MarketingDigest #63

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www.werbeliebe.de

WS 2014/15 - Ausgabe #63


liebt dich mehr als deine mutter.

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MD #63 -Panik

15./16 . april 2015


Vorwort Keine Panik! In Zeiten von Ebola, der IS und den Vorgängen in der Ukraine aufgrund dessen, dass Putin den Kalten Krieg wieder in der Mirkowelle aufwärmt, ist es nötig, dass die Menschen wieder etwas Halt bekommen. Deshalb bietet der Marketing Digest wieder einmal Unterhaltung und Aufklärung über einige wichtige Themen, wie immer inklusive Auslands- und Praxiserfahrungen. So wie manche Leute bereits Panik bekommen, wenn auf der Autobahn hinter ihnen jemand Lichthupe gibt, werden andere erst unruhig, wenn die ganze Welt aus den Fugen zu geraten scheint. Dabei reicht das Spektrum von der Digitalisierung unseres Lebens bis zum Gendering der Welt. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie die NSA oder Ihren MD! Viel Spaß beim Lesen wünschen Christine Schwarz und Ömer Gör!

MD #63 - Panik

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CAFE.BAR.LOUNGE.CLUB

Das Ozon ist seit 20 Jahren beliebter Treffpunkt in mitten von Pforzheim. Die Caf辿 Bar 端berzeugt tags端ber als gem端tliche Lounge und verwandelt sich Freitag und Samstag abends, mit renommierten electronic DJs zu einem pulsierenden Club im Pforzheimer Nachtleben. Mo-Do Fr Sa So

08-01 08-05 11-05 11-01

Uhr Uhr Uhr Uhr

www.facebook.de/ozon.process www.ozon-club.de www.instagram.com/ozonpforzheim

Bahnhofplatz 2 75175 Pforzheim

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MD #63 -Panik


Inhalt

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PANik!

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The Shop must go on

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Shit kein Internet

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Gendering - ein Kommentar

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Winter is comming

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Lifeloggin / dear Diary

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#fuckfacebook

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Weihnachtskonsum Märchen

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Alles Plastik - Breaking Mad

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Wahn!Sinn?

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Auslandsjahr Mexiko

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Study abroad? Don‘t panic

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BONAGO

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Ich bin doch hier, um zu lernen

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Ein Praktikum in Californien

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A long hot summer

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Kernwert: Gänsehaut

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Impressum

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PANik! Ich ziehe euch in einen Mythos ... folgt mir, dann versteht ihr, was ich meine. Geburt: Wisst ihr, wie es ist, wenn das Allererste, was euch ihm Leben widerfährt, Abscheu in ihrer reinsten Form ist?! Es brennt sich in euren Kopf ein, lässt euch nicht los, lässt euch nicht schlafen, lässt euch nicht denken. Es brennt sich tief in mir ein und findet seinen Platz neben dem Geräusch dieses unerträglichen Flatterns und ich schaffe es nicht, es aus meinem Kopf rauszuholen, schaffe es nicht, es auch nur für eine Millisekunde abzustellen. Also stört meinen Frieden nicht in jener Hitze, sonst erklingt ein Schrei, so grässlich, so ohrenbetäubend, dass ihr spürt, wo das Wort „Panik“ seinen Ursprung hat. Schein: Ich bin zweigeteilt, seht ihr? Animalisch und menschlich, und ich weiß, ihr fürchtet euch davor, während ich jedoch über eben diese Furcht lache und auf den Opfern eurer Angst tanze und musiziere. Mich in eurem Leid suhle und sehe, wie ihr einen Bruchteil dessen fühlt, was ich fühle, nur damit ich am Ende eures Leids an ihren Anfang zurückspule. Also stört meinen Frieden nicht in jener Hitze, sonst erklingt ein Schrei, so grässlich, so ohrenbetäubend, sodass ihr spürt, woher das Wort „Panik“ seinen Ursprung hat. Ablenkung: Der Klang meines Flötenspiels, schön nicht wahr?! So bittersüß klagend, so schmerzhaft, schmerzhaft wie die Seele einer Liebe, die ich zerteilte, sie brach, und jetzt tanze ich und musiziere mit den Liebesüberresten. Also stört meinen Frieden nicht in jener Hitze, sonst erklingt ein Schrei, so grässlich, so ohrenbetäubend, dass ihr spürt, wo das Wort „Panik“ seinen Ursprung hat. Bewusstsein: Egal, wie sehr ihr euch versteckt, was euch quält, sucht es euch nicht, denn es ist immer bei euch, ich habe es versucht, versuche immer noch vergeblich meinen Geist mit allen Mitteln und zu jedem Preis zu täuschen, werfe Werte und Moral über Bord, doch nichts half, nichts hilft, nichts wird je helfen. Also stört meinen Frieden nicht in jener Hitze, sonst erklingt ein Schrei, so grässlich, so ohrenbetäubend, dass ihr spürt, wo das Wort „Panik“ seinen Ursprung hat. Schlussstrich: Und letztendlich rufe ich meinen eigenen Tod herbei, ob Trick oder Tatsache ist für mich Nebensache, wichtig ist, dass ich den Tod fühle. Euch hingegen frisst diese Ungewissheit auf und, obwohl es niemanden mehr gibt, den man in jener Hitze stören kann, keinen Schrei, der erklingt, bleibt euch trotzdem noch dieses eine Gefühl und ihr wisst wo das Wort „Panik“ seinen Ursprung hat.

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Der Autor: René Bogatscher 2. Semester Visuelle Kommunikation

„Früher war mehr weniger Lametta.“


The Shop must go on Keine 50 Kilometer entfernt liegt unsere schöne Landeshauptstadt Stuttgart. Ihr bestbekanntes Areal ist die Königsstraße mit ihren facettenreichen Geschäften und dem Schlossplatz als Mittelpunkt. Was könnte schöner sein als ein gemütlicher Bummel durch die Fußgängerzone? In der Marienstraße, sozusagen der Verlängerung der Königsstraße, gibt es eine Neuerung – mit 25.000 m2 sogar eine ziemlich große. Ein neues Einkaufszentrum namens Gerber wurde aus dem Boden gestampft. Die 86 neuen Läden sind am Rande der Innenstadt gut zu erreichen. Doch in der Ferne hebt sich ein monströser Schatten ab, der dem Gerber einen Strich durch die Rechnung macht. Nur einige Tage später hat das Milaneo eröffnet. Dort findet man alles, was das Herz begehrt. In 200 Geschäften auf einem Haufen – verteilt auf 43.000 m2 - gibt es nichts, was es nicht gibt. Von einem Fantasy-Shop über Küchengeräte bis zu den üblichen Bekleidungsartikeln aller Art – es ist eine wahre Herausforderung sich durch die monströsen Bauten hindurchzushoppen. Die Modeunternehmen H&M, Zara, Vero Moda und Jack& Jones haben im Milaneo ihre größte Stuttgarter Filiale eröffnet, Mango sogar die deutschlandweit größte. Das ist ein wahrer Segen, falls beispielsweise eine Vero Moda-Kundin das Teil, in das sie sich spontan verliebt hat, im Geschäft auf der Königsstraße und in der ebenfalls neu eröffneten Filiale im Gerber doch einmal nicht mehr in der richtigen Größe bekommt. Bei der beliebten Kette H&M ist der Fall noch klarer. In den vier Ablegern auf der Königsstraße, dem neuen Store im Gerber und dem neuen Riesen im Milaneo ist es eigentlich absolut unmöglich nicht fündig zu werden. Andererseits muss man dem Milaneo auch zu Gute halten, dass wirklich einige Neuerungen nach Stuttgart gekommen sind. Dazu gehören beispielsweise die beliebten Retailer Pull & Bear und Bershka sowie die allseits umstrittene irische Modekette Primark. Von vielen für seine unerklärlich niedrigen Preise vergöttert, steht Primark gleichzeitig stark in der Kritik bei denjenigen, denen der ethischen Aspekt hinsichtlich der billigen Produktion mit menschenverachtenden Arbeitsbedingungen missfällt. Dabei stellt sich allerdings gleichzeitig die Frage, ob die Voraussetzungen bei anderen Ketten im niedrigen Preissegment anders sind. An Kundschaft mangelt es letztendlich nicht. Samstags ist es bei der neuen Filiale Gang und Gäbe, dass man sich anstellen muss, um den Primark-Shop überhaupt betreten zu dürfen. Mit seiner Lage hat das Milaneo einen Nachteil gegenüber dem Gerber. Für die riesige Anlage, in die auch noch ein Hotel mit 165 Zimmern und 415 Mietswohnungen und Büroflächen integriert werden sollen, ist ein enormes Areal notwendig. Dieses liegt im Europaviertel, fünf Gehminuten oder eine UBahnHaltestelle vom Hauptbahnhof und gleichzeitig vom Rande des Stadtkerns entfernt. Das Center-Management sieht das allerdings etwas großzügiger und zählt sich noch zum Stadtzentrum dazu. Wie kommt man auf die Idee einen solchen Koloss ins Leben

zu rufen? Die City-Initiative gibt eine Antwort: „Wir können nur gemeinsam für Stuttgart kämpfen und den Standort attraktiver machen.“ (laut stuttgarter-wochenblatt.de) Ist Stuttgart denn nicht attraktiv genug? Soll ein neues Milaneo mit einem neuen H&M und einem neuen C&A Stuttgart zu einer neuen FashionMetropole machen? Die Meinungen über die Zentren sind nicht durchweg positiv. Mancher wenig Modebegeisterte fragt sich, ob der Bau der beiden Mammutprojekte sinnvoll war. Denn eines ist nicht zu leugnen: unzählige neue Geschäfte haben eröffnet, doch die Zahl der Käufer in der Region ist gleich geblieben. Durch Anbieter wie Primark, die durch unschlagbare Preise ihren Konkurrenten den Schweiß auf die Stirn treiben, ist der Druck in der Modebranche hoch wie noch nie. Dies wird durch die neu hinzugekommenen Geschäfte natürlich nicht leichter. Wenn nun jedoch auch noch einzelne Anbieter diverse Filialen auf engem Raum streuen, entsteht ein paradoxes Phänomen, das die Experten als Kannibalisierungseffekt bezeichnen. Firmen schnappen sich ihre eigenen Kunden weg und fressen sich dadurch selbst auf. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Befürchtung, dass die Innenstadt darunter leidet. Wenn sich die kaufkräftigen Einkäufer mehr und mehr in die Shoppingzentren zurückziehen, ist auf der legendären Flaniermeile natürlich weniger los. Wird die Königsstraße durch die zwei Neuen ausgeblutet? Das liegt einzig und allein in der Hand des Kunden. Hier teilen sich die Fronten zwischen dem gnadenlosen Schnäppchenjäger, der gerne von einem zum nächsten Geschäft sprintet, und dem kulturliebenden Bummler, der sich auch gerne einmal in der Mittagssonne am Schlossplatz in entspannter Atmosphäre einen Cappuccino gönnt. Selbst Prognosen von Marketingstrategen sind beinahe genauso sicher wie die Arbeitsbedingungen einer Fabrik in Bangladesch. Wer letztendlich die Überhand gewinnt, muss die Zukunft erweisen.

Die Autorin: Christine Schwarz 3. Media Managment und Werbepsychologie

„Verletzte Kinder kriegen eher Schokolade.“

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Shit kein Internet! Da ich keine Lust habe in überfüllten Städten nach Schnäppchen zu jagen, schaue ich mir die neuesten Schuhtrends im Internet an. Dabei klicke ich mich durch die verschiedensten Websites, um das perfekte Paar zu finden. Schon praktisch, dass ich die gerade angeschauten Schuhe auch auf anderen Seiten angeboten bekomme. Immer wieder poppen die süßen kleinen Fensterchen mit Schuhen auf und ich klicke im Kaufrausch natürlich sofort alles an. Geil, dass das Internet genau weiß, was mir gefällt und auf welche Trends ich gar nicht hereinfalle. Oh ja, die Roten, die sind der absolute Hammer! Die muss ich haben! Sofort klicke ich sie an, höre in meiner Vorstellung schon die Klingel des Paketboten und meinen ohrenbetäubenden Schrei vor Glück. Aber was ist das? Der blöde Balken bleibt einfach stehen, rückt keinen Zentimeter mehr nach vorne oder zurück. Zudem klebt so ein blödes Kreisding an meiner Maus und dreht völlig durch! Ich übrigens auch. Die ganzen anderen Shopaholics haben bestimmt schon Lunte gerochen und die Fährte der heißen Treter aufgenommen. Ich muss unbedingt die Roten in meinen Warenkorb legen und zu mir nach Hause liefern lassen. MEIN SCHATZ. Es kann nicht wahr sein, ich brauche diese Schuhe. Scheiß Internet!

hämmern. Gut, dass mich mit meinem schon rot angelaufenen Kopf keiner sehen kann. Bevor der Schwindel zurückkommt oder ich noch einen Herzinfarkt bekomme, versuche ich mich zu besinnen und entscheide mich einfach normal weiter zu atmen. Aktualisieren.

Phase 5: Herzklopfen Leider zu spät, mein Herz fängt vor Atemnot schon an zu rasen. Ich kann nur noch an die verlorenen Schuhe denken. Die Roten sind bestimmt mittlerweile im Besitz einer Anderen. Als ob nicht der heiße Typ aus der Nachbarwohnung nur darauf gewartet hat, mich in den neuen Schuhen umher stöckeln zu sehen. Unfassbar, dass er jetzt der Anderen hinterher laufen wird. Aktualisieren.

Phase 6: Aggressionen Was soll der Scheiß! Dieses Internet zerstört meine komplette Zukunft. Mein Mann, meine Kinder, mein Hab und Gut, MEIN SCHATZ! Alles weg! Aggressiv Aktualisieren. Es passiert Nichts! Voller Wut lasse ich die Maus gegen die Wand fliegen.

Phase 7: Einsicht Phase 1: Problem-Identifikation Was macht man bitte wenn die Internetverbindung weg ist? Ahhhh, eine Idee. Einfach mal die Seite aktualisieren. Ich drücke ein paar Mal stupide hintereinander auf den kreisrunden Pfeil, der mir normalerweise zu einer neuen Ansicht der gewünschten Schuhseite verhilft. Erfolglos. Warum verdammt funktioniert das denn jetzt nicht?

Phase 2: Nervosität Ein leichtes Schwindelgefühl macht sich über meinen Gleichgewichtssinn her. Dem Schwindel folgt ein heller Ton in meinen Ohren. Er lässt mich aufhorchen und ich merke, wie mich die Situation der Internetlosigkeit ziemlich aus der Bahn wirft. Die Nervosität kocht in mir, die Hitze steigt mir zu Kopf und kommt mir förmlich aus den Ohren. Aktualisieren.

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STOPP!! Drehe ich gerade total durch? Hier geht es nur um ein dummes Paar Schuhe. Das Internet sollte nicht die Macht über mein komplettes Leben haben und kann bestimmt nicht entscheiden, wie meine Zukunft verlaufen wird. Außerdem laufen die Schuhe ja nicht weg. Vielleicht sollte ich die Cookies deaktivieren, um dem Targeting keine Chance zu lassen. Das Zielgruppenorientierte Platzieren von Produkten geht mir tierisch auf den Keks. Immer wieder klicke ich alles an und bestelle mir das 100ste Paar roter Schuhe. Komplette Manipulation, dieses Targeting. Scheiß auf Cookies, ich geh‘ Kekse essen!

Die Autorin:

Phase 3: Hitzewallung

Romina Kraus

Da ich Angst habe, dass die Hitze meinen Körper sprengt – ziehe ich mich aus. Krass, zu was mich dieses Internet alles bringt. Hatte wirklich nie damit gerechnet, dass ich mich irgendwann einmal vor meinem Bildschirm ausziehen müsste. Trotz meiner leichteren Bekleidung fühle ich mich total beklommen und eingeengt von meiner Selbst. Aktualisieren.

4. Semester BW/Marketingkommunikation und Werbung

Phase 4: Hyperventilation

Die Autorin:

Meine anfängliche Nervosität hat sich über schwaches Atmen bis hin zur Schnappatmung ausgedehnt. Ich versuche normal ein und aus zu atmen und wie gewohnt die Luft in meine Lungen strömen zu lassen. Dabei fühle ich mich nur wie ein Presslufthammer, der krankhaft versucht viel Sauerstoff in sich rein zu

Selina Rieser

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„Keep on Walking.“

4. Semester BW/Marketingkommunikation und Werbung „Das Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt..“


Gendering - Ein Kommentar Jeden Tag 2 Kugeln Eis für 135 Jahre, 6666 Barbiepuppen oder 6,5 Millionen A6-Flyer mit der Aufschrift „Bitte mehr ObenOhne-Demonstrantinnen“ ist es scheinbar den Studenten im Herrschaftsbereich des Studentenwerk Karlsruhe wert, dass selbiges ab sofort unter dem Namen „Studierendenwerk“ seiner Tätigkeit nachgehen soll. Vielleicht gerechtfertigt, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Eis nur an einen Menschen gehen würde und die meisten von uns aus dem Barbie-Alter herausgewachsen sind. Schließlich müssen sich ab sofort ca. 23.000 Studentinnen nicht mehr fragen, ob sie sich auch angemessen von dieser Einrichtung vertreten fühlen oder warum sie Studentenwerksbeitrag zahlen müssen, auch wenn nur ihre männlichen Kollegen in dem Namen eben jener Gebühr vertreten sind. Oder aber sie hätten die knapp über 4 Euro, welche die Aktion umgerechnet pro weiblichem Kopf gekostet hat, doch lieber am Ende des ersten Semestermonats noch übrig gehabt, um noch Tomaten und einige Äpfel zu den soßenlosen Spaghetti essen zu können, nachdem das Studentenbudget – Entschuldigung, Studierendenbudget – schon für die eine oder andere Sauftour raus gehauen wurde.

sich nicht mit Genderdebatten aufhält und sich von dem „es“ in der Sprache benachteiligt fühlen. Dä Kaninchen kann uns dazu bestimmt noch etwas mehr sagen. Nicht zuletzt sei erwähnt, dass ich bisher noch nie eine einzige Frau getroffen habe, die wirklich auf das Gendern des Studentenwerks – oder insgesamt der Sprache – bestanden hätte. Und das liegt nicht daran, dass ich den Kontakt zu Frauen vermeiden würde. Der Grund für dieses ganze Problem scheint jedenfalls – verzeiht bitte den weniger eleganten Versuch den Bogen zum Ausgabentitel zu schließen – entweder die Panik, in Nuancen von der gerade sehr modernen political correctnes abzuweichen, zu sein. Oder aber die Panik, wir könnten Geld, Zeit und Energie für wichtigere Themen verschwenden. Wie beispielsweise Eis.

Die Frage, die sich nämlich stellt, ist, ob dieser Aufwand tatsächlich sein Geld wert ist. Aus BWLer Sicht ist ein „NEIN!“ schon von vornherein klar. Alleine wegen dem Eis. Aber wollen wir mal den sozialen Nutzen betrachten. Man kann anführen, dass eine gleichberechtigende Sprache das soziale Klima beeinflussen kann. Wenn wir uns schon in unserem täglichen Sprachgebrauch von der maskulinen Vorherrschaft entfernen, dann könnte sich das unterbewusst auf unsere gesamte Geschlechterwahrnehmung auswirken. Allerdings lässt sich hierzu sagen, dass es andere Sprachen gibt – den meisten Lesern sollte die englische bekannt sein – die weit weniger geschlechtstechnisch differenziert sind. The student kann eine Frau ansprechen, einen Mann oder auch einen spontan zur höheren Bildung bereiten Hund. Dennoch liegen beispielsweise die USA – fleißige Anwender des Englischen – in Sachen Gleichberechtigung im Ranking zurück1. Nicht, dass dies ein Beweis wäre, dass eine eher gegenderte Sprache eine Benachteiligung von Frauen verursacht. Aber es zeigt, dass es eben auch nicht der einzige Schlüssel zur allgemeinen Gleichstellung ist. Apropos Gleichstellung – warum hat eigentlich noch niemand an die Gleichstellung der Männer in der Sprache gedacht? Denn abgesehen davon, dass wir alle über DIE Straße in DIE Mensa gehen, um EINE Currywurst zu essen, ist der gesamte Plural unserer Sprache weiblich, da „die“. DIE Studierenden, DIE Lehrkräfte. Dieser Überhang an femininer Sprachbestandteile in der Mehrzahl könnte auch als diskriminierend gesehen werden. Vielleicht sollte man einfach den sich ohnehin verbreitenden Slang übernehmen und als Artikel „dä“ verwenden. Ich esse dä Schokolade, während ich dä Artikel über dä Problem mit dä Gender schreibe. Dann hätte man auch gleich vorgesorgt, sollte eine andere Spezies den Menschen an Intelligenz überholen, da sie

Der Autor: Dennis “Benny” Gleiss 5. Semester BW/ Werbung „What is the most resilient parasite? Bacteria? A virus? An intestinal worm?An idea.“

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Winter is coming... …und ADHS-light auch? Was haben Tyrion Lannister, Walter White und Ted Mosby gemeinsam? Sie alle sind Teil eines Phänomens, das sich in den letzten fünf bis zehn Jahren weltweit ausgebreitet hat – massenhafter Konsum von TV-Serien. Die Protagonisten und ihre Geschichten aus Game of Thrones, Breaking Bad und How I Met Your Mother scheinen etwas an sich zu haben, das vornehmlich junge Menschen überall auf der Welt begeistert. Einerseits sind es oftmals hervorragend und mit viel Aufwand produzierte Formate. Andererseits scheint auch die Darreichungsform und damit einhergehende eingeschränkte Länge der einzelnen Episoden ein Teil des Erfolges zu sein. Denn Episodenlängen zwischen 20 Minuten und 60 Minuten verlangen nicht die Menge an Aufmerksamkeit wie ein Spielfilm. Von einem Buch gar nicht zu sprechen, dessen vollumfänglicher Konsum auch mal gut und gerne 24 Stunden in Anspruch nehmen kann, wenn es sich um einen entsprechenden Wälzer à la Stephen Kings „Es“ handelt. Und sollten wir uns doch einmal dazu hinreißen lassen ein Buch zu lesen, dann müssen wir schon auf unseren 2nd Screen verzichten, weil hier dann doch 100 Prozent Aufmerksamkeit verlangt werden. Also doch lieber ein Film? Doch wer steht diese zwei Stunden schon noch am Stück durch, ohne nebenher zu internetten, facebooken oder zu whatsappen. Genau für diese Aufmerksamkeitslegasthenie sind Serien das probate Mittel zur Symptombekämpfung. Die 20/45/55 Minuten Konzentration für Scrubs / Suits / Dexter können wir gerade noch aufbringen, um trotz ADHS-light ein wenig Geschichte erzählt zu bekommen. Danach können wir unseren Gehirnen ja auch wieder etwas Ruhe gönnen oder vielleicht doch lieber Whatsapp? Lesen wird immer weniger oder es zumindest scheint dem so und wenn doch, dann die 2 Minuten Terrine des Lesens: Spiegel-, Stern-, Focus-, ZeitOnline. Zack, fertig, weiter. Aber wehe es gibt einen „Weiter“-Button oder das Ende des Artikels scheint in weiter Ferne (+3 Minuten), dann auch zack, fertig, zu lang. Sind wir denn dann einfach zu faul zum Lesen oder haben wir einfach keine Zeit? Wenn ich mir die jüngste Entwicklung bei unser aller Lieblings-Social-Network Facebook so anschaue, dann wohl eher faul. Seit ein paar Monaten wird hier der Anteil der Videos in der Timeline immer größer. Ein paar Katzen hier oder ein bisschen Ice-Bucket-Challange da. Lesen muss man nicht mehr, Social Media funktioniert auch für Analphabeten. Mal kurtz zu meiner total objektiven Sicht auf mich selbst. Ich bezeichne mich gerne als einigermaßen belesenen Menschen, dessen Lesekarriere nur etwas durch weniger spannende Lektüre wie BWL kompakt oder das BGB ins Stocken geraten ist. Doch stimmt das auch? Bin ich nicht vielleicht auch schon infiziert wie die Zombies bei Walking Dead? Deswegen nachfolgend eine kurze Rechnung, wie viel Zeit habe ich in meinem Leben für Bücher, wie viel für Serien investiert.

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Seit meinem Einstieg in die Leserei vor gut 20 Jahren komme ich auf gut 100 Bücher mit durchschnittlich 430 Seiten (Studienliteratur exkludiert, aber natürlich gelesen, wie soll ich sonst Vorlesungen vor- und nachbereiten?!?). Bei einem Lesetempo von etwa 1,2 Seiten pro Minute macht das 890 Stunden oder 111 Arbeitstage. Die letzten zehn Jahre Serien mit circa 1.500 Episoden verteilt auf 20 verschiedene Formate haben mich 900 Stunden oder 113 Arbeitstage gekostet. Also absoluter und relativer Erfolg für die Serien und demzufolge infiziert. Und spätestens jetzt muss ich wohl mein Selbstbild etwas justieren und oberschlaue Sprüche lieber unterlassen. Aber ein wenig trösten kann ich mich dann schon, Serien bieten am ehesten Ersatz für Bücher, shoppen geht nebenher auch und Weihnachten steht ja quasi vor der Tür. Und besser erzählt als Filme sind sie auf jeden Fall, also doch ein kleiner Sieg für den Germanisten in mir! Ok, da kämen da nicht noch hunderte konsumierte Filme auf DVDs, BluRays, HD-DVDs oder vom Himmel gefallener Files auf meinem Rechner dazu. Ebenso wie Milliarden Stunden vor dem Fernseher, bei ungezählten weiteren Filmen, Serien und unsäglichem TV-Schrott, den ich aber dann doch irgendwann mal ganz cool fand. Desweiteren kommen noch dazu: StarCraft, Quake III Arena, Unreal Tournament, Half-Life, Counterstrike, Tony Hawks Pro Skater, Fifa, Pro Evolution Soccer, GTA, Gran Turismo, Borderlands, God of War, Red Dead Redemption, Super Mario Land 1, Super Mario Land 2, Mario Kart, Tetris, … Gott, je länger dieser Artikel wird, desto mehr wird mir deutlich, was für ein Medienkonsumzeitverschwenderkind ich doch eigentlich bin. In den Augen vieler Älterer vermutlich genau das, was sie in uns so gerne sehen: den Untergang des Abendlandes, ein Mensch ohne soziale Kontakte (oder neudeutsch MoF) und Fall für Hartz IV. Naja, Untergang des Abendlandes womöglich, wird ja aber doch sowieso Zeit für was Neues. MoF nein, weil Freunde und Freundin: check! Und bald auch noch ein zweiter Hochschulabschluss, da sollte es doch schon zu einem Job reichen, vielleicht mach ich ja irgendwas mit Medien. Da ich aber nicht denke, dass ich mit meinem Profil eine großartige Ausnahme darstelle, behaupte ich jetzt einfach mal, wir sind zwar infiziert aber doch irgendwie normal. Und wenn nicht ihr, dann wenigstens ich, ich habe nämlich noch 180 Arbeitstage Nachrichten- und Informationslektüre à la Spiegel-Online und Wikipedia auf der Haben-Seite. Und wenn das die alten Nörgler mal nicht überzeugt, dann werde ich halt selber alt und mach mir meine eigenen Regeln und Vorschriften! Während ich die dann aufstelle und mir derweil die Potenz langsam aber sicher abhandenkommt, werde ich mal als NichtPflichtpraktikant (mit Mindestlohn!) bei Google, Amazon, Netflix aufschlagen. Dort check ich mal, was ihr anderen Nerds euch so den lieben langen Tag reinzieht und meine Chefs drehen euch dann alles an, was ihr zwar nicht braucht aber dann unbedingt haben müsst. Oder Ihr macht das ganz von alleine, weil Kunden

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die House of Cards gekauft haben, kauften auch: … Deswegen nehmen wir auch alle mal wieder ein Buch in die Hand, so ganz analog, nix Kindle oder Tolino und lesen nach was in Westeros los ist. Denn vor allem in Zeiten von NSA und gefühltem Überwachungsstaat haben gedruckte Geschichten ein paar unschlagbare Vorteile. Der Kauf erledigt sich relativ anonym, sofern bar bezahlt und Papier kann (noch) keine Daten an irgendwelche Server übermitteln. Aber viel wichtiger, ADHSlight wird im Zaum gehalten und unsere Fantasie und Vorstellungskraft werden angeregt, die Basis unser eigenen Kreativität und Geisteshaltung, die wir meistens leider sträflich vernachlässigen.

PS: Alle genannten Serien, Spiele und das eine Buch kann ich vorbehaltlos weiter empfehlen, wobei das neue Fifa nicht soo geil sein soll, hab ich gehört…

Der Autor: André Zergon 4.Semester. Innovatives Dienstleistungsmarketing

„Hakuna Matata.“

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Lifeloggin‘ / Dear Diary Digitale Existenzsicherung. Zwei Wörter, zwei Welten und zwei Paniken. Beide Wörter in Kombination lassen einen stutzen und wirken kontrovers. Denn Existenzsicherung hat für den Normalsterblichen keine Verbindung zur digitalen Welt. Doch diese Annahme ist mittlerweile Teil der Vergangenheit. Damit bekommt die menschliche Existenzsicherung eine neue Facette. Jim Gemmell, der die MyLifeBits-Software als ein MicrosoftResearch-Projekt kreierte, ist wie der Großmeister unter den sogenannten Lifeloggern und ist davon überzeugt, dass Lifelogging die digitale Existenz des Menschen sichert. Doch was ist an dieser Behauptung dran und was können diese virtuellen Selbstportraits verändern? Egal, ob die Erfassung von biometrischen Daten, Fotos, Emotionen oder allgemein des Lebens, alles wird unter der Bezeichnung des Lifeloggings zusammengefasst, welches das Dokumentieren und Visualisieren von unzähligen Messwerten beschreibt. Ein Trend, der sich damit vom Überbegriff des SelfTrackings abhebt, welches das Erheben von Daten mit dem Ziel das eigene Leben zu verändern meint. Die Motive zu beidem sind zahlreich und doch entstehen sie alle aus Paniken heraus. Es geht schon längst nicht mehr um Kalorien- und Schrittzähler, sondern um Schlafkontrolle bis hin zu Kameras, die jeden Schritt des Lebens aufnehmen. User lernen sich selbst und ihr Leben besser kennen und werden sich vieler Dinge bewusster. Der Eine möchte mittels Gesundheits-Apps alles kontrollieren und selbst beobachten. Und der Andere nutzt die Kameras oder die digitalen Gadgets zur Gedächtnisstütze, Selbstinszenierung, Selbstoptimierung und markerschütternd, aber letztendlich wahr, zur Unsterblichkeit. Denn digital heißt global und was im World Wide Web ist, ist unsterblich. Auf Treffen der „Quantified-Self-Bewegung“ kommen Menschen zusammen, die sich über ihre Erfahrungen auf dem Weg zur Selbsterkenntnis durch Daten austauschen. In ganzen 35 Ländern findet sie ihre Anhänger und ganz unbewusst ist vielleicht jeder Einzelne von uns ein kleiner Selbst-Beobachter. Was früher im Tagebuch verfasst wurde, ist jetzt weder handschriftlich, noch privat. Alles wird digital festgehalten und sogleich geteilt. Der Panik vor der Sterblichkeit ist somit ein Stück weit entgegengewirkt und mit Gesundheits-Apps der Panik vor Kontrollverlust ebenso. In naher Zukunft ist die NSA womöglich ein zurückhaltender und diskreter Nachbar, wenn man sie mit all den Apps vergleicht, die jeden Aspekt des Lebens erfassen. Die Crème de la Crème ist, dass es bald so weit gehen soll, dass Hirnströme ausgewertet werden und zusammen mit Hautsensoren, Thermometern und Pulsmessern, die menschliche Emotionen mit Bildern von Lifelogging-Kameras verknüpft werden. Dies ermöglicht unbestreitbar eine nahezu totale Erinnerung an Vergangenes und damit die Aufzeichnung und Konservierung des eigenen Lebens. So verfügt der Computerwissenschaftler Cathal Gurrin über mehr als 14 Millionen Bilder aus 12

sieben Jahren seines Lebens. Ob man das will, liegt im eigenen Ermessen. Nichts bleibt unbemerkt, außer man schaltet die Kamera um den Hals ab. Doch verlieren nicht wirklich erlebte Erinnerungen an Bedeutung, wenn sie durch die digitale Welt verzerrt werden? Das Gedächtnis verdrängt nicht ohne Grund bewusst schlechte Erinnerungen. Dieser Selbstschutz kann durch Video-Lifelogging verloren gehen. Fotografische Aufnahmen vom langweiligen Alltag oder NichtErfolge können mit der Zeit das Gefühl der Sinnlosigkeit, eine ständige Kontrolle des Lebens und die Bekämpfung menschlicher Eigenschaften wie zum Beispiel Vergesslichkeit und Zufall entstehen lassen. Die digitale Existenz ist gesichert, aber die Lebensfreude wird eingeschränkt. Außerdem ist der Lifelogger selbst nie im Bild. Also bietet die sogenannte personenbezogene Informatik keine vollkommene Aussagekraft über die Biographie eines Menschen. Wenn man darüber nachdenkt, was stattdessen im Bild ist, kommt ein weiteres Panikthema der heutigen Gesellschaft entgegen: Datenschutz und Personenüberwachung. Ganz automatisch nimmt man tausende Gesichter und Orte auf. Malt man sich da die Ausmaße des Lifeloggings, das stetig an Beliebtheit wächst, in ein paar Jahren aus, bildet sich vor einem ein Szenario ab, in dem Bürger sich einen eigenen Überwachungsstaat aufgebaut haben. Aber muss es soweit kommen? Der Blick auf uns selbst durch „Smartphone-Tagebücher“ stillt teilweise unseren Wunsch nach Selbstkontrolle, Erfolge und Anerkennung. Letzteres ist nicht selten unser Antrieb für das Handeln in der digitalen Welt. Denn mal ehrlich, wer fühlt sich nicht gut, wenn er bei Runtastic schneller war als sonst, einen lachenden Smiley anzeigen lassen, ein Erfolgs-Selfie schießen und das mit Freunden auf Facebook und Co teilen kann? Die Userzahlen der Apps, Kameras und Gadgets steigen trotz aller als kritisch zu bewertenden Aspekte. Denn interessant ist es allemal. Neben vielen messbaren Werten kommen diese Apps auch noch in schönen und passenden Designs daher. Die Schlaf-App dunkelblau, die Diät-App hellgrün und die LifelogApp von Sony, die nahezu alles erfasst, so bunt wie das Leben selbst. Ob bei Noom Coach (Diät-App mit virtuellem Ernährungstagebuch) oder Runtastic, es gibt meist eine kostenpflichtige Pro-Version, die lohnenswerte Neuerungen verspricht und damit Kunden anlockt. Runtastic verzeichnete zum Oktober 2014 ganze 95 Millionen App-Downloads und 45 Millionen Registrierungen auf Runtastic.com. Das kommerzielle Interesse an Lifelogging steigt und die Forschung zur Erweiterung ist auf Hochtouren. Sogar für Versicherungen und Ärzte ist es interessant geworden. So erheben zum Beispiel KFZ-Versicherungen Informationen zur individuellen Fahrweise über eine Blackbox oder das Smartphone im Auto. Pay-as-you-drive (PAYD) heißt das neue Modell, bei dem sich das Fahrverhalten direkt auf die Beitragshöhe auswirkt. Wir kreieren virtuelle und öffentliche Tagebücher, die Dokumentation und Selbstoptimierung ermöglichen. Mit dieser

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erweiterten Nutzung der digitalen Welt erfassen und übertragen wir das Lebendige in das Digitale. Folgen sind die wachsende Selbstkontrolle, aber auch, dass wir uns durch das uneingeschränkte Vertrauen in Daten kontrollieren lassen. Keine Frage: Eine lückenlose Erinnerung und Kontrolle kann uns dabei helfen, den eigenen Lebensstil zu beobachten und gegebenenfalls zu ändern.

Die Autorin: Überkommt einem also die Panik vor dem Erinnerungsverlust oder will der Studierende wissen, dass er sich um 4.51Uhr im Bett umgedreht und viel zu viele „Schlafschulden“ hat: auf Lifelogging ist immer Verlass und es kann unser Leben positiv wie auch negativ verändern.

Josefin Fink 1.Semester. BW/ Marketing -

„When life comes knocking gotta keep on rocking.“ - Christina Aguilera - Hello

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#Fuckfacebook So. Plakativer Titel, wa‘? Aber hey, Aufmerksamkeit und so. Okay, jetzt aber zur Sache: Mal ernsthaft, wer nutzt heute denn noch Facebook, wofür es eigentlich konzipiert war? Wer postet denn noch, was er gerade tut, was gerade Überkrasses passiert is‘, sofern‘s nicht gerade der Blog über die Selbstfindungsweltreise ist. Selbst wenn dann mal jemand einen verzweifelten Versuch startet, geht der eigene Post unter Katzenvideos, Epic Fails oder den anderen 1000 Seiten, die man irgendwann mal anscheinend geliked hat, komplett verloren. Seiten wie „Werben und Verkaufen“ sind ja recht willkommen, aber wenn sich dann inhaltliche Abgründe à la MTV auftuen, fragt man sich: „Was will ich hier eigentlich?“ Mal ehrlich, Whatsapp ist praktischer und man hat keine nervigen Gesichter-Icons auf dem Handybildschirm rumschwirren. Wer hatte denn diese geniale Idee bitte?! Aber ich schweife ab. Facebook wird mittlerweile nur noch wegen Gruppen genutzt und den ab und an interessanten Posts geliketer Seiten. Nicht einmal die Werbebranche sieht in Facebook noch einen besonders attraktiven Kanal, gewisse Zielgruppen zu erreichen. Saatchi & Saatchi-Chef Kevin Roberts meint, dass es Facebook in wenigen Jahren nicht mehr geben wird. Aber wen wundert’s? Auch wenn Facebook immer noch eine sehr große und fest verankerte Nutzerschaft in den relevanten Zielgruppen (25-35) besitzt, wer hat denn heutzutage keinen Adblocker? Auch wenn Seiten wie MUZU ihre Inhalte mittlerweile bei aktiviertem Adblocker sperren, lässt sich dieser ganz schnell aus- bzw. wieder anschalten. Werbetechnisch ist Facebook also auf dem Weg ins Grab.

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Das (Anti)Social-Network ist auch schon mehr als oft aufgrund starker Eingriffe in die Privatsphäre der Nutzer in Kritik geraten. Was die Digitalisierung unseres Privatlebens dann dem Real Life (das kennt ihr doch noch, oder?) antut, wurde bereits in zahlreichen Youtube-Videos mal mehr, mal weniger kreativ zum Ausdruck gebracht (Stichwort: ANTI-Social-Network). Wie wäre denn das Leben ohne Facebook? Naja, zum einen müssten wir uns Geburtstage wieder merken, aber damit sollte man fertig werden. In Vorlesungen würde ab und zu besser aufgepasst werden, bis der zweifellos kommende Nachfolger von Facebook uns wieder alle in seinen Bann zieht. Social-Networks sind wohl, sobald sie kommerzialisiert werden, zum Sterben verurteilt, sofern sich kein innovatives Geschäftsmodell findet. Ob wir jetzt einem Giganten bei seinem Fall vom Thron zuschauen oder ob er sich wacker hält, kann ich nicht sagen. Aber es hätte so viel mehr sein können. Tja Freunde, Geld regiert die Welt. Sorry.

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Der Autor: Andreas Schober 3. Semester Mediamanagment & Werbepsychologie

„Stop whining and do something!”


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Ein Weihnachts-Konsum-Märchen Seit das Supermarkt-Sortiment im September wieder um ein sehr, sehr wichtiges Segment erweitert wurde, ist eines unverkennbar: Weihnachten kommt so unverhofft und unerwartet auf uns zu wie jedes Jahr. Die wichtigste Jahreszeit für den Einzelhandel hat begonnen. Kaum haben die letzten Osterhasen das Terrain geräumt, freuen sich Lebkuchenliebhaber und Spekulatianten über Köstlichkeiten im Spätsommer. Andere gehen eher skeptisch an die Sache heran. In der heutigen Zeit steht der Mensch bekanntlich ständig unter Stress. Der Terminkalender diktiert sein Leben. Die Schokoladenindustrie gibt sich völlig selbstlos alle Mühe, um Struktur in den Alltag der Leute zu bringen. Der Adventskalender ist mittlerweile zum absoluten Must-Have geworden. Nicht Jour Fixe und Telefonkonferenz, sondern Vollmichschokolade und mehr sollen den gnadenlosen Stress entschleunigen. „Früher war alles besser“, behaupten die Pessimisten. Alles wird teurer, alles wird schlechter, alles wird kurzlebiger. Jedoch erwarten nicht nur die Optimisten, sondern auch die allgemeinen Statistiken für das Jahr 2014 noch höherer Ausgaben für Weihnachtsgeschenke als im Vorjahr. Schätzungen gehen von Pro-Kopf-Ausgaben von 447 Euro aus. Für viele Geschäfte machen die Weihnachtseinkäufe bis zu einem Viertel des Jahresumsatzes aus. Vor allem Spielwaren, Uhren, Schmuck und Bücher lassen sich zum Jahresende besonders gut verkaufen. Den Run zu Weihnachten machen sich die verschiedensten Branchen zunutze. Dazu gehört ein breites Spektrum, angefangen von Special Interest-Anbietern wie der Weihnachtsbaumindustrie bis zu anderen Firmen, deren Produkte zwar keine unmittelbare Beziehung zum heiligen Feste haben, die den weihnachtlichen Kaufrausch aber auch keinesfalls ignorieren wollen. Damit sich dieses Jahr nicht schon wieder große Enttäuschung breit macht, wenn unter dem Weihnachtsbaum nur selbstgestrickte Socken, mit Liebe gebackene Plätzchen und ein Büchergutschein liegen, helfen viele Firmen völlig uneigennützig aus und machen auf wesentlich geeignetere Weihnachtsgeschenke aufmerksam. Man denke beispielsweise an den Werbespot von eBay aus dem letzten Jahr, der mit einer subtilen Weihnachtsmusik im Hintergrund und dem Schlagsatz „Was immer dich inspiriert“ erzählt, wie der Haushund dem Haushamster zu Weihnachten ein Riesenrad als Steigerung zum winzigen Hamsterrad schenkt.

Coca Cola in den Sinn. Sein Bild ziert die Cola-Flaschen und in der Fernsehwerbung stimmt er die Menschen besinnlich-weihnachtlich. Er ist also allgegenwärtig und eines ist offensichtlich: Genau so und nicht anders muss der echte Weihnachtsmann aussehen. Weihnachtsaffine Baumärkte, wie zum Beispiel OBI, verkünden jedes Jahr aufs Neue, dass sie uns im weihnachtlichen Treiben unterstützen, so gut sie können, nicht zuletzt mit der Bereitstellung einer unübersehbaren Weihnachtsbeleuchtung. Die verschiedenen Telefonanbieter machen zu Weihnachten immer wieder mit speziellen Angeboten und Weihnachtskampagnen auf sich aufmerksam. Die Botschaft lautet: Ist es nicht wichtig, zu Weihnachten mit allen lieben Freunden und Verwandten möglichst gut kommunizieren zu können? Es könnte einen beinahe etwas traurig stimmen, dass die Leute anscheinend nicht mehr als einmal im Jahr dazu im Stande sind, miteinander zu telefonieren. Doch bei den derzeitigen Problemen der Telefonanbieter aufgrund ominöser Umstellungen müssen vielleicht selbst die liebsten Verwandten dieses Jahr darauf verzichten. Endlich ist er da. Der lang ersehnte Moment. Friedlich vereint sitzen wir mit den selbstgestrickten Socken von Omi, Plätzchen futternd und die üblichen Weihnachtslieder trällernd, vor dem festlich geschmückten Baum. Am Telefon spricht man zum ersten Mal nach einem Jahr mit der hochgeschätzten Verwandtschaft, so der Telefonanbieter will – Familie kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen, den Anbieter jedoch schon. Wir reichen uns besinnlich die Hände und hoffen, dass die Weihnachtsgans nicht etwa aus egoistischen Hungergefühlen, sondern um den Sinn ihres Ablebens nicht zu gefährden, baldig aus dem Ofenrohr kommen möge. Von den Nörglern, die immer wieder das böse Wort Konsumverhalten in den Mund nehmen, lassen wir uns unsere hohe Weihnachtsgesinnung noch lange nicht vermiesen. Und noch einmal intonieren wir voller Inbrunst „Stille Nacht, heilige Nacht“ und konzentrieren uns ein letztes Mal auf Weihnachten, denn der Osterhase steht bereits in den Startlöchern.

Zu Weihnachten bemühen wir Werbefachleute uns, eine Vielzahl von Marketing-Kampagnen speziell für das große Fest zu entwickeln. Sich der weihnachtlichen Medienmacht zu entziehen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Sofort kommt einem der Weihnachtsmann des besonders weihnachtlichen Produkts

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Die Autorin: Christine Schwarz 3. Media Managment und Werbepsychologie

„Verletzte Kinder kriegen eher Schokolade.“


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Alles Plastik – Breaking Mad

Alles Plastik - Breaking Mad Ein Selbstversuch scheitert. Einen Tag lang ohne Plastik auskommen? Mission impossible. Zahnbürste, Laptop-Tastatur, TShirt, Joghurtbecher, Pfanne mit Plastikgriff, Duschgel, Handy – Plastik ist allgegenwärtig. Und nicht nur da, wohin das Auge reicht. Beim einmaligen Waschen eines Fleece-Pullis lösen sich bis zu 2000 Mikrofasern, die nicht von Klärwerken zurückgehalten werden und in die Meere gelangen. Auf Deutschlands Straßen spült der Regen 110 000 Tonnen Reifenabrieb in die Kanalisation. Im Vergleich: Das ist etwa 200 Mal mehr Kunststoff als in der Kosmetikindustrie verarbeitet wird. Eine Welt ohne Plastik? Unvorstellbar. Plastik ist der Motor unserer Konsumgesellschaft, Überflussgesellschaft und Wegwerfkultur. 2,6 Millionen Jahre nach der Steinzeit befinden wir uns nun in der Plastikzeit – ohne geht es nicht mehr. Aber was hat es mit dem Plastik genau auf sich? Das Wort Plastizität steht für universelle Formbarkeit. Das wandlungsfähige und leichte Plastik ist vielseitig einsetzbar. Es verspricht Hygiene und verdrängt Schmutz als geschlossener Körper, sofern ohne Risse und ohne Lücke. Zu guter Letzt ist es preiswert, doch auch den Preis wert? Plastik belastet das Ökosystem für eine Ewigkeit, ist toxisch beim Zersetzen oder Verbrennen und enthält giftige Weichmacher. Bei Hawaii hat sich ein gigantischer Müllwirbel im Pazifik gebildet, dessen Zentrum nach Experten-Einschätzung zweimal

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so groß ist wie Texas. Plastik wird nach und nach in winzige Partikel zerrieben und gelangt in die Nahrungskette. Unzählige Meerestiere verwechseln es mit Nahrung und sterben qualvoll. Darüber hinaus entsteht Plastik aus Erdöl, das heißt aus hoch kompromierten abgestorbenen Mikroorganismen. Folglich nutzen wir für eine minimale Gebrauchszeit Ressourcen, die Millionen von Jahren für die Entstehung brauchen. Die Stoffbilanz geht nicht auf: In den günstigen Marktpreis gehen natürlich nicht die gesamten Kosten ein. Stichwort Triple Bottom Line Reporting. Dieses Rechnungslegung nimmt an, dass nachhhaltige Entwicklung nur durch die Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte erreicht werden kann. Somit fallen die Kosten bei den Verursachern an und weniger negative externe Effekte werden der gesamten Gesellschaft angelastet. Ein Unternehmen mit corporate social responsibility kann sich freiwillig dazu verpflichten, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten, der über gesetzliche Vorschriften hinausgeht. Ein aktuelles Thema ist der Verbrauch von Plastiktüten in der EU. Am 21.11.2014 stimmten alle 28 EU-Botschafter für eine Beschränkung von Plastiktüten. Der Verbrauch soll bis 2025 um 80 Prozent gesenkt werden. Aktuell verbraucht ein EU-Bürger jährlich 200 Tüten. Eine Plastiktüte ist durchschnittlich 25 Minuten in Gebrauch, braucht aber zwischen 100 und 500 Jahren zum Zerfallen. In vielen südeuropäischen Ländern und England heizt die kostenlose Vergabe in den Supermärkten den Verbrauch an. Zuletzt verabschiedete Kalifornien ein Plastiktüten-Verbot in

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Und welche Verantwortung trägt eigentlich der Marketer? Wie sieht es mit unvernünftigen Mogelpackungen aus? Zum Beispiel hat Henkel die Dosierempfehlung von Pril Kraft-Gel hochgesetzt und die Ausguss-Tülle vergrößert, sodass das Spülmittel kürzer hält. Zudem macht Elektronik mit 25% einen großen Anteil des Plastikmüllberges aus. Die Vertragsoption NextPhone von Vodafone wirbt mit dem Spruch: „Schon nach einem Jahr kannst Du Dein altes gegen ein brandneues Smartphone tauschen.“ Greenpeace kritisiert, dass damit die Wegwerfmentalität gefördert werde. Allerdings ist bei allem letztendlich der Konsument souverän. Mit dem berühmten Artikel „Marketing Myopia“ im Harvard Business Review stellte Theodore Levitt die einflussreichste Strategie des letzten halben Jahrhunderts vor: Unternehmen sind erfolgreicher, wenn sie sich darauf konzentrieren, Kundenwünsche zu erfüllen, anstatt bloß das Produkt zu verkaufen. Wie wäre es denn, wenn wir nicht unbedingt das neueste FlagshipHandymodell wollen würden, besser mit unseren Smartphones umgehen oder beim Kauf auf langlebige Qualität achten.

Quellen:

Supermärkten. Außerdem gibt es mittlerweile verpackungsfreie Supermärkte wie „Original Unverpackt“ in Berlin Kreuzberg, die Bohnen, Shampoo und vieles mehr in bulk bins anbieten, aus denen Kunden die gewünschte Menge abzapfen können. Doch was könnte Otto Normalverbraucher machen? Als Spontankäufer wird er bei seinem samstäglichen Einkaufsbummel von den Läden zu Impulskäufen verführt und hat keine eigenen Behälter oder Jute-Beutel griffbereit. Plastik ist schlichtweg unvermeidlich. Es steht fest, dass man generell den Konsum herunterschrauben kann. Mehr macht uns schließlich nicht unbedingt glücklicher. VWL 1 – das Gossensche Gesetz des abnehmenden Grenznutzens: „Die Größe eines und desselben Genusses nimmt, wenn wir mit der Bereitung des Genusses ununterbrochen fortfahren, fortwährend ab, bis zuletzt Sättigung eintritt.“ Wir befinden uns in einer hedonistischen Tretmühle. Wenn wir mehr haben, lassen unsere gewachsenen Erwartungen und Wünsche die Glückssteigerung auf der Strecke liegen. Wir streben alle nach Glück, aber Konsumismus kann uns nicht hinführen. Das Ganze hier soll jetzt aber auch kein Aufruf à la „Zurück zur Natur!“ sein.

fluter #52 Film Plastic Planet http://www.spiegel.de/fotostrecke/mogelpackungen-so-tricksen-hersteller-und-haendler-fotostrecke-83717-9.html http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/unverpackt-in-berlinverkauft-ein-laden-waren-ohne-verpackung-a-991768.html http://www.tagesschau.de/ausland/plastiktueten-105.html http://www.wernerboote.com/cms/wernerboote/media/presse/mediapack%20de/Presseheft_Plastic_Planet_%28Stand2013%29.pdf https://www.greenpeace-magazin.de/die-tuete-der-defensive https://hbr.org/2004/07/marketing-myopia

Die Autorin: Kim Ta 5. Semester International Marketing

„This life is pretty amazing!“

Im Jahr fallen in Deutschland pro Person durchschnittlich 32 kg Verpackungsmüll an. Nur kleine Mengen davon werden recyclet wie beispielsweise nur 1% der 14 Millionen Tonnen an jährlich produziertem Styropor. Eine sorgfältige Mülltrennung des Verbrauchers kann bereits viel bewirken. Währenddessen werden weitere innovative Verwertungsverfahren entwickelt. MD #63 -Panik

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Wahn!Sinn? Die Panik vor dem unzureichenden Leben(slauf)

Web 2.0 macht natürlich auch vor der Arbeitswelt keinen Halt.

Rücken gerade, Kopf leicht schräg, nettes aber nicht aufdringliches Lächeln – schon bei den Bildern, welche die nächste Bewerbung beim Traumarbeitgeber schmücken sollen, geht der Betrug an uns selbst los. Sollte man in einer Bewerbung eigentlich nicht darstellen, wer man ist, und dem Zukünftigen kein Bild vermitteln, das nur an dessen Unternehmensethik und Geschichte angepasst wurde? Die Diskrepanz zwischen Realität und Bewerbungsschreiben ist teilweise frappierend. Wo liegen die Gründe dafür? Warum haben wir so panische Angst vor einem nicht perfekten Lebenslauf oder schafft diese Praktik vielleicht doch einen Mehrwert für beide Seiten gleichermaßen? Ein Überblick, der das Paradoxon der Selbstvermarktung entschlüsseln soll.

Aufgrund der Akademisierung der Gesellschaft und der damit steigenden Konkurrenz wird auch der Druck einer guten Bewerbung und Qualifikationen, die Alleinstellungsmerkmale verleihen, immer größer. Alles wird transparenter und kalkulierbarer und das in sämtlichen Bereichen des Lebens. Hier liegt sicher kein Phänomen der Arbeitswelt zugrunde, sondern eine Entwicklung, die uns überall begegnet. Man passt sich den Anforderungen an, die Unternehmen definieren, um die Chancen zu erhöhen eine adäquate Besetzung für die Stelle zu finden. Es ist ein Selbstzweck, aber keine Lüge. Man präsentiert sich einfach in einem auf die ausgeschriebene Stelle zurechtgerückten Licht. Jürgen Hesse, erfolgreicher Autor von Bewerbungsratgebern, beschreibt den Sachverhalt wie folgt: Er bemüht das Gleichnis des Karnevalisten. Ein Mann ist an einem Tag auf drei Kostümparties eingeladen. Er kann nicht auf alle mit dem gleichen Kostüm gehen, weil das gegen die Karnevalsehre verstoßen würde. Also überlegt er sich zum Beispiel, welche Tiere ein ähnliches Fell besitzen. So entscheidet er sich für ein braunes. Indem er nun wahlweise einen Honigtopf, einen Knochen und eine Banane bei sich hat, erweckt er den Eindruck, er stelle einen Bär, einen Hund und einen Affen dar. Das braune Fell sei also die Kernkompetenz und die verschiedenen Gegenstände richten sich an das spezielle Anforderungsprofil der Stelle.

Was beim Fotografen des Vertrauens beginnt, zieht sich wie ein roter Faden durch An- und Motivationsschreiben über den Lebenslauf – Entschuldigung, Curriculum Vitae natürlich – bis zum Layout. Man präsentiert sich wie es verlangt wird, aber nicht wie man ehrlicherweise ist. Doch wer entscheidet, was enthalten sein sollte und was man getrost für sich behalten kann? Hier spielen weit mehr Einrichtungen als nur Unternehmen eine Rolle. Was einen optimalen Lebenslauf definiert, legen die Personalchefs, die neue Stellen besetzen, die Unis, die Masterplätze vergeben, die Stiftungen, die Stipendien ausschreiben, fest. Was tun, wenn der Auslandsaufenthalt fehlt oder die Praktikadecke noch recht dünn ist? Ranklotzen. “Ich mache das für mich selbst!“ So oder so ähnlich macht man sich selbst gefügig die Anforderungen zu erfüllen. Gibt es überhaupt den perfekten Lebenslauf? Natürlich nicht. Es wäre vermessen zu glauben, es gäbe die universell gültige Mischung von Kompetenzen und Auftreten. Wie schon erwähnt ist Individualisierung unumgänglich und wird vor allem subjektiv bewertet. Wie so oft ist Objektivität in diesem Zusammenhang auch nicht zu gewährleisten, was aber kein zwingender Nachteil ist. Die persönliche Biographie von Personalern als Damoklesschwert über der Bewerbung? Ja, Fluch und Segen zugleich. Was von dem einen als perfekt verdichtetes C.V. gesehen wird, ist für den anderen lückenhaft. Um zu verstehen, wie wir uns angemessen darstellen, muss man den Ablauf in den Personalabteilungen kennen: Was sollte eine gelungene Bewerbung im Allgemeinen charakterisieren? Der Bewerbungsprozess hat sich in den letzten 10 Jahren bedeutend verändert. Hat man sich anno 2004 noch vorwiegend postalisch um eine neue Anstellung bemüht, läuft der Prozess heute fast überall online ab. Große Konzerne wie Bosch oder Daimler haben eigene Bewerbungsportale, in deren Masken Qualifikationen teilweise nur noch per Drop-Down-Menü angegeben werden. Aber auch klassische Bestandteile wie Lebenslauf oder eben ein Motivationsschreiben sind weiter gefordert, da die persönliche Note nicht vollends aussterben soll. Selbst gestaltete Elemente finden heute im PDF-Format Einzug. Bewerbungsgespräche finden immer häufiger per Skype statt. Das

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Ob das nun Betrug an sich selbst ist, wenn man versucht die eigenen Chancen zu erhöhen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Klar ist aber auch, dass diese Praktik in letzter Zeit stark zugenommen hat und von so elementarer Bedeutung ist wie nie zuvor. Selbstvermarktung schafft durchaus einen Mehrwert für beide Seiten. Der Bewerber wird motiviert sich besser zu qualifizieren, was sich im Gehalt niederschlägt, und der Arbeitgeber bekommt einen Mitarbeiter, der bessere Arbeit liefert. Nicht von der Hand zu weisen ist aber auch, dass das in manchen Fällen groteske Auswüchse annimmt, wenn der Student die fünfte ehrenamtliche Tätigkeit bekleidet oder sich in einer Anzahl von Initiativen engagiert, die sich jenseits der reellen Zahlen befindet. Hier kommt ein weiterer Trend unserer Zeit ins Spiel: Die Work-Life Balance. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wann für sie oder ihn ein Gleichgewicht erreicht ist, was jedoch kein Plädoyer für ein Studentenleben ohne Engagement sein soll. Nur sollte man sich nicht verrückt machen und sich den Spaß am Studium nicht nehmen lassen. Wir leben im Informationszeitalter und dem müssen wir Rechnung tragen. Ob panische Angst vor unzureichender Qualifikation oder angemessene Zukunftsplanung – das muss jeder selbst wissen. Lebensbereiche verschmelzen durch die digitale Revolution. Dieser Prozess stellt uns vor neue Herausforderungen, die steigende Konkurrenz am Arbeitsmarkt ist eine davon. Und wie man so schön sagt: Konkurrenz belebt das Geschäft. Na dann, Kinn hoch, Rücken gerade.

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Der Autor: Max Pohlner 3. Semester Werbung

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Auslandsjahr in Mexiko Mexiko – das Land des Tequila, Sombreros und Drogenkrieges?! Das sind zumindest die ersten Assoziationen, die mit den Nachbarn der USA verknüpft werden. Und trotz all dieser Assoziationen bin ich jetzt seit Anfang des Jahres hier und kann mir nicht mehr vorstellen, wieder zu Hause zu sein. Denn es steckt mehr dahinter, als man aus dem weit entfernten Deutschland erahnen kann. Mit einigen Annahmen schließt man sehr schnell ab. So mit dem in der Heimat bekannten „mexikanischen“ Essen. Von „Chili con Carne“ und „Hardschalentacos“ ist hier nichts zu sehen. Auch Sombreros werden eigentlich nur zum „Dia de la Independencia“ am 17. September getragen, wenn das ganze Land patriotisch ihre Freiheit vom spanischen Kolonialherren feiert. Feiern ist das Stichwort – Mexikaner lieben das Feiern und meist wird ganz traditionell zu Tequila oder Mezcal gegriffen; hierbei scheint die Weltmeinung also allemal richtig zu liegen. Vor allem wenn man bedenkt, dass es in Zentralmexiko einen Ort namens Tequila gibt, der dem weltbekannten Getränk seinen Namen gegeben hat.

Genauso erschreckend wie diese Geschichte ist wohl auch die fehlhafte Medienerstattung, in der kurzweilig davon berichtet wurde, dass der deutsche Student erschossen worden wäre. Gleichzeitig brodelt der Drogenkrieg weiter und selbst die Berichterstattung innerhalb Mexikos scheint nicht mehr zuverlässig zu sein, denn hier bewahrheitet sich traurigerweise das Klischee der Korruption. Die Situation ist hier, aus Monterrey jedoch schwer einzuschätzen, denn der Krieg tobt weiter südlich. In einem ganzen Jahr hier habe ich nicht eine Situation erlebt, in der ich konkret in Gefahr war oder es so empfunden hätte. Wenn man sich also aus bestimmten Staaten Mexikos fernhält, nachts nicht mehr alleine durch die Straßen wandert und auch sonst eine gute Brise Wachsamkeit mitbringt, sollte man sich nicht unsicherer fühlen als anderswo. Und vielleicht kann man dann alle Bedenken hinter sich lassen und dieses wunderschöne Land mit all seinen Facetten genießen.

Je länger man sich in Mexiko umsieht, umso beeindruckter ist man von der Kultur des Landes, die sich von karibischen Stränden im Süden über Urwaldtempel und tiefe Schluchten zu historischen Städtchen zieht, in denen man sich schnell an die europäische Halbinsel und ihre ehemalige Herrschaft erinnert. Kulinarisch hat jede Region des Landes etwas Spezielles zu bieten und jeder sollte etwas finden, dass genau seine Geschmacksnerven beglückt. Die Tec de Monterrey bietet einen wunderschönen Campus, der so kurz vor Weihnachten mit allerlei Dekoration versehen ist. So kommt es vor, dass zahlreiche hauseigene Enten und Rehe zwischen riesigen Weihnachtskugeln und Schneeflocken umherwandern. All das sind nur einige der Gründe, um sich für ein Auslandsjahr in Mexiko zu entscheiden. Allerdings kontaktierten mich in diesem Jahr nicht nur einmal besorgte Studenten im Angesicht der Sicherheitssituation des amtierenden Drogenkrieges. Was steckt denn wirklich hinter all der Panik, die in unseren Köpfen und den Medien regelmäßig über Mexiko ausbricht? Sollte ich mich gar nicht mehr alleine aus dem Haus trauen? Reisen innerhalb von Mexiko abhaken und stattdessen meine freie Zeit lieber mit noch mehr Lerneinheiten vergeuden? Sollte ich in Panik ausbrechen und nach Hause fliegen? Die klare Antwort ist Nein. Versteht das nicht falsch – wir befinden uns nicht im Schoß der deutschen Sicherheit, sondern in einem Schwellenland mit vielen Problemen. Trotzdem weigere ich mich, die Panikmache zu unterstützen, egal wie viele besorgte Mails mich aus Deutschland erreichen. Ja erst vor wenigen Wochen ging ein Raunen durch die Welt, als eine Gruppe internationaler Studenten der Tec de Monterrey an einer Militärkontrolle unter Beschuss kam. Bilanz: ein angeschossener deutscher Student in einem der momentan gefährlichsten Gegenden des Landes, der mit dem Auto eine Militärkontrolle ignorierte und damit eine Reaktion hervorrief.

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Die Autorin: Lea Schneider 5. Semester International Marketing „You are only confined by the walls you build yourself.“


Study abroad? Don’t panic. My name is Adriana Castro. I’m Mexican and I’ll be studying in Pforzheim for a year. My experience in Germany has represented a huge change in many aspects. I came from Monterrey, a city with 5 million people, located at the north with a warm weather almost every time of the year. My home university is Tec de Monterrey with around 17,000 students. As you may be thinking, Pforzheim doesn’t sound as a very attractive destination, but certainly it is. At the beginning, I was interested in HS Pforzheim because it is within the ranking of the top German universities, a fact that not only enriches my field of studies, but makes my abroad experience more valuable. I also selected this university because I will get a double degree that will enhance my depth of knowledge for the issues in International Marketing and also to get another perspective of what I already know. Even though I would have many advantages studying abroad, I must say that doing it in Germany caused me a little bit of panic because of 3 main issues: Economical support: Studying abroad was a big challenge for me and my family. Unfortunately, there are many expenses to cover before arriving to the foreign country, such as international insurance, visa procedures, official translations, advance payments such as the flight etc. Honestly, many times the idea of deserting this opportunity crossed my mind. Thanks to a friend, I discovered a German scholarship for international students that is called Baden-Württemberg-STIPENDIUM. Getting this economical support not only helped me to have a less worrying experience abroad, it also made my visa application easier. I can’t express how thankful I am with this organization, without their support probably I would not be here. Long time and large distances: It is simple to say one year, but when you think of it as more than 300 days without your family and friends separated by thousands of kilometers, it is kind of scary. I’m a single child and usually in Mexico families are very united. Going back for holidays is quiet costly. Happily, I

have found many activities to do such as travelling in Germany and close nations, international meetings and parties as well. Furthermore, I opened a blog with the main purpose of sharing my experience abroad and moreover to encourage other international students to do the same. You can check all my posts here: https://cronicasdelintercambio.wordpress.com/ German culture: Previously to my landing, my conception about Germany and its citizens was far from reality. I always thought about Germany as a developed country with advanced technology, effective government and high quality standards of living. Concerning the people, I could define them as cold, disciplined, conservative, structured and narrow-minded. The language was another matter, generally I had heard that Germans were very proud of it and being here with my A1 level would be an obstacle to communicate. Nowadays, my perception has turned 180 degrees. I have met many affable, helpful and swayable people. Only in few occasions I have had problems to express myself. Until now, I don’t have nothing more to say than THANK YOU, I discovered Germany as such hospitable nation. Despite the fact that there are more than 200 days to return to Mexico I can’t imagine how much more wonderful this experience will be!

Die Autorin: Adriana Castro 7. Semester Marketing „You miss 100 percent of the shots you never take.“ -Wayne Gretzky

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BONAGO Incentive Marketing Group GmbH Bier, Weißwurst und Oktoberfest – ja, mich hat es in die bayrische Hauptstadt verschlagen. Im Herzen Münchens absolviere ich nun seit August mein Praxissemester im Vertriebsmarketing bei der BONAGO Incentive Marketing Group. Ein kleines aber feines Unternehmen mit rund 30 Mitarbeitern – 1/3 davon Praktikanten. Dementsprechend locker und freundschaftlich ist die Atmosphäre im Unternehmen. Gleich zu Beginn wurden wir neuen Praktikanten herzlich von allen Mitarbeitern begrüßt. Die obligatorische Einführungspräsentation über das Unternehmen und was man hier eigentlich so macht, durfte natürlich nicht fehlen. Von den „alten“ Praktikanten bekamen wir dann innerhalb der ersten zwei Wochen nach und nach alle Aufgaben übergeben. Aber nicht nur Aufgaben und Arbeitsprozesse wurden uns erklärt. Die vorangegangene Praktikantengeneration weihte uns in alle Unternehmensgeheimnisse ein und gab uns wertvolle Tipps rund um München, Nachtleben und „was-wir-uuuunbedingt-in-München-machenmüssen“. Alle empfohlenen Clubs und Bars wurden von uns natürlich gleich getestet und für gut empfunden. Ja, was macht BONAGO denn eigentlich so? BONAGO ist ein Tochterunternehmen von Hubert Burda Media und positioniert sich selbst als Belohnungsexperte im Gutscheinmarkt. Das Produkt-Portfolio von BONAGO ist auf die beiden Zielgruppen Personal und Marketing/Vertrieb ausgerichtet. Neben Universalgutscheinen werden bei BONAGO auch Promotion-Kampagnen mit Gutscheinen zur Verkaufsförderung kreiert. Also um es kurz und grob zu fassen: Bei BONAGO geht es um Gutscheine, Motivation und Bindung von Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern. Das Vertriebsmarketing selbst setzt sich aus vier Praktikanten und drei Festangestellten zusammen. Die Stimmung im Team ist sehr locker und für „gute“ Witze ist hier jeder zu haben. Einmal im Monat geht das gesamte Team zusammen Mittagessen. Der wöchentliche Marktbesuch mit dem besten Kuchen Münchens ist für jeden Mitarbeiter hier ein Muss. Im Vertriebsmarketing erhält jeder Praktikant einen Schwerpunkt, um den er sich alleine kümmert. Mein Schwerpunkt: Public Relations. Zu meinen Aufgaben zählen unter anderem das Erstellen der monatlichen Newsletter, das Schreiben von Pressemitteilungen, Personalmeldungen sowie die Pflege der Unternehmenswebseite. In Form von Briefings bekommt man einzelne Projekte übergeben und arbeitet von Anfang an komplett selbstständig. Insgesamt trägt man also ausreichend Verantwortung und kann sich seine Zeit gut selbst einteilen.

bei BONAGO wird einem so einiges geboten. Für die Planung der Marketingmaßnahmen 2015 haben wir als Vertriebsmarketingteam extern einen Workshop durchgeführt. Hier wurde fleißig gebrainstormt, Konzepte erarbeitet, aber natürlich auch gewitzelt und gelacht. Ein weiterer Vorteil, den das Praktikantendasein bei BONAGO mit sich bringt, ist die Zugehörigkeit zum Burda-Konzern. Playboy, InStyle, Bunte, Focus und Co. - alle Zeitschriften des Konzerns gibt es natürlich umsonst. Auf die MitarbeiterCARD (Gutscheinkarte) erhält man für gute Ideen, das Werben von Mitarbeitern oder zum Geburtstag einen Betrag aufgeladen, den man bei über 200 Partnern in Gutscheinen einlösen kann. Ein kleines Extra zum Praktikantengehalt kann schließlich niemandem schaden. Insgesamt kann ich sehr positiv auf meine Zeit bei BONAGO zurück blicken. Ich habe viel über B2B-Kommunikation und PRProzesse in einem angenehmen Arbeitsumfeld gelernt. Gleichzeitig sind gute Freundschaften zu den anderen Praktikanten entstanden, die einem den Arbeitsalltag um einiges versüßen. Wer sich also überlegt, sich auch einmal bei BONAGO zu bewerben – ich kann es euch nur empfehlen.

Ein Highlight während meines Praktikums war der International GiftCard & Couponing Summit in Wiesbaden, bei dem ich als rasende Reporterin dabei sein durfte. Während des Kongresses führte ich Interviews mit Gutscheinexperten von A wie Amazon bis Z wie Zalando. Interne Weiterbildungen, Führungen bei Burda, wilde Feierei auf dem Oktoberfest auf Kosten des Unternehmens oder eine Halloween-Party im Europapark – als Praktikant

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Die Autorin: Aline Rüger 5. Semester BW/ Mediamanagment & Werbepsychologie „Wenn das Leben uns in die Knie zwingt, tanzen wir Limbo.“


Ich bin doch hier, um zu lernen Ein Bericht aus dem Praxissemester bei Ogilvy & Mather. Jeder kennt das Gefühl, das einen überkommt, wenn einen die frohe Botschaft erreicht, dass man bei dem Unternehmen seiner Wünsche für sechs Monate die Chance bekommt reinschnuppern zu dürfen und den großen Agenturalltag hautnah miterleben darf. Die Euphorie kennt keine Grenzen. Jeder kennt aber auch das Gefühl und die Gedanken, die einem durch den Kopf geistern, wenn man wochenlang auf eine Antwort der Unternehmen wartet und sich fühlt wie auf Kohlen sitzend – sich selbstfragend: „Bin ich überhaupt gut genug!?“. Die Euphorie über die Bewerbung, von der man noch so überzeugt war, kommt schnell an ihre Grenzen und wandelt sich mehr und mehr in ein Gefühl von Unbehagen. So auch in meinem Falle: Ganze vier Wochen hat es gedauert bis endlich der erlösende Anruf kam. Die erste Hürde war geschafft und man war bereits mit einem Bein im Agenturalltag angekommen. Doch auf einmal ist da wieder dieses leichte Gefühl von Unbehagen. Je näher der erste Arbeitstag rückt, sobald man den ersten Fuß in die Hallen der Agentur setzt, kommen wieder Fragen auf: Kann ich die an mich gestellten Erwartungen einer der kreativsten Agenturen Deutschlands wirklich erfüllen? Was ist, wenn nicht? Bekomme ich dann nur Aufgaben, bei denen ich nichts falsch machen kann und mir die Kollegen auch zutrauen? Werde ich von meinen neuen Kollegen auch akzeptiert? Das sind alles Fragen, die man sich stellt, die aber nicht unbedingt gestellt werden müssen. Natürlich sollte man mit einem gewissen Anspruch an sich selbst das Praxissemester antreten, aber letzten Endes geht es darum sich selbst besser kennenzulernen, sich selbst auszuprobieren und seinen persönlichen Erfahrungshorizont zu erweitern. Auch ich habe hohe Ansprüche an mich gestellt und wollte bestimmten Erwartungen gerecht werden. Doch mit der Zeit habe ich für mich selbst gemerkt, dass sich auszuprobieren und Fehler zu machen nicht heißt nicht, nicht gut genug zu sein, sondern wie viel Spielraum es gibt, sich immer wieder neu zu entdecken und von gemachten Fehlern enorm zu profitieren. Mein Fazit, welches ich aus sechs Monaten Praktikum ziehen kann, ist, dass die Ansprüche, die man an sich selbst hat, nicht in Verkrampftheit enden, sondern mit der Muse immer wieder neue Wege zu bestreiten. Schließlich war ich da, um zu lernen.

Der Autor: Simon Karpenstein 7. Semester BW/ Marketingkommunikation & Werbung „Live like you’ll die today. Dream like you’ll live forever.“

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Ein Praktikum in Californien Eine Geschichte, wie aus Panik auch Gelassenheit werden kann. Sechs Monate meines Studiums habe ich in Orange County, Kalifornien gelebt, um dort mein Praxissemester bei einem deutschen Unternehmen zu absolvieren. Orange County – richtig, das aus O.C. California. Die Freude war riesig, als ich die Zusage gut neun Monate vor Beginn meines Praktikums bekommen habe. Ich sollte wirklich für ein halbes Jahr in die USA, dazu noch in den Staat an der Westküste, der für viele ein Traum ist bzw. auch bleibt. Doch bis dahin, sollte es noch ein langer Weg sein. Kaum die Zusage bekommen und noch voller Euphorie, ging der ganze Prozess rund um das Visum und die Organisation los. Was den Papierkram anging, war es stellenweise eine fast unlösbare Aufgabe. Die Formulare mussten ausgefüllt und zahlreiche Telefonate geführt werden, damit das ganze ins Rollen kam. Nach acht Monaten, gefühlten tausend Emails und der freundlichen Unterstützung von Nancy – der Praktikanten-Mutter meines Unternehmens – konnte ich letztendlich nach München, um mein Visum zu beantragen. Leichte Anzeichen von Panik kamen dabei schon auf: Hab ich alles richtig gemacht? Sind alle benötigten Formulare dabei oder habe ich etwas Essentielles nicht beachtet? Ich kann euch sagen, diese Panik war komplett umsonst. Die meiste Zeit, die ich im amerikanischen Konsulat verbracht habe, war in der Sicherheitskontrolle. Nach sage und schreibe zehn Minuten stand ich wieder draußen und alles hatte gepasst. Dabei musste ich über mich selber lachen, über was man sich alles Gedanken macht, die im Nachhinein total umsonst sind. Ein paar Tage später wurde mir mein Reisepass mit enthaltenem Visum zugeschickt. Jetzt ist alles sicher, nichts kann mehr schief gehen. Dachte ich… Tage vor meinem Abreisetag kam sie wieder, die Panik. Was ist, wenn ich die Leute dort nicht verstehe? Sie mich nicht verstehen oder unzufrieden mit meiner Leistung sind? Fragen kamen in meinen Kopf, an die ich vorher nie gedacht hätte, und man steigerte sich regelrecht hinein. Letzten Endes musste man aber mit dem mulmigen Gefühl im Bauch klar kommen, dass man da jetzt sowieso nichts daran ändern kann. So begab ich mich am 31. August mit meiner Familie an den Flughafen in Stuttgart. Der Flug sollte mit einem Zwischenstopp in Düsseldorf direkt nach Los Angeles gehen. Nach einer herzlichen, aber auch traurigen Verabschiedung war ich nun komplett auf mich allein gestellt. Erst jetzt realisierte ich so richtig, dass ich nun sechs Monate weg sein würde, in einem Land, in dem ich noch nie zuvor war. Durch die Sicherheitskontrolle am Gate gekommen merkte ich schon, dass etwas nicht stimmte. Die Leute standen unruhig vor dem Eingang und die Flughilfen versuchten vergeblich aufgebrachte Menschen zu beruhigen. Ein Mann sagte mir, dass der Flieger nach Düsseldorf eine Verspätung von über eine Stunde

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habe. Erst scherzend darüber, dass sowas doch sonst nur bei der Deutschen Bahn vorkommt, realisierte ich, dass ich in Düsseldorf meinen Anschlussflug bekommen muss und dass das bei der Verspätung verdammt eng werden könnte. Panik kam auf und kurze Zeit später sah ich mich selber zwischen den aufgebrachten Geschäftsleuten wieder. Über eine Stunde mussten wir warten, bis wir letzten Endes im Flieger Richtung Düsseldorf saßen. Die Stewardessen versicherten mir, dass ich den Anschlussflug nach Los Angeles ohne Probleme bekommen würde, ja, er sogar auf die Passagiere warten würde. Am Düsseldorfer Flughafen angekommen raste ich wie verrückt zum Gate, da ich mittlerweile schon 30 Minuten über der eigentlichen Abflugzeit war. Alles kein Problem, dachte ich, weil die Maschine, wie mir versichert wurde, auf mich warten sollte. Diese Hoffnung wurde mir aber spätestens am Gate genommen, als ich erfuhr, dass kein Passagier mehr in den Flieger durfte beziehungsweise er bereits in der Luft war. Nicht nur Panik machte sich jetzt in mir breit, sondern auch Enttäuschung und vor allem Wut. Ich hatte tatsächlich meinen Flug verpasst. Den Flug, auf den ich mich schon Monate lang gefreut hatte. Mit mir standen noch gut 20 andere Passagiere dort, denen es genau so ging wie mir. Uns wurde gesagt, dass wir uns am Infopoint der Fluggesellschaft melden sollten, damit der Flug umgebucht werden kann, um somit schnellstmöglich an unser gewünschtes Ziel zu kommen. Nach längerer Diskussion mit der Frau am Schalter hatte ich auch tatsächlich einen neuen Flug. Diesmal mit Zwischenstopp in New York sollte ich endlich nach Los Angeles kommen. Die fünf Stunden Wartezeit in Düsseldorf musste ich somit wohl oder übel in Kauf nehmen. Das war der frühste Zeitpunkt und die einzige Alternative, die ohne Übernachtung auf dem Düsseldorfer Flughafen möglich war. Man sollte es nicht glauben, aber es ging diesmal alles gut und ich landete auf dem Flughafen in New York, wo ich dann auch mit meinem Visum ohne Probleme einreisen konnte. Wer schon einmal in die Vereinigten Staaten eingereist ist, weiß, dass man nun durch den Zoll muss. Das Problem war nur, dass meine Koffer unauffindbar waren. Panisch suchte ich sämtliche Förderbänder ab, in der Hoffnung sie irgendwo zu finden – vergeblich. Nach fast einer Stunde Suche und mit der Hoffnung, mein Gepäck würde in Los Angeles am Flughafen auf mich warten, setzte ich mich in den Flieger dorthin, da ich diese Maschine sonst auch verpasst hätte. Die Panik, die durch mein Kofferproblem aufkam, konnte ich mit dem guten Gefühl kompensieren, endlich auf dem Weg zu meinem Zielflughafen zu sein. In Los Angeles angekommen warteten – wie auch nicht anders zu erwarten – keine Koffer auf mich. Ich suchte wieder alles ab, aber meine roten Koffer waren nirgends. Mittlerweile sah ich die Situation aber ganz gelassen, was zum einen an der Müdigkeit, aber auch an den ganzen Geschehnissen, die mir in den letzten 24 Stunden passiert waren, lag. Ich war selbst überrascht, wie cool und gelassen ich in dem Moment reagierte. Mir wurde versichert, dass die Koffer zu meinem Hotel geschickt werden, sobald sie

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Coff ein-D rink

am Flughafen ankommen. Sie kamen auch tatsächlich drei Tage später dort an und ich hatte alle meine Sachen bei mir. Somit hatte ich letztendlich nach “leichten” Anfangsschwierigkeiten, einer kleinen Städtereise und drei Tagen gleicher Kleidung die geilsten sechs Monate meines Lebens und realisierte, dass Panik meistens einfach nur verschwendete Zeit ist.

Der Autor: Johannes Rehm

Natu ral

7. Semester Marketing „You won’t find the beat until you lose yourself in it.!“

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A long hot summer Panik, nein Panik ist nicht das richtige Wort, um das zu beschreiben was am Anfang meines 6-monatigen Vorhabens stand. Ich würde es eher Befürchtung nennen, die Befürchtung ohne die obligatorische Auslandserfahrung in Zeiten von Lebenslaufoptimierungswahn nicht den Job zu bekommen, der nach 3 Jahren Ausbildung, 6 1/2 Jahren Studium und zwei Hochschulabschlüssen eigentlich auch so drin sein sollte. Und so stand am Anfang stand auch nur die grobe Vorstellung englischsprachiges Ausland, sonst nichts. Dann kamen Herrn Professor Dr. Schuler, sein Projekt in Muizenberg/Kapstadt und meine Kommilitonin, spätere Mitbewohnerin, Reisebegleiterin und heutige Kapstädterin Laura. Zwei, drei Wochen später war die ganze Sache dann auch schon eingetütet und wir startklar, naja fast, denn erst die Hürden, dann das Vergnügen. Allen voran das Visum, hierfür benötigt man nämlich: zig Formulare, einen schwarzen Stift zum Ausfüllen, einen Wohnungsnachweis, zwei Arztnachweise, einen Reisepass, Flugtickets, 900 Euro Pfand, mindestens acht Wochen Zeit für die Bearbeitung und eine Menge Nerven. Nachdem die dann auch fast aufgebraucht sind, braucht man noch einen 30kg Gepäck fassenden Koffer und einen genauen Plan, was denn da alles rein soll. Ist das dann auch erledigt, sollte man sich um Persönliches kümmern. Denn eins ist sicher, 9.300 Kilometer Entfernung sind bei einer kriselnden Beziehung definitiv keine Basis für eine gemeinsame Zukunft. Und man sollte sich wirklich drum „kümmern“, sonst endet es vielleicht wenig glorreich am Telefon. Aber jetzt zurück zum Wesentlichen, ich weiß, etwas herzlos, aber frau nannte mich vielleicht nicht umsonst auch schon emotionalen Eisklotz. Also rein in den Flieger und nach knapp 32 Stunden Reisestress angekommen in der Mother City, Cape Town. Für die ersten zehn Tage war erst einmal das B.I.G. Backpackers in Kapstadt unsere Heimat. Wohl eines der schönsten Hostels auf diesem Planeten, wer sich selbst ein Bild machen will: bigbackpackers.co.za. Erste Amtshandlung: Badeshorts/ Bikini an und Bierchen am Pool. Die nächsten Tage bestanden weitestgehend daraus, die Stadt zu erkunden, zu feiern und zu shoppen. Und falls gerade zufälligerweise ein ehemaliger Studienkollege dort sein sollte für ein Auslandssemester, dann macht man das am besten mit dem. Und möglicherweise trifft man dann noch eine ehemalige Kommilitonin am Strand, von der man dann tatsächlich nicht wusste, dass sie dort ist. Die Stadt, ein Traum und das eher maue Stadtzentrum wird von allem anderen einfach mehr als wett gemacht. Das riesige Einzugsgebiet hat einfach auch alles zu bieten, außer vielleicht Skipisten. Kurze Orientierungshilfe zur Größe: Unser eigentlicher Wohnort Muizenberg, knapp 25 Kilometer vom Stadtkern entfernt, gehört offiziell zur Stadt. Auch leben die offiziell 3,4 Millionen Einwohner nur etwa 25 Prozent komprimierter als im Ort unserer Alma Mater, die Bevölkerungsdichte liegt bei 1.500/km2, Pforzheim hat 1.200/km2, New York dagegen 10.500/km2. Es gibt gefühlt tausend Kulturen, die auch eine ganz wichtige

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Sache mitgebracht haben: Essen. Es gibt so viel in so vielen Darreichungsformen, von extrem fleischlastig mit Rind, Lamm, Schaf, Zebra, Antilope, Krokodil, Nilpferd oder Strauß bis komplett vegan. Alles mit einer Liebe und Hingabe zubereitet, die ich so noch nicht zuvor gesehen habe. Und hat man mal genug gegessen, geht’s zur, laut unserem Stadtführer, besucherstärksten Touristenattraktion auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, der Victoria & Alfred Mall. Hier ist alles schon sehr europäisch und würde im Hintergrund nicht der Tafelberg thronen, fühlte man sich eher in ein englisches Seebad versetzt als an den südlichen Zipfel von Afrika. Starke britische wie niederländische Einflüsse auf die Stadt und das gesamt Land lassen sich nämlich nicht übersehen oder überhören. Sollte man nach dem Essen und shoppen ein wenig Lust auf Natur haben, dann gibt es die auch, direkt vor der Haustüre. Zum einen hätten wir den Atlantik, der mit seinen als frisch zu bezeichnenden Temperaturen aber eher zum Sonnen- als zum richtigen Baden einlädt. Zum anderen hätten wir noch den Tafelberg, der im Grunde genommen nur das Ende einer Bergkette ist, die sich vom Kap der guten Hoffnung bis in die Stadt hineinzieht. Wer die Aufstiege nicht scheut oder am Tafelberg die Bergbahn benutzt, wird mit Ausblicken belohnt, die ihresgleichen suchen: Natur, Großstadt, Strände und Wasser, viel Wasser. Und eine Sache, die man da drin dann doch unbedingt machen sollte, ist surfen, Neoprenanzug und keine Angst vor Haien vorausgesetzt. Die beste Location für einen blutigen Anfänger wie mich, ist Muizenberg. Was für ein Zufall, dass unser Projekt und Wohnort dort zu finden waren. Und egal zu welcher Tageszeit, mit dem Surfbrett zum Strand zu laufen und eine Runde zu surfen, wie würde Mastercard sagen, unbezahlbar. Taugen die Wellen dann mal nicht, dann kann man mit einer ebenso mastercartauglichen Aussicht am Strand joggen gehen. Und da ich nun auch mal in Muizenberg angekommen bin, will ich auch bleiben und darüber erzählen, warum wir überhaupt da waren, außer dem Essen. Das Projekt, ein kleines Computerlab, ist im Township Vrygrond beheimatet und kommt man das erste Mal dorthin, wird einem klar, dass das doch noch einmal eine ganz andere Welt ist. Ebenfalls wird klar, dass 20 Jahre nach Ende der Apartheid die soziale Schere kaum größer sein könnte. Ich sprach zuvor von einer moderaten Bevölkerungsdichte, hier ist eine kleine Relativierung. Im offiziellen Teil des Townships leben 13.222 Menschen auf 0,82km2, im inoffiziellen Teil sind es 5.277 auf 0,14km2. Das macht Bevölkerungsdichten von 16.124/km2, respektive 37.693/km2. Und das sind nur die offiziellen Zahlen, inoffiziell leben im gesamten Township mittlerweile mehr als 40.000 Menschen. Welche Enge und Lebensumstände das bedeutet, kann sich ja jeder selbst vorstellen, denn eine Müllabfuhr ist genauso Fehlanzeige wie fließend Wasser in großen Teilen des inoffiziellen Teils. Doch genug der Armutszustandsbeschreibung, zurück zum Projekt. Im Prinzip ging es eigentlich nur darum, Menschen aller

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Altersklassen eine Einführung in die Benutzung von Computern zu geben, wie man E-Mails schreibt und Office bedient. So weit so gut und so einfach. Einfach, wenn Erfahrung vorhanden, schwieriger wenn nicht. So ist das Einschalten des PCs noch einfach, Passworteingabe ohne das geschriebene zu sehen schon weniger. Aber die Bedienung der Maus, für manche so fremd wie für die meisten von uns Quantenphysik. Und hier wird mir klar, dass die Bedienung eines PC dann doch nicht in der ursprünglichen Natur des Menschen liegt. Mehr oder weniger zufällig kamen wir auch noch zum Vergnügen bei einer weiteren Organisation arbeiten zu können, der Communiversity of South Africa. Ein Programm zur Weiterbildung von jungen Erwachsenen, mit und ohne Schulabschluss, jedoch immer ohne Job. Hier dann nicht mehr als EDVErklärBären, sondern als Teacher für Business Entrepreneurship – endlich zahlt sich mein BWLStudium aus. Hier war dann nicht nur die Vermittlung der Inhalte schwierig, 4 Wochen für eine BreakEven-Analyse... Dazu kamen die Schüler selbst, immer nur quatschen, stören und schlafen. Jetzt weiß ich aber endlich, wie sich meine Lehrer gefühlt haben als ich ihnen das angetan habe. Was aber alle nervigen Aspekte aufwiegt sind Dankbarkeit, Herzlichkeit und sichtbarer Fortschritt des Einzelnen und der Gruppe. Ich habe jede/n Einzelne/n (dä Gender-Kaninchen lässt grüßen) in mein Herz geschlossen und hätte gerne ihren Abschlussfeiern beigewohnt, da war ich aber leider schon wieder zu Hause in good old Germany. Wie Ihr Euch denken könnt, waren unsere Tage erfüllt von Arbeit und nochmal Arbeit, so dass an Freizeit kaum zu denken war. Sollte aber doch mal welche da gewesen sein, gab es einiges zu unternehmen. Ich für meinen Teil habe das Wandern für entdeckt, wobei es für andere eher wie Bergauf-Running gewirkt haben mag. Deswegen war ich auch meist alleine unterwegs, wovon auf Grund der Überfall- und Verletzungsgefahr jedoch eher abgeraten wird. Glücklicherweise bin ich immer wieder in einem Stück und fast heilen Knochen unten angekommen und durfte zwei unvergessliche Erfahrungen machen: Einmal, absolute Stille, keine Menschen, kein Wind, kein nichts, nur atemberaubende Aussicht in den Bergen oberhalb Muizenbergs. Die andere, ein eineinhalbstündiger Gewaltrun zum Wolfberg Arch in den Zederbergen, bei 33 Grad im Schatten und nach zwei Stunden und 800 Meter Aufstieg. Ich wusste bis dato nicht, dass man sieben Liter Flüssigkeit zu sich nehmen kann ohne wirklich auf’s Klo zu müssen. Auch wusste ich nicht, dass sich mein Kreislauf für sowas danach so rächen kann und Klopapier ist in der Wildnis Mangelware.

Haufen Menschen aus aller Welt kennen lernen, feiern, leben, lieben und Essen, immer wieder Essen. Ich muss ein Vermögen für aushäusiges Essen ausgegeben haben, vor allem für Sandwiches und Brownies im Stoked Backpackers, meiner vegetarischen Soulfood- und Internetbastion. Falls Ihr also nicht plant ins Ausland zu gehen oder nicht wisst, wie Ihr es finanzieren sollt, macht es und versucht das Geld irgendwie zusammen zu kratzen. Vielleicht in Pforzelona etwas sparsamer leben, arbeiten, Konto plündern, Mama/Papa/ Oma/Opa anpumpen. Mich hat das Ganze, inklusive Flügen, Wohnung, sechs Monate Mietwagen und mindestens vier Mal die Woche Essen außer Haus, so rund 7.000 Euro gekostet, jeden einzelnen davon war es wert! (Danke Eltern für’s Geld, danke Bruder für den Job und danke Unbekannt für mysteriöse, aber auf meinen Namen laufende Konten!) Also plant, spart und macht, dass Ihr mal aus Deutschland weg kommt, es erwartet Euch eine der besten Erfahrungen Eures Lebens, gutes Essen und beim richtigen Reiseland Land auch dreimal Sommer am Stück. Und ja, vielleicht fühlt Ihr Euch danach, aus welchen Gründen auch immer, noch verbundener mit der Hochschule Pforzheim.

Der Autor: André Zergon 4.Semester. Innovatives Dienstleistungsmarketing

„Hakuna Matata”

Und auch wenn das Single-Hiking oft leichtsinnig und gar grob fahrlässig war, so sind es unvergessliche Erlebnisse, die ich auf gar keinen Fall missen möchte. Genauso wie alles andere auch, was ich hier in den paar Zeilen nicht niedergeschrieben habe: Tiere gucken, Besuch von Muttern, Bungeejumping, ein

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Kernwert: Gänsehaut Während Kommilitonen in Schattenreichen wie Hamburg Schanze oder Frankfurt Sachsenhausen dümpeln, bin ich am Nabel der Welt: Bietigheim-Bissingen. Was in Bi-Bi – wie wir Insider die Hood nennen - abgeht weiß ich nicht, denn ich wohne in Pforzheim. Vorteil: Powernapping ist nun Kernkompetenz. Nachteil: jeden Tag zwei Stunden pendeln. Also zehn Stunden in der Woche und etwa zweihundertvierzig während des gesamten Praktikums. Streik und Verspätungen der Bahn exklusiv (Probs an die GDL). Das sind dann insgesamt – momentwoistdertaschenrechner – zehn Tage nur in der Bahn. Dufte. Aber das, Freunde des gepflegten Werbesprechs, sind auch schon alle downsides. Ich arbeite in der Abteilung Handelsmarketing. Das klingt erstmal so attraktiv wie Darmspiegelung, ist es aber nicht. Denn dort eingegliedert ist die Marketingkommunikation mein Aufgabenbereich. Neben dem Tagesgeschäft besteht diese aus zwei Kundenmagazinen und einer Porsche Fanseite, deren Betreuung ich übernehme. Es gibt fast immer viel zu tun, die Aufgaben sind fordernd, es könnte also nicht besser sein. Mein Team besteht aus jungen Leuten, die ich als klassische Performer eingeschätzt habe. Alle sind von einem gewissen Porsche-Virus befallen und gehen den gerne zitierten „Extrameter“. Das machte mich zu Beginn etwas stutzig. Aber die Stimmung ist dafür, dass es sich um ein schwäbisches Traditionsunternehmen handelt, relativ locker. Kommt natürlich

immer auf die eigene Person an. Aber ich bin sehr froh, dass die Abteilung nicht so steif und spießig ist wie andere. Außerdem kümmert man sich gut um die Praktikanten. Es herrscht eine gute Mischung aus Freiraum und Rettungsschirm. Auch sonst wird viel geboten. Ob Werksbesichtigung, Museumsbesuch, Fahrsicherheitstraining: Ich kann mir Langweiligeres vorstellen. Das alles läuft natürlich unter internal branding. Ich hab mich immer gefragt, was das genau ist. Und was davon auch Wirkung zeigt. Jetzt weiß ich es: Man schicke den zu brandenden für ein Wochenende auf den Porsche Sports Cup nach Spa-Franchorchamps und spannt ihn dort ins Event-Team ein. Zu Beginn habe ich meine Kollegen noch mit einem gesunden Abstand betrachtet und ihr wording fast ein bisschen belächelt. Das klang für mich alles etwas aufgesetzt und prätentiös. Aber mit der Zeit und - vor allem - diversen Fahrten, hab ich die Vermutung, dass eben dieses wording die Zielgruppe, nämlich Porsche Enthusiasten, exakt trifft. Und die ganz genau wissen, was mit vermeintlichen Worthülsen wie „Fahrspaß“ gemeint ist. Für mich haben schon fünf Runden neben einem Instrukteur auf der Rennstrecke in Spa gereicht. Mit dem Gedanken daran kann ich nun Gänsehaut und ein lammbock-breites Grinsen abrufen. Ich träume nachts immer noch von Eau Rouge. Es ist Liebe und wir werden viele kleine bärtige Kurven haben.

Der Autor: Guido Reher 4. Semester BW/Marketingkommunikation und Werbung „Keine Hose, Beste Hose.“

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Herausgeber: Projektleitung:

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion wieder. Der Abdruck von Beiträgen ist nur unter Angabe der Quelle gestattet; um ein Belegexemplar wird gebeten.

Ömer Gör Christine Schwarz

Danksagung:

werbeliebe e.V. – studentische Kommunikationsagentur

Redaktion, Autoren & Korrektorat: Ömer Gör, Christine Schwarz, René Bogatscher, Maximilian Pohlner, Guido Reher, Alina Rüger, Simon Karpstein, Romina Kraus, Selina Rieser, Kim Ta, Dennis „Benny“ Gleiß, Adriana Castro, André Zergon, Johannes Rehm, Lea Schneider

Layout & Grafik: Ömer Gör Karin Mahler Jasmin Höger

Illustrationen: René Bogatscher Muhamed Abed Christian Burkhardt

Vielen lieben Dank an alle, die an der Erstellung dieser Ausgabe des MD beteiligt waren und ihre Finger im Spiel hatten. Besonderer Dank gilt natürlich den Autoren für die fleißige Schreibarbeit, den Korrektoren und den Illustratoren für all die kleinen Meisterwerke. Besonderes Dankeschön und Lob geht an die Layouter für die nächtliche Bastelarbeit und ihre Strapazierfähigkeit. Außerdem bedanken wir uns recht herzlich bei den Anzeigenkunden.

Bildrechte: René Bogatscher Muhamed Abed Christian Burkhardt iMac 27“ Impressum: http://www.vecteezy.com/members/belial90

Anschrift: Akquise & Angebotsabwicklung: Ömer Gör Christine Schwarz Romina Kraus

Hochschule Pforzheim Werbeliebe e.V./Marketing Digest Tiefenbronner Str. 65, 75175 Pforzheim

Druck: Flyeralarm GmbH

Auflage: 2500 Exemplare

Erscheinung: Einmal pro Semester

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