsitzende der Sdružení Ackermann-Gemeinde Daniel Herman, der österreichische Theologe Prof. Dr. Paul Zulehner, Moderator Luboš Palata, die islamische Theologin Hamideh Mohagheghi und der in Warschau tätige Journalist Adam Krzeminski.

den 80er bzw. 90er Jahren und im Jahr 2005 aus Afghanistan bzw. dem Iran.

Die Teilnehmer auf dem Schlusspodium suchten Antworten auf die Herausforderungen: „Wer löst die aktuelle Flüchtlingskrise? Aktiv auf lokaler Ebene und Hoffen auf Europa?“ Und die gingen in ganz unterschiedliche Richtungen: Rationalität, Klarund Weitsicht, Mut und Dialog empfahl der aus dem Irak stammende Wiener SPÖAbgeordnete Omar Al Rawi.

Auf Unterstützung und Hilfen in den Herkunftsländern

Vášáryová als Ursachen für die Stimmung in ihrem Heimatland gegenüber den Flüchtlingen. Ein Engagement auf allen Ebenen – Europa, Nation, Kommune – hält Dr. Christoph Bergner, der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, für nötig: großes zivilgesellschaftliches Engagement und staatliche Anstrengung. Aber es müsse auch verhindert werden, dass sich Mehrheiten gegen die europäischen Werte bilden. „Vertrauen schaffen!“, so Bergners kurze Formel.

Markus Bauer

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Breslau – Was sehenswert ist!

Zu Ostern erschien im Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn ein Führer durch Breslau, die diesjährige Kulturhauptstadt Europas.

Bergstadtverlag 2016, Broschüre, 72 Seiten, 15 x 21 cm, 7,90 Euro, erhältlich bei: Schlesische Schatztruhe, Tel. 03581/40 20 21, info@bergstadtverlag.de.

Christa Naaß: Erste Kontakte nach Südmähren geknüpft Brünn. (dod) Nachdem der mittelfränkische Bezirkstag auf Grund eines SPD-Antrages im vergangenen Jahr beschlossen hatte, Kontakt mit einer Region in der Tschechischen Republik aufzunehmen, fand nun die erste Kontaktaufnahme mit der Region Südmähren statt.

Im Rahmen dieser Sondierungsfahrt war es für Christa Naaß, Stellvertreterin des Bezirkstagspräsidenten und Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates wichtig, auch einen Besuch des Begegnungszentrums des Deutschen Kulturverbandes in Brünn zu initiieren.

Die Delegation unter Leitung von Bezirkstagspräsident Bartsch hatte dabei die Mög-

lichkeit mit der Vorsitzenden Frau Hanna Zakhari zu sprechen und mit Studentinnen und Studenten der Universität Brünn sowie Schülerinnen und Schülern des Deutschen Gymnasiums zu diskutieren.

Zusammen mit dem Leiter des Sudetendeutschen Büros in Prag, Peter Barton, besuchten sie die historische Jakobskirche im Stadtzentrum von Brünn, wo sich seit 1992 zwei Gedenktafeln des Heimatverbandes Bruna zur Erinnerung an die Vertreibung der deutschen Brünner befinden. Zum Gedenken an die Opfer der Vertreibung legte Christa Naaß als Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates Blumen nieder.

Im Bild v.l.n.r. Richard Bartsch, Christa Naaß und Peter Barton.

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„Brauchtumsnachmittag“ in Hessen Beauftragte Ziegler-Raschdorf erinnert an die ersten Vertriebenentransporte Aßlar. (dod) Beim traditionellen „Brauchtumsnachmittag“ der Verbände der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler im Lahn-Dill-Kreis wurden die rund 200 Gäste in der Stadthalle von Aßlar durch ein abwechslungsreiches Programm mit Musikund Tanzvorführungen unterhalten. Die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, erinnerte in ihrem Festvortrag an die Ankunft der ersten Vertriebenentransporte in Hessen vor 70 Jahren und betonte die Notwendigkeit, die Erinnerung an Flucht und

Vertreibung wachzuhalten sowie die Kultur der ehemaligen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete für kommende Generationen zu bewahren.

Zu der Veranstaltung eingeladen hatte die CDU Lahn-Dill und ihr Kreisvorsitzender Hans-Jürgen Irmer MdL. In ihrer Ansprache würdigte die Landesbeauftragte die Leistungen der Heimatvertriebenen beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. „Mit ihrem Fleiß, ihrem Können und ihren Erfahrungen haben die Vertriebenen tatkräftig mitgeholfen, das vom Krieg zerstörte Land wieder aufzubauen.

Am wirtschaftlichen Erfolg

JU-Kreisvorsitzender Sven Ringsdorf, Heiko Budde, Rosemarie Kretschmer, Hans-Jürgen Irmer MdL, Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, Stellv. BdV-Landesvorsitzender Manfred Hüber, Kuno Kutz, CDU-Kreistagsvorsitzende Elisabeth Müller, CDU-Kreistagsabgeordnete Dieter Steinruck und Heike AhrensDietz, Lukas Rehling (v.l.n.r.).

Hessens und unserem heutigen Wohlstand haben sie großen Anteil“, so Ziegler-Raschdorf. Ein herausragendes

Vorbildliche Ausstellung in Mönchengladbach Mönchengladbach. (dod) 70 Jahre nach Ende des von Deutschland ausgegangenen Zweiten Weltkrieges hat der Bund der Vertriebenen in Mönchengladbach ein Projekt verwirklicht, das in besonderer Weise als Zeitzeugenprojekt den Weg der Vertreibung von ca. 15 Millionen Deutschen aus ihrer angestammten Heimat, den Siedlungsgebieten in Südeuropa und dem Sudetenland sowie den deutschen Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Ostbrandenburg, Nieder- und Oberschlesien am Lebensweg von zehn Mönchengladbacher Bürgern aufzeigt. Ihre Wurzeln liegen alle in den historischen Provinzen und Siedlungsgebie-

ten im Osten. Es zeigt aber auch in eindrucksvoller Weise die geglückte Integration der Vertriebenen in die westdeutsche Aufnahmegesellschaft, wobei ihre Geschichte und Kultur damit nicht endet, sondern durch ihr Bekenntnis zur alten Heimat fortgeführt wird.

Die Ausstellung zeigt auf elf Tafeln die Lebenswege von Zeitzeugen, deren Wirkungsbereich in Mönchengladbach der Sport, die Kultur oder die Politik waren bzw. sind. Sie sind nur Beispiele für die ca.

20.000 Vertriebenen, die nach 1945 in die Städte Mönchengladbach und Rheydt kamen und sich am Aufbau der Städte und der Wirtschaft beteiligten und hier ein neues

Zuhause fanden. Das Projekt, die Ausstellung und das Begleitbuch konnten mit der freundlichen Unterstützung der Bezirksregierung Düsseldorf sowie mit Mitteln aus dem PS-Zweckertrag der Stadtsparkasse Mönchengladbach verwirklicht werden .

Zur Eröffnungsfeier der Ausstellung konnten neben Zeitzeugen und deren Lebenspartnern die Norbert Post MdL (CDU) und Ratsherr Frank Boss (CDU) begrüßen. Dr. Günter Krings.

Staatssekretär beim Bundesminister des Innern (CDU), Gülistan Yüksel MdB (SPD) und Hans-Willi Körfgens Mdl (SPD) schickten Grußworte aus Berlin.

(PM)

Ereignis 2015 sei der zweite landesweite „Hessische Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation“ gewesen, der auch in diesem Jahr wieder gemeinsam mit dem zentralen Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen (BdV) Hessen in Schloss Biebrich begangen werde. Abschließend dankte die Landesbeauftragte den „Ichelhäuser Musikanten“, der „Egerländer Gmoi“ sowie den Sängerinnen und Sängern im Chor „Stimme der Hoffnung“ für ihr Engagement. „Die Vertriebenen haben ihre angestammte Heimat verloren und mussten ihr Hab und Gut zurücklassen. Aber die Erinnerung an die alte Heimat und ihr geistiges Kulturgut konnte man ihnen nicht nehmen. Dazu gehören auch die Lieder und Volkstänze aus der Heimat, gehören Sitten und Gebräuche. Geben Sie dieses Brauchtum an die kommende Generation weiter“, ermutigte die Landesbeauftragte alle Mitwirkenden.

Franz Ewert (1); Privat (1)

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Aus den Verbänden

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BdV Nordrhein-Westfalen wählt neuen Vorstand Lebhafte Diskussion und Vorbereitung auf „70 Jahre Vertriebene in NRW“ Düsseldorf. (dod) Es war der letzte Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden, den HansGünther Parplies den Delegierten von NRW nach der Totenehrung am 9. April 2016 in Düsseldorf vortrug.

Nach 28 Jahren stellte er das Amt des Landesvorsitzenden zur Verfügung, wird aber fortan als Ehrenvorsitzender an den Geschicken des BdV teilhaben. Nach einer lebhaften Aussprache standen die Wah-

len des neuen Vorstandes auf der Tagesordnung. Für den Landesvorsitzenden waren zwei Kandidaten vorgeschlagen: Zum Landesvorsitzenden wurde Rudi Pawelka zum BdV-Landesvorsitzenden in Nordrhein-Westfalen gewählt. Seine Stellvertreter wurden Heinrich Zertik MdB, Dr. Bärbel Beutner und Markus Patzke. Schatzmeister wurde Wilhelm Kreuer, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Landesgruppe der Ostpreußen in Nordrhein-Westfalen NRW. Alle Mitglieder des neuen Landesvorstandes sind sich bewusst, ihr Amt in schweren Zeiten angetreten zu haben. Die Aufgabe der Vertriebenen, die Geschichte des deutschen Ostens lebendig

Blick auf einen Teil des Podiums (v.l.n.r.) Alfred Kottisch, Roswitha Möller, Editha Schreiber und Stephan Rauhut.

zu halten, wird immer schwieriger in einer zunehmend historisch schlecht informierten Gesellschaft.

Das Bewusstsein für ein gesamtdeutsches Kulturerbe muss angesichts der aktuellen Globalisierung stärker in den Mittelpunkt gestellt werden.

Innerhalb der Verbände wird es Veränderungen geben müssen, was große Verantwortung für die Amtsträger bedeutet. Die heute noch Aktiven sind verpflichtet, die intensive Arbeit ihrer Vorgänger positiv weiterzuführen.

Bärbel Beutner

Erinnerung an Sigmund Keil Zum 70.Todestag einer karpatendeutschen Persönlichkeit n seiner Würdigung „Zum ISigmund 100. Geburtstag von Ing. Keil“ (Karpatenjahrbuch 1987, 38. Jg., S. 33-37) schreibt einleitend der um strenge Sachlichkeit bemühte Historiker Ruprecht Steinacker: „Das Volksgericht in Preßburg fällte am Samstag, dem 22. Juni 1946, das Urteil über den ehemaligen Abgeordneten des Slowakischen Staates und Vertreter Karmasins, Sigmund Keil aus Schwedler, der sich des Verrates, der Kollaboration und des Verrates am Aufstand schuldig gemacht hatte. Der Senat … verurteilte Keil zur

Strafe des Todes durch den Strang.“ Das Urteil wurde am 26. Juni 1946 vollstreckt.

In der Urteilsbegründung konnte das Gericht keine persönliche Schuld nachweisen, ganz allgemein wurden ihm Verrat und Kollaboration vorgeworfen. Sigmund Keil, geboren am 25. Juni 1887 in Schwedler, trat 1935 der Karpatendeutschen Partei und später der Deutschen Partei bei. Er war nicht Vertreter des Volksgruppenführers Karmasins, sondern nur Kreisleiter der Unterzips. Er hatte den Ehrentitel Landesinspektor, der mit keiner Funktion

verbunden war. Von 1935 bis 1938 war er Senator im Prager Parlament und seit 1939 Abgeordneter im slowakischen Parlament. Hier widmete er sich Aufgaben, die ihm auf demokratischem Weg übertragen wurden.

Sein Verhältnis zu den Slowaken und Ungarn war von Freundschaft und Kooperation geprägt. Als hervorragender Kenner der Wirtschaft und Politik wurde er für viele Bürger und Bürgerinnen der Slowakei zum Segen: Er brachte sie in Lohn und Brot, trat für Kinderschutz und Jugendfürsorge ein. Er wirkte

segensreich in Schwedler, in der Zips und Slowakei im Bereich der Bildung und Kultur, der Wirtschaft und des Handels. Das Wohl seines Heimatlandes lag ihm am Herzen. Nach Kriegsende war er bereits in Bayern, kehrte über die Grenze nach Böhmen zurück, denn er war von seiner Unschuld fest überzeugt. Er stellte sich der Polizei und kam in das Kreisgerichtsgefängnis in Eger. „Von diesem Augenblick an riss die Verbindung zu seiner Familie ab.“ Seine Frau durfte ihn nicht mehr sehen.

Ferdinand Klein

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Sudetendeutsche stets zum Dialog bereit Erinnerung an das Selbstbestimmungsrecht der Völker zum 4. März Stuttgart. (dod) Der 4.

März 1919 ist ein markantes Datum in der Geschichte der Sudetendeutschen. An diesem Tag demonstrierten in sieben Städten des Sudetenlandes die Sudetendeutschen für ihr Selbstbestimmungsrecht. Zum 97. Jahrestag dieses historischen Ereignisses, gedachten die Sudetendeutschen in einer Feierstunde im Haus der Heimat in Stuttgart der Opfer und erinnerten so auch an das Selbstbestimmungsrecht der Völker.

Unter den zahlreichen Besuchern, die der Einladung zur Feierstunde zum Gedenken an den 4. März 1919 gefolgt waren, konnte der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft BadenWürttemberg, Klaus Hoffmann, auch wieder eine große Anzahl von Ehrengästen, wie den CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Stefan Kaufmann, den CDU-Landtagsabgeordneten Konrad Epple, die Leitende Ministerialrätin aus dem baden-württembergischen Innenministerium, Dr. Christiane Meis, den Oberbürgermeister der Stadt Backnang, Dr. Frank Nopper, die Stuttgarter Stadträtin Iris Ripsam (CDU), Professor Gerhard Heimerl, die Bundesfrauenreferentin der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Gerda Ott, den Sprecher der Südmährer, Franz

Longin, den Stuttgarter BdVKreisvorsitzenden Albert Reich sowie die Kreisobfrau der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Stuttgart, Waltraud Illner, begrüßen.

Ein besonderer Gruß galt jedoch dem Beauftragten der CDU-Landtagsfraktion für die Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in Baden-Württemberg, dem Landtagsabgeordneten Paul Nemeth, der die Gedenkrede hielt.

Paul Nemeth ging zu Beginn seines Vortrages zunächst auf die aktuelle Flüchtlingspolitik ein. Dabei betonte der Christdemokrat, dass er aufgrund der Erfahrungen seiner Eltern großes Verständnis für die Flüchtlinge habe, die gegenwärtig aus Angst um ihr Leben nach Deutschland kommen.

Der Landespolitiker ging in seiner Gedenkrede dann auf die tragischen Ereignisse des 4. März 1919 ein, als damals die Menschen in zahlreichen Städten des Sudetenlandes friedlich gegen die Nichtzulassung zu den Wahlen zur Provisorischen Nationalversammlung der Republik Österreich im Februar 1919, gegen die Eingliederung in die neu gegründete Tschechoslowakische Republik und für den Verbleib in der Republik Österreich demonstrierten und deren Forderungen nach Selbstbestimmung durch Schüsse paramilitärischer tschechischer Einheiten ein gewaltsames Ende fanden. Die Geschichte zwischen Deutschen und Tsche-

Gäste der Veranstaltung waren (v.l.n.r.) Waltraud Illner, Paul Nemeth MdL, Albert Reich, Stadträtin Iris Ripsam, Dr. Christiane Meis, SLLandesobmann Klaus Hoffmann, Konrad Epple MdL, Bezirksvorsteherin Sabine Mezger, Franz Longin, Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper und Florian Ziegenbalg.

chen im Sudetenland nahm dann einen Verlauf, dessen schrecklichster Höhepunkt die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg war. Doch hielten die Sudetendeutschen, trotz der leidvollen Erfahrung der Vertreibung, an dem Bemühen um einen Dialog fest und untermauerten ihre Absicht, an einem geeinten Europa mitzuwirken, „in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können“. Was inzwischen auf zwischenmenschlicher Ebene in Form von Patenschaften sowie kulturellen und verständigungspolitischen Veranstaltungen vielfältig erreicht wurde, gelte es auch im Dialog, dessen Basis die Wahrheit und die christlich-abendländischen Werte sein müssten, mit der tschechischen Regierung und auf kommunaler Ebene zu verwirklichen. Dabei setzt Nemeth auch auf die junge Generation in Tschechien,

deren Interesse an der Wahrheit der Vertreibungsgeschichte der Deutschen aus dem Sudetenland weiter wachse, was auch die Teilnahme zahlreicher junger Tschechen auf dem alljährlichen Sudetendeutschen Tag und ihr Wunsch, dort ins Gespräch miteinander zu kommen, zeige.

Für das Land Baden-Württemberg gelte es, den Austausch auf kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet zur Völkerverständigung weiter voranzutreiben und die kulturelle Arbeit sowie deren Einrichtungen zu stärken.

Paul Nemeth schloss seine Gedenkrede mit dem Appell, dass das Gedenken an Flucht und Vertreibung und die Ereignisse des „4. März 1919“ stets bewahrt und die Geschichte der deutschen Heimatvertriebenen für nachfolgende Generationen wachgehalten werden müsse.

Helmut Heisig Heisig (1); Privat (4)

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PERSONALIEN Werner Kloos neuer Landesvorsitzender der Siebenbürger Sachsen in Bayern Der Landesverband Bayern hat einen Führungswechsel vollzogen. Der bisherige Stellvertretende Landesvorsitzende Werner Kloos löst Herta Daniel an der Spitze des mit rund 13 600 Mitgliedern stärksten Landesverbandes des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ab. Bei der Hauptversammlung des Landesverbandes Bayern am 20. Februar in München wählten die Delegierten den 50-jährigen gebürtigen Hermannstädter und langjährigen Vorsitzenden des Kreisverbandes Landshut mit klarer Mehrheit im ersten Wahlgang. Kloos erhielt 54 der abgegebenen 63 Stimmen, seine Gegenkandidatin Hannelore Scheiber (Augsburg) neun Stimmen.

Herta Daniel hatte nach ihrer Wahl zur Bundesvorsitzenden beim Verbandstag im November 2015 angekündigt, ihr Amt als Landesvorsitzende niederzulegen, um Interessenkonflikte, die aus einer Doppelfunktion erwachsen könnten, zu vermeiden. Die Bundesvorsitzende Herta Daniel will die junge Generation an Führungsaufgaben heranführen. In seiner Kandidatenvorstellung erklärte Werner Kloos, er wolle vor dem Hintergrund seiner positiven Erfahrungen in der landsmannschaftlichen Arbeit im Kreisverband Landshut verstärkt Basisarbeit leisten. Zu diesem Zweck sollten beispielsweise große Kreisgruppen mit ihren mannigfaltigen Kulturgruppen, seien es Theater-, Tanz-, Kinder- und Jugendgruppen oder Blaskapellen, kleine Kreisgruppen besuchen.

Sudetendeutsche Bundesversammlung: Posselt mit großer Mehrheit wiedergewählt Mit 88 von 100 Stimmen hat die um die Delegierten der sudetendeutschen Verbände und Vereinigungen erweiterte Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft den langjährigen CSU-Europaabgeordneten Bernd Posselt (59) als Sprecher und damit als obersten politischen Repräsentanten der seit der Vertreibung über die ganze Welt verstreuten Sudetendeutschen Volksgruppe wiedergewählt.

Posselt hatte zuvor den unter seiner Führung eingeschlagenen Reformkurs der Sudetendeutschen Landsmannschaft und die damit verbundene Neuformulierung der Satzungsziele energisch gegen Kritiker verteidigt. Die Gewinnung der nächsten Generationen bei gleichzeitigem Respekt vor dem Erbe der Älteren und der Brückenschlag zum tschechischen Volk seien neben der Bewahrung und Fortentwicklung des kulturellen Erbes Prioritäten landsmannschaftlicher Arbeit im 21. Jahrhundert.

Die Bundesversammlung, die im Münchner Sudetendeutschen Haus tagt, wird heute noch den Bundesvorstand wählen und sich mit der bereits vor einem Jahr beschlossenen

Satzungsänderung befassen, um diese formal eintragungsfähig zu machen.

Der Deutsche Jürgen Gretschel ist die Liegnitzer „Persönlichkeit 2015“ Die „Liegnitzer Persönlichkeit“ ist ein besonderer Wettbewerb, in dessen Rahmen Bewohner der Region Liegnitz für die Arbeit im letzten Jahr belohnt werden. Die Teilnehmer wurden sowohl von den Mitarbeitern des Portals „Legnica Nasze Miasto“ angemeldet als auch von den Lesern.

Gewonnen hat nun Jürgen Gretschel, der Chef der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft – DFK in Liegnitz. Der beliebte Bürger engagiert sich schon seit Jahren für die deutsch-polnische Verständigung sowie für die Deutschen in Liegnitz, er fördert aber auch die Stadt selber.

Gretschel wurde während des Krieges in Liegnitz geboren.

Als Kind verlor er beide Eltern und blieb nach dem Krieg mit seinen Großeltern in Liegnitz. Seit dieser Zeit ist er Liebhaber der lokalen Geschichte, er veranstaltet Vorträge, besonders über die Zeit, als die Rote Armee in Liegnitz einmarschiert ist. Über viele Jahre arbeitete er mit Jugendlichen, brachte ihnen Geschichte und Erdkunde bei. Für seine Aktivität wurde er mehrmals mit verschiedenen Verdienstorden ausgezeichnet.

Brunhilde Reitmeier-Zwick mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet Der Bundesvorsitzenden der Karpatendeutschen Landsmannschaft Slowakei e.V., Brunhilde Reitmeier-Zwick, hat der Bundespräsident das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB gratulierte ihr dazu mit den Worten: „Als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten liegen mir das Schicksal der Karpatendeutschen und ihre bewegte Geschichte sehr am Herzen. Der unermüdliche Einsatz der Bundesvorsitzenden der Karpatendeutschen Landsmannschaft Slowakei e.V., Frau Reitmeier-Zwick, hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Karpatendeutschen ihre Funktion als Brückenbauer zwischen Deutschland und der Slowakei effektiv wahrnehmen können und somit nachhaltig zur gegenseitigen Verständigung und zum weiteren Ausbau der guten bilateralen Beziehungen beitragen. Für das, was Frau Reitmeier-Zwick in der Vergangenheit für die Karpatendeutschen bewegen konnte, danke ich ihr sehr herzlich. Mit dieser Auszeichnung wird das über viele Jahre andauernde Engagement der Bundesvorsitzenden für die Belange der Karpatendeutschen in angemessener Weise gewürdigt.“

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Kontroverse Diskussionen und solidarisches Zusammenstehen Sudetendeutsche in Nordrhein-Westfalen diskutieren Satzungsänderung Düsseldorf. (dod) Engagierte Meinungsäußerungen über den Prozess der inhaltlichen Neuausrichtung der Sudetendeutschen Landsmannschaft einerseits und große Geschlossenheit bei den anstehenden Neuwahlen prägten die Landesversammlung der Sudetendeuts c h e n Landsmannschaft, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, die am 12. März 2016 in Düsseldorf stattgefunden hat.

Sowohl bei der Diskussion über den Bericht des Landesobmanns Günter Reichert „Die Sudetendeutschen in Nordrhein-Westfalen – Bestandsaufnahme und Ausblick“ als auch im Anschluss an das Referat des Bundesgeschäftsführers der Sudetendeutschen Landsmannschaft Christoph Lippert zu dem Thema „Die heimat- sowie kulturpolitische Kompetenz der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) und ihre Bedeutung für die Ausgestaltung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland bzw. des Freistaats Bayern und der Tschechischen Republik unter Einbeziehung der Sudetendeutschen Volksgruppe“ standen die Auseinandersetzung zu den Beschlüssen der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft über die Änderung des Zweckparagrafen in der Satzung des SL-Bundesverban-

des im Mittelpunkt. Während der Landesobmann Günter Reichert vornehmlich die verfahrenstechnischen Aspekte erläuterte, konzentrierte sich der Bundesgeschäftsführer Christoph Lippert auf die inhaltlichen Fundamente der heimatpolitischen Ausrichtung der Volksgruppenorganisation. Er verwies dabei auf die zentrale Zweckbestimmung in der Neufassung der Satzung der Sudetendeutsche Landsmannschaft, „an einer gerechten Völker- und Staatenordnung mitzuwirken, in der die Menschen- und Grundrechte, das Recht auf die Heimat und das Selbstbestimmungsrecht der Völker und Volksgruppen für alle gewahrt und garantiert werden“ sowie auf die anschließende Forderung, „Verstöße gegen diese Rechte wie Völkermord, Vertreibungen, ethnische Säuberungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, menschen- und völkerrechtswidrige Enteignungen sowie Diskriminierungen weltweit zu ächten und dort, wo sie erfolgten, auf der Grundlage eines gerechten Ausgleiches zu heilen“. Und in der für die konkrete politische Gestaltung maßgeblichen, im Jahr 2015 beschlossenen Grundsatzerklärung sei ausdrücklich verankert: „Die Sudetendeutsche Landsmannschaft arbeitet darauf hin, dass die Tschechische Republik die in den Jahren 1945/1946 vom Präsidenten, der Regierung oder dem Parlament der damaligen

SL-Bundesgeschäftsführer Christoph Lippert (l.) und der NRWLandesobmann Günter Reichert überreichten die Auszeichnungen an Brigitta und Wilhelm Gottmann sowie Rüdiger Müller.

Tschechoslowakei erlassenen und fortwirkenden Dekrete, Gesetze und Verordnungen, die Unrechtstatbestände – kollektive Entrechtung, Enteignung, Zwangsarbeit, Vertreibung und Ermordung – anordneten bzw. legalisierten, außer Kraft setzt.“ Im Gegensatz zu der kontroversen, aber sachlichen Aussprache über die heimatpolitische Ausrichtung erfolgten die Neuwahlen des Landesvorstands unter der umsichtigen Leitung von Peter Hucker in großer Einmütigkeit. Zum Landesobmann wurde mit einer Gegenstimme erneut Günter Reichert gewählt; zu seinen Stellvertretern wurden Karin Fuhrmann, Rüdiger Goldmann und Franz Zinecker berufen. Schriftführerin und Vermögensverwalter bleiben Irmgard Abelsmann und Roland Janik. Weiterhin gehören dem Vorstand Rüdiger Eichhorn, Brigitta

Gottmann und Gottfried König als Beisitzer an. Zur Landesfrauenreferentin wählten die Delegierten auf Vorschlag der Landesfrauentagung wiederum Brigitta Gottmann; ihre Stellvertreterinnen sind Irmgard Abelsmann und Christa Schmalbach.

Mit großem Beifall wurde Brigitta Gottmann vom Bundesgeschäftsführer Christoph Lippert in Anerkennung ihres Einsatzes die vom Bundesvorstand verliehene AdalbertStifter-Medaille überreicht.

Ihr westfälischer Ehemann Wilhelm Gottmann wurde nach seiner bereits über ein Jahrzehnt dauernden Tätigkeit als Obmann der Kreisgruppe Lüdenscheid mit der Rudolf-Lodgman-Plakette ausgezeichnet. Schließlich erhielt der in Krefeld lebende Rüdiger Müller für sein mehrjähriges Wirken als Obmann der Kreisgruppe Dortmund das Ehrenzeichen der SL. rt Reichert (1)

DOD 02/2016

Aus den Verbänden

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Termine der Mitgliedsverbände Alle dem Bundesverband gemeldeten Termine für die kommenden Monate Mai Di. 10.05.

LV Hamburg Tag der Offenen Tür Hamburg Di.-Do. 10.-12.05.

Pommersche LM Wo einst Carl Loewe stand...

Denkmäler in Stettin einst und jetzt Stettin Fr. 13.05.

Akademischer Freundeskreis Danzig-Westpreußen 50. Jahrestagung/Mitgliederversammlung Barendorf Sa.-So. 14.-15.05.

Sudetendeutsche LM Sudetendeutscher Tag Nürnberg Fr.-Mo. 13.-16.05 Siebenbürger Sachsen Heimattag der Siebenbürger Sachsen Dinkelsbühl Sa.-So. 14.-15.05.

LM der Banater Schwaben Heimattag der Banater Schwaben Ulm Di.-Mi. 17.-18.05.

LV Baden-Württemberg Kulturelle Landestagung der heimatvertriebenen Frauen Stuttgart Fr. 20.05.

LM Weichsel-Warthe Bundesversammlung Fulda Sa. 21.05.

LV Hessen 56. Hessentag - Tag der Vertriebenen Herborn Sa.-So. 21.-22.05.

LM Weichsel-Warthe Bundeskulturtagung Fulda Di. 24.05.

LV Hessen SL-Landesvorstandssitzung/Hessentag Herborn Mi. 25.05. LV Thüringen Frauentagung Jena Fr. 27.05.

LM Schlesien Bundesvorstandssitzung Fulda Sa. 28.05.

LM Schlesien Bundesdelegiertenversammlung Fulda Sa. 28.05.

LV Hessen Tag der Vertriebenen (BdV)/56. Hessentag Herborn

Juni Anfang Juni Frauenverband im BdV Begegnungstagung Posen Fr.-So. 03.-05.06.

LM Weichsel-Warthe Kulturtagung des Hilfskomitees der Galiziendeutschen Lambrecht/Pfalz Sa.-So. 04.-05.06.

Pommersche LM Pommerntage Travemünde So. 12.06.

LV Sachsen

Tag der Heimat/Gedenktag Sachsen/ Charta-Tag/Chöretreffen Reichenbach/OL Sa. 18.06.

LM Ostpreußen Ostpreußisches Sommerfest Allenstein So. 19.06.

LV Niedersachsen Gedenkfeier für Opfer von Flucht und Vertreibung Giesen b. Hannover Mo. 20.06.

LV Baden-Württemberg Weltflüchtlingstag Stuttgart Sa.-Sa. 26.06.-02.07.

LV Hessen JMG Wanderwoche Nördlicher Böhmerwald Bischofteinitz/Tachau Di. 28.06.

LV Thüringen Gedenkveranstaltung zum Vertriebenengedenktag Erfurt Di. 28.06.

LV Thüringen Vereinstag des BdV Erfurt

Juli Sa.-So. 09.-10.07.

LM der Banater Schwaben 57. Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben Altötting Fr.-Do. 29.07.-11.08.

LM der Banater Schwaben Welttreffen der Vertreter Donauschwäbischer Kulturgruppen Werischwar/Ungarn So. 31.07.

LM Schlesien Mutter-Anno-Wallfahrt Velbert-Neriges

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Neuer Bundesvorstand gewählt München. (dod) Die Bundesversammlung der Sudetendeutschen, die im Münchner Sudetendeutschen Haus tagte, hat einen neuen Bundesvorstand gewählt und bestätigte die von den Reformgegnern wegen eines angeblichen Formfehlers bei Gericht angefochtene Satzungsänderung. Im nach dem Sprecher der Volksgruppe zweithöchsten Amt, dem des SL-Bundesvorsitzenden, wurde in Personalunion Bernd Posselt bestätigt. Seine drei Stellvertreter sind der bayerische SL-Landesvorsitzende Steffen Hörtler (42), dessen baden-württembergischer Kollege Klaus Hoffmann (56) und der hessische Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen Siegbert Ortmann (75). Zu weiteren Vorstandsmitgliedern wurden Hildrun Barthlme (43), Claudia Beikircher (43), Raimund Paleczek (48), Robert Wild (51) und Peter Küffner (74) gewählt.

Unter der souveränen Leitung des im Amt bestätigten Präsidenten der Bundesversammlung Reinfried Vogler erneuerten die Delegierten ihren Beschluss zur Satzungsänderung vom letzten Jahr und unterstützten diese mit einer Mehrheit von 72 Prozent.

AGMO will mit VDA fusionieren Bonn. (dod) Die diesjährige Mitgliederversammlung der AGMO e.V. fand am Samstag, den 30.04.2016 von 11 bis ca. 15 Uhr in der Geschäftsstelle Kaiserstraße 113 in Bonn statt. Der AGMO-Vorstand plant seit rund einem Jahr intensiv die Zukunftssicherung der von den Mitgliedern und Unterstützern geschätzten AGMO-

Nachrichten Arbeit. Der Vorstand ist zu der Überzeugung gelangt, dass eine enge Zusammenarbeit mit einem ähnlich ausgerichteten Verband für die Projektpartner in Reihen der deutschen Volksgruppe östlich von Oder und Neiße für die Mitglieder und Spender und auch für den Vorstand am sinnvollsten ist. Die Verhandlungsdelegationen des „VDA – Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland“ und der AGMO e.V. erzielten ein Übereinkommen hinsichtlich eines Fusionsvertrages der beiden Verbände.

Im Laufe dieses Jahres sollen der VDA und die AGMO e.V. verschmelzen. Die Zukunft der AGMO-Arbeit wäre damit gesichert. Die Arbeit der AGMO soll unter dem Dach des VDA weitergehen. Die jetzt ebenso wie zuvor benötigte Unterstützung wird ihren Zweck weiterhin erfüllen und ihrer Bestimmung bei der Finanzierung von Projekten in der Heimat zugeführt werden.

DelegationsBesuch in Brünn Brünn. (dod) Mitte April besuchte eine Delegation der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion unter ihrem Vorsitzenden Klaus Brähmig den Brünner Stadtrat sowie den Deutschen Kulturverband Region Brünn in seinem Begegnungszentrum.

Hintergrund dieses Besuchs war eine Reise in die Tschechische Republik anlässlich des 20. Jubiläums des Deutsch-Tschechischen Nachbarschafts- und Freundschaftsvertrages im kommenden Januar. Zur Delegation gehörten außer Klaus Brähmig dessen Kollegen Dr. Bernd Fabritius, Präsident des

Bundes der Vertriebenen, und Heiko Schmelzle, stellvertretender Bundesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU, sowie Referent Dr. Alexander Vollmert. Dieter Fuchsenthaler von der Deutschen Botschaft in Prag begleitete sie.

Die Besucher führten intensive Gespräche mit der deutschen Minderheit vor Ort sowie dem Stadtrat von Brünn. Klaus Brähmig kommentierte diesen Besuch so: „Ein Höhepunkt war für mich heute das Gespräch mit dem Stadtrat in Brünn, der im Mai 2015 die Opfer des Brünner Todesmarsches gewürdigt hat und damals offen erklärte: ,Die Stadt Brünn bedauert aufrichtig die Ereignisse vom 30. Mai 1945 und der folgenden Tage, als tausende Menschen auf der Grundlage des Prinzips der Kollektivschuld oder aufgrund ihrer Sprachzugehörigkeit gezwungen wurden, die Stadt zu verlassen.‘ Das ist auch heute noch keine Selbstverständlichkeit für den Umgang mit unserer schwierigen Geschichte.“ Zum Empfang der deutschen Delegation war neben der tschechischen auch die deutsche Flagge am Rathaus gehisst worden – eine Seltenheit.

Am Mahnmal für die Brünner Vertriebenen im GregorMendel-Garten gedachte die Delegation der Ereignisse der letzten Maitage des Jahres 1945. Die Räume des Rathauses, die zum Bürokomplex des Oberbürgermeisters gehören, schmücken übrigens prächtige Bilder aller ehemaligen Brünner Bürgermeister. Dazu gehören auch historische Portraits der deutschen Bürgermeister aus der Zeit der österreichischen Monarchie.

DOD 02/2016

IMPRESSUM

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