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EUTSCHER DODOSTDIENST 60. Jahrgang / Nr. 04/2017

Nachrichtenmagazin des Bundes der Vertriebenen

Verband:

Zwangsarbeiter:

Bundesversammlung in München

Anträge jetzt stellen!


AUSSTELLUNG: „DIE GERUFENEN“ Deutsches Leben in Mittelund Osteuropa Zu allen Ausstellungen sind auch Kataloge erhältlich.

RONCALLI-FORUM KARLSRUHE

AUSSTELLUNG:

10. Mai - 26. Juli 2017

„ERZWUNGENE WEGE“

Ständehausstr. 4 | 76133 Karlsruhe

Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts Zu allen Ausstellungen sind auch Kataloge erhältlich.

AUSSTELLUNG:

KULTURFORUM VIS-A-VIS 12. Juli - 27. Aug 2017

„ANGEKOMMEN“

Kellereistr. 23 | 74722 Buchen

Die Integration der Vertriebenen in Deutschland

RATHAUS STADT WEISSENHORN

HAUS GLATZER BERGLAND 25. Okt – 10. Dez 2017

Friedhofstraße 3 | 58507 Lüdenscheid

9. Sep 2017 - 22. Okt 2017 Kirchplatz 5 | 89264 Weißenhorn

STÄDTISCHE GALERIE HAUS DER KULTUR

AUSSTELLUNG: „VERSCHWUNDEN“ Orte, die es nicht mehr gibt

RONCALLI-FORUM KARLSRUHE

21. Mai - 23. Juli 2017

11. Sep - 20. Okt 2017

Braunauer Str. 10 | 84478 Waldkraiburg

Ständehausstr. 4 | 76133 Karlsruhe

KREIS WALDECK-FRANKENBERG

HAUS DER HEIMAT WIESBADEN

KREISHAUS KORBACH 27. Juli - 7. Sep 2017

25. Okt - 31. Dez 2017

Südring 2 | 34497 Korbach

Friedrichstr. 35 | 65185 Wiesbaden


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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, jedes Jahr in der Sommerzeit bereiten der Bund der Vertriebenen und seine Gliederungen ihre Veranstaltungen zum Tag der Heimat vor. Schon bevor unser Dachverband 1957 gegründet wurde, war dieser Gedenktag eine feste Institution im Kalender der Vertriebenen und ihrer Verbände. Wie unser Leitwort „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“ nahelegt, wollen wir beim zentralen Festakt am 2. September in der Urania Berlin in diesem Jahr besonders an unser Verbandsjubiläum erinnern. Ein Jahr, nachdem Bundespräsident Joachim Gauck zu gleicher Gelegenheit eine wegweisende Rede gehalten hat, schreibt uns sein Nachfolger im Amte, Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier, in seinem Grußwort zum Tag der Heimat ebenfalls Worte, die nachwirken: „So, wie Sie die Verbindung von Menschenrechten, Heimat und Verständigung als Motto formuliert haben, spiegelt sich das wichtige und verdienstvolle Wirken des BdV durch die Jahrzehnte. Es spiegelt sich auch ein Prozess der Selbstverständigung und ständigen Weiterentwicklung der selbstgestellten und als Verpflichtung erkannten Aufgaben.“ Eine unserer drängendsten aktuellen Aufgaben besteht darin, uns für den Ausgleich einer sozialen Ungerechtigkeit im Rentenrecht zu engagieren und die Abmilderung des Altersarmutsrisikos unserer Spätaussiedler durchzusetzen. Dieses Thema, über das wir überall in Deutschland mit Betroffenen sprechen, hat es unterdessen in das Regierungsprogramm der CDU/CSU für die kommende Bundestagswahl sowie in den „Bayernplan“ der CSU geschafft. Für die Betroffenen besteht also Hoffnung. Für uns wiederum ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass unser Einsatz auch zukünftig sowohl erwünscht als auch notwendig ist. Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bernd Fabritius MdB

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Inhalt

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Politik und Leben im Dienste der Vertriebenen Auf einstimmigen Beschluss des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen wurde die höchste Auszeichnung des Verbandes, die Ehrenplakette, im Anschluss an die diesjährige Bundesversammlung im Maximilianeum in München dem ehemaligen BdV-Präsidenten Dr. Fritz Wittmann verliehen.Dr. Wittmann lenkte die Geschicke des BdV auf Bundesebene zwischen 1994 und 1998. 27 Jahre, zwischen 1972 und 1999, war er Vorsitzender des BdV-Landesverbandes Bayern. Von 1971 bis 2005 amtierte er als Vorstandsvorsitzender Seite 7 der Sudetendeutschen Stiftung, um nur die wichtigsten seiner verbandlichen Positionen zu nennen.

Antrag auf Anerkennungsleistung jetzt stellen! Am 19. Juli 2017 fand die dritte Sitzung des Beirates zum Verfahren über die Anerkennungsleistung für ehemalige deutsche Zwangsarbeiter statt. Die Beiratsmitglieder, u.a. BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB, wurden dabei über den Stand des Verfahrens informiert, den wir auf diesem Wege an die Mitgliedsverbände weitergeben wollen. Bis zum 30.6.2017 sind 24.896 Anträge beim Bundesverwaltungsamt eingegangen. Über 96 % der Antragsteller wohnen heute im Bundesgebiet und haben von hier aus ihre Anträge gestellt. Seite 13

„Erinnerung an die Heimat bewahren“ DiIm Rahmen einer Gedenkstunde, erinnert die Union der Vertriebenen und Flüchtlinge und der Bund der Vertriebenen alljährlich an die Unterzeichnung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ am 5. August 1950 in Stuttgart. Dazu hatten sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Teilnehmer an der Gedenktafel vor dem Ehrenhof des Neuen Schlosses in Stuttgart zusammengefunden.

Seite 15

Maximilian Kaller:Von den Nazis bestgehasster Bischof Rechtzeitig zum 70. Todestag (7. Juli 1947) von Maximilian Kaller, des letzten deutschen katholischen Bischofs der ostpreußischen Diözese Ermland, erschien seine Biographie. Autoren sind Professor Rainer Bendel (Tübingen), der schon die Geschichte von Hochschule und Priesterseminar in Königstein geschrieben hat, und der frühere stellvertretende Direktor des Herder Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung (Marburg) sowie langjährige Vorsitzende des Historischen Vereins für Ermland Hans Jürgen Karp. Seite 21

Tag der Heimat 2017 des BdV in Berlin

Der diesjährige Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen, dessen zentrale Auftaktveranstaltung am 2. September 2017 in der Urania Berlin stattfinden wird, steht unter dem Zeichen des Jubiläums. Seit nunmehr 60 Jahren setzt sich der 1957 als Dachverband der Organisationen der Landsmannschaften und Landesverbände gegründete BdV erfolgreich für die Anliegen der von ihm vertretenen Gruppen ein. Titel: Privat (1)

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BdV-Archiv (4); Bundesarchiv (1); Gesellschaft der Freunde Kants (1)


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Politik

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Bundesversammlung im Bayerischen Landtag BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius: „Wir haben immerwährende Aufgaben“ Im sechzigsten Jahr des Bestehens des Bundes der Vertriebenen war die diesjährige Bundesversammlung eine Premiere: Erstmals tagte das oberste Beschlussorgan des Verbandes im Bayerischen Landtag, dem Maximilianeum. Freundlich begrüßt wurden die Delegierten, die aus allen Teilen der Bundesrepublik Deutschland nach München gekommen waren, von der Hausherrin, Landtagspräsidentin Barbara Stamm. ie Landtagspräsidentin, den deutD schen Heimatvertriebenen auch aus ihrer Zeit als Staatssekretärin und Staats-

ministerin im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit eng verbunden, begrüßte die Delegierten im Raum der CSU-Landtagsfraktion mit warmen Worten. Sie erinnerte an die vielfältigen Verdienste des Verbandes in den vergangenen Jahrzehnten und hob besonders die verständigungspolitische und grenzüberschreitende Arbeit des Verbandes hervor. Den Kontakt in die Heimatgebiete über Jahrzehnte aufrecht erhalten zu haben und sie zugleich der jüngeren Generation näher gebracht zu haben sei eine der besonderen Leistungen des Bundes der Vertriebenen gewesen. Als besonders bemerkenswert bezeichnete sie in diesem Zusammenhang, dass diese Leistung vor allem im Ehrenamt erbracht worden sei. Unter dem Beifall der Delegierten dankte sie den Vertretern des Verbandes dafür, sich in den vergangenen Jahrzehnten politischem Extremismus stets verschlossen zu haben und die Abgrenzung nach Recht und Links glaubwürdig vertreten zu haben, ohne auf die eigenen Werte verzichtet zu haben. Sie verwies dabei auch auf die Debatte um das Kreuz, „das selbstverständlich zu unserer Leitkultur

Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die an der gesamten Bundesversammlung teilnahm, begrüßte die Delegierten im Bayerischen Landtag.

gehört“. Sie dankte den Vertriebenen für den Wiederaufbau Bayerns und Deutschlands und stellte fest, dass sich das Engagement der deutschen Heimatvertriebenen im Verband gelohnt habe.

Bericht des Präsidenten Im Mittelpunkt auch dieser Bundesversammlung stand der Bericht des Präsidenten, der die Aktivitäten des Verbandes im abgelaufenen Jahr zusammenfasste und bewertete. Dazu gehörten ein Gespräch des Präsidiums mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im Februar dieses Jahres, bei dem sich das „BdV-Präsidium natürlich bei der Bundeskanzlerin für die bisherige Unterstützung bedankt hat. Die nämlich wirklich nachhaltig gewesen ist. Und wenn ich gleich aufzähle, was wir alles durchsetzen konnten, dann wäre das mit Sicherheit ohne den nachhaltigen Einsatz der Bundeskanzlerin, auch ganz persönlich, nicht möglich gewesen.“

Zu den Erfolgen des Verbandes, so der BdV-Präsident, gehörten ohne Zweifel, die Anerkennungsleistung zur Entschädigung ziviler deutscher Zwangsarbeiter aber genauso der bundesweite Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung und der Aufbau der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“. Eindringlich rief Fabritius dazu auf, noch bis zum 31.12.2017 Anträge zur Zwangsarbeiterentschädigung zu stellen: „Ermuntern Sie bitte zur Antragstellung, auch wenn einige Betroffene den Eindruck haben, dass der Aufwand sich nicht lohne. Der Aufwand ist so gering wie möglich gehalten. Es gibt einen Beirat zur Umsetzung dieser Richtlinien, in dem Sorge getragen wird, dass die bürokratischen Hemmnisse gegen Null gehen, dass eine Glaubhaftmachung ausreicht, dass man im Zweifel Belege auch mal zu Gunsten des Betroffenen auslegt, um hier eine möglichst breite Erfassung des Personenkreises stattfindet.“ Fabritius skizzierte aber auch die Schwerpunkte der zukünftigen Ver-


6 bandsarbeit und machte dabei deutlich, dass es „immerwährende Aufgaben“ gebe, derer sich der Verband angenommen habe. Für die nähere Zukunft nannte er drei besondere Schwerpunkte: „Am 24. September wird der Bundestag neu gewählt. Bereits Anfang Februar wurde unser Verband eingeladen, uns am Dialog über das Wahlprogramm der Union in Deutschland zu beteiligen. Dieses Angebot hätten wir uns auch von anderen Parteien gewünscht, als überparteilicher Verband, leider hat nur die Union diese Mitwirkung angeboten. Selbstverständlich haben wir sie angenommen und haben am Wahlprogramm nach Kräften mitgewirkt. Ich kann ihnen nur aus eigenem Mitwirken berichten, bei der gemeinsamen Tagung der Präsidien der Union in Berlin. Das ist ein klares Bekenntnis zu den Anliegen der Heimatvertriebenen, der Aussiedler und Spätaussiedler im Wahlprogramm drin und insbesondere ist das Versprechen darin enthalten, Benachteiligungen, die sich im Rentenrecht für Spätaussiedler ergeben zurückzunehmen. Das ist glaube ich ein Meilenstein im Kampf für unsere Anliegen. Ich komme damit zum zweiten Schwerpunkt, den wir außerhalb dieser sozialrechtlichen Beseitigung von Nachteilen haben. Aus meiner Sicht ist der zweite Schwerpunkt mit Sicherheit die Förderung der verständigungspolitischen Arbeit. Das ist deswegen wichtig, weil es zeigt, wo der BdV heute steht. Wir wollen den erfolgreichen und zunehmend sichtbareren Brückenbau durch verständigungspolitische Maßnahmen sowie

Politik Begegnungen, Gespräche und zentrale Veranstaltungen fortsetzen und weiter ausbauen. Hinzu kommen gemeinsame Bemühungen um den Erhalt und die Weiterentwicklung der deutschen Kultur in den Nachbarländern, also mit den Heimatverbliebenen weiterzuführen und diesen Weg der Verständigung zu verbreitern. Die letzte BdV-Bundesversammlung hat 2016 die bisherige verständigungspolitische Förderung des BdV und seiner Verbände durch alle bisherigen Bundesregierungen ausdrücklich begrüßt und gleichzeitig denjenigen Bundesländern gedankt, die sich ernsthaft um die Förderung unserer Arbeit bemühen. Eines dieser Bundesländer ist der Freistaat Bayern. Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin auch hier bitte ich den Dank des BdV an die zuständigen Landtagsfraktionen weiterzugeben. Es wäre wünschenswert, dass auch andere Bundesländer diesem Beispiel folgen, soweit die Aufgabe, Interessenswahrnehmung für die deutschen Heimatvertriebenen dort noch nicht so zu Hause ist, wie wir das in anderen Bundesländern gewöhnt sind. Wir fordern, dass die verständigungspolitischen Initiativen der deutschen Heimatvertriebenen und ihrer Verbände sowie der deutschen Minderheiten in den Ländern anerkannt und auch weiterhin angemessen gefördert werden. Der dritte Schwerpunkt umfasst den Komplex der Kulturförderung nach § 96 BVFG. Mit dem vorgelegten Konzept zur Fortschreibung der Konzeption hat die Bundesregierung den von uns als

Interessiert nahmen die Delegierten der Landesverbände und Landsmannschaft den Bericht des Präsidenten zur Kenntnis, hier (vl.n.r.) Der thüringische Landesvorsitzende Egon Primas MdL, der Bundesvorsitzende der Landsmannnschaft Schlesien Stephan Rauhut, BdVVizepräsident Stephan Mayer MdB und der hessische Landesvorsitzende Siegbert Ortmann.

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BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB während seines Berichts vor der Bundesversammlung.

BdV geforderten Paradigmenwechsel endlich vollzogen. Man verfolgt einen Ansatz der uns einbezieht. Es wird nicht die Kultur für uns gefördert, sondern sie wird mit uns gepflegt. Das ist, glaube ich, unerlässlich, damit dieser Teil des gesamtdeutschen Erbes auch an weitere Generationen weitergegeben werden kann. Dazu gehört natürlich ein Augenmerk auf die Zukunft der oft und vielerorts vorhandenen Heimatsammlungen der Vertriebenen und ihre Kulturschätze. Dazu gehört eine Vernetzung der Kulturstiftungen, die sich um unser Erbe bemühen ich nenne die „Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen“ oder die Stiftung „Deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR“ mit ihrem über Jahrzehnte erarbeiteten Fachwissen. Es wäre sehr schaden, wenn dieses verloren ginge und unter dem Naumannischen Unwort der Professionalisierung weiter zu Grabe getragen würde. Die deutsche Kultur der Heimatvertriebenen lebt und wir müssen sie gemeinsam am Leben erhalten. Das ist Auftrag aus § 96 und diesen wollen wir umgesetzt sehen.“ Mit einem Dank an alle Mitstreiter schloss BdV-Präsident Dr. Fabritius seinen Bericht. Die kurze Diskussion dazu und die im Anschluss folgenden Regularien ließen eine von großer Geschlossenheit zeugende Bundesversammlung zu Ende MP gehen. Santifaller/BdV (1)


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Politik

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Politik und Leben im Dienste der Vertriebenen BdV-Ehrenplakette an Dr. Fritz Wittmann Auf einstimmigen Beschluss des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen wurde die höchste Auszeichnung des Verbandes, die Ehrenplakette, im Anschluss an die diesjährige Bundesversammlung im Maximilianeum in München dem ehemaligen BdV-Präsidenten Dr. Fritz Wittmann verliehen. r. Wittmann lenkte die Geschicke D des BdV auf Bundesebene zwischen 1994 und 1998. 27 Jahre, zwischen

1972 und 1999, war er Vorsitzender des BdV-Landesverbandes Bayern. Von 1971 bis 2005 amtierte er als Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, um nur die wichtigsten seiner verbandlichen Positionen zu nennen. Seine juristische Fachkenntnis wurde überall geschätzt und war Grundlage für viele klare Entscheidungen, sowohl in vertriebenenrechtlichen als auch in vertriebenenpolitischen Fragen. Stets hatte er ein offenes Ohr – für die Landsmannschaften ebenso wie für den einzelnen Ratsuchenden. Dr. Wittmann hat nicht nur seine politische Arbeit, sondern einen großen Teil seines Lebens in den Dienst der deutschen Heimatvertriebenen und Spätaussiedler sowie der in der Heimat verbliebenen Deutschen und ihrer Anliegen gestellt. Er reiht sich nahtlos in die Riege der bisher vom BdV ausgezeichneten Plakettenträger ein. Dr. Fritz Wittmann konnte die Ehrenplakette krankheitsbedingt nicht selbst in Empfang nehmen. Ihn vertraten seine Ehefrau Irmengard, sein Sohn Johannes und seine Enkeltochter Patrizia. Laudator der diesjährigen Plakettenverleihung im Bayerischen Landtag war BdV-Vizepräsident Christian Knauer, der auch Landesvorsitzender des BdV in Bayern ist. Gleich zu Beginn seiner eindrucksvollen, sehr persönlich gehaltenen Lau-

In Vertretung des erkrankten Fritz Wittmann nahm seine Frau Irmengard die Ehrenplakette entgegen. Mit dabei waren auch sein Sohn Johannes und Enkeltochter Patrizia, hier mit BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius (l.) und BdV-Vizepräsident Christian Knauer (3.v.l.).

datio machte Knauer deutlich, wie stolz der BdV in Bayern sei, dass der Ehrenvorsitzende des BdV-Landesverbandes Bayern mit der höchsten Auszeichnung des Verbandes geehrt werde. BdV-Vizepräsident Knauer schilderte Lebenslauf und Verdienste des Geehrten. „Fritz Wittmann stammt aus dem Egerland. 1933 in Plan bei Marienbad geboren, war ihm vor der Vertreibung noch vergönnt, Volksschule und Oberrealschule, also heute würde man sagen Gymnasium, im Sudetenland zu besuchen. Das Abitur legte er dann aber bereits im bayerischen Ingolstadt ab, für das Jura-Studium und die anschließenden Berufsjahre wählte er München. Hier wurde er Richter beim Landgericht München I und promovierte 1964 zum Dr. jur. Weitere Stationen im beruflichen Leben waren das Bundesjustizministerium sowie der Planungsstab für Vertrie-

benenfragen im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung. Ab 1971 übte er in München den Beruf des Rechtsanwalts aus. Dr. Wittmann war mit Leib und Seele auch Soldat, stand von 1990 bis 1994 dem Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages vor; dem Bundestag gehörte er zu diesem Zeitpunkt bereits seit 1971 an. Als Oberst der Reserve fiel er während einer Wehrübung einem schweren Schießunfall zum Opfer und wurde schwerbeschädigt. Aber trotz dieser Verletzung setzte er sich weiterhin mit viel Energie für die Soldaten aber auch für uns Heimatvertriebenen ein. Bereits als junger Mann mit 23 Jahren hat Fritz Wittmann als Landessekretär der Jungen Union in Bayern politische Verantwortung. Als Mitglied des Deutschen Bundestages wird er ab 1971 insgesamt ein Vierteljahrhundert lange Politik für Deutschland gestalten und blei-


8 bende, nachhaltige Impulse geben. Sehr geehrte Familie Wittmann, der Bund der Vertriebenen zeichnet Ihren Gatten, Vater und Großvater aus, weil er mit seiner Beharrlichkeit und seinen Initiativen, seiner Überzeugungskraft und seinem Durchsetzungsvermögen seine Kraft im Sinne der Vertriebenen verwendet hat. Der preußische Dichter Wilhelm Müller schrieb Anfang des 19. Jahrhunderts folgende Zeilen: Die kalten Winde bliesen / Mir grad ins Angesicht, Der Hut flog mir vom Kopfe, / Ich wendete mich nicht. Dieser Vers fiel mir ein, als ich auf all die Arbeit zurückgeblickt habe, die der zu Ehrende für die Vertriebenen geleistet hat! Ein Lebenswerk breitet sich vor uns aus! Ich weiß, und wir Mitglieder des Präsidiums wissen aus eigener Erfahrung, dass es nicht einfach ist, Vertriebenenpolitik zu machen. Heute wie gestern: Ich erinnere nur beispielhaft an die politischen Grundsatzkämpfe, denen er sich in der zweiten Hälfte der 90er Jahre im Zuge der Verhandlungen über die deutsch-tschechische Erklärung stellen musste. Es war seiner politischen Weitsicht gedankt, dass er stets für eine gute Verortung in den politischen Kreisen gesorgt hat. Einerseits steht der Name Dr. Fritz Wittmann im Zusammenhang mit dem BdV für parteipolitische Öffnung, für Gespräche mit allen demokratischen Parteien – andererseits steht er für eine feste Verankerung in den Reihen der bürgerlichen Parteien, die im Schulterschluss ehrabschneidende Forderungen des Nachbarlandes zurückwiesen. Man spricht heute noch von dem mitreißenden Auftritt unseres früheren Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoibers beim Sudetendeutschen Tag 1996 in der Nürnberger Frankenhalle vor tausenden von sudetendeutschen Landsleuten (…) Wir alle wissen aber auch, dass in seiner Amtszeit als BdV-Präsident wichtige Weichen gestellt wurden, die unter anderem auch die Normalisierung des seit der Ostpolitik Willy Brandts gespannten Verhältnisses zur SPD betrafen. Sein über Jahrzehnte erworbenes Hintergrundwissen sowie seine fundierten juristischen Kenntnisse waren immer die Grundlage für seine klaren Entscheidungen, sowohl in Rechts- als auch in politischen Fragen der Verbands- und Vertriebenenpolitik. Dafür, liebe Familie Witt-

Politik man dankt ihm der BdV am heutigen Tag ganz besonders und vor allen Dingen auch sichtbar. Dr. Fritz Wittmann hat stets Wert darauf gelegt, Wege zur Aussöhnung zu finden; innerhalb seiner Landsmannschaft, innerhalb des BdV – aber auch zwischen Tschechen und Sudetendeutschen, über trennende Grenzen hinweg. Sein ganz persönliches Engagement erschöpfte sich allerdings nie in repräsentativen Aufgaben, denn er war ein Mann der Tat, der Kontaktpflege vor Ort in den östlichen Nachbarländern und der zupackenden Herangehensweise. Seine Realität war immer das Mögliche im Hier und Jetzt, selbst dann, wenn er mit der ganzen Familie – jetzt Patrizia weiß ich nicht, ob der Opa mit dir auch dort war, aber wenn nicht fragst Du mal die Kinder von deinem Opa, die haben das alle miterlebt – wenn er mit der ganzen

BdV-Vizepräsident Christian Knauer bei der Laudatio auf Fritz Wittmann.

Familie zu Fuß am Eisernen Vorhang entlang die Grenze zur Tschechoslowakei erwanderte und sehnsüchtig nach drüben schaute. Die Hilfe für die Heimat lag ihm immer am Herzen. Seit 1971 arbeitete er als Vorsitzender des Vorstandes der Sudetendeutschen Stiftung konsequent für den Wiederaufbau in den sudetendeutschen Herkunftsgebieten. Unser Sudetendeutsche Haus in München ist ein solches sichtbares Zeichen seiner Arbeit. Bayern war für sein Wer-

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Dr. Fritz Wittmann in seiner Zeit als BdVPräsident.

ben stets empfänglich, Regierung und Parlament ermöglichten den Bau dieses Hauses, das bis heute Mittelpunkt sudetendeutschen Lebens in Bayern ist. Liebe Familie Wittmann, liebe Patrizia, erlauben Sie mir, ihren Gatten, ihren Vater, deinen Opa als einen Menschen von Grundsätzen und einer festen Wertordnung zu bezeichnen, zu der auch ein klares und vor allen Dingen positives Verhältnis zur Religion gehört. Er hat – auch als BdV-Präsident – klargestellt, dass die Kirchen und ihre Bedeutung für die Heimatvertriebenen einen festen Platz in unserem Verband einnehmen. Von den insgesamt mehr als 18 Millionen Deutschen im Osten haben bis zu 15 Millionen ihre Heimat verloren, weit über 2 Millionen haben Flucht und Vertreibung nicht überlebt haben. Die Überlebenden fanden, und das war seine feste Überzeugung, Trost in der Heiligen Schrift. Glaube und Hoffnung leiteten sie durch die schweren Zeiten. Dr. Fritz Wittmann, war sich dessen immer bewusst. Er war so meine ich ein guter Präsident für unseren Verband. Er hatte immer ein offenes Ohr, für die Landsmannschaften genauso wie für den Einzelnen, der Rat suchte. Durch sein Verständnis für die Sorgen der Mitmenschen und sein kameradschaftliches Verhalten hat er sich auch auf der zutiefst menschlichen Ebene Respekt und Sympathie verschafft. Liebe Familie Wittman, ich darf Sie nun zur Entgegennahme der Ehrenplakette und damit zur Auszeichnung durch den Bund der Vertriebenen zu mir nach vorne bitten.“ Santifaller/BdV (1); BdV-Archiv (1)


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Politik

60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung – Erbe und Auftrag Entschließung der Bundesversammlung In diesem Jahr begeht der Bund der Vertriebenen, der Dachverband der Landsmannschaften und Landesverbände, sein 60. Gründungsjubiläum. Als einziger repräsentativer Verband der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler richten wir unsere Arbeit seit sechs Jahrzehnten an den Grundwerten aus, die schon aus den Worten der Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950 deutlich werden: der entschiedenen Absage an eine immer wieder zu beobachtende Spirale aus Gewalt und Rache, dem Eintreten für ein zusammenwachsendes Europa der freien Völker, dem Recht auf die Heimat sowie den notwendigen internationalen Anstrengungen zur Verhinderung weiterer Vertreibungsverbrechen. Ausgehend davon gelten unsere Arbeit und unser Einsatz den Menschenrechten, der lebendigen Heimat und dem Bleiberecht der Völker in ihrer Heimat, einer Erinnerungskultur auf der Basis historischer Wahrheit, dem Auf- und Ausbau der grenzüberschreitenden Verständigungspolitik unter Einbeziehung der deutschen Minderheiten in den Heimatgebieten, der Aufnahme und Eingliederung der Vertriebenen und Spätaussiedler sowie dem Erhalt und der Weiterentwicklung des Kulturerbes der Vertriebenen und Spätaussiedler. Im Laufe der vergangenen sechs Jahrzehnte haben wir viel erreicht und zahlreiche unserer zentralen Anliegen umgesetzt. Regelmäßig haben uns Parteien, Bundestage und Bundesregierungen, Landesparlamente und Landesregierungen dabei unterstützt. Arbeitsschwerpunkte in jüngerer Zeit waren insbesondere die Anerkennungsleistung an ehemalige zivile deutsche Zwangsarbeiter, der Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung, die Änderungen des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes (BVFG) zugunsten erleichterter Familienzusammenführungen von Spätaussiedlern sowie der Aufbau der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“. Unser erfolgreicher Einsatz in den verschiedensten Aufgabenbereichen ist vielfach öffentlich gewürdigt worden: Bundespräsidenten, Bundestagspräsidenten, Bundeskanzler, Ministerpräsidenten und Minister, aber auch Vertreter anderer Staaten haben uns immer wieder für unsere Arbeit gedankt und uns ihre weitere Unterstützung zugesichert. Im Hinblick auf das 60. Gründungsjubiläum des Bundes der Vertriebenen und auf die bevorstehende Bundestags-

wahl fordert der BdV alle politischen Kräfte daher auf, in der Vergangenheit gemachte Zusagen auch künftig einzuhalten und die fortwährend aktuellen Aufgabenfelder der Vertriebenen verstärkt zu fördern bzw. weiterhin zu unterstützen. Dazu zählen: • die verständigungspolitische Arbeit der Vertriebenen und ihrer Verbände, • Erhalt und Weiterentwicklung des kulturellen Erbes der Vertriebenen gemäß § 96 BVFG unter Einbeziehung der Vertriebenen und ihrer Verbände, • die feste Verankerung der Geschichte von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung im historischen Gedächtnis der Nation, auch durch die Fertigstellung der Dauerausstellung der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ im Berliner Deutschlandhaus, • das Festhalten an der gesetzlichen Vermutung des pauschalen Kriegsfolgenschicksals bei der Aufnahme von Spätaussiedlern, • die weitere Aufnahme und Integration von Spätaussiedlern, • die Abmilderung des Altersarmutsrisikos bei Spätaussiedlern, • die Bereitstellung der Anerkennungsleistung an ehemalige zivile deutsche Zwangsarbeiter für sämtliche laut Richtlinie Anspruchsberechtigten, • die weitere Berufung eines Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten nach der Bundestagswahl, • die Förderung der Organisationen der deutschen Minderheiten, insbesondere im Hinblick auf deren Sprach- und Identitätserhalt. In all diesen Bereichen leisten der Bund der Vertriebenen und seine Gliederungen seit der Gründung beträchtlichen zivilgesellschaftlichen Einsatz, der auch zukünftig positiver politischer Begleitung und verstärkter finanzieller Förderung bedarf. Das Schicksal der deutschen Vertriebenen und Spätaussiedler sowie der heimatverbliebenen Deutschen mit all seinen Folgen gehört in das kollektive Gedächtnis der ganzen Nation. Die vom Bund der Vertriebenen verfolgten Anliegen sind daher gesamtgesellschaftliche Anliegen.

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Politik

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Schwierige Zusammenarbeit Die Johannes-Bobrowski-Ausstellung in Tilsit hatte Folgen Der ostpreußische Dichter Johannes Bobrowski, der 1917 in Tilsit an der Memel geboren wurde, das seit 1946 „Sowjetsk“ heißt, galt bis zum 4. April dieses Jahres in der russischen Exklave Kaliningrad als verehrungswürdiger Humanist und Antifaschist, der in Gedichten und Prosatexten deutsche Kriegsschuld aufarbeitete. So konnte man schon 1969, vier Jahre nach seinem frühen Tod, in der dritten Auflage der „Großen Sowjetischen Enzyklopädie“ lesen, der einstige Wehrmachtssoldat verträte heute „die Ideale einer humanistischen Völkerbrüderschaft“. ls am 4. April die Ausstellung zum A 100. Geburtstag (9. April) im „Museum für Stadtgeschichte“ eröffnet

wurde, wo 2013 schon die aus Berlin angereiste „Johannes-Bobrowski-Gesellschaft“ getagt hatte, konnte niemand den Eklat am Tag darauf vorausahnen. Schließlich hatte die Gebietsregierung der Oblast Kaliningrad die Ausstellung befürwortet, für deren Kosten die Stadt Sowjetsk aufgekommen war, und der Bürgermeister hatte voller Vorfreude an den deutschen Generalkonsul in Kaliningrad, dem früheren Königsberg, geschrieben, dass „unsere Stadt die historischen Wurzeln bewahrt hat, die unsere Kulturen verbinden und der gegenseitigen Bereicherung dienen.“ In dieser Überreinstimmung aller Beteiligten wurde die Ausstellung eröffnet, auf einem Erinnerungsfoto sind der sächsische Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig (CDU), der ein Geschenk des „Vereins ehemaliger Tilsiter“ überreichte, zu sehen, weiterhin der schon erwähnte deutsche Generalkonsul Dr. Michael Banzhaf, der litauische Generalkonsul Olegas Skinderskis und Oleg Waschurin, der Kulturreferent der Stadt, in der 1807 zwischen

Frankreich, Russland und Preußen der „Frieden von Tilsit“ geschlossen worden war. Das Verhängnis kam am 5. April, als vor dem Stadtmuseum in der Ulica Pobedy (Straße des Sieges), eine Gruppe von Journalisten des örtlichen Kabelfernsehens erschien und die ahnungslose Museumsleiterin inquisitorisch befragten, warum in ihrer Ausstellung „faschistische Uniformen“ zu sehen wären. Tatsächlich wurde dort der Dichter zweimal in Uniform gezeigt, einmal irgendwo im Krieg und einmal bei seiner Hochzeit 1943 in Motzischken/Memelland. Der Einwand von Anschelika Schpilijowa, dass diese Fotografien auch schon auf einer Ausstellung 2012 unbeanstandet zu sehen gewesen wären, verfing nicht. Auch dass am Geburtshaus des Dichters seit Jahrzehnten eine Erinnerungstafel hängt, wollten die TV-Leute nicht wissen. Sie waren auf Provokation aus und konfrontierten Passanten vor dem Museum mit der „faschistischen Propaganda“ und lösten erwartungsgemäß „Empörung“ aus.

Faschismus-Keule Abends wurde die Sendung ausgestrahlt, und nun war auch Kulturreferent Oleg Waschurin, der am Vortag die Ausstellung miteröffnet hatte, „empört“ und forderte die Museumsleiterin, deren Vorgesetzter er ist, auf, ein Entlassungsgesuch einzureichen. Als sie seiner Aufforderung nicht nachkam, ließ er die Stellwände mit den beiden Fotografien ins Rathaus bringen, drohte der ungehorsamen Museumsleiterin mit geheimdienstlichen Ermittlungen und richtete eine Sonderkommission ein, die zu dem gewünschten Ergebnis kam, dass die Ausstellung „eine negative Reaktion der Presse und der Einwohner von Sowjetsk“ provoziert hätte. Man kann der

standhaften Museumsleiterin nur wünschen, dass sie „auf ihrer Auslegung der Geschichte“ (Kommissionsbericht) beharrt und Verbündete findet, die sie schützen. Den deutschen Beobachter fernab vom Geschehen muss diese gespenstische Szenerie irritieren, zumal anderswo im Kaliningrader Gebiet deutsche Kultur durchaus gepflegt wird, ohne dass russische Ideologen in untergeordneten Behörden die „Faschismus-Keule“ (so der Titel eines Buches des Bonner Politologen Hans-Helmuth Knütter) schwingen. So wurde 1992/98 der im Krieg zerstörte Königsberger Dom mit deutschen Geldern restauriert und am 24. Januar 2016 in Kaliningrad der 240. Geburtstag des Schriftstellers Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776-1822) gefeiert. Im Vorfeld des 300. Geburtstag des Königsberger Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) am 22. April 2024 wird im Dorf Judtschen bei Gumbinnen vom Kaliningrader Geschichts- und Kunstmuseum, einer russischen Institution, das Haus des reformierten Pfarrers Daniel Ernst Andersch (1701-1771) renoviert, wo der heute weltberühmte Denker vor seiner Universitätslaufbahn 1747/50 als Hauslehrer tätig war. Und nicht zuletzt wurde 2014 in Sowjetsk eine Kopie des Denkmals der preußischen Königin Luise (1776-1810) im Stadtpark wieder aufgestellt, wo es 1945 zerstört worden war. Man kann nur hoffen, dass diese positiven Aspekte der Geschichtsaufarbeitung nicht von den negativen Tendenzen, wie sie jetzt in Sowjetsk zu beobachten sind, überlagert werden. Offensichtlich fürchtet man dort, mehr als 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, eine „schleichende Germanisierung“ und ein „aggressives Vordringen deutscher Kultur ins öffentliche Leben“ (Kulturreferent Oleg Waschurin). Jörg Bernhard Bilke


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Politik

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Tag der Danziger in Lübeck Deutschlandtreffen des Bundes der Danziger Eigentlich begannen für die Danziger aus Ost und West die Danziger Themen schon am Mittwoch, 21. Juni, mit dem Seminar des Bundes der Danziger e. V. zur interkulturellen Verständigung und Versöhnung in Lübeck-Travemünde. m Freitag, 23. Juni traf man sich A dann am späten Nachmittag erstmals in diesem Jahr in den Räumen der

Handwerkskammer in der Breiten Straße/Fischergrube in Lübeck, für viele schon seit dem letzten Jahr eine bekannte Adresse. Die Danziger Fahne wies auf den Eingang hin. Große Überraschung gleich zu Beginn: Zur Begrüßung am ersten Tag war der „Kleine Remter“ vorgesehen – stilgerecht der alten Hansestadt Danzig – hier Lübeck – angemessen. Stimmengewirr, Lachen, Gläserklingen schwoll dem Näherkommenden entgegen; Wärme, Stühle schleppende Männer – und schon war man drin im heimatlichen Gewusele der Danziger. Der Raum schwappte fast über, schnell noch einen Platz ergattert! Alte Bekannte wurden begrüßt, die Danziger aus Danzig waren kommen, man hatte sich lange nicht gesehen, ein bisschen Heimweh kam auf. Und so ging es weiter, es war ein Glück, wenn man verstehen konnte, was der Nachbar einem erzählte. Egal – man war zusammen, es war fast wie zu Hause, wenn die Verwandten aus der Niederung oder aus dem Werder kamen und dann noch der angeheiratete Vetter aus Tiegenhof. Der Abend war viel zu schnell zu Ende: man war geschafft von all dem Geschabber und den Erzählchen. Der Tag war lang gewesen und dann noch die Fahrt von Nürnberg oder vom Bodensee ... Aber schön war es doch, fast so wie zu Hause, es fehlte nur noch der Blick auf die Ostsee.

Zahlreiche Danziger aus allen Gegenden der Bundesrepublik und auch aus Danzig selbst hatten sich im „Kleinen Remter“ der Handwerkskammer Lübeck zum Tag der Danziger eingefunden.

Am Sonnabend ging es dann weiter. Ab 9.30 Uhr Einlass in den Festsaal der Handwerkskammer. Der Saal füllte sich langsam: Die Danziger der Deutschen Minderheit aus Danzig kommen, leider war Frau Joachimiak nicht mehr dabei – wie so mancher, den man noch von den Vorjahren kannte. Die Bundesvorsitzende Roswitha Möller begrüßte die Danziger aus der Bundesrepublik und besonders die aus Danzig angereisten Landsleute der deutschen Minderheit. „Ein herzliches Willkommen Ihnen allen und Dank an Sie, dass Sie es sich nicht haben nehmen lassen und zum Teil weiteste Wege nicht scheuten, um im Kreis Danziger Landsleute heute hier ein Fest des Wiedersehens, vor allem auch in gedanklicher Hinwendung zu unserer schönen Heimatstadt Danzig, zu feiern. Und hier möchte ich insbesondere unsere, aus der

für uns heute so fern gelegenen Heimatstadt Danzig, angereisten Landsleute herzlich begrüßen. Sie, liebe Freunde, beweisen einmal mehr, dass der Zusammenhalt einer Volksgruppe keine Grenzen und keine weiten Wege scheut, um zu bekennen, dass wir zusammengehören und die Verbindung nicht abreißen darf.“ Die Sprecherin und Leiterin der Gruppe, die sich immer noch in Langfuhr trifft, Lore Grescak, erwiderte die Grüße in ihrer Ansprache. Auch die Junge Generation der Danziger ist aus Danzig mit ihrem Sprecher und seiner Familie angereist. Möller verlas das Grußwort des Lübecker Bürgermeisters sowie die Grüße des Danziger Stadtpräsidenten Pawel Adamowicz, der auf das Welttreffen der Danziger in 2018 hinweist und alle Interessierten aus diesem Anlass zum Besuch Danzigs auf dem Wasserwege einlädt.


12 Weiterhin werden Grußworte der Organisation der Danziger Seeschiffer verlesen, auch der Landesvorsitzende des Schleswig-Holsteinischen Bundes der Vertriebenen Fedor Mrozek grüßt die Danziger und macht die vertriebenen und geflüchteten Danziger auf die Möglichkeit aufmerksam, dass die Menschen, die als Zivilisten Zwangsarbeit leisten mussten, die Möglichkeit haben, Anträge auf Entschädigung zu stellen. Auch der Landesvorsitzende der OMV (Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung) Schleswig-Hosteins Manfred Lietzow wies auf den Tag der Heimat in den letzten Jahren hin, wo mehr und mehr Ostund Mitteldeutsche die Gelegenheit bekamen, von ihrem Schicksal, Flucht und Vertreibung zu berichten. Der zweite Vorsitzende des Bundes Dr. Alfred Lange, München, sprach eindrucksvoll zum Thema „Die völkerrechtliche Lage der Freien Stadt Danzig seit 1945“. Dieser historisch-politischvölkerrechtliche Aufsatz kann im Internet unter www.bdv-bayern.de beim Bund der Danziger nachgelesen werden. Nach dem Mittagessen kam der Teil der Begegnung und des Gesprächs. Marcel Pauls, der junge aktive Schriftführer der Danziger, der diesen Teil moderierte, kündigte den Verkauf der Lose für die Tombola mit dem Hauptgewinn „Zuschuss über 150 € für eine Reise nach Danzig“ an. Während die Spannung beim Verkauf der Lose stieg, kam Gerda Kinski auf die Bühne und unterhielt die Danziger mit Wippchen und Witzchen im schönsten Danziger Missingsch. Wolfgang Naujocks, der Danzig-Rückkehrer, stellte seine Arbeit unter dem Titel „Digitales Danziger Adressbuch“, die Digitalisierung der Zeitschrift „Unser Danzig“, „Forum Danzig“ und „Familienforschung“ vor. Es ging um die Erfassung von Danziger Adressbüchern von ca. 1770 bis 1942, um Familienforschung zu betreiben. Diese Adressbücher sind im Internet herunterladbar, so dass man damit arbeiten kann. Einige Danziger fragten nach Namen aus ihrer Familie, die Naujocks aufrief und deren Adresse er in der Kartei von 1914 auf seinem Computer fand. Die Menschen waren wie elektrisiert, plötzlich ihren Vorfahren so nahe zu sein. Am Sonntag gab es die Möglichkeit zum Gottesdienstbesuch und mit einem gemeinsamen Mittagessen klang der Tag der Danziger 2017 aus. RM

Politik

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Die Bundesvorsitzende des Bundes der Danziger, auch Kreisvorsitzende des BdV-Kreisverbandes Münster in Westfalen, Roswitha Möller.

Kernanliegen des BdV im Wahlprogramm Altersarmutsrisiko soll abgemildert werden Berlin. (dod) In der heutigen gemeinsamen Sitzung der Vorstände von CDU und CSU ist das Wahlprogramm 2017 für die Bundestagswahl einstimmig beschlossen worden. Darin wird auch eine Neubewertung der für Spätaussiedler geltenden rentenrechtlichen Vorgaben angekündigt. Hierzu erklärt BdVPräsident Dr. Bernd Fabritius MdB: „Wir sind außerordentlich dankbar, dass das Wahlprogramm ein klares Bekenntnis zu den Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen und Spätaussiedler enthält. Wir sind froh über das Versprechen, Nachteile deutscher Spätaussiedler in der Rentenversicherung, die sich durch Rechtsänderungen ergeben haben, zu beseitigen. Damit ist eine Kernforderung des Bundes der Vertriebenen erfüllt, der schon bei der Bundesversammlung am 2. Dezember 2016 seiner großen Sorge über das Risiko der Altersarmut bei Spätaussiedlern Ausdruck verliehen hatte. Ursache dafür sind die Änderungen des

Fremdrentengesetzes (FRG) in den 1990er-Jahren sowie die Bestimmungen nach dem Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz von 1996 mit der Deckelung der im Ausland erworbenen anrechenbaren Entgeltpunkte und der Einführung eines niedrigeren Bewertungsfaktors von 0,6. Das wird der Leistung und dem Lebensschicksal der Betroffenen in keiner Weise gerecht. Ich bin daher sehr dankbar, dass nun versprochen wird, Maßnahmen zu ergreifen, um dieses Altersarmutsrisiko für Spätaussiedler angemessen abzumildern. Das ist auch im Sinne des sozialen Friedens in den Reihen der Spätaussiedler dringend notwendig. Diese Menschen verdienen unsere besondere Solidarität. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen für die heute beschlossene klare Position in dieser wichtigen Frage und freue mich, dass damit einem Kernanliegen des BdV entsprochen wird!“ Privat (1); SbZ (1)


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Antrag auf Anerkennungsleistung jetzt stellen! Antragsfrist für ehemalige deutsche Zwangsarbeiter läuft am 31.12.2017 ab Am 19. Juli 2017 fand die dritte Sitzung des Beirates zum Verfahren über die Anerkennungsleistung für ehemalige deutsche Zwangsarbeiter statt. Die Beiratsmitglieder, u.a. BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB, wurden dabei über den Stand des Verfahrens informiert, den wir auf diesem Wege an die Mitgliedsverbände weitergeben wollen. is zum 30.6.2017 sind 24.896 B Anträge beim Bundesverwaltungsamt eingegangen. Über 96 % der Antrag-

steller wohnen heute im Bundesgebiet und haben von hier aus ihre Anträge gestellt. Etwa 90 % der Antragsteller sind 80 Jahre und älter. Wegen des hohen Alters der Betroffenen hat die schnelle Bearbeitung der Anträge höchste Priorität. Allein die hohe Zahl der Anträge und ihre aufwändige Prüfung können im Einzelfall zu einer etwas verlängerten Bearbeitungsdauer führen. Häufig sind Rückfragen beim Antragsteller oder bei Behörden und anderen Einrichtungen notwendig. Das Bundesverwaltungsamt bearbeitet die Verfahren im Interesse der oft sehr betagten Antragsteller und mit Blick auf ihr erlittenes Schicksal die Verfahren besonders konzentriert und mit dem Ziel, ihnen für das erlittene schwere Schicksal die von der Richtlinie vorgesehene Anerkennung zukommen zu lassen. Die Voraussetzungen zum Erhalt der Leistung sind in der AdZ-Anerkennungsrichtlinie näher geregelt. Beim Fehlen besonderer Nachweise für die geleistete Zwangsarbeit ist es besonders wichtig, den Sachverhalt der Zwangsarbeit konkret, schlüssig und nachvollziehbar zu beschreiben. Dazu gehören auch die genaueren Umstände, wie Zeiträume, Orte, Art der Zwangsarbeit, Unterkunft und Verpflegung. Besonders wichtig ist dabei, dass die Arbeit unter Zwang statt-

Deutsche Zwangsarbeiter beim rumänischen Militärdienst.

gefunden hat, dazu gehört etwa auch die Beschreibung von möglichen Strafen und Sanktionen bei Nichterbringung der Arbeitsleistung. Für die Antragsteller stehen vielfältige Hilfen bereit. Das Bundesverwaltungsamt hat eine Service-Telefonhotline unter der Nummer 0228/99 35 89 800 zur Verfügung gestellt. E-Mails können an folgende Adresse gerichtet werden: AdZ@bva.bund.de. Die Internetseite des BdV (www.bdvbund.de) bietet auf einer Sonderseite alle Informationen zur Antragstellung und die erforderlichen Unterlagen. Bei im Ausland wohnhaften ehemaligen deutschen Zwangsarbeitern helfen die Organisationen der deutschen Minderheit vor Ort bei der Antragstellung und können im Einzelfall sogar Unterlagen beglaubigen. BdV-Präsident Dr. Fabritius hat in einem Sonderrundschreiben noch konkrete Hinweise zur Antragstellung gegeben: „Wie uns das Bundesverwaltungsamt mitgeteilt hat, kommt es in der Praxis gehäuft vor, dass die gestellten Anträge nicht unterschrieben sind und dass

die mitgeteilte Kontonummer im Hinblick auf IBAN und BIC nicht gültig ist. Den Anträgen werden häufig die notwendige Meldebescheinigung des Einwohnermeldeamtes bzw. die Lebensbescheinigung nicht beigefügt. Dies führt in jedem Fall zu Rückfragen bei den Antragstellern und damit zu Verzögerungen bei der Bearbeitung der Anträge und Auszahlung der Leistung. Es ist daher wichtig, auch im Hinblick auf den Fristablauf zum Ende des Jahres, dass Anträge formal korrekt gestellt werden, weil sie ohne Unterschrift nicht gültig sind.“ Die Antragsfrist läuft am 31.12.2017 aus. Anträge die später beim Bundesverwaltungsamt eingehen, können nicht mehr positiv beschieden werden. Bei der Frist handelt es sich um eine Ausschlussfrist, die nicht verlängert werden kann. Der zur Antragstellung berechtigte Personenkreis muss daher bis zum 31.12.2017 seine Anträge an das Bundesverwaltungsamt, Außenstelle Hamm, Alter Uentroper Weg 2, 59071 Hamm gerichtet haben. Später eingehende Anträge haben ohne Ausnahme keine Aussicht auf Erfolg.


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Politik

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Koschyk gratuliert Erzbischof Alfons Nossol Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland Alfons Nossol wurde am 8. August 1932 in Broschütz, Landkreis Neustadt O.S., geboren. Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB gratulierte dem emeritierten Bischof von Oppeln, den er seit vielen Jahren persönlich kennt, zu seinem 85. Geburtstag. it seinem großartigen Engagement M als langjähriger Bischof des Bistums Oppeln war Erzbischof em. Prof.

Dr. Alfons Nossol stets Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland, Anwalt der Interessen der deutschen Minderheit und Mittler zwischen den Konfessionen. Nach seiner Habilitation in Lublin wurde er dort zum Leiter des Lehrstuhls für Dogmatik und Dozent für Protestantische Theologie am Institut für Ökumene bestellt. Schon damals wurde dort seine später berühmte „BrückenbauerFunktion“ sichtbar. Es folgten Vorlesungen in Breslau und an verschiedenen anderen Orten, unter anderem auch in Mainz. Von dort kehrte er durch die Berufung zum Bischof durch Papst Paul VI. zurück. Am 17. August 1977 wurde er durch den Primas von Polen, Kardinal Stefan Wyszynski, zum Bischof der Diözese Oppeln geweiht. „Die Wahrheit in Liebe tun“ – diesem seinem gewählten Wahlspruch blieb er für sein ganzes Leben und Wirken treu. Unvergessen ist die von Erzbischof em. Prof. Dr. Nossol initiierte und zelebrierte Heilige Messe in Kreisau Mitte November 1989 – wenige Tage nach dem Mauerfall in Berlin – gemeinsam mit Ministerpräsident Mazowiecki und Bundeskanzler Kohl als Zeichen für den Anbruch in eine neue Zeit des gemeinsamen Miteinanders im deutsch-polnischen Verhältnis. Damit wurde eine neue Zeit der Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland eingeleitet und

Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB, evangelischer Altbischof Klaus Wollenberger (Schlesische Oberlausitz), Erzbischof emeritus Prof. Dr. Alfons Nossol (Diözese Oppeln), Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien beim „Tag der Heimat 2015“ in Bonn.

seine herausragenden Verdienste um die deutsch-polnische Versöhnung verdienen unser aller Dank, Respekt und Anerkennung. Im Hinblick auf das Schicksal der Heimatvertriebenen erklärte Erzbischof em. Prof. Dr. Nossol im Jahr 1991: „Die einen wie die anderen erlitten Unrecht, denn sie mussten ihre geliebte Heimat verlassen“. Er betonte nicht zuletzt die Notwendigkeit einer „Aussöhnung der polnischen Mehrheit mit der deutschen Minderheit für ein friedliches Mitteleuropa“. Papst Johannes Paul II. hat mit der Ernennung Nossols zum Titularerzbischof ein klares Zeichen für dessen Versöhnungspolitik gesetzt. Darüber hinaus verdankt Oppeln Erzbischof em. Prof. Dr. Nossol die Universität. Er gründete eine Filiale der Katholischen Universität Lublin, und nach dem Zusammenschluss mit der Pädagogischen Hochschule entstand daraus die Universität Oppeln. Als Erzbischof Nos-

sol 2009 in den Ruhestand ging, war er mit 32 Amtsjahren Polens dienstältester Ortsbischof. Als Professor erhielt Dr. Nossol zahlreiche Ehrendoktorwürden, z.B. der Universitäten Münster, Mainz, Oppeln, Warschau, Bamberg, Ölmütz und der Päpstlichen Theologischen Fakultät der Universität Breslau. Das seelsorgerische Wirken von Erzbischof em. Prof. Dr. Nossol war stets Ausdruck eines lebendigen kirchlichen Lebens und zurecht wurde ihm von Seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II. wegen seiner großen Verdienste der Ehrentitel „Erzbischof ad personam“ verliehen. Außerdem wurde er mit dem Augsburger Friedenspreis und dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde ihm u.a. im Jahr 2011 von der Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. in Groß Stein das Schlesierschild verliehen. BdV-Archiv (1); Helmut Heisig (1)


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„Erinnerung an die Heimat bewahren“ Erinnerung an die „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ in Stuttgart Im Rahmen einer Gedenkstunde, erinnert die Union der Vertriebenen und Flüchtlinge und der Bund der Vertriebenen alljährlich an die Unterzeichnung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ am 5. August 1950 in Stuttgart. Dazu hatten sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Teilnehmer an der Gedenktafel vor dem Ehrenhof des Neuen Schlosses in Stuttgart zusammengefunden. nter anderem die LandesvorsitzenU de des Bundes der Vertriebenen, die CDU-Bundestagsabgeordnete und Stutt-

garter Stadträtin Iris Ripsam, aber auch Vertreter aus der Politik wie die CDUEuropaabgeordnete Dr. Inge Gräßle, die CDU-Bundestagsabgeordneten Karin Maag und Dr. Stefan Kaufmann, die CDU-Landtagsabgeordneten Konrad Epple und Karl-Wilhelm Röhm, den CDU-Fraktionsvorsitzenden im Stuttgarter Gemeinderat, Alexander Kotz, Ministerialdirektor Julian Würtenberger aus dem Innenministerium sowie den ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Siegbert Alber, die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Reinhardt, den ehemaligen CDU-Landtagsabgeordneten Arnold Tölg und den ehemaligen CDU-Regionalrat Hans-Werner Carlhoff konnten begrüßt werden. Aber auch Alt-Stadträtin Bärbel Häring und die ehemalige Ordinariatsrätin Therese Wieland sowie zahlreiche Honoratioren von den Vertriebenenverbänden wie der Sprecher der Südmährer, Franz Longin, der sudetendeutsche Komponist Herbert Preisenhammer und der Stuttgarter Kreisvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Albert Reich, waren zur Feierstunde gekommen, um der Festrede des Vorsitzenden der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten in der CDU/CSU-Bundes-

Gedenkstunde am Jahrestag der Verkündigung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ am 5. August 2017 (v.l.n.r.): Hartmut Liebscher, Arnold Tölg MdL a.D. (CDU), Reinhold Frank, Julian Würtenberger, Karl-Wilhelm Röhm MdL (CDU), Konrad Epple MdL, (CDU), Karin Maag MdB (CDU), Festredner Klaus Brähmig MdB (CDU), Dr. Stefan Kaufmann MdB (CDU), Stadtrat Alexander Kotz (CDU), Stadträtin Iris Ripsam MdB (CDU), Albert Reich, Siegbert Alber MdEP a.D. (CDU), Erika Reinhardt MdB a.D. (CDU), HansWerner Carlhoff Regionalrat a.D. (CDU), Christoph Zalder, Franz Longin MdL a.D. (CDU), Waltraud Illner, Ulrich Klein, Herbert Preisenhammer, Dr. Inge Gräßle MdEP (CDU) und Alt-Stadträtin Bärbel Häring.

tagsfraktion, Klaus Brähmig (CDU), in der von der Bläsergruppe Feuerbach musikalisch umrahmten Feier, beizuwohnen.

Besuch im Haus der Heimat Klaus Brähmig, CDU-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, hatte vor der Feier auf dem Stuttgarter Schlossplatz noch einen Abstecher ins „Haus der Heimat“ gemacht, wo dem Vertriebenenpolitiker von Hartmut Liebscher, dem Landesgeschäftsführer des Bundes der Vertriebenen Baden-Württemberg, die Arbeit der Kultur-und Bildungseinrichtung zur Kultur und Geschichte der

Deutschen im östlichen Europa vorgestellt wurde. Begleitet von seinen Kollegen aus dem Deutschen Bundestag, Karin Maag, Stadträtin Iris Ripsam und Dr. Stefan Kaufmann, besichtigte Klaus Brähmig die vielbeachtete öffentliche Spezialbibliothek des „Hauses der Heimat“ und ließ sich von Hartmut Liebscher einen Einblick in die vielseitigen Aufgaben des „Hauses der Heimat“ für die einzelnen Landsmannschaften geben. An der Gedenktafel vor dem Neuen Schloss auf dem Stuttgarter Schlossplatz, würdigte dann Klaus Brähmig als diesjähriger Festredner, den 67. Jahrestag der Unterzeichnung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ am 5. August 1950. Dabei erinnerte der Christ-


16 demokrat an die grundlegenden Ziele der „Charta“, die neben dem Verzicht auf Rache und Vergeltung, die Unterstützung der Herbeiführung eines freien und geeinten Europas und die Beteiligung am Wiederaufbau Deutschlands und Europas zum Inhalt hatten, trotz der noch frischen Erinnerungen an das widerfahrene Leid und Unrecht der Vertreibung und dem Verlust der Heimat. Klaus Brähmig, der in der Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge aufgewachsen ist, wo in der damaligen DDR bei Vertriebenen ausschließlich verharmlosend von „Umsiedlern“ gesprochen werden durfte, ließ dazu die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer auf dem Stuttgarter Schlossplatz wissen, dass selbst noch im Jahre 1947 in seiner Heimat Woche für Woche am Bahnhof in Pirna Transporte mit jeweils 1.500 Ungarndeutschen ankamen, deren Anzahl sich bis Ende 1948 auf weit über 30.000 Personen summierte und zu dessen Gedenken an diese Ereignisse in wenigen Wochen in Pirna eine Gedenktafel eingeweiht werden soll. Der CDU-Politiker erinnerte aber auch daran, dass die Mitglieder der Erlebnisgeneration von Flucht und Vertreibung einen großen Anteil an der positiven Entwicklung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg habe. So begrüßte Klaus Brähmig auch den „Nationalen Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer von Flucht und Vertreibung“, der, im Jahre

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Der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Brähmig MdB (CDU), hielt die Gedenkrede an der Tafel vor dem Neuen Schloss auf dem Schlossplatz in Stuttgart.

2015 eingeführt, sich mit dem „Weltflüchtlingstag“ der Vereinten Nationen deckt. Neben der Würdigung des Schicksals der deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge werde an diesem Tag ganz selbstverständlich auch der aktuellen Flüchtlingssituation in der Welt Rechnung getragen. Dennoch müsse dabei jeder Vergleich mit der Situation vor 70 Jahren entschieden zurückgewiesen werden, kamen doch damals Deutsche zu Deutschen, weshalb die Herausforderungen der heutigen Zeit, wo Men-

Der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Brähmig MdB (CDU), besuchte das „Haus der Heimat“ in Stuttgart. (V.l.n.r.) Klaus Brähmig, Karin Maag MdB (CDU), Hartmut Liebscher (Landesgeschäftsführer des Bundes der Vertriebenen Baden-Württemberg, Stadträtin Iris Ripsam MdB (CDU) und Dr. Stefan Kaufmann MdB (CDU).

schen aus deutlich anders geprägten kulturellen Räumen und vielfach muslimischen Glaubens zu uns kommen, nicht mit Parallelen zur deutschen Flucht und Vertreibung relativiert werden sollten. Dem Vorsitzenden der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten liegt natürlich auch sehr viel daran, dass die Erinnerung an den historischen deutschen Osten und seine Kultur und Geschichte für künftige Generationen bewahrt und erfahrbar gemacht wird. Wichtig sei deshalb der weitere Aufbau der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ in Berlin, wo Klaus Brähmig sich dafür stark macht, dass in der künftigen Dauerausstellung im Berliner „Deutschlandhaus“ die Flucht und Vertreibung der Deutschen nicht nur einen sondern vielmehr den Schwerpunkt bilden wird. Dabei hofft der Christdemokrat, dass auch das Originaldokument der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ in der Ausstellung seinen Platz finden wird. Mit einem Grußwort von Hartmut Liebscher sowie einem abschließenden Appell von Albert Reich vom Bund der Vertriebenen, der auch an die besondere Stimmung erinnerte, die unter den 150.000 deutschen Heimatvertriebenen herrschte, die mit seinem Vater und ihm die Verkündung der „Charta“ im Hof des zerstörten Neuen Schlosses in Stuttgart erlebten, ging dann die Feierstunde zu Ende, die mit dem Deutschlandlied ausklang. Helmut Heisig Helmut Heisig (2);Maria Nyffenegger (1)


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Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben Internationale Beteiligung und lebendige Verständigung in Altötting Zur 58. Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben nach Altötting hatte das St. Gerhardswerk Stuttgart eingeladen. Unter dem Motto „Maria, unsere Mutter, mit Christus im Zentrum“ versammelten sich am 8. und 9. Juli zu vier Gottesdiensten zahlreiche Donauschwaben aus Deutschland, Österreich, Südosteuropa und Übersee. n der Stiftskirche zelebrierten am IJohann Samstagnachmittag Stiftskanonikus Palfi, Msgr. Andreas Straub EGR,

Visitator em. der Donauschwaben, und Pfr. Paul Kollar. Palfi erinnerte daran, dass die Wallfahrt in der Gelöbnistradition von Pater Wendelin Gruber stehe, der sie als Dank für die Errettung aus Titos Todeslagern an diesem traditionsreichen Marien-Wallfahrtsort im Herzen Bayerns, dem größten Deutschlands, begründet hatte. Das Wallfahrtsmotto erläuterte Palfi als Klammer, die das ganze Johannes-Evangelium zusammenhält. Er lobte den Vorteil, multiethnisch aufgewachsen zu sein, begrüßte die Besucher aus der alten Heimat in ungarischer und rumänischer Sprache und erhielt dafür spontan allgemeinen Applaus. Das Vaterunser wurde daraufhin in deutscher, rumänischer und ungarischer Sprache gebetet. Oberstudienrat Richard Guth widmete sich in seinem Vortrag der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn und der gegenwärtig dort gepflegten Erinnerungskultur. Der aus Ungarn stammende, 1996 in die BRD übersiedelte Referent argumentierte, es hätte nicht des Potsdamer Abkommens bedurft, um ein ideologisch-politisches Umfeld zu schaffen, das die Verschleppung und Vertreibung der ungarländischen Deutschen begünstigte. Vielmehr reichten die politisch-geistigen Wurzeln dafür bis in die zwanziger und dreißiger Jahre des vori-

Eucharistie in der St. Anna-Basilika.

gen Jahrhunderts zurück – ganz ähnlich wie in der Tschechoslowakei. Ideologische Wegbereiter damals waren allen voran „völkische“ Schriftsteller. Mit dem Vorwurf der schwäbischen Landnahme hatten sie auf die ungelöste Frage der gerechten Bodenverteilung aufmerksam gemacht, diese aber von einer reformunwilligen Elite auf einen Sündenbock abgewälzt. Guth ließ auch den bis heute missbrauchten Einwand nicht gelten, der ungarische Staat sei unter deutscher Besatzung bei der Judenverfolgung und 1945/46 unter sowjetischer Besatzung bei der Vertreibung der Deutschen nicht handlungsfähig gewesen. In beiden Fällen hätte sich Ungarn anders verhalten können, wie das Beispiel des anderen Hitler-Verbündeten Rumänien zeige. Die neue ungarische Erinnerungskultur befördere weiterhin die unselige Potsdam-Legende und spalte die Opfergruppen in konträre Lager. Notwendig wäre hingegen, „das Geschehene objektiv und fern jeglicher Ideologie oder Scheinideologie aufzuarbeiten“ und das Geden-

ken im Geist von universellen Werten wie Verständigung, Toleranz und Versöhnung zu gestalten, schlussfolgerte Guth. Wie schon zuvor in der Messe gab das Jugendblasorchester aus Sanktanna im Banat, das den Namen des einst international bekannten Kapellmeisters trägt, jetzt vor dem Portal der Stiftskirche einige Stücke zum Besten. Viele Instrumente, Partituren und Notenständer kamen als Spende aus Deutschland. Die 40 jugendlichen Musiker im Alter von 7 bis 17 Jahren unter Leitung von Prof. Dan Miculit begleiteten zusammen mit den Marienmädchen aus Sanktanna alle Gottesdienste der Wallfahrt mit geistlichen Melodien und beeindruckten durch den voluminösen und getragenen Klang ihres Ensembles. Finanziell ermöglicht wurden ihre mit viel Applaus bedachten Auftritte fern der Heimat durch den Verband der Diözesen Deutschlands in Bonn. Den Gottesdienst um 20 Uhr in der Basilika St. Anna zelebrierten fünf Geist-


18 liche, darunter Erzbischof Zollitsch aus Freiburg und Bischof Mayer aus Fünfkirchen/Pécs. In seiner Predigt wies Pfr. Kollar darauf hin, dass wir Maria nicht anbeten, sondern verehren, bereit, uns von ihr in den Dienst nehmen zu lassen. Obwohl Maria in den Geschichtsbüchern nicht erwähnt werde, habe sie doch deutlichere Spuren als die Großen der Weltgeschichte hinterlassen. Wenn auch begnadet, sei sie doch nur ein Mensch gewesen, habe viele Missverständnisse und Spannungen aushalten müssen, besonders als ihr Sohn Jesus erwachsen wurde. Die Verbindung zu Maria im Herzen und der Seele zu bewahren, gehe einher mit unserer Identitätsfindung und Heimatsehnsucht, auch bei der Gelöbniswallfahrt in Altötting. Nach dem Gottesdienst bewegte sich eine Prozession aus Kerzenlichter tragenden Pilgern in der Abenddämmerung zur Kapelle, umrundete sie zwei Mal und sang bei einbrechender Dunkelheit Lieder wie „Segne all mein Tun“ und „Großer Gott, wir loben dich“. Am Sonntagmorgen bildeten Trachtenträger und Fahnenabordnungen, die Träger des Kreuzes und der Marienstatue, Marienmädchen, Geistlichkeit und Prominenz die Spitze der Prozession, die sich unter den Klängen der Blaskapelle der HOG Sanktanna über den Kapellplatz zur Basilika bewegte. Josef Lutz begrüßte als Stellv. Vorsitzender des St. Gerhardswerks in der prachtvollen, bis zum letzten Platz besetzten Basilika die zahlreichen Pilger und nannte viele namentlich Ministerialdirigent Herbert Hellstern vom Innenministerium Baden-Württemberg gedachte in seinem „Wort des Laien“ des 1946 von den Insassen der Vernichtungslager Gakowa und Rudolfsgnad mit dem Jesuitenpater Wendelin Gruber abgelegten Gelöbnisses. Damit sei es ihnen gelungen, „aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung herauszubrechen“. Hellstern nannte die Namen der Orte des Martyriums der Donauschwaben und die dort entstandenen Gedenkstätten, zuletzt nach langem Bemühen 2017 die in Jarek. Heute sei Altötting für die Donauschwaben nicht nur aus Jugoslawien, sondern auch aus Rumänien und Ungarn die Wallfahrtsstätte zum Dank für das Wunder der Errettung aus den „Fängen des roten Drachen“. Das Geheimnis der

Kultur

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Die Mitwirkenden auf den Stufen zur Basilika.

Erlösung bestehe in der Erinnerung, so eine alte jüdische Weisheit. Hellstern zitierte und befolgte sie, indem er das Leid der Donauschwaben bei Flucht und Vertreibung, in der Zwangsarbeit, in den berüchtigten Hunger- und Vernichtungslagern heraufbeschwor, ohne die Hilfeleistung aus anderen Völkern zu übergehen. Umgekehrt nahm er die versammelte Gemeinde auch mit, nicht nur im Sinne donauschwäbischer Marien-Frömmigkeit für alle Erretteten Dank zu sagen, sondern auch für die in allen ehemaligen Heimatstaaten zur Versöhnung ausgestreckten Hände und nicht zuletzt für diejenigen, die heute noch in der alten Heimat leben, die donauschwäbische Kultur und die christliche Tradition pflegen und weitergeben. In seiner Predigt erinnerte Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, der selbst als Kind im Lager Gakowa interniert war, an die kürzlich erfolgte Einweihung der Gedenkstätte im Todeslager Jarek, wo mehr als 7.000 Donauschwaben ihr Leben verloren. Er unterstrich, dass die Donauschwaben in Titos Todeslagern sich von Maria angesprochen, begleitet und beschützt wussten. Ihr deutsches Gnadenbild hatten bereits die auswandernden Vorfahren mitgebracht und in Doroslo einen Marienwallfahrtsort gebaut. Jesus habe uns seine Mutter als unsere Mutter hinterlassen, bekräftigte der Erzbischof. Sie begleite uns auf dem Pilgerweg unseres Lebens mit sorgender Zuwendung, Erbarmen und Barmherzigkeit, sie sei unsere Fürsprecherin bei Gott und Helferin in jeder Not. Dies sei die Erfahrung zahlloser Pilger, die seit mehr als 500 Jahren hierher zur Gottes-

mutter nach Altötting aufbrechen. Die Fülle der Votivtafeln und Weihgeschenke im Umgang der Gnadenkapelle belege dies handgreiflich. Ziel und Lebensaufgabe Mariens sei es von Anfang an gewesen, uns durch ihre Verbundenheit mit ihrem Sohn zu Jesus zu führen. Daher sei Maria nicht nur Christusträgerin, sondern auch Christusbringerin. Sie geleite uns zu unserem Erlöser, der Mitte unseres Glaubens. Aus weltweiter Zerstreuung dürfen sich die Donauschwaben bei ihr treffen und zusammen sein, sich bei ihr eingeladen und geborgen fühlen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Donauschwäbischen Singgruppe aus Landshut unter Leitung von Reinhard Scherer sowie der Blaskapelle der HOG Sanktanna unter Leitung von Josef Wunderlich, auch das Jugendblasorchester aus Rumänien stimmte am Schluss mit ein. Die Orgel spielte Beatrix Erndt, die Geige Alexandra Scherer, die sich auch als Solo-Sopran hören ließ. Die Veranstaltung insgesamt war ein voller Erfolg, besonders durch die internationale Beteiligung und lebendige Verständigung. Die souveräne Organisation durch Josef Lutz aus Nürnberg ermöglichte einen reibungslosen Ablauf. Über tausend Pilger kamen aus allen Richtungen. Die abnehmende Erlebnisgeneration wird in würdiger Weise durch eine Jugend aufgefüllt, die sich zu Wendelin Grubers Gelöbnis und ihrem donauschwäbischen Erbe bekennt und weiterhin als Botschafter der Versöhnung wirken möchte. Stefan P. Teppert Maria Nyffenegger (1); DZM (1)


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Kultur

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Flucht vor der Reformation Das Ulmer DZM zeigt Sonderausstellung zur glaubensbedingten Migration Im Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm ist die Ausstellung „Flucht vor der Reformation – Täufer, Schwenckfelder und Pietisten zwischen dem deutschen Südwesten und dem östlichen Europa“ eröffnet worden. Die vom Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg in Stuttgart konzipierte Präsentation steht unter der Schirmherrschaft des Ministers für Inneres, Digitalisierung und Migration, Thomas Strobl. Die Schau ergänzt die Vielfalt an Veranstaltungen rund um das Reformationsjubiläum um eine bisher weniger beachtete Perspektive. Es geht vor allem um religiös bedingte Wanderungsbewegungen zwischen dem deutschen Südwesten und dem östlichen Europa. is sich die neue Glaubenslehre der B Reformation endgültig etablierte, fanden heftige Auseinandersetzungen

statt. Für Andersgläubige gab es als Ausweg oft nur Anpassung, Märtyrertod oder Emigration. So kam es, dass viele sowohl wegen der Auseinandersetzungen über die Auslegung des Christentums als auch aus Angst, sich anpassen zu müssen, den Fluchtweg wählten. In der Ausstellung im DZM werden Menschen in den Mittelpunkt gerückt, die sich für ihren individuellen Glauben entschieden. Anhand von drei mustergültigen Beispielen werden die Gruppe der südwestdeutschen Täufer, der Kreis um Caspar Schwenckfeld und die württembergischen Pietisten vorgestellt, die mit der Amtskirche und der Obrigkeit in Konflikt gerieten. Für die südwestdeutschen Täufer bildete die wortgetreue, kompromisslose Umsetzung des Bibeltextes im täglichen Leben den Kern ihres Glaubens. Sie stellten die Grundpfeiler des damaligen

Ansicht der Stadt Znaim, Georg (Joris) Hoefnagel, Kolorierter Kupferstich, 1572.

Rechts- und Sozialsystems in Frage, sie wurden verfolgt und mit der Ketzer-Strafe bedroht. Viele sahen nur den Ausweg der Flucht in das vergleichsweise sichere Mähren, um dort die Utopie einer Gemeinschaft ohne Familienstruktur und ohne Privateigentum zu realisieren. In der Ausstellung wird das Schicksal des Michael Sattler erwähnt, der 1527 in Rottenburg am Neckar wegen Ketzerei angeklagt wurde. Der deutsche Reformator, spiritualistischer Theologe und religiöser Schriftsteller Caspar Schwenckfeld von Ossig machte sich quer durch alle Glaubensrichtungen Feinde. Nach dem endgültigen Bruch mit Martin Luther floh er aus seiner Heimat Schlesien und kam in den deutschen Südwesten. Hier förderten Angehörige des Adels und Bürger aus Städten wie Ulm und Augsburg den Flüchtling. Das Beharren auf seinen Glaubensgrundsätzen ließ ihn aber niemals wirklich heimisch werden. Die Gruppierung der württembergischen Pietisten wandte sich rund 300 Jahre nach Reformationsbeginn von der Staats-

kirche ab. Sie boykottierten deren offizielle Angebote und schufen eigene spirituelle Glaubenspraktiken. Dadurch gerieten sie ins Visier der behördlichen Überwachung. In Anlehnung an die Bibel hofften die Pietisten auf ein göttliches Tausendjähriges Reich auf Erden, das dem Jüngsten Gericht vorausgeht. Sie sahen in Kaukasien mit dem Berg Ararat einen idealen Bergungsort. Dieser lag im russischen Reich, und viele Pietisten betrachteten den russischen Zaren Alexander I. als ihren Erretter. Der Monarch versprach Einwanderern Glaubensfreiheit, Befreiung vom Militärdienst und umfangreiche wirtschaftliche Vorteile. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entschlossen sich 5.000 Pietisten zur Auswanderung in den Kaukasus. In der Nähe des biblischen Berges Ararat wollten sie ohne staatliche oder kirchliche Bevormundung leben. Doch auch dieser Ort erwies sich nicht als „Friedensreich“. Die Ausstellung „Flucht vor der Reformation“ ist im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm bis Januar 2018 zu besichtigen. Dieter Göllner


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Kultur

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Von Pommern bis Schlesien Über die Vielfalt reformatorischer Entwicklungen im Osten Den ersten Vortragsnachmittag im Göttinger Collegium Albertinum eröffnete nach einem Grußwort des Hausherrn Prof. Dr. Jürgen Bloech der Ehrenvorsitzende der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Hans-Günther Parplies, dessen Initiative die Vortragsreihe zu verdanken ist. Pfarrer Mag. theol. Ulrich Hutter-Wolandt aus Berlin gestaltete den Nachmittag mit Vorträgen über die Reformation in Pommern und in Schlesien. it einer Vielzahl kirchlicher, staatliM cher und kultureller Projekte werden im Jahr 2017 in Deutschland die

verschiedenen Bedeutungsebenen der Reformation beleuchtet. Was hierbei jedoch in den Hintergrund zu treten droht, ist die Entwicklung der Reformation in den innerhalb und außerhalb der damaligen Reichsgrenzen gelegenen Landschaften des historischen deutschen Ostens, Regionen, die Wesentliches zum Durchbruch der reformatorischen Ideen beigetragen haben. Diese von fachkundiger Seite zu betrachten, war bzw. ist die Intention zweier von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen gemeinsam mit dem Collegium Albertinum in Göttingen und dem BdV-Landesverband Niedersachsen e.V. durchgeführter Vortragsveranstaltungen. Den ersten Vortragsnachmittag im Göttinger Collegium Albertinum gestaltete Pfarrer Mag. theol. Ulrich Hutter-Wolandt aus Berlin mit Vorträgen über die Reformation in Pommern und in Schlesien. Der Referent, der bereits mehrere Bücher zum Thema der schlesischen Kirchengeschichte verfasst hat und Mitglied im Vorstand des Vereins für Schlesische Kirchengeschichte ist, stellte den 1485 im pommerschen Wollin geborenen Johannes Bugenhagen vor, der zunächst als Schulrektor im bei Trep-

Johannes Bugenhagen, Öl auf Holz von Lucas Cranach d.J., Lutherhaus Wittenberg.

tow an der Rega gelegenen Prämonstratenserstift Belbuck wirkte und dabei die „Pomerania“ schuf, ein Werk, das nicht nur eine Materialsammlung zur Geschichte Pommerns bot, sondern auch in eine umfassende Darstellung der pommerschen Geschichte münden sollte – eine absolute Pionierarbeit. Bugenhagens Hinwendung zur Reformation erfolgte im Jahre 1520 über die Auseinandersetzung mit Luthers Schrift „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“. 1521 machte Bugenhagen sich nach Wittenberg auf, wo er Luther noch vor dessen Abreise zum Wormser Reichstag begegnete und sich für das Studium der Ev. Theologie an der Universität einschrieb. Es folgte die Veröffentlichung einer Reihe biblischer Bücher, Promotion und 1535 Ernennung zum Professor der Theologie in Wittenberg. 1523 bereits wählten der Rat und die Kirchengemeinde den „Priester Johann Pomer“ zum Pfarrer an der Stadtkirche St. Marien – ein Amt das er bis zu seinem Tode 1558 mit großem Engagement ausfüllen sollte. Hutter-Wolandt stellte die besonderen Verdienste des Pommern bei der kirchen- und ordnungsrechtlichen Gestaltung der jungen refor-

matorischen Kirche heraus. Wo immer es um die Neugestaltung der Kirchenordnungen ging, wurde Bugenhagen gerufen. Ganz anders gestaltete sich die Entwicklung der Reformation in Schlesien. Schlesien war kein einheitliches Territorium wie etwa der Ordensstaat Preußen oder das Herzogtum Pommern, in denen die Reformation obrigkeitlich eingeführt wurde. Wohl stand Schlesien bis 1526 unter der Oberherrschaft der böhmischen Krone und gehörte seit 1526 zum Hause Habsburg. Aber es war aufgeteilt in eine Fülle von Herzog- und Erbfürstentümern sowie Standesherrschaften. Die Landesherren hatten am Ausgang des Mittelalters zahlreiche Rechte von der Kirche in ihren Territorien erworben, unter denen das Besetzungsrecht der geistlichen Stellen besonders wichtig war. Die jeweilige religiöse Einstellung des Landesherrn war also dafür maßgeblich, ob und wann er sein Gebiet der Reformation öffnete. Es hat deshalb auch in Schlesien keine prägende Reformatorengestalt wie etwa im Preußenland Herzog Albrecht, in Pommern Johannes Bugenhagen oder in Siebenbürgen Johannes Honterus gegeben. Aus diesem Grund kann man die Reformationsgeschichte in Schlesien nicht im Ganzen betrachten; vielmehr hat jedes einzelne Gebiet in Schlesien seine eigene Reformationsgeschichte. Hutter-Wolandt stellte beispielhaft ausgewählte Regionen vor: Breslau, die Fürstentümer LiegnitzBrieg-Wohlau, die Grafschaft Glatz und Oberschlesien. Es war ein spannender Nachmittag, der auch das Verhältnis von Kirche und Staat und die Rolle der Kirche in dieser Gesellschaft thematisierte. Vergleichbares ist für den zweiten Vortragsnachmittag am 14. Oktober 2017 zu erwarten, bei dem die Entwicklung der Reformation in den Regionen des Südostens in den Blick genommen werden soll. Ulrich Hutter-Wolandt/Ernst Gierlich Ulrich Hutter-Wolandt (1)


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Geschichte

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Von den Nazis bestgehasster Bischof Maximilian Kaller und die nachgehende Seelsorge als Vater der Vertriebenen Rechtzeitig zum 70. Todestag (7. Juli 1947) von Maximilian Kaller, des letzten deutschen katholischen Bischofs der ostpreußischen Diözese Ermland, erschien seine Biographie. Autoren sind Professor Rainer Bendel (Tübingen), der schon die Geschichte von Hochschule und Priesterseminar in Königstein geschrieben hat, und der frühere stellvertretende Direktor des Herder Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung (Marburg) sowie langjährige Vorsitzende des Historischen Vereins für Ermland Hans Jürgen Karp. eide konnten auf eigene und andere B Vorarbeiten zurückgreifen. In zehn Kapiteln beschreiben sie Prägungen,

„Rügen – Neuland für die Seelsorge“, neue „Herausforderungen als Großstadtseelsorger in Berlin“, Prälat in der Apostolischen Administratur Tütz-Schneidemühl, Bischof der ostpreussischen Diözese Ermland bis 1933, Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, der Bischof und der Krieg, Suche nach neuen Aufgaben, unklare Kompetenzen für den päpstlichen Sonderbeauftragten für die deutschen Heimatvertriebenen und die Erfüllung des päpstlichen Auftrags. Maximilian wurde als zweitältestes von acht Kindern einer Kaufmannsfamilie im zweisprachigen oberschlesischen Beuthen geboren, verlor im Alter von 16 Jahren seine Mutter und wurde als knapp 23-Jähriger 1903 in Breslau zum Priester geweiht. Wie seine Biographen betonen schwamm der „stets unruhige Seelsorger“ von Anfang an nicht im kirchlichen „Mainstream“. Zunächst als Pfarradministrator auf Rügen vergrößerte er als „Bahnbrecher nachgehender moderner Seelsorgsmethoden“ die Zahl der Kirchgänger, kümmerte sich mit sei-

nen polnischen Sprachkenntnissen um die rund 3000 polnischen Saisonarbeiter – die wandernde Kirche – und baute schließlich ein größeres Gotteshaus. Er erkannte die Notwendigkeit des Laienapostolats wie der Caritas. Kein Wunder, dass Kaller nach zwölf erfolgreichen Jahren auf Rügen als Pfarrer von St. Michael nach Berlin berufen wurde. „Das Leben in der Hauptstadt war geprägt von heftigen Pendelschlägen zwischen Inflation, mannigfaltigen kulturellen Experimenten, den vier oder fünf goldenen Jahren und höchster sozialer Not“. Nach Meinung von Nuntius Pacelli wurde Kaller von 1917 bis 1926 für Berlin einer der wertvollsten Kräfte“. Mitten im Urlaub erfuhr er, dass er zur Leitung der Apostolischen Administratur Tütz-Schneidemühl bestellt worden war. Somit gehörte er auch der Deutschen Bischofskonferenz an und wurde als Jüngster Sekretär des Vorsitzenden. Dazu gehörte das Schreiben der Protokolle. Presseapostolat, Caritas, Trinkerfürsorge und Jugendarbeit waren für den Administrator, der für Gläubige und Priester ein ungewohntes Tempo vorlegte, die wichtigsten Aufgaben. Seine ausgleichende Haltung auch gegenüber polnisch eingestellten Geistlichen brachten ihm damals „hohes Ansehen“ auch beim polnischen Primas Kardinal Hlond ein, das sich 1945 leider nicht auswirkte. 1930 mit knappster Mehrheit zum Bischof des ostpreußischen Ermlands gewählt, setzte er schnell eigene Akzente: Förderung der Jugendbewegung, mehr Wallfahrten, Gründung des Ermländischen Kirchenblattes, Bau eines neuen Priesterseminars, Katholische Aktion und Caritas, um der wegen der Weltwirtschaftskrise wachsenden Arbeitslosigkeit zu begegnen. Auf der Diözesansynode 1932 warnte er vor dem heraufziehenden Nationalsozialismus, fiel dann aber nach der Machtergreifung auf ihn herein. Bendel und Karp

nennen den Grund dafür, den er einem Freunde anvertraute: Nuntius Orsenigo habe dazu aufgefordert, die neue Regierung zu unterstützen. Nie mehr werde er ihm trauen. Spätestens im Sommer 1934 gestand Kaller seinen Irrtum ein, als einziger deutscher Bischof bekannte er sich nach 1945 zu seinem Fehler. Auf Wallfahrten bezeichnete er sich selbst und Christus als geistlichen Führer und wurde so bei den Nazis neben Bischof v. Galen in Münster der bestgehasste katholische Bischof. Die Auseinandersetzungen mit den Nazis erreichten immer neue Höhepunkte, nicht zuletzt wegen der Eliminierung der polnischen Sprache gegen die sich der Bischof lange wehrte. Bei der Einschätzung der Persönlichkeitsstruktur Kallers verzichten die beiden Historiker auf eine eigene Wertungen, sondern ziehen sich auf Zitate von Kaller-Kritikern zurück. Dabei werden Unterschiede deutlich. Am Anfang des Buches gilt Kaller als „gewandter Redner“ der sogar standing Ovations erhält. Weiter im Text ist dann von feurigen Aufrufen die Rede und zuletzt heißt es, Kaller der gern und oft


22 predigte, sei kein rhetorisches Genie gewesen. Was nun stimmt, können nur die bezeugen, die ihn selbst gehört haben. Der Rezensent, der von Kaller noch gegen Kriegsende gefirmt wurde, kann sich an langweilige Reden nicht erinnern. Dreihundert Flüchtlinge waren 1945 im Bischofshaus, als Kaller gegen seinen Willen von der SS nach Danzig gebracht wurde, da die Ermländer nicht auf die Flucht gehen wollten, so lange ihr Bischof da sei. Er hatte erklärt, Frauenburg nicht verlassen zu wollen. Nun folgt ein bemerkenswert enttäuschendes Kapitel zu dem für den Bischof und auch die deutsch-polnische Kirchengeschichte folgenreiches Ereignis. Mit einem Handwägelchen meist zu Fuß und einer Konzeption, wie es mit polnischer Hilfe im Bistum weitergehen sollte, hatte sich Kaller von Halle aus im August 1945 zurück ins Ermland begeben. Der polnische Primas Kardinal Hlond zwang ihn unter Vortäuschung falscher Tatsachen auf die Jurisdiktion zu verzichten. Kaller berichtete darüber nach Rom. 17 Zeilen zitieren die Biographen aus diesem Schreiben. Bendel und Karp verzichten aus dem Rezensenten unerfindlichen Gründen darauf, die bekannten näheren Umstände der Begegnung Hlonds und Kallers in Pelplin zu benennen. Kaller wurde ausgewiesen und „reiste“ nicht zurück, sondern verließ Ostpreußen und Pelplin weinend auf einem Lastwagen. Der Begriff „Aus-

Geschichte weisung“ steht zwar in der Überschrift des Kapitels aber nicht im Text. Nicht geschildert wird auch, dass der polnische Kardinal sich später in einem Brief bei Pius XII. für sein Vorgehen gegenüber den ostdeutschen Prälaten entschuldigt hat. Der Brief ist ja vorhanden. Der Papst hatte inzwischen mit Blick auf Kallers Rücktritt erklärt: „Das habe ich nicht gewollt“. In den Schlusskapiteln der Biographie geht es um die Bestellung von Kaller zum Päpstlichen Beauftragten für die deutschen Heimatvertriebenen, also zum Vertriebenenbischof. Ein eigener Abschnitt beschäftigt sich mit dem Verhalten von Kallers Mitbrüdern in der Deutschen Bischofskonferenz. Unsensibel baten sie den schwer geprüften Kaller bei der ersten Konferenz nach dem Kriege die Protokollführung zu übernehmen was Kaller aus Altersgründen ablehnte. Seine Bitten, in Mitteldeutschland firmen zu dürfen, wurden nicht beantwortet. Sein Antrag, 1946 das Vertriebenenthema zu behandeln, fand außer in einem Unterpunkt keine Berücksichtigung. Seine dringenden Aufforderungen, Priester für die dort angekommenen Heimatvertriebenen nach Mitteldeutschland zu schicken fanden so gut wir kein Gehör. Die Bischöfe wollten keine Sonderseelsorge für die Ostdeutschen. Als Rom für Kallers Arbeit zwei Millionen Reichsmark überwies sorgte der Paderborner Erzbischof Jaeger dafür, dass nicht Kaller das Geld bekam, son-

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dern das Diasporakommissariat der deutschen Bischöfe. Kaller regte vergeblich die Gründung einer zentralen Auswanderungsstelle an, um Heimatvertriebenen in Übersee eine neue Existenz zu ermöglichen. Er selbst – auch das wird im Buch nicht erwähnt – schickte den ermländischen Geistlichen Geo Grimme nach Lateinamerika, um dort das Terrain zu sondieren. Ein deutliches Defizit ist das Fehlen von Personen- und Ortsregister, einer lesbaren Karte – die beiden Minikarten im Text sind für Unkundige nichtssagend. Erfreulich sind die Photos. Vermisst wird ein Schlusskapitel mit der heutigen Sicht der Polen auf den deutschen Bischof. Seine Büsten befinden sich in seiner Kathedrale in Frauenburg/Frombork und der heutigen Bischofskirche in Allenstein/Olsztyn. Die Polen boten die Überführung von Kallers Leichnam aus Königstein in die Bischofsgruft nach Frauenburg an und sind offiziell an dem 2003 eröffneten Seligkeitsprechungsprozess für Kaller beteiligt. Norbert Matern INFO

Bendel, Rainer/Karp, Hans Jürgen: Bischof Maximilian Kaller 1880-1947 – Seelsorger in den Herausforderungen des 20. Jahrhunderts, Aschendorff Verlag Münster 2017 , 350 S., geb. 24,80 Euro

Trauer um Kardinal Meisner Ein Freund der deutschen Heimatvertriebenen ist von uns gegangen Berlin. (dod) Am 5. Juli 2017 verstarb der frühere Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, der seit 1998 Träger der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen war. Dazu erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB: „Mit großer Trauer habe ich heute Morgen die Nachricht vom Tode des emeritierten Erzbischofs von Köln, Joachim Kardinal Meisner, zur Kenntnis nehmen müssen. Kardinal Meisner hat sich um die deutschen Heimatvertriebenen, insbesondere auch um seine schlesischen Landsleute, verdient gemacht.

Die gläubigen Schlesier hatten in Kardinal Meisner stets einen guten Hirten, die deutschen Heimatvertriebenen insgesamt einen guten Freund. Es war ihm gegeben, für die Nöte deutscher Heimatvertriebener stets die richtigen Worte der Tröstung und Ermutigung zu finden: „Nicht an der Klagemauer ließen sich die Heimatvertriebenen nieder, sondern sie ließen sich auf das Feld der Bewährung stellen und nahmen Neuland unter den Pflug, und ich meine, sie haben ihre Arbeit gut gemacht.“ Besonders verbunden war er seinen schlesischen Lands-

leuten und der Bundesvereinigung der Breslauer: Dort fühlte er sich stets ,darheeme‘. Im August 2016 war Kardinal Meisner zuletzt im Haus Schlesien, wo er die Schirmherrschaft über eine Breslau-Ausstellung übernommen hatte. Joachim Kardinal Meisner war ein Freund von klaren Worten. Er war standfest und vertrat auch unbequeme Positionen, wenn er es für richtig hielt. Die deutschen Heimatvertriebenen werden Joachim Kardinal Meisner stets ein ehrendes Andenken bewahren.“ Göllner (1)


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Kultur

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Sudetendeutsche Glastradition Preisträger des 9. Internationalen Nachwuchsförderpreises geehrt Mit der Ansiedlung sudetendeutscher Glasveredler aus der traditionsreichen Region um Steinschönau-Haida im Jahr 1947, der Eröffnung der Staatlichen Glasfachschule in 1948 und der Einweihung des Glasmuseums in 1968 wurde Rheinbach zur „heimlichen Glashauptstadt Nordrhein-Westfalens“. Im Jahr 2002 hat die Eifel-Stadt erstmalig einen Internationalen Glaskunstpreis ausgelobt, an dem sich Studierende der Glasfachschulen in Deutschland und Tschechien beteiligt haben. Mit dieser Veranstaltung wollte man – aufbauend auf den sudetendeutschen Wurzeln – auch die kulturelle Zusammenarbeit der Partner in Europa dokumentierten und weiter fördern. Laufe der Jahre wurde der Kreis der Ilenmamerweitert. Wettbewerb teilnehmenden SchuSeit 2003 findet der Wett-

bewerb um den Rheinbacher Glaskunstpreis im Zwei-Jahres-Turnus statt. Wie Dr. Ruth Fabritius, Leiterin des Glasmuseums und langjährige Betreuerin des Nachwuchsförderpreises, mitteilte, wird das Kunstevent von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und Sponsoren gefördert. Schirmherrin über den Wettbewerb ist Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Dombaumeisterin a.D. Sie war maßgeblich am Einbau des spektakulären Fensters von Gerhard Richter im Südquerhaus des Kölner Doms beteiligt. Für den diesjährigen Wettbewerb reichten Schüler aus Deutschland und mehreren europäischen Glasfachschulen mehr als 30 Arbeiten ein. Die Ausstellung mit den Kunstwerken ist im Glaspavillon „Hans-Schmitz-Haus“ an der Glasfachschule bis zum 24. September zu besichtigen. Die Architektur des Rheinbacher Glaspavillons ermöglicht es, dass die ausge-

stellten Arbeiten rund um die Uhr einsehbar sind und die Besucher ihr Votum für den Publikumspreis „Alexandra Bruns“ abgeben können. An dem diesjährigen Kunstevent beteiligen sich Studierende von europäischen Glasfachschulen, unter anderem aus Deutschland, Österreich, Tschechien, Finnland und Polen. Anna Łokaj erhielt für ihre Bleiverglasung mit dem Titel „Mechanischer Fisch“ den mit 1.000 Euro dotierten 1. Preis. Die Künstlerin vom Zespół Szkół Plastycznych / Kunstgymnasium, Dąbrowa Górnicza (PL) besucht die Klasse Magdalena ŁuckaStojek, Agnieska Mika-Kozek und Cesław Halejak. Der 2. Preis mit 750 Euro wurde an Sandra Urban für ihre modellierten, geschliffenen Figuren „Seelenverwandte“ verliehen. Die Künstlerin kommt von der Staatlichen Glasfachschule Hadamar, Erwin-Stein-Schule (D). Der mit 500 Euro dotierte 3. Preis ging an Shoplar Ashirbekova von der Glaskunstfachschule Kamenický Šenov / Steinschönau (CZ). Ausgezeichnet wurde ein vierteiliges Set aus formgeblasenem Kristallglas mit dem Titel „Pfeffer“. Die Jury vergab auch vier nichtdotierte Belobigungen. Ausgewählt wurden die Arbeiten „Teller“ – Glasverschmelzung (Fusing-Technik) von Martin Jašontek (Glaskunstfachschule Kamenický Šenov /Steinschönau/CZ), „Erinnerungen“ (abstraktes Buch) Schliff, Sandstrahlung (Plottertechnik), UV-Verklebung von Marius Kaltenberg (Staatlichen Berufskolleg Glas, Keramik, Gestaltung des Landes NRW, Rheinbach/D) sowie „Drei Lampen“ – Hüttentechnik mit schwarzem Glas und Kristallglas von Minna Kunnas (Ikata, Kunstschule Ikaalinen/FI) und „Tier“ – Formgeschmolzenes Glas, geschliffen, verklebt von Natalia Laskowska. Die Verleihung des Nachwuchsförderpreises findet am 23. September im Rah-

Wettbewerbsarbeit „Seelenverwandte“ der Glasfachschule Hadamar Urban.

men eines Festaktes im Rheinbacher Glaspavillon „Hans Schmitz-Haus“ statt. Während der gesamten Laufzeit der Ausstellung mit den Wettbewerbsarbeiten wird im Glasmuseum und im „HansSchmitz-Haus“ ein abwechslungsreiches Begleitprogramm angeboten. Im Erwachsenen-Workshop „Glas und Farbe – Einführung in die Glasverschmelzung“ verrät der Designer Dr. Wolfgang Schmölders (9. September) kreative Tipps rund um die älteste und zugleich jüngste aller Glastechniken der Glasverschmelzung (Glas-Fusing). „Meine Sicht“ – der Workshop für Erwachsene mit Patricia Roßhoff-Roy findet im Glaspavillon „Hans-SchmitzHaus“ statt (30. August). Den Abschluss der Begleitveranstaltungen bildet das Programm „Textprobe“ (18. September) ebenfalls im Glaspavillon „Hans-SchmitzHaus“. Unter der Moderation von Gerd Engel präsentiert Rheinbachs talentierte „Literaturbühne“ eine Auswahl von Gedichten, Kurzgeschichten, Essays und Liedern. Dieter Göllner


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Kultur

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Mit Volldampf aus der Vergangenheit Lenz-Kleinbahn würdigt 125 Jahre Preußisches Kleinbahngesetz Am letzten Juli-Wochenende hat das Kleinbahnmuseum Selfkantbahn im Kreis Heinsberg zu einem Jubiläum eingeladen. Unter der Schirmherrschaft der Ur-Urenkelin von Geheimrat Lenz, Hedda Lenz, erinnerte die Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr e. V. (IHS) an die Bedeutung des vor 125 Jahren verkündeten Preußischen Kleinbahngesetzes. Zu den Gästen der Sonderveranstaltung gehörten neben mehreren Vertretern der Familie Lenz auch Mitglieder der Landsmannschaft Ostpreußen Landesgruppe NRW und der Kreisgemeinschaft Lyck e.V. ewürdigt wurde auch das eng mit G dem Gesetz verbundene Wirken des pommerschen Unternehmers Fried-

rich Lenz. Wenige Tage nach Inkrafttreten des Preußischen Kleinbahngesetzes gründete der Geheimrat zusammen mit einigen Bankhäusern in Stettin die Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Lenz GmbH. Auch das Krupp‘sche Stahlgussunternehmen in Essen beteiligte sich an der GmbH Lenz & Co. Das Unternehmen entwickelte sich in der Folgezeit zum größten und bedeutendsten seiner Art im deutschen Kaiserreich. Weitere Gründungen waren die Westdeutsche EisenbahnGesellschaft und die Badische Lokal-Eisenbahnen AG. Über das Tochterunternehmen Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft AG mit Sitz in Königsberg betreute, betrieb und verwaltete die Firma Lenz & Co. bis 1945 alle Kleinbahnen Ostpreußens. Bis 1914 baute das Unternehmen rund 100 Eisenbahnen in ganz Preußen mit fast 5000 km Streckenlänge. Kleinbahnen wurden unter anderen in den preußischen Provinzen zwischen Geilenkirchen und Lyck sowie zwischen Sonderburg und Sigmaringen gebaut und betrieben.

Dr.-Ing. Bernd Fasel, (r.) Vorsitzender der Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr e. V. (IHS), mit Zugbegleitern.

Seit 1903 engagierte sich Lenz auch beim Bau von Bahnen in den deutschen Kolonien in Afrika, zunächst in DeutschOstafrika, seit 1904 in Togo, seit 1905 in Deutsch-Südwestafrika und seit 1907 in Kamerun. Hierzu gründete der Geheimrat die Deutsche Kolonial-Eisenbahn Bau- und Betriebsgesellschaft (DKEBBG), die er als Tochter der AG für Verkehrswesen als deren Direktionsvorsitzender leitete. Insgesamt entstanden unter seiner Leitung in Afrika Bahnstrecken von fast 2000 km Länge.

Bahnen für das platte Land Im Rahmen der zweitägigen Sonderveranstaltung „Bahnen für das platte Land“ am Bahnhof der Selfkantbahn in Gangelt-Schierwaldenrath gab es Vorträge zur Geschichte von Lenz & Co. und ausgewählter Bahnen sowie Führungen durch die Ausstellung mit zahlreichen Kleinexponaten, Dokumenten, Schriftstücken und Bildern zur Geschichte der

Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Lenz & Co. GmbH und der verbundenen Unternehmen. Hauptattraktion waren die Fahrzeuge früherer Lenz-Bahnen, darunter ein halbes Dutzend betriebsfähig restaurierter Eisenbahnwagen aus der Sammlung von Wim Pater und die Lok 4i „Franzburg“ vom Deutschen Eisenbahn Verein e.V. (DEV). Letztere gilt als mustergültiges Beispiel für die Robustheit der Lokomotiven des Typs „Pommern“, die übrigens bis 1969 aktiv auf ihrer Stammstrecke nahe der Ostsee im Dienst waren. Nostalgische Zugfahrten mit historischen Dampfloks von Schierwaldenrath nach Geilenkirchen-Gillrath und zurück rundeten das Eisenbahn-Erlebnis ab. Hedda Lenz, die Ur-Urenkelin des Geheimrats Friedrich Lenz, hat die Schirmherrschaft für das Themenwochenende beim Kleinbahnmuseum Selfkantbahn übernommen und bot den Jubiläumsgästen Einblicke in das Leben und Schaffen des gebürtigen pommerschen Unternehmers. Theodor Friedrich Göllner (3)


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Carl Lenz wurde 1846 in Pflugrade (heute Redlo), Kreis Naugard, geboren und 1930 im Gutshaus Berkenow der Meseritzer Mühle bei Semerov, Kreis Schivelbein verstorben. Der deutsche Unternehmer hat sich mit dem Bau und Betrieb von Eisenbahnen einen Namen gemacht und ein beachtliches Vermächtnis hinterlassen.

Das Preußische Kleinbahngesetz und seine Wirkung Dr.-Ing. Bernd Fasel, Vorsitzender der IHS, und Wolfgang Nass versetzten mit ihren Vorträgen die Besucher der Jubiläumsveranstaltung in das Jahr 1892, als die Industrie sich entwickelte und die Wirtschaft brummte. Es mangelte damals jedoch an geeigneten Transportmöglichkeiten. Vor 125 Jahren, in der ersten Hälfte des Jahres 1892, wurde im damaligen preußischen Landtag an der Ausformulierung eines Gesetzes über Klein- und Privatanschlussbahnen gearbeitet. Das am 28. Juli 1892 verkündete Gesetz ermöglichte nun einen kostengünstigen Bau von Schienenbahnen zur Erschließung des platten Landes. Sinn des preußischen Kleinbahngesetzes war es, diejenigen Gebiete des Königreiches, für deren Erschließung durch die preußischen Staatseisenbahnen die finanziellen Mittel fehlten, durch private oder kommunale Kleinbahnen zu erschließen. Weil die Projekte möglichst kostengünstig realisiert werden sollten, wurden Fahrzeuge und Bauten nach möglichst gleichen Plänen erstellt. Diese wurden

Dampfende Lok mit Güterwagen.

Dampfende Zuggarnituren der Lenz-Kleinbahnen.

später als Lenz‘sche Normalien bezeichnet. Nach 1918 wendete sich das Unternehmen vorwiegend dem Betrieb von Kleinbahnen zu. Für die Kleinbahnprojekte in der Rheinprovinz errichtete Lenz & Co. in Köln eine Bau- und Betriebsabteilung, aus der später die Westdeutsche Eisenbahngesellschaft AG hervorging. Ein Teilstück der ehemaligen westlichsten Lenz-Kleinbahn auf dem europäischen Kontinent, ist die Geilenkirchner Kreisbahn, die seit Anfang der siebziger Jahre unter der Trägerschaft der Interessengemeinschaft Historischer Schienen-

verkehr als Rheinisches Kleinbahnmuseum Selfkantbahn fortbesteht. Die Geilenkirchener Kreisbahn – auch Geilenkirchener Kreisbahnen genannt aufgrund der getrennten Betriebsführung auf ihren beiden Streckenästen – war eine knapp 38 km lange, meterspurige Kleinbahn im Westen des heutigen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Den betrieblichen Mittelpunkt bildete der Geilenkirchener Kreisbahnhof, von ihm aus erschlossen zwei Streckenäste den strukturschwachen und ländlich geprägten Selfkant und einen Teil des Jülicher Landes mit dem nördlichen Teil des Wurmreviers. Der Betrieb der Bahn wurde nach rund 50 Jahren ab 1953 sukzessive aufgegeben und 1973 gänzlich eingestellt. Auf einem erhaltenen Reststück von 5,5 Kilometern Länge in Selfkant wird heute eine meterspurige Museumseisenbahn betrieben. Die Jubiläumsgäste hatten Gelegenheit, mit dem Dampfsonderzug nach Geilenkirchen-Gillrath und zurück zu fahren. Als besonderes Highlight kreuzte bei der Station Birgden ein weiterer historischer Dampfzug -bestehend aus Originalfahrzeugen ehemaliger Lenz-Kleinbahnen - den Fahrweg. Mit „Tenderwasser“ und kulinarischen Spezialitäten nach Rezepten aus dem Eisenbahnerkochbuch fand die Sonderfahrt der Selfkantbahn Ausklang. Dieter Göllner


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Tag der Heimat

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Tag der Heimat des BdV in der Berliner Urania 60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung Der diesjährige Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen, dessen zentrale Auftaktveranstaltung am 2. September 2017 in der Urania Berlin stattfinden wird, steht unter dem Zeichen des Jubiläums. Seit nunmehr 60 Jahren setzt sich der 1957 als Dachverband der Organisationen der Landsmannschaften und Landesverbände gegründete BdV erfolgreich für die Anliegen der von ihm vertretenen Gruppen ein. er Tag der Heimat selbst besteht als D zentrale Verbandsveranstaltung der Vertriebenenverbände schon seit 1950

– seit dem Unterzeichnungsjahr der Charta der deutschen Heimatvertriebenen. Er ist vermutlich die größte flächendeckende Veranstaltungsreihe in der Deutschland überhaupt. Unter dem Leitwort „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“ werden auch 2017 deutsche Heimatvertriebene und Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler – Angehörige der Erlebnisgeneration, aber auch viele Vertreter der Bekenntnisgeneration – in der Hauptstadt

Der Tag der Heimat in der Urania Berlin.

zusammenkommen. Gemeinsam werden sie an ihre leidvollen Erfahrungen erinnern und gleichzeitig betonen, dass daraus ein jahrzehntelanges und noch immer zukunftsfähiges Engagement für das Recht auf die Heimat und gegen jedwede Vertreibungen, für die lebendige Heimat als Kulturraum und für grenzüberschreitende Verständigung entstanden ist. Als Festredner wird der BdV in diesem Jahr den Bundesminister des Innern, Dr. Thomas de Maizière MdB, begrüßen können. Dies ist im Jubiläumsjahr, das zudem ein Wahljahr ist, ein positives Signal. Seit die Vertriebenen- und Aussiedlerpolitik bis auf die Kulturarbeit dem Bundesinnenministerium zugeordnet ist, waren Redebeiträge von dort parteiunabhängig überwiegend von Wertschätzung für die zumeist ehrenamtliche Arbeit der Betroffenen und ihrer Verbände getragen. Im 500. Jahr der Reformation sind die Vertriebenen und Aussiedler außerdem gespannt auf das geistliche Wort und Gedenken des Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen

Kirche in Deutschland bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Prälat Dr. Martin Dutzmann. Das Leid der Opfer sowie die materiellen und ideellen Verluste durch die Vertreibungen werden auch in der Ansprache des BdV-Präsidenten, Dr. Bernd Fabritius MdB, im Vordergrund stehen. Gleichermaßen wird er aber einen Blick auf die Verbandsarbeit richten, gegenwärtige Herausforderungen thematisieren und zukünftige Aufgaben umreißen Fast schon traditionell wird die Veranstaltung von den Potsdamer Turmbläsern musikalisch umrahmt. In diesem Jahr werden überwiegend Stücke von Heinrich Simbriger zu hören sein – einem sudetendeutschen Komponisten, der u.a. 1955 den Förderpreis des Sudetendeutschen Kulturpreises erhielt. Nach der Veranstaltung sind die Anwesenden eingeladen, an der Kranzniederlegung am Mahnmal der „Ewigen Flamme“ auf dem Theodor-Heuss-Platz teilzunehmen, wo außer BdV-Präsident Dr. Fabritius der Berliner Innensenator Andreas Geisel MdA und der Berliner BdV-Landesvorsitzende Rüdiger Jakesch Worte des Gedenkens sprechen werden. BdV-Archiv (2)


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Tag der Heimat – Grußworte

Frank-Walter Steinmeier Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Zum ersten Mal grüße ich Sie alle als Bundespräsident zum diesjährigen Tag der Heimat. Und ich kann Ihnen gleich meine herzlichen Glückwünsche sagen zum Jubiläum! Ich finde es sehr bemerkenswert und aufschlussreich, wie Sie Ihr Jubiläumsmotto formuliert haben: „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“. Diese Trias ist ja nicht selbstverständlich. Es könnte ja auch ein trotziges Beharren allein auf Heimat geben ohne den Willen zur Verständigung. Oder es könnte ein allzu eilfertiges Suchen nach Verständigung geben ohne das Bekenntnis zur Heimat und zu den unveräußerlichen Menschenrechten. Angesichts der Vertreibungen und Flüchtlingsschicksale unserer Tage sehen wir übrigens die brennende Aktualität gerade dieser Thematik. So, wie Sie die Verbindung von Menschenrechten, Heimat und Verständigung als Motto formuliert haben, spiegelt sich das wichtige und verdienstvolle Wirken des BdV durch die Jahrzehnte. Es spiegelt sich auch ein Prozess der Selbstverständigung und ständigen Weiterentwicklung der selbstgestellten und als Verpflichtung erkannten Aufgaben. Ich wünsche Ihnen einen schönen, erfüllten und erfolgreichen Tag der Heimat 2017 und für die Zukunft von Herzen alles Gute.

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Tag der Heimat – Grußworte

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Dr. Angela Merkel Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Vorsitzende der CDU 60 Jahre ist es her, dass der Bund der Vertriebenen entstand und bereits bestehende Verbandsstrukturen unter seinem Dach zusammenführte. Nachdem die Charta der Heimatvertriebenen den betroffenen Deutschen bereits ein gemeinsames geistig-moralisches Fundament gegeben hatte, existierte von da an auch eine gemeinsame politisch-gesellschaftliche Vertretung für sie, die mit einer starken Stimme den Interessen ihrer Mitglieder Gehör verschaffen konnte. Das Motto für den diesjährigen Tag der Heimat nimmt Bezug auf das Jubiläum und verweist auf die Grundanliegen der Bundes der Vertriebenen: „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“. Über die sechs Jahrzehnte hatte die Bundesregierung in dem Dachverband einen verlässlichen, manchmal auch unbequemen, aber stets konstruktiven Partner. Das weiß ich sehr zu schätzen. Was mir besonders imponiert, das ist die Beharrlichkeit, mit der der Bund der Vertriebenen die Geschichte der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler thematisiert und sich zugleich für die Deutschen im Ausland, das kulturhistorische Erbe wie auch für die Aussöhnung mit unseren Nachbarländern einsetzt. Beides miteinander verbunden zu haben, ist ein großes Verdienst des Verbandes. Dem unermüdlichen Einsatz des Bundes der Vertriebenen ist es auch zu verdanken, dass immer wieder zentrale Forderungen von Vertrieben und Aussiedlern politisch umgesetzt werden konnten. Als Beispiele aus der zurückliegenden Legislaturperiode nenne ich die Einführung eines Gedenktags für Flucht und Vertreibung am Weltflüchtlingstag, dem 20. Juni, und die Verabschiedung der Richtlinie für die Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter, die 2016 in Kraft getreten ist.

Sie bereichern unser Land mit ihrem Erfahrungsschatz, ihrer vielfältigen Kulturarbeit und ihrem beeindruckenden, meist ehrenamtlichen Engagement. Sie helfen uns auch dabei, die Situation von Flüchtlingen insgesamt besser zu verstehen.

Es ist ein Gebot der Menschlichkeit und der Vernunft, die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Bund der Vertriebenen und der Bundesregierung fortzusetzen. Wer die Zukunft gestalten will, der muss die Vergangenheit kennen. Dazu gehört, das Schicksal der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler im Gedächtnis zu behalten. Sie haben mitgeholfen, Deutschland wieder aufzubauen.

Für den Einsatz und die Unterstützung danke ich. Zum Tag der Heimat sende ich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den Mitgliedern der Vertriebenenverbände herzliche Grüße. Ich grüße auch diejenigen, die in ihrer Heimat geblieben sind und in unseren östlichen bzw. südöstlichen Nachbarstaaten leben. Ihnen allen zusammen wünsche ich einen erfolgreichen Tag der Heimat 2017.


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Tag der Heimat – Grußworte

Dr.Thomas de Maizière Bundesminister des Innern „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“ - unter diesem Leitwort steht der diesjährige „Tag der Heimat“. Mit dem „Tag der Heimat“ erinnern die Verbände der deutschen Heimatvertriebenen an das millionenfache Leid, das Deutsche durch Flucht und Vertreibung als Folge des von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieges erdulden mussten. Das vergangene Jahrhundert wird vielfach als das Jahrhundert der Vertreibungen bezeichnet. Aber bis zum heutigen Tag müssen weltweit Millionen Menschen ihre Heimat unter Zwang verlassen. Daher ist der „Tag der Heimat“ auch Mahnung dafür, Vertreibungen als Mittel zur Lösung politischer Probleme auf Dauer zu ächten und das Recht auf Heimat wachzuhalten. Ein geeintes Europa in Frieden und Freiheit war und ist auch das erklärte Ziel des Bundes der Vertriebenen. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen haben die Heimatvertriebenen von Beginn an nicht nur auf Vergeltung verzichtet und sich aktiv am Wiederaufbau Deutschlands und Europas beteiligt, indem sie die in der Charta der Deutschen Heimatvertriebenen niedergelegten Ziele mit Leben erfüllten. Seit vielen Jahrzehnten engagieren sie sich auch für die Verständigung mit den Völkern Ostmittel-, Ostund Südosteuropas. Vor wenigen Wochen haben wir am 20. Juni 2017 zum dritten Mal den nationalen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung begangen. In diesem Jahr haben viele junge Menschen an der Gedenkveranstaltung teilgenommen, die sich vorab mit den Lebensgeschichten ausgewählter Zeitzeugen einerseits und den historisch-politischen Zusammenhängen von Flucht und Vertreibung andererseits vertraut gemacht hatten. Die Teilnahme junger Menschen an der Gedenkveranstaltung macht sichtbar, dass diese Veranstaltung gerade auch zur Identität stiftenden Erinnerungskultur der jungen Generation gehört. Gerade einer von Krieg und Vertreibung verschonten jungen Generation ist durch persönliches Zeitzeugnis die Notwendigkeit fortdauernden und mahnenden

Gedenkens zu vergegenwärtigen. Ich ermutige den Bund der Vertriebenen, sein Engagement um den Aufbau einer nachhaltigen Erinnerungskultur, die im Wissen um die eigene deutsche Geschichte dem Frieden dient, fortzusetzen. Die Bundesregierung wird den Bund der Vertriebenen auch weiterhin auf diesem Weg unterstützen. Für den diesjährigen „Tag der Heimat“ wünsche ich allen Beteiligten einen guten Verlauf und dem Bund der Vertriebenen und seinen Freunden, Mitgliedern und allen ehrenund hauptamtlichen Mitarbeitern alles Gute für die Zukunft.

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30 Baden-Württemberg Der Bund der Vertriebenen (BdV) lädt unter dem Leitwort „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“ auch in diesem Jahr zum Tag der Heimat. Zu dieser traditionsreichen Veranstaltung des Bundesverbands übermittle ich allen Mitgliedern und Gästen die besten Grüße.

Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württtemberg.

Trotz der großen Flüchtlingsbewegungen der letzten Jahre nach Europa wurde doch auch deutlich, dass die weltweite Zahl der Heimatvertriebenen und Geflüchteten noch um Vieles höher ist als die der hier Ankommenden – auch wenn wir dies angesichts der mit der

Tag der Heimat – Grußworte Erstaufnahme und Unterbringung verbundenen gewaltigen Anstrengungen anders empfunden haben mögen. Neueste Studien der Vereinten Nationen gehen von weltweit 65 Millionen Menschen auf der Flucht aus. Viele von ihnen haben in ihrer Heimat alles verloren, was für sie Bedeutung hatte. Für viele ist ihre gesamte Welt zusammengebrochen, aus der sie nur ihr Leben retten konnten. Ähnliche Erfahrungen hatten schon nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Vielzahl an Flüchtlingen und Vertriebenen aus Ost- und Mitteleuropa gemacht, die eine neue Heimat in Deutschland fanden. Genauso, wie unser Land für diese Menschen ein neues Zuhause geworden ist, soll es auch für die Geflüchteten dieser Tage ein Zufluchtsort sein und für die, die bei uns bleiben, auch eine neue Heimat. Interessenverbände wie der BdV stützen uns hierbei mit ihrem Verständnis und ihrer Erfahrung. Die vielen Mitglieder wissen aus ihrer persönlichen Geschichte heraus, dass Offenheit und Hilfsbereitschaft essenziell sind. Denn Heimat ist ein Gut, das nicht weniger wird, wenn man es teilt. Den Feierlichkeiten zum Tag der Heimat wünsche ich einen erfolgreichen Verlauf. Ich danke allen an der Organisation beteiligten Mitgliedern und wünsche dem Bund der Vertriebenen weiterhin alles Gute.

Bayern Der Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen steht in diesem Jahr unter dem Motto „60 Jahre im Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“. In der Tat: Der BdV kann nach sechs Jahrzehnten erfolgreicher Arbeit eine stolze Zwischenbilanz ziehen. Als Dachverband der Vertriebenenverbände hat er sich seit 1957 für die Bewahrung der Erinnerung an Flucht und Vertreibung eingesetzt. Er mahnte nachdrücklich zur Achtung vor der Menschenwürde, baute Brücken in die Heimat der Vertriebenen und hat sich für die Verständigung mit unseren Nachbarn eingesetzt. Nach der Öffnung der Grenzen im Zuge der Wende von 1989/1990 haben diese Bemühungen reiche Früchte getragen. Die Bereitschaft zum Dialog und zur Versöhnung wird bei unseren europäi-

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Horst Seehofer, Ministerpräsident des Freistaates Bayern.

schen Partnern immer mehr anerkannt. So waren in diesem Jahr zwei Mitglieder der tschechischen Regierung zu Gast auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg. Es war ein klares Bekenntnis zur Überwindung historischer Gegensätze und zur gemeinsamen Verantwortung für Frieden und Freiheit in Europa. Freilich gehört dazu der Mut, alte Gräben zu überwinden. Aber unsere demokratische Ordnung lebt von diesem Mut zur Zukunft. Der findet sich unter anderem dort, wo Vertriebene Brücken in ihre alte Heimat geschlagen, Kontakte aufgebaut und gemeinsame Projekte mit den heutigen Bewohnern verwirklicht haben. Für dieses großartige Engagement zur Gestaltung einer guten Nachbarschaft in Europa danke ich den Vertriebenen herzlich. Das Leid der Vertriebenen in den Nachkriegsjahren war seit jeher eine Mahnung zur europäischen Zusammenarbeit. Ihr Schicksal zeigt: Europa ist eine Chance für uns, die wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen dürfen. Aktuelle Entwicklungen in Europa selbst, vor seinen Grenzen und im Verhältnis zu unseren Partnern in der Welt machen uns erneut den Wert des Erreichten deutlich. Europa ist und bleibt ein Projekt des Friedens, der Menschenrechte und des Wohlstandes. Aber wenn wir Europa bewahren wollen, brauchen wir Vertrauen in uns selbst. Wir müssen uns wieder stärker auf unsere Werte und kulturellen Wurzeln besinnen, auf unser christlichhumanistisches Erbe. Dies zeigt sich in der Achtung vor der Menschenwürde, in der Gleichberechtigung von Mann und Frau, in der Verantwortung für den Nächsten und die Schöpfung sowie im


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Bekenntnis zu Rechtsstaat, Demokratie und Völkerverständigung. Eine starke, in unseren Werten begründete Identität ist die beste Prävention gegen Gewalt und einen aggressiven Nationalismus. Dabei halte ich fest: Es sind gerade die Werte des Christentums wie Offenheit, Toleranz, Nächstenliebe und Barmherzigkeit, die zum Fundament unseres europäischen Hauses gehören. Ein wichtiges Kennzeichen Europas ist auch seine historisch bedingte Vielfalt, der Reichtum seiner Kulturen und Traditionen. Dazu leisten die Vertriebenen einen wichtigen Beitrag , die Ostpreußen ebenso wie die Schlesier, die Sudetendeutschen wie die Donauschwaben, die Karpatendeutschen in gleicher Weise wie die Siebenbürger Sachsen. Ihr Erbe zu bewahren bleibt uns ein wichtiger Auftrag. Umso mehr freue ich mich, dass wir in München für die Sudetendeutschen, die wir neben Altbayern, Franken und Schwaben als den vierten Stamm im Freistaat Bayern empfinden, ein Museum bauen. Es wird die Erinnerungen an die alte Heimat bewahren und das kulturelle Erbe der Sudetendeutschen für die Zukunft sichern. Von den Vertriebenen können wir heute, mehr als sieben Jahrzehnte nach dem Ende des Krieges, vieles lernen: Wertebewusstsein, Zusammenhalt, Verantwortungsbereitschaft sowie die Kraft zum Dialog und zur Versöhnung. Mit diesen Eigenschaften haben sie nach 1945 einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau geleistet. Diese Eigenschaften werden auch in Zukunft zählen, wenn es darum geht, den geachteten Platz

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Deutschlands und Europas in der Welt zu sichern.

Berlin Flucht und Vertreibungen beherrschen derzeit die politische Agenda. In großer Zahl fliehen Menschen vor Bürgerkrieg und Not nach Europa und nehmen dabei viele Gefahren auf sich. Wir Deutschen sind gut beraten, auf unsere eigene Geschichte zu schauen. Rund 15 Millionen Deutsche die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten, hatten ebenfalls großes Leid erfahren. Unverschuldet hatten sie die Folgen einer verbrecherischen Politik zu tragen, die von Deutschland ausgegangen war. waren für die politische Kultur unseres Landes, aber auch die Initiativen zur Aussöhnung mit unseren Nachbarn in Mittel- und Osteuropa. Dem diesjährigen „Tag der Heimat“ wünsche ich einen guten Verlauf und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein besinnliches Beisammensein.

Brandenburg

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin.

Nazi-Deutschland hatte nicht nur einen barbarischen Krieg entfesselt, sondern verfolgte auch eine gewaltsame Neuordnung der Landkarte Mittel- und Osteuropas, die für Millionen Menschen unsägliches Leid nach sich zog. Aus dieser Vertreibungsgeschichte zu lernen, bedeutet, sich weltweit für Menschenrechte und Verständigung einzusetzen. So ist auch die Losung zum diesjährigen „Tag der Heimat“ zu verstehen. Sie lautet: „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“ und weist auf das eindrucksvolle Jubiläum des Bundes der Vertriebenen hin. Zum 60-jährigen Bestehen des BdV gratuliere ich sehr herzlich und danke für die engagierte Wahrnehmung der Interessen der Heimatvertriebenen. Dazu gehören viele wichtige und kontroverse Debatten, die wichtig sind und

Am offiziellen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung wurde in den Räumen der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ das Konzept der künftigen Dauerausstellung des entstehenden Dokumentationszentrums der Öffentlichkeit vorgestellt. Die wichtige Botschaft der Veranstaltung am 20. Juni 2017 im Berliner Deutschlandhaus: Die Mitglieder des Stiftungsrates haben die Konzeption auf ihrer Sitzung im Mai einstimmig beschlossen. Eine gute Nachricht, noch dazu, da sie zusammenfällt mit dem 60. Gründungsjubiläum des Bundes der Vertriebenen. Nach vielen Jahren der hart geführten Auseinandersetzung um die angemessene und differenzierte historische Aufarbeitung der Vertreibung von Millionen Deutschen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa während und nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist das Einvernehmen über die Ausstellungskonzeption ein hoffnungsvolles Zeichen für die Zukunft. Endlich wird es einen allseits akzeptierten Erinnerungsort geben, an dem nachwachsenden Generationen eine Vorstellung vermittelt wird von


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regierung zu 60 Jahren Einsatz für die Belange der Vertriebenen. Die unter Ihrem Präsidenten Dr. Fabritius gelebte Politik der ausgesteckten Hand gegenüber den heutigen Bewohnern der ehemals deutschen Gebiete ist ein hoffnungsvolles Zeichen der Versöhnung und wird von diesen aufmerksam registriert und dankbar angenommen.

Bremen

Dr. Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg.

dem entsetzlichen Leid, das die aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen als Folge des von Deutschland ausgegangenen Eroberungs- und Vernichtungskrieges durchzustehen hatten. Traumatische Erlebnisse, die in vielen Familien bis heute fortwirken. Die Erinnerung wachhalten, um aufzustehen gegen neue Vertreibungen, um einzutreten für Menschenrechte und Völkerverständigung, aber auch um Mitgefühl zu wecken für den Schmerz der Heimatlosigkeit. Diese Leitgedanken zum Tag der Heimat 2017 sind unverzichtbare Grundlage für den Erhalt von Frieden und demokratischen Freiheitsrechten – und wichtiger denn je in Zeiten wachsender Flüchtlingsbewegungen. In diesem Sinne gratuliere ich im Namen der brandenburgischen Landes-

60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung – zu diesem Jubiläum gratuliere ich dem Bund der Vertriebenen sehr herzlich. Seit 60 Jahren setzen sich Mitglieder und Verantwortliche für die Verständigung unter den Völkern ein. Sie haben in den schwierigen Anfangsjahren nach dem zweiten Weltkrieg, noch erschüttert von Flucht und Vertreibung, sich ein neues Zuhause aufgebaut und mit großem unermüdlichem Einsatz dafür gekämpft, dass wir seit mehr als 70 Jahren in einem friedlichen Europa leben. Sie wissen aus Erfahrung, dass ein neues Zuhause nur in Frieden, Verständigung und Zusammenarbeit mit den Nachbarvölkern möglich ist. Deshalb haben sie immer wieder Brücken gebaut und den ebenso schwierigen wie unverzichtbaren Prozess unterstützt, ein geeintes Europa zu schaffen und zu verteidigen. Wir wissen, dass jede Vertreibung auch immer eine Verletzung der Menschenrechte ist. Das erinnert und verpflichtet uns, diese unveräußerlichen Rechte zu verteidigen und zu schützen. In einer Zeit, in der die Nachrichten geprägt sind von Berichten über Konflikte und Kriege, in der die Flüchtlingszahlen den höchsten jemals registrierten Stand erreicht haben – laut Jahresbericht des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) waren 2016 weltweit 65,6 Millionen Menschen auf der Flucht – müssen wir gemeinsam die Menschen sensibilisieren und sie dafür gewinnen, offene, lebenswerte und menschliche Gesellschaften weltweit zu schaffen. Eine Heimat zu haben und zu wissen, woher man kommt, das ist für uns Menschen überall auf der Welt, gleich welcher Nation oder welchen Glaubens, ein existentielles Bedürfnis. Ich danke dem Bund der Vertriebenen sehr herzlich für sein Engagement, dass er auch immer wieder dafür wirbt, den zu uns Geflüch-

Carsten Sieling, Bürgermeister der Hansestadt Bremen.

teten Mitgefühl entgegen zu bringen und sie willkommen zu heißen. Es ist unser aller Aufgabe und eine große Herausforderung, den Menschen, die in unserem Land Zuflucht suchen, eine Perspektive und vielleicht eines Tages auch eine neue Heimat zu geben.

Hamburg Zum traditionellen Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen sende ich dem Bund der Vertriebenen im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg unsere herzlichen Grüße. In diesem Jahr heißt das Motto „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung.“ Die aktuellen Bilder und Nachrichten von Krieg, Flucht und Vertreibung in vielen Teilen der Erde erinnern uns daran: Heimat kann von einem Tag auf den anderen verloren gehen. Und die größte Hilfsbereitschaft und Solidarität kann den Betroffenen nicht über diesen Verlust hinweghelfen. Denn der Verlust der Heimat gehört zu den schlimmsten Ereignissen, die einem widerfahren können. Aus dieser historischen Erfahrung heraus hat der Bund der Vertriebenen über Jahrzehnte eine besondere Rolle gespielt. Zum einen, weil es ihm ein wichtiges Anliegen war, die Erinnerung an den Wiederaufbau nach Faschismus und Krieg seitens der Vertriebenen in ganz Deutschland lebendig zu halten. Und zweitens, weil es Ihr Ziel ist, gestern wie heute zur Einigung Europas durch


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Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.

Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessen.

freundschaftliche Beziehungen unseres Landes zu den Staaten Osteuropas beizutragen.Für diesen wichtigen Einsatz im Geiste der Verständigung und der Freundschaft zwischen den Völkern gebührt Ihnen unser Dank und unsere Anerkennung.

für ein einiges Europa und für die Verständigung der Völker ablegten. Der durch das nationalsozialistische Deutschland entfesselte Krieg hatte millionenfach zu Flucht und Vertreibung geführt. Auch bei uns in Hessen sind viele deutsche Heimatvertriebene und Spätaussiedler ansässig geworden und haben sich erfolgreich in unsere Städte und Gemeinden integriert. Mit beeindruckendem Engagement haben sich die Menschen ein neues Zuhause geschaffen und zugleich ihr Heimatbewusstsein im positiven Sinne bewahrt und gepflegt. In den vergangenen Jahrzehnten waren sie maßgeblich mit am Aufbau eines freien und geeinten Europas beteiligt.

Hessen „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“ – unter diesem Motto begeht der Bund der Vertriebenen in diesem Jahr in Berlin sein Jubiläum. Meine herzlichen Grüße gelten allen Mitgliedern zum 60-jährigen Bestehen ihrer Organisation. Bereits 1950 haben die deutschen Heimatvertriebenen ihre Charta in Stuttgart verabschiedet, in der sie ein Bekenntnis

Die Erfahrungen aus der Vergangenheit und der Glaube an eine Zukunft haben die Flüchtlinge und Vertriebenen ausgezeichnet. Sie haben unser Land durch ihren Anteil am Wiederaufbau und bei der Entwicklung der Wirtschaft, aber auch durch die Pflege ihrer Kultur und ihres Brauchtums reicher gemacht. Für die Hessische Landesregierung hat die Politik für Heimatvertriebene und Spätaussiedler einen hohen Stellenwert. Das 60-jährige Jubiläum des „Tags der Heimat“ des Bundes der Vertriebenen 2017 in Berlin nehme ich gerne zum Anlass, allen aktiven Mitgliedern für ihr Engagement herzlich zu danken.

Mecklenburg-Vorpommern Das Land schickt kein Grußwort, aber einen Kranz.

Die Gründung des Bundes der Vertriebenen jährt sich in diesem Jahr zum 60. Mal. Das bedeutet 60 Jahre Einsatz für die Interessen der Heimatvertriebenen sowie Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler in Deutschland und auch – wie Sie es mit Ihrem diesjährigen Motto unterstrichen haben – 60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung. Blicken wir auf die vergangenen Jahrzehnte seit der Gründung Ihres Verbandes zurück, schauen wir gleichzeitig auf einen wichtigen Teil deutscher Geschichte, Identität und Erinnerungskultur. Die Erinnerung an die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den ehemaligen Ostgebieten ist Botschaft und Mahnung zugleich: Vertreibungen sind und bleiben Unrecht. Anlässlich dieses besonderen Jahrestags wird uns ebenfalls bewusst, wie eng die Geschichte Deutschlands mit den Heimatvertriebenen verbunden ist. Durch ihre Leistungsbereitschaft und ihren starken Willen, sich trotz des traumatisierenden Verlustes der Heimat im Westen eine Existenz aufzubauen, wurde aus der Aufnahme von fast 8 Millionen Heimatvertriebenen und Flüchtlingen in Westdeutschland eine Erfolgsgeschichte. Allein in Niedersachsen sind 1949 über 1,8 Millionen Vertriebene und Flüchtlinge – die Mehrheit von ihnen Schlesierinnen und Schlesier – aufgenommen worden, dass entsprach mehr als einem Viertel der Gesamtbevölkerung. Wir können uns heute nur schwer vorstellen, wie gewaltig die Aufgabe für alle Beteiligten gewesen sein muss, Millionen Menschen in einem zerstörten Nachkriegsdeutschland aufzunehmen. Es verdient größten Respekt, wie die Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung mit ihrem Schicksal umgegangen sind. Sie haben es gemeistert und das zerstörte Deutschland aus Schutt und Asche mit aufgebaut. Wirft man einen Blick auf die Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950, so findet man nicht etwa Verbitterung und Wut, sondern versöhnliche Töne und richtungsweisende Gedanken. So heißt es in der Charta unter anderem: „Wir werden jedes Beginnen mit allen Kräften unterstützen, das auf die Schaffung eines geeinten Europas gerichtet ist, in dem


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Stephan Weil, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen.

die Völker ohne Furcht und Zwang leben können.“ In Zeiten intensiver Diskussionen zur Lage der Europäischen Union sollte uns dieser Satz, verfasst nur fünf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, nachdenklich machen. Inmitten des Leids der Nachkriegszeit drückten die Heimatvertriebenen das aus, was noch heute den Kern des Europäischen Gedankens bildet: Ein friedliches Zusammenleben der Europäischen Völker in Freiheit. Durch die vielfältigen Kontakte der Heimatvertriebenen in ihre Heimat sind zahlreiche erfolgreiche Städte- und Schulpartnerschaften entstanden, die den europäischen Gedanken mit Leben erfüllen. Durch das große Engagement auch der deutschen Heimatvertriebenen kann das kulturelle Erbe der früheren Heimat bewahrt werden. 1957 wurde der Bund der Vertriebenen ins Leben gerufen, um die Interessen der Heimatvertriebenen zu vertreten. Dass diese auch Gehör fanden ist ein wesentlicher Erfolg der Arbeit vieler Zehntausender Ehrenamtlicher im BdV. Der Verband brachte und bringt sich bis heute intensiv in die politische Diskussion ein und sucht den Dialog. Und dieser stete Dialog ist es auch, der die Arbeit des BdV in den vergangenen sechs Jahrzehnten bis heute besonders auszeichnet. Flucht und Vertreibung, Verständigung, Freiheit und Menschenrechte stehen auch aktuell im Fokus der Weltpolitik. Über 65 Millionen Menschen weltweit befinden sich auf der Flucht und fern ihrer Heimat. Ein Teil von ihnen – nämlich über 2 Millionen – wurde in den

Tag der Heimat – Grußworte vergangenen zweieinhalb Jahren bei uns in Deutschland aufgenommen. Welches Leid der Verlust der eigenen Identität und Heimat für Menschen und vor allem auch Kinder bedeutet, können die deutschen Heimatvertriebenen wohl besonders nachempfinden. Die allen Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern sowie Ausländerinnen und Ausländern offenstehende Migrationsberatung des BdV möchte ich vor diesem Hintergrund besonders würdigen. Lassen Sie uns nie vergessen: Freiheit, Demokratie und Frieden sind keine Selbstverständlichkeit sondern müssen jeden Tag durch unser aller Engagement errungen werden. Vor diesem Hintergrund danke ich allen Mitgliedern und Verantwortlichen des BdV für die geleistete Arbeit und bin sicher, dass Sie sich auch zukünftig konstruktiv und prägnant in die politische Diskussion einbringen werden. Der Festveranstaltung zum Tag der Heimat 2017 wünsche ich einen guten Verlauf.

Nordrhein-Westfalen „Die Völker müssen erkennen, dass das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen wie aller Flüchtlinge ein Weltproblem ist, dessen Lösung höchste sittliche Verantwortung und Verpflichtung zu gewaltiger Leistung fordert.“ Dieser Satz stammt aus dem Jahr 1950, aus dem „Grundgesetz“ der deutschen Heimatvertriebenen. Damals rief die Charta von Stuttgart-Bad Cannstatt ausdrücklich zum Verzicht auf Rache und Gewalt auf und dazu, an der Einigung Europas und am Aufbau des Kontinents mitzuarbeiten. Sie war ein kraftvoller Appell für Frieden und Versöhnung in einem geeinten Europa. Am 60. Jahrestag der Gründung des Bundes der Vertriebenen können wir stolz sein und feiern. Ich gratuliere ihm herzlich zu 60 Jahren Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung. Ich danke den vielen Millionen Menschen, die nach Flucht und Vertreibung auch bei uns in NordrheinWestfalen eine neue Heimat gefunden und mit ganzer Kraft zum Wohlstand und kulturellen Reichtum unseres Landes beigetragen haben. An ihre Verdienste erinnern wir in Nordrhein-Westfalen ganz besonders, weil wir 50 Jahre Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

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Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen.

über die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen feiern. Ihre Geschichte ist ein Teil unserer eigenen Geschichte. Und diese Geschichte weist weit in unsere Zukunft, sie erinnert an unsere Verpflichtung und unsere Verantwortung gegenüber jenen Menschen, die zu uns gekommen sind und zu uns kommen. Und zugleich zeigt sie, was wir gemeinsam leisten können. In einer Zeit, in der die Idee eines geeinten Europa von vielen verschmäht und von manchen bekämpft wird, ist es wichtig, an das Schicksal jener zu erinnern, die vor Krieg und Gewalt zu uns geflohen sind. Und dankbar für das Glück zu sein, dass wir in einem Europa des Friedens und der Freiheit leben dürfen. Es kann nicht genug Menschen


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geben, die sich für ein solches Europa einsetzen.

Rheinland-Pfalz Zum diesjährigen Tag der Heimat darf ich den Mitgliedern, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Bundes der Vertriebenen und allen Gästen meine herzlichen Grüße übermitteln. Leider ist es mir nicht möglich, persönlich an dieser traditionsreichen Veranstaltung teilzunehmen. Der Tag der Heimat ist ein Tag der Erinnerung. Der Verlust der Heimat ist eine schmerzhafte Erfahrung. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung an die Heimat lebendig zu erhalten. Mit der Kranzniederlegung am zentralen Mahnmal der deutschen Heimatvertriebenen wird allen gedacht, die durch Flucht und Vertreibung schwere Einschnitte in ihrem Leben erfahren haben.

Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz.

Der Tag der Heimat ist aber auch ein Moment der Danksagung und Würdigung des friedlichen Engagements von Vertriebenen zur Völkerverständigung in Europa. Er würdigt das stille Gedenken an Flucht und Vertreibung, das heute so viele Menschen dazu bewegt, sich für Geflüchtete einzusetzen. In den letzten Jahren waren Millionen Menschen auf der Flucht. Für alle, die jene Strapazen überlebt haben, hat der lange Prozess des Ankommens gerade erst begonnen. Seit über 60 Jahren engagiert sich der Bund der Vertriebenen für die Rechte von Vertriebenen und setzt sich für größere Solidarität mit Vertriebenen und Geflüchteten ein. So lautet das Leitwort

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in diesem Jahr „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“. Ich danke dem Bund der Vertriebenen e.V., seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie allen ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen für ihre engagierte Arbeit. Ich wünsche Ihnen alles Gute und weiterhin viel Erfolg für ihre wichtige Arbeit.

Saarland Der Bund der Vertriebenen feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Auch der traditionelle „Tag der Heimat“ des Bundes steht ganz im Zeichen des Jubiläums. Unter dem Leitwort „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“ gedenken die Mitglieder des BdV aber auch all diejenigen, die ihm nahestehen, den Heimatvertriebenen, Asylsuchenden und Kriegsflüchtlingen. Leider ist die Zahl der Verfolgten und Vertriebenen in den vergangenen 60 Jahren nicht zurückgegangen. Im Gegenteil: In vielen Ländern der Erde haben die kriegerischen Auseinandersetzungen zugenommen. Dort herrschen Krieg, Zerstörung, Hungersnöte und Armut. Für viele Menschen, die in diesen Krisengebieten leben, bedeutet dies oftmals Flucht und Vertreibung aus ihrer Heimat. Die Folgen für die Betroffenen sind dramatisch: Heimatlos und ohne Hilfe von anderen besteht kaum eine Chance auf Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse. Seit 60 Jahren kümmert sich der Bund der Vertriebenen um die Interessen der von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung betroffenen Bevölkerungsgruppen. Mit großartigem und unermüdlichem Engagement bietet der BdV ein breites Spektrum an Beratungs- und Betreuungsangeboten für zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene. Mein Dank gilt dem Bund der Vertriebenen, der als moderner Sozialverband seit nunmehr 60 Jahren dem Gemeinwohl dient und vielfältige Interessen und Aufgaben vertritt und erfüllt, darunter die Integration von Aussiedlern, Flüchtlingen und Asylsuchenden, die soziale und kulturelle Unterstützung von Minderheiten sowie die Pflege des Kulturgutes der Vertriebenen und Flüchtlinge. Dieses großartige Engagement verdient höchste Anerkennung.

Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerpräsidentin des Saarlandes.

Der Jubiläumsveranstaltung zum „Tag der Heimat“ wünsche ich einen erfolgreichen Verlauf, dem Bund der Vertriebenen und allen Mitgliedern in den Landesverbänden und Landsmannschaften auch in Zukunft eine glückliche Hand bei der Erfüllung ihrer vielfältigen Aufgaben.

Sachsen Am 1. Juli 2017 wurde des verstorbenen Altbundeskanzlers Helmut Kohl bei einem Trauerakt im Europaparlament in Straßburg gedacht. Es war eine beeindruckende Veranstaltung, die es so vorher noch nie gegeben hat. Helmut Kohl hat so ehemalige und amtierende Repräsentanten aus ganz Europa sowie Partner und Freunde aus vielen Teilen der Welt zusammengeführt. Das Gedenken an Helmut Kohl hat aber auch deutlich gemacht, was uns in Europa eint und auf welchen gemeinsamen politischen Grundfesten wir stehen. Deutsche Wiedervereinigung und die Einigung Europas gehörten für ihn untrennbar zusammen. Und die Einigung Europas war nicht mit dem Fall des Eisernen Vorhanges erreicht, sondern erst mit der Osterweiterung der Europäischen Union. Im Frühsommer war ich mit einer Delegation in Rumänien und habe Bukarest und Sibiu besucht. Der Freistaat Sachsen möchte seine Beziehungen zu Rumänien weiter vertiefen. Und auf dieser Reise habe ich erlebt, wie ertragreich und


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Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Landes Sachsen.

zukunftsträchtig dies sein kann. Als Angehöriger einer Minderheit, der Sorben, war ich sehr beeindruckt, wie die Siebenbürger Sachsen ihre Sprache und Kultur pflegen, sich aber auch einbringen. Nicht in der Abschottung sondern im Miteinander und der Zusammenarbeit liegen die Chancen. Wenn wir dies beherzigen, wird Europa und die Europäische Union eine gute Zukunft haben zum Wohle der Menschen. Vorbilder und Beispiele gibt es reichlich, etwa die deutschfranzösische Freundschaft, die seit Jahrzehnten ein Motor für eine gute Entwicklung Europas ist. Wir dürfen nunmehr auf jeweils 25 Jahre deutsch-polnischer und deutsch-tschechischer Freundschaftsvertrag blicken. Sie sind längst mit Leben gefüllt. Sachsen arbeitet eng mit seinen Nachbarn zusammen, sei in Wissenschaft und Forschung oder Kultur und Tourismus. Aber auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Polizei und Rettungsdiensten, beim Hochwasser- und Umweltschutz ist Alltag. Nach einer wechselvollen Geschichte haben wir gemeinsam ein neue Kapitel der Beziehungen aufgeschlagen. Das kommt den Menschen zugute. Das baut Brücken zwischen den Menschen in Europa. „Brückenbauen“ war auch das Motto der sächsischen Bundesratspräsidentschaft im vergangenen Jahr. Osteuropa war mir dabei ein besonderes Anliegen. Der „Bund der Vertriebenen“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, an das Schicksal der Vertriebenen zu erinnern und zugleich den Kontakt in die alte Heimat zu pflegen. Er tut dies seit nunmehr 60

Tag der Heimat – Grußworte Jahren mit großem Engagement nach innen und außen. Dafür danke ich ganz herzlich. Es ist verdienstvoll, dass der Bund der Vertriebenen die Themen Flucht und Vertreibung immer wieder hartnäckig in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt. Beides – das Erinnern und das Brückenbauen – ist wichtig und beides kann Europa weiter voranbringen. In ganz Deutschland wird seit 2015 mit einem offiziellen Gedenktag der Millionen Deutschen gedacht, die durch Flucht und Vertreibung ihre Heimat verloren haben. Und bereits seit 2014 wird am zweiten Sonntag im September der „Sächsische Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung“ begangen. Damit wird ausdrücklich auch die gelungene Integration und Aufbauleistung der Vertriebenen und Aussiedler in Sachsen gewürdigt. Leider sind Flucht und Vertreibung wieder eine europäische, ja eine weltweite Erfahrung. Noch nie waren weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Ich wünsche mir, dass wir all unsere Erfahrungen nutzen, wenn es darum geht, Mitmenschlichkeit zu zeigen und Integration zu gestalten.

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Der diesjährige Tag der Heimat steht unter dem Motto „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“. Offenheit und Dialog waren immer ein Schlüssel zu dauerhafter Versöhnung und echter Verständigung. Dafür ist die Geschichte des Bundes der Vertriebenen ein herausragendes Beispiel. Der Tag der Heimat ist nicht zuletzt auch eine eindringliche Mahnung an die Völkergemeinschaft, Vertreibungen, wo immer sie sich ereignen, zu ächten und die Menschenrechte, zu denen auch das Recht auf Heimat zählt, einzufordern

Sachsen-Anhalt Noch nie gab es weltweit so viele Flüchtlinge wie gegenwärtig. Mehr als 65 Millionen Menschen haben ihre Heimat durch Kriege und ethnische Konflikte verloren. Sie befinden sich entweder innerhalb ihres Landes oder über dessen Grenzen hinaus auf der Flucht. Einmal mehr wird deutlich: Flucht und Vertreibung sind kein Phänomen des 20. Jahrhunderts. Sie prägen leider auch unsere Gegenwart.

Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt.

und umzusetzen. Nicht zuletzt die europäische Flüchtlingskrise hat uns in aller Deutlichkeit auf diese Zusammenhänge hingewiesen. Auch vor diesem Hintergrund ist die Charta der Heimatvertriebenen aus dem Jahr 1950 von ungebrochener Bedeutung und Aktualität. Sie ist ein herausragendes europäisches Dokument der Versöhnung und Völkerverständigung. Noch unmittelbar unter dem Eindruck des erlittenen Unrechts bekannten sich die Heimatvertriebenen zum Verzicht auf Vergeltung, zur Teilnahme am Wiederaufbau Deutschlands und zu einem geeinten Europa, „in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können“. Aus Visionen wurde Wirklichkeit. Aber noch sind nicht alle Forderungen der Charta erfüllt. Nach wie vor werden Menschen aus ihrer angestammten Hei-


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Tag der Heimat – Grußworte

mat vertriebenen. Nach wie vor wird Menschen das elementare Recht auf Heimat verweigert. Heimatrecht ist ein universales Menschenrecht! Vertreibungen weltweit zu ächten und sie künftig unmöglich zu machen, ist ein Gebot der Menschlichkeit. Heimat ist mehr als nur ein geographischer Begriff. Sie ist ein emotionales Bekenntnis, ein vertrauter Lebensraum und Kulturkreis. Und deshalb ist sie unersetzlich. Das Recht auf Heimat muss überall anerkannt und respektiert werden. Niemanden sollte diese Aufgabe gleichgültig lassen. Der BdV steht für die Verwirklichung dieses Menschenrechts, und er tut das im Geiste der Toleranz, Demokratie und Freiheit. Dafür danke ich ihm ganz herzlich.

Schleswig-Holstein

Daniel Günther, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein.

Seit 60 Jahren setzen Sie sich im Bund der Vertriebenen für die Interessen der von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung betroffenen Deutschen ein. In diesen sechs Jahrzehnten haben Millionen Menschen bei Ihnen Aufnahme gefunden. Sie haben jenen, denen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges alles genommen war, Halt, Hoffnung und eine neue Heimat gegeben. Und Sie haben den Weg bereitet für eine offizielle Anerkennung und symbolische Wiedergutmachung des Schicksals ziviler deutscher Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Viele Vertriebene, auch aus SchleswigHolstein, sind seit Kriegsende in ihre alte Heimat gereist, um Kontakte zu den dort lebenden Menschen zu knüpfen und Patenschaften zu organisieren. Aussöhnungsinitiativen haben Brücken gebaut, die zum wachsenden gegenseitigen Verständnis beitragen. Nicht zuletzt gehen die Pflege von Bau- und Kulturdenkmalen und die Einrichtung von Jugendbegegnungsstätten vielfach auf die Initiative Vertriebener zurück. In der heutigen Zeit, da laut UNHCR rund 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind, werden Ihre Lebenserfahrung und Ihre Unterstützung weiterhin dringend benötigt. Sie, die Flüchtlinge und Vertriebenen von damals, wissen, was Menschen durchleiden, wenn sie vor Krieg, Gewalt und Verfolgung aus vertrauter Umgebung fliehen müssen. Sie wissen, was es bedeutet, ein neues

Zuhause zu begründen. Und sie wissen, wie wichtig es ist, dass Menschen am Ort dieses neuen Zuhauses sich um die Geflohenen und Vertriebenen kümmern. Sie im Bund der Vertriebenen leiten daraus Ihre besondere Verantwortung ab, sich für Menschenrechte, grenzüberschreitende Verständigung und Hilfe für Menschen in großer Not weltweit einzusetzen. Für Ihre Solidarität und Ihr jahrzehntelanges unermüdliches Engagement spreche ich Ihnen allen, auch im Namen der Landesregierung, meinen herzlichen Dank und meine große Anerkennung aus. Flucht und Vertreibung hat es zu allen Zeiten gegeben. Die Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen müssen, sind vielfältig; das damit verbundene Leid indes ist oftmals das gleiche. „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“, so hat es Wilhelm von Humboldt formuliert. Auch heute noch kann uns sein Gedanke den Weg weisen. Was ist aus der Geschichte zu lernen? In jedem Fall, dass unsere Gesellschaft klare Vorstellungen davon entwickeln muss, wie das Zusammenleben in unserem Land in den kommenden Jahrzehnten gestaltet sein soll. n unserer Erinnerungskultur werden wir für nachfolgende Generationen dauerhaft erfahrbar machen müssen, was wir miteinander teilen, was unsere Werte sind. Und wir werden im Hier und Jetzt Lösungen diskutieren und erarbeiten,

37 um Zuwanderern, Migranten und Flüchtlingen in Deutschland eine Perspektive zu eröffnen, unabhängig davon, wie lange sie bei uns bleiben. Deutschland ist ein weltoffenes Land. Es ist unser Anspruch und unsere Aufgabe, Menschen, die aus anderen Kulturkreisen zu uns kommen, eine Heimat zu geben, sie zu unterstützen und zu integrieren mit dem Ziel gleichberechtigter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Dabei muss unser liberaler Rechtsstaat seinen Bürgerinnen und Bürgern Freiheit, aber auch Sicherheit bieten. Beides bedingt sich. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass jeder, der bei uns lebt, in der Lage ist, dieses Leben auf der Basis des Grundgesetzes selbstbestimmt zu gestalten. „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“ – das ist das Leitwort zum Tag der Heimat 2017. Ich gratuliere Ihnen herzlich zu diesem runden Geburtstag. Mögen im Bund der Vertriebenen weiterhin viele Hände ineinandergreifen, um Geflohenen die Voraussetzungen für ein menschenwürdiges Dasein an einem Ort zu schaffen, den sie eines Tages als ihre Heimat bezeichnen können.

Thüringen Meine herzlichen Grüße zum Tag der Heimat 2017 des Bundes der Vertriebenen! Es gehört auch im 21. Jahrhundert zu den schmerzlichen Grundgewissheiten, dass Millionen Menschen auf der

Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Landes Thüringen.


38 Flucht sind und den Verlust ihrer Heimat beklagen. Unter dem Motto: „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“ will der BdV an alle Flüchtlinge erinnern, die als Opfer von Flucht und Vertreibung heimatlos wurden und immer noch werden. Damit aus dem Verlust der Heimat kein Verlust der Identität wird, müssen wir uns immer wieder für die Menschenrechte, Verständigung und friedliche Konfliktlösungen einsetzen und damit die Würde des Menschen verteidigen. Seit 60 Jahren leistet der Bund der Vertriebenen einen

Tag der Heimat – Grußworte wichtigen Beitrag zur Mahnung, damit die Leiden von Flüchtlingen nicht in Vergessenheit geraten und damit wir im Blick behalten, welchen Sorgen, Nöten und oft Überlebensängsten Flüchtlinge heute ausgesetzt sind. Die deutschen Vertriebenen erinnern an die Vertreibung aus ihrer einstigen Heimat am Ende des 2. Weltkrieges. Wir dürfen dabei jedoch nicht vergessen, was die Ursachen dafür waren. Die Verbrechen im Namen einer menschenfeindlichen Ideologie entwurzelte viele Völker Europas, führte zu Millionen

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Toten und mündeten in Krieg, Zerstörung, Flucht und Vertreibung. Deshalb ist der Tag der Heimat auch ein Tag der Rückbesinnung, der Erinnerung und der Mahnung, der vor allem der Versöhnung dient. Diese Versöhnungsarbeit leisten viele Vertriebene, indem sie vor dem Hintergrund ihres schrecklichen Schicksals und ihrer Erfahrungen heute helfend Brücken bauen, damit die Integration Tausender Flüchtlinge gelingt und zu einer ebensolchen Erfolgsgeschichte wird wie die Aufnahme der Vertriebenen in unsere Gesellschaft.

Bundesparteien SPD Zu Ihrem diesjährigen Tag der Heimat sende ich Ihnen auch im Namen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands die allerbesten Grüße. Ganz herzlich gratuliere ich Ihnen zum 60. Jahrestag der Gründung des Bund der Vertriebenen. Als sich der Bund der Vertriebenen im Jahr 1957 gegründete, waren die tiefen Gräben zwischen Ost und West allgegenwärtig. Die Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion drohte in einen heißen Konflikt zu eskalieren. Der sogenannte Eiserne Vorhang zog sich immer weiter zu. Etwas, was für all jene besonders schmerzlich gewesen sein muss, die Flucht und Vertreibung erlei-

Martin Schulz, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

den mussten und ihre Heimat im Osten verloren hatten. 1957 war aber auch die Geburtsstunde eines der größten Friedensprojekte, die je auf unserem Kontinent realisiert wurden. Es ist die Geburtsstunde der Europäischen Union. Wer hätte vor 60 Jahren bei der Unterzeichnung der Römischen Verträge gedacht, dass Deutschland einmal als Friedensmacht in der Mitte Europas ein vollanerkanntes und hoch angesehenes Mitglied der Staatengemeinschaft sein würde. Wer hätte gedacht, dass Deutsche, Polen und Tschechen, dass wir mit Franzosen, Niederländern und Briten in Freundschaft verbunden sind? Die Verwirklichung der Vision eines geeinten und friedlichen Europas ist etwas, wofür

die deutsche Sozialdemokratie immer mit aller Kraft gearbeitet hat. Das werden wir weiter tun, denn wir alle spüren, dass dieses Europa in Gefahr ist. Nationalismus, Chauvinismus und Egoismus versuchen mit Macht in Europa wieder Fuß zu fassen. Ausgehend von einem von Deutschland entfachten verbrecherischen Krieg, mussten die Völker in Europa erleben und erleiden, welche brutale Gewalt und Menschenfeindlichkeit hierdurch ausgelöst werden. Sie und Ihre Familien wissen selbst von den Folgen zu berichten, Sie wissen was es heißt verfolgt und vertrieben zu werden. Deshalb danke ich Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Fabritius, für Ihr so leidenschaftliches Bekenntnis zu unserem heutigen Europa. Seien Sie versichert, dass die SPD hierbei immer an Ihrer Seite stehen wird. Ich wünsche Ihnen für Ihren Tag der Heimat 2017 alles Gute.

FDP Im Namen aller Freier Demokraten sende ich Ihnen die besten Grüße und Wünsche zu Ihrem diesjährigen Tag der Heimat. Ihr Leitwort „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“ beschreibt treffend Ihr Einstehen für demokratische Werte und Völkerverständigung. Die Vergangenheit annehmen und aus ihr zu lernen sind maßgebliche Voraussetzungen für VerständiThomas-Gottschalk (1); Göllner (1)


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Nicola Beer MdL, Generalsekretärin der Freien Demokratischen Partei.

gung. Dies hat der Bund der Vertriebenen während der vergangenen 60 Jahre

Tag der Heimat – Grußworte vorbildlich unter Beweis gestellt. Sie haben unser aller Gewissen geschärft und die Folgen von Flucht und Vertreibung in unserem Bewusstsein gehalten. Dies ist eine wichtige Grundlage für verantwortungsvolles Handeln in Gegenwart und Zukunft. Leider sind Flucht und Vertreibung immer noch aktuell. Auch dank der Arbeit des Bundes der Vertriebenen wissen wir um unsere Verantwortung gegenüber Menschen, die dieses Schicksal erleiden. Es sind ganz persönliche Schicksale und jedes einzelne ist mit unsäglichem Leid verbunden: Den Verlust der Heimat und der Schmerz, alles Liebgewonnene verloren zu haben, erleiden auch heute noch Millionen Menschen. Es ist unsere Verantwortung und unsere Pflicht, alles nur Mögliche zu tun, um Flucht und Vertreibung aus der Hei-

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mat für immer von dieser Welt zu verbannen. Für Ihr diesjähriges Treffen wünsche ich Ihnen gutes Gelingen, interessante Begegnungen und Gottes Segen.


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Beharrliches Eintreten für die vertriebenen Landwirte Der Präsident des Bauernverbandes Christian Walter wird 80 Jahre alt Der Präsident des Bauernverbandes der Vertriebenen (BVdV) beging am 27. Juli seinen 80. Geburtstag. Als Landwirt und LPG-Vorsitzender in der ehemaligen DDR ist Christian Walter für alle diejenigen ein Vorbild, die auch während des kommunistischen Regimes in der DDR an ihrer Heimat, aus der sie vertrieben wurden oder aus der sie geflüchtet sind, festgehalten und die Traditionen derselben gepflegt haben. Es war auch für ihn ein Stück geistiger Befreiung, als er zum ersten Mal öffentlich über sein Vertriebenenschicksal reden und berichten durfte. Es ist die Konsequenz seines Denkens und Handels, dass er nach der Wende in den Bund der Vertriebenen (BdV) eintrat und sich seitdem für die Interessen der Flüchtlinge, Vertriebenen und Spätaussiedler, insbesondere aber für die Belange der vertriebenen und geflüchteten Bauern und Landwirte, zuerst in SachsenAnhalt und später bundesweit, eingesetzt hat. Christian Walter ist am 27. Juli 1937 als zweiter Sohn des Landwirtes Friedrich Walter und seiner Ehefrau Gertrud geb. Hinke in Goldberg/ Schlesien geboren. Er verlebte seine Jugendzeit auf dem 118 Hektar großen elterlichen Hof am Rande der Stadt Goldberg. 1943 erfolgte die Einschulung, aber bereits im Herbst 1944 endete die Schulzeit. Am 11. Februar 1945 kam der Befehl zur Flucht. Der Treck, dem die Personen der

Höfe Walter und Hinke und andere bekannte Familien angehörten, flüchtete mit 10 Gespannen und einem Bulldog in Richtung Westen zunächst nach Vogtsdorf und Gotschdorf im Riesengebirge und dann nach Leutersdorf im Kreis Zittau. Pfingsten 1947, es war der 26. Mai, kam der Vertreibungsbefehl, demgemäß sie innerhalb 20 Minuten das Haus zu verlassen hatten. Der Transport ging dann nach Löbau, wo in der Kaserne ein Lager eingerichtet war. Anschließend wurden die Menschen in Löbau/Oberlausitz und Umgebung angesiedelt. Familie Walter kam nach Schönbach im Kreis Löbau. Nach dem Schulbesuch der Volksschule in Schönbach und der Oberschule in Löbau ergriff Christian Walter den Beruf seiner Vorfahren und durchlief eine Ausbildung als Landwirt. Von 1955-1958 besuchte er die Fachschule für Landwirtschaft in Thurn/ Kreis Zwickau. Auf Weisung der Einsatzleitung wurde er in den Bezirk Magdeburg delegiert und vom Rat des Bezirks als Assistent zur Maschinen-Traktoren-Station (MTS) Rogätz/ Elbe vermittelt. 1959 erhielt Christian Walter die Funktion des Betriebswirtschaftlers. 1963 begann er ein Fernstudium der Agrarwissenschaft an der Martin-Luther-Universität, das er 1968 mit dem akademischen Titel des Diplom-Landwirtes krönte. 1965 lehnte Christian Walter es ab, Mitglied der SED zu werden

und geriet dadurch unter erheblichen Druck seitens der Genossen. Am 1. März 1966 hat Christian Walter die Leitung der Tierproduktion in Heinrichsberg übernommen und wurde LPG-Mitglied. Diese leitende Stelle in der LPG hatte er bis zur politischen Wende 1990 inne. Ab August 1991 bis zu seinen Eintritt in das Rentenalter 2002 war er am Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung in Magdeburg tätig. 1962 heiratete Christian Walter seine Frau Christel geb. Lehmann. Im Jahr 1966 wurde Sohn Thomas geboren. 1967 kaufte er in Rogätz in der Bahnhofstraße ein stattliches Grundstück und baute sich mit seiner Frau in Eigenleistung von 1979-1981 ein Haus. So konnte er bis heute Landwirtschaft im Nebenerwerb betreiben. Der große Garten und die Hühnerhaltung sind seine Verbindung zu seinem ehemaligen Beruf als Landwirt. Eingedenk des Flüchtlingsund Vertriebenenschicksal seiner Familie hat er sich unmittelbar nach der Wende in den neu in Mitteldeutschland entstandenen Organisationen der Flüchtlinge und Vertriebenen engagiert. Seit 1990 ist er Mitglied im Bund der Vertriebenen (BdV) und wurde schon 1994 in den Landesvorstand SachsenAnhalt gewählt, in dem er zeitweise auch stellvertretender Landesvorsitzender war. Er übernahm das „Referat Bauernverband der Vertriebenen“ im Landesverband des

Christian Walter.

BdV. Somit gelangte er als Vertreter Sachsen-Anhalts in den Bundesvorstand des Bauernverbandes der Vertriebenen (BVdV) wo er bereits 1995 zum Vizepräsident gewählt wurde. Auf der Mitgliederversammlung im Mai 2002 in Haus Schlesien wurde Christian Walter einstimmig zum Präsidenten des Bauernverbandes der Vertriebenen e. V. gewählt, ein Amt das er bis heute innehat. Damit ist er geborenes Mitglied im Präsidium des BdV und kann dort sich für die so wichtige Fragen der vertriebenen Bauern einsetzen. Für seine engagierte Mitarbeit im Landesvorstand des BdV-Landesverbandes Sachsen-Anhalt seit 1993 und seine Verantwortung für die vertriebenen Landwirte und Bauern in Mitteldeutschland wurde ihm am Tag der Heimat 2010 die Ehrenmedaille in Gold, die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft Schlesien, überreicht. Träger der goldenen Ehrennadel des BdV-Landesverbandes Sachsen-Anhalt ist Christian Walter schon seit 1996. Arwed Blomeyer privat (1); Göllner (1)


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Ein buntes Programm im Spätsommer Veranstaltungshinweise aus den Museen und Institutionen Einige Museen und Institutionen des West-Ost-Dialoges laden Besucher von nah und fern zur Besichtigung ihrer Dauer- und Sonderausstellungen sowie zu Festen und Studienreisen ein, andere wiederum verabschieden sich in die Sommerpause, aber nicht ohne einen Ausblick auf das Herbstprogramm zu geben.

Deutsches Kulturforum östliches Europa Das Thema „Reformation“ bleibt nach wie vor im Fokus der Veranstaltungen und Präsentationen. Aus Anlass des 500. Jahrestages des Beginns der Reformation bringt das Deutsche Kulturforum östliches Europa mit mehreren Wanderausstellungen diesen Schwerpunkt einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland und in den heute betroffenen Ländern ins Bewusstsein.

Anhand von sieben, meist mehrsprachigen Ausstellungsmodulen, wird dem Themenjahr „Reformation und die eine Welt“ der Lutherdekade Rechnung getragen, das die europa- und weltweiten Bezüge des Reformationsgeschehens in den Mittelpunkt stellt. Die Wanderausstellung „Reformation im östlichen

Europa“ besteht aus einer Überblicksdarstellung sowie sechs Regionalmodulen: Polen-Litauen und Preußenland (deutsch/polnisch), Pommern und Ostbrandenburg (deutsch/polnisch), Schlesien (deutsch/polnisch) sowie Böhmen und Mähren (deutsch/tschechisch), Oberungarn/Slowakei (deutsch/slowakisch/ungarisch) und Siebenbürgen (deutsch/rumänisch/ungarisch). Stationen der Wanderausstellung sind bis zum 6.8.2017 in Hermannstadt/ Sibiu und vom 13.10. bis zum 27.10.2017 in Reschitza/Resita (Rumänien) sowie vom 31.10. bis zum 21.11.2017 in der Evangelischen Kirchengemeinde, Plettenberg.

Luthers Wirken im Norden Das Pommersche Landesmuseum in Greifswald zeigt bis zum 3.9.2017 die Sonderausstellung „Luthers Norden“. Original-Exponate aus der Reformationszeit, historische Dokumente, die erste in einem Buch zusammengetragene Landesgeschichte Pommerns sowie multi-mediale Installationen und ein umfassendes Begleitprogramm rücken die historischen Ereignisse vor 500 Jahren in Norddeutschland in den Fokus und zeigen deren Auswirkungen auf die heutige Zeit. Im Mittelpunkt steht der Reformator Johannes Bugenhagen, der als enger

Ausstellung im Siebenbürgischen Museum „Hüter der Kirche“.

Freund und Weggefährte Martin Luthers die Bibel ins Niederdeutsche übersetzte und im gesamten norddeutschen Raum Kirchenordnungen einführte. Zu den Besonderheiten der Ausstellung gehören Werke, die die evangelische Romantik symbolisieren und von Lucas Cranach, Philip Otto Runge und Caspar David Friedrich stammen. Die zentrale Präsentation der Nordkirche zum Reformationsjahr wurde vom Pommerschen Landesmuseum in Kooperation mit dem Schleswig-holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf konzipiert. Ab Oktober wird die

Ausstellung im schleswig-holsteinischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf zu sehen sein.

Der Luthereffekt Bis zum 8.10.2017 ist im Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott die Sonderschau „Kirchfahrer, Buschprediger, betende Kinder – 500 Jahre evangelisches Leben in Schlesien“ zu besichtigen. Zu den ausstellungsbegleitenden Veranstaltungen gehören die öffentlichen Führungen (17.8. 2017) unter dem Motto „Verschiebung der Glaubensmehrheit – Folgen der Vertreibung für die evangelische Kirche Schlesiens“ und „Kirche als Beheimatung – Aufbau neuer Gemeinden durch die Vertriebenen“ (21.9. 2017). Hinzu kommen eine Studienreise in die evangelische Vergangenheit Schlesiens (3. bis 10.09.2017) ein Vortrag von Prof. Dr. Detlef Haberland (1.10.2017) zum Thema „Der Luthereffekt im östlichen Europa – Luther und der reformatorische


42 Buchdruck Europa“

Nachrichten im

östlichen

Deutsche Siedlungen in Bessarabien Vom 22.8. bis zum 30.09.2017 ist im Kulturforum Haus Dacheröden in Erfurt die Ausstellung über deutsche Siedlungen in Bessarabien (1814-1940) „Fromme und tüchtige Leute“ zu besichtigen. Die Wanderausstellung des Bessarabiendeutschen Vereins e.V. in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Deutschen Kulturforums östliches Europa und der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, unterstützt. Historischer Hintergrund: Im Jahr 1812 lud Zar Alexander I. deutsche Siedler ein, sich in Bessarabien niederzulassen, und versprach ihnen Land und Freiheitsrechte. Die Einwanderer stammten überwiegend aus Südwestdeutschland und aus Preußen. Im Laufe ihrer 125-jährigen Siedlungsgeschichte entwickelten die Deutschen ein Gemeinwesen. Als kleine Minderheit in einer bunten Vielfalt ethnischer und religiöser Gemeinschaften lebten die Deutschen mit Moldauern, Russen, Ukrainern, Bulgaren, Juden und anderen Gruppen in friedlicher Nachbarschaft. Während des Ersten Weltkrieges entgingen die Bessarabiendeutschen nur knapp der Deportation nach Sibirien. 1918 kam Bessarabien unter rumänische Oberhoheit. 1940 wurden – als Folge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes – 93.500 Deutsche aus Bessarabien ausgesiedelt und 1941/42 größtenteils im besetzten Polen angesiedelt. Anfang 1945 mussten sie flüchten

und sich im geteilten Deutschland eine neue Existenz schaffen. Bessarabien gehört heute teils zur Südukraine, teils zur Republik Moldau.

Dokumentation der Stunde Null Seit kurzem wurde im Oberschlesischen Landesmuseum von Ratingen-Hösel die Ausstellung „Troppau im Jahre Null“ eröffnet. Die in Kooperation mit der Troppauer Kulturorganisation (OKO) eingerichtete Präsentation rückt die wechselvolle Geschichte der tschechischen Stadt Troppau (Opava) in den Fokus. Die Stunde Null erlebte die

Stadt im Jahr 1945, als die Rote Armee im Zuge der Mährisch-Ostrauer Operation die Stadt einnahm und dabei weitgehend zerstörte. Am 22. April 1945 fiel Troppau nach schweren Kämpfen. Nach dem Anschluss des Sudetengebietes an die Tschechoslowakei wurden die deutschen Bewohner vertrieben. Roberto Rosselinis Film „Deutschland im Jahre Null“ aus dem Jahre 1948 war der Anlass für die Troppauer Kulturorganisation OKO, sich mit dem Schicksal und der Zerstörung ihrer Stadt zu beschäftigen. Historischer Hintergrund: Als Österreich-Ungarn am Ende des Ersten Weltkrieges zerfiel, wurde die Region in die neu gegründete Tschechoslowakei und 1938 in das Deutsche Reich eingegliedert. Bis 1945 war Troppau Sitz des Regierungsbezirks Troppau und Zentrum der Ostsudeten. In der Stadt, in der schon

während der Ersten Tschechoslowakischen Republik eine deutschsprachige Mehrheit vertreten war, eskalierten vor und während des Krieges sowie nach Kriegsende die problematischen Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen. Die Ausstellung fasst anhand historischer Objekte, Fotografien, Filmmaterial und Zeitzeugenberichten einige Schlüsselereignisse und Themen zusammen, die von Dezember 1944 bis Herbst 1946 für das deutsch-tschechische Zusammenleben in der Stadt ausschlaggebend waren. Die bewegende tschechische Ausstellung mit Einblicken in das Schicksal einer Stadt und von vielen tausend Menschen kann durch Unterstützung des Oberschlesischen Landesmuseums nun auch in deutscher Fassung präsentiert werden. Das Projekt wird durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gefördert. Die große Jahresausstellung des OSLM „Schlesische Bahnwelten: 175 Jahre Modernität und Mobilität“ ist bis zum Frühjahr 2018 geöffnet.

Achtung Zug! Am 2.9.2017 wird im Schlesischen Museum zu Görlitz die neue Sonderausstellung „Achtung Zug! 175 Jahre Eisenbahn in Schlesien“ eröffnet. Dieser Jahrestag ist übrigens nur eines von mehreren

Jubiläen, die die schlesische Eisenbahn und Görlitz in 2017 feiern. Dazu gehören auch die Einweihung des ersten Bahnhofs in Görlitz und die Aufnahme des regulären Zugverkehrs nach Dresden

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und Berlin beziehungsweise Breslau über Kohlfurt am 1.9.1847 (170 Jahre). Am 31.12.1867 (vor 150 Jahren) wurde die reguläre Eisenbahnverbindung Berlin-Görlitz über Cottbus hergestellt. Der Görlitzer Bahnhof erhielt am 6.9.1917 (vor 100 Jahren) ein neues Empfangsgebäude, das noch heute genutzt wird. Diese Jubiläen sind für das Schlesische Museum zu Görlitz der Anlass, sich in einer Ausstellung der Geschichte der Eisenbahn in Schlesien zu widmen. Auf 270 Quadratmeter Fläche werden ausgewählte Aspekte dargestellt – mit originalen Objekten, historischen Plänen und Fotografien, Modellen und Filmen.

100. Geburtstag von Johannes Bobrowski Bis zum 8.10.2017 zeigt das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg Arbeiten des litauischen Fotografen Arturas Valiauga unter dem Titel „Johannes Bobrowskis Litauen: Beiderseits d e r Memel, z w i schen Osten und Westen“. Die Biographie und das Werk des aus Ostpreußen stammenden Schriftstellers Johannes Bobrowski (1917-1965) liegen dem Projekt zugrunde. Indem Arturas Valiauga die Topographie des Lebens und Schaffens von Johannes Bobrowski und das heutige Erscheinungsbild dieser Orte erschließt, erschafft er eine konzeptuelle Dokumentarfotografie, die die Betrachter auf die Wege Bobrowskis im heutigen Litauen, im Kaliningrader Gebiet und in Deutschland führt. Göllner (1)


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Flucht vor der Reformation

Das Westpreußische Landesmuseum in Warendorf.

Aus Anlass des 100. Geburtstages von Johannes Bobrowski wird auch daran erinnert, dass er in seinen Werken das schwierige Schicksal der Region durch seine eigene Biographie und seine schmerzhaften Erfahrungen in Krieg und Kriegsgefangenschaft wiedergegeben hat, verbunden mit der Trauer über die Auswirkungen des Krieges und die Judenvernichtung. Durch die Verbindung des Werkes von Bobrowski mit der konzeptuellen Dokumentarfotografie von Arturas Valiauga entsteht eine Form des Erinnerns, die europäische Geschichte lebendig macht und zum Nachdenken über Europas Gegenwart und Zukunft anregt.

Danzig zu Gast Im ehemaligen Franziskanerkloster von Warendorf ist bis Mitte Oktober das Nationalmuseum Danzig/Muzeum Narodowe w Gdańsku zu Gast. „Schätze aus der Gemäldesammlung“ ist der Titel der Ausstellung, in der das Westpreußische Landesmuseum gemeinsam mit dem Nationalmuseum Danzig die Sammeltätigkeit des Stadtmuseums und des Nationalmuseums im Bereich der Malerei hervorhebt. Zu sehen sind Gemälde aus dem ausge-

henden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, die dem Realismus, Impressionismus und Expressionismus zuzuordnen sind. Im Mittelpunkt der Sonderausstellung in Warendorf stehen Gemälde von prominenten Sezessionisten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts wie Lovis Corinth (Tapiau 1858-1925 Zandvoort), Emil Nolde (Nolde 18671956 Seebüll) und Max Slevogt (Landshut 1868-1932 Leinsweiler-Neukastel).

Zum ausstellungsbegleitenden Programm gehört der Vortrag von Jutta Fethke M.A. (31.8.2017), die unter dem Titel „Ein Danziger Maler in Berlin“ über Aspekte aus dem Leben und Werk des Malers Friedrich Eduard Meyerheim spricht. Die Kulturreferentin für Westpreußen, Magdalena Oxfort M.A., hält zu Ehren des 100. Todestages den Vortrag „Wilhelm August Stryowski. Ein herausragender Danziger Maler“ (14.9.2017). Mit Stryowski ist übrigens auch die Geschichte des ehemaligen Danziger Stadtmuseums eng verknüpft.

Seit kurzem wurden im DZM Ulm zwei neue Ausstellungen eröffnet. Es handelt sich um die Präsentationen mit dem Titel „Flucht vor der Reformation – Täufer, Schwenckfelder und Pietisten zwischen dem deutschen Südwesten und dem östlichen Europa“ und „Museum machen“. Letztere ist eine Kabinettschau, die den Weg eines Objektes von der Entdeckung bis zur Präsentation aufzeigt und Geheimnisse rund um die Museumsarbeit lüftet. Besucher können

einen Blick hinter die Kulissen des Museums werfen und einzelne Abteilung näher kennenlernen. Am Beispiel einiger Auswanderfamilien aus dem Dorf Gakowa, heute Serbiens werden Exponate vorgestellt, die den damaligen Alltag sowie Aspekte der Flucht und Vertreibung dokumentieren. Konzipiert und gestaltet wurde die Präsentation von den Bundesfreiwilligen Ronja Kieft und Fabian Unsöld. Die Kabinettschau ist bis zum 19.11.2017 zu besichtigen.

Herbstprogramm startet mit Lesung Nach der Sommerpause startet das HDO München sein Herbstprogramm am 7.09. um 19.00 Uhr mit der Schriftstellerin Iris Wolff, die ihren neuen Roman „So tun als ob es regnet“ vorstellt. Die preisgekrönte Autorin ist eine gebürtige Siebenbürgerin, die im HDO bereits mehrere Leseabende mit ihren Romanen „Halber Stein“ und

43 „Leuchtende Schatten“ geboten hatte.

Konzert des tschechischen Undergrounds Vom 1.08. bis zum 31.08. bleibt das Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus für den öffentlichen Publikumsverkehr geschlossen. Das Herbstprogramm startet am 1.9. mit der Eröffnung der deutsch-polnischen Ausstellung „In der Wahrheit leben – Aus der Geschichte von Widerstand und Opposition in den Diktaturen im 20. Jahrhundert“. Einführungsvorträge bieten Dr. Katja Schlenker, Kuratorin GHH, Thorsten Nolting, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Düsseldorf und Manfred Binder, Keyworker Oberkasselplus. Die Wanderausstellung der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung aus dem niederschlesischen Kreisau zeigt am Beispiel ausgewählter Biografien oppositionelles, widerständisches Handeln gegen den Nationalsozialismus und in kommunistischen Diktaturen der ostmitteleuropäischen Länder nach dem Zweiten Weltkrieg – in Polen, der Tschechoslowakei, in der DDR. Ein Schwerpunkt des in Düsseldorf gezeigten Programms liegt auf dem Widerstand des „Kreisauer Kreises“, einer Gruppe, die sich 1940 um Helmuth James Graf von Moltke und Peter Graf Yorck von Wartenburg bildete und deren gewaltfreies Ziel eine staatliche und gesellschaftliche Neuordnung für Deutschland nach dem Ende des NSRegimes war. Die Dokumentarschau ist im GHH bis zum 16.10.2017 zu besichtigen. Dieter Göllner


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PERSONALIEN Bundesverdienstkreuz und Orden von Ermland-Masuren für Manfred Schukat Der Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern sowie des Bundes der Vertriebenen in Vorpommern e.V., Manfred Schukat, hat zwei hohe staatliche Auszeichnungen erhalten. Am 3. Mai 2017 verlieh ihm Ministerpräsident Erwin Sellering in Schwerin im Auftrag des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz am Bande „für sein langjähriges Engagement um die Aussöhnung und friedliche Verständigung der Völker in Europa“. Manfred Schukat ist ein Brückenbauer zwischen den deutschen Vertriebenen und den heute in der alten Heimat lebenden Polen, Russen, Litauern und Tschechen. Gewürdigt wurden auch die großen Heimattreffen in Mecklenburg-Vorpommern, die Manfred Schukat seit 25 Jahren organisiert und die jährlich tausende Vertriebene aus Ost und West zusammengeführt haben. Am 17. Juni 2017 wurde Manfred Schukat der Verdienstorden von Ermland und Masuren (Warmia i Mazury) verliehen. Vor fast 1.000 Teilnehmern nahm Vize-Marschall Miron Sycz diese höchste Ehrung der polnischen Woiwodschaft während des 26. Sommerfestes der deutschen Minderheit in Osterode (Ostróda) vor. Der Dachverband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren hatte die Auszeichnung ohne Wissen des Geehrten beantragt, weil Manfred Schukat sich seit über 25 Jahren in großem Maße für Verständigung und persönliche Kontakte zwischen Deutschen und Polen in seiner Heimat Ostpreußen engagiert. Die ihn begleitende Busgesellschaft von über 50 Teilnehmern überbrachte zum Sommerfest in Osterode am Drewenzsee musikalische Grüße aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Ehrung von Manfred Schukat wurde als besonderes Willkommen in der alten Heimat gewertet. Goldenes Verdienstkreuz des Präsidenten der Republik Polen für die Vorsitzende der DSKG Breslau Am 14. Juni zeichnete der Niederschlesische Woiwode Paweł Hreniak im Namen des Präsidenten der Republik Polen Andrzej Duda aktive Vertreter der in Breslau lebenden Minderheiten mit Verdienstkreuzen aus. Unter den Ausgezeichneten waren engagierte Mitglieder der karaimischen, tatarischen, jüdischen, weißrussischen, ukrainischen, armenischen und deutschen Gesellschaften. Der Vorsitzenden der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft in Breslau Frau Renate Zajączkowska wurde das goldene Verdienstkreuz des Präsidenten der Republik Polen verliehen.

In seiner Ansprache gratulierte der Woiwode den Ausgezeichneten und dankte ihnen für ihre Offenheit, ihr Engagement und Dialog mit der Mehrheit, aber auch dafür, dass sie stets bereit sind ihre Identität zu bewahren. Im Namen aller mit dem Verdienstkreuz Geehrten dankte die Vorsitzende der Karaimer. Sie betonte, dass das wichtigste was wir besitzen, also die Sprache, Kultur, Sitten und Religion uns unsere Vorfahren vermacht haben und unsere Pflicht ist es das alles für die nächsten Generationen zu bewahren. Abschließen fanden musikalische Darbietungen statt. Die Brüder Sauegh spielten armenische Lieder und Michał Kuliczenko sang ukrainische und karaimische Liebeslieder. Wir gratulieren Frau Zajączkowska herzlich zu dieser ehrenvollen Auszeichnung. Zum Tode von Dr. Sieghard Rost: Ein Pommer in Nürnberg Bereits am 25. April 2017 ist Dr. Sieghard Rost, unser treuer Freund und Ehrenmitglied des Bundesvorstandes der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge (OMV/UdV), im Alter von 95 Jahren in Nürnberg verstorben. Sieghard Rost war ein Pommer, der durch den Zweiten Weltkrieg, durch Flucht und Vertreibung nach Franken gekommen war. Geboren wurde er am 7. November 1920 in Woldisch Tychow bei Köslin. Auf das Abitur am Kösliner Gymnasium folgte der Einzug zum Kriegsdienst. 1944, am Tage seiner Hochzeit, musste er die Heimat verlassen. Los ließ sie ihn nie. Nach dem Krieg studierte Rost Geschichte und Germanistik in Erlangen, promovierte dort zum Dr. phil. und stieg als Philologe in Weißenburg und Nürnberg zum Oberstudiendirektor auf. Die Heimat seiner Frau wurde für ihn zur „zweiten Heimat“. Er war ein allseits geachteter Lehrer, der vielen namhaften bayerischen Politikern schon während der Schulzeit den Weg wies. Politisch betätigte er sich für die CSU, ab 1963 als Stadtrat in Nürnberg und dann von 1970 bis 1990 als Mitglied des Bayerischen Landtages. Dort arbeitete er für die Region Mittelfranken, besonders in der Kultur- und Bildungspolitik, und trug maßgeblich zum Aufbau eines Regionalstudios des Bayerischen Rundfunks in Nürnberg bei. Seiner pommerschen Herkunft und seines klaren Eintretens für die Einheit Deutschlands wegen wurde Sieghard Rost Fraktionssprecher für Vertriebene und Aussiedler und in der Nachfolge Willi Luckes 1977 Vorsitzender der Union der Vertriebenen der CSU (UdV). Seit 1977 war er Mitglied des OMV-Bundesvorstandes und seit 2001 dessen Ehrenmitglied. Helmut Sauer

Privat (3)


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Aus den Verbänden

Termine der Mitgliedsverbände Alle dem Bundesverband gemeldeten Termine für die kommenden Monate September 02.09. BdV-Bundesverband Zentrale Auftaktveranstaltung zum Tag der Heimat Berlin 02.09. BdV-Bundesverband Kranzniederlegung Berlin 09.09. LV Niedersachsen Tag der Heimat Hannover 09.09. LV Hamburg Gottesdienst Hamburg 16.09. LV Thüringen Tag der Heimat in Thüringen Erfurt-Alach 17.09. LV Baden-Württemberg Tag der Heimat Stuttgart 17.09. LV Hessen Zentraler Tag der Heimat Wiesbaden 17.09. LV Hamburg Tag der Heimat Hamburg 22.-23.09. LV Baden-Württemberg Landeskulturtagung des BdV und der Sudetendeutsche LM Stuttgart 22.-24.09. LM Westpreußen Westpreußen-Kongress Warendorf 22.-24.09. LM Ostpreußen Geschichtsseminar Helmstedt 23.09. LO, LG Meck.-Vorpommern 25. Landestreffen Mecklenburg-Vorpommern Schwerin 25.-28.09. LV Thüringen Begegnungsseminar in Schlesien Lubowitz 26.-28.09. LM Schlesien Frauentagung Königswinter

Oktober 29.09.-01.10. Frauenverband im BdV Herbsttagung „Angekommen ...“ Helmstedt 06.-07.10 Bauernverband der Vertriebenen Jahrestagung Bad Sassendorf 07.10. LV Hamburg 2. Historischer Heimatmarkt Hamburg 08.-12.10. Pommersche LM Verständigungspolitische Tagung Külz 15.10. LM der Banater Schwaben 20. Bundestreffen der Banater Chöre Gersthofen 21.-23.10. LM Ostpreußen 11. Kommunalpolitischer Kongress Allenstein

November 03.-04.11. Karpatendeutsche LM Slowakei Bundeskulturtagung Stuttgart 03.-05.11. LM Schlesien Kulturreferententagung Königswinter 03.-05.11. Verband der Siebenbürger Sachsen Tagung der Kreisgruppenvorsitzenden Gundelsheim 03.-05.11. LM der Banater Schwaben DBJT-Brauchtumsseminar für Jugendliche Bad Wurzach 04.-05.11. LM Ostpreußen Ostpreußische Landesvertretung Wuppertal 05.-08.11. LM Ostpreußen Kulturpolitisches Seminar für Frauen Helmstedt 11.11. LM Westpreußen/Deutsche Minderheit: Herbstkonferenz Thorn 13.-19.11. LM Ostpreußen Werkwoche Helmstedt 17.-19.11. Deutsch Baltische Gesellschaft Internationale Kulturtag/Mare Balticum Darmstadt 18.11. LV Hamburg Christkindlmarkt Hamburgt 27.11. LV Hamburg Stunde der Begegnung Hamburg

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BdV-Präsident trifft Vertreter der Landsmannschaften Nürnberg (dod) Klare Kante, wie nicht anders gewohnt, zeigte Der Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV) Dr. Bernd Fabritius MdB bei einem Treffen mit Vertretern von Landsmannschaften und Aussiedlerverbänden am 16. Juli im Haus der Heimat in Nürnberg. Eingeladen und begleitet von seinem Nürnberger Bundestagskollegen Michael Frieser, Innen- und rechtspolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe, Beauftragter für den demografischen Wandel der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, zeigten beide Politiker eine Reihe von aktuellen Fakten und Positionen des BdV auf und beantworteten Fragen. Dabei ging es zunächst um das große Thema Flüchtlingspolitik. Wir Aussiedler und Vertriebene haben aus unserer Geschichte heraus Empathie für verfolgte Menschen. Die heutige Flüchtlingskrise steht dem Flüchtlings- und Vertreibungsdrama der Deutschen nach 1945 in ihrer Tragik zwar nicht nach, Differenzierung tut jedoch not. Beim Vergleich der beiden Phänomene wird deutlich, dass es sich nach 1945 um Landsleute handelte, die in ein zerstörtes Land kamen und sich hier jahrelang bewähren mussten, bis ihre Integration gelang. Diese Vertriebenen und Flüchtlinge sind dann mitverantwortlich für den Aufschwung Deutschlands. Ihre Integration war ein langer Prozess mit großem Erfolg. Die Flüchtlinge heute kommen in ein wirtschaftlich und gesellschaftlich stabiles Land mit großen Ressourcen. Die Willkommenskultur im Jahre 1945 und 2015 unterscheiden sich deutlich. Der Missbrauch des Asylrechts und

Nachrichten der Genfer Konvention wird abgelehnt.

Geschichte der Vertreibung wachhalten München. (dod) „Unterbringung und Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen vor 70 Jahren und heute“ lautet der Titel eines Schulprojekts, das der Landkreis Roth gemeinsam mit dem „Haus des Deutschen Ostens“ in München für das neue Schuljahr plant. Lehrerinnen und Lehrer der Realschulen, der Gymnasien und der Wirtschaftsschulen waren zu einer ersten Informationsveranstaltung über dieses Projekt eingeladen. Auch mehrere Mitglieder der Sudetendeutschen Landsmannschaft Allersberg waren dabei. Andreas Otto Weber, der Direktor des „Haus des Deutschen Ostens“, lieferte einen Impulsvortrag, anschließend wurde das Projekt vorgestellt. „Das Projekt soll Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit geben, sich mit den Themen Flucht und Heimat zu beschäftigen und dabei die Geschichte der Nachkriegszeit mit ihrer heutigen Lebenswelt zu verknüpfen“, erklärte Kreisheimatpflegerin Haberlah-Pohl. „Es kommen Menschen in unser Land, die integriert werden möchten.“ Die Schüler erlebten dies in ihrem Alltag und manche von ihnen hätten eventuell sogar Heimatvertriebene in der Familie oder in der Verwandtschaft. „Es gibt Berührungspunkte“, so die Kreisheimatpflegerin, „wir haben nach 1945 viele Heimatvertriebene aufgenommen und auch heute haben wir viele Flüchtlinge im Landkreis.“ „Wir wollen alle Schüler anregen, sich mit dem Thema Flucht und Vertreibung

zu beschäftigen“, betonte Annett Haberlah-Pohl, „sie sollen kompakte fachliche Informationen erhalten.“ Lehrkräfte, die bei dem Projekt mitarbeiten möchten, können sich an Kreisheimatpflegerin Annett HaberlahPohl oder an Jörg Ruckriegel (joerg.ruckriegel@landratsamt-roth.de) wenden.

Ein weiterer Schritt zur Kooperation Magdeburg. (dod) Das gute Verhältnis zwischen dem Bauernverband der Vertriebenen (BVdV) und dem Heimatverdrängten Landvolk (HvL) fand jetzt seinen Ausdruck in der zweiten gemeinsamen Sitzung in diesem Jahr. Anfang Juli trafen sich beide Vorstände, um die weiteren gemeinsamen Schritte auf dem Wege zur Kooperation zu besprechen. Als Gast des BVdV, der assoziierter Verband zum Deutschen Bauernverband (DBV) ist, konnte Frau Präsidentin Salomon an dem 1. Veranstaltungstag teilund ihrerseits nehmen Gespräche mit einigen Repräsentanten der Landwirtschaft führen. Weiterhin ergaben sich Gespräche mit dem Landesbauernverband SachsenAnhalt, der positiv auf eine Übernahme der Patenschaft mit dem schlesischen Bauernverein reagierte. In den kommenden Monaten soll der bereits erarbeitete erste Satzungsentwurf, der später sowohl für HvL wie auch BVdV Gültigkeit haben soll, den Anforderungen angepasst werden, damit die Gemeinnützigkeit erhalten bleibt. Weiter wurde die Planung der Jahrestagung des BVdV in Haus Düsse am 06./07. Oktober besprochen, zu der Stephan Grigat als Redner gewonnen werden konnte.

DOD 04/2017

IMPRESSUM

Herausgeber und Verlag: Bund der Vertriebenen – Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände e.V.

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Chefredaktion: Markus Patzke

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Erscheinungsweise: zweimonatlich

Bezugspreis im Jahresabonnement: 48,- Euro für BdV-Mitglieder 36,- Euro Abdruck nach Vereinbarung. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.


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AUSSTELLUNG: „DIE GERUFENEN“ Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa AUSSTELLUNG: „ERZWUNGENE WEGE“ Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts AUSSTELLUNG: „“ANGEKOMMEN“ Die Integration der Vertriebenen in Deutschland AUSSTELLUNG: „VERSCHWUNDEN“ Orte, die es nicht mehr gibt

ZgV - Zentrum gegen Vertreibungen

Organisationsbüro: Godesberger Allee 72-74 | 53175 Bonn | Telefon: 0228 - 81007-0 | E-Mail: info@z-g-v.de Besuchen Sie uns auch auf unserer Homepage: www.z-g-v.de


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