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EUTSCHER DODOSTDIENST 61. Jahrgang / Nr. 01/2018

Nachrichtenmagazin des Bundes der Vertriebenen

Positive Signale aus der Politik in Bund und Ländern Politik:

Politik:

Positive Signale für die Arbeit des BdV

Bewegung in Nordrhein-Westfalen



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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, als überparteilicher Verband steht der Bund der Vertriebenen im Dialog mit sämtlichen, im Sinne unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung tätigen Kräften, die sich gemeinsam mit uns in den Bereichen Verständigungs-, Erinnerungs- und Kulturpolitik sowie im Bereich der Integration engagieren. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass wir mit all jenen Partnern im In- und Ausland intensiver zusammenarbeiten, mit denen die Umsetzung unserer Anliegen möglich ist. Insofern ist der Koalitionsvertrag, auf den sich die Spitzen der Unionsparteien und der SPD Anfang Februar einigen konnten, ein positives Signal für unsere Arbeit. Aus unserer Sicht ist es daher gut, dass nach der noch im selben Monat erfolgten Zustimmung von CDU und CSU nun auch das positive Votum der SPD-Mitglieder für die Koalitionsbildung vorliegt. Mehr als fünf Monate nach der Bundestagswahl ist es Zeit, die im Vertrag enthaltenen guten Impulse in Regierungshandeln umzusetzen. So etwa im Bereich der Altersarmut bei Spätaussiedlern, wo im Zusammenhang mit der Grundrente und einer Fondslösung Ansätze formuliert wurden, wo es aber nach wie vor auch darum gehen muss, gesetzliche Benachteiligungen im Rentenrecht zu beseitigen. Überdies sollte sich die neue Bundesregierung verstärkt dafür einsetzen, zum einen das besondere Schicksal unserer Spätaussiedler als Teil unserer gemeinsamen deutschen Geschichte in Erinnerung zu halten und sie zum anderen in ihrem Bestreben zu unterstützen, in Deutschland heimisch zu werden. In unseren Arbeitsbereichen werden wir auch zukünftig auf sachgerechte Lösungen drängen. Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bernd Fabritius

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Inhalt

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Positive Signale für die weitere Arbeit des BdV Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für unser Land“: So lautet der Titel des knapp 180-seitigen Koalitionsvertrages, auf den sich CDU, CSU und SPD am 7. Februar 2018 nach etwa einwöchiger Verhandlung in Berlin einigten. Vorangegangen waren Sondierungsgespräche zwischen diesen Parteien zwischen dem 7. und 12. Januar sowie ein Sonderparteitag der SPD am 21. Januar, auf dem die Sozialdemokraten die Aufnahme von Koalitionsgesprächen billigten. Seite 5

Bewegung in Nordrhein-Westfalen – Landesregierung erfüllt Zusagen Zum ersten Beauftragten der nordrhein-westfälischen Landesregierung für die Belange deutscher Heimatvertriebener, Aussiedler und Spätaussiedler wurde Heiko Hendriks (CDU) berufen. Das Amt hat er am 1. Februar 2018 angetreten. Damit haben die Vertriebenen und Aussiedler einen festen Ansprechpartner innerhalb der Landesregierung. Schon kurz nach der Landtagswahl war der Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz zum Ansprechpartner innerhalb der CDU-Fraktion gewählt worden (der DOD berichtete). Seite 11

Gala der Ungarndeutschen in Fünfkirchen Bereits zum 22. Mal hat die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen unter ihrem Vorsitzenden Otto Heinek am jährlichen Tag der Ungarndeutschen Selbstverwaltungen eine festliche Kultur-Gala ausgerichtet. In dem modernen Kulturzentrum in Fünfkirchen/Pécs reichten die Plätze nicht, um die aus ganz Ungarn gekommenen Vertreter der ungarndeutschen Selbstverwaltungen zu fassen. Dem Besucher bot sich ein eindrucksvolles Bild tausender engagierter Ungarndeutscher aus allen Generationen. Seite 17

Schmackostern, Eierkegeln und Nasser Montag Am 4. März 2018 läutete das Oberschlesische Landesmuseum das Frühjahr und die vorösterliche Zeit mit einem Ostermarkt und mit der Eröffnung einer thematischen Brauchtumsausstellung ein. Kunsthandwerkerinnen nutzten die Gelegenheit und präsentierten verzierte schlesische Ostereier sowie bunte Osterstecken. Letztere sind kleine Kränze an Stangen, die mit buntem Krepppapier umwickelt werden. Diese Tradition war vor allem in Niederschlesien beheimatet und wird mancherorts auch heute noch gepflegt. Spannend für die Besucher war vor allem, dass sie zusehen konnten, welch handwerkliche Fertigkeiten erforderlich sind, um dekorierte Eier-Unikate entstehen zu lassen. Seite 23

Mundart als wichtiges Kulturerbe bewusst machen

„Zwei dahergelaufene Burghaunerinnen“ sprachen in Mundart über erlebte und erzählte Nachkriegsgeschichte (1943-1948). Die Hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, war als Ehrengast zu diesem besonderen Kulturellen Abend der Gemeinde Burghaun eingeladen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Lesungen in Burghauner Platt und Sudetendeutscher Mundart. Titel: Göllner (1)

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CDU NRW (2); Koschyk (1);; Göllner (1); LBHS (1)


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Politik

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Positive Signale für die weitere Arbeit des BdV CDU/CSU und SPD einigen sich auf Koalitionsvertrag Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für unser Land“: So lautet der Titel des knapp 180-seitigen Koalitionsvertrages, auf den sich CDU, CSU und SPD am 7. Februar 2018 nach etwa einwöchiger Verhandlung in Berlin einigten. Vorangegangen waren Sondierungsgespräche zwischen diesen Parteien zwischen dem 7. und 12. Januar sowie ein Sonderparteitag der SPD am 21. Januar, auf dem die Sozialdemokraten die Aufnahme von Koalitionsgesprächen billigten. Sondierungen zwischen CDU/CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen waren schon im Vorjahr aufgrund des Rückzugs der FDP aus diesen Gesprächen gescheitert. er Präsident des Bundes der VertrieD benen, Dr. Bernd Fabritius, erklärte, der von den Unionsparteien und der SPD ausgehandelte Vertrag enthalte positive Signale für die weitere Arbeit des BdV. Gleich in mehreren Bereichen greife er „wichtige Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen, Spätaussiedler und ihrer Verbände sowie der deutschen Minderheiten in den Staaten Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas und in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion konstruktiv auf“. Anerkennung und weitere Förderung der verständigungspolitischen Arbeit würden ebenfalls dazu zählen.

Zustimmende Reaktionen von Verbänden Ähnlich äußerte sich Egon Primas MdL, Bundesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/ CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge – und BdV-Präsidialmit-

Große Koaltion. Endlich steht es fest: Mit 66 % haben sich nach zähem Ringen auch die Sozialdemokraten für die Große Koalition ausgesprochen. Bereits eine Woche zuvor hatte der Parteitag der CDU für die Koaltion gestimmt.

glied: „Die Chancen, die in der von den Vertriebenen, Spätaussiedlern und ihren Organisationen sowie den deutschen Volksgruppen in ihren Heimatgebieten vorangebrachten, grenzüberschreitenden Verständigung liegen, werden gewürdigt.“ Eine weitere finanzielle Unterstützung dieser Arbeit sei zu erwarten. Auch vonseiten der deutschen Volksgruppen kamen zustimmende Reaktionen. Bernard Gaida etwa, Vorsitzender des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Minderheiten (AGDM) in der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV) etwa sagte, der Koalitionsvertrag sei eine gute Basis, „um deutsche Minderheiten in Europa und der ehemaligen Sowjetunion weiterhin zu unterstützen“. BdV-Präsident Dr. Fabritius zählte ferner die Formulierungen im Bereich der Kulturpolitik zu den positiven Signalen des Dokumentes. So sei ein „partizipativer Ansatz im Hinblick auf die Vertriebenen, Spätaussiedler und ihre Verbände

bzw. die deutschen Volksgruppen in ihren Heimatgebieten schon in der Neukonzeption der Kulturarbeit des Bundes nach § 96 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes sichtbar geworden“. Dieser solle nun wohl verstetigt werden, freute sich Fabritius und dankte für den im Vertrag enthaltenen, ausdrücklichen Auftrag zur Stärkung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen.

Verhaltenes Lob zu Altersarmut Verhaltenes Lob von Fachleuten und ein zwiespältiges Echo in den sozialen Netzwerken erhielten die Aussagen zur Altersarmut bei Spätaussiedlern – einem Thema, dem sich insbesondere der BdV in den vergangenen drei Jahren erneut verstärkt gewidmet hatte. Wo im gemeinsamen Regierungsprogramm von CDU und CSU noch die Beseitigung von Nachteilen für Spätaussiedler in Aussicht gestellt wurde, die sich durch Änderungen des Rentenrechtes ergeben hätten,


6 so lautet die im Koalitionsvertrag enthaltene Passage: „Für Härtefälle in der Grundsicherung im Rentenüberleitungsprozess wollen wir einen Ausgleich durch eine Fondslösung schaffen. Entsprechendes wollen wir auch für die Gruppe der Spätaussiedler und der jüdischen Kontingentflüchtlinge prüfen.“

Jetzt Gestaltungsauftrag annehmen Bernd Fabritius stellte hier einen Zusammenhang mit der ebenfalls geplanten Einführung einer Grundrente für all jene her, die über viele Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben. „Da Arbeitszeiten aus den Herkunftsgebieten dabei berücksichtigt werden, fallen auch die meisten Spätaussiedler in den künftigen Anwendungsbereich dieser Regelung“, erklärte er, machte aber gleichzeitig deutlich, dass der BdV weiter auf sachgerechte Lösungen drängen werde. Die OMV wiederum berichtete kurz über eine Sitzung der Arbeitsgruppe Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Kompromisse, die in den Vertragsverhandlungen in manchen Bereichen wohl notwendig wurden, so heißt es in dem Bericht als Ergebnis eines Gespräches mit dem Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder, seien ein Gestaltungsauftrag für die Unionsparteien und die Parteivereinigung, dem man sich stellen wolle.

Zustimmungsprozesse der Parteien Bereits einen Tag nach Fertigstellung des Koalitionsvertrages stimmte die CSU im Parteivorstand, in der Landesgruppe im Deutschen Bundestag sowie in der Fraktion im Bayerischen Landtag dem Dokument zu. Der CSU-Vorsitzende, Ministerpräsident Horst Seehofer MdL, bestätigte in diesem Zusammenhang laut Medienberichten, dass er im Falle des Zustandekommens der angestrebten Koalition als Minister das Bundesministerium des Innern (BMI), erweitert um die Bereiche Heimat und Bauen, leiten werde. Das BMI fördert auch die verständigungspolitischen Aktivitäten des BdV. Behielte das Ministerium auch alle seine bisherigen Aufgabenfelder, so

Politik

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Dr. Bernd Fabritius wird Beauftragter für Aussiedler und nationale Minderheiten Stephan Mayer wird Staatssekretär im Innenministerium München. (dod) Anfang März wurden diejenigen Parteivertreter vorgestellt, die für die CSU in der zukünftigen Bundesregierung eine Aufgabe übernehmen sollen. Dazu erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius in einer ersten Reaktion: „Es ist für mich eine große Ehre, dass die CSU mir heute das Vertrauen ausgesprochen und mich als neuen Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten benannt hat. Diese wichtige Aufgabe ist für mich eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Ich trete dabei in die großen Fußstapfen von etwa Horst Waffenschmidt, Dr. Christoph Bergner, Hartmut Koschyk oder auch Dr. Günter Krings – und werde mit vollem Einsatz daran

arbeiten, diese auszufüllen. Außerdem begrüße ich die Entscheidung, dass BdVVizepräsident Stephan Mayer Parlamentarischer Staatssekretär beim zukünftigen Bundesminister des Innern, Horst Seehofer, werden soll. Auch wenn es zu weiteren Einzelheiten des Aufgabenzuschnitts und der Zuordnung im Rahmen der Regierung noch keine Informationen gibt, ist mit diesen Personalentscheidungen schon sichergestellt, dass die Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler sowie der deutschen Minderheiten in ihren Heimat- und Siedlungsgebieten weiterhin an höchster Stelle engagiert vertreten werden.“

INFO Aus dem Koalitionsvertrag

Abschnitt: VII. Soziale Sicherheit gerecht und verlässlich gestalten | 1. Rente Die Lebensleistung von Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet, Kinder erzogen und Angehörige gepflegt haben, soll honoriert und ihnen ein regelmäßiges Alterseinkommen zehn Prozent oberhalb des Grundsicherungsbedarfs zugesichert werden. Die Grundrente gilt für bestehende und zukünftige Grundsicherungsbezieher, die 35 Jahre an Beitragszeiten oder Zeiten der Kindererziehung bzw. Pflegezeiten aufweisen. Voraussetzung für den Bezug der „Grundrente“ ist eine Bedürftigkeitsprüfung entsprechend der Grundsicherung. Für Härtefälle in der Grundsicherung im Rentenüberleitungsprozess wollen wir einen Ausgleich durch eine Fondslösung schaffen. Entsprechendes wollen wir auch für die Gruppe der Spätaussiedler und der jüdischen Kontingentflüchtlinge prüfen. Abschnitt: XII. Deutschlands Verantwortung für Frieden, Freiheit und Sicherheit in der Welt | 5. Außenwirtschaftspolitik sowie Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik | Deutsche Volksgruppen und Minderheiten Die deutschen Volksgruppen und Minderheiten sind Teil unserer kulturellen und historischen Identität, bereichern die kulturelle Vielfalt in ihren Ländern und stellen ein wichtiges Band der Verbindung zwischen Deutschland und seinen Partnerländern dar. Wir wollen sie weiter fördern und unterstützen. Abschnitt: XIII. Zusammenhalt und Erneuerung – Demokratie beleben | 2. Kunst, Kultur und Medien | Kulturelles Erbe, Kolonialismus, Flucht und Vertreibung Das kulturelle Erbe der Deutschen in Mittel- und Osteuropa und das Kulturgut der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler sind wichtige Bestandteile der kulturellen Identität Deutschlands. Wir wollen die im Sinne des § 96 des Bundesvertriebenengesetzes tätigen Einrichtungen gemeinsam mit den Heimatvertriebenen, Aussiedlern und deutschen Minderheiten als Träger dieses Erbes sowie im Sinne der europäischen Verständigung für die Zukunft ertüchtigen und die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen stärken. ...


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müsste ein neuer Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationaler Minderheiten wieder hier angesiedelt werden. Rafał Bartek, Vorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen (SKGD) im Oppelner Schlesien, unterstrich in einem Artikel, wie wichtig gerade dieses Amt für die deutschen Volksgruppen ist: „In den letzten Jahren hatten wir wirklich Glück mit den Bundesbeauftragen, denn sowohl Dr. Christoph Bergner als auch Hartmut Koschyk waren unglaublich engagiert in der Amtsführung. Dank ihnen konnten viele Dinge nach vorn gebracht werden. Neben dem allgemeinen Rahmen in Form des Koalitionsvertrages liegt der Schlüssel nun in der Personalfrage. Wir brauchen einen Fürsprecher in Berlin“, so Bartek.

Personalvorstellungen der CDU Die Delegierten der CDU stimmten dem Koalitionsvertrag auf dem 30. Parteitag am 26. Februar 2018 in Berlin mit großer Mehrheit zu. Schon am Vorabend hatte die Parteivorsitzende, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel MdB, die Personalvorstellungen für die CDU-Bundesund Staatsminister bekanntgegeben. Für die Vertriebenen, Spätaussiedler und ihre Verbände entscheidend: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) bliebe Staatsministerin Professor Monika Grütters MdB. Von der BKM wird der Haushalt im Bereich der Vertriebenen-Kulturpolitik verwaltet. Weiterhin interessant: Annette WidmannMauz MdB soll Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt werden. Die SPD fragte die Zustimmung zum Koalitionsvertrag direkt bei ihren Mitgliedern ab. Bis zum Freitag, 2. März 2018, hatten diese Zeit für eine Rückmeldung und stimmten der Koalition mit gut 66 % zu. Dieses am frühen Sonntagmorgen verkündete Ergebnis schafft nun endlich Klarheit über die nach der Bundestagwahl, die schon am 24. September stattgefunden hatte, zu bildende Regierung. BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius erklärte im Editorial zum vorliegenden DOD, im Hinblick auf die Anliegen des BdV sei dieses positive Votum der SPD gut. M-PH

Politik

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Weitere Unterstützer für ein „MinoritySafepack“ OMV setzt sich für europäische Initiative ein Am 21. Februar 2018 wird jährlich der „Internationale Tag der Muttersprache“ der Vereinten Nationen begangen. Anlässlich dieses Tage hat auch die Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge ihre Unterstützung für die Initiative des MinoritySefepacks (der DOD berichtete) erklärt.

weiteren Unterstützung auf. Die Muttersprache sei einer der wichtigsten Teile

dies zum Teil jahrzehntelang erleben müssen. Mancherorts wirken diese Erfahrungen bis heute nach. Daher ist es gut und richtig, dass CDU/CSU auch die Anliegen der deutschen Minderheiten konsequent fördern und diese Unterstützung erneut in den zur Abstimmung stehenden Koalitionsvertrag eingebracht haben. Für einen erfolgreichen und nachhaltigen Minderheitenschutz in ganz Europa sind Abkommen der Mitgliedsländer notwendig, wie z.B. die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen oder das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten des Europarates. In der Ratifizierung

menschlicher Identität. Dies zeige sich besonders dort, wo sie nicht die Sprache der Mehrheit sei. Das Recht und die Möglichkeit einer angestammten ethnischen Minderheit, die Muttersprache zu erlernen und sich ihrer auch im öffentlichen Raum zu bedienen, sichere die persönliche wie die kulturelle Identität der Gruppe, sei ein Beitrag zur Vielfalt in einer Gesellschaft und zu kultureller Verständigung auch über Sprach- und Landesgrenzen hinweg. Primas: „Dies gilt umso mehr dort, wo der Gebrauch der Muttersprache nicht selbstverständlich war – wo etwa Unrechtsregime ethnische Minderheiten unterdrückt haben. Auch daran sollte am Internationalen Tag der Muttersprache erinnert werden. Die deutschen Volksgruppen in Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa haben

und Umsetzung dieser Abkommen haben einige Länder nach wie vor Nachholbedarf. Daher ist es ein positives Signal, dass auch in der Europäischen Union Minderheitenrechte und Antidiskriminierung verstärkt zum Thema werden. So hat das Europäische Parlament am 7. Februar 2018 eine entsprechende Resolution angenommen. Wichtig für die Sicherung der Vielfalt von Sprache, Kultur und Identität in den Mitgliedsländern der EU und für die Wahrnehmung dieser Themen durch die EU-Gremien ist außerdem der erfolgreiche Ausgang der europaweiten Bürgerinitiative „Minority SafePack“. Daher ruft die OMV dazu auf, das angestrebte europäische Minderheitenschutz-Paket mit einer Unterschrift für diese Bürgerinitiative zu unterstützen.“

er Bundesvorsitzende Egon Primas D MdL teilte das in einer Verlautbarung der Organisation mit und rief zur


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Politik

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Bund der Vertriebenen jetzt Mitglied im Deutschen Institut für Menschenrechte Positives Signal für Engagement und Anliegen des Verbandes Bereits im Dezember ist der Bund der Vertriebenen von der Mitgliederversammlung des Deutschen Instituts für Menschenrechte als Mitglied aufgenommen worden. Hierzu erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius:

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ch begrüße es, dass die Mitgliederversammlung des Deutschen Instituts für Menschenrechte den BdV mit großer Mehrheit als Mitglied aufgenommen hat. Dies ist ein positives Signal für unser Engagement und unsere Anliegen. Es zeigt, dass das mit der Gesetzesänderung 2015 neu ausgerichtete Institut seine Arbeitsweise an den Pariser Prinzipien ausrichtet und der Beteiligung sämtlicher an der Förderung und am Schutz der Menschenrechte beteiligten gesellschaftlichen Kräfte eine wichtige Bedeutung beimisst. Der BdV wird sich in die Arbeit der aus Menschenrechtsorganisationen und

-experten bestehenden Mitgliederversammlung einbringen und Empfehlungen dafür abgeben, wie die Menschen-

rechte im In- und Ausland gefördert und geschützt werden können. (PM)

INFO

Deutsches Institut für Menschenrechte Das Deutsche Institut für Menschenrechte wurde im März 2001 auf Empfehlung des Deutschen Bundestages gegründet. Es soll als Nationale Menschenrechtsinstitution Deutschlands zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte durch Deutschland im In- und Ausland beitragen. Das Institut ist die unabhängige Nationale Menschenrechtsinstitution Deutschlands. Es setzt sich dafür ein, dass Deutschland die Menschenrechte im In- und Ausland einhält und fördert. Das Institut ist nur den Menschenrechten verpflichtet und politisch unabhängig. Als Nationale Menschenrechtsinstitution arbeitet es auf Grundlage der „Pariser Prinzipien“ der Vereinten Nationen. Seit 2015 regelt das „Gesetz über die Rechtsstellung und Aufgaben des Deutschen Instituts für Menschenrechte“ die Rechtsstellung, die Aufgaben und die Finanzierung des Instituts. Es ist als gemeinnütziger Verein organisiert und wird vom Deutschen Bundestag sowie – für einzelne Projekte – aus Drittmitteln finanziert. Die Richtlinien für die inhaltliche Arbeit legt ein Kuratorium fest, in dem Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik vertreten sind.

Siebenbürgisch-Sächsischer Preis 2018 an Michael Markel und Horst Schuller Siebenbürger Sachsen zeichnen Germanisten aus Der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis 2018 geht an die beiden Germanisten und Hochschullehrer Prof. Dr. Horst Schuller(-Anger) und Michael Markel. Der Preis wurde dem in Nürnberg lebenden Michael Markel und dem in Eppelheim bei Heidelberg lebenden Horst Schuller für herausragende wissenschaftliche, publizistische und pädagogische Leistungen sowie für ihr Wirken zum Wohle der siebenbürgischsächsischen Gemeinschaft zuerkannt. ichael Markel, 1937 in DeutschM Weißkirch geboren, besuchte das Gymnasium an der Bergschule in Schäßburg und studierte 1957-1962 Germa-

nistik und Rumänistik an der Klausenburger Universität. Dort war er anschließend und bis zur Ausreise 1992 als Assistent und Dozent für deutsche und rumäniendeutsche Literatur sowie als Leiter der Sektion Germanistik im Rahmen des Lehrstuhls für Germanische Philologie tätig. Horst Schuller, 1940 in Meschen geboren, besuchte das Gymnasium an der Bergschule in Schäßburg und studierte 1957-1962 Germanistik und Rumänistik an der Klausenburger Universität. Als Dozent und ab 1994 als ordentlicher Professor prägte er bis zu seiner krankheitsbedingten Emeritierung 2002 den neu gegründeten Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur der Universität Hermannstadt und wurde zu einem der Vorzeigerepräsentanten der Germanistik in Rumänien.

Die Preisträger, durch gemeinsame Erlebnisse, Erfahrungen und gegenseitige Achtung in Freundschaft verbunden, haben an der Geschichte der deutschsprachigen Literatur in und aus Rumänien mitgeschrieben und zur Kenntnis Siebenbürgens beigetragen. Dafür werden sie mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2018 geehrt, der ihnen in feierlichem Rahmen am Pfingstsonntag, dem 20. Mai, während des Heimattags der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl überreicht wird. Der SiebenbürgischSächsische Kulturpreis wird seit 1968 jährlich von den Verbänden der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Österreich verliehen. Er ist dotiert und die höchste von Siebenbürger Sachsen vergebene Ehrung für wissenschaftliche und künstlerische Leistungen. Eugen Gross (1)


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Politik

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Sind wir tatsächlich so rechts, wie wir uns geben? Offener Brief der Russlanddeutschen Albina Nazarenus-Vetter In den letzten Wochen und Monaten wird in den Medien verstärkt über die Hinwendung von Deutschen aus Russland zu rechten oder rechtsextremen Parteien berichtet. Eine genaue Analyse des Bundestagswahlergebnisses hat gezeigt, dass diese Affinität vielfach tatsächlich vorhanden ist, wenn auch sicherlich nicht in dem Ausmaße, wie häufig berichtet. Für Albina Nazarenus-Vetter war das Anlass genug, sich in einem offenen Brief an ihre russlanddeutschen Landsleute zu wenden. Nazarenus-Vetter kam 1994 als russlanddeutsche Spätaussiedlerin nach Deutschland, studierte in Berlin Germanistische Linguistik und ist seit 1999 im Bereich Integrationsarbeit mit Spätaussiedlern tätig, zurzeit als Geschäftsführerin der Deutschen Jugend aus Russland (DJR-Hessen e.V.) in Hessen. Seit 1996 ist sie Mitglied der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und kommunalpolitisch engagiert. Seit 2017 ist die 43-Jährige Stadträtin in Frankfurt am Main. Außerdem ist sie stellv. Vorsitzende der Union der Vertriebenen Hessen (UdV-Hessen), stellv. Bundesvorsitzende des „Netzwerkes Aussiedler in der CDU Deutschlands“ und Landesvorsitzende des „Netzwerkes Aussiedler in der CDU Hessen“. Ihren Brief dokumentieren wir ungekürzt.

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ie ganze Republik beklagt gerade einen klaren Rechtsruck. Die letzten Umfragen zeigen die AfD in einigen Bundesländern sogar als zweitstärkste politische Kraft. Ein Grund zur Sorge? Und wie! Denn es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass diese Partei ein Sammelbecken für jegliche fremdenfeindlichen, islamophoben, antisemiti-

Albina Nazarenus-Vetter.

schen, rassistischen bzw. frauenfeindlichen Einstellungen ist. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht einer der Parteifunktionäre mit Äußerungen solcher Art für Schlagzeilen sorgen würde. Dies – natürlich – mit der klaren Berechnung, Stimmen einzufangen, Ressentiments zu wecken und Ängste zu schüren, die es – leider – bei manchen Wählern gibt. Bedauerlicherweise auch immer mehr unter meinen Landsleuten.

Keine harmlose Sache Aber Rassismus ist in Deutschland keine harmlose Sache. Rassismus hat in Deutschland – und darüber hinaus in vielen Teilen der Welt – zu Millionen Todesopfern geführt und darf hierzulande nie wieder salonfähig bzw. ein Teil des politischen Diskurses werden! Manch aktuelle Meinungsäußerung lässt einen aber befürchten, es sei nur eine Frage der Zeit, wann die Radikalsten in

der AfD ihre Worte in Taten umsetzen und zur Gewalt gegen Andersgläubige, Andersdenkende oder Andersaussehende aufrufen werden. Ich frage mich schon lange und ernsthaft, wie es dazu kommen konnte, dass ausgerechnet meine Landsleute, die ich immer für sehr vernünftig, besonnen, barmherzig und geprägt von christlichen Werten hielt, plötzlich verstärkt Affinität zu nationalistischen und fremdenfeindlichen Parteien bzw. Strömungen entwickeln können, deren politische Agenda aus Hetze, Hass und Aggression besteht. In der ehemaligen UdSSR selbst Teil einer Minderheit, die zahlreichen Repressalien und Diskriminierungen ausgesetzt war, schrecken Deutsche aus Russland plötzlich nicht mehr davor zurück, vor dem Kanzleramt mit NPD-Fahnen zu demonstrieren und in sozialen Medien gegen Moslems, Homosexuelle, Flüchtlinge und andere Minderheiten zu hetzen.

Hoffnungen und Enttäuschungen Zuerst dachte ich, dies sei nur ein einmaliger emotionaler Ausbruch, der mit dem „Fall Lisa“ in Berlin in Verbindung stand. Wobei ich auch da schon erschrocken war von der aufgeladenen, aggressiven Stimmung, die sich dort zeigte. Seitdem vergeht jedoch kaum eine Woche, ohne dass wir Deutsche aus Russland medial im Fokus stehen und mit dem Erstarken der AfD in Verbindung gebracht werden. Zu Recht? Wenn ich von meinen einheimischen Freunden, Kollegen oder Nachbarn gefragt werde, was der Grund für solche Einstellungen unter den Deutschen aus Russland sei, so tue ich mich mit raschen Erklärungen schwer. Denn selbstverständlich stelle ich mich sofort erst einmal instinktiv beschützend vor


10 meine Landsleute, wie ich es schon immer getan habe. Ich erzähle dann von vielen Hoffnungen und Enttäuschungen, die meine Landsleute bei der Integration in Kauf nehmen mussten: dass sie als „Russen“ abgestempelt worden seien, dass viele noch unter einer Identitätskrise leiden würden, dass viele Bildungsund Berufsabschlüsse nicht erkannt worden seien, dass viele ältere Menschen von Altersarmut betroffen seien, dass noch immer Familien auseinandergerissen seien, dass sie Angst vor der Globalisierung und Überfremdung hätten und vor dem Verlust ihrer endlich wieder gefundenen Heimat. Und dass sich die politisch Verantwortlichen zu wenig um diese Gruppe gekümmert hätten, dass in den Bereich „Politische Bildung der Deutschen aus Russland“ nie ausreichend Fördermittel geflossen worden seien und so fort.

Keine homogene Gruppe Im selben Atemzug erzähle ich aber auch von beispielhaften Leistungen, die meine Landsleute trotz aller Hindernisse bei ihrer Integration innerhalb kürzester Zeit erbracht haben. Dass man auf gar keinen Fall pauschalisieren dürfe und dass die Deutschen aus Russland keine homogene Gruppe seien, sondern – wie bei jeder anderen Bevölkerungsgruppe – es solche und solche gebe. Und dass die meisten sehr zufrieden mit ihrem Leben in einem freien Land seien, zu dem sie sich zu 100 Prozent bekennen würden. Wenn ich dann auf der anderen Seite wiederum die ganze Entwicklungen der

Politik

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INFO Jannis Panagiotidis von der Universität Osnabrück und Peter Doerschler von der Bloomsburg University in Pennsylvania haben 2017 erstmals bundesweit Zahlen ermittelt, die Rückschlüsse auf die Wahlabsichten von Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion erlauben. Es gibt etwa 1,9 Millionen wahlberechtigte Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, die meisten davon sind Russlanddeutsche. Im Jahr 2014 gaben der Studie zufolge etwa zehn Prozent der Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion an, die AfD oder eine andere rechte Partei zu unterstützen. Im Jahr 2016 waren es 14 Prozent. Am beliebsten unter Spätaussiedlern sei nach wie vor die Union, trotz Einbußen. 2014 gaben noch 45 Prozent an, sie zu unterstützen, 2016 waren es nicht mehr ganz 35 Prozent. Quelle: Süddeutsche Zeitung

letzten zwei Jahre nach dem „Fall Lisa“ und der rasanten Entwicklung der AfD – auch dank Unterstützung aus den Reihen der Deutschen aus Russland – reflektiere (Und ich brauche dafür keine Vielzahl an soziologischen Untersuchungen als Beweis; es genügt mir, wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umhöre und einen Blick in die russischsprachigen sozialen Medien werfe!), so wird mir nicht nur ein bisschen mulmig zumute. Nein, mich packt richtig die Wut! Ich bin wütend, weil dieser Rechtsruck unsere Gruppe insgesamt in einem verheerenden Bild zeigt. Nicht nur, weil so die ganze erfolgreiche Integrationsarbeit, die seit Jahrzehnten von dem größten Teil unserer Landsleute – auch dank der Unterstützung der zahlreichen ehrenamtlich Aktiven der Landsmannschaft und der Deutschen Jugend aus Russland – geleistet wurde, zunichtegemacht werden kann, sondern auch, weil es zu einer gewissen Entfremdung, ja

Bericht der Tagesthemen vom 5. September 2017 über Wahlwerbung der AfD unter Russlanddeutschen.

sogar einem Vertrauensbruch gegenüber der übrigen Gesellschaft und so zu noch mehr Verunsicherung führen kann. Manchmal habe ich das Gefühl, ein Teil unserer Landsleute vertraut Putins Propagandamedien, die ja genau darauf abzielen, mehr als der eigenen Vernunft. Ich bin wütend, weil es uns als Volksgruppe insgesamt nicht gelingt, uns ganz klar gegen diese Entfremdung, diesen Hass, diese Verleumdung und diese Ausgrenzung zu wehren! Nein, wir überlassen es den Rechtsaußen von der AfD, dem Konvent der Russlanddeutschen, der Partei Die Einheit, dem ArminiusBund, der Biker-Gruppe „Russlanddeutsche Wölfe“ und wie sie alle heißen, in unser aller Namen zu sprechen!

Geschlossen gegen Bevormundung Ich wehre mich! Und ich rufe Sie, liebe Landsleute, dazu auf, geschlossen gegen diese Bevormundung von nationalistischen und rassistischen Kräften und das Abdriften an den rechten Rand aufzutreten! Unsere Demokratie braucht Menschen, die selbstbestimmt, eigenverantwortlich und gemeinwohlorientiert handeln und sich als Teil der Gesellschaft in das politische Leben einbringen. Lassen Sie uns die Kräfte bündeln und deutlich unsere politische Agenda bei den verantwortlichen demokratischen Kräften einfordern: mehr Fördergelder, die in die politische Bildungsarbeit einfließen, mehr Integration unserer Landsleute in die parteipolitischen Strukturen, mehr Information über die Geschichte, Kultur und Werte der Deutschen aus Russland sowie Bekämpfung der Altersarmut und nachholende Integration. Tagesthemen (1); CDU NRW (1)


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Bewegung in Nordrhein-Westfalen Landesregierung erfüllt Zusagen gegenüber Aussiedlern und Vertriebenen Zum ersten Beauftragten der nordrhein-westfälischen Landesregierung für die Belange deutscher Heimatvertriebener, Aussiedler und Spätaussiedler wurde Heiko Hendriks (CDU) berufen. Das Amt hat er am 1. Februar 2018 angetreten. Damit haben die Vertriebenen und Aussiedler einen festen Ansprechpartner innerhalb der Landesregierung. Schon kurz nach der Landtagswahl war der Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz zum Ansprechpartner innerhalb der CDU-Fraktion gewählt worden (Der DOD berichtete). eiko Hendriks wurde 1966 in DuisH burg geboren, lebt seit 1978 in Mülheim an der Ruhr und ist seit seinem

Eintritt in die CDU 1985 politisch auf Stadt- und Landesebene aktiv; von 2014 bis 2017 war er Mitglied der CDU-Landtagsfraktion. Durch sein fast 25-jähriges Engagement in der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) in NRW, seit 2013 als deren Landesvorsitzender, ist er mit den Belangen seines neuen Amtes bestens vertraut. Der Beauftragte für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern soll nun zusätzlich als Ansprechpartner für die Landesregierung, die Landsmannschaften und die Verbände der deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler dienen. Er übernimmt eine Lotsenfunktion und vermittelt bei Bedarf geeignete Beratungs- und Unterstützungsangebote in die Landesverwaltung oder in andere Bereiche hinein. Zu seinen Aufgaben gehört „unter anderem die Unterstützung der Pflege, Förderung und Weiterentwicklung des

Heiko Hendriks.

Kulturgutes der Vertreibungsgebiete, die Kontaktpflege und Zusammenarbeit mit Institutionen und Organisationen der deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler, auch auf Bundesebene und in anderen deutschen Ländern und die Intensivierung der Patenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen mit den Landsmannschaften der Oberschlesier und der Siebenbürger Sachsen“, heißt es in einer Verlautbarung der Landesregierung. „Wir wollen den deutschen Vertriebenen und Flüchtlingen, den Aussiedlern und Spätaussiedlern wieder mehr Aufmerksamkeit widmen. Deshalb haben wir für sie einen klaren Ansprechpartner benannt“, sagte Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft. „Heiko Hendriks ist auf Grund seiner parlamentarischen Erfahrungen sowie seines einschlägigen persönlichen Engagements für die Wahrnehmung dieser Aufgaben besonders geeignet.“ Bis 1970 sind mehr als 2,4 Millionen deutsche Heimatvertriebene

und Flüchtlinge nach Nordrhein-Westfalen gekommen. Heute leben rund 630.000 Aussiedler und Spätaussiedler in Nordrhein-Westfalen. Bis 1990 kamen sie mehrheitlich aus Polen, seitdem bis heute mehrheitlich aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. „Ich freue mich auf diese neue politische Aufgabe und bedanke mich sehr herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen. Ich sage zu, dass ich mich mit großem Engagement meinem zukünftigen umfangreichen Aufgabenfeld widmen werde“, sagte der neue Vertriebenen- und Aussiedlerbeauftragte Heiko Hendriks. Dr. Bernd Fabritius, Präsident des siebenbürgischen Verbandes sowie des Bundes der Vertriebenen (BdV), äußert sich ebenfalls positiv: „Die Einsetzung eines Landesbeauftragten ist ein wichtiger politischer Erfolg, der in den Reihen des BdV und seiner Landsmannschaften mit Freude aufgenommen wird. Vor allem die nordrhein-westfälischen Vertriebenen und Spätaussiedler wissen, wie zäh und wie lange in den letzten Jahren dafür gekämpft werden musste, um auch in NRW einem Landesbeauftragten den Weg zu bereiten. Die Strahlkraft eines Landesbeauftragten für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern reicht tief in die landsmannschaftlichen Gliederungen hinein. Auch der BdV-Landesverband wird maßgeblich davon profitieren, mit Heiko Hendriks einen direkten Ansprechpartner auf Regierungsebene zu haben. Ausdrücklich begrüße ich die politisch sehr sinnvolle Zusammenführung dieses Amtes mit dem Vorsitz des NRW-Landesbeirats für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen in seiner Person. (s.S. 12) Ich bin mehr als nur zuversichtlich, dass der Landesbeirat NRW in Zukunft verstärkt seiner Aufgabe nachkommen wird, die Landesregierung in den ihm zugewiesenen Politikfeldern fachlich gut zu beraten.“ MP


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Landesbeirat in NRW konstituiert sich Hendriks Vorsitzender des Beirats für Vertriebenen- und Spätaussiedlerfragen Der neue Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft hat sich jetzt konstituiert. Damit bekennt sich die nordrhein-westfälische Landesregierung zur besonderen Verantwortung gegenüber den Heimatvertriebenen und Flüchtlingen, Aussiedlern und Spätaussiedlern. ie nordrhein-westfälische KulturD und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hat Heiko Hendriks

zum Vorsitzenden des Landesbeirats ernannt. Hendriks ist auch neuer Landesbeauftragter für die Belange der deutschen Heimatvertriebenen, Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler. (s.S. 11) Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft, würdigte die Arbeit des Beirats: „Der Landesbeirat hat sich in den vielen Jahren seines Bestehens als wichtiges Gremium für die soziale Fürsorge und die gesellschaftliche Eingliederung von Vertriebenen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern in Nordrhein-Westfalen bewährt. Neben dem Thema der Integration werden auch neue Schwerpunkte wie Erinnerungskultur und Bildungspolitik hinzukommen.“ „Der Landesbeirat ist ein wichtiger Baustein in der konkreten Arbeit für die Heimatvertriebenen und Aussiedler, da er nicht nur ein Bindeglied zwischen dem Land und den Interessensverbänden darstellt, sondern nicht zuletzt auch aufgrund seiner Stellung Möglichkeiten hat, Ideen und Vorhaben in die politischen parlamentarischen Gremien einzubringen“, sagte der neue Vorsitzende Heiko Hendriks. Der Landesbeirat trifft sich zwei Mal jährlich. Zu den 15 Mitgliedern gehören Vertriebene, Vertretungen der Organisationen der Aussiedler und Spätaussiedler

Der Parlamentarische Staatssekretär Klaus Kaiser MdL (l.) hier mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

und Experten aus Einrichtungen der Kulturpflege wie dem Gerhart-HauptmannHaus oder dem Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte. Auch Vertreter der Bezirksregierungen, der Weiterbildung und der Kirchen wirken in diesem Beratungsorgan mit.

Bereits seit 1948 gibt es in NordrheinWestfalen den Landesbeirat. Er hat die Aufgabe, die Landesregierung zu unterrichten und zu beraten. Er soll die Interessen der Vertriebenen, Flüchtlinge und Spätaussiedler in der Öffentlichkeit und bei Behörden vertreten.

Gedenktag für die vertriebenen Ungarndeutschen in München München. (dod) Bereits zum dritten Mal luden am 25. Januar 2018 das Haus des Deutschen Ostens und das Generalkonsulat von Ungarn zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung anlässlich des Ungarischen Gedenktages für die vertriebenen Ungarndeutschen ein. Veranstaltungsort war die Katholische Stiftungshochschule in München. Festredner Bernd Posselt MdEP a.D., Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, sprach über Minderheitenpolitik in Europa 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Zoltán Balog, Minister für gesellschaftliche Ressourcen von Ungarn, und Johannes Hintersberger,

Staatssekretär beim Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, hielten jeweils ein Grußwort. Im Rahmen der Veranstaltung erfolgte auch eine Ehrung für den HDO-Direktor Prof. Dr. Andreas Otto Weber. Als Anerkennung seiner Tätigkeit zur Bekanntmachung der ungarischen Minderheitenpolitik in Deutschland und in Bayern, sowie als Anerkennung seines Beitrags für die Aufrechterhaltung der Freundschaft zwischen den beiden Ländern überreichte ihm Minister Zoltán Balog die Auszeichnung Goldenes Verdienstkreuz von Ungarn. CDU NRW (1); Privat (1)


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Anerkennungsleistung an deutsche Zwangsarbeiter Antragszahlen lassen Massenschicksal erahnen Als das Bundesverwaltungsamt (BVA) Anfang Januar 2018 die abschließende Antragsstatistik über die Anerkennungsleistung an ehemalige deutsche Zwangsarbeiter veröffentlichte, deren Antragsfrist am 31. Dezember 2017 abgelaufen war, wird das Staunen vielerorts groß gewesen sein: 46.336 Anträge waren am Ende eingegangen und ließen eine Ahnung zu, wie viele deutsche Zivilisten wohl insgesamt von dem Massenschicksal Zwangsarbeit in der Zeit zwischen 1939 und 1956 betroffen waren – und wie viele davon diese wichtige symbolische Geste nicht mehr erleben durften. us dem Ergebnis ergebe sich die VerA pflichtung, die Erinnerung an das schwere Schicksal dieser Zwangsarbeiter

wachzuhalten, ließ Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière MdB mitteilen. „Das Angebot, für das erfahrene Leid eine symbolische finanzielle Anerkennung in Anspruch nehmen zu können, ist zugleich Ausdruck der Würdigung dieser Schicksale durch den Deutschen Bundestag. Ich hoffe, dass nicht zuletzt die hohe Zahl der Anträge das öffentliche Bewusstsein dafür stärkt, was diese Frauen, Männer und Kinder erleiden mussten“, erklärte er gegenüber der Presse. Der Bund der Vertriebenen (BdV) hatte lange und auf vielen Ebenen für eine solche Entschädigung geworben und nach deren Beschluss auch die Umsetzung unterstützt. BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius berichtete im Gespräch von zahlreichen Telefonberatungen durch die Bundesgeschäftsstelle sowie dem Versand von Antragsunterlagen über die gesamte Antragszeit. „Bis spät in den Dezember 2017 haben wir Betroffene über die Möglichkeit zur

Antragstellung informiert, damit Betroffene nicht aus Unkenntnis die für sie erkämpfte, symbolische Geste verpassen. Gerade in den letzten Monaten konnten wir für Fernseh- und Radiobeiträge einige bewegende Zeitzeugeninterviews vermitteln, die noch einmal über die Anerkennungsleistung berichtet, das besondere Schicksal dieser Deutschen und die ganz persönlichen Strategien zur Bewältigung dieser Erfahrungen deutlich gezeigt haben. Bedenkt man, dass im Dezember 2017 nochmals mehr als 11.000 Anträge beim BVA eingingen – im Vergleich zu ansonsten durchschnittlich rund 2.000 –, so haben wir damit wohl nochmals viele der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erreicht.“ Die hohe Gesamtzahl der Anträge könne als Zeichen dafür

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gesehen werden, dass die Anerkennungsleistung von den Betroffenen wirklich als bedeutende und wertschätzende Geste angenommen worden sei, so der BdV-Präsident. Bemerkenswert ist auch die statistische Verteilung der Antragsteller auf deren Herkunftsgebiete, wie das BVA hier vereinfachend schreibt: 24.384 Anträge sind dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zuzurechnen, 4.308 Rumänien, 1.906 den ehemaligen deutschen Ostgebieten inklusive Polen, 879 der ehemaligen Tschechoslowakei, 879 Deutschland und 2.649 sonstigen Ländern. Für die große Zahl der betroffenen Deutschen aus Russland sah BdV-Präsident Fabritius eine wesentliche Ursache: „Bis in die 1950er Jahre hinein sind eine

ntensiv wurde am 20. Februar 2018 in der Arbeitsgruppe Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion unter dem AG-Vorsitzenden Eckhard Pols mit dem Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder über Erfolge im Koalitionsvertrag und offene Anliegen im Bereich der Vertriebenen- und Spätaussiedlerpolitik sowie der Politik für die deutschen Minderheiten gesprochen. Dabei wurde klar: Die sprachlichen Kompromisse, die in den Vertragsverhandlungen in manchen Bereichen wohl notwendig wurden, sind ein Gestaltungsauftrag für die Unionsparteien, dem sich auch die OMV stellt.


14 besonders große Zahl an Landsleuten auf dem Gebiet der Sowjetunion von Verschleppung zur Zwangsarbeit betroffen gewesen, von denen viele heute noch leben. Es ist wichtig, dass das Schicksal dieser Menschen sichtbar gemacht und ihre nach wie vor vorhandenen sozialen Probleme angegangen werden“, mahnte er und verwies damit auch auf die vom BdV immer wieder thematisierte Altersarmut bei Spätaussiedlern. Ähnliche Ursachen würden für die Antragszahlen aus dem Bereich Rumänien gelten, wo „die Sowjetunion und das kommunistische Unrechtsregime die Deutschen – darunter auch meinen Opa – lange als lebende Reparationen missbraucht hat“, erläuterte Fabritius mit einem Blick auf die eigene Familiengeschichte. Wichtig sei nun, dass die Bearbeitung der eingegangenen Anträge zügig voranschreite. „Außerdem wird der BdV sich dafür engagieren, dass wirklich alle Berechtigten die finanzielle Geste in Höhe von einmalig 2.500 Euro erhalten“, so der BdV-Präsident abschließend. Dies unterstützte der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/ CSU-Bundestagfraktion, Eckhard Pols, der die BVA-Statistik in einer Pressemit-

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Deutsche Zwangsarbeiter im rumänischen Militärdienst.

teilung ebenfalls positiv bewertete: „Aufgrund des Antragsaufkommens und des hohen Grades an positiven Bescheiden ist absehbar, dass die heute zur Verfügung stehenden Finanzmittel nicht ausreichen werden. Es muss daher sichergestellt werden, dass alle Anspruchsberechtigten ihre symbolische Anerkennungsleistung erhalten. Die Gruppe im Deutschen Bundestag wird sich mit Nachdruck dafür einsetzen.“ Persönliche Worte fand auch der Beauftragte der Bundesregierung für

Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern Dr. Günter Krings: „Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, den Angehörigen dieser Opfergruppe als Anerkennung ihres harten Schicksals eine symbolische finanzielle Anerkennung zukommen zu lassen. Ich hoffe, dass die Empfänger dieser Leistung diese – wenngleich späte – Würdigung ihres furchtbaren Leides als lindernd und versöhnend empfinden.“ Marc-P. Halatsch

Heimat – Identität – Glaube Buch von Hartmut Koschyk in der ungarischen Botschaft vorgestellt Berlin. (dod) Der von Januar 2014 bis Oktober 2017 amtierende Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk, hat am 29. Januar 2018 in Berlin sein Buch „Heimat – Identität – Glaube. Vertriebene im Spannungsfeld von Zeitgeschichte und Politik“ vorgestellt, wozu der ungarische Botschafter, Dr. Péter Györkös, in seine Botschaft eingeladen hatte. In seiner Ansprache ging der ungarische Minister für Humanressourcen Zoltán Balog ausführlich auf die Minderheitenpolitik in Ungarn ein und arbeitete als Theologe auch eindrückliche Bezüge zu dem Dreiklang „Heimat – Identität – Glaube“ heraus. In seinem Grußwort würdigte der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, die Leistungen Hartmut Koschyks als Beauftragter für alle vier autochtho-

nen Minderheiten in Deutschland. Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Präsident der

Paneuropa-Union Deutschland und langjährige Abgeordnete im Europäischen Parlament Bernd Posselt berichtete von seiner frühen Zusammenarbeit mit Koschyk in den Jugendverbänden von deutschen Heimatvertriebenen und in der Paneuropa-Jugend. Der Vorsitzende des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten in Europa Bernard Gaida widmete sich in seinem Grußwort den gemeinsamen schlesischen Wurzeln, die ihn mit dem Autor Koschyk verbinden. Musikalisch umrahmt wurde die Buchvorstellung durch den 15jährigen Akkordeonisten Lukas Gogol.

Das Buch ist im EOS-Verlag St. Ottilien erschienen und kann dort oder über den Buchhandel bezogen werden. Roth (1); Koschyk (1); Rulsch (1); BdV-Archiv (1)


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Erika Steinbach gibt Vorsitz der Stiftung ab Dr. Christean Wagner tritt die Nachfolge an Die Stiftung der deutschen Heimatvertriebenen Zentrum gegen Vertreibungen hat einen neuen Vorsitzenden. Die langjährige Vorsitzende der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen, Erika Steinbach, gibt auf eigenen Wunsch den Vorsitz der Stiftung ab. Der frühere hessische Kultus- und Justizminister Dr. Christean Wagner löst Erika Steinbach an der Spitze der Stiftung ab. Der CDU-Politiker und Jurist, der im ostpreußischen Königsberg geboren ist, war und ist den Anliegen der Heimatvertriebenen stets verbunden. agner dankte Erika Steinbach für W ihren nunmehr seit 18 Jahren unermüdlichen Einsatz für die Stiftung,

die sie im Jahre 2000 gegründet hat: „Aus dem Geist der Versöhnung entstanden, hat die Stiftung in den vergangenen fast zwei Jahrzehnten Beachtliches erreicht. Neben zahlreichen Veranstaltungen sind die vier Ausstellungen „Erzwungene Wege“, „Die Gerufenen“, „Angekommen“ und „Verschwundene Orte“ im ganzen Land unterwegs. Eine KONTAKT Zentrum gegen Vertreibungen Organisationsbüro: Godesberger Allee 72-74 53175 Bonn Tel.: 0228 / 81 007 30 Fax: 0228 / 81 007 52 E-Mail: info@z-g-v.de Adresse: Friedrichstraße 35/V 65185 Wiesbaden

Dr. Christean Wagner ist der neue Vorsitzende der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen.

Erika Steinbach bei der Eröffnung der ersten Ausstellung „Erzwungene Wege“.

neue Ausstellung zum Thema „Deutsche Zivilisten in Lagern und Zwangsarbeit hinter dem Eisernen Vorhang während und nach dem Zweiten Weltkrieg“ wird vorbereitet. Unter großem persönlichen Einsatz hat Erika Steinbach – auch mit Unterstützung des früheren SPD-Bundesgeschäftsführers Peter Glotz bis zu dessen Tod – die Arbeit der Stiftung vorangetrieben und mit Ideenreichtum, Kreativität und Hingabe für die Anliegen der Stiftung gewirkt. Durch gute Argumente und Beharrlichkeit wurde das Zentrum zur Initialzündung für die Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“. Erika Steinbach hat sich um das Zentrum gegen Vertreibungen große Verdienste erworben.“ Der neue Vorsitzende betonte, die Stiftung in dieser Kontinuität, im Geiste der Versöhnung und der Bewusstseinsschärfung gegen Menschenrechtsverletzungen durch Vertreibung und Deportation

fortführen zu wollen. Die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen hat sich zur Aufgabe gemacht, in einem Gesamtüberblick das Schicksal der mehr als 15 Millionen deutschen Deportations- und Vertreibungsopfer aus ganz Mittel-, Ost- und Südosteuropa mit ihrer Kultur und ihrer Siedlungsgeschichte genauso erfahrbar zu machen wie das Schicksal der 4 Mio. deutschen Spätaussiedler. Dabei wird auch an Vertreibung und Genozid an anderen Völkern, insbesondere in Europa, erinnert. Zu den Stiftungsaufgaben gehört auch die Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises, mit dem Persönlichkeiten oder Organisationen ausgezeichnet werden, die sich gegen die Verletzung von Menschenrechten, gegen Völkermord, Vertreibung und die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer oder religiöser Gruppen gewandt haben. Der Preis wird alle zwei Jahre, so auch 2018 wieder, verliehen.


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Wieder mehr Zuzug von Spätaussiedlern Erstmals seit 2006 wieder Zuzug von über 7000 Spätaussiedlern Berlin. (dod) Das fünfte Mal in Folge hat sich der Zuzug der Spätaussiedler und ihrer Familienangehörigen in die Bundesrepublik Deutschland erhöht. Bis Dezember 2017 wurden insgesamt 7059 Spätaussiedler und ihre Familienangehörige registriert. Damit sind 471 Personen mehr zugezogen als im Jahr 2016. Diese Entwicklung ist insbesondere auf das Zehnte Gesetz zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes zurückzuführen, das am 14. September 2013 in Kraft getreten ist. So ist z.B. das Erfordernis der gemeinsamen Aussiedlung entfallen. Für Ehegatten und Nachkommen besteht zu jedem beliebigen Zeitpunkt die Möglichkeit in den Aufnahmebescheid des Spätaussiedlers nachträglich aufgenommen zu werden. Der mit der Gesetzesänderung verfolgte Zweck wurde somit erwartungsgemäß erreicht. Während sich die Zuzugszahlen weiter erhöht haben, scheint sich die Zahl der Anträge auf Aufnahme als Spätaussiedler, Ehegatte oder dessen Abkömmling auf dem Vorjahresniveau zu stabilisieren. Wurden im Jahr 2016 noch 13.677 Anträge gestellt, waren es im

Jahr 2017 insgesamt 13.225. Der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Günter Krings, MdB, zeigt sich mit dieser Entwicklung sehr zufrieden: „Die Aussiedlerpolitik der Bundesregierung hat auch im Jahr 2017 Früchte getragen. Ich freue mich, dass im Jahr 2017 über 7000 Spätaussiedler nach Deutschland zugezogen sind. Dies zeigt, dass von der im Jahr 2013 erfolgten

Gesetzesänderung und den damit verbundenen Erleichterungen bei der Familienzusammenführung von den Spätaussiedlern in großem Maße Gebrauch gemacht wird. Das ist ein großer Gewinn für unser Land. Der Großteil der zugewanderten Spätaussiedler hat nachweislich seinen Platz in der Gesellschaft gefunden, sich gut integriert und auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß gefasst.“

Jahresstatistik des Bundesverwaltungsamtes.

„Ostdeutsche Gedenktage – Persönlichkeiten und historische Ereignisse“ für 2015/16 erschienen Bonn. (dod) Ein umfangreiches Kompendium ostdeutscher Kultur und Geschichte bilden die von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen herausgegebenen „Ostdeutschen Gedenktage“ – dies nun schon seit fünf Jahrzehnten. In ihnen werden Kurzbiographien, Werk- und Literaturverzeichnisse von Persönlichkeiten geboten, die aus den historischen deutschen Ost- und Siedlungsgebieten stammten oder dort ihre Wirkungsstätte hatten und deren Namen Bestandteil ostdeutscher

Geschichte geworden sind. Erinnert wird aber auch an sich jährende, für den Raum vom Baltikum über die historischen Ostgebiete und das Sudetenland bis nach Siebenbürgen bedeutsame historische Ereignisse. Jüngst wurde die Reihe fortgesetzt. Es erschienen nun die Bände 2015 und 2016. Der Reigen der diesmal gewürdigten Persönlichkeiten spannt sich von dem pommerschen Theologen Kurt Leese, dem ostpreußischen expressionistischen Dichter Walter Heymann und dem balti-

schen Komponisten/Schriftsteller Johann Christoph Kaffka, deren Gedenktage im Januar zu begehen waren, bis hin zu dem umstrittenen Olmützer Erzbischof Theodor Kohn und dem Schauspieler Armin Mueller-Stahl aus Ostpreußen. Die Bände sind für je 10,80 Euro erhältlich über den Buchhandel, bei der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Godesberger Allee 72-74, 53175 Bonn, Tel. 0228/91512-0, oder über den Online-Buchladen von www.kulturportal-west-ost.eu. BVA (1); Privat (1)


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Gala der Ungarndeutschen in Fünfkirchen Hartmut Koschyk mit der höchsten Ehrung ausgezeichnet Bereits zum 22. Mal hat die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen unter ihrem Vorsitzenden Otto Heinek am jährlichen Tag der Ungarndeutschen Selbstverwaltungen eine festliche Kultur-Gala ausgerichtet. In dem modernen Kulturzentrum in Fünfkirchen/Pécs reichten die Plätze nicht, um die aus ganz Ungarn gekommenen Vertreter der ungarndeutschen Selbstverwaltungen zu fassen. Dem Besucher bot sich ein eindrucksvolles Bild tausender engagierter Ungarndeutscher aus allen Generationen. tto Heinek war es gelungen, die BotO schafter der Republik Österreich, Elisabeth Ellison-Kramer, und der Bun-

desrepublik Deutschland, Volkmar Wenzel, für die Übernahme der gemeinsamen Schirmherrschaft über diese Kulturgala zu gewinnen. Besonders zeigte sich Otto Heinek erfreut, dass auch beide Botschafter persönlich nach Fünfkirchen/Pécs gekommen waren. Unter den Ehrengästen konnte Otto Heinek auch den kürzlich aus dem Amt geschiedenen Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und langjährigen Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk, den Parlamentssprecher der Ungarndeutschen und Kandidaten für die Parlamentswahlen Emmerich Ritter und den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaften der Deutschen aus Ungarn in Deutschland, Joschi Ament, begrüßen.

Ungarndeutsche haben Brückenfunktion Botschafter Volkmar Wenzel bekräftigte in seinem Grußwort die enge Verbundenheit der Bundesrepublik Deutsch-

Otto Heinek, Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Österreichs Botschafterin Elisabeth Ellison-Kramer, Hartmut Koschyk und Deutschlands Botschafter Volkmar Wenzel (v.l.n.r.).

land mit den Ungarndeutschen, denen eine entscheidende Brückenfunktion zwischen Ungarn und Deutschland sowie Österreich zukomme. Daher habe er sehr gerne mit Österreichs Botschafterin Ellison-Kramer die gemeinsame Schirmherrschaft über die diesjährige Kulturgala übernommen. Botschafter Wenzel versicherte den Ungarndeutschen, dass auch die künftige Bundesregierung in ihrer Unterstützung der Ungarndeutschen nicht nachlassen werde. In diesem Zusammenhang würdigte Botschafter Wenzel auch Hartmut Koschyks langjährigen und unermüdlichen Einsatz für die Ungarndeutschen. Die Kulturgala der Ungarndeutschen bot auch in diesem Jahr ein Feuerwerk ungarndeutscher Solisten und Ensembles auf höchstem Niveau, wobei die Künstlerinnen und Künstler aus allen Altersgruppen stammten. Bei dem bei der Landesgala sichtbar werdenden künstlerischen Nachwuchs von Kindern und Jugendlichen besteht kein Anlass

zur Sorge um die Zukunft der Ungarndeutschen. Es ist gute Tradition, dass bei der jährlichen Kultur-Gala der Ungarndeutschen auch verdiente Persönlichkeiten aller Generationen geehrt werden. Aus der jungen Generation erhielten in diesem Jahr Szonja Nagy, Szandra Holczinger und Matthias Czigány den Valeria-KochPreis für besondere Verdienste um die Wahrung des Kulturerbes der Ungarndeutschen.

Ehrennadel in Gold verliehen Die „Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum“, die höchste Auszeichnung der Ungarndeutschen erhielten in diesem Jahr Frau Maria Schön, Josef Oszvald und Hartmut Koschyk. Maria Schön und Josef Oszvald wurden als ungarndeutsche Persönlichkeiten für ihr Lebenswerk der Erhaltung des ungarndeutschen Kulturerbes ausge-


18 zeichnet. Hartmut Koschyk wurde für seine langjährigen Verdienste für die Ungarnddeutschen geehrt, beginnend in seiner Zeit als Generalsekretär des Bundes der Vertriebenen, dann als langjähriger Vorsitzender der Arbeitsgruppe Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und zuletzt als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. In einem Interview mit der deutschsprachigen Sendung des Ungarischen Fernsehens äußerte sich Hartmut Koschyk zuversichtlich über die künftige Entwicklung der Ungarndeutschen. Er begleite die Ungarndeutschen seit 1989, so Koschyk und habe dabei eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung beobachten können. Den Ungarndeutschen sei es gelungen, auch die junge Generati-

Kultur

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AUSSCHREIBUNG

Russlanddeutscher Kulturpreis des Landes Baden- Württemberg 2018 Baden-Württemberg vergibt im zweijährigen Turnus den Russlanddeutschen Kulturpreis des Landes für hervorragende Leistungen auf kulturellem Gebiet. Der Preis ist Ausdruck der Patenschaft des Landes über die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Wie das Innenministerium am 23. Februar 2018 mitgeteilt hat, wird der Russlanddeutsche Kulturpreis im Jahr 2018 für den Bereich Kulturvermittlung (Literatur – Musik – Bildende Kunst – Medien) ausgeschrieben. Der Preis wird an Personen verliehen, die durch ihr Engagement russlanddeutsche Kultur und Identität sowohl in den Herkunftsländern als auch in der Bundesrepublik vermitteln, verbreiten und fördern. Angesprochen sind auch Einrichtungen und Initiativen, die kulturelle Angebote mit Bezug zur Geschichte und Kultur der Deutschen aus Russland präsentieren. Dies können zum Beispiel Heimatmuseen, Vereine, Gruppen, Stiftungen oder Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung sein. Der Kulturpreis besteht aus einem mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis und zwei Förderpreisen in Höhe von jeweils 2.500 Euro. Die Förderpreise sind für jüngere Kulturschaffende vorgesehen, die sich erfolgreich in der Kulturvermittlung engagieren. Anstelle eines Förderpreises kann in begründeten Fällen auch eine Ehrengabe vergeben werden. Eine Verpflichtung, den Kulturpreis zu verleihen, besteht nicht.

Hartmut Koschyk im Interview mit Dr. Eva Gerner fürs das ungarndeutsche Fernsehprogramm.

on für die Bewahrung und Weiterentwicklung des reichhaltigen Kulturerbes zu gewinnen. Auch würdigte Koschyk das Zusammenwirken der deutschen und der ungarischen Regierung zugunsten der Ungarndeutschen. Er dankte dem Vorsitzenden der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen Otto Heinek, dem Parlamentssprecher der Ungarndeutschen Emmerich Ritter sowie dem ungarischen Minister für Humanressourcen Zoltán Balog für die stets konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohle der Ungarndeutschen. Sebastian Machnitzke

Es sind sowohl Eigenbewerbungen als auch Vorschläge Dritter möglich. Zur Bewertung der Bewerbungen und Vorschläge sind aussagekräftige Unterlagen erforderlich, zum Beispiel eine Begründung der Bewerbung oder des Vorschlags, ein tabellarischer Lebenslauf der Person(en), eine Beschreibung der Art und Weise der Kulturvermittlung mit geeigneten Nachweisen hierüber (Projektbeschreibung, CDs, DVDs, Hinweise auf Homepage usw.) und ggf. sachkundige Empfehlungen. Diese Unterlagen werden für die Juroren in 7-facher Ausfertigung erbeten. Über die Vergabe der Preise entscheidet eine Jury unter Ausschluss des Rechtsweges. Bewerbungen und Vorschläge sind zusammen mit den erforderlichen Unterlagen und mit dem Vermerk „Russlanddeutscher Kulturpreis 2018“ bis spätestens 31. Mai 2018 beim Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg Schlossstraße 9270176 Stuttgart einzureichen. Für weitere Auskünfte steht das Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg (Tel. 0711/66951-14) zur Verfügung.

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Eine Minderheit – viele Facetten Aspekte der deutsch-rumänischen Geschichte werden in Ulm thematisiert Seit Kurzem fand im Donauschwäbischen Zentralmuseum die Vernissage der beiden Sonderschauen statt, die den Deutschen in Rumänien gewidmet sind. eutsche in Rumänien – eine MinD derheit, viele Geschichten“ ist der Titel der Ausstellung des Demokrati-

schen Forums der Deutschen in Rumänien und der deutschen Botschaft in Bukarest. Auf zweisprachig beschrifteten Informationstafeln wird Wissenswertes über die Deutschen in Rumänien sowie über deren Migration vermittelt. Da sich in den Sammlungen des Gastgebermuseums in Ulm zahlreiche thematisch passende Exponate befinden, wird im Rahmen dieser Präsentation eine Auswahl davon ausgestellt. Neben Trachten unterstreichen ein Gebetsbuch und eine Standuhr den hohen Stellenwert der deutsch-rumänischen Erinnerungsarbeit am Donauschwäbischen Zentralmuseum. Der Besucher kann sich bei einem Rundgang einen umfangreichen Überblick über die 850-jährige Geschichte der Deutschen Minderheit in Rumänien verschaffen.

Martin Opitz: „Ganz echte Deutsche“ Auf der Flucht vor dem Dreißigjährigen Krieg gelangte der Barockdichter Martin Opitz auch nach Rumänien. Als er dort Siebenbürger Sachsen antraf, war er über diese „ganz echten Deutschen“ erstaunt. Ihre Vorfahren kamen zu unterschiedlichen Zeiten aus verschiedenen Gebieten in das heutige Rumänien. Auch wer heute durch das Land reist, dürfte ähnlich überrascht sein, wenn er erfährt, dass hier Siebenbürger Sachsen, Banater und Sathmarer Schwaben,

Blick über Hermannstadt (Siebenbürgen) – 2007 Europäische Kulturhauptstadt.

Landler, Zipser, Buchenland-, Berglandund Dobrudschadeutsche lebten und zum Teil noch leben. Die Ausstellung umspannt bildreich und informativ einen Zeitraum vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die lebensweltliche Vielfalt, das Gemeinwesen und das reiche Kulturerbe der Minderheit sind dabei ebenso ein Thema, wie auch ihre Rolle als Vermittler in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Neben schwarz-weiß Archivaufnahmen wie „Historischer Festzug zum 700-jährigen Jubiläum der Einwanderung der Siebenbürger Sachsen“, Hermannstadt/Sibiu, 1884, und „Mandolinenorchester der „Herzgarden“, ein kirchlicher Jugendverein. Steierdorf/ Anina (Banater Bergland), Anfang 1930er Jahre, beeindrucken auch farbenfrohe Fotografien, die das „Sachsentreffen in Kronstadt“ (Siebenbürgen), 2011, die „Altstadt von Schäßburg“ und „Blick über Hermannstadt“ sowie eine „Begegnung der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel mit Vertretern der deut-

schen Minderheit in der Residenz des deutschen Botschafters in Bukarest“, 2010, dokumentieren. Die Ausstellung „Deutsche in Rumänien. Eine Minderheit – viele Geschichten“ ist in Ulm bis zum 27. Mai 2018 zu besichtigen. Eine kostenlose Begleitpublikation ist im Museumsshop erhältlich: Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien/Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest (Hg.): Die deutsche Minderheit in Rumänien. Geschichte und Gegenwart im vereinten Europa, 160 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen und Karten sowie einem Ortsnamenverzeichnis, erschienen im Honterus-Verlag, Sibiu/Hermannstadt 2014.

Kunstschau: Ländliche Idylle mit Georg Haller Zeitgleich mit der Vernissage der Hauptausstellung wurde im DZM Ulm auch eine Werkschau des Grafikers und Aquarellisten Georg Haller eröffnet.


20 Geboren wurde der Künstler im Jahr 1883 in dem von Schwaben bewohnten Dorf Terem im Komitat Sathmar. Nach dem Gymnasium in Sathmar (heute Satu Mare, Rumänien) studierte er an der Königlichen Kunsthochschule in Budapest. 1914 besuchte er die ungarische Künstlerkolonie in Nagybánya. Er wurde dort von jungen Künstlern inspiriert und gestaltete seine Bilder dynamischer, farbenfroher und mutiger. Haller arbeitete als Kunstlehrer am Piaristengymnasium und wohnte bis zu seinem frühen Lebensende 1934 im deutsch geprägten Dorf Kleinteting nahe Buda/ Ungarn. Haller gilt als einer der wenigen sathmarschwäbischen Künstler des frühen 20. Jahrhunderts. In seinen Bildern hielt

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Seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe: Altstadt von Schäßburg (Siebenbürgen).

er ländliche Szenen im Stil der zeitgenössischen Genremalerei fest. Idyllische Dorfgassen, Weiden, Wälder und verschneite Bauernhäuser waren einige seiner häufigsten Motive. Seine Werke befinden sich heute im Besitz seiner Tochter Maria Haller, die in Budapest

lebt. Für die Ausstellung stellte sie dem DZM eine Auswahl der Gemälde zur Verfügung, wodurch das Werk des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Künstlers erstmals einem deutschen Publikum zugänglich gemacht wird. D.G

Regionale Verwurzelung Deutsche und polnische Ausstellungs-Kuratoren in Königswinter Die Auseinandersetzung der Menschen mit dem gemeinsamen Kulturerbe und den identifikationsstiftenden Merkmalen ist für die Entwicklung einer Region sowie für die Integration der einzelnen Bevölkerungsgruppen sehr wichtig. Bei diesem Prozess spielen Museen und Kultureinrichtungen eine bedeutende Rolle. Das wurde bei der jüngsten deutsch-polnischen Arbeitstagung für Kuratoren einmal mehr deutlich. usgehend von einem Besuch der A aktuellen Sonderausstellung im Haus Schlesien von Königswinter

„Typisch schlesisch!?“ und dem gleichnamigen Katalog setzten sich die Tagungsteilnehmer mit Fragen nach der schlesischen Identität, dem Regionalbewusstsein in Schlesien und den Nachbarregionen, aber auch mit allgemeinen Aspekten der regionalen Verwurzelung und dem Bewahren von Traditionen und Erinnerungen auseinander. Das Spannende an diesem grenzüberschreitenden Tagungsformat ist, dass die Sichtweisen beider Nationen gegenübergestellt und im Dialog erörtert werden

Nicola Remig: Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums mit deutschen und polnischen Kuratoren.

können. Die Haus Schlesien-Mitarbeiterin Silke Findeisen betreute auch die nunmehr dritte Begegnung der durch das Land Nordrhein-Westfalen finanzierten Veranstaltungsreihe. Unterstützung erhielt sie u.a. auch von Seiten des bewährten Dolmetschers und Mitorganisators Edward Borowski aus Jauer. In den Vorträgen und Diskussionsrunden wurden unterschiedliche Themen angesprochen, darunter die Traditionen der

Niederschlesier, die Besonderheiten der schlesischen Stadt Görlitz und die Bedeutung der Weinbautradition in der Region Grünberg. Vorgestellt wurden auch konkrete Projekte, die sich darum bemühen, die regionale Identität zu bewahren oder gar erst erfahrbar zu machen. Aussagekräftige Beispiele sind die Präsentation des Schülerwettbewerbs „Begegnungen mit Osteuropa“ des Landes NRW, die Projekte des KulDZM (1); Göllner (2)


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turreferenten für Oberschlesien, die Arbeit des Hauses des Deutschen Ostens in München sowie die Aufarbeitung von Sammlungen regionaler Künstler. Zu den Referenten gehörten Vertreter von polnischen Museen aus Hirschberg, Neisse, Teschen, Liegnitz, Jauer und Grünberg, mit denen Haus Schlesien bereits gute Kontakte pflegt und gemeinsame Projekte und Ausstellungen organisiert. Zu den Gästen aus Polen zählten u.a. Henryk Dumin, Edward Halajko, Marcin Makuch, Grzegorz Studnicki sowie Arkadiusz Muła und Arkadiusz Cincio. Aus deutschen Museen und Institutionen konnten Dr. Martina Pietsch vom Schlesischen Museum zu Görlitz, der Kulturreferent für Oberschlesien Vasco Kretschmann, Sonja Wissing von der Bezirksregierung Münster, Dr. Sabine Grabowski vom Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus, Kornelius Ens vom Detmolder Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte, Claudia Waibel von der Rhöndorfer Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus und Patricia Erkenberg vom Münchener Haus des Deutschen Ostens für die Tagung gewonnen werden. Ein bedeutendes „Instrument“ der grenzüberschreitenden Schüler-Zusammenarbeit stellte Sonja Wissing von der Bezirksregierung Münster mit der Präsentation des NRW-Schülerwettbewerbs unter dem Motto „Begegnung mit Osteuropa“ vor.

Schutz der kulturellen Traditionen In seinem Vortrag „Die Phänomene der Beständigkeit. Regionale Traditionen im Leben der örtlichen Gemeinschaften Niederschlesiens“ präsentierte Henryk Dumin vom Riesengebirgsmuseum in Hirschberg/Muzeum Karkonoskie w Jeleniej Gorze Kernpunkte eines heute aktuellen Vorhabens: „Das im Jahre 1984 in den Kulturzentren des südwestlichen Teiles Niederschlesiens eingeführte Programm zum Schutz der kulturellen Tradition des Dorfes wurde zur Richtschnur in den über 40 regionalen Kultureinrichtungen. Die Hauptbestandteile des Programms werden bis heute umgesetzt. Es richtet sich an Gesangsgruppen, dörfliche Theaterensembles aber auch an Einzeldarsteller.“ Als reprä-

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Teilnehmer der Kuratoren-Tagung im Haus Schlesien.

sentatives Beispiel wurde die FolkloreSängerin Michalina Mrozik aus Prinzdorf bei Bunzlau genannt. Edward Halajko, der Leiter des Kreismuseums Neisse/Muzeum Powiatowe w Nysie referierte zum Thema „Schlesien – aber wo liegt es?“ Halajko versuchte am Beispiel des Kreises Neisse Hinweise auf das Regionalbewusstsein und auf die schlesischen Identitäten herauszuarbeiten. Deutlich wurde, dass vor allem in den ländlichen Ost-Gebieten die Schlesier überwiegen, deren Wurzeln einige Generationen zurückreichen. Die schlesische Tradition ist dort immer noch lebendig. Im Westen wiederum wurden infolge des Bevölkerungsaustausches Menschen angesiedelt, deren Wurzeln außerhalb Schlesiens liegen. In ihrem reich illustrierten Vortrag „Görlitz in Schlesien, Schlesisches in Görlitz“ informierte Dr. Martina Pietsch über die Besonderheiten des Schlesischen Museums zu Görlitz. „Unser Museum befindet sich in einer Stadt, die in dem restlichen, 1945 bei Deutschland verbliebenen kleinen Teil Schlesiens westlich der Neiße, also westlich der deutsch-polnischen Grenze liegt. Somit haben wir eine besonders günstige Ausgangssituation für die Museumsarbeit innerhalb Deutschlands.“ so Dr. Pietsch. Die Tagungsteilnehmer erfuhren, dass in Görlitz die schlesische Geschichte nicht allein als die Vergangenheit eines Landes dargestellt wird, das heute hinter einer Staatsgrenze liegt, sondern dass diese auch in die Lokal- und Regionalgeschichte reicht. Der Kulturreferent für Oberschlesien, Vasco Kretschmann, sprach in seinem Vortrag „Eine Region zwischen den Identitäten“ über einige seiner Projekte.

Vor dem Hintergrund, dass sich viele Oberschlesier bis heute sowohl als Polen als auch als Deutsche fühlen, berücksichtigt er bei der Gestaltung seiner Vorhaben, dass „grob gesagt, Oberschlesien eine regionale, eine polnische und eine deutsche Identität hat“. Patricia Erkenberg begab sich mit ihrem Beitrag „Auf Spurensuche in einer bayerischen Behörde. Identitätserhalt und Identitätsfindung im Münchner Haus des Deutschen Ostens“. Hervorgehoben wurden mehrere Veranstaltungen des HDO, die zum Identitätserhalt beitragen. Auch in Zukunft will man kulturelle Programme in Bayern und im östlichen Europa unterstützen. Der Arbeitstagung der Kuratoren wohnte auch Nicola Remig, die Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums Haus Schlesien bei. Sie schlussfolgerte: „Das Dokumentations- und Informationszentrum hat sich mit diesem von Silke Findeisen hier am Haus Schlesien begründeten Veranstaltungsformat des intensiven Fach-Austausches beim Land NRW einen guten Namen gemacht und seine Rolle als Vermittlungs- und Bildungsinstitution zu Schlesien mit grenzübergreifendem Ansatz gefestigt.“ Remig schätzte die Diskussionsbereitschaft und die Kompetenz der Teilnehmer und blickte in die Zukunft: „Aber was wäre ein fruchtbarer Austausch, ohne dass er auch an andere Menschen weiter gegeben würde und in der Öffentlichkeit wahrnehmbar wäre?“ Insofern sei es hervorragend, dass die Beiträge in einem zweisprachigen Tagungsband einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland wie in Polen erreichen werden. Dieter Göllner


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Traditionelle Tänze in Ostpreußen 6.Tanzwerkstatt für junge Mitglieder der Deutschen Minderheit Zum sechsten Mal hat die Landsmannschaft Ostpreußen eine Tanzwerkstatt für junge Tänzer der Deutschen Minderheit im südlichen Ostpreußen veranstaltet. Die Teilnehmer trafen sich zu einem intensiven Wochenendseminar in Heilsberg. rganisiert wurde die Veranstaltung, O die bereits im November, wie die letzten Male, im Hotel Górecki in Heils-

berg stattfand, von Edyta Gładkowska, der Repräsentantin der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein. Zur sechsten Volkstanzwerkstatt waren insgesamt 55 Kinder und Jugendliche sowie ihre Betreuer gekommen. „Wir freuen uns sehr über das konstant rege Interesse. Aber mit dieser Zahl stoßen wir langsam an unsere Grenzen“, erklärt Gładkowska, „bei noch mehr Teilnehmern müssten wir diese in drei Gruppen teilen und bräuchten noch mehr Raum. Eine Teilung in zwei überschaubare Gruppen hingegen, die sich aus pädagogischen Gründen anbietet, ist im Hotel Górecki kein Problem, denn es hat zwei große Säle für das tänzerische Training. Außerdem gehört der Besitzer ebenfalls zur Deutschen Minderheit, hat Verständnis für solche Veranstaltungen und bietet auch sonst gute Rahmenbedingungen.“ Die Leitung der Werkstatt übernahmen in diesem Jahr Łukasz Szatkowski und Patryk Ledwig. Sie sind Mitglieder der Tanz- und Gesangsgruppe „Dialog“ aus Dylocken bei Oppeln, die sowohl mit ihrer Erwachsenen- als auch der Kinderformation vor vier Jahren in Osterode auf dem Ostpreußischen Sommerfest aufgetreten ist. „Wir präsentieren vor allem deutsche, schlesische und österreichische Tänze, darunter den Böhmerwaldlandler, Graziana oder Buchholzer. Das wollen wir hier in Heilsberg weitergeben“, beschreibt Szatkowski, der die

Beim Einstudieren alter Volkstänze: Konzentriert und mit Engagement setzen die Teilnehmer das Erlernte um.

Gruppe „Dialog“ seit sieben Jahren leitet, das Programm. Begonnen wurde mit deutschen Tänzen wie der Kreuzpolka, da deren Schritte für die Tänzer einfacher sind und so ein leichter Einstieg möglich ist. Denn die Teilnehmer der Werkstatt haben unterschiedliche Tanzerfahrung. „Einige haben Talent, aber noch selten systematisch trainiert, andere hingegen treten schon jahrelang in ihren Ensembles auf – und das sieht man sofort“, erklärt Ledwig. Keinerlei Unterschiede sind dagegen bei Disziplin, Ehrgeiz und der Freude am Tanzen festzustellen. Auch in der Mittagspause drehen sich einige der Teilnehmer auf dem Parkett, andere kommen zu früh zur nächsten Trainingseinheit. Dabei ist der Zeitplan der Werkstatt sowieso schon sehr straff organisiert, um die Zeit intensiv zu nutzen. Direkt nach dem Frühstück geht es los, und die Musik verstummt erst um 22 Uhr. „Und selbst dann muss man manche Tänzer noch extra ins Bett schicken“, betont Danuta Niewegłowska, die Leiterin der Tanzgruppe „Saga“ der Gesellschaft der Deutschen Minderheit in Bartenstein, ihre Erfahrungen.

„Saga“ stellte wie im Vorjahr einen großen Teil der Teilnehmer, dazu kam die Gruppe „Mała Warmia“ („Kleines Ermland“) der Schule in Groß Lemkendorf und eine Gruppe der Grundschule in Frankenau. „An beiden Schulen wird Deutsch als Minderheitensprache, das heißt mit erweiterter Stundenzahl, unterrichtet. Bei der Tanzwerkstatt können die Kinder einen Einblick in deutsche Kultur gewinnen“, erläutert Gładkowska. Außerdem kamen weitere Jugendliche aus den Gesellschaften der Deutschen Minderheit unter anderem in Landsberg, Ortelsburg und Heilsberg. Die intensive Begegnung mit ungewohnten Tanzformen verlangte den Teilnehmern einiges ab. Die Erfahrung möchte dennoch keiner von ihnen missen, weder die erstmals antretenden Tänzer noch die „alten Hasen“, die schon zum sechsten Mal dabei waren. Bis auf die in Eigenregie zu organisierende Anfahrt nach Heilsberg war die Werkstatt übrigens für sie kostenfrei. Ihr Dank geht an die Landsmannschaft Ostpreußen, die die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellte. Uwe Hahnkamp E.G. (1); Göllner (1)


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Schmackostern, Eierkegeln und Nasser Montag Ostermarkt und traditionelle Brauchtumsausstellung im OSLM Ratingen Am 4. März 2018 läutete das Oberschlesische Landesmuseum das Frühjahr und die vorösterliche Zeit mit einem Ostermarkt und mit der Eröffnung einer thematischen Brauchtumsausstellung ein. Kunsthandwerkerinnen nutzten die Gelegenheit und präsentierten verzierte schlesische Ostereier sowie bunte Osterstecken. Letztere sind kleine Kränze an Stangen, die mit buntem Krepppapier umwickelt werden. Diese Tradition war vor allem in Niederschlesien beheimatet und wird mancherorts auch heute noch gepflegt. Spannend für die Besucher war vor allem, dass sie zusehen konnten, welch handwerkliche Fertigkeiten erforderlich sind, um dekorierte Eier-Unikate entstehen zu lassen. n Verkaufsständen werden kulinariA sche Spezialitäten und kunsthandwerkliche Produkte aus Schlesien – darunter Erzeugnisse der berühmten Bunzlauer Keramik – angeboten. Kinder können unter fachkundiger Anleitung den ganzen Tag über bunten Frühlings- und Oster schmuck basteln. Im Rahmen des Ostermarktes fand um 15 Uhr die Eröffnung der Ostereier-Ausstellung statt.

Ostereier im Fokus Die traditionelle Brauchtumsschau des Hauses wird diesmal unter dem Motto „Eierkegeln, Schmackostern und Nasser Montag“ präsentiert. Vor dem Hintergrund, dass sich mit dem Osterfest viele regionale Bräuche und Traditionen verbinden, werden einige dieser Überlieferungen in der Ausstellung berücksichtigt. „Schmackostern“ bezeichnet das Schlagen von jungen Frauen am Ostermontag mit einer bunt geschmückten

Oberschlesisch dekorierte Ostereier.

Lebensrute. Dieses Ritual ist in Mittelund Ostdeutschland wie auch in Schlesien bekannt. In ganz Polen verbreitet ist der „Nasse (Oster-) Montag“, an dem junge Frauen und Mädchen mit Wasser begossen werden. Wer wissen möchte, was es mit solchen teils skurrilen Traditionen auf sich hat, findet kompetente Antworten in dieser Sonderausstellung. Das Oberschlesische Landesmuseum präsentiert eine Auswahl aus seiner mittlerweile mehr als 550 Ostereier umfassenden Sammlung. Im Mittelpunkt der Schau stehen Osterbräuche, die mit Film- und Bildmaterial eindrucksvoll dokumentiert werden. Erstmals zu sehen sind historische Filmaufnahmen verschiedener Osterbräuche aus der Karwoche: Prozession-

en, Segnungen, Osterreiten und der „Nasse Montag“. Diese seltenen Aufnahmen von vor 30 Jahren zeigen, wie in Oberschlesien Ostern gefeiert wurde – auch wenn inzwischen dort durch einen fortschreitenden Wandel viele Bräuche verschwunden sind oder angepasst wurden. Die Aufnahmen stammen aus der Sammlung des Filmemachers Josef Cyrus.

Blick über Schlesien hinaus Allerdings blickt die Ausstellung auch über Schlesien hinaus und stellt den Brauch, zu Ostern Eier kunstvoll zu verzieren und zu verschenken, mit Informationen und Exponaten anderer Regionen vor.


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Kultur

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Ein neuartiges Martyrologium

Überzeugender Beitrag zu Schuld und Versöhnung Ein Martyrologium will der Opfer von Gewalt und Verfolgung gedenken, also Märtyrer und Bekenner behandeln, die wegen ihrer Standhaftigkeit im Glauben oder ihrer Überzeugung verfolgt wurden, Gewalt erleiden mussten oder den Tod fanden. Osterbräuche im Oberschlesischen Landesmuseum.

Im Begleitprogramm wird am 17. März von 14.30 bis 16.30 Uhr ein Kreativkurs zur Einführung in die traditionelle schlesische Kratztechnik unter dem Motto „Schlesische Kroszonki“ angeboten. Am 24. März ist von 14.30 bis 16.30 Uhr „Osterei-Laboratorium“ angesagt. Es handelt sich um eine Ausstellungsführung mit einem praktischen Teil für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren. Der Ostermarkt, der Kreativkurs und die Erschließung der historischen Filmaufnahmen für die Ostereier-Ausstellung sind Projekte des Kulturreferenten für Oberschlesien in Zusammenarbeit mit dem OSLM. Die österliche Brauchtumsschau ist im Oberschlesischen Landesmuseum von Ratingen bis zum 6. April 2018 zu besichtigen. D.G.

ls Vorbild unseres Buches verfolgte A das „Martyrologium Germanicum“, das Prälat Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz erstellte, die Aufgabe, nicht nur die Märtyrer des 20. Jahrhunderts aus allen 27 deutschen Bistümern zu würdigen, sondern auch aus allen ehemals deutsch besiedelten Gebieten in Osteuropa. Darüber hinaus aber auch die deutschen Laien und Missionare aus allen Teilen der Welt mit ähnlichem Schicksal, ferner alle Mädchen, Frauen, Ordensschwestern und ihre Beschützer, die das Reinheitsmartyrium erlitten. Ohne Vorläufer und Arbeitsstelle baute Moll ein Netzwerk von 160 Mitarbeitern auf, die schließlich über 1000 entsprechende Lebensbilder verfassten, die Moll aus der Kölner Zentrale koordinierte und redigierte. Das von Moll betreute Werk, das bis 2015 sechs Auflagen erlebte, enthält auch ein Kapitel über die Donauschwaben mit 32 Biografien von Priester-Märtyrern aus der Feder von Georg Wildmann.

Lebensbilder von Personen aus drei Staaten

Oberschlesische Eier.

eher größer: Es galt entsprechende Lebensbilder von Personen zu zeichnen, die Flucht und Vertreibung aus drei verschiedenen Staaten erlebten, die in Arbeits- und Vernichtungslagern Tod und traumatisierende Erlebnisse erlitten, darüber hinaus das Schicksal der Deportation in die Sowjetunion oder BaraganSteppe durchlebten und schließlich jah-

Gegenüber den organisatorischen, personellen und finanziellen Möglichkeiten, die Moll bei der Erstellung seines Werkes nutzen konnte, waren diese bei dem gleichen Vorhaben auf donauschwäbischer Seite unendlich bescheidener. Dabei war der Umfang der Aufgabe kaum kleiner, ihr Schwierigkeitsgrad

relang recht- und besitzlos in ihren Heimatstaaten leben mussten. Aus so vielen unterschiedlichen Schicksalen ein halbwegs strukturiertes Martyrologium zu erstellen war für den vom Gerhardswerk für diese Aufgabe gewonnenen Hauptmitarbeiter Stefan Teppert eine Sisyphusarbeit. In Ermangelung eines größeren Mitarbeiterstabes musste er sich auf zahlreiche Vorarbeiten bzw. ähnlich angelegte Kapitel aus der „Donauschwäbischen Geschichte“, Bd. IV stützen. Vor allem die wörtlich übernommenen Darstellungen von Wildmann, Werthan und Krix über die schrecklichen Vorgänge vor und nach Kriegsende in den drei Heimatländern Göllner (2); Bistum Regensburg (1)


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der Donauschwaben liefern trotz mancher eher geschichtsbezogenen Unterthemen, die weniger in ein Martyrologium passen, eine wertvolle Gesamtgrundlage: Sie benennen eindrucksvoll das Martyrium einer ganzen Volksgruppe, erlitten aus nationalistischer Rachsucht. Begleitet werden diese Basisdarstellungen von knapperen oder auch ausführlicheren Lebensbildern Einzelner, gestaltet von Wildmann und Teppert für Jugoslawien, von Helmut Staudt für die evangelische Seite und von Hans Vastag für Rumänien und Ungarn. So ergreifend die Einzelschicksale auch geschildert sind und so überzeugend ihr Bekennermut im Allgemeinen herausgearbeitet wird, so unterbleiben doch immer wieder solche Belege. Diese sind aber notwendig, sonst fehlt die Berechtigung der Aufnahme in ein Martyrologium. Ein bloßer Hinweis auf Verschleppung nach Russland ist noch kein Beleg für Bekennermut oder Verfolgung aus Nationalitäts- bzw. Glaubensgründen. Ergänzt wird das Werk durch zahlreiche Abbildungen unterschiedlicher Qualität und an passender Stelle eingestreuten, oft eindrucksvollen Gedichten.

Empfindliche Lücken der Geistesgeschichte geschlossen Diese Teile des Werkes erfüllen trotz zahlreicher ausführlich gestalteter Persönlichkeitsbilder, scharfer Charakterisierungen und ergreifend geschilderter Schicksale mehr die quantitative Intention des Buches. Notwendig ist aber auch eine Auseinandersetzung mit der Thematik, die Einbindung der Leiderfahrung eines gesamten Volksstammes in größere Zusammenhänge, z. B. die Frage nach Schuld, Sühne und Versöhnung oder nach den Folgen der Traumatisierung. Diese Vertiefung leistet das Werk im INFO Bezugsquelle Stefan Teppert, Tel. 0049-7579921339, Mail: stefan.teppert@ gmx.de Versandkosten: 7.- € Deutschland, 11.- € EU, 18.- € außerhalb der EU und nach Übersee

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Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erhält „Donauschwäbisches Martyrologium“.

Kapitel über die Jugoslawiendeutschen, der Gruppe, die unter den Donauschwaben das grausamste Schicksal erlitten hat. Obwohl sich diese Bereiche nicht immer logisch-konsequent in die Gesamtstruktur einfügen, sind sie für sich genommen von größter Überzeugungskraft, feiner Stilistik und starkem Einfühlungsvermögen. Gemeint sind die Kapitel „Traumata oder die Verlorene Identität“ von Rosa Speidel und vor allem „Unsere Aussöhnung ist keine Idylle, sondern ein hartes Stück Arbeit unserer Vernunft und unserer Herzen“ und „Literaten als Vorläufer bei Wahrheitsfindung und Versöhnung“ von Stefan Teppert. Was Teppert hier zusammenträgt, gab es bisher in dieser Ausführlichkeit und Gründlichkeit in der donauschwäbischen Literatur- und Nachkriegsgeschichte noch nicht. Für diesen Fleiß, diese Akribie und diese Sensibilität gebührt ihm höchstes Lob! Er hat damit heiße Eisen mutig angepackt und empfindliche Lücken in unserer Geistesgeschichte souverän geschlossen!

Ein mutiges Werk Auch insgesamt gesehen ist das Donauschwäbische Martyrologium ein mutiges Werk, das den Anspruch der Donauschwaben zeigt, auf allen Gebieten, ob Geschichte, Kultur und eben auch der Leiderfahrung und deren Bewältigung im Zusammenhang mit

Krieg und Vertreibung, ihren Anteil am gesamtdeutschen Schicksal aufzuzeigen. Dabei wird offenbar, welch hartes Los diesem Neustamm im Südosten Europas auferlegt war und mit welch großartiger positiver Energie es von seinen Menschen angenommen und getragen wurde. Ebenso bewundernswert ist die Leistung des Hauptbearbeiters Teppert, mit bescheidenen Mitteln ein so umfangreiches Werk zusammenzustellen und es mit überzeugenden Beiträgen zu Schuld und Versöhnung zu bereichern! Ingomar Manfred Senz INFO Donauschwäbisches Martyrologium. Die Opfer von Gewalt und Verfolgung bei den Donauschwaben in Jugoslawien, Rumänien und Ungarn im 20. Jahrhundert. Märtyrer und Bekenner unter Geistlichen, Ordensleuten und Laien. Herausgegeben vom St. Gerhardswerk Stuttgart unter Mitarbeit von Georg Krix, Rosa Speidel, Helmut Staudt, Erika Steinbach, Stefan P. Teppert, Maria Werthan, Georg Wildmann u. a. Patrimonium-Verlag, Heimbach/Eifel 2016, gedruckt in Totovo Selo/Serbien. Zahlreiche Abbildungen. 770 S., 25,00 Euro.


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Bücher

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Verschwundene Orte Zwangsvertreibungen, entvölkerte und demolierte Dörfer Die Zerstörung von Kulturgütern als kriegerische Tradition: Für abschreckende Beispiele braucht man nicht nach Indien zu schauen, wo Extremisten den Hindutempel bzw. die später darauf errichtete Babri-Moschee dem Erdboden gleichmachten, oder ins zentralafghanische Bamiyan, wo Taliban-Terroristen die in Fels gemeißelten Buddha-Statuen beschossen und sprengten, oder in den Irak, wo im Gefolge der US-amerikanischen Eroberung Bagdads wichtigste Kulturgüter vernichtet (Nationalbibliothek) und geplündert (Nationalmuseum) wurden.

Aus dem Sudetenland, in dem die tschechische Statistik 2.400 Orte als „verschwunden“ registriert, wurden drei Millionen Deutsche vertrieben. Als häufigste Ursache wird „Odsun“ („Aussiedlung“, eigentlich: „Abschub“) angeführt, danach folgten die Einrichtung von Truppenübungsplätzen, Grenzzonensicherung und die Anlage von Stauseen. Erst seit wenigen Jahren geht auch die tschechische historisch-geografische

is in die Neunzigerjahre hinein wurB den auch im Herzen Europas Siedlungen, teils mitsamt kulturhistorisch

wertvollsten Denkmälern, buchstäblich und unwiederbringlich von der Landkarte ausradiert. Eine bemerkenswerte Leistung, einen Teil deutscher Siedlungsgeschichte dem ansonst wohl sicheren Vergessen zu entreißen, stellt das dokumentarische Werk „Verschwundene Orte“ dar. Herausgeber Dr. Wilfried Heller fasst in seiner Einführung unter dem Titel „Entvölkerung, Entsiedlung und Wüstfallen ländlicher Siedlungen“ die Grundproblematik so zusammen: „Besonders gravierend waren die Wüstungsprozesse im ländlichen Raum Ostmitteleuropas, die nach dem Zweiten Weltkrieg wegen der Vertreibung von mehr als zwölf Millionen Deutschen abliefen, und zwar in den Gebieten, die der Sowjetunion, Polen und der Tschechei durch die Siegermächte zugeteilt wurden.“ Darüber hinaus wurden aus Ungarn 200.000 und aus Jugoslawien mehr als 500.000 Deutsche vertrieben. Aber massive Entsiedlungen fanden noch Jahrzehnte nach dem Krieg statt.

Prof. Dr. Wilfried Heller.

Literatur auf die „Entvölkerung“ und den dadurch ausgelösten Wandel der Kulturlandschaft ein. Manche Gebäude blieben nur bewahrt, um heute als Zweitwohn- und Wochenendsitze zu dienen. Die Wiederbesiedler in den Vertreibungsgebieten hatten in der Regel weder persönlichen noch familiären Bezug zu ihrem neuen Zuhause. Mit der Vertreibung der Deutschen wurde gleichsam auch die Erinnerung an diesen Raum eliminiert. Viele, besonders kirchliche, Monumente, die die kommunistische Periode relativ gut überstanden hatten, wurden erst nach 1989 durch „Vandalen und Diebe“ zerstört.

David Kovařík befasst sich in seinem Buchkapitel mit den staatlich organisierten und auch illegalen Abrissaktionen zwischen 1945 und 1960 im Grenzgebiet der böhmischen Länder. Während 1930 diese Grenzregionen noch 3,7 Millionen Einwohner hatten, lebten 1950 hier nur noch 2,5 Millionen Menschen. Die Liquidation der Grenzsiedlungen begann nach Kriegsende. Das Niederreißen von Häusern wurde von Nationalausschüssen angeordnet oder vom Nationalen Bodenfonds durchgeführt, der die konfiszierten deutschen Vermögen verwaltete. Menschen aus der ganzen Tschechoslowakei trugen verlassene Häuser ab, um günstig an Baumaterial zu kommen. Eine weitere Demolierungswelle erfolgte 1948 nach der kommunistischen Machtübernahme. An der Grenze wurden ein doppelter Stacheldrahtzaun und Wachtürme errichtet. Tausende Bewohner, die als „staatlich unzuverlässig“ galten, wurden aus der Grenzzone ausgesiedelt. 1951 wurde per Ministeriums-Geheimbefehl eine kilometerbreite Sperrzone eingerichtet, die niemand betreten und in der niemand wohnen durfte. Bestehende Objekte – betroffen waren 130 Gemeinden bzw. Ortschaften mit 3.000 Häusern – wurden abgerissen. In einer weiteren Welle zwischen 1955 und 1958 wurden Dörfer in der erweiterten Grenzzone demoliert. Ausgesiedelte, die inzwischen deutsche oder österreichische Staatsbürger geworden waren, besuchten später mit Touristenvisa ihr ehemaliges Zuhause. Berichte und Fotos der vernichteten Häuser, der verwahrlosten Ortschaften und der devastierten Landschaft machten sich in den Medien nicht gut, weswegen die tschechoslowakische Regierung von 1959 bis 1960 eine zentrale Abrissaktion durchführte. Dabei wurden weitere 40.000 Objekte dem Erdboden gleichgemacht. Gemäß einer Direktive des Innenministeriums Privat (1); Verlag Inspiration (1); Trescher Verlag (1)


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durften auch Kirchen und historische Denkmäler nicht erhalten bleiben. Eines dieser Objekte ist die Kirche von Kapellen im Böhmerwald, Gemeinde Schönfelden, Bezirk Hohenfurth, deren Sprengung am 4. Juli 1959 auf einem Foto dokumentiert ist, das zum berührenden Titelbild für das vorliegende Buch ausgewählt wurde. Der Autor zitiert eine Augenzeugin aus einer Nachbarregion: „An der Straße von Münichschlag nach Griesbach wurde nach der Vertreibung

der Deutschen die Mühle samt den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden von den Tschechen gesprengt, und mit Planierraupen wurde alles dem Erdboden gleichgemacht. Die Müllerin konnte vom sicheren österreichischen Boden aus der wilden Zerstörung ihres Besitzes unter Tränen zusehen.“ Sandra Kreisslová konzentriert sich diesbezüglich auf das Böhmische Erzgebirge und bearbeitet auch den Aspekt der „Wiederentdeckung“ bzw. der Wiedereinweisung Deutscher, die dort 1946 als Arbeitskräfte benötigt wurden. Nur in einem Teil der Erzgebirgsregion im tschechischen Grenzgebiet konnten nach der Vertreibung der Deutschen neue Bewohner angesiedelt werden: Aufgrund der unwirtlichen Umgebung galten z. B. die Bergregionen Joachimstal und Weipert als nicht attraktiv genug. Zu einem vorübergehenden Aufschub des Verfalls kam es durch die Wiederansiedlung von Deutschen, die der Vertreibung entgangen waren, entweder, weil sie begehrte Spezialisten (z. B. für das Uran-

Bücher bergwerk in Joachimstal) waren, oder weil sie in gemischten tschechisch-deutschen Partnerschaften lebten. Manche Gemeinden wurden überhaupt nicht wieder besiedelt und verschwanden zur Gänze. In Reizenhain an der sächsischen Grenze, wo 1930 noch 223 Einwohner gelebt hatten, sank die Einwohnerzahl 1950 auf nur noch 26. In diesem Jahr wurde dann die Ortschaft amtlich aufgelassen. Stehen gebliebene Häuser werden heute als Wochenendsitze genutzt. Dutzende weitere Gemeinden wurden entsiedelt, abgerissen und in ein Truppenübungsgelände umgewandelt. In den Bezirken Kaaden, Karlsbad und Theusing wurden 67 Gemeinden ausgelöscht und 2.600 Häuser, 36 Mühlen und zwölf Kirchen abgerissen. Für den Staudammsbau in Pressnitz mussten noch in den Siebzigerjahren vier Gemeinden weichen. Am 6. Juni 1973 wurden das Schloss und die Hauptplatzhäuser mit 700 Kilogramm Dynamit gesprengt. Die Aktion diente als Kulisse für den Film „Traumstadt“, der dort von westdeutschen Filmunternehmen gedreht wurde. Für den amerikanischen Streifen „Die Brücke von Remagen“ dienten die Gebäuderuinen des auf ähnliche Weise ebenfalls ausgelöschten Dorfes Brüx als makabre Kulisse. Erst nach 1989 begannen Forscher damit, sich mit dem Thema der verschwundenen Siedlungen in der Tschechei zu befassen. Ein Beispiel war das Projekt „Das verschwundene Sudetenland“ des Bürgervereins Antikomplex. 2005 kam es zur Erstellung einer Internet-Datenbank im Rahmen des einzigartigen zweisprachigen Projekts „Verschwundene Orte und Objekte“. Bernd Stracke INFO

Verschwunden – Orte, die es nicht mehr gibt Das ist die Ausstellung des Zentrum gegen Vertreibungen zu gleichen Thema, die noch mehr Aspekte berücksichtigt. Neben verschwundenen Ortschaften sind auch europäische, zumeist deutsche Kulturzeugnisse untergegangen. Die Schau ist in diesem Jahr in Wunsiedel, Weiden und Ellingen zu sehen. Genaue Daten finden Sie auf Seite 43.

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Neue Reiseführer von Trescher Berlin. (dod) Drei neue Reiseführer – Breslau, Ostseeküste und Spreewald – hat jetzt der Berliner Trescher-Verlag vorgelegt. Dabei verdient vor allem der Reiseführer „Breslau“ eine genauere Betrachtung. In Breslau verbinden sich vielschichtige Vergangenheit und lebendige Gegenwart zu einer weltoffenen Atmosphäre. Die Stadt blickt auf eine tausendjährige Geschichte zurück; ihre Besucher stoßen auf kulturelle Schätze aus allen Epochen seit der Stadtgründung und auf zahlreiche Spuren der wechselvollen Herrschaftsverhältnisse.

Aufenthalt wird zum Erlebnis Breslau ist Kuturhauptstadt Europas 2016. Dieser Reiseführer bietet fundierte Kapitel über Geschichte, Politik und Kultur. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten werden auf Stadtspaziergängen ausführlich vorgestellt. Umfangreiche zusätzliche Kapitel führen zu lohnenswerten Zielen, die von Breslau aus bequem im Rahmen von Tagesausflügen erreicht werden können sowie zu den traditionellen Erholungsorten im Riesengebirge und im Glatzer Bergland. Zahlreiche Hinweise zu Gastronomie, Unterkünften und Verkehrsverbindungen, Museen, kulturellen Veranstaltungen und zum lebendigen Nachtleben bieten eine verlässliche Orientierung sowohl für Tagestouristen als auch für Besucher, die einen längeren Aufenthalt planen. Ein umfassendes, gelungenes und preisgünstiges Werk, das einen Aufenthalt in der Oder-Metropole zum Erlebnis werden lässt. 6., aktualisierte Auflage 2018, 360 Seiten, 200 Fotos, komplett in Farbe, 32 Stadtpläne und Übersichtskarten, farbige Klappkarten, ISBN 978-389794-417-6, 16,95 Euro


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Geschichte

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Die letzten Ostpreußen in der alten Heimat Mit 88 Jahren starb August Roszig in Kotzargen In allen Ostgebieten des Deutschen Reiches, die 1945 polnischer Verwaltung unterstellt wurden, blieben Hunderttausende von Einheimischen zurück, die entweder die Flucht vor der „Roten Armee“ nicht angetreten hatten, oder aber unterwegs wieder umkehrten, weil der Winter zu streng war und die Flucht zu gefährlich. Der überwiegende Teil dieser Deutschen wurde in den Jahren 1946/48 ausgesiedelt oder vertrieben, ein kleiner Teil, der, freiwillig oder gezwungen, für den polnischen Nachkriegsstaat optiert hatte, durfte bleiben. ersten Band der Buchreihe „Die IßemDeutschen östlich von Oder und Nei1945-1950. Dokumente aus polni-

schen Archiven“ (Verlag Herder-Institut, Marburg 2000), der mit 728 Seiten der heutigen „Wojewodschaft Allenstein“ (Ermland und Masuren) gewidmet ist, kann man nachlesen, dass es dort 1945 noch 145.573 Deutsche gab, die im Sommer und Herbst 1945 als Erntehelfer eingesetzt wurden.

Exemplarisches Schicksal Unter den Deutschen, die 1945 in ihrer Heimat blieben und in den Folgejahren nicht ausgesiedelt wurden, gehörte auch der Landwirt August Roszig (1928-2017) aus dem Dorf Kotzargen bei Rastenburg, der am 10. Oktober 2017, im 89. Lebensjahr, auf dem Bauernhof seiner Eltern verstorben ist. Sein Schicksal steht für das Hunderter Ostpreußen, die auch nach dem Krieg dort geblieben waren, wo sie geboren wurden und aufgewachsen sind. Wer ihn einmal auf den Tagungen der „Masurischen Gesellschaft“ in Sensburg oder Kruttinnen erlebt hat, war begeistert

über das breite Ostpreußisch, das er bis ins hohe Alter sprach und wofür er von den in Westdeutschland lebenden Ostpreußen, die nach Masuren reisten, bewundert wurde. August Roßig (so die deutsche Schreibweise seines Nachnamens) wurde am 23. Dezember 1928 in Kotzargen geboren. Als am 15. Januar 1945 die Einberufung zur „Wehrmacht“ erfolgte, war er gerade 16 Jahre alt. Die Reise von Sensburg nach Plock an der Weichsel, wo er sich melden sollte, dauerte drei Tage. Nun begann eine Irrfahrt durch das vor der Niederlage stehende Deutschland, die ihn über Thorn, Bromberg, Berlin, den Harz, Sachsen in russische Kriegsgefangenschaft führte, aus der er fliehen konnte. Sein einziges Ziel war, unversehrt heimzukehren nach Kotzargen, wofür er zwei Wochen brauchte und am 10. Juni 1945 eintraf. Fast ein halbes Jahr war er weggewesen und erkannte sein Dorf kaum wieder. Seine Mutter, von der er erfuhr, dass seine Schwestern Helena (1925) und Irmgard (1926) nach Sibirien verschleppt worden waren, versteckte ihn vorerst in einem Vorratsraum, vor dessen Tür sie einen Schrank schob. Später erfuhr er, dass Schwester Irmgard im Sommer 1945 aus dem Lager entlassen worden war und bei Tante Greta in Berlin lebte. Auf dem Hof lebten jetzt seine Eltern, Bruder Gerhard (1930) und er. Dieser kleine Bauernhof war, so schrieb er in der „Masurischen Storchenpost“ 2008, „meine ganze Welt“. Als er sein Versteck verlassen hatte, fand er Haus, Scheunen und Ställe ausgeplündert, die Tiere bis auf eine Kuh von den Soldaten der „Roten Armee“ weggetrieben. Sie schlachteten auch noch das letzte Schwein, wobei August Roßigs Vater auf dem Klavier Begleitmusik spielen musste, um die Geräusche des Schlachtens zu übertönen. Fast alle Höfe wurden im Nachkriegssommer 1945 von Frauen

August Roßig.

geführt. Die Männer waren entweder noch in Gefangenschaft oder im Krieg gefallen. Die im Dorf Kotzargen, das bald in Koczarki umbenannt werden sollte, wohnenden Russen hatten die Einwohner vor Plünderern zu schützen, die bewaffnet durchs Land zogen. Da August Roßig irgendwo auf dem Hof seiner Eltern 20 Spaten gefunden hatte, die zum Ausheben von Schützengräben verwendet worden waren, gruben er, sein Vater und sein Bruder ein beträchtliches Stück Acker um, aber die Arbeit war so schwer, dass sie auch mit der Kuh, die sie vor den Pflug gespannt hatten, nicht vorankamen.

Überlebenskampf Schließlich erinnerten sie sich an den Traktor, der noch bis zum Kriegsende beim Nachbarn in der Scheune gestanden hatte. Er war, mit einem Haufen Reisig bedeckt, noch nicht gefunden und weggebracht worden. Als die Felder fast umgepflügt waren, wurde die ZugmaPrivat (1)


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schine von den Russen beschlagnahmt. Als das Getreide, das man gesät hatte, im Sommer eingefahren war, wurde es wiederum beschlagnahmt. Vor den ostpreußischen Bauern in Kotzargen standen ein harter Winter und der nackte Hunger. Mit einer russischen Beutewaffe ging August Roßig zum Wildern in die umliegenden Wälder. Mit Milch von ihrer einzigen Kuh, mit Honig, den es reichlich gab, und gewildertem Fleisch überstanden sie die Hungerwochen bis zum Frühjahr 1946. Irgendwo in einem Nachbardorf fand August Roßig dann einen zerstörten Traktor, den er abschleppen ließ und reparieren konnte. Damit konnte er anderen Bauern bei der Ernte helfen und machte sich unentbehrlich. Wären da nicht die Plünderer gewesen, die immer wieder die Dörfer heimsuchten und die Bauern ausraubten, wäre es schneller aufwärtsgegangen. Als die Bauernfamilie Roßig wieder Kühe, Pferde, Ferkel und Geflügel im Stall hatte, wurde der Hof noch einmal ausgeraubt. August Roßig, der sich verteidigte, wurde mit dem Gewehrkolben niedergeschlagen. Später im Jahr 1946 wurde den Landwirten von den Behörden befohlen, ihre Kühe, ohne dass Gründe angegeben wurden, zum Landgut zu bringen. Nichtsahnend trieben sie ihre Rinder dorthin und erfuhren, dass sie beschlagnahmt wären, was gegen jedes Recht verstieß. Ohne Kühe aber hätten die Bauern, die alle bis auf eine polnische Familie Ostpreußen waren, nicht überleben können. Darauf wurde ihnen gesagt, wer unterschriebe, die polnische Staatsangehörigkeit anzunehmen, der bekäme seine Kuh zurück. Selbstverständlich beugten sich alle der „offenen Erpressung“ (August Roßig, 2008) und unterschrieben. Jahre später, als die Versorgungslage viel besser geworden war, geriet er, nun 23 Jahre alt, durch jugendliche Unerfahrenheit in eine Falle, die ihm ein polnischer Hilfspolizist gestellt hatte. Da er Waffen zur Selbstverteidigung besaß, wurde er „wegen bewaffneten Widerstands gegen die neue Regierung“ (August Roßig, 2008), zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Von 1952 bis 1956, bis Wladyslaw Gomulka in Warschau Vorsitzender der „Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei“ wurde und eine Amnestie erließ, saß er in Wartenburg bei Allenstein im Gefängnis. Als er entlassen und nach Kotzargen zurückge-

Geschichte kehrt war, in den Jahren 1956/57, reisten einige ostpreußische Bauernfamilien nach Deutschland aus, er aber blieb: „Diese Erde ist alles, was ich hatte und habe, was ich am meisten liebte. Es ist mein väterliches Erbe, das ich hüten werde bis ans Ende meiner Tage… Unter den neuen Nachbarn habe ich viele sehr anständige Menschen getroffen. In schwierigen Zeiten standen sie mit Rat und uneigennütziger Hilfe bei…Ich denke, dass ich die Achtung, der ich mich unter den Nachbarn erfreue, mit schwerer, solider Arbeit errungen habe und auch damit, dass ich mich in die neue Heimat hineingefunden und nicht die Erde meiner Väter verlassen habe.“ (August Roßig, 2008). Zur Trauerfeier für August Roßig nach Kotzargen sind Hunderte von Freunden

29 und Bekannten gekommen, Deutsche und Polen, von denen nur ein geringer Teil Platz in der evangelischen Kapelle fand. In seinem Nachruf im Oktoberheft 2017 der „Masurischen Storchenpost“ schrien Tadeusz S. Willan, der Vorsitzende der „Masurischen Gesellschaft“, dass August Roßig, wie alle Deutschen in Masuren nach 1945, seine deutsche Muttersprache, die er sehr liebte, in den ersten Nachkriegsjahren nicht sprechen durfte. Als sich im Herbst 1990 auf einem Treffen der Heimatverbliebenen einige Deutsche beklagten, dass sie deshalb so schlecht Deutsch sprächen, soll er gesagt haben: „Was sagt ihr da? Was heißt verboten? Mit meinem Pferd konnte ich immer Deutsch sprechen.“ Jörg Bernhard Bilke


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Kultur

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„Sonderzüge in den Tod“ – Schau in Görlitz Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn Mit einer Auswahl von Text- und Bildtafeln aus der als Wanderausstellung konzipierten Präsentation „Sonderzüge in den Tod. Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn“ ergänzt das Schlesische Museums zu Görlitz seine große Schau „Achtung Zug! 175 Jahre Eisenbahn in Schlesien“. wurden im Zweiten WeltIschennsgesamt krieg mehr als drei Millionen Menmit Zügen zu den nationalsozialis-

tischen Vernichtungsstätten transportiert. Mit diesem Ausstellungs-Projekt setzte sich die Deutsche Bahn AG mit der Geschichte ihrer Vorläuferorganisation in der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Die Dokumente zeigen, wie die Deutsche Reichsbahn in den nationalsozialistischen Staat eingebunden war. Ohne das Mitwirken von Eisenbahnern an der fahrplanmäßigen Durchführung der Transporte, wären die systematische Ermordung der europäischen Juden

Die Wanderausstellung im Hauptbahnhof Frankfurt am Main im Jahr 2008.

Waggonaufschrift, aufgenommen im Industrie- und Eisenbahnmuseum Königszelt (Jaworzyna Sląska), 2017.

sowie der Völkermord an Sinti und Roma nicht möglich gewesen. Die Ausstellung erinnert auch an das unermessliche Leid, das diesen Menschen zugefügt wurde. Die erste Station der Wanderausstellung war im Jahr 2008 das Zwischengeschoss des Bahnhofs „Potsdamer Platz“ in Berlin. Seither war die Dokumentarschau in zahlreichen Städten zu sehen. Die Präsentation entstand auf Grundlage der 2002 eröffneten Dauerausstellung im DB Museum in Nürnberg und in Kooperation mit der Stiftung Neue Synagoge – Centrum Judaicum sowie dem Deutschen Technikmuseum in Berlin. Das Schlesische Museum zu Görlitz hat das Projekt mit Informationen über das Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Schlesien und insbesondere in der Region um Görlitz ergänzt. Dabei richtet sich der Blick vor allem auf das Geschehen in Breslau und im Lager Tormersdorf bei Rothenburg. Zur Wanderausstellung der DB ist eine gleichnamige Publikation erschienen.

Sie zeigt Einzelschicksale von Kindern, Frauen und Männern, die von ihren Heimatorten in den Tod transportiert wurden. Überlebende schildern die grauenvollen Zustände in den Zügen. Anhand von Dokumenten und Grafiken wird dargelegt, wer für die Aktionen verantwortlich zeichnete. Nachzulesen sind u.a. Informationen zum genauen Ablauf der Transporte bis hin zu den Fahrplänen. Die Präsentation „Sonderzüge in den Tod“ ist im Schlesischen Museum zu Görlitz bis zum 1. Mai zu besichtigen. D.G. INFO Schlesisches Museum Schönhof Brüderstraße 8, 02826 Görlitz Öffnungszeiten bis 25.3.2018 Di - So 10 - 16 Uhr danach wieder Di - So 10 - 17 Uhr Göllner (3)


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50 Jahre, 50 Gläser, 70 Jahre Glasfachschule Die „Glasstadt“ Rheinbach feiert in diesem Jahr ein Doppeljubiläum Das Eifelstädtchen bereitet sich derzeit auf zwei bedeutende Jubiläen vor. Im April wird die Glasfachschule 70, im September das Glasmuseum 50 Jahre alt. Ein guter Anlass dafür, dass die beiden Institutionen die Meilensteine ihrer Entwicklung dokumentieren und auch in die Gegenwart und Zukunft blicken. Verständlich, dass man vor allem der vertriebenen sudetendeutschen Glasveredler-Familien gedenkt, denen die Gründung der Schule, des Museums und insgesamt der Glaskompetenz dieser Stadt zu verdanken ist. ach dem Zweiten Weltkrieg wurde N Rheinbach durch die Ansiedlung vertriebener sudetendeutscher Glasver-

edler und Fachschullehrer aus Steinschönau/Kamenikcy Senov und Haida/ Novy Bor zur Stadt des Glases. Viele der aus der Tschechoslowakei stammenden Glasfacharbeiter und ein großer Teil des Lehrerkollegiums der Glasfachschule Steinschönau-Haida wollten in der Eifel die Tradition ihres Handwerks fortsetzen. Am 1. April 1948 wurde in Rheinbach unter dem damaligen Stadtdirektor Victor Römer und mit Unterstützung des Ministerpräsidenten Karl Arnold, des Wirtschaftsministeriums in Düsseldorf, der Industrie- und Handelskammer Bonn sowie der Handwerkskammer Köln die Staatliche Glasfachschule eröffnet. Im April 1968 gründeten Rheinbacher Bürger den Verein „Freunde edlen Glases“ e.V., zu dessen Zielen die Förderung der Glaskunst, die Sammlung bedeutender Gläser aus allen Stilepochen mit dem Schwerpunkt Böhmen sowie die Eröffnung eines Glasmuseums zählten. Am 14. September 1968 wurde das Glasmuseum im Gebäude „Vor dem Voigts-

Dauerausstellung im Glasmuseum Rheinbach.

tor 23“ eröffnet, das durch die Verlagerung der Glasfachschule in einen Neubau frei geworden war. Den Grundstock der Dauerausstellung bildete die bedeutende Stiftung Hickisch mit rund 200 hochwertigen, überwiegend böhmischen Gläsern des Barock, Biedermeier, Historismus‘ und Jugendstils. Das Glasmuseum Rheinbach ist als bundesweit erstes Spezialmuseum für nordböhmisches Hohlglas gegründet worden. Bis 1980 stand die Einrichtung in der Trägerschaft der „Freunde edlen Glases“, danach übernahm die Stadt Rheinbach die Trägerschaft und aus den „Freunden edlen Glases“ wurde ein Förderverein, der sich auch heute noch aktiv einbringt. Seit 1989 befindet sich das Glasmuseum im Bürger- und Kulturzentrum Himmeroder Hof.

Vielfältige Veranstaltungen Zu den Programmpunkten anlässlich des Doppeljubiläums gehören neben

einem vom Gewerbeverein organisierten Stadtfest und einem Konzert auf Glasinstrumenten auch die Inwertsetzung der Dauerausstellung durch eine zusätzliche Informations- und Erlebnisebene unter dem Motto „Böhmisches Glas in Biografien“.

Paten für edles Glas Zentraler Punkt des Jubiläumsprogramms ist die Ausstellung „50 Jahre – 50 Gläser“ (Arbeitstitel), die im September mit einem Festakt eröffnet wird. Zwei Projekte der Glasfachschule – eine Edition von gläsernen Hausnummern für Bürger und Institutionen sowie das erste Rheinbacher Glassymposium – sind ebenfalls bereits bekanntgegeben worden. Mit den in Workshops geschaffenen Kunstobjekten wird im Rheinbacher Glaspavillon „Hans-Schmitz-Haus“ eine Ausstellung eingerichtet. Geplant ist laut Museumsleiterin Dr. Ruth Fabritius auch


32 die Veröffentlichung eines informativen Begleitkataloges zur Jubiläumsausstellung. Selbst wenn in der Publikation die ausgestellten Gläser für das fachlich orientierte Publikum detailliert beschrieben werden, bekommen diesmal auch sogenannte „Ausstellungspaten“ die Möglichkeit, sich am Projekt zu beteiligen. 50 Rheinbacher Persönlichkeiten des kulturellen, sozialen und politischen Lebens folgten bereits der Einladung und übernahmen eine „Patenschaft“ für eines der Exponate. Das erste Treffen der „Ausstellungspaten“ fand unter der Leitung der Museumsleiterin, des Beiratsvorsitzenden Helmut Nikolaus und Joachim Strasdas, dem Vorsitzenden der „Freunde edlen Glases“ e.V., statt. In Textildruck ausgeführte Fotos der Exponate werden auch in den Rheinbacher Geschäften zu sehen sein und tragen somit die Jubiläumsausstellung ins Stadtbild. Hinzu kommt, dass ein über

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Gravur in der Glasfachschule.

den Verein Museumswerkstatt plus e.V. abgewickeltes Begleitprogramm für Kinder und Jugendliche Aspekte der Form-

und Farbgebung erschließt, die sich aus der Exponatenauswahl ergeben. Dieter Göllner

Barbara Thériault wird Stadtschreiberin in Lemberg Stadtschreiber-Stipendium des DKöE zum zehnten Mal vergeben Die Journalistin und Soziologin Barbara Thériault berichtet ab Mai aus der geschichtsträchtigen westukrainischen Metropole Lemberg. ine vom Deutschen Kulturforum E östliches Europa berufene Jury, der auch zwei ukrainische Vertreterinnen angehörten, wählte Barbara Thériault, Soziologie-Professorin an der Universität Montréal in Kanada, als Stadtschreiberin in Lemberg 2018. Im Jahr 2018 wird das StadtschreiberStipendium erstmals in eine Stadt außerhalb der Europäischen Union vergeben – nach Lemberg/Lviv, die lebendige kulturelle und wirtschaftliche Metropole der Westukraine. Mit ihrem in das UNESCO-Welterbe aufgenommenen historischen Zentrum zeigt die Stadt deutliche Spuren ihrer wechselvollen Geschichte, welche für Ukrainer, Polen und Deutsche sowie für die im 20. Jahrhundert fast völlig vernichtete jüdische

Barbara Thériault.

Bevölkerung Bedeutung hatten und haben. Das Stipendium wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) dotiert und vom Deutschen Kulturforum östliches Europa in Zusammenarbeit mit dem Organisationsbüro der „UNESCO-Literaturstadt Lviv“ durchgeführt. Barbara Thériault wird ihren viermonatigen Aufenthalt in Lemberg im Mai

2018 antreten und während ihrer Zeit in der Stadt ein Internettagebuch führen, in dem sie über Begegnungen und Erlebnisse berichtet. Über einen Blog, der in deutscher, französischer und englischer sowie in ukrainischer Sprache geführt wird, kann man mit der Autorin in Kontakt treten. Barbara Thériault wurde 1972 in Lévis (Kanada) geboren und studierte zunächst Politikwissenschaft an der heimischen Universität in Québec. Studienaufenthalte führten sie nach Großbritannien, Belgien und Deutschland, wo sie in Erfurt promoviert und schließlich an der EuropaUniversität Viadrina in Frankfurt (Oder) im Fach Kultursoziologie habilitiert wurde. Sie lehrt als Professorin für Soziologie an der Universität Montréal und ist als Journalistin tätig. Träger des Stipendiums ist das Deutsche Kulturforum östliches Europa und das Organisationsbüro der „UNESCO-Literaturstadt Lviv“. Das Stadtschreiber-Stipendium wird nunmehr zum zehnten Mal vergeben. Steffen Högemann (1); Göllner (2)


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Neues Jahr – neue Programme

Veranstaltungshinweise aus den Museen und Einrichtungen Deutsch-tschechische Initiative „Im Zentrum“ Ende Februar wurde im Haus des Deutschen Ostens in München eine Ausstellung eröffnet, die mit Exponaten und Filmen die Wirkung der Festivalreihe „Im Zentrum“ dokumentiert. Die deutschtschechische Initiative aus Kunst und Kultur im Altvatergebirge/Jeseníky (Tschechien) gibt Künstlern, Schriftstellern und Musikern die Möglichkeit, in dieser Region einen Raum für Begegnungen zu öffnen und Mährisch-Schlesien auch aus Sicht der Kultur neu zu entdecken. Themenschwerpunkt der zukunftsorientierten und generationsübergreifenden Veranstaltungen ist die vor Ort bis heute verdrängte Geschichte der Grenzregion bis zur Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung. Das deutsch-tschechische Projekt „Im Zentrum“ will im spartenübergreifenden Austausch die bereits in Gang gesetzte kulturelle Bewegung unterstützen und zukunftsorientiert die Rekonstruktion von Erinnerung aus Fragmenten und Überlieferungen im Gedächtnis der Vertriebenen und der vor Ort Lebenden, in dem es oft mehrere Varianten einer Geschichte gibt, mitgestalten. Die Ausstellung ist in Mün-

chen bis Ende Mai zu besichtigen.

Gemäldeausstellung „Die Dänen“ Ab dem 25. März, wenn die Sonderausstellung „Die Dänen“ eröffnet wird, heißt es im Pommerschen Landesmuseum von Greifswald „Velkommen bei den Dänen!“ Das grenzüberschreitende Forum im Ostseeraum zeigt die größte zusammenhängende Sammlung dänischer Malerei, die in einem deutschen Museum zu sehen ist. Sie enthält fast 400 dänische Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken, die der Berliner Sammler Christoph Müller zusammentrug und 2016 dem Land Mecklenburg-Vorpommern schenkte.

Der Zeitbogen reicht vom „Goldenen Zeitalter“ der dänischen Malerei bis zur Jahrhundertwende. Beeindruckend sind die leuchtenden Bilder mit ihren hohen Himmeln, dem klaren Licht der See, fliegenden Segeln, stillen Rückzugsräumen und dem einen oder anderen Fischer und Piraten. Zur Sonderausstellung ist ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Führungen und Konzerten geplant.

Kreuzgang im WPLM mit Exponaten zum Reformationsthema.

Bernstein im Blick Noch bis zum 8. April sind im Westpreußischen Landesmuseum Warendorf zwei Ausstellungen zum Thema „Reformation“ zu besichtigen. Unter dem Motto „Bönhasen, Störer und arme Prediger“ werden Aspekte der sozialpolitischen Konflikte in den Städten vorgestellt. In einer ergänzenden Präsentation wird die vom Deutschen Kulturforum östliches Europa mit Sitz in Potsdam erarbeitete Schau die „Reformation im östlichen Europa – Polen, Litau-

en und Preußenland“ näher beleuchtet. Im Rahmen des Vortragsprogramms in Warendorf hält Prof. Dr. Winfrid Halder,

Direktor des Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Hauses, am 8. März den Vortrag „Von Verdun nach Versailles – Die Endphase des Ersten Weltkriegs 1916-1918/20“. Am 15. März findet der Vortrag von Dr. Sven Tode „Die Reformation in den kleinen Städten Westpreußens” statt. Am 14. April wird in Warendorf die neue Sonderausstellung „Bernstein – Gold der Ostsee“ eröffnet. Die in Zusammenarbeit mit dem Bernsteinmuseum des Historischen Museums der Stadt Danzig/ Muzeum Historyczne Miasta Gdańska entwickelte Ausstellung zeigt erstmalig ausgewählte Schätze der umfangreichen Sammlung des Bernsteinmuseums im Ausland.

Start einer Vortragsreihe In Anlehnung an die noch bis in den Herbst laufende Sonderschau „Achtung Zug! 175


34 Jahre Eisenbahn in Schlesien“ lädt das Schlesische Museum zu Görlitz im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kaffee & Kultur – natürlich schlesisch“ am 7. März zu einer Begegnung unter dem Motto „Frauen bei der Eisenbahn“ ein. Auch wenn die Eisenbahn eine Männerdomäne zu sein scheint, haben hier Frauen von Beginn an eine wichtige Rolle gespielt. Dr. Martina

Pietsch richtet anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März den Blick auf die weiblichen Arbeitskräfte, die beim Fahrkartenverkauf, bei der Gepäck- und Zugabfertigung oder als Schaffnerinnen tätig waren. Auch in Werkstätten oder beim Gleisbau kamen Frauen zum Einsatz, vor allem in Krisen- und Kriegszeiten, wenn Löhne gespart und Männer ersetzt werden sollten. Die Volkshochschule Görlitz und das Schlesische Museum starten am 14. März gemeinsam eine Vortragsreihe über Schlesiens Geschichte und Landeskunde, seine berühmten Künstlerinnen und Künstler sowie die Entwicklung der Kunsthandwerke. Die Vorträge werden von den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Museums gehalten und schließen auch Besichtigungen einzelner Ausstellungsbereiche ein. Das erste Referat „Schlesien – eine Erkundungsreise“ hält Dr. Annemarie Franke. Sie lädt zu einer Erkundungsreise durch das Land ein, stellt die Städte und Landschaften, Flüsse und Höhenzüge des historischen Schlesiens in seinen wechselnden politischen Grenzen vor. Am 11. April präsentiert Dr. Johanna Bra-

Nachrichten de: „Berühmte Künstler in und aus Schlesien“. Am 9. Mai bietet Dr. Markus Bauer Einblicke in „Tausend Jahre schlesische Geschichte“ und am 13. Juni referiert Dr. Martin Kügler zum Thema „Feiner Schliff und guter Ton – Kunsthandwerk in Schlesien“.

Kreativ-Workshops in Lüneburg Im Rahmen der Kunstausstellung „Licht über Sand und Haff. Carl Knauf“ hält Dr. Jörn Barfod, Kustos am Ostpreußischen Landesmuseum, am 7. März den Vortrag „Ein Sommer auf der Kurischen Nehrung: Bilder von Carl Knauf“. Die Ausstellung kann noch bis zum 8. April besichtigt werden. Danach pausiert das Haus mit seinen S o n d e rschauen bis zur offiziellen Wiedereröffnung der Dauerausstellung des Ostpreußischen Landesmuseums, am 26. August 2018. Dann wird „GROSSart (ige) Kunst“ am Programm stehen. Am 17. März findet von 11.00 bis 17 Uhr und 18. März von 11 bis 16 Uhr ein Malworkshop mit der Künstlerin Elena Steinke unter dem Motto „Landschaftsmalerei in Aquarell, Gouache und Tempera“ statt. An diesem kreativen Wochenende im Kunstatelier des Museums steht die Landschaftsmalerei vom Klassischen bis zum Abstrakten im Mittelpunkt. Ausgangspunkt ist die Pleinairmalerei, wie sie in den Künstlerkolonien ab Anfang des 20. Jahrhunderts gepflegt wurde. Der Kurs eignet sich sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene. Vom 20. März bis zum 23. März sind täglich von 14 bis

„Typisch schlesisch“ in Haus Schlesien.

16.30 Uhr museumspädagogische Begleitprogramme zur Sonderausstellung vorgesehen. Die Teilnehmer können mit Maltechniken – wie Aquarell, Acryl und JaxonKreide – auf verschiedenen Untergründen experimentieren. Ein zweitägiger Fotoworkshop mit Ralf Peters unter dem Motto „Schnappschuss oder Konzeptfotografie?“ findet am 28. April und am 29. April im Kunst-Atelier des Ostpreußischen Landesmuseums statt. Ralf Peters gibt während des Workshops einen Einblick in seine Arbeit und führt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf neue Wege.

Königswinter: Alles schlesisch Die Sonderausstellung „Typisch schlesisch!? – Regionalbewusstsein und schlesische Identitäten“ wurde verlängert und ist im Haus Schlesien von Königswinter bis zum 22. April 2018 zu sehen. Im Rahmenprogramm werden Öffentliche Führungen der Veranstaltungsreihe „Schlesische Dreiviertelstunde“ angeboten. Bei der Führung am 15. März wird den Teilnehmern Wissenswertes

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zum Thema „Der Schlesier ist ein Kaleidoskop“ vermittelt. Am 19. April wiederum geht es um den Schwerpunkt „Typisch schlesisch!? – Sieben Museen und mehrere Dutzend Besucher geben Auskunft“. Präsentiert wird eine Analyse der Besucherkommentare zur Ausstellung. Am 22. März ist im Haus Schlesien der Bild-Vortrag von Dr. Inge Steinsträßer „25 Orte, Persönlichkeiten und Ziele, die ein(e) Rheinänder/ in, ein(e) Schle-sier(in) erlebt haben muss – Identitätsbildung im Vergleich“ anberaumt. Die Referentin stellt sich und den Teilnehmern die Frage, wie eng Identitätsbildung mit Landschaft, Kultur, Sprache und dem Gefühl

persönlicher Teilhabe verbunden ist. An ausgewählten Beispielen werden identitätsstiftende Ziele, Persönlichkeiten und kulinarische Genüsse zwischen Rhein und Oder aus beiden Regionen vorgestellt. Die Lesung „Unterwegs in Polen mit Hans Bollinger“ findet im Haus Schlesien am 17. April statt. Mit viel Sachkenntnis und Feingefühl erzählt er von seinen Begegnungen mit den Menschen und ihrer Umgebung. Die Lesung mit anschließender Diskussion ist ein Angebot des Kulturreferenten für Oberschlesien in Zusammenarbeit mit dem Haus Schlesien.

Werkschau einer Gleiwitzer Künstlerin Besucher des Oberschlesischen Landesmuseums von Göllner (1); OSLM (1)


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Ratingen haben im März und April die Gelegenheit, gleich mehrere Sonderausstellungen zu sehen. Zum einen ist die große Schau „Schlesische Bahnwelten: 175 Jahre Modernität und Mobilität“ zu besichtigen. Zum anderen ist bis zum 6. April die traditionelle Frühlins-Ausstellung unter dem Motto „Eierkegeln, Schmackostern und Nasser Montag. Ostereier und Osterbräuche in Schlesien“ geöffnet. Darüber hinaus wurde auch eine Werkschau zum 100. Geburtstag von Jutta Osten eingerichtet. Osten wurde 1918 im oberschlesischen Gleiwitz geboren und starb 2009 in Köln, wo sie mehr als 30 Jahre als Kunsterzieherin, Bildhauerin, Medailleurin und Grafikerin tätig war.

Sie schuf vornehmlich Medaillen, Plaketten und Kleinplastiken, aber auch größere Auftragsarbeiten im architektonischen Kontext, besonders für Kirchen in Köln und Umgebung. Christliche und antike Motive bestimmen das dem deutschen PostExpressionismus zuzuordnende Werk. Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten steht stets der Mensch. Mitbestimmend für ihr Schaffen waren die Vertreibung der Familie aus Oberschlesien sowie Erfahrungen von Internierung und Lagerleben in der Tschechoslowakei.

Geschichtskultur im Strukturwandel in Herne Eine gemeinsame Veranstaltung der Martin-Opitz-Biblio-

Nachrichten

35 Gegenwart der Deutschen aus Russland“ gezeigt. Viele der Ausstellungsstücke des Museums stammen aus Koffern und Truhen, die die Menschen zur Erinnerung an ihre Geschichte, an die verschiedenen Heimaten aufbewahrt und mitgebracht haben.

Carl Knauf: Dorfstrasse in Nidden.

thek und des Kulturreferats für Oberschlesien findet in Herne am 22. März statt. Am Programm „Kattowitz im Strukturwandel. Die kulturelle Neuerfindung der Metropole Oberschlesiens nach 1989“ beteiligen sich Dr. Juliane Tomann und Vasco Kretschmann: Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Frage, wie in Zeiten des dynamischen Wandels Geschichte erzählt wird und welche Wirkungen bzw. Funktionen diese im öffentlichen Raum einnimmt? Die Historikern Dr. Juliane Tomann aus Jena beleuchtet in ihrer Studie „Geschichtskultur im Strukturwandel. Öffentliche Geschichte in Katowice nach 1989“ (De Gruyter Oldenbourg 2017) die kulturelle Neuerfindung der Hauptstadt des oberschlesischen Industriereviers. Die ehemalige sozialistische Musterstadt, das industrielle Rückgrat Polens, durchläuft seit der politischen Wende 1989/1990 einen tiefgreifenden ökonomischen und gesellschaftlichen Transformationsprozess. Dr. Juliane Tomann leitet den Projektbereich „Geschichte und Öffentlichkeit“ am Imre Kertész Kolleg in Jena. Als ausge-

bildete Kulturwissenschaftlerin beschäftigt sie sich mit den vielfältigen Produktionsweisen historischen Wissens sowie der Schnittstelle zwiGeschichtswissenschen schaft und Öffentlichkeit in verschiedenen Konstellationen. Ihre Dissertation wurde mit dem Wissenschaftlichen Förderpreis des Polnischen Botschafters ausgezeichnet. Vasco Kretschmann, der die Einführung und Moderation übernimmt, ist Kulturreferent für Oberschlesien bei der Stiftung Haus Oberschlesien in Ratingen.

Russlanddeutsche Kulturgeschichte: „Ausgepackt“ Das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold versteht sich als eine Brücke zwischen der Geschichte und der Gegenwart der Russlanddeutschen in Deutschland. Im Museum werden facettenreiche Aspekte aus der gemeinsamen russlanddeutdeutschen, russischen und schen Geschichte aufgezeigt. Die Dauerausstellung des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte Detmold wird unter dem Titel „Ausgepackt. Geschichte und

Zu besichtigen ist in Detmold auch die Sonderausstellung mit Werken des russlanddeutschen Bildhauers Jakob Wedel (1931-2014). Über 200 Ausstellungstücke aus Holz, Gips und Bronze zeigen Themen wie Ethos, Mensch und Natur in Kirgisien, Fantasien aus Holz und Skulpturen. Eine weitere Sonderschau läuft unter dem

Titel „Deportation als Thema in der russlanddeutschen Literatur“. Seit Kurzem hat das Kulturreferat für Russlanddeutsche seine Arbeit aufgenommen. Edwin Warkentin wechselte aus Berlin nach Detmold, um das neu geschaffene Kulturreferat für Russlanddeutsche am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte zu übernehmen. Mit der erfolgten Weiterentwicklung der Kulturförderung für Aussiedler, Vertriebene und Flüchtlinge hat das Bundeskabinett die Errichtung des Kulturreferats für Russlanddeutsche beschlossen. Edwin Warkentin studierte Geschichts- und Literaturwissenschaften und war als Referent des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Dr. Christoph Bergner tätig und arbeitete zuletzt als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag. D.G.


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„Rechte kennen und nutzen: Rentengerechtigkeit“ Multiplikatorentagung für Haupt- und Ehrenamtliche in Nürnberg Nürnberg. (dod) Gemeinsam mit der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR) lud der BdV-Bundesverband AnfangFebruar 2018 zu einer Multiplikatorentagung ins Haus der Heimat Nürnberg ein. Zielgruppe der Veranstaltung waren Multiplikatoren des BdV, seiner Landesverbände und der Landsmannschaften aus dem gesamten süd- und mitteldeuts c h e n Raum, die als ehrenamtliche Betreuer oder hauptamtliche Berater anderen Spätaussiedlern und Migranten in Rentenfragen Hilfestellung geben. Konzipiert als ganztägige Veranstaltung mit Schulungscharakter, war sie für die rund 50 Teilnehmer ein passgenaues Angebot zur Vertiefung des bereits Bekannten bei der Beratungsqualität rund um Renten und Fremdrenten.

Rentengerechtigkeit bei Spätaussiedlern Mit BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius stand einer der anerkanntesten Experten auf dem Gebiet der Fremdrenten als Referent zur Verfügung. So wurde er auch von Waldemar Eisenbraun, Bundesvorsitzender der LmDR, zu Beginn der Tagung begrüßt. Eisenbraun wies in einleitenden Worten auf die dringenden Probleme bei den Fremd-

renten hin und sprach von Rentenungerechtigkeit bei Spätaussiedlern. Vor allem unter dem Aspekt der drohenden und tatsächlichen Altersarmut in den Reihen der Deutschen aus Russland sei es unverzichtbar, alle möglichen Anwartschaften genau zu prüfen und hohe Beratungsqualität anzubieten. Seitens der BdV-Bundesgeschäftsstelle hieß Roland Zillmann, zugleich Organisator der Tagung, die Teilnehmer willkommen und bedankte sich bei Nelli Geger, Landesvorsitzende der JugendLmDR Bayern, für die verlässliche Mithilfe vor Ort bei Planung und Durchführung der Veranstaltung.

Fremdrentengesetz Unter welchen Voraussetzungen und in welcher Höhe Vertriebene, Aussiedler und Spätaussiedler für ihre im Herkunftsgebiet erworbenen Anwartschaften eine Rentenzahlung von dem deutschen Rentenversicherungsträger erhalten können, ist in Deutschland im Fremdrentengesetz (FRG) geregelt. Von der Klärung ihrer Arbeitszeiten im Herkunftsgebiet und der notwendigen Nachweisführung bis hin zur Beantragung dieser Rente oder der Einlegung nötiger Rechtsmittel sehen sich die Betroffenen mit Hürden und Problemen konfrontiert. Mit seinem Konzept konnte Dr. Fabritius aufgrund der übersichtlichen Gliederung bereits zu Beginn überzeu-

Konzipiert als ganztägige Veranstaltung mit Schulungscharakter, war sie für die rund 50 Teilnehmer ein passgenaues Angebot zur Vertiefung des bereits Bekannten bei der Beratungsqualität rund um Renten und Fremdrenten. In der Mitte des Fotos BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius und der Vorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Waldemar Eisenbraun.

gen: Auf eine fundierte Einführung in die deutsche Rentensystematik folgte analog der Einstieg in das Fremdrentenrecht. Zusammenhänge und Parallelen stellte er deutlich heraus und referierte stringent und nachvollziehbar.

Beispiele aus der täglichen Praxis Nach der Mittagspause ging Dr. Fabritius dann zu einem Schulungsblock über – mit Beispielen aus der täglichen Praxis anhand von Formularen, Musteranträgen und -bescheiden. Anleitungen zur Vorgehensweise bei Problemen im Kontext der Beantragung von Fremdrenten rundeten die Tagung ab. Auch die vertiefte Information über einzuhaltende Formalitäten, Gestaltungsmöglichkeiten und Fehlerfindung bei zu geringen Rentenzahlungen

wurde im Nachgang der Tagung von den Teilnehmern als wichtiges Element der Schulung gewürdigt. Durch aktiven Dialog mit dem Referenten konnten zahlreiche beispielhafte Fälle aus der Praxis klärend besprochen werden. Dr. Fabritius identifizierte bekannte Problemstellungen bei der Spätaussiedlerrente und zeigte Lösungsmöglichkeiten auf.

Weitere Veranstaltungen geplant Die Multiplikatorentagung stieß bereits im Vorfeld auf so hohe Resonanz, dass die Tagung bis auf den letzten Platz besetzt werden konnte. Als Pendant der Tagung für den norddeutschen Raum wird die BdV-Bundesgeschäftsstelle gemeinsam mit der LmDR die Möglichkeiten für eine weitere Veranstaltung prüfen. R. Zillmann Privat (1); LBHS (1)


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Mundart als wichtiges Kulturerbewusst machen Lesung in Mundart über erlebte und erzählte Nachkriegsgeschichte Burghaun. (dod) „Zwei dahergelaufene Burghaunerinnen“ sprachen in Mundart über erlebte und erzählte Nachkriegsgeschichte (19431948). Die Hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, war als Ehrengast zu diesem besonderen Kulturellen Abend der Gemeinde Burghaun eingeladen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Lesungen in Burghauner Platt und Sudetendeutscher Mundart. Nach Eröffnung des Abends durch Bürgermeister Simon Sauerbier, konnten die Besucher im vollbesetzten Burghauner Herrenhaus eine besondere Darbietung erleben.

„Oral history“ in Mundart Zwei Frauen, erzählten als „Zwei dahergelaufenen Burghaunerinnen“ ihre „erlebte und erzählte Kriegs- und Nachkriegsgeschichte“, Frau Ilse Eckel in Burghauner Platt und Frau Monika Hanika in dem Isergebirgs-Dialekt ihrer verlorenen Heimat. Ein besonderer Höhepunkt des Abends war anschließend die von Frau Lina Schmidt in Schlotzauer Platt und Egerländer Dialekt vorgetragene Erzählung „Ein Herz und

eine Seele“. Lina Schmidt berichtete darin von der Zeit, die ihre Familie gemeinsam mit den bei ihnen auf dem Bauernhof einquartierten Heimatvertriebenen in gutem Miteinander verbrachte. Als Kind habe sie Wert darauf gelegt, die Sprache der Vertriebenen zu verstehen und so habe sie deren Egerländer Dialekt erlernt, den sie heute genauso gut spreche wie ihren heimischen Schlotzauer Dialekt. Die Wortbeiträge wurden durch das Gitarrenund Flötenspiel des Flötenduetts Ulrike Hergert (Burghaun) und Gabriela Prokesova (Brünn) eindrucksvoll musikalisch umrahmt und aufgelockert. Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf dankte den Referentinnen für ihre beeindruckenden Vorträge und überbrachte allen Anwesenden die Grüße des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und von Sozialminister Stefan Grüttner: „Was wir von den Mundart-Rednerinnen gehört haben, war unglaublich eindrucksvoll, fesselnd und bewegend. Danke auch dafür, dass sie uns in ihre tragische Familiengeschichte hineinblicken ließen.“ Sie erinnerte daran, dass das Land Hessen nach dem Zweiten Weltkrieg insgesamt rund eine Million Menschen aus fast allen Ostgebieten des Deutschen Reiches und den deutsch besiedelten Regionen Südosteuropas als Vertriebene und Flüchtlinge aufgenommen habe. Einheimische und Neubürger hätten es in gemeinsa-

Wichtiger Beitrag zum Erhalt der Mundart in Burghaun (v.l.): Franz Hanika, Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf, Monika Hanika, Lina Schmidt, Ilse Eckel, Bürgermeister Simon Sauerbier, Ulrike Hergert, Gabriela Prokešová.

mer Anstrengung geschafft, das Land wiederaufzubauen. Dies habe Hessen nachhaltig geprägt. Das Land habe daher einen besonderen Bezug zu den Heimatvertriebenen und so werde in Hessen viel dafür getan, damit ihr schweres Schicksal nicht in Vergessenheit geriete. „Die Erinnerung an die Grausamkeit und das große Unrecht der Vertreibung sollte für uns alle eine Verpflichtung sein!“, bekräftigte die Landesbeauftragte. Gleiches gelte zudem für die reichhaltige Kultur der alten Heimat.

Bedeutung der Mundart „Auch die heutige Veranstaltung leistet zu deren Erhalt einen wichtigen Beitrag“, meinte Ziegler-Raschdorf und wies auf die besondere Bedeutung der Mundart hin. Neben der gleichen kulturellen Prägung und Mentalität sowie den gemeinsamen

Erinnerungen, die Menschen derselben regionalen Herkunft verbinden, finde sich die Heimat auch in der ihnen eigenen Mundart wieder:

Sprache als Bestandteil von Heimat „Neben Traditionen und Bräuchen ist die Sprache ein wesentlicher Bestandteil dessen, was Heimat für uns ist.“ Sie trage dazu bei, das Andenken an die Heimat zu bewahren. Die Landesbeauftragte sprach allen, die an der Veranstaltung mitgewirkt hatten, ihren herzlichen Dank aus und ermunterte sie gleichzeitig, „ihre erfolgreiche und fruchtbare Arbeit fortzuführen sowie sich dafür einzusetzen, dass das kulturelle Erbe der alten Heimat auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleibt. Der heutige Abend war bewegend, bei aller Schilderung der traurigen Geschehnisse aber auch lustig und überaus verbindend.“


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Spannender Lesestoff für ein Jahr voller Hoffnungen Selbstverwaltung der Ungarndeutschen gibt „Deutschen Kalender 2018“ heraus Budapest. (dod) „Ungarndeutsch! Steh‘ dazu!“ Mit dieser Aufforderung begrüßt der „Deutsche Kalender 2018“, das aktuelle Jahrbuch der Ungarndeutschen, seine Leser. Schon in der Einleitung wird deutlich, dass 2018 ein ganz besonderes Jahr für die Deutschen zwischen Neusiedler See und Großer Tiefebene werden könnte – haben sie doch die Chance, bei der Parlamentswahl am 8. April erstmals einen vollberechtigten Abgeordneten ins ungarische Parlament zu wählen. Die seit 1995 bestehende Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen will sich mit einer eigenen Liste an der Wahl beteiligen und hat 28 Kandidaten nominiert. Eine Chance besitzt wohl nur der Spitzenkandidat Emmerich Ritter, der jetzige Parlamentssprecher der Ungarndeutschen. Ob er als vollberechtigter Abgeordneter in das Hohe Haus einziehen kann, hängt davon ab, ob bis zum Frühjahr 2018 etwa 40.000 Menschen davon überzeugt werden können, sich als ungarndeutsche „Nationalitäten-Wahlbürger“ registrieren zu lassen und dann bei der Wahl ihre Stimme der deutschen Liste zu geben. Bei Redaktionsschluss des Kalenders im Oktober 2017 hatten sich erst ca. 16.000 Personen in die ungarndeutsche Wählerliste eintragen lassen. In allen Städten und Dörfern, in

denen Ungarndeutsche leben, gibt es heute deutsche Selbstverwaltungen, Schulen und Kulturgruppen. Über ihre Arbeit im zurückliegenden Jahr, ihre Erfolge, Wünsche und Hoffnungen berichtet der „Deutsche Kalender“ auf vielen Seiten. Darüber hinaus bietet er Beiträge über Medien und Musik sowie über das kirchliche Leben und die Geschichte der Ungarndeutschen. Außerdem enthält er spezielle Teile für die ungarndeutschen Kinder und Jugendlichen. In einem Beitrag der Rubrik „Städte/Gemeinden“ erfährt der Leser, dass die Deutschen im Budapester Stadtteil Schorokschar/Soroksár 2017 ein großes Jubiläum gefeiert haben. Vor 300 Jahren wurde dort eine Rosina Polsterberger getauft – das erste Kind, das in der von Deutschen neubesiedelten Ortschaft das Licht der Welt erblickt hat. Da sich nur diese Taufe genau datieren lässt und kein anderes Dokument aus der Ansiedlungszeit vorliegt, haben die Schorokscharer das Taufjubiläum als den 300. Gründungstag ihres Ortes betrachtet und mehrere Festveranstaltungen durchgeführt. Mancherorts haben die Deutschen ihrer vor 70 Jahren vertriebenen Landsleute gedacht – so in Mutsching/Mucsi. In dem einstmals für seine Weine berühmten Dorf, das über 2.000 Einwohner zählte, leben heute nur noch 485 Menschen. 97 Prozent der deutschen Einwohner sind in der Zeit von 1946 bis 1948

vertrieben worden: die meisten in ihre hessische Urheimat, ein Teil aber auch nach Sachsen. Über eine bemerkenswerte Initiative berichtet der Kalender aus Ragendorf/Rajka. Zweisprachige Ortsschilder gibt es dort schon seit einigen Jahren – was in anderen Teilen Mitteleuropas längst nicht selbstverständlich ist. Nun hat die örtliche deutsche Selbstverwaltung die früheren deutschen Straßennamen

zusammengetragen und neue Straßenschilder anfertigen lassen, welche die heutige ungarische und die überlieferte deutsche Bezeichnung zeigen. Den ungarndeutschen Kindern sind 60 Seiten im Kalender gewidmet: der Teil „DKjunior“. Hier finden die jungen Leser Geschichten und Gedichte, Basteltipps, Rätsel und Sprachspiele. Unter dem Titel „Fünf Tage ohne Smartphone und Tablet“ wird über ein „Volkskundecamp“ berichtet, in dem ungarndeutsche Kinder das

Brauchtum ihrer Vorfahren kennenlernen konnten. Besonders lesenswert ist in der Rubrik „Geschichten“ die Erzählung „Die Wende“ von Heinrich Oppermann, einem „Ostzonen-Ungarndeutschen“, der als Chemieprofessor Weltraumexperimente für den DDR-Kosmonauten Sigmund Jähn vorbereitet hat. In seinem Text schildert er das tragisch-absurde Schicksal eines Wendeverlierers mit ungarndeutschen Wurzeln – die Geschichte seines Sohnes. In der Geschichte der Ungarndeutschen hat es nicht nur tragische Ereignisse gegeben, sondern auch Kuriositäten – auch das zeigt der „Deutsche Kalender 2018“. So wird berichtet, dass in der Kleinstadt Orasch/Diósd am Rande von Budapest eine Familie Tóth lebt, die behauptet, von Beethoven abzustammen. Ihr Vorfahr János Tóth sei aus einer Liaison des Komponisten mit der ungarischen Komtess Therese Brunsvik (1775-1861) hervorgegangen. Der Kalenderbeitrag lässt offen, ob es sich hier um eine Legende oder Wirklichkeit handelt. Peter Bien INFO Deutscher Kalender 2018. Jahrbuch der Ungarndeutschen. Herausgegeben von der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Budapest 2017, 288 Seiten, HU ISSN 0415-6781, Preis: 8,00 Euro. Privat (5); Kirche in Not (1)


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Nachrichten PERSONALIEN

Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten jetzt mit Stellvertretern Auch in der 19. Legislaturperiode hat die CDU/ CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag die soziologische Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten eingerichtet, die auch in dieser Legislaturperiode erneut Landesgruppenstärke erreicht. Die Hauptaufgaben der Gruppe folgen vor allem aus der Anerkennung des Kriegsfolgeschicksals, aus dem sich eine Einheit aus Vertriebenen, Aussiedlern und deutschen Minderheiten ergibt. Die Gruppe versteht sich als Ansprechpartner im Parlament für die Vertreter dieser wichtigen Bevölkerungsgruppen. Nachdem bereits zu Beginn der Legislaturperiode Eckhard Pols MdB zum Vorsitzenden gewählt worden war, wurde nun auch die Wahl der Stellvertreter vollzogen. Zum Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden wurde der CSU-Abgeordnete und BdV-Vizepräsident Stephan Mayer gewählt, weitere Stellvertretende Vorsitzende sind Peter Beyer MdB und Dr. Silke Launert MdB. Peter Beyer kommt aus Ratingen in Nordrhein-Westfalen, Dr. Silke Launert aus Bayreuth in Bayern. Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte mit neuem Kulturbeauftragten Edwin Warkentin wechselt aus Berlin nach Detmold, um das neu geschaffene Kulturreferat für Russlanddeutsche am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte zu übernehmen. Mit der erfolgten Weiterentwicklung der Kulturförderung für Aussiedler, Vertriebene und Flüchtlinge vom Februar 2016 hat das Bundeskabinett die Errichtung des Kulturreferats für Russlanddeutsche beschlossen. Als Zeichen der Anerkennung kultureller Leistungen dieser großen Bevölkerungsgruppe will die Bundesregierung damit mehr zur Bekanntmachung ihrer kulturellen Hintergründe beitragen. Im Auftrag der Beauftragten für Kultur und Medien und angegliedert am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold soll dieses Amt breitenwirksam Kultur und Geschichte der Deutschen aus Russland vermitteln. Edwin Warkentin studierte Geschichts- und Literaturwissenschaften und war als Referent des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale

Minderheiten Dr. Christoph Bergner tätig und arbeitete zuletzt als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag, wo er neben verschiedenen außenpolitischen Themen in Bereichen der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, der Beziehungen zum postsowjetischer Raum, Minderheitenpolitik und Menschenrechte sowie Kulturförderung nach § 96 Bundesvertriebenengesetzt tätig war. Entsprechend der Vorgaben wird der Referent bundesweit Kulturprojekte initiieren, konzipieren und durchführen. Darüber hinaus wirkt er kooperativ bei Kulturprojekten am Standort Detmold mit und berät bei der Förderung externer Projekte von Verbänden, Organisationen und Institutionen in verschiedener Trägerschaft. Als Schwerpunktaufgabe wird er sich der kulturellen Jugend- und Erwachsenenbildung widmen und entsprechend der Weiterentwicklung des Förderbereiches die Organisationen der russlanddeutschen Aussiedler und der deutschen Minderheiten bei der kulturellen Breitenarbeit unterstützen. Miro Klose wird Ehrenbürger von Oppeln Die Stadt Oppeln hat Fußballstar Miroslav Klose am 28. Januar die Ehrenbürgerschaft verliehen. Der gebürtige Oppelner nahm die Auszeichnung im Rathaus entgegen und brachte in seiner Ansprache seine Freude und Dankbarkeit zum Ausdruck. Im Anschluss besuchte er die Kinder der Miro Fußballschulen, die allesamt in der Chronstauer Sporthalle der persönlichen Begegnung mit ihrem Star entgegenfieberten. Und er enttäuschte die kleinen Fans nicht. Geduldig gab er Autogramme und posierte fast eine Stunde lang für gemeinsame Fotoaufnahmen. Die vielen Nachwuchsfußballer, deren Schule Kloses Namen trägt, machten ihn sichtlich stolz und er versicherte: „Ich bin vor allem wegen euch gekommen.” Europäischer Karlspreis für Kardinal Schönborn Der Europäische Karlspreis der Sudetendeutschen wird dieses Jahr am Pfingstsamstag 19. Mai in Augsburg an den Wiener Kardinal Christoph Schönborn verliehen, der 1945 mit seiner Mutter und zwei älteren Brüdern aus dem nordböhmischen Skalken bei Leitmeritz nach Österreich vertrieben wurde. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, der der böhmischen Linie eines Adelsgeschlechtes entstammt, das im Heiligen Römischen Reich mehrere bedeutende Bischöfe stellte, hat gemeinsam mit dem späteren Papst Benedikt XVI. den aktuellen Weltkatechismus der Katholischen Kirche erarbeitet und zählt zu den bedeutendsten Theologen der Gegenwart.

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Nachrichten

Neujahrsempfang beim BdV in Hamburg Viele neue Mitglieder willkommen geheißen Hamburg. (dod) Traditionell lud der Landesverband der Vertriebenen in Hamburg zum Neujahrsbesuch Anfang Februar ins Haus der Heimat ein. Der Landesvorsitzende Willibald C. Piesch konnte sich dabei über viele neue Besucher freuen. Erstmalig begrüßte er einen besonderen Ehrengast, Frau Satu Oldendorff, Leiterin der Finnischen Kirche, in Vertretung von Frau Pastorin Vähänkangas. Ebenfalls zum ersten Male begrüßte er, gemeinsdam mit seinen Stellvertretern Peter Voß und Hartmut Klingbeutel, Murat Temeltas und Dietrich Stellmacher, sowie die Ost- und Westpreußen aus Winsen/Luhe. Neben Grüßen des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz, der Bürgerschaftsfraktionen der SPD, Dr. Andreas Dressel, der Grünen Bürgerschaftsfraktion Hamburg, des HaushaltspolitischenSprechers der SPD-Bundestagsfraktion,

Johannes Kahrs MdB und des AfD-Vorsitzenden der Hamburgischen Bürgerschaft, Dr. Alexander Wolf, trafen herzliche Grüße- und Segenswünsche von Hauptpastor Alexander Röder, St. Michaelis und Grüße zu einer gesegneten Veranstaltung vom Erzbischof, Dr. Heße ein. Überraschend kamen viele neue Landsleute, die die älteren Mitglieder mitgebracht hatten und füllten den Trachtensaal des Hauses. Mit einem musikalischen Neujahrsgruß, der„Petersburger Schlittenfahrt“ von J. Pjotr Tschaikowski, eröffnete die Dirigentin des Chors „Abendklang 2001“, Lilia Berschin, den Empfang und erhielt begeisterten Beifall. Mit mundartlichen Beiträgen durch die Ostpreußin Christel Neumann in Volkstracht wurde der Empfang umrahmt. Nach einem nachdenklich machenden Beitrag der Vorsitzenden der LM der Siebenbürger Sachsen Helga Seeger in Siebenbürgischer Frauentracht wurde diskutiert. Mit Sekt wurde das alte Jahr 2017 verabschiedet und das neue Jahr begrüßt.

Leserreise mit Arno Surminski Von Danzig ins nördliche Ostpreußen Lüneburg. (dod) Das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg lädt vom 1. bis 8. Oktober 2018 zu einer Reise mit dem für seine Erzählungen und Romane über Ostpreußen bekannten Schriftsteller Arno Surminski ein. Die Reise führt durch Polen, Russland und Litauen. Sie beginnt in Danzig

und endet in Memel. Weitere Stationen sind Frauenburg, Königsberg, Palmnicken, Georgenswalde, Ragnit undTilsit. Weitere Informationen: Kulturreferat für Ostpreußen am Ostpreußischen Landesmuseum, Tel.: 04131-7599515, Mail: a. kern@ol-lg.de.

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INFO

Ostpreußen, Baltikum, Rußland vom 15.7.-5.8.2018 Zu dieser Studienreise, der neun vergleichbare vorausgingen, gehören zahlreiche übergeordnete Reiseziele mit hochrangigen Sehenswürdigkeiten und Landschaften von beeindruckender Schönheit. Sie beginnt und endet in Olsberg im Hochsauerlandkreis und wird durchgeführt mit einem klimatisierten Fernreisebus. Auf dem Reisewege liegen Posen, Thorn, Allenstein, Inselburg Traken der Großfürsten Litauens, die drei baltischen Hauptstädte Wilna, Riga und Reval, Pleskau, Nowgorod, St.Petersburg, die Ordensburgen in Narwa und Wesenberg, Nidden auf der Kurischen Nehrung, Königsberg und Rauschen an der nördlichen Samlandküste, Frauenburg, Elbing, die Hochmeisterburg in Marienburg a.d. Nogat, Pelplin und Landsberg a.d. Warthe. Das ausführliche Programm gibt Auskunft zu allen Vorhaben.

Informationen, Programm und Anmeldung: Josef Engel, Buchenweg 3, 59939 Olsberg, Tel.02962/5612, E-Mail: josefkonradengel@t-online.de

Endlich ist sie da! Deutschlandtreffen der Schlesier auf DVD Königswinter. (dod) Nach reichlichen technischen Problemen konnte nun ein Zusammenschnitt der Filmaufnahmen des Deutschlandtreffens 2017 in Hannover f e r t i g gestellt werden. Wie auch 2015 hatte das Team des HCC alle Hauptaktivitäten (Feststunde, Gemeinsames Singen, Heimatabend, kath. Gottesdienst und politische Kundgebung) aufgezeichnet. Während wir damals fünf DVDs mit je 4GB Filmmaterial erhielten, sendete man uns dieses Mal eine Festplatte mit 4 Dateien, die jeweils um die 128 GB an Datenmenge enthielt. Schon das Einlesen bereitete große Probleme, die mit Hilfe von Herrn MacGre-

gor, einem Mitarbeiter des HCC, gelöst werden konnten. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön! Aus ca. 12 Stunden Filmmaterial wurden ca. 80 Minuten zusammengefasst, die die interessantesten Ereignisse mitsamt Heimatabend zeigen. Die Reden wurden auf der Haupt-DVD stark gekürzt. Für besonders Interessierte gibt es einen Zusammenschnitt aller Reden in ungekürzter Form, die fast 4 Stunden Spieldauer umfasst. Beide DVDs können nun erworben werden. Für den Hauptfilm berechnen wir 14 Euro, für die Reden 12 Euro (beide zusammen für 20 Euro) zuzüglich Versandkosten. Bestellungen bitte an Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel.: 02244 92590.


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Termine der Mitgliedsverbände Alle dem Bundesverband gemeldeten Termine für die kommenden Monate März 02.-04.03. Frauenverband im BdV Frühjahrstagung Bad Kissingen 06.-07.03. LM Schlesien Mitgliederversammlung Königswinter 10.03. LV Baden-Württemberg 11. Ostdeutscher Ostermarkt Stuttgart 16.-18.03. LM Ostpreußen Arbeitstagung der Kreisvertreter Helmstedt 24.03. LV Hamburg Ostermarkt Hamburg 24.03. LV Nordrhein-Westfalen Landesversammlung Düsseldorf

April 07.-08.04. LM Ostpreußen Arbeitstagung Deutsche Vereine Sensburg 07.-10.04. Pommersche LM Jahrestagung des Pommerschen Kreis- und Städtetages Misdroy 14.04. LM der Dt. aus Ungarn Bundesschwabenball Gerlingen 14.04. LM der Donauschwaben 70 Jahre Auflösung der Lager Sindelfingen 16.-18.04. LM Ostpreußen Arbeitstagung der Frauenvorsitzenden Helmstedt 17.04. BdV-Bundesverband Jahresempfang Berlin 17.-18.04. BdV-Bundesverband Bundesausschusssitzung Berlin 20.-22.04. LM Ostpreußen Kulturseminar Helmstedt 21.04. LV Baden-Württemberg 66. Landesverbandstag Stuttgart

Mai Im Mai Frauenverband im BdV Begegnungstagung Mähren 09.05. LV Hamburg Tag der offenen Tür Hamburg 18.-20.05. Sudetendeutsche LM Sudetendeutscher Tag Augsburg 24.-27.05. LM Weichsel-Warthe Kulturtagung des Hilfskomitees der Galiziendeutschen Lambrecht

Leitwort 2018: Unrechtsdekrete beseitigen – Europa zusammenführen

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Kretschmer nach Breslau Breslau. (dod) Ministerpräsident Michael Kretschmer ist zu politischen Gesprächen nach Breslau gereist. Bei dem Besuch wird er mit dem Marschall der Wojewodschaft Niederschlesien Cezary Przybylski sowie dem VizeWojewoden von Niederschlesien, Kamil Krzysztof Zieliński, zusammentreffen. Außerdem ist ein Besuch im Verbindungsbüro des Freistaates in Breslau geplant. Es ist der erste offizielle Besuch Kretschmers als Ministerpräsident in Breslau. Thematisch wird es unter anderem um die seit fast zwei Jahrzehnten bestehende Regionalpartnerschaft zwischen Sachsen und Niederschlesien, den grenzüberschreitenden Bahnverkehr und den Stand und die Zukunft der EU-Förderung für grenzüberschreitende Projekte gehen.

Schalke nicht nach Königsberg Königsberg. (dod) Eigentlich sollte der FC Schalke 04 mit einem Spiel beim russischen Zweitligisten FK Baltika Königsberg/Kaliningrad die WM-Arena eröffnen. Doch daraus wird nichts. Die Partie fällt den „arktischen Temperaturen“ zum Opfer. Das Testspiel war für den 22. März angesetzt. Doch schon jetzt steht fest, dass die Begegnung nicht über die Bühne gehen kann. „Die seit Wochen anhaltenden arktischen Temperaturen haben eine Absage erzwungen“, hieß es auf der Schalker Vereinswebsite. Die Entscheidung fiel auf Empfehlung des russischen Sportministeriums. Die extreme Kälte in Russland und in Ostpreußen veranlasste die

Nachrichten Behörde zu der Entscheidung, in keinem WM-Stadion Fußballspiele vor dem 11. April durchzuführen. „Aufgrund der Empfehlung des Ministeriums und der Wetterlage haben wir uns entschlossen, die Partie abzusagen“, erklärte Alexander Rolbinov, Vizepräsident der Bezirksregierung Kaliningrad. „Wir bitten die Fans, die bereits Karten gekauft haben, um Entschuldigung und möchten uns bei Gazprom für die große Hilfe bedanken, eine solche Partie ermöglicht zu haben.“

Friedland-Museum wird ausgebaut Friedland. (dod) Das Lagermuseum Friedland bei Göttingen soll mit Millionenaufwand ausgebaut werden. Die europaweite Ausschreibung für den rund 13 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau wird jetzt auf den Weg gebracht. Das kündigte Museumsleiter Frank Frühling vom niedersächsischen Innenministerium an. Der fünf Millionen Euro teure erste Abschnitt des Museums war vor zwei Jahren eröffnet worden. In der Ausstellung dort wird an das Schicksal von mehr als vier Millionen Vertriebenen, Heimkehrern, Aussiedlern und Flüchtlingen erinnert, die seit 1945 über das Grenzdurchgangslager Friedland in die Bundesrepublik gekommen sind. In dem Besucher- und Dokumentationszentrum sollen unter anderem weitere Ausstellungsflächen sowie Seminar- und Bibliotheksräume entstehen. Die Fertigstellung wird voraussichtlich vier Jahre dauern. Im vergangenen Jahr besuchten rund 20  000 Gäste das Museum. „Neben Einzelbesuchern und Gruppen aus Vereinen und Verbänden

kamen viele Schulklassen, vor allem seit das Museum als außerschulischer Lernstandort anerkannt wurde“, so der Leiter. Das niedersächsische Kultusministerium hat inzwischen eine zusätzliche Fachkraft dafür abgeordnet. So kann die museumspädagogische Betreuung von Schulklassen weiter ausgebaut werden.

Hagen Jobi mit rumänischem Orden ausgezeichnet Bonn. (dod) Eine der letzten Amtshandlungen des scheidenden rumänischen Generalkonsuls in Bonn, Mihai Botorog, war die Überreichung des Ordens für treue Dienste im Rang eines Offiziers an den ehemaligen Landrat des Oberbergischen Kreises, Hagen Jobi, am 21. Februar im rumänischen Generalkonsulat in Bonn. Der 1947 als Kind siebenbürgisch-sächsischer Eltern in Berkau (Sachsen-Anhalt) geborene Hagen Jobi hat sich – wie es in der Urkunde des rumänischen Präsidialamtes heißt – für die wirtschaftlichen, kulturellen und verwaltungstechnischen Beziehungen zwischen NordrheinWestfalen und Rumänien verdient gemacht und sich für die soziale Integration der Rumänen und Siebenbürger Sachsen im Oberbergischen Kreis eingesetzt. Hagen Jobi war im Lauf seiner politischen Karriere Stadtrat und stellvertretender Bürgermeister der Stadt Wiehl, stellvertretender Landrat des Oberbergischen Kreises, Landtagsabgeordneter, stellv. BdV-Landesvorsitzender von NRW sowie von 2004 bis 2015 Landrat des Oberbergischen Kreises. Im Verband der Siebenbürger Sachsen setzte sich Jobi ehrenamtlich für seine Landsleute ein.

IMPRESSUM Herausgeber und Verlag: Bund der Vertriebenen – Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände e.V.

Anschrift: Godesberger Allee 72–74 53175 Bonn Telefon: (0228) 810 07-26/28 Telefax: (0228) 810 07-50/52 E-Mail: markus.patzke@bdvbund.de Internet: www.Bund-derVertriebenen.de

Bankverbindung: Commerzbank BIC: COBADEFFXXX IBAN: DE59 3804 0007 0111 7043 00

Chefredaktion: Markus Patzke

Layout: Print PrePress GmbH & Co. KG Am Hambuch 17 53340 Meckenheim Telefon: (02225) 88 93 330

Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH Werner-von-Siemens-Str. 13 53340 Meckenheim Telefon: (02225) 88 93 550

Erscheinungsweise: zweimonatlich

Bezugspreis im Jahresabonnement: 48, – Euro für BdV-Mitglieder 36, – Euro Abdruck nach Vereinbarung. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.


AUSSTELLUNG: „DIE GERUFENEN“ Deutsches Leben in Mittelund Osteuropa

MUSEUM

MUSEUM

FÜRSTENWALDE

HOFMÜHLE

21. März - 27. Juni 2018

19. Sept - 12. Nov 2018

Domplatz 7 | 15517 Fürstenwalde

An der Aach 14 | 87509 Immenstadt

HAUS DER GESCHICHTE DINKELSBÜHL 30. Juni - 16. Sept 2018 Altrathausplatz 14 | 91550 Dinkelsbühl

AUSSTELLUNG: „ERZWUNGENE WEGE“ Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts Zu allen Ausstellungen sind auch Kataloge erhältlich.

AUSSTELLUNG:

VOLKSHOCHSCHULE KASSEL HERMANN-SCHAFFT-HAUS

RATHAUS BAUNATAL

11. Feb - 23. März 2018

28. Okt – 29. Nov 2018

„ANGEKOMMEN“

Kellereistr. 23 | 74722 Buchen

Marktplatz 14 | 34225 Baunatal

Die Integration der Vertriebenen in Deutschland

STADTBIBLIOTHEK IM SALZSTADEL 30. April - 1. Juni 2018 Rentamtsberg 1 | 94315 Straubing

FICHTELGEBIRGSHALLE WUNSIEDEL

KULTURZENTRUM OSTPREUSSEN

AUSSTELLUNG:

4. Mai - 17. Juni 2018

8. Sep - 25. Nov 2018

„VERSCHWUNDEN“

Jean-Paul-Straße 5 | 95632 Wunsiedel

Schlossstraße 9 | 91792 Ellingen

Orte, die es nicht mehr gibt

NEUES RATHAUS

WEIDEN 27. Juli - 5. Sep 2018 Dr.-Pfleger-Straße 15 | 92637 Weiden

Alle Ausstellungen können unter der Rufnummer 030/585844351 gebucht werden.


AUSSTELLUNG: „DIE GERUFENEN“ Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa AUSSTELLUNG: „ERZWUNGENE WEGE“ Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts AUSSTELLUNG: „“ANGEKOMMEN“ Die Integration der Vertriebenen in Deutschland AUSSTELLUNG: „VERSCHWUNDEN“ Orte, die es nicht mehr gibt

ZgV - Zentrum gegen Vertreibungen

Organisationsbüro: Godesberger Allee 72-74 | 53175 Bonn | Telefon: 0228 - 81007-0 | E-Mail: info@z-g-v.de Besuchen Sie uns auch auf unserer Homepage: www.z-g-v.de


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